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WeinKulturLandschaft<br />

Mosel<br />

Steillagenreport<br />

Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum<br />

Abt. Weinbau und Oenologie<br />

Dienst und Leistung für den<br />

Ländlichen Raum<br />

Ausgabe 1/07


Oenologie<br />

Bodenkundliche Beratung<br />

Ansprechpartner<br />

Ansprechpartner Trier: Telefon Fax<br />

Dr. Norbert Resch 0651 / 9776 156 0651 / 9776 102 norbert.resch@dlr.rlp.de<br />

Kellerwirtschaft<br />

Email<br />

Ansprechpartner Trier: Telefon Fax<br />

Hans-Peter Bach 0651 / 9776 183 0651 / 9776 193 hans-peter.bach@dlr.rlp.de<br />

Karl-Hans Hess 0651 / 9776 106 karl-hans.hess@dlr.rlp.de<br />

Michael Lipps 0651 / 9776 181 0651 / 9776 193 michael.lipps@dlr.rlp.de<br />

Achim Rosch 06531 / 956 405 0651 / 9776 193 achim.rosch@dlr.rlp.de<br />

Ansprechpartner Bernkastel:<br />

Wolfram Börker 06531 / 956 403 06531 / 956 444 wolfram.boerker@dlr.rlp.de<br />

Michael Lipps 06531 / 956 402 06531 / 956 444 michael.lipps@dlr.rlp.de<br />

Achim Rosch 06531 / 956 405 06531 / 956 444 achim.rosch@dlr.rlp.de<br />

Ansprechpartner Mayen:<br />

Klaus Schmitt 02651 / 400 330 02651 / 400 329 klaus.schmitt@dlr.rlp.de<br />

Kellertechnik<br />

Ansprechpartner:<br />

Michael Lipps 06531 / 956 402 06531 / 956 444 michael.lipps@dlr.rlp.de<br />

0651 / 9776 181 0651 / 9776 193<br />

Achim Rosch 06531 / 956 405 06531 / 956 444 achim.rosch@dlr.rlp.de<br />

Weinuntersuchungen<br />

Email<br />

Ansprechpartner Trier: Telefon Fax<br />

Dr. Gerd Scholten 0651 / 9776 180 0651 / 9776 193 gerhard.scholten@dlr.rlp.de<br />

Horst Rudy 0651 / 9776 187 0651 / 9776 193 horst.rudy@dlr.rlp.de<br />

Weinbau<br />

Bewässerung<br />

Ansprechpartner Bernkastel: Telefon Fax<br />

Stefan Hermen 06531 / 956 410 06531 / 956 444 stefan.hermen@dlr.rlp.de<br />

Matthias Porten 06531 / 956 406 06531 / 956 444 matthias.porten@dlr.rlp.de<br />

Erziehungsarten<br />

Email<br />

Ansprechpartner Trier: Telefon Fax<br />

Arno Simonis 0651 / 9776 304 0651 / 9776 311 arno.simonis@dlr.rlp.de<br />

Email<br />

Email<br />

Ansprechpartner Bernkastel:<br />

Elmar Kohl 06531 / 956 409 06531 / 956 444 elmar.kohl@dlr.rlp.de<br />

Ansprechpartner Mayen<br />

Sigmund Lawnik 02651 / 400 355 02651 / 400 329 sigmund.lawnik@dlr.rlp.de<br />

1


Marketing<br />

Ansprechpartner Bernkastel<br />

Telefon Fax<br />

Email<br />

Christoph Koenen 06531/ 956 412 06531 / 956 444 christoph.koenen@dlr.rlp.de<br />

Pflanzenschutz<br />

Email<br />

Ansprechpartner Trier Telefon Fax<br />

Werner Silvanus 0651 / 9776 316 0651 / 9776 311 werner.silvanus@dlr.rlp.de<br />

Hans Schlemmer 0651 / 9776 308 0651 / 9776 311 hans.schlemmer@dlr.rlp.de<br />

Ansprechpartner Bernkastel:<br />

Dr. Wilfried Zipse 06531 / 956 401 06531 / 956 444 wilfried.zipse@dlr.rlp.de<br />

Peter Seidel 06531 / 956 404 06531 / 956 444 peter.seidel@dlr.rlp.de<br />

Ansprechpartner Mayen:<br />

Franz-Josef Treis 02651 / 400 328 02651 / 400 329 franz-josef.treis@dlr.rlp.de<br />

Querterrassen<br />

Email<br />

Ansprechpartner Mayen: Telefon Fax<br />

Franz-Josef Treis 02651 / 400 328 02651 / 400 329 franz-josef.treis@dlr.rlp.de<br />

Sorten / Klone<br />

Email<br />

Ansprechpartner Bernkastel: Telefon Fax<br />

Dr. Wilfried Zipse 06531 / 956 401 06531 / 956 444 wilfried.zipse@dlr.rlp.de<br />

Alfons Klippel-Stahmann 06531 / 956 408 06531 / 956 444 alfons.klippel-stahmann@dlr.rlp.de<br />

Ansprechpartner Trier:<br />

Walter Faber 0651 / 9776 318 06531 / 956 311 walter.faber@dlr.rlp.de<br />

Ansprechpartner Mayen<br />

Sigmund Lawnik 02651 / 400 355 02651 / 400 329 sigmund.lawnik@dlr.rlp.de<br />

Technik / Steillagentechnik<br />

Email<br />

Ansprechpartner Bernkastel Telefon Fax<br />

Matthias Porten 06531 / 956 406 06531 / 956 444 matthias.porten@dlr.rlp.de<br />

Elmar Kohl 06531 / 956 409 06531 / 956 444 elmar.kohl@dlr.rlp.de<br />

Ansprechpartner Trier:<br />

Arno Simonis 0651 / 9776 304 0651 / 9776 311 arno.simonis@dlr.rlp.de<br />

2


Inhalt Seite<br />

Vorwort…………………………………………………………………………………………………… 4<br />

Einleitung: Steillagenweinbau............................................................................................5<br />

Weinbau<br />

Bewirtschaftungsformen im Steillagenweinbau………………………………………………………..8<br />

Technik im Steillagenweinbau………………………………………………………………………....10<br />

Geopotenziale und Georisiken im Steillagenweinbau……………………………………………….11<br />

Maschinelle Pflanzung im eigenen Betrieb einfach gemacht!......................................................13<br />

Ab Herbst 2007 kommt der Steillagenvollernter zum Einsatz......................................................19<br />

Strategien zur Bekämpfung der Schwarzholzkrankheit……………………………………………. 21<br />

Esca- Methoden zur Einschätzung der Befallssituation………………………………………........ 21<br />

Untersuchungen zur Biologie und Ausbreitung des Schwarzfäuleerregers…………………….... 22<br />

Auswirkungen des Witterungsverlaufs auf Traubenwickler und Raubmilben……………………. 22<br />

Pflanzenschutzmittel effektiver auf die Rebe bringen……………………………………………… 23<br />

Versuche im integrierten und ökologischen Weinbau 1991-2006<br />

Oenologie<br />

Weinstile von Steillagenweinen……………………………………………………………………….. 24<br />

Filtrationsprobleme, was nun ???................................................................................................28<br />

Eiweißstabilisierung mit Bentoniten………………………………………………………………...... 32<br />

Vermarktung<br />

Der Gast in der WeinKulturLandschaft……………………………………………………………….. 35<br />

Weinerlebnisbegleiter…………………………………………………………………………………...38<br />

Der Gast in der WeinKulturLandschaft – Implikationen zum Gast der Zukunft………………….. 39<br />

3


Vorwort<br />

Das DLR Mosel wurde im Rahmen der Agrarverwaltungsrefom Rheinland-Pfalz im Jahre 2003<br />

mit der landesweiten Schwerpunktaufgabe „Steillagenweinbau“ und „Oenologie der<br />

Steillagenweine“ beauftragt. Mit diesem Schritt trägt das Land Rheinland-Pfalz der steigenden<br />

Bedeutung traditioneller Steillagenweinbaugebieten für die Bereiche Weinbau, Tourismus,<br />

Gastronomie, Hotellerie und Kulturlandschaft Rechnung. Der Weinbau in den Steillagen von<br />

Rheinland-Pfalz hat in der Vergangenheit das hohe Ansehen der dort gewachsenen Weine<br />

ebenso geprägt wie das traditionelle Bild einer Weinkulturlandschaft. Steillagenweine sollen in<br />

Zukunft in noch stärkerem Maße in Verbindung mit der einzigartigen Landschaft, dem Erleben<br />

des Steillagenweinbaus und mit einer engen Verzahnung zu den Bereichen des Tourismus und<br />

der Gastronomie vermarktet werden. Die Initiativen zur Förderung und Stärkung dieses<br />

ganzheitlichen Ansatzes werden im DLR Mosel gebündelt.<br />

Das DLR Mosel konzentriert seine Arbeit auf diese Themen.<br />

Im Jahre 2006 wurde erstmalig ein Zukunftskongress Steillagenweinbau in Bernkastel<br />

veranstaltet, der die Aktivitäten des DLR Mosel nicht nur im Hinblick auf die regionale<br />

Bedeutung der Mosel sondern auch im Hinblick auf die Zusammenarbeit und Verzahnung der<br />

europäischen Weinbaugebiete fördern soll. Im Rahmen dieses Kongresses wurde eine<br />

intensive Zusammenarbeit der Steillagenweinbaugebiete Österreichs (Wachau, Steiermark),<br />

Italiens (Südtirol), Luxemburgs (luxemburgische Mosel) und Deutschlands (Mosel, Ahr,<br />

Mittelrhein, Nahe, Rheingau, Franken) beschlossen. Diese internationale Zusammenarbeit soll<br />

zwei Schwerpunktthemen beinhalten: 1. weinbauliche Fragen und 2. Fragen des Tourismus.<br />

Diese Zusammenarbeit findet in enger Kooperation mit der internationalen Organisation für<br />

Steillagenweinbau (CERVIM) statt.<br />

Wir wollen diese Aktivitäten in unseren Steillagenreport dokumentieren und in einem<br />

voraussichtlich zweimal jährlich erscheinenden Heft der interessierten Öffentlichkeit zugänglich<br />

machen.<br />

Heft 1 haben Sie heute in den Händen und ich darf an dieser Stelle dem Organisationsteam des<br />

DLR Mosel herzlich für die Konzeption und die geleistete und zukünftig noch zu leistende Arbeit<br />

danken und Ihnen, lieber Leser, eine interessante Lektüre wünschen.<br />

Dr. Gerd Scholten<br />

4


Steillagenweinbau<br />

Das Wort Weinberg beantwortet die Frage, wo in früherer Zeit<br />

Weinreben wuchsen. Da heute viele „Weinberge“ hauptsächlich<br />

in flachen Lagen bewirtschaftet werden, betitelt man den<br />

Weinbau in extremen Hanglagen als Steillagenweinbau. Die<br />

besondere Topographie des ältesten deutschen Weinanbaugebietes,<br />

der Mosel, wird hierzulande natürlich direkt mit dem<br />

Steillagenweinbau in Verbindung gesetzt. Als steilste Weinlage<br />

Europas, mit extremen Steigungen, gilt der Bremmer Calmont an<br />

der Mosel.<br />

Jedoch auch die Weinanbaugebiete Nahe, Mittelrhein und Ahr,<br />

sowie weite Teile des Neckartals, die luxemburgische Mosel, die<br />

österreichische Wachau oder die Schweizer Kantone Waadt und<br />

Wallis betreiben Steillagenweinbau, um nur einige Beispiele zu<br />

nennen.<br />

Der Weinbau an den Steilhängen von Mosel, Saar und Ruwer<br />

hat eine über Jahrhunderte gewachsene Tradition. In diesen<br />

Steillagen werden Weine erzeugt, die in ihrer charakterlichen<br />

Ausprägung und in ihrer Aromenvielfalt facettenreich und<br />

einzigartig in der Welt sind. Über Jahrmillionen hat die Mosel hier<br />

ein Gelände geschaffen, deren Formationen alles andere als<br />

gleichmäßig ist, genauso vielfältig wie die Weine, die von hier<br />

stammen. In kürzester Distanz findet man alle denkbaren Hangausrichtungen, mal steiler, mal<br />

flacher, mal nach Süden ausgerichtet, mal nach Norden. Das Kleinklima wechselt häufig auf<br />

wenigen Metern, je nachdem, wie Hangneigung und Sonnenausrichtung sich ändert, wie der<br />

Wind Zugang hat oder wie Warm- und Kaltluft fließen.<br />

„Nirgendwo sonst in Rheinland-Pfalz als in den Steillagenregionen spiegeln sich Wein, Kultur<br />

und Landschaft in dieser einzigartigen Kombination wider“<br />

Weinbau-Staatssekretär Prof. Dr. Siegfried Englert<br />

Das DLR Mosel unterstützt die Winzer in ihren Bemühungen, die Arbeiten im Steilhang zu<br />

vereinfachen, die technischen Voraussetzungen zu optimieren und bei der Vinifikation der<br />

Weine das besondere Terroir auszuprägen. Zur Beratung und Förderung der Steillagenwinzer<br />

werden durch Versuche neue Erkenntnisse gewonnen, sowie weitere wissenschaftliche<br />

Ergebnisse zusammengefasst. Hierbei richtet sich das Versuchswesen immer nach den<br />

aktuellen und für die Zukunft vorhersehbaren Bedürfnissen der Winzer. So werden momentan<br />

besonders die Einflüsse des Klimawandels und die sich daraus veränderten An- und<br />

Ausbaubedingungen der Weine untersucht.<br />

Die gewonnenen Informationen wurden bisher auf Weinbautagen, Steillagenforen oder in<br />

Fachzeitschriften veröffentlicht. Mit dem Steillagenreport der Abteilung Weinbau und Oenologie<br />

ist nun eine Plattform geschaffen worden, die eine schnelle, kompakte und umfangreiche<br />

Informationssammlung bietet. Wichtige Veröffentlichungen der Bereiche Weinbau, Oenologie<br />

5


und Vermarktung, sowie Fachbeiträgen von Veranstaltungen wie den Weinbautagen werden<br />

hier in einem Heft gebündelt. Der Steillagenreport ist als aktuelles Nachschlagewerk jederzeit<br />

eine kompakte Quelle von Informationen für den erfolgreichen An- und Ausbau von<br />

Steillagenweinen, das zwei Mal jährlich erscheinen wird.<br />

Die Redaktion<br />

Stefan Hermen<br />

Christoph Koenen<br />

Achim Rosch<br />

6


Terroirbroschüre<br />

In Zusammenarbeit mit dem Verein Mosel-Saar-Ruwer Wein e.V., der<br />

Mosellandtouristik, dem Landesamt für Geologie und Bergbau Rheinland-<br />

Pfalz hat das Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Mosel die<br />

