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Band 2<br />

Wertegesellschaft als ökonomischer Faktor.<br />

Zur Kapitalmarktrelevanz nachhaltiger und<br />

wertebasierter Unternehmensführung<br />

2. Berliner Kongress<br />

Dokumentation<br />

Value-based Society as an Economic Factor.<br />

On the Capital Market Relevance of<br />

Sustainable and Value-based Corporate<br />

Governance<br />

2 nd Berlin Congress<br />

Documentation<br />

Schriftenreihe


Seite 2 Titel<br />

Band 2<br />

Wertegesellschaft als ökonomischer Faktor.<br />

Zur Kapitalmarktrelevanz nachhaltiger und<br />

wertebasierter Unternehmensführung<br />

2. Berliner Kongress<br />

Dokumentation<br />

In der Schriftenreihe der <strong>Antidiskriminierungsstelle</strong> des Bundes werden Forschungsergebnisse,<br />

Untersuchungen, Dokumentationen usw. als Diskussionsgrundlage<br />

veröffentlicht. Die Verantwortung für den Inhalt obliegt der<br />

jeweiligen Autorin bzw. dem jeweiligen Autor. Alle Rechte vorbehalten. Auch<br />

fotomechanische Vervielfältigung des Werkes (Fotokopie/Mikrokopie) oder<br />

von Teilen daraus bedarf der vorherigen Zustimmung der <strong>Antidiskriminierungsstelle</strong><br />

des Bundes.<br />

ISBN 978-3-8329-4658-6


Seite 3 Vorwort<br />

Vorwort<br />

Der 2. Berliner Kongress „Zur Kapitalmarktrelevanz<br />

nachhaltiger und wertebasierter Unternehmensführung“<br />

im Atrium der Deutschen Bank AG am 12. Mai<br />

2009 ist die konsequente Weiterentwicklung einer<br />

Veranstaltungsreihe zum Thema „Wertegesellschaft<br />

als ökonomischer Faktor“, welche die <strong>Antidiskriminierungsstelle</strong><br />

des Bundes im Jahre 2008 ins Leben gerufen<br />

hat.<br />

Mit dem Heraufziehen der Weltwirtschaftskrise ist<br />

das Thema „Wertegesellschaft als ökonomischer Faktor“<br />

aktueller denn je. Mehr noch: Es ist konstitutiver<br />

Bestandteil aller ernst zu nehmenden Überlegungen<br />

zu einer neuen Weltwirtschaftsordnung. „Kapitalmarktrelevanz<br />

nachhaltiger und wertebasierter<br />

Unternehmensführung“ war Hauptaugenmerk des<br />

2. Berliner Kongresses.<br />

Die Bundeskanzlerin formuliert in diesen bewegten<br />

Zeiten: „Die soziale Marktwirtschaft braucht nach innen<br />

ein Leitbild für eine nachhaltige Unternehmens-<br />

führung.“* 1<br />

Inzwischen besteht Konsens: Ohne einen nachhaltigen<br />

und wertebasierten Umbau der Weltwirtschaftsordnung,<br />

und zwar als „Top-Down-Ansatz“, werden wir die<br />

Krise nicht überwinden können. Das heißt: nachhaltige<br />

und wertebasierte Führung durchbuchstabiert bis in<br />

jedes einzelne Unternehmen. Das war und ist ethisch<br />

geboten und heute mehr denn je kapitalmarktrelevant!<br />

* Rede der Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel am 4. Mai 2009 zum<br />

Thema „60 Jahre Bundesrepublik Deutschland und 20 Jahre<br />

Mauer fall – Erinnerungen und Ausblick“ im Deutschen Theater,<br />

Berlin.


Seite 4 Vorwort<br />

Die Aktienmärkte scheinen die Zeichen der Zeit erkannt<br />

zu haben. Der weltweit tonangebende Dow-<br />

Jones-Sustainability-Index (DJSI) ist eindeutig, auch in<br />

der aktuellen Krise.<br />

Er entwickelt sich seit 1999 durchschnittlich um drei<br />

Prozent besser als etwa der MSCI World als herkömmlicher<br />

Index.<br />

Der älteste Nachhaltigkeitsindex in Deutschland ist der<br />

global ausgerichtete Natur-Aktien-Index (NAI). Er ist einer<br />

der bedeutendsten Gradmesser für die ökonomische<br />

Leistungsfähigkeit ökologisch verantwortlich<br />

handelnder Unternehmen. Mit seinen – und nicht: trotz<br />

seiner (!) – sehr strikten Ausschlusskriterien hat auch er<br />

seit seiner Auflage im Jahre 1997 sowohl den MSCI<br />

World als auch den Dax ununterbrochen deutlich übertroffen.<br />

Die Kapitalmärkte belegen es mithin: Nachhaltige<br />

und wertebasierte Unternehmensführung ist ein<br />

ökonomischer Faktor. Und diskriminierungsfreies Management<br />

ist ein wertschöpfender Bestandteil nachhaltiger<br />

und wertebasierter Unternehmensführung.<br />

Dr. Martina Köppen,<br />

Leiterin der <strong>Antidiskriminierungsstelle</strong><br />

des Bundes


Inhalt<br />

Seite 5 Inhalt<br />

Inhaltverzeichnis<br />

Vorwort<br />

Dr. Martina Köppen<br />

Leiterin der <strong>Antidiskriminierungsstelle</strong><br />

des Bundes .................................................................... 3<br />

Programm ................................................................. 7<br />

Eröffnung des Kongresses<br />

Dr. Martina Köppen<br />

Leiterin der <strong>Antidiskriminierungsstelle</strong><br />

des Bundes .................................................................... 10<br />

Einleitender Vortrag<br />

Klaus-Peter Müller<br />

Vorsitzender der Regierungskommission<br />

Deutscher Corporate Governance Kodex ............... 14<br />

Wieder mehr Wert auf Werte legen<br />

Klaus Prömpers, Leiter des ZDF-Studios Wien, im<br />

Gespräch mit Klaus-Peter Müller, Vorsitzender<br />

der Regierungskommission Deutscher Corporate<br />

Governance Kodex ...................................................... 32<br />

Forum<br />

Von der Nische zum Mainstream:<br />

nachhaltige Kapitalanlagen und<br />

wertebasierte Unternehmensführung<br />

Mitglieder der wissenschaftlichen Kommission der<br />

<strong>Antidiskriminierungsstelle</strong> des Bundes:<br />

PD Dr. iur. Charlotte Gaitanides, LL.M.,<br />

Universität Flensburg


Seite 6 Inhalt<br />

Prof. Dr. André Habisch, Katholische Universität<br />

Eichstätt-Ingolstadt<br />

Prof. Dr. iur. Georg Jochum, Universität Konstanz<br />

Prof. Dipl.-Ing. Dr. Dr. h. c. Margit Osterloh,<br />

Universität Zürich<br />

Prof. Dr. rer. pol. Birger Priddat,<br />

Universität Witten/Herdecke<br />

sowie Prof. Dr. Gerd Grözinger, Universität Flensburg<br />

Experten aus der Praxis:<br />

Ralf Frank, Geschäftsführer Deutsche Vereinigung<br />

für Finanzanalyse und Asset Management (DVFA)<br />

Robert Haßler, Vorstandsvorsitzender Oekom<br />

Research AG<br />

Volker Weber, Vorsitzender Forum Nachhaltige<br />

Geldanlagen<br />

Moderation: Susanne Bergius, Fachjournalistin<br />

für nachhaltiges Wirtschaften und Investieren ..... 42<br />

Plädoyer eines Schweizer Privatbankiers<br />

Eric G. Sarasin, Mitglied des Executive<br />

Committee, Bank Sarasin & Cie AG ........................ 58<br />

Festvortrag<br />

Zukunft Europas: Wertegesellschaft als<br />

ökonomischer Faktor und Lissabon-Strategie<br />

Jean Asselborn, Vize-Premierminister und Außenminister<br />

des Großherzogtums Luxemburg ........... 76<br />

Nachhaltigkeit braucht das Zusammenspiel<br />

von Politik und Wirtschaft<br />

Rolf-Dieter Krause, Leiter und Fernsehchef des<br />

ARD-Studios Brüssel, im Gespräch mit<br />

Jean Asselborn und Eric G. Sarasin ......................... 90


Seite 7 Programm<br />

Programm<br />

9.30 Registrierung<br />

10.45 Eröffnung<br />

Dr. Martina Köppen,<br />

Leiterin der <strong>Antidiskriminierungsstelle</strong> des<br />

Bundes<br />

I. Vortrag<br />

Wertegesellschaft als ökonomischer Faktor.<br />

Zur Kapitalmarktrelevanz nachhaltiger und<br />

wertebasierter Unternehmensführung<br />

11.00 Einleitender Vortrag<br />

Klaus-Peter Müller,<br />

Vorsitzender der Regierungskommission<br />

Deutscher Corporate Governance Kodex<br />

11.30 Im Gespräch mit Klaus-Peter Müller<br />

Klaus Prömpers,<br />

Leiter des ZDF-Studios Wien<br />

12.30 Mittagessen<br />

II. Forum<br />

Von der Nische zum Mainstream:<br />

nachhaltige Kapitalanlagen und wertebasierte<br />

Unternehmensführung<br />

14.30 Forum mit Mitgliedern der wissenschaftlichen<br />

Kommission der <strong>Antidiskriminierungsstelle</strong><br />

des Bundes<br />

2. Berliner Kongress<br />

Wertegesellschaft<br />

als ökonomischer<br />

Faktor.<br />

Zur Kapitalmarktrelevanz<br />

nachhaltiger und<br />

wertebasierter<br />

Unternehmensführung<br />

12. Mai 2009<br />

Atrium der Deutschen<br />

Bank AG<br />

Unter den Linden 13/15


Seite 8 Programm<br />

PD Dr. iur. Charlotte Gaitanides, LL.M.,<br />

Universität Flensburg<br />

Prof. Dr. André Habisch,<br />

Katholische Universität Eichstätt<br />

Prof. Dr. iur. Georg Jochum,<br />

Universität Konstanz<br />

Prof. Dipl.-Ing. Dr. Dr. h. c. Margit Osterloh,<br />

Universität Zürich<br />

Prof. Dr. rer. pol. Birger Priddat,<br />

Universität Witten/Herdecke<br />

sowie Prof. Dr. Gerd Grözinger,<br />

Universität Flensburg<br />

Experten aus der Praxis:<br />

Ralf Frank, Geschäftsführer der Deutschen<br />

Vereinigung für Finanzanalyse und Asset<br />

Management (DVFA)<br />

Robert Haßler,<br />

Vorstandsvorsitzender Oekom Research AG<br />

Volker Weber, Vorsitzender des Forums<br />

Nachhaltige Geldanlagen<br />

Moderation: Susanne Bergius,<br />

Fachjournalistin für nachhaltiges<br />

Wirtschaften und Investieren –<br />

Handelsblatt, ZEIT.online u. a.<br />

17.00 Kaffeepause<br />

III. Plädoyer<br />

Plädoyer eines Schweizer Privatbankiers


Seite 9 Programm<br />

17.30 Eric G. Sarasin,<br />

Mitglied des Executive Committee,<br />

Bank Sarasin & Cie AG<br />

IV. Festvortrag<br />

Zukunft Europas: Wertegesellschaft als<br />

ökonomischer Faktor und Lissabon-Strategie<br />

18.30 Jean Asselborn,<br />

Vize-Premierminister und Außenminister des<br />

Großherzogtums Luxemburg<br />

anschließend<br />

Im Gespräch: Jean Asselborn und<br />

Eric G. Sarasin<br />

Moderation: Rolf-Dieter Krause,<br />

Leiter und Fernsehchef des ARD-Studios<br />

Brüssel<br />

Ausklang mit Kulinarischem und Jazzmusik


Seite 10 Kapitel I<br />

Eröffnung des Kongresses<br />

Dr. Martina Köppen,<br />

Leiterin der <strong>Antidiskriminierungsstelle</strong> des Bundes<br />

Sehr geehrte Damen und Herren,<br />

ich freue mich sehr, Sie heute zum 2. Berliner Kongress<br />

der <strong>Antidiskriminierungsstelle</strong> des Bundes hier im Atrium<br />

der Deutschen Bank AG in Berlin begrüßen zu<br />

dürfen!<br />

Das Thema „Wertegesellschaft als ökonomischer Faktor“<br />

hat seit dem 1. Berliner Kongress im vergangenen<br />

Jahr an Bedeutung nicht verloren. Im Gegenteil: Mit<br />

dem Heraufziehen der Weltwirtschaftskrise ist es<br />

aktueller denn je. Mehr noch: Es ist konstitutiver Bestandteil<br />

aller ernst zu nehmenden Überlegungen zu<br />

einer neuen Weltwirtschaftsordnung. Und so befinde<br />

ich mich inzwischen mit diesem mir so wichtigen Thema<br />

in bester Gesellschaft.<br />

Dr. Martina Köppen eröffnet<br />

den Kongress mit einem<br />

Plädoyer für nachhaltige<br />

Hauptaugenmerk legen wir mit dem 2. Berliner Kon-<br />

und wertebasierte Untergress<br />

auf den Aspekt der „Kapitalmarktrelevanz nachnehmensführunghaltiger und wertebasierter Unternehmensführung“.<br />

Die Bundeskanzlerin formuliert ausdrücklich: „Die soziale<br />

Marktwirtschaft braucht nach innen ein Leitbild<br />

für eine nachhaltige Unternehmensführung.“


Seite 11 Kapitel I<br />

Inzwischen besteht Konsens: Ohne einen nachhal-<br />

tigen und wertebasierten Umbau der Weltwirt-<br />

schaftsordnung werden wir die Krise nicht über-<br />

winden können. Und wenn ich hier von Umbau der<br />

Weltwirtschaftsordnung spreche, dann meine ich das<br />

sozusagen als „Top-Down-Ansatz“. Das heißt: nachhaltige<br />

und wertebasierte Führung durchbuchstabiert<br />

bis in jedes einzelne Unternehmen. Das war und<br />

ist ethisch geboten und heute mehr denn je kapitalmarktrelevant!<br />

Lassen Sie mich noch einmal betonen: Die Aktienmärkte<br />

scheinen die Zeichen der Zeit erkannt zu haben.<br />

Der weltweit tonangebende Dow-Jones-Sustainability-


Seite 12 Kapitel I<br />

Index (DJSI) ist eindeutig. Er entwickelt sich seit 1999<br />

durchschnittlich um drei Prozent, besser als etwa der<br />

MSCI World als herkömmlicher Index, und zwar auch<br />

in der aktuellen Krise.<br />

Der älteste Nachhaltigkeitsindex in Deutschland ist<br />

der global ausgerichtete Natur-Aktien-Index (NAI). Er<br />

ist einer der bedeutendsten Gradmesser für die ökonomische<br />

Leistungsfähigkeit ökologisch verantwortlich<br />

handelnder Unternehmen. Mit seinen – und nicht:<br />

trotz seiner (!) – sehr strikten Ausschlusskriterien hat<br />

auch er seit seiner Auflage im Jahre 1997 sowohl den<br />

MSCI World als auch den Dax ununterbrochen deutlich<br />

übertroffen.<br />

Die Kapitalmärkte belegen es mithin: Wertegesellschaft<br />

ist ein ökonomischer Faktor. Die konsequente<br />

Umsetzung dieser Erkenntnis ließ lange zu wünschen<br />

übrig. Kirchen, Stiftungen und Pensionsfonds fordern<br />

inzwischen maßgeschneiderte Indizes und fragen auf<br />

Roadshows sehr dezidiert nach der Einhaltung strikter<br />

Kriterien einer werteorientierten Unternehmensführung.


Seite 13 Kapitel I<br />

Und: Kleine und große Unternehmen in Deutschland<br />

arbeiten inzwischen noch routinierter mit Begriffen<br />

und Kategorien wie Art. 14 (2) Grundgesetz, Corporate<br />

Social Responsibility, Nachhaltigkeit, Corporate Citizenship<br />

und Compliance. Diese alten und neuen Stichworte<br />

haben eines gemein: Alle reden darüber, wenige<br />

haben die Dinge bis heute allerdings hinreichend<br />

miteinander verknüpft und zu Ende gedacht.<br />

Vielleicht wird sich jetzt der eine oder andere fragen,<br />

warum die Leiterin der <strong>Antidiskriminierungsstelle</strong> des<br />

Bundes hier über die Architektur einer neuen Weltwirtschaftsordnung<br />

und über nachhaltige und wertebasierte<br />

Unternehmensführung spricht. Meine Antwort<br />

lautet: Ich verfolge einen ganzheitlichen Ansatz.<br />

Denn ich betrachte Gleichstellung als Menschenrecht<br />

in seiner universellen Gültigkeit. Der Ansatz folgt meiner<br />

Überzeugung, dass wir nur mit der Wirtschaft im<br />

Boot eine wertebasierte und diskriminierungsfreie<br />

Gesellschaft erreichen können, die in der Lage ist,<br />

nachhaltigen Wohlstand dauerhaft zu sichern.<br />

Mit dem 2. Berliner Kongress zum Thema „Wertegesellschaft<br />

als ökonomischer Faktor. Zur Kapitalmarktrelevanz<br />

nachhaltiger und wertebasierter Unternehmensführung“<br />

möchten wir zu diesem Diskurs<br />

einen Beitrag leisten.<br />

Ich freue mich außerordentlich, dass Sie, sehr geehrter<br />

Herr Müller, als Vorsitzender der Regierungskommission<br />

Deutscher Corporate Governance Kodex, zu<br />

diesem mir so wichtigen Thema den einleitenden Vortrag<br />

übernehmen.


Seite 14 Kapitel II<br />

Einleitender Vortrag<br />

Klaus-Peter Müller,<br />

Vorsitzender der Regierungskommission Deutscher<br />

Corporate Governance Kodex<br />

Meine sehr geehrten Damen<br />

undHerren,<br />

am 30. Oktober 1970 hob in einer umstrittenen Entscheidung<br />

der Deutsche Fußball-Bund das Spielverbot<br />

für Frauen auf. Seither hat sich viel getan. Hunderttausende<br />

Mädchen und Frauen spielten und<br />

spielen Fußball – und sie machen das gut. Als überzeugter<br />

Anhänger des 1. FFC Frankfurt erinnere ich<br />

gern daran, dass die Mannschaft im UEFA-Cup-Endspiel<br />

im Sommer 2008 vor einer Rekordkulisse von<br />

fast 30.000 Zuschauern den Pokal gewann. Und vor<br />

wenigen Wochen sahen, wieder in der Frankfurter<br />

Commerzbank-Arena, ca. 45.000 Zuschauer ein in jeder<br />

Beziehung packendes und beeindruckendes Länderspiel<br />

Deutschland – Brasilien, das gerecht mit 1 : 1 Klaus-Peter Müller:<br />

endete. Der Frauenfußball wird nicht mehr belächelt, „Es kommt darauf an,<br />

verantwortliches Handeln<br />

wie steigende Mitglieder- und Zuschauerzahlen ein-<br />

in den Unternehmen<br />

drucksvoll belegen.<br />

auf allen Ebenen sicherzustellen“<br />

Warum diese persönliche Bemerkung zum Einstieg?<br />

Nun, weil ich meine, der Erfolg des Frauenfußballs<br />

zeigt uns klar: Mit Beharrlichkeit, mit hervorragender


Seite 15 Kapitel II<br />

Leistung und einer guten Portion Idealismus lässt sich<br />

viel bewegen und erreichen. Es muss dabei nicht alles<br />

vier Dekaden dauern. Könnte das nicht vielleicht ein<br />

allgemeines Vorbild sein? Mut und Zuversicht können<br />

wir gut gebrauchen, denn es ist nicht zu leugnen: Um<br />

die globale Wirtschaft ist es zurzeit nicht gut bestellt.<br />

1. Die Folgen der Finanzmarktkrise<br />

Die Finanzmärkte sind im letzten Herbst aus den Fugen<br />

geraten. Der Kollaps der Investmentbank Lehman<br />

hat die Subprime-Krise zur Finanzmarktkrise eskalieren<br />

lassen. Unternehmen halten sich seither mit neuen<br />

Investitionen zurück. Auf vielen Märkten bricht<br />

die Nachfrage ein. Selbst in den Vereinigten Staaten<br />

stellen Verbraucher Anschaffungen zurück und entdecken<br />

– endlich – wieder das Sparen, zumindest temporär.<br />

Die Volkswirtschaften Nordamerikas und Westeuropas,<br />

aber auch vieler anderer Länder, stecken<br />

in einer schweren Rezession, vermutlich sogar der<br />

schwersten seit den späten Zwanzigerjahren. Und<br />

erstmals in der Geschichte geht es überall zur gleichen<br />

Zeit ab wärts – und zwar so rasant wie noch nie.<br />

Der Dow Jones – nach wie vor eines der wichtigsten<br />

Börsenbarometer weltweit – erreichte im Oktober<br />

2007 einen Höchststand von über 14.000 Punkten.<br />

Bis zum März 2009 sank dieser Index um mehr als die<br />

Hälfte auf rund 6.500 Punkte. Im Euroraum hatten<br />

wir im Jahr 2007 noch ein Wirtschaftswachstum von<br />

2,7 Prozent. Erstmals seit Langem müssen wir in diesem<br />

Jahr wohl mit einem Minus von rund 4,5 Prozent<br />

rechnen.


Seite 16 Kapitel II<br />

Die Zahlen verdeutlichen, wie dramatisch die ge-<br />

genwärtige Situation ist. Entscheidend ist aber vor<br />

allem eins: Die Weltwirtschaft steht unter einem Ver-<br />

unsicherungsschock. Wir erleben mehr als eine tradi-<br />

tionelle Rezession, verschärfend wirkt eine Welle der<br />

Unsicherheiten. Viele zweifeln an den Grundfesten<br />

des Wirtschaftens, an stabilen Banken, Staaten und<br />

Währungen. Mit anderen Worten: Wir haben es mit<br />

einem tief greifenden Vertrauensverlust zu tun.<br />

Wie können wir Glaubwürdigkeit und das Vertrauen<br />

der Menschen wiedergewinnen? Um die Schockstarre<br />

zu lösen und die Rezession zu stoppen, muss die Unsicherheit<br />

auf ein akzeptables Niveau zurückgeführt<br />

werden. Vieles ist schon geschehen. Die Europäische<br />

Zentralbank stellt den Banken fast unbegrenzt Liquidität<br />

gegen Sicherheiten bereit. Die Staaten stützen<br />

die Kreditwirtschaft mit Garantien und Kapital – Steuergelder,<br />

die selbstverständlich angemessen verzinst<br />

und am Ende der Laufzeit ordnungsgemäß zurückgezahlt<br />

werden müssen. Die Finanzminister vieler<br />

Länder gehen zudem bis an den Rand des finanziell<br />

Vertretbaren, um die einbrechende Nachfrage durch<br />

Konjunkturprogramme aufzufangen.<br />

Darüber hinaus sehen sich alle Finanzmarktteilnehmer<br />

inmitten einer Diskussion, was sie falsch gemacht<br />

haben und was sie künftig besser machen können.<br />

Banken müssen sich etwa Fragen stellen nach Defiziten<br />

in ihrem Risikomanagement, nach übergroßer<br />

Komplexität mancher Produkte und nach fehlerhaften<br />

Anreizstrukturen bzw. Vergütungssystemen<br />

ihrer Manager und Mitarbeiter. Und einige Banken<br />

werden sogar ihr Geschäftsmodell überprüfen müssen.


Seite 17 Kapitel II<br />

Auch Aufsichtsbehörden haben Fehlentwicklungen –<br />

zum Teil trotz eindeutiger Hinweise – nicht immer<br />

rechtzeitig entdeckt bzw. abgestellt. Gesetzgeber<br />

schließlich ließen Regulierungslücken in einigen Fällen<br />

zu lange offen, zum Beispiel durch die zögerliche<br />

Umsetzung des neuen Eigenkapital- und Aufsichtsstandards<br />

für Banken („Basel II“) in den USA.<br />

Es geht jetzt aber nicht um Schuldzuweisungen, sondern<br />

darum, Verantwortung zu übernehmen und die<br />

notwendigen Schlussfolgerungen für die Zukunft zu<br />

ziehen. Ich halte es daher für richtig, wenn heute intensiv<br />

über die Stabilität der globalen Finanzmärkte nachgedacht<br />

wird. Dazu gehören gewiss auch geeignete, ja<br />

bessere Regeln. Wichtige Eckpunkte sind für mich:<br />

I Eine Stärkung der Kapitalausstattung im internationalen<br />

Bankensystem ist zu begrüßen. Neue Kapitalanforderungen<br />

müssen aber auch mit Rücksicht<br />

auf die aktuelle Marktlage erfolgen. Es kommt auf<br />

das Timing an, um keine prozyklischen Impulse zu<br />

setzen.<br />

I Globale Märkte brauchen zudem eine globale Aufsicht<br />

ohne Regelungs- und Kompetenzlücken. So<br />

gilt es, die Koordination zwischen den nationalen<br />

Aufsichtsbehörden zu verbessern.<br />

I Auch die Früherkennung von Krisen sollte ausgebaut<br />

werden. Dabei kommt dem Internationalen<br />

Währungsfonds (IWF) eine zentrale Rolle zu.<br />

I Viertens müssen Ratingagenturen besser – genauer<br />

gesagt: erstmals – beaufsichtigt werden. Integrität<br />

und Unabhängigkeit des externen Ratingprozesses<br />

müssen durch entsprechende Vorgaben gewährleistet<br />

sein.


Seite 18 Kapitel II<br />

I Und an meine Zunft gerichtet: Banken müssen sich<br />

wieder mehr auf ihre eigene Expertise und den ge-<br />

sunden Menschenverstand verlassen, und sie müs-<br />

sen – darauf komme ich noch zu sprechen – ihren<br />

Wertekanon überprüfen und auf strikter Einhaltung<br />

bestehen.<br />

I Zu einer besseren Markttransparenz gehört ferner,<br />

dass mehr Informationen über die Risiken von<br />

Marktteilnehmern vorliegen. Dies gilt insbesondere<br />

für die Tätigkeit von Hedgefonds.<br />

I Außerdem sollten die Bilanzierungsregeln angepasst<br />

werden. Das Modell der Bewertung zu aktuellen<br />

Marktpreisen hat sich zwar bewährt, aber bei<br />

inaktiven Märkten lässt sich ein „fair value“ häufig<br />

nicht ermitteln, ja oft nur schätzen.<br />

Insgesamt ist festzuhalten: Alle Marktteilnehmer sind<br />

somit dazu aufgerufen, ihren Beitrag zu leisten. Nur<br />

gemeinsam können wir es schaffen, dass sich die Lage<br />

weltweit wieder normalisiert.<br />

2. Nachhaltige und wertebasierte Prinzipien der<br />

Unternehmensführung<br />

Die Finanzmärkte werden nach dieser Krise, die ihren<br />

Ausgang vom amerikanischen Immobilienmarkt genommen<br />

hat, nicht mehr dieselben sein. Reichen aber<br />

mehr Liquidität und bessere Regulierung aus, um die<br />

Finanzmärkte langfristig zu stabilisieren? Ich meine:<br />

Diese Maßnahmen sind notwendig und wichtig.<br />

Denn gerade Banken erfüllen ganz zentrale, ja unverzichtbare<br />

Aufgaben in der modernen, arbeitsteiligen<br />

Wirtschaft. Banken sind die Mittler bei Transaktionen<br />

im Kreislauf des Geldes. Sie wickeln Zahlungen für<br />

andere Wirtschaftsteilnehmer ab, und vor allem: Sie<br />

vermitteln zwischen denen, die Geld anlegen wollen,


Seite 19 Kapitel II<br />

und denen, die Kredite für Investitionen und Anschaf-<br />

fungen benötigen. Banken haben also eine besondere<br />

Verantwortung in der und für die Wirtschaft.<br />

Daher zeigt uns die aktuelle Diskussion zur Gestaltung<br />

der Finanzmärkte, ja der gesamten Wirtschaftspolitik:<br />

Es geht nicht nur um rechtliche oder organisatorische<br />

Fragen. Wir brauchen darüber hinaus ein neues Bewusstsein.<br />

Es geht – um im Sinne Max Webers zu sprechen<br />

– um den ‚richtigen‘ kapitalistischen Geist“.<br />

Jüngst soll Jack Welch, der frühere Chef von General<br />

Electrics, ja gesagt haben: „Genau betrachtet ist Shareholder-Value<br />

die blödeste Idee der Welt.“ Wenn das<br />

Zitat zutrifft, wäre es eine sehr zu begrüßende Form<br />

von Altersweisheit. Denn wir müssen die berechtigten<br />

Interessen aller Anspruchsgruppen, der Stakeholder<br />

des Unternehmens, verfolgen.


Seite 20 Kapitel II<br />

Unser Anspruch muss sein, Eigentümern, Kunden<br />

und Mitarbeitern ebenso wie der Öffentlichkeit gleichermaßen<br />

gerecht zu werden. Dieser Anspruch lässt<br />

sich – wie ich ausdrücklich betonen möchte – nach<br />

wie vor am besten in der sozialen Marktwirtschaft<br />

verwirklichen. Das Konzept der sozialen Marktwirtschaft<br />

begreift den Menschen als soziales Wesen, das<br />

sich in einer Gemeinschaft verwirklicht und sich ihr<br />

verpflichtet fühlt. Zugleich bietet sie dem Einzelnen<br />

den Freiraum, mit seiner Kreativität und seinem Wagemut<br />

Neues zu erschaffen und damit Nutzen für die<br />

Gesellschaft zu stiften. Die soziale Marktwirtschaft<br />

verbindet somit auf faszinierende Weise individuelle<br />

Freiheit mit gesellschaftlicher Verantwortung.<br />

Wir müssen heute besonders aufpassen, dass angesichts<br />

eines ungewöhnlich schweren Konjunktureinbruchs<br />

die soziale Marktwirtschaft und ebenso die Demokratie<br />

keinen irreparablen Schaden nehmen. Denn<br />

ich sehe mit Sorge, dass das Vertrauen der Bürger in<br />

unser Wirtschaftssystem schon vor der Krise rückläufig<br />

war. So zeigt eine Studie im Auftrag des Bundesverbandes<br />

deutscher Banken: Lediglich jeder Zweite<br />

ist heute noch der Ansicht, dass sich die soziale Marktwirtschaft<br />

bewährt habe.<br />

Wie können wir das Vertrauen der Menschen in Banken,<br />

Unternehmen und Märkte wiedergewinnen?<br />

Meine Antwort lautet: Wir, vor allem die Verantwortlichen<br />

in der Wirtschaft, müssen Glaubwürdigkeit<br />

leben und vorleben. Wir müssen zurück zu einem<br />

vernünftigen Maß. Wir müssen stärker auf Risiken<br />

achten. Und das heißt für mich: Wir müssen das Prinzip<br />

der Nachhaltigkeit noch stärker anwenden als


Seite 21 Kapitel II<br />

bisher. Und um das sehr deutlich zu machen: Sozi-<br />

ale Marktwirtschaft, gute Corporate Governance<br />

und Verantwortung gegenüber der Gesellschaft, das<br />

schließt sich doch nicht aus!<br />

Dafür benötigt jede Volkswirtschaft dauerhaft leistungsfähige<br />

und stabile – und damit: nachhaltige<br />

Finanzmärkte. So müssen beispielsweise Umweltprojekte<br />

finanziert werden. Angesichts der Probleme, die<br />

sich etwa durch den Klimawandel ergeben, reichen<br />

öffentliche Mittel bei Weitem nicht aus. Vielmehr<br />

muss auch privates Kapital mobilisiert werden. Es<br />

lohnt sich nach meiner Auffassung, die Finanzmärkte<br />

noch stärker für Umweltzwecke einzuspannen:<br />

I Sie informieren in Form von Preissignalen effizient<br />

über Knappheiten. So sorgen anhaltend hohe<br />

Öl- und Gaspreise langfristig dafür, dass alternative<br />

Energieformen attraktiver werden.<br />

I Mit Marktinstrumenten lassen sich ferner Umweltschäden<br />

ausgleichen, etwa über den Handel mit<br />

CO -Zertifikaten.<br />

2<br />

Dabei sind alle Marktteilnehmer in der Pflicht: Politik,<br />

Industrie und Banken wie auch der Verbraucher. Mit<br />

seiner Kaufentscheidung fällt der Konsument das Urteil,<br />

welche Produkte vom Markt angenommen werden<br />

und welche nicht.<br />

Und hier zeichnet sich ein Bewusstseinswandel ab: So<br />

steigt die Zahl der Investoren, die neben der Rendite<br />

auch auf Nachhaltigkeit setzen. Erhebungen des Sustainable<br />

Business Institute (SBI) zeigen, dass die Zahl<br />

der Fonds, die auf Nachhaltigkeit bei ihren Anlagen


Seite 22 Kapitel II<br />

achten, deutlich zugenommen hat. Während Ende<br />

2006 noch 137 Fonds mit einem Volumen von 18,2 Milliarden<br />

Euro im deutschsprachigen Raum angeboten<br />

wurden, waren es Ende 2008 insgesamt 274 nachhaltige<br />

Fonds mit einem Volumen von über 21 Milliarden<br />

Euro.<br />

Verantwortliches Handeln im freien Wettbewerb<br />

bedeutet aber auch, dass Unternehmen und Banken<br />

versuchen, ja anstreben müssen, angemessene Renditen<br />

zu erzielen – für ihre Kunden, Anteilseigner und<br />

Gläubiger. Das heißt: Banken – wie auch Unternehmen<br />

– müssen sich immer wieder am Markt beweisen.<br />

Dafür müssen sie die Bedürfnisse ihrer Kunden erkennen<br />

und zufriedenstellen. Nun ändern sich Wünsche<br />

und Erwartungen der Kunden im Laufe der Zeit. Doch<br />

Erfolg hat ein Unternehmen nur, wenn es die entsprechenden<br />

Signale hierfür auch rechtzeitig wahrnimmt.<br />

Erwartungsgerechte Angebote und Leistungen sind<br />

auch ein Zeugnis für Respekt vor dem Kunden.<br />

Dies ist wahrhaftig keine neue Erkenntnis. Gerade in<br />

Zeiten der Krise und des Übergangs aber ist die Gefahr<br />

groß, solche Signale zu überhören. Daher hat die<br />

Commerzbank zum Beispiel einen Kundenbeirat für<br />

Privat- und Geschäftskunden eingerichtet. Die Empfehlungen<br />

dieser Interessenvertretung werden vom<br />

Vorstand der Commerzbank geprüft, bewertet und<br />

gegebenenfalls umgesetzt. Darüber hinaus kommt<br />

dem Kundenbeirat eine wichtige Rolle bei der Integration<br />

der Dresdner Bank in die Commerzbank zu.<br />

Denn gerade in diesem schwierigen Prozess ist uns die<br />

Wahrnehmung unserer Kunden enorm wichtig.


Seite 23 Kapitel II<br />

Auch für die Art und Weise, wie Unternehmen gelenkt<br />

und gesteuert werden, gilt: Wir brauchen das Rad<br />

nicht neu zu erfinden! Sondern wir müssen stattdessen<br />

die bestehenden Instrumentarien verfeinern und<br />

konsequenter anwenden. Werteorientierte Unternehmensführung<br />

findet auch und gerade in den hierfür<br />

geltenden Regeln ihren Niederschlag. Lassen Sie mich<br />

daher zwei aktuelle Schwerpunktthemen der Corporate-Governance-Kodex-Kommission<br />

ansprechen, die<br />

in unmittelbarem Zusammenhang mit Nachhaltigkeit<br />

und Werten stehen.<br />

Ein zentrales Thema für die Regierungskommission<br />

wie für den Gesetzgeber ist natürlich die Managervergütung.<br />

Hier gab es nicht nur in Deutschland<br />

Fehlentwicklungen, die gerade in der Finanzkrise<br />

offenkundig wurden. Insbesondere dort, wo Vergütungsstrukturen<br />

zu übertrieben kurzfristiger Erfolgsorientierung<br />

und zu hoher Risikofreudigkeit geführt<br />

haben, gilt es nun:<br />

I über langfristige Anreize gegenzusteuern<br />

I und die Nachhaltigkeit des Vorstandshandelns zu<br />

stärken.<br />

Nachhaltige und langfristige Anreize werden erzielt,<br />

wenn der Vorstand und leitende Mitarbeiter einerseits<br />

angemessen am längerfristigen Erfolg, aber andererseits<br />

auch an einem möglichen Misserfolg beteiligt sind.<br />

Dies kann zum Beispiel durch einen Eigenbeitrag bei<br />

variablen Vergütungsprogrammen erreicht werden.<br />

Wenn es um Angemessenheit der Vergütung geht,<br />

sollte diese nicht nur an der persönlichen Leistung


Seite 24 Kapitel II<br />

des einzelnen Vorstands, der wirtschaftlichen Situa-<br />

tion des Unternehmens und dem relevanten Markt-<br />

umfeld gemessen werden. Auch die allgemeine Ver-<br />

gütungsstruktur im ganzen Unternehmen kann Be-<br />

rücksichtigung finden. Das Stichwort lautet „vertikale<br />

Vergleichbarkeit“. Nur mit einer offenen und transparenten<br />

Debatte sowie gründlich neuadjustierten verbesserten<br />

Vergütungsstrukturen gewinnen die Unternehmen<br />

Akzeptanz und erzielen hier Fortschritte.<br />

Im Übrigen sehe ich weniger den Gesetzgeber als die<br />

Aufsichtsräte und die Vorstände gefordert. Sie sind an<br />

ihre Rolle und Verantwortung für die jeweiligen Zuständigkeiten<br />

zu erinnern. So hätten vielleicht auch<br />

schon in der Vergangenheit Exzesse im Einzelfall<br />

unterbunden werden können. Wir sollten selbstbewusster<br />

sein und handeln und uns mehr als in der Vergangenheit<br />

dem Primat der angelsächsischen Gepflogenheiten<br />

entziehen.<br />

Ein weiteres wichtiges Anliegen der Kodex-Kommission<br />

ist eine stärkere Professionalisierung der Aufsichtsräte.<br />

Dazu gehört auch das Thema Vielfalt. Ich<br />

habe bereits an anderer Stelle darauf hingewiesen:<br />

Unsere Gremien sind im Vergleich mit vielen anderen<br />

Ländern immer noch zu national besetzt, und sie<br />

sind eindeutig zu männlich. Bei der Zusammensetzung<br />

des Aufsichtsrats sollte daher auf ausreichende<br />

Diversität geachtet werden. Und das ist kein Selbstzweck:<br />

Denn größere Internationalität – zum Beispiel<br />

Erfahrung mit Unternehmensmanagement in anderen<br />

Kulturen – kann einem Unternehmen in der Regel<br />

nur guttun, insbesondere wenn es selbst international<br />

tätig ist.


