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Diagnostik des variablen Immundefektsyndroms (CVID) - Karger

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SackU, Tárnok A, RotheG(Hrsg):Zellulä re<strong>Diagnostik</strong>.Grundlagen,Methodenundklinische<br />

AnwendungenderDurchflusszytometrie.Basel,<strong>Karger</strong>,2007,pp 721–740<br />

..............................<br />

<strong>Diagnostik</strong><strong>des</strong><strong>variablen</strong><br />

<strong>Immundefektsyndroms</strong> (<strong>CVID</strong>)<br />

Klaus Warnatz,MichaelSchlesier<br />

AbteilungRheumatologieundKlinischeImmunologie, MedizinischeKlinik,<br />

Universitä tsklinikum Freiburg, Freiburgi. Br.,Deutschland<br />

Einleitung<br />

Das <strong>CVID</strong> (commonvariable immunodeficiency) ist die hä ufigste klinisch<br />

relevante Immundefekterkrankung. In den westlichen Ländern liegt die Inzidenz<br />

zwischen 1:20 000 und 1:200 000 [1]. Bei dieser Erkrankung handelt es<br />

sich umein Antikö rpermangelsyndrom mit einer Erniedrigung von min<strong>des</strong>tens<br />

zwei der Antikö rperklassen IgG, IgM und IgA um min<strong>des</strong>tens zwei Standardabweichungen<br />

unter den altersentsprechenden Mittelwert ( www.esid.org ). Nach<br />

den Diagnosekriterien der European Society of Immunodeficiency (ESID) beginnt<br />

die Immundefizienz nach dem 2.Lebensjahr, und Impfantworten fehlen<br />

meist. Da es sich bei dem <strong>CVID</strong> um eine Ausschlussdiagnose handelt, müssen<br />

bekannte genetische, infektiöse und toxische Ursachen ausgeschlossen werden<br />

(Tab. 1).<br />

Ungefähr 20%derFälle[2,3]zeigeneinefamiliä reHä ufungundlasseneine<br />

genetischeUrsachevermuten. EinegenetischeVerbindungbesteht zu derhä ufigeren,abermeist<br />

klinischinapparentenselektivenIgA-Defizienz [4].Klinischfallen<br />

die Patienten hä ufig erst als Jugendliche oder junge Erwachsene vor allem durch<br />

rezidivierende respiratorischeInfektederoberenundunterenAtemwegeauf.Diese<br />

fü hren unbehandelt zu einem irreversiblen Umbau der Bronchien und schließlich<br />

zu einer schweren Lungenerkrankung. Im Gegensatz zu Patienten mit schweren<br />

kombiniertenImmundefektenkommt esbei<strong>CVID</strong>-Patientenvor allemzuInfektionenmit<br />

bekapseltenBakterien. AtypischeInfektesindselten. Zusä tzlichleidenvie-


Tab.1. Differentialdiagnose <strong>des</strong> Antikö rpermangels (Quelle: www.esid.org )<br />

Pathogenese Beispiele<br />

Medikamenteninduziert Antimalariamittel<br />

Captopril<br />

Carbamazepin<br />

Glucokortikoide<br />

Fenclofenac<br />

Goldsalze<br />

Penicillamin<br />

Phenytoin<br />

Sulfasalazin<br />

Methotrexat<br />

Genetische Erkrankungen Ataxia telangiectasia<br />

autosomale Formen <strong>des</strong> SCID<br />

Hyper-IgM-Syndrom<br />

Transcobalamin-II-Defizienz und Hypogammaglobulinä mie<br />

X-chromosomale Agammaglobulinä mie<br />

X-chromosomales lymphoproliferatives Syndrom (EBV-assoziiert)<br />

X-chromosomales SCID<br />

metabolische Störungen<br />

Chromosomenanomalien<br />

Chromosom-18q-Syndrom<br />

Monosomie 22<br />

Trisomie 8<br />

Trisomie 21<br />

Infektionskrankheiten HIV<br />

kongenitale Rö telninfektion<br />

kongenitale CMV-Infektion<br />

kongenitale Infektion mit Toxoplasma gondii<br />

EBV-Infektion<br />

Hämatologische Tumoren Chronisch-lymphatische Leukä mie<br />

Immundefizienz mit Thymom<br />

Non-Hodgkin-Lymphome<br />

B-Zell-Lymphome<br />

Systemerkrankungen Immundefizienz durch Hyperkatabolismus von Immunglobulinen<br />

Darmerkrankungen Lymphangiektasie<br />

Schwere Diarrhö mit Proteinverlust<br />

Malabsorption<br />

Nierenerkrankung Nephrose<br />

Schwere Verbrennungen Proteinverlust<br />

Indikationen<br />

722 Warnatz/Schlesier


Indikationen<br />

le der Patienten imVerlauf der Erkrankung unter gastrointestinalen Infekten. Die<br />

weitere Klinik umfasst Autoimmunphä nomene, Lymphoproliferation (Splenomegalie,<br />

Lymphadenopathie), Lymphome und granulomatöse Entzündungsreaktionen[5].<br />

Die Pathogenese diesesSyndroms ist weitgehend unklar und sicherlich heterogen.<br />

In der Vergangenheit wurden sowohl Störungen der T-Zell- als auch<br />

der B-Zell-Differenzierung und -Funktion beschrieben [6 – 8]. Die <strong>Diagnostik</strong><br />

umfasst neben der gründlichen Anamnese und Untersuchung <strong>des</strong> Patienten die<br />

serologische Bestimmung der Antikö rpertiter, den serologischen Ausschluss<br />

von Paraproteinen und auslösenden Infektionen, die Knochenmarkpunktion sowie<br />

bildgebende Verfahren zur Erfassung von Organschä den. Die Durchflusszytometrie<br />

ergänzt diese <strong>Diagnostik</strong> durch die Bestimmung der Lymphozytenpopulationen<br />

imperipheren Blut und durch die Untersuchung auf bekannte<br />

genetische Defekte. Die Bestimmung der Lymphozytenpopulationen dient dabei<br />

dem Ausschluss schwerer Störungen <strong>des</strong> Immunsystems, großer monoklonaler<br />

