1 Volker Plagemann Palladio und der Palladianismus in Bremen ...

Palladianismus um 1900
Zeichnung von Häusern Am Wall von F. W. Kohl, um 1850 (Focke Museum)
Waren die frühen Palladianismen eher zufällige Ergebnisse von Baumeistern, die Kenntnisse
palladianischer Bauten hatten, so muss die Zeit von der Mitte des 18. bis zur Mitte des 19.
Jahrhunderts als die einer regelrechten Welle des Palladianismus erscheinen.
Um die Mitte des 19. Jahrhunderts nahm diese Welle offenbar vorerst ein Ende.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts schafften sich Historismus und Eklektizismus in der
Baukunst verschiedene Möglichkeiten der Wahl von Vorbildern. Darunter konnten durchaus noch
wieder palladianische Bauten sein. Aber um 1900 kam es offenbar nicht mehr zur Ausrichtung vieler
verschiedener Bauten, sondern nur noch für wenige Bauaufgaben zur Wahl palladianischer Vorbilder.
Vor allem die Gebäude für kulturelle Aktivitäten hielten sich an palladianistische Architekturformen.
Palladianistische Kulturbauten um 1900
Die zunehmende Reisetätigkeit und Erfahrung in anderen deutschen und europäischen Kulturstädten
führte den Protagonisten und Teilnehmern des bremischen Kulturlebens vor, wie stark europäische
und nordamerikanische Kulturbauten von palladianischen Vorbildern geprägt waren. Dadurch mag
der Schub für weitere Palladianisierung der Bremer Kulturbauten um 1900 ausgelöst worden sein.
Unter den Theaterbauten hatte nicht nur der von 1792, sondern auch der von 1843
palladianistischen Charakter. Dieser wurde bei zahlreichen Umbauten, um 1866 und 1900 bis zur
Zerstörung 1943 gewahrt.
Stadttheater auf dem Theaterberg, Zustand nach mehreren Umbauten, altes Foto vor der Zerstörung 1943 (Focke Museum)
Nach Antritt des Italien gereisten Renaissance-Spezialisten Gustav Pauli (1866 – 1938) sollte das
Kunsthallengebäude bei einem Umbau 1902 – 1904 einen stärker palladianistischen
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