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PhD (PDF) - Universität Wien

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Ein Interferometer für kalte Neutronen<br />

Dissertation<br />

zur Erlangung des akademischen Grades<br />

Doktor der Naturwissenschaften<br />

an der<br />

Fakultät für Naturwissenschaften und Mathematik<br />

der <strong>Universität</strong> <strong>Wien</strong><br />

Eingereicht von<br />

Christian Pruner<br />

<strong>Wien</strong>, im Juli 2004<br />

Diese Arbeit wurde durch den Fonds zur Förderung wissenschaftlicher Forschung FWF<br />

(Projekt P-14614-PHY) unterstützt.


Abstract<br />

Scattering and diffraction experiments proved to be extremely useful for materials investigation<br />

and have developed to standard techniques in condensed matter sciences. Depending on the<br />

desired information and the size of the scattering or diffraction objects, quanta are chosen<br />

having an appropriate interaction with the object as well as appropriate momentum. The most<br />

common ones being light, x-rays, electrons and neutrons.<br />

As the characteristics of the scattered or diffracted radiation reflects the correlation between<br />

the quantum field and the structure of the scatterer it is of utmost importance for the correct<br />

interpretation of diffraction and scattering experiments to determine the coherence properties of<br />

the scattering radiation [1]. The coherence of the beam is characterised by its coherence volume,<br />

a quantity which can be measured by interferometry. For thermal neutrons this task was perfor-<br />

med using a perfect silicon-crystal interferometer [2, 3]. In material sciences cold neutrons in a<br />

wavelength range between 0.6 nm and 1.3 nm are frequently employed for investigations of large-<br />

scale structures, e.g. for structure analysis of biological materials (viruses, proteins, enzymes),<br />

in metallurgy (alloys, magnetic and superconducting materials) or for polymer research. The<br />

continuous development of cold neutron sources and the increasing number of applications at<br />

small-angle scattering facilities for cold neutrons illustrate the demand for a device to determine<br />

the coherence properties of a cold neutron beam.<br />

Here we report on the setup and adjustment of a new Mach-Zehnder type interferometer for cold<br />

neutrons based on holographically generated gratings in triple Laue geometry. We employed<br />

the photo-neutronrefractive effect of DMDPE - doped deuterated poly(methylmethacrylate)<br />

to perform the first direct measurement of the coherence function for cold neutrons. This<br />

task is done by continuously increasing the phase difference between two beam paths of the<br />

interferometer through rotation of a phase-flag. The decay of interference fringes is monitored<br />

and thus the coherence function determined experimentally.<br />

Evaluation of the interference pattern allows to determine the coherence length of the neutron<br />

beam, the coherent scattering length density of the phase-flag and the absolute phase of the<br />

third interferometer grating. The experimental determination of the intensity and the phase<br />

of the scattering radiation permits a direct Fourier transform from reciprocal to real space and<br />

thus the solution of the ”phase problem” in neutron scattering.<br />

I


Kurzfassung<br />

Streu- und Beugungsexperimente haben sich als äußerst nützliche Analyseverfahren in den<br />

Materialwissenschaften etabliert und zu Standardtechniken bei Strukturuntersuchungen in der<br />

Festkörperforschung entwickelt. Dazu werden - abhängig von der jeweiligen Fragestellung und<br />

der Größe der zu untersuchenden Strukturen - Quanten mit geeigneten Wechselwirkungseigen-<br />

schaften und Impulsen gewählt. Häufig kommen Photonen, Elektronen oder Neutronen zum<br />

Einsatz.<br />

Da die Streu- oder Beugungscharakteristik die Korrelation des Quantenfeldes mit der zu unter-<br />

suchenden Struktur widerspiegelt, ist es für eine korrekte Interpretation von Streuexperimen-<br />

ten unerlässlich, die Kohärenzeigenschaften des Quantenfeldes in Betracht zu ziehen [1]. Die<br />

Kohärenz des Quantenfeldes wird durch sein Kohärenzvolumen charakterisiert, eine Größe, die<br />

mit interferometrischen Methoden bestimmt werden kann. Für thermische Neutronen wurde<br />

das Kohärenzvolumen erstmals mithilfe eines Silizium-Perfektkristallinterferometers bestimmt<br />

[2, 3]. In den Materialwissenschaften, wie beispielsweise in der biologischen Strukturforschung<br />

(Viren, Proteine, Enzyme), der Metallurgie (Legierungen, magnetische und supraleitende Werk-<br />

stoffe) oder der Polymerforschung, werden zur Untersuchung von Mikrostrukturen häufig kalte<br />

Neutronen im Wellenlängenbereich zwischen 0.6 nm und 1.3 nm eingesetzt. Die stetig zuneh-<br />

mende Anzahl von Experimentieranlagen für kalte Neutronen und deren Weiterentwicklung für<br />

unterschiedlichste Anwendungen machen den Bedarf nach einem Instrument zur Bestimmung<br />

der Kohärenzeigenschaften eines kalten Neutronenstrahls offensichtlich.<br />

Die hier vorliegende Arbeit erläutert den Aufbau und die Justage eines neuartigen Interferome-<br />

ters für kalte Neutronen vom Mach-Zehnder-Typ. Das Interferometer besteht aus drei, in Laue-<br />

Geometrie hintereinander angeordneten, holographisch hergestellten Gittern in deuteriertem<br />

Poly(methylmethacrylat). Diese Gitter werden auf der Basis des photo-neutronenrefraktiven<br />

Effektes durch Dotierung des Materials mit DMDPE hergestellt. Des Weiteren wird die er-<br />

ste direkte Messung der Kohärenzfunktion eines kalten Neutronenstrahls beschrieben. Durch<br />

sukzessive Rotation eines Phasenschiebers ist es möglich, zwischen den beiden Strahlen im In-<br />

terferometer einen Phasenschub zu erzeugen, welcher mit zunehmender Phasendifferenz eine<br />

Abnahme des Interferenzkontrastes zur Folge hat. Diese Abnahme des Interferenzkontrastes<br />

wird detektiert und gestattet eine experimentelle Bestimmung der Kohärenzfunktion.<br />

Die Auswertung der experimentellen Daten erlaubt die Bestimmung der Kohärenzlänge des Neu-<br />

II


tronenstrahls, der kohärenten Streulängendichte des Phasenschiebers und der absoluten Phase<br />

des dritten Interferometergitters. Die Kenntnis der Intensität und der Phase eines Streusignals<br />

ermöglicht dessen direkte Fouriertransformation vom Reziprok- in den Realraum und stellt somit<br />

die Lösung der in der Neutronenstreuung als ”Phasenproblem” bekannten Fragestellung dar.<br />

III


Inhaltsverzeichnis<br />

1 Einleitung und Motivation 1<br />

2 Das Hologramm als Beugungsgitter 4<br />

2.1 Präparation der Gitter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7<br />

2.2 Radikalische Polymerisation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10<br />

2.3 Der photorefraktive Effekt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11<br />

2.3.1 Der photorefraktive Effekt in (Poly)methylmethacrylat . . . . . . . . . . . 11<br />

2.3.2 Der photo-neutronenrefraktive Effekt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13<br />

2.3.3 Höhere Harmonische . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17<br />

2.4 Dynamische Beugungstheorie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22<br />

3 Erzeugung von Phasenschüben für Neutronen 30<br />

3.1 Eigenschaften des Neutrons . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31<br />

3.1.1 Schwache Wechselwirkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33<br />

3.1.2 Gravitative Wechselwirkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33<br />

3.2 Berechnung von Streulängen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34<br />

3.2.1 Starke Wechselwirkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35<br />

3.2.2 Magnetische Wechselwirkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39<br />

3.2.3 Elektrische Wechselwirkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40<br />

4 Kohärenz 42<br />

4.1 Korrelationsfunktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45<br />

4.2 Zeitliche Kohärenz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48<br />

4.2.1 Kreuzkorrelationstheorem und <strong>Wien</strong>er-Khintchine Theorem . . . . . . . . 50<br />

4.3 Räumliche Kohärenz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51<br />

4.3.1 Van Cittert-Zernike-Theorem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53<br />

4.4 Kohärenzeigenschaften von Neutronen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53<br />

IV


Inhaltsverzeichnis V<br />

4.4.1 Einfluss der Neutronenzählrate auf die Kohärenzeigenschaften . . . . . . . 58<br />

5 Das LLL-Interferometer 60<br />

5.1 Der Aufbau des Interferometers . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60<br />

5.2 Der Strahlengang im LLL-Interferometer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61<br />

5.2.1 Abschätzung der Sichtbarkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63<br />

5.3 Justage des Interferometers . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66<br />

5.3.1 Messung des Nick- und Gierwinkels . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69<br />

5.3.2 Messung des Rollwinkels . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71<br />

5.3.3 Berechnung der Lichtintensität bei der Messung des Rollwinkels . . . . . 75<br />

6 Experimentelle Ergebnisse 79<br />

6.1 Prinzipieller Aufbau einer Neutronenkleinwinkelstreuanlage . . . . . . . . . . . . 79<br />

6.2 Bestimmung der Kohärenzfunktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81<br />

6.2.1 SANS-Anlage des ILL . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81<br />

6.2.2 SANS-Anlage der GKSS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99<br />

7 Zusammenfassung und Ausblick 103<br />

Anhang 105<br />

A Eikonalnäherung 105<br />

B Matrizendarstellung optischer Komponenten 107<br />

C Kreuzkorrelationstheorem 109<br />

D Van Cittert-Zernike Theorem 110<br />

Literaturverzeichnis 113<br />

Lebenslauf 123<br />

Publikationsliste 124


Inhaltsverzeichnis VI<br />

Konferenz/Seminarbeiträge 125<br />

Danksagung 127


1 Einleitung und Motivation<br />

Im Laufe der letzten 30 Jahre wurden zahlreiche interferometrische Experimente mit thermi-<br />

schen und ultrakalten Neutronen durchgeführt. Das Spektrum der durchgeführten Experimente<br />

reicht dabei von quantenmechanischen Grundlagenexperimenten [4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11],<br />

über Untersuchungen zu verschiedenen Wechselwirkungen, beispielsweise mit Materie, elek-<br />

tromagnetischen Feldern oder Gravitationsfeldern [12, 13], bis hin zur Charakterisierung der<br />

Kohärenzeigenschaften von Neutronenstrahlen [2, 3, 14] oder zu Präzisionsmessungen von<br />

Neutronenstreulängen [15, 16]. Der erste experimentelle Nachweis von Neutroneninterferenzen<br />

gelang Maier-Leibnitz und Springer 1962 mithilfe eines Fresnel-Interferometers [17]. Rauch et<br />

al. entwickelten 1974 das erste Perfektkristall Interferometer für thermische Neutronen vom<br />

Mach-Zehnder-Typ [18]. Gruber et al. nahmen 1989 ein Mach-Zehnder Interferometer für<br />

ultrakalte Neutronen in Betrieb [19]. Während die Strahlmanipulation in einem Interferometer<br />

für thermische Neutronen üblicherweise auf (dynamischer) Beugung an atomaren Gittern<br />

beruht, werden in der Interferometrie mit ultrakalten Neutronen vorwiegend lithographisch<br />

oder mechanisch hergestellte Gitter als Beugungsstrukturen verwendet. Die Periodizität der<br />

Beugungsstruktur bestimmt dabei den nutzbaren Wellenlängenbereich der Neutronen. So<br />

liegt der Netzebenenabstand atomarer Gitter in der Größenordnung von 0.1 nm, während die<br />

Gitterperioden lithographisch oder mechanisch hergestellter Gitter in einer Größenordnung von<br />

1000 nm liegen. Holographische Techniken bieten eine elegante und hochpräzise Möglichkeit,<br />

Strukturen mit Gitterperioden zwischen 50 nm und mehreren 100 nm herzustellen und gestatten<br />

es somit, die Lücke des Einsatzes interferometrischer Methoden im Wellenlängenbereich kalter<br />

Neutronen zu schließen.<br />

Ziel der hier vorliegenden Arbeit ist es, interferometrische Methoden im Energiebereich kalter<br />

Neutronen im Hinblick auf mögliche Anwendungen in der Festkörperphysik zu etablieren.<br />

Neutronenstreuung hat sich in den letzten Jahrzehnten zu einem äußerst nützlichen Verfahren<br />

und zu einer Standardtechnik bei der Untersuchung von Materialstrukturen entwickelt. Gerade<br />

1


in den vergangenen Jahren wurden weitere Experimentieranlagen für Untersuchungen von<br />

Strukturen in der Größenordnung zwischen 10 nm und 1000 nm mit kalten bzw. ultrakalten<br />

Neutronen eröffnet. Da die Streucharakteristik einer zu untersuchenden Substanz von der<br />

Korrelation des Quantenfeldes mit der zu untersuchenden Struktur abhängt, ist es für eine<br />

korrekte Interpretation von Streuexperimenten unerlässlich, die Kohärenzeigenschaften des<br />

Quantenfeldes in Betracht zu ziehen [1]. Interferometrische Techniken ermöglichen es, diese<br />

direkt auszumessen.<br />

Das in dieser Arbeit besprochene Interferometer baut auf einem 1995 von Schellhorn et al.<br />

vorgestellten Interferometerprototyp aus holographischen Gittern für kalte Neutronen mit einer<br />

Gesamtlänge von 6 cm und einer Sichtbarkeit der Interferenzen von 14% auf [20, 21]. Das<br />

Interferometer besteht aus drei holographisch erzeugten Brechungsindexgittern in deuteriertem<br />

Polymethylmethacrylat (d-PMMA), welche in Laue-Geometrie angeordnet und starr auf einem<br />

Edelstahlchassis montiert sind. Die Herstellung der Gitter erfolgt durch Belichtung der Proben<br />

mit einem Lichtinterferenzmuster, welche im Material eine Modulation des Brechungsindexes<br />

sowohl für Licht als auch für Neutronen initiiert (photo-neutronenrefraktiver Effekt). An<br />

auf diese Weise hergestellten Strukturen können Neutronen mit Effizienzen von mittlerweile<br />

bis zu 80% abgebeugt werden. Durch geeignete Wahl der Belichtungsparameter ist es ferner<br />

möglich, die Beugungseffizienzen der optischen Bauteile des Interferometers den Anforderungen<br />

entsprechend anzupassen.<br />

Das Ziel, neutroneninterferometrische Methoden in der Festkörperphysik zu etablieren [22],<br />

machte eine Neukonstruktion des Interferometerprototyps notwendig. Aufgrund der geringen<br />

Kohärenzlänge der Neutronenstrahlen stellt der Aufbau eines Neutroneninterferometers enorm<br />

hohe Anforderungen an die Justage der Interferometergitter. Bei dem hier vorgestellten Inter-<br />

ferometer erfolgt die Justage direkt während der Belichtung der Gitter. Während die bisherige<br />

Justagetechnik [20, 21] beispielsweise die Messung und Kompensation des Rollwinkels nur über<br />

Distanzen von wenigen Zentimetern in ausreichender Präzision erlaubte, wurde im Rahmen<br />

dieser Arbeit ein neues polarisationsoptisches Verfahren entwickelt, das es ermöglicht, den Roll-<br />

winkel über praktisch beliebig große Distanzen zu kontrollieren. Exemplarisch wird dies bei<br />

der Justage des Interferometers mit einer Gesamtlänge von 30 cm demonstriert. Das Inter-<br />

ferometer wurde an den Neutronenkleinwinkelstreuanlagen D22 des Institutes Laue-Langevin,<br />

Grenoble/Frankreich und SANS-2 des Forschungszentrums GKSS, Geesthacht/Deutschland in<br />

2


Betrieb genommen. Im Rahmen der dort durchgeführten Messungen wurden die Kohärenzfunk-<br />

tionen der beiden Anlagen sowie wichtige Geräteparameter des Interferometers spezifiziert. Im<br />

Hinblick auf die Auswertung von Neutronenstreudaten konnte gezeigt werden, dass es prinzipiell<br />

möglich ist, sowohl die Amplitude als auch die Phase der Streufunktion eines Kleinwinkelstreuers<br />

interferometrisch zu messen. In diesem Zusammenhang ist es gelungen, die Phase des dritten<br />

Interferometergitters experimentell zu bestimmen.<br />

3


2 Das Hologramm als Beugungsgitter<br />

Unter einem Beugungsgitter wird im Allgemeinen eine periodische Anordnung gleichartiger<br />

Streuzentren verstanden. In der Holographie [23] wird ein solches (elementares) Beugungs-<br />

gitter im einfachsten Fall durch das Aufzeichnen des Interferenzmusters zweier σ- polarisierter<br />

ebener Wellen (Zweiwellenmischung) in einem photorefraktiven Material realisiert (Abb. 2.1).<br />

Die Intensitätsverteilung des Interferenzmusters I(z) ist in diesem Fall kosinusförmig moduliert.<br />

I(z) = (IR + IS)[1 + m cos(Hzz)] (2.1)<br />

Hier sind IR und IS die Intensitäten der sogenannten Referenz- und Signalwellen, mit Hz ist<br />

die z-Komponente der Raumfrequenz des Gitters bezeichnet. Der Modulationsgrad der Inten-<br />

sitätsverteilung hängt mit m = 2 √ IRIS/(IR + IS) vom Intensitätsverhältnis der Schreibstrahlen<br />

ab. Der Gittervektor H ist durch die Differenz zwischen dem Referenzwellenvektor kR und dem<br />

Signalwellenvektor kS definiert (Bragg’sches Gesetz):<br />

H = kR − kS<br />

Mit Λ = 2π/|H| als Periode des Interferenzmusters, λ = 2π/|kR,S| als Wellenlänge der<br />

Schreibstrahlen und 2ΘB als Öffnungswinkel zwischen den Schreibstrahlen (außerhalb des Me-<br />

diums) lautet das Bragg’sche Gesetz in alternativer Darstellung: 1<br />

λ<br />

Λ =<br />

2 sin ΘB<br />

Im Falle eines linearen photorefraktiven Aufzeichnungsmechanismus hat eine Belichtung des pho-<br />

torefraktiven Materials mit einem kosinusförmigen Interferenzmuster eine ebenso kosinusförmige<br />

Modulation des Brechungsindexes n(z) bzw. des Absorptionskoeffizienten α(z) zur Folge.<br />

1 Für die entsprechenden Größen im Medium ist der Brechungsindex n zu berücksichtigen.<br />

4<br />

(2.2)<br />

(2.3)


H<br />

I S<br />

I R<br />

k S<br />

k R<br />

� B<br />

z<br />

I(z),n(z), �(z)<br />

Abb. 2.1: Skizze der geometrischen Verhältnisse beim Schreiben und Auslesen eines elementaren<br />

Hologramms. Referenz- und Signalwelle mit den Intensitäten IR und IS und<br />

den Wellenvektoren kR und kS werden am Probenort zur Interferenz gebracht. Das<br />

Interferenzmuster I(z) mit der Periode Λ = 2π/|H| bzw. der Raumfrequenz |H|<br />

verursacht im photorefraktiven Material räumlich modulierte Änderungen des Brechungsindexes<br />

n(z) bzw. des Absorptionskoeffizienten α(z). Mit IRr, IRt, ISr und<br />

ISt sind die Intensitäten der reflektierten bzw. transmittierten Referenz- und Signalwelle<br />

bezeichnet. Die in Richtung der Referenzwelle beobachtete Gesamtintensität<br />

wird mit I0, die in Richtung der Signalwelle beobachtete Gesamtintensität mit IH<br />

bezeichnet.<br />

�<br />

n(z) = n0 + ∆n · cos(Hzz + Φn) (2.4)<br />

α(z) = α0 + ∆α · cos(Hzz + Φα) (2.5)<br />

Mit n0 und α0 sind der ungestörte Brechungsindex bzw. Absorptionskoeffizient, mit ∆n und ∆α<br />

deren modulierte Amplituden bezeichnet. Die Phase Φn,α zwischen dem Lichtintensitätsmuster<br />

und der Modulation des Brechungsindexes bzw. des Absorptionskoeffizienten erlaubt Rück-<br />

schlüsse auf die dem photorefraktiven Effekt zugrundeliegenden Mechanismen. Diese Phase<br />

I Rt<br />

I St<br />

I Sr<br />

I Rr<br />

I 0<br />

I H<br />

x<br />

5


kann durch Messung der Intensitäten der hinter der Probe interferierenden transmittierten bzw.<br />

abgebeugten R- und S-Strahlen direkt bestimmt werden. Bezeichnet Φ = ΦL −Φn,α die Phasen-<br />

differenz zwischen dem Lichtinterferenzmuster und dem Brechungsindexgitter n(z) bzw. dem<br />

Absorptionsgitter α(z), so gilt für lokale Prozesse, wie sie beispielsweise für PMMA vorliegen<br />

Φ = 0, für nichtlokale Prozesse, beispielsweise diffusionskontrollierte Transportprozesse Φ = π/2.<br />

Die Charakterisierung eines Gitters bezüglich der Modulationsstärke des Brechungsindexes ∆n<br />

oder des Absorptionskoeffizienten ∆α erfolgt üblicherweise durch Beugung einer ebenen Welle,<br />

der Referenzwelle IR, an der lichtinduzierten Struktur. Dabei werden die von der Probe in<br />

Richtung IO und IH ausgehenden Intensitäten als Funktion der Abweichung vom Braggwinkel<br />

∆ΘB bestimmt (Abb. 2.2).<br />

I R<br />

� B<br />

k R<br />

z'<br />

z<br />

�<br />

n(z) �(z)<br />

k 0<br />

2� B<br />

k H<br />

I 0<br />

�� B<br />

k H'<br />

Abb. 2.2: Skizze der geometrischen Verhältnisse beim Auslesen eines fundamentalen Hologramms<br />

durch Rotation des Gitters um ∆ΘB im Realraum (links) sowie zugehöriges<br />

Wellenvektordiagramm im reziproken (Fourier-) Raum (rechts). Unter Berücksich-<br />

I H<br />

tigung der Erhaltung der Energie lautet die Braggleichung im Fall einer Verkippung<br />

des Gitters H ′ = k0 − k ′ H − q, mit q als sogenanntem Offbraggvektor.<br />

Das Verhältnis der abgebeugten Intensität IH(∆ΘB) zur Gesamtintensität IH(∆ΘB)+I0(∆ΘB)<br />

wird als Beugungseffizienz bzw. Beugungswirkungsgrad η(∆ΘB) des Gitters bezeichnet:<br />

η(∆ΘB) :=<br />

x'<br />

x<br />

IH(∆ΘB)<br />

IH(∆ΘB) + I0(∆ΘB)<br />

k 0<br />

k H<br />

q<br />

2� B<br />

H<br />

kH' 6<br />

�� B<br />

H'<br />

(2.6)


2.1. PRÄPARATION DER GITTER 7<br />

Bei der Belichtung einer photorefraktiven Substanz mit einer in Abb. 2.1 skizzierten Zweistrahl-<br />

interferenz berechnen sich die Intensitäten der von der Probe ausgehenden Teilstrahlen IO und<br />

IH zu<br />

IO(η, Φn,α) = IRη + IS(1 − η) + 2 � IRIS(1 − η)η sin(Φn,α)<br />

IH(η, Φn,α) = ISη + IR(1 − η) − 2 � IRIS(1 − η)η sin(Φn,α). (2.7)<br />

2.1 Präparation der Gitter<br />

Die Herstellung holographischer Gitter in (Poly)methylmethacrylat (PMMA) stellt hohe Anfor-<br />

derungen an die chemische Reinheit der Proben sowie deren optische Qualität. Durch Optimie-<br />

rung des Herstellungsprozesses ist es mittlerweile gelungen, die Qualität und Reproduzierbar-<br />

keit der Proben zu steigern und somit die Voraussetzungen für eine systematische Untersuchung<br />

der Gitterbildungsprozesse, der Polymerisationskinetik, der Langzeitstabilität, etc. zu schaffen<br />

[24, 25, 26, 27, 28, 29, 30, 31].<br />

Die Ausgangssubstanz zur Herstellung der Polymerplatten ist das Monomer Methylmethacrylat<br />

(MMA, CH2C(CH3)COOCH3). Für neutronenoptische Anwendungen wird deuteriertes d8-<br />

MMA verwendet. Um eine vorzeitige selbstinitiierte Polymerisation des Monomers während der<br />

Lagerung des Materials zu unterbinden, sind sowohl dem MMA als auch dem d8-MMA jeweils<br />

100 ppm 1.4 -Dihydroxybenzol (Hydrochinon, C6H6O2) als Inhibitor zugesetzt. Dessen redu-<br />

zierende Wirkung terminiert die für den Polymerisationsprozess verantwortlichen, vorwiegend<br />

durch ionisierende Strahlung, Luftsauerstoff, Licht- oder Temperatureinwirkung entstehenden<br />

Radikale. 2<br />

H COOCH3<br />

| |<br />

C = C<br />

| |<br />

H CH3<br />

⎡<br />

⎢<br />

⎣<br />

H COOCH3<br />

| |<br />

• C − C •<br />

| |<br />

H CH3<br />

Abb. 2.3: Strukturformeln des Monomers Methylmethacrylat und des Polymers Polymethylmethacrylat.<br />

Da es sich bei dem hier vorliegenden Polymerisationsprozess um eine radikalische Polymerisation<br />

handelt, ist es notwendig, den Inhibitor vom Monomer zu trennen. Dies erfolgt durch Destil-<br />

2 Ohne Zugabe eines Inhibitors wird für Methylmethacrylat bei einer Temperatur von 29 ◦ C ein Monomerumsatz<br />

von 50% nach etwa 5 Jahren erreicht [32].<br />

⎤<br />

⎥<br />

⎦<br />

n


2.1. PRÄPARATION DER GITTER 8<br />

Abb. 2.4: Modell eines Methylmethacrylatmoleküls<br />

Abb. 2.5: Modell des Polymethylmethacrylatmoleküls<br />

lation des MMA-Hydrochinon-Gemisches unter Argonatmosphäre bei größtmöglicher Differenz<br />

der Dampfdruckkurven von MMA und Hydrochinon bei einer Temperatur von 38 ◦ C und einem<br />

Druck von 70 mbar.<br />

Um die in den folgenden Unterkapiteln beschriebene thermische Präpolymerisation und licht-<br />

induzierte Postpolymerisation zu ermöglichen, wird das Destillat mit Polymerisationsinitiato-<br />

ren dotiert. Für die thermische Präpolymerisation bzw. die lichtinduzierte Postpolymerisa-<br />

tion werden die Substanzen Azo-bis-iso-Butyronitril (AIBN, C8H12N4) bzw. 2.2 -Dimethoxy-<br />

2 -phenylacetophenon (DMDPE, C6H5COC(OCH3)2C6H5 ) verwendet. Diese zerfallen unter<br />

Temperatureinwirkung bzw. ultravioletter Beleuchtung in Radikale und chemisch inaktive Re-<br />

streaktionsprodukte. Die Strukturformeln sowie mögliche Zerfallsreaktionen der Initiatoren sind<br />

in den Abbildungen 2.6 und 2.7 gezeigt.<br />

CH3 CH3 CH3 CH3<br />

| | | |<br />

NC − C − N = N − C − CN<br />

kBT<br />

−−−−→ NC − C • + N2 + • C − CN<br />

| | | |<br />

CH3 CH3 CH3 CH3<br />

Abb. 2.6: Strukturformel des Thermoinitiators Azo-bis-iso-Butyronitril (AIBN) und ein möglicher<br />

Zerfallsmechanismus unter Temperatureinwirkung.<br />

Typische Dotierungskonzentrationen betragen für AIBN 0.5 mg/ml (≈ 3 mol/ml) und für<br />

DMDPE 0.5 mg/ml (≈ 2 mol/ml). Die Einwaage des Photoinitiators sowie alle weiteren Arbeits-<br />

schritte erfolgen bei Dunkelkammerbeleuchtung. Die dotierte Monomerlösung wird in speziell


2.1. PRÄPARATION DER GITTER 9<br />

✔ ✔<br />

O OCH3<br />

✗✔<br />

❚ � |<br />

❚ C − C ✔<br />

❚ ✔<br />

❚<br />

✖✕<br />

✔ |<br />

✔<br />

✗✔<br />

❚<br />

❚ hν<br />

−−−→<br />

❚ ✔<br />

❚<br />

✖✕<br />

✔<br />

✔✔<br />

O OCH3<br />

✗✔<br />

❚ � |<br />

❚ C• + • C ✔<br />

❚ ✔<br />

❚<br />

✖✕<br />

✔<br />

|<br />

✔<br />

✗✔<br />

❚<br />

❚<br />

❚ ✔<br />

❚<br />

✖✕<br />

✔<br />

OCH3<br />

OCH3<br />

−−−→ ✔✔<br />

O O<br />

✗✔<br />

❚ �<br />

❚ C•<br />

❚ ✔<br />

❚<br />

✖✕<br />

✔<br />

+ • CH3 +<br />

�<br />

C<br />

|<br />

OCH3<br />

✔ ✔<br />

✗✔<br />

❚<br />

❚<br />

❚ ✔<br />

❚<br />

✖✕<br />

✔<br />

Abb. 2.7: Strukturformel des Photoinitiators 2,2-Dimethoxy-2-phenylacetophenon (DMDPE)<br />

und ein möglicher Zerfallsmechanismus unter Beleuchtung mit UV-Licht.<br />

konstruierte Polymerisationsküvetten gefüllt und bei einer Temperatur von 45 ◦ C über einen<br />

Zeitraum von 48 Stunden präpolymerisiert. Temperatur und Zeitraum sind so gewählt, dass ein<br />

Monomerumsatz von etwa 80% erreicht wird. Die verbleibenden 20% an Monomeren stehen der<br />

lichtinduzierten Postpolymerisation zur Verfügung. Die Befüllung der Polymerisationsküvetten<br />

erfolgt, indem die Monomerlösung mittels Edelstahlkanülen in einen durch einen elastischen<br />

Dichtungsring und zwei Glasplatten 3 begrenzten Hohlraum gespritzt wird. Um eine Kontami-<br />

nation des Destillats mit Luftsauerstoff zu vermeiden, wird der durch die Glasplatten und den<br />

Dichtungsring begrenzte Hohlraum vor der Befüllung mehrmals mit Argon gespült. Die Glas-<br />

platten befinden sich in einem Metallrahmen, welcher so konstruiert ist, dass ein beweglicher<br />

Flansch Volumenkontraktionen während der Polymerisation kompensiert und auf diese Weise<br />

eine Ablösung des Polymerisates von den Quarzglasscheiben verhindert. Als Dichtungsringe ha-<br />

ben sich FEP (Perfluorethylenpropylen) ummantelte O-Ringe mit Silikon-Hohlkern bewährt, die<br />

sowohl die Anforderungen bezüglich Elastizität als auch der Resistenz gegenüber MMA erfüllen.<br />

Zusätzlich werden die Kanülen nach der Befüllung der Küvetten mit einer Paste aus PTFE (Po-<br />

lytetrafluorethylen, Markenbezeichnungen TEFLON, HOSTAFLON bzw. FLUON) abgedichtet,<br />

um einerseits ein Verdampfen des MMA und andererseits eine Diffusion von Luftsauerstoff zum<br />

Probenvolumen zu verhindern. 4<br />

3 Suprasil II, Durchmesser 40-60 mm, Dicke 3 mm, Planität < 3λ, Parallelität < 3’<br />

4 FEP und PTFE sind resistent gegenüber fast allen organischen und anorganischen Verbindungen. Sie zeichnen<br />

sich durch eine starke Kohlenstoff-Fluor-Bindung in der Molekülkette aus. Lediglich geschmolzene bzw.<br />

gelöste Alkalimetalle, elementares Fluor sowie verschiedene Fluorverbindungen können das Material bei hohen<br />

Drücken und Temperaturen angreifen.


2.2. RADIKALISCHE POLYMERISATION 10<br />

2.2 Radikalische Polymerisation<br />

Sowohl die thermisch induzierte Präpolymerisation als auch die lichtinduzierte Postpolymerisa-<br />

tion von MMA zu PMMA erfolgt über einen sogenannten radikalischen Additionspolymerisati-<br />

onsprozess [32, 33], bei dem durch sukzessive Aneinanderreihung von Monomeren Polymerketten<br />

entstehen. Der Mechanismus der Additionspolymerisation wird durch das Vorhandensein einer<br />

ungesättigten (kovalenten) Bindung zwischen den C-Atomen des Monomers ermöglicht, welche<br />

jeweils zwei der vier Valenzelektronen des C-Atoms beansprucht. Die Polymerisation wird durch<br />

den Zerfall der Initiatoren AIBN und DMDPE in Radikale mit jeweils einem ungepaarten Elek-<br />

tron eingeleitet. Diese Radikale spalten die C=C - Doppelbindungen der MMA-Moleküle auf<br />

und übertragen auf diese Weise ihre radikalischen Eigenschaften auf die C-Atome der Monomere.<br />

Der Polymerisationsprozess erfolgt in folgenden Schritten:<br />

1. Start der Polymerisation:<br />

2. Kettenwachstum:<br />

R • +M → RM • (2.8)<br />

Durch sukzessive Anlagerung weiterer Monomereinheiten an das radikalische Kette-<br />

nende M• entstehen Polymerketten. Das chemisch aktive Zentrum wird dabei bei jedem<br />

Wachstumsschritt an das Kettenendmolekül weitergereicht.<br />

RMn • +M → RMn+1 • (2.9)<br />

Sowohl die Initiatorradikale R• als auch die Makroradikale RMn+1• können mit benach-<br />

barten Initiatorradikalen oder Makroradikalen reagieren. Durch diese ständige Bildung<br />

und Terminierung von Radikalen stellt sich schon nach kurzer Zeit eine Gleichgewichts-<br />

konzentration von im System vorhandenen Radikalen in der Größenordnung 10 −8 mol/l<br />

ein [32].<br />

3. Kettenabbruchsreaktion:


2.3. DER PHOTOREFRAKTIVE EFFEKT 11<br />

Das Kettenwachstum kann durch zwei unterschiedliche Mechanismen zum Stillstand<br />

kommen.<br />

• Kombination:<br />

• Disproportionierung:<br />

2.3 Der photorefraktive Effekt<br />

RMn • +RMm• → RMn+mR (2.10)<br />

COOH3<br />

|<br />

RMn • +RMm• → RMn−1C = C + HMmR<br />

| |<br />

H CH3<br />

(2.11)<br />

Unter photorefraktiven Materialien werden Materialien verstanden, deren Brechungsindex sich<br />

unter Lichteinwirkung ändert. Der photorefraktive Effekt wurde erstmals 1966 von Ashkin<br />

et al. [34] bei Untersuchungen an Lithiumniobat - Kristallen (LiNbO3) beobachtet und we-<br />

nig später als Aufzeichnungsmöglichkeit für Volumenphasenhologramme mit Licht erkannt [35].<br />

Die Untersuchung und Entwicklung photorefraktiver Materialien für technische Anwendungen,<br />

wie beispielsweise optoelektronische Bauelemente oder Datenspeicher mit Speicherdichten bis<br />

zu 10 Mbyte/mm 3 , gewann seither zunehmend an Bedeutung und ist Gegenstand intensiver<br />

Forschung [36]. Die am häufigsten verwendeten photorefraktiven Materialien sind neben Lithi-<br />

umniobat andere dielektrische Kristalle, wie beispielsweise Bariumtitanat (BaTiO3), Halbleiter<br />

wie Galliumarsenid (GaAs) und Indiumphosphid (InP) sowie die in den letzten Jahren an Be-<br />

deutung gewinnenden Photopolymere [37].<br />

2.3.1 Der photorefraktive Effekt in (Poly)methylmethacrylat<br />

Der photorefraktive Effekt in (Poly)methylmethacrylat beruht auf einer Änderung der Dichte des<br />

Monomer-Polymer-Gemisches (ρM= 0.94 g/cm 3 , ρP= 1.18 g/cm 3 ) in Abhängigkeit des Polyme-<br />

risationsgrades der Substanz, welche mittels der Lorentz-Lorenz-Beziehung (Clausius-Mossotti-<br />

Beziehung) mit einer Änderung des Brechungsindexes n in Zusammenhang steht [38, 39, 40].


