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Seite 71 Kapitel V
Wichtiger ist aber immer die Praxis: Ein „code of con-
duct“ ist immer nur so gut, wie er gelebt wird. Einen
Verhaltenskodex kann man sich heute von der Stange
kaufen. Allerdings können Sie sich vorstellen, was passiert,
wenn eine Anspruchsgruppe merkt, dass dieser
Verhaltenskodex nicht das Papier wert ist, auf dem er
steht. Eine Bank setzt sich somit zwar unter einen kontinuierlichen
Zugzwang, wenn sie sich einen solchen
Verhaltenskodex selbst auferlegt. Sie erhält jedoch
im Gegenzug – vorausgesetzt sie meint es ernst und
handelt entsprechend – längerfristig einen höheren
Goodwill, der sich bis hin zu einem Gütesiegel steigern
kann.
Träger der Leitsätze ist jeder einzelne Mitarbeiter (und
natürlich jede Mitarbeiterin) des Unternehmens. Er
vertritt sie nach innen und außen durch sein Handeln.
So wird werteorien tiertes Management zu einem
Kernelement der Unternehmenskultur. Jedem Bankmitarbeiter
muss bewusst werden, dass die Integrität
seines Arbeitgebers maßgeblich von seinem persönlichen
Verhalten abhängig ist.
Das darf nicht bedeuten, dass Mitarbeiter, wenn sie in
ein Dilemma geraten, von ihren Vorgesetzten in „die
Pfanne gehauen“ werden, sondern dass ihnen vielmehr
die Möglichkeit geboten wird, sich vorher abzusichern.
Damit einhergehen muss aber natürlich eine
klare Zuordnung der neu geschaffenen Verantwortlichkeit,
die letztlich im Topmanagement gipfelt. Es
wäre wohl illusorisch zu erwarten, dass sich der Angestellte
am Schalter vollkommen gewissenhaft verhält,
wenn die Herren in der Führungsetage hemmungslos
zugreifen.