«Heimat» ischt: s'Lebe i öserem Land - Heimatschutz AR

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Seite 2 Heinz Naef Obmann Heimatschutz Appenzell A. Rh. Liebe Leserin, lieber Leser Im Dezember 1910 wurde der «Heimatschutz Appenzell Ausserrhoden» als Sektion des «Schweizer Heimatschutz» gegründet. Dieser Umstand war wahrlich ein Grund, im Jahr 2010 den 100sten Geburtstag gebührend zu feiern. Ein zentraler Teil war die festliche Hauptversammlung vom 1. Mai im neu renovierten Mehrzwecksaal des Psychiatrischen Zentrums Herisau. In bester Erinnerung bleiben zweifellos nach dem geschäftlichen Teil die Darbietungen des Schauspielers Matthias Flückiger in Zusammenarbeit mit der Hackbrettformation Anderscht zum Thema «Wort und Musik». Das grosszügige Entgegenkommen des Appenzeller Medienhauses hat uns ermöglicht, ein übers ganze Jubiläumsjahr laufendes Zeitungsprojekt zu realisieren. Dafür und auch für die gute Zusammenarbeit bedanken wir uns bei Medienhaus und allen beteiligten Personen herzlich. Die vorliegende Broschüre fasst nun die übers Jahr erschienen Texte und Bilder zusammen, die im Zusammenhang mit unserer Jubiläumsaktion in der Appenzellerzeitung erschienen sind. Der Heimatschutz Appenzell Ausserrhoden hat mit seinem Geburtstag ein stolzes Alter erreicht. Er hat auch in der heutigen Zeit nach wie vor eine wichtige Aufgabe in unserer Gesellschaft, besteht doch immer wieder die Gefahr, dass Wertvolles dem Zeitgeist geopfert wird. Der Heimatschutz will • auf die Eigenart und Schönheit der Dörfer und der appenzellischen Streusiedlungen acht geben • wertvolle Kulturgüter vor Beeinträchtigung, Entstellung und Zerstörung bewahren • eine Raumordnung und Baugestaltung fördern, die den Bedürfnissen aller Bewohner dient • gute Architektur unterstützen Der Heimatschutz erreicht dies mit • Aufklärung und Information • Bauberatung und Beiträgen an Restaurationen • Vernehmlassungen zu Gesetzesentwürfen • Stellungnahmen zu öffentlichen und privaten Bauvorhaben • Zusammenarbeit mit zielverwandten Organisationen des Natur-, Landschafts- und Umweltschutzes • Ortsbildberatung durch unabhängige Fachleute Der Heimatschutz braucht deshalb Mitglieder, die seine Bestrebungen ideell und materiell unterstützen. Werden Sie Mitglied! Benützen Sie zur Anmeldung die eingeheftete Karte. Weitere Informationen zum Heimatschutz Appenzell A. Rh. finden Sie auf unserer Homepage: www heimatschutz-ar.ch Heinz Naef, Obmann Ein Appenzeller namens Butz war alt und kaum zu etwas nutz. Statt seine Tage zu vergammeln, verlegte er sich auf das Sammeln. Erst stürzte er sich wie ein Wilder auf alle WM-Fussballbilder, doch mancher Star, der damals lässig, war später nur noch mittelmässig, und Butz fand seine Hefte öd. Er hielt es auch für ziemlich blöd, sich einzuordnen bei den Hammeln, die Kaffee-Rähmli-Deckel sammeln. Zum grossen Glück für unsern Butz entschied sich jüngst der Heimatschutz, manch Bild aus heimischen Gefilden in einer Zeitung abzubilden und allem Volk den Rat zu geben, die Bilder in ein Heft zu kleben. Das schien dem guten Butz famos. Die Bilder waren kostenlos und konnten nicht so schnell veralten. Butz fand, dass sie den Wert behalten und pries den Bildaktions-Erfinder. Er sprach, selbst meine Kindeskinder wird dieses Bilderheft einst freuen, es soll mich deshalb nicht gereuen, die Bilder sorgsam aufzuheben und – einzukleben. Unsere Jubiläumsaktivitäten 2010 Was bedeutet für mich Heimat? Ist Heimat mehr als Landschaft und Häuser? Wann fühle ich mich beheimatet? Im Zusammenhang mit dem Jubiläum stellte sich auch der Vorstand des Heimatschutz Appenzell Ausserrhoden diesen Fragen. Gedanken zu 12 Heimat-Themen Aus der Fülle von möglichen Antworten wurden zwölf Themenkreise ausgewählt. Jeweils in den ersten Tagen der 12 Jubiläums-Monate wurde ein Themenkreis erörtert. Neben historischen