2.3. DER PHOTOREFRAKTIVE EFFEKT 12<br />

n2 − 1<br />

n2 + 2 = ¯ρN ¯ R = 1<br />

3ɛ0<br />

�<br />

i<br />

ρN,i αi<br />

(2.12)<br />

Mit ¯ρN ist die mittlere Teilchenzahldichte bezeichnet, ¯ R ist die gemittelte Refraktivität, ɛ0<br />

die Vakuumdielektrizitätskonstante und αi die molekulare Polarisierbarkeit der vorhandenen<br />

Moleküle mit der Teilchenzahldichte ρN,i. Für eine ideale Monomer-Polymer-Mischung gilt für<br />

den Brechungsindex also<br />

n2 − 1<br />

n2 1<br />

= (¯ρM<br />

+ 2 3ɛ0<br />

¯ RM + ¯ρP ¯ RP ). (2.13)<br />

Die Präparation der mit den Polymerisationsinitiatoren AIBN und DMDPE dotierten MMA<br />

Proben zur Herstellung von Volumenphasenhologrammen erfolgt in einem zweistufigen Prozess.<br />

Zunächst wird das Verhältnis von PMMA zu MMA durch eine thermisch induzierten Präpoly-<br />

merisation festgelegt, indem die Parameter Polymerisationstemperatur und -dauer so eingestellt<br />

werden, dass die Proben nach der thermischen Polymerisation einen Restmonomergehalt von<br />

etwa 20% aufweisen. Diese Restmonomere stehen der lichtinduzierten Postpolymerisation zur<br />

Verfügung. Der Postpolymerisationsprozess erfolgt durch Belichtung der mit geeigneten Photo-<br />

initiatoren dotierten Proben. Dabei wird der Polymerisationsprozess reinitiiert und durch Wahl<br />

der Belichtungsparameter gezielt gesteuert. Bei Belichtung der Substanz mit einem Intensitäts-<br />

muster ist es auf diese Weise möglich, den Restmonomergehalt und somit den Brechungsindex<br />

räumlich zu strukturieren. Der Photoinitiator gelangt bei der lichtinduzierten Postpolymerisa-<br />

tion bei der Absorption eines Photons in einen angeregten Zustand. Das Absorptionsmaximum<br />

von DMDPE liegt bei einer Wellenlänge von etwa 340 nm (Abb. 2.8, Abb. 2.9).<br />

Die Reaktiongeschwindigkeiten für die Anregung dieser Zustände liegen in einer Größenordnung<br />

von 10 −9 s bis 10 −10 s [41]. Nach dem photochemischen Initiierungsschritt folgt die Addition<br />

der Benzoylradikale an die MMA-Moleküle, wobei tertiäre Radikale entstehen, die ihrerseits<br />

wiederum an MMA addieren können. Der Zerfall des Photoinitiators unter Beleuchtung kann<br />

durch ein einfaches Exponentialgesetz beschrieben werden. Für die zeitliche Änderung der Pho-<br />

tostarterkonzentration gilt<br />

˙NP = −kP INP . (2.14)


2.3. DER PHOTOREFRAKTIVE EFFEKT 13<br />

α [mm -1 ]<br />

0.20<br />

0.15<br />

0.10<br />

0.05<br />

Photostarterkonzentration<br />

0 [mg/ml]<br />

0,3 [mg/ml]<br />

0,4 [mg/ml]<br />

0,5 [mg/ml]<br />

0,8 [mg/ml]<br />

0,8 [mg/ml] belichtet<br />

0.00<br />

250 300 350 400 450 500 550 600 650 700 750 800<br />

λ [nm]<br />

Abb. 2.8: Absorptionsspektren unterschiedlich mit dem Photostarter DMDPE dotierter<br />

PMMA Proben. Die thermische Präpolymerisation der Proben erfolgte bei einer<br />

Temperatur von 45 ◦ C über einen Zeitraum von 48 h bei einer Thermostarterkonzentration<br />

von 0.5 mg/ml. Zusätzlich eingezeichnet ist das Spektrum einer Probe<br />

mit einer Photostarterkonzentration von 0.8 mg/ml, welche über einen Zeitraum von<br />

etwa 10 h bei einer Wellenlänge von λ = 351 nm und einer Intensität von 400 W/m 2<br />

langzeitbelichtet wurde.<br />

Hier ist kP eine (experimentell zu bestimmende) Reaktionskonstante, I die Bestrahlungsinten-<br />

sität und NP die Anfangskonzentration des Photostarters.<br />

2.3.2 Der photo-neutronenrefraktive Effekt<br />

In Analogie zum photorefraktiven Effekt in der Lichtoptik wird unter dem photo-<br />

neutronenrefraktiven Effekt eine Änderung des Brechungsindexes für Neutronen verstanden,<br />

welche durch Lichteinwirkung im Material hervorgerufen wird [42, 43]. Die Belichtung eines<br />

photo-neutronenrefraktiven Materials mit einem Lichtintensitätsmuster hat somit eine dement-<br />

sprechende Modulation des Neutronenbrechungsindexes n(r) zur Folge [24, 26, 44]. Dieser mo-<br />

dulierte Neutronenbrechungsindex wird - unabhängig vom zugrundeliegenden mikroskopischen


2.3. DER PHOTOREFRAKTIVE EFFEKT 14<br />

α [mm -1 ]<br />

0.5<br />

0.4<br />

0.3<br />

0.2<br />

0.1<br />

340 nm<br />

385 nm<br />

∆α [mm -1 ]<br />

0.5<br />

0.4<br />

0.3<br />

0.2<br />

0.1<br />

0.0<br />

300 400 500 600 700 800<br />

λ [nm]<br />

Belichtungszeit:<br />

16s<br />

8s<br />

4s<br />

2s<br />

unbelichtet<br />

0.0<br />

250 300 350 400 450 500 550 600 650 700 750 800<br />

λ [nm]<br />

Abb. 2.9: Absorptionsspektren sowie Differenzspektren relativ zur unbelichteten Probe (Inset)<br />

unterschiedlich lange belichteter PMMA-Proben. Alle Proben waren jeweils mit<br />

0.5 mg/ml DMDPE und AIBN dotiert. Die Belichtung erfolgte bei einer Wellenlänge<br />

von λ = 351 nm und einer Intensität von 1.8 kW/m 2 . Die thermische Präpolymerisation<br />

der Proben erfolgte bei einer Temperatur von 45 ◦ C über einen Zeitraum<br />

von 48 h. Die Absorptionsbande bei λ = 340 nm kann eindeutig dem Photostarter<br />

DMDPE zugeordnet werden (vgl. Abb. 2.8). Für die im Differenzspektrum deutlich<br />

sichtbare, mit der Belichtungsdauer anwachsende Absorptionsbande bei λ = 385 nm,<br />

kann eines der Zerfallsprodukte des DMDPE verantwortlich gemacht werden (vgl.<br />

Abb. 2.7). Um welchen Zerfallsmechanismus es sich dabei genau handelt, konnte<br />

bisher noch nicht geklärt werden.<br />

Wechselwirkungsmechanismus - als ortsabhängige Strukturierung der Neutronenstreulängen-<br />

dichte auf mesoskopischer Ebene beschrieben.<br />

Die folgenden Betrachtungen sind auf die der Neutronenoptik zugrundeliegenden kohärenten,<br />

elastischen Streuprozesse von Neutronen an Materie [45] beschränkt. Die Bewegungsgleichung<br />

nichtrelativistischer Teilchen mit der Ruhemasse m in einem Potential V (r, t) ist die Schrödin-<br />

gergleichung:


2.3. DER PHOTOREFRAKTIVE EFFEKT 15<br />

�<br />

− �2<br />

2m ∇2 �<br />

∂ψ(r, t)<br />

+ V (r, t) ψ(r, t) = ı�<br />

∂t<br />

Für ein stationäres Potential V (r) kann Gl. 2.15 mit dem Lösungsansatz<br />

ψ(r, t) = Ψ(r)e −ıωt<br />

(2.15)<br />

(2.16)<br />

nach Zeit und Ort separiert werden. Die ortsabhängige Funktion Ψ(r) ist eine Lösung der<br />

stationären Schrödingergleichung<br />

Diese Gleichung ist vom Typ einer Helmholtzgleichung:<br />

�<br />

∇ 2 + 2m<br />

�<br />

(E − V (r)) Ψ(r) = 0. (2.17)<br />

�2 �<br />

∇ 2 + K(r) 2�<br />

Ψ(r) = 0 (2.18)<br />

Durch Vergleich von Gl. 2.17 mit Gl. 2.18 kann für ein nichtrelativistisches Quant, das sich im<br />

Energiezustand E = �ω befindet und der Dispersionsrelation<br />

unterliegt, der Ausdruck<br />

k 2 = 2mE<br />

� 2<br />

(2.19)<br />

�<br />

2m<br />

K(r) := (E − V (r)) (2.20)<br />

�2 als Betrag des Wellenvektors |K(r)| der durch das Potential gestörten Wellenfunktion des Teil-<br />

chens aufgefasst werden [5, 45]. Somit ist es möglich, in Analogie zur Lichtoptik, einen Bre-<br />

chungsindex für Neutronen anzugegeben:<br />

n(r) = K(r)<br />

k =<br />

�<br />

V (r)<br />

1 −<br />

E<br />

(2.21)


2.3. DER PHOTOREFRAKTIVE EFFEKT 16<br />

Das zeitunabhängige Wechselwirkungspotential V (r) wird im Folgenden als optisches Potential<br />

bezeichnet.<br />

In Kapitel 3 wird gezeigt, dass die Stärke der Wechselwirkung zwischen Neutronen und Materie<br />

durch Angabe der sogenannten kohärenten Streulängendichte ρbc<br />

quantifiziert werden kann.<br />

Möglichkeiten, die kohärente Streulängendichte und somit das neutronenoptische Potential V (r)<br />

räumlich zu strukturieren, sind:<br />

• Modulation der Streulängendichte des Substrates<br />

In PMMA beruht der photo-neutronenrefraktive Effekt auf einer lichtinduzierten Ände-<br />

rung der Teilchenzahldichte ∆ρN(r), welche eine Änderung der kohärenten Streulängen-<br />

dichte ∆ρbc (r) nach sich zieht (vgl. Abschnitt 3.2). Die Beleuchtung einer photo-<br />

neutronenrefraktiven Substanz mit Licht geeigneter Wellenlänge und einer Intensitäts-<br />

verteilung I(r) ermöglicht somit eine räumliche Modulation des neutronenoptischen Po-<br />

tentials:<br />

V (r) = V + ∆V (r) ∝ ρbc + ∆ρbc (r) = ρbc<br />

�<br />

1 + ∆ρN(r)<br />

�<br />

ρN<br />

(2.22)<br />

Mit V ist hier das über das Probenvolumen gemittelte neutronenoptische Potential, mit<br />

∆V (r) dessen räumlich strukturierte Änderung bezeichnet. Während in PMMA die Ände-<br />

rung der Dichte photochemischen Ursprungs ist, sind in piezoelektrischen photorefraktiven<br />

Materialien Raumladungsfelder für Gitterverzerrungen verantwortlich, welche ebenso lo-<br />

kale Brechungsindexänderungen hervorrufen [46, 47, 48]. Als typische Substanz sei hier<br />

LiNbO3 erwähnt, dessen Raumladungsfelder in der Größenordnung von 100 kV/cm liegen<br />

können.<br />

• Modulation einer Beimengung<br />

Eine weitere Möglichkeit, den Neutronenbrechungsindex lokal zu ändern, ist die Modula-<br />

tion einer Beimengung, beispielsweise eines Isotops oder einer Atomsorte mit der kohären-<br />

ten Streulängendichte ρ j<br />

. Für den Teilchentransport können sowohl Diffusion oder Drift-<br />

bc<br />

prozesse infolge von Raumladungsfeldern als auch photochemische Reaktionen verantwort-<br />

lich sein. Für das neutronenoptische Potential gilt hier:


2.3. DER PHOTOREFRAKTIVE EFFEKT 17<br />

• Beiträge infolge elektrischer Potentiale<br />

V (r) = V + ∆V j (r) ∝ ρbc<br />

+ ∆ρj<br />

bc<br />

(2.23)<br />

Zusätzliche, allerdings verglichen mit den bisher besprochenen um einige Größenordnun-<br />

gen kleinere Beiträge zum neutronenoptischen Potential sind auf eine direkte Kopplung<br />

des magnetischen Dipolmoments µ n [49] des Neutrons an eventuell vorhandene elektrische<br />

Raumladungsfelder zurückzuführen. Für den photo-neutronenrefraktiven Effekt in PMMA<br />

spielen Raumladungsfelder allerdings keine Rolle. Bezüglich Beiträgen einer Wechselwir-<br />

kung zwischen dem magnetischen Dipolmoment des Neutrons und elektromagnetischen<br />

Feldern sei auf Kapitel 3 verwiesen.<br />

2.3.3 Höhere Harmonische<br />

Die Belichtung eines photorefraktiven Materials mit einem kosinusförmig modulierten Lichtin-<br />

terferenzmuster hat nicht notwendigerweise eine ebenso kosinusförmige modulierte Änderung des<br />

Brechungsindexes zur Folge. Abweichungen der lichtinduzierten Strukturierung des Brechungs-<br />

indexes von der eingestrahlten Lichtintensitätsmodulation sind auf die dem photorefraktiven<br />

Effekt zugrundeliegenden im Allgemeinen nichtlinearen Prozesse zurückzuführen. Bei der Cha-<br />

rakterisierung von lichtinduzierten Strukturen durch Beugungsexperimente machen sich diese<br />

Nichtlinearitäten im Aufzeichungsprozess als höhere Beugungsordnungen i ∈ N bemerkbar [50].<br />

Es sei darauf hingewiesen, dass wegen sin ΘB = iλ/2Λ Beugungsordnungen mit i > 2Λ/λ prin-<br />

zipiell nicht mehr mit Licht ausgelesen werden können. Abbildung 2.10 zeigt ein Ergebnis eines<br />

Neutronenbeugungsexperiments an insgesamt vier Beugungsordnungen zur Untersuchung von<br />

Nichtlinearitäten des photo-neutronenrefraktiven Auffzeichnungsprozesses in PMMA. Die Mes-<br />

sungen fanden etwa vier Monate nach dem Einschreiben statt. Aufgetragen ist die auf fünf<br />

Stunden normierte Neutronenzählrate je Detektorpixel entlang einer über den Detektor verlau-<br />

fenden Diagonalen. Das lichtinduzierte Brechungsindexgitter wurde dafür nacheinander in die<br />

Braggwinkel der einzelnen Beugungsordnungen gedreht und die Beugungsintensität ortsaufgelöst<br />

detektiert.<br />

Die der lichtinduzierten Polymerisation bzw. der Polymerisationskinetik des PMMA zugrun-<br />

deliegenden Prozesse sind noch nicht vollständig geklärt. Insbesondere der Zusammenhang<br />

zwischen der durch kurzzeitige Belichtung im Material erzeugten Radikalkonzentration und der


2.3. DER PHOTOREFRAKTIVE EFFEKT 18<br />

Zählrate/Pixel in 5h<br />

10 6<br />

10 4<br />

10 2<br />

10 0<br />

Θ � ����Θ �<br />

���<br />

Offbragg<br />

Θ i � 6 Θ Β<br />

(1)<br />

(2)<br />

Θ� Θ<br />

i B<br />

(3)<br />

Θ� Θ<br />

i B<br />

(4)<br />

Θ� Θ<br />

i B<br />

0 2 4 6 8 10<br />

Θ i [mrad]<br />

Abb. 2.10: Auf fünf Stunden normierte Neutronenzählrate je Detektorpixel entlang einer diagonal<br />

über den Detektor eingezeichneten Geraden (Inset) für verschiedene Ein-<br />

fallswinkel θ (j)<br />

B (j = 0, 1, 2, 3, 4) als Funktion des Winkels Θi zwischen dem Zentrum<br />

des transmittierten und dem zum jeweiligen Detektorpixel gestreuten Strahl<br />

[51, 30]. Die Gitterkonstanten der verschiedenen Beugungsordnungen Θ (1)<br />

B (�),<br />

Θ (2)<br />

B<br />

(◦), Θ(3)<br />

B<br />

(△), Θ(4)<br />

B (♦) betragen Λ1 = 540 nm, Λ 2 = 270 nm, Λ 3 = 135 nm und<br />

Λ 4 = 67.5 nm. Der schraffierte Bereich markiert den bei der Messung zur Hälfte<br />

abgeblockten transmittierten Strahl. Für die im Inset gezeigte ortsaufgelöste Neutronenzählrate<br />

wurde das Gitter in den Braggwinkel für die 4. Beugungsordnung<br />

gedreht.<br />

über einen Zeitraum von Monaten beobachteten Änderung des Polymerisationsgrades und so-<br />

mit des Brechungsindexes ist derzeit Gegenstand eingehender Untersuchungen. 5 Ein auf der<br />

Basis lichtspektroskopischer Messungen entwickeltes Modell beschreibt die nichtlineare Kine-<br />

tik der lichtinduzierten Änderung der Radikalkonzentration bzw. der Absorption als Funktion<br />

der Belichtungsparameter sowie der initialen Photostarterkonzentration als lokalen, d.h. nicht<br />

diffusionskontrollierten Prozess [30, 51, 52]. Eine Änderung der Absorption findet den Expe-<br />

5 Die Belichtungszeiten liegen für typische Intensitäten I ≈ 1 kW/m 2 in der Größenordnung einiger Sekunden.<br />

4K<br />

3K<br />

2K<br />

1K<br />

0K


2.3. DER PHOTOREFRAKTIVE EFFEKT 19<br />

rimenten zufolge nur während der Belichtung statt, nach der Belichtung bleibt die Absorption<br />

im Rahmen der Messgenauigkeit konstant. Das Modell beschreibt die zeitliche Änderung der<br />

Radikalkonzentration NR durch Beleuchtung mithilfe der Differentialgleichung<br />

˙NR = −2 ˙ NP − kRINR. (2.24)<br />

Der erste Term in Gl. 2.24 bringt eine Abnahme der Photostarterkonzentration und durch<br />

Einsetzen von Gl. 2.14 eine damit einhergehende Zunahme der Radikalkonzentration NR als<br />

Funktion der Bestrahlungsintensität I zum Ausdruck. Der zweite Term beschreibt die Abnahme<br />

der Radikalkonzentration NR unter Beleuchtung als Folge einer möglichen lichtinduzierten Ter-<br />

minierungsreaktion der Radikale untereinander. Mit den experimentell zu bestimmenden Re-<br />

aktionsraten kP und kR und der initialen Photostarterkonzentration NP (0) berechnet sich die<br />

zeitliche Entwicklung der Radikalkonzentration durch Beleuchtung zu<br />

NR(t) = 2NP (0)kP<br />

kR − kP<br />

�<br />

e −kP It − e −kRIt �<br />

. (2.25)<br />

Abbildung 2.11 zeigt die mithilfe von Gl. 2.25 berechnete zeitliche Entwicklung der Radi-<br />

kalkonzentration NR(t, z) für ein ein kosinusförmig moduliertes Lichtintensitätsmuster I(z) =<br />

I0 · [1 + m cos 2πz<br />

Λ ].<br />

Unter der Voraussetzung einer Proportionalität zwischen der Absorptionsänderung ∆α und der<br />

Photostarter- bzw. Radikalkonzentration, welche durch die Parameter fP und fR berücksichtigt<br />

wird, gilt<br />

∆α(t) = fP [NP (t) − NP (0)] + fRNR(t). (2.26)<br />

Diese Voraussetzung wurde experimentell bestätigt. Durch Einsetzen von Gl. 2.14 und Gl. 2.25<br />

in Gl. 2.26 lautet die zeitliche Entwicklung der Absorptionsänderung ∆α(t):<br />

�<br />

∆α(t) = NP (0) e −kP<br />

�<br />

It 2fRkP<br />

kR − kP<br />

+ fP<br />

�<br />

−kRIt 2fRkP<br />

− e<br />

kR − kP<br />

− fP<br />

�<br />

(2.27)<br />

Dem Modell zufolge kann die Kinetik der Änderung der Radikalkonzentration bzw. der Ab-<br />

sorption in mit DMDPE dotiertem PMMA lediglich für kurze Belichtungszeiten bzw. geringe


2.3. DER PHOTOREFRAKTIVE EFFEKT 20<br />

NRA mol<br />

������������<br />

ml E<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

500<br />

250<br />

z@mmD<br />

0<br />

-250<br />

-500<br />

0<br />

10<br />

20<br />

30<br />

t@sD<br />

Abb. 2.11: Nach Gleichung 2.25 berechnete Kinetik der Radikalkonzentration NR(t, z) für ein<br />

kosinusförmig moduliertes Lichtintensitätsmuster I(z) = I0 · [1 + m cos 2πz ]. Als<br />

Λ<br />

Parameter wurden typische Werte gewählt: NP(0) = 2 mol/ml, m = 0.9, I0 =<br />

400 W/m2 , Λ = 380 nm. Ferner wurden die experimentell bestimmten Werte kR =<br />

0.14 · 10−4 m2J−1 , kP = 7.8 · 10−4 m2J−1 verwendet [30, 51].<br />

Belichtungsintensitäten als näherungsweise linear betrachtet werden. Durch Fourierentwicklung<br />

der Radikalkonzentration NP (t, z) nach cos(Hz) ist es möglich, die Amplituden der höheren<br />

Harmonischen als Funktion der Bestrahlung E = I · t zu berechnen. Ein Vergleich der be-<br />

rechneten Fourieramplituden des Radikalgitters mit den experimentell bestimmten Beugungsef-<br />

fizienzen erlaubt Rückschlüsse auf den Zusammenhang zwischen der Radikalkonzentration und<br />

der Brechungsindexänderung. Abbildung 2.12 zeigt eine Anpassung der zeitlichen Entwicklung<br />

der mithilfe des Modells berechneten ersten Fourieramplitude der Radikalkonzentration an die<br />

experimentell bestimmten über den Offbraggwinkel integrierten Beugungseffizienzen der ersten<br />

Beugungsordnung. Das Einschreiben der Gitter erfolgte bei bei einer Intensität von 2.8 kW/m 2<br />

und unterschiedlichen Belichtungszeiten. Bei der Anpassung wurde eine Proportionalität zwi-<br />

schen der Brechungsindexänderung und der initialen Radikalkonzentration angenommen. Ferner<br />

40


2.3. DER PHOTOREFRAKTIVE EFFEKT 21<br />

wurde für den Zusammenhang zwischen dem Beugungswirkungsgradintegral (Gl. 2.50) und der<br />

Brechungsindexänderung die Näherung Iη(∆n) ∝ ∆n gemacht. Die freien Parameter der An-<br />

passung waren Beleuchtungsintensität I0 und initiale Radikalkonzentration NP (0).<br />

I η<br />

22<br />

20<br />

18<br />

16<br />

14<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

F0 F1 F2 F3 Erste Harmonische<br />

Zweite Harmonische<br />

0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20<br />

Belichtungszeit [s]<br />

Abb. 2.12: Experimentell ermittelter integrierter Beugungswirkungsgrad (Symbole) der ersten<br />

und zweiten Beugungsordnung, aufgenommen bei einer Wellenlänge von<br />

λ = 351 nm. Die PMMA-Proben wurden unterschiedlich lange (2 s, 4 s, 8 s, 16 s) bei<br />

einer Intensität von 2.8 kW/m 2 und einer Wellenlänge von λ = 351 nm belichtet.<br />

Die rote gestrichelte Linie entspricht einer Anpassung der ersten Fourieramplitude<br />

der im Modell beschriebenen Entwicklung an den Datensatz für den integrierten<br />

Beugungswirkungsgrad der ersten Beugungsordnung. Die auf diese Weise ermittelten<br />

Parameter wurden für die Berechnung der nullten, zweiten und dritten Fourieramplitude<br />

als Funktion der Belichtungszeit verwendet.<br />

Dem Modell zufolge ist es durch geeignete Wahl der Belichtungsparameter möglich, das Verhält-<br />

nis der Amplituden der verschiedenen Beugungsordnungen gezielt zu steuern. Um die Tragfähig-<br />

keit des Modellansatzes zu prüfen, müssen zukünftige Experimente insbesondere die fehlende<br />

Übereinstimmung des Beugungswirkungsgradintegrals der zweiten Beugungsordnung mit der<br />

berechneten Fourieramplitude klären. Systematische Untersuchungen zum Einfluss der Belich-


2.4. DYNAMISCHE BEUGUNGSTHEORIE 22<br />

tungsparameter und Photostarterkonzentration auf die Polymerisationskinetik und somit auf<br />

die zeitliche Entwicklung der einzelnen Beugungsordnungen werden derzeit zur Prüfung des<br />

beschriebenen Modells durchgeführt.<br />

2.4 Dynamische Beugungstheorie<br />

Im Unterschied zur kinematischen Beugungstheorie berücksichtigt die dynamische Beugungs-<br />

theorie Mehrfachstreuprozesse und somit Wechselwirkungen zwischen den transmittierten (in<br />

Vorwärtsrichtung gebeugten) und den reflektierten Strahlen. Die dynamische Beugungstheorie<br />

wurde zunächst von Darwin [53] (1914), Ewald [54] (1916) und Laue [55] (1931) für Rönt-<br />

genstrahlen entwickelt. Ausführliche Zusammenfassungen der Theorie sind in den Arbeiten<br />

von Kogelnik [56] sowie Battermann und Cole [57] zu finden. Im Hinblick auf die dynamische<br />

Theorie der Neutronenbeugung sei auf Rauch und Petrascheck [58, 59] bzw. Sears [45] verwiesen.<br />

Die kinematische Theorie beschreibt Beugungsphänomene unter der Voraussetzung kleiner<br />

Wechselwirkungsvolumina bzw. kleiner Wechselwirkungspotentiale zwischen Medium und Welle.<br />

Eine abgebeugte Welle wird in der Probe nicht rückgebeugt und interferiert daher nicht mit den<br />

transmittierten Wellen. Die Intensitäten der reflektierten- bzw. transmittierten Wellen sind da-<br />

her zur Amplitude der periodisch modulierten Beugungsstruktur und zum Probenvolumen pro-<br />

portional. Diese Näherung ist für sogenannte dünne Gitter hinreichend erfüllt. Für dicke Gitter<br />

müssen allerdings Wechselwirkungen zwischen den reflektierten- und transmittierten Strahlen<br />

aufgrund von Rückstreuprozessen im Probenvolumen berücksichtigt werden. Eine quantitative<br />

Unterscheidung zwischen dicken und dünnen Gittern erfolgt durch Angabe des sogenannten<br />

Q-Faktors:<br />

Q = 2πλ<br />

D (2.28)<br />

n0Λ2 Sind Wellenlänge λ, Gitterdicke D, Gitterperiode Λ und mittlerer Brechungsindex des Mediums<br />

n0 so gewählt, dass Q ≫ 1 ist, wird von einem dicken Gitter oder einem Volumenphasenholo-<br />

gramm gesprochen. Im folgenden Abschnitt werden die Grundzüge sowie einige Konsequenzen<br />

der Theorie gekoppelter Wellen für den symmetrischen Laue-Fall in Zweistrahlnäherung bespro-<br />

chen (vgl. [59, 60]).


2.4. DYNAMISCHE BEUGUNGSTHEORIE 23<br />

Zweistrahlnäherung<br />

Die Zweistrahlnäherung der dynamischen Beugungstheorie behandelt den Fall, dass sich lediglich<br />

zwei reziproke Gitterpunkte in unmittelbarer Nähe der Ewaldkugel befinden (vgl. Abb. 2.2)<br />

und somit nur ein transmittierter und ein reflektierter Strahl nichtverschwindende Beiträge<br />

zur Intensität liefern. Im Folgenden soll der symmetrische Laue-Fall der dynamischen Beugung<br />

besprochen werden, bei dem die Netzebenen des Beugungsgitters senkrecht zur Probenoberfläche<br />

orientiert sind. Eine ebene Welle Ψ(r, t) erfülle die Bragg-Bedingung. Absorption der Wellen<br />

im Medium wird vernachlässigt. Gesucht werden Lösungen der entsprechenden Wellengleichung<br />

in einem periodischen Potential, der Schrödingergleichung für Materiewellen<br />

�<br />

− �2<br />

2m ∇2 �<br />

∂ψ(r, t)<br />

+ V (r, t) ψ(r, t) = ı�<br />

∂t<br />

(2.29)<br />

bzw. der aus den Maxwellgleichungen resultierenden Wellengleichung für elektromagnetische<br />

Wellen<br />

∇ 2 ψ(r, t) − 1<br />

c2 ∂2ψ(r, t)<br />

∂t2 = 0. (2.30)<br />

Hier ist c = c0/n = c0/ √ ɛ die Lichtgeschwindigkeit im Medium, n der Brechungsindex und ɛ die<br />

Dielektrizitätskonstante des Mediums.<br />

Mit dem Ansatz ebener Wellen<br />

und den Dispersionsrelationen<br />

bzw.<br />

ψk(r, t) = ake ı(k·r−ωkt) = Ψ(r)e −ıωt<br />

k 2 = 2mE<br />

� 2<br />

für nichtrelativistische Quanten<br />

(2.31)<br />

k 2 = E2<br />

� 2 c 2 für relativistische Quanten (2.32)<br />

erhalten wir für den ortsabhängigen Teil Ψ(r) der Wellenfunktion im Vakuum in beiden Fällen<br />

eine Differentialgleichung vom Typ einer Helmholtzgleichung:


2.4. DYNAMISCHE BEUGUNGSTHEORIE 24<br />

(∇ 2 + k 2 )Ψ(r) = 0 (2.33)<br />

Die Helmholtzgleichung innerhalb eines Mediums mit Wellenvektor K = nk und Brechungsindex<br />

n lautet:<br />

(∇ 2 + K 2 )Ψ(r) = 0 (2.34)<br />

Für ein beliebiges periodisches Potential besitzt Gl. 2.34 im Allgemeinen unendlich viele Lösun-<br />

gen. Da jedoch nur jene Wellenvektoren nichtverschwindende Beiträge zur Intensität liefern,<br />

welche sich in der Nähe der Ewaldkugel befinden, reduziert sich die Dimension des Gleichungs-<br />

systems in vielen Fällen drastisch. Zur Lösung von Gl. 2.34 für ein periodisches Wechselwir-<br />

kungspotential zwischen Neutronen und Materie der Form<br />

V (r) = V + ∆V cos(Hr) (2.35)<br />

wird nun die in den Gleichungen 2.21 bzw. 3.27 angegebene Definition des Neutronenbrechungs-<br />

indexes verwendet. Das Quadrat des Brechungsindexes berechnet sich zu<br />

n(r) 2 = 1 −<br />

V + ∆V cos(Hr)<br />

E<br />

= n 2 0 − ∆V<br />

2E<br />

� e ıHr + e −ıHr � . (2.36)<br />

Eine ins Medium eintretende ebene und monochromatische Welle mit einem Wellenvektor k0<br />

wird an dem kosinusförmig modulierten Wechselwirkungspotential nur dann abgebeugt, wenn<br />

die Braggbedingung KH = K0 − H erfüllt ist. Es werden genau zwei Wellen im Medium<br />

angeregt, sogenannte Blochwellen, welche Lösungen der Wellengleichung für ein periodisches<br />

Potential darstellen [61].<br />

Ψ(r) = Ψ0e ıK0r + ΨHe ıKHr<br />

(2.37)<br />

Durch Einsetzen des Potentials und des Blochwellenansatzes in die Wellengleichung 2.34 erhalten<br />

wir für den Zweistrahlfall folgendes gekoppelte Gleichungssystem der dynamischen Beugungs-<br />

theorie:


2.4. DYNAMISCHE BEUGUNGSTHEORIE 25<br />

0 = −Ψ0K 2 0 e ıK0r<br />

�<br />

2<br />

+ k 1 − V<br />

0 = −ΨHK 2 H e ıKHr + k 2<br />

E<br />

�<br />

1 − V<br />

E<br />

�<br />

� �� �<br />

�K 2 =k 2 n 2 0<br />

Ψ0e ıK0r − k 2 ∆V<br />

2E<br />

�<br />

ΨHe ıKHr − k 2 ∆V<br />

2E<br />

�<br />

e ı(H+KH)r + e −ı(H−KH)r �<br />

ΨH<br />

�<br />

e ı(H+K0)r + e −ı(H−K0)r �<br />

Ψ0<br />

(2.38)<br />

Durch Vergleich der Koeffizienten sowie Berücksichtigung der Braggbedingung und der Disper-<br />

sionsrelation (Gl. 2.32) lautet das Gleichungssystem<br />

0 =<br />

0 =<br />

�� �<br />

�K 2 2<br />

− K0 Ψ0 − m∆V<br />

�<br />

�� �<br />

�K 2 2<br />

− KH bzw. in etwas kompakterer Matrizenschreibweise<br />

⎡<br />

�K<br />

⎣<br />

2 − K2 0<br />

− m∆V<br />

� 2<br />

2 ΨH<br />

ΨH − m∆V<br />

Ψ0<br />

�2 − m∆V<br />

� 2<br />

�K 2 − K 2 H<br />

⎤<br />

⎦<br />

� Ψ0<br />

ΨH<br />

�<br />

e −ıK0r<br />

�<br />

e −ıKHr<br />

(2.39)<br />

�<br />

= 0. (2.40)<br />

Aus der Bedingung, dass die Determinante der 2 × 2-Matrix für nichttriviale Lösungen ver-<br />

schwinden muss, folgt die Dispersionsrelation für die Wellen im Medium:<br />

( � K 2 − K 2 0) · ( � K 2 − K 2 �<br />

m∆V<br />

H) =<br />

� 2<br />

� 2<br />

≡ v 2 H<br />

(2.41)<br />

Die Beträge der Vektoren � K, K0, KH innerhalb und k außerhalb des Mediums unterscheiden<br />

aufgrund der relativ kleinen Brechungsindexunterschieds in der Größenordnung von 1−n ≈ 10 −7<br />

nur sehr wenig. Daher kann Gl. 2.41 mit der Näherung<br />

auf eine quadratische Form gebracht werden:<br />

�K + K0 ≈ � K + KH ≈ 2k (2.42)<br />

( � K − K0) · ( � K − KH) = v2 H<br />

4k 2<br />

(2.43)


2.4. DYNAMISCHE BEUGUNGSTHEORIE 26<br />

Somit erhalten wir für K0 und KH jeweils zwei Lösungen Kα 0 , Kβ0<br />

und Kα H , Kβ<br />

H . Das Wellenfeld<br />

innerhalb des Mediums ist also eine kohärente Superposition von vier Wellen:<br />

Ψ(r) = Ψ α 0 e ıKα 0 r + Ψ β<br />

0 eıKβ0<br />

r + Ψ α He ıKα Hr + Ψ β<br />

HeıKβH r<br />

(2.44)<br />

Da sich die Ausbreitungsrichtungen der mit α und β indizierten Lösungen (α und β - Zweige)<br />

jeweils geringfügig unterscheiden, kommt es infolge von Interferenzen zu Oszillationen der In-<br />

tensitäten der Wellen im Medium, den sogenannten Pendellösungsoszillationen [62].<br />

Unter Berücksichtigung der Stetigkeitsbedingungen an den Grenzflächen Vakuum-Medium bzw.<br />

Medium-Vakuum berechnen sich die Intensitäten der abgebeugten bzw. der in Vorwärtsrichtung<br />

gebeugten (transmittierten) Wellen für Neutronen zu<br />

Die Parameter<br />

y ≡ |vH|<br />

4k0<br />

IH = |A0| 2 sin2 φ<br />

1 + y2 I0 = |A0| 2<br />

�<br />

cos 2 φ + y2<br />

1 + y2 sin2 �<br />

φ . (2.45)<br />

∆ΘB sin 2ΘB und φ ≡ |vH|<br />

2k0<br />

D � 1 + y 2<br />

cos ΘB<br />

(2.46)<br />

bringen hier die Abweichung vom exakten Braggwinkel ∆ΘB sowie den Einfluss der Dicke des<br />

Gitters D bzw. der Amplitude der Modulation des Wechselwirkungspotentials vH zwischen<br />

Medium und Neutronen zum Ausdruck. A0 ist die Amplitude der einfallende Welle mit Wellen-<br />

vektor k0. Mit der aus Gleichung 2.6 bekannten Definition des Beugungswirkungsgrades η als<br />

das Verhältnis von abgebeugter Intensität zur Gesamtintensität gilt:<br />

η ≡ IH<br />

IH + I0<br />

= sin2 φ<br />

1 + y 2<br />

Mit den in der Holographie mit Licht üblichen dimensionslosen Parametern<br />

ν ≡ πD∆n<br />

λ cos ΘB<br />

(2.47)<br />

und ξ ≡ πD<br />

Λ (ΘB − Θ) (2.48)


2.4. DYNAMISCHE BEUGUNGSTHEORIE 27<br />

lautet der Beugungswirkungsgrad η nach Kogelnik [56]<br />

η = ν 2 sin2 � ν 2 + ξ 2<br />

ν 2 + ξ 2 . (2.49)<br />

Abbildung 2.13 zeigt den nach Gl. 2.49 berechneten Beugungswirkungsgrad als Funktion des<br />

sogenannten Off-Bragg-Winkels ∆ΘB = ΘB − Θ und der Brechungsindexänderung ∆n.<br />

η<br />

1<br />

0.75<br />

0.5<br />

0.25<br />

0<br />

-0.001<br />

∆ΘB@radD<br />

0<br />

0.001<br />

0<br />

0.0002<br />

0.0004<br />

Abb. 2.13: Nach Gl. 2.49 berechneter Beugungswirkungsgrad als Funktion der Brechungsindexänderung<br />

∆n und der Abweichung ∆ΘB vom exakten Braggwinkel ΘB. Für die<br />

Berechnung wurden die selben Parameter wie im Experiment (Abb. 2.14) verwendet:<br />

Dicke des Gitters D = 2.8 mm, Gitterperiode Λ = 540 nm, Lichtwellenlänge<br />

zum Auslesen des Gitters λ = 473.8 nm.<br />

Im exakten Braggwinkel vereinfacht sich Gleichung 2.49 zu η = sin 2 ν. Der Beugungswirkungs-<br />

grad zeigt für ∆Θ = 0 mit zunehmender Brechungsindexänderung ∆n also ein oszillatorisches<br />

Verhalten. Mit zunehmender Amplitude der Modulation des Brechungsindex ∆n entwickeln sich<br />

in der Umgebung des Braggwinkels Nebenmaxima, welche zu einer Verbreiterung der Rocking-<br />

∆n


2.4. DYNAMISCHE BEUGUNGSTHEORIE 28<br />

kurve führen. 6 Für schwach beugende Gitter mit ν ≤ π/2 ist der Beugungswirkungsgrad im<br />

Braggwinkel eindeutig mit der Amplitude der Brechungsindexänderung verknüpft. Für stark<br />

beugende Gitter mit ν > π/2 lässt sich der Beugungswirkungsgrad im Braggwinkel nicht mehr<br />

eindeutig aus Gl. 2.49 bestimmen. Des Weiteren hängt die Beugungseffizienz im exakten Bragg-<br />

winkel zusätzlich von der Divergenz und Wellenlängenverteilung des am Gitter gebeugten Feldes<br />

ab. Diese Einflüsse infolge der Strahlinkohärenz müssen insbesondere bei der Beugung von Neu-<br />

tronen in Betracht gezogen werden. Eine zur exakten Charakterisierung der Gitter nützliche,<br />

von der Strahlinkohärenz unabhängige Größe ist der über den Off-Bragg-Parameter integrierte<br />

Beugungswirkungsgrad, das sogenannte Beugungswirkungsgradintegral [51, 63]:<br />

Iη(∆n) := D<br />

Λ<br />

�π<br />

−π<br />

η(∆n, ∆ΘB)d∆ΘB<br />

(2.50)<br />

Obwohl auch diese Funktion für stark beugende Gitter mehrdeutige Werte für ∆n liefert, ist es<br />

möglich, durch Vergleich des experimentell bestimmten Beugungswirkungsgrades in der Nähe<br />

des Braggwinkels mit der nach Gleichung 2.49 berechneten Beugungseffizienz, die Amplitude<br />

der Brechungsindexänderung eindeutig zu bestimmen.<br />

Zum Vergleich der dynamischen Theorie der Beugung mit den Experimenten ist in Abb. 2.14<br />

eine Messung des Beugungswirkungsgrades mit Licht bei einer Wellenlänge von λ = 473.8 nm<br />

(diodengepumpter frequenzverdoppelter Nd:YAG Laser) als Funktion des Off-Bragg-Winkels<br />

∆ΘB und der Brechungsindexänderung ∆n gezeigt. 7 Unmittelbar nach der Belichtung des<br />

Gitters mit Licht einer Wellenlänge von λ = 351 nm und 6 ± 0.7 kJ/m 2 erfolgte die Untersu-<br />

chung der Entwicklung des Gitters über einen Zeitraum von 160 h. Die Aufnahme der ersten 25<br />

Rockingkurven nach der Belichtung erfolgte im Abstand von jeweils etwa 15 min, ab Messung<br />

25 betrug das Messintervall jeweils etwa 60 min. Der funktionale Zusammenhang zwischen der<br />

durch Anpassung von Gl. 2.49 an die Messdaten ermittelten Brechungsindexänderung ∆n und<br />

der Entwicklungszeit t der Gitter folgt für die betrachtete Zeitspanne näherungsweise einem √ t-<br />

Gesetz [51]. Untersuchungen zur Klärung der Ursachen einer derartigen Polymerisationskinetik<br />

der Polymer-Monomer-Mischung werden derzeit durchgeführt. Eine Abhängigkeit der Kinetik<br />

des Entwicklungsprozesses von der Gitterperiode wurde nicht beobachtet. Dies deutet darauf<br />

hin, dass es sich um keinen diffusionskontrollierten Polymerisationsprozess handelt.<br />

6<br />

Als Rockingkurve wird hier die Darstellung des Beugungswirkungsgrades als Funktion der Abweichung vom<br />

Braggwinkel η(∆Θ) bezeichnet.<br />

7<br />

Das Experiment wurde am Instrument HOLONS des GKSS Forschungszentrums simultan mit Neutronen und<br />

Licht durchgeführt [29, 51, 30].