Populationen und der Identifizierung früher Störungen der B-Zell-Differenzierung<br />

mit sehr niedrigen B-Zell-Zahlen im peripheren Blut, wie zum<br />

Beispiel der X-chromosomalen Agammaglobulinä mie (Morbus Bruton) bei<br />

Defekt der Bruton-Tyrosinkinase (BTK) [9].Durch Zusatzuntersuchungenwerden<br />

die Hyper-IgM-Syndrome bei Defekten von CD40-Ligand (CD40L) und<br />

CD40 [10] ausgeschlossen. Im Jahr 2003 wurde mit dem Nachweis einer homozygoten<br />

ICOS-Defizienz (ICOS ¼ induzierbarer Kostimulator) bei zwei Familien<br />

mit je zwei Patienten die erste monogenetische Ursache eines <strong>variablen</strong><br />

Immundefekts gefunden [11]. ICOS ist ein kostimulatorisches Molekül der<br />

CD28-Familie, das nach Aktivierung auf T-Zellen exprimiert wird [12]. Dieser<br />

Defekt lä sst sich imFACS nach Aktivierung von T-Zellen nachweisen. Die anderen<br />

Unterformen <strong>des</strong> Hyper-IgM-Syndroms bei AID-, UNG- und NEMO-<br />

Defizienz [10]dagegen kö nnenals Differentialdiagnosendurchdurchflusszytometrische<br />

Untersuchungen bisher genauso wenig ausgeschlossen werden wie<br />

die Unterformen <strong>des</strong> X-chromosomalen lymphoproliferativen Syndroms (XLP)<br />

[13] bei SAP-Defizienz.<br />

In letzter Zeit gewinnt die Durchflusszytometrie zunehmend anBedeutung<br />

in der Klassifikation <strong>des</strong> <strong>CVID</strong>. Innerhalb der letzten 2Jahre wurden zwei Klassifikationsschemata<br />

auf der Basis der Analyse der verschiedenen B-Zell-Subpopulationenvorgeschlagen<br />

[14, 15]. Frühere Schemata, die auch T-Zell-Populationen<br />

berücksichtigten [16], wie auch die funktionelle Klassifikation nach<br />

Bryant etal. [17] konnten sich inder Klinik nicht durchsetzen. Zur Zeit wird in<br />

einer europä ischen Multicenter-Studie die Konsistenz und klinische Relevanz<br />

der beiden Klassifikationen getestet (Koordinator K. Warnatz), um sie anschließend<br />

zusammenzufü hren. Leider stand das Ergebnis zum Zeitpunkt <strong>des</strong> Redaktionsschlussesnochaus.<br />

<strong>Diagnostik</strong> <strong>des</strong><strong>variablen</strong><strong>Immundefektsyndroms</strong> (<strong>CVID</strong>) 723


Protokoll<br />

Prinzip<br />

Vierfarbdurchflusszytometrie: Die beschriebenen Färbungensind reine Oberflä<br />

chenfärbungen. Alle Protokolle sind auf Analysen am FACSCalibur (BD Biosciences,<br />

Heidelberg, Deutschland) mit 488-nm-Laser und 635-nm-Dioden-Laser<br />

sowie mit CellQuest-Software (BD Biosciences) ausgelegt. Entsprechende Adaptationen<br />

an andere Zytometer mü ssen gegebenenfalls vorgenommen werden. Die<br />

Grundlagen der Bedienung, Gerä teeinstellungen, Kompensierungen, zweidimensionalen<br />

Punktwolken-Analysen (Dot-Plot) und das Setzenvon Auswertefenstern<br />

(Regions,Gates) werdenals bekanntvorausgesetzt.<br />

Fü rdie Fä rbungen werden periphere mononukleäre Blutzellen (peripheral<br />

blood mononuclear cells; PBMNCs) verwendet, die durch Ficoll-Dichtegradientenzentrifugation<br />

aus EDTA-Blutgewonnenwerden. VollblutfärbungenderB-ZellenmitgewaschenemBlutwerdeninderLiteraturbeschrieben[18],sindaberwegen<br />

der Verwendung von Anti-Immunglobulin-Antikö rpern problematisch, da<br />

Reste von Serumimmunglobulin die Fä rbungen stören. Einzelne Fä rbungen sind<br />

nurnachentsprechenderIn-vitro-Aktivierungmöglich.<br />

KleinerLymphozytenstatus<br />

Indikationen<br />

In einer Vollblutfärbung werden die jeweiligen Anteile der CD4-,<br />

CD8-T-Zellen, B-Zellen und NK-Zellen bestimmt (Tab.3). Durch gleichzeitige<br />

Bestimmung <strong>des</strong> Differentialblutbilds werden zusä tzlich die Absolutwerte ermittelt.<br />

Ausschlussvon Differentialdiagnosen<br />

Grundsä tzlich ist zu bemerken, dass durch die beschriebenen FACS-Untersuchungennur<br />

quantitativeDefekte, aberkeinefunktionellensowieminimalstrukturellen<br />

Verä nderungenerfasst werden. WeiterefunktionelleUntersuchungensind<br />

bei entsprechender Indikation in Speziallabors mö glich. Zum Ausschluss <strong>des</strong> Hyper-IgM-Syndroms<br />

bei CD40-Defekt (ehemalig Typ 3) wird CD40 auf B-Zellen<br />

gefärbt. Sowohl CD40L- als auch ICOS-Defekte lassen sich nur auf aktivierten<br />