Seite 25 Kapitel II<br />

Und ebenso besteht für mich kein Zweifel, dass wir in<br />

unseren Aufsichtsratsgremien auch eine völlig unangemessen<br />

geringe Vertretung von Frauen haben. Das<br />

müssen wir angehen! Denn wenn es uns auf Sicht nicht<br />

gelingt, dies zu ändern, verschenken wir ein enormes<br />

Potenzial! Das können wir uns angesichts der zahlreichen<br />

Herausforderungen nicht leisten – weder in unseren<br />

Unternehmen im Allgemeinen noch speziell in unseren<br />

Aufsichtsräten. Potenzial nicht zu nutzen, das hieße<br />

schlechtes Wirtschaften und wäre auf keinen Fall gute<br />

Corporate Governance. Das heißt nicht, dass alle Aufsichtsratspositionen<br />

im Dax gleich hälftig mit Frauen zu<br />

besetzen sind. Mit einer noch so gut gemeinten, formalen<br />

Quotenregelung wäre sachlich niemandem gedient. Wir<br />

sollten aber unverzüglich mit einer systematischen Förderung<br />

beginnen, unter anderem mit anspruchsvollen<br />

akademischen Qualifizierungsangeboten. Denn die<br />

Tätigkeit im Aufsichtsrat verlangt fundierte Kenntnisse<br />

vor allem in Rechnungslegung und Bilanzanalyse, aber<br />

auch im Gesellschafts- und im Steuerrecht. Darin sollte<br />

jeder Aufsichtsrat entsprechende Erfahrung sammeln.<br />

Dabei fängt man in der Regel nicht gleich bei einem DAX<br />

30-Unternehmen wie Siemens oder Bayer AG an, erste<br />

Erfahrungen sammeln kann man auch in einem börsennotierten<br />

Unternehmen aus dem S- oder M-DAX.<br />

Die eben geforderten Veränderungen lassen sich also<br />

nicht von einem auf den anderen Tag bewirken. Umso<br />

mehr müssen wir diese Themen mit Nachdruck angehen,<br />

damit sich mittelfristig etwas ändert. Aber auch<br />

für das Unternehmen insgesamt gilt: Vielfalt – oder<br />

Diversity – in der Arbeitswelt bereichert das Leben<br />

und den Arbeitsalltag. Sie führt auch zu stabileren<br />

Strukturen und größerer Vielfalt an Ideen.


Seite 26 Kapitel II<br />

Nicht nur in meiner Funktion als Vorsitzender der<br />

Corporate-Governance-Kodex-Kommission ist es mir<br />

wichtig, auf die besondere Bedeutung von Werten als<br />

Basis einer guten Unternehmensführung hinzuweisen.<br />

Denn wir dürfen unser Handeln nicht allein von<br />

Gesetzen, Regeln, geschriebenen Empfehlungen oder<br />

Kritik von außen leiten lassen. Vielmehr muss richtiges<br />

Handeln aus eigener Überzeugung – „von innen<br />

heraus“ – erfolgen. Es kommt darauf an, verantwortliches<br />

Handeln in den Unternehmen auf allen Ebenen<br />

sicherzustellen – vom Management über die Zentralabteilungen<br />

ebenso wie in den Niederlassungen.<br />

Jedes wirtschaftliche Handeln muss sich daher an<br />

einem Wertekanon orientieren. Die Leitgedanken<br />

des Miteinanders in der Wirtschaft sind für mich: Fairness,<br />

Transparenz und Verantwortlichkeit. Das heißt:<br />

I Alle Akteure sollten erstens einen fairen Interessenausgleich<br />

anstreben – unter Geschäftspartnern<br />

ebenso wie mit Eigentümern, Kunden und Mitarbeitern.<br />

I Zweitens sollten alle Verantwortlichen in der Wirtschaft<br />

ihr Handeln offen und transparent erklären.<br />

I Und drittens müssen wir alle stets bedenken, welche<br />

Folgen und vor allem welche unerwünschten<br />

„Nebenwirkungen“ unser Handeln haben könnte.<br />

Und hier sehe ich insbesondere die Führungskräfte<br />

in der Verantwortung. Gerade sie müssen „mit<br />

gutem Beispiel“ vorangehen und verlässliche Vorbilder<br />

für andere sein.<br />

Wie können diese Ziele in der Praxis gelebt werden?<br />

Bereits viele Unternehmen haben erkannt, dass sie


Seite 27 Kapitel II<br />

gesellschaftlich verantwortlich handeln müssen, um<br />

langfristig auch ökonomisch erfolgreich zu sein. Eine<br />

Reihe großer Unternehmen, darunter auch wir, hat<br />

schon vor vielen Jahren Teams für Reputations- und<br />

Nachhaltigkeitsmanagement etabliert, die die Aktivitäten<br />

zur unternehmerischen Verantwortung koordinieren.<br />

Wir legen zudem regelmäßig alle zwei Jahre in<br />

einem umfangreichen Bericht zur unternehmerischen<br />

Verantwortung offen und anschaulich dar, wie wir als<br />

Bank unsere ökonomische, ökologische und soziale<br />

Verantwortung ganz konkret umsetzen. Die Bandbreite<br />

reicht von der Finanzierung von Projekten erneuerbarer<br />

Energien über die Verwendung von Ökostrom<br />

in unseren Büros bis hin zur Förderung der deutschen<br />

Nationalparks und des Ehrenamts im Sport.<br />

Viele Studien belegen, dass eine aktiv gepflegte Unternehmenskultur<br />

und gemeinsame Wertvorstellungen<br />

entscheidenden Einfluss auf den langfristigen<br />

wirtschaftlichen Erfolg haben. Wie kann dies in der<br />

Praxis aussehen? Gestatten Sie mir, dies wiederum<br />

am Beispiel der Commerzbank zu illustrieren. Dort<br />

wurde Anfang 2007 der Werteprozess „ComWerte“<br />

ins Leben gerufen. In einem intensiven Diskurs wurden<br />

die zentralen fünf Werte identifiziert. Diese sind:<br />

Teamgeist, Respekt/Partnerschaftlichkeit, Integrität,<br />

Marktorientierung und Leistung. Dieses Wertegerüst<br />

basiert auf einer in unserem Haus historisch gewachsenen<br />

Wertekultur, die auf das Selbstverständnis<br />

des „hanseatischen Kaufmanns“ zurückgeht. Denn<br />

schließlich wurde die Commerzbank 1870 in Hamburg<br />

gegründet.


Seite 28 Kapitel II<br />

Dabei wurde mit den fünf Werten nicht einfach eine<br />

abstrakte Unternehmensverfassung gewissermaßen<br />

„par ordre du mufti“ verordnet! Vielmehr ist das Projekt<br />

„ComWerte“ bewusst als dauerhafter, offener und<br />

partizipativer Prozess angelegt, der alle Mitarbeiter<br />

aktiv einbindet. Aus den bankweiten, meist sehr engagierten<br />

und durchaus auch kritischen Diskussionen<br />

sind mehr als 6.000 Verbesserungsvorschläge entstanden.<br />

Die Ideen reichen von praktischen Teambildungsmaßnahmen<br />

über konkrete Verbesserungen in<br />

den Arbeitsabläufen bis hin zu neuen Personalinstrumenten.<br />

Als Realist und Praktiker neige ich gewiss nicht dazu,<br />

die Dinge durch eine „rosarote Brille“ zu betrachten. Daher<br />

sehe ich die Commerzbank auch weder als „strahlendes“<br />

Vorbild für andere, noch bin ich der Ansicht,<br />

dass wir schon alles so gut machen, wie wir das sollten.<br />

Hier ist vielmehr ein dauerhafter Lernprozess vonnöten.<br />

Vergleichende Studien zeigen, dass Unternehmen<br />

ihre gesellschaftliche Verantwortung heute sehr ernst<br />

nehmen. Und natürlich freut es mich in diesem Zusammenhang,<br />

dass die Commerzbank beim renommierten<br />

„Good Company Ranking“ erneut gut abgeschnitten<br />

hat und unter den Finanzdienstleistern in<br />

Europa auf den vorderen Plätzen liegt.<br />

Ich halte daher fest: Es lohnt sich, für lebendige und<br />

offene Unternehmenskulturen beharrlich „am Ball“<br />

zu bleiben. Denn vor allem so können wir ganz entscheidend<br />

dazu beitragen, die Glaubwürdigkeit der<br />

Wirtschaft noch weiter zu verbessern.


Seite 29 Kapitel II<br />

3. Schlussbemerkungen<br />

Eine nachhaltige und wertebasierte Unternehmensführung<br />

umfasst mehrere Ebenen:<br />

I Zunächst kommt es auf den Ordnungsrahmen an.<br />

Die soziale Marktwirtschaft ist für mich die beste<br />

aller bekannten Wirtschaftsordnungen. Ihre Prinzipien<br />

und Bestimmungen sind die Spielregeln, an<br />

die sich die Marktteilnehmer zu halten haben.<br />

I Es gilt aber auch: Zu viele formale Regeln behindern<br />

den Spielfluss. Und dies möchte ich ausdrücklich<br />

auch für die globalen Märkte festhalten: Das Pendel<br />

der Wirtschaftspolitik darf jetzt nicht in Richtung<br />

Protektionismus ausschlagen. Eine „De-Globalisierung“<br />

würde uns auf Dauer schaden: Denn nur der<br />

grenzüberschreitende Handel sichert Wohlstand in<br />

unserem Land und in anderen Teilen der Welt.<br />

I Wer im Wettbewerb mithalten will, muss durch Leistung<br />

überzeugen. Das gilt auf dem Platz wie in der<br />

Wirtschaft. Ohne kompakte Defensive und ohne<br />

starke Offensive kann man nicht um Titel und Trophäen<br />

spielen. Für die Marktwirtschaft heißt dies:<br />

Nur gut aufgestellte Unternehmen können langfristig<br />

Gewinne erzielen. Und nur mit ausreichenden<br />

Gewinnen sind Dividenden möglich. Nur so können<br />

Investitionen getätigt werden. Und nur so werden<br />

Arbeitsplätze erhalten oder neue Stellen geschaffen.<br />

I Zugleich kommt es darauf an, wie Gewinne erwirtschaftet<br />

werden. „Foulspiel“ sollte dabei von vornherein<br />

verpönt sein. Deshalb müssen wir unser<br />

Handeln an einem Wertekanon orientieren. Denn<br />

nur wer glaubwürdig ist, gewinnt das Vertrauen<br />

der Menschen.


Seite 30 Kapitel II<br />

I Und natürlich müssen sich die Verantwortlichen in<br />

der Wirtschaft auch dem kritischen Dialog stellen.<br />

Hier ist die öffentliche Meinung gefragt und mit ihr<br />

Journalisten, Wissenschaftler, Politiker ebenso wie<br />

Kirchen und Nichtregierungsorganisationen. Sie<br />

alle sollten ein wachsames Auge auf die Unternehmen<br />

haben, damit Fehltritte aufgedeckt oder verhindert<br />

werden. Notwendige Debatten sollten aber<br />

von allen Seiten mit dem gebotenen Maß an Fair<br />

Play geführt werden.<br />

I Wir müssen schließlich die Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter in eine feste und lebendige Unternehmenskultur<br />

einbinden. Motivierte und zufriedene<br />

Mitarbeiter sind ein wesentlicher Garant unternehmerischen<br />

Erfolgs. Denn gerade in schwierigen<br />

Zeiten ist es wichtig, ein starkes Team zu haben.<br />

Mein Fazit lautet: Eine verantwortliche Unternehmensführung<br />

hat eine äußerst wichtige, ja existenzielle<br />

Bedeutung.<br />

Zum Schluss noch einige sehr persönliche Bemerkungen.<br />

Die Werte, nach denen wir in unserer Gesellschaft<br />

leben, das sind Werte, die zunächst in unseren<br />

Familien gelehrt und vorgelebt werden. Kindergärten,<br />

Schulen, Universitäten sehe ich als komplementär<br />

an zum in der Familie gelegten Grundstock. Wenn<br />

wir also glauben, heute in einer von Gier einerseits<br />

und Geiz andererseits geprägten Gesellschaft zu leben,<br />

so wirft das folgerichtig die Frage nach dem Erfolg<br />

unserer Wertevermittlung auf. Wenn hier die<br />

Dinge aus dem Lot geraten sein sollten, dann müssen<br />

wir schnell und konsequent gegensteuern. Das gilt<br />

für Aufsichtsratsvorsitzende und Aufsichtsräte, Vor-


Seite 31 Kapitel II<br />

standsvorsitzende wie für Vorstände, und natürlich<br />

für alle, die in unserer Gesellschaft besondere Verantwortung<br />

tragen, für Politiker, die Kirchen, die Verbände<br />

und die Gewerkschaften. Und vielleicht müssen wir<br />

mit denen, die ihre Stellung missbrauchen oder ihrer<br />

Verantwortung nachhaltig nicht entsprechen, härter<br />

umgehen, das heißt konsequenter ahnden. Wer Führungspositionen<br />

bekleidet oder anstrebt, muss wissen,<br />

dass sie oder er auch Vorbildfunktion hat.<br />

Insofern ist es nur folgerichtig, dass Nachhaltigkeit<br />

und Werteorientierung in den Unternehmen ebenso<br />

wie in ihrer Berichterstattung einen immer höheren<br />

Stellenwert einnehmen. Nur auf Gewinne zu schauen,<br />

reicht nicht aus. Wir müssen über den Tellerrand der<br />

klassischen Bilanzierung hinausblicken. Nachhaltigkeit<br />

und Werteorientierung bilden den Grundstock<br />

für das Kapital der Reputation und des Vertrauens!


Seite 32 Kapitel III<br />

Wieder mehr Wert<br />

auf Werte legen<br />

Im Gespräch: Klaus Prömpers, Leiter des ZDF-Studios<br />

Wien, mit Klaus-Peter Müller, Vorsitzender der Regierungskommission<br />

Deutscher Corporate Governance<br />

Kodex<br />

Auf welche Grundwerte können wir uns in einer immer<br />

pluralistischeren Gesellschaft einigen? Und wer soll sie<br />

vermitteln? Brauchen wir mehr Gesetze, oder sind<br />

Empfehlungen der geeignete Weg zu Diversität und<br />

wertebasierter Unternehmensführung? Dies waren<br />

zentrale Fragestellungen des Gesprächs, das Klaus<br />

Prömpers, Leiter des ZDF-Studios Wien, mit Klaus-Peter<br />

Müller, dem Vorsitzenden der Regierungskommission<br />

Deutscher Corporate Governance Kodex, führte. Und<br />

natürlich war auch die Finanz- und Wirtschaftskrise<br />

ein Thema: Könnte sie dazu beitragen, dass Werte in<br />

Unternehmen und in der Gesellschaft wieder eine größere<br />

Rolle spielen?<br />

Das Gespräch und die Diskussion mit dem Publikum<br />

sind hier zusammenfassend dargestellt.<br />

Klaus Prömpers diskutiert<br />

mit Klaus-Peter Müller über<br />

Werteorientierung in der<br />

Wirtschaft


Seite 33 Kapitel III<br />

Werte müssen vorgelebt werden<br />

Die Familie ist die elementare Wertegemeinschaft und<br />

sie leistet den wichtigsten Beitrag zur Wertevermittlung:<br />

Das betonte Klaus-Peter Müller nicht nur in seiner<br />

Rede, sondern auch im anschließenden Gespräch. „Unser<br />

Hauptproblem ist, dass in vielen Familien Grundwerte<br />

wie Toleranz, Ehrlichkeit oder Höflichkeit kaum<br />

noch vermittelt werden. Werte beginnen in der Familie<br />

und dort müssen sie vorgelebt werden. Und dazu kann<br />

jeder von uns etwas beitragen.“ Fatal sei es deshalb,<br />

wenn Eltern ein schlechtes Vorbild wären: „Welchen<br />

Einfluss hat es auf ein Kind, wenn seine Eltern zum Beispiel<br />

ganz ungeniert die Versicherung betrügen, indem<br />

sie die kaputte Kamera als gestohlen melden?“<br />

Wenn Familien weniger zur Wertevermittlung beitragen,<br />

müsse öffentlich mehr geschehen, zum Beispiel<br />

durch die Medien, meinte Klaus-Peter Müller. Weitere<br />

wichtige Instanzen seien Kindergärten, Schulen und<br />

Universitäten. Aus dem Publikum sprach sich auch<br />

André Habisch, Professor an der Universität Eichstätt,<br />

dafür aus, dass Universitäten hier Verantwortung übernehmen<br />

sollten. Er regte an, dass Managerinnen und<br />

Manager vor Studentinnen und Studenten über<br />

ethisches Verhalten und ethische Konflikte in ihrem beruflichen<br />

Alltag reden sollten, denn „Studierende der<br />

Wirtschaftswissenschaften orientieren sich an erfolg-


Seite 34 Kapitel III<br />

reichen Managern.“ Ein guter Ansatz, fand Klaus-Peter<br />

Müller, den er bereits regelmäßig an der Frankfurt<br />

School of Finance & Management praktiziere. „Gerade<br />

jetzt, in Zeiten der Krise, ist es eine Verpflichtung des<br />

Topmanagements, sich nicht wegzuducken, sondern<br />

wir müssen den Dialog führen und die Ernsthaftigkeit<br />

des Versuchs, etwas zu ändern, zeigen.“<br />

Corporate Governance: Empfehlungen statt Gesetze<br />

Der Corporate-Governance-Kodex wird jährlich weiterentwickelt.<br />

„Beim letzten Mal wurde einiges sehr zurückhaltend<br />

gemacht, zum Beispiel beim Thema Transparenz“,<br />

sagte Moderator Klaus Prömpers. „Hier und<br />

bei anderen Themen lehnen viele Unternehmen gesetzliche<br />

Regelungen ab, weil sie zu verpflichtend wären.<br />

Außerdem besteht die Befürchtung, dass in<br />

Deutschland sehr komplizierte Regelungen zustande<br />

kommen. Aber wie kann man Unternehmen überzeugen,<br />

dass sie den Empfehlungen folgen sollen?“ Da sei<br />

man doch auf einem sehr guten Wege, meinte Klaus-<br />

Peter Müller: „95 Prozent der Dax-Unternehmen bekennen<br />

sich zu Corporate Governance und halten sich<br />

an Empfehlungen.“<br />

„Trotzdem will der Gesetzgeber durch neue Gesetze<br />

und Regelungen stärker in Unternehmen eingreifen,<br />

zum Beispiel bei Vergütungen. Betreiben Sie zurzeit<br />

eher einen Abwehrkampf gegen die neue Regelwut<br />

oder versuchen Wirtschaft und Politik gemeinsam zu<br />

gestalten?“, fragte der Moderator. Der Primat der Politik<br />

sei in Ordnung, antwortete Klaus-Peter Müller, aber<br />

er vermisse eine klare Linie. „Die Politik muss entscheiden,<br />

ob sie selber regulieren will, ob sie sich nach den<br />

Empfehlungen des Kodex richten will oder nicht.


Seite 35 Kapitel III<br />

Wenn sie diese nicht annimmt, dann muss sie das der<br />

Öffentlichkeit erklären.“ Die Corporate-Governance-<br />

Kommission habe in den letzten Jahren viel geleistet.<br />

„Sie hat die Grundlagen für Corporate Governance gelegt<br />

und wird sich nicht darauf einlassen, nur einige Lücken<br />

zu stopfen, die die Politik vergessen hat.“<br />

Skeptisch gegenüber dem Prinzip der Freiwilligkeit und<br />

der Bedeutung von Werten äußerte sich eine Kongressteilnehmerin,<br />

die Geschäftsführerin eines seit Generationen<br />

bestehenden Familienbetriebs ist. „Der Begriff<br />

‚Werte‘ ist wie ein Kaugummi. Für Spiele – und auch für<br />

Unternehmen – braucht man nicht unbedingt Werte,<br />

sondern Regeln.“ Das gelte selbst bei Familienunternehmen.<br />

„Ich glaube nicht, dass Menschen einfach gut sind.<br />

Deshalb sind für Unternehmen Regeln notwendig. Wir<br />

haben auch vor fünf Jahren über Werte geredet, vielleicht<br />

war der Wert da das Geld und der Profit.“<br />

Natürlich brauche man Regeln, erwiderte Klaus-Peter<br />

Müller, aber nicht unbedingt Gesetze, denn die seien zu<br />

einengend und in Deutschland oft zu komplex. „Der<br />

Kodex setzt Regeln und Unternehmen müssen erklären,<br />

warum sie sich nicht daran halten. Eine Regel ist<br />

zum Beispiel, dass man nur bis maximal 72 im Auf-


Seite 36 Kapitel III<br />

sichtsrat mitwirken darf. Würde der Kodex eins zu eins<br />

Gesetz, dann müsste jemand mit 72 Jahren auf jeden<br />

Fall aufhören, auch wenn es gute Gründe gibt, dass er<br />

noch weiter arbeitet. Für solche Situationen brauchen<br />

wir, brauchen Unternehmen einen Spielraum, deshalb<br />

wollen wir Regeln und keine detaillierten Gesetze.“<br />

Problematisch ist nach Ansicht von Klaus-Peter Müller,<br />

dass die derzeitigen Debatten emotional aufgeladen<br />

sind. Weit verbreitet seien, auch bei der Politik, Rachegelüste<br />

gegenüber Managern. „Das ist nicht hilfreich.<br />

Wir müssen Manager zur Verantwortung ziehen, bestimmte<br />

Vergehen dürfen nicht als Kavaliersdelikt gelten.<br />

Aber es wird nur über die Manager geklagt, nicht<br />

über die Aufsichtsräte, die zum Beispiel die hohen Gehälter<br />

bewilligt haben. Außerdem sind die Vorwürfe<br />

nur bei wenigen berechtigt. Deshalb darf eine pauschale<br />

Schelte so nicht länger stattfinden.“<br />

Frauenquote: ein immer noch umstrittenes Thema<br />

Immer wieder diskutiert wird im Zusammenhang mit<br />

gesetzlichen Regelungen, ob eine Quotenregelung eingeführt<br />

werden soll, um den Frauenanteil in Aufsichtsräten<br />

zu vergrößern. „Die Quotierung war bei der SPD<br />

erfolgreich, obwohl es zunächst viele Einwände gab,<br />

und Norwegen hat eine Frauenquote für Aufsichtsräte“,<br />

sagte Klaus Prömpers. In Norwegen gebe es spezielle<br />

Bedingungen, antwortete Klaus-Peter Müller.<br />

„Dort sind zwei Drittel der Akademiker Frauen. So weit<br />

sind wir noch nicht, auch wenn der Trend dahin geht.“<br />

Außerdem gebe es in Norwegen besondere Qualifizierungsmöglichkeiten:<br />

„Die Frauen in Norwegen waren<br />

verärgert, immer wieder zu hören, dass ihnen angeblich<br />

fachliche Kompetenz fehle. Deshalb haben Frauen-


Seite 37 Kapitel III<br />

verbände Kurse zur Betriebswirtschaft, zum Lesen von<br />

Geschäftsberichten und ähnlichen Themen angeboten.<br />

Vielleicht sollte man so etwas auch in Deutschland erwägen.“<br />

Sind tatsächlich zu wenig Frauen für Posten in Aufsichtsräten<br />

qualifiziert? Nach Meinung von Ingrid<br />

Sehrbrock, der stellvertretenden Vorsitzenden des<br />

DGB, ist das eher eine Ausrede: „Männer und Frauen<br />

sind heute gleich gut qualifiziert. Man muss in Aufsichtsräten<br />

frühzeitig nach geeigneten Frauen Ausschau<br />

halten. Wenn die Quotenregelung bei Parteien<br />

funktioniert hat, dann geht es auch bei Aufsichtsräten.“<br />

Viele Frauen seien durchaus gut qualifiziert,<br />

entgegnete Klaus-Peter Müller, „aber es gibt zu wenige,<br />

die sich mit der Materie befasst haben, die für Aufsichtsräte<br />

notwendig ist.“ Entsprechende Fortbildungen<br />

– für Frauen und Männer – könnten dabei helfen,<br />

Widerstände abzubauen und das Argument der<br />

mangelnden Qualifizierung zu entkräften. Wichtig<br />

sei es außerdem, dass Frauen in Aufsichtsräten von<br />

kleineren Unternehmen kämen, nicht nur die „Top 30“<br />

der Börsenunternehmen seien relevant. „Wir haben<br />

eine Studie in Auftrag gegeben, um herauszufinden,<br />

wie viele Frauen in Aufsichtsräten sitzen. Untersucht<br />

wird auch, wie ihr beruflicher Werdegang ist. Dadurch<br />

wollen wir erkennen, welche Kriterien für eine solche<br />

Karriere entscheidend sind.“<br />

Unabhängig von der fachlichen Qualifikation stellen<br />

viele Unternehmen für leitende Funktionen eher Männer<br />

ein, weil Frauen zwischen 30 und 40 Jahren häufig<br />

aus familiären Gründen ihre Berufstätigkeit aufgeben.<br />

Ganztagsschulen und Kindertagesstätten würden be-


Seite 38 Kapitel III<br />

sonders Frauen die Vereinbarkeit von Familie und Beruf<br />

erleichtern. Wichtig sei es, dass auch Unternehmen hier<br />

aktiv werden, meinte Klaus-Peter Müller. Die Commerzbank<br />

biete in Frankfurt 200 Plätze in einer Kindertagesstätte<br />

an, für Kinder ab drei Monaten bis zum Kindergartenalter.<br />

„Die Tagesstätte ist von 7 bis 19 Uhr geöffnet. Die<br />

Eltern tragen 30 bis 40 Prozent der Kosten. Außerdem<br />

bieten wir in verschiedenen Orten, für maximal sechs<br />

Wochen, kostenlose Möglichkeiten der Kinderbetreuung.“<br />

Wenn die Angebote zur Kinderbetreuung ausgebaut<br />

werden, dann wird es auch mehr Frauen in leitenden<br />

Funktionen geben, davon ist Klaus-Peter Müller<br />

überzeugt. „Zurzeit sind Frauen in oberen Positionen<br />

Mangelware. In zehn Jahren wird das ganz anders aussehen,<br />

darauf deuten auch die Abschlüsse an Universitäten<br />

hin. Aber es ist wichtig, dass jedes Unternehmen seine<br />

Einstellungspolitik überprüft und die Potenziale von<br />

Frauen nutzt. Wenn sich da nichts ändert, dann müssen<br />

wir eine Quotenregelung einführen.“<br />

Diversität: nicht immer einfach zu praktizieren<br />

Diversität bedeutet nicht nur ein ausgewogenes Verhältnis<br />

von Frauen und Männern. Deshalb sprach Klaus<br />

Prömpers die ethnische Vielfalt an: „Wie kann man<br />

eine internationalere Besetzung von Vorständen, Aufsichtsräten<br />

oder Führungspositionen erreichen?“ Ein<br />

Hindernis sei, so Klaus-Peter Müller, dass für viele Ausländerinnen<br />

und Ausländer die deutschen Mitbestimmungsrechte<br />

und die Arbeitnehmervertretung befremdlich<br />

wären. Ein gravierenderes Problem seien<br />

aber die Sprachbarrieren: „Man müsste zum Beispiel<br />

bei Sitzungen alles dolmetschen und auch alle Vorlagen<br />

und andere Texte übersetzen. Das ist ein Aufwand,<br />

den sich viele Unternehmen nicht leisten können.“


Seite 39 Kapitel III<br />

Auf einen weiteren Aspekt von Diversität wies ein Kon-<br />

gressteilnehmer hin, der den Deutschen Führungskräf-<br />

teverband vertrat: Im Sinne der Mitbestimmung und<br />

der Diversität sollten in Aufsichtsräten alle Angestelltengruppen<br />

vertreten sein. „Aber die Aufsichtsräte,<br />

zum Beispiel in Europäischen Aktiengesellschaften,<br />

werden kleiner. Nach den neuen Regelungen behalten<br />

die Gewerkschaften relativ viele Sitze, aber die Gruppe<br />

der leitenden Angestellten fällt heraus und damit gibt<br />

es weniger Diversität.“ Grundsätzlich befürwortete<br />

Klaus-Peter Müller die Aufsichtsratsverkleinerungen:<br />

„20 oder teilweise noch mehr Personen sind zu viel, für<br />

große Unternehmen halte ich 12 bis 16 Aufsichtsratsmitglieder<br />

für angemessen. Über die Anzahl der Gewerkschaftler<br />

kann man diskutieren, aber leitende<br />

Angestellte mit ihrer Fachkompetenz wären in diesem<br />

Gremium auf jeden Fall wichtig.“<br />

Die Krise als Chance zum Umdenken<br />

„Was ist davon zu halten, wenn durch Unterstützungen<br />

für Opel und andere Unternehmen eventuell<br />

notwendige Strukturanpassungen verhindert wer-


Seite 40 Kapitel III<br />

den?“, wollte Klaus Prömpers wissen. „Ich finde es<br />

nicht gut, dass Vertreter der sogenannten Realwirtschaft<br />

so tun, als ob die Finanzkrise für alle Probleme<br />

verantwortlich sei, zum Beispiel für den schlechten<br />

Autoabsatz“, sagte Klaus-Peter Müller. „Wir haben allesamt<br />

– Wirtschaft, Staat und Bürger – über unsere<br />

Verhältnisse gelebt.“ Es habe sich eine hohe Anspruchshaltung<br />

entwickelt, „das steht mir alles zu“,<br />

und die führe oft zur Verschuldung. „Wenn Mitarbeiter<br />

bei ihren privaten Ausgaben eine Bonuszahlung<br />

fest einkalkulieren, als ob sie sicher sei und ihnen zustände,<br />

ist das nicht in Ordnung. Wir müssen uns stärker<br />

fragen, was wir uns erlauben können und was<br />

nicht. Insbesondere gilt das für Staaten, sonst entsteht,<br />

vor allem in den USA, die Gefahr einer Inflation.“<br />

Bei allen negativen Auswirkungen der Finanz- und<br />

Wirtschaftskrise plädierte Klaus-Peter Müller für eine<br />

gewisse Relativierung: „Wenn jetzt die Rede davon ist,<br />

dass unsere Wirtschaft auf den Stand von vor ein paar<br />

Jahren zurückfallen könnte, wird das als Katastrophe<br />

dargestellt. Ich denke, wir müssen da relativieren:<br />

Wenn eine gewisse Einbuße an Wohlstand das<br />

Schlimmste ist, was wir in den nächsten 30 Jahren erleben,<br />

dann geht es uns nicht wirklich schlecht.“<br />

Als überraschend positiv bezeichnete der Vorsitzende<br />

der Regierungskommission Deutscher Corporate<br />

Governance Kodex die Reaktionen der G-20 auf die<br />

Finanz- und Wirtschaftskrise. Erfreulich sei vor allem<br />

der Zusammenschluss der Kontinentaleuropäer, der<br />

besonders durch Deutschland und Frankreich ermöglicht<br />

worden sei. „Natürlich existiert trotzdem weiterhin<br />

ein Wettbewerb zwischen den Nationen bezie-


Seite 41 Kapitel III<br />

hungsweise den Volkswirtschaften. Wichtig ist<br />

deshalb, dass man sich konsequent für eine globale<br />

Welthandelspolitik einsetzt.“<br />

„Könnte es sein, dass infolge der Krise eine ähnliche<br />

Stimmung entsteht wie in den 50er- und 60er-Jahren?“,<br />

fragte Klaus Prömpers. „Der damalige Aufschwung war<br />

geprägt durch gemeinsame Bemühungen, ‚die Ärmel<br />

aufzukrempeln‘. Haben wir durch die jetzige Krise<br />

mehr Chancen auf Ehrlichkeit, Solidarität, gemeinsames<br />

Anpacken und eine weniger starke Anspruchshaltung?“<br />

Das könnte nach Ansicht von Klaus-Peter<br />

Müller durchaus der Fall sein: „Die Tatsache, dass seit<br />

der Krise die Diskussion über Werte wieder stärker ist,<br />

signalisiert ein Umdenken. Wir haben lange Zeit zu wenig<br />

Wert auf Werte gelegt. Jetzt dürfen wir nicht in das<br />

alte Verhalten zurückfallen, das ist eine Gemeinschaftsaufgabe.<br />

Das Bild vom ‚Ärmelhochkrempeln‘ kommt<br />

meiner Auffassung sehr entgegen.“


Seite 42 Kapitel IV<br />

Von der Nische zum Mainstream:<br />

nachhaltige Kapitalanlagen und<br />

wertebasierte Unternehmensführung<br />

Forum mit den Mitgliedern der wissenschaftlichen<br />

Kommission der <strong>Antidiskriminierungsstelle</strong> des<br />

Bundes:<br />

PD Dr. iur. Charlotte Gaitanides, LL.M.,<br />

Universität Flensburg<br />

Prof. Dr. André Habisch,<br />

Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt<br />

Prof. Dr. iur. Georg Jochum, Universität Konstanz<br />

Prof. Dipl.-Ing. Dr. Dr. h. c. Margit Osterloh,<br />

Universität Zürich<br />

Prof. Dr. rer. pol. Birger Priddat,<br />

Universität Witten/Herdecke<br />

sowie Prof. Dr. Gerd Grözinger, Universität Flensburg<br />

Experten aus der Praxis:<br />

Ralf Frank, Geschäftsführer Deutsche Vereinigung<br />

für Finanzanalyse und Asset Management (DVFA)<br />

Robert Haßler, Vorstandsvorsitzender<br />

Oekom Research AG<br />

Volker Weber, Vorsitzender Forum Nachhaltige<br />

Geldanlagen<br />

Moderation: Susanne Bergius, Fachjournalistin<br />

für nachhaltiges Wirtschaften und Investieren


Seite 43 Kapitel IV<br />

„Nachhaltiges Wirtschaften bedeutet sozial und ökologisch<br />

verantwortliche Unternehmensführung. Es<br />

bedeutet, einen Gewinn zu machen mit Produkten<br />

und Dienstleistungen, die den Menschen und der Umwelt<br />

nutzen. Diversity und Gleichstellung sind für solche<br />

Unternehmen selbstverständlich.“ Diese Definition<br />

nachhaltigen Wirtschaftens gab Susanne Bergius<br />

zu Beginn des Forums. Motive für eine solche Art der<br />

Unternehmensführung seien Werte und ihre ökonomischen<br />

Vorteile.<br />

Wie kann man mehr Unternehmen dazu bewegen,<br />

sich nachhaltig zu verhalten? Sind dazu rechtliche Regelungen<br />

notwendig? Wie attraktiv sind wertebasierte<br />

und an Nachhaltigkeit orientierte Unternehmen<br />

für Kapitalgeber? Das waren zentrale Fragestellungen<br />

des Forums. Wesentliche Aspekte der Diskussion sind<br />

im Folgenden thematisch zusammengefasst.<br />

Diversität lohnt sich …<br />

Haben wertebasierte Unternehmensführung und<br />

Diversität für Unternehmen, Regionen und für die<br />

Volkswirtschaft eine ökonomische Bedeutung? Auf<br />

diese Fragestellung konzentrierte sich die erste Phase<br />

der Diskussion.<br />

Statistisch eindeutige Belege für eine große Anzahl<br />

von Unternehmen seien zu diesem Thema bisher<br />

nicht vorhanden, meinte André Habisch, aber es gebe<br />

Erfolgsgeschichten von einzelnen Firmen, die betriebliche<br />

Probleme mit werteorientierten Strategien angehen.<br />

Besonders kleine und mittlere Unternehmen


Seite 44 Kapitel IV<br />

(KMU) seien auf ein attraktives Umfeld angewiesen:<br />

„Eine gute Ausbildungssituation am Standort, Kulturangebote<br />

und eine intakte Umwelt sind für die Mitarbeiter<br />

und die Personalrekrutierung ein Plus. Deshalb<br />

engagieren sich KMUs nach einer Untersuchung des<br />

Bonner Instituts für Mittelstandsforschung anteilig<br />

an ihrem Umsatz mehr für diese Themen als große<br />

Unternehmen.“ Als Beispiel nannte André Habisch einen<br />

runden Tisch, den türkische Kleinunternehmer<br />

in Heilbronn gegründet haben. „Sie versuchen, türkische<br />

Schülerinnen und Schüler durch ihr eigenes<br />

Vorbild für höhere Bildungsanstrengungen zu motivieren.<br />

Natürlich machen sie sich dadurch auch als<br />

potenzielle Arbeitgeber bekannt.“<br />

Diversität lohne sich für Unternehmen in vielen Fällen,<br />

meinte Margit Osterloh: „Eine hohe demografische<br />

Diversität, zum Beispiel bei Geschlecht, ethnischer<br />

Herkunft oder Alter, kann zwar zu Konflikten<br />

führen – das bedeutet Kosten –, aber ein höherer<br />

Ertrag gleicht das oft aus.“ Allerdings sei dies kein<br />

Automatismus. Man könne zum Beispiel nicht sagen:<br />

Je mehr Frauen im Vorstand sind, desto höher ist der


Seite 45 Kapitel IV<br />

Gewinn. Gerade heutzutage wäre aber ein höherer<br />

Frauenanteil für viele Unternehmensleitungen ein<br />

Vorteil: „Männer tendieren zu höherer Risikobereitschaft,<br />

Selbstüberschätzung und Freude am Wettbewerb.<br />

Das erweist sich in Zeiten hoher Unsicherheit<br />

als ein Nachteil“, so Margit Osterloh. „Generell ist<br />

eine ausreichende Diversität gut für die Kreativität,<br />

während zu viel Diversität das Konfliktrisiko steigert.<br />

Allerdings haben wir noch keine allgemeinen empirischen<br />

Aussagen dazu, wo die Grenze liegt.“ Eine<br />

Wissenslücke, die Gerd Grözinger nicht als sehr störend<br />

empfand: „In Deutschland sind wir noch lange<br />

nicht so weit, dass wir über zu viel Diversität reden<br />

müssten.“ Der Volkswirt konnte aber mit anderen Fakten<br />

dienen: „Ein Indikator für Innovationsfähigkeit<br />

sind Patente. Die Anzahl der Patente in einer Region<br />

steigt in Relation zur Diversität. Denn Patententwicklungen<br />

sind heute meist Gruppenprozesse und besonders<br />

erfolgreich, wenn man viele verschiedene Positionen<br />

oder Kompetenzen hat.“ Die interdisziplinäre<br />

Zusammensetzung von Gruppen sei ein Erfolgsfaktor, PD Dr. iur. Charlotte Gaitanides<br />

vor allem komme es aber auf die unterschiedliche eth- kritisiert das Fehlen programmatischer<br />

Aussagen<br />

nische Herkunft an.<br />

zur Nachhaltigkeit in der<br />

Lissabon-Strategie<br />

Sowohl Margit Osterloh als auch André Habisch betonten,<br />

dass Diversität je nach Branche und Bedarf<br />

des einzelnen Unternehmens unterschiedlich ausgeprägt<br />

sein könne. Diversität sollte deshalb nicht eine<br />

pauschale Auflage sein, sondern müsse von den Unternehmen<br />

als Wettbewerbsvorteil begriffen und bedarfsorientiert<br />

eingesetzt werden.


