Altlasten- symposium 2010 - ITVA
Altlasten- symposium 2010 - ITVA
Altlasten- symposium 2010 - ITVA
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Impressum<br />
<strong>Altlasten</strong><strong>symposium</strong> <strong>2010</strong><br />
11. – 12. März <strong>2010</strong>, Welterbe Zeche Zollverein, Essen<br />
Herausgeber<br />
Ingenieurtechnischer Verband für <strong>Altlasten</strong>management<br />
und Flächenrecycling e.V. (<strong>ITVA</strong>)<br />
Invalidenstraße 34<br />
10115 Berlin<br />
Tel.: 030 / 48 63 82 80<br />
Fax: 030 / 48 63 82 82<br />
E-Mail: info@itv-altlasten.de<br />
www.itv-altlasten.de<br />
Redaktion und Layout:<br />
Sabine Gier<br />
<strong>ITVA</strong> e.V.<br />
Für den Inhalt der Einzelbeiträge sind die Autoren verantwortlich.<br />
Bezug:<br />
<strong>ITVA</strong> e.V.<br />
Invalidenstraße 34<br />
10115 Berlin<br />
Tel.: 030 / 48 63 82 80<br />
Fax: 030 / 48 63 82 82<br />
E-Mail: info@itv-altlasten.de<br />
www.itv-altlasten.de<br />
© <strong>2010</strong> Ingenieurtechnischer Verband für <strong>Altlasten</strong>management und Flächenrecycling e.V. (<strong>ITVA</strong>)
<strong>Altlasten</strong><strong>symposium</strong> <strong>2010</strong><br />
11. – 12.03.<strong>2010</strong>, Welterbe Zeche Zollverein, Essen<br />
Die Zeiten von Kohle und Stahl sind Vergangenheit –<br />
das zeigt sich heute überall im Ruhrgebiet; auch die<br />
Wirtschaftsstruktur hat sich grundlegend verändert. Die<br />
Zeche Zollverein in Essen war einst die größte und<br />
schönste Steinkohleförderanlage der Welt. Dann Stilllegung und Neuanfang: Erhalt durch<br />
Umnutzung und Strukturwandel. Der vom Bauhausstil beeinflusste Industriekomplex ist<br />
heute ein lebendiges kulturelles Zentrum für Geschichte, Kunst, Architektur und Design.<br />
Zusammen mit dem angrenzenden Areal der Kokerei zählt die Zeche Zollverein seit 2001<br />
zum Weltkulturerbe und ist <strong>2010</strong> das Eingangstor zur Kulturhauptstadt Europas.<br />
Mit dem Strukturwandel von einer Industrie- zu einer Dienstleistungsgesellschaft wandelte<br />
sich auch die <strong>Altlasten</strong>bearbeitung. So standen im ersten Jahrzehnt der <strong>Altlasten</strong>behandlung<br />
zumeist die Probleme der Gefahrenbeurteilung, rechtliche Probleme der Verantwortlichkeit<br />
und fachliche Probleme der Sanierungssicherheit und Sanierungslösungen einhergehend mit<br />
spektakulären und in der Öffentlichkeit bekannten Altlastfällen im Fokus. Im zweiten und<br />
dritten Jahrzehnt der <strong>Altlasten</strong>bearbeitung stehen nun die freiwerdenden großflächigen ehemaligen<br />
Industrieflächen und deren Reaktivierung im Vordergrund.<br />
Flächenverbrauch reduzieren, <strong>Altlasten</strong> sanieren, Boden und Grundwasser schützen,<br />
Wirtschaft stärken: Gerade die Umnutzung und Entwicklung der alten Montanflächen ist dabei<br />
ein wichtiger Baustein mit erheblichem Potential für die Wirtschaftsförderung und – durch<br />
Vermeidung einer weiteren Flächeninanspruchnahme – für den Bodenschutz. Die Kokerei<br />
Zollverein ist hier ein Musterbeispiel.<br />
Schwerpunkte des Programms sind Praxisberichte über Lösungsansätze und Erfahrungen<br />
bei der Umnutzung und Flächenentwicklung ehemaliger Bergbauflächen sowie Best-<br />
Practice-Beispiele zur Sanierung von Kokereien und Gaswerken. Die rechtlichen Rahmenbedingungen<br />
für die Wiedernutzbarmachung von Montanflächen und hoch aktuelle Fragen der<br />
Auswirkungen des neuen Wasserrechts auf die <strong>Altlasten</strong>sanierung und das Flächenrecycling<br />
sind ebenso wie Instrumente der Grundstückswertermittlung interessante Themen des Symposiums.<br />
Im Kontext von Werthaltigkeit und Nachhaltigkeit werden sowohl die Zukunftschancen als<br />
auch das Risikopotential von Altbergbauflächen beleuchtet. Die hochkarätig besetzte Podiumsdiskussion<br />
„Strukturwandel in Montanregionen“ wagt den Blick über den Tellerrand. Der<br />
Themenschwerpunkt „Hochschule trifft Praxis“ eröffnet NachwuchswissenschaftlerInnen erneut<br />
die Möglichkeit, sich zu präsentieren.<br />
Das Potential der Bergbauflächen von gestern gilt es auch mit Blick auf die Bewältigung<br />
der Folgen des Klimawandels zu nutzen. Die Zukunftsherausforderungen liegen hierbei –<br />
angesichts der immer knapper werdender Kassen bei allen privaten und kommunalen Ordnungspflichtigen<br />
– in der Suche nach bezahlbaren intelligenten Sanierungslösungen, aber<br />
insbesondere auch in der Schaffung eines fundierten Bodenbewusstseins und Akzeptanz für<br />
das Flächenrecycling in der Öffentlichkeit. Das Programm der Veranstaltung bündelt entscheidende<br />
umwelt- und wirtschaftspolitische Fragestellungen und kulturelle Aspekte zu einem<br />
attraktiven Themenangebot und liefert Impulse für die Bewältigung aktueller Herausforderungen.<br />
Das <strong>Altlasten</strong><strong>symposium</strong> <strong>2010</strong> ist die wichtigste Kommunikationsplattform des Jahres für<br />
alle Entscheidungsträger, Fachleute, Sachbearbeiter und Interessierten aus den Bereichen<br />
Flächenrecycling und <strong>Altlasten</strong>management. Es führt Eigentümer, Investoren und Projektentwickler,<br />
Vertreter aus der wirtschaftlichen, kommunalen und regionalen Praxis, Sanierungspflichtige<br />
sowie Akteure aus Politik, Verwaltung, Wissenschaft und Forschung zusammen.<br />
Die gemeinsame Tagung des <strong>ITVA</strong> und der RAG Montan Immobilien GmbH bietet ein<br />
bewährtes Forum für den interdisziplinären Informations- und Erfahrungsaustausch. Unternehmen<br />
und Organisationen eröffnen sich vielfältige Möglichkeiten, ihre Produkte und Leistungen<br />
einem breiten Teilnehmerspektrum zu präsentieren.
<strong>Altlasten</strong><strong>symposium</strong> <strong>2010</strong><br />
11. – 12. März <strong>2010</strong>, Welterbe Zeche Zollverein, Essen<br />
"Flagge zeigen – Nachwuchs fördern"<br />
Wir danken allen Sponsoren, die mit ihrer Werbung Studierenden die kostenfreie<br />
Teilnahme am <strong>Altlasten</strong><strong>symposium</strong> <strong>2010</strong> ermöglicht und sich aktiv an der Förderung<br />
der Fachleute von morgen beteiligt haben.<br />
► AAV <strong>Altlasten</strong>sanierungs- und <strong>Altlasten</strong>aufbereitungsverband NRW<br />
► Altenbockum & Partner Geologen<br />
► Avocado Rechtsanwälte<br />
► Bauer Umwelt GmbH<br />
► CDM Consult GmbH<br />
► et - environment and technology Dr. Thomas Ertel<br />
► GAA-Gesellschaft für Abfallwirtschaft und <strong>Altlasten</strong> M-V mbH<br />
► GEOFACTUM GmbH<br />
► geo-id GmbH<br />
► GeoKlipsch Sachverständigen- und Ingenieurbüro VBI<br />
► Hoffmann Liebs Fritsch und Partner Rechtsanwälte<br />
► HPC HARRESS PICKEL CONSULT AG<br />
► Ibg-Ingenieurgesellschaft für Bodenmanagement und Geotechnik mbH<br />
► Mull und Partner Ingenieurgesellschaft mbH<br />
► Remex Mineralstoff GmbH<br />
► ZÜBLIN Umwelttechnik GmbH<br />
Veranstalter<br />
Ingenieurtechnischer Verband für <strong>Altlasten</strong>management<br />
und Flächenrecycling e.V. (<strong>ITVA</strong>)<br />
Invalidenstraße 34<br />
10115 Berlin<br />
Tel.: 030 / 48 63 82 80<br />
Fax: 030 / 48 63 82 82<br />
E-Mail: info@itv-altlasten.de<br />
www.itv-altlasten.de<br />
RAG Montan Immobilien GmbH<br />
Am Technologiepark 28<br />
45307 Essen<br />
Tel.: 0201 / 378-0<br />
Fax: 0201 / 378-18 08<br />
E-Mail: info@rag-montan-immobilien.de<br />
www.rag-montan-immobilien.de
PROGRAMM<br />
Donnerstag, 11. März <strong>2010</strong><br />
<strong>Altlasten</strong><strong>symposium</strong> <strong>2010</strong><br />
11. – 12. März <strong>2010</strong>, Welterbe Zeche Zollverein, Essen<br />
7.30 Uhr Registrierung, Begrüßungskaffee<br />
8.30 Uhr Eröffnung / Begrüßung<br />
Prof. Dipl.-Ing. H. Burmeier, Erster Vorsitzender des <strong>ITVA</strong>, Ostfalia, Hochschule<br />
für angewandte Wissenschaften, Campus Suderburg<br />
Prof. Dr. H.-P. Noll, Vorsitzender der Geschäftsführung RAG Montan Immobilien<br />
GmbH, Essen<br />
8.40 Uhr Eröffnungsrede<br />
Staatssekretär Dr. A. Schink, Ministerium für Umwelt und Naturschutz,<br />
Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen,<br />
Düsseldorf<br />
9.10 Uhr Aktuelle Aktivitäten der Bund/Länder-Arbeitsgemeinschaft Bodenschutz<br />
(LABO)<br />
MD H.-J. Düwel, Vorsitzender der Bund/Länder-Arbeitsgemeinschaft Bodenschutz,<br />
Ministerium für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz<br />
Landes Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf<br />
Rechtliche und wirtschaftliche Aspekte<br />
Moderation: K. Arndt, Thüringer Ministerium für Landwirtschaft, Naturschutz<br />
und Umwelt, Erfurt<br />
9.30 Uhr Auswirkungen des neuen Wasserrechts auf die <strong>Altlasten</strong>sanierung und<br />
das Flächenrecycling<br />
N. Steiner, Anwaltskanzlei Steiner, Essen<br />
9.50 Uhr Rechtliche Rahmenbedingungen für die Wiedernutzbarmachung ehemals<br />
bergbaulich genutzter Flächen<br />
G. Franßen, EMLE (Madrid), B. Hejma, Heinemann & Partner Rechtsanwälte,<br />
Essen<br />
10.10 Uhr Deduktive Wertermittlung<br />
E. Dransfeld, Institut für Bodenmanagement, Dortmund<br />
10.30 Uhr Diskussion<br />
10.45 Uhr Kaffeepause, Fachausstellung Halle 12<br />
Umnutzungen und Flächenentwicklungen in Montangebieten<br />
Moderation: M. Laßl, RAG Montan Immobilien GmbH, Essen<br />
11.15 Uhr Entwicklung der Kokerei Zollverein – Flächenrecycling und Weltkulturerbe<br />
Th. Schürkamp, A. Edelmann, RAG Montan Immobilien GmbH, Essen
<strong>Altlasten</strong><strong>symposium</strong> <strong>2010</strong><br />
11. – 12. März <strong>2010</strong>, Welterbe Zeche Zollverein, Essen<br />
11.35 Uhr Altbergbau in Deutschland – Montanhistorische Relikte mit Katastrophenpotential!?<br />
C. Radusch, URS Deutschland GmbH, Essen<br />
11.55 Uhr Werthaltigkeit und Nachhaltigkeit bei der Umnutzung von Flächen des<br />
ehemaligen Bergbaus<br />
M. Morgenstern, J. Nagel, Rödl & Partner ImmoWert GmbH, Nürnberg;<br />
A. Köster, M. Laßl, RAG Montan Immobilien GmbH, Essen<br />
12.15 Uhr Diskussion<br />
12.30 Uhr Lunchbuffet (Halle 5)<br />
Fachausstellung (Halle 12)<br />
Hochschule trifft Praxis<br />
Moderation: M. Altenbockum, Altenbockum & Partner, Geologen, Aachen<br />
14.30 Uhr LCKW-Kontamination von Boden als poröses ungesättigtes Medium: ein<br />
bodenphysikalisches Sanierungskonzept<br />
W. Markgraf, St. Peth, H. Fleige, R. Horn, Institut für Pflanzenernährung und<br />
Bodenkunde, Christian-Albrechts-Universität Kiel<br />
14.50 Uhr Untersuchungen zum Nachweis von Natural Attenuation unter sulfatreduzierenden<br />
Bedingungen am Beispiel eines Kokereistandortes – Entscheidungshilfe<br />
zum Sanierungskonzept<br />
A. Nagel, H. Strauss, C. Achten, Institut für Geologie und Paläontologie,<br />
Universität Münster, M. Stephan, T. C. Schmidt, Universität Duisburg-Essen<br />
15.10 Uhr Datenanalyse, Risiko- und Potentialabschätzung zur Vermeidung von<br />
Verblockungen und Verockerungen bei Grundwassersanierungsanlagen<br />
zur Aufbereitung altlastenrelevanter Grundwasserschäden<br />
N. Kirfel, Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen (RWTH), M.<br />
Altenbockum, Altenbockum & Partner, Geologen, Aachen; P. Doetsch, Lehrund<br />
Forschungsgebiet Abfallwirtschaft RWTH Aachen, Aachen<br />
15.30 Uhr Diskussion<br />
15.45 Uhr Kaffeepause, Fachausstellung (Halle 12)<br />
PODIUMSDISKUSSION: Strukturwandel in Montanregionen<br />
Moderation: St. Neu, WDR, Köln<br />
16.15 Uhr Blick über den Tellerrand – Statements und Diskussion<br />
17.30 Uhr Ende des 1. Veranstaltungstages<br />
18.00 Uhr Führungen Weltkulturerbe Zeche Zollverein<br />
20.00 Uhr Abendveranstaltung (Halle 5)
Freitag, 12. März <strong>2010</strong><br />
<strong>Altlasten</strong><strong>symposium</strong> <strong>2010</strong><br />
11. – 12. März <strong>2010</strong>, Welterbe Zeche Zollverein, Essen<br />
Best-Practice-Beispiele: Sanierung Gaswerke/Kokereien<br />
Moderation: S. Konzelmann-Krause, RAG Montan Immobilien GmbH<br />
9.00 Uhr Best-Practice-Beispiele: Sanierung von Gaswerkstandorten im Vergleich<br />
K.-J. Hölting, Th. Schmidt-Modrow, Bauer Umwelt GmbH, NL West, Hürth<br />
9.20 Uhr Sanierung von Boden und Grundwasser der ehemaligen BHT Kokerei<br />
Lauchhammer<br />
H.-D. Beerbalk, Büro Dr. Beerbalk, Berlin; St. Reußner, Bund-Länder-Geschäftsstelle<br />
für die Braunkohlesanierung (GS STuBA), Berlin; V. Zarach,<br />
LMBV, Senftenberg<br />
9.40 Uhr Kombinierte Sanierung des PAK-Schadens "ehemaliges Bitumenwerk<br />
Dr. Riehm in Edermünde"<br />
B. Schmitt-Biegel, M. Woisnitza, HIM GmbH, Bereich <strong>Altlasten</strong>sanierung, HIM-<br />
ASG, Biebesheim; D. Schade, Das Baugrundinstitut Dipl.-Ing. Knierim GmbH,<br />
Hann. Münden; F. Benström, Züblin Umwelttechnik GmbH, Dortmund<br />
10.00 Uhr Diskussion<br />
10.15 Uhr Kaffeepause, Fachausstellung (Halle 12)<br />
Montanflächen von gestern – Chancen für morgen<br />
Moderation: V. Franzius, Zweiter Vorsitzender des <strong>ITVA</strong>, Berlin<br />
10.45 Uhr Lausitzer Braunkohle – Geotechnische Problemstellung, Wasserwirtschaft<br />
zur Flutung der Restseen – Flächenmanagement<br />
H. Klapperich, CIF e.V. & TU BAF, Freiberg; C.-F. Benthaus, LMBV mbH,<br />
Spremberg; C. Drebenstedt, BAF, Freiberg<br />
11.05 Uhr Rückzug der Montanindustrie in Duisburg – Chancen für den Kommunalhaushalt<br />
M. Linne, Stadt Duisburg – Amt für Stadtentwicklung & Projektmanagement,<br />
Duisburg, K. Steffens, BDO Technik und Umweltconsulting GmbH<br />
11.25 Uhr <strong>Altlasten</strong>- und Bergbausanierung in Nordzypern – Arbeiten wo andere<br />
Urlaub machen<br />
P. Bayer, Dr. Peter Bayer Umweltconsulting & Projektmanagement, Magdeburg<br />
11.45 Uhr Diskussion, Schlusswort<br />
12.00 Uhr Lunchbuffet (Halle 5)
Inhalt<br />
<strong>Altlasten</strong><strong>symposium</strong> <strong>2010</strong><br />
11. – 12. März <strong>2010</strong>, Welterbe Zeche Zollverein, Essen<br />
I<br />
Seite<br />
Referenten und Moderatoren III<br />
Aussteller, Sponsoren, Inserenten V<br />
Flächenrecycling im Ruhrgebiet<br />
H.-P. Noll, Vorsitzender der Geschäftsführung, RAG Montan Immobilien<br />
GmbH, Essen 1<br />
Aktuelle Aktivitäten der Bund/Länder-Arbeitsgemeinschaft Bodenschutz<br />
(LABO)<br />
MD H.-J. Düwel, Vorsitzender der Bund/Länder-Arbeitsgemeinschaft<br />
Bodenschutz, Ministerium für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und<br />
Verbraucherschutz Landes Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf 19<br />
Auswirkungen des neuen Wasserrechts auf die <strong>Altlasten</strong>sanierung und das<br />
Flächenrecycling<br />
N. Steiner, Anwaltskanzlei Steiner, Essen 24<br />
Rechtliche Rahmenbedingungen für die Wiedernutzbarmachung ehemals<br />
bergbaulich genutzter Flächen<br />
G. Franßen, EMLE (Madrid), B. Hejma, Heinemann & Partner Rechtsanwälte,<br />
Essen 35<br />
Deduktive Wertermittlung<br />
E. Dransfeld, Institut für Bodenmanagement, Dortmund 53<br />
Entwicklung der Kokerei Zollverein – Flächenrecycling und Weltkulturerbe<br />
Th. Schürkamp, A. Edelmann, RAG Montan Immobilien GmbH, Essen 63<br />
Altbergbau in Deutschland – Montanhistorische Relikte mit Katastrophenpotential!?<br />
C. Radusch, URS Deutschland GmbH, Essen 67<br />
Werthaltigkeit und Nachhaltigkeit bei der Umnutzung von Flächen des<br />
ehemaligen Bergbaus<br />
M. Morgenstern, J. Nagel, Rödl & Partner ImmoWert GmbH, Nürnberg;<br />
A. Köster, M. Laßl, RAG Montan Immobilien GmbH, Essen 69<br />
LCKW-Kontamination von Boden als poröses ungesättigtes Medium: ein<br />
bodenphysikalisches Sanierungskonzept<br />
W. Markgraf, St. Peth, H. Fleige, R. Horn, Institut für Pflanzenernährung<br />
und Bodenkunde, Christian-Albrechts-Universität Kiel 82<br />
Untersuchungen zum Nachweis von Natural Attenuation unter sulfatreduzierenden<br />
Bedingungen am Beispiel eines Kokereistandortes – Entscheidungshilfe<br />
zum Sanierungskonzept<br />
A. Nagel, H. Strauss, C. Achten, Institut für Geologie und Paläontologie,<br />
Universität Münster, M. Stephan, T. C. Schmidt, Universität Duisburg-Essen<br />
90
<strong>Altlasten</strong><strong>symposium</strong> <strong>2010</strong><br />
11. – 12. März <strong>2010</strong>, Welterbe Zeche Zollverein, Essen<br />
II<br />
Seite<br />
Datenanalyse, Risiko- und Potentialabschätzung zur Vermeidung von<br />
Verblockungen und Verockerungen bei Grundwassersanierungsanlagen<br />
zur Aufbereitung altlastenrelevanter Grundwasserschäden<br />
N. Kirfel, Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen (RWTH),<br />
M. Altenbockum, Altenbockum & Partner, Geologen, Aachen; P. Doetsch,<br />
Lehr- und Forschungsgebiet Abfallwirtschaft RWTH Aachen, Aachen 95<br />
Best-Practice-Beispiele: Sanierung von Gaswerkstandorten im Vergleich<br />
K.-J. Hölting, Th. Schmidt-Modrow, Bauer Umwelt GmbH, NL West, Hürth 104<br />
Sanierung von Boden und Grundwasser der ehemaligen BHT Kokerei<br />
Lauchhammer<br />
H.-D. Beerbalk, Büro Dr. Beerbalk, Berlin; St. Reußner, Bund-Länder-Geschäftsstelle<br />
für die Braunkohlesanierung (GS STuBA), Berlin; V. Zarach,<br />
LMBV, Senftenberg 117<br />
Kombinierte Sanierung des PAK-Schadens "ehemaliges Bitumenwerk Dr.<br />
Riehm in Edermünde"<br />
B. Schmitt-Biegel, M. Woisnitza, HIM GmbH, Bereich <strong>Altlasten</strong>sanierung,<br />
HIM-ASG, Biebesheim; D. Schade, Das Baugrundinstitut Dipl.-Ing. Knierim<br />
GmbH, Hann. Münden; F. Benström, Züblin Umwelttechnik GmbH, Dortmund<br />
126<br />
Lausitzer Braunkohle – Geotechnische Problemstellung, Wasserwirtschaft<br />
zur Flutung der Restseen – Flächenmanagement<br />
H. Klapperich, CIF e.V. & TU BAF, Freiberg; C.-F. Benthaus, LMBV mbH,<br />
Spremberg; C. Drebenstedt, BAF, Freiberg 138<br />
Rückzug der Montanindustrie in Duisburg – Chancen für den Kommunalhaushalt<br />
M. Linne, Stadt Duisburg – Amt für Stadtentwicklung & Projektmanagement,<br />
Duisburg, K. Steffens, BDO Technik und Umweltconsulting GmbH 148<br />
<strong>Altlasten</strong>- und Bergbausanierung in Nordzypern – Arbeiten wo andere Urlaub<br />
machen<br />
P. Bayer, Dr. Peter Bayer Umweltconsulting & Projektmanagement, Magdeburg<br />
155<br />
Annoncen
Referenten<br />
Dr. Peter Bayer<br />
Dr. Peter Bayer Umweltconsulting & Projektmanagement<br />
Bachstr. 2<br />
39106 Magdeburg<br />
Tel.: 0391 / 5975689<br />
E-Mail: cpbayer@t-online.de<br />
Dr. Hans-Dieter Beerbalk<br />
Büro Dr. Beerbalk<br />
Gustav-Meyer-Allee 25<br />
13355 Berlin<br />
Tel.: 030 / 46 307 580<br />
Fax: 030 / 46 307 582<br />
E-Mail: dr@beerbalk.biz<br />
Dr.-Ing. Egbert Dransfeld<br />
Institut für Bodenmanagement<br />
Hohe Straße 28<br />
44139 Dortmund<br />
Tel.: 0231 / 952975-0<br />
Fax: 0231 / 952975-29<br />
E-Mail: info@iboma.de<br />
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Vorsitzender der Bund/Länder-Arbeitsgemeinschaft<br />
Bodenschutz<br />
Ministerium für Umwelt und Naturschutz,<br />
Landwirtschaft und Verbraucherschutz<br />
NRW<br />
Schwannstr. 3<br />
40476 Düsseldorf<br />
Tel.: .0211 / 4566-337<br />
E-Mail: hans-josef.duewel@munlv.nrw.de<br />
RA Gregor Franßen<br />
Heinemann & Partner Rechtsanwälte<br />
III. Hagen 30<br />
45127 Essen<br />
Tel.: 0201 / 1095-6<br />
Fax: 0201 / 1095-820<br />
E-Mail: essen@raehp.de<br />
Dipl.-Geol. Karl-Joachim Hölting<br />
Bauer Umwelt GmbH<br />
NL West<br />
Max-Planck-Str. 8<br />
50354 Hürth<br />