Terroirbroschüre herausgebracht. Auf 56 Seiten werden hier die<br />

wichtigsten Weinbergsböden - von Devonschiefer bis Muschelkalk - und<br />

die darauf wachsenden Weine auf anschauliche Weise erklärt. Von der<br />

Entstehung der Bodenformationen über Grundinformationen der<br />

Geologie, des Klimas und der Landschaft von Mosel, Saar und Ruwer bis<br />

hin zur Weincharakteristik der sieben wichtigsten Bodentypen, bietet<br />

diese Broschüre einen sehr guten Einblick, wie sich die Geologie der<br />

Weinbergsböden auf die darauf wachsenden Weine auswirkt.<br />

- Erhältlich ist die Broschüre beim Verein<br />

Mosel-Saar-Ruwer Wein e.V. in Trier<br />

Tel.: 0651/710280<br />

7


Bewirtschaftungsformen im Steillagenweinbau<br />

Prof. Dr. Hans R. Schultz, Institut für Weinbau und Rebenzüchtung, Forschungsanstalt<br />

Geisenheim<br />

Die Erhaltung des Steillagenweinbaus sowohl aus wirtschaftlichen Überlegungen für die<br />

ansässigen Winzer, als auch hinsichtlich der Erhaltung gewachsener Kulturlandschaften, ist ein<br />

wichtiges Ziel in vielen Weinbauregionen Deutschlands bzw. Europas. Die Problematik geringer<br />

Erlöse für viele Winzer in solchen Regionen liegt in vielen Fällen aber nicht an fehlenden<br />

technologischen Möglichkeiten, um kostengünstige Trauben produzieren zu können, sondern<br />

zu einem großen Teil auch an der fehlenden Akzeptanz von Anbauverfahren bzw.<br />

Bewirtschaftungsformen, die sich in anderen Regionen oder bei modern ausgerichteten<br />

Betrieben bewährt haben. In Abhängigkeit von der Bodenbeschaffenheit ist es durchaus<br />

möglich zumindest eine Teilbewirtschaftung im Direktzug bis maximal 55-60% Hangneigung<br />

(bei Begrünungseinsatz) zu erreichen. Voraussetzung hierfür sind aber ausreichende<br />

Zeilenbreiten und ein Drahtrahmensystem, welches den pflanzenbaulichen Anforderungen<br />

gerecht wird. Hier haben sich Systeme mit 2 beweglichen Heftdrahtpaaren bewährt und können<br />

die Kosten bei den Laubarbeiten weiter senken. Ein Festhalten z.B. an der arbeitsintensiven,<br />

nicht mechanisierbaren Moseleinzelpfahlerziehung auch für direktzugfähige Hanglagen kann<br />

man nur dann akzeptieren, wenn der betreffende Betrieb diese Entscheidung bewusst<br />

hinsichtlich eines „Terroir – und geschichtsgeprägten“ Anbaus trifft, als Argument in der<br />

Vermarktung verwendet und entsprechend hohe Preise bei Flaschenweinen erzielen kann. Dies<br />

dürfte nur auf einen sehr geringen Anteil der Betriebe zutreffen.<br />

Als Alternative zur herkömmlichen Produktion in Falllinie wird derzeit auch verstärkt die<br />

Querterrassierung diskutiert. Eine intensive Prüfung der Eignung der Querterrassierung in<br />

unterschiedlichen Formen und Größen wurde bereits zu Beginn der 70er Jahre in Deutschland<br />

durchgeführt und als umfassender KTBL-Bericht veröffentlicht (Michalsky 1976). Dort, wie auch<br />

in neueren Veröffentlichungen (Porten und Treis 2006), wird der Flächenverlust als Hauptgrund<br />

angeführt, warum die Akzeptanz gegenüber der Produktion in der Falllinie limitiert ist. Bei<br />

Hangneigungen von 40- bzw. 65% beträgt der Flächenverlust ca. 30- bzw. 50%, wenn man von<br />

einer einzeiligen Terrasse mit einer Breite von 2.2m ausgeht, wie sie derzeit auch für das<br />

Anbaugebiet Mosel-Saar-Ruwer empfohlen wird (Porten und Treis 2006). In einer<br />

herkömmlichen Spalieranlage mit Flach- oder Halbbogen sind diese potenziellen<br />

Ertragsverluste nicht aufzufangen, es sei denn man ginge zu pflanzenbaulich- und qualitativ<br />

fragwürdigen Anbausystemen wie Pendelbogen über, um einen notwendigen höheren Anschnitt<br />

unterzubringen. Eine Ausnahme bilden neuere Erziehungssysteme, wie sie z.B. in der Schweiz<br />

propagiert werden. Bei diesen werden die Böschungsbereiche für eine zusätzliche Laubwand<br />

genutzt und so der Ertrag ohne Qualitätsverlust erhöht (Murisier et al. 2002).<br />

Auch in Seilzuglagen gibt es technische Entwicklungen (SMS-System), die im Anbau ähnliche<br />

Drahtsysteme bedingen wie in flachen Direktzuglagen (1,8-2m Zeilenbreite). Solche Systeme<br />

sind bedingt durch frühe Fehler bei der Flurbereinigung (kleine Mauern, mangelndes<br />

Vorgewende) oftmals nicht einsetzbar. Hier, wie auch in Kleinterrassenanlagen, wird häufig<br />

noch die Moseleinzelpfahlerziehung bzw. die Vertikoerziehung nach Kraus oder abgewandelt<br />

nach Cargnello eingesetzt oder das Trierer Rad nach Dr. Slamka verwendet. Die<br />

letztgenannten Systeme haben arbeitswirtschaftliche Vorteile und kommen dennoch dem<br />

„Quergehen“ entgegen. In diesem Zusammenhang muss man bemerken, dass die hohen<br />

Pflanzdichten, die traditionell bei der Einzelpfahlerziehung eingesetzt werden, durchaus<br />

pflanzenbauliche Vorteile vor allem auf trockenen Standorten bringen. Die<br />

Durchwurzelungstiefe ist bedingt durch die Konkurrenz der Rebstöcke deutlich tiefer. Man kann<br />

allerdings solche „Dichtpflanzungseffekte“ auch mit hohen Stockzahlen in der Zeile erzielen,<br />

womit die nötige Zeilenbreite für eine Mechanisierung nicht in Frage gestellt wird. In der Zukunft<br />

müssen sicherlich auch Bewirtschaftungssysteme in Steillagen getestet werden, deren<br />

prinzipielle Eignung nur bei Einsatz eines Vollernters gegeben ist (z.B. Minimalschnittsysteme).<br />

8


Übersicht zum Arbeitsaufwand im Weinbau weltweit<br />

Region Bewirtschaftungsart Akh/ha<br />

Australien Ernte u. Winterschnittmechanisierung bis 70<br />

Europa Spaliererziehung bis 300<br />

(Ebene) Erntemechanisierung<br />

Hangweinbau Direktzugmechanisierung bis 600<br />

(bis 55%) ohne Erntemechanisierung<br />

Steillagenweinbau Seilzugmechanisierung bis 1000<br />

(bis 100%) handgeführte Raupe<br />

Terrassenweinbau Handarbeit bis 1400<br />

nicht erschlossen Transportmechanisierung und mehr<br />

Arbeitsaufwand für manuelle Stockarbeiten bei Moselpfahlerziehung<br />

im Vergleich zum Drahtrahmen<br />

Arbeitsgang Drahtrahmen mit<br />

Direktzugmechanisierung<br />

(2 x 1.2m)<br />

Drahtrahmen in<br />

manueller<br />

Bewirtschaftung<br />

(2 x 1.2 m)<br />

Moselpfahlanlage<br />

(1.4 x 1.2 m)<br />

Rebschnitt 80-110 80-110 100-130<br />

Biegen 35-50 35-50 80-100<br />

Laubarbeiten 35-55<br />

(manuell mit bewegl.<br />

Heftdrähten; mech.<br />

Ausbrechen und<br />

Laubschnitt)<br />

70-90<br />

(manuell mit bewegl.<br />

Heftdrähten;<br />

Ausbrechen und<br />

Laubschnitt manuell)<br />

280-450<br />

Summe 150-210 185-250 460-680<br />

9<br />

Porten und Treis 2006


Technik im Steillagenweinbau<br />

Prof. Dr. Hans-Peter Schwarz, Fachgebiet Technik Geisenheim<br />

Der Weinbau hat sich in den vergangen Jahren stark gewandelt. In einigen Regionen gehören<br />

Zugtiere und Handarbeit der Vergangenheit an. Die Technik bestimmt hier das tägliche Leben.<br />

Auch im Steillagenweinbau erleichtert die Technik die tägliche Arbeit. Aber auch sie ist nicht<br />

statisch sondern dynamisch. Seilzugmechanisierungssysteme, Aufsitzraupenschlepper sind aus<br />

den Anfängen der Entwicklung zu großen universellen Systemfahrzeugen geworden, die die<br />

Arbeit erleichtern und an die Entwicklung im Direktzug nahtlos anknüpfen.<br />

Gleichwohl ist das betriebswirtschaftliche Ergebnis eines großen Teils der Winzerschaft<br />

unbefriedigend. Im Unterschied zu vergleichbaren Branchen werden unterdurchschnittliche<br />

Gewinne bzw. Stundenlöhne erwirtschaftet. Trotzdem ist eine weitere Einschränkung der<br />

unternehmerischen Freiheit abzusehen, wenn man nicht die Vorteile von Gesetzen und<br />

Verordnungen sehen möchte. Doch gerade neuere, EU induzierte, Gesetzestexte sollten positiv<br />

besprochen werden. So ist das Thema Rückverfolgbarkeit vielleicht bei dem ein oder anderen<br />

negativ besetzt, bietet aber auch die Chance aus der lückenlosen Dokumentation eigene<br />

Schwachpunkte zu erkennen und wenn gewünscht zu beheben.<br />

Der Einsatz von Ortung und Navigation mit dem Globalen Positionierungs- System (GPS) und<br />

deren Auswirkungen und technischen Möglichkeiten werden beispielhaft am Hubschrauber<br />

dargestellt. Aber auch der aus dem Ackerbau übernommene Begriff „Präzisionsweinbau“ ist<br />

durch automatische Datenerfassung, Flottenmanagement und Feldrobotik umsetzbar.<br />

Die seit Generationen bestehenden Probleme von zu kleinen Flurstücken, unerschlossenen<br />

Terrassen, etc. behindern einen ökonomisch und damit auch ökologisch sinnvolle<br />

Maschinenauslastung. Dem ist durch vertikale oder noch sinnvoller horizontale Kooperationen<br />

zu begegnen. Dies alles mit dem Ziel die Kulturlandschaft mit ihren sie prägenden Steillagen zu<br />

erhalten.<br />

10<br />

Objektive Bewertung der<br />

Applikationstechniken durch<br />

Untersuchungen der<br />

Verteilgenauigkeit<br />

und Abdriftmessung


Geopotenziale und Georisiken im Steillagenweinbau<br />

Prof. Dr. Harald Ehses, Landesamt für Geologie und Bergbau Rheinland-Pfalz<br />

Dem Landesamt für Geologie und Bergbau Rheinland-Pfalz in Mainz liegen umfangreiche<br />

Basisdaten zu den Böden und deren Zusammensetzung aus der Weinbergskartierung vor. Das<br />

Material ist digitalisiert und zu Themenkarten aufgearbeitet, die für die verschiedensten Nutzer<br />

von Interesse sein werden. So lassen sich beispielsweise parzellenscharfe Aussagen über<br />

Bodenart, Steingehalt, Wasserspeicherfähigkeit, Wurzelraummächtigkeit, Ertragsfähigkeit,<br />

Beregnungsbedürftigkeit, Nitratrückhaltefähigkeit, Erosionsgefährdung oder das standörtliche<br />

Biotopentwicklungs-potenzial machen. Für ca. 84 % der aktuellen rheinland-pfälzischen<br />

Weinbergsfläche liegen bodenkundliche Daten vor. Sie müssen nur noch genutzt werden.<br />

Neben der rein fachlichen Anwendung können solche Daten auch zum Nutzen des Weinbaus<br />

im Marketing verwendet werden. Das Landesamt für Geologie und Bergbau verfügt über die<br />

Möglichkeit, interessante Poster, Plakate, Bilder, Bodenprofilsäulen, Lackprofile, Kartenmaterial,<br />

Power-Point-Präsentationen, Broschüren und Hinweisschilder anzufertigen. Was für<br />

Rheinhessen bereits umgesetzt ist, wird derzeit auch an der Mosel erarbeitet und wird<br />

vermutlich noch in diesem Jahr abgeschlossen. Gerade die Steillagenweinbaugebiete in<br />

Rheinland-Pfalz, Ahr, Mittelrhein, Nahe und Mosel-Saar-Ruwer sind geradezu dafür<br />

prädestiniert, sich der Thematik Stein und Wein anzunehmen.<br />

Der Steillagenweinbau beinhaltet neben den Potenzialen auch Risiken. Hanginstabilitäten, wie<br />

Rutschungen, Steinschläge und Felsstürze, sind insbesondere an der Mittelmosel und im<br />

oberen Mittelrheintal vorhanden. So sind beispielsweise Planierungen, Wegebaumaßnahmen<br />

oder Stützbauwerke im Rahmen von Flurbereinigungen in Steillagen auf mögliche<br />

Hanginstabilitäten hin anzupassen. Das Landesamt für Geologie und Bergbau Rheinland-Pfalz<br />

berät routinemäßig Gemeinden sowie die Landwirtschafts- und Straßenverwaltung in<br />

geotechnischen Fragestellungen. Für die Mittelmosel wurde für den Abschnitt Brauneberg bis<br />

Enkirch als erste Planungsgrundlage eine Hangstabilitätskarte veröffentlicht. Diese Arbeit sowie<br />

Projektbeispiele und geotechnische Grundsätze für Planvorhaben und Maßnahmen in<br />

Steillagen werden im dem Vortrag vorgestellt.<br />

Ergänzt wird der Vortrag durch eine umfangreiche Präsentation des Landesamtes im Foyer.<br />

Highlight ist eine repräsentative Auswahl von Lackprofilen verschiedener Böden des gesamten<br />

Moselgebietes.<br />

Lackprofile: Piesport Zeltingen Schweich Nittel<br />

11


Maschinelle Pflanzung im eigenen Betrieb einfach gemacht!<br />

Matthias Porten DLR Mosel, Bernkastel-Kues<br />

In einem gemeinsamen Projekt des DLR-Mosel, der Firma Clemens aus Wittlich und des<br />

Erfinders der Pflanzmaschine, des Rebveredlers Peter Schmidt aus Palzem, wurde eine<br />

Pflanzmaschine zur Selbstpflanzung (mit eigenem Schmalspur) auf den Markt gebracht.<br />