T-Zellennachweisen. WährenddieICOS-Induktion nachStimulation in PBMNCs<br />

untersucht werdenkann,empfiehltessichzum Nachweis derOberflä chenexpression<br />

vonCD40L, CD4 þ TZellenvorheraufzureinigen.<br />

Klassifikation <strong>des</strong><strong>CVID</strong><br />

ImJahr 2002 beschriebenwir dieersteKlassifikation <strong>des</strong><strong>CVID</strong> aufderBasis<br />

durchflusszytometrischer Untersuchungen (Freiburg-Klassifikation [14]). Seitdem<br />

724 Warnatz/Schlesier


Indikationen<br />

wurde insbesondere durch die Gruppevon Prof. Ochsenhendler (Paris-Klassifikation,<br />

[15]) eine weitere Klassifikation vorgeschlagen, die sich mit der ersten in<br />

wesentlichenBefundenüberschneidet.<br />

Freiburg-Klassifikation<br />

Die B-Zell-Populationen werden anhand von 2Färbungen evaluiert (Tab.4).<br />

DurchdieersteFä rbungB1werdendieZahlendernaiven(CD19þ CD27 IgM þ<br />

IgD þ ), der IgM-Gedächtnis- (CD19þ CD27þ IgM þ IgD þ )und der klassengewechselten<br />

Gedächtnis-B-Zellen (CD19þ CD27þ IgM IgD )erfasst. Die in<br />

unsererErfahrungmeistnur sehr geringe Zahl an«IgMonly»-Gedä chtnis-B-Zellen<br />

wird hierbei vernachlä ssigt, kann aber ohne Problem aus der Messung abgelesen<br />

werden.<br />

In einer zweiten Färbung B2wird der Anteil an transitionalen (CD19þ<br />

CD21 int CD38 þþ IgM þþ) B-Zellen, Plasmablasten (CD19 low CD21 low<br />

CD38 þþþ IgM – )und einer aktivierten CD21 low -Population (CD19 high CD21 low<br />

CD38 low IgM þ )bestimmt.DieHerkunftderCD21 low -Population istunklar,in der<br />

erstenStudiewurde abereineAssoziation dieserZellenmit Autoimmunphä nomenenundSplenomegalienachgewiesen.<br />

Aus diesenbeidenFärbungenergibt sicheine EinteilungderPatienten,diein<br />

demFlussschemavonAbbildung1dargestelltist.<br />

Abb.1. Flussschema der Freiburg-Klassifikation von Patienten mit <strong>CVID</strong>. Die Klassifikation<br />

beruht auf der Messung der verschiedenen B-Zell-Subpopulationen. Der Typ 1zeichnet sich<br />

durcheineErniedrigungderklassengewechseltenB-Zellenaufunter0,4%derLymphozytenaus,<br />

wä hrend Patienten <strong>des</strong> Typs2eine nahezu normale Anzahl haben. Der Typ 1kann anhand der<br />

Expansion einer CD21 low B-Zell-Population auf ü ber 20% der B-Zellen ineinen Typ 1a und<br />

einenTyp 1b( < 20%) unterschiedenwerden[14].<br />

<strong>Diagnostik</strong> <strong>des</strong><strong>variablen</strong><strong>Immundefektsyndroms</strong> (<strong>CVID</strong>) 725


Paris-Klassifikation<br />

Die Einteilung der <strong>CVID</strong>-Patienten nach dem Pariser Schema [15] beruht<br />

auf einer Färbung, die der Färbung B1der Freiburger Klassifikation entspricht.<br />

Hierbei werden die Gruppen MB2 mit normalen Gedächtnis-B-Zellen, MB1 mit<br />

erniedrigten klassengewechselten und normalen IgM-Gedächtnis-B-Zellen und<br />

MB0 mit einer Reduktion beiderGedächtnis-B-Zell-Populationen unterschieden.<br />

Als erniedrigt gelten Werte die 2Standardabweichungenunterhalb derNorm liegen.<br />

