Juni 2010 - Niederlenz
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Seit 2005 trifft sich die Arbeitsgemeinschaft<br />
Europäischer Gartenbaulehrkräfte alljährlich<br />
zu einem Seminar. Heuer reisten die<br />
rund 40 Teilnehmerinnen und Teilnehmer<br />
aus zehn Ländern erstmals in die Schweiz,<br />
und zwar nach <strong>Niederlenz</strong>. Organisator war<br />
Peter Stadelmann, seit genau 30 Jahren Betriebsleiter<br />
Gärtnerei im Berufsbildungszentrum.<br />
„Stadi“, wie ihn die Lehrlinge nennen,<br />
ist Vizepräsident der Arbeitsgemeinschaft<br />
und wäre dieses Jahr womöglich zum Präsidenten<br />
gewählt worden, wenn die Schweiz<br />
Mitglied der EU wäre.<br />
Logiert haben die Gartenbaulehrkräfte aus<br />
Deutschland, Polen, Tschechien, Ungarn,<br />
Österreich, Italien, Belgien, Luxemburg,<br />
Italien und der Schweiz im Hotel Aarehof in<br />
Wildegg. Johannes Peperhove aus Münster<br />
BRD, der Präsident der Arbeitsgemeinschaft,<br />
umriss den Zweck der Seminare:<br />
„Wir wollen die gärtnerische Vielfalt in<br />
möglichst vielen Ländern kennenlernen.“<br />
Staunen über die Samenzucht<br />
In der Gärtnerei des BBZ <strong>Niederlenz</strong><br />
staunten die Lehrkräfte vor allem über die<br />
Samenproduktion. Stadelmann erklärte<br />
anschaulich, wie die Primula Wanda Original<br />
<strong>Niederlenz</strong> von den Lehrlingen in<br />
mühseliger Kleinarbeit ganz und gar von<br />
Hand vermehrt wird – vom Auszupfen der<br />
Blütenblätter über das Bestäuben der Griffel<br />
bis zum Entfernen fauler Bestandteile. Die<br />
Primeln werden in zwölf Farben gezüchtet.<br />
„Am schwierigsten ist das Weiss, das<br />
mit Hilfe der Natur aus den blauen Blüten<br />
gezogen wird“, erklärte Stadelmann.<br />
Gezüchtet werden zudem die Samen von<br />
Cinerarien, bei denen Stadelmann das Bestäuben<br />
seinen Bienen – er ist begeisterter<br />
Imker –überlässt. Von der Primula Wanda<br />
können so alljährlich rund drei Kilo Samen<br />
in die halbe Welt verschickt werden, die<br />
Cinerariensamen gehen gar auf den langen<br />
Weg nach Australien.<br />
Tanja van der Laan, eine Lehrtochter, erzählte<br />
den Gartenbaulehrkräften, wie die<br />
Lehrlinge von der Planung über die Bepflanzung<br />
eines Beetes bis hin zu den Gesprächen<br />
mit der Kundschaft und der Abrechnung<br />
ihren künftigen Job hautnah und in allen<br />
Facetten kennen lernen. Für Ausländer ist<br />
das keineswegs selbstverständlich, denn die<br />
allermeisten Gartenbauschulen in Europa<br />
kennen die Verbindung von Theorie und<br />
Praxis nicht, wie es in <strong>Niederlenz</strong> üblich ist.<br />
Die Ausbildung findet zumeist ausschliesslich<br />
im Schulzimmer statt.<br />
Es begann mit Schüleraustausch<br />
Zwar ist die Arbeitsgemeinschaft erst fünf<br />
Jahre alt, doch die Anfänge liegen eigentlich<br />
40 Jahre zurück, als in Frankreich versucht<br />
wurde, Jugendliche ins Ausland zu vermitteln.<br />
Regelmässiger Schüleraustausch<br />
ist denn auch eines der Hauptziele der<br />
Arbeitsgemeinschaft. Für die Schweiz ist<br />
das nicht ganz einfach, denn EU-Gelder,<br />
mit denen der Austausch teilweise finanziert<br />
wird, sind für Schweizer natürlich<br />
nicht erhältlich. So konnte denn auch noch<br />
nie ein Lernender aus <strong>Niederlenz</strong> einen<br />
Teil der Lehrzeit im Ausland verbringen.<br />
Stadelmann ist allerdings zuversichtlich:<br />
„Von den Erstklässlern haben einige ihr<br />
Interesse angemeldet.“ Umgekehrt weilen<br />
gegenwärtig zwei Lehrlinge von Johannes<br />
Peperoves Schule in Münster in <strong>Niederlenz</strong>.<br />
- 9 -<br />
läbigs <strong>Niederlenz</strong><br />
Im Netzwerk der europäischen Gartenbaulehrkräfte<br />
in Münster ausgetragen wurde und alle zwei<br />
Jahre stattfindet. Heuer reist Stadelmann<br />
mit seinen Dreierteams nach Estland. „Da<br />
werden wohl 150 bis 180 Leute aus 15 Nationen<br />
um die Lorbeeren wetteifern“, schätzt<br />
er. Geplant ist, den Berufswettbewerb 2014<br />
in der Schweiz durchzuführen.<br />
Dass das für die Nachwuchsgärtner lohnend<br />
und interessant wäre, haben die Teilnehmer<br />
des Seminars während ihres einwöchigen<br />
Aufenthalts erfahren. Sie besuchten nicht<br />
nur die BBZ, sondern eine Reihe von Gartenbaubetrieben<br />
in der halben Schweiz.<br />
Höhepunkt im wahrsten Sinne des Wortes<br />
war der Ausflug auf die Rigi bei schönstem<br />
Wetter. Peperhove, der die Schweizer Berge<br />
noch nie gesehen hat, fasste seine Eindrücke<br />
in einem Superlativ zusammen: „Wunderbar.“<br />
ps R<br />
Peter „Stadi“ Stadelmann erläutert Gartenbaulehrkräften die Samenproduktion der<br />
Primula Wanda Original <strong>Niederlenz</strong><br />
Zudem konnten ausgebildete Gärtner an<br />
Betriebe in der Schweiz vermittelt werden,<br />
bis jetzt ausschliesslich Deutsche, denn<br />
für Leute aus andern Nationen scheint die<br />
Sprachbarriere unüberwindlich zu sein.<br />
„Tschepsler“ haben allerdings anderweitig<br />
Gelegenheit, im Ausland zu schnuppern.<br />
Stadelmann organisiert seit Jahren Reisen,<br />
unter anderem regelmässig nach Holland.<br />
Europäischer Berufswettbewerb<br />
bald in der Schweiz?<br />
Aus den Gedanken des Schüleraustausches<br />
heraus entstand der Europäische Berufswettbewerb<br />
für Lernende, der 2002 erstmals