2.4. DYNAMISCHE BEUGUNGSTHEORIE 29<br />

η<br />

0.8<br />

0.6<br />

0.4<br />

0.2<br />

0.0<br />

-0.001<br />

∆Θ [rad]<br />

0.000<br />

0.001<br />

0.0000<br />

0.0002<br />

∆n<br />

0.0004<br />

Abb. 2.14: Experimentell bestimmter Beugungswirkungsgrad η(∆n, ΘB) der eines lichtinduzierten<br />

Gitters in PMMA als Funktion der Brechungsindexänderung ∆n und der<br />

Abweichung ∆ΘB vom exakten Braggwinkel ΘB (Probe D019, Gitterkonstante<br />

Λ = 540 nm, Dicke des Gitters D = 2.8 mm). Das Gitter wurde bei einer Lichtwellenlänge<br />

von λ = 473.8nm ausgelesen.


3 Erzeugung von Phasenschüben für Neutronen<br />

Die Wechselwirkung eines Neutrons mit einem beliebigen Potential hat eine Änderung der Phase<br />

der dem Neutron zugeordneten Wellenfunktion zur Folge. Mittels interferometrischer Methoden<br />

kann die relative Phase zweier Wellenfelder durch kohärente Superposition experimentell be-<br />

stimmt werden. Dabei wird das Feld beim Eintritt ins Interferometer kohärent geteilt, räumlich<br />

separiert und am Ausgang des Interferometers wieder superponiert.<br />

Im Rahmen der Eikonal- Näherung ist es möglich, die Ausbreitung der Felder in Analogie zur<br />

geometrischen Optik als ”Strahlen” zu beschreiben [64]. Unter diesen Strahlen werden in der<br />

Neutronenoptik die klassischen Trajektorien der Neutronen verstanden. Die Phase der Wellen-<br />

funktion ist in dieser semiklassischen Näherung durch das Eikonal S bestimmt. Die Eikonalglei-<br />

chung lautet (vgl. Anhang A):<br />

(∇S) 2 = � 2 K 2 = 2m(E − V ) (3.1)<br />

Die Berechnung der Phasendifferenz zwischen den Teilstrahlen Ψ1 = A1e ıS1/� und<br />

Ψ2 = A2e ıS2/� , welche in einem Interferometer sowohl aufgrund der geometrischen Verhältnisse<br />

als auch infolge einer Wechselwirkung der Teilchenstrahlen mit einem Potential resultieren<br />

kann, erfolgt dann durch Integration entlang des gesamten optischen Weges im Interferometer<br />

[45].<br />

∆Φ = ∆S<br />

�<br />

⎡<br />

�<br />

1<br />

= ⎣S0 +<br />

�<br />

1<br />

�<br />

∇Sds − S0 +<br />

2<br />

⎤<br />

∇Sds⎦<br />

= 1<br />

�<br />

�<br />

�<br />

∇S · ds =<br />

Für die am Ausgang eines Interferometers superponierten Wellenfunktionen<br />

30<br />

K · ds = 1<br />

�<br />

�<br />

p · ds<br />

(3.2)


3.1. EIGENSCHAFTEN DES NEUTRONS 31<br />

berechnen sich die Intensitäten zu<br />

Ψ± = A1e ıS1/� ± A2e ıS2/�<br />

I± = |Ψ±| 2 = A 2 1 + A 2 2 ± A1A2<br />

2<br />

(3.3)<br />

cos(∆Φ). (3.4)<br />

Unter Zuhilfenahme des Formalismus der Kohärenzfunktionen wird in Kapitel 4 gezeigt, wie,<br />

durch Messung der Intensitäten I±(∆Φ) am Ausgang des Interferometers auf die Kohärenzeigen-<br />

schaften des Teilchenstrahls geschlossen werden kann. In Kapitel 6 erfolgt dann eine Diskussion<br />

und Präsentation der experimentellen Ergebnisse zur Bestimmung der Kohärenzcharakteristik<br />

zweier verschiedener Kleinwinkelstreuanlagen für kalte Neutronen.<br />

3.1 Eigenschaften des Neutrons<br />

Das Neutron wurde von Ernest Rutherford im Jahr 1920 [65] postuliert und 1932 von James<br />

Chadwick bei der Untersuchung der Kernreaktion 9 4B + 4 2He −→ 12<br />

6 C + 1 0N experimentell nach-<br />

gewiesen. In der Veröffentlichung seiner Entdeckung schreibt er [66]: ”These results, and others<br />

I have obtained in the course of the work, are very difficult to explain on the assumption that<br />

the radiation from beryllium is a quantum radiation, if energy and momentum are to be con-<br />

served in the collisions. The difficulties disappear, however, if it be assumed that the radiation<br />

consists of particles of mass 1 and charge 0, or neutrons. The capture of the α-particle by the<br />

Be 9 nucleus may be supposed to result in the formation of a C 12 nucleus and the emission of<br />

the neutron. From the energy relations of this process the velocity of the neutron emitted in<br />

the forward direction may well be about 3 × 10 9 cm/s. The collisions of the neutron with the<br />

atoms through which it passes give rise to the recoil atoms, and the observed energies of the<br />

recoil atoms are in fair agreement with this view. Moreover, I have observed that the protons<br />

ejected from hydrogen by the radiation emitted in the opposite direction to that of the exciting<br />

α-particle appear to have a much smaller range than those ejected by the forward radiation.<br />

This again receives a simple explanation of the neutron hypothesis.” Kurze Zeit später zeigt<br />

Werner Heisenberg [67, 68], dass es sich bei diesem neuen Teilchen um ein Elementarteilchen<br />

(Nukleon) handelt und formuliert das uns geläufige Protonen-Neutronen-Modell des Atomkerns.<br />

Das heute akzeptierte Standardmodell der Elementarteilchen beschreibt das Neutron als Baryon,


3.1. EIGENSCHAFTEN DES NEUTRONS 32<br />

zusammengesetzt aus einem up- und zwei down-Quarks. Mit einem Gesamtspin von 1/2 zählt<br />

es zu den Fermionen [69]. Die fundamentalen Eigenschaften des Neutrons sind in Tabelle 3.1<br />

aufgelistet.<br />

Masse m 1.6749279 ± 0.00000050 × 10 −27 kg<br />

Spin s 1<br />

2 �<br />

magnetisches Moment µn −1.91304272 ± 0.00000045 µN<br />

magnetische Polarisierbarkeit βn (2.7 ± 1.8 +1.3<br />

−1.6 ) × 10−4 fm 3<br />

Kernmagneton µN 5.05078658 ± 0.00000056 × 10 −27 J/T<br />

gyromagnetisches Verhältnis γ = 2µn/� 1.83247191 ± 0.00000045 × 10 8 rad s −1 T −1<br />

Lebensdauer (β-Zerfall) τ 885.7 ± 0.8 s<br />

elektrisches Dipolmoment dn < 6.3 × 10 −26 e cm<br />

elektrische Polarisierbarkeit αn (11 ± 1.6) × 10 −4 fm 3<br />

elektrische Ladung qn (−0.4 ± 1.1) × 10 −21 e<br />

mittlerer quadratischer Ladungsradius < r 2 n > −1.1161 ± 0.0022 fm 2<br />

Tab. 3.1: Fundamentale Eigenschaften des Neutrons [70, 71]<br />

Das Neutron kann einerseits als Teilchen mit Masse m [72], andererseits auch als Welle mit der<br />

De Broglie Wellenlänge λ beschrieben werden [73]. Für ein Neutron mit einer Geschwindigkeit<br />

v, der Planck’schen Konstante h und der Masse m, gelten folgende Beziehungen:<br />

De Broglie Relation: λ = h<br />

mv<br />

E = mv2<br />

2 = �2k2 2m<br />

= h2<br />

2mλ 2<br />

Neutronen werden bezüglich ihrer kinetischen Energie in folgende Bereiche eingeteilt:<br />

Neutronen Energie Wellenlänge<br />

ultrakalt ≤ 0.5 meV � 13 ˚A<br />

kalt 0.5 meV − 2 meV � 13˚A − 6 ˚A<br />

thermisch 2 meV − 100 meV � 6˚A − 1 ˚A<br />

epithermisch 100 meV − 1 keV � 1˚A − 0.01 ˚A<br />

mittelschnell 1 keV − 0.8 MeV � 0.01 ˚A − 0.0003 ˚A<br />

schnell ≥ 0.8 MeV � 0.0003 ˚A<br />

Tab. 3.2: Einteilung der Neutronen nach ihrer Energie bzw. ihrer De Broglie Wellenlänge<br />

(3.5)<br />

(3.6)


3.1. EIGENSCHAFTEN DES NEUTRONS 33<br />

3.1.1 Schwache Wechselwirkung<br />

Die schwache Wechselwirkung ist für den β-Zerfall und somit für die begrenzte Lebensdauer<br />

(τ ≈ 885.7 ± 0.8 s [70], τ ≈ 886.8 ± 3.4 s [74]) des freien Neutrons verantwortlich. Das Neutron<br />

zerfällt dabei in ein Proton, ein Elektron und ein Antineutrino:<br />

n → p + e − + νe<br />

Aufgrund der schwachen Wechselwirkung gebundene Zustände sind bisher unbekannt. Bei Streu-<br />

prozessen von Neutronen an Atomkernen überwiegen die starke- und die elektromagnetische<br />

Wechselwirkung. Die Reichweite der schwachen Wechselwirkung liegt in einer Größenordnung<br />

von 10 −3 fm.<br />

3.1.2 Gravitative Wechselwirkung<br />

Gravitative Beiträge zum Wechselwirkungspotential machen sich vor allem bei interferometri-<br />

schen Experimenten mit kalten und ultrakalten Neutronen als nicht zu vernachlässigende Pha-<br />

senschübe bemerkbar. Der Einfluss des Gravitationspotentials auf die Phase eines thermischen<br />

Neutronenstrahls wurde erstmals 1975 von Colella, Overhauser und Werner [75] untersucht.<br />

Von besonderem Interesse ist in diesem Zusammenhang die experimentelle Überprüfung des<br />

Äquivalenzprinzips, also der Proportionalität zwischen schwerer Masse mg und träger Masse mi<br />

[76, 77, 78, 79, 80, 81, 13, 82]. Die Hamiltonfunktion eines sich im Abstand r um einen Körper<br />

mit schwerer Masse Mg bewegenden Neutrons mit schwerer Masse mg lautet<br />

H(r, p) = p2<br />

2mi<br />

− G mgMg<br />

r<br />

(3.7)<br />

− ω · L. (3.8)<br />

Mit p ist hier der Impuls des Neutrons, mit G die Gravitationskonstante bezeichnet, ω ist die<br />

Winkelgeschwindigkeit der Erde und L = r × p der auf den Erdmittelpunkt bezogene Dre-<br />

himpuls des Neutrons. Die Bewegungsgleichung des Neutrons setzt sich aus den drei Termen<br />

Gravitationskraft, Zentrifugalkraft und Corioliskraft zusammen:<br />

mi¨r = mgg − miω × (ω × r) − 2miω × ˙r (3.9)


3.2. BERECHNUNG VON STREULÄNGEN 34<br />

Die Schwerebeschleunigung g wurde hier (näherungsweise) als konstant vorausgesetzt. Für das<br />

gravitative Wechselwirkungspotential gilt:<br />

Vgrav(r) = mg g · r (3.10)<br />

Der Phasenschub zwischen zwei Neutronenstrahlen im Interferometer, die sich in unterschiedli-<br />

chen Gravitationspotentialen befinden, beträgt<br />

∆Φgrav = mi<br />

�<br />

�<br />

˙rdr = 2πmimggλA sin α<br />

h 2 . (3.11)<br />

Hier ist A = L2<br />

2 tan ΘB die von den Teilstrahlen mit dem Öffnungswinkel 2ΘB im Interferometer<br />

der Länge L eingeschlossene Fläche, α der Winkel zwischen g und der Flächennormalen von A<br />

und g der Betrag der lokalen Schwerebeschleunigung.<br />

Die Bewegung eines Teilchens in einem Nichtinertialsystem, wie beispielsweise dem mit der<br />

Winkelgeschwindigkeit ω rotierenden Bezugssystem Erde, liefert zusätzliche Wechselwirkungs-<br />

beiträge infolge der Corioliskraft [83, 84], mit dem Wechselwirkungspotential<br />

Vcoriolis = −� ω · (r × k). (3.12)<br />

Für einen in horizontaler Richtung in ein LLL-Interferometer eintretenden Neutronenstrahl<br />

beträgt der durch die Corioliskraft verursachte Phasenschub (Sagnac-Effekt)<br />

∆Φs = mi<br />

�<br />

�<br />

(ω × r) · dr = 2miωA<br />

(sin ΘL cos α + sin γ sin ΘL sin α). (3.13)<br />

�<br />

Hier ist ΘL die geographische Breite am Ort der Messung und γ der Winkel zwischen der<br />

geographischen Nord-Süd-Richtung und dem ins Interferometer eintretenden Neutronenstrahl.<br />

3.2 Berechnung von Streulängen<br />

Die Stärke der Wechselwirkung zwischen Neutronen und Materie wird durch die Angabe von<br />

(gebundenen) Streulängen charakterisiert [85, 86, 45]. Die gesamte gebundene Streulänge b eines


3.2. BERECHNUNG VON STREULÄNGEN 35<br />

Atoms setzt sich aus den Beiträgen der in den folgenden Abschnitten besprochenen Wechselwir-<br />

kungen zusammen.<br />

b = bnuc + bmagn + bel + bpol<br />

(3.14)<br />

bnuc, bmagn und bel bezeichnen die einzelnen Beiträge der starken, magnetischen und elektrostati-<br />

schen Wechselwirkung, bpol berücksichtigt ein mögliches elektrisches Dipolmoment des Neutrons,<br />

welches einen Polarisationsbeitrag zur Gesamtstreulänge liefern würde. Die im Allgemeinen sta-<br />

tistische Verteilung der Neutronen- und Kernspins hat zusätzlich inkohärente Beiträge bi zur<br />

Gesamtstreulänge b zur Folge. Solche Beiträge sind beispielsweise für die starke Wechselwir-<br />

kung aufgrund ihrer Spinabhängigkeit zu erwarten. Diese inkohärenten Beiträge können als<br />

Fluktuationen ∆b um eine gemittelte Streulänge 〈b〉, der sogenannten kohärenten Streulänge<br />

bc aufgefasst werden, welche durch die Varianz quantifiziert werden können. Für die Gesamt-<br />

streulänge gilt dann:<br />

b = 〈b〉 + ∆b ≡ 〈b〉 + � 〈b 2 〉 − 〈b〉 2 (3.15)<br />

Durch Umgruppierung der einzelnen Terme in Gl. 3.14 bezüglich ihrer Spinabhängigkeit ist<br />

die Gesamtstreulänge als Summe eines kohärenten und eines inkohärenten Streulängenanteils<br />

darstellbar.<br />

3.2.1 Starke Wechselwirkung<br />

b = bc + bi<br />

(3.16)<br />

Die Stärke der Spin-Bahn-Wechselwirkung, der Foldy-Wechselwirkung sowie die Beiträge der<br />

elektrischen Wechselwirkungen sind um etwa zwei bis fünf Größenordnungen kleiner als die<br />

Beiträge der starken Wechselwirkung oder der magnetischen Dipolwechselwirkung. Daher trägt<br />

die starke Wechselwirkung neben der magnetischen Dipolwechselwirkung (Zeeman Wechselwir-<br />

kung) den dominierenden Anteil zur Gesamtwechselwirkung zwischen Neutronen und Materie<br />

bei. Das starke Wechselwirkungspotential zwischen einem Neutron und einem Atomkern an


3.2. BERECHNUNG VON STREULÄNGEN 36<br />

der Stelle rj kann wegen der, verglichen mit der De Broglie - Wellenlänge thermischer und kal-<br />

ter Neutronen (≈ 0.1 − 1 nm) relativ kurzen Reichweite der Kernkraft (≈ 1 fm), mithilfe eines<br />

Fermi-Pseudopotentials beschrieben werden.<br />

Vnuc(r) = 2π�2<br />

m bnuc δ(r − rj) (3.17)<br />

Eine an einem derartigen Potential gestreute ebene Welle kann näherungsweise als Superposition<br />

einer ebenen Welle und einer Kugelwelle beschrieben werden.<br />

Ψ(r) ≈ e ik·r e<br />

+ bnuc<br />

ikr<br />

r<br />

(3.18)<br />

Die Amplitude der Kugelwelle ist dabei durch die Streulänge bnuc und den Abstand r vom<br />

Potential definiert. Streuexperimenten zwischen Nukleonen zufolge setzt sich das starke Wech-<br />

selwirkungspotential aus einem spinunabhängigen Beitrag in Form eines Zentralpotentials und<br />

einem spinabhängigen Beitrag zusammen. Diese beiden Beiträge werden in Gl. 3.17 durch die<br />

Streulänge bnuc berücksichtigt. Wird nun der allgemeine Fall betrachtet, dass ein unpolarisierter<br />

Neutronenstrahl an einem Medium mit beliebiger Isotopenzusammensetzung oder Polarisation<br />

der Kernspins gestreut wird, muss über das Streuvolumen gemittelt und die Spinabhängigkeit der<br />

Wechselwirkungsbeiträge der Zusammensetzung des Mediums entsprechend statistisch gewich-<br />

tet werden. Der Kernspin I kann mit dem Neutronenspin s entweder parallel oder antiparallel<br />

zum Gesamtspin J± = I ± s koppeln. Die Anzahl der Einstellungsmöglichkeiten des Gesamt-<br />

spins beträgt für parallele Kopplung des Neutronenspins relativ zum Kernspin n+ = 2J+ + 1,<br />

für antiparallele Kopplung n− = 2J− + 1. Da die Wahrscheinlichkeit für beide Zustände des<br />

Gesamtspins gleich groß ist, berechnen sich die kohärenten und inkohärenten Streulängen zu<br />

bnuc,c = 〈b〉 =<br />

1<br />

n+ + n−<br />

bnuc,i = � 〈b 2 〉 − 〈b〉 2 =<br />

mit den Gewichtungsfaktoren g±<br />

(n+b+ + n−b−) = g+b+ + g−b−<br />

√ n+n−<br />

n+ + n−<br />

g+ =<br />

I + 1<br />

2I + 1<br />

(b− − b+) = √ g+g− (b+ − b−), (3.19)<br />

g− = I<br />

. (3.20)<br />

2I + 1


3.2. BERECHNUNG VON STREULÄNGEN 37<br />

Die Abhängigkeit der Wechselwirkung von der Orientierung des Neutronenspins relativ zum<br />

Kernspin wird durch die Streulängenbeiträge b+ (Neutronenspin parallel zum Kernspin) und<br />

b− (Neutronenspin antiparallel zum Kernspin) zur gebundenen Streulänge berücksichtigt [45].<br />

Auflösen des Gleichungssystems 3.19 nach b+ und b− führt auf<br />

�<br />

I<br />

Neutronenspin ↑↑ Kernspin: b+ = bnuc,c +<br />

I + 1 bnuc,i<br />

�<br />

I + 1<br />

Neutronenspin ↑↓ Kernspin: b− = bnuc,c − bnuc,i. (3.21)<br />

I<br />

Sowohl die statistische Verteilung der Kernspins der einzelnen Atome im Medium (Spinin-<br />

kohärenz) als auch die natürliche Verteilung der Isotope innerhalb einer Atomsorte (Isotopen-<br />

inkohärenz) führt zu inkohärenten Beiträgen der Gesamtstreulänge. Die inkohärente Streuung<br />

ist für einen in alle Raumwinkel verteilten isotropen Streuuntergrund verantwortlich (4π- Streu-<br />

ung). Für Anwendungen in der Neutronenoptik werden in vielen Fällen inkohärente Beiträge<br />

zur Streulänge vernachlässigt und lediglich kohärente Beiträge in Betracht gezogen. Wegen des<br />

Fehlens einer vollständigen Theorie der starken Wechselwirkung werden die kohärenten und<br />

inkohärenten Streulängen bnuc,c und bnuc,i im Allgemeinen experimentell bestimmt.<br />

Der Brechungsindex für Neutronen<br />

In Kapitel 2, Gl. 2.21, wurde der Neutronenbrechungsindex in Analogie zur Lichtoptik als<br />

Verhältnis des Betrags des Wellenvektors |K| im Medium zum Betrag des Wellenvektors |k|<br />

im Vakuum definiert. Der Betrag des Wellenvektors |K| ist dabei durch das Wechselwirkungs-<br />

potential V zwischen Medium und Neutronen und deren kinetische Energie E bestimmt. Im<br />

vorhergehenden Kapitel wurde das Potential eines einzelnen Streuzentrums mithilfe eines Fermi-<br />

Pseudopotentials angegeben. Für ein einatomiges System wird das sogenannte neutronenopti-<br />

sche Potential der starken Wechselwirkung durch Mittelung über alle Streuzentren des Streuvo-<br />

lumens definiert:<br />

Vnuc(r) = 2π�2<br />

m<br />

� �<br />

�<br />

bj δ(r − rj)<br />

j<br />

= 2π�2<br />

m<br />

〈ρbc (r)〉 (3.22)<br />

Mit ρbc (r) ist hier die gebundene Streulängendichte bezeichnet. Für ein einatomiges System<br />

ist die gemittelte gebundene Streulängendichte gleich dem Produkt der gebundenen kohärenten<br />

Streulänge bc und der gemittelten Teilchenzahldichte 〈 ρN(r)〉


3.2. BERECHNUNG VON STREULÄNGEN 38<br />

〈ρbc (r)〉 = bc〈ρN(r)〉. (3.23)<br />

Als gebundene kohärente Streulänge bc ist hier der Mittelwert der Streulängen bj aller im be-<br />

trachteten Volumen enthaltenen Atome<br />

bc = 〈bj〉 (3.24)<br />

bezeichnet. Für ein homogenes Medium berechnet sich die gemittelte Teilchenzahldichte 〈ρN(r)〉<br />

mithilfe der Massendichte ρ, der Avogarozahl NL und der Masse mj eines Streuzentrums zu<br />

〈ρ(r)〉 =<br />

� �<br />

j<br />

δ(r − rj)<br />

�<br />

= ρ NL<br />

�<br />

mj<br />

j<br />

. (3.25)<br />

Für ein Medium mit Molekülen oder Elementarzellen, welches aus verschiedenen Atomen<br />

und/oder Isotopen zusammengesetzt ist, muss über die einzelnen Streulängendichten ρk (r) sum-<br />

bc<br />

miert werden:<br />

ρbc<br />

(r) = �<br />

k<br />

ρ k bc (r) (3.26)<br />

Absorptionseffekte werden analog zur Lichtoptik mit komplexen Brechungsindizes n = n ′ − ın ′′<br />

bzw. mit komplexen Streulängen b = b ′ − ıb ′′ mithilfe eines totalen Reaktionsquerschnitts σr =<br />

σa + σs beschrieben [45, 87]. Der Absorptionswirkungsquerschnitt σa für ein bestimmtes Isotop<br />

ist dabei das Verhältnis des zeitlichen Mittelwertes der pro Zeiteinheit absorbierten Neutronen<br />

zur Anzahl der pro Zeit- und Flächeneinheit einfallenden Neutronen. Eine analoge Definition<br />

gilt für den Streuwirkungsquerschnitt σs als das Verhältnis des zeitlichen Mittelwertes der Rate<br />

gestreuter Neutronen zur Anzahl der pro Zeit- und Flächeneinheit einfallenden Neutronen. Unter<br />

Zuhilfenahme der Schrödingergleichung und Berücksichtigung des totalen Reaktionsquerschnitts<br />

berechnet sich der komplexe Neutronenbrechungsindex (vgl. Kapitel 2, Gl. 2.21) zu<br />

n = K<br />

k =<br />

�<br />

1 − Vnuc<br />

E ≈ 1 − λ2 �<br />

ρN<br />

b<br />

2π<br />

2 c −<br />

� �<br />

σr<br />

2<br />

2λ<br />

+ ı σrρNλ<br />

. (3.27)<br />


3.2. BERECHNUNG VON STREULÄNGEN 39<br />

Für schwach absorbierende, vorwiegend kohärent streuende Materialien kann der totale Reak-<br />

tionsquerschnitt σr vernachlässigt werden und Gleichung 3.27 vereinfacht sich zu<br />

3.2.2 Magnetische Wechselwirkung<br />

n ≈ 1 − λ2ρNbc . (3.28)<br />

2π<br />

Das magnetische Moment [88, 89, 90] des Neutrons führt zu Wechselwirkungen zwischen Neu-<br />

tronen und elektromagnetischen Feldern [91]. Näherungsweise ist das Wechselwirkungspotential<br />

durch die drei Hauptterme<br />

Vmagn = VZeeman + VSchwinger + VF oldy<br />

(3.29)<br />

bestimmt, wobei das Zeeman-Wechselwirkungspotential in ferromagnetischen Substanzen wie<br />

beispielsweise Fe, Ni oder Co den dominierenden Beitrag liefert. Unter Einbeziehung der ma-<br />

gnetischen Beiträge zum Wechselwirkungspotential berechnet sich der Neutronenbrechungsindex<br />

zu<br />

Zeeman Wechselwirkung<br />

n =<br />

�<br />

1 − Vnuc + Vmagn<br />

. (3.30)<br />

E<br />

Unter der sogenannten Zeeman Wechselwirkung wird die magnetische Dipolwechselwirkung zwi-<br />

schen dem magnetischen Moment des Neutrons µ n und einem magnetischen Feld B(r) verstan-<br />

den. Das magnetische Feld von Atomen mit permanentem magnetischen Moment verursacht ein<br />

Wechselwirkungspotential, welches hinsichtlich der Größenordnung mit dem der starken Wech-<br />

selwirkung vergleichbar ist. Das Potential für die Zeeman Wechselwirkung lautet<br />

VZeeman(r) = −µ n · B(r). (3.31)<br />

Der Phasenschub, den ein Neutron beim Passieren eines Magnetfeldes der Länge d erfährt,<br />

beträgt<br />

∆ΦZeeman = ± µnBmλd<br />

2π� 2 . (3.32)


3.2. BERECHNUNG VON STREULÄNGEN 40<br />

Schwinger Wechselwirkung<br />

Die Bewegung eines Neutrons mit magnetischem Moment µ n in einem elektrischen Feld E(r),<br />

beispielsweise dem Coulombfeld eines Atoms, führt zu einem geschwindigkeitsabhängigen Wech-<br />

selwirkungsbeitrag, der sogenannten Spin-Bahn-Kopplung [49, 92, 93]:<br />

VSchwinger(r) = − �<br />

mc µ n · [E(r) × k] (3.33)<br />

Auf ein Neutron, das sich mit der Geschwindigkeit v = �k/m in einem elektrischen Feld E<br />

bewegt, wirkt aufgrund seines Dipolmoments als relativistischer Effekt ein magnetisches Feld B.<br />

Dieses Magnetfeld B = �<br />

mc (E × k) verursacht einen relativen Phasenschub ∆ΦAC (Aharonov-<br />

Casher Effekt, Vektor-Aharonov-Bohm-Effekt) [94, 95, 96, 82] welcher für thermische Neutronen<br />

erstmals 1989 interferometrisch bestimmt wurde:<br />

∆ΦAC =<br />

� µnB<br />

�<br />

dt = ±2µn El (3.34)<br />

�c<br />

Mit l ist hier die effektive Wechselwirkungsdistanz bezeichnet, die das Neutron im Feld zurück-<br />

legt.<br />

Foldy Wechselwirkung<br />

Die Foldy-Wechselwirkung resultiert aus einer direkten Kopplung des magnetischen Dipolmo-<br />

ments des Neutrons mit dem Coulombfeld des Kerns. Sie hängt nicht von der Polarisation des<br />

Neutrons ab [97, 98, 99, 100].<br />

3.2.3 Elektrische Wechselwirkung<br />

VF oldy = − �µn<br />

2mc<br />

divE (3.35)<br />

Gemäß dem Quarkmodell besteht das Neutron aus drei Quarks, u-d-d. Die Ladung des u-Quarks<br />

beträgt 2/3, die der d-Quarks jeweils -1/3 der Elementarladung. Daher kann für das Neutron<br />

weder ein elektrisches Dipolmoment dn noch eine elektrische Polarisierbarkeit α ausgeschlossen<br />

werden. Die Existenz nichtverschwindender Wechselwirkungsbeiträge infolge eines elektrischen<br />

Dipolmoments oder einer elektrischen Polarisierbarkeit des Neutrons konnte bisher allerdings<br />

experimentell nicht verifiziert werden [101, 102].