Seite 46 Kapitel IV<br />

… und braucht mehr Unterstützung durch die EU<br />

„Die Europäische Union will die wettbewerbsfähigste<br />

wissensbasierte Region weltweit werden. Was sagt die<br />

Lissabon-Strategie zu Wertegesellschaft und Nachhaltigkeit?“,<br />

wollte die Moderatorin Susanne Bergius<br />

von Charlotte Gaitanides wissen. Nach Einschätzung<br />

der Juristin fehlen der Lissabon-Strategie programmatische<br />

Aussagen zur Nachhaltigkeit. „Deshalb wurde<br />

2001 in Göteborg ergänzend die sogenannte EU-<br />

Nachhaltigkeitsstrategie erarbeitet. Deren Themen<br />

reichen von Klimawandel über Gesundheitsvorsorge<br />

und soziale Ausgrenzung bis zur Armutsbekämpfung,<br />

beschreiben also ein sehr weites Feld.“ Aber die Strategien<br />

von Göteborg und Lissabon seien nicht zusammengeführt<br />

worden, so Charlotte Gaitanides, „und<br />

die Aussagen sind, bis auf die Bereiche Klimawandel<br />

und Energieeffizienz, zu unkonkret. Die Lissabon-<br />

Strategie läuft 2010 aus, dann kommen die Probleme.“<br />

Neben Ökologie und Ökonomie ist das Soziale eine der<br />

drei Säulen der Nachhaltigkeit. „Bei der EU wird nur<br />

die Wirtschaft und die Umwelt gesehen“, kritisierte<br />

Charlotte Gaitanides, „wir brauchen aber, unter dem<br />

Stichwort ‚Chancengleichheit‘, auch einen europäischen<br />

Konsens zu Diversität, zum Beispiel, wie man<br />

mit Vielfalt im Arbeitsleben umgehen will. Die Antidiskriminierungsrichtlinien<br />

sind da wegweisend.“<br />

Ethische Kapitalanlagen sind auf dem Vormarsch<br />

Welche Rolle spielen nachhaltige Kapitalanlagen auf<br />

dem Finanzmarkt? Wie sehen die Wechselwirkungen<br />

zwischen wertebasierter Unternehmensführung und<br />

dem Kapitalmarkt aus? Diese Fragen diskutierte die<br />

Moderatorin Susanne Bergius mit den Finanzexperten.


Seite 47 Kapitel IV<br />

In Europa werden etwa 17 Prozent aller professionell<br />

verwalteten Gelder unter Nachhaltigkeitsaspekten<br />

veranlagt, erläuterte Robert Haßler. Dabei sind allerdings<br />

große regionale Unterschiede zu verzeichnen.<br />

Führend sind Großbritannien, Skandinavien und die<br />

Benelux-Länder. „In Deutschland hingegen machen<br />

nachhaltige Kapitalanlagen nur etwa ein Prozent<br />

der Publikumsfonds aus. Aber in den letzten Jahren<br />

ist eine ziemliche Dynamik entstanden, vor allem im<br />

institutionellen Bereich. Besonders Kirchen sind an<br />

nachhaltigen Anlagen interessiert, aber auch Versicherungsgesellschaften<br />

und Pensionskassen.“ Dieser<br />

Trend habe sich durch die Finanzkrise deutlich verstärkt,<br />

außerdem würden Banken mehr und offensiver<br />

entsprechende Fonds anbieten. Auch Volker<br />

Weber bestätigte diese Tendenz: „Immer mehr Anleger<br />

wollen wissen, was mit ihrem Geld passiert. Das<br />

hat Auswirkungen auf Anbieter und Unternehmen.“<br />

Eine Ursache für die immer noch relativ wenigen<br />

nachhaltigen Geldanlagen ist nach Ansicht von Ralf


Seite 48 Kapitel IV<br />

Frank, dass der deutsche Kapitalmarkt insgesamt rela-<br />

tiv klein ist, zum Beispiel im Vergleich zu Großbritan-<br />

nien. Auch gebe es deutlich weniger Pensionskassen.<br />

„Viele Unternehmen sehen inzwischen, dass Nachhaltigkeit<br />

ein Kriterium für den guten Ruf und damit<br />

auch für Kredite von Bedeutung ist“, so die Erfahrung<br />

von Robert Haßler. „Für uns und andere Ratingagenturen<br />

war es früher ganz schwierig, an Informationen<br />

zu kommen. Inzwischen sind große Unternehmen an<br />

der Verbreitung von Informationen zur betrieblichen<br />

Nachhaltigkeit und an einem entsprechenden Ranking<br />

interessiert.“ Der Dow-Jones-Sustainability-Index<br />

sei wichtig geworden und entwickele sich gut, „das<br />

fördert das Thema“. Nach Meinung von Ralf Frank<br />

wäre es wichtig, dass nicht nur börsennotierte, sondern<br />

auch kreditfinanzierte Unternehmen sich an<br />

Nachhaltigkeitskriterien orientieren und darüber in<br />

ihren Geschäftsberichten informieren. „Da passiert<br />

bisher wenig.“<br />

Unternehmen entdecken Nachhaltigkeit als Wettbewerbsvorteil,<br />

wenn es um den guten Ruf bei Verbraucherinnen<br />

und Verbraucher sowie bei Investorinnen<br />

und Investoren geht. Umgekehrt nutzt es auch Anlegerinnen<br />

und Anlegern, wenn ein Unternehmen<br />

nachhaltig wirtschaftet. „Solche Unternehmen sind<br />

stressresistenter“, sagte Volker Weber. „Sie haben sich<br />

schon länger mit Themen beschäftigt, die jetzt in der<br />

Krise zum Tragen kommen. Ein Beispiel ist das Risikomanagement,<br />

also in was man investiert. Ein anderes ist<br />

das Personal: Fachkräfte gehen zu Unternehmen, die einen<br />

guten Ruf haben. Das sind Faktoren, die einem Unternehmen<br />

langfristig Wettbewerbsvorteile bringen.“


Seite 49 Kapitel IV<br />

Verpflichten oder überzeugen?<br />

Sind strengere gesetzliche Regelungen sinnvoll, um<br />

Unternehmen zu mehr Nachhaltigkeit zu bewegen?<br />

Die meisten der Diskutierenden zeigten sich skeptisch.<br />

„Der große Nachteil von solchen Regelungen<br />

ist: Das Gesetz wird erfüllt, aber mehr passiert nicht“,<br />

sagte Birger Priddat. Das Thema, zum Beispiel ein<br />

Antidiskriminierungsgesetz, werde in die Rechtsabteilung<br />

abgeschoben. „Es gelangt nicht in die Führungsebene<br />

oder in die strategische Diskussion. Man<br />

tut nur das Nötigste, aber das Unternehmen und die<br />

allgemeine Einstellung verändern sich nicht.“ Strenge<br />

Gesetze würden häufig unterlaufen, meinten<br />

Margit Osterloh und Ralf Frank. Es sei deshalb besser,<br />

Unternehmen vom ökonomischen Nutzen des nachhaltigen<br />

Wirtschaftens zu überzeugen.<br />

Auch Georg Jochum betonte die Schwierigkeit, rechtliche<br />

Regelungen durchzusetzen, zumal auf internationaler<br />

Ebene. Er plädierte deshalb für Minimalstandards:<br />

„Die muss man dann konsequent, auch mit Schadensersatzregelungen,<br />

durchsetzen. Bei ‚weichen‘ Kriterien<br />

sollte die Verbesserung von Nachhaltigkeit durch Anreize<br />

gefördert werden, sonst sorgen Lobbyverbände<br />

dafür, dass nur ein für alle erträgliches Minimum zum<br />

Gesetz wird.“ Eine intelligente rechtliche Maßnahme<br />

und ein gutes Anreizsystem sei es, wenn Unternehmen<br />

zur Transparenz verpflichtet würden und eine entsprechende<br />

Zertifizierung damit einherginge, meinte Georg<br />

Jochum. „Zum Beispiel könnte vorgeschrieben werden,<br />

dass der Frauenanteil in der Unternehmensführung in<br />

Prof. Dr. rer. pol. Birger Priddat<br />

Berichten erscheinen muss. Wenn ein Unternehmen die<br />

beklagt, das Thema Nachhal-<br />

Angaben nicht macht, hat es die Beweislastumkehr zu tigkeit komme nur selten in<br />

tragen, sonst bestehen Schadensersatzmöglichkeiten.“ den Führungsetagen an


Seite 50 Kapitel IV<br />

„Wirkungsvoller als gesetzliche Regelungen wäre es,<br />

wenn bestimmte Vorgaben, zum Beispiel das Gleichgewicht<br />

zwischen Frauen und Männern, in die Zielvorstellungen<br />

aufgenommen werden“, meinte ein Kongressteilnehmer.<br />

„Dann werden sich schnell Erfolge<br />

einstellen.“ Dem stimmte Margit Osterloh zu, denn<br />

Zielvereinbarungen seien für das Management ein alltägliches<br />

Instrument, das man natürlich auch auf Diversität<br />

oder andere Nachhaltigkeitsfaktoren anwenden<br />

könne. Zielgrößen hätten mehrere Vorteile: „Sie<br />

sind konkret, sie sind auf das jeweilige Unternehmen<br />

und seine Situation abgestimmt, und sie werden für einen<br />

bestimmten Zeitraum festgelegt und überprüft.“<br />

Für gesetzliche Regulierungen sprach sich Charlotte<br />

Gaitanides aus: „Ich denke nicht, dass Nachhaltigkeitskriterien,<br />

die durch EU-Richtlinien festgeschrieben<br />

sind, schädigend sind. Ich sehe auch nicht, warum<br />

die Antidiskriminierungsrichtlinien der Gleichberechtigung<br />

geschadet haben sollten. Rechtliche Rege-<br />

Prof. Dipl.-Ing. Dr. Dr. h. c.<br />

Margit Osterloh hält es für<br />

besser, Unternehmen vom<br />

ökonomischen Nutzen<br />

nachhaltigen Wirtschaftens<br />

zu überzeugen, da Gesetze<br />

häufig unterlaufen werden


Seite 51 Kapitel IV<br />

lungen sind nicht die einzige Strategie, es muss sicher<br />

auch flankierende Maßnahmen geben. Aber manchmal<br />

braucht es staatliche Unterstützung, um Dinge ans<br />

Laufen zu bringen.“ Ähnlich argumentierte eine Kongressteilnehmerin:<br />

„Auch beim Thema Umweltschutz<br />

bestand bei vielen Unternehmen zunächst ein Widerwillen<br />

gegenüber den vorgegebenen Standards. Aber<br />

sie haben etwas getan, nicht aus Überzeugung, sondern<br />

weil sie es mussten. Inzwischen hat sich das Thema<br />

in Unternehmen und in der Gesellschaft als selbstverständlich<br />

etabliert.“ Beim Umweltrecht sei das auch<br />

einfacher gewesen, meinte Birger Priddat: „Das lässt<br />

sich mit seinen eher technischen Standards gerade in<br />

Deutschland gut durchsetzen. Aber bei Gleichstellung<br />

und Diskriminierung ist die Motivation viel wichtiger.<br />

Hier brauchen wir Unternehmen, die sich aus ökonomischen<br />

Gründen an Diversität orientieren und damit<br />

für andere Unternehmen ein Vorbild sind.“<br />

Eine Alternative zur Selbstverpflichtung oder zu gesetzlichen<br />

Regelungen beschrieb Gerd Grözinger: Man sollte<br />

unerwünschtes Verhalten durch Steuern zunehmend<br />

teurer machen. „Wenn es um Steuern geht, dann beschäftigt<br />

sich der Vorstand damit. Meine Traumsteuer<br />

wäre eine Steuer auf die Differenz zwischen den Lohnsummen<br />

von Frauen und Männern in einem Unternehmen.<br />

Dann würden sich die Unternehmen sehr schnell<br />

bemühen, hoch qualifizierte Frauen einzustellen.“<br />

Schwer durchzusetzen:<br />

Regeln in Zeiten der Globalisierung<br />

Die Einführung und Durchsetzung rechtlicher Regeln<br />

erweist sich schon auf nationaler Ebene als nicht einfach.<br />

Ungleich komplizierter wird es jedoch, wenn es


Seite 52 Kapitel IV<br />

um internationale Zusammenhänge geht. Susanne<br />

Bergius nannte als ein Beispiel das Thema Kinderarbeit:<br />

„Müsste nicht unser deutsches Arbeits- und<br />

Sozialrecht Kinderarbeit auch bei ausländischen<br />

Zulieferern unterbinden?“ Das sei kaum durchsetzbar,<br />

antwortete Georg Jochum: „Meistens sind die<br />

Zulieferer selbstständige Firmen, da müssten zum<br />

Beispiel die Chinesen ein entsprechendes nationales<br />

Arbeitsrecht durchsetzen.“ Auch Einfuhrverbote für<br />

bestimmte Nationen seien problematisch. „Sie bestrafen<br />

auch Unternehmen, die ohne Kinderarbeit produzieren.<br />

Nötig wäre ein internationaler Konsens. Aber<br />

das ist ein schwieriger und langfristiger Prozess, auch<br />

wenn es inzwischen bei der Welthandelsorganisation<br />

erste Ansätze dazu gibt.“<br />

„Könnte nicht der Staat ethische und Nachhaltigkeitsstandards<br />

bei der eigenen Beschaffung berücksichtigen,<br />

also zum Beispiel keine Produkte kaufen, die mit<br />

Kinderarbeit hergestellt wurden?“, fragte Susanne Bergius.<br />

In einer Reihe von deutschen Kommunen und in<br />

den Niederlanden werde dies bereits praktiziert. „Das


Seite 53 Kapitel IV<br />

kann zu Problemen führen, weil es eventuell gegen in-<br />

ternationale Abkommen verstößt“, antwortete Birger<br />

Priddat. Schon auf EU-Ebene komme es zu Schwierigkeiten,<br />

sagte Georg Jochum. „Der Europäische Gerichtshof<br />

ist kritisch bei Kriterien wie Nachhaltigkeit, Tariftreue<br />

oder Ähnlichem. Das müsste auf europäischer<br />

Ebene in Richtlinien aufgenommen werden, weil nationale<br />

Regelungen nicht als gültig angesehen werden.“<br />

In diesem Zusammenhang thematisierte André Habisch<br />

ein grundsätzliches Problem: „Wir haben uns<br />

angewöhnt, Ordnungsaufgaben an den Staat als<br />

neutralen Schiedsrichter abzugeben. Aber das funktioniert<br />

in Zeiten von Globalisierung nicht mehr.<br />

Denn jede Nation hat ein eigenes Interesse, ‚ihre‘<br />

Unternehmen nicht zu stark zu belasten. Zum Beispiel<br />

will Großbritannien keine strenge Regulierung<br />

von Finanzmärkten, weil zu viele Arbeitsplätze vom<br />

Finanzplatz London abhängen. Und Deutschland<br />

lehnt wegen seiner Autoindustrie strenge Umweltstandards<br />

insbesondere für Oberklassefahrzeuge ab.<br />

Entsprechend lassen sich dann international immer<br />

nur Minimalstandards durchsetzen.“ Notwendig<br />

seien deshalb flankierend Initiativen von Finanzakteuren,<br />

die auf Selbstregulierung abzielen: „Wenn<br />

zum Beispiel die Kreditgeber auch auf ethische Kriterien<br />

achten, ist das ein guter Ansatz.“ Als Beispiel<br />

nannte André Habisch die „Equator Principles“. Hierbei<br />

handelt es sich um einen Kodex erweiterter Umweltund<br />

Sozialstandards, der bei Projektfinanzierungen insbesondere<br />

in Entwicklungs- und Schwellenländern angewendet<br />

wird. Die Initiative ging von vier Banken aus,<br />

heute erfolgen 80 Prozent der internationalen Projektfinanzierungen<br />

unter diesen Standards. Inzwischen


Seite 54 Kapitel IV<br />

überlegen Banken, wie sie ähnliche Kriterien auch in<br />

anderen Kreditbereichen umsetzen können. Dass sich<br />

solche Ausweitungen allerdings schwierig gestalten,<br />

berichtete ein Kongressteilnehmer, der selbst an der<br />

Entwicklung der „Equator Principles“ beteiligt war:<br />

„Deutschland und andere Staaten wehren sich mit<br />

Händen und Füßen dagegen, dass diese Prinzipien<br />

auch für die Exportfinanzierung umgesetzt werden.<br />

Bei der OECD besteht ebenfalls ein großer Widerstand.<br />

Wenn es ums Geschäft geht, werden die schönen<br />

Grundsätze oft wieder fallen gelassen.“<br />

Mehr Transparenz ist nötig<br />

Wenn wertebasierte und nachhaltige Unternehmensführung<br />

zum „Mainstream“ werden soll, spielen auch<br />

die öffentliche Meinung und das Verhalten von Verbraucherinnen<br />

und Verbrauchern sowie Investorinnen<br />

und Investoren eine große Rolle: Das betonten mehrere<br />

Redner. „Wenn sich inzwischen Unternehmen um<br />

Nachhaltigkeit bemühen, hat das mit dem Verbraucherdruck<br />

zu tun“, sagte Volker Weber. „Skandale,


Seite 55 Kapitel IV<br />

zum Beispiel um toxische Belastungen von Textilien,<br />

bewirken etwas.“ Ralf Frank bekräftigte diese Einschätzung,<br />

beklagte aber, dass die Verbraucherinnen und<br />

Verbraucher und Aktionärinnen und Aktionäre oft zu<br />

wenig verständliche Informationen hätten, um Druck<br />

zu machen. Ebenso wenig hilfreich seien Geschäftsberichte<br />

von ein paar hundert Seiten. „Die liest niemand<br />

komplett und gründlich.“<br />

„Seit 2005 müssen Unternehmen in ihren Lageberichten<br />

auch über soziale und ökologische Aspekte berichten,<br />

soweit sie ‚für das Verständnis des Geschäftsverlaufs<br />

oder der Lage des Unternehmens von Bedeutung sind‘ “,<br />

sagte Susanne Bergius. „Wirkt sich diese ‚Miniberichtspflicht‘<br />

aus?“ „Nein“, meinte Robert Haßler. „Es besteht<br />

zum Beispiel auch die Pflicht, bei der betrieblichen<br />

Altersvorsorge Angaben zu machen, ob das Kapital<br />

ethisch angelegt ist. Wenn einmal der Hinweis kommt,<br />

dass dies aus Renditegründen nicht geschieht, besteht<br />

für weitere Berichte keine Auskunftspflicht.“ Trotzdem<br />

sei die Informationspflicht ein Hebel. „Wenn Informationen<br />

vorhanden sind, kann der Markt damit umgehen<br />

und entsprechend Kapitalströme in Richtung Nachhaltigkeit<br />

lenken.“ Deshalb sei es – für Ratingagenturen<br />

ebenso wie für die Öffentlichkeit – wichtig, dass Unternehmen<br />

verpflichtet werden, über Kinderarbeit, Energieverbrauch<br />

oder andere Nachhaltigkeitsfaktoren zu<br />

berichten. „Und zwar mit konkreten Informationen, bisher<br />

bekommen wir oft nur schöne Worte.“<br />

Auch nach Ralf Franks Erfahrung sind die derzeitigen<br />

Konzernlageberichte zu unkonkret. „Wir würden zum<br />

Beispiel gern eine Risikokennzahl zum Thema Korruption<br />

sehen. Transparency International gibt regelmäßig


Seite 56 Kapitel IV<br />

eine Liste zur Korruption in den verschiedenen Nati-<br />

onen heraus. Ein Unternehmen kann jederzeit sagen,<br />

auf wie vielen Märkten es aktiv ist, die laut Transpa-<br />

rency International das Risiko der Korruption haben.“<br />

Auch die Kundenzufriedenheit, die von den meisten<br />

Unternehmen ohnehin gemessen wird, oder die Mitarbeiterzufriedenheit<br />

wären für Investoren interessante<br />

Indikatoren, um Risiken einzuschätzen. Da der Nachhaltigkeitsbericht<br />

in seiner jetzigen Form für den Kapitalmarkt<br />

nicht geeignet ist, hat die Deutsche Vereinigung<br />

für Finanzanalyse und Asset Management damit<br />

begonnen, Indikatoren zu definieren, die für Investoren<br />

eine konkrete Auskunft zum Risikoverhalten sind. „Wir<br />

brauchen Standards bei der Bewertung, um aussagekräftige<br />

Informationen in den Berichten zu haben. Es<br />

reicht nicht aus zu sagen: Beschreiben Sie Ihr Risiko.“<br />

Auch Gerd Grözinger machte einen Vorschlag, wie<br />

brauchbare Informationen für Investoren ermittelt<br />

werden könnten: „Ein Nachhaltigkeits-Stresstest, in<br />

dem man die Zukunftsfähigkeit hinterfragt, wäre gut.<br />

Man geht zum Beispiel aus von höheren Steuern auf<br />

Energie- und Ressourcenverbrauch, von einem Antidiskriminierungsgesetz<br />

mit vielen gesetzlichen Vorschriften<br />

oder von Quoten für Frauen oder ethnische<br />

Vielfalt. Wenn das in zehn oder 15 Jahren kommt: Ist<br />

das Unternehmen darauf eingestellt?“<br />

Eher skeptisch sah André Habisch die Möglichkeit der<br />

Durchsetzung einheitlicher Berichtsstandards über alle<br />

Branchen und Unternehmensgrößen hinweg. Das Thema<br />

Nachhaltigkeit sei zu komplex. „Auch die ‚Global Reporting<br />

Initiative‘, die weltweite Berichtsstandards definieren<br />

wollte, hat die Erwartungen nicht erfüllt.


Seite 57 Kapitel IV<br />

Nur wenige Unternehmen berichten komplett nach<br />

diesen Standards, die meisten picken sich einzelne<br />

Elemente heraus.“ Wirksam wären Berichte vor<br />

allem dann, wenn sich Investorinnen und Investoren,<br />

Aktionä rinnen und Aktionäre und andere Gruppen<br />

auch darauf beriefen. Das sah Volker Weber anders:<br />

„Eine Berichtspflicht zur Nachhaltigkeit wäre gut, weil<br />

sich ein Unternehmen dann intensiv mit dem Thema<br />

befassen muss.“ Susanne Bergius teilte diese Einschätzung:<br />

„Mir haben viele Unternehmen gesagt, dass Nachhaltigkeitsberichte<br />

vor allem nach innen stark wirken,<br />

weil sich Abteilungen untereinander verständigen<br />

und zur Informationsgewinnung kooperieren müssen.<br />

Berichte seien wie ein Blick in den Spiegel, brächten einen<br />

großen Erkenntnisgewinn für Manager und Belegschaft<br />

und seien häufig Ausgangspunkt für ernsthafte<br />

Bestrebungen um höhere ökologische oder soziale<br />

Leistungen.“<br />

Zum Abschluss des Forums berichtete Moderatorin<br />

Susanne Bergius von einer Nachhaltigkeitsstrategie,<br />

die vor allem in Japan verfolgt wird: die Top-Runner-<br />

Regelung. Danach wird das in ökologischer Hinsicht<br />

beste Produkt in einer Branche innerhalb von einigen<br />

Jahren zum Standard, nach dem sich alle Unternehmen<br />

richten müssen. Das durch die Politik eingesetzte<br />

Instrument fördert den Wettbewerb, steigert die<br />

Innovationsfreudigkeit, nutzt den Verbraucherinnen<br />

und Verbrauchern und schont die Umwelt. Die EU<br />

arbeitet an einer ähnlichen, aber differenzierteren<br />

Strategie, die jedoch noch nicht umgesetzt ist.


Seite 58 Kapitel V<br />

Plädoyer eines Schweizer<br />

Privatbankiers<br />

Eric G. Sarasin, Mitglied des Executive Committee,<br />

Bank Sarasin & Cie AG<br />

Einleitung<br />

Dem ehemaligen Deutsche-Bank-Chef Hermann Josef<br />

Abs wird der Vergleich in den Mund gelegt, Gewinne<br />

zu erwirtschaften sei für ein Unternehmen wie das<br />

Atmen für den Menschen: kein Selbstzweck, aber unbedingte<br />

Voraussetzung dafür, andere Ziele zu verfolgen.<br />

So störend der Rückgriff von Abs auf die Grunderfahrung<br />

des Atmens auf den ersten Blick auch sein<br />

mag, so realistisch ist zugleich der Hinweis darauf,<br />

dass Unternehmen in einer Marktwirtschaft dauerhaft<br />

nur existieren und Arbeitsplätze nur erhalten<br />

können, wenn Gewinne erwirtschaftet werden. Allerdings<br />

sind auch Zweifel angebracht, ob die in dem<br />

Vergleich enthaltene Rangfolge denn heute noch so<br />

stimmt – oder ob sie je gestimmt hat: Sind Gewinne<br />

nur eine Nebenbedingung oder ist Profitmaximierung<br />

das erste und bei Weitem wichtigste Unternehmensziel?<br />

„Unter Moral verstehen Bankiers vor allem<br />

Zahlungsmoral.“<br />

Harald Weinrich, deutscher Romanist und Autor


Seite 59 Kapitel V<br />

William Vanderbilt wird der Ausspruch zugeschrie-<br />

ben: „The public be damned. I’m working for my<br />

stockholders.“ 1 Und der Nobelpreisträger Milton<br />

Friedman schrieb 1970 in der New York Times: “There<br />

is one and only one social responsibility of business –<br />

to use its resources and engage in activities designed<br />

to increase its profits so long as it stays within the rules<br />

of the game, which is to say, engages in open and free<br />

competition without deception or fraud.” 2<br />

Ist wirtschaftliches Handeln losgelöst von allen (Werte-)Maßstäben?<br />

Hauptsache, es ist legal? Sind Manager<br />

von sich aus lediglich darauf aus, Gewinne „auf<br />

Teufel komm raus“ zu erwirtschaften oder sollten sie<br />

es überhaupt sein?<br />

Gerade als Vertreter einer Bank bin ich fest davon<br />

überzeugt, dass Werte – und ich meine hier natürlich<br />

keine Vermögensgegenstände – für den langfristigen<br />

Verbleib am Markt – dem Sinn aller unternehmerischen<br />

Handlungen – unerlässlich sind. Lassen<br />

Sie mich im Folgen den darlegen, warum genau ich<br />

dieser Überzeugung bin. Ich beginne mein Plädoyer<br />

mit einem kurzen Abstecher in die Moralphilosophie.<br />

Anschließend werde ich mich aufgrund der aktuellen<br />

Situation besonders auf die Rolle der Banken im Wirtschaftskreislauf<br />

konzentrieren und erläutern, warum<br />

diese heute teilweise zu Recht im Kreuzfeuer der Kritik<br />

stehen. Um nicht nur zu lamentieren, sondern um<br />

auch einen konstruktiven Beitrag zu leisten, möchte<br />

ich kurz die Stoßrichtung von Lösungsansätzen skizzie-<br />

1 Chicago Daily News, Oktober 1882.<br />

2 New York Times Magazine, 13. September 1970. Zitiert aus<br />

seinem eigenen Buch „Capitalism and Freedom“.


Seite 60 Kapitel V<br />

ren, wie sich „ethische Risiken“ im Bankenbereich min-<br />

dern lassen. Abschließend stelle ich Ihnen dann noch<br />

ein paar äußerst interessante Erkenntnisse vor, die belegen,<br />

dass der Kapitalmarkt anfängt aufzuwachen.<br />

Ethik in fünf Minuten<br />

Ethik oder Moralphilosophie ist derjenige Zweig der<br />

Philosophie, der sich mit moralischen Phänomenen<br />

und eben mit Werten beschäftigt. Innerhalb der Ethik<br />

lassen sich drei Gebiete oder Problemkreise unterscheiden:<br />

I Die normative oder präskriptive Ethik diskutiert,<br />

welche Moral die richtige ist.<br />

I Die deskriptive Ethik untersucht die psychologischen,<br />

biologischen, sozialen und historischen<br />

Grundlagen moralischer Phänomene.<br />

I Die Metaethik fragt nach der Abgrenzung der moralischen<br />

von den nichtmoralischen Phänomenen<br />

und nach der erkenntnistheoretischen, sprachphilosophischen<br />

und ontologischen Grundlage moralischer<br />

Urteile.<br />

Hinsichtlich der Perspektive lassen sich drei Richtungen<br />

unterscheiden: Konsequentialisten sehen<br />

die Handlungsfolgen 3 , Deontologen die befolgten<br />

Regeln als grundlegend für die Betrachtung moralischer<br />

Urteile an 4 . Für Absichtstheoretiker zählen<br />

nur die Absichten, was zwar – aus meiner persönlichen<br />

Sicht – vielleicht reizvoll sein mag, aber wer<br />

sich mit der neueren Hirnforschung beschäftigt, mit<br />

3 Entsprechend dem Motto: „Der Zweck heiligt die Mittel“. Der<br />

ehemalige deutsche Bundeskanzler Helmut Kohl formulierte<br />

es einmal einfacher: „Wichtig ist, was hinten rauskommt.“<br />

4 So zum Beispiel angewendet in: „Fiat iustitia pereat mundi.“


Seite 61 Kapitel V<br />

dem Konstruktivismus auseinandergesetzt oder beispielsweise<br />

Paul Watzlawicks „Anleitung zum Unglücklichsein“<br />

gelesen hat, wird diesen Weg nicht weiter beschreiten<br />

wollen. 5<br />

Es verbleibt eine deontologische und eine konsequentialistische<br />

Perspektive, die ich hier Max Weber folgend6<br />

in die Gesinnungsethik und Verantwortungsethik<br />

aufteilen will. Weber benutzte diese Ausdrücke,<br />

um zu verdeutlichen, dass es im Kontext politischen<br />

Handelns nicht genügt, wenn der verantwortungsvolle<br />

Politiker sich zu moralischen Standards bekennt<br />

(„Gesinnung“), sondern dass das Bemühen, moralische<br />

Standards im erfolgsorientierten Handeln<br />

(„Verantwortung“) auch wirklich durchzuhalten, was<br />

ja auch zu Recht von ihm erwartet wird, unter Umständen<br />

Kompromisse und auf jeden Fall viel Erfahrung<br />

verlangt.<br />

Während das Begriffspaar heute oft nur polemisch<br />

ohne präzisen Sinn verwendet wird, als sei Gesinnungsethik<br />

das negative (unreife, bornierte, unkluge)<br />

Gegenstück zur positiven (reifen, umsichtigen, vernünftigen)<br />

Verantwortungsethik, möchte ich im<br />

Sinne Webers betonen, dass beide moralischen Denkstile<br />

eine – allerdings unauflösbar spannungsreiche –<br />

Einheit bilden. Dies ist auch das Spannungsfeld, in dem<br />

sich Vertreter der Wirtschaft allgemein heute bewegen.<br />

Keineswegs ist Gesinnungsethik mit Verantwortungslosigkeit<br />

und Verantwortungsethik mit Gesinnungs-<br />

5 „Das Gegenteil von gut gemacht ist gut gemeint“ oder im<br />

Englischen: “The road to hell is paved with good intentions.”<br />

6 Siehe seine einflussreiche Rede „Politik als Beruf“.


Seite 62 Kapitel V<br />

losigkeit identisch. Der Verantwortungsethiker hat<br />

nicht nur eine moralische Gesinnung, sondern rechnet<br />

mit den bekannten durchschnittlichen Defekten<br />

der Menschen, vor allem damit, dass es auch unmoralisch<br />

gesinnte Menschen gibt. Er fühlt sich nicht in<br />

der Lage, eventuelle üble Folgen eigenen Tuns, soweit<br />

er sie voraussehen konnte, auf andere abzuwälzen<br />

– nicht einmal dann, wenn sein Tun moralisch<br />

korrekt erscheint („mit reinem Gewissen“). Hingegen<br />

fühlt sich der Gesinnungsethiker allein dafür verantwortlich,<br />

seine moralischen Standards unter keinen<br />

Umständen zu kompromittieren – sogar dann, wenn<br />

dies absehbare üble Auswirkungen auf andere haben<br />

wird: Es ist dann nicht seine Schuld. 7<br />

Bevor wir jetzt zur „Anwendung“ bei den Banken schreiten,<br />

haben Sie an diesem Punkt das natürliche Recht zu<br />

erfahren, welchen philosophischen Standpunkt der Redner<br />

einnimmt. Aufgrund meiner Ausbildung als Ökonom<br />

und meiner beruflichen Erfahrungen denke ich,<br />

dass uns im Bereich der Wirtschaftsethik der verantwortungsethische<br />

Ansatz am weitesten trägt.<br />

7 Wenn ein großes moralisches Unrecht nur durch einen<br />

moralisch fragwürdigen Einsatz von Mitteln verhindert<br />

werden kann, würde ein verantwortungsethisch denkender<br />

Entscheidungsträger diesen Einsatz in Erwägung ziehen, ein<br />

gesinnungsethisch denkender Entscheidungsträger aber<br />

nicht. Zum Beispiel welche Bundestagsabgeordnete welchem<br />

„philosophischen Lager“ angehören, lässt sich in der Vergangenheit<br />

wiederholt bei Abstimmungen über besonders<br />

kritische Themen wie z. B. Militäreinsätze der Bundeswehr im<br />

Ausland beobachten. Dass dieser Standpunkt sich – ganz im<br />

Sinne Webers – aber auch ändern kann, kann ebenfalls dort<br />

abgelesen werden.


Seite 63 Kapitel V<br />

Banken: die Intermediäre …<br />

Banken sind als universale Intermediäre im Wirtschaftsprozess<br />

in besonders intensiver Weise mit den<br />

Folgen wirtschaftlichen Handelns konfrontiert. Aus<br />

dieser zentralen Funktion im modernen Wirtschaftsprozess<br />

ist die exponierte Position des Bankensektors in<br />

der aktuellen öffentlichen Diskussion erwachsen. Worin<br />

liegen die Ursachen für die häufig ablehnende Haltung<br />

gegenüber dem Finanzsektor, auf dessen Dienstleistungen<br />

dennoch keiner verzichten kann? Banken<br />

verfügen unbestreitbar über einen erheblichen Einfluss<br />

im Wirtschaftsprozess. Gerade ihre Doppelfunktion<br />

als Finanzintermediäre führt häufig in ein Dilemma:<br />

Durch die Gewährung ihrer Finanzkraft ermöglichen<br />

sie Personen und Unter nehmen, Ziele zu verfolgen und<br />

zu erreichen; sie können dies aber auch behindern, indem<br />

sie keine Liquidität zur Verfügung stellen. Anleger<br />

erwarten Sicherheit, Zuverlässigkeit und – das wird in<br />

diesen Tagen leider gerne verschwiegen – maximale<br />

Rendite; Kreditnehmer suchen Aufgeschlossenheit,<br />

Risikokapital, Flexibilität, günstige Konditionen sowie<br />

geringst mögliche Gebühren.


Seite 64 Kapitel V<br />

Diese Doppelfunktion zwischen notwendiger Profita-<br />

bilität und sozialer Verpflichtung erzeugt Spannungs-<br />

verhältnisse. Eine zurückhaltende Kreditvergabe-<br />

politik zur Vermeidung Not leidender Kredite in<br />

Zeiten allgemeiner wirtschaftlicher Schwäche steht<br />

dem Vorwurf liquiditätspolitischer Strangulierung<br />

der Wirtschaft gegenüber; eine großzügige, risikofreudige<br />

Versorgung der Wirtschaft mit Liquidität<br />

muss sich im Insolvenzfall der Kritik offensichtlich<br />

leichtsinniger Kreditvergabe erwehren. Ebenso sehen<br />

sich Banken immer wieder gezwun gen, ihre im Branchenvergleich<br />

überdurch schnittlichen Gewinne gerade<br />

in einem schwachen konjunkturellen Umfeld<br />

gegenüber dem Vorwurf unternehmerischer Gier zu<br />

rechtfertigen. Vor allem dann, wenn eine Bank mit<br />

einer zweistelligen Eigenkapitalrentabilität die Gebühren<br />

für ihre Kunden weiter in die Höhe schraubt.<br />

Neben dieser „natürlichen“ Funktion von Banken (Bereitstellung<br />

von Finanzierungsmitteln inklusive Geldschöpfung)<br />

existieren noch weitere: so das Risikomanagement<br />

beispielsweise durch die Bereitstellung von<br />

Derivaten, die Beratung bei der Vermögensverwaltung<br />

und der Aufbau von Vertrauen in Liquidität. Und<br />

schließlich sind in allen Industrieländern Banken die<br />

wichtigsten Akteure der Unternehmenskontrolle. In<br />

wie vielen Unternehmen sitzen nicht Bankenvertreter<br />

im Verwaltungsrat? Bringen wir es auf den Punkt: Gerade<br />

weil Banken in einer modernen Volkswirtschaft<br />

per definitionem eine so zentrale Rolle einnehmen,<br />

gibt es bei all diesen vielfältigen Tätigkeiten und Aufgaben<br />

eine schier unendliche Zahl von Fettnäpfchen,<br />

in die Banken treten können.