Tel.: 02233 / 7944-201<br />
Fax: 02233 / 7944-214<br />
E-Mail: karl-joachim.hoelting@bauerum<br />
weltgruppe.com<br />
<strong>Altlasten</strong><strong>symposium</strong> <strong>2010</strong><br />
11. – 12. März <strong>2010</strong>, Welterbe Zeche Zollverein, Essen<br />
III<br />
Dipl.-Ing. Natascha Kirfel<br />
Frankenstraße 17<br />
52070 Aachen<br />
Tel.: 0241 / 47 58 81 10<br />
E-Mail: natascha.kirfel@rwth-aachen.de<br />
Prof. Dr.-Ing. Herbert Klapperich<br />
CiF e.V.<br />
Petersstr. 13<br />
09599 Freiberg/Sachs.<br />
Tel.: 03731 / 206862<br />
Fax: 03731 / 206863<br />
E-Mail: klapperich@cif-ev.de<br />
Martin Linne<br />
Stadt Duisburg<br />
Amt für Stadtentwicklung & Projektmanagement<br />
Friedrich-Albert-Lange-Platz 7<br />
47049 Duisburg<br />
Tel.: 0203 283 / 3366<br />
Fax: 0203 283 / 3666<br />
E-Mail: m.linne@stadt-duisburg.de<br />
Dr. Wiebke Markgraf<br />
Institut für Pflanzenernährung und Bodenkunde<br />
Christian-Albrechts-Universität Kiel<br />
Herrmann-Rodewald-Str. 2<br />
24118 Kiel<br />
Tel.: 0431 / 880-2668<br />
E-Mail: w.markgraf@soils.uni-kiel.de<br />
Dipl.-Geoökol. Matthias Morgenstern<br />
Rödl & Partner ImmoWert GmbH<br />
Äußere Sulzbacher Str. 100<br />
90491 Nürnberg<br />
Tel.: 0911 / 9193-2608<br />
Fax: 0911 / 9193-2699<br />
E-Mail: matthias.morgenstern@roedl.de<br />
Aglaia Nagel, B.Sc. Geowissenschaften<br />
Westfälische Wilhelms-Universität Münster<br />
Institut für Geologie und Paläontologie<br />
Corrensstr. 24<br />
48149 Münster<br />
Tel.: 0251 / 83 36171<br />
E-Mail: aglaia.nagel@uni-muenster.de
<strong>Altlasten</strong><strong>symposium</strong> <strong>2010</strong><br />
11. – 12. März <strong>2010</strong>, Welterbe Zeche Zollverein, Essen<br />
Dipl.-Geol. Christof Radusch<br />
URS Deutschland GmbH<br />
Am Handelshof 1<br />
45127 Essen<br />
Tel.: 0201 / 68501-0<br />
Fax: 0201 / 68501-55<br />
E-Mail: radusch.christof@vdi.de<br />
Dipl.-Ing. Birgit Schmitt-Biegel<br />
HIM GmbH<br />
Bereich <strong>Altlasten</strong>sanierung<br />
- HIM-ASG –<br />
Waldstraße 11<br />
64584 Biebesheim<br />
Tel.: 06258 / 895-3714<br />
Fax: 06258 / 895-3322<br />
E-Mail: birgit.schmitt-biegel@him.de<br />
Dipl.-Ing. Architekt Thomas Schürkamp<br />
RAG Montan Immobilien GmbH<br />
Nordsternstr. 65<br />
45329 Essen<br />
Tel.: 0201 / 378 1818<br />
Fax: 0201 / 378 1779<br />
E-Mail: thomas.schuerkamp@rag-montanimmobilien.de<br />
Dipl.-Geol. Kai Steffens<br />
PROBIOTEC GmbH<br />
Schillingsstraße 333<br />
52355 Düren<br />
Tel.: 02421 / 69 09 46<br />
Fax: 02421 / 69 09 61<br />
E-Mail: steffens@probiotec.de<br />
RA Nikolaus Steiner<br />
Anwaltskanzlei Steiner<br />
Huyssenallee 87<br />
45128 Essen<br />
Tel.: 0201 / 8 21 63-0<br />
Fax: 0201 / 8 21 63-63<br />
E-Mail: steiner@verwaltungsrecht.de<br />
IV<br />
Moderatoren<br />
Dipl.-Geol. Michael Altenbockum<br />
Altenbockum & Partner Geologen<br />
Lothringerstr. 61<br />
52070 Aachen<br />
Tel.: 0241 / 91265 – 0<br />
Fax: 0241 - 91265 – 19<br />
E-Mail: info@altenbockum.de<br />
Karin Arndt<br />
Thüringer Ministerium für Landwirtschaft,<br />
Forsten, Umwelt- und Naturschutz<br />
Beethovenstr. 3<br />
99096 Erfurt<br />
Tel.: 0361 / 37 99 590<br />
Fax: 0361 / 37 995 99<br />
E-Mail: karin.arndt@tmlfun.thueringen.de<br />
Dr.-Ing. Volker Franzius<br />
Emser Str. 46<br />
10719 Berlin<br />
Tel.: 030 / 88 385 78<br />
E-Mail: volker_franzius@web.de<br />
Dipl.-Ing. Simone Konzelmann-Krause<br />
RAG Montan Immobilien GmbH<br />
Hauptbereich Umweltengineering<br />
Bereichsleiterin Grundwassermanagement<br />
Großwesterkamp<br />
45141 Essen<br />
Tel.: 0201 / 378-2537<br />
Fax: 0201 / 278 / 2030<br />
E-Mail: simone.konzelmann-krause@ragmontan-immobilien.de<br />
Dipl.-Geol. Michael Laßl<br />
RAG Montan Immobilien GmbH<br />
Hauptbereichsleiter Umweltengineering<br />
Großwesterkamp<br />
45141 Essen<br />
Tel.: 0201 / 3 78 26 32<br />
Fax: 0201 / 3 78 22 10<br />
E-Mail: Michael.Lassl@rag-montanimmobilien.de
Aussteller, Sponsoren, Inserenten<br />
Alenco Environmental Consult<br />
Ulmer Str. 239<br />
70327 Stuttgart<br />
Tel.: 0711 / 75 88 40 -0<br />
Fax: 0711 / 75 88 40 -99<br />
E-Mail: stuttgart@alenco-consult.com<br />
web: www. alenco-consult.com<br />
Altenbockum & Partner Geologen<br />
Lothringerstr. 61<br />
52070 Aachen<br />
Tel.: 0241 / 9 12 65 - 0<br />
Fax: 0241 / 9 12 65 - 19<br />
E-Mail: info@altenbockum.de<br />
web: www.altenbockum.de<br />
<strong>Altlasten</strong>sanierungs- und <strong>Altlasten</strong>aufbereitungsverband<br />
Nordrhein-<br />
Westfalen<br />
Werksstraße 15<br />
45527 Hattingen<br />
Tel.: 02324 / 50 94-21<br />
Fax: 02324 / 50 94-10<br />
E-Mail: info@aav-nrw.de<br />
web: www.aav-nrw.de<br />
ARCADIS Consult GmbH<br />
Johannisstr. 60-64<br />
50668 Köln<br />
Tel.: 0221 / 8 90 06-00<br />
Fax: 0221 / 8 90 06-60<br />
E-Mail: koeln@arcadis.de<br />
web: www.arcadis.de<br />
Avocado Rechtsanwälte<br />
Spichernstr. 75 – 77<br />
50672 Köln<br />
Tel.: 0221 / 39 071 - 143<br />
Fax: 0221 / 39 071 - 149<br />
E-Mail: j.deus@avocado-law.com<br />
web: www.avocado-law.de<br />
Bauer Umwelt GmbH<br />
In der Scherau 1<br />
86529 Schrobenhausen<br />
Tel.: 08252 884-0<br />
Fax: 08252 884-111<br />
E-Mail: bug@bauerumweltgruppe.com<br />
web: www.bauerumweltgruppe.com<br />
<strong>Altlasten</strong><strong>symposium</strong> <strong>2010</strong><br />
11. – 12. März <strong>2010</strong>, Welterbe Zeche Zollverein, Essen<br />
V<br />
bfm Umwelt GmbH<br />
Emmy-Noether-Str. 2 E<br />
80992 München<br />
Tel.: 089 / 548034 – 0<br />
Fax: 089-548034-29<br />
E-Mail: info@bfm-umwelt.de<br />
web: www.bfm-umwelt.de<br />
Bilfinger Berger Umweltsanierung<br />
GmbH<br />
Schnabelstr. 11<br />
45134 Essen<br />
Tel.: 0201 / 8929-0<br />
Fax: 0201 / 8929-199<br />
E-Mail: umweltsanierung@bbu.bilfinger.de<br />
web: www.bbu.bilfinger.de<br />
Bund der Ingenieure für<br />
Wasserwirtschaft, Abfallwirtschaft und<br />
Kulturbau (BWK)<br />
Landesverband Sachsen e.V.<br />
c./o. Dipl.-Phys. Hans-Ulrich Besser<br />
FUGRO-HGN Hydrogeologie GmbH NL<br />
Dresden<br />
Bertold-Brecht-Allee 9, 01309 Dresden<br />
Tel.: 0351 / 31880-0<br />
Fax: 0351 / 31880-28<br />
E-Mail: h.besser@fugro-hgn.de<br />
web: www.fugro-hgn.de<br />
CDM Consult GmbH<br />
Am Umweltpark 3-5<br />
44793 Bochum<br />
Tel: 0234 / 68775-0<br />
Fax: 0234 / 68775-10<br />
E-Mail: bochum@cdm-ag.de<br />
web: www.cdm-ag.de<br />
CityChlor<br />
c/o OVAM<br />
Stationstraat 110<br />
B- 2800 MECHELEN<br />
BELGIEN<br />
Tel.: +32 015 284 541<br />
Fax: +32 015 284 279<br />
E-Mail: info@citychlor.eu<br />
web: citychlor.eu<br />
Cornelsen Umwelttechnologie GmbH<br />
Graf-Beust-Allee 33<br />
45141 Essen<br />
Tel.: 0201/ 52 037 – 10<br />
Fax: 0201/ 52 037 - 19<br />
E-Mail: info@cornelsen-umwelt.de<br />
web: www.cornelsen-umwelt.de
DMT GmbH & Co.KG<br />
Am Technologiepark 1<br />
45307 Essen<br />
Tel.: 0201 / 172-1814<br />
Fax: 0201 / 172-1777<br />
E-Mail: bs@dmt.de<br />
web: www.dmt.de<br />
Dr. Ulrich Wöstmann<br />
ö.b.u.v. Sachverständiger<br />
Zum Birkenbaum 3 B<br />
59379 Selm<br />
Tel.: 030 / 2451 3692<br />
Fax: 030 / 2451 3652<br />
E-Mail: u.woestmann@acos-info.de<br />
Eurofins Umwelt West GmbH<br />
Vorgebirgsstr. 20<br />
50389 Wesseling<br />
Tel.: 02236 / 897-0<br />
Fax: 0 2236 / 897 555<br />
E-Mail: info.wesseling@eurofins-umwelt.de<br />
web: www.eurofins.de<br />
et - environment and technology<br />
Dr. Thomas Ertel<br />
Boschstr. 10<br />
73734 Esslingen<br />
Tel.: 0711 / 93 150-481<br />
Fax: 0711 / 93 150-485<br />
E-Mail: thomas@et-ertel.de<br />
web: www.et-ertel.de<br />
GAA-Gesellschaft für Abfallwirtschaft<br />
und <strong>Altlasten</strong> M-V mbH<br />
Bleicherufer 13<br />
19053 Schwerin<br />
Tel.: 0385/39575-14<br />
Fax: 0385/39575-29<br />
E-Mail: s.dose@gaa-mv.de<br />
web: www.gaa-mv.de<br />
GEOfactum GmbH<br />
Nordsternstr. 65<br />
45329 Essen<br />
Tel.: 0201 / 18527730<br />
Fax: 0201 / 18527750<br />
E-Mail: nfo@geo-factum.de<br />
web: www.geo-factum.de<br />
<strong>Altlasten</strong><strong>symposium</strong> <strong>2010</strong><br />
11. – 12. März <strong>2010</strong>, Welterbe Zeche Zollverein, Essen<br />
VI<br />
geo-id<br />
Ingenieurdienstleistungen Umwelt-, Bauund<br />
Geotechnik GmbH<br />
Werksstr. 15<br />
45527 Hattingen<br />
Tel.: 02324 / 90 29 27 - 0<br />
Fax: 02324 / 90 29 27 - 7<br />
E-Mail: info@geo-id.de<br />
web: www.geo-id.de<br />
GeoKlipsch Sachverständigen- und<br />
Ingenieurbüro VBI<br />
Brüderstr. 20<br />
42105 Wuppertal<br />
Tel.: 0202 / 69 80 09-09<br />
Fax: 0202 / 69 80 09-11<br />
E-Mail: mail@geoklipsch.com<br />
web: www.geoklipsch.de<br />
Gesamtverband Schadstoffsanierung<br />
GbR<br />
Nassauische Str. 15<br />
10717 Berlin<br />
Tel.: 030 / 86 00 04 – 890<br />
E-Mail: info@gesamtverband-schadstoff.de<br />
web: www.gesamtverband-schadstoff.de ;<br />
www.sanierungsfachbetrieb.de<br />
Hafemeister Erd- und Tiefbau GmbH<br />
Bayreuther Str. 36<br />
10789 Berlin<br />
Tel: 030 / 33206–0<br />
Fax: 030 / 33206–195<br />
E-Mail: info@hafemeister.de<br />
web: www.hafemeister.de<br />
Hoffmann Liebs Fritsch und Partner<br />
Rechtsanwälte<br />
Kaiserswerther Str. 119<br />
40474 Düsseldorf<br />
Tel.: 0211 / 5 18 82-0<br />
Fax: 0211 / 5 18 82-270<br />
E-Mail: duesseldorf@hlfp.de<br />
web: www.hlfp.de<br />
Honold GmbH & Co. KG<br />
Umweltmesstechnik<br />
Grafenwerthstraße 11<br />
50937 Köln<br />
Tel.: 0221 / 94398-85<br />
Fax: 0221 / 94398-86<br />
E-Mail: info@honold-umwelt.de<br />
web: www.honold-umwelt.de
HPC HARRESS PICKEL CONSULT AG<br />
Dammstr. 26<br />
47119 Duisburg<br />
Tel.: 0203 / 8099-50<br />
Fax: 0203 / 8894-9<br />
E-Mail: uhintzen@hpc-ag.de<br />
web: www.hpc-ag.de<br />
ibg-ingenieurgesellschaft für<br />
Bodenmanagement und Geotechnik<br />
mbH<br />
Konrad-Zuse-Str. 4<br />
44801 Bochum<br />
Tel.: 0234 - 930 212 - 0<br />
Fax: 0234 - 930 212 - 38<br />
E-Mail: info@i-b-g.de<br />
web: www.i-b-g.de<br />
Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz<br />
NRW<br />
Leibnizstr. 10<br />
45659 Recklinghausen<br />
Tel.: 02361 305 -0<br />
Fax: 02361 305 -3215<br />
E-Mail: poststelle@lanuv.nrw.de<br />
web: www.lanuv.nrw.de<br />
Lobbe Entsorgung West GmbH & Co<br />
KG<br />
Stenglingser Weg 4 – 12<br />
58642 Iserlohn<br />
Tel.: 02374 / 504 – 0<br />
Fax: 02374 / 504 – 288<br />
E-Mail: entsorgungwest@lobbe.de<br />
web: www.lobbe.de<br />
Max Bögl Bauunternehmung GmbH &<br />
Co. KG<br />
Postfach 11 20<br />
92301 Neumarkt<br />
Tel.: 09181 / 909-107 14<br />
Fax: 09181 / 87 107 14<br />
E-Mail: info@max-boegl.de<br />
web: www.max-boegl.de<br />
Mull und Partner Ingenieurgesellschaft<br />
mbH<br />
Joachimstr. 1<br />
30159 Hannover<br />
Tel.: 0511 / 12 35 59-0<br />
Fax: 0511 / 12 35 59-55<br />
E-Mail: hannover@mullundpartner.de<br />
web: www.mullundpartner.de<br />
<strong>Altlasten</strong><strong>symposium</strong> <strong>2010</strong><br />
11. – 12. März <strong>2010</strong>, Welterbe Zeche Zollverein, Essen<br />
VII<br />
RAG Montan Immobilien GmbH<br />
Am Technologiepark 28<br />
45307 Essen<br />
Tel.: 0201 / 378-0<br />
Fax: 0201 / 378-1808<br />
E-Mail: info@rag-montan-immobilien.de<br />
web: www.rag-montan-immobilien.de<br />
Remex Mineralstoff GmbH<br />
Hamburger Str. 6<br />
D-40221 Düsseldorf<br />
Tel.: 0211 / 93 88 85-86<br />
Fax: 0211 / 93 88 85-89<br />
E-Mail: wolfgang.marbach@remex.de<br />
web: www.remex.de<br />
Sensatec GmbH<br />
Friedrichsorter Str. 32 – 34<br />
24159 Kiel<br />
Tel.: 0431 / 389 00 90<br />
Fax: 0431 / 389009-19<br />
E-Mail: info@sensatec.de<br />
web: www.sensatec.de<br />
TD Umwelttechnik GmbH & Co. KG<br />
Stemwarder Landstraße 13<br />
22885 Barsbüttel<br />
Tel.: 040 / 714 86 95 -0<br />
Fax: 040 / 714 86 95 -20<br />
E-Mail: info@trisoplast.de<br />
www.trisoplast.de<br />
UCL Umwelt Control Labor GmbH<br />
Josef-Rethmann-Str. 5<br />
44536 Lünen<br />
Tel.: 02306 2409-0<br />
Fax: 02306 2409-10<br />
E-Mail: info@ucl-labor.de<br />
web: www.ucl-labor.de<br />
WEBS<br />
18, rue Jules César<br />
F-78420 Carrières sur Seine<br />
FRANKREICH<br />
Tel.: +33 (0) 1 39 68 26 08<br />
Fax: +33 (0) 1 61 04 96 13<br />
E-Mail: webs_limousin@yahoo.fr<br />
web: www.intersol.fr
WESSLING Beratende Ingenieure<br />
GmbH<br />
Oststraße 7<br />
48341 Altenberge<br />
Tel.: 02505 / 89-0<br />
Fax: 02505 / 89-279<br />
E-Mail: wbi@wessling.de<br />
web: www.wessling.de<br />
<strong>Altlasten</strong><strong>symposium</strong> <strong>2010</strong><br />
11. – 12. März <strong>2010</strong>, Welterbe Zeche Zollverein, Essen<br />
VIII<br />
Züblin Umwelttechnik GmbH<br />
Albstadtweg 1<br />
70567 Stuttgart<br />
Tel.: 0711 / 7883-249<br />
Fax: 0711 / 7883-154<br />
Email: hans-georg.edel@zueblin.de<br />
web: www.zueblin-umwelttechnik.de
<strong>Altlasten</strong><strong>symposium</strong> <strong>2010</strong><br />
11. – 12. März <strong>2010</strong>, Welterbe Zeche Zollverein, Essen<br />
Flächenrecycling im Ruhrgebiet<br />
Hans-Peter Noll, RAG Montan Immobilien GmbH, Essen<br />
Das Ruhrgebiet ist der größte Verdichtungsraum Deutschlands und - nach Paris und<br />
London - der drittgrößte innerhalb der Europäischen Union. Die Region erstreckt sich<br />
über eine Fläche von ca. 4.400 km². Die größte Ausdehnung beträgt von Osten nach<br />
Westen 116 km und von Norden nach Süden rd. 67 km. Insgesamt liegen im Ruhrgebiet<br />
53 selbstständige Gemeinden mit 5,2 Mio. Einwohnern (REGIONALVERBAND<br />
RUHR 2008).<br />
Das Ruhrgebiet war bis zu Beginn der Industrialisierung 1840 ländlich geprägt. Die<br />
rund 230.000 Bewohner dieser Region lebten zumeist von der Land- und Forstwirtschaft<br />
und vom Handel. Lediglich am Südrand der Region, im Flusstal der Ruhr, wo<br />
das Karbon an der Tagesoberfläche ansteht, gab es seit dem Mittelalter in kleinerem<br />
Umfang Steinkohlenbergbau (vgl. BRONNY et al. 2002). Mit der Industrialisierung und<br />
der Entwicklung des Bergbaus wuchs die Bevölkerung des Ruhrgebietes auf bis zu<br />
5,7 Millionen Einwohnern (1966) an. Die schnell wachsenden Städte wuchsen zusammen<br />
und aus der bis dahin ländlichen Region wurde das größte Industriegebiet<br />
Deutschlands.<br />
Das „Schwarze Gold“, die Steinkohle, war Basis für Wohlstand und Wachstum dieser<br />
Region. So gab es im Jahre 1960 im Ruhrgebiet 146 Bergwerke mit 600.000 Beschäftigten<br />
(vgl. BRONNY et al. 2002).<br />
Heute, 50 Jahre später, gibt es noch 5 Verbundbergwerke und rd. 25.000 Beschäftigte<br />
im Bergbau. Durch die schwierigen Lagerstättenverhältnisse (heute wird Bergbau<br />
in Teufen von 800 - 1.500 m betrieben) und durch die zunehmende Substituierung<br />
der Steinkohle durch Gas und Erdöl in den 70er-Jahren, entstand ein ausgesprochen<br />
großer Anpassungs- und Konzentrationsdruck auf den Steinkohlenbergbau<br />
und deutsche Steinkohle war am Weltmarkt nicht mehr konkurrenzfähig. Diese Entwicklung<br />
hatte natürlich für das Ruhrgebiet vielfältige Auswirkungen.<br />
„Krisenbewältigung durch Attraktivitätssteigerung“ wurde zum Schlagwort. Die Infrastruktur<br />
wurde ausgebaut. Der Bau neuer Autobahnen, die Anlage eines neuen<br />
Stadtbahnnetzes, der Wohnungsbau, die Universitätsneugründungen, die Initiierung<br />
von Gründer- und Technologiezentren sowie die Einrichtung von Freizeitparks und<br />
Sportanlagen führte zur Verbesserung der sog. harten und weichen Standortfaktoren<br />
(vgl. BRONNY et al. 2002). In den letzten Jahren wurde erkannt, dass Kultur Identität<br />
schafft und eine attraktive Kulturlandschaft ein ganz wesentlicher Standortfaktor mit<br />
einer resultierenden Imagestärkung einer Region ist. Gezielte Förderung der Industriekultur,<br />
des Denkmalschutzes und des Städtetourismus waren die Folge. Folgerichtig<br />
hat sich Essen stellvertretend für das ganze Ruhrgebiet für den Titel „Kulturhauptstadt<br />
Europas <strong>2010</strong>“ beworben, 2006 den Zuschlag dafür erhalten und ist vor<br />
wenigen Tagen mit einer furiosen Auftaktveranstaltung in das Kulturhauptstadtjahr<br />
gestartet. Man darf gespannt sein.<br />
Der wirtschaftliche Strukturwandel im Ruhrgebiet lässt sich beispielhaft auch an einer<br />
geänderten Flächennutzung aufzeigen.<br />
- 1 -
<strong>Altlasten</strong><strong>symposium</strong> <strong>2010</strong><br />
11. – 12. März <strong>2010</strong>, Welterbe Zeche Zollverein, Essen<br />
Die lange als unerschöpflich geltende Ressource Boden ist ein nicht vermehrbares<br />
Gut, welches wichtige Funktionen im Ökosystem erfüllt und damit auch für den Menschen<br />
von existentieller Bedeutung ist. Zukünftiger Flächenverbrauch auf Kosten von<br />
Natur und Landschaft muss vermieden werden. Damit ist sowohl aus ökologischen<br />
Gründen als auch auf Grund des vorhandenen Flächenbedarfs die Reaktivierung von<br />
Industriebrachen zwingend erforderlich. Die Bewältigung des wirtschaftlichen Strukturwandels<br />
ist eng mit der Revitalisierung ehemaliger Industrieareale verbunden. Das<br />
Flächenrecycling muss sich dabei auf der einen Seite mit den Kontaminationen als<br />
„Erbe der industriellen Vergangenheit“ auseinandersetzen und darf auf der anderen<br />
Seite die sich bietende Chance für einen Neuanfang auf „alten Flächen“ nicht verstreichen<br />
lassen (vgl. NOLL 1995).<br />
Die Reaktivierung ehemaliger Industrieflächen ist also kein Selbstzweck: Sollen unsere<br />
Städte als urbane und attraktive Wirtschaftsräume eine gestalt- und gehaltvolle<br />
und damit nachhaltige Zukunft haben, gilt es die Entwicklungspotentiale zu nutzen,<br />
anstatt sie als ständiges Entwicklungshemmnis hinzunehmen (vgl. BUTZIN et al.<br />
2006). Konzepte zur Nachnutzung müssen nicht nur dem Markt entsprechen, sondern<br />
auch den Bedürfnissen der Menschen. Das ist kein Gegensatz: Wenn die<br />
standortspezifischen Gegebenheiten wirtschaftlich optimal genutzt werden, profitieren<br />
die Menschen von einem stabilen Umfeld, von neuen Nachbarschaften und<br />
neuen Arbeitsplätzen. Die im Ruhrgebiet reichlich vorhandenen ehemaligen Bergbauflächen<br />
bieten dazu gute Voraussetzungen: In den vergangenen Jahrzehnten<br />
wurden auf diesen Flächen mehrere Tausend Arbeitsplätze initiiert und so ein nachhaltiger<br />
Beitrag zum Strukturwandel der Region geleistet. Die Menschen identifizieren<br />
sich mit den Projekten – inzwischen finden ehemalige Bergleute dort wieder Arbeit,<br />
wo sie vorher unter Tage gearbeitet haben, natürlich in einer anderen Branche.<br />
Die Vielfalt der Folgenutzungsbeispiele im Ruhrgebiet ist groß, denn früher als in anderen<br />
Regionen Deutschlands hat man hier Verfahren und Strategien zur Revitalisierung<br />
ehem. Industrieflächen entwickelt (vgl. BUTZIN et al 2005).<br />
UNESCO Weltkulturerbe Zollverein – Wirtschaft im Welterbe<br />
Die einst größte und modernste, und vielen als schönste der Welt in Erinnerung gebliebene<br />
Zeche und Kokerei Zollverein, gilt heute als Denkmal und Leuchtturm für die<br />
erfolgreiche Bewältigung des Strukturwandels. Die Mitte des 19. Jahrhunderts nach<br />
dem Deutschen Zollverein benannte Zeche im Essener Norden erreichte eine Maximalleistung<br />
von ca. 4 Millionen Tonnen p.a. verwertbarer Förderung noch vor dem 2.<br />
Weltkrieg – und mit 7000 Beschäftigten eine bis dato unbekannte Größe und Einflusskraft<br />
auf das soziale, wirtschaftliche und städtebauliche Umfeld.<br />