Das Hauptziel dieser Kooperation besteht darin, eine Rebpflanzmaschine herzustellen, die<br />

durch geringe Investitionskosten für jedes Weingut oder Maschinengemeinschaft erschwinglich<br />

ist. Damit kann die maschinelle Pflanzung in jedem Betrieb selbsttätig durchgeführt werden.<br />

Darüber hinaus wird diese Pflanzmaschine in leichterer Bauweise produziert, um einen Einsatz<br />

im Steilhang durch den Anbau an eine Raupe zu ermöglichen. Aufgrund der technischen<br />

Fortentwicklung, besonders der hydrostatischen Raupen, wäre somit eine Pflanzung bis in den<br />

Bereich einer Steigung von 65% möglich. Das führt zu einer besonderen Entlastung bei der<br />

Neuanpflanzung im Hang oder der Umstellung auf breitere Zeilenbreiten durch entsprechende<br />

Zwischenpflanzungen. Die Pflanzmaschine wurde als Prototyp in der Praxis im Hang erprobt<br />

(siehe Bild 2 Grünhaus). Weiterhin hat sich der Prototyp schon bestens in mehrjährigen Einsatz<br />

bei verschiedenen Winzern bewährt (Bild 3).<br />

Bild 2 Bild 3<br />

Die jetzt von der Firma Clemens neu angebotene Pflanzmaschine, kann auch die Pflanzung<br />

von Sonderzeilen, sprich Zwischenzeilen oder Spritzzeilen unproblematisch ausführen. Diese<br />

Sonderlösungen, bei nicht gerade begrenzten Anlagen, können somit im normalen Pflanzgang<br />

durch diese Pflanzmaschine im eigenen Betrieb mit erledigt werden.<br />

Weiterhin können bei nicht rechteckigen Pflanzstücken, wie z. B. in Österreich oder Obermosel<br />

oft vorhanden, auch Pflanzungen im Bogen vollzogen werden, indem man einfach mit einem<br />

Auslegestab die vorhandenen Nachbarzeilen abgreift. Im Gegensatz zu lasergesteuerten<br />

Pflanzmaschinen ist diese Pflanzung von nicht geraden Zeilen, mit dieser Pflanzmaschine<br />

unproblematisch möglich.<br />

13


Bild 4<br />

Heute ist es schon öfter üblich, mit der Pflanzung sofort auch das Pflanzstäbchen zu platzieren.<br />

Mit dieser Pflanzmaschine ist eine Pflanzung nur mit Stäbchen möglich, so dass auch dieser<br />

bisher nachgelagerte Arbeitsgang sehr gut innerhalb der Pflanzung mitvollzogen werden kann.<br />

Darüber hinaus lässt diese einfache Pflanzmaschine auch eine Setzung der<br />

Unterstützungspfähle während der Pflanzung zu (Bild Clemens), so dass während der<br />

Pfropfrebenpflanzung mit Stäbchen, sofort die ganze Rebanlage aufgebaut werden kann.<br />

Dieser direkte Aufbau der Unterstützungseinrichtung (verzinkte Pfähle, Trägerpfähle) ist<br />

besonders vorteilhaft hinsichtlich der Regelungen und Vorschriften bei den<br />

Umstrukturierungsmaßnahmen (Zeitersparnis). Die direkte Pflanzung der Unterstützungspfähle<br />

befindet sich noch in der Weiterentwicklung zur Verbesserung, hinsichtlich der Lagerung der<br />

Pfähle im Magazin auf der Maschine. Doch wurden schon in den letzten Jahren einige Anlagen<br />

sehr erfolgreich und sehr rasch (Bsp. Peter Schmitt, Palzem) mit diesem System gleichzeitig bei<br />

der Pflanzung aufgebaut.<br />

Voraussetzungen für die Verwendung der Rebpflanzmaschine<br />

Die Rebpflanzmaschine wird an einem normalen Dreipunkt am Schmalspur angebaut. Der<br />

Schmalspurschlepper sollte mindestens 50 PS haben, da die Pflanzmaschine durch das<br />

Setzkastenprinzip eine etwas höhere Zugkraft benötigt. Am besten sind Schmalspurschlepper<br />

mit langem Radstand, so dass sich beim Ausgleich in der Zeilenfahrt keine zu starken<br />

Schwankungen ergeben. Weiterhin ist es auch von Vorteil, wenn der Schmalspur durch eine<br />

verbreiterte Spur und einen längeren Radstand einen wesentlich besseren Stand besitzt. Dieser<br />

Vorteil zeigt sich besonders in Anlagen mit Seitenhang. Falls größere Normalspurschlepper im<br />

Betrieb vorhanden sind, ist es von Vorteil diese einzusetzen. Die hohen Investitionssummen,<br />

welche in die Schlepperkapazität eines Betriebes meistens gemacht werden, können somit<br />

eine besseren Kapazitätsauslastung zugeführt werden<br />

Funktionsprinzip der Pflanzmaschine<br />

Die Steuerung der Pflanzmaschine erfolgt durch eine Kamerakontrolle durch den Fahrer auf<br />

dem Schmalspur. Hierbei ist zu beachten, dass der Weinberg, in gleicher Weise wie bei den<br />

Rebpflanzungen mit lasergesteuerten Maschinen oben und unten von dem Rebgelände eine<br />

Auszeilung erfährt, welche die genaue Reihenzahl und den Zeilenabstand angibt und im Winkel<br />

angeordnet ist. Nun wird genau in die Mitte, zwischen den Zeilen (Auszeilungsreihen oben und<br />

unten), jeweils ein blaues Hefterseil (siehe Bild 4) oder ein Draht gelegt. Das Seil oder der Draht<br />

können auch bei jeder gepflanzten Reihe umgelegt werden. Liegt nun dieses Seil genau in der<br />

Mitte der Zeile, wird mit einem Stab, der an der Pflanzmaschine befestigt ist (siehe Bild 5), an<br />

dem Ende des Stabes befindet sich die Kamera, dieses Seil praktisch abgefahren. Der Fahrer<br />

im Cockpit des Schmalspurs sieht jeweils das Seil in einer Zielvorrichtung auf dem Bildschirm<br />

und fährt möglichst geradeaus. Bei Abweichung im Kamerabild von dem Seil (Zielvorrichtung),<br />

14


korrigiert er anhand eines Hydrauliksteuergerätes, hinten an der Pflanzmaschine, die<br />

Querverschiebung, so dass er wieder genau mit der Kamera innerhalb der Zieleinrichtung über<br />

das Seil gelangt. Mit diesem System ist eine sehr genaue Ansteuerung und eine genaue,<br />

gerade Pflanzung kein Problem, die Erfahrung zeigt sogar dass die menschliche Steuerung oft<br />

wesentlich sensibler und damit genauer ist.<br />

Bild 5<br />

Bei dieser Art der Pflanzung handelt es sich um eine so genanntes Setzkastenprinzip. Anhand<br />

des Setzkastens (siehe Bild 6) wird die Einbringung eines Stabes und einer Rebe innerhalb<br />

einer gewissen Zeit bei geringer Fahrgeschwindigkeit im Bereich von 0,4 - 0,6 km/h ermöglicht.<br />

Der Stockabstand, innerhalb der Zeile, wird über ein Band während des Pflanzvorgangs<br />

angegeben (siehe Bild 7).<br />

Bild 6 Bild 7<br />

Dieses Band wird oben oberhalb des Weinberges, in einem gewissen Abstand zur Anlage,<br />

eingehängt oder befestigt. Auf diesem Band befinden sich so genannte Abstandsklipps. Läuft<br />

dieser Abstandsklipp von der Rolle an dem Pflanzer, der das Stäbchen in den Setzkasten stellt,<br />

vorbei, wird das Stäbchen in den Boden gedrückt (Bild 8). Dieses System erlaubt eine sehr<br />

genaue Einhaltung eines gleichen Stockabstands bei der Pflanzung. Das Band wird, oberhalb<br />

des Weinberges mit einem vielfachen des gewünschten Stockabstandes in den<br />

Nachbarweinberg oder in den Weg befestigt. Damit ist gewährleistet, dass auch bei der<br />

Querzeilung der Reihen, immer ein gleicher Stockabstand vorhanden ist. Bei entsprechender<br />

Fahrtgeschwindigkeit, die an die Bodenverhältnisse angepasst werden sollte, ist eine<br />

Positionierung anhand des Abstandsklipps, innerhalb des Setzkastens, kein Problem. Nach der<br />

Setzung des Stäbchens, hält der zweite Pflanzer (zweiter Sitz) die Rebe an das Stäbchen und<br />

drückt den Fuß des Wurzelkranzes auf die sich auftuenden flache Bodensohle und hält<br />

Stäbchen und Rebe so lange fest, bis der Boden am Ende des Setzkastens wieder<br />

zusammenfließt. Danach kann er die Rebe loslassen, die nächste Rebe greifen und an das<br />

nächste Stäbchen halten. Wenn der Boden am Ende des Setzkastens wieder zusammenfließt,<br />

wird er durch die dort angebrachten zwei Andrückräder verfestigt. In der Regel reicht diese<br />

Verfestigung nicht komplett aus, um eine optimale Verfestigung der Wurzel im tieferen<br />

Bodenbereich, in jeder Situation, zu gewährleisten. Deswegen ist grundsätzlich eine<br />

15


Wassergabe von 1 bis 2 Liter Wasser pro Rebe (mit dem Sprühgerät) nach der Pflanzung<br />

durchzuführen.<br />

Bild 8 Bild 9<br />

Die bisherigen, langjährigen Versuchsergebnisse durch den Erfinder, Peter Schmidt, sowie sehr<br />

viele praktische Pflanzungen bei vielen Praxisbetrieben zeigen hervorragende<br />

Anwuchsprozente bei Einhaltung der Regelung, dass eine Wässerung nach der Pflanzung<br />

folgen sollte. Grundsätzlich ist ohnedies eine Wässerung nach der Pflanzung von Vorteil. Mit<br />

diesem Pflanzsystem ist nur eine Pflanzung in eine Richtung und bergabseits möglich.<br />

Aufgrund der langsameren Fahrt des direkten Setzens des Stäbchens und der einseitigen<br />

Fahrt, ist somit die Schlagkraft auf 5.000 Reben pro Tag, bei einer Arbeitsleistung von 8<br />

Stunden pro Tag, begrenzt. Diese Begrenzung der Arbeitsleistung stellt aber bei geringeren<br />

Investitionskosten und beim Vorhandensein der Maschine in den eigenen Betrieben oder in<br />

Maschinengemeinschaften, kein großes Problem dar. Bei einer entsprechend hohen Anzahl<br />

von möglichen Pflanztagen, in den Monaten April bis Juni, kann somit mit dieser Maschinenart<br />

eine sehr hohe Anzahl von Reben gepflanzt werden.<br />

16


Wirtschaftlichkeit der Pflanzmaschine<br />

Tabelle 1: Kosten der der Pflanzmaschine<br />

h Reben<br />

Leistung 8 5000<br />

variable Kosten<br />

€/h Cent / Rebe<br />

Schmalspur 15 2,4<br />

Arbeitszeit 10 4,8<br />

Summe 7,2<br />

fixe Kosten<br />

Investition<br />

€<br />

8000<br />

% €<br />

Abschreibung 10 800<br />

Zinsen 3 240<br />

Reparatur 1 80<br />

Summe 1120<br />

Die Pflanzmaschine wird in Zukunft von der Firma Clemens in Wittlich, mit entsprechender<br />

Kamera und verschiedenen Abstandsbändern für die verschiedenen Stockabstände für 8.000 €<br />

brutto angeboten. Der Preis begründet sich vor allem durch die Gewährleistung einer<br />

ordentlichen Querverschiebung, welche auf Zugbasis auch bei schwierigen Bodenverhältnissen<br />

funktionieren muss. Die üblichen Querverschiebungen aus den im Weinbau bekannten<br />

Schwergrubbern konnte dabei nicht eingebaut werden. Die hier eingebaute Querverschiebung<br />

muss mindesten, der eines Staplers mit 3 Tonnen Tragkraft auf der Gabel entsprechen.<br />

Bei einer Leistung von 5.000 Stock innerhalb von 8 Stunden, mit einer durchschnittlichen<br />

Entlohnung von 10,00 €/AKH (3 Arbeitskräfte) und entsprechenden Kosten für den<br />

Schmalspureinsatz (siehe Tabelle), liegen somit die variablen Kosten bei 7,2 Cent pro Rebe.<br />

Der größte Teil der variablen Kosten besteht aus den Lohnkosten, die alleine von den 7,2 Cent,<br />

4,8 Cent betragen.<br />

Sofern in den Betrieben zur Pflanzzeit freie Kapazitäten hinsichtlich der Arbeitszeit vorliegen,<br />

kann somit diese Wertschöpfung hinsichtlich der Arbeitszeit, aber auch des<br />

Schmalspureinsatzes im Betrieb verbleiben. Oft sind in den Betrieben auch die<br />

Schmalspurauslastungsgrenzen nicht erreicht, so dass ein Einsatz im eigenen Betrieb am<br />

Schmalspur als sinnvoll erscheint. Aufgrund der bisherigen Erfahrungen sind die fixen Kosten<br />

bei dieser Pflanzmaschine hinsichtlich der Abschreibung zu sehen und kaum bei den<br />

Reparaturen. Die Maschine weist eine sehr hohe Standfestigkeit aus. Die Reparaturen liegen in<br />

der Regel im Ersatz des Schares (siehe Bild 8). Deshalb erscheint eine längere<br />

Abschreibungsfrist von 10 Jahren als realistisch anzusehen, wobei bei der Standfestigkeit<br />

dieser Maschine auch eine noch wesentlich längere Abschreibungszeit möglich wäre. Aufgrund<br />

des Vorsichtsprinzips, wurde aber für die Berechnung eine Abschreibung ein Wert von 10<br />

Jahren gewählt. Wie aus der Tabelle hervorgeht, liegen somit die Gesamtfixkosten bei 1.120 €<br />

pro Jahr. Aus der Grafik 1 werden die Vollkosten der Pflanzung mit dieser einfachen<br />

Pflanzmaschine ersichtlich. Es wird deutlich, dass bei einer Pflanzung von bereits 6.500 Reben<br />

jährlich, schon die Kosten für die Pflanzung mit Lohnunternehmern, mit der direkten Pflanzung<br />

17


von Stäbchen, unterschritten werden. Die Pflanzung ohne Stäbchen, die auch von<br />

Lohnunternehmern angeboten wird, wird bereits ab 8.500 Reben unterschritten.<br />

Da in der Regel kleinere Weinbaubetriebe diese Pflanzzahlen jährlich nicht erreichen, ist diese<br />

Pflanzmaschine besonders geeignet für eine Kooperation zwischen Winzern oder sollte im<br />