Seite 65 Kapitel V<br />

… im Kreuzfeuer der Kritik<br />

Spektakuläre Beispiele, die das Vorurteil vom „unmoralischen<br />

Verhalten“ der Finanzinstitute bestätigen,<br />

gibt es wohl mehr als genug. Hier genügt ein Blick auf<br />

die Auslagen einschlä giger Titel in den Buchläden: Da<br />

stehen die „Raubritter in Glaspalästen“ neben dem<br />

„Kartell der Kassierer“, oder man findet sich „Im Netz<br />

der Geldfänger“ wieder. Anschauliche Beispiele für<br />

fehlgeleitetes Agieren von Banken waren in der jüngeren<br />

Vergangenheit (wer mag sich noch erinnern?)<br />

die Spekulationen von Nick Leeson oder Jérôme Kerviel<br />

sowie die Verstrickungen von Großbanken beim<br />

Untergang von traditionsreichen Unternehmen wie<br />

der Schweizer Swissair. Mit der jetzigen Finanzmarktkrise,<br />

deren Ursache die fast unkontrollierte Vergabe<br />

von Hypotheken und deren Weitergabe in netter Umverpackung<br />

an den Kapital markt ist, dürfte – hoffentlich<br />

– der traurige Höhepunkt überschritten sein. Von<br />

„Geld regiert die Welt“ zu „Geld verdirbt die Welt“ ist<br />

es nur ein kurzer gedanklicher Sprung. Die Banken<br />

tragen durch spektakuläre Beweise für echtes Versagen<br />

leider einen beträchtlichen Teil selbst dazu bei.<br />

Es stellt sich nun die Frage nach dem Warum. Warum<br />

geraten Banken so oft in die Kritik und wird ihnen (aber<br />

auch anderen Unternehmen) Versagen vorgeworfen?<br />

Hierfür gibt es zwei Gründe: zum einen, weil wirkliches<br />

Versagen vorliegt. Zum anderen möchte ich an<br />

dieser Stelle aber auch kritisch anmerken, dass manche<br />

Kritik auf Unwissen heit beruht und manchmal<br />

leider auch bewusst einfach nur Stimmung gemacht<br />

wird. Wenn ein Konzern eine Eigenkapitalrendite<br />

von 25 Prozent erwirtschaftet, hört sich das für Nichtökonomen<br />

schlicht unanständig an. Wer aber eine


Seite 66 Kapitel V<br />

Bilanz lesen kann, erkennt, dass das Eigenkapital<br />

dieses besagten Unternehmens weniger als 2 Prozent<br />

der Bilanzsumme ausmacht. Mittels der Steuerung<br />

des Fremdkapitalanteils ist aber der Finanzchef eines<br />

Unternehmens in der Lage, diese Kennzahl fast beliebig<br />

zu beeinflussen.<br />

Leider kenne ich kein Land, in dem allen Schülern<br />

eines Jahrgangs das Fach Wirtschaft gelehrt wird – obwohl<br />

die Ökonomie uns alle betrifft und gerade weil<br />

manche Erkenntnisse der Ökonomie kontraintuitiv<br />

sind. Das erklärt, aber entschuldigt nicht gänzlich,<br />

wenn so manche Anleger bei steigenden Börsenkursen<br />

immer höhere Traumrenditen verlangen und<br />

diese auch noch in die Ewigkeit fortgesetzt sehen wollen.<br />

Auch hier ist ein gewisses Maß an Eigenverantwortlichkeit<br />

gefragt.<br />

Gehen wir an dieser Stelle aber wieder zurück zu den<br />

Fällen, in denen Banken zu Recht kritisiert werden.<br />

In vielen – aber zugegebenermaßen nicht allen – Fällen<br />

lässt sich als Ursache ein interessantes Phänomen<br />

beobachten: Der Skandal wird an sich nicht durch individuelle<br />

Handlungen oder Unterlassungen einiger<br />

weniger Personen ausgelöst, sondern durch das Zusammentreffen<br />

einer großen Anzahl von Versäumnissen,<br />

von denen keines allein skandalös gewesen wäre.<br />

Wie Hannah Arendt es bei Eichmann mit der Banalität<br />

des Bösen beschrieben hat, hält sich jeder an seine<br />

Vorschriften, hat jedoch kein Einsehen, dass das, was<br />

er tut, unter Umständen falsch oder moralisch fragwürdig<br />

ist. Dies ist übrigens auch die typische Konstellation<br />

von Katastrophen.


Seite 67 Kapitel V<br />

Wenn Sie meinen Ausführungen über die Ethik ge-<br />

folgt sind, können Sie sich bereits denken, auf wel-<br />

chen Punkt ich hier zusteuere. Es ist die – heute<br />

manchmal nur mangelhafte – Wahrnehmung von<br />

Verantwortung. Und unter Wahrnehmung von Verantwortung<br />

verstehe ich hier also nicht das „mea culpa“<br />

eines CEO, wenn das Kind bereits in den Brunnen<br />

gefallen ist und das schlimmstenfalls zu seiner Demission<br />

(inklusive „golden parachute“) führt, sondern das<br />

Bemühen alles zu unternehmen, um das Eintreten<br />

eines solchen GAUs zu verhindern.<br />

Doch ist es wirklich nur das Topmanagement, das versagt?<br />

Nein, denn manche mögen sich zwar mächtig<br />

fühlen, doch handelt es sich bei seinen Mitgliedern<br />

letztendlich nur um Angestellte der Aktionäre: die juristischen<br />

und auch moralischen Eigentümer eines<br />

Unternehmens. Aber diese können nur einmal im Jahr<br />

ihre Angestellten befragen und müssen sich die restlichen<br />

364 Tage im Jahr auf den Verwaltungsrat verlassen,<br />

über dessen Unabhängigkeit von der Geschäftsführung<br />

sich in manchen Fällen trefflich streiten lässt.<br />

Es stellen sich hier für einen Ökonomen zwei sogenannte<br />

Prinzipal-Agenten-Probleme: Wie können die Eigentümer<br />

dafür sorgen, dass die Verwaltungsräte in deren<br />

Interesse handeln, und was kann man tun, damit das<br />

Management die gleichen Ziele wie der (nun gleichdenkende)<br />

Verwaltungsrat verfolgt?<br />

An dieser Stelle möchte ich den eingangs zitierten<br />

Milton Friedman (manchmal als „gewissenloser Neoliberaler“<br />

beschimpft) nochmals ins Spiel bringen,<br />

der – vielleicht nicht einmal von ihm beabsichtigt<br />

oder gar gewollt – einen wichtigen Weg hin zur – wie


Seite 68 Kapitel V<br />

wir heute auch auf Neudeutsch sagen – Corporate So-<br />

cial Responsibility weist, wenn er im vorhin zitierten<br />

Artikel schreibt: „Im System der freien Marktwirtschaft<br />

mit privatem Eigentum ist der Unternehmensleiter<br />

ein Angestellter der Firmeneigentümer. Er muss<br />

sich gegenüber den Arbeitgebern verantworten. Diese<br />

Verantwortung umfasst eine Geschäftsführung, die<br />

sich nach den Vorstellungen der Eigentümer richtet<br />

und die unter Beachtung grundsätzlicher rechtlicher<br />

und ethischer Regeln das Erzielen möglichst hoher<br />

Gewinne umfasst.“ 8<br />

Wir brauchen also nicht einmal Adam Smith zu bemühen,<br />

dessen „unsichtbare Hand“ gerne zitiert, dessen<br />

anderes Basiswerk, „The Theory of Moral Sentiments“,<br />

leider häufig verschwiegen wird. Zum einen<br />

ist von einem Manager zu erwarten, dass er sich nicht<br />

nur legal, sondern auch legitim verhält. Es sind aber<br />

auch die Eigentümer gefordert, die Legitimität einzufordern<br />

und gleichzeitig keine konterkarierenden<br />

Signale zu setzen wie beispielsweise: mehr Gewinn,<br />

noch mehr Gewinn, es reicht immer noch nicht.<br />

Pointiert formuliert lässt sich also sagen, jeder Aktionär<br />

hat letztlich das Management, das er verdient. Zwar<br />

mag ein Kleinaktionär einwenden, dass seine Stimme<br />

nur eine Träne im Meer darstellt, aber er muss sich im<br />

Gegenzug fragen lassen, ob er denn unbedingt Aktionär<br />

dieses einen Unternehmens bleiben muss.<br />

8 “In a free-enterprise, private-property system, a corporate<br />

executive is an employee of the owners of the business. He has<br />

direct responsibility to his employers. That responsibility is to<br />

conduct the business in accordance with their desires, which<br />

generally will be to make as much money as possible while<br />

conforming to the basic rules of the society, both those<br />

embodied in law and those embodied in ethical custom.”


Seite 69 Kapitel V<br />

Und auch hier kommen nun wieder die Banken ins<br />

Spiel, die zwar unglaubliche Summen in Investmentfonds<br />

und anderen Anlagevehikeln sammeln – sich<br />

also quasi zwischen Eigentümer und Eigentum<br />

schieben –, sich aber selten Gedanken über die Konsequenzen<br />

dieser Entkoppelung von Eigentum und<br />

Verantwortung machen. An diesem Punkt muss und<br />

wird sich in Zukunft einiges ändern. So nehmen bereits<br />

heute in Europa Investoren mit einem Vermögen<br />

von über 2.000 Milliarden Euro ihre Stimmrechte gemäß<br />

ethischen, ökologischen und sozialen Prinzipien<br />

wahr. Das impliziert auch eine Sensibilisierung bezüglich<br />

der Corporate Governance.<br />

Aufgrund der besonderen Funktion von Banken<br />

in einer Volkswirtschaft haben Bankmanager eine<br />

doppelte Verantwortung. Zum einen für ihr eigenes<br />

Unternehmen. Zum anderen aber – und das unterscheidet<br />

nun eben Banken von manch anderen<br />

Unter nehmungen – sitzen Bankmanager, wie bereits<br />

erwähnt, auch häufig in den Verwaltungsräten von<br />

anderen Gesellschaften und übernehmen so zusätzliche<br />

Verantwortung – oder manchmal auch nicht.<br />

Es existiert somit sowohl eine direkte als auch eine<br />

indirekte Wirkung von Banken, die beide ethischen<br />

Bewertungen unterworfen werden. Die direkte betrifft<br />

das alltägliche Geschäft und deckt Fragen ab wie:<br />

Wie gehen wir mit unseren Mitarbeitern um? Welche<br />

Filialen werden geschlossen? Wie werden Kredite vergeben<br />

oder wieder gekündigt? Darüber hinaus werden<br />

Banken aber auch an indirekten Wirkungen gemessen.<br />

Denn gerade durch ihre Mittlerrolle in der Wirtschaft<br />

tragen sie die Verantwortung für andere Unternehmen<br />

und letztlich für ganze Volkswirtschaften.


Seite 70 Kapitel V<br />

Lösungsansätze für verantwortungsbewusstes<br />

Bankmanagement<br />

Was können Banken – oder genauer: das Führungspersonal<br />

– tun, um solche „ethischen Risiken“ zu minimieren?<br />

Welche Instrumente und Prozesse stehen dem<br />

Management zur Verfügung, um Verantwortungsbewusstsein<br />

nicht nur zu demonstrieren, sondern auch<br />

wahrzunehmen und dennoch in der Wettbewerbsgesellschaft<br />

erfolgreich zu agieren? Wie kann das Netzwerk<br />

von ökonomischen und werteorientierten Entscheidungen<br />

zu einem tragfähigen Geflecht für das<br />

wirtschaftliche Handeln verknotet werden, sodass es<br />

den Ansprüchen der Gesellschaft standhalten kann?<br />

Wie immer im richtigen Leben gilt auch hier: Auf vermeintlich<br />

einfache Fragen gibt es keine einfachen<br />

Antworten, keinen Königsweg. Ich möchte dennoch<br />

den Versuch unternehmen, ein paar Ingredienzen<br />

zu nennen, die sich in der Vergangenheit als recht<br />

Erfolg versprechend erwiesen haben.<br />

Es muss ein Mittelweg gefunden werden, der so wohl<br />

Gesinnungs- als auch Verantwortungs ethikern zu<br />

vermitteln ist. Eine gute Ausgangsbasis bildet hierbei<br />

ein „code of conduct“, in dem Prinzip ien, Werte und<br />

Verhaltensregeln der Bank gegen über Mitarbeitern,<br />

Kunden, Anteilseignern und der Umwelt formuliert<br />

werden. Dieser muss – wie die Unternehmensstrategie<br />

– regelmäßig auf seine Gültig keit hin überprüft<br />

werden. Das Wertgefüge muss in der Lage sein,<br />

auf längerfristige Umweltveränderungen zu reagieren.<br />

Der Kodex muss Handlungsorientierung bieten,<br />

ohne dass sich aus ihm Handlungsanweisungen starr<br />

und dogmatisch deduzieren lassen. Das ist die Theorie.


Seite 71 Kapitel V<br />

Wichtiger ist aber immer die Praxis: Ein „code of con-<br />

duct“ ist immer nur so gut, wie er gelebt wird. Einen<br />

Verhaltenskodex kann man sich heute von der Stange<br />

kaufen. Allerdings können Sie sich vorstellen, was passiert,<br />

wenn eine Anspruchsgruppe merkt, dass dieser<br />

Verhaltenskodex nicht das Papier wert ist, auf dem er<br />

steht. Eine Bank setzt sich somit zwar unter einen kontinuierlichen<br />

Zugzwang, wenn sie sich einen solchen<br />

Verhaltenskodex selbst auferlegt. Sie erhält jedoch<br />

im Gegenzug – vorausgesetzt sie meint es ernst und<br />

handelt entsprechend – längerfristig einen höheren<br />

Goodwill, der sich bis hin zu einem Gütesiegel steigern<br />

kann.<br />

Träger der Leitsätze ist jeder einzelne Mitarbeiter (und<br />

natürlich jede Mitarbeiterin) des Unternehmens. Er<br />

vertritt sie nach innen und außen durch sein Handeln.<br />

So wird werteorien tiertes Management zu einem<br />

Kernelement der Unternehmenskultur. Jedem Bankmitarbeiter<br />

muss bewusst werden, dass die Integrität<br />

seines Arbeitgebers maßgeblich von seinem persönlichen<br />

Verhalten abhängig ist.<br />

Das darf nicht bedeuten, dass Mitarbeiter, wenn sie in<br />

ein Dilemma geraten, von ihren Vorgesetzten in „die<br />

Pfanne gehauen“ werden, sondern dass ihnen vielmehr<br />

die Möglichkeit geboten wird, sich vorher abzusichern.<br />

Damit einhergehen muss aber natürlich eine<br />

klare Zuordnung der neu geschaffenen Verantwortlichkeit,<br />

die letztlich im Topmanagement gipfelt. Es<br />

wäre wohl illusorisch zu erwarten, dass sich der Angestellte<br />

am Schalter vollkommen gewissenhaft verhält,<br />

wenn die Herren in der Führungsetage hemmungslos<br />

zugreifen.


Seite 72 Kapitel V<br />

Zugleich muss jedem Mitarbeiter klar sein, dass er im<br />

Falle eines Verstoßes gegen die Unternehmensgrundsätze<br />

mit Sanktionen zu rechnen hat. So ist es ein<br />

weitverbreiteter Irrtum derjenigen, die zum Beispiel<br />

Bestechungsgelder zahlen, anzunehmen, sie täten ihrem<br />

Unternehmen etwas Gutes. Nur wenn eine Bank<br />

hier klare Regeln aufstellt und diese auch rigoros<br />

durchsetzt, kann sie ihre Glaubwürdigkeit untermauern.<br />

Dies gilt ganz besonders für alle Führungsetagen,<br />

die allzu häufig ein Elitenetz darstellen, welches dafür<br />

sorgt, dass schon keiner nach unten durchfällt.<br />

Lassen Sie mich an diesem Punkt noch eine wichtige<br />

Anmerkung anbringen: Während manche heute<br />

meinen, mit einem Verhaltenskodex lediglich eine<br />

weitere Nebenbedingung – neben der betriebswirtschaftlichen<br />

und der technischen – geschaffen zu<br />

haben, handelt es sich aus meiner Sicht um viel mehr:<br />

nämlich um die bewusst gemachte Grundlage der eigenen<br />

Tätigkeit. So selbstverständlich es auch erscheinen<br />

mag, zum Beispiel kunden orientiert zu sein: Es<br />

handelt sich um nichts anderes als die Grundlage, die<br />

Legitimität der Existenz einer Bank. Ohne Kunden –<br />

keine Bank. Ohne Mitarbeiter – keine Bank usw. Und<br />

sollte eine Bank dennoch versuchen, diese Grundlage<br />

zu ignorieren, wird sie durch negative Schlagzeilen,<br />

Beanstandungen, Schäden, Klagen, Kundenabwanderung,<br />

höhere Fluktua tionsraten und andere Dinge<br />

sehr rasch merken, dass heute gleich hinter dem Verlassen<br />

der Legitimität aufgrund zunehmender Regulierung<br />

das Verlassen der Legalität folgen kann. Denn<br />

die Bereitschaft der Politik, solche Vorfälle als Anlass<br />

für Eingriffe zu nutzen, ist in den letzten Jahren und<br />

Monaten kontinuierlich gestiegen.


Seite 73 Kapitel V<br />

Nachhaltige Werte und Kapitalmarktwerte<br />

Sich nicht an Werten zu orientieren, wird also sanktioniert.<br />

Entweder durch neue Regulierung oder<br />

durch Anspruchsgruppen. Oder positiv formuliert:<br />

Wer sich an Grundwerten ausrichtet und nachhaltig<br />

agiert – und ich möchte an dieser Stelle eine Brücke<br />

zum Begriff der nachhal tigen Entwicklung schlagen –,<br />

sollte wirtschaftlich erfolgreicher sein. Soweit die Theorie,<br />

aber bekanntlich ist nichts so überzeugend wie<br />

der Erfolg. Und der Erfolg wird bei einem Vermögensverwalter<br />

seitens seiner Kunden in Wertentwicklung<br />

und Risiko gemessen.<br />

Hinsichtlich Wertentwicklung – auf Neudeutsch auch:<br />

Performance – hat ein Forschungs projekt der Eidgenössischen<br />

Technischen Hochschule Zürich, der Universität<br />

Zürich und des Zentrums für Europäische<br />

Wirtschaftsforschung Mannheim die „Eine-Million-<br />

Dollar-Frage“ untersucht, welche auch in so ziemlich<br />

jedem Kundengespräch auftaucht: Bietet die Berücksichtigung<br />

ökologischer und sozialer Faktoren einen<br />

Mehrwert – oder geht sie nicht doch eher zulasten der<br />

Wertentwicklung? Letztere Vermutung ist leider sehr<br />

weitverbreitet und spiegelt die Erwartung wider, dass<br />

wer sich ehrlich, also werteorientiert, oder nachhaltig<br />

verhält, irgendwie der Dumme sein muss. Dem ist –<br />

Gott sei Dank – nicht so. Diese umfangreiche Studie<br />

belegt ganz klar:<br />

I Die Wertentwicklung nachhaltiger Unternehmen<br />

ist nicht per se schlechter als die weniger oder nichtnachhaltiger<br />

Unternehmen.


Seite 74 Kapitel V<br />

I Es wurde ein positiver Zusammenhang zwischen<br />

Nachhaltigkeit und Wertentwicklung festgestellt,<br />

welcher allerdings zeitlich und regional nicht stabil<br />

ist.<br />

I Und nun die spannendste Erkenntnis: Der positive<br />

Einfluss scheint im Verlauf der letzten Jahre gewachsen<br />

zu sein. Dies deutet darauf hin, dass bestimmte<br />

Nachhaltigkeitsthemen offensichtlich an<br />

Relevanz gewonnen haben (vor allem wohl Energie/<br />

Klima) beziehungsweise vom Markt stärker „eingepreist“<br />

wurden.<br />

Neben der Wertentwicklung ist den Anlegern in diesen<br />

Tagen und Wochen wieder äußerst bewusst, dass<br />

der Kapitalmarkt auch Risiken birgt. Vielleicht mag<br />

es Sie irritieren, wenn ich Ihnen nun sage, dass die<br />

Finanzmarktkrise diesbezüglich auch ihr Gutes hat.<br />

Bis zu diesem Zeitpunkt lag nämlich die Verfügbarkeit<br />

von billigem Kapital wie Mehltau über den Märkten<br />

und hat viele Unterschiede verdeckt. Durch den<br />

Subprime-Schock wurde vielen Marktteil nehmern so<br />

manches Risiko (wie bspw. das der Gegenpartei) überhaupt<br />

erst wieder ins Bewusstsein gerufen – obwohl es<br />

zum Beispiel in jedem Zeichnungsprospekt von Investmentfonds<br />

beschrieben ist. Wir haben in dieser Zeit<br />

eine erfreuliche Erfahrung gemacht: Die Anleihen von<br />

Unternehmen, welche wir als nachhaltig einstufen,<br />

haben sich gegenüber denjenigen von nichtnachhaltigen<br />

wesentlich besser entwickelt. Was war passiert?<br />

I Nachhaltige Unternehmen tendieren zu einer höheren<br />

Bonität im Sinne der traditionellen Ratings.<br />

I In den meisten Branchen unterlagen Anleihen von<br />

nichtnachhaltigen Unternehmen einer wesentlich


Seite 75 Kapitel V<br />

stärkeren Ausweitung der Risikoprämien (gemes-<br />

sen an sogenannten Credit Default Swaps). Diese<br />

Differenz kann bis zu 150 Basispunkte ausmachen.<br />

Für diejenigen, die nicht jeden Tag Anleihen handeln,<br />

zur Erklärung: Das sind Welten! Wir führen<br />

dies auf eine fundamentale Neubewertung seitens<br />

der Anleger von bisher massiv unterschätzten<br />

Risiken zurück.<br />

I Aufgrund des Nachhaltigkeitsansatzes wurden einige<br />

kritische Geschäftsmodelle, die auch besonders<br />

stark von der Krise betroffen sind, frühzeitig<br />

identifiziert und vermieden beziehungsweise untergewichtet<br />

(bspw. Automobilhersteller, Fluggesellschaften,<br />

Öl & Gas, Bergbau, Baumaterialien).<br />

Diese Tatsachen zeigen eindeutig, dass unsere Argumente,<br />

die wir seit Jahren für die Berücksichtigung<br />

ökologischer und sozialer Faktoren ins Feld führen,<br />

inzwischen am Aktien- und auch am Anleihenmarkt<br />

angekommen sind.<br />

Lassen Sie mich mein Plädoyer ganz kurz zusammenfassen:<br />

An einer Rückbesinnung auf gesellschaftlich<br />

breit akzeptierte Werte führt kein Weg mehr vorbei.<br />

Manche wussten es schon vorher, diesen möchte ich<br />

zu deren Voraussicht gratulieren. Die anderen sollten<br />

diesen Umstand akzeptieren und Sonntagsreden entsprechende<br />

Taten folgen lassen. Denn wie wir inzwischen<br />

an harten Fakten nachweisen können: Selbst<br />

der Finanzmarkt interessiert sich zunehmend dafür.


Seite 76 Kapitel VI<br />

Zukunft Europas:<br />

Wertegesellschaft als<br />

ökonomischer Faktor<br />

und Lissabon-Strategie<br />

Jean Asselborn, Vize-Premierminister und<br />

Außenminister des Großherzogtums Luxemburg<br />

Sehr verehrte Damen und Herren,<br />

die Weltwirtschaft steckt heute in der größten Krise<br />

seit 1929. Aus der Immobilienkrise in den Vereinigten<br />

Staaten wurde eine globale Finanzkrise, dann eine<br />

planetare Wirtschaftskrise, die sich als allumfassend<br />

Jean Asselborn glaubt, im<br />

Sinne der Lissabon-Strategie<br />

und tief erweist. Allumfassend, weil sie alle Länder sei es Aufgabe des Staates,<br />

und alle Bereiche betrifft. Tief, weil in einem erheb- Unternehmen von den<br />

lichen Maße Vertrauen fehlt, sowohl auf den Finanzmärkten<br />

wie unter den Unternehmern und Verbrau-<br />

Vorteilen zu überzeugen,<br />

die nachhaltiges und<br />

ethisches Wirtschaften<br />

chern.<br />

bringt


Seite 77 Kapitel VI<br />

Diese Krise ist nicht allein Folge von Fehleinschät-<br />

zungen und Fehlentwicklungen des Marktes oder<br />

einer Überhitzung der Finanzmärkte. Sie ist auch das<br />

Ergebnis der Ideologie einer zügellosen Marktwirtschaft.<br />

„Mehr Rendite, schnellere Rendite, höhere<br />

Rendite“, das war der Schlachtruf der Gierigen in Banken<br />

und an Börsen. Diese Einstellung wurde schleichend<br />

zum überwiegenden Credo des wirtschaftlichen<br />

Handelns, eine Degenerierung der sozialen<br />

Marktwirtschaft, hin zum wilden Kapitalismus. Einem<br />

Kapitalismus, der glaubte, dass es Aufgabe der wirtschaftlich<br />

Fähigen ist, die Unfähigen aus dem Geschäft<br />

zu drängen. Das ist ökonomischer Kannibalismus, und<br />

der hat mit demokratischen Idealen wenig zu tun.<br />

Wettbewerb ohne soziales Ziel dient nicht dem Allgemeinwohl.<br />

Er ist nicht nur egoistisch, sondern auch<br />

schädlich.<br />

Es wurden Risiken eingegangen, die heute nicht nur<br />

die Banken, sondern die ganze Gesellschaft vor ernste<br />

Probleme stellen. Von der nach oben schnellenden<br />

Arbeitslosigkeit geht die Gefahr auch einer sozialen<br />

Krise aus. 8,9 Prozent der aktiven Bevölkerung in der<br />

Eurozone sind arbeitslos, das sind mehr als 14 Millionen<br />

Menschen. Leider sind es, wie so oft, die sozial<br />

schlechter gestellten Menschen, die am schlimmsten<br />

unter den Konsequenzen der Sorglosigkeit und der<br />

Habgier leiden. Solche Auswüchse müssen in Zukunft<br />

verhindert werden. Die grenzenlose Profitmaximierung<br />

als vermeintliche Triebfeder menschlichen Fortschritts<br />

darf nicht weiter die Ultima Ratio der Wirtschaft<br />

bleiben.


Seite 78 Kapitel VI<br />

Nicht nur Banken und Unternehmen haben an der Ver-<br />

wurzelung dieser neoliberalen Ideologie mitgewirkt,<br />

auch die Politik hat das Allgemeinwohl zu häufig dem<br />

Markt untergeordnet. Jetzt gilt, aus den Fehlern zu lernen,<br />

uns auf ethische, gesellschaftsverantwortliche<br />

und soziale Werte zurückzubesinnen: Transparenz, Solidarität,<br />

verantwortungsvoller Umgang mit Ressourcen.<br />

Die Politik muss wieder die Rolle spielen, welche<br />

ihr zusteht. Sie muss, dank neuer Ideen für das Zusammenwirken<br />

von Politik und Ökonomie, der sozialen<br />

Marktwirtschaft wieder Geltung verschaffen. Dazu<br />

muss neues Vertrauen geschaffen, Angst und Apathie<br />

überwunden werden. Wir brauchen frisches Denken,<br />

das Gefühl, dass Leute ans Ruder kommen, die langfristigen<br />

Ideen den Vorrang geben.<br />

Heute sind wir uns wieder bewusst, dass die Wirtschaft<br />

sich zuerst am Menschen orientieren muss. Der<br />

„Rheinische Kapitalismus“ ist kein Wirtschaftsmodell<br />

von gestern. Die soziale Marktwirtschaft, maßgeblich<br />

geprägt durch die Sozialdemokratie, Gewerkschaften<br />

und verantwortungsvolle Unternehmerpersönlichkeiten,<br />

hat immer den sozialen Frieden gefördert. In<br />

der Friedrich-Ebert-Stiftung im November 2008 sagte<br />

ich, und ich wiederhole: „Die Einsicht, dass man die<br />

Finanzmärkte nicht allein der von den neoliberalen<br />

Wirtschaftspropheten so oft beschworenen unsichtbaren<br />

Hand überlassen soll, entspricht einer kontinentaleuropäischen<br />

Grundeinstellung, die die Marktwirtschaft<br />

immer im Dienste des Menschen versteht.“<br />

Das ist der Kern der europäischen Idee. Der soziale Gedanke,<br />

der die EU politisch mitbegründet hat, ist die<br />

beste Voraussetzung für eine Erneuerung des Systems.


Seite 79 Kapitel VI<br />

Wenn wir in einer humaneren Gesellschaft zusam-<br />

menleben wollen, müssen wir unsere Werte in ge-<br />

meinsamen Regeln ausdrücken. Wir sollten jedem die<br />

Aufgabe zuteilen, die ihm zusteht. Die Aufgabe der<br />

Finanzinstitutionen ist es, dafür zu sorgen, dass die<br />

Realwirtschaft reibungslos läuft, indem sie die Versorgung<br />

mit Kapital gewährleistet und den Menschen<br />

sichere Spar- und Anlageformen für Altersvorsorge<br />

und wichtige Investitionen bereitstellt. Mehr nicht. Es<br />

geht um die Realwirtschaft, die steht im Vordergrund,<br />

nicht die Banken und nicht die Börsen. Die Zeit der laschen<br />

Finanzpolitik, in der nur noch mit Geld gehandelt<br />

wird, auch mit Geld, das es gar nicht gibt, muss<br />

vorbei sein. Die Wirtschaft hat, genau wie die Politik,<br />

auf Nachhaltigkeit zu achten. Was heißt Nachhaltigkeit?<br />

Sie drückt sich aus in einer Politik, die langfristige<br />

Ziele verfolgt: Wirtschaftlichkeit, aber auch<br />

Sozialverträglichkeit, Umweltverträglichkeit und das<br />

auch auf der internationalen Ebene. Luxemburg hat<br />

als EU-Ratsvorsitz aktiv dazu beigetragen, dass auf<br />

dem Europäischen Rat im Juni 2005 eine Erklärung<br />

mit Leitlinien zur nachhaltigen Entwicklung von allen<br />

Mitgliedsstaaten angenommen wurde. Dieses Prinzip<br />

ist übrigens auch im jetzigen EU-Vertrag verankert.<br />

Nachhaltige Politik ist, zu erkennen, dass Wachstum<br />

kein Selbstzweck ist, sondern eine Voraussetzung für<br />

die Wahrung und Vermehrung des Wohlstands in Europa<br />

und somit für den Erhalt und die Verbesserung<br />

unseres Sozialmodells. Darauf kommt es an, dies sollte<br />

das Ziel der Politik sein. Die Ausarbeitung eines effizienteren<br />

Sozialmodells muss auch im Rahmen der Europäischen<br />

Union geschehen. Zu verwoben sind die<br />

Mitgliedsstaaten, als dass sie alleine das optimale sozi-


Seite 80 Kapitel VI<br />

ale Wohl ihrer Einwohner gewähren könnten. Nur ge-<br />

meinsam können wir eine auf Solidarität und soziale<br />

Gerechtigkeit ausgerichtete Gesellschaft weiterentwickeln,<br />

um die Verbesserung der Lebensqualität der<br />

Menschen ins Zentrum der Politik zu rücken.<br />

Der Vertrag von Lissabon sieht vor, der Europäischen<br />

Sozialcharta endlich den gleichen juristischen Stellenwert<br />

zu geben wie dem übrigen Vertragswerk.<br />

Darüber hinaus besagt die neu im Lissabon-Vertrag<br />

verankerte horizontale Sozialklausel: „Bei der Festlegung<br />

und Durchführung ihrer Politik und ihrer<br />

Maßnahmen trägt die EU den Erfordernissen im<br />

Zusammenhang mit der Förderung eines hohen<br />

Beschäftigungsniveaus, mit der Gewährleistung eines<br />

angemessenen sozialen Schutzes, mit der Bekämpfung<br />

der sozialen Ausgrenzung sowie mit einem hohen Niveau<br />

der allgemeinen und beruflichen Bildung und<br />

des Gesundheitsschutzes Rechnung.“<br />

Dies wird ein Schritt weiter sein auf dem Weg, den sozialen<br />

Rechten den gleichen Rang zu geben wie den<br />

wirtschaftlichen Grundfreiheiten des europäischen<br />

Binnenmarktes. Die soziale Balance darf nicht in<br />

Schieflage geraten, auch nicht durch Urteile des Europäischen<br />

Gerichtshofs. Dieser hat in den Fällen Laval,<br />

Viking und Rüffert der Dienstleistungsfreiheit als eine<br />

der vier Grundfreiheiten den Vorrang vor sozialen<br />

Rechten gegeben. Ich plädiere im Gegenteil dafür,<br />

soziale Rechte weiter auszubauen, so wie die Einführung<br />

eines europäischen Mindestlohns.


Seite 81 Kapitel VI<br />

Löhne von 3,50 Euro die Stunde und weniger sind<br />

keine Seltenheit mehr. Auch wenn in Deutschland in<br />

verschiedenen Sektoren ein Mindestlohn eingeführt<br />

worden ist, müssen immer noch deutschlandweit<br />

4,5 Millionen Arbeitnehmer für weniger als 7,50 Euro<br />

die Stunde arbeiten! Das ist sehr wenig. Wer Vollzeit<br />

arbeitet, muss davon in Würde leben können! Ein Europa,<br />

in dem niedrige Sozial- und Arbeitsstandards<br />

Wettbewerbsvorteile sind, lehne ich ab, ich plädiere<br />

auch hier für Qualität.<br />

Das Argument, wonach Armutslöhne den Abbau von<br />

Arbeitsplätzen verhindern, hat keinen Bestand. Eine<br />

solche Politik ist nicht nur menschenverachtend. Sie<br />

ist auch negativ für die Produktivität unserer Volkswirtschaft.<br />

Mindestlöhne setzen dem Wettlauf um<br />

die niedrigste Entlohnung ein Ende. In Großbritannien<br />

und Irland wurden vor einigen Jahren Mindestlöhne<br />

eingeführt. Der von vielen Wirtschaftsinstituten<br />

angekündigte Anstieg der Arbeitslosigkeit ist<br />

jedoch nicht eingetreten; durch die vermehrte Kaufkraft<br />

haben sich vielmehr positive Beschäftigungseffekte<br />

ergeben.<br />

Sicher, ein einheitlicher Mindestlohn in ganz Europa<br />

wird nicht funktionieren, dazu ist die wirtschaftliche<br />

Situation in den 27 EU-Mitgliedsstaaten zu unterschiedlich.<br />

Vielmehr sollte das Ziel sein, dass in allen<br />

Mitgliedsstaaten eine Lohnuntergrenze von über der<br />

Hälfte des jeweiligen nationalen Durchschnittslohns<br />

gilt. Das kann sowohl über den Gesetzesweg als auch<br />

im Einvernehmen mit Sozialpartnern umgesetzt werden.


Seite 82 Kapitel VI<br />

Die soziale Schere darf sich nicht noch mehr weiten.<br />

In diesem Sinne begrüße ich hier die Initiative der<br />

EU-Kommission, die Gehälter der Topverdiener zu<br />

regulieren. Die Gehaltspolitik sollte den Vorstand<br />

dazu anhalten, die Entwicklungsstrategie der Firma<br />

auf Langfristigkeit zu überprüfen. Das Pay-for-<br />

Performance-Prinizip sollte allerdings nicht zu einer<br />

größeren Risikobereitschaft führen, sondern zu mehr<br />

Transparenz und zu einer besseren Einbindung aller<br />

Stakeholder. Auch hier geht es um verantwortliches<br />

Handeln und nachhaltiges Denken.<br />

Langfristiges Handeln nährt sich auch von neuen<br />

Ideen. Der Kern der heutigen Problematik ist, auf europäischer<br />

Ebene eine langfristige Strategie des Wandels<br />

zu verfolgen, die auf Innovation basiert. In dem<br />

Sinne ist die Lissabon-Strategie, die 2000 vom Europäischen<br />

Rat beschlossen wurde, heute wichtiger denn<br />

je. Ich will kurz das Ziel der Strategie für soziale und<br />

wirtschaftliche Entwicklung in die Gedächtnisse rufen:<br />

nämlich das Ziel, bis 2010 die Union zum wettbewerbsfähigsten<br />

und dynamischsten wissensbasierten<br />

Wirtschaftsraum der Welt zu machen.<br />

Die Strategie wurde 2005 unter Luxemburger EU-<br />

Ratsvorsitz geprüft und überarbeitet. Neben großen<br />

Fortschritten im Bereich Internetvernetzung oder wissenschaftliche<br />

Exzellenz-Netzwerke wurden Schwächen<br />

festgestellt, die vor allem den Bereich Innovation<br />

betrafen sowie Weiterbildung und Reformen im<br />

Sozialbereich. Gegen den Trend der Zeit hatten wir<br />

erreicht, den sozialen Pfeiler der Strategie zu stärken.<br />

Auch heute gilt es, mehr denn je, weitere Fortschritte<br />

im Rahmen einer erneuerten Strategie anzustreben.


Seite 83 Kapitel VI<br />

Im Mittelpunkt der nachhaltigen Innovation stehen<br />

nicht nur verbesserte Produkte oder Verfahren. Nein.<br />

Innovation betrifft nicht nur den traditionellen Produktionsfaktor<br />

Technik und Sachkapital. Zwei andere<br />

Produktionsfaktoren, die in der Vergangenheit zu oft<br />

vernachlässigt worden sind, spielen eine wesentliche<br />

Rolle: der Produktionsfaktor Arbeit („human capital“)<br />

und der Umgang mit natürlichen Ressourcen. Es gilt,<br />

aus Europa einen attraktiveren Standort zu machen,<br />

durch neue Ideen, die verantwortliches Handeln<br />

begünstigen, demokratische und transparente Entscheidungsfindung<br />

anregen, hoch qualifizierte<br />

Ar beitskräfte hervorbringen, langfristige Ressourcenplanung<br />

fördern. Dies alles wird von der Lissabon-<br />

Strategie begünstigt, indem sie zum ersten Mal Europa<br />

mit einem Paket von Leitlinien für Wirtschafts- und<br />

Sozialpolitik ausstattet. Darüber hinaus bietet sie<br />

einen innovativen Rahmen für deren Umsetzung:<br />

nationale Maßnahmen, gemeinsame Ziele sowie gemeinsames<br />

Auswerten der Resultate unter Leitung<br />

der Kommission.<br />

Unternehmen sind Schlüsselakteure der Lissabon-Strategie.<br />

Weder die Europäische Union noch die Nationalstaaten<br />

können allerdings die Betriebe zu mehr zwingen<br />

als zum Einhalten der sozialen Mindeststandards.<br />

Neben dem langwierigen Ausbau der Gesetzgebung<br />

können sie allerdings Unternehmen dazu ermutigen,<br />

das ihrige zu tun, um zur Nachhaltigkeit des europäischen<br />

Sozial- und Wirtschaftsmodells beizutragen.<br />

Für Unternehmen heißt dies, wirtschaftliche Effizienz<br />

zu verbinden mit sozialer Verantwortung und umweltverträglichem<br />

Wirtschaften. Auch sie dürfen ihre Verantwortung<br />

nicht scheuen und sollten Ausdruck eines<br />

Europas sein, das nach vorne schaut.