3.2. BERECHNUNG VON STREULÄNGEN 41<br />

Elektrostatische Wechselwirkung<br />

Eine Ladungsdichtenverteilung ρ(r) des Neutrons in einem elektrischen Potential, beispielsweise<br />

dem elektrischen Potential eines Atoms Ve(r), hat zusätzliche elektrostatische Wechselwirkungs-<br />

beiträge zur Folge [45, 103]. Durch Multipolentwicklung des über die Dimension eines Neutrons<br />

als konstant angenommenen Potentials Ve(r) erhält man für die ersten drei Terme des Wechsel-<br />

wirkungspotentials<br />

mit den Entwicklungskoeffizienten<br />

Vel(r) = (q0 + q1∇ + ɛ∇ 2 + ...)Ve(r), (3.36)<br />

q0 =<br />

�<br />

�<br />

ρ(r)dV<br />

q1<br />

ɛ<br />

=<br />

=<br />

rρ(r)dV<br />

1<br />

�<br />

r<br />

6<br />

2 ρ(r)dV. (3.37)<br />

Der erste Term der Multipolentwicklung berücksichtigt eine mögliche Ladung des Neutrons, der<br />

zweite Term die Wechselwirkung zwischen einem elektrischen Dipolmoment dn des Neutrons<br />

und dem elektrischen Potential des Atoms. Der dritte Term bringt den Wechselwirkungsbeitrag<br />

eines Quadrupolmoments des Neutrons mit dem elektrischen Feld des Atoms zum Ausdruck.<br />

Elektrische Polarisierbarkeit<br />

Aufgrund der internen Ladungsverteilung ist für ein Neutron, das sich in einem elektrischen Feld<br />

befindet, ein Beitrag einer elektrischen Polarisierbarkeit αn = dn/E möglich [104, 105, 106, 107].<br />

Die experimentell bestimmte obere Schranke dafür wird derzeit mit αn = (11 ± 1.6) × 10 −4 fm 3<br />

angegeben [70]. Ein solcher Beitrag der elektrischen Polarisierbarkeit würde in einem elektrischen<br />

Feld E folgendes zusätzliche Wechselwirkungspotential Vpol liefern:<br />

Vpol = 1 2<br />

αnE<br />

2<br />

(3.38)


4 Kohärenz<br />

Interferometrische Experimente eröffnen die Möglichkeit, nicht nur die Intensitäten, sondern<br />

durch kohärente Superposition der Wellenfelder auch die relativen Phasen der den Wellenfeldern<br />

zugeordneten Wellenfunktionen zu bestimmen. Die Intensität I eines Teilchenstrahls ist definiert<br />

als der zeitliche Mittelwert 1 der Teilchenstromdichte, also der zeitlich gemittelten Teilchenzahl,<br />

welche in einem bestimmten Zeitintervall auf einer Fläche senkrecht zur Ausbreitungsrichtung<br />

detektiert wird. Sie ist proportional zur zeitlich gemittelten Teilchenzahl- oder Wahrscheinlich-<br />

keitsdichte 〈|Ψ| 2 〉:<br />

I ∝ 〈|Ψ| 2 〉 = lim<br />

T →∞<br />

1<br />

2T<br />

�T<br />

−T<br />

ΨΨ ∗ dt (4.1)<br />

Liegt die Dauer 2T der zeitlichen Mittelung in der Größenordnung der Kohärenzzeit tc = 1/∆ν<br />

des Feldes mit der Frequenzbreite ∆ν, wird vom kurzzeitigen Mittel gesprochen. Für stationäre,<br />

stochastische Felder fluktuieren die kurzzeitigen Mittelwerte um einen festen Wert, das langzei-<br />

tige Mittel. Im Folgenden wird dieser langzeitige Mittelwert der Teilchenzahl- oder Wahrschein-<br />

lichkeitsdichte kurz als (normierte) Intensität I eines Teilchenstrahls bezeichnet.<br />

Bei den betrachteten Teilchen handelt es sich um freie Quanten, die der Dispersionsgleichung<br />

p 2 = m 2 0 c2 = E 2 /c 2 − p 2 gehorchen und deren Polarisationszustand unbestimmt ist. Mit<br />

p ist hier der Viererimpuls bezeichnet. Verluste durch Absorption werden bei den nachfol-<br />

genden Überlegungen vernachlässigt. Die Gesamtteilchenzahl bleibt dem System somit erhalten.<br />

1 Mit 〈g〉 werden im Folgenden zeitliche Mittelwerte 〈g〉 = lim<br />

T →∞<br />

1<br />

2T<br />

T�<br />

−T<br />

g(t)dt beschrieben. Unter 〈g〉 wird im<br />

Allgemeinen der Mittelwert eines Ensembles zufallsverteilter (stochastischer) Prozesse verstanden. Ein zufallsverteilter<br />

Prozess g(t) liegt vor, wenn g in einer nichtdeterministischen Weise von t abhängt. In diesem Sinn<br />

kann g(t) statistisch mithilfe von Wahrscheinlichkeitsverteilungen bzw. Wahrscheinlichkeitsdichten beschrieben<br />

werden. Im Fall, dass die Wahrscheinlichkeitsdichten eines zufallsverteilten Prozesses invariant gegenüber<br />

zeitlicher Verschiebung sind, wird von stationären Prozessen gesprochen. Wird an den stochastischen Prozess<br />

zusätzlich die Forderung gestellt, dass sämtliche Ensemblemittelwerte den zeitlichen Mittelwerten entsprechen,<br />

handelt es sich um ergodische Prozesse. Für stationäre, ergodische stochastische Prozesse kann der Mittelwert<br />

über das Ensemble durch den zeitlichen Mittelwert ersetzt werden.<br />

42


Der Zustand des in das Interferometer eintretenden Neutronenstrahls wird in der Impulsdar-<br />

stellung durch die Funktion a(p, E) beschrieben. Die Präparation der Impulsverteilung eines<br />

Neutronenstrahls erfolgt nach dem Austritt der Neutronen aus dem Moderator häufig durch<br />

mechanische Wellenlängenselektion und Kollimation (vgl. Kapitel 6). Die Ortsdarstellung der<br />

Zustandsfunktion berechnet sich durch Fouriertransformation der Impulsdarstellung zu<br />

Ψ(x, t) =<br />

1<br />

� (2π�) 3<br />

bzw. mithilfe der De-Broglie-Relationen E = �ω und p = �k zu<br />

Ψ(x, t) =<br />

1<br />

� (2π) 3<br />

�∞<br />

−∞<br />

�∞<br />

−∞<br />

43<br />

a(p, E)e ı<br />

� (p·x−Et) d 3 p dE (4.2)<br />

a(k, ω)e ı(k·x−ωt) d 3 k dω. (4.3)<br />

Die Zustandsfunktionen a(p, E), a(k, ω) bzw. Ψ(x, t) sind Lösungen der Schrödingergleichung<br />

(Gl. 2.29) und werden als Wellenfunktionen bezeichnet.<br />

Am Eingang des Interferometers wird der sich im Zustand Ψ befindliche Teilchenstrahl kohärent<br />

in zwei Teilstrahlen Ψ ′ und Ψ ′′ aufgespalten<br />

Ψ ′ (x, t) =<br />

Ψ ′′ (x, t) =<br />

1<br />

� (2π) 3<br />

1<br />

� (2π) 3<br />

�∞<br />

−∞<br />

∞<br />

�<br />

−∞<br />

a ′ (k, ω)e i(k·x−ωt) d 3 k dω<br />

a ′′ (k, ω)e i(k·x−ωt) d 3 k dω (4.4)<br />

und am Ausgang des Interferometers wieder zur Überlagerung Ψout± gebracht:<br />

Ψout± = Ψ ′ ± Ψ ′′<br />

Aufgrund der Winkel- und Wellenlängenselektivität der strahlmanipulierenden Komponenten<br />

eines Neutroneninterferometers sind die Zustandsfunktionen a ′ (k, ω) und a ′′ (k, ω) bzw. Ψ ′ (x, t)<br />

und Ψ ′′ (x, t) der beiden Teilstrahlen im Allgemeinen unterschiedlich. Wechselwirkungen der<br />

Teilstrahlen mit beliebigen Potentialen oder geometrische Weglängenunterschiede im Interfero-<br />

meter haben zusätzlich eine Änderung der Phasen der Zustandsfunktionen der Teilstrahlen zur<br />

(4.5)


Folge. Einflüsse infolge von Justageungenauigkeiten der Interferometergitter, welche bei einem<br />

realen Interferometer unvermeidbar sind und beispielsweise unterschiedliche Ausbreitungsrich-<br />

tungen der Teilstrahlen am Ausgang des Interferometers verursachen können, werden bei den<br />

anschließenden Betrachtungen vernachlässigt.<br />

Abbildung 4.1 zeigt den prinzipiellen Aufbau eines idealen Interferometers. Unter der Voraus-<br />

setzung, dass Absorptionseffekte an den Potentialen vernachlässigt werden dürfen, kann deren<br />

Wirkung auf die Teilstrahlen im Interferometer durch unitäre Operatoren VI = exp (ı ΦI) und<br />

VII = exp (ı ΦII) beschrieben werden.<br />

�<br />

�'<br />

�''<br />

V I<br />

V II<br />

Abb. 4.1: Prinzipskizze eines idealen Interferometers<br />

44<br />

�out � � V� � ' � V�� � ''<br />

Die Wellenfunktion Ψout±(ΦI, ΦII, x, t) der am Ausgang des Interferometers superponierten Teil-<br />

strahlen in Abhängigkeit der durch die Potentiale verursachten Phasen ΦI und ΦII lautet:<br />

Ψout±(ΦI, ΦII, x, t) = VIΨ ′ ± VIIΨ ′′ = e ı ΦI Ψ ′ ± e ı ΦII Ψ ′′ = ΨI ± ΨII<br />

Die Intensität I±(∆Φ, x, t) als Funktion des Phasenschubes ∆Φ = ΦI − ΦII der durch die<br />

optischen Komponenten des Interferometers und die Potentiale modifizierten und hinter dem<br />

Interferometer superponierten Teilstrahlen berechnet sich somit zu<br />

(4.6)


4.1. KORRELATIONSFUNKTIONEN 45<br />

I±(∆Φ, x, t) = 〈Ψ out± Ψ∗ out± 〉 = 〈(ΨI ± ΨII)(ΨI ± ΨII) ∗ 〉<br />

= 〈|ΨI| 2 + |ΨII| 2 ± Ψ ∗ IΨII ± ΨIΨ ∗ II〉<br />

= 〈|ΨI| 2 〉 + 〈|ΨII| 2 〉 ± 2ℜ〈ΨIΨ ∗ II〉<br />

≡ ΓI, I(0, x, t) + ΓII, II(0, x, t) ± 2ℜ [ΓI, II(∆Φ, x, t)]<br />

= II + III ± 2ℜ [ΓI, II(∆Φ, x, t)]. (4.7)<br />

Mit ΓI, II(∆Φ, x, t) ist hier die komplexe Kreuzkorrelationsfunktion bezeichnet (es wurde verwen-<br />

det a ∗ b+ab ∗ = 2ℜ(ab ∗ )). Im Fall identischer Wellenfunktionen handelt es sich bei ΓI, I(∆Φ, x, t)<br />

bzw. ΓII, II(∆Φ, x, t) um die komplexen Autokorrelationsfunktionen, welche für ∆Φ = 0 den<br />

Intensitäten II bzw. III entsprechen [108, 109, 110, 111, 112, 113, 114]. 2<br />

4.1 Korrelationsfunktionen<br />

Der Formalismus der Korrelationsfunktionen lässt sich einfach mithilfe des Young’schen Inter-<br />

ferenzexperiments veranschaulichen (vgl. Abb. 4.2) [108, 110, 115].<br />

Betrachtet werden die Feldkorrelationen einer Strahlungsquelle an zwei unterschiedlichen Orten<br />

PI und PII einer Lochmaske. Die Korrelationseigenschaften des Feldes hängen dabei sowohl von<br />

der räumlichen Ausdehnung der Strahlungsquelle als auch von deren spektraler Verteilung ab.<br />

Die Transmission der Lochmaske an den Orten PI und PII ist durch die komplexen Funktionen<br />

AI und AII bestimmt. Der Abstand zwischen der Lochmaske und der Beobachtungsebene<br />

sei groß gegenüber der Zentralwellenlänge des Strahlungsfeldes (d ≫ λ0). Die geometrischen<br />

Weglängen zwischen den Orten PI und PII der Lochmaske und dem Beobachtungspunkt P<br />

betragen RI = t1c bzw. RI = t2c, mit c als mittlere Ausbreitungsgeschwindigkeit des Feldes.<br />

Die Feldstärke am Punkt P eines in einiger Entfernung von der Lochmaske angebrachten Schirms<br />

beträgt<br />

Ψ(x, t) = AIΨ(x1, t − t1) + AIIΨ(x2, t − t2) = ΨI(x1, t − t1) + ΨII(x2, t − t2) (4.8)<br />

Die Intensität der am Punkt P superponierten Felder berechnet sich mit ∆t = t2 − t1 zu:<br />

2 Bei Korrelationen zwischen zwei Raum-Zeit-Punkten wird häufig von Korrelationen 2. Ordnung gesprochen.<br />

Intensitätskorrelationen 〈|ΨI| 2 |ΨII| 2 〉 werden als Korrelationen 4. Ordnung bezeichnet. Die Korrelationsfunktionen<br />

entsprechen einer Faltung h(x) = f(−x) ◦ g ∗ (x)


4.1. KORRELATIONSFUNKTIONEN 46<br />

P I<br />

P II<br />

�I( x1,<br />

t)<br />

���( x2, t)<br />

R I<br />

R II<br />

Lochmaske Schirm<br />

d<br />

P<br />

�( x,t)<br />

Abb. 4.2: Veranschaulichung des Formalismus der Korrelationsfunktionen mithilfe des<br />

Young’schen Interferenzexperiments.<br />

I(x, ∆t) = 〈Ψ(x, t)Ψ(x, t) ∗ 〉<br />

= 〈(ΨI(x1, t − t1) + ΨII(x2, t − t2))(ΨI(x1, t − t1) + ΨII(x2, t − t2)) ∗ 〉<br />

= 〈|ΨI(x1, t − t1)| 2 〉 + 〈|ΨII(x2, t − t2)| 2 〉 + 2ℜ〈ΨI(x1, t − t1)ΨII(x2, t − t2)〉<br />

≡ Γ(x1, 0) + Γ(x2, 0) + 2ℜ [Γ(x1, x2, ∆t)]<br />

= II + III + 2ℜ [Γ(x1, x2, ∆t)]. (4.9)<br />

Die Kreuzkorrelationsfunktion bzw. die Autokorrelationsfunktionen sind auf folgende Weise<br />

definiert:<br />

Γ(x1, x2, ∆t) := 〈ΨIΨ ∗ II〉 = lim<br />

T →∞<br />

Γ(x1, ∆t) := 〈ΨIΨ ∗ I〉 = lim<br />

T →∞<br />

Γ(x2, ∆t) := 〈ΨIIΨ ∗ II〉 = lim<br />

T →∞<br />

1<br />

2T<br />

�T<br />

−T<br />

�<br />

1<br />

2T<br />

T<br />

−T<br />

−T<br />

ΨI(x1, t)Ψ ∗ (x2, t + ∆t)dt (4.10)<br />

ΨI(x1, t)Ψ ∗ I(x1, t + ∆t)dt (4.11)<br />

�T<br />

1<br />

ΨII(x2, t)Ψ<br />

2T<br />

∗ II(x2, t + ∆t)dt (4.12)


4.1. KORRELATIONSFUNKTIONEN 47<br />

Die Messung der Intensitäten am Ausgang eines Interferometers ermöglicht somit eine direkte<br />

Bestimmung des Realteils der Kreuzkorrelationsfunktion.<br />

Eine zur Charakterisierung der Modulationsstärke eines Interferogramms geeignete Größe ist die<br />

sogenannte Sichtbarkeit v (engl. visibility), welche auch als Kontrastverhältnis bezeichnet wird<br />

[116]. Die Sichtbarkeit wird mithilfe der maximalen und minimalen Intensität des Interferenz-<br />

musters gebildet und ist auf folgende Weise definiert: 3<br />

v(x, ∆t) := Imax − Imin<br />

Imax + Imin<br />

(4.13)<br />

Da die Intensitäten in Abhängigkeit des Phasenunterschiedes im Allgemeinen mit<br />

2ℜ [Γ(x1, x2, ∆t)] um einen festen Wert II +III oszillieren, werden zur Berechnung der Sichtbar-<br />

keit die Beträge der Korrelationsfunktionen herangezogen. Für die Intensitäten Imax und Imin<br />

gilt<br />

Imax(x, ∆t) = II + III + 2 | Γ(x1, x2, ∆t) | und<br />

Imin(x, ∆t) = II + III − 2 | Γ(x1, x2, ∆t) | . (4.14)<br />

Durch Einsetzen von Gl. 4.14 in Gl. 4.13 kann nun die Sichtbarkeit als Funktion der räumlichen<br />

bzw. zeitlichen Separation der interferierenden Wellenfunktionen ausgedrückt werden:<br />

v(x, ∆t) = 2 | Γ(x1, x2, ∆t) |<br />

Γ(x1, 0) + Γ(x2, 0)<br />

= 2 | Γ(x1, x2, ∆t) |<br />

II + III<br />

= 2√ IIIII<br />

II + III<br />

| γ(x1, x2, ∆t) | . (4.15)<br />

Mit |γ(x1, x2, ∆t)| ist hier die normierte Kohärenz- bzw. Korrelationsfunktion bezeichnet, m =<br />

2 √ IIIII/(II + III) ist die aus Gl. 2.1 bekannte Modulation. 4 Somit lautet die Gesamtintensität<br />

(Gl. 4.7) als Funktion der Sichtbarkeit v mithilfe von Gl. 4.15:<br />

3 Zur Spezifizierung eines Interferometers wird häufig der Maximalwert der Sichtbarkeit v(x, 0) verwendet.<br />

4 Die normierte Kohärenz- bzw. Korrelationsfunktion wird oft auch als Kohärenzgrad oder komplexes Maß<br />

gegenseitiger Kohärenz bezeichnet.


4.2. ZEITLICHE KOHÄRENZ 48<br />

I(x, ∆t) = II + III + 2 � IIIII ℜ[γ(x1, x2, ∆t)] = (II + III) [1 + v(x, ∆t)] (4.16)<br />

Die experimentelle quantitative Untersuchung von Kohärenzeigenschaften eines Teilchenensem-<br />

bles erfolgt oft unter vereinfachten Bedingungen, d.h. räumliche (engl. spatial) und zeitliche<br />

(engl. temporal) Kohärenzeigenschaften werden unabhängig voneinander betrachtet. In den fol-<br />

genden Unterabschnitten sollen die Spezialfälle der zeitlichen und räumlichen Kohärenz genauer<br />

besprochen werden.<br />

4.2 Zeitliche Kohärenz<br />

Das Konzept der zeitlichen Kohärenz befasst sich mit der Frage, welchen Einfluss die spektrale<br />

Verteilung des Teilchenstrahls auf seine Kohärenzeigenschaften hat. Die Phase des Feldes Ψ(x, t)<br />

in einer Ebene senkrecht zur Ausbreitungsrichtung wird als konstant angenommen. Am Beispiel<br />

eines Michelson-Interferometers kann das Konzept der zeitlichen Kohärenz auf einfache Weise<br />

veranschaulicht werden, indem durch Variation des geometrischen Strahlwegs in einem Arm<br />

des Interferometers ein Laufzeitunterschied zwischen den beiden Teilstrahlen erzeugt wird. In<br />

einem Mach-Zehnder-Interferometer kann ein solcher Laufzeitunterschied mithilfe eines (nicht<br />

dispersiven) Phasenschiebers realisiert werden, welcher in einen der beiden Interferometerarme<br />

eingebracht wird (Abb. 4.3).<br />

�<br />

�'<br />

�''e i(������<br />

�'e i���<br />

�''e i�����<br />

Abb. 4.3: Skizze eines Mach-Zehnder-Interferometers<br />

�� � �r'e ��t''e<br />

i� i( ����<br />

i��� i(3������<br />

�� ���t'e ��r''e


4.2. ZEITLICHE KOHÄRENZ 49<br />

Ein in ein ideales Mach-Zehnder-Interferometer eintretender, sich im Zustand Ψ befindlicher<br />

Teilchenstrahl der Intensität I wird mithilfe eines Strahlteilers symmetrisch in zwei Teilstrah-<br />

len getrennt und dabei räumlich separiert. Diese Teilstrahlen werden mittels Spiegel auf einen<br />

weiteren Strahlteiler gelenkt. Die geometrische Anordnung der optischen Komponenten des In-<br />

terferometers bringt dabei die Teilstrahlen hinter dem zweiten Strahlteiler wieder zur räumlichen<br />

Überlagerung. Reflexionen an den Strahlteilern und Spiegeln haben für die Teilstrahlen Pha-<br />

senschübe von jeweils π/2 zur Folge [117]. Durch das Einbringen eines Potentials in einen der<br />

beiden Interferometerpfade wird nun zusätzlich eine Phasendifferenz ∆Φ zwischen den beiden<br />

Teilstrahlen erzeugt. Die Wechselwirkung mit dem Potential verursache keinen Strahlversatz,<br />

sondern lediglich eine Änderung der Phase in Ausbreitungsrichtung des Teilchenstrahls um e ıΦ .<br />

Eine einfache Intensitätsmessung an dem durch das Potential modifizierten Teilstrahl im Zu-<br />

stand Ψ ′′ e ıΦ erlaubt keine Rückschlüsse auf dessen relative Phase.<br />

I ′′ = 〈(Ψ ′′ e ıΦ )(Ψ ′′ e ıΦ ) ∗ 〉 (4.17)<br />

Erst durch kohärente Superposition der sich in den Zuständen Ψ ′′ (x, t) und Ψ ′ (x, t) befindlichen<br />

Teilstrahlen ist es möglich, auf die durch das Potential verursachte relative Phase zu schließen.<br />

Unter der Voraussetzung symmetrischer Strahlteiler lautet die Wellenfunktionen an den beiden<br />

Ausgängen 0 und H des Interferometers:<br />

Ψ0 = Ψ<br />

2 eıπ (1 + e ıΦ )<br />

ΨH = Ψ<br />

2 eıπ/2 (1 − e ıΦ ) (4.18)<br />

Für einen quasimonochromatischen Teilchenstrahl berechnen sich die Intensitäten somit zu:<br />

I0(Φ) = 〈Ψ0Ψ ∗ 0〉 = I<br />

(1 + cos Φ)<br />

2<br />

IH(Φ) = 〈ΨHΨ ∗ H〉 = I<br />

(1 − cos Φ)<br />

2<br />

(4.19)<br />

Eine Änderung des optischen Weglängenunterschieds im Interferometer aufgrund einer Wech-<br />

selwirkung der interferenzfähigen Teilstrahlen mit einem Potential hat also für die das Inter-<br />

ferometer verlassenden Strahlen gegenläufige kosinusförmige Oszillationen der Intensitäten zur


4.2. ZEITLICHE KOHÄRENZ 50<br />

Folge. Diese funktionale Abhängigkeit der Intensität der superponierten Teilchenstrahlen von<br />

der Phasendifferenz wird als Interferenz bezeichnet.<br />

Auf alternative Weise kann das Interferometer bequem mithilfe einer Matrizengleichung beschrie-<br />

ben werden. Die Komponenten des Interferometers sind dabei durch 2 × 2-Matrizen dargestellt.<br />

Diese Matrizen erlauben es, die den Eingangsmoden zugeordneten Wellenfunktionen in jene der<br />

Ausgangsmoden zu transformieren:<br />

� Ψ0<br />

ΨH<br />

�<br />

= 1 √ 2<br />

= − 1<br />

2<br />

= Ψ<br />

2<br />

� �<br />

1 ı<br />

·<br />

ı 1<br />

� �<br />

eıΦ 0<br />

·<br />

0 1<br />

�<br />

(1 + eıΦ ) ı(1 − eıΦ )<br />

−ı(1 − eıΦ ) (1 + eıΦ �<br />

·<br />

)<br />

�<br />

eıπ (1 + eıΦ )<br />

eıπ/2 (1 − eıΦ �<br />

)<br />

� �<br />

0 ı<br />

·<br />

ı 0<br />

1 √<br />

2<br />

� �<br />

Ψ<br />

0<br />

� �<br />

1 ı<br />

·<br />

ı 1<br />

� �<br />

Ψ<br />

0<br />

(4.20)<br />

Die den optischen Komponenten eines Interferometers zugehörigen Matrizen sind in Anhang B<br />

aufgelistet (Tabelle B.1).<br />

4.2.1 Kreuzkorrelationstheorem und <strong>Wien</strong>er-Khintchine Theorem<br />

Für einen monochromatischen Teilchenstrahl ist die Korrelationsfunktion kosinusförmig modu-<br />

liert. Die Sichtbarkeit der Interferenzen hängt lediglich vom Intensitätsverhältnis der superpo-<br />

nierten Strahlen ab. Handelt es sich aber, wie es bezüglich der Energieverteilung beispielsweise<br />

für thermische Neutronen der Fall ist, um ein Boltzmann-verteiltes Ensemble von Zuständen<br />

a(ω), stellt sich die Frage nach dem funktionalen Zusammenhang zwischen der Zustandsvertei-<br />

lung und der Korrelationsfunktion. Dieser Zusammenhang wird durch das Kreuzkorrelations-<br />

theorem hergestellt, welches mittels einer Fouriertransformation die Kreuzkorrelationsfunktion<br />

ΓI,II(∆t) mit dem Produkt der Zustandsfunktionen aI(ω) und a∗ II (ω) zweier Teilchenstrahlen<br />

verknüpft:<br />

ΓI,II(∆t) = 〈ΨI(t)Ψ ∗ II(t + ∆t)〉 = F[aI(ω)a ∗ II(ω)] (4.21)<br />

Der Beweis des Kreuzkorrelationstheorems ist in Anhang C angeführt.


4.3. RÄUMLICHE KOHÄRENZ 51<br />

Das <strong>Wien</strong>er-Khintchine-Theorem (Autokorrelationstheorem) ist ein Spezialfall des Kreuzkorre-<br />

lationstheorems für identische Zustandsfunktionen aI = aII bzw. ΨI = ΨII:<br />

Γ(∆t) = 〈Ψ(t)Ψ ∗ (t + ∆t)〉 = F[ | a(ω) | 2 ] (4.22)<br />

Abbildung 4.6 zeigt die mithilfe des <strong>Wien</strong>er-Khintchine Theorems berechnete Autokorrelations-<br />

funktion für ein experimentell bestimmtes Leistungsspektrum | a(ω) | 2 einer Neutronenklein-<br />

winkelstreuanlage.<br />

4.3 Räumliche Kohärenz<br />

Während im vorhergehenden Abschnitt der Einfluss der spektralen Verteilung eines Teilchen-<br />

ensembles auf dessen Kohärenzeigenschaften diskutiert wurde, sollen nun Auswirkungen der<br />

räumlichen Ausdehnung einer Strahlungsquelle auf die Kohärenzeigenschaften des von der Quelle<br />

emittierten Feldes untersucht werden. Die Strahlungsquelle wird im Folgenden als eben und<br />

quasimonochromatisch betrachtet. Die Intensitäts- bzw. Feldstärkenverteilung der Quelle wird<br />

durch die Funktionen I(η, ξ) bzw. Ψ(η, ξ) beschrieben. Zwischen den von unterschiedlichen<br />

Quellpunkten emittierten Feldern bestehe keine Korrelation. Zur Veranschaulichung des Kon-<br />

zepts der räumlichen Kohärenz werden wieder die Phasenkorrelation des Feldes an den Or-<br />

ten P1 und P2 einer Lochmaske eines Youngschen Interferometers betrachtet (vgl. Abb. 4.2)<br />

[108, 110, 115].<br />

Die Feldamplituden an den Punkten P1 und P2 der Lochmaske im Abstand L von der Quelle<br />

berechnen sich durch Integration über die Feldamplitudenverteilung der gesamten Quelle:<br />

Ψ(P1) =<br />

Ψ(P2) =<br />

�<br />

Quelle<br />

�<br />

Quelle<br />

Ψ(η, ξ)eıkr1(η,ξ) dηdξ<br />

r1(η, ξ)<br />

Ψ(η, ξ)eıkr2(η,ξ) dηdξ (4.23)<br />

r2(η, ξ)<br />

Abbildung 4.4 zeigt die geometrischen Verhältnisse zur Berechnung der Feldamplituden Ψ(P1)<br />

und Ψ(P2) für zwei exemplarisch ausgewählte Quellpunkte mit den Amplituden Ψ(η, ξ) und<br />

Ψ(η ′ , ξ ′ ). Die in einiger Entfernung von der Lochmaske bestimmte Intensität der superponierten<br />

Felder Ψ(P1) + Ψ(P2) lautet


4.3. RÄUMLICHE KOHÄRENZ 52<br />

�( ���)<br />

I( ���)<br />

�( �'��') L<br />

r1( ���)<br />

r2( ���)<br />

r1( �'��') r2( �'��') �( P2) �(P )<br />

1<br />

�(P ,P )<br />

1 2<br />

Quelle Lochmaske<br />

Detektor<br />

Abb. 4.4: Veranschaulichung des Konzeptes der räumlichen Kohärenz einer ausgedehnten,<br />

quasimonochromatischen Quelle mithilfe des Youngschen Interferenzexperimentes.<br />

Für zwei Quellpunkte sind exemplarisch die Feldamplituden Ψ(η, ξ) und Ψ(η ′ , ξ ′ )<br />

eingezeichnet.<br />

mit der räumlichen Korrelationsfunktion<br />

I(P1, P2) = 〈(Ψ(P1) + Ψ(P2))(Ψ(P1) + Ψ(P2)) ∗ 〉<br />

Γ(P1, P2) =<br />

= I(P1) + I(P2) + 2ℜ[Γ(P1, P2)], (4.24)<br />

�<br />

Quelle<br />

I(η, ξ) e−ık(r1(η,ξ)−r2(η,ξ))<br />

dηdξ. (4.25)<br />

r1(η, ξ)r2(η, ξ)<br />

Für punktförmige Strahlungsquellen ist die Phase eines emittierten monochromatischen Wellen-<br />

feldes an jedem Ort zu jedem Zeitpunkt eindeutig definiert, d.h. die räumliche Kohärenz des<br />

Feldes ist maximal. Die räumliche Korrelationsfunktion entspricht einer Fouriertransformation<br />

der Intensitätsverteilung I(η, ξ) der Quelle. Für den eindimensionalen Fall lautet die Korrela-<br />

tionsfunktion Γ(x, Θ) einer ausgedehnten Quelle mit der Distanz L zwischen Quelle und Maske<br />

in der Näherung achsennaher Strahlen (L ≫ x, Θ ≈ arctan(x/L)) und 2π/k ≪ L:<br />

Γ(x, Θ) ≈ 1<br />

L2 �∞<br />

−∞<br />

I(Θ)e −ıkx sin Θ dΘ (4.26)


4.4. KOHÄRENZEIGENSCHAFTEN VON NEUTRONEN 53<br />

Zur Herleitung der Berechnung der Korrelationsfunktion für den eindimensionalen Fall sowie<br />

einer Skizze zur Illustration der geometrischen Verhältnisse sei auf Anhang D verwiesen.<br />

4.3.1 Van Cittert-Zernike-Theorem<br />

Der Zusammenhang zwischen der Intensitätsverteilung einer räumlich ausgedehnten, quasimo-<br />

nochromatischen, inkohärenten Strahlungsquelle und der auf die Gesamtintensität normierten<br />

Korrelationsfunktion<br />

γ(P1, P2) =<br />

�<br />

Quelle<br />

I(η, ξ)e −ık(r1(η,ξ)−r2(η,ξ)) dηdξ<br />

�<br />

Quelle<br />

I(η, ξ)dηdξ<br />

(4.27)<br />

wird durch eine Fouriertransformation hergestellt und als Van Cittert-Zernike-Theorem bezeich-<br />

net [108, 110, 111]. Das Van Cittert-Zernike-Theorem beschreibt Korrelationen an zwei Punkten<br />

des Feldes und stellt das räumliche Analogon zum <strong>Wien</strong>er-Khintchine-Theorem dar. Es wurde<br />

erstmals von Van Cittert (1934) [118] und etwas später in allgemeinerer Form von Zernike (1938)<br />

[119] formuliert.<br />

Unter Beschränkung auf kleine Winkel Θ berechnet sich die normierte Korrelationsfunktion für<br />

den eindimensionalen Fall näherungsweise zu<br />

(vgl. Abb. 4.8 und Anhang D).<br />

γ(x, Θ) ≈<br />

�<br />

I(Θ)e<br />

Quelle<br />

−ıkx sin ΘdΘ �<br />

Quelle<br />

I(Θ)dΘ<br />

4.4 Kohärenzeigenschaften von Neutronen<br />

(4.28)<br />

In den vorhergehenden Abschnitten wurde gezeigt, dass die Kohärenzeigenschaften eines Strah-<br />

lungsfeldes direkt mit der spektralen Verteilung und der räumlichen Ausdehnung der Strahlungs-<br />

quelle in Zusammenhang stehen. Aufgrund der, im Vergleich mit elektromagnetischen Feldern,<br />

äußerst geringen Teilchenstromdichte an Anlagen für thermische und kalte Neutronen, muss in<br />

der Neutronenoptik häufig ein den experimentellen Rahmenbedingungen entsprechender Kom-<br />

promiss zwischen gewünschtem Neutronenfluss und erforderlichem Kohärenzvolumen gefunden


4.4. KOHÄRENZEIGENSCHAFTEN VON NEUTRONEN 54<br />

werden. So beträgt die Photonenstromdichte eines He-Ne-Lasers (1 mW) etwa 10 17 cm −2 s −1 ,<br />

die Stromdichte des für die in dieser Arbeit beschriebenen Experimente präparierten kalten Neu-<br />

tronenstrahls liegt in in einer Größenordnung von 10 3 cm −2 s −1 .<br />

Die zeitlichen Kohärenzeigenschaften eines Neutronenstrahls werden durch die Wahl der Wel-<br />

lenlängenverteilung festgelegt. Die Wellenlängenselektion thermischer Neutronen erfolgt mit-<br />

tels Gittermonochromatoren durch Bragg- oder Lauereflexion. Die relativen Halbwertsbrei-<br />

ten der Wellenlängenverteilung ∆λ/λ0 liegen zwischen 0.1% und 1%. Die Selektion der Wel-<br />

lenlänge kalter Neutronen erfolgt meist auf mechanische Weise mit relativen Halbwertsbreiten<br />

in einer Größenordnung von ∆λ/λ0 ≈ 10%. Die Zentralwellenlänge λ0 und die relative Halb-<br />

wertsbreite der Wellenlängenverteilung sind durch Drehzahl und Kippwinkel des Selektors un-<br />

abhängig voneinander einstellbar. Eine einfache Beziehung zur Abschätzung der longitudinalen<br />

Kohärenzlänge lc lässt sich durch Differenzierung von λ = c/ν nach ν angeben:<br />

∆λ<br />

∆ν<br />

= − c<br />

ν 2<br />

Mit der Kohärenzlänge lc = c tc und der Kohärenzzeit tc ≈ 1/∆ν erhalten wir<br />

(4.29)<br />

lc ≈ λ20 . (4.30)<br />

∆λ<br />

Ein typisches Neutronenspektrum einer Kleinwinkelstreuanlage ist in Abb. 4.5 gezeigt.<br />

Normierte Intensität [arb.u.]<br />

1.0<br />

0.8<br />

0.6<br />

0.4<br />

0.2<br />

0.0<br />

3 4 5 6 7 8 9 10<br />

k [2π/nm]<br />

Abb. 4.5: Mittels Flugzeitspektroskopie<br />

ermittelte Wellenvektorverteilung,<br />

gemessen<br />

an der Neutronenkleinwinkelstreuanlage<br />

SANS2 des GKSS<br />

Forschungszentrums. Die<br />

nominelle Zentralwellenlänge<br />

beträgt λ0 = 1.1nm, die Wellenlängenverteilung<br />

∆λ/λ0 =<br />

23% [51]. Die durchgezogene<br />

Linie entspricht einer<br />

Anpassung der Summe dreier<br />

Gaussfunktionen an die experimentell<br />

ermittelten Daten.


4.4. KOHÄRENZEIGENSCHAFTEN VON NEUTRONEN 55<br />

Zur exakten Berechnung der Wellen- und Autokorrelationsfunktion wurden an das experimentell<br />

ermittelte Spektrum drei Gaussfunktionen angepasst. Abbildung 4.6 zeigt den Realteil, den<br />

Imaginärteil und den Absolutwert der Wellenfunktion sowie die mithilfe des <strong>Wien</strong>er-Khintchine-<br />

Theorems (Gl. 4.22) berechnete Autokorrelationsfunktion.<br />

[arb. u.]<br />

1.0<br />

0.5<br />

0.0<br />

-0.5<br />

-1.0<br />

-1.5<br />

l c = 7nm<br />

|Ψ|<br />

Re Ψ<br />

Im Ψ<br />

|Γ(∆t)|<br />

Re Γ(∆t)<br />

-10 -5 0 5 10<br />

x [nm]<br />

Abb. 4.6: Mithilfe von Gl. 4.3 berechneter Realteil, Imaginärteil und Absolutwert der Wellenfunktion<br />

Ψ des in Abb. 4.5 angepassten Flugzeitspektrums sowie nach Gl. 4.22<br />

(<strong>Wien</strong>er-Khintchine Theorem) berechneter Realteil und Absolutwert der Autokorrelationsfunktion<br />

Γ.<br />

Die räumliche Kohärenz eines Neutronenstrahls hingegen ist durch dessen Kollimation bestimmt.<br />

Die Kollimation wird an einer Neutronenstreuanlage durch die Größe und den Abstand von<br />

Blenden festgelegt. Die Winkelverteilung der Neutronen am Probenort berechnet sich durch<br />

Faltung der Ausleuchtungsfunktion der Neutronenquelle an der Blende xQ am Ausgang des<br />

Neutronenleiters f(x Q ) mit der Transmissionsfunktion der Blende xP am Probenenort g(x P ) im<br />

Abstand LC (Abb. 4.7).<br />

Für eine homogene Ausleuchtungsfunktion der Blende xQ am Ausgang des Neutronenleiters<br />

und eine homogene Transmissionsfunktion der Blende gP am Probenort ist die Winkelvertei-


4.4. KOHÄRENZEIGENSCHAFTEN VON NEUTRONEN 56<br />

x Q<br />

f(x )<br />

Q<br />

L C<br />

g(x )<br />

P<br />

x P<br />

x D<br />

L D<br />

h(x )<br />

D<br />

Abb. 4.7: Schematische Darstellung des Kollimationssystems zur Berechnung des Strahlprofils<br />

am Probenort bzw. am Detektor.<br />

lungsfunktion der Neutronen hinter der Probenblende trapezförmig. Die Basisbreite x ′ D<br />

x' D<br />

und die<br />

Plateaubreite xD der Verteilung h(xD) am Detektor sind dabei alleine durch die Geometrie des<br />

Kollimationssystems bestimmt und betragen<br />

xD = xP − (xQ − xP )LD<br />

LC<br />

x ′ D = xQ − (xQ + xP )(LD + LC)<br />

. (4.31)<br />

Eine einfache Abschätzung der spatialen Kohärenz lässt sich durch Definition des Kohärenzareals<br />

angeben:<br />

Ax,y ≈ λ2 0<br />

∆Θx,y<br />

LC<br />

(4.32)<br />

Die Größe ∆Θx,y bezeichnet hier den maximalen Öffnungswinkel des Teilchenstrahls, welcher<br />

durch die Geometrie des Kollimationssystems bestimmt ist. Für eine Kleinwinkelstreuanlage<br />

betragen typische Blendendurchmesser etwa 1 mm bis 50 mm, der Abstand zwischen den Blenden<br />

kann zwischen 1 m und 30 m variiert werden. Mit diesen Kollimationsparametern erhält man für<br />

das räumliche Kohärenzareal nach Gl. 4.32 bzw. Gl. 4.26 Werte zwischen 0.02 µm 2 und 30 µm 2<br />

(λ0 = 1 nm).