In der untersuchten Kohorte lagen die Werte bei < 11% CD27þ B-Zellen<br />

fü rdie Gruppe MB0 und < 8%klassengewechselte B-Zellen fü rdie Gruppe<br />

MB1.<br />

Material<br />

Probenmaterial<br />

8ml EDTA-antikoaguliertes Blut (nicht ä lter als 24h), bei Bestimmung von<br />

ICOS undCD40LnachAktivierungzusä tzlich8ml.<br />

Reagenzien<br />

– Ficoll-Trennlö sung(1,077g/ml; Biochrom,Berlin,Deutschland)<br />

– RPMI 1640(Biochrom)<br />

– FCS(PANBiotech,Aidenbach,Deutschland)<br />

– FACSFlow 1 (BD Biosciences)<br />

– OptilyseB(Beckman-Coulter,Krefeld, Deutschland)<br />

– IntraPrep(Beckman-Coulter)<br />

– EntionisiertesWasser.<br />

Gerä te<br />

– FACSCalibur mit488-nm-Laserund635-nm-Dioden-Laser<br />

– Standardpipetten<br />

– Zentrifuge<br />

– Zählkammer<br />

– Vortex<br />

– 50-ml-Falcon-Polypropylen-Rö hrchenmit Deckel(BD Biosciences)<br />

– 15-ml-Falcon-Polypropylen-Rö hrchenmit Deckel(BD Biosciences)<br />

– 12 75-mm-Falcon-Polystyrolrö hrchen(BD Biosciences)<br />

– 0,5-ml-Probenrö hrchen mit Deckel (Biozym, Hessisch Oldendorf,<br />

Deutschland).<br />

Antikö rper<br />

DieverwendetenAntikö rpersindin Tabelle2aufgelistet.<br />

Indikationen<br />

726 Warnatz/Schlesier


Indikationen<br />

Tab.2. Liste der verwendeten Antikörper a<br />

Antikörper Klon Fluorochrom Bestellnummer Lieferant<br />

CD3 SK7 APC 345767 BD<br />

CD4 13B8,2 FITC IM0448 BC<br />

CD8 B9,11 PE IM0452 BC<br />

CD16 3G8 PE IM1238 BC<br />

CD19 J4,119 FITC IM1284 BC<br />

CD19 J4,119 PC7 IM3628 BC<br />

CD21 B-ly4 PE 555422 BD<br />

CD27 M-T271 FITC F7178 Dako<br />

CD38 HIT2 FITC 555459 BD<br />

CD40 5C3 FITC 555588 BD<br />

CD40-L TRAP1 PE 555700 BD<br />

CD45 2D1 PerCP 345809 BD<br />

CD56 NKH-1 PE IM2073 BC<br />

CD69 FN50 FITC 555530 BD<br />

Anti ICOS ISA-3 PE 12–9948–71 e-bioscience<br />

Anti-IgM Ziege F(ab) 2 Cy5 109–176–129 JIR<br />

Anti-IgD Ziege F(ab) 2 PE 2032–09 SB<br />

Anti-kappa G20–193 FITC 555791 BD<br />

Anti-lambda JDC-12 PE 555797 BD<br />

Isotypkontrolle Maus-IgG1 PE IM0670 BC<br />

BD ¼ BD Biosciences (Heidelberg, Deutschland); BC ¼ Beckman-Coulter (Krefeld, Deutschland);<br />

Dako ¼ DakoCytomation (Hamburg, Deutschland); SB ¼ SouthernBiotech (Biozol,<br />

Eching, Deutschland); JIR ¼ Jackson ImmunoResearch Laboratories (Dianova, Hamburg,<br />

Deutschland), e-bioscience ¼ Biocarta (Hamburg, Deutschland).<br />

a Die hier angegebenen Antikörper werden von den Autoren benutzt. Andere Produkte sind<br />

sicherlich alternativ verwendbar, müssen allerdings vorher selbst getestet werden.<br />

Arbeitsschritte<br />

Vollblutfärbung«KleinerLymphozytenstatus»<br />

DieProtokollezurVollblutfärbungsindunter«CharakterisierungderB-Lymphozyten»<br />

(sieheS.294)beschrieben. DieAntikö rper-Panels sindin Tabelle3dargestellt.<br />

FärbungvonPBMNCs(Klassifikation,CD40-Expression)<br />

Die Fä rbungen zum Ausschluss eines CD40-Defekts, monoklonaler Populationen<br />

und zur Klassifikation finden an PBMNCs nach Aufreinigung ü ber Ficoll-<br />

Dichtegradientenstatt.DietechnischeDurchfü hrungderFärbungenvon PBMNCs,<br />

diemittels Ficollisoliert wurden,wurde bereitsin«CharakterisierungderB-Lymphozyten»;«Arbeitschritte»(sieheS.298)beschriebenDieAntikö<br />

rpermischungen<br />

derFreiburg-Klassifikation sindin Tabelle4zusammengefasst.<br />

<strong>Diagnostik</strong> <strong>des</strong><strong>variablen</strong><strong>Immundefektsyndroms</strong> (<strong>CVID</strong>) 727


Tab.3. Antikörpermischungen fü rkleines Lymphozyten-Panel a<br />

FITC 100 m l PE 100 m l PerCP 50 m l APC 25 m l<br />

K1 CD8 CD4 CD45 CD3<br />

K2 CD19 CD56/16 b CD45 CD3<br />

a Je 15 m lder Antikörpermischung fü rdie Fä rbung von 50 m lVollblut.<br />

b Je 1:2,5 vorverdü nnt.<br />

Tab.4. Antikörpermischungen fü rFreiburg-Klassifikation a<br />

FITC 100 m l PE 100 m l PC7 25 m l FL4 25 m l<br />

B1 CD27 (1 :5) Anti-IgD (1 :40) CD19 Anti-IgM-Cy5 (1 :40)<br />

B2 CD38 CD21 CD19 Anti-IgM-Cy5 (1 :40)<br />

B3 Anti-Kappa (1 :2) Anti-Lambda (1 :2) CD19 Anti-IgM-Cy5 (1 :40)<br />

B4 CD40 ?? CD19 Anti-IgM-Cy5 (1 :40) b<br />

a Je 10 m lder Antikörpermischung fü rdie Fä rbung von 5 10 5 PBNC ¼ 50 m lZellsuspen-<br />

sion.<br />

b Nur bei Verdacht auf Hyper IgM.<br />

Tab.5. Antikörper-Panel zur Bestimmung von Aktivierung von T-Zellen a<br />

FITC PE PerCP APC<br />

A1 CD69 Isotyp G1 CD3 CD4<br />

A2 CD69 ICOS CD3 CD4<br />

A3 CD69 CD40L (CD154) CD3 CD4<br />

a Eswerden je5m lder jeweiligen Antikörper auf 0,5–1,0 10 6 Zellen gegeben.<br />

