Kleinsölker Gemeinde-Nachrichten - Katholische Kirche Steiermark
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Chronik<br />
„Mitterhofer, Stumpf, Berchtaler, Schwarzbauer“<br />
Bis 1970 war die Besiedelung von Mößna beim Schwimmbadviertel<br />
noch lange nicht zu Ende. Hinterm Lerk führte<br />
ein Steigl über die Halt hinauf und oben schräg über die<br />
sensengemähten Leiten zum Stumpf. Über den Mößnakargraben<br />
ging es weiter bis zum entlegensten Gehöft, dem<br />
Mitterhofer 1 , das zur Herrschaft Feltrinelli gehörte. Bewohnt<br />
und bewirtschaftet wurde dieses Anwesen von Jäger<br />
- und Holzarbeiterfamilien der Firma, so etwa in den 192oer<br />
-Jahren von der Jägerfamilie Schmid.<br />
(Ansichtskarte aus ca. 1950)<br />
Einst stand auch drinnen im Schwarz² ein Bauernhof, der<br />
Schwarzbauer. Von diesem Hof sind nur alte Mauerreste<br />
und ein in der Erzählung<br />
“der Moarknecht<br />
und der Hahn“ von Gabriel<br />
Ladstätter verarbeitetes<br />
Gerücht in Erinnerung:<br />
Als die gläubigen<br />
Bewohner des Sölktales<br />
noch zur „Mutterkirche<br />
Gröbming“ gehörten,<br />
trat in einer Hlg. Nacht<br />
der Moarknecht des<br />
Schwarzbauern den<br />
langen W eg zur<br />
Christmette nach Gröbming<br />
an. Außer ihm<br />
nahm niemand vom Hof<br />
diese Strapazen auf<br />
sich. Sie vergnügten<br />
sich stattdessen lieber<br />
daheim beim Kartenspiel.<br />
Als der fromme<br />
Knecht in den Morgenstunden erschöpft von der Mette<br />
zurückkam, hörte er oben im Mößnawald einen Hahn krähen.<br />
Er glaubt zuerst, sich verhört zu haben. Als er aber<br />
über den Bach zum Schwarzbauern hinüberschaute, jagte<br />
es ihm den kalten Schauer über den Rücken. Da war nichts<br />
mehr! Schlagartig wurde ihm klar: Eine Lawine hatte den<br />
Hof samt Mensch und Vieh hinweggefegt und nur „der Moarknecht<br />
und der Hahn“ waren dem Tode entronnen.<br />
Zwischen Stumpf und Mitterhofer befand sich noch ein<br />
weiteres Sachl , das „Berchtal“. Der Sohn der Mößnawirtin<br />
Katharina Zojer, Josef Scharzenberger, und seine Frau<br />
Maria, die fesche Stumpftochter³, sollen im Jahr 1911 das<br />
Gehöft in einem sehr verwahrlosten Zustand von der ehemaligen<br />
Besitzerin Franziska Zojer gekauft haben. Wann<br />
und warum die Familie Scharzenberger wegzog ist nicht<br />
eruierbar.<br />
Vom Leben in der Einschicht<br />
1927: Wenn unten in der Mößna die Schulkinder aufstanden,<br />
huschte oben beim Höblinger 1 schon ein Dirndl aus<br />
dem Haus. Rosa, die Älteste der Jägerfamilie Galler machte<br />
sich fröhlich auf den Weg über den Kargraben – vorbei<br />
an den dahinbröckelnden Mauerresten vom Berchtaler,<br />
hinaus zum Stumpf. Dort sprang der Wieser Heina den hölzernen<br />
„Tritt“ herunter und gesellte sich zu seiner Weggefährtin<br />
und Schulkollegin. Unverdrossen machten sich die<br />
zwei auf den Schulweg hinunter ins Dorf- vorbei beim Lerk,<br />
Verschwundene Gehöfte<br />
wo sie den Toni abholten, übers Bauern, wo sie über die<br />
Wiese hinunter zum kleinen Haus des Schusters Scharzenberger<br />
liefen. Von dort war es nur noch ein Katzensprung<br />
bis zur Schule.<br />
In den nächsten Jahren ergänzten Heinas Bruder Ferdl und<br />
die Gallerkinder Hubert und Cilli das kleine Schülerschöcklein.<br />
“ Im Winter rutschten wir Kinder vom Mitterhofer<br />
und Stumpf lieber auf einem Stecken oder am Heuziehbrett<br />
zu Tal“ erzählt Zeitzeugin Rosa Lengdorfer (*1921) heute-<br />
als wär’s erst gestern gewesen - von ihrer besonderen<br />
Kindheit drinnen im Graben. Ebenso unvergessen ist ihr die<br />
Evakuierung ihrer Familie hinaus zum vulgo Roana, nachdem<br />
an einem Wintermorgen<br />
des Jahres<br />
1935 um 5 Uhr früh<br />
Druck und Staubwolke<br />
einer gewaltige Lawine<br />
den in Richtung Graben<br />
stehenden Mitterhofer-Stall<br />
samt Kuh<br />
und Kalb weggerissen<br />
hatte. Es stürmte unentwegt<br />
und erst als es am<br />
Morgen licht wurde, sah<br />
man, dass der Kargraben<br />
bis zum 2. Heustadel<br />
herauf und bis hinüber<br />
zum „Hischzing“<br />
voll mit Schnee war.<br />
Auch bei der Herrschaft<br />
bemerkte man, dass<br />
etwas nicht stimmte,<br />
nachdem im kleinen<br />
Firma- E-Werk fast kein Wasser zurann. Die Lawine hatte<br />
es gestaut. Männer eilten in den Seifriedgraben und brachten<br />
zuerst die Gallerfamilie an einen sicheren Ort. Die Rosa<br />
erwischte in der Eile die Schuhe der Mutter, die dann<br />
nicht passten, die sie aber aushalten musste, bis sie nach 2<br />
Tagen wieder zum Mitterhofer zurückkehren konnten. Die<br />
Lawine brauchte 2 Jahre, bis sie wegging. Im Sommer<br />
musste alles über die Lawine getragen werden, sogar das<br />
Vieh wurde drüber getrieben, wegen der Einbruchgefahr<br />
ein ständiges Risiko. Der Stall beim Mitterhofer wurde bis<br />
zum Herbst neu errichtet, jetzt auf der inneren Seite des<br />
Hauses.<br />
„Wir Kinder von da oben hatten nie Langeweile. Alle<br />
mussten zusammenhelfen, es wurde jede Hand gebraucht,<br />
war es bei der Heuarbeit, im Holz, beim Vieh hüten �<br />
Wenn aber Zeit blieb, erkundeten wir Wald und Flur und<br />
ließen uns was einfallen“. Dass damals auch<br />
„Steinschmeißen“ ein beliebter Zeitvertreib war, davon erzählte<br />
Heinrich Wieser später noch oft. Dabei traf einmal<br />
eines der Gallerkinder den Stumpf-Haushund ‚Kleff’ auf<br />
dem Kopf – ein Zahn wurde ihm dabei ausgeschlagen. So<br />
etwas musste sogar unter Freunden gerächt werden. Die<br />
Stumpfbuben jagten im Gegenzug die Galler-Ziegen bis zur<br />
Erschöpfung, so lange, bis sich die Glockgeiß weit unten im<br />
Graben am Zaun erhängte.<br />
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