Seite 84 Kapitel VI<br />

Ich muss hier, unter Experten, nicht länger auf die De-<br />

tails nachhaltigen Wirtschaftens und der Corporate<br />

Governance eingehen. Feststellen aber kann ich, dass<br />

unternehmerische Nachhaltigkeit erst seit einigen<br />

Jahren in den Vordergrund getreten ist, nachdem<br />

man zum Beispiel merkte, dass die besten Unternehmen<br />

des Dow-Jones-Index diejenigen waren, die nachhaltig<br />

wirtschafteten. Erst vor Kurzem hat sich die<br />

Wiederentdeckung der beiden Produktionsfaktoren<br />

Human- und Sozialkapital angebahnt und die Einsicht,<br />

dass der Aufbruch in eine Wissensgesellschaft<br />

nur mit hoch qualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern<br />

zu leisten ist.<br />

Die Aufgabe des Staates, was übrigens auch die Lissabon-Strategie<br />

unterstreicht, ist es also, die Unternehmen<br />

von den Vorteilen zu überzeugen, die ihnen<br />

nachhaltiges und ethisches Wirtschaften bringt. Unternehmen,<br />

welche die Qualität ihrer Standards hochhalten<br />

und bereit sind, sich an Legitimitätskriterien<br />

statt nur an Legalitätskriterien messen zu lassen, reduzieren<br />

ihre Rechts-, Finanz- und Imagerisiken.<br />

Apropos Image. Hier möchte ich die Gelegenheit<br />

nutzen, um auf eine Debatte einzugehen, die auch<br />

Luxemburg betrifft, nämlich bezüglich des Bankgeheimnisses<br />

und unseres Finanzplatzes. Die Luxemburger<br />

Regierung hat zusätzlich zu der erneuerten<br />

europäischen Finanzarchitektur, die wir zusammen<br />

mit unseren EU-Partnern ausarbeiten und anwenden<br />

werden, auch eine Redefinition unseres Bankgeheimnisses<br />

angekündigt. Zusätzlich zum bereits bestehenden<br />

Regelwerk im Rahmen der Europäischen<br />

Zinsbesteuerungsrichtlinie haben wir den OECD-


Seite 85 Kapitel VI<br />

Standard beim Informationsaustausch im Rahmen<br />

von Doppelbesteuerungsabkommen angenommen.<br />

Damit haben wir der Steuerhinterziehung einen<br />

Riegel vorgeschoben. Dieser bereits im März 2009<br />

angekündigte Schritt hievt uns auf das gleiche Niveau<br />

wie alle anderen OECD-Mitgliedsstaaten. Dass sich<br />

das OECD-Sekretariat trotzdem im Auftrag von verschiedenen<br />

G-20-Mitgliedern missbrauchen ließ, um<br />

Luxemburg auf eine anschwärzende Liste zu stellen,<br />

ohne uns als Gründungsmitglied der OECD zu konsultieren,<br />

ist in der Methode inakzeptabel. Wenn unser<br />

Finanzplatz mithilfe der deutschen Sprache systematisch<br />

schlechtgemacht wird, so will ich hier in Berlin<br />

unterstreichen, dass dessen Erfolg keineswegs auf<br />

Steuerhinterziehung zurückzuführen ist. Dies ist eine<br />

populistische Ausnutzung eines hochkomplexen Themas.<br />

Hier stellen sich grundsätzliche Fragen des Umgangs<br />

zwischen den Mitgliedsstaaten der EU.<br />

Wie wäre es zum Beispiel, Listen aufzustellen von Ländern,<br />

die Exportweltmeister in Waffenlieferungen<br />

sind? Neuesten Statistiken zufolge ist die Bundesrepublik<br />

mit einem Marktanteil von rund zehn Prozent<br />

der drittgrößte Rüstungsexporteur der Welt, nach<br />

den USA und Russland. Gustav Heinemann, ein auch<br />

im Ausland sehr angesehener deutscher Bundespräsident,<br />

sagte einmal, ich umschreibe: Wenn du mit dem<br />

Finger auf jemanden zeigst, vergiss nicht, dass drei<br />

Finger derselben Hand auf dich selber zeigen.<br />

Fakt ist auch, dass fünf Prozent der Ausfuhren des Exportweltmeisters<br />

Deutschland in Länder gehen, die<br />

in großem Stil Menschenrechte nicht respektieren.<br />

Auf jeden Fall stellt sich die Frage, welche Investoren


Seite 86 Kapitel VI<br />

noch bereit sind, ihr Geld in waffenexportierende Fir-<br />

men zu stecken, in einer Zeit, in der das Label „Ethisch<br />

investieren“ zusehends an Bedeutung gewinnt. Tatsächlich<br />

werden Unternehmen, deren gesellschaftliches<br />

Verantwortungsbewusstsein als mustergültig<br />

gilt, bei sonst gleicher Performance, zunehmend von<br />

Investmentberatern und ethisch sensiblen Kunden<br />

bevorzugt.<br />

Ich will Ihnen kurz von den Erfolgen in Luxemburg<br />

in diesem Bereich berichten. Im Jahre 2003 kamen,<br />

als Reaktion auf den Aktionsplan für Corporate Governance<br />

der Europäischen Kommission, Vertreter<br />

großer Firmen zusammen, um unter der Leitung der<br />

Luxemburger Börse die zehn Prinzipien des Kodex der<br />

Corporate Governance auszuarbeiten, so zum Beispiel<br />

die Verpflichtung des Vorstands, im sozialen Interesse<br />

zu handeln und auf eine nachhaltige Entwicklung<br />

des Unternehmens zu achten. Andere Prinzipien betreffen<br />

zum Beispiel die Transparenz der Unternehmensführung,<br />

die Gewähr einer hohen Qualität der<br />

Arbeit des Vorstands durch eine adäquate Gehaltspolitik,<br />

die den langfristigen Interessen des Unternehmens<br />

entspricht, den Respekt strikter Regeln in den<br />

Bereichen finanzielle Berichterstattung, interne Kontrolle<br />

und Risikomanagement sowie den Respekt der<br />

Rechte der Aktionäre und die Definition einer aktiven<br />

Kommunikationspolitik letzteren gegenüber. Der auf<br />

freiwilliger Basis applizierte Kodex unterliegt momentan<br />

einer Überarbeitung, die auf den positiven Erfahrungen<br />

der letzten Jahre fundiert. Dieser Fortschritt<br />

zeigt deutlich die Tendenz zu einer größeren sozialen<br />

Verantwortung. Wer entsprechend handelt, ist zwar<br />

nicht unbedingt erfolgreicher als die Konkurrenz.


Seite 87 Kapitel VI<br />

Aber er minimiert sein Risiko. Besserer Arbeitsschutz<br />

sowie zufriedene Mitarbeiter senken die Gefahr, dass<br />

ein Glied der eigenen Wertschöpfungskette ausfällt.<br />

Möglicherweise ergeben sich dann auch Wettbewerbsvorteile.<br />

Das zeigt sich auch bei den Investmentfonds. Die<br />

Nachfrage nach sozial, ökologisch oder ethisch geprägten<br />

Fonds ist spürbar. Hier hat sich die Finanzkrise<br />

ganz deutlich als Hebeleffekt erwiesen: Mehr und<br />

mehr Investoren sehen sich veranlasst, ihre Prioritäten<br />

bezüglich der notwendigen Rentabilität, der Risiken<br />

und der Transparenz der Produkte zu überprüfen.<br />

Die meisten Akteure des sozialverantwortlichen<br />

Investments in Luxemburg können seit September<br />

2008 eine starke Zunahme der bei ihnen platzierten<br />

Einlagen verzeichnen, wie die Initiative mit dem zutreffenden<br />

Namen „etika“ feststellt. Diese Zunahme<br />

zeigt, dass die Begriffe Transparenz und Verantwortung<br />

wieder aktuell geworden sind.<br />

Auch Ratingagenturen haben den Trend erkannt. Da<br />

gibt es allerdings noch einiges zu tun, Ratingagenturen<br />

müssten sich verpflichten, den – weiterzuentwickelnden<br />

– „code of conduct“ der International Organization<br />

of Securities Commissions anzuwenden.<br />

Außerdem sollte die Errichtung einer europäischen<br />

Ratingagentur als Gegengewicht zu den bislang<br />

alleine in den USA existierenden Agenturen geprüft<br />

werden.<br />

Ich bin der Überzeugung, dass es möglich ist, Wirtschaft<br />

und Anthroposophie miteinander zu verbinden.<br />

Der Schlüssel dazu ist wiederum Qualität, als Ga-


Seite 88 Kapitel VI<br />

rant für Konkurrenzfähigkeit, als Garant für Dauer:<br />

ein „gutes Produkt“, gut für die Produzenten, gut für<br />

die Kunden – aber auch gut für die Firmenkasse, denn<br />

ohne Gewinn lässt sich auch das beste Konzept nicht<br />

umsetzen.<br />

Wichtig ist, die Lissabon-Strategie nicht auf technische<br />

Innovationen zu reduzieren. Innovation ist auch im<br />

sozialen und ethischen Kontext zu verstehen. Innovation<br />

geht ebenfalls nicht nur aus dem Unternehmensbereich<br />

hervor. Wir brauchen neue Konzepte, kreative,<br />

umfassende Konzepte, bei den Banken, bei den Politikern,<br />

bei den Medien, bei der Wissenschaft. Auf der<br />

anderen Seite sollte sich die europäische Debatte über<br />

nachhaltige Entwicklung nicht überwiegend auf die<br />

sozialen und umweltpolitischen Aspekte konzentrieren.<br />

Synergien zwischen den drei Komponenten der<br />

Lissabon-Strategie müssen optimal ausgeschöpft werden<br />

– wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit, soziale<br />

Einbeziehung und Umweltschutz.<br />

Ich bin der Überzeugung, dass nach dem größten Erfolg<br />

der Europäischen Union, nämlich Frieden auf<br />

dem Kontinent zu gewähren, unsere nächste große<br />

Herausforderung ist, unseren Kindern die sozialen<br />

Lebensbedingungen zu gewährleisten, die zum Kern<br />

des europäischen Modells gehören. Nach den Phasen<br />

der Entstehung der EU im Rahmen der deutschfranzösischen<br />

Versöhnung, dann der Erweiterung<br />

im Nachspann des Mauerfalls in 1989, geht es meines<br />

Erachtens in einer dritten wichtigen Periode darum,<br />

soziale und ökologische Errungenschaften abzusichern<br />

und zu gewährleisten. Mit meinem Kollegen<br />

Frank-Walter Steinmeier bin ich einer Meinung, wenn


Seite 89 Kapitel VI<br />

er sagt: „Europa steht besonders in der Pflicht: als<br />

größter Binnenmarkt der Welt und als Verkörperung<br />

einer politischen Idee, für die Wohlstand und sozialer<br />

Zusammenhalt keine Gegensätze sind.“ Europa muss<br />

eine Vorreiterrolle spielen im Bereich Governance,<br />

im Bereich sozialer Standards und demokratischer,<br />

transparenter Entscheidungsprozesse, aber auch im<br />

Bereich innovativer Transformation vor allem bezüglich<br />

erneuerbarer Energien und Klimaschutzpolitik.<br />

Wir können das in Europa, wenn wir zusammenhalten.<br />

Wenn wir dem Risiko widerstehen, aus dem<br />

Nachbarn den Sündenbock zu machen, wenn wir uns<br />

mit Respekt und Achtung begegnen – dann können<br />

wir es vielleicht besser als jede andere Region. Dazu<br />

braucht es politischen Willen und Zusammenarbeit.<br />

Die grundlegende Ratio von Lissabon ist gültiger denn<br />

je: Keine europäische Nation kann auf sich allein gestellt<br />

im weltweiten Wettbewerb erfolgreich agieren.<br />

Nur zusammen können wir eine zukunftsfähige Gesellschaft<br />

gestalten, in der das Wohl aller Menschen<br />

im Mittelpunkt steht. Auf sich gestellt ist das größte<br />

Land der Europäischen Union zu klein und ebenso unfähig,<br />

sich in der globalisierten Welt zu behaupten,<br />

wie das kleinste Land unter den Mitgliedsstaaten. Die<br />

Zukunft Luxemburgs ist Funktion der zukünftigen<br />

Stärkung der EU. Unsere Zukunft hängt ab von der Zukunft<br />

Europas. Aber auch die Zukunft Deutschlands<br />

ist davon abhängig, denn je stärker die Europäische<br />

Union, umso stärker sind alle, ob große oder kleine<br />

Mitgliedsstaaten. Diese weitsichtige Mentalitätseinstellung<br />

der langfristigen Optionen der Europäischen<br />

Union ist im Grunde genommen der Schlüssel des<br />

Ausbaus der ethischen Wertegesellschaft.


Seite 90 Kapitel VII<br />

Nachhaltigkeit braucht das<br />

Zusammenspiel von Politik<br />

und Wirtschaft<br />

Rolf-Dieter Krause, Leiter und Fernsehchef des<br />

ARD-Studios Brüssel, im Gespräch mit Jean Asselborn,<br />

Vize-Premierminister und Außenminister des Großherzogtums<br />

Luxemburg, und Eric G. Sarasin, Mitglied<br />

des Executive Committee, Bank Sarasin & Cie AG<br />

„Heute habe ich mich manchmal wie in der Kirche gefühlt“,<br />

sagte Rolf-Dieter Krause, Leiter und Fernsehchef<br />

des ARD-Studios Brüssel, zu Beginn des Gesprächs. „Es<br />

gab viele Appelle an Unternehmen und Banker, sich<br />

nachhaltig zu verhalten. Es soll sogar profitabel sein.<br />

Warum verhalten sich dann nicht alle nachhaltig?“<br />

Rolf-Dieter Krause im<br />

Viele kleine und mittlere Unternehmen würden durch- Gespräch mit Jean Asselborn<br />

aus nachhaltig wirtschaften, meinte Eric G. Sarasin. und Eric G. Sarasin


Seite 91 Kapitel VII<br />

„Aber bei großen Unternehmen fühlen sich viele Mana-<br />

ger nur sich selbst verpflichtet. Sie werden zu wenig von<br />

den Verwaltungsräten beziehungsweise Aktionären<br />

kontrolliert und die Profitmaximierung rückt in den<br />

Vordergrund.“ Nach Einschätzung von Jean Asselborn<br />

ist der Zusammenhang zwischen Sozialem und Wirtschaft<br />

immer weiter verloren gegangen. „In meinem<br />

Heimatort gab es eine Fabrik, die seit Mitte des 19. Jahrhunderts<br />

Stahl produzierte. Aber dieser Familienbetrieb<br />

hat auch eine Kirche und ein Krankenhaus für den Ort<br />

gebaut, das war ein Fortschritt für alle Bewohner. Als<br />

Jugendlicher war für mich klar: Wirtschaft hat mit sozialer<br />

Entwicklung zu tun.“ Heute hingegen gehe es oft<br />

nur darum, schnelles Geld zu verdienen, ohne auf die<br />

sozialen Konsequenzen zu achten. Die Lehre aus der<br />

Krise sei: „Wir müssen uns einmischen, als Politik, als<br />

starker Staat, der regulieren und schützen kann und der<br />

die Verteilung des Reichtums überwacht.“<br />

Eine staatliche Überregulierung der Wirtschaft lehnte<br />

Eric G. Sarasin ab. Es gebe durchaus eine Selbstregulierung<br />

der Wirtschaft: „Der Markt bestraft diejenigen,<br />

die sich nicht ethisch verhalten. Die Quittung kommt<br />

früher oder später. Aber Banken und auch die Politik<br />

haben falsch wirtschaftende Unternehmen und Banken<br />

unterstützt und zu lange gewähren lassen. Da<br />

sollte eine Bereinigung erfolgen.“ Ein Problem sei allerdings,<br />

dass Politiker oft zu wenig von der Wirtschaft<br />

verständen und auf falsche Weise und zu spät intervenierten.<br />

„Der Staat hat die Aufgabe, die freie Marktwirtschaft<br />

wirklich frei zu halten, sodass sie funktioniert.<br />

Und dafür muss er sich die geeigneten Instrumente<br />

geben“, entgegnete Jean Asselborn. „Der Markt ist eben<br />

nicht fähig, sich selber zu regulieren. Ohne die Politik


Seite 92 Kapitel VII<br />

würde die Wirtschaft nicht wieder auf die Beine kom-<br />

men. Ohne Investitionen des Staates wäre die Markt-<br />

wirtschaft in der jetzigen Krise kollabiert, weil kein Ver-<br />

trauen mehr besteht.“<br />

Wer entscheidet, muss auch Verantwortung<br />

übernehmen<br />

Nach Einschätzung von Eric G. Sarasin wirkt sich die aktuelle<br />

Finanz- und Wirtschaftskrise stärker aus als die<br />

Weltwirtschaftskrise 1929, weil weitaus engere globale<br />

Zusammenhänge bestehen. Ursprung der jetzigen Krise<br />

sei nicht nur Gier, sondern auch Macht und Arroganz<br />

einer kleinen Schicht und die Renditeoptimierungswünsche<br />

vieler Menschen. Für die Zukunft sei es wichtig,<br />

dass Unternehmer und Manager, die skrupellos<br />

wirtschaften, zur Rechenschaft gezogen werden: „Es<br />

darf nicht so bleiben wie bisher: Jemand wirtschaftet<br />

ein Unternehmen runter und macht Tausende arbeitslos.<br />

Dann bekommt er eine Abfindung und sitzt zwei,<br />

drei Jahre später wieder in einem Aufsichtsrat.“ Um<br />

diesem Tun Einhalt zu gebieten, müssten in den Aufsichtsräten<br />

Unabhängige sitzen, auch aus der Politik.<br />

„Wir sollten zusammen Lösungen finden für ein vernünftiges<br />

Wirtschaften, und wir müssen Arbeitsplätze<br />

schaffen, sonst kann es zu sozialen Unruhen kommen.“<br />

Wohin es führen kann, wenn unternehmerische Entscheidung<br />

und unternehmerisches Risiko getrennt<br />

werden, und dass vor allem Arbeitnehmerinnen und<br />

Arbeitnehmer unter dieser Abkoppelung leiden, erläuterte<br />

Jean Asselborn an einem aktuellen Beispiel.<br />

Luxemburgs wichtigster Wirtschaftszweig war früher<br />

die Stahlerzeugung. 1911 schlossen sich fünf Stahlunternehmen<br />

zusammen und gründeten die Aciéries


Seite 93 Kapitel VII<br />

Réunies de Burbach-Eich-Dudelange, kurz: Arbed. Da-<br />

raus wurde 2001 der internationale Konzern Arcelor, an<br />

dem der Staat Luxemburg noch 30 Prozent der Anteile<br />

hatte. „Dann kam 2007 ein Käufer aus Indien, der mit<br />

Darlehen einkaufte und inzwischen hoch verschuldet<br />

ist“, so Jean Asselborn. „Jetzt stehen weltweit 350.000<br />

Arbeitsplätze auf dem Spiel.“ Deutlich wird an diesem<br />

Beispiel auch die Ohnmacht der Politik. „Der Staat hat<br />

sich 2007 bemüht, dass die Firma nicht verkauft wird,<br />

aber wir hatten nicht die Mehrheit, und es ging um einige<br />

zehntausend Arbeitsplätze in Luxemburg, Belgien<br />

und Frankreich. Als Politiker ist man oft hilfloser Zuschauer,<br />

wenn die Dynamik auf den Märkten sich entwickelt<br />

und dadurch auch die Anonymität steigt. Die<br />

Politik, auch auf europäischer Ebene, muss sich mehr<br />

Mittel geben, um eine solch unbeherrschbare Dynamik<br />

der Märkte zu stoppen. Aber in dem System, das wir<br />

freie Marktwirtschaft nennen, geht das nicht.“<br />

Wie ein gelungenes Zusammenspiel von Politik und<br />

Wirtschaft aussehen könnte, beschrieb Eric G. Sarasin.<br />

Der „Glass-Steagall-Act“ ist für ihn ein Beispiel für<br />

wirtschaftliche Entwicklung durch eine geeignete<br />

staatliche Regelung. Das US-amerikanische Gesetz<br />

aus dem Jahr 1932/33 war, ebenso wie Roosevelts „New<br />

Deal“, eine Reaktion auf die Krise von 1929. Der Glass-<br />

Steagall-Act verlangt die Trennung von Investmentbanken<br />

und Geschäftsbanken, um den Banken mehr<br />

Sicherheit zu gewähren und sie vor riskanten Spekulationen<br />

zu schützen. „Das System hat funktioniert“,<br />

so Eric G. Sarasin, „aber es wurde 1999 von Clinton aufgelöst,<br />

das war eine seiner letzten Amtshandlungen.<br />

Wäre man bei der Trennung geblieben, wäre das Desaster<br />

heute vielleicht nur ein Drittel so groß.“


Seite 94 Kapitel VII<br />

Europa als Instrument zur Nachhaltigkeit<br />

„Moralisches, nachhaltiges Wirtschaften zahlt sich aus.<br />

Aber unmoralisch kann man, zumindest kurzfristig,<br />

auch gute Geschäfte machen“, konstatierte Rolf-Dieter<br />

Krause. „Was muss passieren, damit nachhaltiger gewirtschaftet<br />

wird? Kann die Politik entsprechende Strukturen<br />

schaffen?“ „Das humane Kapital und das ökologische<br />

Handeln müssen gefördert werden“, antwortete<br />

Jean Asselborn, „und wir haben nur ein Instrument, um<br />

das voranzubringen: Europa. Im Jahr 2020 20 Prozent<br />

mehr Effizienz, 20 Prozent mehr erneuerbare Energien,<br />

20 Prozent weniger Abgase, das ist ein Ziel. Das ist es, was<br />

wir brauchen, damit unser Planet auch am Ende dieses<br />

Jahrhunderts bewohnbar ist.“ Außerdem sei es gerade<br />

in der Krise wichtig, das Kapital „Mensch“ wieder stärker<br />

zu nutzen, denn nur so sei Innovation in Unternehmen<br />

möglich. „Deshalb müssen wir das ‚Instrument Europa‘<br />

entwickeln. Wir dürfen die Vereinbarungen des Lissabon-Vertrags<br />

nicht vergessen. Wir haben dazu viele Fortschritte<br />

gemacht, aber vieles bleibt zu tun und 2010 müssen<br />

wir die Leitlinien kontrollieren.“<br />

„Wäre ein verändertes Besoldungssystem bei Managern<br />

ein Steuerungsinstrument, um nachhaltiges Wirtschaften<br />

zu fördern?“, wollte Rolf-Dieter Krause von<br />

Eric G. Sarasin wissen. Durchaus, meinte der Bankier. Es<br />

sei zum Beispiel nicht verständlich, dass hohe Gehälter<br />

ausgezahlt werden, wenn ein Unternehmen Verluste<br />

macht oder sich in einer riskanten Situation befindet.<br />

Die Gehälter müssten stärker durch die Aufsichtsräte<br />

kontrolliert werden. „Leute, denen es zu wenig ist,<br />

sollen gehen, sie passen dann ohnehin nicht zur Geschäftsphilosophie<br />

eines nachhaltigen Unternehmens.<br />

Aber die Besoldung von Managern braucht weltweit


Seite 95 Kapitel VII<br />

eine Korrektur und sollte weltweit geregelt werden.<br />

Außerdem plädiere ich für ein Bonus-Malus-System: In<br />

guten Zeiten sollte der Bonus nicht sofort ausbezahlt<br />

werden, sondern in eine Anwartschaft zum Beispiel in<br />

Form gesperrter Aktien gewandelt werden. Wenn später<br />

dann das Unternehmen schlechter dasteht, dann<br />

wären die Aktien entsprechend weniger wert und der<br />

Betreffende würde automatisch bestraft.“<br />

Es gibt Schlimmeres als unsere Krise<br />

Seit dem Herbst 2008 ist „die Krise“ das alles dominierende<br />

Thema. Darüber geraten andere, letztlich größere<br />

Probleme in Vergessenheit. Jean Asselborn sprach die<br />

ungleichen Verhältnisse in armen und reichen Ländern<br />

an: „Die Menschen in armen Ländern leben nur halb so<br />

lange wie wir und unter schlimmen Bedingungen. Wir<br />

brauchen mehr internationale Solidarität. Milliarden<br />

Menschen kämpfen jeden Tag ums Überleben, und wir<br />

reden ständig über die Krise, die wir haben und die wir<br />

durchaus meistern können. Langfristig kommen wir<br />

aber nur heraus, wenn wir die Umverteilung, auch in ärmere<br />

Länder, neu gestalten.“ Ein positiver Ansatz dazu


Seite 96 Kapitel VII<br />

sei die G-20, die auf eine verstärkte Zusammenarbeit<br />

setzt und nicht nur westliche Länder einbezieht. „Hier<br />

wird deutlich, dass wir gemeinsam über die Zukunft unseres<br />

Planeten entscheiden und alle Kräfte einbinden.<br />

Nur so können wir vermitteln, dass etwas getan wird,<br />

um die Millenniumsziele zu erreichen.“<br />

Auch der Klimawandel ist durch die Finanz- und Wirtschaftskrise<br />

in den Hintergrund getreten. „Wenn wir<br />

da nicht schneller handeln, dann können wir uns alles<br />

andere sparen, denn dann wird dieser Planet in einigen<br />

Jahrzehnten nicht mehr existieren“, meinte Eric G. Sarasin.<br />

Es könne und müsse viel gemacht werden, um dem<br />

Klimawandel etwas entgegenzusetzen, auch von der Politik.<br />

„Allerdings frage ich mich manchmal: Sind Politiker<br />

nachhaltig orientiert? Können sie das überhaupt sein,<br />

wenn sie wieder gewählt werden wollen? Auf jeden Fall<br />

müssen wir viel mehr Geld aufwenden als bisher. Und<br />

ich hoffe, dass viele Länder, auch die USA, sich stärker für<br />

die Umwelt und gegen den Klimawandel engagieren.“


Seite 97 Kapitel VII<br />

Die soziale Komponente höher bewerten<br />

„Die Krise könnte eine Chance sein, wenn wir Lehren daraus<br />

ziehen“, resümierte Rolf-Dieter Krause. „Aber wird<br />

sich nach der Krise wirklich etwas ändern?“ Es werde sicher<br />

manches nicht so sein wie vor der Krise, allerdings<br />

würden sich die Menschen nicht grundsätzlich ändern,<br />

meinte Jean Asselborn. „Aber Europa könnte ein Beispiel<br />

dafür werden, dass wir nach der Krise die soziale Komponente<br />

viel höher bewerten als vorher. Und vielleicht können<br />

wir dies den USA, Russland und anderen Regionen<br />

vermitteln. Die Krise könnte ein Anlass sein, dass man<br />

über Mindeststandards bei Löhnen nachdenkt, sodass<br />

Menschen von ihrer Arbeit leben können.“<br />

Optimistisch gab sich auch Eric G. Sarasin: „Ich glaube,<br />

dass wir viele Lehren ziehen. Unternehmen, die gut<br />

gewirtschaftet haben, werden aus der Krise stärker<br />

herauskommen und eine leitende Funktion einnehmen.<br />

Etliche schwarze Schafe werden verschwinden.“<br />

Abschließend verwies Sarasin darauf, dass es auch Banker<br />

gebe, die als moralisches Vorbild taugen, allen voran<br />

der Friedensnobelpreisträger Muhammad Yunus.<br />

„Seine Strategie der Mikrofinanzierung hat sich wirklich<br />

bewährt. Wir empfehlen unseren Kunden, in Mikrofinanzfonds<br />

anzulegen, weil sie inzwischen einen<br />

kontinuierlichen Return von vier Prozent haben, denn<br />

weltweit haben gerade arme Menschen die beste Zahlungsmoral.<br />

Ich glaube, wir sollten mehr in diese Richtung<br />

gehen, denn sie stärkt die Eigenverantwortung.<br />

Langfristig wird sich vermutlich eine Mischung entwickeln<br />

aus nachhaltigen Investitionen – das ist, was ich<br />

vertrete – und Gewinnmaximierung, die vielen anderen<br />

wichtig ist.“


Seite 98 Kapitel VII<br />

In diesem und in Band 1 unserer Schriftenreihe über-<br />

setzen wir „Wertegesellschaft“ mit „value-based<br />

society“. Der Begriff hat sich erst in letzter Zeit stär-<br />

ker ausdifferenziert. So kann sich der Begriff nicht<br />

nur auf ethische Werte sondern beim „value-based<br />

management“ auch auf finanzielle Werte beziehen.<br />

In Bezug auf ethische Werte bürgert sich zunehmend<br />

die Bezeichnung „values-based“ ein. Der Einheitlichkeit<br />

halber haben wir in diesem Band die ursprüngliche<br />

Übersetzung „value-based“ beibehalten.


Seite 99 Impressum<br />

Herausgeber:<br />

<strong>Antidiskriminierungsstelle</strong><br />

des Bundes<br />

Alexanderstr. 1<br />

10178 Berlin<br />

www.antidiskriminierungsstelle.de<br />

Kontakt:<br />

Zentrale: 03018 555-1855<br />

Beratung: 03018 555-1865 (Mo. bis Fr., 9–12 Uhr und 13–15 Uhr)<br />

Fax: 03018 555-41865<br />

Besuchszeiten nach Vereinbarung<br />

E-Mail: poststelle@ads.bund.de<br />

Bezugsstelle:<br />

Publikationsversand der<br />

Antidiskrimierungsstelle des Bundes<br />

Postfach 48 10 09<br />

18132 Rostock<br />

Tel.: 03018 555-1866*<br />

E-Mail: publikationen@ads.bund.de<br />

www.antidiskriminierungsstelle.de<br />

Gestaltung: www.avitamin.de<br />

Lektorat, Darstellung der Diskussion: Christel Schwiederski/<br />

MediaCompany, Bonn<br />

Fotos: Peter Himsel, Buchholz<br />

Druck: DruckVogt GmbH, Berlin<br />

Stand: November 2009<br />

* die Gesprächsgebühr richtet sich nach den Tarifen<br />

des jeweiligen Telefonanbieters


page 100 title<br />

Value-based Society as an Economic Factor.<br />

On the Capital Market Relevance of<br />

Sustainable and Value-based Corporate<br />

Governance<br />

2 nd Berlin Congress<br />

Documentation


page 101 foreword<br />

Foreword<br />

The Second Berlin Congress ‘On the Capital Market<br />

Relevance of Sustainable and Value-based Corporate<br />

Governance’, held at the Atrium of the Deutsche Bank<br />

AG on 12 May 2009, was the next logical step in the unfolding<br />

of a series of events on the topic of the ‘Valuebased<br />

Society as an Economic Factor’ launched in the<br />

year 2008 by the Federal Anti-Discrimination Agency.<br />

With the emergence of the world economic crisis, the<br />

concept of the ‘value-based society as an economic factor’<br />

has become more topical than ever before. More<br />

than that, it is an integral part of any serious deliberations<br />

about a new world economic order. ‘Capital Market<br />

Relevance of Sustainable and Value-based Corporate<br />

Governance’ was the main focus of the Second Berlin<br />

Congress. The Federal Chancellor says of these eventful<br />

times: “The social market economy needs internal<br />

guiding principles to achieve sustainable corporate<br />

governance.”* 1<br />

In the meantime, there is a consensus that without a<br />

sustainable and value-based reform of the world economic<br />

order, and that means a ‘top-down’ approach,<br />

we will be unable to overcome the crisis. This implies<br />

sustainable and value-based corporate governance introduced<br />

consistently down to the very last enterprise.<br />

This was and continues to be the ethical imperative<br />

and remains today, more than ever before, of relevance<br />

to the capital market!<br />

* Speech by the Federal Chancellor, Dr. Angela Merkel, on 4 May<br />

2009 on the topic ‘60 years of the Federal Republic of Germany<br />

and 20 years after the fall of the Berlin Wall – looking back and<br />

looking ahead’, at the Deutsches Theater, Berlin.


page 102 foreword<br />

The stock markets seem to have recognised the writ-<br />

ing on the wall. The worldwide leading Dow Jones<br />

Sustainability Index (DJSI) is clear in this respect, even<br />

in the midst of the present crisis.<br />

Since 1999, it has be developing on average three percent<br />

better than the MSCI World, one of the traditional<br />

indexes.<br />

The oldest sustainability index in Germany is the<br />

globally-orientated Naturaktienindex/Nature Stocks<br />

Index (NAI). It is one of the most important indicators<br />

of the economic performance capability of ecologically<br />

responsible enterprises. With – and not despite (!) – its<br />

very strict exclusion criteria it has consistently been<br />

clearly higher than both the MSCI World and the Dax<br />

since its establishment in 1997. Therefore, the capital<br />

markets are also providing evidence that sustainable<br />

and value-based corporate governance constitutes an<br />

economic factor. And, non-discriminatory management<br />

is a value-adding component of sustainable and<br />

value-based corporate governance.<br />

Dr. Martina Köppen,<br />

Head of the Federal Anti-Discrimination<br />

Agency


Contents<br />

page 103 contents<br />

Contents<br />

Foreword<br />

Dr. Martina Köppen,<br />

Head of the Federal Anti-Discrimination<br />

Agency ......................................................................... 101<br />

Programme ................................................... 105<br />

Opening of the Congress<br />

Dr. Martina Köppen,<br />

Head of the Federal Anti-Discrimination<br />

Agency ......................................................................... 108<br />

Keynote Address<br />

Klaus-Peter Müller,<br />

Chairman of the Government Commission<br />

German Corporate Governance Code .................... 112<br />

Attaching More Value to Values Again<br />

Klaus Prömpers, Head of the ZDF Studio Vienna,<br />

talking to Klaus-Peter Müller, Chairman of the<br />

Government Commission German Corporate<br />

Governance Code ...................................................... 130<br />

Forum<br />

From a Niche to the Mainstream:<br />

Sustainable Capital Investments and<br />

Value-based Corporate Governance<br />

Scientific Commission of the Federal<br />

Anti-Discrimination Agency:<br />

PD Dr. iur. Charlotte Gaitanides, LL.M.,<br />

University of Flensburg<br />

Prof. Dr. André Habisch,<br />

Catholic University of Eichstätt-Ingolstadt


page 104 contents<br />

Prof. Dr. iur. Georg Jochum, University of Constance<br />

Prof. Dipl.-Ing. Dr. Dr. h. c. Margit Osterloh,<br />

University of Zurich<br />

Prof. Dr. rer. pol. Birger Priddat,<br />

University of Witten/Herdecke<br />

as well as Prof. Dr. Gerd Grözinger, University of Flensburg<br />

Experts from practice:<br />

Ralf Frank, Executive Director of the Society of<br />

Investment Professionals in Germany (DVFA)<br />

Robert Hassler, Chairman of the Board of Oekom<br />

Research AG<br />

Volker Weber, Chairman of the German Sustainable<br />

Investment Forum<br />

Moderator: Susanne Bergius, journalist for<br />

sustainable management and investment ........... 140<br />

Plea by a Swiss Private Banker<br />

Eric G. Sarasin, Member of the Executive Committee,<br />

Bank Sarasin & Cie AG ............................................... 156<br />

Lecture<br />

The Future of Europe: Value-based Society as<br />

an Economic Factor and the Lisbon Strategy<br />

Jean Asselborn, Deputy Prime Minister and<br />

Minister for Foreign Affairs of the Grand Duchy of<br />

Luxembourg ............................................................... 174<br />

Sustainability Needs the Interplay of Politics<br />

and the Economy<br />

Rolf-Dieter Krause, Head of ARD Television Studio Brussels,<br />

talking to Jean Asselborn and Eric G. Sarasin ........... 188


page 105 programme<br />

Programme<br />

9:30 a.m. Registration<br />

10:45 a.m. Opening of the Congress<br />

Dr. Martina Köppen,<br />

Head of the Federal Anti-Discrimination<br />

Agency<br />

I. Speech<br />

Value-based Society as an Economic Factor.<br />

On the Capital Market Relevance of Sustainable<br />

and Value-based Corporate<br />

Governance.<br />

11:00 a.m. Introductory speech<br />

Klaus-Peter Müller,<br />

Chairman of the Government Commission<br />

German Corporate Governance Code<br />

11:30 a.m. Dialogue with Klaus-Peter Müller<br />

Klaus Prömpers,<br />

Head of the ZDF Studio Vienna<br />

12:30 p.m. Lunch<br />

II. Forum<br />

From a Niche to the Mainstream:<br />

Sustainable Capital Investments and<br />

Value-based Corporate Governance<br />

2:30 p.m. Forum with members of the Federal<br />

Anti-Discrimination Agency’s Scientific<br />

Second Berlin Congress<br />

Value-based<br />

Society as an<br />

Economic Factor.<br />

On the Capital<br />

Market Relevance<br />

of Sustainable<br />

and Value-based<br />

Corporate Governance<br />

12 May 2009<br />

Atrium of the<br />

Deutsche Bank AG<br />

Unter den Linden 13/15


page 106 programme<br />

Commission<br />

PD Dr. iur. Charlotte Gaitanides, LL.M.,<br />

University of Flensburg<br />

Prof. Dr. André Habisch,<br />

Catholic University of Eichstätt<br />

Prof. Dr. iur. Georg Jochum,<br />

University of Constance<br />

Prof. Dipl. Ing. Dr. Dr. h.c. Margit Osterloh,<br />

University of Zurich<br />

Prof. Dr. rer. pol. Birger Priddat,<br />

University of Witten/Herdecke<br />

as well as Prof. Dr. Gerd Grözinger,<br />

University of Flensburg<br />

experts from practice:<br />

Ralf Frank, Executive Director of the<br />

Society of Investment Professionals in<br />

Germany (DVFA)<br />

Robert Haßler, Chairman of the Board of<br />

Oekom Research AG<br />

Volker Weber, Chairman of the German<br />

Sustainable Investment Forum<br />

Moderator: Susanne Bergius,<br />

journalist for sustainable management<br />

and investment – inter alia Handelsblatt,<br />

ZEIT.online<br />

5:00 p.m. Coffee Break<br />

III. Plea<br />

Plea by a Swiss Private Banker


page 107 programme<br />

5:30 p.m Eric G. Sarasin,<br />

Member of the Executive Committee,<br />

Bank Sarasin & Cie AG<br />

IV. Lecture<br />

The Future of Europe: Value-based Society<br />

as an Economic Factor and the Lisbon<br />

Strategy<br />

6:30 p.m. Jean Asselborn,<br />

Deputy Prime Minister and Minister for<br />

Foreign Affairs of the Grand Duchy of<br />

Luxembourg<br />

followed by<br />

Sustainability Needs the Interplay of<br />

Politics and the Economy<br />

Jean Asselborn in dialogue with Eric G.<br />

Sarasin<br />

Moderator: Rolf-Dieter Krause,<br />

Head of ARD Television Studio<br />

Brussels<br />

End with culinary highlights and jazz music


page 108 chapter I<br />

Opening the Congress<br />

Dr. Martina Köppen,<br />

Head of the Federal Anti-Discrimination Agency<br />

Ladies and Gentlemen,<br />

It gives me great pleasure today to welcome you to the<br />

2nd Berlin Congress of the Federal Anti-Discrimination<br />

Agency, here in the atrium of Deutsche Bank AG in<br />

Berlin.<br />

The subject of “Value-based Society as an Economic<br />

Factor” has become no less important since the 1st Berlin<br />

Congress was held last year. On the contrary: the<br />

emergence of the worldwide economic crisis has<br />

made it more topical than ever. What is more, it has<br />

become a constituent element of all seriously meant<br />

considerations regarding a new global economic system.<br />

As a result, I now find myself in the best of company<br />

when it comes to this subject that is so close to my Dr. Martina Köppen opens<br />

heart.<br />

the congress with a plea for<br />

sustainable and value-based<br />

corporate governance<br />

Our attention at this 2nd Berlin Congress will mainly<br />

focus on the aspect of the “Capital Market Relevance of<br />

Sustainable and Value-based Corporate Governance”.<br />

The Federal Chancellor expressly used the formulation:<br />

“The social market economy needs internal guiding<br />

principles for sustainable corporate governance.”


