13.07.2015 Aufrufe

download

download

download

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Andreas HänniSkurril wäre wohl als Beschreibung seines Kleidungsstils angebracht,allenfalls abgefahren, gelegentlich daneben angekommen. Einzelheitenoder seine Haarpracht wollen wir hier nicht erwähnen. Denndiese Äusserlichkeiten machen unseren Klassenclown- und lehrerkeineswegs aus.Nachdem jeden Mittwoch das morgendliche Andreas-singt-die-Klasse-grummelt vorüber war, referierte er tapfer die nächsten vierStunden lang. Seine grösste Stärke ist wohl zugleich seine bislangeinzige, uns bekannte Schwäche: Sein unergründlicher, schwer zuverurteilender Optimismus. Andreas, der unerschütterliche Menschenfreund,scheint von seiner übermässig vorhandenen Begeisterungsfähigkeitauf die der Schüler zu schliessen, welche nichtannähernd im gleichen Masse vorhanden ist. Die Tatsache, dass er,sowie wir Schüler, dies scheinbar unbeschadet überstanden haben,ist seiner Gutmütigkeit und Gelassenheit zuzuschreiben. Andreas istsogar im Stande, sich für die Bemerkung eines geistig abwesendenSchülers zu bedanken, die gestellte Verständnisfrage „wäre ja wirklicheine gute Frage“. Was auch immer wir ausgefressen hatten, seies eine unerklärliche, unentschuldigte Absenz oder Schlimmeres, wirwussten Andreas auf unserer Seite. Auch sein antiautoritärer Ansatz,was die Ausführung und Beaufsichtigung von Klassenreisen betraf,kam einer ausgelassenen Stimmung jeweils sehr entgegen.Mag unsere germanistische Ausbildung an mangelndem literarischenInteresse sowie fehlender Kenntnis jeglicher Kommaregeln gescheitertsein, so konnte sich doch ein jeder für Andreas’ unvergleichlicheGabe begeistern, diverse Musikinstrumente und Akzente nachzuahmen,selbstverständlich mit begleitender Mimik und Gestik. Andreasscheint keinerlei Hemmungen zu haben. Unvergesslich bleibt die Rezitationeines dadaistischen Gedichtes inklusive Requisiten. Diese gelgentlichenkünstlerischen Einlagen sowie Herrn Hännis einzigartigerHumor, seine kleinen Lebenstipps und persönlichen Geschichten „Ichfand meine Ohren zu gross, aber eines Tages begegnete ich eineralten Frau, welche mir versicherte, dies sei ein Zeichen für Weisheit.Seither bin ich sehr zufrieden mit meinen Ohren“ haben wesentlichzu unserer, meiner Meinung nach sehr gelungenen, Herzensbildungbeigetragen.Nebst diesen zeitaufwändigen Tätigkeiten IST Andreas Latein undGriechisch. Mit unglaublicher Organisation und Zuverlässigkeit ister das Herz der äusserst exquisiten Altsprachlergruppe des FreienGymnasiums. Zwar ist auch im Einzelunterricht ein gelegentlichesAbschweifen vom Thema aufgrund vielseitiger Kompetenz seinerseitsund verschiedensten Wissenslücken unsererseits nicht auszuschliessen,doch seltener.Auch hier ist Abwechslung garantiert, ob wir im Rahmen der Griechenlandreiseum fünf Uhr morgens den Sonnenaufgang über Delphimiterleben, oder Gummibärchen-nuckelnd Andreas’ Version vonCarmina Burana lauschen.Was auch immer man aus seinem Unterricht mitgenommen habensollte – oder eben nicht - dieser eine, ein wenig skurrile, aber einfachliebenswerte Lehrer, an den man sich ein Leben lang erinnert, istwohl, was unsere Klasse anbetrifft, ohne Zweifel: Andreas Hänni!-Livia von Samson37

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!