4.4. KOHÄRENZEIGENSCHAFTEN VON NEUTRONEN 57<br />

Γ(x) [arb. u.]<br />

1.0<br />

0.8<br />

0.6<br />

0.4<br />

0.2<br />

0.0<br />

-0.2<br />

Re γ(x) Gaussfunktion<br />

|γ(x)| Gaussfunktion<br />

Re γ(x) Stufenfunktion<br />

|γ(x)| Stufenfunktion<br />

l c ��3450 nm<br />

-0.5 0.0<br />

Θ [mrad]<br />

0.5<br />

-5000 -4000 -3000 -2000 -1000 0 1000 2000 3000 4000 5000<br />

x [nm]<br />

Abb. 4.8: Nach Gl. 4.26 (Van Cittert-Zernike-Theorem) berechnete spatiale Kohärenzfunktion<br />

ℜ(γ(x)) bzw. |γ(x)|, für ein Gauss’sches und ein homogenes Intensitätsprofil<br />

(Inset) der Neutronenquelle und eine Neutronenzentralwellenlänge von λ0 = 2 nm.<br />

Die Winkelausdehnung der Quelle entspricht näherungsweise der in den Experimenten<br />

eingestellten Kollimation des Neutronenstrahls. Für die Kollimationsparameter<br />

wurden folgende Werte angenommen: Distanz zwischen der Neutronenleiterblende<br />

und der Probenblende LC = 19.1 m, Ausdehnung der Neutronenleiterblende in x-<br />

Richtung xQ = 10 mm, Ausdehnung der Probenblende in x-Richtung xP = 1 mm.<br />

Zur Berechnung des Kohärenzvolumens eines Neutronenstrahls muss über den gesamten Pha-<br />

senraum des Neutronenstrahls, d.h. sowohl über die Ausbreitungsrichtungs- als auch über die<br />

Energieverteilung des Teilchenensembles integriert werden. Es ist also erforderlich, die tempo-<br />

rale und die spatiale Kohärenzfunktion in Betracht zu ziehen. Im Fall, dass die Winkelverteilung<br />

unabhängig von der Wellenlängenverteilung ist, darf die Gesamtverteilung als Produkt der Ein-<br />

zelverteilungen angesetzt werden:<br />

Normierte Intensität<br />

1.0<br />

0.8<br />

0.6<br />

0.4<br />

0.2<br />

0.0<br />

g(λ, Θ) = a(λ) · g(Θ) (4.33)


4.4. KOHÄRENZEIGENSCHAFTEN VON NEUTRONEN 58<br />

Somit ist es möglich, das Kohärenzvolumen als das Produkt von (temporaler) Kohärenzlänge lc<br />

und (spatialem) Kohärenzareal Ax,y zu definieren:<br />

Vc := lcAx,y ≈ λ20 ∆λ<br />

λ 2 0<br />

∆Θx,y<br />

4.4.1 Einfluss der Neutronenzählrate auf die Kohärenzeigenschaften<br />

(4.34)<br />

Die durch Kernspaltung in einem Reaktor oder durch Spallation erzeugten Neutronen mit Ener-<br />

gien in der Größenordnung einiger MeV werden zunächst durch Wechselwirkung mit einem<br />

Moderator auf Energien in der Größenordnung einiger 10 meV und danach mittels einer soge-<br />

nannten kalte Quelle durch Wechselwirkung mit flüssigem Deuterium auf Energien unter 2 meV<br />

gebracht. Das Volumen des Moderators ist so gewählt, dass sich die Neutronen vor dem Austritt<br />

im Durchschnitt im thermischen Gleichgewicht mit dem Moderator befinden. Die Energiever-<br />

teilung der kalten Neutronen entspricht einer Maxwellverteilung:<br />

�<br />

E<br />

N(E) = N0 exp −<br />

(kBT ) 2 E<br />

�<br />

kBT<br />

(4.35)<br />

Eine interferometrische Bestimmung der Kohärenzfunktion erfolgt durch Ermittlung der In-<br />

tensität der am Ausgang des Interferometers superponierten Teilstrahlen als Funktion deren<br />

relativer Phasendifferenz. Die Wahrscheinlichkeit, für eine bestimmte Phasendifferenz innerhalb<br />

eines festgelegten Zeitintervalls N Zählereignisse festzustellen, folgt einer Poisson Verteilung<br />

P (N) = 〈N〉N<br />

N! e−〈N〉 , (4.36)<br />

mit dem zeitlichen Mittelwert (Erwartungswert) 〈N〉, einer Standardabweichung von � 〈N〉 und<br />

einem relativen Fehler von 1/ � 〈N〉.<br />

Bei der in dieser Arbeit beschriebenen Bestimmung der Kohärenzfunktion eines kalten Neu-<br />

tronenstrahls einer Kleinwinkelstreuanlage erfolgt die Intensitätsmessung mithilfe einer orts-<br />

auflösenden Detektormatrix. Dabei wird Phasenschub zwischen den Teilstrahlen schrittweise<br />

geändert und jeweils über alle registrierten Neutronenzählereignisse des Detektors summiert.<br />

Ein variabler Phasenschub kann beispielsweise durch schrittweises Rotieren eines Phasenschie-<br />

bers um i Positionen realisiert werden kann. Für die Anzahl der Zählereignisse pro Phasenschie-<br />

berstellung gilt dann:


4.4. KOHÄRENZEIGENSCHAFTEN VON NEUTRONEN 59<br />

Ni = 〈N〉[1 + v cos(φi)] (4.37)<br />

Sind der zeitliche Mittelwert 〈N〉 und die Sichtbarkeit v bekannt, errechnet sich die Phasen-<br />

unschärfe ∆φi der Interferenzen durch Auflösen von Gl. 4.37 nach φi und Einsetzen in<br />

zu [120]<br />

(∆φi) 2 � �2 δφi<br />

= (∆Ni)<br />

δNi<br />

2 � �2 δφi<br />

= Ni<br />

δNi<br />

∆φi =<br />

�<br />

Ni<br />

〈N〉 2 (v 2 − 1) + 2〈N〉Ni − N 2 i<br />

(4.38)<br />

. (4.39)<br />

Bei den in Kapitel 6 beschriebenen Experimenten liegen die Mittelwerte der Zählereignisse am<br />

Detektor in Abhängigkeit der Zentralwellenlänge, der Wellenlängenverteilung sowie der Kolli-<br />

mation des Neutronenstrahls in einer Größenordnung zwischen 10 s −1 � 〈N〉 � 1000 s −1 . Um<br />

den mittleren Fehler 1/ � 〈N〉 auf 1% zu reduzieren, müssen die Zählereignisse daher für jeden<br />

Messpunkt über Zeiträume von 10 bis 1000 Sekunden summiert werden. Die Phasenunschärfe<br />

der Messpunkte an den Wendestellen Ni = 〈N〉 von Gleichung 4.37 kann mit<br />

�<br />

1<br />

∆φi =<br />

〈N〉v2 (4.40)<br />

für 10000 Zählereignisse und einer Sichtbarkeit von v = 20% zu ∆φi ≈ 5% abgeschätzt werden.<br />

Eine Abschätzung der totalen Phasenunschärfe ∆φstat. einer Messreihe für beliebige Phasenschie-<br />

berstellungen i erfolgt durch Summation über die einzelnen Phasenunschärfen und Minimierung<br />

des quadratischen Fehlers [120, 59]<br />

∆φstat. =<br />

�<br />

�<br />

(∆φi) −2<br />

i<br />

� −1/2<br />

�<br />

≈<br />

1<br />

i〈N〉(1 − √ 1 − v2 .<br />

)<br />

(4.41)<br />

Für i = 50 Messpunkte zu je 〈N〉 = 10000 Zählereignissen und einer Sichtbarkeit von v = 20%<br />

berechnet sich die auf die Zählstatistik zurückzuführende Phasenunschärfe zu etwa ±1%.


5 Das LLL-Interferometer<br />

5.1 Der Aufbau des Interferometers<br />

Der Aufbau des Interferometers für kalte Neutronen entspricht dem aus der Lichtoptik bekannten<br />

Mach-Zehnder-Interferometer. Während in der Lichtoptik zur Strahlmanipulation im Interfero-<br />

meter Spiegel bzw. teildurchlässige Spiegel (Strahlteiler) zum Einsatz kommen, finden in der<br />

Neutronenoptik häufig Gitter Verwendung. 1 So kommen in der Interferometrie mit thermischen<br />

Neutronen (0.1 nm � λ � 0.6 nm) vorwiegend atomare Gitter zum Einsatz. Der typische Netze-<br />

benenabstand der (111)-Ebene eines Silizium Einkristalls beträgt d = 0.3135 nm und beschränkt<br />

den nutzbaren Wellenlängenbereich auf λ � 0.6 nm. In der Interferometrie mit ultrakalten Neu-<br />

tronen werden für Wellenlängen λ � 3 nm häufig lithographisch oder mechanisch hergestellte<br />

Gitter mit Gitterkonstanten ab etwa 1 µm verwendet.<br />

Das in dieser Arbeit beschriebene Interferometer für kalte Neutronen besteht aus drei hinterein-<br />

ander angeordneten holographisch erzeugten Brechungsindexgittern, an welchen Neutronen in<br />

Transmissionsgeometrie (Laue-Geometrie) gebeugt werden. Ein Interferometer dieses Typs wird<br />

als LLL-Interferometer bezeichnet. Einer der Hauptvorteile holographischer Techniken zur Her-<br />

stellung von Beugungsgittern ist die Möglichkeit, die Gitterkonstanten über einen weiten Bereich<br />

(ab etwa 50 nm über einige Größenordnungen nach oben hin) frei zu wählen. Mit holographisch<br />

hergestellten Gittern stehen daher Strukturen zur Verfügung, die bezüglich des Netzebenenab-<br />

standes die Lücke zwischen natürlichen und mechanisch bzw. lithografisch hergestellten Gittern<br />

schließen. Somit eröffnet der Einsatz holographisch erzeugter Strukturen als neutronenoptische<br />

Komponenten vielversprechende Perspektiven, im Wellenlängenbereich kalter bzw. ultrakalter<br />

Neutronen (λ � 0.6 nm) Interferometrie zu betreiben. Durch geeignete Wahl der Belichtungs-<br />

parameter beim Herstellungsprozess können zusätzlich die Beugungswirkungsgrade der Gitter<br />

einzeln festgelegt sowie die Amplituden höherer Fourierkomponenten den speziellen Anforderun-<br />

gen entsprechend angepasst werden (vgl. Kapitel 2.3). So ist es beispielsweise möglich, höhere<br />

1 Der Bau eines Neutroneninterferometers aus Spiegeln analog zum Mach-Zehnder-Interferometer ist auch durch<br />

Ausnützung der Totalreflexion möglich. Derzeit finden erfolgreiche Tests eines Interferometers auf der Basis<br />

von Totalreflexion kalter Neutronen (λ0 = 1.26 nm) an Multilayerschichten statt [121, 122].<br />

60


5.2. DER STRAHLENGANG IM LLL-INTERFEROMETER 61<br />

Beugungsordnungen zu unterdrücken und (annähernd) sinusförmige Gitter zu verwirklichen.<br />

Beim LLL-Interferometer sind die Strahlteiler durch die beiden Gitter G1 und G3, die Spiegel<br />

durch das Gitter G2 realisiert (Abb. 4.3 und 5.2). Die holographisch hergestellten Gitter<br />

befinden sich zur mechanischen Stabilisierung zwischen zwei Quarzglasplatten in Küvetten,<br />

welche starr auf einem Edelstahlchassis montiert sind (Abb. 5.1). 2 Um thermische Einflüsse<br />

auf die Stabilität des Interferometers zu minimieren, sind sowohl die Küvetten als auch das<br />

Chassis aus einer Nickel-Eisen Legierung mit geringem thermischen Ausdehnungskoeffizienten<br />

gefertigt. 3 Die Kenndaten des Interferometers sind in Tabelle 5.1 angeführt.<br />

5.2 Der Strahlengang im LLL-Interferometer<br />

Abb. 5.1: Photo des Interferometers<br />

im Labor nach Belichtung<br />

und Justage der Gitter.<br />

Die drei holographischen<br />

Gitter G1, G2 und G3 befinden<br />

sich in Küvetten, welche<br />

starr mit einem Chassis verschraubt<br />

sind. Der Abstand<br />

zwischen den Gittern beträgt<br />

jeweils 15 cm. Links und<br />

rechts von Gitter G3 sind zwei<br />

Analysatoren zur Rollwinkelmessung<br />

am Interferometerchassis<br />

angebracht. Das Interferometerchassis<br />

befindet sich<br />

zusätzlich auf einem Lineartranslationstisch,<br />

zur Korrektur<br />

von Führungsungenauigkeiten<br />

sind zwischen Translationstisch<br />

und Interferometer<br />

Piezostellelemente montiert.<br />

Bei dem in dieser Arbeit besprochenen Interferometer handelt es sich nicht um ein ”ideales”<br />

Interferometer im Sinn von Kapitel 4. Bei einem ”idealen” Interferometer, mit einer maximalen<br />

Sichtbarkeit der Interferenzen von v = 100%, betragen die Beugungseffizienzen des ersten und<br />

dritten Gitters 50%, die des zweiten Gitters 100%. Die bei einer Wellenlänge von λ0 = 1, 5 nm<br />

2 Breadboard Newport Super Invar 20 cm × 40 cm × 6 cm<br />

3 Linearer thermischer Ausdehnungskoeffizient im Temperaturbereich 20 - 100 ◦ C: α = 1.3 · 10 −6 K −1 ,<br />

chemische Zusammensetzung in Gewichtsprozent: Ni 36.40, Fe 63.044, Mn 0.39, C 0.036, Si 0.13


5.2. DER STRAHLENGANG IM LLL-INTERFEROMETER 62<br />

Gesamtlänge L 300 mm<br />

Gitterkonstante Λ 380.34 ± 0.1 nm<br />

Masse m 15 kg<br />

Dimensionen l × b × h 40 × 20 × 15 cm 3<br />

Von Strahlen eingeschlossene Fläche A0 ≈ L 2 λ/4Λ 1.2 cm 2<br />

Strahlseparation am 3. Gitter x0 ≈ Lλ/2Λ 0.8 mm<br />

Beugungseffizienz der einzelnen Gitter ∗ η η1 = 58%, η2 = 48%, η3 = 5%<br />

Maximale Sichtbarkeit der Interferenzstreifen v 21%<br />

Auflösung ∆E ≈ 10 −6 eV<br />

Transmission ∗∗ T 41%<br />

Tab. 5.1: Kenngrößen des LLL-Interferometers für kalte Neutronen, aufgenommen bei einer<br />

Neutronenzentralwellenlänge von λ0 = 2 nm und ∆λ/λ0 = 10% ( ∗ λ0 = 1.5 nm, ∗∗ λ0 =<br />

1 nm).<br />

experimentell bestimmten Beugungswirkungsgrade der einzelnen Gitter des hier vorgestellten<br />

LLL-Interferometers betragen η1 = 58%, η2 = 48% und η3 = 5% (vgl. Abb. 6.4). Dies hat zur<br />

Folge, dass das Interferometer von acht Teilstrahlen verlassen wird. Die Teilstrahlen sind im<br />

Folgenden mit ttt, trr, rrt, ttr, rtr, trt, rrr, rtt bezeichnet (Abb. 5.2). 4<br />

Die Summe aller, das Interferometer in Richtung des einfallenden Teilchenstrahls (Vorwärts-<br />

richtung) verlassenden Teilstrahlen ttt, trr, rrt und rtr wird als R-Strahl, die Summe der das<br />

Interferometer in Richtung des am ersten Gitter abgebeugten Strahls verlassenden Teilstrahlen<br />

ttr, trt, rrr und rtt als S-Strahl bezeichnet. Aufgrund der geringen räumlichen Separation der<br />

Teilstrahlen können die jeweils vier Strahlen des R- bzw. S-Strahls am Detektor nicht einzeln<br />

aufgelöst werden. So beträgt die die räumliche Separation der Randstrahlen ttt und rtr bzw.<br />

ttr und rtt von den Zentralstrahlen trr und rrt bzw. trt und rrr des R- bzw. S-Strahls am<br />

dritten Interferometergitter für eine Neutronenzentralwellenlänge von λ0 = 2 nm etwa 0.8 mm<br />

(Pixelgröße des Detektors 7.5 × 7.5 mm 2 ). Die vier Teilstrahlen ttt, ttr, rtr und rtt tragen<br />

allerdings aufgrund der geometrischen Verhältnisse im Interferometer und der, verglichen mit<br />

der Strahlseparation, geringen spatialen Kohärenzlänge nicht zur Interferenz bei, sondern sind<br />

lediglich als konstante Beiträge zur Intensität in Betracht zu ziehen (für die verwendeten Kolli-<br />

mationen und Wellenlängen liegt die spatiale Kohärenzlänge in einer Größenordnung von 1 µm).<br />

Die interferenzfähigen Teilstrahlen trr und rrt bzw. trt und rrr werden als 0- bzw. H-Strahlen<br />

bezeichnet.<br />

4 t := transmittierter Strahl, r := reflektierter Stahl


5.2. DER STRAHLENGANG IM LLL-INTERFEROMETER 63<br />

einfallender<br />

Neutronenstrahl Ψ<br />

G1<br />

φ<br />

Saphir-<br />

Platte<br />

G2<br />

L = 300 mm<br />

Ψ tr<br />

Ψ rr<br />

G3<br />

2Θ B<br />

Ψ ttt<br />

Ψ 0 =Ψ trr +Ψ rrt<br />

Ψ ttr<br />

Ψ rtr<br />

Ψ H =Ψ trt +Ψ rrr<br />

Abb. 5.2: Schematische Darstellung des Strahlengangs im Interferometer. Der einfallende Neutronenstrahl<br />

mit der Wellenfunktion Ψ wird an jedem der drei Interferometergitter<br />

transmittiert und reflektiert. Durch sukzessive Rotation eines Phasenschiebers<br />

im Interferometer werden die Phasen Φ der Wellenfunktionen der am ersten Gitter<br />

reflektierten und transmittierten Teilstrahlen geändert und somit am Ausgang<br />

des Interferometers Intensitätsoszillationen der superponierten Teilstrahlen mit den<br />

Wellenfunktionen Ψ0 und ΨH erzeugt.<br />

5.2.1 Abschätzung der Sichtbarkeit<br />

Der Kontrast der durch die kohärente Superposition der Teilstrahlen im Interferometer resul-<br />

tierenden Interferenzen wurde in Kapitel 4 (Gl. 4.13) durch die Definition der Sichtbarkeit v<br />

quantifiziert.<br />

v = Imax − Imin<br />

Imax + Imin<br />

Im Folgenden soll die Sichtbarkeit der Interferenzen für eine ebene Welle als Funktion der<br />

einzelnen Beugungswirkungsgrade η1, η2, η3 der drei Interferometergitter berechnet werden.<br />

Die Gesamtintensitäten des R- und S-Strahls betragen<br />

IR(η1, η2, η3, ∆Φ) = Ittt(η1, η2, η3) + Irtr(η1, η2, η3) + I0(η1, η2, η3, ∆Φ)<br />

Ψ rtt


5.2. DER STRAHLENGANG IM LLL-INTERFEROMETER 64<br />

IS(η1, η2, η3, ∆Φ) = Ittr(η1, η2, η3) + Irtt(η1, η2, η3) + IH(η1, η2, η3, ∆Φ). (5.1)<br />

Die Intensitäten I0 und IH der am Ausgang des Interferometers superponierten Teilstrahlen trr<br />

und rrt bzw. trt und rrr hängen sowohl von den Beugungseffizienzen η1, η2, η3 als auch von der<br />

relativen Phase ∆Φ der Wellenfunktionen Ψtrr und Ψrrt bzw. Ψtrt und Ψrrr ab. Eine Änderung<br />

der relativen Phase kann durch Wechselwirkung der Teilstrahlen im Interferometer mit einem<br />

Potential oder durch Translation des dritten Interferometergitters parallel zum Gittervektor H<br />

realisiert werden. Für einen ins Interferometer eintretenden Strahl der Intensität I berechnen<br />

sich die Intensitäten I0 und IH in Abhängigkeit der Beugungswirkungsgrade η1, η2, η3 und des<br />

Phasenschubes ∆Φ zu<br />

I0(η1, η2, η3, ∆Φ) = 〈(Ψtrr + Ψrrt)(Ψtrr + Ψrrt) ∗ 〉<br />

= Itrr + Irrt + 2ℜ〈ΨtrrΨ ∗ rrt〉<br />

= Itrr + Irrt + 2 � ItrrIrrt cos ∆Φ<br />

�<br />

= I[(1 − η1)η2η3 + η1η2(1 − η3) + 2η2 (1 − η1)η1(1 − η3)η3 cos ∆Φ]<br />

IH(η1, η2, η3, ∆Φ) = 〈(Ψtrt + Ψrrr)(Ψtrt + Ψrrr) ∗ 〉<br />

= Itrt + Irrr + 2ℜ〈ΨtrtΨ ∗ rrr〉<br />

= Itrt + Irrr − 2 � ItrtIrrr cos ∆Φ<br />

�<br />

= I[(1 − η1)η2(1 − η3) + η1η2η3 − 2η2 (η1 − 1)η1(η3 − 1)η3 cos ∆Φ].<br />

Die Summe aller das Interferometer verlassenden Teilstrahlen ist infolge der Teilchenzahlerhal-<br />

tung konstant.<br />

(5.2)<br />

IR(η1, η2, η3, ∆Φ) + IS(η1, η2, η3, ∆Φ) = konst. (5.3)<br />

Für die Fälle konstruktiver (∆Φ = 0) bzw. destruktiver (∆Φ = π) Interferenz erhalten wir für<br />

die maximale bzw. minimale Intensität des R- bzw. S-Strahls somit<br />

IRmax,min (η1,<br />

�<br />

η2, η3) = Ittt + Irtr + Itrr + Irrt ± 2Iη2 (1 − η1)η1(1 − η3)η3


5.2. DER STRAHLENGANG IM LLL-INTERFEROMETER 65<br />

ISmax,min (η1,<br />

�<br />

η2, η3) = Ittr + Irtt + Itrt + Irrr ± 2Iη2 (η1 − 1)η1(η3 − 1)η3. (5.4)<br />

Die Sichtbarkeit der Interferenzen des R- bzw. S-Strahls berechnet sich zu<br />

vR(η1, η2, η3) =<br />

�<br />

2η2 (1 − η1)η1(1 − η3)η3<br />

(1 − η1)(1 − η2)(1 − η3) + η1(1 − η2)η3 + (1 − η1)η2η3 + η1η2(1 − η3)<br />

�<br />

2η2 (1 − η1)η1(1 − η3)η3<br />

vS(η1, η2, η3) =<br />

.<br />

(1 − η1)(1 − η2)η3 + η1(1 − η2)(1 − η3) + (1 − η1)η2(1 − η3) + η1η2η3<br />

Abbildung 5.3 zeigt die mithilfe von Gl. 5.4 berechneten normierten minimalen und maximalen<br />

Intensitäten des R- und S-Strahls als Funktion der Beugungswirkungsgrade für ein Interferometer<br />

mit identischen Beugungseffizienzen der Gitter G1 und G2 und einem davon unabhängigen<br />

Beugungswirkungsgrad des Gitters G2.<br />

Imin,Imax<br />

1<br />

0.8<br />

0.6<br />

0.4<br />

0.2<br />

0<br />

1<br />

0.8<br />

η1=η3<br />

0.6<br />

0.6<br />

1<br />

0.8<br />

η2<br />

Abb. 5.3: Minimale und maximale normierte Intensitäten Imin und Imax des R-Strahls<br />

(schwarze Gitternetzlinien) und S-Strahls (blaue Gitternetzlinien) als Funktion der<br />

Beugungswirkungsgrade, berechnet für ein Interferometer mit zwei identischen Gittern<br />

G1 und G3 mit den Beugungseffizienzen η1 = η3 und einem Gitter G2 mit einer<br />

davon unabhängigen Beugungseffizienz η2.<br />

Die Differenzen der Intensitäten ∆IR,S = IRmax−IRmin<br />

0.4<br />

0.4<br />

0.2<br />

0.2<br />

(5.5)<br />

= ISmax−ISmin des R- bzw. des S-Strahls<br />

nehmen zwischen den beiden Grenzfällen einer Gitterkonfiguration mit η1 = η3 = 50% und η2 =<br />

0<br />

0


5.3. JUSTAGE DES INTERFEROMETERS 66<br />

100% und einer Gitterkonfiguration, bei der mindestens eines der Gitter eine Beugungseffizienz<br />

von η = 0 aufweist, kontinuierlich alle Werte zwischen 1 und 0 an. Abbildung 5.4 zeigt für<br />

ein Interferometer mit voneinander unabhängigen Beugungseffizienzen der Gitter G1, G2 und<br />

G3 Flächen mit konstanter Differenz ∆IR,S zwischen der maximalen und minimalen Intensität<br />

(vgl. Gl. 5.5). Aufgetragen sind der für das hier besprochene Interferometer relevante Fall<br />

mit einer experimentell ermittelten Differenz der Intensitäten des R-Strahls von ∆IR = 20%<br />

(äußere Halbschale) sowie exemplarisch die Fälle mit ∆IR,S = 50% (mittlere Halbschale) und<br />

∆IR,S = 95% (innere Halbschale).<br />

In Abbildung 5.5 sind für ein Interferometer mit voneinander unabhängigen Beugungseffizienzen<br />

der Gitter G1, G2 und G3 Flächen konstanter Sichtbarkeit vR (Gl. 4.13 bzw. Gl. 5.5) des<br />

R-Strahls dargestellt. Auch hier stellt die äußerste Halbschale den für das in dieser Arbeit<br />

besprochene Interferometer relevanten Fall mit einer Sichtbarkeit von 21% dar. Zusätzlich sind<br />

die Flächen konstanter Sichtbarkeit für die Fälle vR = 50% und vR = 95% eingezeichnet.<br />

Jede Fläche konstanter Differenz ∆IR,S = konst. (Abb. 5.4) bzw. konstanter Sichtbarkeit<br />

vR = konst. (Abb. 5.5) entspricht den jeweils möglichen Konfigurationen der Beugungswirkungs-<br />

grade η1, η2 und η3 der Interferometergitter. Mit zunehmender Differenz ∆IR,S oder Sichtbarkeit<br />

vR,S reduziert sich der Konfigurationsraum kontinuierlich, im Grenzfall lim ∆IR,S → 1 ist ledig-<br />

lich eine Konfiguration mit η1 = 50%, η2 = 100% und η3 = 50% möglich. Die in den beiden<br />

Grafiken auf der Unterseite der äußeren Halbschalen eingezeichneten Punkte markieren die für<br />

eine Zentralwellenlänge von λ0 = 2 nm mit η1 = 80%, η2 = 68% und η3 = 7% ermittelten Beu-<br />

gungswirkungsgrade des Interferometers. Dabei wurde der Beugungswirkungsgrad des zweiten<br />

Gitters für diese Wellenlänge experimentell bestimmt, die Werte der Beugungswirkungsgrade<br />

des ersten und dritten Gitters wurden mithilfe der bei einer Zentralwellenlänge von λ0 = 1.5 nm<br />

gemessenen Beugungswirkungsgrade η1 und η2 extrapoliert. Die Abschätzung der Sichtbarkeit<br />

der Interferenzen als Funktion der Beugungswirkungsgrade ist insbesondere deshalb von Inter-<br />

esse, weil durch Vergleich mit den experimentell bestimmten Sichtbarkeiten auf die Qualität der<br />

Gitterjustage geschlossen werden kann. Ein Vergleich der experimentell ermittelten Daten mit<br />

den theoretischen Vorhersagen, sowie eine Diskussion der Ergebnisse findet in Kapitel 6 statt.<br />

5.3 Justage des Interferometers<br />

Der Bau eines Interferometers für kalte Neutronen aus holographisch hergestellten Gittern stellt<br />

aufgrund der geringen Kohärenzlänge der Neutronenstrahlen enorm hohe Anforderungen an die


5.3. JUSTAGE DES INTERFEROMETERS 67<br />

η3<br />

0.4<br />

0.2<br />

0<br />

1<br />

0.8<br />

0.6<br />

1<br />

0.8<br />

0.6<br />

η2 η2<br />

0.4<br />

0.2<br />

Abb. 5.4: Flächen konstanter Differenz zwischen der maximalen und minimalen Intensität<br />

∆IR,S = IRmax − IRmin = ISmax − ISmin , als Funktion der Beugungswirkungsgrade<br />

η1, η2, η3 der drei Interferometergitter. Die äußerste Halbschale stellt eine Fläche<br />

konstanter Differenz ∆IR = 20% für die bei einer Wellenlänge von λ = 2 nm experimentell<br />

bestimmten maximalen und minimalen Intensitäten des R-Strahls dar.<br />

Der an der Unterseite der Grafik angedeutete Punkt markiert die für eine Zentralwellenlänge<br />

von 2 nm ermittelten Beugungswirkungsgrade der Interferometergitter<br />

mit η1 = 80%, η2 = 68% und η3 = 7%. Die zwei inneren Halbschalen sind Flächen<br />

konstanter Sichtbarkeit für v = 50% und v = 95%.<br />

Gitterjustage. Kleinste Ungenauigkeiten bezüglich der Ausrichtung der Gitter zueinander führen<br />

unweigerlich zu Kontrastverlusten der Interferenz [63, 123, 21]. Während die Gitterperiode und<br />

die Brechungsindexmodulation der Gitter durch die Einschreibegeometrie bzw. die Belichtungs-<br />

parameter festgelegt werden und kontrastmindernde Faktoren wie beispielsweise Abweichungen<br />

10<br />

0.8<br />

0.6<br />

η1<br />

0.4<br />

0.2<br />

0


5.3. JUSTAGE DES INTERFEROMETERS 68<br />

η3<br />

0.4<br />

0.2<br />

0<br />

1<br />

0.8<br />

0.6<br />

1<br />

0.8<br />

0.6<br />

η2 η2<br />

0.4<br />

0.2<br />

Abb. 5.5: Flächen konstanter Sichtbarkeit v der Interferenzen des R-Strahls als Funktion der<br />

Beugungswirkungsgrade η1, η2, η3 der drei Interferometergitter. Die äußerste Halbschale<br />

stellt eine Fläche konstante Sichtbarkeit für die bei einer Wellenlänge von<br />

λ = 2 nm experimentell bestimmte Sichtbarkeit von v = 21% der Interferenzen des<br />

R-Strahls dar. Der an der Unterseite der Grafik angedeutete Punkt markiert die für<br />

eine Zentralwellenlänge von 2 nm ermittelten Beugungswirkungsgrade der Interferometergitter<br />

mit η1 = 80%, η2 = 68% und η3 = 7%. Die zwei inneren Halbschalen<br />

sind Flächen konstanter Sichtbarkeit für v = 50% und v = 95%.<br />

in der Äquidistanz der Gitter, gekrümmte oder nichtparallele Gitteroberflächen, Oberflächen-<br />

rauheit, etc. bei dem hier vorgestellten Interferometertyp durch entsprechend kleine Fertigungs-<br />

toleranzen bei der Konstruktion der Küvetten und des Interferometerchassis minimiert werden<br />

können, erfolgt die Justage bezüglich der Ausrichtung der Gitter des Interferometers direkt<br />

während der Belichtung der einzelnen d-PMMA-Proben. Dazu müssen unmittelbar vor der<br />

10<br />

0.8<br />

0.6<br />

η1<br />

0.4<br />

0.2<br />

0


5.3. JUSTAGE DES INTERFEROMETERS 69<br />

Belichtung kontrastmindernde Faktoren wie Roll-, Nick- und Gierwinkelfehler (vgl. Abb. 5.8)<br />

den Anforderungen entsprechend minimiert werden. Die dem Interferometer zugrundeliegende<br />

Justagetechnik wird in den folgenden Abschnitten erläutert.<br />

Die Justage der Gitter erfolgt direkt während der Belichtung der d-PMMA Proben. Die Proben,<br />

welche sich zwischen Suprasilplatten in Edelstahlküvetten befinden, sind starr auf einem Chassis<br />

montiert, welches sich wiederum auf einem Linearverstelltisch befindet. 5 Zur Belichtung wer-<br />

den die Proben nacheinander mithilfe des Linearverstelltisches in den Interferenzbereich einer<br />

holographischen Zweistrahlinterferenzanordnung gefahren. Die Genauigkeit der Gitterjustage<br />

hängt bei diesem Interferometertyp neben der Stabilität des holographischen Aufbaus alleine<br />

von der Präzision der Translationsbewegung ab. Um zu gewährleisten, dass alle drei Gitter<br />

in der erforderlichen Genauigkeit zueinander ausgerichtet sind, werden jeweils unmittelbar vor<br />

der Belichtung Abweichungen von der idealen Translationsbewegung des Linearverstelltisches<br />

bestimmt und mithilfe von Piezostellelementen kompensiert. Die Belichtung erfolgt für jedes<br />

Gitter über einen Zeitraum von 5 Sekunden bei einer Wellenlänge von 351 nm und einer In-<br />

tensität von etwa 5300 W/m 2 . Abweichungen von der exakten, geradlinigen Bewegung in Form<br />

von Roll-, Nick- und Gierbewegungen sind bei mechanischen Linearführungen unvermeidbar<br />

und treten in Form eines Führungsspieles als Folge von Fertigungstoleranzen auf. Zur Messung<br />

der Translationsfehler des Linearverstelltisches sind am Interferometerchassis zwei Polarisatoren<br />

zur Kontrolle des Rollwinkelfehlers sowie ein Spiegel zur Bestimmung des Nick- und Gierwin-<br />

kels, angebracht. Zur Kompensation der Führungsungenauigkeiten sind zwischen dem Schlitten<br />

des Linearverstelltisches und dem Interferometerchassis drei Piezotranslationselemente montiert.<br />

Der gesamte holographische Zweistrahlinterferenzaufbau, das Messsystem für die Bestimmung<br />

der Roll-, Nick- und Gierwinkel, der Lineartranslationstisch, das Piezokompensationssystem<br />

sowie das Interferometerchassis mit den photosensitiven Proben befindet sich auf einem schwin-<br />

gungsgedämpften optischen Tisch (Abb. 5.6).<br />

5.3.1 Messung des Nick- und Gierwinkels<br />

Als Nick- und Gierwinkel werden die Winkelfehler in einer Ebene senkrecht zur Bewegungsrich-<br />

tung in vertikaler bzw. horizontaler Richtung bezeichnet (Abb. 5.8).<br />

5 Newport Translation Stage TS300DC.5 (Spezifikationen: maximaler Verfahrweg 300 mm, Stellgenauigkeit in<br />

Bewegungsrichtung ±10 µm, Wiederholbarkeit ±0.5 µm, Nicken ±44 µrad, Gieren ±15 µrad, Rollen nicht spezifiziert.)