Cent / Rebe<br />

50<br />

45<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

Vollkosten der Pflanzung mit<br />

der Low Cost Pflanzmaschine<br />

Matthias Porten DLR Mosel<br />

Vollkosten / Rebe<br />

Lohnmaschieneneinsatz ohne Stäbchen<br />

Lohnmaschieneneinsatz mit Stäbchen<br />

variable Kosten pro Rebe<br />

Rebenanzahl / Jahr<br />

AFA: 10 Jahre<br />

Investition: 8000 €<br />

Leistung: 625 Reben / h<br />

10000 20000 30000 40000 50000 60000 70000 80000 90000<br />

überbetrieblichen<br />

Einsatz über<br />

Maschinenringe auf<br />

Leihbasis eingesetzt<br />

werden.<br />

Sehr interessant ist<br />

diese Pflanzmaschine<br />

auch als<br />

Verleihmaschine von<br />

Rebveredlern, die ihren<br />

Kunden dies als<br />

besonderen Service<br />

anbieten sollten. Der<br />

Rebveredler kann<br />

somit seinem Kunden<br />

zu den Reben auch die<br />

Maschine auf Leihbasis<br />

zur Verfügung stellen.<br />

Die Erfahrung hat<br />

gezeigt, dass die<br />

Reklamationen<br />

hinsichtlich des<br />

schlechten Anwuchses<br />

von Reben sich dann<br />

merklich verringern. Weil bei einer Selbstpflanzung sich wesentlich stärker auf eine optimale<br />

Pflanzfeldvorbereitung konzentriert wird. Wer einmal mit dieser Maschine gepflanzt hat,<br />

bekommt auch einen ganz anderen Bezug zu seinem Weinbergsböden. Den ganzen Tag<br />

während der Pflanzung schaut der Winzer in die Bodensohle hinein und somit sieht er genau<br />

wie der Bodenzustand ist hinsichtlich Verdichtungen, Humusgehalt, Steingehalt,<br />

Krümelfähigkeit, Bodenartenwechsel usw. Der Setzkasten dieser Pflanzmaschine ist quasi ein<br />

Schaukasten für des Winzers Boden.<br />

Besonders vor dem Hintergrund der Schlagkraft dieser Pflanzmaschine, den geringen<br />

Investitionskosten und der guten Anpassung der Pflanzzeit an die Bodenverhältnisse, falls die<br />

Maschine im Betrieb vorhanden ist, stellt diese Innovation eine extreme Kostenentlastung bei<br />

höchst möglicher Flexibilität für die Betriebe dar.<br />

18


Ab Herbst 2007 kommt der Steillagenvollernter zum Einsatz<br />

Elmar Kohl / Matthias Porten / Dr. Wilfried Zipse; DLR Mosel<br />

Die zunehmenden Auflagen / -Begrenzungen bei der Beschäftigung von Saisonarbeitskräften<br />

stellen für viele Weinbaubetriebe mit Steillagen ein immer größeres Problem dar. Das Jahr 2006<br />

mit seiner sehr schnellen Reifeentwicklung führte in vielen Steillagenbetrieben zu großen<br />

Ernteverlusten von qualitativ hochwertigen Trauben. Vor allem in den Steillagen, in denen der<br />

Traubenvollernter nicht eingesetzt werden kann, wurden bei verspäteter Lese oft nur noch sehr<br />

geringe Hektarerträge erzielt. Obwohl absolute Top Qualitäten von Auslesen bis<br />

Trockenbeerenauslesen geerntet wurden, dürfte das wirtschaftliche Ergebnis der 2006er Ernte<br />

deutlich unter den Erwartungen liegen. Betroffen waren sowohl große Weingüter als auch kleine<br />

Weinbaubetriebe, die ihre Lesekräfte zu spät geordert hatten.<br />

Im Vergleich zu den Steillagen konnten im Direktzug durch den „Rund um die Uhr Einsatz“ von<br />

Erntemaschinen solche Einbußen meist verhindert werden. Gerade bei der aktuellen<br />

Klimadiskussion, die uns mit großer Wahrscheinlichkeit in den kommenden Jahren öfter<br />

ähnliche Erntesituationen beschert, könnte ein gut funktionierendes Steillagenvollerntesystem<br />

zu einer termingerechteren Lese in Steillagen beitragen.<br />

Obwohl die Einführung des Steillagenvollernters sich wesentlich schwieriger umsetzen lässt als<br />

dies im Direktzug war, besteht dennoch ein berechtigter Optimismus dieses System in den<br />

nächsten Jahren in die Praxis einzuführen.<br />

Im März 2006 war der Prototyp der Erntemaschine bereits weitestgehend fertig gestellt (bis auf<br />

Lackierung und Endmontage). Laut Aussage des Herstellers wird das seilgezogene<br />

Trägerfahrzeug mit Erntevorrichtung Ende April auf der Intervitis in Stuttgart der Öffentlichkeit<br />

präsentiert.<br />

Für die Erntekampagne 2007 sind dann die ersten praktischen Einsätze mit der Maschine<br />

vorgesehen.<br />

Abb.1 Prototyp der Steillagenerntemaschine<br />

19


Abb.2 Ähnlich wie bei diesem Überzeilengeräteträgersystem sollen<br />

künftig auch Weinberge in Steillagen beerntet werden.<br />

20


Beiträge der BBA - Weinbautag 2007 Bernkastel-Kues<br />

Strategien zur Bekämpfung der Schwarzholzkrankheit<br />

(Dr. Michael Maixner)<br />

Nach einigen relativ ruhigen Jahren nimmt die Schwarzholzkrankheit auch an der Mosel wieder<br />

deutlich zu. Schäden entstehen besonders durch die mangelnde Holzreife und die qualitativ<br />

minderwertigen Trauben befallener Reben. Die Krankheit wird ausschließlich durch die Winden-<br />

Glasflügelzikade Hyalesthes obsoletus von Unkräutern auf die Reben übertragen. Traditionell<br />

spielt an der Mosel die Ackerwinde die wichtigste Rolle als Wirtspflanze, zurzeit breitet sich<br />

jedoch ein Erreger stark aus, der in Brennnesseln vorkommt.<br />

Die Bekämpfung der Schwarzholzkrankheit ist auf Präventionsmaßnahmen und die Ausschaltung<br />

der Wirtspflanzen beschränkt. Kranke Reben, von denen keine lnfektionsgefahr<br />

ausgeht, sollten nur in Ausnahmefällen gerodet werden, da Jungreben empfindlicher auf die<br />

Infektion reagieren. In stark betroffenen Lagen ist es nötig, die als Wirtspflanzen identifizierten<br />

Unkräuter zu beseitigen, um den lnfektionsdruck zu senken. Außerhalb der Rebflächen ist ein<br />

Herbizideinsatz nur in begründeten Fällen mit einer Sondergenehmigung der Aufsichts- und<br />

Dienstleistungsdirektion Trier möglich Da die Überträger der Krankheit von offenem,<br />

unbegrüntem Boden angezogen werden, ist eine selektive Bekämpfung der Wirtspflanzen<br />

ratsam. Für Problemflächen wie Weinbergsbrachen, von denen häufig ein hoher lnfektionsdruck<br />

ausgeht, bietet sich eine Dauerbegrünung mit Kräutern an, die an die trockenwarmen<br />

Bedingungen der Steillagen angepasst sind. Beim Rebschnitt ist darauf zu achten, dass alles<br />

kranke Holz der häufig nur teilweise betroffenen Rebstöcke entfernt wird.<br />

Esca- Methoden zur Einschätzung der Befallssituation<br />

(Dr. Katja Schulze)<br />

Bei der Esca muss zwischen der akuten und der chronischen Form unterschieden werden. Die<br />

Symptome der chronischen Esca treten an der Mosel üblicherweise ab Anfang/ Mitte Juni auf<br />

und äußern sich durch tigerstreifenartige Flecken auf den Blättern, die als gelbe Flecken in den<br />

Blattspreiten beginnen und später zu Vertrocknungen führen. Auf den Beeren sind, teils<br />

unabhängig von Blattsymptomen, schwarze Flecken zu erkennen. Diese Symptome können am<br />

selben Stock mehrere Jahre hintereinander auftreten oder auch ausbleiben. Neben diesem<br />

chronischen Verlauf, kann es bei bisher symptomfreien Stöcken im Sommer bei plötzlich<br />

einsetzendem Regen nach einer Hitzeperiode zum schlagartigen Absterben kommen. Diese<br />

akute Form der Esca wird als „Apoplexie“ bezeichnet, in Anlehnung an den Schlaganfall. Solche<br />

Reben sind nicht mehr zu retten und müssen gerodet werden, sofern sie von unten nicht mehr<br />

neu aufgebaut werden können. Da die Symptome der chronischen Esca nicht unbedingt in<br />

jedem Jahr auftreten, ist die Feststellung des tatsächlichen Befalls schwierig. Am Institut für<br />

Pflanzenschutz im Weinbau wird an Diagnosemethoden gearbeitet, die es ermöglichen sollen,<br />

gesunde Pflanzen zu erkennen, Behandlungserfolge zu überprüfen und die Ausbreitung der<br />

Erreger zu untersuchen. Im Vortrag wird die Diagnosemethodik näher erläutert und ein kurzer<br />

Überblick über die Befallssituation in drei Anlagen an der Mittelmosel gegeben.<br />

21


Untersuchungen zur Biologie und Ausbreitung des Schwarzfäuleerregers<br />

(Dr. Bernd Loskill)<br />

Die Schwarzfäule der Rebe (Guignardia bidwellii) hat sich an der Mosel fest etabliert. In<br />

Deutschland liegen bisher nur wenige Erfahrungen mit dieser 'neuen' Krankheit vor. Im Institut<br />

für Pflanzenschutz im Weinbau wird derzeit ein Forschungsprojekt durchgeführt, mit dem Ziel,<br />

ein nachhaltiges Managementkonzept für die Schwarzfäule im ökologischen Weinbau zu<br />

erstellen. Neben den spezifischen Problemen des ökologischen Weinbaus werden in diesem<br />

Projekt auch die für eine möglichst genaue Einschätzung des Infektionsrisikos notwendigen<br />

Basisdaten zur Biologie und Epidemiologie der Schwarzfäule erarbeitet. Sie sollen eine<br />

wissenschaftlich fundierte Hilfe bei der Entscheidung über Pflanzenschutzmaßnahmen sein.<br />

Untersucht werden unter anderem die Überwinterung der Fruchtkörper, die Sporenentwicklung,<br />

Zeiträume und Bedingungen der Sporulation sowie die Art und Intensität der Sporenverbreitung<br />

und deren Bezug zur Witterung. Daneben werden Möglichkeiten zur Minderung des<br />

Infektionspotentials durch phytosanitäre und kulturtechnische Maßnahmen untersucht. Die<br />

bisherigen Ergebnisse des Projekts werden vorgestellt.<br />

Auswirkungen des Witterungsverlaufs auf Traubenwickler und Raubmilben<br />

(Dr. C. Hoffmann)<br />

Die Klimaänderung macht sich schon seit einiger Zeit auch im Weinbau bemerkbar. Zur<br />

Abschätzung der damit eventuell verbundenen Risiken gehört es auch, die Auswirkungen<br />

solche Klimabedingungen auf die im Weinbau wichtigen Schaderreger und Nutzorganismen zu<br />

untersuchen. Rebschädlinge und Nützlinge reagieren auf heiße, trockene Witterung mit<br />

erhöhtem Wasserverlust, der bis zum Austrocknen der Tiere führen kann. Bei kühler und<br />

feuchter Witterung besteht die Gefahr der Verpilzung. Im Jahr 2003 konnte man zum Teil<br />

drastische Auswirkungen der Hitze auf die Populationen von Raubmilben feststellen, während<br />

Schadmilben wie Kräuselmilben und Spinnmilben, die ihr Wasser direkt von der Pflanze<br />

beziehen, davon weitgehend unbeeinflusst blieben. Normalerweise ist an der Mosel die Zahl<br />

der Raubmilben pro Blatt im Juni am geringsten, um anschließend bis kurz vor Blattfall anzusteigen.<br />

Dieser Anstieg setzte im Jahr 2006 jedoch erst im August ein, so dass die Gesamtpopulation<br />

einen Dämpfer erlitten hat. Hinsichtlich der Hitzeschäden an Raubmilben ist 2006<br />

durchaus mit 2003 vergleichbar. In Junganlagen könnte es deshalb 2007 wieder zu Schäden<br />

durch Spinn- und Kräuselmilben kommen. Ob es im nächsten Jahr in älteren Anlagen<br />

Schadmilben eine Rolle spielen, hängt noch von weiteren Faktoren wie z. B. der Wahl der<br />

Pflanzenschutzmittel ab.<br />

Bisher ging man davon aus, dass Traubenwicklereier Temperaturen über 35°C nicht überleben.<br />

Zwar gilt der Bekreuzte Traubenwickler als „wärmeliebender“ als der Einbindige Traubenwickler,<br />

jedoch ging 2006 anfangs niemand davon aus, dass bei Temperaturen von 38°C im Schatten<br />

überhaupt Eier überleben. Frühere Untersuchungen in Freiburg zeigten, dass die Überlebenschancen<br />

von Traubenwicklereiern von Tag zu Tag und von Ort zu Ort schwanken. Mit einem<br />

System zur künstlichen Ansiedlung von Traubenwicklern an Reben wurden während der<br />

Vegetationsperiode 2006 bis zu drei Mal pro Woche Traubenwicklereier ausgebracht und der<br />

Traubenwicklerbefall jeweils einen Monat später überprüft. Aus den Ansiedlungserfolgen<br />

können unter Berücksichtigung der Witterungsbedingungen Rückschlüsse auf die<br />

Überlebenschance der Eier gezogen werden. Wider Erwarten kamen gerade während der<br />

Phase der größten Hitze im Juli die meisten Eier des Bekreuzten Traubenwicklers zur<br />

Entwicklung. Später kam es obwohl es bereits deutlich kühler und feuchter geworden war zu<br />

einer dritten Fluggeneration des bekreuzten Traubenwicklers. Mit der Ansiedlungsmethode<br />

konnte dabei gezeigt werden, dass die Eier der dritten Fluggeneration wahrscheinlich keine<br />

Überlebenschance hatten.<br />

22


Pflanzenschutzmittel effektiver auf die Rebe bringen - Versuche im integrierten und<br />

ökologischen Weinbau 1991-2006<br />

(Dr. H. Mohr)<br />

Die Applikation des richtigen Mittels zur richtigen Zeit auf die richtige Zielfläche ist ein<br />

vorrangiges Ziel aller Pflanzenschutz- und Blattdüngungsmaßnahmen. Dies wird an drei<br />