Indikationen<br />

BestimmungvonCD40L-undICOS-ExpressionaufaktiviertenTZellen/<br />

AktivierungvonT-Zellen<br />

Zur Bestimmung der ICOS-Expression werden 1 10 6 Ficoll-isolierte<br />

PBMNCs in24-Loch-Platten inRPMI 1640/10%FCS aufgenommen und fü r<br />

16– 20 hbei 37 C/5%CO2 mit bzw. ohne 1 m g/ml PHA inkubiert. Die Zellen<br />

werden anschließend in ein FACS-Rö hrchen überfü hrt, einmal inFACS-Medium<br />

gewaschen (5min, 300 g )und mit der Antikö rpermischung entsprechend <strong>des</strong><br />

Protokollsfü rPBMNCsgefärbt. Zum Nachweis derAktivierungwerdendieT-Zellenzusä<br />

tzlichmit CD69 gefärbt(Tab.5, A1 þ A2).<br />

728 Warnatz/Schlesier


Indikationen<br />

DieMethodik zumAusschlusseinesDefekts<strong>des</strong>CD40Lwirdin «Angeborene<br />

Immundefekte»; «X-chromosomales Hyper-IgM-Syndrom (XHIM)» (siehe<br />

S.711)beschrieben(Tab.5, A1 þ A3).<br />

Messung<br />

Voraussetzung fü rdie B-Zell-Messung ist eine gute Gerä teeinstellung fü rdie<br />

PhotomultiplierunddieFluorochrom-Kompensationen. Fü rgut titrierteAntikö rper<br />

istdieKompensation innerhalb<strong>des</strong>Panels einheitlich. InderRegelsinddieGerä -<br />

teeinstellungensehr stabil ü berdieZeit,so dass nicht jedeMessungmitEinzelfärbungen<br />

vorbereitet werden muss; die Gerä tekontrolle mit Beads inallen Farben<br />

reicht aus.<br />

Abb.2. Kleines Lymphozyten-Panel. a Die Lymphozytenregion (R1) wird im Fenster FL3<br />

(CD45)/SSCgesetzt. DieverschiedenenLymphozytenpopulationenwerdendurchdieExpression<br />

von CD3 (T-Zellen, unterteilt nach b CD4 þ und c CD8 þ ), d CD16þ CD56 þ CD3 – (NK-Zellen)<br />

und e CD19þ (B-Zellen) charakterisiert.<br />

<strong>Diagnostik</strong> <strong>des</strong><strong>variablen</strong><strong>Immundefektsyndroms</strong> (<strong>CVID</strong>) 729


Messung«KleinerLympozytenstatus» (Abb.2)<br />

Das Messdokument enthä lt ein zweidimensionales Aufnahmefenster mit den<br />

Achsen FL3 (CD45) und Seitwä rtsstreulicht (side scatter; SSC). Eine AnalyseregionR1definiert<br />

dieLymphozytenpopulation ü berdieExpression vonCD45 und<br />

niedrigesStreulicht.Als weitereFensterwerdendieLymphozyteninFL1vs. FL4<br />

undFL2vs. FL4dargestellt. 5000Lymphozytensolltenmin<strong>des</strong>tens aufgenommen<br />

werden.<br />

MessungzurKlassifikation von<strong>CVID</strong> (Abb.3)<br />

Das Messdokument enthä lt ein zweidimensionales Akquisitionsfenster mit<br />

den Achsen Vorwä rts- (forward scatter; FSC) und SSC. Eine Analyseregion R1<br />

definiert dieLymphozytenpopulation ü berdasStreulicht.Ein weiteresFenstermit<br />

den Achsen FL3 und FL4 enthä lt eine Region R2, die alle CD19þ B-Zellen einschließt.<br />

Alternativ kann hier auch eine Histogrammdarstellung gewä hlt werden.<br />

DieRegionenR1undR2werdenzum Aufnahme-«Gate»«B-Zellen» zusammengefasst.<br />

Ein drittes Fenster stellt FL1 gegen FL2 dar und wird auf die Darstellung<br />

der B-Zellen begrenzt (Gating). Die zu speichernden Ereignisse werden auf 5000<br />

im «Gate» «B-Zellen» und zusä tzlich auf eine Zeitbegrenzung von 5min (fü r<br />

500 m lProbenvolumen) gesetzt. Esempfiehltsich,alleZellenoderwenigstens alle<br />

Lymphozyten zuspeichern, um spä ter die Spezifitä tunerwarteter Ergebnisse an<br />

anderenZellenüberprüfenzukö nnen.<br />

MessungzurBestimmungvonICOS-undCD40L-Expressionaufaktivierten<br />

TZellen(Abb.4)<br />

Die Zellen werden zunä chst ineinem zweidimensionalem Aufnahmefenster,<br />

das bewusst größere Zellen einschließt, ü ber FSC und SSC und ein zusä tzliches<br />

«Gate» auf CD4þ Zellen definiert (cave nach Stimulation ü ber CD3 ist CD3 nur<br />

noch schwach auf der Oberflä che nachweisbar). Zum Nachweis der Aktivierung<br />

werden ineinem zweiten Fenster die CD4þ Zellen (Gate1) entsprechend ihrer<br />

Expression von CD69 (X-Achse) und CD40L bzw. ICOS (Y-Achse) dargestellt.<br />

Min<strong>des</strong>tens 5000CD4 þ Zellensolltenaufgenommenwerden.<br />

Datenanalyse<br />

Indikationen<br />

PeriphereLymphozytenpopulationen<br />

Fü rdie Auswertung <strong>des</strong> kleinen Lymphozytenstatus wird entsprechend der<br />

Abbildung2amitdenAchsenFL3(CD45)undSSC dasLymphozytenfenster(R1)<br />

gesetzt. DerAnteil anCD4-undCD8-T-Zellen(UR,Abb.2bbzw.2c),NK-Zellen<br />

(UL, Abb.2d) und B-Zellen (UL, Abb.2e) wird durch die jeweiligen Quadranten<br />

ermittelt.DieAbsolutwertewerdendurchMultiplikation derGesamtlymphozyten-<br />

730 Warnatz/Schlesier


Indikationen<br />

"/ @H8A8E8


Abb.3b.<br />

"/ @H8A8E8


Indikationen<br />

Abb.3c.<br />

"1 BJ :C:G:>


Abb.4. Nachweis einer monoklonalenPopulation. Inder Darstellungder B-Zellen (R1) im<br />