5.3. JUSTAGE DES INTERFEROMETERS 70<br />

He-Ne Laser<br />

PEM-<br />

Controller<br />

Polarisator PEM �/4-Platte<br />

Autokollimator<br />

Argon-Ionen Laser<br />

Fotodiode<br />

Lock-In<br />

Verstärker<br />

Translationstisch<br />

Analysator<br />

Fotodiode<br />

Piezo-<br />

Controller<br />

Abb. 5.6: Überblicksskizze des holographischen Schreibaufbaus zur Belichtung und Justage<br />

der Interferometergitter. Der gesamte holographische Schreibaufbau das System zur<br />

Nick- Gier- und Rollwinkelmessung sowie das System zur Korrektur dieser Winkel<br />

mittels Piezostellelementen befindet sich auf einem schwingungsgedämpften optischen<br />

Tisch.<br />

Die Messung erfolgt auf berührungslose Weise mittels Autokollimationstechnik. Darunter wird<br />

ein optisches Verfahren verstanden, das es ermöglicht, kleine Richtungs- oder Neigungsfehler<br />

festzustellen. Die Genauigkeit dieser Messmethode ist unabhängig von der Entfernung zwischen<br />

dem Spiegel und dem Autokollimator und beträgt gegenwärtig ±0.01 Bogensekunden bei einer<br />

Auflösung von ±0.005 Bogensekunden. In der Brennebene des Autokollimatorobjektives be-<br />

findet sich eine Okularstrichplatte (Fernrohrstrichplatte) und eine Kollimatorstrichplatte (Abb.<br />

5.9). Mithilfe eines im Allgemeinen auf unendlich eingestellten Autokollimationsfernrohrs (Au-<br />

tokollimator) und einem Spiegel, welcher an dem zu messenden Objekt angebracht ist, wird<br />

eine Strichmarke auf sich selbst abgebildet. Der Autokollimator projiziert dabei das Bild der<br />

Strichmarke in kollimiertem (parallelen) Licht auf den Spiegel, der das Lichtbündel wieder auf<br />

die Kollimatorstrichplatte des Autokollimators reflektiert. Auf diese Weise entsteht das Auto-<br />

kollimationsbild. Ist die Spiegelebene exakt senkrecht zur optischen Achse justiert, wird das<br />

Strahlenbündel in sich selbst abgebildet. Wird der Spiegel um einen Winkel α gekippt, fallen<br />

die reflektierten Strahlen schräg in das Objektiv ein, sodass das Autokollimationsbild nicht mehr


5.3. JUSTAGE DES INTERFEROMETERS 71<br />

Abb. 5.7: Photo des Interferometers<br />

mit holographischem<br />

Schreibaufbau, dem Justagesystem<br />

zur Nick- und Gierwinkelmessung<br />

mittels Autokollimation<br />

sowie dem polarisationsoptischen<br />

System zur<br />

Rollwinkelmessung.<br />

am Ort der Okularstrichmarke abgebildet wird. Der Versatz des Autokollimationsbildes in der<br />

Okularbildebene ist ein Maß für die Änderung der Winkellage des Spiegels.<br />

Zur Bestimmung des Nick- und Gierwinkels des Linearverstelltisches bei der Belichtung der<br />

Interferometergitter bzw. deren Justage wird der Spiegel direkt am Interferometerchassis an-<br />

gebracht (Oberflächennormale des Spiegels parallel zur Bewegungsrichtung des Linearverstell-<br />

tisches). Abweichungen von der idealen Translation in Form von Nick- bzw. Kippwinkeln<br />

können auf diese Weise über praktisch beliebig große Distanzen berührungslos in ausreichen-<br />

der Genauigkeit gemessen werden. Die mithilfe dieses Verfahrens erzielte Justagegenauig-<br />

keit des Interferometers beträgt für die Relativstellung der Gitter bezüglich des Nickwinkels<br />

∆αNick ∼ = 0.2 Bogensekunden, bezüglich des Gierwinkels ∆αGier ∼ = 0.25 Bogensekunden und<br />

liegt somit in der Nähe der Messgenauigkeit des in dieser Arbeit verwendeten Autokollimations-<br />

systems. 6<br />

5.3.2 Messung des Rollwinkels<br />

Bei dem von Schellhorn et al. [20] vorgestellten Interferometer war es möglich, den Rollwin-<br />

kel über die Gesamtlänge des Interferometers von 6 cm mithilfe der Autokollimationstechnik zu<br />

bestimmen. Die Genauigkeit der Messung über diese Distanz wurde mit αRoll ≈ 0.2 Bogensekun-<br />

6 elektronischer Autokollimator der Firma Trioptics GmbH, Typ TriAngle TA100-115, Brennweite 1000 mm,<br />

Tubusdurchmesser 150 mm, Genauigkeit 0.2 Bogensekunden, Auflösung 0.01 Bogensekunden


5.3. JUSTAGE DES INTERFEROMETERS 72<br />

Abb. 5.9: Prinzipskizze eines Autokollimators [125]<br />

Abb. 5.8: Definition des<br />

Roll-, Nick- (engl. Pitch) und<br />

Gierwinkels (engl. Yaw) eines<br />

Translationstisches. [124]<br />

den angegeben [21]. Dazu wurde ein Spiegel mit der Oberfläche parallel zur Translationsrichtung<br />

des Linearverstelltisches am Interferometerchassis befestigt und der Rollwinkel mittels Autokol-<br />

limation bestimmt. Da die Genauigkeit dieses Verfahrens von der Planität des Spiegels entlang<br />

des Verfahrweges abhängt, sind der hochpräzisen Bestimmung von Rollwinkeln über größere<br />

Distanzen daher natürliche Grenzen gesetzt.<br />

Während Nick- und Kippwinkel relativ einfach mithilfe der Autokollimationstechnik direkt be-<br />

stimmt werden können, ist eine Messung des Rollwinkels auf der Basis der Autokollimation<br />

über größere Strecken nicht in ausreichender Genauigkeit möglich. Für die Justage des hier<br />

vorgestellten Interferometers mit einer Gesamtlänge von 30 cm wurde zu Messung des Rollwin-<br />

kels ein neuartiges polarisationsoptisches Verfahren entwickelt. Das Verfahren gestattet es, den<br />

Rollwinkel berührungslos über beliebig große Distanzen zu bestimmen und Abweichungen von<br />

der geradlinigen Bewegung durch Piezo-Stellelemente zu kompensieren. Zusammen mit dem im<br />

vorhergehenden Abschnitt besprochenen Verfahren zur Nick- und Gierwinkelmessung können<br />

auf diese Weise annähernd ”ideale Führungen” realisiert werden. Die Rollwinkelmessung des<br />

Linearverstelltisches erfolgt durch zeitliche Modulation des Polarisationszustandes eines in Be-<br />

wegungsrichtung orientierten Lichtstrahls (Abb. 5.10). Als Lichtquelle wird ein He-Ne Laser


5.3. JUSTAGE DES INTERFEROMETERS 73<br />

mit einer Leistung von 5 mW und einer Wellenlänge von λ = 543.5 nm verwendet. Nacheinander<br />

befinden sich ein Polarisator, ein photoelastischer Modulator 7 (PEM), eine λ/4 Verzögerungs-<br />

platte und ein weiterer Polarisator (Analysator) im Strahlengang. Der Analysator ist dabei fix<br />

mit dem auf dem Linearverstelltisch montierten Interferometerchassis verbunden. Die durch<br />

den PEM zeitlich modulierte Intensität wird als Funktion der Analysatorstellung mithilfe eines<br />

geeigneten Detektors sowie Lock-In-Technik ausgewertet [126, 127].<br />

Polarisator<br />

0 deg<br />

Photoelastischer<br />

Modulator<br />

45deg<br />

�/4<br />

Verzögerungs<br />

platte<br />

0 deg<br />

Lock - In Verstärker<br />

Rollwinkel<br />

Analysator<br />

90 deg<br />

±<br />

�Ro ll<br />

Detektor<br />

Abb. 5.10: Skizze des optischen Aufbaus zur Messung des Rollwinkels. Die Pfeile symbolisieren<br />

die linearen bzw. die elliptisch-zirkularen Polarisationszustände.<br />

Polarisator und Analysator sind um 90 deg zueinander gedreht. 8 Die Hauptachsen des photoela-<br />

stischen Modulators sind um 45 deg, die Hauptachsen der λ/4 Verzögerungsplatte um 90 deg zur<br />

Polarisatorstellung gedreht. In Abhängigkeit der Phasenverschiebung Φ = A0 sin(ωt), welche die<br />

beiden Feldkomponenten Ex und Ey des linear polarisierten Lichtstrahls durch den photoela-<br />

stischen Modulator erhalten, werden die Polarisationszustände rechtszirkular-elliptisch-linear-<br />

linkszirkular-elliptisch mit einer Frequenz ω/2π = 50 kHz durchlaufen. Die λ/4 Verzögerungs-<br />

platte transformiert diese Polarisationszustände wieder in lineare Polarisationszustände zurück,<br />

deren Polarisationsrichtung sich mit der Frequenz ω/2π in Abhängigkeit von der am Modulator<br />

eingestellten Amplitude A0 um den Winkel ±Φ/2 um die Eingangspolarisationsrichtung dreht.<br />

Der Detektor registriert also nach dem Analysator ein in der Amplitude zeitlich moduliertes<br />

7 Hinds Instruments TM PEM-90<br />

8 Glan-Thompson Polarisatoren mit einem Löschungsverhältnis von 1/50000


5.3. JUSTAGE DES INTERFEROMETERS 74<br />

Signal, welches äußerst empfindlich von der Stellung des Analysators relativ zum Polarisator<br />

abhängt. Dieses zeitlich modulierte Signal wird mithilfe eines Lock-In Verstärkers ausgewertet<br />

(Abb. 5.11). Auf diese Weise ist es derzeit möglich, die Fehlstellung des Analysators und somit<br />

den Rollwinkel des Linearverstellers mit einer Auflösung von ±0.2 Bogensekunden zu erfassen.<br />

Lock-In Signal [arb. u.]<br />

Position Linearverstelltisch<br />

[mm]<br />

0.00<br />

-0.05<br />

-0.10<br />

-0.15<br />

-0.20<br />

-0.25<br />

-0.30<br />

-0.35<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

-50<br />

-100<br />

-150<br />

0 200 400 600 800 1000<br />

Zeit [arb. u.]<br />

Lock-In Channel 1<br />

Lock-In Channel 2<br />

Abb. 5.11: Messung des Rollwinkels (rote, schwarze Linie) als Funktion des Verfahrweges des<br />

Translationstisches (blaue Linie). Die obere Grafik zeigt die beiden detektierten<br />

Lock-In-Signale in Abhängigkeit der Relativstellung des Analysators zum Polarisator<br />

infolge des Rollwinkelfehlers des Translationstisches. Die zeitliche Drift der<br />

Amplitude des Lock-In Signals ist auf thermische Einflüsse zurückzuführen und<br />

kann durch aktive Stabilisierung des Messaufbaus bezüglich Temperaturänderungen<br />

minimiert werden. Um das Lock-In-Signal auf absolute Winkel zu eichen, wurde<br />

der Analysator zusätzlich auf einen Rotationstisch mit einer Winkelgenauigkeit von<br />

0.001 deg montiert (grüne gestrichelte Linie).<br />

Um die Auflösung des Verfahrens zu steigern, wird ein Teil des zeitlich modulierten Signals<br />

zusätzlich hinter der λ/4−Platte mithilfe eines Strahlteilers ausgekoppelt und in entgegengesetz-<br />

ter Richtung auf einen zweiten am Interferometerchassis befestigten Analysator gelenkt. Dieses<br />

Signal wird mit einer weiteren Photodiode detektiert (Abb. 5.6). Durch Vergleich der beiden De-<br />

0.015<br />

0.010<br />

0.005<br />

0.000<br />

-0.005<br />

-0.010<br />

-0.015<br />

Position Analysator [deg]


5.3. JUSTAGE DES INTERFEROMETERS 75<br />

tektorsignale ist es auf diese Weise möglich, störende Einflüsse von Streulicht, Inhomogenitäten<br />

des Analysators, thermische Drift, etc. zu unterdrücken. Die beim Einschreiben der Interferome-<br />

tergitter erzielte Genauigkeit bezüglich des Rollwinkels beträgt αRoll � ±1 Bogensekunden. Die<br />

Auflösung des Verfahrens kann durch Verwendung von Polarisatoren mit besserem Löschungs-<br />

verhältnis, thermische Stabilisierung des Systems (insbesondere des photoelastischen Modula-<br />

tors), längere Integrationszeiten sowie der Verwendung amplitudenstabilisierter Laser gesteigert<br />

werden. Die Möglichkeit, Abweichungen von der exakten, geradlinigen Bewegung von Line-<br />

arführungen auf praktisch beliebig große Distanzen zu messen, macht dieses Verfahren auch<br />

für eine kommerzielle Nutzung interessant. Die Messung des Rollwinkels über größere Distan-<br />

zen ist bei dem hier vorgestellten Verfahren weder mit einem messtechnischen Mehraufwand<br />

noch mit einer Abnahme an Messgenauigkeit verbunden. Die hohe Messgenauigkeit des Ver-<br />

fahrens beruht einerseits auf dem Löschungsverhältnis der verwendeten Polarisatoren in der<br />

Größenordnung von 1/50000, andererseits auf der optischen und elektronischen Güte des photo-<br />

elastischen Modulators. Der hier verwendete photoelastische Modulator reduziert das maximale<br />

Löschungsverhältnis um etwa zwei Größenordnungen (Abb. 5.12). Die Abnahme des Löschungs-<br />

verhältnisses bei eingeschaltetem Modulator ist auf eine Vorspannung im Frequenzgenerator des<br />

Modulators zurückzuführen, welche eine elliptisch-zirkulare Polarisierung des Lichtstrahls zur<br />

Folge hat.<br />

5.3.3 Berechnung der Lichtintensität bei der Messung des Rollwinkels<br />

Eine bequeme Methode, Polarisationszustände von elektromagnetischen Feldern zu beschreiben,<br />

bietet der Jones-Formalismus [128, 129, 130, 115]. Dabei werden den linearen Komponenten<br />

eines optischen Systems 2 × 2 Matrizen, sogenannte Jones-Matrizen, zugeordnet, welche auf<br />

den Feldvektor der einfallenden Welle wirken. Durch Multiplikation der entsprechenden Jones-<br />

Matrizen mit dem Feldvektor können beliebige Kombinationen von optischen Komponenten<br />

und deren Wirkung auf den Polarisationszustand einer elektromagnetischen Welle auf einfache<br />

Weise berechnet werden. In Anhang B, Tab. B.2 sind die für die Anordnung zur Bestimmung<br />

des Rollwinkels relevanten Jones-Matrizen sowie die Drehmatrizen R und R T aufgelistet. Für<br />

die im vorherigen Kapitel beschriebene Anordnung linearer Polarisator Px - Photoelastischer<br />

Modulator PEM45 deg - λ/4 Phasenplatte Q0 deg und linearer Polarisator Pα berechnet sich das<br />

elektrische Feld Eout zu:


5.3. JUSTAGE DES INTERFEROMETERS 76<br />

I [arb. u.]<br />

1x10 -5<br />

10 -6<br />

10 -7<br />

10 -8<br />

10 -9<br />

Hauptachsenlage<br />

Polarisator PEM Analysator<br />

0 deg<br />

45 deg<br />

PEM aus, 45 deg Hauptachsenlage<br />

PEM ein, 45 deg Hauptachsenlage,<br />

Φ = 0 deg<br />

PEM ein, 0 deg Hauptachsenlage,<br />

Φ = 180 deg<br />

PEM ein, 0 deg Hauptachsenlage,<br />

Φ = 0 deg<br />

-10 -8 -6 -4 -2 0 2 4 6 8 10<br />

Winkel Analysator [deg]<br />

Abb. 5.12: Zunahme der Intensität als Funktion der Analysatorstellung bei eingeschaltetem<br />

Modulator in 0 deg und 45 deg Hauptachsenlage relativ zur Polarisatorstellung.<br />

Bei parallel zur Polarisationsrichtung liegender Hauptachsenlage des Modulators<br />

ist für die am Modulator eingestellten Modulationsamplituden, welche Phasenverschiebungen<br />

von Φ = 0 deg bzw. Φ = 180 deg entsprechen, keine Änderung der<br />

Intensität feststellbar. Die Abnahme des Löschungsverhältnisses bei 45 deg Hauptachsenlage<br />

des Modulators zur Polarisatorstellung ist auf eine Vorspannung im<br />

Frequenzgenerator des Modulators zurückzuführen.<br />

Eout(α, A0, ω, t) = Pα · Q0 deg · R T · P EM(A0, ω, t) · R · Px · Ein<br />

=<br />

=<br />

�<br />

cos2 α cos α · sin α<br />

cos α sin α sin2 � � ı e<br />

·<br />

α<br />

π<br />

4 0<br />

π<br />

−ı 0 e 4<br />

�<br />

1 0<br />

0 e−ı·Φ �<br />

· 1<br />

√<br />

2<br />

� �<br />

1 1<br />

·<br />

−1 1<br />

�<br />

· 1<br />

√ 2<br />

� � � �<br />

1 0 Exin ·<br />

0 0 Eyin<br />

� �<br />

1 −1<br />

·<br />

1 1<br />

�<br />

cos2 α · cos(A0 sin(ωt)) + cos α · sin α · sin(A0 sin(ωt))<br />

cos α · sin α · cos(A0 sin(ωt)) + sin2 �<br />

Ein<br />

α · sin(A0 sin(ωt))<br />

(5.6)


5.3. JUSTAGE DES INTERFEROMETERS 77<br />

Abbildung 5.13 zeigt die nach Gl. 5.6 berechnete Intensität Iout = 〈EoutE ∗ out〉 der durch das be-<br />

schriebene optische System mit Φ = A0 sin(ωt) zeitlich modulierten elektromagnetischen Welle<br />

für unterschiedliche Analysatorstellungen bzw. Rollwinkel αRoll. Aufgrund der hohen Sensi-<br />

tivität des modulierten Signals bezüglich geringster Änderungen der Analysatorstellung αRoll<br />

eignet sich das Verfahren zur hochpräzisen Bestimmung von Rollwinkeln. Experimentell konnte<br />

bisher durch Analyse des zeitlich modulierten Signals mittels Lock-In Technik eine Winkelge-<br />

nauigkeit von αRoll � ±1 Bogensekunden bei einer Auflösung von ±0.2 Bogensekunden erreicht<br />

werden.


5.3. JUSTAGE DES INTERFEROMETERS 78<br />

I out / I in<br />

0.0012<br />

0.0010<br />

0.0008<br />

0.0006<br />

0.0004<br />

0.0002<br />

0.0000<br />

Analysatorstellung α Roll<br />

90.00 deg<br />

90.05 deg<br />

90.25 deg<br />

90.50 deg<br />

91.00 deg<br />

91.50 deg<br />

-1.0 -0.8 -0.6 -0.4 -0.2 0.0 0.2 0.4 0.6 0.8 1.0<br />

ωt [rad/π]<br />

Abb. 5.13: Nach Gl. 5.6 berechnete normierte Intensität Iout/Iin für verschiedene Analysatorstellungen<br />

αRoll. Zur Berechnung der zeitlich modulierten Intensitäten<br />

Iout(α, A0, ω, t) wurde für die Amplitude des photoelastischen Modulators ein<br />

Wert von A0 ∝ ±0.5 deg verwendet. Dieser Wert hat sich bezüglich des<br />

Signal-Rauschverhältnisses bei der experimentellen Bestimmung des Rollwinkels<br />

als günstig erwiesen. Für gekreuzte Polarisator- Analysatorstellung (90 deg) ist<br />

die Intensitätsmodulation sinusförmig. Die Periode der Intensitätsmodulation entspricht<br />

dabei der doppelten Periode des photoelastischen Modulators mit der Kreisfrequenz<br />

ω. Für zunehmende Abweichungen von der gekreuzten Stellung wird die<br />

Intensitätsmodulation anharmonisch, die Periode der Intensitätsmodulation halbiert<br />

sich dabei. Diese Änderung der Periode der Intensitätsmodulation relativ<br />

zur Periode des photoelastischen Modulators wird mithilfe von Lock-In-Technik<br />

ausgewertet.


6 Experimentelle Ergebnisse<br />

Das Interferometer wurde einen Monat nach der Belichtung und Justage der Gitter an der<br />

Kleinwinkelstreuanlage D22 des Institutes Laue Langevin ILL in Grenoble/Frankreich in Be-<br />

trieb genommen. Im Rahmen der bewilligten Messzeit von drei Tagen erfolgte die Bestimmung<br />

der charakteristischen Parameter des Interferometers sowie die Untersuchung der Kohärenzei-<br />

genschaften des Neutronenstrahls der Kleinwinkelstreuanlage bei verschiedenen Neutronenwel-<br />

lenlängen und Kollimationen. In einer zwei Monate später durchgeführten Messreihe wurde das<br />

Interferometer an der Kleinwinkelstreuanlage SANS-2 des Neutronenforschungszentrums GeNF<br />

in Geesthacht/Deutschland eingesetzt. An diesem Instrument wurden weitere Experimente zur<br />

Kohärenzcharakteristik einer Kleinwinkelstreuanlage durchgeführt. Abbildung 6.1 zeigt das In-<br />

terferometer am Probenort der Kleinwinkelstreuanlage des Neutronenforschungszentrums GeNF.<br />

6.1 Prinzipieller Aufbau einer Neutronenkleinwinkelstreuanlage<br />

Die in einem Reaktor durch Kernspaltung oder Spallation erzeugten schnellen Neutronen mit<br />

Energien in der Größenordnung von 2 MeV werden in einem zweistufigen Prozess auf die für<br />

Kleinwinkelstreuanlagen mit kalten Neutronen typischen Energien zwischen 0.5 meV und 2 meV<br />

gebracht. Im ersten Moderationsschritt wird die Energie der schnellen Neutronen durch Wechsel-<br />

wirkung mit einem geeigneten Moderator bei Raumtemperatur auf Energien zwischen 2 meV und<br />

100 meV reduziert (thermische Neutronen). Als Moderator werden dabei üblicherweise Wasser,<br />

schweres Wasser oder Graphit verwendet. Im zweiten Schritt wird die Energie der Neutronen in<br />

einer sogenannten kalten Quelle, d.h. durch Wechselwirkung mit flüssigem Deuterium bei einer<br />

Temperatur von 25 K auf Energien zwischen 0.5 meV und 2 meV reduziert. Diese kalten Neu-<br />

tronen werden durch Totalreflexion mithilfe von Neutronenleitern den jeweiligen Instrumenten<br />

zugeführt und mit Blendensystemen kollimiert. Zusätzlich befindet sich zwischen Neutronenlei-<br />

ter und Kollimationsstrecke ein Wellenlängenselektor, der es ermöglicht, die Zentralwellenlänge<br />

λ0 sowie die Wellenlängenverteilung ∆λ des Neutronenstrahls den experimentellen Erforder-<br />

nissen entsprechend anzupassen. Die auf diese Weise im Orts- und Impulsraum präparierten<br />

79


6.1. PRINZIPIELLER AUFBAU EINER NEUTRONENKLEINWINKELSTREUANLAGE80<br />

Abb. 6.1: Photo des Interferometers am Probenort der Neutronenkleinwinkelstreuanlage<br />

SANS-2 des Neutronenforschungszentrums GeNF. Das Interferometer ist zwischen<br />

dem Ausgang der Kollimationsstrecke und dem Eingang des Detektorrohres auf einem<br />

Rotationstisch positioniert. Zum Schutz der Gitter vor äußeren Einflüssen wie<br />

Streulicht und Temperaturschwankungen ist an der Oberseite des Interferometerchassis<br />

eine Abdeckung aus Aluminium angebracht an welcher der Schrittmotor zur<br />

Rotation des Phasenschiebers montiert ist.<br />

Neutronen treffen nach dem Austritt aus der Kollimationsstrecke auf die Probe. Die Inten-<br />

sität des durch Wechselwirkung mit einer Probe gestörten Neutronenstrahls wird mithilfe eines<br />

ortsauflösenden Detektors bestimmt (Abb. 6.2).<br />

Unter Neutronenkleinwinkelstreuung wird eine zerstörungsfreie Untersuchungsmethode für Mi-<br />

krostrukturen mit Abmessungen zwischen 1 nm und 1000 nm verstanden. Die Methode besteht<br />

darin, dass ein kollimierter Neutronenstrahl an Inhomogenitäten einer zu untersuchenden Probe<br />

gestreut wird. Solche Inhomogenitäten können etwa Fluktuation der Dichte, der Konzentra-<br />

tion eines Isotops oder der Magnetisierung sein. Neutronenkleinwinkelstreuung findet breite<br />

Anwendung in den Materialwissenschaften, wie beispielsweise in der biologischen Strukturfor-<br />

schung (Viren, Proteine, Enzyme), der Metallurgie (Legierungen, magnetische oder supralei-


6.2. BESTIMMUNG DER KOHÄRENZFUNKTION 81<br />

Abb. 6.2: Schematischer Aufbau einer Neutronenkleinwinkelstreuanlage [131]<br />

tende Werkstoffe), der Polymerforschung bis hin zur Energie- und Umwelttechnik (Porosität<br />

und Oberflächenbeschaffenheit von Filtermaterialien und Katalysatoren).<br />

6.2 Bestimmung der Kohärenzfunktion<br />

6.2.1 SANS-Anlage des ILL<br />

Das Instrument D22 des ILL ist die gegenwärtig weltweit leistungsstärkste Neutronen-<br />

kleinwinkelstreuanlage. Der maximale Neutronenfluss der Anlage am Probenort beträgt<br />

1.2 × 10 8 cm −2 s −1 bei einer Zentralwellenlänge von 0.45 nm und einer Wellenlängenverteilung<br />

von ∆λ/λ0 = 10%. Der nutzbare Wellenlängenbereich liegt zwischen 0.45 nm < λ0 < 4 nm.<br />

Die Kollimationsstrecke kann zwischen 1.4 m und 19.1 m variiert werden, die größtmögliche<br />

Strahlöffnung am Neutronenleiterausgang beträgt 55 × 40 mm 2 . Der Detektor, welcher hinter<br />

der Probe zwischen 1.35 m und 18 m verfahren werden kann, besitzt eine Fläche von 96 × 96 cm 2<br />

bei einer Pixelgröße von 7.5 × 7.5 mm 2 .<br />

Zur Messung der Kohärenzfunktion wird das Interferometer zunächst in jene Winkelposition<br />

gefahren, bei der für alle drei Interferometergitter G1, G2 und G3 maximale Beugungsinten-<br />

sität auftritt. Dieser Winkel wird im Folgenden als gemeinsamer Braggwinkel bezeichnet. Die<br />

Ermittlung des gemeinsamen Braggwinkels erfolgt durch Bestimmung des Beugungswirkungs-<br />

grades des gesamten Interferometers in Abhängigkeit des Winkels zwischen den Gittervektoren<br />

und dem Neutronenstrahl. Dafür wird das gesamte Interferometer mittels eines Rotationstisches<br />

mit einer Genauigkeit von ±0.002 deg schrittweise relativ zum Neutronenstrahl gedreht und die<br />

Intensität des transmittierten und des abgebeugten Strahls detektiert (Abb. 6.3).


6.2. BESTIMMUNG DER KOHÄRENZFUNKTION 82<br />

η [%]<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

λ=1.0 nm<br />

λ=1.5 nm<br />

λ=2.0 nm<br />

λ=2.6 nm<br />

-0.3 -0.2 -0.1 0.0 0.1 0.2 0.3<br />

∆Θ B [deg]<br />

Abb. 6.3: Rockingkurven des gesamten Interferometers für verschiedene Zentralwellenlängen<br />

λ0 = 1.0 nm, λ0 = 1.5 nm, λ0 = 2.0 nm und λ0 = 2.6 nm.<br />

Die Plateaus der Rockingkurven des gesamten Interferometers sind etwa doppelt so breit wie<br />

die Rockingkurven der einzelnen Gitter (Abb. 6.4), während die Basisbreite der Rockingkurven<br />

annähernd gleich bleibt.<br />

Die Verbreiterung der Plateaus ist leicht einzusehen, wenn mithilfe von Gleichung 5.4 die mini-<br />

malen und maximalen Intensitäten des R- und S-Strahls berechnet werden. Abbildung 6.5 zeigt<br />

für eine Zentralwellenlänge von λ0 = 1.5 nm einen qualitativen Vergleich der für eine Zentralwel-<br />

lenlänge von λ = 1.5 nm experimentell bestimmten Beugungseffizienzen ηexp der Beugungsord-<br />

nungen ±1 des gesamten Interferometers mit den berechneten Beugungswirkungsgraden ηSmax,<br />

ηSmin und ¯ηS = Ittr + Irtt + Itrt + Irrr. Dabei wurden für die Beugungswirkungsgrade η1,2,3<br />

der einzelnen Gitter die experimentell bestimmten Werte aus Abb. 6.4 verwendet. Die Abwei-<br />

chung der experimentell bestimmten Beugungswirkungsgrade von den berechneten ist darauf<br />

zurückzuführen, dass zum Zeitpunkt der Bestimmung des Gesamtbeugungswirkungsgrades des<br />

Interferometers der Prozess der Gitterentwicklung noch nicht abgeschlossen war [51]. Da die Beu-


6.2. BESTIMMUNG DER KOHÄRENZFUNKTION 83<br />

η [%]<br />

η [%]<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

-0.3 -0.2 -0.1 0.0 0.1 0.2 0.3<br />

Gitter 1 ± 2. Ordnung<br />

1.0<br />

Gitter 2 ± 2. Ordnung<br />

0.8<br />

0.6<br />

0.4<br />

0.2<br />

Gitter 1 ± 1. Ordnung<br />

Gitter 2 ± 1. Ordnung<br />

Gitter 3 ± 1. Ordnung<br />

0.0<br />

-0.3 -0.2 -0.1 0.0<br />

∆Θ [deg] B<br />

0.1 0.2 0.3<br />

Abb. 6.4: Rockingkurven der ersten Beugungsordnung der einzelnen Interferometergitter G1,<br />

G2 und G3 (oben) sowie der zweiten Beugungsordnung der Gitter G1 und G2 (unten),<br />

aufgenommen bei einer Neutronenzentralwellenlänge von λ0 = 1.5 nm. Die<br />

Einstellungen zur Kollimation sind in Tabelle 6.1 aufgelistet.<br />

gungswirkungsgrade η1,2,3 der einzelnen Interferometergitter erst etwa vierzehn Monate später<br />

bestimmt wurden, unterscheiden sich die zur Berechnung herangezogenen Werte geringfügig<br />

von den zum Zeitpunkt der interferometrischen Messung tatsächlich vorliegenden Beugungswir-<br />

kungsgraden. Eine weitere Ursache für die Abweichungen ist auf unterschiedliche Einstellungen<br />

der Kollimationen zurückzuführen (vgl. Tab. 6.1).<br />

Eine Verbreiterung der Plateaus der Rockingkurven des gesamten Interferometers gegenüber den<br />

Rockingkurven der einzelnen Interferometergitter wäre ebenso durch Justagefehler der einzelnen<br />

Interferometergitter zu erklären. Solche Justagefehler könnten beispielsweise relative Fehlstel-<br />

lungen ∆αRoll, ∆αNick, ∆ αGier der Gitter, unterschiedliche Gitterperioden oder Abstände zwi-<br />

schen den Gitter sein. Diese Justageungenauigkeiten der Interferometergitter hätten allerdings<br />

gleichzeitig eine erhebliche Abnahme des Interferenzkontrastes zur Folge. So wäre beispielsweise<br />

mit einer Verbreiterung des Plateaus der Rockingkurve um 10% aufgrund von Gierwinkelfehlern


6.2. BESTIMMUNG DER KOHÄRENZFUNKTION 84<br />

η [%]<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

v max � 20%<br />

-0.2 -0.1 0.0 0.1 0.2<br />

∆Θ B [deg]<br />

η<br />

S<br />

η<br />

S max<br />

η<br />

S min<br />

η<br />

exp<br />

Abb. 6.5: Vergleich der für eine Zentralwellenlänge von λ = 1.5 nm experimentell bestimmten<br />

Beugungseffizienzen ηexp der Beugungsordnungen ±1 des gesamten Interferometers<br />

mit den berechneten Beugungswirkungsgraden ηSmax, ηSmin und ¯ηS = Ittr + Irtt +<br />

Itrt + Irrr. Für ein Interferometer mit der in Abb. 6.4 gezeigten Abhängigkeit der<br />

Beugungswirkungsgrade vom Offbraggwinkel ∆ΘB ist eine maximale Sichtbarkeit<br />

der Interferenzen von etwa vmax ≈ 20% zu erwarten.<br />

eine Abnahme des Interferenzkontrastes in einer Größenordnung von 50% verbunden [21]. Eine<br />

solche Abnahme des Interferenzkontrastes wurde experimentell nicht beobachtet. Ebenso kann<br />

eine Verbreiterung des Plateaus der Rockingkurve um 10% als Folge unterschiedlicher Gitterpe-<br />

rioden ausgeschlossen werden.<br />

Ein zusätzlicher Beitrag zur Verbreiterung der Rockingkurven ist allerdings infolge einer für ein<br />

Interferometer mit unterschiedlichen Beugungswirkungsgraden nichtverschwindenden resultie-<br />

renden Phase der Teilstrahlen im Interferometer als Funktion des Offbraggwinkels zu erwarten<br />

[132]. Diese Phase führt zu zusätzlichen Interferenzbeiträgen, welche bei der Abschätzung der<br />

minimalen und maximalen Intensitäten in Abb. 6.5 nicht berücksichtigt wurden.<br />

Nach der Justage des Interferometers in den gemeinsamen Braggwinkel wird ein Phasenschieber


6.2. BESTIMMUNG DER KOHÄRENZFUNKTION 85<br />

η(λ) [%]<br />

I η (λ) [arb. u.]<br />

84<br />

78<br />

72<br />

66<br />

60<br />

54<br />

48<br />

42<br />

36<br />

30<br />

24<br />

18<br />

12<br />

6<br />

0<br />

1.4x10 -5<br />

1.2x10 -5<br />

1.0x10 -5<br />

8.0x10 -6<br />

6.0x10 -6<br />

4.0x10 -6<br />

1.0 nm<br />

1.1 nm<br />

1.5 nm<br />

1.6 nm<br />

1.7 nm<br />

1.8 nm<br />

1.9 nm<br />

2.0 nm<br />

2.1 nm<br />

2.3 nm<br />

2.6 nm<br />

-7 -6 -5 -4 -3 -2 -1 0<br />

∆Θ [mrad]<br />

B<br />

0.8 1.0 1.2 1.4 1.6 1.8 2.0 2.2 2.4 2.6 2.8<br />

λ [nm]<br />

Abb. 6.6: Beugungswirkungsgrad<br />

η des zweiten Interferometergitters<br />

als Funktion<br />

der Neutronenzentralwellenlänge<br />

λ0, bei einer Wellenlängenverteilung<br />

∆λ/λ0 =<br />

10%. Für die Kollimation<br />

wurden die selben Einstellungen<br />

gewählt wie im Experiment<br />

zu Abb. 6.4.<br />

Abb. 6.7: Integrierte Beugungseffizienz<br />

Iη des zweiten<br />

Interferometergitters als<br />

Funktion der Neutronenzentralwellenlänge<br />

λ0, bei<br />

einer Wellenlängenverteilung<br />

∆λ/λ0 = 10%.<br />

zwischen dem ersten und zweiten Gitter eingebracht. Der Phasenschieber ist über eine Achse<br />

an einem am Interferometerchassis befestigten Rotationstisch montiert. Die Ausrichtung des<br />

Phasenschiebers parallel zu den Gitteroberflächen erfolgt durch Rückreflexion eines in die Kolli-<br />

mationsstrecke eingespiegelten, zum Neutronenstrahl parallel ausgerichteten Lichstrahls, an den<br />

Oberflächen der Interferometergitter und des Phasenschiebers. Die Drehachse des Phasenschie-<br />

bers steht senkrecht und symmetrisch zu der von den Neutronenstrahlen aufgespannten Ebene.<br />

Durch sukzessive Rotation des Phasenschiebers im Interferometer werden nun für verschiedene<br />

Winkelstellungen in der Nähe des gemeinsamen Braggwinkels ΘB ± ∆ΘB Interferogramme auf-<br />

gezeichnet und auf diese Weise nach einer Winkelstellung mit maximaler Sichtbarkeit vmax der<br />

Interferenzen gesucht. Die für die Messungen relevanten Einstellungen sind in Tabelle 6.1 auf-<br />

gelistet.