Mit Hilfe der noch jungen Architekten Fritz Schupp und Martin Kremmer wurde mit<br />
dem Doppelbock-Förderturm des Schachtes XII ein Denkmal geschaffen, das bis<br />
heute an Ruhm und Glanz vergangener Zeiten erinnert (s. Abb. 1). Umgeben von einem<br />
schlichten und daher umso schöneren Gebäudeensemble vollbrachten die beiden<br />
Architekten bereits früh ihr Meisterwerk und legten damit bereits den Grundstein<br />
zur späteren Würdigung als Denkmal nationaler und internationaler Industriegeschichte.<br />
Nicht ohne eine enorme Kraftanstrengung von Politik, Wirtschaft und beheimateter<br />
Gesellschaft: Viele haben den nicht zuletzt finanziellen Kraftakt zur Erhaltung<br />
des Gebäudebestands gescheut, nur wenige Visionäre bewahrten Zollverein<br />
- 2 -
<strong>Altlasten</strong><strong>symposium</strong> <strong>2010</strong><br />
11. – 12. März <strong>2010</strong>, Welterbe Zeche Zollverein, Essen<br />
vor dem Abriss. Denn Strukturwandel fängt in den Köpfen an - die einst verbotene<br />
Stadt sollte für Kunst und Kultur, Unternehmen und Besucher geöffnet werden. Bereits<br />
zwei Jahre nach der letzten Schicht führen ehemalige Bergleute die ersten Interessierten<br />
durch die verwaisten Betriebsanlagen. Das Ziel: der Eintrag in die Liste<br />
der Welterbestätten der UNESCO.<br />
2001 ist es soweit - Zollverein wird erstes und bislang einziges Welterbe im Ruhrgebiet.<br />
Es beheimatet eine Hochschule, ein Design-Gewerbepark, ein Design-Museum<br />
und seit Anfang des Jahres <strong>2010</strong> auch das neue Ruhrmuseum. Zollverein reüssiert<br />
als Keimzelle für den Neubeginn. Das gewaltige Industriemonument übersteht zwei<br />
Weltkriege, eine Weltwirtschaftskrise, viele politische Umbrüche und die eigene Stilllegung<br />
– und bleibt doch zugleich Wahrzeichen der Vergangenheit, Gegenwart und<br />
Zukunft des Ruhrgebiets.<br />
Abbildung 1: Das Wahrzeichen der Industriekultur - das Doppelbockgerüst von Schacht XII<br />
- 3 -
<strong>Altlasten</strong><strong>symposium</strong> <strong>2010</strong><br />
11. – 12. März <strong>2010</strong>, Welterbe Zeche Zollverein, Essen<br />
Rund 800.000 Besucher aus aller Welt strömen jährlich über das Gelände von Zollverein<br />
– nicht ohne Grund wurde damit das Weltkulturerbe als Veranstaltungsort und<br />
zentrale Drehscheibe des Eröffnungsevents zur Kulturhauptstadt Ruhr.<strong>2010</strong> ausgewählt.<br />
In wenigen Jahren ist hier eine Adresse für Gestaltung, Design und Events<br />
entstanden. Den Grundstein legte der Umbau des Kesselhauses durch Stararchitekt<br />
Lord Norman Foster. Das renommierte Design Zentrum NRW zog mit seinem „red<br />
dot design museum“ ein und viele weitere folgten. Mittlerweile haben über 170 Unternehmen<br />
auf dem ehemaligen Zechen-Areal des Welterbes Zollverein ihren Sitz<br />
gefunden.<br />
Auf der Kokerei Zollverein konzentrieren sich gleich mehrere Höhepunkte der deutschen<br />
Industriekultur. Sie verleihen dem Gelände eine beeindruckende Ausstrahlung<br />
und Charakter. Für künftig ansässige Unternehmen sind die gigantischen Gebäude<br />
eine einzigartige Kulisse – und verbinden damit das Museale mit dem modernen<br />
Zeitgeist. In der alten Sieberei etwa wird demnächst neben der Nutzung als Empfang<br />
und Visitor Center auch ein Rahmen für Produktpräsentationen, Tagungen und Ausstellungen<br />
geschaffen. Davor führt die Blaue Allee – ein beliebtes touristisches Fotomotiv<br />
– zum zweiten zentralen Zugangsgebäude, der ehemaligen Mischanlage (s.<br />
Abb. 2).<br />
Abbildung 2: Die "blaue Allee" entlang der Koksofenbatterie<br />
Das wuchtige Industriemonument ist schon überregional als besonders atemberaubende<br />
Eventlocation bekannt. Seine Ebenen wurden in aufwändiger Modernisierung<br />
durch den Einbau neuer Stahlbühnen zugänglich gemacht. Nur ein Beispiel dafür,<br />
wie die archaischen und gleichzeitig modern wirkenden Gebäude der Kokerei auf<br />
- 4 -
<strong>Altlasten</strong><strong>symposium</strong> <strong>2010</strong><br />
11. – 12. März <strong>2010</strong>, Welterbe Zeche Zollverein, Essen<br />
eine hochwertige Nutzung vorbereitet werden. Unternehmen genießen hier nicht nur<br />
Aussicht auf Ikonen der Industriekultur, sondern auch die Lebendigkeit eines Ortes<br />
von internationaler Attraktivität.<br />
Jetzt wird in Kooperation mit der Stiftung Zollverein und der Stiftung Industriedenkmalpflege<br />
und Geschichtskultur auch das Gelände der Kokerei für Unternehmen aus<br />
Industrie, Gewerbe und Kultur erschlossen. Damit gewinnt das Projekt Zollverein<br />
eine ganz neue Dynamik: Hier wächst heute ein Standort, der sich morgen zum<br />
Dreh- und Angelpunkt internationaler Geschäfte entwickeln wird. Dazu stehen Bauflächen<br />
auf dem südwestlichen Filetstück der Kokerei im Nimbus der Koksofenbatterie<br />
– eine nicht alltägliche Chance. Über 600 Meter erstreckt sich die Koksofenbatterie<br />
mit ihrem Konglomerat aus Rohren entlang der „Blauen Allee“. Einst wurde hier<br />
bei über 1000 Grad die Kohle zu dem begehrten Koks gebacken. Jetzt wird das Monument<br />
zum Orientierungspunkt für die neuen Nutzflächen an seiner westlichen<br />
Flanke. Unternehmen aus den Bereichen Gewerbe und Produktion, Dienstleistung<br />
und Kreation finden hier einzigartigen Raum. Zusammen mit einer breit gefächerten<br />
Nutzung kreieren die Neubauten Vielfalt und Lebendigkeit, gerade durch den Kontrast<br />
zur geschlossenen Aura der Ofenbatterie. Vorne liegt der repräsentative „Weiße<br />
Platz“ mit seinem regen treiben, hinten ein ruhiges Wäldchen.<br />
Der Städtebau folgt dem hohen Anspruch, den die Gestaltung eines Welterbes allen<br />
Beteiligten auferlegt. Erlaubt sind Höhen bis zu 12 Meter und maximal vier Geschosse.<br />
Als Pionier entsteht hier übrigens auch die neue Zentrale der RAG Montan<br />
Immobilien GmbH – auch sie möchte schließlich an den Synergien eines derart attraktiven<br />
Standorts teilhaben.<br />
Ein enges Nebeneinander von großartiger Industriearchitektur und Natur zwischen<br />
Türmen, Hallen und Schienensträngen macht die Kokerei einzigartig. In respektvollem<br />
Umgang der Landschaft sorgt ein fußgänger- und radfahrerfreundliches System<br />
für kurze Wege durchs Areal- und in die umliegenden Parks. Erweitert wird das bereits<br />
bestehende Wegenetz durch die Einrichtung weiterer Verbindungselemente. Die<br />
Hauptbereiche von Schacht XII, Schacht 1/2/8 und Kokerei rücken damit näher zusammen.<br />
Weitere verbindende infrastrukturelle Bausteine – Bahngleise und Bandbrücken –<br />
werden als Rad- und Fußgängerwege wieder aktiviert und landschaftlich gestaltet.<br />
Über Grünachsen öffnet sich die Kokerei zum Emscher Landschaftspark und zum<br />
Nordsternpark, zwei beliebten Naherholungsgebieten der Region.<br />
Keine andere Region in Deutschland ist so dicht besiedelt wie das Ruhrgebiet. Keiner<br />
anderen Region haftet das Vorurteil von Schmutz und Lärm so hartnäckig an, wie<br />
dem Gebiet zwischen Ruhr und Lippe.<br />
Fremde verbinden das Ruhrgebiet mit alten Bildern von rauchenden Schloten und<br />
schwarzgesichtigen Bergleuten. Ein eindrucksvollen Überblick über das waldreiche<br />
Bergland im Süden und über das chaotisch zugebaute Emschertal im Norden verschaffen<br />
die Höhen über der Ruhr oder auch der Blick vom Gipfel einer „inszenierten“<br />
Bergehalde. Natürlich fallen gerade von einem erhöhten Ausguck zunächst einmal<br />
150 Jahre Industriegeschichte ins Auge. Bei genauerem Hinsehen wird jedoch<br />
schnell die wechselvolle Dynamik dieses Raumes sichtbar. Das Land an Ruhr und<br />
Lippe ist trotz der dichten Besiedlung eine grüne Region.<br />
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<strong>Altlasten</strong><strong>symposium</strong> <strong>2010</strong><br />
11. – 12. März <strong>2010</strong>, Welterbe Zeche Zollverein, Essen<br />
Pioniere eines Best-Practice-Flächenrecyclings: Der Standort Mont Cenis in<br />
Herne<br />
Im Herzen des Stadtteils Herne-Sodingen ist auf dem ehemaligen Zechenstandort<br />
Mont-Cenis ein komplett neuer Stadtteil mit hoher urbaner Qualität entstanden (s.<br />
Abb. 3). Nukleus dieser Stadtteilentwicklung ist die Fortbildungsakademie des Innenministeriums<br />
NRW. Mit Mont-Cenis ist ein Stadtteilentwicklungsprojekt gelungen,<br />
welches im Sinne der Nachhaltigkeit aus städtebaulicher, sozialer, wirtschaftlicher<br />
und ökologischer Perspektive Modellcharakter besitzt.<br />
Abbildung 3: Schrägluftbild des Standortes nach der Fertigstellung<br />
Bergwerke wie die Zeche Mont-Cenis I/III waren im Revier Keimzellen vieler Stadtteile.<br />
Wenn dieser Mittelpunkt durch Stilllegung wegfällt, kann durch ein gezieltes<br />
Flächenrecycling ein neuer Stadtteil mit Wohn-, Freizeit-, Arbeitsfunktionen und öffentlichen<br />
Kommunikationsräumen entstehen. Ziel der Flächenentwicklung auf dem<br />
Gelände der ehemaligen Zeche Mont-Cenis I/III war es, diese wichtigen Funktionen<br />
zur erfüllen, damit der Herner Stadtteil Sodingen wieder neu belebt wird. Denn über<br />
100 Jahre war Mont-Cenis der Motor des Stadtteils Sodingen – über hundert Jahre<br />
wurde hier Kohle gefördert (s. Abb.4)<br />
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<strong>Altlasten</strong><strong>symposium</strong> <strong>2010</strong><br />
11. – 12. März <strong>2010</strong>, Welterbe Zeche Zollverein, Essen<br />
Abbildung 4: Das aktive Bergwerk Mont Cenis im Jahre 1954<br />
Die Zechengründung im Juli 1870 und der Beginn der Kohleförderung 1875 gaben<br />
den Anstoß für die industrielle Entwicklung und den Aufschwung in Herne-Sodingen.<br />
Die Zeche entstand 1871 als Zusammenschluss von fünf Herner Grubenfeldern.<br />
Hauptinvestoren waren die Bauingenieure Josef Monin aus Marseille und Franz August<br />
Viviers aus Lyon. Dieser Tatsache verdankt die Zeche ihren eher ungewöhnlichen<br />
aber klangvollen Namen. Er sollte an den damals technisch meisterhaften Tunnel<br />
durch den gleichnamigen Berg in den Alpen erinnern. Die neue Zeche wurde zum<br />
Kristallisationspunkt für den Herner Stadtteil Sodingen. Allein bis zur Jahrhundertwende<br />
1900 stieg die Bevölkerungszahl des Stadtteils um das Zehnfache. In ihrer<br />
knapp 100 jährigen Geschichte stand Mont-Cenis immer für Pioniergeist und technische<br />
Glanzleistungen. So wurde 1904 die erste Akku-Batterielok im Ruhrbergbau<br />
hier eingesetzt. 1969 erzielte sie einen Ruhrgebietsrekord von 1300 Metern Abbautiefe.<br />
Zwischen 1906 und 1961 war auch eine Kokerei auf dem Gelände in Betrieb.<br />
Die Stahlkrise der späten 70er Jahre führte zur Stilllegung des von 1871 – 1976 betriebenen<br />
Bergwerkes. Die Anlagen und Gebäude wurden vollständig abgerissen.<br />
Damit hörte das Herz von Herne-Sodingen auf zu schlagen. Nach rund 100 Jahren<br />
Zechenbetrieb ging für den Stadtteil der bedeutendste Wirtschafts- und Beschäftigungsfaktor<br />
mit zeitweise 3500 Mitarbeitern verloren. Dies wirkte sich zwangsläufig<br />
auf die städtebauliche Entwicklung und Umstrukturierung des Ortskerns aus. Verschiedene<br />
Versuche das 30 ha große Gelände etwa durch großflächige Gewerbeansiedlungen<br />
oder Verbrauchermärkte einer neuen Nutzung zuzuführen, scheiterten.<br />
Für 10 Jahre lag die Fläche daher brach (vgl. HERBERG et al. 2006).<br />
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<strong>Altlasten</strong><strong>symposium</strong> <strong>2010</strong><br />
11. – 12. März <strong>2010</strong>, Welterbe Zeche Zollverein, Essen<br />
Um eine Kompensation der entstandenen Mängel und Missstände im Ortsteil zu erreichen,<br />
wurde ein städtebauliches Konzept für eine „Neue Mitte Sodingen“ mit einer<br />
Erweiterung des Stadtteilzentrum sowie der Schaffung von Wohnraum und Grünflächen<br />
entwickelt. Aufgrund abfließender Kaufkraft aus Sodingen war das Stadtteilzentrum<br />
zu stärken und zusätzliche Einzelhandelsflächen vorzusehen. Wegen des<br />
schlechten Wohnungsbestandes sollte vor allem für junge Familien zusätzlicher<br />
Wohnraum geschaffen werden, um die Bevölkerungsentwicklung positiv zu gestalten.<br />
Mit dem Beschluss des nordrhein-westfälischen Innenministeriums vom April 1990<br />
seine Fortbildungsakademie auf die ehemalige Zechefläche in Herne zu verlegen,<br />
eröffnete sich die Chance für eine zukunftsfähige Entwicklung mit neuesten Technologien.<br />
Zusammen mit der Bildungsstätte mit Seminar- und Gruppenräumen, Unterkünften<br />
mit 180 Betten, Casino und Freizeitbereich, entstanden unter dem bemerkenswerten<br />
Solardach der Akademie ein Bürgerzentrum mit Bibliothek, ein Bürgersaal<br />
und Stadtteilbüros. All dies waren neue Orte der Begegnung, des Arbeitens und<br />
der Naherholung für die Sodinger Bürger.<br />
1991 schrieben das Land NRW und die IBA Emscher-Park einen internationalen<br />
Wettbewerb zum Bau der Fortbildungsakademie aus. Baubeginn der Anlage war<br />
1997, welche 1999 fertig gestellt wurde und vom damaligen Ministerpräsident Wolfgang<br />
Clement im August 1999 eröffnet werden konnte. Zur Realisierung des Projektes<br />
gründeten die Stadt Herne und die RAG Immobilien-Tochter Montan-Grundstücksgesellschaft<br />
mbH (MGG), heute RAG Montan Immobilien GmbH, im Mai 1994<br />
die Entwicklungsgesellschaft Mont-Cenis (EMC), die dienstleistend als Projektentwickler<br />
und Projektsteurer tätig war. Die EMC führte alle Arbeiten der Planungen und<br />
Grundstücksaufbereitung durch und trat als Investor der Akademie auf. In der Realisierungsphase<br />
wurde für die Akademie eine Bauherrengemeinschaft aus der EMC,<br />
dem Land Nordrhein-Westfalen und der Stadt Herne gegründet. Dabei blieb die EMC<br />
für die Errichtung der Glashülle mit Solartechnik und der äußeren Anlage (Wohnbebauung,<br />
Landschaftsbauten etc.) sowie die Finanzierung verantwortlich. Das Investitionsvolumen<br />
aller Baumaßnahmen zur Umnutzung des ehemaligen Schachtstandortes<br />
lag bei rund 110 Millionen Euro (vgl. BRUHN et al. 1999).<br />
Das Nutzungskonzept<br />
Das Nutzungskonzept für die Zechenbrache Mont-Cenis sah als Keimzelle der gesamten<br />
Flächenentwicklung die Fortbildungsakademie des Landes NRW vor. Diese<br />
sollte als Motor der neuen Entwicklung und als Signal für den Aufbruch des Ortsteils<br />
und der Stadt dienen. Tatsächlich steht sie heute als Signal für den Aufbruch einer<br />
ganzen Region, kommen doch Besucher aus der ganzen Welt, um die herausragende<br />
Architektur und Technologie dieses Bauwerks zu bewundern. Eng wurde die<br />
landeseigene Bildungseinrichtung mit kommunalen Einrichtungen wie Bürgersaal,<br />
Stadtteilbüro und Bibliothek verzahnt. Weiterhin sieht das Konzept vor, neue Läden,<br />
Dienstleistungseinrichtungen, Büros und Praxen mit dem bestehenden Einkaufszentrum<br />
zu verbinden. Ein Wohngebiet mit vielfältigen Wohnformen von städtischen Geschosswohnungen<br />
bis hin zur Reihenhaussiedlung ist in unmittelbarer Nähe der umliegenden<br />
Grünanlagen angesiedelt.<br />
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<strong>Altlasten</strong><strong>symposium</strong> <strong>2010</strong><br />
11. – 12. März <strong>2010</strong>, Welterbe Zeche Zollverein, Essen<br />
Das gesamte Areal wird als Park begriffen, der im Süden an das bestehende Stadtteilzentrum<br />
anschließt und im Norden in das Landschafts- und Naturschutzgebiet<br />
Vossnacken übergeht. Die Akademie ist weithin als markantes Gebäude sichtbar und<br />
vom bestehenden Stadtteilzentrum über eine breite Treppe und einen städtischen<br />
Platz erreichbar. Durch die öffentliche Nutzung des gesamten Geländes und die<br />
platz- und parkartigen Freiräume sowie die beeindruckende Architektur der Akademie<br />
wurden neue urbane Qualitäten geschaffen.<br />
Das Gesamtprojekt erstreckt sich über eine Fläche von rund 26 Hektar, wovon 16,5<br />
Hektar auf den Akademiegarten und Landschaftspark, 1,5 Hektar auf die Akademie<br />
einschließlich Bürgerzentrum, 6 Hektar auf die Wohnbebauung und 2 Hektar auf den<br />
Einzelhandels- und Dienstleistungsbereich entfallen.<br />
Das Energiekonzept mit autarker Klimahülle<br />
Mont-Cenis zeichnet sich durch eine richtungweisende Architektur und ein innovatives<br />
ökologisches und städtebauliches Gesamtkonzept nach dem „Haus im Haus-<br />
Prinzip“ aus. Aufgeteilt in mehrere Gebäude wird das architektonische Ensemble von<br />
einer 15 Meter hohen, 180 Meter langen und 75 Meter breiten Glaskonstruktion<br />
überspannt, die unter anderem die Funktion einer „Klimahülle“ erfüllt. Inspiriert vom<br />
berühmten Crystal Palace, der Attraktion der Londoner Weltausstellung von 1851,<br />
wagte das Team um die französischen Architekten Jourda und Perraudin (Lyon) etwas<br />
völlig Neues. Mont-Cenis stellt einen Versuch dar, die alte, dunkle und oft künstlich<br />
beleuchtete Bauweise zu durchbrechen. An ihre Stelle tritt eine von natürlichem<br />
Licht durchflutete Glasarchitektur. Es entstand ein Gebäude, das dem Besucher eine<br />
neue Art des Wohnen und Arbeitens ermöglichen soll (vgl. HERBERG et al. 2006).<br />
Unter der gläsernen Hülle entwickelt sich eine völlig neue räumliche Qualität. Sie<br />
schafft einen halböffentlichen Raum, der ein „Zwischenklima“ aufweist, das eher dem<br />
Klima von Nizza, als dem unserer Breiten entspricht. Nicht ohne Grund findet man<br />
hier eine Boule-Bahn, wo sich auch im Winter Spieler amüsieren.<br />
Innen und außen verlieren ihre ursprüngliche Bedeutung und bekommen eine neue<br />
Bedeutung. Im „Außenraum“ der Glashülle bleiben Wind und Wetter ausgesperrt. Die<br />
Temperaturen sind milder, es regnet nicht. Die Temperaturschwankungen sind weniger<br />
extrem als in unseren Breiten üblich. So wird dem Bewohner und Besucher<br />
ganzjährig eine einmalige Aufenthaltsqualität geboten. Im Sommer wird das Gebäude<br />
durch ein raffiniertes Lüftungssystem be- und entlüftet. Pflanzen und Wasserspiele<br />
unter der Glashülle sorgen zusätzlich für eine angenehme Kühle. Über sieben<br />
Erdkanäle mit jeweils einem Meter Durchmesser wird zusätzlich Frischluft aus kühlen<br />
Außenbereichen direkt in die Innenhäuser geleitet. Im Winter hält die Hülle die kalte<br />
Luft ab und erwärmt die Luft in ihrem Inneren wie ein Treibhaus. Zur Beheizung der<br />
Innenhäuser wird eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung eingesetzt. Der<br />
Jahresheizwärmebedarf liegt unter 50 kWh pro Quadratmeter. Damit benötigen die<br />
Gebäude rund 23 % weniger Energie als Gebäude mit gleichem Dämmstandard.<br />
Über die Erdkanäle wird die direkte Zuluft in die Innenhäuser im Winter auf ca. 8° C<br />
erwärmt.<br />
Die Glashülle ermöglicht eine hervorragende Energiebilanz. Der Gesamtenergiebedarf<br />
der Anlage liegt bei optimaler Steuerung bei weniger als 32 kWh/m 2 /Jahr. Regenwasser<br />
sammelt sich in einer großen Zisterne. Es dient zu Reinigungszwecken<br />
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<strong>Altlasten</strong><strong>symposium</strong> <strong>2010</strong><br />
11. – 12. März <strong>2010</strong>, Welterbe Zeche Zollverein, Essen<br />
und zur Bewässerung der Vegetation. Überschüssiges Wasser wird in den umliegenden<br />
Park geleitet, verdunstet dort oder fließt weiter in den Sodinger Bach.<br />
Neben der Klimaregulierung hat die Glaskuppel noch eine weitere Funktion. Auf ihrem<br />