FensterIgM/CD27 fälltbereitseinedeutlicheExpansionderCD27þ IgM þ Gedächtnis-B-Zellen<br />

(UR, Quadrant 79%) auf. Im zweiten Fenster legt die massive Expansion der kappa-positiven<br />

B-Zellen (kappa:lambda 15:1) eine monoklonale Population nahe. Weitere Untersuchungen ergabenbeidiesemPatientenein<br />

Mantelzelllymphom.<br />

Tab.6. Normalwerte fü rB-Zell-Subpopulationen imperipheren Blut a<br />

B-Zell-Population Kurzbezeichnung Referenzbereich,%<br />

CD19þ in CD45þ Lymphozyten B-Zellen 4,7 – 15,0<br />

IgDþ CD27– in CD19þ B-Zellen naive und transitionale<br />

B-Zellen<br />

7,7 – 36,0<br />

IgDþ CD27þ in CD19þ B-Zellen IgM-Gedächtnis-B-Zellen 7,8–36,0<br />

IgD– CD27þ in CD19þ B-Zellen klassengewechselte<br />

Gedächtnis-B-Zellen und<br />

Plasmablasten<br />

6,5–33,0<br />

Kappa/lambda Leichtkettenverhä ltnis 1,1 – 2,0<br />

CD21– CD38 – in CD19þ B-Zellen CD21– Subpopulation 1,1 – 6,9<br />

M þþ D þþ CD38 þþ<br />

in CD19þ B-Zellen<br />

Transitional-B-Zellen 0,5–3,5<br />

M – CD38 þþ (CD27þþ)<br />

in CD19þ B-Zellen<br />

Plasmablasten 0,5–4,1<br />

a Die Referenzbereiche reprä sentieren die 5. – 95. Perzentile der B-Zell-Subpopulationen ge-<br />

sunder Erwachsener (n ¼ 28).<br />

Indikationen<br />

(z.B. Immunglobulin neg )B-Zell-Populationen oder sogar monoklonale Populationen<br />

(deutlich verschobenes Kappa-lambda-Verhä ltnis) (siehe auch «Durchflusszytometrie<br />

in der Non-Hodgkin-Lymphom-<strong>Diagnostik</strong>», S.1001). Eine weitere<br />

hä matologisch-onkologischeAbklä rungistdringendnotwendig.<br />

734 Warnatz/Schlesier


Indikationen<br />

Freiburg-Klassifikation (Abb.3)<br />

DurchFärbungB1(Abb.3a – c, Panel1)werdenüberdiedifferentielleExpression<br />

von IgM, IgD und CD27 naive (UL, CD27– IgD þ IgM þ ), IgM– (UR,<br />

CD27þ IgD þ IgM þ )und klassengewechselte (LR, CD27þ IgD – IgM – )Gedächtnis-B-Zellen<br />

unterschieden [19]. Die zweite Fä rbung B2(Abb.3a – c, Panel2)enthä<br />

lt die Marker CD21 und CD38 zur Analyse weiterer B-Zell-Differenzierungsstufen.<br />

So ist CD38 auf allen B-Zell-Vorlä ufern stark exprimiert (siehe<br />

auch «Charakterisierung der B-Lymphozyten», S.294). Naive B-Zellen zeigen<br />

eine intermediä re CD38-Oberflä chenexpression, wä hrend Gedä chtnis-B-Zellen<br />

CD38 – sind. Ûber die niedrige Expression von CD21 und CD38 (R3) wird die<br />

CD21 low B-Zell-Population abgegrenzt,diein dasSchemaderFreiburg-Klassifikation<br />

eingeht.<br />

Außerdemdefinierendiehohe IgM- undCD38-Expression dietransitionalen<br />

B-Zellen(R4)[20]unddiefehlende oderniedrige IgM-unddiehöchsteCD38-ExpressiondiePlasmablasten(R5)[21].DiesePopulation<br />

exprimiert CD27 höherals<br />

Gedächtniszellen (Abb.3c, Panel 1)und muss daher bei der Bestimmung der<br />

CD27þ klassengewechselten Gedächtniszellen von den CD27þ IgM Zellen<br />

(LR)abgezogenwerden.<br />

Befund<br />

Die Auswertung und Normwerte fü rdie B-Zell-Subpopulationen sind in Tabelle6angegeben.<br />

Dabei ist es sinnvoll, den Anteil der Gesamt-B-Zellen als Prozent<br />

der Lymphozyten und die Subpopulationen inProzent der B-Zellen anzugeben.<br />

Aus diesenAngabenkö nnengegebenenfallsauchaufLymphozytenbezogene<br />

oderabsoluteWerteberechnetwerden.<br />

Fü rdie Freiburg-Klassifikation wird zunä chst der Anteil an klassengewechselten<br />

Gedächtnis-B-Zellen an den Gesamtlymphozyten bestimmt (Abb.3,Panel1).<br />

Bei einem Anteil unter 0,4%handelt es sich umeinen Typ-1-Patienten<br />

(zirka 75%der Patienten), bei mehr als 0,4%umeinen Typ-2-Patienten (zirka<br />

25%der Patienten). Die Patienten vom Typ 1werden entsprechend dem Anteil<br />

anCD21 low B-Zellenunterteilt ineinenTyp 1a mitdeutlicherExpansion(> 20%)<br />

und einen Typ 1b mit nur geringer oder fehlender Expansion dieser Zellen<br />

(Abb.3,Panel2). Interessanter Weise treten bei Patienten mit > 20%CD21 low<br />

B-Zellen (Typ 1a) vermehrt Autoimmunphä nomene und eine Splenomegalie auf<br />

[14]. Die Auswertung dieser FACS-Panels wird gerade anhand der europä ischen<br />