6.2. BESTIMMUNG DER KOHÄRENZFUNKTION 86<br />

Einstellungen zu Abb. 6.3:<br />

Zentralwellenlänge λ0 1 nm, 1.5 nm, 2 nm 2.6 nm<br />

Blende am Ausgang des Neutronenleiters Ø = 20 mm 5 × 55 mm 2<br />

Blende am Eingang des Interferometers Ø = 2 mm 1 × 10 mm 2<br />

Abstand zwischen Neutronenleiterausgang und Interferometer 17.6 m 17.6 m<br />

Abstand zwischen Interferometer und Detektor 18 m 18 m<br />

Wellenlängenverteilung ∆λ/λ0 10% 10%<br />

Einstellungen zu Abb. 6.4:<br />

Zentralwellenlänge λ0<br />

1.5 nm<br />

Blende am Ausgang des Neutronenleiters 12 × 55 mm 2<br />

Blende am Eingang des Interferometers 1 × 10 mm 2<br />

Abstand zwischen Neutronenleiterausgang und Interferometer 17.6 m<br />

Abstand zwischen Interferometer und Detektor 18 m<br />

Wellenlängenverteilung ∆λ/λ0<br />

10%<br />

Tab. 6.1: Geräteeinstellungen für die in Abb. 6.3 und Abb. 6.4 gezeigten Rockingkurven<br />

Der Weglängenunterschied ∆x, den die beiden Strahlen Ψtr und Ψrr aufgrund der geometrischen<br />

Verhältnisse im Interferometer durch Rotation des Phasenschiebers erfahren, beträgt<br />

�<br />

1<br />

∆x = D0<br />

cos(ΘB − φ) −<br />

�<br />

1<br />

, (6.1)<br />

cos(ΘB + φ)<br />

mit D0 als Phasenschieberdicke, φ als Drehwinkel des Phasenschiebers und ΘB als Braggwinkel<br />

(vgl. Abb. 5.2). Durch Berücksichtigung des Neutronenbrechungsindexes n erhält man für den<br />

optischen Weglängenunterschied<br />

wobei 1 − n = λ2 ρbc<br />

0 2π<br />

∆xn = (1 − n)∆x, (6.2)<br />

ist (Gl. 3.28). Die Phasendifferenz ∆Φ zwischen den Wellenfunktionen<br />

Ψtrr und Ψrrt (0-Strahl) bzw. Ψtrt und Ψrrr (H-Strahl) beträgt:<br />

∆Φ = ρbc λ0∆x (6.3)<br />

Die infolge der Rotation des Phasenschiebers verursachte Änderung der relativen Phase zwischen<br />

den Wellenfunktionen Ψtrr und Ψrrt bzw. Ψtrt und Ψrrr führt zu gegenläufigen konstruktiven<br />

und destruktiven Interferenzen im 0- und H-Strahl und somit zu korrelierten Intensitätsänderun-<br />

gen hinter dem dritten Interferometergitter. Bei einer Periode von 2π der Interferenzen beträgt<br />

die Phasendifferenz zwischen 0- und H-Strahl ∆Φ = π (vgl. Gl. 4.19). Die Gesamtintensität


6.2. BESTIMMUNG DER KOHÄRENZFUNKTION 87<br />

Iges = I0 + IH<br />

bleibt daher erhalten. Die Intensität des 0- und H-Strahls wird mithilfe eines ortsauflösenden<br />

Detektors als Funktion der Phasenschieberstellung gemessen.<br />

Zusätzlich zur Änderung des optischen Weglängenunterschieds erzeugt ein Phasenschieber in<br />

mindestens einem der beiden Interferometerpfade einen vom Drehwinkel abhängigen Strahlver-<br />

satz. Die gemessene Kohärenzfunktion beinhaltet daher sowohl longitudinale als auch transver-<br />

sale Kohärenzeigenschaften des Neutronenstrahls. Der senkrecht zur Strahlausbreitungsrichtung<br />

und Rotationsachse von einer planparallelen Platte der Dicke D0 erzeugte Strahlversatz a(φ) be-<br />

rechnet sich als Funktion des Drehwinkels φ zu<br />

a(φ) = D0<br />

(6.4)<br />

�<br />

tan (arcsin ( 1<br />

�<br />

sin φ)) − tan φ cos φ. (6.5)<br />

n<br />

Der ins Interferometer einfallende Neutronenstrahl wird am ersten Gitter geteilt. Die beiden<br />

Teilstrahlen treffen unter den Braggwinkeln ±ΘB auf den Phasenschieber. Für die Differenz des<br />

durch den Phasenschieber verursachten Strahlversatzes als Funktion des Drehwinkels φ zwischen<br />

transmittiertem und abgebeugtem Strahl gilt aufgrund der geometrischen Verhältnisse:<br />

∆a(φ) = a(φ + ΘB) − a(φ − ΘB) (6.6)<br />

Obwohl der Strahlversatz im gemessenen Winkelbereich des Phasenschiebers wesentlich größer<br />

als der optische Weglängenunterschied ist (Abb. 6.8), spielen die logitudinalen Kohärenzeigen-<br />

schaften bei der hier verwendeten Technik zur Erzeugung eines Phasenschubes die dominierende<br />

Rolle. Ein Vergleich mit der nach Gl. 4.26 berechneten räumlichen Kohärenzfunktion (Abb. 4.8)<br />

lässt für die verwendete Kollimation des Neutronenstrahls einen äußerst geringen Einfluss des<br />

Strahlversatzes auf die Abnahme des Modulationskontrastes der Kohärenzfunktion erwarten.<br />

So weisen die longitudinalen gegenüber den transversalen Kohärenzeigenschaften für typische<br />

Kollimationen und Wellenlängenverteilungen etwa um zwei bis drei Größenordnungen kleinere<br />

longitudinale als transversale Kohärenzlängen auf (vgl. Gl. 4.30 und Gl. 4.22 bzw. Gl. 4.32<br />

und Gl. 4.26 sowie Abb. 4.6 und Abb. 4.8).


6.2. BESTIMMUNG DER KOHÄRENZFUNKTION 88<br />

∆x n , ∆a [nm]<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

-20<br />

∆a<br />

∆x n<br />

-60 -40 -20 0 20 40 60<br />

∆φ [deg]<br />

Abb. 6.8: Vergleich des durch Rotation eines Saphirphasenschiebers der Dicke D0 = 4.56 mm<br />

erzeugten optischen Weglängenunterschieds ∆xn mit dem Strahlversatz ∆a im Interferometer.<br />

Die Berechnung wurde für einen Braggwinkel von ΘB = 0.15 deg und<br />

Neutronen der Wellenlänge λ0 = 2 nm (n ≈ 0.9996) durchgeführt.<br />

Trotzdem erfolgt die Abnahme des Modulationskontrastes der experimentell bestimmten<br />

Kohärenzfunktionen etwa doppelt so rasch, als die für gleiche Zentralwellenlängen und Wel-<br />

lenlängenverteilungen berechneten longitudinalen Kohärenzfunktionen. Dieser Unterschied<br />

deutet darauf hin, dass der Einfluss der spatialen Kohärenz, also der räumlichen Ausdehnung<br />

der Neutronenquelle, bei einer exakten Analyse der Kohärenzeigenschaften nicht vernachlässigt<br />

werden darf. Diesbezügliche Experimente zur Quantifizierung des Einflusses spatialer Kohären-<br />

zeigenschaften auf die gemessenen Kohärenzfunktionen wurden im Rahmen dieser Arbeit nicht<br />

durchgeführt. Zur Klärung des Einflusses der räumlichen Ausdehnung der Neutronenquelle<br />

auf die Kohärenzeigenschaften könnten Experimente bei unterschiedlicher Kollimation des<br />

Neutronenstrahls beitragen.<br />

Der am Instrument D22 in Grenoble verwendete Detektor besitzt 128 × 128 Pixel mit einer<br />

Pixelgröße von 7.5 mm×7.5 mm. Die funktionale Abhängigkeit zwischen Neutronenzählrate und<br />

Drehwinkel des Phasenschiebers ermöglicht eine direkte experimentelle Bestimmung des Realteils<br />

der Kohärenzfunktion Γ(∆x) (Gl. 4.7). Ergebnisse der interferometrischen Bestimmung der<br />

Kohärenzfunktion sind in Abb. 6.9, Abb. 6.10 und Abb. 6.11 zu sehen.


6.2. BESTIMMUNG DER KOHÄRENZFUNKTION 89<br />

Counts [ ]<br />

12000<br />

11000<br />

10000<br />

9000<br />

8000<br />

7000<br />

6000<br />

0<br />

δ E = -1.051 π<br />

δ R = 0.6 π<br />

l c = 10.9 ± 0.4 nm<br />

λ 0 = 2.017 nm<br />

R-Strahl<br />

S-Strahl<br />

-10 -5 0<br />

∆x [nm] n<br />

5 10<br />

Abb. 6.9: Interferogramm, aufgenommen für eine Zentralwellenlänge von λ0 = 2.017 nm durch<br />

Rotation eines Saphir-Phasenschiebers über 90 deg (Schrittweite 1 deg) um eine<br />

Achse senkrecht zur Einfallsebene der Neutronen. Die durch Kreise und Quadrate<br />

gekennzeichneten Punkte entsprechen den Messwerten der Intensität als Funktion<br />

des optischen Weglängenunterschieds ∆xn zwischen den Strahlen Ψtr und Ψrr (vgl.<br />

Abb. 5.2), die durchgezogenen Linien repräsentieren den Realteil der Kohärenzfunktion<br />

und sind eine Anpassung gemäß Gl. 6.7. Die Einhüllende (gestrichelte Linie)<br />

entspricht dem Absolutwert der Kohärenzfunktion.<br />

Die Auswertung der interferometrischen Messung erfolgt durch Anpassung von Gl. 6.7 an die<br />

experimentellen Daten.<br />

� �<br />

(∆x − xE)ρbc<br />

IR,S(∆x) = JR,S ± AR,S exp −<br />

λ2 � �<br />

2<br />

0<br />

cos(ρbc<br />

lcπ<br />

λ0(∆x − xE) − δR,S) (6.7)<br />

Hier sind JR,S die Intensitäten der Teilstrahlen Ittt + Irtr und Ittr + Irtt, welche aufgrund der<br />

räumlichen Separation von den Teilstrahlen rrt, trr, trt und rrr nicht zur Interferenz beitra-<br />

gen und lediglich für konstante Untergrundzählraten verantwortlich sind. Der Exponential-


6.2. BESTIMMUNG DER KOHÄRENZFUNKTION 90<br />

Counts [ ]<br />

11000<br />

10000<br />

9000<br />

8000<br />

7000<br />

6000<br />

5000<br />

4000<br />

3000<br />

2000<br />

1000<br />

λ 0 = 2.017 nm<br />

Phasenschieber Saphir<br />

Schrittweite ∆φ = 2 deg<br />

Blende Neutronenleiter 5x55 mm 2<br />

Blende Interferometer 1x10 mm 2<br />

Sichtbarkeit R-beam = 18.6%<br />

Sichtbarkeit S-beam = 22.3%<br />

l c = 10.5 ± 0.5 nm<br />

mittlere Zählrate 144.5 Counts/sec<br />

δ R,S = 0.47 π<br />

x E = -2.9 ± 0.4 µm<br />

δ E = -1.007 π<br />

R-Strahl<br />

S-Strahl<br />

0<br />

-0.04 -0.03 -0.02 -0.01 0.00<br />

∆x [mm]<br />

0.01 0.02 0.03 0.04<br />

Abb. 6.10: Interferogramm, aufgenommen für eine Zentralwellenlänge von λ0 = 2.017 nm<br />

durch Rotation eines Saphir-Phasenschiebers über 90 deg (Schrittweite 2 deg) um<br />

eine Achse senkrecht zur Einfallsebene der Neutronen. Die durch Kreise und<br />

Quadrate gekennzeichneten Punkte entsprechen den Messwerten der Intensität als<br />

Funktion des geometrischen Weglängenunterschieds ∆x zwischen den Strahlen Ψtr<br />

und Ψrr (vgl. Abb. 5.2), die durchgezogenen Linien repräsentieren den Realteil<br />

der Kohärenzfunktion und sind eine Anpassung gemäß Gl. 6.7. Die Einhüllende<br />

(gestrichelte Linie) entspricht dem Absolutwert der Kohärenzfunktion.<br />

term bringt einen gaussförmigen Abfall der Kohärenzfunktion zum Ausdruck, wobei ∆x der<br />

durch Rotation des Phasenschiebers erzeugte geometrische Weglängenunterschied zwischen dem<br />

am ersten Interferometergitter resultierenden transmittierten und abgebeugten Teilstrahl ist.<br />

Die Näherung eines gaussförmigen Abfalls der Kohärenzfunktion wird durch das typische Wel-<br />

lenlängenspektrum einer Neutronenkleinwinkelstreuanlage (Abb. 4.5) nahegelegt, welches sich<br />

näherungsweise ebenfalls mithilfe einer Gaussfunktion beschreiben lässt. Mit xE werden geome-<br />

trische Weglängenunterschiede im Interferometer als sogenannte ”innere” Phase des Interferome-<br />

ters berücksichtigt, welche auf Justageungenauigkeiten der Interferometergitter zurückzuführen<br />

sind. Des Weiteren ist mit ρbc die kohärente Streulängendichte des Phasenschiebers, mit λ0 die


6.2. BESTIMMUNG DER KOHÄRENZFUNKTION 91<br />

Counts [ ]<br />

4500<br />

4000<br />

3500<br />

3000<br />

2500<br />

2000<br />

1500<br />

1000<br />

500<br />

λ 0 = 2.615 nm<br />

Phasenschieber Saphir<br />

Schrittweite ∆φ = 1 deg<br />

Blende Neutronenleiter 5x55 mm 2<br />

Blende Interferometer 1x10 mm 2<br />

Sichtbarkeit R-Strahl= 14.8%<br />

Sichtbarkeit S-Strahl = 26.2%<br />

l c = 14.5 ± 1 nm<br />

mittlere Zählrate 33 Counts/sec<br />

δ R,S = 0.16 π<br />

x E = -8.4 ± 0.6 µm<br />

δ E = -3.59 π<br />

R-Strahl<br />

S-Strahl<br />

0<br />

-0.03 -0.02 -0.01 0.00 0.01 0.02<br />

∆x [mm]<br />

Abb. 6.11: Interferogramm, aufgenommen für eine Zentralwellenlänge von λ0 = 2.615 nm<br />

durch Rotation eines Saphir-Phasenschiebers über 56 deg (Schrittweite 1 deg) um<br />

eine Achse senkrecht zur Einfallsebene der Neutronen. Die durch Kreise und<br />

Quadrate gekennzeichneten Punkte entsprechen den Messwerten der Intensität als<br />

Funktion des geometrischen Weglängenunterschieds ∆x zwischen den Strahlen Ψtr<br />

und Ψrr (vgl. Abb. 5.2), die durchgezogenen Linien repräsentieren den Realteil<br />

der Kohärenzfunktion und sind eine Anpassung gemäß Gl. 6.7. Die Einhüllende<br />

(gestrichelte Linie) entspricht dem Absolutwert der Kohärenzfunktion.<br />

Zentralwellenlänge des Neutronenstrahls und mit lc dessen Kohärenzlänge bezeichnet. Der ko-<br />

sinusförmige Modulationsterm beinhaltet neben der Streulängendichte, der Zentralwellenlänge,<br />

dem geometrischen Weglängenunterschied und der ”inneren” Phase des Interferometers zusätz-<br />

lich eine Größe, welche die Stellung des dritten Interferometergitters längs des Gittervektors,<br />

die Phase δR,S des dritten Interferometergitters beschreibt. Die Amplitude der Modulation der<br />

Interferenzen des R- und S-Strahls wird durch die Größe AR,S ausgedrückt.<br />

Im Folgenden wird die Bedeutung der Größen lc, ρbc , xE, δR,S und AR,S, welche aus den interfe-<br />

rometrischen Messungen der Kohärenzfunktion direkt gewonnen werden können, näher erläutert:<br />

1. Bestimmung der Kohärenzlänge des Neutronenstrahls


6.2. BESTIMMUNG DER KOHÄRENZFUNKTION 92<br />

Die Abnahme der Modulation für zunehmende Phasenschübe ∆x ist eine direkte Konse-<br />

quenz der begrenzten Kohärenzlänge des Neutronenstrahls. Als Kohärenzlänge sei hier<br />

jene optische Weglänge bezeichnet, bei der der Betrag der normierten Kohärenzfunktion<br />

auf den Wert 1/e abgefallen ist bzw. der Betrag der Kohärenzfunktion den Wert AR,S/e an-<br />

nimmt. Die experimentell bestimmte Kohärenzfunktion beinhaltet dabei sowohl Beiträge<br />

der lateralen als auch der longitudinalen Kohärenzeigenschaften des Neutronenstrahls.<br />

Die longitudinalen Kohärenzeigenschaften sind durch das Wellenlängenspektrum be-<br />

stimmt, welches experimentell mittels Flugzeitspektroskopie ermittelt werden kann. Die<br />

typische Wellenlängenverteilung einer Kleinwinkelstreuanlage entspricht näherungsweise<br />

einer gaussförmigen Verteilung (Abb. 4.5). Im Interferometer wird das Neutronenspek-<br />

trum an jedem einzelnen Interferometergitter modifiziert. Der sich im Zustand Ψ(x, t)<br />

befindliche, ins Interferometer einfallende Neutronenstrahl, wird an den Interferometer-<br />

gittern jeweils in einen reflektierten und einen transmittierten Anteil aufgespalten, d.h.<br />

es werden am ersten Interferometergitter die Zustände Ψr(x, t) und Ψt(x, t), am zweiten<br />

Interferometergitter die Zustände Ψrr(x, t), Ψrt(x, t), Ψtr(x, t) und Ψtt(x, t), usw. präpa-<br />

riert. Daher handelt es sich bei den gemessenen Kohärenzeigenschaften um diejenigen des<br />

durch das Interferometer modifizierten Neutronenstrahls und nicht um jene des alleine<br />

durch Kollimation und Wellenlängenselektion an der Kleinwinkelstreuanlage präparierten<br />

Neutronenstrahls.<br />

Die transversalen Kohärenzeigenschaften werden durch die Kollimation des Neutronen-<br />

strahls bestimmt, welche jeweils den experimentellen Anforderungen angepasst werden<br />

müssen. Bei der hier vorgestellten Technik zur Bestimmung der Kohärenzfunktion verur-<br />

sacht die Rotation des Phasenschiebers einen Strahlversatz senkrecht zur Strahlausbrei-<br />

tungsrichtung und zur Rotationsachse des Phasenschiebers. Dieser Strahlversatz zwischen<br />

den interferenzfähigen Teilstrahlen hat Einfluss auf die transversalen Kohärenzeigenschaf-<br />

ten der sich in den Zuständen Ψr(x, t) bzw. Ψt(x, t) befindlichen Teilstrahlen (vgl. Gl.<br />

6.5, Gl. 6.6 sowie Abb. 6.8).<br />

Die durch die experimentellen Rahmenbedingungen verursachten Einflüsse auf die Zu-<br />

standspräparation der interferenzfähigen Teilstrahlen müssen bei der Interpretation der<br />

Kohärenzfunktion in Betracht gezogen werden. Unter Vernachlässigung des Einflusses<br />

des durch den Phasenschieber verursachten Strahlversatzes und der Modifikation des Wel-<br />

lenlängenspektrums durch die Interferometergitter wurde für die Kohärenzlänge des Neu-


6.2. BESTIMMUNG DER KOHÄRENZFUNKTION 93<br />

tronenstrahls mit einer Zentralwellenlänge von λ0 = 2 nm und einer Wellenlängenverteilung<br />

∆λ/λ0 = 10% durch Anpassung von Gl. 6.7 ein Wert von lc = 10.9 ± 0.4 nm ermittelt.<br />

Für die Kollimation des Neutronenstrahls wurden folgende Einstellungen gewählt: Blende<br />

am Ausgang des Neutronenleiters 5 × 55 mm 2 , Blende am Eingang des Interferometers<br />

1 × 10 mm 2 , Abstand zwischen der Blende am Ausgang des Neutronenleiters und der<br />

Blende am Eingang des Interferometers 17.6 m, Abstand zwischen zweitem Interferome-<br />

tergitter und Detektor 18 m (vgl. Tabelle 6.3).<br />

2. Bestimmung der Streulängendichte des Phasenschiebers<br />

Die Periode des Interferenzmusters hängt direkt von der Streulängendichte des Phasen-<br />

schiebers ρbc<br />

und der verwendeten Neutronenwellenlänge λ ab. Die Streulängendichte des<br />

in dieser Arbeit verwendeten Phasenschiebers aus Saphir (Al2O3) wurde für unterschied-<br />

liche Zentralwellenlängen λ0 bestimmt. Die interferometrisch ermittelten Streulängendich-<br />

ten von Saphir betragen 5.49 ± 0.02 × 10 14 m −2 bzw. 5.46 ± 0.03 × 10 14 m −2 für λ0 = 2 nm,<br />

5.15 ± 0.03 × 10 14 m −2 für λ0 = 2.6 nm und 5.73 ± 0.08 × 10 14 m −2 für λ0 = 1 nm. Der nach<br />

Gleichung 3.23 und den in Tabelle 6.4 angeführten Streulängen berechnete Wert beträgt<br />

ρbc = 5.715 × 1014 m −2 (vgl. Tab. 6.5). Die Ursachen für die Abweichungen der experi-<br />

mentell bestimmten Streulängendichten vom berechneten Wert konnten im Rahmen der<br />

zur Verfügung stehenden Messzeit nicht geklärt werden. Möglicherweise sind die Abwei-<br />

chungen darauf zurück zu führen, dass die Bestimmung der aus [85, 86] zur Berechnung<br />

herangezogenen Streulängen bei thermischen Neutronenenergien durchgeführt wurde. Da<br />

die beste Übereinstimmung mit der berechneten Streulängendichte bei der Messung mit<br />

der kleinsten Neutronenwellenlänge von 1 nm erzielt wurde (∆ρbc < 0.3%) und die Unter-<br />

schiede zwischen der berechneten Streulängendichte und den interferometrisch bestimm-<br />

ten Werten zu größeren Wellenlängen hin zu nimmt, kann eine Energieabhängigkeit der<br />

Streulängendichte nicht ausgeschlossen werden. Da vom Hersteller des Phasenschiebers<br />

keine Angaben bezüglich der exakten chemischen Zusammensetzung und der kristallinen<br />

Struktur des synthetischen Saphirs gemacht werden konnten, sind auch Einflüsse infolge<br />

von Verunreinigungen bei der Herstellung des Phasenschiebers oder Stapelfehler bei der<br />

Kristallzucht auf die ermittelten Streulängendichten möglich.<br />

3. Bestimmung der inneren Phase des Interferometers<br />

Justagefehler der Interferometergitter können geometrische Weglängenunterschiede in den<br />

beiden Interferometerarmen und somit eine für das Interferometer charakteristische ”in-


6.2. BESTIMMUNG DER KOHÄRENZFUNKTION 94<br />

nere” Phase zur Folge haben. Der ”innere” geometrische Weglängenunterschied xE des<br />

Interferometers ist direkt durch die Lage des Maximums des Absolutwertes der Kohärenz-<br />

funktion festgelegt und kann aus der Winkelstellung des Phasenschiebers berechnet wer-<br />

den. Dabei wird explizit die Eigenschaft des begrenzten Kohärenzvolumens des Neu-<br />

tronenstrahls zur Bestimmung des ”inneren” geometrischen Weglängenunterschieds bzw.<br />

der ”inneren” Phase des Interferometers genutzt. Die ”innere” Phase δE des Interfero-<br />

meters berechnet sich dabei zu δE = ρbc λxE/π. Für ein ”ideales” Interferometer mit<br />

xE = 0 ist die Lage des Maximums der Kohärenzfunktion identisch mit der Nullstellung<br />

des Phasenschiebers (Oberflächennormale des Phasenschiebers ⊥ Gittervektor) (vgl. Abb.<br />

6.12a). Sind die geometrischen Wege in den beiden Interferometerarmen unterschiedlich,<br />

verschiebt sich das Maximum des Absolutwertes der Kohärenzfunktion um einen für das<br />

Interferometer charakteristischen Wert xE (Abb. 6.12c). Die Kenntnis der inneren Phase<br />

des Interferometers ermöglicht es, die im nächsten Punkt besprochene Phase des dritten<br />

Interferometergitters zu bestimmen.<br />

4. Bestimmung der Phase des dritten Interferometergitters<br />

Der Phasenunterschied zwischen dem durch ein Interferometergitter abgebeugten Strahl<br />

und dem transmittierten Strahl beträgt π/2 [117, 133]. Durch Verschieben des dritten<br />

Interferometergitters in Richtung des Gittervektors ist es möglich, die Phase zwischen<br />

den transmittierten und reflektierten Teilstrahlen trr und rrt bzw. rrr und trt im R-<br />

bzw. S-Strahl zu ändern und somit alternativ zur Phasenschiebermethode Intensitätsos-<br />

zillationen zu erzeugen. Da die relative Stellung der einzelnen Interferometergitter<br />

bezüglich Translationen längs der Richtung des Gittervektors während der Justage<br />

der Gitter nicht kontrolliert wurde (und mit den verwendeten Justagemethoden auch<br />

nicht kontrolliert werden konnte), ist die durch das dritte Gitter verursachte Phase der<br />

Interferenzen nicht definiert. Die Lage der Nullstellen des Realteils der Kohärenzfunktion<br />

oder deren Ableitungen relativ zur Phasenschieberstellung bzw. zur ”inneren” Phase<br />

des Interferometers erlaubt direkte Rückschlüsse auf die Phase δR,S (modulo 2π) des<br />

dritten Interferometergitters. Zur Veranschaulichung werden folgende vier Fälle diskutiert:<br />

Für ein ”ideales” Interferometer ist die Nullstellung des Phasenschiebers identisch<br />

mit dem Maximum des Absolutwertes und dem Maximum bzw. Minimum des Realteils<br />

der Kohärenzfunktion des R- bzw. S-Strahls. Dieser Fall ist in Abbildung 6.12a darge-


6.2. BESTIMMUNG DER KOHÄRENZFUNKTION 95<br />

stellt. Sowohl die ”innere” Phase des Interferometers δE = 0 als auch die absolute Phase<br />

des dritten Interferometergitters δR,S = 0 verschwinden hier. Die Kohärenzfunktion ist<br />

also symmetrisch zur Nullstellung des Phasenschiebers, Maximum und Minimum des<br />

Realteils der Kohärenzfunktion liegen bei ∆φ = 0.<br />

Der Fall einer nicht verschwindenden absoluten Phase δR,S �= 0 ist in Abbildung 6.12b für<br />

ein ideal justiertes Interferometer mit innerer Phase δE = 0 veranschaulicht. Die Phase<br />

des dritten Gitters, also die Position des Maximums bzw. Minimums des Realteils der<br />

Kohärenzfunktionen des S-Strahls bzw. R-Strahls relativ zur Nullstellung ∆Φ = 0 des<br />

Phasenschiebers ist hier für δR,S = −3π/5 dargestellt.<br />

Abbildung 6.12c zeigt die Situation einer von Null verschiedenen ”inneren” Phase<br />

des Interferometers und einer verschwindenden relativen Phase δR,S = 0 des dritten<br />

Interferometergitters. Das Maximum des Absolutwertes der Kohärenzfunktion verschiebt<br />

sich in diesem Fall um δE = 7π/3.<br />

Der allgemeine Fall einer sowohl nichtverschwindenden ”inneren” des Interferometers<br />

als auch einer von Null verschiedenen relativen Phase des dritten Interferometergitters<br />

ist in Abbildung 6.12d für δE = 7π/3 und δR,S = −3π/5 gezeigt. Die Abweichung des<br />

Maximums bzw. Minimums des Realteils der Kohärenzfunktion vom Maximum des<br />

Absolutwertes der Kohärenzfunktion bestimmt die absolute Phase des dritten Interfero-<br />

metergitters.<br />

Die Genauigkeit, mit der die Phase δR,S des dritten Interferometergitters bestimmt<br />

werden kann, hängt einerseits von gerätespezifischen Faktoren wie beispielsweise der<br />

mechanischen Stabilität des Interferometers oder dessen Empfindlichkeit gegenüber<br />

Temperaturschwankungen und Vibrationen ab. Andererseits sind die Messwerte mit<br />

statistischen Fehlern behaftet. Für die in den Experimenten eingestellten Neutronenzähl-<br />

raten bzw. Messzeiten liegt der statistische Fehler in einer Größenordnung von ±1%. Für<br />

die in Abb. 6.9 und Abb. 6.10 gezeigten Interferogramme konnte durch Minimierung<br />

des quadratischen Fehlers bei der Anpassung von Gleichung 6.7 an die Messdaten die<br />

Phase mit einer Genauigkeit von etwa ±4% bzw. ±5% bestimmt werden. Die beiden<br />

Interferogramme wurden im Abstand von etwa 4 Stunden unter gleichen Bedingungen<br />

aufgezeichnet. Die ermittelte Differenz der Phasen der beiden Interferogramme liegt mit<br />

etwa 4% in der gleichen Größenordnung wie der quadratische Fehler der Anpassung.<br />

Dieser Fehler entspricht einer Energieauflösung von ∆E < 10 −5 eV des Interferometers.


6.2. BESTIMMUNG DER KOHÄRENZFUNKTION 96<br />

Intensität [arb. u.]<br />

a<br />

b δ R,S<br />

c<br />

δ E<br />

d δ R,S<br />

-10π -8π -6π -4π -2π 0π 2π 4π 6π 8π 10π<br />

Phasenschub ∆Φ<br />

δ R,S = 0<br />

δ E = 0<br />

δ R,S = -3π/5<br />

δ E = 0<br />

δ R,S = 0<br />

δ E = 7π/3<br />

δ R,S = -3π/5<br />

δ E = 7π/3<br />

Abb. 6.12: Veranschaulichung der Bestimmung der ”inneren” Phase δE des Interferometers<br />

sowie der Phase δR,S des dritten Interferometergitters. Die rote Linie zeigt den<br />

Realteil der Kohärenzfunktion des S-Strahls, die gepunktet-blaue Linie den Realteil<br />

der Kohärenzfunktion des R-Strahls. Der Absolutwert der Kohärenzfunktion ist<br />

durch die schwarze Linie repräsentiert, die gepunktet-graue sinusförmige Linie zeigt<br />

die Kohärenzfunktion für den Fall unbeschränkter Kohärenz.


6.2. BESTIMMUNG DER KOHÄRENZFUNKTION 97<br />

5. Bestimmung der Sichtbarkeit der Interferenzen<br />

Die maximale Sichtbarkeit (Visibility) vR,S = AR,S/JR,S ist ein Maß für die experimentell<br />

beobachtbare maximale Modulationsamplitude AR,S des Interferenzmusters und somit ein<br />

wichtiger Parameter zur Charakterisierung eines Interferometers. Die Sichtbarkeit hängt<br />

sowohl von den Beugungswirkungsgraden der einzelnen Interferometergitter als auch von<br />

der Gitterjustage ab. Des weiteren führen äußere Einflüsse wie beispielsweise Vibrationen<br />

zu sogenannten Dephasing-Effekten und somit zu einer Abnahme des Modulationskon-<br />

trastes.<br />

Wird von kontrastmindernden Faktoren dieser Art abgesehen, beträgt beispielsweise der<br />

theoretische Wert für den Modulationskontrast eines LLL-Interferometers mit den Beu-<br />

gungswirkungsgraden von η1,2,3 = 25% der einzelnen Gitter für ein vR,S = 50%, für ein<br />

Interferometer ohne Strahltrennung vR,S = 25% (vgl. Abschnitt 5.2.1). Für ein Interfe-<br />

rometer mit den Beugungswirkungsgraden η1,2,3 = 50% berechnen sich die Sichtbarkeiten<br />

zu vR,S = 100% (Strahltrennung) bzw. vR,S = 50% (keine Strahltrennung). In Tabelle<br />

6.2 sind die mithilfe von Gl. 5.4 und 5.5 berechneten und die für verschiedene Zentralwel-<br />

lenlängen experimentell bestimmten normierten Untergrundzählraten JR,S, Intensitätsdif-<br />

ferenzen ∆IR,S = IR,Smax − IR,Smin und Sichtbarkeiten vR,S aufgelistet. Die experimentell<br />

bestimmten Untergrundzählraten JR,S und Intensitätsdifferenzen ∆IR,S wurden auf die<br />

Gesamtzählraten JR + JS normiert (vgl. Tab. 6.3).<br />

Interferogramm Interferogramm Interferogramm<br />

Abb. 6.9 Abb. 6.10 Abb. 6.11<br />

Zentralwellenlänge λ0 [nm] 2.017 2.017 2.615 1.500<br />

Beugungswirkungsgrad η1 0.80 ∗ 0.80 ∗ 0.90 ∗ 0.58<br />

Beugungswirkungsgrad η2 0.68 0.68 0.81 0.48<br />

Beugungswirkungsgrad η3 0.07 ∗ 0.07 ∗ 0.08 ∗ 0.05<br />

normierte Untergrundzählrate JR 0.549 (0.543) 0.549 (0.543) 0.649 (0.649) (0.500)<br />

normierte Untergrundzählrate JS 0.451 (0.457) 0.451 (0.457) 0.351 (0.351) (0.500)<br />

normierte Differenz ∆IR 0.201 (0.278) 0.204 (0.278) 0.193 (0.264) (0.207)<br />

normierte Differenz ∆IS 0.189 (0.278) 0.201 (0.278) 0.184 (0.264) (0.207)<br />

Sichtbarkeit R-Strahl vR 0.183 (0.341) 0.186 (0.341) 0.149 (0.452) (0.205)<br />

Sichtbarkeit S-Strahl vS 0.210 (0.234) 0.223 (0.234) 0.262 (0.186) (0.208)<br />

Tab. 6.2: Für verschiedene Zentralwellenlängen experimentell bestimmte normierte Untergrundzählraten<br />

JR,S , Differenzen ∆IR,S und Sichtbarkeiten vR,S. Die in Klammer<br />

gesetzten Werte wurden mithilfe der ermittelten Beugungseffizienzen der einzelnen Interferometergitter<br />

berechnet. Die mit ∗ markierten Beugungswirkungsgrade wurden<br />

für die jeweiligen Wellenlängen extrapoliert, die Bestimmung der Beugungseffizienzen<br />

erfolgte etwa fünfzehn Monate nach der Belichtung der Interferometergitter.


