1 Volker Plagemann Palladio und der Palladianismus in Bremen ...
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E<strong>in</strong>e palladianistische Stadtvilla<br />
In e<strong>in</strong>igen Fällen konnten sich private bürgerliche Villen <strong>in</strong>mitten von Gärten weiterh<strong>in</strong> <strong>Palladio</strong>s<br />
Landhäuser zu Vorbil<strong>der</strong>n nehmen. Es gibt ke<strong>in</strong> besseres Exempel für den <strong>Palladianismus</strong> um 1900 als<br />
das heutige Bremer Medienhaus an <strong>der</strong> Schwachhauser Heerstraße 78 von 1911. Die<br />
Bauherrenfamilie des Chefarztes des St. Joseph-Stiftes konnte e<strong>in</strong> respektables Herrenhaus mit<br />
Mittelportikus von vier ionischen Kolossalsäulen repräsentativ an die Schwachhauser Heerstraße<br />
rücken, nicht weit vom Stadtzentrum <strong>und</strong> vom St. Joseph-Stift entfernt. Auch war die formale Nähe<br />
zu <strong>Palladio</strong>s Villen ungleich präziser, als bei früheren Landhäusern. Ke<strong>in</strong> Bauwerk <strong>in</strong> <strong>Bremen</strong> betont<br />
so deutlich se<strong>in</strong>en palladianistischen Charakter.<br />
Das heutige Bremer Medienhaus, um 1911, Foto: Johann <strong>Plagemann</strong><br />
<strong>Palladianismus</strong> um 2000<br />
Wie <strong>der</strong> Eklektizismus <strong>in</strong> <strong>der</strong> Architektur um 1900 die Möglichkeit schuf, sich wie<strong>der</strong> Vorbil<strong>der</strong> für<br />
baukünstlerische Aufgaben zu suchen, bot auch die Postmo<strong>der</strong>ne um 2000 Architekten die<br />
Möglichkeit, sich auf Vorbil<strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Architekturgeschichte zu berufen. Wo <strong>der</strong> Eklektizismus sogar<br />
exakte Nachbildungen zuließ, wählten Architekten <strong>der</strong> Postmo<strong>der</strong>ne aber eher die Mittel <strong>der</strong><br />
Anspielung. Auch auf <strong>Palladio</strong>s Bauten ist dabei <strong>in</strong> manchen Fällen mehr o<strong>der</strong> weniger deutlich<br />
angespielt, selten aber s<strong>in</strong>d dabei Baumaterial, Baukörper, e<strong>in</strong>zelne Baudetails komplett<br />
übernommen worden. Auch s<strong>in</strong>d Palladianismen nie konsequent auf bestimmte Bauaufgaben<br />
ausgerichtet worden. Sie ersche<strong>in</strong>en bei Firmenbauten, Bankgebäuden <strong>und</strong> Privathäusern.<br />
So stellt zum Beispiel das Wuppesahl-Gebäude auf dem Teerhof, 1990, von Harm Haslob, e<strong>in</strong>e<br />
Anspielung auf e<strong>in</strong>e nach vier Seiten gleichmäßig ausgerichtete Architektur wie die Villa Rotonda dar,<br />
aber diese Seiten haben ke<strong>in</strong>eswegs den Charakter e<strong>in</strong>er Fassade mit Portikus. Und auch das<br />
Baumaterial e<strong>in</strong>es farbigen Kl<strong>in</strong>kers wie<strong>der</strong>holt nicht die helle Putzarchitektur <strong>der</strong> Rotonda.<br />
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