Dach wurde ein 1 MW peak Solarkraftwerk errichtet, eine der größten dachintegrierten<br />
Photovoltaikanlagen der Welt. Insgesamt sind in dieser Anlage mehr als<br />
10.000 qm Photovoltaik-Module integriert.<br />
Zusätzlich zu ihrer primären Aufgabe als Energieerzeuger haben die Photovoltaik-<br />
Module noch die Aufgabe in der Halle für eine künstliche Verschattung zu sorgen.<br />
Hierzu sind die Solarelemente in unterschiedlicher Dichte an der Decke der Halle<br />
angebracht, wo sie die gleiche Aufgabe erfüllen wie Wolken in der Natur. Dadurch<br />
wird ein, von vielen Menschen als unangenehm empfundener, scharfer hell-dunkel<br />
Kontrast vermieden. Stattdessen herrscht im Inneren der Anlage ein angenehm weiches<br />
Licht. Die optimale, an den unterschiedlichen Nutzungen ausgerichtete Lichtmenge<br />
wurde mit Hilfe einer Computersimulation berechnet. Diese Anordnung der<br />
Photovoltaikmodule bringt aber auch Probleme mit sich. In einer Reihe von unterschiedlich<br />
starken Solarmodulen bestimmt das schwächste die Leistung der gesamten<br />
Kette. In Mont-Cenis wird dieses Problem durch den Einsatz von Wechselrichtern<br />
gelöst (vgl. HERBERG et al. 2006).<br />
Dank der fortschrittlichen Anwendung von Solarenergie war Mont-Cenis einer der<br />
drei Eckpunkte im „Solardreieck Emscher Park“, einem der weltweiten dezentralen<br />
Projekte der Expo 2000 in Hannover. Zuvor war das Projekt bereits 1996 auf der Architektur-Biennale<br />
in Venedig und 1987 auf der Weltklimakonferenz in Kyoto vertreten.<br />
Ein anderer Baustein des innovativen ökologischen Energiekonzepts von Mont-Cenis<br />
ist die Errichtung eines Blockheizkraftwerks, welches von den Stadtwerken Herne<br />
betrieben wird. Dieses wandelt das aus den ehemaligen Kohlenschächten aufsteigende<br />
Grubengas in Wärme und Energie um. Insgesamt drei Gasmotoren – zwei je<br />
254 kWel und einem mit 1.005 kWel Elektrischer Leistung sind im Einsatz und erzeugen<br />
eine Wärmeleistung von insgesamt 1960 kWth. Der erzeugte Strom von ca.<br />
9.000.000 kWh/a entspricht einer Versorgung von rund 2.363 Vierpersonen-Haushalten.<br />
Die Nutzung dieser Energiequelle spart Kosten, und sorgt gleichzeitig dafür,<br />
dass 60.000 t CO2 Gas pro Jahr weniger in die Umwelt gelangen. Auf Mont-Cenis<br />
werden jährlich 1 Million Kubikmeter Grubengas genutzt. Die im Blockheizkraftwerk<br />
erzeugte Wärme wird zum Heizen der Anlage benutzt, der zusätzlich produzierte<br />
Strom gespeichert. Hierzu steht eine Hochleistungsbatteriespeicheranlage mit 1,5<br />
MW Leistung zu Verfügung. Hier wird auch der überschüssige Strom der Solaranlage<br />
gespeichert, um bei erhöhtem Bedarf abgegeben zu werden (vgl. BRUHN et al 1999).<br />
Die weitgehende Verwendung von Tageslicht zur Beleuchtung der Innenbebauung<br />
wo und wann immer dies möglich ist, trägt ebenfalls zum Energiesparen bei. Beispielsweise<br />
wird in der Bibliothek das Licht über Holographien gebrochen und weitergeleitet,<br />
die wie ein Heliostat wirken. Im Empfangsbereich der Halle wird das Licht<br />
in seine Spektralfarben aufgelöst.<br />
Unter der Hülle<br />
Unter der Glashülle von Mont-Cenis verbirgt sich eine Vielzahl verschiedener Funktionen.<br />
Innerhalb der witterungsgeschützten Hülle ist eine kleine Stadt entstanden.<br />
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<strong>Altlasten</strong><strong>symposium</strong> <strong>2010</strong><br />
11. – 12. März <strong>2010</strong>, Welterbe Zeche Zollverein, Essen<br />
Vielfältig gestaltete Häuser und Außenräume beinhalten die Fortbildungsakademie,<br />
einen Bürgersaal, ein Casino, Wohnungen/Hotels und eine Bibliothek. Die Gebäude<br />
sind 2-3-geschossig.<br />
Die Fortbildungsakademie ist der Kern der Anlage. Ihr repräsentativer Eingangsbereich<br />
hat die Form eines dreigeschossigen Kegelstumpfs. Hierin befinden sich Eingangsbereich,<br />
Treppen, ein Aufzug und Nischen in denen man sich Treffen und diskutieren<br />
kann. Hinter dem Kegelstumpf liegen die Seminarräume und die Verwaltung<br />
der Akademie. Insgesamt stehen über 2.000 m 2 Nutzraum zu Verfügung.<br />
Der Wohnbereich und das Hotel bilden eine eigenständige Baugruppe. Dreigeteilt<br />
bieten die zwei äußeren Baugruppen eine zur Halle hin offene Bauweise mit Eingang<br />
bzw. Balkonen, die vom milden Klima der Halle begünstigt wird. Hier ist eine neue,<br />
offenere Art des Wohnens möglich. Der Mittelteil des Wohnblocks ist klassisch über<br />
einen Mittelgang erschlossen.<br />
Die Bürgerbüros sind klar von der Akademie getrennt. Die beiden Nutzer der Anlage<br />
stören sich somit nicht gegenseitig. Auf Mont-Cenis sind Zweigstellen aller wichtigen<br />
städtischen Verwaltungseinrichtungen, von den Stadtwerken bis zum Einwohnermeldeamt,<br />
untergebracht. Ein ganztägiger Besucherverkehr integriert die Halle weiter in<br />
den Stadtteil.<br />
Der Bürgersaal ist ein großer, neutraler Mehrzweckraum, der den Bürgern der Stadt<br />
für viele Zwecke offen steht. Durch eine gläserne Fassade zur Stadt hin geöffnet,<br />
entsteht ein Sichtkontakt zur Stadt und zur Glashülle. Der Saal bietet eine Nutzfläche<br />
von 430 m 2 .<br />
Das Casino und der Freizeitbereich offeriert Freizeiträume und Küche für die Akademie,<br />
aber auch für den Bürgersaal. Ebenerdig befinden sich ein Restaurantbereich,<br />
eine Cafeteria und eine große Terrasse, die zum Aufenthalt im „Freien“ einlädt.<br />
Im oberen Stockwerk sind neben der Küche Sport und Freizeiteinrichtungen angesiedelt.<br />
Der gesamte Bau nutzt über Terrassen und Außentreppen optimal den vorhandenen<br />
Außenraum.<br />
Die neue Bibliothek, ein reiner Holzbau, fällt durch ihre außergewöhnliche Bauform<br />
auf. Die Form eines Kegelstumpfes, macht sie selbst durch die Glasfassade zu einem<br />
weithin sichtbaren Zeichen für diesen wiederbelebten Ort. Die ungewöhnliche<br />
Bauform der Bibliothek veranschaulicht den Konzentrationsprozess im Umgang mit<br />
Informationsmedien; das Gebäudeinnere fördert diesen fast meditativen Prozess. Die<br />
Innenanlage von Mont-Cenis ist vorbildlich behindertengerecht ausgestattet. Das gesamte<br />
Gebäude ist durch Rampen, Aufzüge und elektrischen Türen schwellenfrei<br />
zugänglich. Für Blinde und Sehbehinderte sind Gehleitstreifen, Tastmodelle und<br />
Blindenschrift-Beschilderung eingebaut.<br />
Neben den Gebäuden umschließt die Glashülle von Mont-Cenis auch „Landschaft“.<br />
Der Raum zwischen den beiden Gebäudeblöcken ist als klassische Fußgängerzone<br />
gestaltet. Hier wurde aufgrund des mediterranen Klimas auf einen hohen Aufenthaltswert<br />
für die Benutzer geachtet. Balkons und Terrassen vor dem Kasino laden<br />
zum Verweilen ein (s. Abb. 5)<br />
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<strong>Altlasten</strong><strong>symposium</strong> <strong>2010</strong><br />
11. – 12. März <strong>2010</strong>, Welterbe Zeche Zollverein, Essen<br />
Abbildung 5: So schön kann Strukturwandel sein (Innenansicht abends)<br />
Von Visionen geleitet, von Licht durchflutet: Mit dem Bau der Fortbildungsakademie<br />
des Landes Nordrhein-Westfalen auf dem ehemaligen Bergbaustandort Mont-Cenis<br />
in Herne wurde eine zukunftsweisende Architekturidee verwirklicht.<br />
Rund um die Akademie<br />
Das Gelände der ehemaligen Zeche Mont-Cenis wurde zu einem Park umgestaltet.<br />
Um die Fortbildungsakademie herum entstand ein elliptischer Baumkreis aus Pappeln.<br />
Innerhalb der durch diesen natürliche Grenze gekennzeichnete Fläche befindet<br />
sich der Garten der Akademie, der Vorplatz der Anlage und im Norden eine Aufschüttung,<br />
die die Fundamente der alte Zeche enthält.<br />
Außerhalb der Pappelreihe wird die Natur sich selbst überlassen. Als Übergang in<br />
das Landschafts- und Naturschutzgebiet entsteht hier aus der schon vorhandenen<br />
Spontanvegetation ein wilder Wald. Im Nordosten wird ein gerasterter Wald entwickelt,<br />
der den Parkplätzen der Anlage Raum bietet.<br />
Der südliche Teil des Parks weist stadträumliche Qualitäten auf. Über aufgeschüttete<br />
Rampen und Treppenanlagen wird das neu entstandene Herz des Stadtteils mit der<br />
Stadt verbunden.<br />
In unmittelbarer Nachbarschaft der Akademie wurde eine Gewerbeimmobilie mit Kindergarten<br />
(110 Plätze), 16 Wohnungen und einer Arztpraxis errichtet. Dieses Projekt<br />
ist im Rahmen einer Public-Private-Partnership mit der Stadt Herne entstanden, für<br />
die die damalige MGG die Investition des Kindergartens übernommen hat. Die Integ-<br />
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11. – 12. März <strong>2010</strong>, Welterbe Zeche Zollverein, Essen<br />
ration eines Kindergartens in ein Wohnhaus hat Modellcharakter (vgl. HERBERG et al.<br />
2006).<br />
Auf Mont-Cenis werden Familie und Kindergarten verbunden, um Alltagsabläufe mit<br />
Kindern für die Eltern zu vereinfachen. Zusätzlich zu diesem Projekt entstanden Gebäude<br />
mit Eigentumswohnungen und Einfamilienhäuser, die an bestehende gewachsene<br />
Strukturen des Ortsteils anschließen (s. Abb. 6). Auf diese Art wird die Fläche<br />
der ehemaligen Zeche, die vor der Reaktivierung wie ein Fremdkörper inmitten von<br />
Sodingen lag, in den Ort integriert und ein neuer Ort der Begegnung und des Lebens<br />
für seine Bewohner.<br />
Abbildung 6: Die benachbarte Wohnbebauung und Protegohaube des alten Schachtes 3<br />
Ehemaliges Bergwerk Consolidation im Wandel: Stadtteilzentrum Consol in<br />
Gelsenkichen<br />
Ab 1848 wurden in der Schalker Mark mehrere Mutungsbohrungen durchgeführt, die<br />
in dem Gebiet um Schalke herum reichhaltige Steinkohlevorkommen vermuten ließen.<br />
1854 wurde ein Kohlenflöz in 170 m Tiefe erreicht.<br />
Einer der Pioniere des Ruhrbergbaus, der Essener Kaufmann Friedrich Grillo (1825 -<br />
1888) veranlasste 1861 den Zusammenschluss verschiedener Gewerken zur „Gewerkschaft<br />
des Steinkohlenbergwerks Consolidation" (Consolidation = Zusammenschluss<br />
von Grubenfeldern und deren Anteilen).<br />
Nach dem Abteufen der Schächte 1 (Schalker Markt) und 2 wurde in Gelsenkirchen-<br />
Bismarck 1871 mit dem Teufen des Schachtes 3 begonnen. Zwei weitere Schächte,<br />
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<strong>Altlasten</strong><strong>symposium</strong> <strong>2010</strong><br />
11. – 12. März <strong>2010</strong>, Welterbe Zeche Zollverein, Essen<br />
Schacht 4 und Schacht 9, folgten. Bereits 1873 wurde die Förderung auf dem Bergwerk<br />
Consol aufgenommen, und 1903 erfolgte der Bau einer ersten einfachen Kokerei,<br />
die 1938 durch eine modernere ersetzt wurde. Diese Kokerei wurde einschließlich<br />
der Benzol- und Ammoniakfabrik bis 1984 betrieben.<br />
Mit über 8.000 Beschäftigten hatte die Schachtanlage Ende der 1950er Jahre ihre<br />
größte Bedeutung. Nach über 120 Jahren erfolgte 1997 mit dem Verfüllen der drei<br />
Schächte allerdings der endgültige Rückzug des Bergbaus von der 26,5 ha großen<br />
Fläche.<br />
Ziel der Revitalisierung des ehem. Zechengeländes Consolidation 3/4/9 war die Integration<br />
der Fläche in den Stadtteil Gelsenkirchen-Bismarck als deren wirtschaftlicher,<br />
funktionaler und städtebaulicher Mittelpunkt (vgl. NOLL et al. 2007).<br />
Der ehemalige Zechen-Standort wurde ein Leitprojekt im Rahmen des Stadtteilprogramms<br />
Gelsenkirchen-Bismarck/Schalke-Nord, welches 1995 aufgelegt wurde.<br />
Die damalige MGG als Eigentümer entwickelte zusammen mit der Stadt Gelsenkirchen<br />
ein Nutzungskonzept für ein neues Stadtteilzentrum. Schwerpunktnutzungen<br />
sind Gewerbe, Einzelhandel, Kultur, Wohnen und ein Stadtpark. Der darauf aufbauende<br />
Bebauungsplan erlangte im Januar 2003 Rechtskraft. Die Erschließung erfolgte<br />
2003 zwischen Bismarckstraße im Westen und Ahlmannshof/Kanalstraße im Osten.<br />
Die Fertigstellung dieser neuen „Consolstraße“ war eine wichtige Voraussetzung für<br />
die Realisierung eines neuen stadtteilbezogenen Einzelhandelszentrums. Rund 100<br />
Arbeitsplätze sind hier entstanden. Darüber hinaus stehen rund 30.000 m² Flächen<br />
für gewerbliche Nutzungen zur Verfügung. Auf einem rund 7.500 m² großen Grundstück<br />
wurden 16 Einfamilienhäuser realisiert.<br />
Für die Bestandsgebäude wurde eine kulturelle Folgenutzung vorgesehen. Im ehemaligen<br />
Lüftergebäude von Schacht 4 wurde 2001 das „Consol Theater“ eröffnet.<br />
Eine Privatinitiative betreibt das über die Stadtgrenzen hinaus bekannte Kinder- und<br />
Jugendtheater „Consol Theater“. Darüber hinaus entstand im angrenzenden Förderturm<br />
und Maschinenhaus ein städtisches Musik- und Probenzentrum für lokale Musikbands.<br />
Ein überregionaler Fuß- und Radweg quert den Standort und erschließt die<br />
großzügige Grünnutzung des Standortes.<br />
Im südlichen Fördermaschinenhaus am Schacht 9 aus den Jahren 1922 und 1937 ist<br />
inzwischen rund um die erhaltene Dampfmaschine ein kleines Bergbaumuseum mit<br />
einer Bilderausstellung des „Initiativkreis Bergwerk Consolidation e.V.“ entstanden.<br />
2003 wurde nach der <strong>Altlasten</strong>sanierung und der Baureifmachung des Standortes im<br />
Bereich der ehem. Kokerei ein Landschaftsbauwerk, der Consol Park, errichtet<br />
Wichtige Elemente des Parks sind beispielsweise eine neue Trendsportanlage u. a.<br />
für Streethockey, Inline Skating und Beach Volleyball, die durch die Stadt betrieben<br />
wird (s. Abb. 7).<br />
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<strong>Altlasten</strong><strong>symposium</strong> <strong>2010</strong><br />
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Abbildung 7: ehem. Bergwerk Consolidation im Wandel (1992, 1996, 2002)<br />
Der Wandlungsprozess am Beispiel des ehemaligen Bergwerks Lohberg 1/2 in<br />
Dinslaken<br />
Das ehemalige Bergwerksgelände sowie der Stadtteil Lohberg liegen in einem städtebaulich<br />
und landschaftlich markanten Grenzraum an der Stadtgrenze zu Hünxe.<br />
Die naturräumliche Situation des gesamten Areals war durch einen Übergang von<br />
einer höher gelegenen Hauptterrassenplatte („Niederrheinische Sandplatten“) zur<br />
Niederrheinebene („Dinslakener Rheinebene“)geprägt. Aus dem daraus resultierenden<br />
Höhensprung von etwa 30 Meter stammt der Name „Lohberg“. Diesem Flurnamen<br />
folgend findet sich auf der Hauptterrasse der Ortsteil „Ober-Lohberg“, in der<br />
Rheinaue die Bergarbeitersiedlung „Lohberg“. Der Stadtteil Lohberg wird nach Westen<br />
durch einen Grünzug mit Sport-, Freizeit-, Park- und Kleingartenanlagen begrenzt,<br />
an den sich der Siedlungsbereich des Stadtteils Bruch anschließt. Nördlich<br />
und nordwestlich (auf Hünxer Gemeindegebiet) befinden sich landwirtschaftliche<br />
Nutzflächen, Auskiesungsflächen sowie Freizeitnutzung (Tenderingseen, Golfplatz)<br />
und östlich das Naherholungsgebiet Kirchheller Heide mit weitläufigen Waldflächen.<br />
Besonders der nördlich angrenzende Landschaftsraum auf Voerder und Hünxer Gemeindegebiet<br />
wird als Erholungsraum genutzt, wobei dem Badesee am<br />
Tenderingsweg in den Sommermonaten eine besondere regionale Bedeutung zukommt.<br />
Südöstlich des Zechenareals befinden sich im Bereich der Gärtnerhalde<br />
weitere Sport- und Erholungsanlagen. Am östlichen Rand des Bergwerksgeländes<br />
liegen die Ausläufer des Staatsforstes Wesel, im Süden befinden sich Grundstücke<br />
der RWE Transportnetz Strom GmbH und weiterer privater Eigentümer. Im Norden<br />
ist das Gelände durch den Lohberger Graben und die Stadtgrenze Dinslakens begrenzt.<br />
Die Kohlenlagerfläche mit einer Größe von rd. 12 ha liegt nördlich des Lohberger<br />
Grabens auf dem Gebiet der Gemeinde Hünxe. Die Gemeindegrenze zwischen<br />
Hünxe und Dinslaken verläuft über die Halde Nord - Erweiterung. Die beiden<br />
Halden des Bergwerks befinden sich im nordöstlichen Bereich, die nördliche Bergehalde<br />
liegt auf Hünxer Gemeindegebiet.<br />
Das Bergwerk Lohberg hat am 31.12.2005 nach rund 100 Jahren die Produktion eingestellt.<br />
Die Fläche mit einer Gesamtgröße von ca. 310 ha soll einer neuen Nutzung<br />
zugeführt werden. Rund 85 Prozent der Projektfläche sind bereits Grün- oder Hal-<br />
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<strong>Altlasten</strong><strong>symposium</strong> <strong>2010</strong><br />
11. – 12. März <strong>2010</strong>, Welterbe Zeche Zollverein, Essen<br />
denflächen. In einer detaillierten Untersuchung durch MSP wurden die Folgen der<br />
Zechenschließung analysiert, in einem anschließenden öffentlichen Werkstattprozess<br />
erste Leitlinien und Szenarien für die Standortentwicklung Lohberg formuliert.<br />
Eine Vielzahl von historischen Gebäuden und Denkmälern ist bei der Nutzungskonzeption<br />
zu berücksichtigen. Eine <strong>Altlasten</strong>untersuchungen (Gefährdungsabschätzung)<br />
wurde durchgeführt.<br />
Nachdem bereits erste Untersuchungen zur den Auswirkungen der Zechenschließung<br />
auf die Stadt Dinslaken und die Region in den letzten Jahren erarbeitet wurden,<br />
sowie erste Entwicklungsleitziele formuliert wurden, wurde im Jahr 2007 nunmehr<br />
auch ein städtebauliches und landschaftsplanerisches Strukturkonzept für die Fläche<br />
erarbeitet. In einem kooperativen Verfahren, in das die Öffentlichkeit einbezogen<br />
wurde, haben über vier interdisziplinär besetzte Planungsteams Entwürfe für die zukünftige<br />
Nutzung und Gestaltung des Areals entwickelt. Eine Jury hat die Arbeit des<br />
Teams stegepartner mit dem Landschaftsplanungsbüro Lohrer.hochrein und dem<br />
Verkehrsplanern Ambrosius, Blanke zur Weiterbearbeitung empfohlen. Der Entwurf<br />
des Teams um Stege wurde einstimmig gewählt und wird auch von den Projektpartnern<br />
Stadt Dinslaken, RAG Deutsche Steinkohle und RAG Montan Immobilien favorisiert<br />
– integriert darin das Thema Kreativwirtschaft.<br />
Dieser Bereich gilt weltweit als Schlüsselbranche für zukunftsorientierte Innovationen<br />
und als eine der zentralen Wachstumsbranchen der nächsten Jahre. Dabei ist dieser<br />
Zweig sehr weit gefasst und beinhaltet die Musikwirtschaft, den Literatur-, Buch- und<br />
Pressemarkt, den Markt für Kunst und Kunsthandwerk, die Designwirtschaft und Architektur,<br />
die Film- und TV-Wirtschaft, die Modewirtschaft sowie den Theatermarkt.<br />
Parallel dazu wächst die Bedeutung von Know-how und Fachwissen als weltweit<br />
grundlegende Produktionsfaktoren. In der sich entwickelnden „Wissensökonomie“<br />
wird Kreativität zu einer wesentlichen Erfolgsvoraussetzung. Beide Aspekte „Kreativität“<br />
und „Wissen“ weisen also wechselseitige Beziehungen auf, die für die Zukunftsfähigkeit<br />
von Unternehmen wie auch Städten und Regionen steigende Bedeutung<br />
erlangen.<br />
Dieses Potenzial wollen Stadt Dinslaken, der Wirtschaftsförderung und die RAG<br />
Montan Immobilien in und für Lohberg nutzen. Das aufblühende Potential der Kreativwirtschaft<br />
nicht nur in Dinslaken ist mittlerweile in der Region eine feste Größe und<br />
ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. Allein in Dinslaken, Wesel, Voerde, Hünxe sowie<br />
den angrenzenden Stadteilen von Duisburg und Oberhausen sind rund 900 Betriebe<br />
aus der Kreativbranche zu Hause. Die Orte der Kultur und Kreativität in Dinslaken<br />
sind allerdings heute im Stadtbild nicht konzentriert sichtbar. Das Kreativ.Quartier.Lohberg<br />
wird hier einen neuen Weg einschlagen. Es schafft auf engem<br />
