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Seite 16 Kapitel II
Die Zahlen verdeutlichen, wie dramatisch die ge-
genwärtige Situation ist. Entscheidend ist aber vor
allem eins: Die Weltwirtschaft steht unter einem Ver-
unsicherungsschock. Wir erleben mehr als eine tradi-
tionelle Rezession, verschärfend wirkt eine Welle der
Unsicherheiten. Viele zweifeln an den Grundfesten
des Wirtschaftens, an stabilen Banken, Staaten und
Währungen. Mit anderen Worten: Wir haben es mit
einem tief greifenden Vertrauensverlust zu tun.
Wie können wir Glaubwürdigkeit und das Vertrauen
der Menschen wiedergewinnen? Um die Schockstarre
zu lösen und die Rezession zu stoppen, muss die Unsicherheit
auf ein akzeptables Niveau zurückgeführt
werden. Vieles ist schon geschehen. Die Europäische
Zentralbank stellt den Banken fast unbegrenzt Liquidität
gegen Sicherheiten bereit. Die Staaten stützen
die Kreditwirtschaft mit Garantien und Kapital – Steuergelder,
die selbstverständlich angemessen verzinst
und am Ende der Laufzeit ordnungsgemäß zurückgezahlt
werden müssen. Die Finanzminister vieler
Länder gehen zudem bis an den Rand des finanziell
Vertretbaren, um die einbrechende Nachfrage durch
Konjunkturprogramme aufzufangen.
Darüber hinaus sehen sich alle Finanzmarktteilnehmer
inmitten einer Diskussion, was sie falsch gemacht
haben und was sie künftig besser machen können.
Banken müssen sich etwa Fragen stellen nach Defiziten
in ihrem Risikomanagement, nach übergroßer
Komplexität mancher Produkte und nach fehlerhaften
Anreizstrukturen bzw. Vergütungssystemen
ihrer Manager und Mitarbeiter. Und einige Banken
werden sogar ihr Geschäftsmodell überprüfen müssen.