Rückblicken auf die Tätigkeit des Heimatschutz Appenzell Ausserrhoden während der vergangenen 100 Jahre und einer Betrachtung von aussen durch eine im Kanton bekannte Person hat die Kulturjournalistin Franziska Schläpfer jeweils in einer Art Leitartikel ihre Gedanken zum Themenkreis «Heimat ischt...» dargelegt. Spass und Spannung bei der Bilder-Sammelaktion Unten an der Zeitungsseite fand sich jeweils ein Bildstreifen mit fünf Fotos zum entsprechenden Themenkreis aus den Gemeinden unseres Kantons. Damit von allen Gemeinden Bilder zur Verfügung standen, wurden in den folgenden Wochen drei weitere Bildstreifen in der Zeitung veröffentlicht. Diese Bilder konnten von Leserinnen und Lesern entdeckt, ausgeschnitten und an der richtigen Stelle eines zur Verfügung gestellten Sammelheftes eingeklebt werden. Damit entstand ein buntes Bild über unsern Kanton. Leserinnen und Leser wurden aufgefordert, folgenden Fragen nachzugehen: Kennen Sie die Sujets aus Ihrer Gemeinde? Können Sie alle Bilder Ihrer Gemeinde richtig zuordnen? Unsere Absicht bestand darin, dass Gemeinden und Kanton besser kennen und damit schätzen gelernt werden. Gelbe Sterne mit Buchstaben auf einzelnen Bildern bildeten die Grundlage zur Lösung der im November lancierten Wettbewerbsfragen. Als Hauptpreise wurden im Januar 2011 Ferien im Baudenkmal verlost. Rückblick und Dank Über zahlreiche positive Rückmeldungen aus dem Leser- und Sammlerkreis haben wir uns sehr gefreut. Neben dem Dank ans Appenzeller Medienhaus gilt dieser auch: • den Gemeinden und den Sponsoren für ihre finanzielle Unterstützung, • den Autorinnen und Autoren der Aussensicht und der historischen Artikel, sowie den Fotografinnen und Fotografen aus den 20 Gemeinden für ihre spontane Bereitschaft, an unserer Jubiläumsaktion mitzuwirken, • Frau Franziska Schläpfer für ihre anregenden Gedankenanstösse, • dem Grafiker Emanuel Sturzenegger für die gute Zusammenarbeit. «Heimat» ischt: mini Kultur «Heimat» ischt: mini Identität Seite 3 Freispiel Eugen Auer Speicher
Bloss kein Moderduft! Das Herz klopft munterer, wenn ich ins Land zurück kehre, das zu verlassen mir nie leicht gefallen ist. Wenn vor Matzingen die Säntiskette auftaucht, in Gossau die Appenzellerbahn wartet. Die klassische, rote. Fusionierte 2006 mit ihren Kollegen zu «Appenzeller Bahnen» und überholte Julius Ammanns Lied von 1922: «D Appezeller Isebahne / hend Charakter, glob mers no. / Jedi macht en ääges Zögli, / ali chönnd zor Not devo.» Ammanns Elogen auf Land und Leute sind nicht überholt. Da liegen sie, vereinzelt, verstreut, die Bauernhäuser, Häämet genannt. Hügel und Täler. Grünschwarze Wälder. Die letzten Holzzäune wie abstrakte Zeichnungen in den verschneiten Wiesen. In wirtlichen Jahreszeiten Kühe, sogar mit Hörnern und Glocken. Die Landschaft, Urgrund des Heimatgefühls. Eine Landschaft mit Charakter. Wie das Volk, das sich in meiner Vorstellung eigenständig, auch stur und störrisch durchs Leben schlägt. Eigenständig? «Während der Fahrt durchs malerische Appenzellerland verwöhnen wir Sie im Bistrowagen mit Appenzeller Spezialitäten.» In der Appenzellerbahn «ist wieder Fonduezeit». Anbiederung an einen vermeintlichen Touristen-Allerweltsgeschmack? Weil gute Laune zum witzigen Appenzeller passt? Nein, bitte kein Fondue im Bistro! Aber malerisch, so will ich das Land. Zur Augenweide. Als Prunkstück für auswärtige Freunde. Törichte Sehnsucht nach Unversehrtheit. Manches stimmt mit der Erinnerung überein, präsentiert sich prächtig, intakt, idyllisch sogar auf der Fahrt von einem Dorf zum ande- «Mini Häämet» H E I M AT S C H U T Z BETRACHTUNG Ernst Graf Alt Regierungsrat Heiden Ein Appenzeller zeigte einem auf Besuch weilenden Amerikaner mit Stolz seine «Häämet», worauf der «Ami» prahlte, dass er einen ganzen Tag brauche um die Grenzen seiner Farm abzufahren. Der Appenzeller antwortete kurz, ein