Raum einen Ankerpunkt für die Kreativwirtschaft und macht Kreativität so auch<br />
räumlich erlebbar. Da Kreativität nicht planbar ist, verläuft die Markenbildung des<br />
Kreativ.Quartier.Lohbergs als Prozess, der Kreativwirtschaft, kulturelles Leben, Gastronomie,<br />
Bildung, Verwaltung und bürgerschaftliches Engagement am Standort<br />
Lohberg zusammenbringt und ihnen neue Möglichkeiten eröffnet. Dies soll in den<br />
kommenden Jahren positioniert und etabliert werden. Dazu trägt die exponierte Lage<br />
Dinslakens im Übergang von der Metropole Ruhr zum Niederrhein zur spannenden<br />
Atmosphäre des Ortes bei. Die Stadt fühlt sich kulturell zu beiden Räumen hingezogen.<br />
Das Zechengelände als letzte größere zusammenhängende bauliche Struktur<br />
bietet dabei den erforderlichen Gestaltungs- und Entwicklungsspielraum. Im Dezem-<br />
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<strong>Altlasten</strong><strong>symposium</strong> <strong>2010</strong><br />
11. – 12. März <strong>2010</strong>, Welterbe Zeche Zollverein, Essen<br />
ber 2008 gründete die RAG Montan Immobilien zusammen mit der Stadt Dinslaken<br />
die Projektgemeinschaft Lohberg. Nach Vorstellung der Partner soll ein lebendiges,<br />
urbanes Stadtquartier mit hoher Aufenthalts- und Lebensqualität entwickelt werden.<br />
Ein neues Wohnquartier soll unterschiedliche Milieus ansprechen. Der gewerbliche<br />
Bereich soll sich sowohl zur Ansiedlung von kleineren mittleren Unternehmen, als<br />
auch zur Ansiedlung größerer Betriebe eignen.<br />
Durch die Revitalisierung der brachgefallenen Bergwerksfläche soll die Gesamtstadt<br />
sowie der Stadtteil Lohberg gestützt und gestärkt werden. Die Partner betreiben gemeinsam<br />
mit der städtischen Wirtschaftsförderung DINAMIT GmbH die Akquisition<br />
von Interessenten und Investoren zur Erreichung des gemeinsamen Projektziels.<br />
Abbildung 8: Ruhr.<strong>2010</strong> - Kreativ.Quartier Lohberg (Dinslaken)<br />
Das Ruhrgebiet – ein Ort der Überraschungen! Die jahrzehntelang von Zechen und<br />
Schloten geprägte Landschaft präsentiert sich heute als vitaler Wirtschaftsraum mit<br />
einer Lebensqualität die national, wie international keinen Vergleich zu scheuen<br />
braucht.<br />
Und es gibt sie tatsächlich, die unzähligen Oasen und Kleinode, die Leuchttürme des<br />
Strukturwandels im Ruhrgebiet – gleich um die Ecke, man muss sich nur auf den<br />
Weg machen.<br />
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Schriften<br />
<strong>Altlasten</strong><strong>symposium</strong> <strong>2010</strong><br />
11. – 12. März <strong>2010</strong>, Welterbe Zeche Zollverein, Essen<br />
BRONNY, H., JANSEN, N., WETTERAU, B. (2002): Das Ruhrgebiet. Landeskundliche<br />
Betrachtung des Strukturwandels einer europäischen Region. 88 S., Essen.<br />
BRUHN,B.,RISSE, U. (1999): Stadteilzentrum mit Fortbildungsakademie Mont-Cenis in<br />
Herne - Brachflächenrecycling – Recycling Derelict Land, Heft 3, 51-57, VGE<br />
Verlag, Essen.<br />
BUTZIN, B., NOLL, H.-P. (Hrsg.) (2005): Sustainable Brownfield Regeneration in Europe.<br />
- Materialien zur Raumordnung 66, 85 S., Bochum.<br />
BUTZIN, B., FRANZ, M., NOLL, H.-P. (2006): Strukturwandel im Ruhrgebiet unter<br />
Schrumpfungsbedingungen. – Zeitschrift für Wirtschaftsgeographie, Jg. 50,<br />
Heft 3-4, 258-276; Bad Soden.<br />
HERBERG, A,NOLL, H.-P. (2006): Mont-Cenis – Ein Modellprojekt für die nachhaltige<br />
Entwicklung ehemaliger Bergbaustandorte – Fläche Zukunft Raum, Schriftenreihe<br />
der Dt. Ges. für Geowissenschaften, Heft 37, 78-85, Mecke Druck Verlag,<br />
Duderstadt.<br />
NOLL, H.-P. (1995): Strategien, neue Ansätze und Entwicklungen im Brachflächenrecycling.<br />
– Brachflächenrecycling – Recycling Derelict Land, Neuland in Sicht,<br />
37-39, VGE Verlag, Essen.<br />
NOLL, H.-P., RÖMER, S. (2007): Beispielhafte Stadtquartiersentwicklung –<br />
Consolidation 3/4/9 in Gelsenkirchen-Bismarck. – Glückauf 143, Heft 10, 454-<br />
458, VGE Verlag, Essen.<br />
REGIONALVERBAND RUHR (Hrsg.) (2008): Das Ruhrgebiet. Zahlen - Daten - Fakten. 80<br />
S., Essen.<br />
Anschrift des Verfassers:<br />
Prof. Dr. Hans-Peter Noll<br />
Vorsitzender der Geschäftsführung<br />
RAG Montan Immobilien GmbH<br />
Am Technologiepark 28<br />
45307 Essen<br />
E-Mail: hans-peter.noll@rag-montan-immobilien.de<br />
Lehrbeauftragter an der Ruhr-Universität Bochum<br />
E-Mail: hans-peter.noll@rub.de<br />
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<strong>Altlasten</strong><strong>symposium</strong> <strong>2010</strong><br />
11. – 12. März <strong>2010</strong>, Welterbe Zeche Zollverein, Essen<br />
Aktuelle Aktivitäten<br />
der Bund-/Länder-Arbeitsgemeinschaft Bodenschutz (LABO)<br />
H.-J. Düwel<br />
Ministerium für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz des<br />
Landes Nordrhein-Westfalen<br />
- Es gilt das gesprochene Wort. -<br />
Nordrhein-Westfalen hat Anfang 2009 für zwei Jahre den Vorsitz der Bund/Länder-<br />
Arbeitsgemeinschaft Bodenschutz (LABO) übernommen. Als Gremium der Umweltministerkonferenz<br />
begleitet die LABO die Entwicklung des Bodenschutzes und des<br />
Bodenschutzrechts und unterstützt den Erfahrungsaustausch zwischen dem Bund<br />
und den Ländern. Die LABO hat drei ständige Ausschüsse, in denen rechtliche Themen,<br />
Themen des vorsorgenden Bodenschutzes und <strong>Altlasten</strong>themen behandelt<br />
werden. Im Jahr 2009 haben zwei Sitzungen des LABO-Leitungsgremiums stattgefunden.<br />
Die 37. LABO-Sitzung findet zeitgleich mit dem <strong>Altlasten</strong><strong>symposium</strong> des<br />
<strong>ITVA</strong> am 11. und 12. März <strong>2010</strong> in Gelsenkirchen statt. Ein Blick in Ihr Programm<br />
zeigt, dass wir viele gemeinsame Fragestellungen auf der Agenda haben.<br />
Aktuelle Themen der LABO sind insbesondere „Reduzierung der Flächeninanspruchnahme“,<br />
„Klimawandel/-schutz und Bodenschutz“, „Bewertungsanforderungen<br />
zum Wirkungspfad Boden-Grundwasser“, Arbeiten zum Thema „Schadstoffbewertung<br />
für den Pfad Boden-Mensch“, „Natürliche Schadstoffminderung“ sowie „Bodenbelastungen<br />
im Bereich von Hochspannungsmasten und Stahlbrücken“. Nachfolgend<br />
wird der aktuelle Stand dieser Themen dargestellt:<br />
Reduzierung der Flächeninanspruchnahme<br />
Die tägliche Flächenneuinanspruchnahme beträgt bundesweit ca. 113 ha pro Tag.<br />
Ziel der Nationalen Nachhaltigkeitsstrategie ist es, bis zum Jahr 2020 den Zuwachs<br />
der Siedlungs- und Verkehrsfläche auf 30 ha pro Tag zu reduzieren.<br />
Die Reduzierung der Flächeninanspruchnahme ist ein Schwerpunktthema der LABO,<br />
die dazu derzeit einen Auftrag der Umweltministerkonferenz abwickelt. Die LABO ist<br />
von der Umweltministerkonferenz im Juni 2009 beauftragt worden, eine Bewertung<br />
von Instrumenten zur Reduzierung des Flächenverbrauchs vorzunehmen, um einen<br />
wirksamen Beitrag zur Erreichung des „30-Hektar-Zieles“ der Bundesregierung leisten<br />
zu können. Dazu werden die vorliegenden Erfahrungen ausgewertet und Erkenntnisse<br />
des BMBF-Forschungsverbundes „REFINA“ genutzt. Ziel ist die Herausarbeitung<br />
von Handlungsfeldern und Entwicklung von Maßnahmenvorschlägen. Das<br />
LABO-Vorsitzland hat die Arbeiten so strukturiert, dass folgende fünf übergeordnete<br />
Handlungsfelder in interdisziplinär besetzten Unterarbeitsgruppen bearbeitet werden<br />
konnten:<br />
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<strong>Altlasten</strong><strong>symposium</strong> <strong>2010</strong><br />
11. – 12. März <strong>2010</strong>, Welterbe Zeche Zollverein, Essen<br />
– Flächeninformationen / Analyse der Siedlungsentwicklung<br />
– Steuerung der Siedlungsentwicklung<br />
– Ökonomische und fiskalische Rahmenbedingungen<br />
– Stärkung des Flächenrecyclings<br />
– Zielgruppenspezifische Kommunikation und Bewusstseinsbildung<br />
Der Bericht der LABO wird zurzeit abgestimmt und der 74. Umweltministerkonferenz<br />
im Juni <strong>2010</strong> vorgelegt.<br />
Klimawandel/-schutz und Bodenschutz<br />
Böden leisten einerseits als Kohlenstoffspeicher einen bedeutenden Beitrag für den<br />
Klimaschutz und sind andererseits aber auch durch den Klimawandel (z. B. Erosion,<br />
Verdichtung) nachteilig betroffen. Um Natur und Umwelt zu bewahren, die Lebensqualität<br />
der Menschen zu erhalten und die hohen volkswirtschaftlichen Schäden des<br />
Klimawandels zu vermeiden, sind enorme Anstrengungen zum Klimaschutz erforderlich.<br />
Neben Maßnahmen im Energiebereich gehören dazu die Reduzierung von<br />
Emissionen klimaschädlicher Gase sowie die Erhaltung und Nutzung des Bodens als<br />
Kohlenstoffspeicher.<br />
Wir wissen, dass der Boden in mehrfacher Hinsicht vom Klimawandel betroffen ist.<br />
Dabei sind noch eine Reihe von Fragen nicht ausreichend geklärt, die aber klärungsbedürftig<br />
sind.<br />
– Ergeben sich für die Funktion des Bodens als Speicher für Kohlenstoff und<br />
Wasser Veränderungen durch den Klimawandel?<br />
– Welche Folgen ergeben sich daraus folgend für das Grundwasser?<br />
– Wie können diese Bodenfunktionen gestärkt werden?<br />
– Wird sich das Risiko der Bodenerosion durch milde Winter und<br />
–<br />
Starkregenereignisse erhöhen?<br />
Müssen wir mit einer Zunahme von Bodenschadverdichtungen rechnen, wenn<br />
der Frost nicht mehr so tief in den Boden eindringt?<br />
– Wie beeinflusst die Bodenversiegelung das Stadtklima?<br />
Diese Fragen sind Gegenstand von Untersuchungsvorhaben des Landes und stellen<br />
ein eigenes Handlungsfeld innerhalb der „Deutschen Anpassungsstrategie“ (DAS)<br />
dar.<br />
Die LABO hat sich auf mehreren Sitzungen mit dem Thema Boden und Klimawandel<br />
beschäftigt. Ausgehend von der DAS erarbeitet der Ausschuss “Vorsorgender Bodenschutz<br />
(BOVA)“ im Auftrag der LABO ein Positionspapier, in dem Betroffenheit<br />
und Handlungsfelder des Bodenschutzes dargelegt werden.<br />
Die LABO wird ihre Vorschläge zu bodenbezogenen Maßnahmen in die Erarbeitung<br />
des Aktionsplans Anpassung der DAS an den Klimawandel einbringen.<br />
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<strong>Altlasten</strong><strong>symposium</strong> <strong>2010</strong><br />
11. – 12. März <strong>2010</strong>, Welterbe Zeche Zollverein, Essen<br />
Im Hinblick auf die Umsetzung notwendiger Maßnahmen stellt sich auch die Frage<br />
nach dem Bedarf an Finanzmitteln: Wie können die in den nächsten Jahren zu erwartenden<br />
Einnahmen aus dem Handel mit CO2-Zertifikaten für den Bodenschutz<br />
und die <strong>Altlasten</strong>sanierung bzw. das Flächenrecycling genutzt werden? Hierzu sind<br />
verschiedene Vorschläge in der Diskussion.<br />
Bewertungsanforderungen zum Wirkungspfad Boden-Grundwasser<br />
Zur Durchführung von Sickerwasserprognosen hat die LABO verschiedene Arbeitshilfen<br />
bereit gestellt. Ergänzend zur 2003 vorgelegten Arbeitshilfe „Sickerwasserprognose<br />
bei orientierenden Untersuchungen“ wurde die Arbeitshilfe „Sickerwasserprognose<br />
bei Detailuntersuchungen“ erarbeitet. Bestandteil dieser Arbeitshilfe ist ein<br />
Berechnungsinstrument, mit dem Sickerwasserkonzentrationen und -frachten am Ort<br />
der Beurteilung quantitativ abgeschätzt werden können. Die Umweltministerkonferenz<br />
hat die Anwendung der Arbeitshilfe in den Ländern empfohlen. Die Arbeitshilfen<br />
und das Programm stehen auf der Internetseite der LABO bereit.<br />
Ein aktuelles Thema in der LABO ist die Harmonisierung der Beurteilungsmaßstäbe<br />
im Bodenschutz- und Wasserrecht. Nachdem der ganz große Wurf eines Umweltgesetzbuches<br />
nicht gelungen ist, ist auf der Basis der konkurrierenden Gesetzgebungskompetenz<br />
ein neues Wasserhaushaltsgesetz verabschiedet worden. Besonders<br />
umstritten war darin die in § 48 vorgesehene Verordnungsermächtigung zur<br />
Verankerung der Geringfügigkeitsschwellenwerte für das Grundwasser. Diese Diskussion<br />
hat sich nun auf die in Vorbereitung befindliche Grundwasserverordnung<br />
verlagert. In diesem Zusammenhang befasst sich die LABO mit den damit verbundenen<br />
Fragen zu Auswirkungen auf die Regelungen der Nachsorge nach BBodSchG<br />
sowie grundsätzliche Fragen zur Problematik der Schnittstelle Boden-Grundwasser.<br />
Wenn die Geringfügigkeitsschwellenwerte in der Grundwasserverordnung verankert<br />
werden, stellt sich die Frage der Harmonisierung mit den Sickerwasser-Prüfwerten<br />
der BBodSchV. Harmonisierung bedeutet jedoch nicht Gleichsetzung. Eine zusätzliche<br />
Berücksichtigung von Sickerwasser-Hintergrundwerten ist unerlässlich. Die<br />
LABO sieht die Notwendigkeit, die Prüfwerte für den Pfad Boden-Grundwasser so zu<br />
gestalten, dass <strong>Altlasten</strong>verdachtsfälle, die keine Detailuntersuchungen und Maßnahmen<br />
erfordern, möglichst schnell und ohne großen Aufwand ausgefiltert werden<br />
können. So können die noch vorhandenen Mittel für die relevanten Fälle eingesetzt<br />
werden. Daher entwickelt die LABO in Abstimmung mit dem Ausschuss Grundwasser<br />
der LAWA eine geeignete und fachlich begründete Anwendungsregel, die Prozesse<br />
im Übergang zum Grundwasser berücksichtigt. Diese Anwendungsregel ist<br />
auch Gegenstand der Beratungen auf der 37. LABO-Sitzung in Gelsenkirchen. Ziel<br />
soll es sein, die fachlichen Grundlagen zur Harmonisierung der Bewertungsmaßstäbe<br />
bei der Novellierung der BBodSchV zu berücksichtigen.<br />
Schadstoffbewertung für den Pfad Boden-Mensch<br />
Die BBodSchV enthält materielle Maßstäbe der Gefahrenbeurteilung in Form von<br />
Prüf- und Maßnahmenwerten für bestimmte Wirkungspfade und Schadstoffe. Für die<br />
Bewertung von Schadstoffen, für die die Verordnung keine Prüf- oder Maßnahmenwerte<br />
enthält, sind die zur Ableitung der entsprechenden Werte herangezogenen<br />
Methoden und Maßstäbe zu beachten. Diese Methoden und Maßstäbe sind im Bun-<br />
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<strong>Altlasten</strong><strong>symposium</strong> <strong>2010</strong><br />
11. – 12. März <strong>2010</strong>, Welterbe Zeche Zollverein, Essen<br />
desanzeiger veröffentlicht. Die Länder haben einen dringenden Bedarf an Prüfwerten<br />
für weitere Schadstoffe benannt. Um Prüfwerte allgemein verbindlich zu machen,<br />
bedarf es einer Ergänzung der BBodSchV. Um bereits im Vorfeld dem Bedarf gerecht<br />
zu werden, hat die LABO zum Wirkungspfad Boden-Mensch ein Informationsblatt<br />
mit Prüfwertvorschlägen und stoffbezogene Berechnungen für 64 altlastrelevante<br />
Stoffe und Stoffgruppen vorgelegt. Der <strong>Altlasten</strong>ausschuss (ALA) der LABO<br />
arbeitet kontinuierlich an einer Weiterentwicklung der Bewertungsmaßstäbe für den<br />
Pfad Boden-Mensch.<br />
Natürliche Schadstoffminderung<br />
Der <strong>Altlasten</strong>ausschuss (ALA) der LABO hat bereits im Jahr 2005 das Positionspapier<br />
„Berücksichtigung der natürlichen Schadstoffminderung bei der <strong>Altlasten</strong>bearbeitung“<br />
erarbeitet. Nach Abschluss des Forschungsverbundes KORA wurde im Februar<br />
2009 eine überarbeitete und aktualisierte Fassung des Positionspapiers verabschiedet.<br />
Derzeit laufen die Arbeiten und Abstimmungen zur Erweiterung des Positionspapiers<br />
um einen Anhang „Methodische Hinweise zur Prüfung der Voraussetzungen<br />
für die Durchführung des Monitorings von natürlichen Abbauprozessen (MNA)“.<br />
Ziel der Erarbeitung des Positionspapiers ist es, methodische Hinweise und Empfehlungen<br />
zur Prüfung der Voraussetzungen für die Durchführung von natürlichen<br />
Selbstreinigungsprozessen zu geben.<br />
Bodenbelastungen im Bereich von Hochspannungsmasten und Stahlbrücken<br />
Im Frühjahr 2008 wurden im Umkreis von Hochspannungsstrommasten Bodenbelastungen<br />
vorrangig mit dem Schwermetall Blei festgestellt. Daraufhin wurden Erfassungsaktivitäten<br />
sowie Sofortmaßnahmen bei besonders sensiblen Nutzungen eingeleitet.<br />
Um bei der Untersuchung und den Anforderungen bundesweit möglichst<br />
einheitlich und sachgerecht vorgehen zu können, hat die LABO verschiedene Abstimmungsgespräche<br />
durchgeführt und Erfahrungen ausgetauscht. Gemeinsame<br />
„Empfehlungen für Bodenuntersuchungen im Umfeld von Strommasten“ wurden verabschiedet.<br />
Zur Klärung von Bleibelastungen im Umfeld von Stahlbrücken läuft in<br />
mehreren Bundesländern derzeit eine erste Bestandsaufnahme. Die Aktivitäten konzentrieren<br />
sich insbesondere darauf, Untersuchungen und Maßnahmen auf besonders<br />
relevante Standorte mit hohen Bleianreicherungen und sensiblen Nutzungen zu<br />
fokussieren. Auf Vorschlag der LABO wird das DIN einen Ausschuss für die Erarbeitung<br />
einer Norm zur Vorsorge vor zukünftigen Schadstoffeinträgen in den Boden<br />
einrichten.<br />
Ausschuss Recht (BORA)<br />
Besonders sei auf die Befassung der LABO mit rechtlichen Themen des Bodenschutzes<br />
durch den „Ständigen Ausschuss Recht“ (BORA) hingewiesen. Der<br />
BORA hat beispielsweise die „Auslegungshilfe zum Umweltschadensgesetz<br />
(USchadG) im Bereich des Bodenschutzes“ erarbeitet, in der Hinweise zur Anwendbarkeit<br />
des Umweltschadensgesetzes im Verhältnis zum Bundes-Bodenschutzgesetz<br />
gegeben werden. Diese Auslegungshilfe steht wie alle anderen Veröffentlichungen<br />
der LABO auf der Internetseite zur Verfügung. Aktuell befasst sich der BORA insbesondere<br />
mit der Umsetzung der Dienstleistungsrichtlinie im Bodenschutz und mit der<br />
Neuordnung des Akkreditierungswesens.<br />
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<strong>Altlasten</strong><strong>symposium</strong> <strong>2010</strong><br />
11. – 12. März <strong>2010</strong>, Welterbe Zeche Zollverein, Essen<br />
Länderfinanzierungsprogramm<br />
Abschließend sei erwähnt, dass die LABO im Rahmen des „Länderfinanzierungsprogramms<br />
Wasser, Boden und Abfall“, das der Vereinheitlichung des wasser-,<br />
boden- und abfallrechtlichen Vollzuges in den Bundesländern dient, allein im Programmjahr<br />
2009 sieben Vorhaben angemeldet hat. Dabei ist es ein besonderes Anliegen<br />
der LABO, im Rahmen des Länderfinanzierungsprogramms Projekte durchzuführen,<br />
die zu vollzugsnahen Arbeitshilfen sowohl für den vorsorgenden als auch<br />
für den nachsorgenden Bodenschutz führen. Beispielsweise wurden die „Handlungsempfehlungen<br />
Nachsorge und Überwachung von sanierten <strong>Altlasten</strong>“ und die „Auswertung<br />
von Fachliteratur zu In-situ-Anwendungen“ im Rahmen des Länderfinanzierungsprogramms<br />
erarbeitet.<br />
Die LABO wird die dargestellten Schwerpunktthemen auf ihrer 37. Sitzung am 11.<br />
und 12. März in Gelsenkirchen erörtern und so dazu beitragen, Lösungen auszuarbeiten<br />
und Empfehlungen auszusprechen.<br />
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<strong>Altlasten</strong><strong>symposium</strong> <strong>2010</strong><br />
11. – 12. März <strong>2010</strong>, Welterbe Zeche Zollverein, Essen<br />
Auswirkungen des neuen Wasserrechts<br />
auf die <strong>Altlasten</strong>sanierung und das Flächenrecycling<br />
Rechtsanwalt Nikolaus Steiner<br />
Fachanwalt für Verwaltungsrecht, Essen<br />
1. Einleitung<br />
Das deutsche Wasserrecht befindet sich zurzeit in einem grundlegenden Umbruch.<br />
Vor wenigen Tagen, genauer gesagt am 01.03.<strong>2010</strong>, sind die materiell-rechtlichen<br />
