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Seite 62 Kapitel V<br />

losigkeit identisch. Der Verantwortungsethiker hat<br />

nicht nur eine moralische Gesinnung, sondern rechnet<br />

mit den bekannten durchschnittlichen Defekten<br />

der Menschen, vor allem damit, dass es auch unmoralisch<br />

gesinnte Menschen gibt. Er fühlt sich nicht in<br />

der Lage, eventuelle üble Folgen eigenen Tuns, soweit<br />

er sie voraussehen konnte, auf andere abzuwälzen<br />

– nicht einmal dann, wenn sein Tun moralisch<br />

korrekt erscheint („mit reinem Gewissen“). Hingegen<br />

fühlt sich der Gesinnungsethiker allein dafür verantwortlich,<br />

seine moralischen Standards unter keinen<br />

Umständen zu kompromittieren – sogar dann, wenn<br />

dies absehbare üble Auswirkungen auf andere haben<br />

wird: Es ist dann nicht seine Schuld. 7<br />

Bevor wir jetzt zur „Anwendung“ bei den Banken schreiten,<br />

haben Sie an diesem Punkt das natürliche Recht zu<br />

erfahren, welchen philosophischen Standpunkt der Redner<br />

einnimmt. Aufgrund meiner Ausbildung als Ökonom<br />

und meiner beruflichen Erfahrungen denke ich,<br />

dass uns im Bereich der Wirtschaftsethik der verantwortungsethische<br />

Ansatz am weitesten trägt.<br />

7 Wenn ein großes moralisches Unrecht nur durch einen<br />

moralisch fragwürdigen Einsatz von Mitteln verhindert<br />

werden kann, würde ein verantwortungsethisch denkender<br />

Entscheidungsträger diesen Einsatz in Erwägung ziehen, ein<br />

gesinnungsethisch denkender Entscheidungsträger aber<br />

nicht. Zum Beispiel welche Bundestagsabgeordnete welchem<br />

„philosophischen Lager“ angehören, lässt sich in der Vergangenheit<br />

wiederholt bei Abstimmungen über besonders<br />

kritische Themen wie z. B. Militäreinsätze der Bundeswehr im<br />

Ausland beobachten. Dass dieser Standpunkt sich – ganz im<br />

Sinne Webers – aber auch ändern kann, kann ebenfalls dort<br />

abgelesen werden.

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