Studie ü berprüft. Das Ergebnis stand zum Zeitpunkt <strong>des</strong> Redaktionsschlusses<br />

noch aus. Genauere Informationen sind ü ber Dr. K. Warnatz (Klaus.Warnatz@<br />

uniklinik-freiburg.de)<br />

<strong>Diagnostik</strong> <strong>des</strong><strong>variablen</strong><strong>Immundefektsyndroms</strong> (<strong>CVID</strong>) 735


Differentialdiagnose<strong>CVID</strong><br />

Indikationen<br />

AusschlussmonoklonalerB-Zell-Populationen<br />

Die Fä rbung B3 erlaubt Hinweise auf monoklonale B-Zell-Populationen<br />

(Abb.4). Dazu wird nach Selektion von Lymphozyten und B-Zellen die Kappagegen<br />

dieLambda-Leichtkettenexpression dargestellt. DiesesVerhä ltnissolltezirka50:50betragen.<br />

DeutlicheAbweichungenundein nachweisbarerAnteil Leichtketten-negativer<br />

B-Zellen sind nach Ausschluss von Plasmablasten (Färbung B2,<br />

R5)verdächtige Hinweisefü ratypischeB-Zell-Populationen. AbnormePopulationentretenbei<strong>CVID</strong>-PatientengelegentlichaufundsollteninZusammenarbeit<br />

mit<br />

denHämatologengenauerabgeklä rt werden.<br />

AusschlusseinesHyper-IgM-Syndroms beiCD40-Defekt<br />

HierzuwirddieExpressionvon CD40nach«Gating»aufB-Zellenuntersucht,<br />

vondenennahezu 100% positivsein sollten. DieseUntersuchungerlaubt,wiebereits<br />

erwä hnt, lediglich schwere strukturelle Defekte dieses Moleküls nachzuweisen.<br />

DasHyper-IgM-SyndromaufgrundeinesDefekts<strong>des</strong>CD40-Rezeptorsist extrem<br />

selten (< 1% der Patienten mit Hyper-IgM-Syndrom) und wurde bisher nur<br />

beiManifestation im frühenKin<strong>des</strong>alterbeschrieben. DieUntersuchungisteinfach<br />

und ohne großen Aufwand durchzufü hren. Bei keinem der von uns untersuchten<br />

<strong>CVID</strong>-Patientenkonntenwir mitHilfe dieserUntersuchungbishereineAbnormalitä<br />

tnachweisen. BeipositivemErgebnissindweiterfü hrende genetischeundfunktionelleUntersuchungenzur<br />

Diagnosesicherungnotwendig.<br />

AusschlusseinesHyper-IgM-Syndroms beiCD40L-Defekt<br />

Der Ausschluss von CD40L-Defekten ist aufwendig. Deshalb sollte dieses<br />

Verfahrennur beibegründetemVerdacht angewendetwerden,d.h.beimä nnlichen<br />

Patienten mit möglichst positiver Familienanamnese, bei denen der Serum-IgM-<br />

Wert im oberenNormbereichliegtodererhö ht ist.<br />

Dazu werden die aktivierten CD4 þ TZellen und nicht aktivierten Kontrollzellen<br />

entsprechend Abbildung 5ausgewertet. Die aktivierten Zellen exprimieren<br />

zunä chst hö here Mengen an CD69, bevor sie CD40L hochregulieren. Nicht aktivierte<br />

T-Zellen sollten CD40L – sein. Als Kontrolle müssen parallel Zellen einer<br />

gesundenKontrollestimuliert werden.<br />

AusschlusseinesICOS-Defekts<br />

Bei <strong>CVID</strong>-Patienten mit Hinweis auf eine autosomale Vererbung der Krankheit<br />

sollte ein Defekt der ICOS-Expression untersucht werden. Auch diese Untersuchung<br />

ist fü rdie Routine zu aufwendig. ICOS wird innerhalb weniger Stunden<br />

aufaktiviertenT-Zellenexprimiert undistnach16him Gegensatz zu unstimulierten<br />

Zellen gut nachzuweisen (Abb.5). Aufgrund der T-Zell-spezifischen Expres-<br />

736 Warnatz/Schlesier


Indikationen<br />

HD<br />

Pat.<br />

sion können andere Lymphozytenpopulationen als negative Kontrolle dienen. Als<br />

positive Kontrolle muss auch hier eine gesunde Person mitgefü hrt werden. Die<br />

Auswertung fü hren wir nach der Eingrenzung auf CD4þ T-Zellen analog zu der<br />

Auswertung vonCD40L durch. DieEingrenzungauf CD4þ T-Zellen ist notwendig,<br />

da die Expression <strong>des</strong> ICOS-Rezeptors auf CD4þ T-Zellen hö her als auf<br />

CD8 þ T-Zellenist.<br />

Kommentar<br />

Isotyp<br />

Anti-CD154 Anti-ICOS<br />

CD69<br />

Abb.5. Nachweis eines ICOS-Defekts. Nach Aktivierung von T-Zellen über 16hin vitro<br />

können nach «Gating» auf CD4þ T-Zellen bei Gesunden (HD) sowohl CD40L als auch ICOS<br />

deutlichaufderOberflä chenachgewiesenwerden. Als KontrollederAktivierungwirddieerhö hte<br />