Vorschriften des neuen Wasserhaushaltsgesetzes (WHG) neu, das das WHG alt aus<br />
dem Jahre 2002 abgelöst hat, in Kraft getreten. Bereits im August letzten Jahres sind<br />
die Ermächtigungen des WHG neu zum Erlass von konkretisierenden Rechtsverordnungen,<br />
d.h. zum Erlass des sog. Untergesetzlichen Regelwerks wirksam geworden.<br />
Inzwischen hat das Bundesumweltministerium mehrere Verordnungsentwürfe bekannt<br />
gemacht, die erheblichen Zündstoff bieten. Auch wenn im Einzelnen noch nicht<br />
klar ist, welche Detailregelungen letztlich verabschiedet werden, zeichnen sich doch<br />
die Leitlinien und Konturen des neuen Wasserrechts ab. Die neuen Regelungen bedürfen<br />
einer genaueren Betrachtung dahingehend, ob und welche Auswirkungen sie<br />
auf die <strong>Altlasten</strong>sanierung und das Flächenrecycling haben.<br />
Hintergrund der regen Gesetzgebungstätigkeit des Bundes ist die Föderalismusreform<br />
im Jahre 2006 und eine entsprechende Änderung des Grundgesetzes (GG),<br />
wonach der Bund anstelle der bisherigen Rahmengesetzgebungskompetenz für den<br />
Wasserhaushalt erstmalig die Ermächtigung zum Erlass von Vollregelungen erhalten<br />
hat. Hiervon hat der Bund im Sommer 2009 durch Verabschiedung eines neuen<br />
WHG Gebrauch gemacht, wodurch den bisherigen 16 z.T. sehr verschiedenen Landeswassergesetzes<br />
die kompetenzrechtliche Grundlage entzogen wird. Alle Bundesländer<br />
müssen nun ihre Landeswassergesetze novellieren, da sie gemäß Art. 72<br />
Abs. 3 Nr. 5 GG nur noch dann vom Bundesrecht abweichende Regelungen erlassen<br />
dürfen, wenn es sich nicht um stoff- oder anlagenbezogene Regelungen handelt.<br />
2. Das neue WHG<br />
Laut Gesetzesbegründung soll ein Ziel der Neuregelung u.a. sein, zu einer besseren<br />
Verständlichkeit und Praktikabilität des Wasserrechts beizutragen. Ob dies gelungen<br />
ist, wird sich erst bei der praktischen Umsetzung des neuen Wasserrechts zeigen.<br />
Angesichts der Tagsache, dass das Gesetz anstatt aus zuvor 84 Paragrafen nunmehr<br />
aus 106 Paragrafen besteht, sind Zweifel angebracht, ob das neue Wasserrecht<br />
einfacher umzusetzen ist.<br />
Mit dem neuen WHG werden jedenfalls auf Bundesebene erstmals einheitliche Vorgaben<br />
zur Bewirtschaftung der oberirdischen Gewässer und des Grundwassers geschaffen.<br />
Außerdem schafft das WHG die Voraussetzungen für eine bundesweit einheitliche<br />
Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie (EU-WRRL) und der EU-<br />
Grundwasserrichtlinie (EU-GWRL).<br />
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<strong>Altlasten</strong><strong>symposium</strong> <strong>2010</strong><br />
11. – 12. März <strong>2010</strong>, Welterbe Zeche Zollverein, Essen<br />
Folgende Regelungen im neuen WHG können Auswirkungen auf die <strong>Altlasten</strong>sanierung<br />
und das Flächenrecycling haben:<br />
� Das Gesetz normiert zentrale Grundsätze zum Eigentum an Gewässern.<br />
Erstmalig wird in § 4 Abs. 2 WHG ausdrücklich klargestellt, was seit der<br />
Nassauskiesungsentscheidung des Bundesverfassungsgerichts aus dem Jahre<br />
1981 zumindest von der Rechtsprechung grundsätzlich gesehen wurde, nämlich,<br />
dass das Wasser eines fließenden oberirdischen Gewässers und das<br />
Grundwasser nicht eigentumsfähig sind. Allerdings gestattet § 4 Abs. 5 WHG<br />
den Ländern abweichende landesrechtliche Regelungen, so dass es auch in<br />
Zukunft wie z.B. in NRW möglich ist, ein Gewässer 2. Ordnung als Bestandteil<br />
des Ufergrundstücks zu bestimmen, so dass es dessen Eigentümer gehört.<br />
� Als bemerkenswerte neue Regelung ist § 9 Abs. 1 Nr. 4 WHG zu nennen, wonach<br />
das Einbringen fester Stoffe in das Grundwasser nunmehr als genehmigungspflichtige<br />
Gewässerbenutzung definiert wird. Dies wurde bislang nur in<br />
einigen Landeswassergesetzen geregelt und wurde in der Literatur z.T. erörtert.<br />
Betroffen von der Neuregelung sind vor allem der Tiefbau, der Einbau von<br />
Bauwerken in das Grundwasser bzw. in den Grundwasserschwankungsbereich<br />
und z.B. die (Ab)Lagerung von Gegenständen in vorübergehend freigelegtem<br />
oder zutage getretenem bzw. tretendem Grundwasser. Um eine Überbürokratisierung<br />
zur vermeiden, sieht § 49 Abs. 1 Satz 2 WHG anstelle eines wasserrechtlichen<br />
Zulassungsverfahrens eine Anzeige bei der zuständigen Behörde<br />
vor, wenn sich das Einbringen der Stoffe nicht nachteilig auf die Grundwasserbeschaffenheit<br />
auswirken kann. Hiervon wird üblicherweise ausgegangen werden<br />
dürfen, wenn zertifizierte Baustoffe oder Recyclingmaterialien verwendet<br />
werden.<br />
� Die Erteilung einer wasserrechtlichen Erlaubnis oder Bewilligung steht nach §<br />
12 Abs. 2 WHG nunmehr ausdrücklich im pflichtgemäßen Ermessen der zuständigen<br />
Wasserbehörde. Das Bewirtschaftungsermessen war bislang lediglich<br />
ein unbeschriebenes Rechtsfolgenmerkmal.<br />
� § 23 WHG enthält eine umfassende Ermächtigung für die Bundesregierung,<br />
zum Schutz und zur Bewirtschaftung der Gewässer konkretisierende Regelungen<br />
in Form von Rechtsverordnungen mit Zustimmung des Bundesrates und<br />
nach Anhörung der beteiligten Kreise zu erlassen. Das Bundesumweltministerium<br />
hat bereits mehrere Rechtsverordnungen angekündigt und vereinzelt Diskussions-<br />
oder Arbeitsentwürfe veröffentlicht. Geplant sind u.a. eine Grundwasserverordnung<br />
(GrwV), eine Verordnung zum Umgang mit wassergefährdenden<br />
Stoffen (VUmwS), eine Verordnung über prioritäre Stoffe, eine Novellierung der<br />
Abwasserverordnung, eine Indirekteinleiterverordnung. Auf der Grundlage des<br />
Abfall- und des Bodenschutzrechts sind Neuregelungen zur Verwendung mineralischer<br />
Stoffe (ErsatzbaustoffV; § 12 a BBodSchV) vorgesehen, deren Einbauwerte<br />
allerdings wasserrechtlich abgeleitet werden sollen. Einige der geplanten<br />
Rechtsverordnungen werden nachfolgend eingehender vorgestellt.<br />
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11. – 12. März <strong>2010</strong>, Welterbe Zeche Zollverein, Essen<br />
3. Grundwasserverordnung<br />
Ende 2009 hat das Bundesumweltministerium den Entwurf einer Grundwasserverordnung<br />
(GrwV) nach dem Stand vom 09.12.2009 veröffentlicht und den beteiligten<br />
Kreisen zur Diskussion gestellt. Durch diese bundeseinheitliche Verordnung sollen<br />
u.a. die EU-rechtlichen Vorgaben der EU-GRWL in nationales Recht umgesetzt und<br />
der sog. Besorgnisgrundsatz des § 48 WHG (neu) durch Festlegung von Geringfügigkeitsschwellenwerten<br />
(GFS) konkretisiert werden. In diesem Zusammenhang ist<br />
zunächst positiv hervorzuheben, dass ausweislich der Gesetzesbegründung zu § 15<br />
GrwV das umstrittene Schwellenwertkonzept der LAWA auf die <strong>Altlasten</strong>bewertung<br />
keine Anwendung finden soll, weil <strong>Altlasten</strong> nicht unter den wasserrechtlichen Erlaubnistatbestand<br />
fallen, sondern den Sanierungsvorschriften unterliegen. In diesem<br />
Bereich gilt vor allem das Bodenschutzrecht mit dem Grundsatz der Gefahrenabwehr.<br />
Mit dieser Klarstellung wird Meinungen entgegen gewirkt, wonach die umstrittenen<br />
GFS-Werte Maßstäbe zur Bewertung von <strong>Altlasten</strong> oder für die Ableitung von<br />
Sanierungszielen für das Grundwasser sein sollen.<br />
Zu begrüßen ist auch die Klarstellung im Begleitschreiben des Bundesumweltministeriums,<br />
dass die Schwellenwerte reine Immissionswerte für das Grundwasser darstellen<br />
und daher nicht unmittelbar und automatisch beispielsweise für Baustoffe<br />
oder Ersatzbaustoffe gelten sollen. Vielmehr sollen bei der Ableitung von Einbauwerten<br />
die Abbau- und Rückhalteprozesse in der Sickerzone oberhalb des Grundwassers<br />
berücksichtigt werden. Damit wird ein enger Zusammenhang zwischen der<br />
Grundwasserverordnung und der als Arbeitsentwurf vorliegenden Ersatzbaustoffverordnung<br />
deutlich.<br />
Auswirkungen auf die <strong>Altlasten</strong>bearbeitung bei sog. Mega-Sites wird § 13 GrwV haben.<br />
Nach dieser Vorschrift muss die zuständige Wasserbehörde eine zusätzliche<br />
Trendermittlung durchführen, wenn ein Grundwasserkörper aufgrund von schädlichen<br />
Bodenveränderungen oder <strong>Altlasten</strong> als gefährdet eingestuft worden ist. Ergibt<br />
die Trendermittlung, dass sich der Grundwasserschaden ausdehnt und führt dies zu<br />
einer Verschlechterung des chemischen Grundwasserzustandes oder stellt dies eine<br />
Gefahr für die menschliche Gesundheit, die öffentliche Wasserversorgung oder für<br />
die Umwelt dar, so hat die Behörde die erforderlichen Maßnahmen zu ergreifen, um<br />
eine weitere Ausdehnung des Grundwasserschadens zu verhindern. An dieser Stelle<br />
weicht der Entwurf der GrwV von dem entsprechenden Art. 5 der EU-GWRL ab, da<br />
das EU-Recht lediglich zusätzliche Untersuchungen vorsieht. Die Veranlassung der<br />
erforderlichen Maßnahmen zur Eindämmung des durch eine Altlast oder schädliche<br />
Bodenveränderung hervorgerufenen Grundwasserschadens sollte aber nicht auf<br />
Wasserrecht, sondern auf bodenschutzrechtliche Vorschriften gestützt werden.<br />
Bemerkenswert und einmalig ist die Absicht des Bundesumweltministeriums, das<br />
umstrittene Geringfügigkeitsschwellenwertkonzept der LAWA aus dem Jahre 2004 in<br />
den Rang eines materiellen Gesetzes, d.h. einer Rechtsverordnung zu heben. § 7<br />
GrwV sieht vor, dass für die Beurteilung des chemischen Grundwasserzustandes die<br />
in der Anlage 2 der Verordnung aufgeführten Schwellenwerte, dies sind die LAWA-<br />
GFS-Werte von 2004, zugrunde zu legen sind. Falls für einen festzulegenden<br />
Schadstoff oder eine Schadstoffgruppe kein Schwellenwert in der Anlage 2 aufgeführt<br />
ist, soll der Schwellenwert nach der Methodik der LAWA bestimmt werden. In §<br />
15 GrwV soll geregelt werden, dass die Besorgnis einer nachteiligen Veränderung<br />
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der Grundwasserbeschaffenheit dann nicht besteht, wenn die Schadstoffkonzentrationen<br />
im Grundwasser beim Übergang in die gesättigte Zone die GFS-Werte unterschritten<br />
wird und nur geringe Schadstoffmengen in das Grundwasser eingetragen<br />
werden. Mit dem „Übergang in die gesättigte Zone“ ist offenbar der Übergangsbereich<br />
von der ungesättigten in die gesättigte Zone gemeint, also der Bereich, in dem<br />
das Sickerwasser mit dem Grundwasser in Berührung kommt. In der Praxis dürfte es<br />
schwierig sein, diesen Bereich bei schwankenden Grundwasserständen räumlich<br />
genau festzulegen. Außerdem steht diese Bestimmung des Ortes der rechtlichen<br />
Beurteilung im Widerspruch zum Charakter des Schwellenwertes als Immissionswert.<br />
Immissionswerte müssen nämlich regelmäßig im Medium selbst und nicht vor dem<br />
Übergang in das Medium eingehalten werden.<br />
Sehr problematisch ist auch die Absicht des Bundesumweltministeriums, in § 7 Abs.<br />
2 i.V.m. § 2 Nr. 2 GrwV nur dann Abweichungen von den GFS-Werten zuzulassen,<br />
wenn der Hintergrundgehalt im Grundwasser nicht aufgrund menschlicher Tätigkeiten<br />
deutlich erhöht ist. Anthropogene Konzentrationserhöhungen dürfen also nicht<br />
berücksichtigt werden. In industriell geprägten Gebieten wie z.B. dem Ruhrgebiet<br />
betrifft dies vor allem die Parameter Sulfat (aus den Gipsbestandteilen im Bauschutt),<br />
PAK (in teerhaltigen Schlacken in Auffüllungsmaterialien) und Schwermetalle. Nach<br />
dem vorliegenden Entwurf der GrwV wären somit Umlagerungen von Böden und<br />
Auffüllungsmaterialien in Gebieten mit großflächigen Bodenkontaminationen voraussichtlich<br />
nicht mehr zulässig.<br />
Unabhängig hiervon stößt das GFS-Konzept nach wie vor aus rechtlichen und fachlichen<br />
Gründen auf erhebliche Kritik, auf die nachfolgend näher eingegangen wird.<br />
4. Kritische Bewertung des Geringfügigkeitsschwellenwert-Konzepts<br />
In der <strong>Altlasten</strong>praxis entsteht bisweilen der Eindruck, dass es sich bei den GFS-<br />
Werten der LAWA um existierende gesetzliche Grenzwerte handelt, die im Grundwasser<br />
nicht überschritten werden dürfen bzw. die grundsätzlich als Sanierungszielwerte<br />
vorgegeben werden müssten. Nicht selten ist die Ansicht zu vernehmen, dass<br />
der Behörde bei der Beurteilung eines Grundwasserschadens und bei der Festlegung<br />
von Sanierungszielwerten kein Beurteilungsspielraum bzw. Entscheidungsermessen<br />
zustehe, sondern dass die GFS-Werte zwingend einzuhalten seien. Tatsächlich<br />
haben die GFS-Werte bislang weder den Charakter einer Rechtsnorm noch<br />
den einer normenkonkretisierenden Verwaltungsvorschrift. In Anlehnung an das<br />
Tongrubenurteil des Bundesverwaltungsgerichts kann das LAWA-GFS-Papier vom<br />
Dezember 2004 allenfalls als Vorschlag eines sachkundigen Gremiums verstanden<br />
werden. Selbstredend kann ein Diskussionspapier eines Gremiums mangels rechtlicher<br />
Bindungswirkung weder für die Behörde noch für den Pflichtigen noch für einen<br />
Gutachter oder gar für ein Gericht verbindliche Geltung wie zum Beispiel ein Gesetz<br />
oder eine Rechtsverordnung beanspruchen. Das LAWA-GFS-Papier ist – solange es<br />
nicht gesetzlich verankert wird - nicht mehr und nicht weniger als ein Diskussionsvorschlag<br />
eines sachkundigen Behördengremiums zu betrachten.<br />
Die LAWA definiert in ihrem GFS-Papier vom Dezember 2004 die Geringfügigkeitsschwelle<br />
als Konzentration, bei der trotz Erhöhung der Stoffgehalte gegenüber den<br />
geogenen Hintergrundwerten keine relevanten ökotoxischen Wirkungen auftreten<br />
können und bei der die Anforderungen der Trinkwasserverordnung oder anderer<br />
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empfohlener Werte eingehalten werden. Dementsprechend haben die Autoren des<br />
GFS-Papiers verfügbare human- und ökotoxikologische Daten zusammengetragen<br />
und anschließend bewertet. Bei der humantoxikologischen Bewertung wurden zunächst<br />
die gesetzlichen Grenzwerte der Trinkwasserverordnung herangezogen und<br />
als GFS-Werte angegeben, falls für den jeweiligen Parameter keine ökotoxikologischen<br />
Wirkungen bekannt sind. Dass die LAWA diesen Grundsatz nicht in allen Fällen<br />
konsequent durchgehalten hat, zeigt z. B. ein Vergleich der Werte für Fluorid.<br />
Während nach der Trinkwasserverordnung der Besorgnisgrundsatz bei einem Fluoridgehalt<br />
von 1.500 µg/l als eingehalten gilt und Wasser mit diesen Konzentrationen<br />
lebenslang ohne Einschränkungen getrunken werden kann, meinen die LAWA-Autoren<br />
hiervon aus Gründen des Gesundheitsschutzes abweichen zu müssen und geben<br />
einen Wert von 750 µg/l als GFS-Wert an. Begründet wird dies im Wesentlichen<br />
mit den Ergebnissen einer Studie aus dem Jahre 1998, in der die Auswirkungen des<br />
Verbrennens fluoridhaltiger Kohle zu Heiz- und Kochzwecken in einer chinesischen<br />
Provinz untersucht wurden. Gleichwohl hat diese chinesische Studie den deutschen<br />
Verordnungsgeber bisher nicht dazu veranlasst, die Trinkwasservorordnung zu ändern.<br />
Wieso angesichts dessen die LAWA an dem halben Trinkwasserwert als GFS-<br />
Wert festhält, ist nicht nachvollziehbar.<br />
Sofern keine gesetzlichen Werte wie z. B. die der Trinkwasserverordnung zur Verfügung<br />
standen, haben die Autoren in der Regel auf Datenzusammenstellungen zurückgegriffen,<br />
die in der Fachöffentlichkeit diskutiert und bewertet worden sind. Zum<br />
Teil wurden aber auch – wie das Beispiel Fluorid zeigt – einzelne Testergebnisse zur<br />
Bewertung herangezogen. Wurden unterschiedliche human- und ökotoxikologisch<br />
abgeleitete Werte recherchiert oder von den Autoren eigene Werte abgeleitet, so haben<br />
die Autoren dem Ableitungskonzept den jeweils niedrigsten Wert zugrunde gelegt.<br />
Dies hat in vielen Fällen dazu geführt, dass bei zahlreichen Parametern die<br />
GFS-Werte deutlich niedriger sind als die jeweiligen Trinkwasserwerte oder die gesetzlichen<br />
Sickerwasserprüfwerte der BBodSchV.<br />
Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, dass die LAWA-Autoren einräumen,<br />
bei der Ableitung ökotoxikologisch begründeter Werte seien GFS-Gehalte, z. B. für<br />
Blei und einige andere Schwermetalle ermittelt worden, die z. T. deutlich unter den<br />
natürlichen Hintergrundwerten liegen. Um zu verhindern, dass natürliche Grundwasservorkommen<br />
als Grundwasserschäden eingestuft werden müssen, hat die LAWA<br />
in diesen Fällen den Hintergrundwert mit dem Faktor zwei versehen und als GFS-<br />
Wert ausgegeben.<br />
Bemerkenswert ist auch, dass die LAWA noch im September 2003 in den Entwürfen<br />
der Datenblätter Gehalte für einzelne Parameter ermittelt hatte, die ein Jahr später<br />
erheblich niedriger angegeben wurden. Besonders krass ist dies bei Zink. Im Entwurf<br />
des Datenblatts wird angegeben, dass der natürliche Hintergrundgehalt von Zink 200<br />
µg/l betrage, weshalb der doppelte Hintergrundwert in Höhe von 400 µg/kl zunächst<br />
als GFS-Wert vorgeschlagen wurde. Weshalb die LAWA dann ein Jahr später einen<br />
GFS-Wert von 58 µg/l als wissenschaftlich abgeleitet veröffentlicht, ist nicht ganz<br />
nachvollziehbar.<br />
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Tab. 1: Vergleich ausgewählter GFS-Werte mit anderen Werten<br />
in µg/l<br />
Vergleich ausgewählter GFS-Werte<br />
mit anderen Werten<br />
LAWA-<br />
Maßnahmenw.<br />
1994<br />
BBodSchV-<br />
SW-Prüfwert TrinkwV<br />
Hintergrundkonzentration<br />
- 29 -<br />
GFS-Wert<br />
(Entwurf<br />
09/2003)<br />
GFS-Wert<br />
12/2004<br />
Blei 80 – 200 25 25 (10) 5 10 (öt) 7<br />
Cadmium 10 – 20 5 5 0,5 1 (öt) 0,5<br />
Fluorid 2.000 – 3.000 750 1.500 380 750 (ht) 750<br />
Kupfer 100 – 250 50 2.000 10 20 (öt) 14<br />
Nonylphenol - - 50 * - 0,3 (öt) 0,3<br />
Quecksilber 2 – 5 1 1 0,1 0,2 (öt) 0,2<br />
Zink 500 – 2.000 500 5.000 * 200 400 (öt) 58<br />
* Vorschlag analog TrinkwV<br />
Da es (noch) keine normierten Verfahren für Grundwasserorganismen gibt, haben<br />
die Autoren bei der ökotoxikologischen Beurteilung ausschließlich auf Tests mit<br />
Oberflächenwasserorganismen, z. B. mit Wasserflöhen zurückgegriffen. Dies ist<br />
schon deshalb bedenklich, weil – wie die LAWA-AG einräumt – die Lebensgemeinschaften<br />
in Grundwässern nur in einer „ersten Näherung“ durch die Organismen in<br />
Oberflächengewässern repräsentiert werden. Dennoch basiert die GFS-Konzeption<br />
auf dem Grundsatz, dass ein niedrigerer ökotoxikologisch abgeleiteter Wert stärker<br />
zu gewichten ist, als ein humantoxikologisch begründeter Wert. Dies kann, wie das<br />
nachfolgende Beispiel zeigt, zu Wertungswidersprüchen führen.<br />
Man stelle sich vor, ein mit Tafelwasser beladener Tanklastwagen verunglückt,<br />
30.000 l Trinkwasser laufen aus und versickern in den Untergrund. Dort gelangt das<br />
Tafelwasser in das Grundwasser und breitet sich in Abstromrichtung aus. Nun wird<br />
die „Tafelwasserfahne“ beprobt. Der Analysenbericht sagt aus, dass zwar die gesetzlichen<br />
Grenzwerte der Trinkwasserverordnung sicher eingehalten werden. Die<br />
GFS-Werte der LAWA werden aber beispielsweise für die Parameter Fluorid, Kupfer<br />
und Zink um ein mehrfaches überschritten. Nach dem Selbstverständnis der LAWA<br />
würde ein sanierungspflichtiger Grundwasserschaden vorliegen, der solange dekontaminiert<br />
werden müsste, bis die GFS-Werte dauerhaft unterschritten werden.