page 109 chapter I<br />

A consensus of opinion exists today: without sustaina-<br />

ble and value-based restructuring of the global eco-<br />

nomic system, we will not be able to overcome the cri-<br />

sis. And when I speak of restructuring the global<br />

economic system, I mean that as a “top-down approach”,<br />

so to speak. In other words: sustainable and<br />

value-based management, spelt out to the letter in<br />

every single business enterprise. That was and is an<br />

ethical requirement, and it is of greater relevance for<br />

the capital market than ever before!<br />

Let me emphasise one thing again: the stock markets<br />

appear to have recognised the signs of the times. The<br />

world-leading Dow Jones Sustainability Index (DJSI)<br />

gives unequivocal proof. It has developed by an annual<br />

average of three percent since 1999 – better than the<br />

MSCI World as a conventional index, for example, and<br />

even in the face of the current crisis.<br />

The oldest sustainability index in Germany is the globally<br />

oriented Nature Share Index (Natur-Aktien-<br />

Index, NAI). It is one of the most important gauges for<br />

the economic performance of companies that operate<br />

in an ecologically responsible manner. With – and not<br />

despite (!) – its very stringent exclusion criteria, it has<br />

likewise done consistently and significantly better<br />

than both the MSCI World and the DAX since its<br />

launch in 1997.<br />

So, the capital markets prove it: value-based society is<br />

an economic factor. The consistent implementation of<br />

this realisation left much to be desired for a long time.<br />

Churches, foundations and pension funds nowadays<br />

call for tailor-made indices and ask highly specific


page 110 chapter I<br />

questions at road shows regarding compliance with<br />

strict criteria for value-oriented corporate governance.<br />

And, small and large enterprises in Germany are now<br />

acquiring even more routine in working with concepts<br />

and categories like Art. 14 (2) of the Basic Law,<br />

Corporate Social Responsibility, Sustainability, Corporate<br />

Citizenship and Compliance. These old and new<br />

keywords have one thing in common: everybody talks<br />

about them, but only few have so far adequately combined<br />

them and thought things out to the logical conclusion.<br />

One or the other of you may now perhaps be wondering<br />

why the Head of the Federal Anti-Discrimination<br />

Agency is talking about the architecture of a new global<br />

economic system and about sustainable, valuebased<br />

corporate governance. My answer is that I pursue<br />

a holistic approach. Because I view equality as a<br />

human right in its universal applicability. The approach<br />

reflects my conviction that we must take the


page 111 chapter I<br />

economy on board if we want to achieve a valuebased,<br />

non-discriminatory society that is capable of<br />

lastingly securing sustainable prosperity.<br />

The 2nd Berlin Congress on the subject of “Valuebased<br />

Society as an Economic Factor. The Capital Market<br />

Relevance of Sustainable and Value-based Corporate<br />

Governance” is our way of contributing to the<br />

discussion.<br />

I am extremely happy that you, dear Mr. Müller, as<br />

Chairman of the Government Commission ‘German<br />

Corporate Governance Code’, have agreed to deliver<br />

the keynote address on this topic, which is of so much<br />

importance to me.


page 112 chapter II<br />

Keynote Address<br />

Klaus-Peter Müller,<br />

Chairman of the Government Commission<br />

German Corporate Governance Code<br />

Ladies and Gentlemen,<br />

It was on 30 October 1970 that the German Football Association<br />

took the controversial decision to lift the ban<br />

on women playing. Much has happened since then.<br />

Hundreds and thousands of girls and women began to<br />

play football then and still do so today – and they do it<br />

well. As an ardent fan of 1. FFC Frankfurt, I think back<br />

with pride to the day in summer 2008 when the team<br />

won the UEFA Cup Final in front of a record crowd of<br />

almost 30,000 spectators. And a few weeks ago, again<br />

in the Commerzbank Arena in Frankfurt, roughly<br />

45,000 spectators saw a thoroughly exciting and impressive<br />

international match between Germany and<br />

Brazil, that justly ended in a 1:1 draw. Women‘s football<br />

is no longer derided, as impressively documented Klaus-Peter Müller:<br />

by growing membership and spectator figures.<br />

“It is important to ensure<br />

responsible action at<br />

all levels in business<br />

You may be wondering why I‘m starting with this enterprises”<br />

personal remark. Well, because I think the success of<br />

women‘s football makes one thing very clear: a lot can<br />

be changed and achieved through perseverance, outstanding<br />

performance and a good dose of idealism. It


page 113 chapter II<br />

doesn‘t always have to take forty years. Could that not<br />

perhaps serve as an example for us all? We can certainly<br />

do with some courage and optimism, because<br />

there‘s no denying that the global economy is not in<br />

good shape at the moment.<br />

1. Consequences of the financial market crisis<br />

The financial markets went to pieces last autumn. The<br />

collapse of Lehman Brothers investment bank caused<br />

the subprime crisis to escalate into a financial market<br />

crisis. Business enterprises have been holding back<br />

on new investments since then. There is a slump in<br />

demand on many markets. Even in the United States,<br />

consumers are deferring purchases and – at last –<br />

again discovering the idea of saving, at least for the<br />

time being.<br />

The national economies of North America and Western<br />

Europe, and also those of many other countries,<br />

are in the midst of a major recession, probably even<br />

the most serious one since the late 1920s. And for<br />

the first time in history, everything is on the decline<br />

simultaneously – and faster than ever before. The Dow<br />

Jones Index – still one of the world‘s most important<br />

stock market barometers – reached an all-time high<br />

of more than 14,000 points in October 2007. By March<br />

2009, the Index had lost more than half, dropping to<br />

roughly 6,500 points. The Euro Zone still recorded<br />

economic growth of 2.7 percent in 2007. For the first<br />

time in a long while, we will probably have to reckon<br />

with a decline of roughly 4.5 percent this year.


page 114 chapter II<br />

The figures illustrate how dramatic the current situa-<br />

tion is. But one thing is decisive above all else: the glo-<br />

bal economy is suffering a disconcerting shock. We<br />

are experiencing more than just a traditional recession<br />

– it is compounded by a wave of insecurity. Many<br />

people have doubts about the very foundations of economic<br />

activity, about stable banks, nations and currencies.<br />

In other words: what we are facing is a deeply<br />

rooted loss of confidence.<br />

How can we regain credibility and people‘s confidence?<br />

To relax the paralysis caused by the shock and<br />

stop the recession, we must reduce the prevailing insecurity<br />

to an acceptable level. A lot has already been<br />

done. The European Central Bank is providing the<br />

banks with virtually unlimited liquidity in return for<br />

securities. The governments are shoring up the credit<br />

economy with guarantees and capital – taxpayers’<br />

money, on which reasonable interest must be paid<br />

and that must, of course, be duly paid back at the end<br />

of the term. The ministers of finance of many countries<br />

are additionally going to the limits of what is<br />

financially justifiable in order to cushion the slump in<br />

demand by means of economic stimulus programmes.<br />

Above and beyond this, all the players on the financial<br />

markets find themselves in the midst of a debate<br />

about what they did wrong and what they can do better<br />

in future. Banks, for example, must confront the<br />

issues of deficits in their risk management, the excessive<br />

complexity of some products, and unsound incentive<br />

structures and remuneration systems for their<br />

managers and staff. And a number of banks will even<br />

have to review their business model. In some cases,


page 115 chapter II<br />

the supervisory bodies, too, failed to detect and cor-<br />

rect unacceptable developments in time – occasion-<br />

ally despite unequivocal signs. Finally, the law-makers<br />

left regulatory gaps open too long in some instances,<br />

one example being the hesitant implementation of<br />

the new capital requirements and supervision standards<br />

for banks (“Basel II”) in the USA.<br />

However, it‘s not now a question of assigning blame,<br />

but of assuming responsibility and drawing the necessary<br />

conclusions for the future. I therefore think it<br />

quite right that intensive thought is now being given<br />

to the stability of the global financial markets. That<br />

certainly also includes appropriate and better rules.<br />

For me, the following are key aspects:<br />

I The strengthening of capitalisation in the internainternational bank system is to be welcomed. New requirements<br />

regarding capital must, however, also give<br />

consideration to the current market situation. The<br />

timing is important in order not to stimulate procyclical<br />

effects.<br />

I Global markets additionally need global supervisupervision without regulatory and competence gaps. So,<br />

coordination between the national supervisory authorities<br />

needs to be improved.<br />

I The mechanisms for early detection of crises should<br />

also be expanded. The International Monetary Fund<br />

(IMF) can play a central role in this context.<br />

I Fourth, rating agencies must be supervised better –<br />

or for the first time, to be more precise. The integrity<br />

and impartiality of the external rating process<br />

must be guaranteed by means of corresponding<br />

specifications.


page 116 chapter II<br />

I And, addressing my own profession, banks must<br />

again begin to rely more on their own expertise and<br />

plain common sense. And they must review their<br />

own set of values and insist on strict compliance<br />

with them – but I‘ll come back to that later.<br />

I Another element of improved market transparency<br />

is the availability of more information on the risks<br />

of market players. This particularly applies to the<br />

work of hedge funds.<br />

I Moreover, the accounting rules ought to be<br />

changed. The system of valuation at current market<br />

prices has proven successful, but when the markets<br />

are inactive, a “fair value” can frequently not be determined<br />

and often only estimated.<br />

All in all, we can note that all market players are therefore<br />

called upon to make a contribution. Only if we all<br />

work together can we succeed in getting the worldwide<br />

situation back to normal.<br />

2. Sustainable and value-based principles of corporate<br />

governance<br />

The financial markets will never be the same after this<br />

crisis, which began on the US property market. But are<br />

more liquidity and better regulation enough to stabilise<br />

the financial markets in the long term? I say: these<br />

measures are necessary and important. Because banks,<br />

in particular, fulfil central, indispensable tasks in our<br />

modern economy, which is based on the division of<br />

labour. Banks are the mediators of transactions in the<br />

money cycle. They handle payments for other players<br />

in the economy and, above all, they mediate between<br />

those who want to invest money and those who need to<br />

borrow money for investments and purchases. So, banks<br />

bear special responsibility in and for the economy.


page 117 chapter II<br />

The current debate on the structuring of the finan-<br />

cial markets, and even of economic policy as a whole,<br />

thus shows that it is not simply a matter of legal or<br />

organisational issues. We also need a new awareness.<br />

To echo Max Weber, it’s a question of the “ ‘right’ spirit<br />

of capitalism”.<br />

Jack Welch, the former boss of General Electric, was<br />

recently reported as saying: “On the face of it, shareholder<br />

value is the dumbest idea in the world.” If that<br />

quotation is accurate, it would indicate a very welcome<br />

form of the wisdom that comes with age. After<br />

all, we need to pursue the justified interests of all the<br />

stakeholders in a business.<br />

Our ambition must be to do justice to owners, customers<br />

and employees alike, and also to the public.<br />

This ambition can still best be realised – and I would<br />

expressly like to emphasise this – in a social market<br />

economy. The concept of the social market economy<br />

sees people as social beings, who realise themselves<br />

in a community and feel committed to it. At the<br />

same time, it offers the individual the freedom to apply<br />

his or her creativity and courage to create new<br />

things and thereby generate benefits for society.<br />

So, the social market economy is characterised by a<br />

fascinating combination of individual freedom and<br />

societal responsibility.<br />

Faced by an extraordinarily severe economic slump,<br />

we today need to pay particular attention to ensuring<br />

that neither the social market economy nor democracy<br />

sustains irreparable damage. After all, it worries<br />

me that the public‘s confidence in our economic sys-


page 118 chapter II<br />

tem was dwindling even before the crisis emerged. For<br />

instance, a study commissioned by the Association of<br />

German Banks reveals that, today, only one person in<br />

two is still of the opinion that the social market economy<br />

has been a success.<br />

How can we regain people‘s confidence in banks, business<br />

enterprises and markets? My answer to that is: we,<br />

particularly the people bearing responsibility in the<br />

economy, must live and exemplify credibility. We must<br />

get back to sensible dimensions. We must pay greater<br />

attention to risks. And, for me, that means: we must<br />

apply the principle of sustainability even more strictly<br />

than in the past. And, to put it very plainly: social market<br />

economy, good corporate governance, and responsibility<br />

towards society are not mutually exclusive!<br />

To achieve this, every national economy needs enduringly<br />

efficient, stable and thus sustainable financial<br />

markets. Environmental projects must be financed,<br />

for example. Given the magnitude of the problems<br />

resulting from climate change, for instance, public<br />

funds are far from sufficient. Rather, private capital<br />

needs to be mobilised as well. To my mind, it would be<br />

worth while to increasingly put the financial markets<br />

to work for environmental purposes:<br />

I They efficiently provide information on shortages in<br />

the form of price signals. For example, persistently<br />

high oil and gas prices see to it that alternative forms<br />

of energy become more attractive in the long term.<br />

I Market instruments, such as trading in CO certifi-<br />

2<br />

cates, can moreover be used as a way of compensating<br />

for environmental damage.


page 119 chapter II<br />

All market players are called upon in this context: poli-<br />

ticians, industry and the banks, and also consumers.<br />

By deciding what to buy, consumers pass the verdict<br />

on which products are accepted by the market and<br />

which are not.<br />

And it is here that there are initial signs of changing<br />

awareness: for instance, more and more investors are<br />

going not only for returns, but also for sustainability.<br />

Surveys by the Sustainable Business Institute (SBI)<br />

show that there has been a substantial increase in the<br />

number of funds that pay attention to sustainability<br />

when investing. While 137 funds with a volume of<br />

18.2 billion euros were being offered in the Germanspeaking<br />

countries at the end of 2006, the figure had<br />

risen to a total of 274 sustainable funds with a volume<br />

of more than 21 billion euros by the end of 2008.<br />

However, responsible action in an environment of<br />

free competition also means that business enterprises<br />

and banks endeavour, and must endeavour, to achieve<br />

reasonable returns – for their customers, their shareholders<br />

and their creditors. This means that banks – and<br />

also business enterprises – have to prove themselves<br />

on the market time and again. To do so, they have to<br />

identify and satisfy their customers’ needs. But customers’<br />

hopes and expectations change in the course<br />

of time. And a business enterprise can only be successful<br />

if it perceives the corresponding signals in good<br />

time. Offers and services geared to expectations are<br />

also a sign of respect for the customer.


page 120 chapter II<br />

This realisation is certainly not new. However, espe-<br />

cially in times of crisis and transition, there is a serious<br />

risk of these signals being overlooked. That’s why, for<br />

example, Commerzbank set up a Customer Council<br />

for private and business customers. The recommendations<br />

of this body representing customer interests are<br />

examined by the management board of Commerzbank,<br />

assessed and, if appropriate, put into practice.<br />

The Customer Council additionally plays an important<br />

role in connection with the integration of Dresdner<br />

Bank into Commerzbank. After all, the perception<br />

of our customers is of the utmost importance to us in<br />

this difficult process.<br />

And when it comes to the way in which business enterprises<br />

are steered and controlled, there is again no<br />

need to re-invent the wheel! Instead, we need to refine<br />

the existing tools and apply them more consistently.<br />

Value-oriented corporate governance is also, and particularly,<br />

reflected in the applicable rules. So, let me<br />

mention two current key topics of the Corporate Governance<br />

Code Commission that are directly linked to<br />

the subject of sustainability and values.<br />

One of the key topics for both the Government Commission<br />

and the legislature is, of course, manager remuneration.<br />

Not only Germany has seen some undesirable<br />

developments in this respect, and they became<br />

particularly apparent in the context of the financial<br />

crisis. Especially in cases where remuneration structures<br />

have led to exaggerated, short-term success orientation<br />

and to great willingness to take risks, the aim<br />

must now be:


page 121 chapter II<br />

I to reverse the trend by means of long-term incen-<br />

tives, and<br />

I strengthen the sustainability of the actions of man-<br />

agement boards.<br />

Sustainable and long-term incentives can be achieved<br />

if the management board and executive staff participate<br />

to a reasonable extent in longer-term success, on<br />

the one hand, but also in any failure, on the other. This<br />

can be accomplished through a personal contribution<br />

in the case of variable remuneration programmes, for<br />

example.<br />

When it comes to the reasonableness of remuneration,<br />

it should be gauged not only by the personal<br />

performance of the individual board member, the<br />

company‘s economic situation and the relevant market<br />

environment. The general remuneration structure<br />

in the company as a whole can also be taken into account.<br />

The keyword is “vertical comparability”. Companies<br />

can only gain acceptance and make progress<br />

in this respect through an open, transparent debate<br />

and thoroughly re-adjusted, improved remuneration<br />

structures.<br />

Incidentally, I see this as being more a task for the supervisory<br />

boards and management boards than for<br />

the legislature. They need to be reminded of their<br />

role and their responsibility for their respective competences.<br />

This might already have made it possible<br />

to avoid individual excesses in the past. We should be<br />

more self-confident, act more self-confidently than<br />

in the past, and free ourselves from the primacy of<br />

Anglo-American practices.


page 122 chapter II<br />

Another major concern of the Code Commission is<br />

greater professionalisation of supervisory boards.<br />

This also includes the subject of diversity. Compared<br />

to many other countries, our corporate bodies are – as<br />

I have already pointed out elsewhere – still staffed too<br />

nationally, and they are definitely too male-dominated.<br />

Consequently, attention should be paid to sufficient<br />

diversity when selecting the members of supervisory<br />

boards. And that is not an end in itself: after all, greater<br />

internationality – such as experience with corporate<br />

management in other cultures – can usually only<br />

be of benefit to an enterprise, particularly if it operates<br />

internationally itself.<br />

And there is similarly no doubt in my mind that the<br />

representation of women on our supervisory bodies is<br />

also totally inadequate. We must do something about<br />

that! After all, we will be wasting enormous potential<br />

if we fail to change things in the near future! Given<br />

the numerous challenges we are facing, that is something<br />

we cannot afford to do – neither in our business<br />

enterprises in general, nor on our supervisory boards<br />

in particular. Not to exploit this potential would be<br />

bad management and certainly not good corporate<br />

governance. But this doesn’t mean that half of all the<br />

supervisory board posts in the DAX immediately need<br />

to be occupied by women. No matter how well-meant,<br />

a formal quota regulation would objectively do no one<br />

any good. However, we should immediately start to<br />

systematically encourage women, including by offering<br />

high-level academic qualification. After all, working<br />

on a supervisory board calls for sound knowledge,<br />

particularly of accounting and balance-sheet analysis,<br />

but also of company and tax law. Every member of a


page 123 chapter II<br />

supervisory board should gather appropriate experi-<br />

ence in these fields. As a rule, newcomers don‘t imme-<br />

diately start at a DAX 30 company, such as Siemens or<br />

Bayer AG. Initial experience can equally be acquired at<br />

a company listed in the S-DAX or M-DAX.<br />

So, the changes I just called for cannot be brought<br />

about over night. Consequently, we need to tackle<br />

these topics all the more energetically, so that things<br />

will change in the medium term. And it also applies<br />

to the enterprise as a whole that diversity in the working<br />

world enriches life and daily work. It also leads to<br />

more stable structures and a greater diversity of ideas.<br />

Not only in my capacity as Chairman of the Corporate<br />

Governance Code Commission is it important to me<br />

to draw attention to the special significance of values<br />

as the basis of good corporate governance. After all,<br />

we must not allow our actions to be governed solely by<br />

laws, rules, written recommendations or outside criticism.<br />

Rather, we must do the right thing as a matter of<br />

personal conviction – it must come „from within“. It is<br />

important to ensure responsible action at all levels in<br />

business enterprises – from top management to the<br />

central departments and equally in the branch offices.<br />

All business activity must therefore be geared to a<br />

set of values. For me, the guiding concepts for coexistence<br />

in the economy are: fairness, transparency<br />

and accountability. That means:<br />

I All players should first aim for a fair balance of ininterests – between business partners and equally<br />

between owners, customers and employees.


page 124 chapter II<br />

I Second, everyone bearing responsibility in the<br />

economy should explain their actions in an open<br />

and transparent manner.<br />

I And third, all of us must always consider the conconsequences and, above all, the unwanted “side effects”<br />

that our actions could have. And this is where<br />

I see executives as bearing particular responsibility.<br />

They are the ones who should set a “good example”<br />

and serve as dependable models for others.<br />

How can these goals be lived out in practice? Many<br />

business enterprises have already realised that their<br />

actions need to be socially responsible if they also<br />

want to be economically successful in the long term.<br />

A number of major corporations, including ourselves,<br />

set up reputation and sustainability management<br />

teams years ago to coordinate activities relating to<br />

corporate responsibility. Every two years, we additionally<br />

publish a regular, comprehensive Corporate<br />

Responsibility Report that openly and clearly describes<br />

how we as a bank specifically fulfil our economic, ecological<br />

and social responsibility. The measures range<br />

from the financing of renewable energy projects and<br />

the use of green electricity in our offices, all the way to<br />

funding of Germany‘s National Parks and of voluntary<br />

commitment in the field of sport.<br />

Many studies show that an actively fostered corporate<br />

culture and common values have a decisive influence<br />

on long-term economic success. What form can that<br />

take in practice? Allow me to again take Commerzbank<br />

as an example. The “ComWerte” (ComValues)<br />

value process was initiated there at the beginning<br />

of 2007, and the five central values were identified


page 125 chapter II<br />

in an intensive discussion. They are: team spirit, re-<br />

spect/partnership, integrity, market orientation and<br />

performance. This framework of values is based on a<br />

value culture that has developed in the course of our<br />

bank’s history and goes back to the self-image of the<br />

“Hanseatic merchant”. After all, Commerzbank was<br />

founded in Hamburg in 1870.<br />

However, the definition of these five values did not<br />

mean that an abstract corporate constitution was simply<br />

decreed “par ordre du mufti”, so to speak. Rather,<br />

the “ComWerte” project is consciously designed to be<br />

a permanent, open and participatory process that actively<br />

integrates every employee. Over 6,000 suggestions<br />

for improvements resulted from the discussions<br />

that arose throughout the bank, most of which demonstrated<br />

great commitment and were certainly not<br />

afraid of expressing criticism. The ideas ranged from


page 126 chapter II<br />

practical team-building measures and concrete im-<br />

provements in workflows, all the way to new human<br />

resources tools.<br />

Having a realistic and practical mind, I certainly<br />

have no tendency to look at the world through “rosecoloured<br />

glasses”. Which is why I also don’t see Commerzbank<br />

as a “shining” example for others, nor am<br />

I of the opinion that we already do everything as well<br />

as we ought to. What is needed instead is an ongoing<br />

learning process.<br />

Comparative studies indicate that business enterprises<br />

today take their social responsibility very seriously.<br />

And in that respect, I am pleased to be able to say that<br />

Commerzbank once again fared well in the reputed<br />

“Good Company Ranking” and took one of the leading<br />

places among Europe’s providers of financial<br />

services.<br />

So, let me put it on the record that it is worth while to<br />

persevere and stay “on the ball” in the cause of living<br />

and open corporate cultures. After all, that is one of<br />

the best ways of making a significant contribution to<br />

further improving the credibility of the economy.<br />

3. Concluding remarks<br />

Sustainable, value-based corporate governance encompasses<br />

several levels.<br />

I First of all, the regulatory framework is important.<br />

For me, the social market economy is the best of all<br />

known economic systems. Its principles and regulations<br />

are the rules of the game to which the market<br />

participants are required to adhere.


page 127 chapter II<br />

I However, it is equally true that too many formal<br />

rules impede the progress of the game. And I would<br />

expressly like to say this, also as regards the global<br />

markets: the pendulum of economic policy must<br />

not now be allowed to swing towards protectionism.<br />

“De-globalisation” would harm us in the long<br />

run. After all, it is only international trade that<br />

secures prosperity in our country and in other parts<br />

of the world.<br />

I Anyone who wants to keep up with the competicompetition must give a convincing performance. Be it on<br />

the playing field or in the economy. You can’t hope<br />

to win titles and trophies without a compact defence<br />

and a strong attack. For the market economy,<br />

this means that only well-equipped enterprises can<br />

achieve long-term profits. And only if the profits are<br />

adequate can dividends be paid. This is the only way<br />

that investments can be made. And the only way to<br />

preserve existing jobs and create new ones.<br />

I At the same time, the way profits are generated is<br />

also important. “Fouls” should meet with disapproval<br />

from the outset. That’s why we need to gear<br />

our actions to a set of values. Because you can only<br />

win people’s confidence if you’re credible.<br />

I And, of course, the people who bear responsibilresponsibility<br />

in the economy must also face up to a critical<br />

dialogue. Public opinion is called upon here, as are<br />

journalists, scientists and politicians, as well as the<br />

churches and non-governmental organisations.<br />

They should all have a watchful eye on the business<br />

world, so that faux pas can be revealed or prevented.<br />

However, all the parties involved in the necessary<br />

debates should exhibit the required degree of<br />

fair play.


page 128 chapter II<br />

I Finally, we must integrate employees in a stable, liv- liv-<br />

ing corporate culture. Motivated and satisfied staff<br />

are a key guarantee for business success. Because it<br />

is important to have a strong team, especially in difficult<br />

times.<br />

My conclusion is that responsible corporate governance<br />

is of extreme, and even existential, importance.<br />

Let me conclude with a few very personal remarks.<br />

The values that we live by in our society are values<br />

that are first taught and exemplified in our families. I<br />

see kindergartens, schools and universities as being<br />

complementary to the foundations laid in the family.<br />

So, it we think that we are today living in a society<br />

characterised by greed, on the one hand, and miserliness,<br />

on the other, that logically brings up the question<br />

of how successful we are in communicating our<br />

values. If things really have gone awry in this respect,<br />

we need to act quickly and resolutely to turn the tide.<br />

That applies to the chairmen and members of supervisory<br />

boards, the chairmen and members of management<br />

boards and, of course, to everyone who bears<br />

particular responsibility in our society, to politicians,<br />

the churches, associations and the trade unions. And<br />

those people who abuse their position or constantly<br />

fail to live up to their responsibility perhaps need to<br />

be dealt with more firmly and punished more systematically.<br />

Anyone holding or aiming for a top position<br />

must be aware that he or she also serves as a model.<br />

Consequently, it is only right and logical that sustainability<br />

and value orientation are becoming increasingly<br />

important in business enterprises, and equally in


page 129 chapter II<br />

their reporting. Concentrating on profits alone is not<br />

enough. We need to look beyond the bounds of classical<br />

accounting. Sustainability and value orientation<br />

are the foundations for building up the capital of reputation<br />

and trust!


page 130 chapter III<br />

Attaching More Value<br />

to Values Again<br />

Discussion: Klaus Prömpers, Head of the ZDF Studio<br />

Vienna, and Klaus-Peter Müller, Chairman of the<br />

Government Commission German Corporate<br />

Governance Code<br />

What basic values can we agree on in an increasingly<br />

pluralistic society? And who should communicate<br />

them? Do we need more laws, or are recommendations<br />

the most suitable way of achieving diversity and<br />

value-based corporate governance? These were central<br />

questions in the discussion between Klaus Prömpers,<br />

Head of the ZDF’s Vienna studio, and Klaus-Peter<br />

Müller, Chairman of the Government Commission<br />

‘German Corporate Governance Code’. And the financial<br />

and economic crisis was also addressed, of course:<br />

could it contribute to values coming to play a greater<br />

role again in business and in society?<br />

The following is a summary of the discussion and the<br />

debate with the audience.<br />

Klaus Prömpers<br />

discusses value orientation<br />

in the economy with<br />

Klaus-Peter Müller


page 131 chapter III<br />

Values must be exemplified<br />

The family is the elementary community of shared values,<br />

and it makes the most important contribution to<br />

the communication of values. Klaus-Peter Müller<br />

stressed this point not only in his speech, but also in<br />

the subsequent discussion: “Our main problem is that<br />

fundamental values, such as tolerance, honesty or<br />

politeness, are hardly communicated at all today in<br />

many families. Values begin in the family, and it is<br />

there that they must be exemplified. And every one of<br />

us can contribute to that.” It was consequently fatal if<br />

parents gave a bad example: “What effect does it have<br />

on a child if, for example, its parents quite openly<br />

swindle their insurance company by reporting a broken<br />

camera as having been stolen?”<br />

Klaus-Peter Müller was of the opinion that, if families<br />

contribute less to communicating values, then more<br />

must be done in public – through the media, for example.<br />

He said other important authorities included kindergartens,<br />

schools and universities. Speaking from<br />

the audience, André Habisch, professor at the University<br />

of Eichstätt, also advocated universities accepting<br />

responsibility in this respect. He suggested that managers<br />

give students talks about ethical conduct and<br />

ethical conflicts in their day-to-day professional life,<br />

since “students of economics model themselves<br />

on successful managers”. A good approach, said<br />

Klaus-Peter Müller, and one that he already practised<br />

regularly at the Frankfurt School of Finance & Management.<br />

“Particularly now, in times of crisis, top<br />

management has the duty not to shy away, but to engage<br />

in a dialogue and demonstrate the seriousness of<br />

their efforts to change things.”


page 132 chapter III<br />

Corporate governance: recommendations, not laws<br />

The Corporate Governance Code is updated annually.<br />

“Last time, certain things were handled very reticently,<br />

for example in connection with the subject of transparency,”<br />

said moderator Klaus Prömpers. “Many<br />

companies reject statutory regulations on that and<br />

other issues, as they would be too binding. There is additionally<br />

the fear that highly complicated regulations<br />

could result in Germany. But how else can companies<br />

be convinced to follow the recommendations?” Klaus-<br />

Peter Müller thought things were definitely heading<br />

in the right direction in this respect: “95 percent of the<br />

DAX companies support the ideas of corporate governance<br />

and adhere to recommendations.”<br />

“But the lawmakers nevertheless want to intervene in<br />

business enterprises even more, by introducing new<br />

laws and regulations on remuneration, for example.<br />

Are you currently more engaged in a battle to ward off<br />

the flood of planned new regulations, or are business<br />

and politics trying to shape the future together?”<br />

asked the moderator. The primacy of politics was in order,<br />

replied Klaus-Peter Müller, but a clearly defined di-


page 133 chapter III<br />

rection was lacking. “Our politicians must decide<br />

whether they want to regulate things themselves,<br />

whether they want to gear themselves to the recommendations<br />

of the Code or not. If they do not accept<br />

these recommendations, they will have to give the<br />

public an explanation of their reasons.” The Corporate<br />

Governance Code Commission had achieved a lot in recent<br />

years, he said. “It has laid the foundations for corporate<br />

governance and will not entertain the idea of<br />

merely closing a few gaps that the politicians forgot.”<br />

One Congress participant, the managing director of a<br />

generations-old family business, voiced a sceptical<br />

view regarding the principle of voluntariness and the<br />

importance of values. “The concept of ‘values’ is very<br />

flexible. When playing games – and also when running<br />

businesses – you don’t necessarily need values,<br />

but rules.” That even applied to family-owned businesses,<br />

she said. “I don’t believe people are simply<br />

good. So, businesses need rules. We were already talking<br />

about values five years ago – but perhaps the value<br />

there was money and profit.”<br />

Of course we needed rules, replied Klaus-Peter Müller,<br />

but not necessarily laws, because they were too restrictive,<br />

and often too complex in Germany. “The Code defines<br />

rules, and companies have to explain why they<br />

fail to adhere to them. For example, one of the rules is<br />

that you can only sit on an advisory board up to a maximum<br />

age of 72. If the Code were transformed into a<br />

law exactly as it stands, advisory board members<br />

would always have to stand down after reaching the<br />

age of 72, even if there were good reasons for them<br />

continuing their work. It is for situations like this that


page 134 chapter III<br />

we and businesses need room to manoeuvre. That's<br />

why we want rules, rather than detailed laws.”<br />

In the opinion of Klaus-Peter Müller, one problem is that<br />

the current debates are over-emotional. Desires for revenge<br />

on managers were widespread, he said, even<br />

among politicians. “That is not helpful. We must call<br />

managers to account, and certain misdemeanours may<br />

no longer be regarded as pardonable. However, only the<br />

managers are scolded, but not the supervisory boards<br />

that approved the high salaries, for example. In addition<br />

to which, the accusations are only justified in a few instances.<br />

Consequently, this kind of global criticism and<br />

discrimination must not be allowed to continue.”<br />

Women’s quota: still a controversial issue<br />

In connection with statutory regulations, the question<br />

is discussed time and again of whether a quota rule<br />

should be introduced in order to increase the percentage<br />

of women on supervisory boards. “The SPD successfully<br />

introduced quotas, although there were numerous<br />

objections at the start, and Norway has a<br />

Dr. Martina Köppen<br />

in conversation with<br />

Klaus Prömpers and<br />

Rolf-Dieter Krause,<br />

Head of ARD Television<br />

Studio Brussels


page 135 chapter III<br />

women’s quota for supervisory boards,” said Klaus<br />

Prömpers. The situation in Norway was special, replied<br />

Klaus-Peter Müller. “Two-thirds of the academics<br />

there are women. We aren’t that far yet, although the<br />

trend is heading that way.” In addition to which, there<br />

were special qualification opportunities in Norway:<br />

“Women in Norway were annoyed at constantly hearing<br />

that they supposedly lacked professional skills. So,<br />

women’s associations began to offer courses in business<br />

administration, on how to read management reports<br />

and similar topics. Perhaps we should think<br />

about doing something like that in Germany as well.”<br />

Is it really true that too few women are qualified to<br />

sit on supervisory boards? Ingrid Sehrbrock, Deputy<br />

Chairwoman of the Confederation of German Trade<br />

Unions (DGB), sees that more as an excuse than anything<br />

else: “Men and women are equally well qualified<br />

today. Supervisory boards need to look for suitable<br />

women in good time. If the quota regulation worked<br />

in political parties, it will work in supervisory boards<br />

as well.” Many women were certainly well-qualified,<br />

countered Klaus-Peter Müller, “but there are too few<br />

who have tackled the material necessary for working<br />

on a supervisory board.” Appropriate continuing education<br />

– for women and men – could help to break<br />

down resistance and invalidate the argument of inadequate<br />

qualification. It was also important that women<br />

got onto the supervisory boards of smaller companies<br />

– not just the “Top 30” companies quoted on the<br />

stock market were relevant. “We commissioned a<br />

study to find out how many women there are on supervisory<br />

boards. The development of their professional<br />

careers is also being examined. In this way, we


page 136 chapter III<br />

hope to be able to see which criteria are of decisive im-<br />

portance for a career of this kind.”<br />

Independently of professional qualification, many companies<br />

tend to hire men for managerial positions, because<br />

women between the age of 30 and 40 often give<br />

up their career for family reasons. All-day schools and<br />

child day-care centres would make it easier for women,<br />

in particular, to reconcile family and career. It was important<br />

that companies also took action in this respect,<br />

said Klaus-Peter Müller. Commerzbank in Frankfurt offered<br />

200 places in a child day-care centre for children<br />

from three months to kindergarten age. “The day-care<br />

centre is open from 7 in the morning to 7 in the evening.<br />

The parents bear 30 to 40 percent of the costs. In addition,<br />

we offer free child care services for a maximum of<br />

six weeks at various locations.” If the offers of child care<br />

are expanded, there will also be more women in managerial<br />

positions – Klaus-Peter Müller is convinced of<br />

that. “At the moment, women in top positions are few<br />

and far between. But the picture will look very different<br />

in ten years’ time, as indicated by the university degrees<br />

being awarded now. However, it is important that every


page 137 chapter III<br />

company review its recruitment policy and exploit the<br />

potential offered by women. If nothing changes, we'll<br />

have to introduce a quota rule.”<br />

Diversity: not always easy to put into practice<br />

Diversity means more than just a balanced ratio of<br />

women and men. So, Klaus Prömpers also addressed<br />

the subject of ethnic diversity: “How can we achieve<br />

more international staffing of management boards,<br />

supervisory boards or managerial positions?” One obstacle,<br />

said Klaus-Peter Müller, was that many foreigners<br />

found Germany’s rights of codetermination and<br />

employee representation strange. However, language<br />

barriers were a more serious problem: “For instance,<br />

everything would have to be interpreted at meetings,<br />

and all room documents and other texts translated.<br />

Many companies cannot afford the expense that<br />

would involve.”<br />

A Congress participant representing the German Managers’<br />

Confederation drew attention to a further aspect<br />

of diversity: in the spirit of codetermination and<br />

diversity, all employee groups should be represented<br />

on supervisory boards. “But the supervisory boards of<br />

European Companies (SEs), for example, are getting<br />

smaller. According to the new regulations, the trade<br />

unions retain a relatively large number of seats, but<br />

the group of executive employees is left out, meaning<br />

there is less diversity.” Klaus-Peter Müller was essentially<br />

in favour of reducing the size of supervisory boards:<br />

“20 people, or sometimes even more, are too many. I<br />

consider a supervisory board with 12 to 16 members to<br />

be appropriate for large companies. The number of<br />

trade union representatives could be discussed, but ex-


page 138 chapter III<br />

ecutive employees and their professional competence<br />

would certainly be important in such bodies.”<br />

The crisis as an opportunity to re-think<br />

“What would you say if the assistance given to Opel and<br />

other companies were to prevent structural adjustments<br />

that might be necessary?” asked Klaus Prömpers.<br />

“It displeases me that representatives of the so-called<br />

real economy act as though the financial crisis was to<br />

blame for every problem, such as poor car sales,” said<br />

Klaus-Peter Müller. “All of us – the economy, the state<br />

and the public – have been living beyond our means.” A<br />

marked entitlement mentality had developed – “I’m<br />

entitled to all that” – and this often led to debts being<br />

made. “It’s unacceptable that employees firmly reckon<br />

with a bonus payment when calculating their private<br />

expenditure, as though it were definitely coming and<br />

they were entitled to it. We must increasingly ask ourselves<br />

what we can afford and what we can’t. That particularly<br />

applies to governments, since there is otherwise<br />

a risk of inflation, especially in the USA.”<br />

Despite all the negative impacts of the financial and<br />

economic crisis, Klaus-Peter Müller said there was a<br />

need to put things into perspective: “When people now<br />

say that our economy could decline to the level of a few<br />

years ago, they depict that as a catastrophe. I think we<br />

need to put things into perspective here: if a certain<br />

loss of prosperity is the worst thing we have to live with<br />

in the next 30 years, we're really not badly off at all.”<br />

The Chairman of the Supervisory Board of Commerzbank<br />

said he considered the reactions of the G-20 to<br />

the financial and economic crisis to be surprisingly


page 139 chapter III<br />

positive. Above all, it was pleasing to see how the<br />

Continental Europeans had joined forces, particularly<br />

as a result of the efforts of Germany and France. “Of<br />

course, there is nevertheless still competition between<br />

the nations and the national economies. That's why<br />

it's important to consistently advocate a global international<br />

trade policy.”<br />

“Could it be that the crisis will result in an atmosphere<br />

emerging like that in the 50s and 60s?” asked Klaus<br />

Prömpers. “The recovery at that time was characterised<br />

by joint efforts, by ‘rolling our sleeves up’. Does<br />

the current crisis mean we have better chances of honesty,<br />

solidarity, tackling the problem together and<br />

cutting back our demanding expectations?”<br />

In the opinion of Klaus-Peter Müller, that could well be<br />

the case: “The fact that the crisis has led to a growing<br />

debate about values, is a sign that people are beginning<br />

to re-think. We attached too little value to values<br />

for a long time. We must not fall back into our old<br />

ways now. This is a task that we need to handle together.<br />

The image of ‘rolling our sleeves up’ is very much in<br />

line with my views.”