Beispielen gezeigt:<br />

1. Vergleich Hubschrauber – Schlauchspritze: Im Rahmen von Untersuchungen zur<br />

Rotbrenner-Bekämpfung konnte gezeigt werden, dass der Hubschrauber bei früher Behandlung<br />

(Sechs- bis Neunblattstadium) eine ähnlich gute Wirkung erzielte wie die Schlauchspritze oder<br />

ein Bodensprühgerät. Bei dichter Laubwand (Rebstadium Fruchtansatz) bildete zwar der<br />

Hubschrauber in der Gipfelzone stärkere Beläge als die Schlauchspritze, war aber eindeutig<br />

unterlegen, wenn des darum ging, Pflanzenschutzmittel in das Innere der Traubenzone zu<br />

bringen. Daher kann in kritischen Situationen eine zusätzliche Behandlung vom Boden aus<br />

erforderlich werden.<br />

2. Magnesium-Blattdüngung: Unsere Untersuchungen haben gezeigt, dass man Magnesium-<br />

Blattdünger wie z. B. Bittersalz, Magnesiumnitrat (Magnisal) oder Magnesiumoxid (Falnet)<br />

dorthin bringen muss, wo sie von der Rebe kurzfristig gebraucht werden, also bei allgemeinem<br />

Mangel aufs Blatt, zur Stiellähmebekämpfung dagegen unbedingt auf das Stielgerüst (ab<br />

Traubenschluss).<br />

3. Kupferminimierung im ökologischen Weinbau: Zunächst wurde derjenige Kupfergehalt<br />

(„Richtwert“) ermittelt, der erforderlich ist, um eine Infektion mit dem Falschen Mehltau auf der<br />

Blattunterseite zu verhindern. Anhand dieses Richtwerts konnte dann die Stärke von<br />

Kupferbelägen bei Freilandreben beurteilt werden. Getestet wurden auch neue Versuchsmittel<br />

der Pflanzenschutzmittelhersteller. Moderne Pflanzenschutzgeräte (z. B. Axial-, Tangential-,<br />

Radialsprühgeräte) sind in der Lage, schon mit geringem Kupferaufwand ausreichend starke<br />

Beläge zu erzeugen. Die Ergebnisse sind nicht nur für den ökologischen Weinbau interessant,<br />

sondern lassen sich auch auf den allgemeinen Weinbau übertragen.<br />

23


Weinstile von Steillagenweinen<br />

Prof. Dr. Jürg Gafner, Mikrobiologie Forschung, Forschungsanstalt Agroscope Changins-<br />

Wädenswil ACW, Wädenswil, Schloss, Postfach 185, 8820 Wädenswil, Schweiz,<br />

juerg.gafner@faw.admin.ch<br />

Der Einfluss der Mikroflora auf die Weinqualität ist von großer Bedeutung, gleichgültig, ob eine<br />

spontane alkoholische Gärung und anschließend ein spontaner biologischer Säureabbau oder<br />

eine alkoholische Gärung mit Reinzuchthefen und ein biologischer Säureabbau mit<br />

Starterkulturen gemacht wird. Die Mikroorganismen - sowohl Hefen als auch Bakterien - sind<br />

schon im Rebberg auf den Rebstöcken, den Trauben und später im Traubenmost vorhanden.<br />

Die Population der Mikroorganismen im Rebberg ist von Jahr zu Jahr sehr unterschiedlich, je<br />

nach den klimatischen Verhältnissen während der Vegetationsperiode der Rebe. Die<br />

Zusammensetzung der Mikroflora ist anders bei trockenen, heißen, feuchten oder kalten<br />

Vegetationsperioden.<br />

Unsere Untersuchungen über 15 Jahre haben gezeigt, dass der Hauptanteil der<br />

Mikroflora im Traubensaft und später im Wein mit den eingebrachten Trauben in den Keller<br />

kommt. Die Mikroflora im Keller sowohl in den Gärgebinden als auch auf den Kellerwerkzeugen<br />

spielt – wenn überhaupt - eine untergeordnete Rolle in der Weinbereitung. Die Kenntnis der<br />

Zusammensetzung der in den Keller gebrachten Mikroflora ist für die Praxis wichtig, egal, ob<br />

eine induzierte alkoholische Gärung oder eine Spontangärung durchgeführt wird. In jedem Fall<br />

muss die unerwünschte von der erwünschten Mikroflora verdrängt werden. In diesem Artikel<br />

werden die Bedingungen aufgezeigt, bei denen sich die erwünschten Hefen und Bakterien in<br />

der Weinbereitung durchsetzen.<br />

Zusammensetzung der Hefen auf den Trauben<br />

In der Natur ist es so, dass sich auf dem Rebstock und den Trauben im Rebberg sowohl<br />

erwünschte als auch unerwünschte Mikroorganismen entwickeln. Wir haben im Jahr 1992 eine<br />

Untersuchung durchgeführt, bei der wir die Versuchsbedingungen so gewählt haben, dass wir<br />

möglichst alle natürlich auf den Reben vorkommenden Hefearten erfassen konnten. Wir waren<br />

in der Lage, insgesamt 16 verschiedene Hefearten zuteilen (Tabelle 1). Diese Hefearten<br />

konnten bis jetzt in allen Weinbauregionen weltweit nachgewiesen werden, egal ob die<br />

Untersuchungen in warmen oder kälteren Weinbauregionen durchgeführt wurden. Nicht alle<br />

Hefearten können eine alkoholische Gärung durchführen. Die Gärfähigkeit ist natürlich auch<br />

von Hefestamm zu Hefestamm unterschiedlich.<br />

Tabelle 1: Hefepopulation auf den Trauben (%).<br />

Saccharomyces cerevisiae (0.3 – 3.0)<br />

Hanseniaspora uvaru (50.9 – 89.1)<br />

Metschnikowia pulcherima (0.5 – 2.7) Lipomyces (0 – 0.5)<br />

Rhodotorula (0 – 26.1) Brettanomyces bruxellensis (0 – 0.4)<br />

Candida glabrata (4.0 – 7.2) Hyphopichia butonii (0 – 0.3)<br />

Zygosaccharomyces (1.0 – 3.9) Kluyveromyces (0.2 – 0.2)<br />

Candida zeylanoides (1.0 – 2.3) Williopsis sat. (0 – 0.2)<br />

Debaryomyces (0.6 – 2.1) Kryptocokkus (0 – 0.2)<br />

Pichia kluveri (0.4 – 1.4) other Saccharomyces (0.1 – 0.1)<br />

Candida (0.5 – 0.9 unidentified yeasts (0.1 – 0.2)<br />

Die Hefearten Saccharomyces cerevisiae (S. cerevisiae) und Hanseniaspora uvarum (H.<br />

uvarum) sind die wichtigsten in Bezug auf die zukünftige Weinqualität, wobei S. cerevisiae die<br />

erwünschte Weinhefe ist und H. uvarum die unerwünschte. Leider ist es so, dass die<br />

unerwünschte Hefe (50 bis 90%) zu einem viel höhern Prozentsatz vorhanden ist als die<br />

erwünschte (0.3 bis 3.0%) (Tabelle 1). Der höhere Prozentsatz der unerwünschten Hefe (90%)<br />

24


wird auf verdorbenem Traubengut gefunden, der niedrige (50%) auf gesundem. Praktisch heißt<br />

das, dass wir bis zu einer Million Zellen der unerwünschten Hefe bereits im Traubengut haben<br />

können. Die erwünschte Hefe ist nur bis zu maximal 3% auf den Trauben gefunden worden,<br />

wobei 0.3 auf verdorbenen und 3 % auf gesunden Trauben wahrscheinlich sind.<br />

Warum ist Hansenispora uvarum oder Kloeckera apiculata als Gärhefe unerwünscht?<br />

Hanseniaspora kann bis zu bis zu 2 g/L Essigsäure bilden. Wir haben auf einem pasteurisierten<br />

Traubensaft in einem Gebinde einen Stamm von Saccharomyces cerevisiae und im zweiten<br />

Gebinde einen Stamm von Hanseniaspora uvarum eingeimpft. In Tabelle 2 sind die Resultate<br />

zusammengefasst. Es zeigt sich, dass beide Hefen eine alkoholische Gärung durchführen<br />

können: Es entstehen Alkohol und Glycerin. Aber die Essigsäurewerte sind unterschiedlich: Die<br />

unerwünschte Hefe kann bis 25- bis 30-mal mehr Essigsäure bilden. Diese Beobachtung haben<br />

wir auch in der Praxis gemacht.<br />

Tabelle 2: Essigsäurebildung der alkoholischen Gärung in pasteurisiertem<br />

Traubensaft.<br />

Hanseniaspora uvarum Saccharomyces cerevisiae<br />

Essigsäure (g/L) 0.50 0.03<br />

Glycerin (g/L) 5.47 5.07<br />

Alkohol (g/L; %) 78.3 ; 10.2 79.3 ; 10.3<br />

Es fällt auf, dass H. uvarum (5.47 g/l) mehr Glycerin bildet als S. cerevisiae (5.07); auch diese<br />

Feststellung hat sich in der Praxis bestätigt. Die erhöhte Glycerinbildung wäre ja ein positiver<br />

Aspekt für die Weinqualität. Es fragt sich allerdings, ob dieser leicht erhöhte Glycerinwert für die<br />

Weinqualität vor allem sensorisch eine Rolle spielt. Ich würde meine Weine jedenfalls nicht aus<br />

diesem Grund mit H. uvarum vergären. Wir haben auch festgestellt, dass H. uvarum während<br />

der Gärung<br />

wesentlich höhere Konzentrationen an SO2-Bindungspartnern (Acetaldeyd, Pyruvat usw.) als S.<br />

cerevisiae bildet<br />

Unterschiedliche Wachstumsbedingungen für H. uvarum und S. cerevisiae<br />

Die beiden Hefearten haben unterschiedliche optimale Wachstumsbedingungen. Die<br />

Gärtemperatur, die pH-Werte und die SO2-Zugabe im Traubensaft spielen eine wichtige Rolle<br />

für die Wachstumsbedingungen der beiden Hefearten.<br />

Temperatur: Die Hefe H. uvarum hat gegenüber S. cerevisiae einen großen Wachstumsvorteil<br />

bei Gärtemperaturen unter 15 °C. In der Weinpraxis ist bekannt, dass bei vielen Weißweinen,<br />

die bei Temperaturen unter 15 °C vergoren wurden, Ester und Amyltöne vorherrschen. Diese<br />

sensorischen Wahrnehmungen sind das Resultat der Vergärung mit einem hohen Anteil an H.<br />

uvarum. Es würde den Rahmen dieser Kurzfassung sprengen, wenn jetzt der sensorische<br />

Einfluss der Ester- und Amyltöne im Wein diskutiert würde. Eine Tatsache ist aber, dass solche<br />

Noten im Weißwein nichts mit Sortentypizität zu tun haben. Der Temperaturabhängigkeit dieser<br />

beiden Hefen muss bei Kaltstandzeiten («Maceration au froid») große Aufmerksamkeit<br />

beigemessen werden. Untersuchungen an der ehemaligen Agroscope RAC Changins (jetzt<br />

Agroscope Changins-Wädenswil ACW) in der Schweiz haben gezeigt, dass sich die Population<br />

von H. uvarum sowohl bei 4 °C über vierzehn Tage als auch bei 14 °C über vierzehn Tage von<br />

10 4 auf 10 6 Zellen pro Milliliter vermehren können. In diesem Fall ist es wichtig, mit einer vitalen<br />

Population von S. cerevisiae einzuimpfen, damit eine gute Weinqualität resultiert. Dieses<br />

Resultat wird aufgezeigt, damit die Praxis weiß, worauf sie zu achten hat, wenn eine<br />

Kaltstandzeit durchgeführt wird. Diese Technologie bringt sicher einen Beitrag zur Weinqualität,<br />

wenn später die Gärung durch die erwünschte Hefe S. cerevisiae durchgeführt wird.<br />

pH-Wert: Die Hefe H. uvarum hat bei pH-Werten unter 3.4 einen geringen Wachstumsvorteil<br />

gegenüber S. cerevisiae.<br />

SO2-Zugabe: Prof. Dr. Thomas Henick-Kling, Cornell University in Geneva, Staat New York,<br />

konnte mit seiner Arbeitsgruppe in Versuchen zeigen, dass die Hefestämme von H. uvarum<br />

wesentlich stärker in ihrer Wachstumsaktivität auf eine Mostschwefelung reagieren als S.<br />

cerevisiae.<br />

25


Zusammenhang zwischen Terroir und Spontangärungen<br />

Zum Thema Zusammensetzung der Mikroflora und Terroir haben wir über 15 Jahre Versuche<br />

durchgeführt. Wir wollten wissen, ob sich die gefundene S. cerevisiae Stämme in<br />

verschiedenen Jahren unterscheiden. Wir haben auf diversen Parzellen Proben entnommen<br />

und die Zusammensetzung der Population von S. cerevisiae untersucht. Das<br />

Untersuchungsmaterial stammt aus: einem kommerziell genutzten Rebberg, von einer wilden<br />

Rebe, von der die Beeren weder gegessen noch zu Wein verarbeitet werden - nicht einmal die<br />

Vögel mögen diese Beeren - und zum Teil aus einer Apfelkultur. Es hat sich gezeigt, dass drei<br />

S. cerevisiae Hefestämme immer am häufigsten vorkommen und mindestens 50% der<br />

gesamten Population ausmachen. Es zeichnet sich also eine Präferenz für bestimmte<br />

Hefestämme in einem bestimmten Mikroklima ab. Die Untersuchungen werden weitergeführt.<br />

Warum Spontangärungen?<br />

Es ist bekannt, dass wir unterschiedliche Weine bekommen, wenn wir den gleichen Traubensaft<br />

auf verschiedene Gärgebinde aufteilen und dann mit unterschiedlichen Reinzuchthefen<br />

beimpfen. Sowohl der Geruch - von neutral bis fruchtig mit allen möglichen Zwischenstufen - als<br />

auch der Geschmack - von harmonisch bis bitter mit allen Variationen dazwischen- wird<br />

bemerkt. Wir erwarten unterschiedliche Weine durch den Einsatz unterschiedlicher<br />

Reinzuchthefen.<br />

In spontan vergorenen Weinen werden immer mehrere Hefestämme während der<br />

Gärung gefunden. Normalerweise sind drei bis sechs verschiedene Hefestämme an der<br />

Vergärung beteiligt; es können auch mehr sein. Spontan vergorene Weine zeigen ein<br />

komplexeres Aromaspektrum, weil mehrere Hefestämme beteiligt sind und jeder seinen<br />

spezifischen Anteil zur Aromabildung in den Wein bringt. In der Praxis haben wir Versuche<br />

durchgeführt, bei denen derselbe Traubensaft spontan und mit Reinzuchthefe vergoren wurde.<br />