Abb. 1<br />
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Durch Trinkwasser oder Tafelwasser<br />
verursachter Grundwasserschaden ?<br />
Tafelwasser<br />
ungesättigte<br />
Zone<br />
gesättigte<br />
Zone<br />
- 30 -<br />
� Tanklastwagen mit Tafelwasser<br />
verunglückt<br />
und läuft aus<br />
� 30.000 l Tafelwasser<br />
gelangen ins GW<br />
� Stoffgehalte im Tafelwasser<br />
halten TVO-<br />
Grenzwerte sicher ein<br />
� aber: im GW Überschreitungen<br />
der LAWA-<br />
WA-GFS-Werte z.B.<br />
für Fluorid, Kupfer und<br />
Zink festgestellt<br />
� GW-Schaden?<br />
sanierungspflichtig?<br />
Die oben angeführten Widersprüchlichkeiten bei der Ableitungssystematik und das<br />
soeben dargestellte Beispiel zeigen, dass es dringend erforderlich ist, die Ableitung<br />
einzelner GFS-Werte einer kritischen Betrachtung zu unterziehen und auf dieser<br />
Grundlage eine Konvention über tolerable Konzentrationswerte zu treffen.<br />
Im Hinblick auf die Frage, ob die GFS-Werte eher vorsorge- oder nachsorgeorientiert<br />
sind, lässt sich der Ableitungsmethodik und den darauf basierenden Datenblättern<br />
entnehmen, dass die GFS-Werte der Vorsorge zuzurechnen sind. Sowohl die<br />
Grenzwerte der Trinkwasserverordnung als auch die von der LAWA ermittelten oder<br />
abgeleiteten ökotoxikologischen Werte konkretisieren den wasserrechtlichen Besorgnisgrundsatz.<br />
Der Besorgnisgrundsatz ist aber zweifelsohne Bestandteil der<br />
Vorsorge und nicht der Gefahrenabwehr bzw. der Nachsorge. Hieraus lässt sich die<br />
Schlussfolgerung ziehen, dass die GFS-Werte der LAWA grundsätzlich als Vorsorgewerte<br />
in Betracht kommen, nicht hingegen als Maßstab für die Beurteilung vorhandener<br />
Grundwasserschäden aus schädlichen Bodenveränderungen oder <strong>Altlasten</strong>.<br />
Aus denselben Gründen ist auch eine Anwendung der GFS-Werte als Sanierungszielwerte<br />
für altlastenbedingte Grundwasserschäden abzulehnen. Aktuelle<br />
Überlegungen im Bundesumweltministerium scheinen ebenfalls in diese Richtung zu<br />
gehen. In der Begründung des Entwurfs für eine Grundwasserverordnung nach dem<br />
Stand vom 09.12.2009 heißt es zu § 15 GrwV, der den Besorgnisgrundsatz des § 48<br />
Abs. 1 Satz 1 WHG (neu) umsetzten und konkretisieren soll, wörtlich:<br />
„Eine Ausdehnung des Schwellenwertkonzepts auf die <strong>Altlasten</strong>bewertung ist mit<br />
der Regelung des § 15 nicht verbunden, weil <strong>Altlasten</strong> nicht unter den Erlaubnistatbestand<br />
fallen. Für diesen Bereich greift bundesrechtlich vor allem das Bodenschutzrecht<br />
(gemeint ist offenbar der nachsorgende Bodenschutz, der Verf.) ein.<br />
Bestehende Deponien, die im Rahmen des geltenden Abfall- und Wasserrechts<br />
zugelassen worden sind, sind von den Vorschriften des § 15 ebenfalls nicht betroffen.“
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Vereinzelt wird die Meinung vertreten, das GFS-Konzept der LAWA mit seiner ökotoxikologischen<br />
Ableitung sei nicht mit europäischem Recht, insbesondere nicht mit der<br />
EU-Grundwasserrichtlinie vereinbar, weil im europäischen Recht der Schutz des<br />
Grundwassers als Trinkwasserressource im Vordergrund stehe. Dieser Ansicht kann<br />
nicht gefolgt werden, weil den Regelungen der EU-GWRL zu entnehmen ist, dass bei<br />
der Festlegung von nationalen Schwellenwerten nicht nur der Gesundheitsschutz<br />
beachtet werden muss, sondern auch etwaige toxikologische Wirkungen auf die<br />
Umwelt, und damit ist auch die aquatische Umwelt mit ihren Lebensgemeinschaften<br />
gemeint. Artikel 2 Ziff. 2 EU-GWRL definiert die von den Mitgliedstatten in ihren Hoheitsgebieten<br />
festzulegenden Schwellenwerte als Grundwasserqualitätsnormen, die<br />
nach Art. 2 Ziff. 1 EU-GWRL sowohl aus Gründen des Gesundheits- als auch des<br />
Umweltschutzes nicht überschritten werden dürfen. Im Anhang II Teil A der EU-<br />
GWRL werden abstrakte Leitlinien für die Festlegung von Schwellenwerten durch die<br />
Mitgliedsstaaten bestimmt. Eine der Leitlinien besagt, dass das Ausmaß der Wechselwirkungen<br />
zwischen dem Grundwasser und den verbundenen aquatischen sowie<br />
den abhängigen terrestrischen Ökosystemen zu berücksichtigen ist.<br />
Eine andere Frage ist, ob – worauf das LAWA-Konzept letztlich beruht – den ökotoxikologischen<br />
Kriterien ein Vorrang eingeräumt werden soll. Dem Berücksichtigungsgebot<br />
im Anhang II Teil A der EU-GWRL lässt sich eine solche Vorrangregelung jedenfalls<br />
nicht entnehmen.<br />
Nach einer anderen Ansicht soll die gesetzliche Verankerung des GFS-Konzeptes<br />
gegen den verfassungsrechtlich begründeten Verhältnismäßigkeitsgrundsatz und<br />
gegen die von Art. 12 GG gewährleistete Berufsfreiheit verstoßen. Der LAWA-Ableitungssystematik<br />
lägen utopisch anmutende Leitbilder einer überzogenen Grundwasservorsorge<br />
zugrunde, während die nachteiligen Folgen für die Verwertung mineralischer<br />
Stoffe unterbelichtet würden. Sein verfassungsrechtliches Credo „Aber das<br />
Verfassungsrecht mahnt: Schaut auf zu den Sternen, hab Acht auf die Gassen!“<br />
schränkt der Autor aber sogleich wieder ein, wenn er zutreffend ausführt, dass dem<br />
Gesetzgeber ein hohes Maß an Gestaltungsfreiheit bei der Formulierung umweltrechtlicher<br />
Standards zukommt. Dies ist letztlich darauf zurückzuführen, dass der<br />
Umweltschutz in Art. 20 a GG als Staatszielbestimmung ausformuliert ist und die<br />
Ausfüllung dieses Handlungsauftrages im Einzelnen der weitgesteckten politischen<br />
Gestaltungsfreiheit des Gesetzgebers unterliegt. Dem Gesetzgeber ist es deshalb<br />
auch grundsätzlich freigestellt, ob er die Grundwasservorsorge an Vorstellungen eines<br />
anthropogen unbeeinflussten Wassers, an flächendeckender Trinkwasserqualität<br />
oder an ökologisch optimalen Gewässerzuständen orientiert. Angesichts dieses weit<br />
gesteckten Gestaltungsspielraumes erscheint es zweifelhaft, die gesetzliche Verankerung<br />
des GFS-Konzeptes an dem Verhältnismäßigkeitsgrundsatz scheitern zu lassen.<br />
Eine Betrachtung der Ableitungsmethodik zeigt, dass die GFS-Werte rein vorsorgeorientiert<br />
sind und für den Nachsorgebereich als Kriterien für die Beurteilung altlastenbedingter<br />
Grundwasserschäden ausscheiden müssen. Mangels anderweitig zur<br />
Verfügung stehender Werte im Nachsorgebereich können zur Bewertung bestehender<br />
Grundwasserschäden nach wie vor die LAWA-Prüf- und Maßnahmenwerte von<br />
1994 als Orientierungshilfen herangezogen werden.<br />
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Wegen der weiten Gestaltungsfreiheit des Gesetzgebers, Umweltstandards durch<br />
Normierung auszugestalten, ist es mit nationalem Recht vereinbar, wenn die GFS-<br />
Werte zur Konkretisierung des wasserrechtlichen Besorgnisgrundsatzes gesetzlich<br />
verankert werden. Die Ableitungsmethodik der GFS-Konzeption steht grundsätzlich<br />
auch mit europarechtlichen Vorgaben in Übereinstimmung. Die Ableitung einiger<br />
GFS-Werte bedarf aber im Hinblick auf eine mögliche Übergewichtung ökotoxikologischer<br />
Gesichtspunkte der Überprüfung. Es sollte eine Konvention über tolerable<br />
Konzentrationswerte im Grundwasser unter Berücksichtigung von Nutzungsinteressen<br />
gefunden werden.<br />
Eine 1 : 1-Anwendung der GFS-Werte als Einbauwerte für mineralische Stoffe ist abzulehnen,<br />
weil die GFS-Werte Immissionswerte darstellen, während die Beurteilung<br />
der Verwertung mineralischer Stoffe an der Unterkante des Einbaukörpers anhand<br />
von Emissionswerten erfolgen sollte. In § 2 Abs. 2 Nr. 1 c) BBodSchG hat der Gesetzgeber<br />
ausdrücklich anerkannt, dass dem Boden eine Filter- und Pufferfunktion<br />
zukommt und dass ein natürlicher Rückhalt und Abbau von Schadstoffen im Boden<br />
stattfindet. Dies sollte bei der Ableitung von Einbauwerten und bei der Bestimmung<br />
von Einbauweisen im Zusammenhang mit der Verabschiedung der Ersatzbaustoffverordnung<br />
und des geplanten § 12 a BBodSchG berücksichtigt werden.<br />
5. Verordnung zum Umgang mit wassergefährdenden Stoffen (VUmwS)<br />
Im August 2009 hat das Bundesumweltministerium einen ersten noch unvollständigen<br />
Diskussionsentwurf einer Rechtsverordnung des Bundes zum Umgang mit wassergefährdenden<br />
Stoffen (VUmwS) und einer entsprechenden Verwaltungsvorschrift<br />
zur Einstufung von wassergefährdenden Stoffen (VwVWGK) veröffentlicht.<br />
Bisher war das Recht der wassergefährdenden Stoffe landesrechtlich geregelt. Jedes<br />
der 16 Bundesländer hatte seine eigene VAwS, die auf der Muster-VAwS der<br />
LAWA basierte. Die VUmwS des Bundes verdrängt die landesrechtlichen VAwS und<br />
schafft erstmalig ein bundeseinheitliches Recht der wassergefährdenden Stoffe.<br />
Bemerkenswert ist, dass nicht nur wie bisher Stoffe, wie z.B. Säuren, Laugen, Mineral-<br />
und Teeröle sowie deren Produkte den neuen Regelungen unterfallen sollen,<br />
sondern nach § 3 Abs. 1 Nr. 2 bis 4 VUmwS auch Zubereitungen, Gemische sowie<br />
ausdrücklich auch Abfälle und Ersatzbaustoffe. Ebenfalls bemerkenswert ist, dass<br />
alle Stoffe, für die noch keine Entscheidung über eine Gefährlichkeitseinstufung im<br />
Bundesanzeiger veröffentlicht worden ist, und alle Abfälle und Ersatzbaustoffe, zu<br />
denen die Anlagenbetreiber noch keine Einstufung beim Umweltbundesamt dokumentiert<br />
haben, einem Generalverdacht unterworfen sind: sie gelten bis zu einer veröffentlichten<br />
Entscheidung des UBA oder bis zu einer Dokumentation gemäß § 3<br />
Abs. 2 VUmwS grundsätzlich als stark wassergefährdend nach der Wassergefährdungsklasse<br />
3.<br />
In Kap. 7 des Entwurfs der dazugehörigen Verwaltungsvorschrift VwVWGK sind Kriterien<br />
für die Einstufung von Abfällen und Ersatzbaustoffen aufgeführt. Hiernach sollen<br />
nur solche Ersatzbaustoffe als nicht wassergefährdend eingestuft werden können,<br />
die die Materialwerte für Bodenmaterial 0, Gießereirestsand 0, Gleisschotter 0<br />
und für Schmelzkammergranulat erfüllen. Alle anderen Ersatzbaustoffe und Abfälle<br />
würden generell als wassergefährdend gelten und müssten in eine der Wassergefährdungsklassen<br />
1 bis 3 eingestuft werden.<br />
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Da der Anlagenbegriff in § 2 Nr. 1 VUmwS sehr weit gefasst ist und ausdrücklich<br />
auch Flächen einbezieht, stellt sich die Frage, ob künftig z.B. Deponien, Umlagerungsflächen<br />
und Grundstücke im Flächenrecycling, auf denen Ersatzbaustoffe behandelt<br />
oder gelagert bzw. abgelagert werden, generell als Anlagen zum Umgang<br />
mit wassergefährdenden Stoffen gelten. Die Konsequenzen wären gravierend: die<br />
Betreiber, also auch die Sanierungspflichtigen und die Bauherren, müssten Selbsteinstufungen<br />
nach § 4 VUmwS und Dokumentationen nach § 5 VUmwS beim UBA<br />
vornehmen. Des Weiteren müssten die Betreiberpflichten nach den §§ 11 ff. VUmwS<br />
einschließlich Eignungsfeststellung nach § 63 WHG (neu) erfüllt werden.<br />
Die Selbsteinschätzungs- und Dokumentationspflichten werden die Sanierung von<br />
<strong>Altlasten</strong> und das Flächenrecycling ganz erheblich erschweren, da diese wasserrechtlichen<br />
Pflichten zusätzlich neben die ohnehin bestehenden bodenschutz- und<br />
abfallrechtlichen Untersuchungs-, Sanierungs- und Dokumentationspflichten treten<br />
sollen. Bei der Verwendung mineralischer Stoffe müsste also einerseits eine Einstufung<br />
nach Einbauweisen und Materialwerten gemäß ErsatzbaustoffV oder § 12 a<br />
BBodSchV vorgenommen werden und andererseits bzw. zusätzlich eine Einstufung<br />
in Wassergefährdungsklassen. Dies ist durch nichts gerechtfertigt und damit überflüssig.<br />
6. Ersatzbaustoffverordnung<br />
Bereits im Herbst 2007 hat das Bundesumweltministerium einen Arbeitsentwurf für<br />
eine Ersatzbaustoffverordnung und für einen neuen § 12 a Bundes-Bodenschutzund<br />
<strong>Altlasten</strong>verordnung (BBodSchV) vorgestellt. Mit diesen beiden Rechtsverordnungen<br />
soll die Verwertung mineralischer Stoffe erstmalig auf eine gesetzliche, d.h.<br />
abfall- und bodenschutzrechtliche Grundlage gestellt werden. Bisherige praktische<br />
Grundlage der Verwertung von ca. 240 Mio. t. mineralischer Stoffe in Deutschland<br />
war bzw. ist z.T. immer noch die LAGA-Mitteilung Nr. 20, ein Empfehlungspapier eines<br />
behördlichen Expertengremiums. Nach der Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts<br />
(Tongrubenurteil vom 14.04.2005) ist die LAGA M 20 keine normenkonkretisierende<br />
Verwaltungsvorschrift und bindet weder Behörden, Pflichtige noch<br />
die Gerichte.<br />
Während die ErsatzbaustoffV die Verwendung mineralischer Stoffe in sog. technischen<br />
Bauwerken, d.h. im Straßenbau, bei der Befestigung von Flächen etc. im Blick<br />
hat, soll § 12 a BBodSchV die Verwendung mineralischer Stoffe unterhalb und außerhalb<br />
der durchwurzelbaren Bodenschicht, d.h. im Landschaftsbau, bei der Grubenverfüllung<br />
und bei ähnlichen Maßnahmen regeln. Beide Gesetzesvorhaben werden<br />
erhebliche Auswirkungen auf die Sanierung von <strong>Altlasten</strong> und auf das Flächenrecycling<br />
haben.<br />
Die Arbeitsentwürfe des Bundesumweltministeriums vom November 2007 sind bei<br />
der betroffenen Wirtschaft, in den Fachverbänden, in der Wissenschaft, in einigen<br />
Bundesländern und bei Behörden z.T. auf erhebliche Kritik gestoßen, die folgende<br />
Punkte betreffen:<br />
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<strong>Altlasten</strong><strong>symposium</strong> <strong>2010</strong><br />
11. – 12. März <strong>2010</strong>, Welterbe Zeche Zollverein, Essen<br />
� Neue Grenzwerte werden mit neuen Untersuchungsverfahren (DIN 19528 und<br />
19529) verknüpft, die noch nicht ausreichend validiert sind. Für den Einsatz auf<br />
Baustellen ist das neue Säulenverfahren aufgrund der erheblichen Zeiterfordernisse<br />
nicht geeignet.<br />
� Die Ableitung der neuen Materialwerte auf der Grundlage des umstrittenen<br />
LAWA-GFS-Konzepts ist sehr umstritten. Es wird ein 7-faches Sicherheitskonzept<br />
mit doppeltem Boden und Überbewertung der Vorsorge anstelle der Ressourcenschonung<br />
befürchtet.<br />
� Als Einbauwerte sind ausschließlich Eluat-Werte vorgesehen. Insoweit fehlen<br />
Feststoffwerte zum Schutz vor Staubbelastungen durch Schadstoffe z.B. im<br />
Wegebau, in dem die Möglichkeit des Direktkontakts besteht.<br />
� Eine Verwendung der verschiedenen Ersatzbaustoffe ist nur nach Maßgabe vor<br />
sehr komplizierten Einbautabellen ohne wasserrechtliche Erlaubnis möglich.<br />
Für 17 unterschiedliche Ersatzbaustoffe werden 168 verschiedene Einbauweisen<br />
aufgeführt, die allerdings für neue Verwertungsverfahren nicht offen sind.<br />
� Mangels ausreichender Datenbasis ist eine umfassende Technikfolgenabschätzung<br />
bislang kaum möglich. Deshalb wird in der Verwertungspraxis eine Verschiebung<br />
von Millionen Tonnen von mineralischen Stoffen von der Verwertung<br />
zur Deponierung befürchtet.<br />
Trotz mehrfacher Ankündigungen hat das Bundesumweltministerium die zweiten Arbeitsentwürfe<br />
der geplanten Rechtsverordnungen bislang nicht veröffentlicht. Es<br />
bleibt abzuwarten, ob und in welcher Weise der massiven Kritik gefolgt wird und die<br />
Verordnungsentwürfe an maßgeblichen Stellen überarbeitet werden.<br />
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<strong>Altlasten</strong><strong>symposium</strong> <strong>2010</strong><br />
11. – 12. März <strong>2010</strong>, Welterbe Zeche Zollverein, Essen<br />
Rechtliche Rahmenbedingungen für die Wiedernutzbarmachung<br />
ehemals bergbaulich genutzter Flächen<br />
Rechtsanwalt Gregor Franßen, EMLE (Madrid), Heinemann & Partner, Essen<br />
Rechtsanwältin Birgit Hejma, LL.M., Heinemann & Partner, Essen<br />
I. Einführung<br />
Die Gewinnung von Rohstoffen durch den Bergbau ist regelmäßig mit intensiven<br />
Eingriffen in Natur und Landschaft verbunden. Zuvor bergbaulich genutzte Flächen<br />
haben mitunter aufgrund ihrer Lage und/oder ihrer Größe erhebliche Bedeutung und<br />
großes Potential für die städtebauliche Entwicklung und verschiedenste Nutzungen<br />
(Gewerbe, Wohnungsbau, Freizeit, Natur). Daher stellt die Rekultivierung und Nachnutzung<br />
solcher Flächen zwar häufig tatsächlich wie rechtlich eine Herausforderung<br />
dar, enthält jedoch auch vielfältige Möglichkeiten für den Strukturwandel.<br />
Die rechtlichen Aspekte, die das Geschehen von der beabsichtigten Einstellung des<br />
bergbaulichen Betriebs über die Entscheidung über die beabsichtigte Nachnutzung<br />
und über die Vorbereitung der jeweiligen Fläche für die Nachnutzung bis hin zum<br />
Beginn der Nachnutzung begleiten und beeinflussen, sind angesichts der Vielzahl<br />
möglicher Fallkonstellationen, der Vielzahl der möglicherweise maßgeblichen Akteure<br />
(bergbaulicher Unternehmer, Bergbehörde, Standortgemeinde, potentielle<br />
Nachnutzer, für die Nachnutzung zuständige Behörde, Konkurrenten potentieller<br />
Nachnutzer, Nachbarn, Nachbargemeinden, Umweltverbände, sonstige an der Realisierung<br />
oder der Verhinderung einer bestimmten Nachnutzung Interessierte) und<br />
