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ihnen werden wohl nur mehr der alten Garde bekannt sein, denn sie bestehen leider<br />
nicht mehr. Viele aber haben sich ihren guten alten Ruf und ihre Beliebtheit bis in die<br />
letzte Vergangenheit bewahrt. Und nun lade ich Dich, lieber Landsmann, zu einem<br />
Erinnerungsbummel ein.<br />
Beginnen wir vielleicht in Altbrünn, wo sich echte Brünner Art wohl noch am reinsten<br />
erhalten hat. Wer kannte da nicht das alte, auch als Poststation bekannte<br />
Einkehrwirtshaus „Zum Blauen Löwen?" Es war gewissermaßen ein Brünner<br />
Kulturdenkmal, mußte aber, wie vieles andere, einer unvernünftigen Demolierungswut<br />
weichen. Vor der „Langen Brücke" erfreute sich ein Namensvetter, der „Goldene Löwe",<br />
auf der Wienergasse das Gasthaus „Ohnesorg" großer Beliebtheit.<br />
Ein Begriff für jeden Altbrünner war der „Damisch", später „Krejczirzik" in der Flurgasse.<br />
Bekannt war der dort seinerzeit verzapfte süße Strohwein und die Tanzveranstaltungen<br />
im geräumigen Tanzsaal erfreuten sich eines regen Zuspruchs. Freunde eines<br />
unverfälschten Tropfens fanden diesen im Altbrünner „Klosterstübel". In der Lehmstätte<br />
luden die Weinstube „Wo der Wolf den Gänsen predigt" und die „Prerauer Bierhalle" zu<br />
gemütlichem Verweilen ein.<br />
Am Ende eines kleinen Spaziergangs fand der wegmüde Wanderer im schattigen<br />
Schreibwaldgarten Atzung und Labung. Am Sonntag war dieser Garten das Wanderziel<br />
des guten Brünner Bürgertums. Neben leiblichen Genüssen wurde ihm auch für Herz und<br />
Gemüt ein Militärkonzert geboten. Auch war der Schreibwaldgarten der Schauplatz der<br />
unvergeßlichen Brünner Volksfeste. Wer aber die Ruhe liebte und für Natur schwärmte,<br />
der stieg auf sanft ansteigenden grünen Waldpfaden zum alten „Jägerhaus" empor oder<br />
er stärkte sich an altem Ribiselwein beim Krzipal im waldumrauschten<br />
Johannestal/Libuschatal. Jeder erinnert sich wohl auch gerne des kleinen schattigen<br />
Gartens des Gasthauses „Schulz" an den kühlen Ufern der Schwarza in der Steinmühle.<br />
Sein Pilsner Bier, seine ungarische Salami und seine Gelsenplage waren berühmt.<br />
Alle, die besonderes Verlangen nach unverfälschtem Urbrünnertum und reinstem<br />
„Brinarisch" hegten, kehrten in der Neustift beim „Simandel" oder im „Kleinen Deutschen<br />
Haus" ein. Wer dort aber Hochdeutsch sprach, setzte sich ähnlichen Gefahren aus, wie<br />
der „Preiß" in Bayern.<br />
Die Bäckergasse hinansteigend, erinnerten die längst verschollenen Namen „Weißes<br />
Kreuz" und „Weißes Lamm" an alte Brünner Geselligkeit. Sie gehören der Vergangenheit<br />
an. Wer, am Stadthofplatz angelangt, etwa schon wieder Durstgefühle empfand, dem<br />
öffnete der „Blaue Stern" seine gastliche Pforte. Er war bei Frau Leiserin bestens<br />
aufgehoben. In diesem Stadtviertel wird den ältesten noch lebenden Brünnern das<br />
„Brünner Bräuhaus" und das Gasthaus „Reiter" in der Altbrünnergasse in bester<br />
Erinnerung sein. Die „Linde" in der Dominikanergasse war ein zwar altes, aber sehr gut<br />
gepflegtes Gasthaus.<br />
Auf eine jahrhundertelange Vergangenheit kann der „Hannakkeller" auf dem Krautmarkt<br />
zurückblicken. Sein Pilsner war ganz besonders süffig. Auch ist dieser historische<br />
Bierkeller mit der Geschichte des Brünner Theaters innigst verbunden. Berühmte Sterne<br />
am Theaterhimmel, ich nenne hier nur Nestroj und Kapellmeister Wenzel Müller, den<br />
Komponisten der Musik zu Raimunds Zaubermärchen, fanden hier Entspannung und<br />
„geistige" Auffrischung. Am Krautmarkt befand sich auch Brünns ältestes Kaffeehaus<br />
zum „Tetz", später Jäger. Die „Tabakspfeife" am Dom lebt wohl nur mehr in der<br />
Erinnerung ältester Brünner.<br />
In der Ferdinandsgasse erfreute sich um die Jahrhundertwende das vornehme Hotel<br />
„Neuhauser" mit seinem angeschlossenen Restaurant erstklassigen Rufes. Sehr gut<br />
aufgehoben und verpflegt war man auch im gegenüberliegenden Restaurant „Hannak".<br />
Das Kaffee „Spranz" in der Rennergasse war eine Gaststätte von ganz eigener Note. Es<br />
war der gesellige Sammelpunkt des Offizierkorps der Brünner Garnison in Alt-Österreich.<br />
Es wich später dem neugestalteten Kaffee „Quadratel" und büßte damit vollständig seine<br />
traditionell vornehme Gemütlichkeit ein. Die „Große Maß" in der Rennergasse und das<br />
Gasthaus „Geitner" in der Jesuitengasse wecken bei allen Brünnern gewiß liebe<br />
Erinnerungen an Gabelfrühstück, Dämmer- und Abendschoppen.