page 140 chapter IV<br />

From a Niche to the Mainstream:<br />

Sustainable Capital Investments<br />

and Value-based Corporate<br />

Governance<br />

Forum with the Members of the Scientific<br />

Commission of the Federal Anti-Discrimination<br />

Agency:<br />

PD Dr. iur. Charlotte Gaitanides, LL.M.,<br />

University of Flensburg<br />

Prof. Dr. André Habisch,<br />

Catholic University of Eichstätt-Ingolstadt<br />

Prof. Dr. iur. Georg Jochum, University of Constance<br />

Prof. Dipl.-Ing. Dr. Dr. h.c. Margit Osterloh,<br />

University of Zurich<br />

Prof. Dr. rer. pol. Birger Priddat,<br />

University of Witten/Herdecke<br />

as well as Prof. Dr. Gerd Grözinger,<br />

University of Flensburg<br />

experts from practice:<br />

Ralf Frank, Executive Director of the Society of<br />

Investment Professionals in Germany (DVFA)<br />

Robert Hassler, Chairman of the Board of Oekom<br />

Research AG<br />

Volker Weber, Chairman of the German Sustainable<br />

Investment Forum<br />

Moderator: Susanne Bergius, journalist for sustainable<br />

management and investment


page 141 chapter IV<br />

“Sustainable management means socially and ecolog-<br />

ically responsible corporate governance. It means<br />

generating profits with products and services that<br />

benefit man and the environment. Diversity and<br />

equality are second nature for businesses of this kind.”<br />

Susanne Bergius gave this definition of sustainable<br />

management at the start of the Forum. The motives<br />

for this kind of corporate governance were values and<br />

their economic advantages, she said.<br />

How can more companies be prompted to act in a sustainable<br />

manner? Are statutory regulations needed<br />

for this purpose? How attractive are value-based, sustainability-oriented<br />

companies for investors? Those<br />

were central questions addressed by the Forum. The<br />

following is a thematic summary of the key aspects of<br />

the discussion.<br />

Diversity is worth while …<br />

Are value-based corporate governance and diversity<br />

of economic importance for business enterprises, regions<br />

and the national economy? This question was<br />

the focus of the first phase of the discussion.<br />

Susanne Bergius,<br />

journalist for sustainable<br />

management and<br />

investment, hosts the<br />

forum


page 142 chapter IV<br />

Up to now, said André Habisch, there was no statisti-<br />

cally unequivocal evidence on this subject that cov-<br />

ered a large number of businesses, but there were suc-<br />

cess stories from individual firms that applied<br />

value-oriented strategies to tackle company problems.<br />

Small and medium enterprises (SMEs), in particular,<br />

were dependent on an attractive environment:<br />

“A good training situation at the location, cultural offers<br />

and an intact environment are positive aspects for<br />

the staff and for personnel recruitment. That is why,<br />

according to a study by the Bonn-based Institute for<br />

Small Business Research, SMEs invest proportionally<br />

more of their turnover in these topics than large enterprises.”<br />

As an example, André Habisch cited a Round<br />

Table set up by small Turkish businesses in Heilbronn.<br />

“Through their own example, they try to motivate<br />

Turkish schoolchildren to strive for higher education.<br />

And, of course, they also advertise themselves as potential<br />

employers in the process.”<br />

Diversity was worth while for businesses in many cases,<br />

said Margit Osterloh: “Although great demographic diversity,<br />

in terms of gender, ethnic origin or age, for example,<br />

can cause conflicts – which means costs – they<br />

are often made good by higher earnings.” However,<br />

this was not automatically the case. For instance, it<br />

could not be said that the more women there were on<br />

the board, the higher the profit. Particularly today,<br />

however, a greater proportion of women would be an<br />

advantage for many corporate managements: “Men<br />

tend to be more willing to run risks, overestimate<br />

themselves and take pleasure in competing. In times of<br />

great insecurity, that proves to be a disadvantage,” said<br />

Margit Osterloh. “Generally speaking, sufficient diver-


page 143 chapter IV<br />

sity is good for creativity, whereas too much diversity PD Dr. iur. Charlotte Gaitanides<br />

increases the risk of conflict. However, we don't yet criticises the lack of<br />

programmatic statements<br />

have any general, empirical statements regarding<br />

regarding sustainability in<br />

where the borderline lies.” Gerd Grözinger did not con- the Lisbon Strategy<br />

sider this gap in our knowledge to be particularly serious:<br />

“Germany is currently still a long way from having<br />

to talk about too much diversity.” The economist was,<br />

however, able to supply other facts: “Patents are one of<br />

the indicators of the capacity for innovation. The<br />

number of patents in a region increases with diversity.<br />

After all, patent development is today usually a group<br />

process, and particularly successful if numerous different<br />

positions or skills are available.” The interdisciplinary<br />

make-up of groups was one success factor, but different<br />

ethnic origins were the most important thing.<br />

Both Margit Osterloh and André Habisch emphasised<br />

that there could be different forms and degrees of diversity,<br />

depending on the sector and the individual<br />

company's needs. Diversity should therefore not be a


page 144 chapter IV<br />

general requirement. Rather, business enterprises<br />

should recognise it as being a competitive advantage<br />

and apply it to suit their specific needs.<br />

… and needs more support through the EU<br />

“The European Union wants to become the most competitive,<br />

knowledge-based region in the world. What<br />

does the Lisbon Strategy say about value-based society<br />

and sustainability?” asked moderator Susanne Bergius<br />

of Charlotte Gaitanides. In the view of the legal expert, Robert Haßler points out<br />

the Lisbon Strategy lacks programmatic statements the positive trend in the<br />

Dow Jones Sustainability<br />

regarding sustainability. “That is why the so-called EU<br />

Index. “That encourages<br />

Sustainability Strategy was additionally elaborated in the topic”<br />

Göteborg in 2001. Its topics range from climate<br />

change, preventive healthcare and social isolation, all<br />

the way to the fight against poverty, and thus cover a<br />

very wide field.” However, the strategies of Göteborg<br />

and Lisbon had not been merged, said Charlotte Gaitanides,<br />

“and the statements are too vague, apart from<br />

those relating to the fields of climate change and energy<br />

efficiency. The Lisbon Strategy expires in 2010, and<br />

that's when the problems will arise.” Alongside ecology<br />

and economy, the social aspect is one of the three<br />

pillars of sustainability. “The EU only considers the<br />

economy and the environment,” criticised Charlotte<br />

Gaitanides, “but what we also need, under the keyword<br />

‘equal opportunities’, is a European consensus<br />

on diversity, regarding how to tackle diversity in the<br />

working world, for example. The Anti-Discrimination<br />

Directives point the way in this respect.”<br />

Ethical capital investments are on the advance<br />

What role do sustainable capital investments play on<br />

the financial market? What interactions are there be-


page 145 chapter IV<br />

tween value-based corporate governance and the capital<br />

market? Moderator Susanne Bergius discussed<br />

these issues with the financial experts.<br />

Roughly 17 percent of all professionally managed monies<br />

in Europe are invested with an eye to sustainability<br />

aspects, stated Robert Hassler. However, major regional<br />

differences were to be seen in this respect. The United<br />

Kingdom, Scandinavia and the Benelux countries led<br />

the way. “In Germany, on the other hand, sustainable<br />

capital investments only account for about one percent<br />

of the public funds. However, a fairly dynamic process<br />

has emerged in recent years, especially in the institutional<br />

sector. Churches, in particular, are interested in<br />

sustainable investments, but also insurance companies<br />

and pension funds.” This trend had become much<br />

stronger as a result of the financial crisis, in addition to<br />

which banks were increasingly and more actively offering<br />

funds of this kind. Volker Weber also confirmed this<br />

trend: “More and more investors want to know what<br />

happens with their money. That has an impact on providers<br />

and businesses.” In the opinion of Ralf Frank, one<br />

Ralf Frank believes that<br />

it would be important not<br />

only for quoted companies,<br />

but also credit-financed<br />

companies to gear themselves<br />

to sustainability<br />

criteria


page 146 chapter IV<br />

reason for the fact that there are still relatively few sustainable<br />

financial investments in Germany is that the<br />

German capital market as a whole is relatively small,<br />

compared to the UK, for example. There were also far<br />

fewer pension funds.<br />

In Robert Hassler’s experience, “many companies<br />

have now come to realise that sustainability is a criterion<br />

for a good reputation, and thus of importance for<br />

credits. We and other rating agencies used to find it<br />

very difficult to obtain information. Today, major enterprises<br />

have an interest in the propagation of information<br />

on corporate sustainability and in a corresponding<br />

ranking.” The Dow Jones Sustainability<br />

Index had become important and was developing<br />

well, “that encourages the topic”. Ralf Frank was of the<br />

opinion that it would be important for not only quoted,<br />

but also credit-financed companies to gear themselves<br />

to sustainability criteria, and to provide information<br />

about them in their management reports.<br />

“Not much has happend in that quarter up to now.”<br />

Volker Weber: “More and<br />

more investors want to<br />

know what happens with<br />

their money”


page 147 chapter IV<br />

Business enterprises discover sustainability as a competitive<br />

advantage when it comes to gaining a good<br />

reputation among consumers and investors. Conversely,<br />

investors also benefit if a company practises<br />

sustainable management. “Businesses of that kind are<br />

more resistant to stress,” said Volker Weber. “They've<br />

already spent time dealing with topics that are now<br />

coming to the fore in the crisis. One example is risk<br />

management, meaning the question of what to invest<br />

in. Human resources are another: experts go to companies<br />

that have a good reputation. Those are factors Prof. Dr. iur. Georg Jochum<br />

that give a company competitive advantages in the wants to compel businesses<br />

to practise more transpar-<br />

long term.”<br />

ency<br />

Compel or convince?<br />

Do stricter statutory regulations make sense as a way<br />

of encouraging business enterprises to act more sustainably?<br />

Most members of the discussion panel were<br />

sceptical. “The big drawback of such regulations is<br />

that the law is fulfilled, but that's all,” said Birger Priddat.<br />

The subject, such as an anti-discrimination law,<br />

was passed on to the Legal Department. “It doesn't get<br />

into the board room or into the strategy discussion.<br />

Only the absolutely necessary is done, but there is no<br />

change in the company or the general attitude.” Strict<br />

laws were often undermined, said Margit Osterloh<br />

and Ralf Frank. Consequently, it was better to convince<br />

businesses of the economic benefits of sustainable<br />

management.<br />

Georg Jochum likewise emphasised the difficulty of enforcing<br />

legal regulations, particularly at the international<br />

level. He therefore advocated minimum standards:<br />

“They then have to be strictly enforced, including


page 148 chapter IV<br />

through regulations on compensation. In the case of<br />

‘soft’ criteria, sustainability should be improved by incentives;<br />

otherwise, lobby groups make sure that only a<br />

minimum acceptable to all concerned becomes law.” It<br />

was an intelligent legal measure and a good incentive<br />

system if companies were compelled to practise transparency<br />

and this was accompanied by corresponding<br />

certification, said Georg Jochum. “For example, it could<br />

be made compulsory for company reports to indicate<br />

the percentage of women in corporate management<br />

positions. If a company fails to provide the information,<br />

it must bear the reversal of the onus of proof; otherwise,<br />

it could be liable to pay compensation.”<br />

“It would be more effective than statutory regulations to<br />

include certain goals in the corporate targets, such as a<br />

balance between women and men,” said one Congress<br />

participant. “That would soon lead to success.” Margit<br />

Osterloh agreed on this point. After all, goal-setting<br />

agreements were a tool commonly used in management,<br />

and one that could, of course, also be applied to<br />

diversity or other sustainability factors. Target parameters<br />

had several advantages: “They are explicit, they are<br />

tailored to the individual company and its situation, and<br />

they are defined for a specific period and reviewed.”<br />

Charlotte Gaitanides came out in favour of statutory<br />

regulations: “I don’t think sustainability criteria stipulated<br />

in EU Directives would be harmful. Nor can I see<br />

why the Anti-Discrimination Directives are said to<br />

have harmed equal rights. Legal regulations are not<br />

the only strategy, and there is certainly a need for<br />

accom panying measures. But the state sometimes has<br />

to help get things moving.” A Congress participant ex-


page 149 chapter IV<br />

pressed similar arguments: “Regarding the topic of<br />

environmental protection, too, many companies initially<br />

opposed the specified standards. But they acted –<br />

not out of conviction, but because they had to. Nowadays,<br />

the matter has become perfectly normal, both in<br />

business and in society.” Birger Priddat said it had<br />

been an easier matter in environmental law: “Since its<br />

standards are more of a technical nature, it's easier to<br />

enforce, particularly in Germany. But motivation is far<br />

more important when it comes to equality and discrimination.<br />

In this case, we need companies that opt<br />

for diversity for economic reasons and thus serve as a<br />

model for other companies.”<br />

Gerd Grözinger described an alternative to self-commitment<br />

or statutory regulations: taxes should be used<br />

to make undesirable conduct increasingly expensive.<br />

“If taxes are involved, the board will examine the matter.<br />

My dream tax would be a tax on the difference between<br />

the total wages of the women and the men in a<br />

company. Companies would then be very quick to step<br />

up their efforts to recruit highly qualified women.”


page 150 chapter IV<br />

Hard to enforce: rules in times of globalisation<br />

The introduction and enforcement of legal rules<br />

proves not to be easy, even at a national level. However,<br />

things get far more complicated when it comes to<br />

international contexts. Susanne Bergius addressed the<br />

subject of child labour as one example: “Shouldn’t our<br />

German labour and social laws also prevent child labour<br />

at foreign suppliers?” In reply, Georg Jochum<br />

said that was hardly enforceable: “The suppliers are<br />

usually independent firms, so China, for instance,<br />

would have to enforce corresponding national labour<br />

laws.” And bans on imports from specific countries<br />

were also problematic. “They also penalise companies<br />

that produce without child labour. An international<br />

consensus would be needed. But that’s a difficult and<br />

long-term process, even though the World Trade Organisation<br />

has now taken the first steps.”<br />

“Couldn’t the state pay attention to ethical and sustainability<br />

standards in its own procurement activities,<br />

such as not buying products manufactured using<br />

child labour?” asked Susanne Bergius. This was already<br />

standard practice in a number of German municipalities<br />

and in the Netherlands. “That can lead to<br />

problems, because it may contravene international<br />

agreements,” replied Birger Priddat. Difficulties already<br />

arose at the EU level, said Georg Jochum. “The<br />

European Court of Justice is critical when it comes to<br />

criteria like sustainability, adherence to pay agreements<br />

and similar matters. That would have to be included<br />

in directives at the European level, since national<br />

regulations are not considered to be valid.”


page 151 chapter IV<br />

André Habisch addressed a fundamental problem in<br />

this context: “We’ve become accustomed to passing<br />

regulatory tasks to the state as a neutral arbitrator. But<br />

that no longer works in times of globalisation. After<br />

all, every nation has an inherent interest in not excessively<br />

burdening ‘its’ companies. For instance, the<br />

United Kingdom doesn't want strict regulation of<br />

financial markets, since too many jobs are dependent<br />

on the financial centre of London. And, because of its<br />

automotive industry, Germany rejects stringent environmental<br />

standards, particularly for high-end vehicles.<br />

Accordingly, it's only ever possible to enforce<br />

minimum standards internationally.” Consequently,<br />

there was a need for players in the financial field to<br />

come up with accompanying initiatives targeting selfregulation:<br />

“For example, it would be a good start if<br />

the lenders were also to pay attention to ethical criteria.”<br />

André Habisch mentioned the “Equator Principles”<br />

as an example. They are a code of extended environmental<br />

and social standards that are applied when<br />

financing projects, particularly in developing and<br />

emerging nations. The initiative came from four<br />

banks, and 80 percent of international project financ-


page 152 chapter IV<br />

ing is today based on these standards. Today, banks are<br />

considering how they can implement similar criteria<br />

in other credit sectors, as well. However, one Congress<br />

participant, who had himself been involved in developing<br />

the Equator Principles, reported that it was difficult<br />

to extend the application of such codes: “Germany<br />

and other countries are fighting tooth and nail to prevent<br />

these principles from also being implemented in<br />

connection with export financing. There is also major<br />

resistance at the OECD. The noble principles are often<br />

dropped again when it comes to doing business.”<br />

More transparency is needed<br />

If value-based, sustainable corporate governance is to<br />

become the “mainstream”, then public opinion and the<br />

behaviour of consumers and investors also play a major<br />

role – a fact that several speakers emphasised. “If companies<br />

are now endeavouring to achieve sustainability,<br />

that has something to do with consumer pressure,” said<br />

Volker Weber. “Scandals, such as toxic contamination of<br />

textiles, have an impact.” Ralf Frank backed up this view,<br />

but complained that consumers and shareholders often<br />

had too little, comprehensible information to be able to<br />

apply pressure. Management reports covering several<br />

hundred pages were also not much help. “No one reads<br />

them completely and thoroughly.”<br />

“Since 2005, companies have been obliged to also include<br />

social and ecological aspects in their management<br />

reports, insofar as they ‘are important for understanding<br />

the course of business or the situation of the<br />

company’,” said Susanne Bergius. “Does this ‘mini reporting<br />

obligation’ have any impact?” “No,” replied<br />

Robert Hassler. “For example, in connection with com-


page 153 chapter IV<br />

pany pensions, there's also an obligation to indicate<br />

whether the capital is invested ethically. If a note is included<br />

at some time that this is not done for reasons<br />

relating to returns, there’s no obligation to provide information<br />

in future reports.” Nevertheless, the obligation<br />

to provide information was a lever. “If information<br />

is available, the market knows how to deal with it<br />

and accordingly steer capital flows towards sustainability.”<br />

For this reason, it was important – for rating<br />

agencies and the public alike – that business enterprises<br />

be obliged to report on child labour, energy consumption<br />

or other sustainability factors. “And that means by<br />

providing explicit information. So far, we've often got<br />

nothing but fair words.”<br />

It is also Ralf Frank's experience that current corporate<br />

management reports are too vague. “For instance, we’d<br />

like to see a risk index regarding the subject of corruption.<br />

Transparency International regularly publishes a<br />

list relating to corruption in the countries of the world.<br />

A company can at any time indicate the number of markets<br />

on which it is active that involve the risk of corrup-<br />

Jean Asselborn in<br />

conversation with<br />

Dr. Martina Köppen


page 154 chapter IV<br />

tion according to Transparency International.” Custom-<br />

er satisfaction, which most companies measure<br />

anyway, or employee satisfaction would be interesting<br />

indicators for investors that help them to assess risks.<br />

Since the Sustainability Report in its current form is not<br />

suitable for the capital market, the Society of Investment<br />

Professionals in Germany has started to define indicators<br />

that give investors explicit information regarding<br />

risk-related behaviour. “We need standards for<br />

assessment, so we get meaningful information in the<br />

reports. It’s not enough just to say: describe your risk.”<br />

Gerd Grözinger also made a suggestion regarding<br />

how useful information can be determined for investors:<br />

“A sustainability stress test that examines a company’s<br />

future viability would be a good idea. For example,<br />

we expect to see higher taxes on energy and<br />

resource consumption, an anti-discrimination law<br />

with numerous statutory regulations, or quotas for<br />

women or ethnic diversity. If that comes in 10 or 15<br />

years: is the company prepared for it?”


page 155 chapter IV<br />

André Habisch was rather more sceptical regarding the<br />

feasibility of enforcing uniform reporting standards<br />

across all industries and all sizes of company. The subject<br />

of sustainability was too complex, he said. “And the<br />

‘Global Reporting Initiative’, which wanted to define<br />

worldwide reporting standards, also failed to fulfil<br />

expectations. Only few companies report entirely in accordance<br />

with these standards, most just pick out individual<br />

elements.” Reports would mainly be effective if<br />

investors, shareholders and other groups actually relied<br />

on them. Volker Weber saw the matter differently: “An<br />

obligation to report on sustainability would be good,<br />

because a company would then have to tackle the issue<br />

intensively.” Susanne Bergius shared this view: “Many<br />

companies have told me that sustainability reports primarily<br />

have a strong impact within the organisation, because<br />

departments have to communicate with each<br />

other and cooperate with each other in order to obtain<br />

information. Reports were like looking in a mirror, gave<br />

management and staff many new insights, and were often<br />

the starting point for serious efforts to achieve better<br />

ecological or social performance.”<br />

To conclude the Forum, moderator Susanne Bergius<br />

reported about a sustainability strategy that is pursued<br />

in Japan, in particular: the “top-runner regulation”.<br />

Under this system, the ecologically best product<br />

in a sector becomes the standard within a few years,<br />

the example that all companies are obliged to model<br />

themselves on. This politically developed tool promotes<br />

competition, boosts the will to innovate, benefits<br />

consumers and spares the environment. The EU is<br />

working on a similar, but more differentiated strategy,<br />

although it has not yet been implemented.


page 156 chapter V<br />

Plea by a Swiss Private Banker<br />

Eric G. Sarasin, Member of the Executive Committee,<br />

Bank Sarasin & Cie AG<br />

Introduction<br />

The former head of Deutsche Bank, Hermann Josef<br />

Abs, is reported to have said that earning profits is the<br />

same for a business enterprise as breathing is for a human<br />

being: not an end in itself, but an essential prerequisite<br />

for pursuing further goals. Abs’s recourse to<br />

the fundamental experience of breathing may be very<br />

disturbing at first glance, but it is equally realistic<br />

when he points out that, in the long term, business enterprises<br />

operating in a market economy can only survive<br />

and preserve jobs if they generate profits. However,<br />

there is just reason to doubt whether the order<br />

given in the simile still applies in the same way today –<br />

or whether it ever applied at all: are profits just a secondary<br />

condition, or is profit maximisation the first<br />

and by far foremost corporate goal?<br />

“When they speak of moral standards,<br />

bankers mainly mean payment behaviour.”<br />

Harald Weinrich, German Romance philologist and author


page 157 chapter V<br />

William Vanderbilt is quoted as saying: “The public be<br />

damned. I’m working for my stockholders.” 1 And Nobel<br />

Prize winner Milton Friedman wrote in the New<br />

York Times in 1970: “There is one and only one social<br />

responsibility of business – to use its resources and engage<br />

in activities designed to increase its profits so<br />

long as it stays within the rules of the game, which is to<br />

say, engages in open and free competition without deception<br />

or fraud.” 2<br />

Is business activity detached from all (value-based)<br />

standards? The main thing is, it’s legal? Are managers<br />

inherently intent merely on generating profits “like<br />

the devil”, or should they be at all?<br />

Particularly as a representative of a bank, I am firmly<br />

convinced that values – and I naturally don’t mean as-<br />

1 Chicago Daily News, October 1882.<br />

2 New York Times magazine, 13 September 1970. Quoted from his<br />

own book “Capitalism and Freedom”.<br />

Eric G. Sarasin states that<br />

the necessity of taking into<br />

account ecological and<br />

social factors has now<br />

reached the share and<br />

bond markets


page 158 chapter V<br />

sets in this context – are indispensable for long-term<br />

survival on the market, the ultimate purpose of all entrepreneurial<br />

actions. Let me now tell you why precisely<br />

I am of this conviction. I will start my pleading<br />

with a brief excursion into moral philosophy. Based on<br />

the current situation, I will then focus particularly on<br />

the role of the banks in the economic cycle and explain<br />

why they are in part quite rightly caught in the<br />

cross-fire of criticism today. In order to not just moan,<br />

but also make a constructive contribution, I would like<br />

to briefly outline the direction to be taken by possible<br />

solutions for reducing “ethical risks” in the banking<br />

sector. Finally, I will then present a few extremely interesting<br />

insights that prove that the capital market is<br />

beginning to wake up.<br />

Ethics in five minutes<br />

Ethics or moral philosophy is the branch of philosophy<br />

that deals with moral phenomena and thus with values.<br />

A distinction can be made between three fields or<br />

problem areas in ethics:<br />

I Normative or prescriptive ethics discusses which<br />

moral standards are the right ones.<br />

I Descriptive ethics examines the psychological, biological,<br />

social and historical foundations of moral<br />

phenomena.<br />

I Meta-ethics examines the distinction between moral<br />

and non-moral phenomena and the epistemological,<br />

language-philosophical and ontological basis<br />

of moral judgements.


page 159 chapter V<br />

Three directions can be identified in terms of the per-<br />

spective: consequentialists see the results of actions, 3<br />

and deontologists the rules followed, as being of fun-<br />

damental importance for examining moral judge-<br />

ments. 4 The intentions alone are what count for inten-<br />

tion theorists. This may seem attractive – from my<br />

personal point of view – but anyone who has taken a<br />

look at recent brain research, got to grips with constructivism<br />

or, for example, read Paul Watzlawick’s<br />

“The Pursuit of Unhappiness”, will not want to continue<br />

along this road. 5<br />

What remains is a deontological and a consequentialist<br />

perspective which, along the lines of Max Weber, 6 I<br />

would like to divide into the ethic of conviction and<br />

the ethic of responsibility. Weber used these expressions<br />

to clearly illustrate that, in the context of political<br />

action, it is not enough for responsible politicians<br />

to stand up for moral standards (“conviction”), but<br />

that the effort to really maintain moral standards in<br />

success-oriented action (“responsibility”), which is<br />

quite rightly also expected of them, may demand<br />

compromises under certain circumstances, and certainly<br />

a great deal of experience.<br />

While this pair of concepts is today often used only polemically<br />

and without a precise meaning, as though<br />

the ethic of conviction was the negative (immature,<br />

narrow-minded, unwise) opposite of the positive (ma-<br />

3 In keeping with the motto: “The end justifies the means”.<br />

Former German Federal Chancellor Helmut Kohl once put it<br />

more simply: “What‘s important is what comes out at the end.”<br />

4 As used, for example, in: “Fiat iustitia pereat mundi“.<br />

5 “The road to hell is paved with good intentions.”<br />

6 See his influential speech “Politics as a vocation”.


page 160 chapter V<br />

ture, circumspect, sensible) ethic of responsibility, I<br />

would like to emphasise in the spirit of Max Weber that<br />

the two styles of moral thinking form a single unit –<br />

albeit one that is full of irresolvable tensions. This is<br />

also the field of tension in which representatives of the<br />

economy in general operate today.<br />

In no way does the ethic of conviction equate with a<br />

lack of responsibility, or the ethic of responsibility with<br />

a lack of conviction. The follower of the ethic of responsibility<br />

has not only moral convictions, but also<br />

reckons with the familiar, average defects of his fellow<br />

men, particularly with the fact there are also people<br />

with immoral convictions. He does not feel in a position<br />

to give others the blame for any bad consequences<br />

of his own actions, insofar as he was able to foresee<br />

them – not even if his actions appeared to be morally<br />

correct (“with a clear conscience”). On the other hand,<br />

the follower of the ethic of conviction feels responsible<br />

solely for not compromising his moral standards under<br />

any circumstances – even if this will have foreseeable,<br />

negative effects on others: it is then not his fault. 7<br />

Before now turning to “application” in banks, you have<br />

the natural right at this point to know the speaker’s<br />

philosophical standpoint. Based on my training in economics<br />

and my professional experience, I think that<br />

7 If a great moral wrong can be prevented only by the morally<br />

questionable use of means, a decision-maker committed to the<br />

ethic of responsibility would consider such use, whereas a<br />

decision-maker committed to the ethic of conviction would not.<br />

For example, which Members of the German Bundestag belong<br />

to which “philosophical camp” could repeatedly be observed in<br />

the past when it came to voting on particularly critical issues,<br />

such as military missions of the Federal Armed Forces abroad.<br />

It can likewise be seen that this standpoint can, however, also<br />

change – entirely in the spirit of Max Weber.


page 161 chapter V<br />

the approach of the ethic of responsibility is the most<br />

sustainable in the field of business ethics.<br />

Banks: the intermediaries …<br />

Being the universal intermediaries in the economic<br />

process, banks are confronted particularly intensively<br />

with the consequences of business activity. This central<br />

function in the modern economic process gave<br />

rise to the exposed position of the banking sector in<br />

the current public debate. What are the causes of the<br />

often negative attitude towards the financial sector,<br />

despite the fact that no one can dispense with its services?<br />

Banks indisputably have substantial influence in<br />

the economic process. It is particularly their dual function<br />

as financial intermediaries that often leads to a dilemma:<br />

by granting them financial strength, they enable<br />

individuals and enterprises to pursue and achieve<br />

goals. However, they can also impede this by ceasing<br />

to provide liquidity. Investors expect security, dependability<br />

and maximum returns – although, unfortunately,<br />

no one likes to mention the latter at the moment.<br />

Borrowers look for open-mindedness, risk<br />

capital, flexibility, good terms and the lowest possible<br />

charges.<br />

This dual function between necessary profitability<br />

and social obligation creates tensions. A reticent lending<br />

policy to avoid defaulted loans in times of general<br />

economic weakness meets with the reproach of practising<br />

a liquidity policy that strangles the economy; in<br />

the event of insolvency, a policy of providing the economy<br />

with generous, risky liquidity has to defend itself<br />

against accusations of obviously careless lending. Similarly,<br />

and especially in a weak economic environ-


page 162 chapter V<br />

ment, the banks repeatedly find themselves having to<br />

justify their above-average profits compared to other<br />

sectors against the reproach of corporate greed. Particularly<br />

if a bank with a two-figure return on equity<br />

continues to raise the fees it charges its customers.<br />

In addition to this “natural” function of banks (provision<br />

of financing funds, including the creation of<br />

money), there are also others, such as risk management<br />

through the provision of derivatives, for example,<br />

consulting as regards asset management, and the<br />

development of confidence in liquidity. And finally,<br />

banks are the key players in corporate control in all industrial<br />

nations. How many companies do not have<br />

bank representatives on their board of directors? To<br />

put it in a nutshell: precisely because banks, by definition,<br />

play such a central role in a modern national<br />

economy, and given the great diversity of the activities<br />

and tasks involved, there are countless opportunities<br />

for banks to make blunders.<br />

… in the cross-fire of criticism<br />

There are more than enough spectacular examples<br />

that confirm the preconceived idea of the “immoral<br />

conduct” of financial institutions. You only need look<br />

at the displays in bookshops. There, you can find the<br />

“Raubritter in Glaspalästen” (“Robber barons in glass<br />

palaces”) next to the “Kartell der Kassierer” (“Moneymaking<br />

mafia”), or you end up “Im Netz der Geldfänger”<br />

(“In the clutches of the money-catchers”). Vivid<br />

examples of misguided actions on the part of banks<br />

in the relatively recent past (but who wants to recall<br />

them?) include the speculative deals of Nick Leeson or<br />

Jérôme Kerviel, and also the involvement of major


page 163 chapter V<br />

banks in the demise of companies with a long tradi-<br />

tion, such as Switzerland‘s Swissair. It is to be hoped<br />

that the current financial market crisis – the cause of<br />

which was mortgages being granted in almost uncontrolled<br />

fashion and then passed on to the capital market<br />

in attractive packaging – will turn out to be the sorry<br />

climax. It doesn’t take much imagination to get<br />

from “money makes the world go round” to “money<br />

makes the world go down”. In this respect, the banks<br />

themselves unfortunately make a substantial contribution<br />

by providing spectacular proof of real failure.<br />

The question now arises as to the why’s and wherefore’s.<br />

Why are banks so often the subject of criticism,<br />

and why are they (and also other companies) accused<br />

of failure?<br />

There are two reasons for this. On the one hand, because<br />

they really have failed. On the other hand, however,<br />

I would like to make the critical remark at this point<br />

that some of the criticism is based on ignorance of the<br />

facts, and that it is, unfortunately, sometimes simply a<br />

question of creating a stir. If a corporation generates a<br />

return on equity of 25 %, that sounds simply indecent to<br />

non-economists. But anyone who can read a balance<br />

sheet realises that the equity of the company in question<br />

accounts for less than 2 % of the balance sheet total.<br />

However, the chief financial officer of a corporation is in<br />

a position to influence this indicator almost at will by<br />

controlling the proportion of outside capital.<br />

Unfortunately, I don’t know of any country where all<br />

the pupils of a year are taught economics – although<br />

economics affects every one of us, and particularly be-


page 164 chapter V<br />

cause some of the findings in economics are contra-<br />

intuitive. That explains, but doesn’t quite fully excuse,<br />

the fact that, in times of rising share prices, some investors<br />

demand ever-higher, fantastic returns and expect<br />

to see them keep increasing for ever. This, too,<br />

calls for a certain degree of personal responsibility.<br />

But, at this point, let‘s return to those cases where<br />

banks are quite rightly criticised. In many cases – but<br />

admittedly not all – an interesting phenomenon can<br />

be seen as the cause: the scandal is not triggered by individual<br />

acts or omissions of just a few individuals, but<br />

by the coincidence of a large number of errors, none<br />

of which would have been scandalous on its own. Just<br />

as Hannah Arendt described it as “the banality of evil”<br />

in the case of Eichmann, everyone adheres to his own<br />

instructions, but does not understand that the things<br />

they do may possibly be wrong or morally questionable.<br />

Incidentally, this is the typical constellation of<br />

catastrophes.<br />

If you followed what I said about ethics, you can already<br />

imagine what point I’m heading towards here: the perception<br />

of responsibility, which is sometimes wanting<br />

today. And when I say “perception of responsibility”, I<br />

don’t in this case mean the “mea culpa” of a CEO, when<br />

the horse has already bolted and that leads, at the very<br />

worst, to his resignation (complete with “golden parachute”),<br />

but the attempt to do everything possible to<br />

prevent the occurrence of such a major disaster.<br />

But is it really only top management that fails? No. Because,<br />

although some executive boards may feel powerful,<br />

their members are ultimately just employees of


page 165 chapter V<br />

the shareholders – the legal, and also moral, owners of<br />

a business. But they can only ask their employees questions<br />

once a year, and have to rely on the board of directors<br />

for the other 364 days of the year, although the<br />

independence of the board from the executive management<br />

is an excellent subject for argument in some<br />

instances. Here, an economist is confronted with two<br />

so-called principal-agent problems: how can the owners<br />

guarantee that the boards of directors act in their<br />

interests, and what can be done to make sure that the<br />

executive management pursues the same goals as the<br />

(now like-minded) board of directors?<br />

Having quoted him at the beginning, I would at this<br />

point like to return to Milton Friedman, who is sometimes<br />

called an “unscrupulous neo-liberal”. Perhaps<br />

not even intentionally, he points an important way towards<br />

what we now know as corporate social responsibility,<br />

when he writes as follows in the previously cited<br />

article: “In a free-enterprise, private-property system,<br />

a corporate executive is an employee of the owners of<br />

the business. He has direct responsibility to his employers.<br />

That responsibility is to conduct the business<br />

in accordance with their desires, which generally will<br />

be to make as much money as possible while conforming<br />

to the basic rules of the society, both those embodied<br />

in law and those embodied in ethical custom.”<br />

So, we don’t even need to trouble Adam Smith, whose<br />

“invisible hand” is happily cited, while his other basic<br />

work, “The Theory of Moral Sentiments”, unfortunately<br />

often remains under a cloak of silence. On the one<br />

hand, a manager can be expected to act not only legally,<br />

but also legitimately. However, the owners are like-


page 166 chapter V<br />

wise called upon to demand this legitimacy and, at the<br />

same time, not to give contradictory signals, such as:<br />

more profit, even more profit, it’s still not enough.<br />

To put it pointedly, we could say that every shareholder<br />

ultimately has the management he deserves. While<br />

a small shareholder could object that his vote is a mere<br />

drop in the ocean, he must in return accept being<br />

asked whether he really has to continue being a shareholder<br />

of that particular company.<br />

And this, too, is where the banks come into the game<br />

again. They accumulate incredible sums of money in<br />

investment funds and other investment vehicles – and<br />

thus squeeze themselves in between owner and ownership,<br />

as it were – but rarely give any thought to the<br />

consequences of this severing of ownership and responsibility.<br />

A lot must change, and will change, in<br />

this respect in the future. In Europe, for example, investors<br />

with assets in excess of 2,000 billion euros today<br />

already exercise their voting rights in accordance<br />

with ethical, ecological and social principles. This also<br />

implies sensitisation as regards corporate governance.<br />

In view of the special function of banks in a national<br />

economy, bank managers bear two kinds of responsibility.<br />

First, for their own company. Second, however –<br />

and this is what specifically distinguishes banks many<br />

other business enterprises – bank managers are, as<br />

mentioned earlier, often also on the boards of directors<br />

of other companies, meaning that they assume<br />

additional responsibility – or sometimes perhaps<br />

don’t. The actions of banks thus have both a direct and<br />

an indirect impact, both of which are subject to ethical


page 167 chapter V<br />

appraisal. The direct impact relates to day-to-day busi-<br />

ness and covers such issues as: How do we handle our<br />

staff? Which branches are to be closed? How are loans<br />

granted or called in again? In addition, however,<br />

banks are also gauged by their indirect impacts. After<br />

all, particularly because of their role as mediators in<br />

the economy, they bear responsibility for other businesses,<br />

and ultimately for entire national economies.<br />

Possible solutions for responsibility-conscious bank<br />

management<br />

What can banks – or the executive personnel, to be<br />

more precise – do to minimise “ethical risks” of this<br />

kind? What tools and processes are available to management<br />

to enable them not only to demonstrate a


page 168 chapter V<br />

sense of responsibility, but also to put it into practice<br />

and yet act successfully in a competitive society? How<br />

can the network of economic and value-oriented decisions<br />

be interwoven into a viable structure for business<br />

activity that is capable of standing up to the demands<br />

of society?<br />

As is always the case in real life, it is equally true in this<br />

respect that there are no simple answers, and no universal<br />

solutions, to apparently simple questions. I would<br />

nevertheless like to try to name a few ingredients that<br />

have proven to be quite promising in the past.<br />

We need to find a compromise that can be communicated<br />

to adherents of both the ethic of conviction and<br />

the ethic of responsibility. A good starting point in this<br />

context is a “code of conduct” formulating principles,<br />

values and rules of conduct of the bank in dealings with<br />

employees, customers, shareholders and the environment.<br />

Like the corporate strategy, the validity of this<br />

code must be regularly reviewed. The system of values<br />

must be capable of reacting to long-term changes in<br />

the environment. The code must provide guidelines for<br />

action, but not permit rigid and dogmatic deduction of<br />

instructions for action. That is the theoretical side. But<br />

the practical side is always more important: a “code of<br />

conduct” is only ever as good as the way it is implemented.<br />

You can buy yourself a code of conduct off the<br />

peg today. But you can imagine what will happen if<br />

stakeholders notice that this code of conduct isn’t<br />

worth the paper it’s printed on. In this way, a bank puts<br />

itself under constant pressure to act if it imposes a code<br />

of conduct of this kind on itself. In the long term, however<br />

– provided it is serious about the matter and acts


page 169 chapter V<br />

accordingly – it in turn acquires greater goodwill that<br />

can even develop into a seal of quality.<br />

The principles are supported by all the company’s individual<br />

employees. They represent them internally<br />

and externally through their actions. In this way,<br />

value-oriented management becomes a core element<br />

of the corporate culture. Every bank employee must<br />

be aware that the integrity of his employer is decisively<br />

dependent on his personal conduct.<br />

This may not mean that employees are “betrayed” by<br />

their superiors if they get into a dilemma, but rather<br />

that they are given the opportunity to safeguard<br />

themselves beforehand. Needless to say, this must also<br />

be accompanied by clear assignment of the newly created<br />

accountability, which ultimately climaxes in top<br />

management. It would be illusory to expect the employee<br />

at the counter to exhibit totally conscientious<br />

conduct if the gentlemen in the executive suites help<br />

themselves without any inhibitions at all.<br />

At the same time, it must be clear to every employee<br />

that he must expect sanctions in the event of breaching<br />

the corporate principles. For example, it is a common<br />

misconception among those who take bribes<br />

that they are doing their company a good turn. Only if<br />

a bank defines clear rules in this respect, and rigorously<br />

enforces them, can it underline its credibility. This<br />

particularly applies to all management echelons,<br />

which all too often form an elitist safety net that ensures<br />

no one can fall through.