Expressionvon CD69 ausgenutzt. Im Vergleich zeigt der Patient (Pat.) zwar eine nahezu normale<br />

CD40L-Expression, aberkeineICOS-Expression. Eshandelt sichhierbei um1der 9bisher<br />

identifizierten<strong>CVID</strong>-Patientenmit genetischem Defekt <strong>des</strong> ICOS [11]. Zusä tzlichsoll immer ein<br />

unstimulierterKontrollansatz mitgefü hrtwerden(hiernicht dargestellt).<br />

InunsererAbteilungwerdenroutinemä ßigdaskleineLymhozyten-Panelund<br />

das B-Zell-Panel zur Klassifikation und zum Ausschluss atypischer Populationen<br />

durchgefü hrt. Die Abgrenzung der unter «Differentialdiagnose <strong>CVID</strong>» (siehe<br />

oben) aufgefü hrtenDifferentialdiagnosenbleibtbesonderenFällenvorbehalten. Im<br />

Labor habensichdieB-Zell-FärbungenanFicoll-separiertenPBMNCsaus EDTAantikoaguliertem<br />

Material sehr bewä hrt. Einige Labors fü hren B-Zell-Färbungen<br />

<strong>Diagnostik</strong> <strong>des</strong><strong>variablen</strong><strong>Immundefektsyndroms</strong> (<strong>CVID</strong>) 737


mitgewaschenemVollblutdurch. DiesesVorgehenstellteineAlternativedar,muss<br />

abermit denentsprechendenKontrollenetabliert sein.Seit Redaktionsschlusssind<br />

neuegenetischeDefektebei<strong>CVID</strong>-Patientenidentifiziert worden(TACI,BAFF-R,<br />

CD19),diehiernicht mehr berücksichtigtwerdenkonnten.<br />

Qualitä tskontrolle<br />

NebenderKontrollederspezifischenFärbungmitHilfe vonIsotypkontrollen<br />

solltebeijederUntersuchungmöglichsteinegesunde Kontrollemitlaufen,um bei<br />

stark abweichendenSubpopulationenFärbungsfehlerauszuschließen. DieStimulationsexperimente<br />

sollten ebenfalls einerseits eine Mediumkontrolle (unstimuliert)<br />

und eine gesunde Kontrollperson enthalten. Hochpathologische Befunde sollten<br />

durcheineunabhä ngige zweiteMessungbestä tigtwerden.<br />

Troubleshooting<br />

InunseremBereichhaltenwir Auswertungenvon B-Zellenvon unter1%nur<br />

beiausreichendemAusgangsmaterialfü rverwertbar. Derartige Auswertungensind<br />

anderenfalls mit Vorsicht zu interpretieren. Unterschiedliche spezifische Antikö rper<br />

und/oder Konjugate (z.B. CD38-PE vs. CD38-APC) fü hren zuunterschiedlichenErgebnissen,diebeiderAuswertungberücksichtigtwerdenmü<br />

ssen. Hiersei<br />

insbesondere auch auf die deutlich unterschiedliche Qualitä tder Anti-ICOS-Antikörperverwiesen.<br />

DieProblemederIn-vitro-Stimulation vonT-Zellensindzahlreich.<br />

ErwarteteErgebnisse<br />

DieerwartetenErgebnissefü rdieB-Zell-Subpopulationensindin denjeweiligenAbschnittenundAbbildungenaufgefü<br />

hrt.<br />

BenötigteZeit<br />

Indikationen<br />

Die Prä paration der PBMNCs dauert etwa 1,5 h. Ebenso viel Zeit ist fü rdie<br />

Oberflä chenfärbung einzuplanen. Die T-Zell-Stimulation zum Nachweis von<br />

CD40L benötigt 0,5 ham ersten Tagzur Vorbereitung der Platten, 2ham 2.Tag<br />

zurReinigungundInkubation derPBMNCs,dienach16 – 20 hÛber-Nacht-Kultur<br />

738 Warnatz/Schlesier


Indikationen<br />

weiterverarbeitetwerdenkö nnen. Fü rdieDatenaufnahmevon2000 – 5000deruntersuchtenZellenbenötigtmanpro<br />

Färbungbis zu 5min.<br />

Zusammenfassung<br />

Das <strong>CVID</strong> ist ein heterogenes Antikö rpermangelsyndrom, das sich klinisch<br />

entweder inder Kindheit (nach dem 2.Lebensjahr) oder inder 2. – 3. LebensdekadedurchrezidivierenderespiratorischeundgastrointestinaleInfektemanifestiert.Da<br />

essichbeim <strong>CVID</strong> um eineAusschlussdiagnosehandelt,müssenbekannte<br />

genetische, infektiöse und toxische Ursachen ausgeschlossen werden. Die<br />

Diagnosekriterien sind durch die ESID ( www.esid.org )festgelegt. Die Durchflusszytometrie<br />

dient neben der Abgrenzung von X-chromosomalen und autosomal<br />

rezessiven Hyper-IgM-Syndromen (ehemalig Typ 1und 3) undder Agammaglobulinä<br />

mie (B-Zell-Zahl < 1%) inletzter Zeit zunehmend auch der Klassifikation diesesheterogenenSyndroms.DazuwerdenPatientenentsprechend<strong>des</strong>Anteilsverschiedener<br />

B-Zell-Populationen imperipheren Blut eingeteilt. Aktuell wird im<br />

Rahmen einer europä ischen Studie versucht, die Vorschlä ge aus der Freiburger<br />

und der Pariser Klassifikation zu einer einheitlichen Klassifikation zusammenzufü<br />

hren. Weitere durchflusszytometrische Analysen sind aktuell der Forschung<br />

vorbehalten.<br />

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740 Warnatz/Schlesier

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