6.2. BESTIMMUNG DER KOHÄRENZFUNKTION 98<br />

Da die Sichtbarkeiten sehr empfindlich von kleinen Änderungen der Beugungswirkungs-<br />

grade abhängen, kann durch Vergleich der berechneten mit den experimentell bestimmten<br />

Sichtbarkeiten auf die Qualität der Gitterjustage geschlossen werden. Für die in Tabelle<br />

6.2 angegebenen berechneten Werte wurden die Beugungswirkungsgrade allerdings erst<br />

nach der Demontage des Interferometers bestimmt. So erfolgten die interferometrischen<br />

Messungen etwa einen Monat, die Bestimmung der einzelnen Beugungswirkungsgrade etwa<br />

fünfzehn Monate nach der Belichtung der Gitter. Da der Prozess der Gitterentwicklung<br />

zum Zeitpunkt interferometrischen Messungen noch nicht abgeschlossen war (vgl. Kapitel<br />

2, Abb. 2.14 und [51]), ist der direkte Vergleich der hier berechneten Sichtbarkeiten mit<br />

den experimentell bestimmten Sichtbarkeiten nur bedingt aussagekräftig.<br />

6. Stabilität des Interferometers<br />

Durch Vergleich der unter gleichen Umgebungsbedingungen aufgezeichneten Interfero-<br />

grammen können Rückschlüsse auf die Langzeitstabilität des Interferometers gezogen wer-<br />

den. Die in Abb. 6.9 und Abb. 6.10 gezeigten Interferogramme wurden im Abstand<br />

von 4 Stunden bei einer Neutronenwellenlänge von 2.017 nm aufgenommen. Die relative<br />

Drift der Phase des Interferenzmusters wurde mit 0.13 π bestimmt. Der für die eingestell-<br />

ten Neutronenzählraten bei der Anpassung von Gl. 6.7 an die experimentell ermittelten<br />

Datensätze berechnete mittlere quadratische Fehler beträgt für das in Abb. 6.9 gezeigte<br />

Interferogramm etwa ∆φexp. = ±3.8%, für das in Abb. 6.10 gezeigte Interferogramm etwa<br />

∆φexp. = ±5.4%. Dies entspricht eine Unsicherheit der Phase von ∆φexp. = ±0.12π bzw.<br />

∆φexp. = ±0.17π.<br />

Unter der Voraussetzung einer über alle Messpunkte konstanten Sichtbarkeit von v = 20%<br />

wurde die Phasenunschärfe in Abhängigkeit der Neutronenzählrate (Abschnitt 4.4.1) mit-<br />

hilfe von Gleichung 4.41 mit ∆φstat. = ±1% abgeschätzt. Unter Berücksichtigung eines<br />

näherungsweise gaussförmigen Abfalls der Sichtbarkeit mit zunehmendem Phasenschub<br />

berechnet sich die Phasenunschärfe des in Abb. 6.9 gezeigten Interferogramms (50 Mes-<br />

spunkte) zu ∆φstat. ≈ ±2%. Die Phasenunschärfe des in Abb. 6.10 gezeigten Interfero-<br />

gramms (25 Messpunkte) berechnet sich zu ∆φstat. ≈ ±3%.<br />

Der durch Anpassung von Gl. 6.7 an die Datensätze ermittelte mittlere quadratische Fehler<br />

der Phase ist also knapp doppelt so groß wie der aufgrund der Zählstatistik zu erwartende<br />

Fehler. Die Differenz ∆φexp. − ∆φstat. ≈ 2% kann als der während der Aufnahme der bei-<br />

den Interferogramme über einen Zeitraum von 4 Stunden aufgetretene systematische Fehler


6.2. BESTIMMUNG DER KOHÄRENZFUNKTION 99<br />

interpretiert werden und ist somit ein Maß für die Phasenstabilität des Interferometers.<br />

Das Interferometer wurde während den Messungen weder thermisch stabilisiert, noch vor<br />

Luftturbulenzen infolge von Zugluft in der Experimentierhalle geschützt. Zur Isolation ge-<br />

genüber Vibrationen sind an der Unterseite des Interferometerchassis Dämpfungselemente<br />

aus Gummi angebracht.<br />

Interferogramm Interferogramm Interferogramm<br />

Abb. 6.9 Abb. 6.10 Abb. 6.11<br />

Zentralwellenlänge λ0 [nm] 2.017 2.017 2.615<br />

Wellenlängenverteilung ∆λ/λ0 10% 10% 10%<br />

mittlere Neutronenzählrate [Counts/sec] 144.5 144.5 33<br />

Ausgangsblende Neutronenleiter [mm 2 ] 5 × 55 5 × 55 5 × 55<br />

Eingangsblende Interferometer [mm 2 ] 1 × 10 1 × 10 1 × 10<br />

Kollimationsstrecke [m] 19.1 19.1 19.1<br />

Abstand Eingangsblende Interferometer -<br />

Detektor [m] 18 18 18<br />

Dicke des Phasenschiebers D0 [mm] 4.56 ± 0.01 4.56 ± 0.01 4.56 ± 0.01<br />

Positioniergenauigkeit des Phasenschiebers [deg] ±1/100 ±1/100 ±1/100<br />

Untergrundzählrate JR [Counts] 8884 ± 14 8904 ± 20 3688 ± 10<br />

Modulation AR [Counts] 1629 ± 35 1655 ± 50 548 ± 27<br />

Untergrundzählrate JS [Counts] 7293 ± 14 7321 ± 18 1994 ± 8<br />

Modulation AS [Counts] 1532 ± 35 1634 ± 45 523 ± 20<br />

maximale Sichtbarkeit des<br />

R-Strahls vR = 100 × AR/JR [%] 18.3 18.6 14.9<br />

maximale Sichtbarkeit des<br />

S-Strahls vS = 100 × AS/JS [%] 21.0 22.3 26.2<br />

Innerer geometrischer Weglängenunterschied<br />

des Interferometers xE [µm] −2.98 ± 0.3 −2.80 ± 0.4 −8.37 ± 0.6<br />

Innere Phase des Interferometers δE [rad] −1.051 ± 0.11π −1.007 ± 0.16π −3.59 ± 0.26π<br />

Phase des dritten Interferometergitters<br />

δR,S [rad] (mod. 2π) 0.60 ± 0.12π 0.47 ± 0.17π 0.16 ± 0.29π<br />

longitudinale Kohärenzlänge lc [nm] 10.9 ± 0.4 10.5 ± 0.5 14.5 ± 1<br />

Streulängendichte Saphir ρbc [1/m2 ] 5.49 ± 0.02 × 10 14 5.46 ± 0.03 × 10 14 5.15 ± 0.03 × 10 14<br />

Tab. 6.3: Geräteparameter der Anlage D22 des ILL sowie die durch Anpassung von Gl. 6.7 an<br />

die Messdaten von Abb. 6.9, Abb. 6.10 und Abb. 6.11 ermittelten Fitparameter.<br />

6.2.2 SANS-Anlage der GKSS<br />

Analog zu der im vorhergehenden Abschnitt besprochenen Messung der Kohärenzfunktion an<br />

der Neutronenkleinwinkelstreuanlage D22 des ILL wurde das Interferometer etwa zwei Monate<br />

später zur Bestimmung der Kohärenzfunktion an der Neutronenkleinwinkelstreuanlage SANS-2<br />

des GKSS-Forschungszentrums eingesetzt. Bei einer Kollimation von 1 m und einer Zentralwel-


6.2. BESTIMMUNG DER KOHÄRENZFUNKTION 100<br />

lenlänge von 0.5 nm beträgt der maximale Neutronenfluss der Anlage 2×10 7 cm −2 s −1 . Der nutz-<br />

bare Wellenlängenbereich liegt zwischen 0.3 nm und 2 nm bei einer Wellenlängenverteilung von<br />

∆λ/λ0 = 10%. Die Kollimationsstrecke kann in Schritten von 2 m zwischen 2 m und 16 m variiert<br />

werden, die größtmögliche Strahlöffnung am Ausgang des Neutronenleiters beträgt 40×30 mm 2 .<br />

Der Detektor, welcher hinter der Probe zwischen 1 m und 22 m verfahren werden kann, besitzt<br />

eine Fläche von 55 × 55 cm 2 und eine Pixelgröße von 7 × 7 mm 2 .<br />

Counts [ ]<br />

15250<br />

15000<br />

14750<br />

14500<br />

14250<br />

λ 0 = 1 nm<br />

-0.02 -0.01<br />

∆x-x [mm] E<br />

0.00 0.01<br />

Abb. 6.13: Interferogramm, aufgenommen bei einer Zentralwellenlänge von λ0 = 1 nm durch<br />

Rotation eines Saphir-Phasenschiebers der Dicke D0 = 4.56 mm senkrecht zur Einfallsebene<br />

der Neutronen. Die durch Kreise und Quadrate gekennzeichneten<br />

Punkte entsprechen den Messwerten der Intensität als Funktion des geometrischen<br />

Weglängenunterschieds ∆x zwischen den Strahlen Ψtr und Ψrr (Abb. 5.2). Die<br />

durchgezogenen Linien repräsentieren den Realteil der Kohärenzfunktion und sind<br />

eine Anpassung gemäß Gl. 6.7. Die Einhüllende (gestrichelte Linie) entspricht dem<br />

Absolutwert der Kohärenzfunktion.<br />

Die zur Aufnahme des Interferogramms an der SANS-Anlage eingestellten Geräteparameter<br />

lauten: Ausgangsblende des Neutronenleiters 10 × 40 mm 2 , Eingangsblende des Interferometers<br />

1 × 14 mm 2 , Distanz zwischen dem Neutronenleiter und dem Interferometer 15.3 m, Distanz


6.2. BESTIMMUNG DER KOHÄRENZFUNKTION 101<br />

zwischen dem Interferometer und dem Detektor 21.6 m. Für die Sichtbarkeit der Interferenzen<br />

wurde ein Wert von 1.75% ermittelt. Die, verglichen mit der Messung am Instrument D22,<br />

relativ geringe Sichtbarkeit ist darauf zurückzuführen, dass die Küvette des dritten Interfe-<br />

rometergitters zwischenzeitlich beschädigt wurde. Die durch Anpassung von Gl. 6.7 für eine<br />

Neutronenzentralwellenlänge von λ0 = 1 nm und eine Wellenlängenverteilung von ∆λ/λ0 = 10%<br />

ermittelte Kohärenzlänge beträgt 7 ± 2 nm. Für die kohärente Streulängendichte des Saphir<br />

- Phasenschiebers (Al2O3) wurde ein Wert von ρbc = 5.73 ± 0.08 × 10−14 m −2 bestimmt.<br />

Der mithilfe von Gleichung 3.23 und den in Tabelle 6.4 angeführten Streulängen berechnete<br />

Wert beträgt ρbc = 5.71510−14 m −2 . Die mittlere Neutronenzählrate am Detektor betrug 110<br />

Counts/s.<br />

Element kohärente Streulänge bc [fm] molare Masse [g/mol]<br />

H 1 −3.7423 ± 0.0012 1.007825<br />

H 2 6.674 ± 0.006 2.01410<br />

Li 7 −2.22 ± 0.02 7.0160<br />

C 6.6484 ± 0.0013 12.0000<br />

O 5.805 ± 0.004 15.9949<br />

Al 3.449 ± 0.005 26.982<br />

Si 4.15071 ± 0.00022 28.0855<br />

Nb 7.054 ± 0.003 92.90638<br />

Tab. 6.4: Kohärente Streulängen und molare Masse der in den verwendeten Phasenschiebern<br />

vorhandenen Elemente [85, 86]<br />

In weiteren Messungen wurden Phasenschieber aus Lithiumniobat (LiNbO3) und Quarzglas<br />

(Suprasil SiO2) verwendet und analog zu der beschriebenen Methode durch Rotation dieser Ma-<br />

terialien im Interferometer Phasenschübe zwischen den Teilstrahlen erzeugt. Durch Anpassung<br />

von Gl. 6.7 an die Messdaten wurden die kohärenten Streulängendichten dieser Materialien<br />

bestimmt. Die experimentell ermittelten Streulängendichten sind in Tabelle 6.5 mit den berech-<br />

neten Werten verglichen.<br />

Aufgrund der geringen Sichtbarkeit der Interferenzen infolge der Beschädigung des dritten Inter-<br />

ferometergitters waren die Messungen am Instrument SANS-2 des GKSS-Forschungszentrums<br />

mit erheblichen experimentellen Schwierigkeiten verbunden. Die hier ermittelten Streulängen-<br />

dichten der verschiedenen Phasenschiebermaterialien müssen daher mit Vorbehalt betrachtet<br />

werden. Einerseits stimmt die interferometrisch bestimmte Streulängendichte von Saphir mit<br />

ρbc = 5.73 ± 0.08 × 1014 m −2 im Rahmen der Messgenauigkeit mit dem berechneten Wert


6.2. BESTIMMUNG DER KOHÄRENZFUNKTION 102<br />

Quarzglas Suprasil Lithiumniobat Saphir<br />

SiO2<br />

7LiNbO3 Al2O3<br />

molare Masse [g/mol] 60.084 147.921 101.969<br />

Dichte [g/cm 3 ] 2.65 4.464 3.98<br />

Dicke des Phasenschiebers D0 [mm] 10 ± 0.01 11.5 ± 0.01 4.56 ± 0.01<br />

Teilchenzahldichte ρN [m −3 ] 2.156 × 10 28 1.817 × 10 28 2.351 × 10 28<br />

berechnete Streulänge bc [fm] 15.76 22.25 24.31<br />

berechnete Streulängendichte ρbc [m−2 ] 4.186 × 10 14 4.043 × 10 14 5.715 × 10 14<br />

gemessene Streulängendichte ρbc [m−2 ]<br />

λ0 = 2.615 nm, ∆λ/λ0 = 10% ∗ 5.15 ± 0.03 × 10 14<br />

λ0 = 2.017 nm, ∆λ/λ0 = 10% ∗ 5.48 ± 0.02 × 10 14<br />

λ0 = 1.25 nm, ∆λ/λ0 = 10% 3.66 ± 0.1 × 10 14<br />

λ0 = 1 nm, ∆λ/λ0 = 10% 3.67 ± 0.11 × 10 14 5.73 ± 0.08 × 10 14<br />

Tab. 6.5: Vergleich der an der Anlage SANS-2 des GKSS-Forschungszentrums interferometrisch<br />

bestimmten Streulängendichten der verwendeten Phasenschieber mit den berechneten<br />

Werten. Zur Berechnung der Streulängendichten wurden die in Tabelle 6.4 angeführten<br />

Daten verwendet. Die mit ∗ gekennzeichneten Werte wurden am Instrument D22<br />

des Institutes Laue Langevin ermittelt.<br />

ρbc = 5.715 m−2 überein, andererseits unterscheiden sich die gemessenen Streulängendichten<br />

von Quarzglas und Lithiumniobat um 14% bzw. 10% von den berechneten Werten. Eine mögli-<br />

che Erklärung für diese Diskrepanzen wären Abweichungen der chemischen Zusammensetzung<br />

oder der Dichte der Materialien von den Herstellerspezifikationen. Da im Rahmen der bewillig-<br />

ten Messzeit weder der Nachweis der Reproduzierbarkeit der ermittelten Werte erbracht, noch<br />

die Ursachen für die signifikanten Abweichungen von den berechneten Werten geklärt werden<br />

konnten, sollten die hier erbrachten experimentellen Ergebnisse in Folgeexperimenten geprüft<br />

werden.


7 Zusammenfassung und Ausblick<br />

Die vorliegende Arbeit beschreibt den Aufbau und die Justage eines Interferometers für kalte<br />

Neutronen sowie die erste direkte Messung der Kohärenzfunktion kalter Neutronen.<br />

Das angestrebte Ziel, ein Interferometer mit einer Gesamtlänge von 30 cm aufzubauen, machte<br />

die Entwicklung eines neuen Verfahrens zur Messung des Rollwinkels bei der Belichtung und<br />

Justage der Gitter erforderlich. Es handelt dabei sich um ein polarisationsoptisches Verfahren,<br />

welches die Bestimmung des Rollwinkels mit einer Genauigkeit von 0.1 Bogensekunden über<br />

beliebig große Distanzen erlaubt. Damit wurde eine Voraussetzung für den Bau neuer hoch-<br />

auflösender Interferometer geschaffen.<br />

Während das Problem der Gitterjustage zufriedenstellend gelöst werden konnte, ist es nicht<br />

gelungen, ideale Verhältnisse bezüglich der Beugungswirkungsgrade (η1 = 58%, η2 = 48%,<br />

η3 = 5%) 1 der einzelnen Interferometergitter G1, G2 und G3 zu erzielen. Im Hinblick auf eine<br />

Steigerung der Sichtbarkeit der Interferenzen, eine Verkürzung der Messzeiten oder die Ent-<br />

wicklung eines Interferometers mit Gitterkonstanten Λ � 200 nm ist es daher notwendig, die<br />

Abhängigkeit des Beugungswirkungsgrades verschiedener Beugungsordnungen von den Belich-<br />

tungsparametern systematisch zu untersuchen sowie den Herstellungsprozess zu optimieren.<br />

Der kompakte Aufbau des Interferometers ermöglicht erstmals den Einsatz interferometrischer<br />

Techniken an unterschiedlichsten Anlagen für kalte Neutronen. Die Funktion des Interfero-<br />

meters wurde an den Anlagen D22 des Institutes Laue-Langevin und SANS-2 des GKSS-<br />

Forschungszentrums demonstriert. Im Rahmen dieser Messungen wurden erstmals die Kohärenz-<br />

funktionen der Neutronenstrahlen der beiden Anlagen für verschiedene Neutronenzentralwel-<br />

lenlängen experimentell bestimmt.<br />

Neben der Charakterisierung von Kohärenzeigenschaften von Neutronenquellen wurden mit der<br />

Weiterentwicklung des Interferometers die Grundlagen für den Einsatz interferometrischer Tech-<br />

niken in der Strukturanalyse mit kalten und ultrakalten Neutronen geschaffen. Der aufgrund<br />

der Breite des Wellenlängenspektrums in der Größenordnung von 10% relativ rasche Abfall der<br />

1 Neutronenzentralwellenlänge λ0 = 1.5 nm<br />

103


Kohärenzfunktion ermöglicht die Bestimmung der Phase des dritten Interferometergitters. In<br />

diesem Zusammenhang ist ein Experiment geplant, dessen Ziel die Lösung der in der Streu-<br />

theorie als ”Phasenproblem” bekannten Fragestellung ist. Zu diesem Zweck wird das dritte<br />

Interferometergitter durch eine beliebige kleinwinkelstreuende Probe ersetzt und analog zu der<br />

hier vorgestellten Technik durch Rotation eines Phasenschiebers im Interferometer ein variabler<br />

Phasenschub zwischen den von der Probe gestreuten und transmittierten Teilstrahlen erzeugt.<br />

Die auf diese Weise ermittelte Kohärenzfunktion beinhaltet neben der Information über die In-<br />

tensitäten eines herkömmlichen Streuexperiments zusätzlich die Information über die Phase des<br />

Streusignals und ermöglicht somit eine komplette Rücktransformation der Streufunktion vom<br />

Fourier- in den Realraum.<br />

104


A Eikonalnäherung<br />

Wir betrachten Lösungen der zeitunabhängigen Schrödingergleichung<br />

der Form<br />

�<br />

∇ 2 + 2m<br />

�<br />

(E − V (r)) Ψ(r) = 0 (A.1)<br />

�2 Ψ(r) = Ψ0(r)e ı<br />

� S(r) . (A.2)<br />

Die reellen Größen Ψ0(r) und S(r) stellen hier die Wahrscheinlichkeitsamplitude und das soge-<br />

nannte Eikonal der Welle dar. Nach Einsetzen von Gleichung A.2 in A.1 und Ausführen der<br />

Differentationen erhalten wir<br />

∇ 2 Ψ0 + 2 ı<br />

� ∇Ψ0∇S + ı<br />

� Ψ0∇ 2 S − 1<br />

� Ψ0(∇S) 2 � �<br />

2m<br />

+ (E − V (r)) Ψ0 = 0. (A.3)<br />

�2 Der mit Ψ0 multiplizierte Imaginärteil dieser Gleichung lautet<br />

und bringt mit der Wahrscheinlichkeitsdichte ρ = Ψ 2 0<br />

tung der Teilchenzahl zum Ausdruck.<br />

Für den Realteil von Gleichung A.3<br />

∇Ψ 2 0∇S + Ψ 2 0∇ 2 S = ∇(Ψ 2 0∇S) = ∇j = 0 (A.4)<br />

und der Stromdichte j = ρ∇S die Erhal-<br />

∇ 2 Ψ0 + − 1<br />

� Ψ0(∇S) 2 � �<br />

2m<br />

+ (E − V (r)) Ψ0 = 0 (A.5)<br />

�2 105


wird nun folgende Näherung gemacht: Wenn sich die Amplitude Ψ0(r) über die Dimension einer<br />

Wellenlänge nur sehr langsam ändert, kann der Ausdruck ∇ 2 Ψ0 gegenüber � 2m<br />

� 2 (E − V (r)) � Ψ0<br />

vernachlässigt werden, sodass<br />

(∇S) 2 � �<br />

2m<br />

= � (E − V (r)) = �K<br />

�2 2<br />

106<br />

(A.6)<br />

gilt. Dies ist der Fall, wenn das Potential über die Dimension einer Wellenlänge als konstant<br />

betrachtet werden kann. Gleichung A.6 stellt die Grundgleichung der geometrischen Optik dar<br />

und ist unter dem Namen Eikonalgleichung bekannt. Die Näherung des sich über die Dimension<br />

einer Wellenlänge nur langsam ändernden Potentials wird auch als WKB- Näherung (Wentzel,<br />

Kramers und Brillouin), Kurzwellennäherung, Näherung ebener Wellen oder Strahlennäherung<br />

bezeichnet und beschreibt den klassischen Grenzfall der geometrischen Optik in der Quanten-<br />

mechanik. In dieser Näherung wird die Phase der Wellenfunktion A.2 alleine durch das Eikonal<br />

bestimmt. Die geometrischen Ausbreitungsrichtungen stehen mit ∇S = K senkrecht auf die<br />

klassischen Wellenfronten S(r) = konst.


B Matrizendarstellung optischer Komponenten<br />

Bauelement Jones-Matrix<br />

Spiegel<br />

Strahlteiler 50/50<br />

Phasenschieber<br />

1<br />

√2<br />

� �<br />

0 ı<br />

ı 0<br />

� �<br />

1 ı<br />

ı 1<br />

� �<br />

eıΦ 0<br />

0 1<br />

Tab. B.1: Matrizen der im Interferometer verwendeten optischen Komponenten<br />

107


Bauelement Orientierung Jones-Matrix<br />

linearer Polarisator Px<br />

linearer Polarisator Py<br />

linearer Polarisator Pα<br />

λ/4- Verzögerungsplatte Q0 deg<br />

λ/4- Verzögerungsplatte Q45 deg 45 deg 1<br />

√2<br />

� x<br />

� y<br />

α<br />

� x<br />

Photoelastischer Modulator P EM � x<br />

Photoelastischer Modulator P EM45 deg 45 deg 1<br />

2<br />

Rotationsmatrix 45 deg R<br />

Transponierte Rotationsmatrix 45 deg RT √1 2<br />

� �<br />

1 0<br />

0 0<br />

� �<br />

0 0<br />

0 1<br />

�<br />

cos2 α cos α sin α<br />

cos α sin α sin2 �<br />

α<br />

� ı e π<br />

4 0<br />

π<br />

−ı 0 e 4<br />

�<br />

�<br />

1<br />

�<br />

∓ı<br />

∓ı 1<br />

�<br />

1 0<br />

0 e−ı·Φ �<br />

� �<br />

1 + eı·Φ −1 + eı·Φ −1 + e ı·Φ 1 + e −ı·Φ<br />

1 √2<br />

�<br />

1<br />

�<br />

1<br />

−1 1<br />

� �<br />

1 −1<br />

1 1<br />

Tab. B.2: Jones-Matrizen der für die Rollwinkelmessung verwendeten optischen Komponenten<br />

sowie Rotationsmatrizen zur Koordinatentransformation um 45 deg<br />

108


C Kreuzkorrelationstheorem<br />

Γ(∆t) = lim<br />

T →∞<br />

= lim<br />

T →∞<br />

= lim<br />

T →∞<br />

=<br />

�∞<br />

Ψ1(t) =<br />

Ψ2(t) =<br />

−∞ −∞<br />

= 1<br />

2π<br />

1<br />

2T<br />

�T<br />

−T<br />

�<br />

1<br />

2T<br />

T<br />

−T<br />

�<br />

1<br />

2T<br />

�∞<br />

�∞<br />

= 1<br />

�<br />

2π<br />

−∞ −∞<br />

∞<br />

−∞<br />

T<br />

�∞<br />

−∞<br />

∞<br />

�<br />

−∞<br />

a1(ω)e −ıωt dω = F[a1(ω)]<br />

a2(ω)e −ıωt dω = F[a2(ω)] (C.1)<br />

Ψ1(t) ∗ Ψ2(t + ∆t)dt<br />

⎡<br />

�<br />

⎣<br />

∞<br />

−∞<br />

�∞<br />

�∞<br />

−T −∞ −∞<br />

a ∗ 1(ω)e ıωt dω<br />

a ∗ 1(ω)a2(ω ′ )e −ıω′ ∆t<br />

�∞<br />

�∞<br />

−∞<br />

a2(ω ′ )e −ıω′ (t+∆t) dω ′<br />

⎤<br />

⎦ dt<br />

a ∗ 1(ω)a2(ω ′ )e −ı(ω′ −ω)t e −ıω ′ ∆t dωdω ′ dt<br />

�∞<br />

−∞<br />

[e −ı(ω′ −ω)t dt]dωdω ′<br />

a ∗ 1(ω)a2(ω ′ )e −ıω′ ∆t δ(ω ′ − ω)dωdω ′<br />

a ∗ 1(ω)a2(ω)e −ıω∆t dω<br />

= F[a ∗ 1(ω)a2(ω)] (C.2)<br />

Der Fall identischer Zustandsverteilungen a1(ω) = a2(ω) wird als <strong>Wien</strong>er-Khintchine- oder Auto-<br />

korrelationstheorem bezeichnet.<br />

109


D Van Cittert-Zernike Theorem<br />

Um die geometrischen Verhältnisse zu vereinfachen wird der Abstand L zwischen dem Punkt<br />

0 der Quelle und dem Punkt P der Lochmaske als konstant angenommen. Das von der Quelle<br />

emittierte Feld sei quasimonochromatisch und habe die Feldstärkenverteilung E(Θ). Zwischen<br />

den von unterschiedlichen Orten der Quelle emittierten Feldern bestehe keine Korrelation. Die<br />

Amplitude des von der Quelle im Winkelbereich ±α/2 emittierten Feldes wird in einer Entfer-<br />

nung L von der Quelle an den Orten P und Q einer Lochmaske bestimmt.<br />

����<br />

0<br />

S<br />

����<br />

�<br />

L<br />

SQ - SP � x�sin� �<br />

�<br />

Quelle Maske Schirm<br />

Abb. D.1: Skizze der geometrischen Verhältnisse zur Herleitung des Van Cittert-Zernike Theorems<br />

in einer Dimension.<br />

Zur Abschätzung der Kohärenzeigenschaften der räumlich ausgedehnten Quelle werden folgende<br />

Näherungen gemacht [134]:<br />

x<br />

Q<br />

P<br />

2π/k ≪ L<br />

I(x, �)<br />

SQ − SP ≈ x sin Θ (D.1)<br />

110


Unter diesen Voraussetzungen berechnen sich die über die gesamte Quelle E(Θ) integrierten<br />

Feldstärken an den Punkten P und Q der Lochmaske für achsennahe Strahlen zu<br />

ΨP (Θ) = 1<br />

�<br />

L<br />

+π<br />

−π<br />

ΨQ(x, Θ) ≈ 1<br />

�<br />

L<br />

+π<br />

−π<br />

E(Θ)e ıkL dΘ<br />

111<br />

E(Θ)e ık(L+x sin Θ) dΘ. (D.2)<br />

Da die Intensität I(Θ) der Quelle außerhalb von ±α/2 verschwindet, dürfen zur Berechnung der<br />

Feldstärken die Integrationsgrenzen ±π gesetzt werden. Die Korrelation zwischen den Wellen-<br />

funktionen soll nun mittels einer Intensitätsmessung am Ort eines Schirms untersucht werden.<br />

Die unterschiedlichen geometrischen Weglängen zwischen den Punkten P und Q und den Beob-<br />

achtungspunkten am Schirms haben keinen Einfluss auf die räumlichen Korrelationseigenschaf-<br />

ten der betrachteten Felder. Die Intensität I(x, Θ) der am Schirm superponierten und zeitlich<br />

gemittelten Felder ΨP und ΨQ lautet:<br />

I(x, Θ) = 〈(ΨP + ΨQ))(ΨP + ΨQ) ∗ 〉<br />

Für die Korrelationsfunktion Γ(x, Θ) erhalten wir<br />

= 〈ΨP Ψ ∗ P 〉 + 〈ΨQΨ ∗ Q〉 + 2ℜ 〈ΨP Ψ ∗ Q〉<br />

= IP + IQ + 2ℜ Γ(x, Θ) (D.3)<br />

Γ(x, Θ) ≈ 1<br />

L2 �<br />

+π<br />

−π<br />

I(Θ)e −ıkx sin Θ dΘ (D.4)<br />

und durch Normierung der Korrelationsfunktion auf die Gesamtintensität das Van Cittert-<br />

Zernike Theorem:<br />

γ(x, Θ) ≈<br />

+π �<br />

I(Θ)e<br />

−π<br />

−ıkx sin ΘdΘ +π �<br />

−π<br />

I(Θ)dΘ<br />

(D.5)


Für den Spezialfall eines senkrecht zur Zeichenebene orientierten, von einer quasimonochroma-<br />

tischen Quelle homogen ausgeleuchteten Spalts mit der Breite a und der Distanz L zwischen<br />

Quelle und Maske lautet die Kohärenzfunktion:<br />

γ(x, a) ≈ sinc<br />

� �<br />

kax<br />

2L<br />

112<br />

(D.6)<br />

Ein weiterer Spezialfall ist der einer homogen ausgeleuchteten, radialsymmetrischen, quasimono-<br />

chromatischen Quelle mit einer Winkelausdehnung ±α/2, für den die Kohärenzfunktion durch<br />

eine Besselfunktion erster Ordnung ausgedrückt werden kann:<br />

γ(r, α) ≈ 2J1(krα/2)<br />

krα/2<br />

(D.7)


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“Birefringe and Tilt Angle in the Antiferroelectric, Ferroelectric, and Intermediate Phases<br />

of Chiral Smectic Crystals,” Phys. Rev. E 58, 575–584 (1998).<br />

[127] J. R. Mackey, K. K. Das, S. L. Anna, and G. H. Mc Kinley, “A Compact Dual-Crystal<br />

Modulated Birefringence-Measurement System for Microgravity Applications,” Meas. Sci.<br />

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[129] G. A. Reider, Photonik - Eine Einführung in die Grundlagen (Springer, 1997).<br />

[130] F. Agulló-López, J. M. Cabrera, and F. Agulló-Rueda, Electrooptics (Academic Press,<br />

Harcourt Brace & Company, San Diego, 1994).<br />

[131] H. Stuhrmann, K. Bittner, R. Kampmann, and R. Wagner, “Experimentiereinrichtun-<br />

gen am Forschungsreaktor FRG,” Technical report, (GKSS-Forschungszentrum GmbH,<br />

D-21502 Geesthacht, Max-Plank-Straße) .<br />

[132] M. Fally and Ch. Pruner, to be published, (2004).<br />

[133] G. Weihs and A. Zeilinger, in Coherence and Statistics of Photons and Atoms, Wiley Series<br />

in Lasers an Applications, J. Perina, ed., (Wiley Series in Lasers and Applications, 2001),<br />

Chap. 6.<br />

[134] S. G. Lipson, H. S. Lipson, D. S. Tannhauser, Optik (Springer, 1997).<br />

122


Lebenslauf<br />

Persönliche Daten<br />

Name Christian Pruner<br />

Geburtsdaten 27. 11. 1969 in Bregenz, Vorarlberg<br />

Familienstand ledig<br />

Staatsbürgerschaft Österreich<br />

Eltern Herbert und Margit Pruner, geb. Aschauer<br />

Schulbildung<br />

1976 – 1980 Volksschule Bregenz - Schendlingen<br />

1980 – 1984 Hauptschule Bregenz - Vorkloster<br />

Beruflicher Werdegang und Ausbildung<br />

1984 – 1988 Fachschule für Maschinenbau in Bregenz<br />

1989 Abteilungskontrolleur bei der Fa. Wild-Leitz in Heerbrugg, Schweiz<br />

1990 – 1995 Außerordentlicher Hörer an der <strong>Universität</strong> <strong>Wien</strong>, Studienzweig Physik<br />

1995 Studienberechtigungsprüfung für Physik<br />

1995 – 2000 Ordentlicher Hörer an der <strong>Universität</strong> <strong>Wien</strong>, Studienzweig Physik<br />

1997 – 1998 Diplomarbeit bei Univ. Prof. Dr. R. A. Rupp (<strong>Universität</strong> <strong>Wien</strong>) am<br />

GKSS-Forschungszentrum in Geesthacht, Deutschland,<br />

Aufbau der Experimentiereinrichtung HOLONS (Holographie und<br />

Neutronenstreuung) gem. mit Dr. Havermeyer<br />

1999 Verleihung des akademischen Grades Magister der Naturwissenschaften<br />

(Mag. rer. nat.)<br />

2000 – Doktoratsstudium der Naturwissenschaften an der <strong>Universität</strong> <strong>Wien</strong>, Institut<br />

für Experimentalphysik<br />

März – Juli 2004 Assistent am Institut für Experimentalphysik der <strong>Universität</strong> <strong>Wien</strong><br />

Sonstiges<br />

1989 – 1990 Zivildienst im Seniorenheim Bregenz - Tschermakgarten<br />

1999 Dreimonatiges Praktikum an der Kleinwinkelneutronenstreuanlage<br />

(SANS) am Paul Scherrer Institut in Villigen, Schweiz<br />

123


Publikationsliste<br />

[1] Ch. Pruner, Untersuchung lichtinduzierter Strukturen in PMMA mit holographischen Me-<br />

thoden und Neutronenstreuung, Diplomarbeit, <strong>Universität</strong> <strong>Wien</strong> (1998).<br />

[2] R. A. Rupp, F. Havermeyer, M. Fally, Ch. Pruner, and J. Kohlbrecher, Relaxation of<br />

holographic gratings in PMMA, PSI-Report (1999).<br />

[3] R. A. Rupp, Ch. Pruner, F. Havermeyer, D. W. Schubert, and J. Vollbrandt, Relaxation<br />

of density gratings in Photopolymers, Trends in Optics and Photonics XXVII, 191 (1999).<br />

[4] F. Havermeyer, Ch. Pruner, R. A. Rupp, D. W. Schubert and E. Krätzig, Absorption changes<br />

under UV illumination in doped PMMA, Appl. Phys. B, 72:201-205 (2001).<br />

[5] Ch. Pruner, R. A. Rupp, M. Fally, H. Dachraoui, R. Mazzucco, Test of a new interferometer<br />

for cold neutrons built of holographic gratings, ILL-Report (2002).<br />

[6] Ch. Pruner, M. Fally, Test of a new interferometer for cold neutrons built of holographic<br />

gratings, GKSS-Report (2002).<br />

[7] Ch. Pruner, R. A. Rupp, M. Fally, H. Dachraoui, R. Mazzucco, J. Zipfel, and R. P. May,<br />

Interferometric measurement of the longitudinal coherence-function for cold neutrons, ILL<br />

annual report (2002).<br />

124


Konferenz/Seminarbeiträge<br />

[1] R. A. Rupp, Ch. Pruner, F. Havermeyer, D. W. Schubert, and J. Vollbrandt, Relaxation<br />

of density gratings in Photopolymers, Photorefractives-99, Poster, Elsinore, Denmark (1999).<br />

[2] F. Havermeyer, Ch. Pruner, R. A. Rupp, E. Krätzig, and J. Vollbrandt, Untersuchungen der<br />

Kinetik lichtinduzierter Gitter in PMMA mit Licht-und Neutronenbeugung, Frühjahrstagung<br />

der DPG, Vortrag, Leipzig, Deutschland (1999).<br />

[3] F. Havermeyer, R. A. Rupp, Ch. Pruner, and D. Schubert, Neutronenbeugung an holo-<br />

graphisch induzierten Gittern in PMMA, Deutsche Neutronenstreutagung, Poster, Berlin,<br />

Deutschland (1999).<br />

[4] Ch. Pruner, Untersuchung lichtinduzierter Strukturen in PMMA mit holographischen Me-<br />

thoden und Neutronenstreuung, Seminar WNS der GKSS, Vortrag, Geesthacht, Deutschland<br />

(1999).<br />

[5] Ch. Pruner, Ein Interferometer für kalte Neutronen, Seminar Physik 2000, Vortrag, Inst. f.<br />

Experimentalphysik, <strong>Universität</strong> <strong>Wien</strong>, Österreich (2002).<br />

[6] Ch. Pruner, Ein Interferometer für kalte Neutronen, Seminar für Neutronen- und Festkörper-<br />

physik, Vortrag, Atominstitut der österreichischen <strong>Universität</strong>en, Techn. <strong>Universität</strong> <strong>Wien</strong>,<br />

Österreich (2002).<br />

[7] Ch. Pruner, R. Mazzucco, M. Fally and R. A. Rupp, The polymer interferometer for cold<br />

neutrons, ESS European Conference, Poster, Bonn, Deutschland (2002).<br />

[8] Ch. Pruner, R. A. Rupp, M. Fally, An interferometer for cold neutrons built of light induced<br />

density gratings in photopolymers, IUMRS-ICEM2002, Conference on Electronic Materials /<br />

Photorefractive Phenomena and Application, Vortrag, Xi’an, China (2002).<br />

125


[9] R. A. Rupp, M. Fally, Ch. Pruner, J. Vollbrandt, A. Schreyer und R. P. May, Neutron physics<br />

with photorefractive materials, Frühjahrstagung der DPG, Vortrag, Dresden, Deutschland<br />

(2003).<br />

126


Danksagung<br />

Mein besonderer Dank gilt Herrn Prof. Romano Rupp, der mir die Durchführung dieser Arbeit<br />

ermöglichte, mir in experimenteller und theoretischer Hinsicht jede Unterstützung sowie auch<br />

den nötigen Freiraum zur eigenverantwortlichen Arbeit gewährte.<br />

Von unschätzbarem Wert war die großartige Unterstützung durch Herrn Prof. Martin Fally.<br />

Die unzähligen Diskussionen und Anregungen sowie die freundschaftliche Zusammenarbeit mit<br />

ihm haben einen wesentlichen Beitrag zur erfolgreichen Durchführung dieser Arbeit geleistet.<br />

An den Neutronenstreuanlagen der Neutronenforschungseinrichtungen ILL, GKSS und PSI<br />

kam mir die langjährige Erfahrung von Herrn Roland May und Herrn Johannes Zipfel (Institut<br />

Laue-Langevin), Herrn Jürgen Vollbrandt, Herrn Helmut Eckerlebe und Herrn Gerhard Kozik<br />

(GKSS-Forschungszentrum) sowie Herrn Joachim Kohlbrecher (Paul-Scherrer-Institut) zugute.<br />

Herrn Dr. Andreej V. Kityk, der mich mit seinem enormen experimentellen Sachverstand bei<br />

der Justage des Aufbaues zur Messung des Rollwinkels unterstützt und damit wesentlich zur<br />

Umsetzung des Verfahrens beigetragen hat, Herrn Prof. Wilfried Schranz für den zur Verfügung<br />

gestellten photoelastischen Modulator, den Kollegen der Werkstätte des Physikinstitutes unter<br />

der Leitung von Herrn Prof. Markus Arndt für die Unterstützung in technischen Belangen<br />

sowie den Kollegen Herrn Mag. Rupert Mazzucco und Herrn Mag. Hatem Dachraoui für<br />

die tatkräftige Hilfe bei den Experimenten an der Neutronenstreuanlage des Institutes Laue-<br />

Langevin gilt an dieser Stelle ebenso mein ausdrücklicher Dank.<br />

Diese Arbeit wurde durch den Fonds zur Förderung wissenschaftlicher Forschung FWF<br />

(Projekt P-14614-PHY ) unterstützt.<br />

127

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