Die Blauburgunderweine wurden separat ausgebaut und die Reifung der Weine wurde<br />

sensorisch verfolgt.<br />

Es hat sich sehr schnell gezeigt, dass der mit Reinzuchthefe vergorene Wein schneller<br />

trinkreif war und der spontan vergorene Wein wesentlich komplexer war. In den ersten drei<br />

Jahren wurde der Wein, der mit Reinzuchthefe vergoren worden war, bevorzugt, aber später<br />

war die spontan vergorene Variante der Favorit. Leider wurde die Version «Mischung der<br />

beiden Varianten vor der Flaschenabfüllung» nicht in den Versuch aufgenommen.<br />

Die Praxis kann natürlich auch ohne Spontangärung zu komplexen Weinen kommen, die<br />

auf dem oben beschriebenen Prinzip beruhen. Die Traubenmoste können in verschiedene<br />

Gärgebinde aufgeteilt werden und mit verschiedenen Hefen beimpft werden. Nach der Gärung<br />

können die Weine vermischt werden und man erhält so den Einfluss der verschiedenen Hefen.<br />

Die Beimpfung eines Traubensafts mit verschiedenen Reinzuchthefen wird nicht empfohlen,<br />

26


weil sich die Hefen unterschiedlich gut durchsetzen können und die meisten keinen Einfluss auf<br />

den fertigen Wein haben, weil sie zu schnell verdrängt werden.<br />

Welche Spontangärung ist sinnvoll?<br />

Eine Gärung, bei der die Maische oder der Traubensaft in ein Gärgebinde gegeben wird und<br />

sich dann sich selbst überlassen wird, ohne jegliche Kontrolle der Mikroflora und sensorischen<br />

Entwicklung, sollte nie gemacht werden. Es ist sinnvoll, dass bei Spontangärungen immer<br />

genügend Reinzuchthefe im Kühlschrank zur Verfügung steht, damit sofort beimpft werden<br />

kann, wenn eine negative Entwicklung bemerkbar wird. Eine Spontangärung sollte auf jeden<br />

Fall immer sensorisch überwacht werden und wenn Essigstich, Esternoten oder zuviel Amyltöne<br />

festgestellt werden, muss gehandelt d.h. beimpft werden, um eine gute Weinqualität zu<br />

erhalten.<br />

Am besten ist, ein Ansteller vorzubereiten, der dann zur Beimpfung gebraucht werden<br />

kann. Dieser Ansteller kann bei seiner Entwicklung gut kontrolliert werden. Sensorische,<br />

vielleicht sogar mikroskopische Untersuchungen wären optimal. Ein Ansteller darf nie zu spät<br />

zum Beimpfen eingesetzt werden. Wenn mehr als die Hälfte des Zuckers vergoren ist, sollte er<br />

nicht mehr benützt werden. Der so genannte «Pied de Cuve» ist immer noch der optimale<br />

Ansatz, um eine Spontangärung durchzuführen. Bei diesem Verfahren werden 10% gesunde<br />

Trauben gelesen, damit die Zellzahl von H. uvarum möglichst niedrig gehalten wird, und ein<br />

Ansteller gemacht. Sobald der Ansteller den Voraussetzungen für eine optimale Weinqualität<br />

genügt, kann die Ernte eingebracht und mit dem Pied de Cuve beimpft werden. Die Ansteller<br />

sollten bei Temperaturen von mindestens um 20 °C oder besser 22 °C gehalten werden.<br />

Spontangärung und biologischer Säureabbau<br />

Wir finden nicht nur Weinhefen auf den Trauben, sondern auch Milchsäurebakterien. Bei einer<br />

schleppenden oder von Anfang an zögerlich verlaufenden Gärung finden die<br />

Milchsäurebakterien sehr viel Nährstoff und können sich daher gut entwickeln. Die<br />

Beobachtung, dass in schleppenden Gärungen auch schon der biologische Säureabbau (BSA)<br />

abläuft, ist nicht neu. Spontangärungen müssen nicht schleppend sein, wenn für die S.<br />

cerevisiae Stämme optimale Bedingungen geschaffen werden. Die Milchsäurebakterien im BSA<br />

sind die erwünschten Oenococcus oeni (O. oeni) und die unerwünschten Pediococcen Arten<br />

und Lactobacillen. Bei einer Mostschwefelung werden die O. oeni sehr stark in ihrer Aktivität<br />

gehemmt; die unerwünschten Arten wesentlich weniger. Es ist wichtig, wieder einmal darauf<br />

hinzuweisen, dass bei niedrigem pH die schweflige Säure aktiver ist als bei hohen pH-Werten.<br />

Bei pH-Werten unter 3.4 ist allerdings von den Milchsäurebakterienarten im Wein nur O. oeni<br />

aktiv.<br />

Schlussfazit<br />

Spontangärungen müssen kontrolliert werden, damit die Weinqualität nicht aufs Spiel gesetzt<br />

wird. Es darf auch nicht so sein, dass die Beschäftigten im Keller sich nur auf die<br />

Spontangärung konzentrieren und den Rest der Weine im Keller deswegen vergessen.<br />

27


Filtrationsprobleme, was nun ???<br />

Achim Rosch, DLR Mosel<br />

Die Klärung und Filtration der Jungweine hat das Ziel, Partikel und Substanzen zu entfernen<br />

und gehört zu den wichtigsten kellerwirtschaftlichen Maßnahmen. Die sensorischen<br />

Eigenschaften der Weine werden verbessert und der Wein durch das Abtrennen von<br />

Mikroorganismen wie Hefen und Bakterien, sowie des restlichen Trubs stabilisiert. Der Trub<br />

wirkt als Schutzkolloid (von griechisch kolla „Leim“) und verhindert den Weinsteinausfall. Auf<br />

dem Weg zum stabilen füllfertigen Wein ist seine Entfernung somit entscheidend für die<br />

Weinsteinstabilisierung. Zur Durchführung dieser Filtration steht der Praxis heute eine Vielzahl<br />

von Systemen zur Verfügung. Die hierbei am häufigsten eingesetzten Methoden sind die<br />

-Tiefenfiltration (mit industriell vorgefertigten Filterschichten bzw. modular aufgebauten<br />

Systemen in geschlossenen Gehäusen)<br />

- Anschwemmfiltration (mittels Kieselgur, Perlite oder Cellulose wird kontinuierlich ein<br />

Filterkuchen aufgebaut)<br />

- Crossflow-Filtration (eine Querstromfiltration, welche die Rückhalteeigenschaften von<br />

Membranen nutzt)<br />

Die Filtrierbarkeit eines Weinjahrganges ist jedoch nicht immer gleich gut durchführbar und<br />

kann so die Praxis vor Probleme stellen. Schlechte Klärung des Jungweines, sowie<br />

verblockende Filter sind hierbei die Hauptschwierigkeiten. Die Ursachen solcher Klär- und<br />

Filtrationsprobleme können sehr vielschichtig sein. Bei der Annahme einer fachgerechten<br />

Handhabung der eingesetzten Filtrationstechnik sind die Ursachen meist im Zustand des<br />

Lesegutes zu finden. Die Zusammensetzung der Kolloide und Partikel im Most bzw. Jungwein<br />

sind sehr stark abhängig von dem Gesundheitszustand der Trauben, sowie der mechanischen<br />

Belastung während der Verarbeitung. Während die Abtrennung von Partikeln wie Hefen,<br />

Kristalle etc. meist keine größeren Schwierigkeiten mit sich bringt, bewirkt das Vorhandensein<br />

von Kolloiden ernsthaftere kellerwirtschaftliche Probleme.<br />

Pektin<br />

Von allen Kolloiden hat das Pektin die höchste Bedeutung. Pektin ist der<br />

Hauptverbindungsbestandteil der Zellwände von Pflanzen und Früchten, also auch von den<br />

Trauben. Das Pektin verbindet das Gewebe und verfestigt es. Chemisch gesehen ist es ein<br />

Polysaccharid (Mehrfachzucker), das aus einer langen Kette miteinander verbundener Moleküle<br />

der Galacturonsäure besteht. Zusätzlich enthält das Pektin hochverzweigte Bereiche mit einem<br />

hohen Anteil von neutralen Zuckermolekülen, vor allem Rhamnose, Arabinose und Gallaktose.<br />

Aufgespalten werden kann das Pektin durch pektolytische Enzyme, welche in geringerer<br />

Konzentration in der Traube bzw. Most vorhanden sind, sowie technisch als Enzympräparate<br />

zugesetzt werden können. Der enzymatische Aufspaltungseffekt des Pektins im Gewebe der<br />

Trauben ist am besten beim „ziehen“ lassen oder einer Maischestandzeit zu sehen, wo eine<br />

Verflüssigung stattfindet und die Saftausbeute hierdurch erleichtert wird. Gesteigerte<br />

Pektingehalte stellt man besonders bei faulem Lesegut (hauptsächlich durch Botrytis cinerea)<br />

fest. Der Schimmelpilz transportiert Pektin aus der Beerenhaut in das Fruchtfleisch und damit in<br />

den Saft. Die traubeneigenen Enzyme reichen oft nicht mehr aus, um den erhöhten<br />

Pektingehalt abzubauen. Nicht ausreichend enzymatisch abgebaute Pektine können zu<br />

erheblichen Sedimentations- und Filtrationsproblemen führen.<br />

28


Glucan<br />

Enorme Filtrationsschwierigkeiten verursacht ebenso das durch den Botrytispilz gebildete<br />

Polysaccharid ß-Glucan. Botrytis cinerea synthetisiert langkettige Glucosemoleküle, in denen<br />

etwa 5000 Moleküle in verzweigten Ketten aneinander gereiht vorliegen. Diese speichert der<br />

Pilz als Nährstoffreserve auf seinen Pilzhyphen. Mit der Traubenverarbeitung gelang dieser<br />

Schleimstoff in den Most. Da weder die Traube noch die Hefezelle über ein wirksames<br />

Enzymsystem zum Abbau dieser ß-Glucane verfügt, liegen diese Ketten in unveränderter Form<br />

auch nach der alkoholischen Gärung im Jungwein vor. In Gegenwart geringer Mengen von<br />

Alkohol ballen sich die ß-Glucane zu fasrigen Netzstrukturen von schleimiger Konsistenz,<br />

welche die feinen Porenstrukturen der Membranelemente von Crossflow-Filtern und<br />

Membranfiltern schnell mit einer hochviskosen Deckschicht belegen. Diese Porenverdichtung<br />

führt letztlich zu einem schnellen Druckanstieg und zur Verringerung des Permeatabflusses<br />

(filtrierter Wein). Die Filtrationsleistung wird sehr stark reduziert und die Rückspülung muss in<br />

immer kürzeren Zeitabständen durchgeführt werden. Bei den Tiefenfiltersytemen gilt gleiches,<br />

da deren mechanische Rückhaltekapazität und adsorptive Wirkung schnell in solchen Fällen<br />

erschöpft ist. Hier muss ebenso eine Rückspülung oder sogar ein Neuansatz erfolgen. Bei<br />

Anschwemmfiltrationen sollte von Beginn der Filtration an eine höhere laufende Dosage<br />

einkalkulieren werden. Für dieses Jahr sind mit Kieselgurmengen von 150 (bei gesundem<br />

Lesegut) bis 500 (bei sehr faulem Lesegut) g Kieselgur/hl zu rechnen. Selbst diese hohe<br />

Dosage kann ein Verblocken jedoch nicht ausschließen. Um weitere unwirtschaftliche<br />

Dosageerhöhungen in diesen Fällen zu vermeiden, ist ein entsprechender Enzym- oder<br />

Schönungsmitteleinsatz wie er im Folgenden beschrieben wird empfehlenswert. Keinesfalls darf<br />

während der Filtration eine gröbere Gur beigemischt werden, da sich in diesem Fall eine<br />

Verblockung eher sogar forciert, statt vermieden wird.<br />

Glucannachweis<br />

Um Filtrationkosten zu sparen, sollte am Ende der Gärung ein ß-Glucan Test durchgeführt<br />

werden. Da Glucan sich mit steigendem Alkoholgehalt zu langen Ketten zusammenlagert, wird<br />

dieses Verhalten bei einem einfachen Labortest genutzt. 6 ml des zu untersuchenden Weines<br />

werden in ein Reagenzglas gegeben und mit 4 ml 96%igem Alkohol versetzt. Erkennt man nach<br />

einigen Minuten fädchenhafte Gebilde, die sich wolken- oder watteähnlich zusammenballen,<br />

dann ist ß-Glucan vorhanden. Mit diesem Test können jedoch nur relativ hohe Gehalte an ß-<br />

Glucan nachgewiesen werden.<br />

Verbesserung der Filtrierbarkeit durch Enzymeinsatz<br />

Durch scharfe und schnelle Mostvorklärung werden die traubeneigenen pektolytischen Enzyme<br />

sehr stark abgesenkt. Durch Zusatz von pektinspaltenden Enzymen kann dies ausgeglichen<br />

werden. Enzyme sind Eiweißverbindungen und dürfen somit nie zusammen mit Bentonit<br />

zugegeben werden. Bei einer Most- bzw. Weinschönung mit Bentonit ist somit eine mehrstündig<br />

zeitversetzte Zugabe zwischen Enzym und Bentonit nötig, damit die gewünschte Wirkung<br />

eintritt. In der Abfolge wird hierbei das Enzym als erstes zugesetzt. Der enzymatische Abbau<br />

von kolloidal gelösten Pektinstoffen führt zu kurzkettigen Bruchstücken. Der enzymatische<br />

Pektinabbau erfolgt zum einen durch die Pektinesterase, welche das Pektin entestert und dabei<br />

geringe Spuren Methanol freisetzt. Zum anderen erfolgt der weitere Abbau durch die<br />

Polygalacturonase, die das große Molekül in kurze Stücke spaltet (Abb.: 1). Die von den<br />

Herstellern angebotenen Enzympräparate sind meist Mischungen. Es ist darauf zu achten, dass<br />

die zugegebenen Enzyme Depsidasenfrei (Cynnamylesterasefrei) sind. Durch Depsidase<br />

aufgespaltene Depside werden durch Hefeenzyme zu flüchtigen Stoffen umgesetzt, welche<br />

unangenehm nach Arzneimitteln oder Pferdestall riechen.<br />

Der Pektinabbau im Moststadium ist für die spätere Weinklärung von großer Bedeutung.<br />

Fehlende Zeit bei der Mostbehandlung kann durch den Zusatz von Enzymen ausgeglichen<br />

werden und es muss trotzdem nicht auf eine eventuelle Bentonitschönung im Most verzichtet<br />

werden. Hierdurch gelangt unter normalen Umständen kein Pektin als Kolloid in den Wein. Ist<br />

