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daß sie jene organisatorischen Momente aufdeckt, die die Partei des Proletariatszur politischen Führung befähigen“ 130). So aber „konnte ihre Konzeption der politischenFührung von einem bloß theoretischen, bloß propagandistischen Beigeschmacknicht völlig frei werden“131). Hier trifft Lukäcs den Kern des Dilemmas, in dem sichjede spontaneistlsche Auffassung der Organisationsfrage befindet. Die Intention, derSpontaneität der Massen breiten Raum zu geben, wendet sich gegen sich selbst zurück:Bleibt das konkrete Verhältnis von Avantgarde und Massen, von fortgeschrittenenund zurückgebliebenen Schichten der Klasse ungeklärt, so bleiben auch die —ob bewußt oder unbewußt immer existenten — Beziehungen zwischen Avantgarde undMassen unstrukturiert und deshalb wenig transparent. Umso eher aber setzen sichdann diese Beziehungen naturwüchsig durch, so daß sie nicht bewußt geregelt werdenkönnen, die Führung bloß propagandistisch, nicht aber politisch fungiert, d. h. nichtin ihrer konkreten Tätigkeit sich wirklich mit den Massen verschmelzen kann, ohnesich damit zugleich in die Massen aufzulösen. Die angebliche Behauptung der ideellenIdentität von leninistischer Partei und Klasse, hinter der Lukäcs dem Vorwurfvieler Luxemburg-Anhänger zufolge das konkrete Verhältnis von Partei und Klasseverschleiere, taucht in Wirklichkeit bei Rosa Luxemburg <strong>als</strong> bloße Behauptung faktischerIdentität von Avantgarde und Bewegung auf, womit der Bewegung die Fehlerin die Schuhe geschoben werden können, die in der Tat die Avantgarde macht bzw.nicht verhindert, weil sie sich nicht richtig organisert hat. So aber kann die Spontaneitätder Massen nur schlecht gedeihen.Doch sehen wir weiter! Kann man nicht — die Mängel In der Organisationstheoriezugestanden — doch dort, wo Luxemburg von der „Logik des objektiven historischenProzesses“ sprach, die das „Unbewußte vor dem Bewußten“ gehen lasse, jenen Begriffder „natürlichen Dialektik“ des Klassenkampfes wiedererkennen, den wir obenentwickelten? Wir wollen einmal davon absehen, daß die Sozialrevolutionären Inhalteund die politische Taktik der Klasse sich nach Marx im entfalteten Klassenkampf in„natürlicher Dialektik“ offenbaren und entwickeln. Dagegen tritt die Theorie-Seite inZeiten mehr oder weniger starker Latenz des Kiassenkampfes in den Vordergrund.Die theoretisch und praktisch vorbereitete Avantgarde muß In die natürliche Dialektikdes Entwicklungsprozesses mit eingehen und darin Theorie und Praxis vermitteln.Jedoch kann Rosa Luxemburg nicht einmal in den Zeiten des revolutionären Aufschwungsder natürlichen Dialektik des Klassenkampfes gerecht werden. Die Logikdes Klassenkampfes trieb in ihrer natürlichen Dialektik die revolutionären MassenRußlands zu Organisationsformen, den Sowjets, in denen die Diktatur des Proletariats<strong>als</strong> Rätediktatur ihre konkrete Bestimmung fand. Bereits in der Revolution von 1905erschienen die Räte <strong>als</strong> Keimformen der Diktatur, konkret <strong>als</strong> Organe der Doppelherrschaft.So ist es umso erstaunlicher, daß in Luxemburgs Buch „Massenstreik,Partei und Gewerkschaften“ , dessen historisches Material sie ja gerade der russischenrevolutionären Bewegung um 1905 entnahm, die Räte in dieser ihrer Funktion vollkommenunerwähnt bleiben! Noch in ihrer späteren Kritik der russischen Revolution,<strong>als</strong> die Sowjets bereits die Macht ergriffen hatten, erkennt sie sie nicht <strong>als</strong> regierende,3°) Lukäcs, Methodisches a. O., S. 301.,3') ebd., S. 305 (Hervorhebung durch d. Verf.).48

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