solches Auto hätte er auch einmal besessen, er habe es jedoch schnell wieder verkauft. Auf alten Fotos ist sie noch zu sehen, diese Appenzeller-Häämet: Eine kleine Liegenschaft mit Haus und Stall, vielfach eingerahmt von alten Obstbäumen und eingezäunt mit einem währschaften Holzhag. Die Häämet war Mittelpunkt der Familie, auf den man stolz war. In unserer Alltagssprache ist die «Häämet» weitgehend verschwunden, entstanden sind Betriebe, die heute meistens ein Vielfaches der Fläche einer früheren «Häämet» umfassen. Holzzäune sieht man selten, die alten Obstbäume sind nicht mehr 01 Januar Franziska Schläpfer, Kulturjournalistin und Autorin, lebte 30 Jahre in Herisau. Sie schrieb im Auftrag des Ausserrhoder Heimatschutzes die Leitartikel zu den zwölf Jubiläumsthemen. Bild: Landschaft mit Charakter: Ausblick von der Geisshalde in Waldstatt ren. Vorbildlich restaurierte Bürgerhäuser, Kirchen, öffentliche Profanbauten. Erfreulich die Wirtschaft zum Bären (Urwaldhaus) in Rehetobel. Neues, Frisches, wie das Schulhaus Landhaus in Teufen, das Reka-Feriendorf in Urnäsch. Das alte Reise-Ratespiel «Ich seh’ etwas, das du nicht siehst» rückt anderes in den Blick. Was ich in der zweiten und dritten Heimat übersehe, verdriesst mich hier – das Verlotterte, Verkitschte, Überdimensionierte, das geschmacklos Aufgemotzte, Pseudoangepasste, Charakterlose. Das Mehrzweckgebäude in Walzenhausen zum Beispiel, das Gutenberg-Zentrum in Herisau, in schlechter Gesellschaft mit weiteren Brutalbauten. Erinnert sei an Otto Toblers Aufbruchseuphorie von 1909: «Wir sollten es soweit bringen, dass ein einheitlicher grosser Zug fürs Schöne im ganzen Volk Wurzel fasst und sich in unserer ganzen Kultur offenbart.» Der erste Obmann der Heimatschutz-Sektion App. AR und seine Mitstreiter wollten zeigen, «dass Heimatschützler und Antiquitätenhändler nicht dasselbe sind. Ja keine Altertümelei... ja nicht etwas, das Moderduft verbreitet, sondern etwas, das den Geist der Gegenwart ausströmt». Der Geist der Vergangenheit wirkt kräftig. Der Geist der Gegenwart aber hinkt. Ab und zu stilvoll. Häufig stillos, verströmt er mehr Moderduft als jedes würdig gealterte Bauernhaus. Tut mir Leid, verehrter Otto Tobler, der «einheitliche Zug fürs Schöne» bleibt Utopie – auch nach 100 Jahren aufmerksamen Heimatschutzes. Franziska Schläpfer vorhanden. Am Betriebsstandort sind die Gebäude zahlreicher und viel grösser geworden. Die sozialen und wirtschaftlichen Verhältnisse der Landwirte haben schon früher das Bild der Landschaft ausserhalb von Dörfern und Weilern geprägt. Sie tun es auch heute unter völlig andern Voraussetzungen. Schönes und nostalgisch Verklärtes (sind deshalb die Bilder der Bauernmaler so beliebt?) ist dabei verloren gegangen. Mit einiger Sorgfalt können wir aber vieles in die neue Zeit hinüber retten. Passende Baumaterialien, sorgfältige Gestaltung der Gebäude, eine gute Einpassung ins Gelände und eine möglichst unauffällige Lagerung der Siloballen können zusammen mit dem immer noch vorhandenen Grün der Wiesen und der abwechslungsreichen Landschaft eine gute, eine «häämelige» Gesamtwirkung geben. Seiten 4/5 «Heimat» ischt: mini Häämet Bauernhof und andere Häuser in der Landschaft. 01 Januar 01 Waldstatt 01 Wald 01 Urnäsch 01 Teufen 01 Grub 01 Herisau 01 Bühler 01 Heiden 01 Schwellbrunn 01 Gais 01 Wolfhalden 01 Hundwil 01 Speicher 01 Lutzenberg 01 Stein 01 Trogen 01 Walzenhausen 01 Schönengrund 01 Rehetobel 01 Reute
Seite 1: Jubiläums-Unterstützung: Die Foto
Seite 5 und 6: Im Clinch zwischen Tradition und Fo
Seite 7 und 8: Wissen macht Bürger Der Titel ist
Seite 9 und 10: Krieger, Kanu, Göttertisch Ein Tis
Seite 11 und 12: «S’isch ase guet gse!» Abendson
Seite 13 und 14: Wo bleibt die «trauliche Heimeligk
Seite 15 und 16: H E I M A T S C H U T Z G E S C H I

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