29


dieses in extremen Jahren aber im Wein vorhanden, wie es sich für den aktuellen Jahrgang<br />

abzeichnet, so ist ebenfalls eine Enzymierung vor der Filtration zu empfehlen. Angebotene<br />

Filtrationsenzympräparate enthalten oft auch neben den Pektinasen gleichzeitig ß-Glucanasen<br />

zum Abbau von Glucanen. Denn Glucane verursachen größere Filtrations- und<br />

Klärschwierigkeiten als Pektine. Schönungen sowie einfaches Abwarten sind wirkungslos. Die<br />

pektolytischen Enzyme haben keinerlei Wirkung, da sie wie alle Enzyme spezifisch sind und nur<br />

Pektin abbauen, nicht jedoch Glucan. Um ß-Glucan abzubauen ist somit ein spezifisches<br />

Enzym einzusetzen, die ß-Glucanase. Dieses Enzym ist sowohl in Reinform im Handel<br />

erhältlich, als auch in einigen pektolytischen Enzympräparaten als Nebenaktivität beigefügt. Die<br />

ß-Glucanase ist ein „Exoenzym“ das von den Enden her beginnend ein Molekül nach dem<br />

anderen abtrennt. Dies ist der Grund warum der Abbau lange dauert und es 5-10 Tage zum<br />

Abbau der Schleimstoffe braucht. Die Zeit variiert je nach ph Wert (optimal zwischen 3 - 4) und<br />

Temperatur (optimal: 12 - 50 °C). Die hemmende Wirkung niedriger Temperaturen kann durch<br />

eine höhere Dosage oder eine längere Einwirkzeit kompensiert werden. Bei allen<br />

Behandlungen mit Enzymen ist zu beachten, dass diese durch Anwesenheit von Bentonit<br />

inaktiviert werden.<br />

Klär- oder Flugschönung<br />

Zur Erhöhung der Filtrationsleistung im Jungweinstadium können oft auch Schönungen<br />

beitragen. Schönungen werden eingesetzt zur Klärung der Weine, Stabilisierung und zur<br />

geschmacklichen Verbesserung. Die Filtrationsleistungen können durch den Einsatz von Klär-<br />

oder Flugschönungen, mit Gelatine und Kieselsol oder anderer Zusammensetzung, merklich<br />

erhöht werden. Der Einsatz von Klärschönungsmitteln dient der „Trubvergrößerung“ und wirkt<br />

sich hierdurch positiv auf ein schnelleres Sedimentationverhalten aus. Die Gelatine ist das<br />

hauptsächlich eingesetzte Klärschönungsmittel. Sie besitzt eine hohe positive Ladung, die mit<br />

negativ geladenen kolloidalen Substanzen sowie störenden Gerbstoffen reagiert und<br />

zusammen mit diesen ausfällt. Gelatine wird häufig in Verbindung mit dem Flockungsmittel<br />

Kieselsol eingesetzt. Kieselsolpartikel haben eine negative Ladung und reagieren hierdurch gut<br />

mit der positiv geladenen Gelatine. Diese Kombinationsschönung führt zu einer intensiveren<br />

Reaktion, da hierdurch Trubteilchen eingeschlossen werden und wesentlich rascher<br />

sedimentieren (Abb.: 2). Ebenso senkt die Zugabe von Kieselsol das Risiko einer<br />

Überschönung mit Gelatine. Um bei einer Kombinationsschönung die gerbstoffreduzierende<br />

Wirkung der Gelatine nutzen zu können, muss bei der Schönungsabfolge erst die Gelatine und<br />

erst nach kurzer Wartezeit Kieselsol zugesetzt werden.<br />

Hausenblase<br />

In Kombination mit Gelatine oder anstatt Gelatine hat sich besonders bei niedrigeren<br />

Temperaturen der Einsatz von Hausenblase-Produkten zur Klärschönung bewährt. So zeigt der<br />

Einsatz von Hausenblase eine bessere Niederschlagung von feinen kolloidalen Trübungen,<br />

sowie bessere Klärergebnisse bei Weinen mit hohem pH Wert. Ebenfalls kann die Hausenblase<br />

auch in Kombination mit Kieselsol zur verbesserten Flockung eingesetzt werden. Hausenblase<br />

entfernt zudem leichte geschmackliche Unebenheiten, Gerb- sowie Farbstoffe werden hingegen<br />

kaum entfernt.<br />

Die Schönungsmittel werden in verschiedener Art und Form angeboten. Die<br />

Anwendungsmengen sind je nach Stärke der Trübung verschieden. Um die Auswirkung der<br />

Schönung genau abschätzen zu können, sind Vorproben im Labormaßstab empfehlenswert<br />

(Schönungsreihe). Bei den Zugabemengen sind die technischen Informationsblätter der<br />

einzelnen Hersteller zu beachten.<br />

Fazit<br />

Klär- und Filtrationsschwierigkeiten können schon durch geeignete Maßnahmen der Trauben-<br />

und Mostverarbeitung reduziert werden. Hoher Botrytisbefall der Trauben, schleppende<br />

Selbstklärung der Moste etc. sind Zeichen der zu erwartenden Filtrationsschwierigkeit. Durch<br />

30


frühzeitigen wohlüberlegten Einsatz von enzymatischen Präparaten sowie zielgerichtete<br />

Schönungsmaßnahmen können Filtrationsprobleme schon im Vorfeld vermieden bzw. reduziert<br />

werden. Die Kosten durch den Einsatz solcher Präparate werden durch die Einsparung von<br />

Filtrationskosten mehr als kompensiert.<br />

Literatur<br />

Die Literaturangaben sind beim Verfasser erhältlich.<br />

Abb. 1: Pektinabbau durch Pektinesterase und Polygalactruonase<br />

Abb. 2: Reaktion der Teilchen bei der Klärschönung<br />

31<br />

Sedimentation


Eiweißstabilisierung mit Bentoniten<br />

Wolfram Börker, DLR Mosel, Dienststelle Bernkastel-Kues<br />

Herkunft der Bentonite<br />

Bentonite sind natürliche Behandlungsstoffe und seit über 50 Jahren zur Behandlung von Most<br />

und Wein zugelassen. Ihr Hauptbestandteil ist Montmorillonit, ein stark quellfähiges Tonmineral<br />

(„Quellton“). Beim Quellen mit Wasser bilden sich schichtenförmige Hohlräume, in die sich<br />

durch Kationenaustausch unter Abgabe von Metallionen hochmolukulare<br />

Stickstoffverbindungen (Proteine – Eiweiße) einlagern. Darüberhinaus werden auch Farb- und<br />

Geschmacksstoffe adsorbiert. Je nach überwiegend ausgetauschtem Kation unterscheidet man<br />

Natrium- bzw. Kalziumbentonite und Mischbentonite. Im Handel findet man Natrium-Kalzium-<br />

Bentonite (Siha Puranit, Erbslöh Nacalit, Albex-Fructonit, Canaton,, u.a.) und Kalziumbentonite<br />

(Siha Ca-Bentonit , Erbslöh Seporit, Albex Bentonit, Mostonit Perl Extra, u.a.). Reine<br />

Natriumbentonite sind nicht zugelassen. Zur besseren Handhabung sind die meisten Bentonite<br />

granuliert. In den letzten Jahren wird von qualitätsorientierten Winzerbetrieben immer wieder<br />

nachgefragt, ob die Bentonitmengen reduziert werden können oder ob die Weine sogar ohne<br />

Bentonitbehandlung ausreichend stabil sind. In den folgenden Ausführungen sollen dazu<br />

Entscheidungshilfen für die Praxis gegeben werden, denn viele Weine werden auch mit wenig<br />

oder sogar ohne Bentonit nicht trübe.<br />

Einflüsse auf die Wirksamkeit von Bentonit<br />

Vorquellung:<br />

Die Vorquellung mit Wasser über einen längeren Zeitraum (mindestens über Nacht) ist für eine<br />

optimale Wirkung von großer Bedeutung. Direktzugabe zu Most oder Wein führt zu wesentlich<br />

höheren Anwendungsmengen (etwa das doppelte). Bentonit kann auf Vorrat vorgequollen<br />

werden. In einem geeigneten verschließbaren Behältnis kann gebrauchfertiges Bentonit bei<br />

kühler Lagerung über eine Woche entnommen werden. Bentonit wird in etwa der 10-fachen<br />

Menge Wasser gleichmäßig verteilt eingerührt. Es dürfen sich keine Klumpen bilden. Eventuell<br />

wird die Suspension nach einigen Stunden noch einmal aufgerührt. Nach ca. 12 Stunden wird<br />

der leicht eingetrübte Wasserüberstand abgezogen und dabei sensorisch verkostet. Das<br />

Bentonitwasser muss nach frischer Tonerde schmecken. Bei eventuellen Fehlgeschmäckern<br />

(muffige Töne, ölige Töne, sticksige Noten etc.) muss das Bentonit verworfen werden und eine<br />

neue Packung angefangen werden. Bentonit ist sehr empfänglich für Fremdgerüche und muss<br />

deswegen in einem trockenen, gleichmäßig temperierten und geruchsneutralem Raum<br />

aufbewahrt werden. Die Quellung ist bei den Na-Ca-Bentoniten stärker als bei den Ca-<br />

Bentoniten. Daraus resultiert eine bessere Wirksamkeit, aber auch mehr Trub, was bei<br />

Mostbehandlungen zu tolerieren ist. Die Vorquellung ist aufwändiger, weil Na-Ca-Bentonite<br />

mehr zur<br />

Klumpenbildung neigen.<br />

Eiweiße:<br />

Die Eiweiße, die Trübungen verursachen können, stammen in erster Linie aus dem Weinberg.<br />

Wenn viel pflanzenverfügbarer Stickstoff im Boden vorliegt (Bodenart, Bodenbearbeitung,<br />

Mineraldüngung, Jahreswitterung), ist auch der Eiweißgehalt in den Trauben höher.<br />

An zweiter Stelle ist die Zugabe von Eiweißen zum Most und Wein zu nennen (Gelatine,<br />

Enzyme, u.a.), wenn keine Fällungspartner in Form von z.B.Kieselsol oder Tannin vorhanden<br />

sind.<br />

An dritter Stelle ist auch eine Abhängigkeit von der Rebsorte zu beobachten. So weisen z.B.<br />

Sorten wie Grauburgunder und Weißburgunder oft höhere Eiweißgehalte auf als etwa der<br />

Riesling.<br />

32


Ob und wie viel Eiweiß von Bentonit aufgenommen wird, hängt entscheidend vom pH-Wert ab.<br />

Bei tiefen pH-Werten in Most und Wein von 3,0 bis 3,3 wirken geringe Mengen Bentonit bereits<br />

stabilisierend. Bei höheren pH-Werten um 4,0 muss man größere Mengen Na-Ca-Bentonit<br />

einsetzen, um eine gewisse Ausschönung zu erreichen. Oft sind dann 5 kg pro 1000 l noch zu<br />

wenig und das Getränk entsprechend lädiert. Viele Eiweißtrübungen kommen dadurch<br />

zustande, weil eine Metallaufnahme, insbesondere von Eisen, stattgefunden hat und/oder<br />

gerbende Substanzen aus Stielen und Kernen in größerer Menge vorliegen. Daraus ist zu<br />

schließen, dass in Weißweinen nach schonender Traubenverarbeitung und Weinbereitung ohne<br />

Metallaufnahme eine geringere Trübungsbereitschaft besteht. Bei Rotweinen erfolgt die<br />

Stabilisierung in der Regel bei der Maischegärung oder der Maischeerhitzung.<br />

Die Menge an Eiweiß im Most nimmt mit fortlaufendem Ausbau zum fertigen Wein ständig ab.<br />

Deswegen hatte man in früheren Jahrzehnten die Bentonitbehandlung in den Weinbereich<br />

verlagert. Wenn im Most nur ein Bedarf von ca. 1 kg / 1000 l besteht, ist im Frühjahr im Wein<br />

der Bedarf nur noch die Hälfte oder noch weniger.<br />

Viele potentiell trübungsgefährdete Weine werden nie trübe. Das hängt zum einen damit<br />

zusammen, dass Schutzkolloide, wie sie bei der Hefelagerung von der Hefe abgegeben<br />

werden, eine Ausfällung verhindern; zum anderen die entsprechenden Temperaturen zur<br />

Eiweißreaktion, bzw. Denaturierung, nicht vorliegen.<br />

Untersuchungen zum Eiweißgehalt<br />

Die Eiweißchemie im Wein ist sehr kompliziert und noch lange nicht vollständig erforscht. Die<br />

Eigenschaft der Eiweiße, einen „isoelektrischen Punkt“ (positive und negative Ladungen sind<br />

bei einem bestimmten pH-Wert ausgeglichen, darüber sind die Eiweiße zunehmend negativ und<br />

darunter zunehmend positiv geladen) zu besitzen , bereitet große Probleme für die<br />

Stabilisierung. Für eine Ausfällung mit Bentonit müssen die Eiweiße eine positive Ladung<br />

tragen, um in die gequollenen Schichten des Quelltons unter Abgabe von positiven Metallionen<br />

eingelagert zu werden.<br />

In Most und Wein liegen die pH – Werte etwa zwischen 3,0 und 4,0 . Viele Eiweiße haben ihren<br />

isoelektrischen Punkt ab pH 4,0. So ist es leicht nachvollziehbar, dass ein Riesling mit einem<br />

pH –Wert von 3,0 leicht zu stabilisieren ist, während ein Weißer Burgunder mit pH – Wert 3,8<br />

wesentlich mehr „bearbeitet“ werden muss.<br />

Um festzustellen, wie viel Eiweiße ausfallen könnten, werden verschiedene Schnellmethoden<br />

angewendet.<br />

Folgende Tests sind gebräuchlich:<br />

Der Bentotest erfasst alle Eiweiße, auch die, die im Wein nicht ausfallen.<br />

Der Wärmetest mit Ammoniumsulfat: erfaßt alle thermolabilen Eiweiße.<br />

Der einfache Wärmetest erfasst alle wärmelabilen Eiweiße.<br />

Alle Tests bringen ausreichend Sicherheit, wobei der Bentotest die größte Sicherheit bietet. Bei<br />

trüben Weinen werden höhere Eiweißgehalte ermittelt, da die Trübstoffe auch Eiweiße<br />

enthalten.<br />

Anwendung:<br />

Die abgemessene Menge Bentonitsuspension wird unter intensivem Rühren dem Most bzw.<br />

Wein zugegeben. Wichtig ist eine absolut gleichmäßige Verteilung. Die Reaktion erfolgt<br />

während der intensiven Rührphase, die in den Kleingebinden nur wenige Minuten dauern muss.<br />

Ein späteres nochmaliges Aufrühren bringt keine Mehrwirkung.<br />

In den meisten Anwendungsfällen wird man mit einer Dosage von 1,5 kg /1000 l Na-Ca-<br />

