Download (PDF,6 MB) - Antidiskriminierungsstelle
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Seite 61 Kapitel V<br />
dem Konstruktivismus auseinandergesetzt oder beispielsweise<br />
Paul Watzlawicks „Anleitung zum Unglücklichsein“<br />
gelesen hat, wird diesen Weg nicht weiter beschreiten<br />
wollen. 5<br />
Es verbleibt eine deontologische und eine konsequentialistische<br />
Perspektive, die ich hier Max Weber folgend6<br />
in die Gesinnungsethik und Verantwortungsethik<br />
aufteilen will. Weber benutzte diese Ausdrücke,<br />
um zu verdeutlichen, dass es im Kontext politischen<br />
Handelns nicht genügt, wenn der verantwortungsvolle<br />
Politiker sich zu moralischen Standards bekennt<br />
(„Gesinnung“), sondern dass das Bemühen, moralische<br />
Standards im erfolgsorientierten Handeln<br />
(„Verantwortung“) auch wirklich durchzuhalten, was<br />
ja auch zu Recht von ihm erwartet wird, unter Umständen<br />
Kompromisse und auf jeden Fall viel Erfahrung<br />
verlangt.<br />
Während das Begriffspaar heute oft nur polemisch<br />
ohne präzisen Sinn verwendet wird, als sei Gesinnungsethik<br />
das negative (unreife, bornierte, unkluge)<br />
Gegenstück zur positiven (reifen, umsichtigen, vernünftigen)<br />
Verantwortungsethik, möchte ich im<br />
Sinne Webers betonen, dass beide moralischen Denkstile<br />
eine – allerdings unauflösbar spannungsreiche –<br />
Einheit bilden. Dies ist auch das Spannungsfeld, in dem<br />
sich Vertreter der Wirtschaft allgemein heute bewegen.<br />
Keineswegs ist Gesinnungsethik mit Verantwortungslosigkeit<br />
und Verantwortungsethik mit Gesinnungs-<br />
5 „Das Gegenteil von gut gemacht ist gut gemeint“ oder im<br />
Englischen: “The road to hell is paved with good intentions.”<br />
6 Siehe seine einflussreiche Rede „Politik als Beruf“.