page 170 chapter V<br />

Allow me to make one more important remark at this<br />

point: while some people are today of the opinion that<br />

a code of conduct merely creates another set of secondary<br />

conditions – alongside the operational and<br />

technical ones – it is much more than that in my view:<br />

it is the consciously expressed foundation of our own<br />

activity. Being customer-oriented, for example, as obvious<br />

as that may seem. It is nothing less than the<br />

foundation, the legitimacy of the existence of a bank.<br />

No customers – no bank. No staff – no bank, and so on.<br />

And should a bank nonetheless try to ignore this foundation,<br />

it will very soon notice – as a result of negative<br />

headlines, complaints, claims, lawsuits, customer migration,<br />

higher fluctuation rates and other things –<br />

that, owing to the increasing degree of regulation, departing<br />

from legitimacy can today very rapidly be<br />

followed by departure from legality. After all, recent<br />

years and months have seen a constant increase in the<br />

willingness of politicians to take such incidents as an<br />

occasion for intervention.<br />

Sustainable values and capital market values<br />

So, not being guided by values leads to the imposition<br />

of sanctions. Either by new regulations or by stakeholders.<br />

Or, to put it in positive terms: those who are<br />

guided by basic values and act in a sustainable manner<br />

– and I would at this point like to build a bridge to<br />

the concept of sustainable development – should enjoy<br />

greater economic success. So much for the theory,<br />

but as we all know, there’s nothing more successful<br />

than success. And the success of an asset manager is<br />

gauged by his customers in terms of performance and<br />

risk.


page 171 chapter V<br />

Regarding performance, a research project by the<br />

Swiss Federal Institute of Technology in Zurich, the<br />

University of Zurich and the Centre for European Economic<br />

Research in Mannheim examined the “milliondollar<br />

question” that comes up in almost every discussion<br />

with customers: does the consideration of<br />

ecological and social factors offer added value – or is<br />

performance not in fact more likely to suffer as a<br />

result? Unfortunately, the latter suspicion is very common<br />

and reflects the expectation that people who act<br />

honestly, meaning in value-oriented fashion, or in a<br />

sustainable manner, somehow has to be a fool. That is<br />

fortunately not the case. This extensive study quite<br />

clearly documents that:<br />

I The performance of sustainable businesses is not in<br />

itself poorer than that of less sustainable or nonsustainable<br />

businesses.<br />

I A positive correlation was found between sustainability<br />

and performance, although it is not stable in<br />

terms of time and region.<br />

I And now, the most exciting finding: the positive influence<br />

appears to have grown in the course of recent<br />

years. This suggests that certain sustainability<br />

topics have apparently gained increasing relevance<br />

(probably mainly energy and climate issues), or<br />

have been “priced” more highly by the market.<br />

In addition to performance, investors have in recent<br />

days and weeks again become extremely aware of the<br />

fact that the capital market also involves risks. You<br />

may find it confusing if I now say that the financial<br />

market crisis also has its good points in this respect.<br />

Up to now, the availability of cheap capital lay on the


page 172 chapter V<br />

markets like mildew and concealed many differences.<br />

It was only the subprime shock that reminded numerous<br />

market players of many a risk (such as that of the<br />

other party) – although it is described in the offering<br />

prospectus of every investment fund, for example. We<br />

noted a pleasing experience during this time: the<br />

bonds issued by companies that we rate as sustainable<br />

have developed far better than those of non-sustainable<br />

enterprises. What had happened?<br />

I Sustainable businesses tend to have better creditworthiness<br />

in the sense of traditional ratings.<br />

I In most sectors, the bonds of non-sustainable companies<br />

were subject to far greater expansion of the risk<br />

premiums (as gauged by so-called credit default<br />

swaps). This difference can be as much as 150 basis<br />

points. For those of you who don’t trade in bonds every<br />

day, let me just say: that’s worlds apart! We attribute<br />

this to investors fundamentally reassessing<br />

risks that were previously massively underestimated.<br />

I Based on the sustainability approach, a number of<br />

critical business models that are also particularly<br />

hard-hit by the crisis were identified at an early<br />

stage and either avoided or underweighted (such as<br />

automotive manufacturers, airlines, oil and gas,<br />

mining, and building materials).<br />

These facts clearly show that the arguments we have<br />

been propounding for years regarding the consideration<br />

of ecological and social factors have in the meantime<br />

also got through to the share and bond markets.<br />

Allow me to very briefly summarise my pleading: the<br />

only option today is to revive values that are widely ac-


page 173 chapter V<br />

cepted in society. Some people knew that beforehand,<br />

and I can only congratulate them on their far-sightedness.<br />

The others should accept this circumstance and<br />

follow up their pretty speeches with corresponding<br />

actions. Because, as we can now prove on the basis of<br />

hard facts, even the financial market is showing increasing<br />

interest in doing so.


page 174 chapter VI<br />

The Future of Europe:<br />

Value-based Society as an<br />

Economic Factor and the<br />

Lisbon Strategy<br />

Jean Asselborn, Deputy Prime Minister and Minister for<br />

Foreign Affairs of the Grand Duchy of Luxembourg<br />

Ladies and Gentlemen,<br />

The world’s economy is today in the midst of the<br />

greatest crisis since 1929. The property crisis in the<br />

USA first turned into a global financial crisis and then<br />

into a planetary economic crisis that is proving to be<br />

all-embracing and deep. All-embracing in that it affects<br />

every country and every sector. Deep in that<br />

there is a substantial lack of confidence, not only on<br />

the financial markets, but also among businesses and<br />

consumers.<br />

This crisis is not solely the consequence of false estimations<br />

and unfortunate developments in the market,<br />

or of overheating of the financial markets. It is<br />

also the result of the ideology of an unbridled market<br />

economy. “More returns, faster returns, higher returns”<br />

- that was the battle cry of the greedy elements<br />

in banks and on exchanges. This attitude slowly but<br />

surely became the dominant creed of economic action,<br />

causing the social market economy to degenerate<br />

into wild capitalism. The kind of capitalism that<br />

believed it was the task of the financially capable to<br />

put the incapable out of business. That is economic<br />

cannibalism, and has very little to do with demo-


page 175 chapter VI<br />

cratic ideals. Competition without a social objective<br />

does not serve the common good. It is not only egoistic,<br />

but also harmful.<br />

Certain people entered into risks that today confront<br />

not only the banks with serious problems, but the<br />

whole of society. Rocketing unemployment holds the<br />

threat of triggering a social crisis as well. 8.9 percent<br />

of the active population in the Euro Zone are unemployed.<br />

That means more than 14 million people. As is<br />

so often the case, it is sadly the socially less fortunate<br />

who suffer most severely from the consequences of<br />

recklessness and greed. Excesses of this kind must be<br />

prevented in the future. We must not allow boundless<br />

profit maximisation to continue to be the sole purpose<br />

of the economy, as the supposed driving force behind<br />

human progress.<br />

Not only banks and business enterprises contributed<br />

to establishing this neoliberal ideology - the political<br />

community likewise too often subordinated the common<br />

good to the market. What we need to do now is<br />

learn from our mistakes and return to ethical, societally<br />

responsible and social values: transparency, solidarity,<br />

responsible management of resources. Politics<br />

must once more start to play the role to which it is entitled.<br />

Based on new ideas for the interaction of politics<br />

and economics, it must again enforce the social<br />

market economy. New confidence must be created to<br />

this end, and existing anxiety and apathy overcome.<br />

We need a new way of thinking, and the feeling that<br />

the people who take the helm give priority to longterm<br />

ideas.


page 176 chapter VI<br />

Today, we again realise that the economy must prima-<br />

rily be geared to people. “Rhenish Capitalism” is not<br />

an economic model of the past. Decisively moulded by<br />

social democracy, trade unions and responsible business<br />

personalities, the social market economy has always<br />

promoted social peace. Speaking at the Friedrich<br />

Ebert Foundation in November 2008, I said, and now<br />

repeat: “The realisation that the financial markets<br />

should not be left solely to the invisible hand so often<br />

invoked by neoliberal economic prophets, reflects a<br />

fundamental view prevailing in continental Europe<br />

that sees the market economy as always being at the<br />

service of people.” That is the heart of the idea of Europe.<br />

The social concept is one of the political foundations<br />

of the European Union and the best prerequisite<br />

for renewal of the system.<br />

If we want to live together in a more humane society,<br />

we need to express our values in common rules. We<br />

should give everyone the task to which they are entitled.<br />

The task of the financial institutions is to ensure<br />

that the real economy runs smoothly by guaranteeing<br />

the supply of capital and offering people safe ways of<br />

saving and investing as provision for old age and for<br />

important investments. No more than that. It’s a question<br />

of the real economy. That is the focus, not the<br />

banks and not the exchanges. The era of lax financial<br />

policy must be put behind us – the era that consists of<br />

nothing but dealing in money, including money that<br />

doesn’t even exist. Just like politics, the economy must<br />

also pay attention to sustainability. What does sustainability<br />

mean? It is expressed in a policy that pursues<br />

long-term goals: economic efficiency, but also<br />

social compatibility and environmental compatibil-


page 177 chapter VI<br />

ity – including at the international level. During its EU<br />

Presidency, Luxembourg actively contributed to the<br />

European Council meeting in June 2005 adopting a<br />

declaration containing guidelines for the sustainable<br />

development of all Member States. Incidentally, this<br />

principle is also embedded in the current EU treaty.<br />

Sustainable policy means recognising that growth is<br />

not an end in itself, but a prerequisite for safeguarding<br />

and increasing prosperity in Europe, and thus for<br />

preserving and improving our social model. That is<br />

what counts, and that should be the goal of politics.<br />

And a more efficient social model must also be developed<br />

within the framework of the European Union.<br />

The Member States are so closely interwoven that they<br />

would be incapable of guaranteeing the optimum social<br />

well-being of their people on their own. Only together<br />

can we advance a society geared to solidarity<br />

and social justice, in order to focus politics on improving<br />

the quality of people‘s lives.<br />

The Treaty of Lisbon provides for the European Social<br />

Charter to at last be accorded the same legal status<br />

as the remainder of the treaties. Moreover, the horizontal<br />

social clause newly embedded in the Lisbon<br />

Treaty states: “In defining and implementing its policies<br />

and activities, the Union shall take into account<br />

requirements linked to the promotion of a high level<br />

of employment, the guarantee of adequate social protection,<br />

the fight against social exclusion, and a high<br />

level of education, training and protection of human<br />

health.”


page 178 chapter VI<br />

This will be one step further on the way to giving so-<br />

cial rights the same rank as the fundamental eco-<br />

nomic freedoms of the European internal market.<br />

The social balance must not be allowed to topple, not<br />

even as a result of decisions of the European Court of<br />

Justice. In the cases of Laval, Viking and Rüffert, the<br />

freedom to provide services, one of the four fundamental<br />

freedoms, was given priority over social rights.<br />

I, on the other hand, advocate further expansion of social<br />

rights and introduction of a European minimum<br />

wage.<br />

Wages of € 3.50 per hour and less are no longer uncommon.<br />

And although a minimum wage has been<br />

introduced in various sectors in Germany, 4.5 million<br />

people across the country still have to work for less<br />

than € 7.50 per hour! That is very little. Anyone who


page 179 chapter VI<br />

works full-time must be able to live a life of dignity for<br />

their efforts! I reject a Europe where low social and<br />

labour standards are a competitive advantage. Here,<br />

too, I advocate quality.<br />

The argument that poverty wages prevent job cutbacks<br />

does not hold water. That kind of policy is not<br />

only cynical, it also has a negative impact on the productivity<br />

of our national economy. Minimum wages<br />

put an end to the competition for the lowest pay. And<br />

although minimum wages were introduced in the<br />

United Kingdom and Ireland some years ago, the rise<br />

in unemployment predicted by many economic institutes<br />

has not occurred. On the contrary, the resultant<br />

increase in purchasing power has had positive effects<br />

on employment.<br />

Certainly, a standard minimum wage across Europe<br />

will not work – the economic situation in the 27 EU<br />

Member States is too different for that. Instead, the<br />

aim should be for all Member States to introduce a<br />

minimum wage level of more than half the respective<br />

national average wage. This can be done both through<br />

legislative channels and by agreement between the<br />

social partners.<br />

The social gap must not be allowed to grow even wider.<br />

In this respect, I welcome the initiative of the EU<br />

Commission for regulating the salaries of top earners.<br />

Pay policy should call on the management board<br />

to examine the development strategy of the company<br />

for sustainability. The “pay-for-performance” principle<br />

should, however, not lead to greater willingness<br />

to take risks, but to more transparency and to better


page 180 chapter VI<br />

integration of all stakeholders. Here, too, it is a mat-<br />

ter of acting responsibly and thinking sustainably.<br />

Long-term action also lives on new ideas. The heart of<br />

the problem today is to pursue a long-term strategy of<br />

change at the European level that is based on innovation.<br />

In this sense, the Lisbon Strategy, adopted by the<br />

European Council in the year 2000, is more important<br />

than ever today. Let me briefly recall the goal of the<br />

strategy for social and economic development: namely<br />

the goal of making the Union the most competitive<br />

and dynamic knowledge-based economy in the world<br />

by 2010.<br />

The Strategy was reviewed and revised under Luxembourg‘s<br />

EU Presidency in 2005. Alongside great<br />

progress in the field of Internet networking or scientific<br />

excellence networks, weaknesses were also found,<br />

particularly in relation to the field of innovation, as<br />

well as continuing education and reforms in the social<br />

sector. Against the tide of the times, we had succeeded<br />

in strengthening the social pillar of the Strategy. And<br />

today more than ever, the task is still to strive for further<br />

progress in the framework of a renewed Strategy.<br />

Sustainable innovation focuses not only on improved<br />

products or processes. No. Innovation affects not only<br />

the traditional production factor of equipment and<br />

real capital. An essential role is also played by two other<br />

production factors that were too often neglected in<br />

the past: the production factor of labour (human capital)<br />

and the management of natural resources. The<br />

aim must be to make Europe a more attractive place<br />

for business – through new ideas that support respon-


page 181 chapter VI<br />

sible action, encourage democratic, transparent deci-<br />

sion-making, produce a highly qualified labour force<br />

and promote long-term resource planning. The Lisbon<br />

Strategy favours all this, in that it equips Europe<br />

with a package of guidelines for economic and social<br />

policy for the first time. It moreover offers an innovative<br />

framework for their implementation: national<br />

measures, common targets and joint evaluation of the<br />

results under the direction of the Commission.<br />

Business enterprises are key players in the Lisbon<br />

Strategy. However, neither the European Union nor<br />

the nation states can compel companies to do more<br />

than comply with the minimum social standards. In<br />

addition to tackling the lengthy process of expanding<br />

the laws, they can, however, encourage businesses to<br />

do their bit in order to contribute to the sustainability<br />

of the European social and economic model. For businesses,<br />

this means combining economic efficiency<br />

with social responsibility and environmentally compatible<br />

management. They, too, may not shirk their<br />

responsibility and should be an expression of a forward-looking<br />

Europe.<br />

Being among experts, I need not go any further into<br />

the details of sustainable management and corporate<br />

governance. What I can say, however, is that<br />

sustainability in business has only come to the fore in<br />

the past few years – for instance, after it was noticed<br />

that the best companies in the Dow Jones Index were<br />

those that practised sustainable management. The<br />

re-discovery of the two production factors of human<br />

and social capital began only recently, along with<br />

the realisation that we can only successfully embark


page 182 chapter VI<br />

on a knowledge society if we have a highly qualified<br />

workforce.<br />

So, it is the job of the state – as incidentally also underlined<br />

by the Lisbon Strategy – to convince business enterprises<br />

of the advantages that sustainable and ethical<br />

management has for them. Businesses that uphold<br />

the quality of their standards, and are willing to be<br />

gauged by legitimacy criteria rather than just legality<br />

criteria, reduce their legal, financial and image risks.<br />

And speaking of image, I’d like to take this opportunity<br />

to go into a debate that also affects Luxembourg,<br />

namely the debate regarding banking secrecy and our<br />

financial centre. In addition to the renewed European<br />

financial architecture that we will elaborate and apply<br />

in cooperation with our EU partners, the Luxembourg<br />

government has also announced the re-definition of<br />

banking secrecy in our country. In addition to the regulations<br />

already existing in the framework of the European<br />

Savings Taxation Directive, we have adopted<br />

the OECD standard regarding the exchange of information<br />

in the context of double taxation agreements.<br />

We have in this way put a stop to tax evasion. This step<br />

was already announced in March 2009 and puts us<br />

on a level with all the other OECD Member States. The<br />

fact that the OECD Secretariat nonetheless let itself be<br />

abused by various G20 members to put Luxembourg<br />

on a Black List without consulting us as a founding<br />

member of the OECD, is an unacceptable method. If<br />

our financial centre is to be systematically denigrated<br />

with the help of the German language, then I would<br />

like to emphasise here in Berlin that its success is in no<br />

way attributable to tax evasion. This is just the popu-


page 183 chapter VI<br />

list exploitation of a highly complex subject and gives<br />

rise to fundamental questions regarding the manner<br />

in which the Member States of the EU deal with each<br />

other.<br />

For instance, how about drawing up lists of the countries<br />

that are world champions at exporting arms?<br />

According to the latest statistics, the Federal Republic<br />

has a market share of roughly ten percent, making<br />

Germany the world‘s third-largest arms exporter behind<br />

the USA and Russia. Gustav Heinemann, a German<br />

President who was also highly respected abroad,<br />

once said, and I am paraphrasing here: if you point a<br />

finger at someone, remember that three fingers of the<br />

same hand are pointing at you.<br />

It is also a fact that five percent of the shipments from<br />

world export champion Germany go to countries that<br />

massively disregard human rights. The question certainly<br />

arises as to which investors are still willing to<br />

put their money into arms-exporting companies in<br />

times when the “Invest Ethically” label is becoming<br />

noticeably more important. Given otherwise similar<br />

performance, investment consultants and ethically<br />

sensitive customers are in fact increasingly giving<br />

preference to companies whose awareness of their social<br />

responsibility is considered to be exemplary.<br />

Let me briefly report on the success achieved in this<br />

sector in Luxembourg. In response to the European<br />

Commission’s Action Plan on Corporate Governance,<br />

representatives of major corporations attended a<br />

meeting chaired by Luxembourg Stock Exchange in<br />

2003 to elaborate the ten principles of the Code of Cor-


page 184 chapter VI<br />

porate Governance, such as the obligation of the board<br />

of management to act in the social interest and pay attention<br />

to sustainable development of the company.<br />

Other principles relate, for example, to the transparency<br />

of corporate governance, to guaranteeing the<br />

high quality of the work of the board of management<br />

through an appropriate salary policy that reflects the<br />

long-term interests of the company, and to respecting<br />

strict rules in the fields of financial reporting, internal<br />

control and risk management, as well as to respecting<br />

the rights of the shareholders and defining a policy of<br />

active communication with them. The Code is applied<br />

on a voluntary basis and is currently being revised on<br />

the basis of the positive experience acquired in the<br />

past few years. This progress clearly reveals the trend<br />

towards greater social responsibility. Those who act accordingly<br />

are not necessarily more successful than the<br />

competition – but they minimise their risks. Better job<br />

protection and satisfied employees reduce the risk of a<br />

link in a company’s value chain failing. This may possibly<br />

then give rise to competitive advantages.<br />

The same can also be seen in the field of investment<br />

funds. There is noticeable demand for socially, ecologically<br />

or ethically focused funds. The financial crisis<br />

has quite clearly had a lever effect in this respect:<br />

more and more investors feel prompted to review<br />

their priorities regarding the necessary profitability,<br />

the risks and the transparency of the available products.<br />

Most of the players in the field of socially responsible<br />

investment in Luxembourg have recorded major<br />

growth in the volume of funds invested with them<br />

since September 2008, as ascertained by the initiative<br />

going by the apt name of “Etika”. This growth indi-


page 185 chapter VI<br />

cates that the concepts of transparency and responsi-<br />

bility have become topical again.<br />

Rating agencies, too, have recognised the trend. However,<br />

a lot still needs to be done in that quarter. Rating<br />

agencies must commit themselves to applying the<br />

Code of Conduct of the International Organization of<br />

Securities Commissions, which also needs to be further<br />

improved. In addition, consideration should also<br />

be given to establishing a European rating agency to<br />

counterbalance the agencies so far existing exclusively<br />

in the USA.<br />

I am convinced that it is possible to combine economics<br />

and anthroposophy. Once again, the key to this is<br />

quality, as a guarantee for competitiveness, as a guarantee<br />

for durability: a “good product”, good for the<br />

producers, good for the customers – and also good for<br />

the company coffers, because even the best concept<br />

cannot be realised without profits.<br />

It is important not to reduce the Lisbon Strategy to<br />

technical innovations. Innovation must also be seen in<br />

a social and ethical context. Similarly, innovation does<br />

not come from the corporate sector alone. We need<br />

new concepts, creative, comprehensive concepts,<br />

in the banks, among politicians, in the media and in<br />

science. On the other hand, the European debate on<br />

sustainable development should not concentrate primarily<br />

on aspects of social and environmental policy.<br />

Synergistic effects between the three components of<br />

the Lisbon Strategy must be optimally exploited – economic<br />

competitiveness, social integration and environmental<br />

protection.


page 186 chapter VI<br />

Continuing from the greatest success of the European<br />

Union, that of bringing lasting peace to our continent,<br />

it is my firm belief that our next major challenge is to<br />

guarantee our children the social living conditions<br />

that are the heart of the European model. Following<br />

the phases in which the EU first emerged in the framework<br />

of Franco-German reconciliation and was later<br />

expanded after the fall of the Berlin Wall in 1989, it<br />

is my view that the aim in a third, important period<br />

must be to safeguard and guarantee social and ecological<br />

achievements. I am of the same opinion as my<br />

colleague Frank-Walter Steinmeier when he says: “Europe<br />

has a particular obligation, as the largest internal<br />

market in the world and as the embodiment of a political<br />

idea in which prosperity and social cohesion are<br />

not opposites.” Europe must play a pioneering role in<br />

the field of governance, in the field of social standards<br />

and democratic, transparent decision-making processes,<br />

and also in the field of innovative transformation,<br />

especially in relation to renewable energies and<br />

climate protection policy.<br />

We can do that in Europe, if we stand together. If we<br />

resist the risk of making a scapegoat of the neighbour,<br />

if we deal with each other in a respectful manner<br />

– then we can perhaps do it better than any other<br />

region. That calls for political will and cooperation.<br />

The underlying reasoning of Lisbon is more valid than<br />

ever: left to its own devices, no single European nation<br />

can operate successfully in an environment of global<br />

competition. Only together can we shape a society fit<br />

for the future that focuses on the good of all people.<br />

In isolation, even the largest country in the European<br />

Union is too small and just as incapable of asserting


page 187 chapter VI<br />

itself in our globalised world as the smallest country<br />

among the Member States. The future of Luxembourg<br />

is a function of the future strengthening of the EU. Our<br />

future depends on the future of Europe. But the future<br />

of Germany depends on it as well, because the stronger<br />

the European Union, the stronger all the Member<br />

States, be they large or small. This far-sighted mentality<br />

of the long-term options of the European Union is<br />

essentially the key to the development of an ethical,<br />

value-based society.


page 188 chapter VII<br />

Sustainability Needs the Interplay<br />

of Politics and the Economy<br />

Rolf-Dieter Krause, Head of ARD Television Studio<br />

Brussels, talking to Jean Asselborn, Deputy Prime<br />

Minister and Minister for Foreign Affairs of the Grand<br />

Duchy of Luxembourg and Eric G. Sarasin, Member<br />

of the Executive Committee, Bank Sarasin & Cie AG<br />

“I sometimes felt like I was in church today,” said Rolf-<br />

Dieter Krause, Director and Head of TV at the ARD studio<br />

in Brussels, at the start of the discussion. “There<br />

were numerous appeals to businesses and bankers to<br />

act in a sustainable manner. It’s even said to be profitable.<br />

So why doesn't everyone act in a sustainable manner?”<br />

Eric G. Sarasin was of the opinion that many small and<br />

medium enterprises certainly did practise sustainable<br />

management. “But in large companies, many managers<br />

feel committed to themselves alone. They are monitored<br />

far too little by the boards of directors or the<br />

shareholders, and the focus comes to be on profit maximisation.”<br />

In the view of Jean Asselborn, the link between<br />

social aspects and the economy has becoming<br />

increasingly weak. “In my home town, there was a factory<br />

that had been producing steel since the middle of<br />

the 19th century. But that family-run business also<br />

built a church and a hospital for the town, which<br />

meant progress for the entire population. As a young<br />

man, one thing was perfectly clear to me: business has<br />

something to do with social development.” Today, on


page 189 chapter VII<br />

the other hand, it was often simply a question of earn-<br />

ing money as quickly as possible, without paying any<br />

attention to the social consequences. The lesson to be<br />

learnt from the crisis was: “We must intervene, as the<br />

political community, as a strong state that can regulate<br />

and protect, and that monitors the distribution of<br />

wealth.”<br />

Eric G. Sarasin rejected excessive regulation of the<br />

economy by the state. Self-regulation most certainly<br />

existed in the economy: “The market punishes those<br />

who fail to act ethically. Sooner or later, they get their<br />

just desserts. But banks, and also politicians, backed<br />

mismanaging businesses and banks, and let them do<br />

as they liked for too long. It’s time for a clean-up.” One<br />

problem, however, was that politicians often understood<br />

too little about the economy and thus intervened<br />

in the wrong way and too late. “The task of the<br />

state is to make sure that the free market economy remains<br />

truly free, so that it works properly. And it has to<br />

provide itself with the necessary tools for the job,”<br />

countered Jean Asselborn. “The market simply isn’t capable<br />

of regulating itself. Without politics, the economy<br />

would never get back on its feet again. Without<br />

state investments, the market economy would have<br />

collapsed in the current crisis, because all confidence<br />

in it has been lost.”<br />

Those who decide must also accept responsibility<br />

In the opinion of Eric G. Sarasin, the current financial<br />

and economic crisis is having a far greater impact than<br />

the worldwide economic crisis of 1929, because global<br />

ties are much tighter today. The origins of the current<br />

crisis lay not only in greed, but also in the power and


page 190 chapter VII<br />

arrogance of a small group, and many people’s desire<br />

to optimise their returns. It was important for the future<br />

that unscrupulously operating businessmen and<br />

managers be called to account: “Things can't stay as<br />

they are: someone runs a business into the ground,<br />

and makes thousands of people jobless. Then he gets a<br />

golden handshake, and two or three years later, he’s<br />

back on a supervisory board.” To curb these goings-on,<br />

supervisory boards should be made up of independent<br />

people, including members of the political community.<br />

“We should work together on finding solutions<br />

for sensible management, and we need to create<br />

jobs. Otherwise, social unrest could be the result.”<br />

Jean Asselborn took a current example to illustrate<br />

what can happen when entrepreneurial decisionmaking<br />

and entrepreneurial risk are isolated from<br />

each other, and that it is mainly the employees who<br />

suffer as a result. Luxembourg’s most important<br />

branch of industry used to be steel production. In 1911,<br />

five steelmakers joined forces and founded the


page 191 chapter VII<br />

Aciéries Réunies de Burbach-Eich-Dudelange, or<br />

Arbed for short. In 2001, it turned into the international<br />

Acelor group, in which the state of Luxembourg still<br />

held 30 percent of the shares. “And then a buyer from<br />

India came along in 2007, bought himself in with<br />

loans and is now seriously in debt,” said Jean Asselborn.<br />

“350,000 jobs are now at risk around the world.”<br />

This example also clearly reveals the impotence of politics.<br />

“In 2007, the state tried to stop the company being<br />

sold, but we didn’t have a majority, and several<br />

tens of thousands of jobs were at stake in Luxembourg,<br />

Belgium and France. As a politician, you're often just a<br />

helpless spectator when the markets become increasingly<br />

dynamic, and increasingly anonymous as a result.<br />

Politicians, also at the European level, must be<br />

given more means of stopping such uncontrollable<br />

market dynamics. But that’s not possible in the system<br />

we call the ‘free market economy’.”<br />

Eric G. Sarasin described what successful cooperation<br />

between politics and the economy could look like. For<br />

him, the “Glass-Steagall Act” is an example of economic<br />

development through appropriate state regulation.<br />

The US law of 1932/33 was, like Roosevelt’s “New Deal”,<br />

a reaction to the crisis of 1929. The Glass-Steagall Act<br />

demanded the separation of investment banks and<br />

commercial banks, in order to give the banks greater<br />

security and protect them against risky speculation.<br />

“The system worked,” said Eric G. Sarasin, "but it was<br />

abolished by Bill Clinton in 1999. That was one of his<br />

last official acts. If that separation had been retained,<br />

the disaster today would perhaps have been only a<br />

third the size.”


page 192 chapter VII<br />

Europe as a tool for sustainability<br />

“Ethical, sustainable management pays off. But you can<br />

also do good business in an unethical manner, at least<br />

for a short time,” noted Rolf-Dieter Krause. “What<br />

needs to happen to bring about more sustainable management?<br />

Can politicians create appropriate structures?”<br />

“Human capital and ecological action need to<br />

be promoted,” replied Jean Asselborn, “and we have<br />

only one tool for making progress in that respect: Europe.<br />

20 percent greater efficiency, 20 percent more renewable<br />

energies, 20 percent less emissions by the year<br />

2020 – that is a target. That is what we need if our planet<br />

is still to be habitable at the end of this century.” In addition<br />

to which, it was important in times of crisis, in particular,<br />

to make greater use of “human” capital, because<br />

innovation in businesses was only possible in this<br />

way. “That’s why we need to develop the ‘tool of Europe’.<br />

We mustn’t forget the agreements in the Treaty<br />

of Lisbon. We’ve made considerable progress in that respect,<br />

but there still remains a lot to be done, and we<br />

must review the guidelines in 2010.”


page 193 chapter VII<br />

Rolf-Dieter Krause asked Eric G. Sarasin: “Would a<br />

change in the remuneration system for managers be a<br />

steering tool for promoting sustainable management?”<br />

Certainly, replied the banker. For instance, it<br />

was incomprehensible that high salaries were paid<br />

out when a company was operating at a loss or in a<br />

risky situation. Supervisory boards ought to control<br />

salaries more closely. “People who think they’re not<br />

getting enough should go – they don’t fit in with the<br />

corporate philosophy of a sustainable enterprise anyway.<br />

But managers’ remuneration needs global correction<br />

and should be regulated globally. In addition<br />

to which, I advocate a bonus-malus system: in good<br />

times, the bonus should not be paid out immediately,<br />

but converted into an entitlement in the form of<br />

stopped stocks, for example. If the company’s situation<br />

later deteriorates, the shares would be worth correspondingly<br />

less, and the person in question automatically<br />

penalised.”<br />

There are worse things than our crisis<br />

“The crisis” has been the all-dominating topic since<br />

autumn 2008. Other, ultimately greater problems<br />

have been neglected as a result. Jean Asselborn addressed<br />

the imbalance in the situation of poor and<br />

rich countries: “People in poor countries live only half<br />

as long as us and under appalling conditions. We need<br />

more international solidarity. Billions of people fight<br />

for survival every day, and we constantly talk about<br />

the crisis that we're having and that we can certainly<br />

overcome. In the long term, however, we’ll only come<br />

out of it if we reorganise redistribution, also to poorer<br />

countries.” One positive approach in this context was<br />

the G-20, which targeted increased cooperation and


page 194 chapter VII<br />

included not only Western nations. “This makes it<br />

clear that we decide on the future of our planet together<br />

and involve all forces. This is the only way of<br />

communicating that something is being done to<br />

achieve the millennium development goals.”<br />

Climate change, too, has taken a back seat as a result<br />

of the financial and economic crisis. “If we don’t act<br />

faster in this respect, we needn’t bother about anything<br />

else. After all, this planet will no longer exist in a<br />

few decades if we don’t,” said Eric G. Sarasin. He said<br />

that a lot could and must be done to counteract climate<br />

change, including by politicians. “However, I<br />

sometimes wonder whether politicians are sustainability-minded.<br />

And can they even be, if they want to<br />

get re-elected? In any case, we need to spend a lot<br />

more money than up to now. And I hope that many<br />

countries, including the USA, will demonstrate greater<br />

commitment to the environment and against climate<br />

change.”<br />

Attaching greater value to the social component<br />

“The crisis could prove to be an opportunity, if we<br />

learn from it,” said Rolf-Dieter Krause to sum up. “But<br />

will anything really change after the crisis?” Some<br />

things would certainly not be the same as before the<br />

crisis, but people would not change fundamentally,<br />

said Jean Asselborn. “But Europe could become an example<br />

that we attach far greater value to the social<br />

component after the crisis than before. And perhaps<br />

we can communicate that to the USA, Russia and other<br />

regions. The crisis could be an occasion to think about<br />

minimum standards for wages, so that people can live<br />

from their work.”


page 195 chapter VII<br />

Eric G. Sarasin was also optimistic: “I believe we will<br />

learn a lot of lessons. Enterprises that have practised<br />

good management will emerge from the crisis stronger<br />

than before and assume a leading function. Numerous<br />

black sheep will disappear.” In conclusion, Mr. Sarasin<br />

pointed out that there were also bankers who<br />

could serve as moral examples, primarily Nobel Peace<br />

Prize winner Muhammad Yunus. “His strategy of microfinancing<br />

has proven to be a real success. We advise<br />

our customers to invest in microfinance funds, because<br />

they nowadays offer continuous returns of four<br />

percent and because, around the world, poor people,<br />

in particular, are the best at honouring their debts.<br />

I believe we should move more in this direction, because<br />

it strengthens self-responsibility. In the long<br />

term, we will probably see the development of a mixture<br />

of sustainable investment – which is what I stand<br />

for – and profit maximisation, which is important to<br />

many other people.”


page 196 chapter VII<br />

In this volume, as in Volume 1 of our Report Series, we<br />

translate the term “Wertegesellschaft” as “value-based<br />

society”. It was only recently that the use of the term<br />

has become so differentiated as to refer not only to<br />

ethi cal values but, in expressions such as “value-based<br />

management”, also to financial value. With regard<br />

to ethical values, the expression “values-based” is<br />

increasingly gaining currency. For reasons of uniformity,<br />

however, we have decided to retain the original<br />

translation –“value-based”– in this volume as well.


page 197 imprint<br />

Editor:<br />

Federal Anti-Discrimination Agency<br />

<strong>Antidiskriminierungsstelle</strong> des Bundes<br />

Alexanderstr. 1<br />

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Final editing, preparation of the discussions: Christel Schwiederski/<br />

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Photos: Peter Himsel, Buchholz<br />

Printer: DruckVogt GmbH, Berlin<br />

As of: November 2009<br />

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