Bentonit im Moststadium die erwünschte frühe Eiweißstabilität erhalten.<br />

Beim Einsatz von Ca- Bentonit ist die Dosage auf etwa 2 kg /1000l zu erhöhen.<br />

In Fachkreisen wird bei der Mostbehandlung diskutiert, ob mit dieser Behandlung auch<br />

eiweißhaltige Hefenährstoffe entzogen werden.<br />

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Fazit<br />

Die Bentonitbehandlung zur Eiweißstabilisierung wird von vielen Faktoren geprägt. Wenn in<br />

Erwägung gezogen wird, die Bentonitgabe aus qualitativen Gesichtspunkten zu reduzieren, so<br />

sind viele Erfahrungen und Beobachtungen notwendig. Darüber hinaus sollte eine Minimierung<br />

des Bentoniteinsatzes nie ohne professionelle Untersuchung durchgeführt werden.<br />

Diesbezügliche Kontrollen sollten im Weinlabor erfolgen. Die Bentonitgaben werden durch<br />

Kleinversuche im Labor ermittelt, wobei auch eine entsprechende Sicherheit mit einkalkuliert<br />

wird.<br />

Bei Weinen für den Export steht die sichere Stabilisierung immer im Vordergrund.<br />

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Der Gast in der WeinKulturLandschaft<br />

Kirsten Pfitzer, Winzerin & Großhandelskauffrau, Vorstandsmitglied der IG Web,<br />

<strong>www</strong>.weinerlebnisbegleiter.de<br />

Die WeinKulturLandschaften sind gefragter wie nie. "Warum", stellt sich die Frage?<br />

Sind es der Generationswechsel, der die Gebiete moderner erscheinen lässt, sind es die<br />

Auswirkungen der Weltpolitik, sind es die Marketingprojekte die dem Gast den Weg in das Tal<br />

weisen, oder sind es Gründe, die uns als selbstverständlich erweisen – für den Gast aber etwas<br />

ganz besonderes sind?<br />

Die Studien und Zahlen der Markforschungen über die Gäste-Trends sind bekannt und<br />

sprechen in klaren Zahlen. Was aber steckt genau hinter den Daten, sind sie auch wirklich<br />

aktuell?<br />

Zur Vorbereitung dieses Referates habe ich 120 Gästen folgende Fragen gestellt, um ein<br />

eigenes Bilde der „Ist-Situation“ zu erhalten, um meinen „Blick“ auf den Gast zu bestätigen.<br />

Wer ist der Gast der Weinkulturlandschaft?<br />

Bekannt und immer genannt sind die Frührenter/ Rentner, die gerne das Moseltal besuchen.<br />

Natur, und Wanderfreunde, Reisegruppen und Vereine, die Camper und nicht zu vergessen, die<br />

Nachbarn und Einheimischen.<br />

Es haben sich jedoch noch zwei weitere Zielgruppen „eingeschlichen“ die nicht zu<br />

unterschätzen sind:<br />

Die so genannten „Aussteiger“ – darunter verbergen sich Geschäftsführer, Manager, Leute mit<br />

sehr viel Verantwortung – die sich von ihrem Arbeitsstress erholen und ausklinken. Sie geben<br />

sich versteckt, sind oft Einzelgänger, lieben die Ruhe und Abgeschiedenheit. Diese Gäste<br />

suchen das Einfache, sind glücklich mit einer guten Flasche Wein und einem Blick in die<br />

entspannende Landschaft.<br />

Ebenso zu beachten sind die „Jungen“. Es sind Gäste im Alter zwischen 20-40. Sie suchen hier<br />

nicht den „Ballermann 6“, wollen aber doch etwas erleben. Sie sind gerne aktiv zu Fuß, per Rad<br />

oder mit dem Paddel. Sie haben Interesse am „Mythos“ Wein und haben vollen Respekt vor der<br />

Arbeit des Winzers. Auffallend ist, dass sie ihr oft mühsam erspartes Geld lieber in eine, zwei,<br />

drei, sehr gute Flaschen Wein investieren, anstatt in die billige Masse. Die „Jungen", die sich für<br />

eine WeinKulturLandschaft interessieren, sind qualitätsorientiert und wissbegierig.<br />

Auch Familien finden wieder den Weg ins Tal. Oft sind sie mit dem Wohnmobil unterwegs oder<br />

nutzen das gute Preis-Leistungsverhältnis der Unterkunftsmöglichkeiten aus.<br />

Ein Schwabe zitierte einst: „... wo man sich als Kind wohlgefühlt hat, geht man als Erwachsener<br />

gerne wieder hin!“ – Ein Satz, in dem sehr viel Wahrheit steckt.<br />

Was will der Gast?<br />

Lt. den Studien sind die Gästetrends wie folgt: Gesundheitsbewusstsein (Wellness),<br />

Erlebnisorientierung (Fun), Genussorientierung, Individualisierung, steigender<br />

Qualitätsanspruch, Spontanität, elektr. Buchungsmöglichkeiten, große Themenvielfalt.<br />

Bei der Umfrage - „Warum machen Sie Urlaub an der Mosel?“ ergaben sich diese Aussagen<br />

....entspannen und erholen, ...wegen dem Winzer, ..... hier ist die Welt noch in Ordnung,<br />

.....gutes Preis-Leistungsverhältnis, ....... hier werden wir noch als Gast behandelt, ... eine<br />

traumhafte, natürlich gebliebene Landschaft......, ,in allen Aussagen wiederholt.<br />

D.h. mit klaren Worten, der Gast will nicht als zahlender Kunde behandelt werden, sondern will<br />

als Gast wahrgenommen werden und das man sich um ihn kümmert – sprich, er wünscht sich<br />

Zeit, Zeit für ein Gespräch. Das kostbarste und teuerste Werbebudget für den Gast ist die Zeit<br />

des Gastgebers und Winzers. Um den Winzer hierzu zu entlasten, ihm Zeit zu schenken, sind<br />

die Weinerlebnisbegleiter eine tolle Alternative. Sie vertreten den Winzer (den Gastronom,<br />

Vermieter..) und dessen Produkte. Die Webs nehmen sich Zeit, Zeit für den Kunden, zeigt und<br />

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erklärt den Gästen alles, was sie über die WeinKulturLandschaft wissen wollen. Die Touren<br />

sind individuell auf die Gäste abgestimmt, besser kann es fast nicht sein.<br />

Sehr schätzt der Gast das Preis-Leistungsverhältnis, womit nicht die Billigschiene gemeint ist.<br />

Er gibt gerne für gute Qualität (ob dies beim Wein, in der Gastronomie, oder im<br />

Dienstleistungsbereich ist) die geforderte Entlohnung. Er ist aber nicht bereit für ein<br />

Gästezimmer mit Speisenkammercharakter Preise wie im **** Hotel zu bezahlen, wie es in<br />

anderen Regionen üblich ist. Überzeugend waren die Aussagen, daß die Urlauber gerade das<br />

Ländliche, Typische hier schätzen. Sie brauchen keine Glasbunker mit sterilem Design, sondern<br />

wollen die Tradition, verbunden mit der Moderne.<br />

Auffällig ist, dass viele Gäste mit einer „Maske“ ins Moseltal anreisen. Diese ist gekennzeichnet<br />

von dem Druck der Gesellschaft, dem ständigen pulsierenden Leben mit aufgezwungenen<br />

Etiketten.<br />

Die lockere, unkomplizierte Art, bestimmt auch verbunden mit der Leichtigkeit des Weines, lässt<br />

viele Leute wieder sie selbst sein. Die Freiheit, sich zu geben wie man ist, das will der Gast.<br />

Was für eine Bedeutung hat der Winzer?<br />

Keiner kann sich das Tal ohne Wein und Winzer vorstellen. Aussagen wie :<br />

„.... Mosel und Wein gehören zusammen wie Köln und der Dom,“ „.... gerade der Winzer bringt<br />

die Kultur und den Genuß,“ „..... Wein und Winzer sind die Fundamente der Landschaft“, „... es<br />

wäre nicht mehr die Landschaft, die man sich aussucht,“ - spiegeln die Bedeutung und<br />

Wichtigkeit des Berufzweiges Winzer in dem Tal. Keiner der Befragten kann sich das Moseltal<br />

ohne Weinberge vorstellen.<br />

Der Winzer spiegelt und lebt die Geschichte des Tales. Er ist der Pfleger der<br />

Weinkulturlandschaft, einer Landschaft die alle „konsumieren“ möchten. Ob der Gast oder der<br />

einheimische Bürger, alle schätzen den Wert und die „Wertegebung“ . 1/3 der Gäste kommen<br />

sogar überwiegend nur wegen „ihrem Winzer“ ins Moseltal. Die Notwendigkeit und Wichtigkeit<br />

der Winzer ist eindeutig.<br />

Damit dies jedoch auch so bleibt und nicht noch mehr Weinbauern ihren Beruf aufgeben, ist<br />

auch die Gesellschaft, somit der Gast, gefragt. Ob dies der Respekt vor der Arbeit, die<br />

Toleranz<br />

(siehe Hubschrauberspritzung, verschmutzte Wirtschaftswege) oder die Entlastung des<br />

wirtschaftlichen Drucks (Bürokratieabbau) sind.<br />

Es heißt immer, nur die Winzer haben etwas von den Weinbergen, nein, es sind alle – alle die<br />

hier Leben und Ferien machen.<br />

Fazit:<br />

In der beigefügten Datei sehen wir deutlich, wie abhängig die Gesellschaft von einer intakten<br />

WeinKulturLandschaft ist. Seien es die Weingüter & Kellereien, die Geschäfte vor Ort, der Gast<br />

& Weintrinker – alle profitieren und Konsumieren von ihr.<br />

Deshalb, lassen wir sie leben und „arbeiten“ zusammen.<br />

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Weinerlebnisbegleiter:<br />

Weinerlebnisbegleiter haben sich in einem Zertifikatslehrgang bei der<br />

Industrie- und Handelskammer (IHK) Trier in Kooperation mit dem Mosel-<br />

Saar-Ruwer Wein e.V. qualifiziert.<br />

Ziel des Lehrganges ist, kompetente Gästeführer auszubilden, die mit<br />

qualitativ hochwertigen Veranstaltungen rund um den Wein das<br />

touristische Angebot der gesamten Region bereichern.<br />

Schwerpunkte der Ausbildung sind der Naturraum (geographische Grundlagen, Flora und<br />

Fauna),<br />

der Kulturraum (regionale Geschichte und Kultur), Weinkultur (Aktivitäten rund um den Wein),<br />

Weinbau (Anbau, Ausbau, Oenologie), Weinbeurteilung (Sensorik, Weinproben) und Tourismus<br />

(Besonderheiten der Region).<br />

Seit 2001 sind ca. 130 Weinerlebnisbegleiter ausgebildet worden. Etwa die Hälfte hat sich in<br />

einer Interessengemeinschaft WeinErlebnisBegleiter (IG WEB) zusammengeschlossen.<br />

Die IG ist der zentrale Ansprechpartner gegenüber Mosellandtouristik, Weinwerbung und<br />

anderen Institutionen. Die IG gewährleistet die Kommunikation in der Gruppe, veranstaltet<br />

Weiterbildungsmaßnahmen und tritt für die gemeinsame Vermarktung der Angebote ein.<br />

Mittlerweile ist ein sehr attraktives Angebot entstanden.<br />

In Kooperation mit der Mosellandtouristik und der Weinwerbung Mosel-Saar-Ruwer Wein e.V.<br />

wurde dieses Jahr erstmal der Veranstaltungskalender „Die WeinkulTouren“ aufgelegt, in dem<br />

der Wein- und Kulturinteressierte Gast eine Jahresübersicht der angebotenen Touren erhält.<br />

Ob per Pedes, auf dem Mountainbike, mit dem Boot oder dem Geländewagen<br />

Weinerlebnisbegleiter bieten interessante Entdeckungen abseits der Touristenpfade und zeigen<br />

ihren Gästen die schönsten Plätze an den drei Flüssen. Dazu gibt es Informationen über die<br />

Weinlagen und die Gelegenheit Weine an Ort und Stelle zu probieren.<br />

Die WeinkulTouren sind so einmalig und individuell wie die Weinerlebnisbegleiter.<br />

Wein, Kultur und Natur bilden eine Einheit - eine Einheit in der alle Sinne angesprochen<br />

werden.<br />

Die Weinerlebnisbegleiter gestalten besondere Weinerlebnisse wie z.B.:<br />

........Aromatherapie ohne Nebenwirkung<br />

........Riesling auf Korallenbänken<br />

....... Schlemmertour durch Trier<br />

........Wandern, Wein und Tischlein Deck Dich<br />

........Wie der Wein Karl Marx zum Kommunisten machte.<br />

Durch die Weinbergswanderungen, Aktivitäten rund um den Wein und kulturellen Führungen<br />

erhalten die Gäste bleibende Eindrücke in die 2000-jährige Weinkulturlandschaft, die zu mehr<br />

Verständnis für den Weinbau, die Winzer und die Region führen.<br />

Die Weinerlebnisbegleiter verstehen sich auch als Werbeträger der Weinbauregion Mosel-Saar-<br />

Ruwer und als Mittler zwischen Gästen, Winzern und Gastronomie.<br />

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Der Gast in der WeinKulturLandschaft – Implikationen zum Gast der<br />

Zukunft<br />

Prof. Dr. Heinz-Dieter Quack, Europäisches Tourismus Institut GmbH (ETI)<br />

Aus der Verknüpfung von aktuellen Erwartungshaltungen der Gäste und der Weinkonsumenten<br />

erstellen wir ein Anspruchsprofil welches reflektiert vor dem Hintergrund der ETI<br />

Trenddatenbank Implikationen zum Anspruchsverhalten des Gastes 2010 zulässt.<br />

Über die Darstellung so konträrer Zielgruppen wie das Segment der Sechzehn- bis<br />

Vierundzwanzigjährigen und das der über Sechzigjährigen polarisieren wir die<br />

unterschiedlichen Vorstellungen und Erwartungen. Für die Funktion der Kulturlandschaft<br />

bedeutet dies die Herausarbeitung zielgruppenspezifischer Charakteristika ein und derselben<br />

Landschaft. Diese Charakteristika räumlich und zeitlich getrennt für die jeweilige Gästegruppe<br />

inszenierbar und erfahrbar aufzubereiten und anzubieten, ist nach Ansicht des ETI ein<br />

wesentlicher Zukunftsfaktor.<br />

Der Erhalt des Steillagenweinbaues hängt im von der erfolgreichen Vermarktung des Weines<br />

und des touristischen Zusatznutzens ab. Für den nachhaltigen Erfolg ist die Ansprache,<br />

Entwicklung und Bindung neuer Zielgruppen über moderne Angebote entscheidend.<br />

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