angesichts der Vielzahl relevanter Rechtsgebiete nahezu unendlich. Eine Auswahl<br />
bestimmter Fragestellungen und Fokussierung darauf ist daher geboten.<br />
Im vorliegenden Beitrag sollen daher aus der Themenvielfalt die folgenden rechtlichen<br />
Aspekte herausgegriffen und näher dargestellt werden:<br />
− Inhalt der bergrechtlichen Pflicht zur Wiedernutzbarmachung<br />
− Verhältnis zur Bauleitplanung von Gemeinden<br />
− Einsatz von Abfällen zur bergrechtlichen Wiedernutzbarmachung<br />
− Konkretisierung der Wiedernutzbarmachungspflicht durch bodenschutzrechtliche<br />
Standards<br />
− öffentlich-rechtliche Verantwortlichkeit für bergbaubedingte Risiken für die<br />
Nachnutzung.<br />
II. Die bergrechtliche Pflicht zur Wiedernutzbarmachung<br />
Die Betrachtung der rechtlichen Rahmenbedingungen für die Wiedernutzbarmachung<br />
ehemals bergbaulich genutzter Flächen beginnt unweigerlich mit dem bergrechtlichen<br />
Regelwerk, soweit es sich mit der Frage beschäftigt, wie ein bergbaulicher<br />
Unternehmer die von ihm für sein bergbauliches Vorhaben in Anspruch genommenen<br />
Flächen nach der Betriebseinstellung zu hinterlassen hat.<br />
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<strong>Altlasten</strong><strong>symposium</strong> <strong>2010</strong><br />
11. – 12. März <strong>2010</strong>, Welterbe Zeche Zollverein, Essen<br />
1. Das Allgemeine Berggesetz von 1865<br />
Bereits das Allgemeine Berggesetz 1 (ABG) vom 24. Juni 1865 hatte den<br />
Regelungsbedarf für die Wiedernutzbarmachung bergbaulich genutzter Flächen erkannt.<br />
Gemäß § 71 AGB musste der Bergwerksbesitzer eine Einstellung des Bergwerksbetriebs<br />
mindestens 3 Monate vorher anzeigen (Abs. 1) und unverzüglich einen Betriebsplan<br />
für die erforderlichen Abschlussarbeiten vorlegen (Abs. 3 Satz 1). Als Betriebsplan<br />
unterlag dieser Abschlussbetriebsplan gemäß § 71 Abs. 3 Satz 2 i.V.m.<br />
§ 67 Abs. 3 AGB der Prüfung durch die Bergbehörde. Widersprach die Bergbehörde<br />
dem Abschlussbetriebsplan nicht innerhalb von 14 Tagen, war der Bergwerksbesitzer<br />
gemäß § 68 Abs. 1 AGB zur Ausführung befugt. Erhob die Bergbehörde hingegen<br />
fristgerecht Einspruch, hatte sie dem Bergwerksbesitzer Gelegenheit zur Erörterung<br />
zu geben (§ 68 Abs. 2 AGB) und ggf. das Einvernehmen mit der zuständigen<br />
Fachaufsichtsbehörde herbeizuführen oder – falls ein Einvernehmen nicht erzielt<br />
werden konnte – nach eigenem Ermessen zu entscheiden (§ 68 Abs. 3 AGB). War<br />
auch mit dem Bergwerksbesitzer keine Verständigung über die bergbehördlichen<br />
Beanstandungen zu erreichen, setzte die Bergbehörde entweder die notwendigen<br />
Änderungen, Bedingungen und Auflagen fest (§ 68 Abs. 4 AGB) oder untersagte die<br />
Ausführung des Abschlussbetriebsplans (§ 68 Abs. 6 AGB).<br />
Maßstab für die Entscheidung der Bergbehörde über den Abschlussbetriebsplan war<br />
gemäß § 71 Abs. 3 Satz 2 i.V.m. § 67 Abs. 4 i.V.m. § 196 Abs. 2 Var. 5 AGB die Sicherung<br />
und Ordnung der Oberflächennutzung und Gestaltung der Landschaft nach<br />
dem Abbau.<br />
2. Das Bundesberggesetz von 1980<br />
Diese Vorschriften des AGB schreibt das Bundesberggesetz 2 (BBergG) vom 13. August<br />
1980 seit seinem Inkrafttreten am 01.01.1982 fort.<br />
a) Die Vorgaben der §§ 50, 53 und 55 BBergG<br />
Gemäß § 50 Abs. 2 Satz 1 i.V.m. Abs. 1 Satz 1BBergG hat der Unternehmer eines<br />
Aufsuchungs-, Gewinnungs- oder Aufbereitungsbetriebs der zuständigen Behörde<br />
die Einstellung des Betriebs rechtzeitig, spätestens zwei Wochen vor Beginn der beabsichtigten<br />
Einstellung anzuzeigen. Die Anzeigepflicht entfällt, wenn ein Betriebsplan<br />
eingereicht wird, § 50 Abs. 1 Satz 3 BBergG.<br />
Gemäß § 53 Abs. 1 Satz 1 BBergG ist für die Einstellung eines Betriebs ein Abschlussbetriebsplan<br />
aufzustellen, der u.a. (1.) eine genaue Darstellung der technischen<br />
Durchführung der beabsichtigten Betriebseinstellung, (2.) den Nachweis der<br />
Erfüllung der in § 55 Abs. 1 Satz 1 Nrn. 2 bis 13 und Abs. 2 BBergG bezeichneten<br />
Voraussetzungen und (3.) Angaben über eine Beseitigung der betrieblichen Anlagen<br />
und Einrichtungen oder über deren anderweitige Verwendung enthalten muss.<br />
1 PrGS. NW., S. 164.<br />
2 BGBl. I, Nr. 48 v. 20.08.1980, S. 1310 ff., zuletzt geändert durch Art. 15a des Gesetzes vom<br />
31.07.2009, BGBl. I, Nr. 51 v. 06.08.2009, S. 2585, 2619.<br />
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<strong>Altlasten</strong><strong>symposium</strong> <strong>2010</strong><br />
11. – 12. März <strong>2010</strong>, Welterbe Zeche Zollverein, Essen<br />
Für die Entscheidung über die Zulassung eines Abschlussbetriebsplans ordnet § 55<br />
Abs. 2 Satz 1 Nr. 2 BBergG die entsprechende Anwendung des § 55 Abs. 1 Satz 1<br />
Nrn. 2 bis 13 BBergG mit der Maßgabe an, dass (u.a.) die Wiedernutzbarmachung<br />
der Oberfläche in der vom einzustellenden Betrieb in Anspruch genommenen Fläche<br />
sichergestellt sein muss. 3 Neben den entsprechend anzuwendenden Zulassungsvoraussetzungen<br />
des § 55 Abs. 1 Satz 1 BBergG Nrn. 2 bis 13 BBergG ist bei der Entscheidung<br />
der Bergbehörde über die Zulassung eines Abschlussbetriebsplans auch<br />
§ 48 Abs. 2 Satz 1 BBergG anzuwenden, wonach die zuständige Behörde eine Aufsuchung<br />
oder Gewinnung beschränken oder untersagen kann, soweit ihr überwiegende<br />
öffentliche Interessen entgegenstehen. 4<br />
b) Inhalt der Pflicht zur Wiedernutzbarmachung<br />
Unter Widernutzbarmachung i.S.d. § 55 Abs. 2 Satz 1 Nr. 2 BBergG ist gemäß der<br />
Legaldefinition des § 4 Abs. 4 BBergG die ordnungsgemäße Gestaltung der vom<br />
Bergbau in Anspruch genommenen Oberfläche unter Beachtung des öffentlichen Interesses<br />
zu verstehen. In seinem „Tongrube II“-Urteil bestimmte das BVerwG den<br />
Inhalt der bergrechtlichen Wiedernutzbarmachungspflicht unter Verweis auf § 4<br />
Abs. 4 BBergG dahin, dass im öffentlichen Interesse ein Zustand wiederherzustellen<br />
sei, der dem früheren Zustand gleichkomme oder eine andere Nutzung der Oberfläche<br />
ermögliche. 5<br />
Die Wiedernutzbarmachung besteht jedoch nicht notwendig in der Wiederherstellung<br />
des/der vor Beginn des Abbaus bestehenden Zustands oder Oberfläche. 6 Die stellte<br />
auch die Bundesregierung in ihrer Begründung zu § 2 Abs. 1 Nr. 2 BBergG klar:<br />
„Unter Wiedernutzbarmachung der Oberfläche ist nicht unbedingt die Wiederherstellung<br />
des vor Beginn des Abbaus bestehenden Zustandes der Oberfläche […] zu verstehen.“<br />
7<br />
Die Gestaltung in dem nach den Umständen des Einzelfalls gebotenen Ausmaß<br />
umfasst vielmehr diejenigen Vorkehrungen und Maßnahmen, die erforderlich sind,<br />
um eine künftige geplante Nutzung zu gewährleisten, d.h. vorzubereiten und zu ermöglichen.<br />
Nicht erforderlich sind Vorkehrungen und Maßnahmen, die die künftige<br />
Nutzung bereits aufnehmen. Auch ein Zurverfügungstellen der Fläche zur unmittelbaren<br />
Aufnahme der Folgenutzung ist nicht gefordert. Es ist vielmehr ausreichend, dass<br />
sich die durch die Wiedernutzbarmachung gestaltete Fläche für eine sinnvolle andere<br />
Nutzung eignet. 8 In den Worten der Begründung der Bundesregierung zu § 2 Abs. 1<br />
Nr. 2 ihres BBergG-Entwurfs: „Unter Wiedernutzbarmachung der Oberfläche […] sind<br />
3<br />
OVG Lüneburg, Beschl. v. 21.10.2008 – 7 ME 170/07 – „Steinsalzbergwerk Niedersachsen-Riedel“,<br />
NuR 2009, 58, 59 (li. Sp.).<br />
4<br />
Vgl. BVerwG, Urt. v. 14.04.2005 – 7 C 26.03 – „Tongrube II“, DVBl. 2005, 923, 925, mit dem<br />
Argument, dass es bei der abschlussbetriebsplanpflichtigen Betriebseinstellung nicht mehr um die<br />
Rohstoffgewinnung gehe, weshalb die Rohstoffsicherungsklausel des § 48 Abs. 1 Satz 2 BBergG<br />
nicht einschlägig sei und entgegenstehende öffentliche Interessen i.S.d. § 48 Abs. 2 Satz 1 BBergG<br />
eher verstärkt berücksichtigt werden könnten; vgl. ferner Kühne, DVBl. 2006, 1219, 1220, unter<br />
Verweis auf Entstehungsgeschichte und Normzweck.<br />
5<br />
BVerwG, Urt. v. 14.04.2005 – 7 C 26.03 – „Tongruben-Urteil II“, NVwZ 2005, 954.<br />
6<br />
OVG NRW, Urt. v. 15.05.1998 – 21 A 6726/95 –, ZfB 1998, 160, 168; Knöchel, ZfB 1996, 44, 54.<br />
7<br />
BT-Drs. 8/1315, S. 76.<br />
8<br />
OVG NRW, Urt. v. 15.05.1998 – 21 A 7553/95 –, ZfB 1998, 146, 158; Urt. v. 15.05.1998 – 21 A<br />
6726/95 –, ZfB 1998, 160, 167 f.; Knöchel, ZfB 1996, 44, 54.<br />
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<strong>Altlasten</strong><strong>symposium</strong> <strong>2010</strong><br />
11. – 12. März <strong>2010</strong>, Welterbe Zeche Zollverein, Essen<br />
die Vorkehrungen und Maßnahmen zu verstehen, die erforderlich sind, um die für die<br />
Zeit nach dem Abbau oder nach Einstellung eines Aufbereitungsbetriebes geplante<br />
Nutzung etwa zu landwirtschaftlichen, forstwirtschaftlichen oder Erholungszwecken<br />
zu gewährleisten; Wiedernutzbarmachung ist also mit der in diesem Zusammenhang<br />
oft unrichtigerweise genannten Rekultivierung nicht zu verwechseln.“ 9<br />
Es besteht auch keine Pflicht zum Vorsehen von Alternativen für den Fall des Ausbleibens<br />
der bei der Oberflächengestaltung zugrunde gelegten künftigen (Folge-<br />
)Nutzung. 10<br />
Welche Vorkehrungen und Maßnahmen im Einzelfall von der Wiedernutzbarmachungspflicht<br />
umfasst werden, ist also nicht im Einzelnen durch die bergrechtlichen<br />
Vorschriften vorgegeben, sondern ist vom Unternehmer im Zusammenwirken mit der<br />
Bergbehörde unter Berücksichtigung aller eine etwaige Folgenutzung der Fläche betreffenden<br />
Rechtsnormen, insbesondere solchen des Raumordnungs- und Planungsrechts<br />
(„ordnungsgemäß“ i.S.d. § 4 Abs. 4 BBergG), sowie unter Berücksichtigung<br />
aller sonstigen ein öffentliches Interesse i.S.d. § 4 Abs. 4 BBergG abbildenden Umstände<br />
zu ermitteln. 11<br />
Ist eine bestimmte anderweitige Folgenutzung weder konkret geplant noch sonst absehbar,<br />
muss der Unternehmer die Oberfläche zumindest als betretbare Grünfläche<br />
wiederherrichten. 12 Wie die Herrichtung als Grünfläche im Einzelnen auszusehen<br />
hat, bestimmt sich auch nach dem Zusammenspiel von Bergrecht mit Naturschutzrecht,<br />
insbesondere mit der naturschutzrechtlichen Eingriffsausgleichspflicht. 13<br />
Regelmäßig werden daher erhebliche Spielräume bei der Ausgestaltung der konkreten<br />
Wiedernutzbarmachung bestehen, die vor allem der Unternehmer nutzen<br />
kann. 14<br />
c) Reichweite und Geltungsdauer der Wiedernutzbarmachungspflicht<br />
Die Anforderungen des § 55 Abs. 2 Satz 1 i.V.m. Abs. 1 Satz 1 Nrn. 2 bis 13 und des<br />
§ 48 Abs. 2 Satz 1 BBergG sind im Rahmen der Entscheidung über die Zulassung<br />
eines Abschlussbetriebsplans unabhängig davon einzuhalten, ob es um betriebsbedingte,<br />
also durch die Aufsuchung oder die Gewinnung verursachte, Auswirkungen<br />
geht oder um einstellungsbedingte Auswirkungen, also solche, die gerade durch die<br />
im Abschlussbetriebsplan vorgesehenen Tätigkeiten verursacht werden. Ebenso wenig<br />
kommt es darauf an, ob der die Zulassung des Abschlussbetriebsplans beantragende<br />
Betreiber die die Auswirkungen verursachende Tätigkeit ausgeübt hat oder<br />
ein anderer, der früher der Unternehmer des Betriebs war. Die durch die gesamte<br />
Bergbautätigkeit hervorgerufenen Probleme sind also bis zu dem mit der Durchführung<br />
des Abschlussbetriebsplans markierten Endpunkt zu lösen, was bereits im<br />
Verfahren über die Zulassung des Abschlussbetriebsplans sicherzustellen ist. 15<br />
9<br />
BT-Drs. 8/1315, S. 76.<br />
10<br />
OVG NRW, Urt. v. 15.05.1998 – 21 A 6726/95 –, ZfB 1998, 160, 168.<br />
11<br />
Vgl. Viertel, ZfW 2002, 69, 78; Attendorn, AbfallR 2005, 215, 219.<br />
12<br />
Knöchel, ZfB 1996, 44, 54.<br />
13<br />
Wilde, DVBl. 1998, 1321, 1323.<br />
14<br />
Vgl. Knöchel, ZfB 1996, 44, 54 ff.<br />
15<br />
Vgl. BVerwG, Urt. v. 09.11.1995 – 4 C 25.94 – „Rammelsberg“, BVerwGE 100, 31, 39 f.<br />
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<strong>Altlasten</strong><strong>symposium</strong> <strong>2010</strong><br />
11. – 12. März <strong>2010</strong>, Welterbe Zeche Zollverein, Essen<br />
Zudem bilden die öffentlichen Interessen, die gemäß § 48 Abs. 2 Satz 1 BBergG bei<br />
der Entscheidung über die Zulassung eines Abschlussbetriebsplans gewahrt sein<br />
müssen, einen Auffangtatbestand, aufgrund dessen solche Belange zu prüfen und<br />
abzuarbeiten sind, die nicht bereits durch § 55 BBergG erfasst werden und die nicht<br />
in anderen, mangels Konzentrationswirkung der bergrechtlichen Entscheidung selbständig<br />
durchzuführenden Zulassungsverfahren abgearbeitet werden. Zu ihnen gehören<br />
einerseits öffentlich-rechtliche Vorschriften, die – wie z.B. das Immissionsschutzrecht,<br />
das Abfallrecht und das Bodenschutzrecht – im öffentlichen Interesse<br />
und ggf. auch im privaten Interesse Einzelner Anforderungen an die abschlussbetriebsplanpflichtigen<br />
Maßnahmen stellen. 16 Zum anderen gehören dazu die Interessen<br />
der (Oberflächen-)Eigentümer, deren (Grund-)Eigentum im Falle der Durchführung<br />
der zur Zulassung gestellten betriebsplanpflichtigen Maßnahmen entweder in<br />
einem unverhältnismäßigen Ausmaß von schadenverursachenden Einwirkungen betroffen<br />
wäre. 17<br />
Die auf die Betriebseinstellung und auf die daran anschließende Nachsorgephase<br />
bezogenen Anforderungen des § 55 Abs. 2 Satz 1 i.V.m. Abs. 1 Satz 1 Nrn. 2 bis 13<br />
und des § 48 Abs. 2 Satz 1 BBergG führen daher dazu, dass der Betreiber eines<br />
Gewinnungsbetriebs dazu verpflichtet ist, erhebliche nachteilige Auswirkungen auf<br />
die Oberfläche und dadurch vermittelt auf weitere Rechtsgüter Dritter in dem im Einzelfall<br />
erforderlichen Umfang zu vermeiden, soweit die nachteiligen Auswirkungen<br />
durch den ehemaligen Gewinnungsbetrieb oder durch die Betriebseinstellung verursacht<br />
werden. Soweit sich nachträglich herausstellt, dass die im Abschlussbetriebsplan<br />
beschriebenen Maßnahmen erheblichen nachteiligen Auswirkungen i.S.d. § 55<br />
Abs. 2 Satz 1 i.V.m. Abs. 1 Satz 1 Nrn. 2 bis 13 und i.S.d § 48 Abs. 2 Satz 1 BBergG<br />
nur unzureichend begegnen, sind entweder nachträgliche Auflagen gemäß § 56<br />
Abs. 1 Satz 2 BBergG in die Abschlussbetriebsplanzulassung aufzunehmen oder<br />
Anordnungen gemäß § 71 Abs. 1 BBergG zu erlassen. Das gilt solange, bis nach allgemeiner<br />
Erfahrung nicht mehr damit zu rechnen ist, dass durch den Betrieb Gefahren<br />
für Leib und Gesundheit Dritter oder gemeinschädliche Einwirkungen eintreten<br />
werden. Denn (erst) mit dem dann möglichen Ende der Bergaufsicht gemäß § 69<br />
Abs. 2 BBergG endet auch die Anwendbarkeit des Bergrechts. Damit wird also die<br />
Pflicht des Unternehmers, den Anforderungen des § 55 Abs. 2 Satz 1 i.V.m. Abs. 1<br />
Satz 1 Nrn. 2 bis 13 und des § 48 Abs. 2 Satz 1 BBergG gerecht zu werden und ggf.<br />
die erforderlichen Maßnahmen zu ergreifen, bis zum Ende der Bergaufsicht prolongiert.<br />
d) Typische zu bewältigende Probleme<br />
Zu den erheblichen nachteiligen Auswirkungen i.S.d. § 55 Abs. 2 Satz 1 i.V.m. Abs. 1<br />
Satz 1 Nrn. 2 bis 13 und des § 48 Abs. 2 Satz 1 BBergG, gegen die bei Einstellung<br />
eines Betriebs im erforderlichen Umfang Vorsorge zu treffen ist, gehören abbaubedingte<br />
(weitere) Erschütterungen, Ausgasungen und Senkungen der Tagesoberfläche<br />
und dadurch verursachte Gebäude- und andere Sachschäden und Vorflutstö-<br />
16 Vgl. BVerwG, Urt. v. 04.07.1986 – 4 C 31.84 – „Altenberg“, BVerwGE 74, 315, 322 f. und 326 f.;<br />
BVerwG, Urt. v. 14.04.2005 – 7 C 26.03 – „Tongrube II“, DVBl. 2005, 923, 925.<br />
17 Vgl. BVerwG, Urt. v. 16.03.1989 – 4 C 36.85 – „Moers-Kapellen“, BVerwGE 81, 329, 339 ff.;<br />
BVerwG, Urt. v. 29.06.2006 – 7 C 11.05 – „Garzweiler“, BVerwGE 126, 205, 210 ff. Enteignungen<br />
haben bei Abschlussbetriebsplänen keine Relevanz.<br />
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rungen ebenso wie einstellungsbedingte – Hebungen der Tagesoberfläche (z.B. infolge<br />
der Einstellung/Reduzierung der Wasserhaltungsmaßnahmen), der Aufstieg<br />
schadstoffbelasteten (Grund-) Wassers in unbelastete Grundwasserzonen, in unbelasteten<br />
Boden oder an die Tagesoberfläche, die Mineralisation von Grund-<br />
/Trinkwasser, Ausgasungen und Tagesbrüche infolge unzureichender Schachtverfüllungen<br />
und sonstiger unzureichender Verfüllmaßnahmen. 18<br />
e) Einflussnahmemöglichkeiten der Standortgemeinde<br />
Insbesondere die Standortgemeinde kann mitunter ein erhebliches Interesse daran<br />
haben, die konkreten Einzelheiten der vom Unternehmer durchgeführten Wiedernutzbarmachung<br />
zu beeinflussen.<br />
Da eine Gemeinde nicht gleichsam in Prozessstandschaft für ihre Einwohner auftreten<br />
darf, weil die Einwohner ihre Rechte selber geltend machen müssen, scheidet die<br />
für den Abschlussbetriebsplan geltende Zulassungsvoraussetzung des § 55 Abs. 1<br />
Nr. 3 BBergG (Schutz Dritter vor Gefahren für Leben und Gesundheit) als „Hebel“<br />
aus. 19<br />
Allerdings bietet § 55 Abs. 2 Satz 1 Nr. 2 i.V.m. § 4 Abs. 4 BBergG mit dem Tatbestandsmerkmal<br />
„Beachtung des öffentlichen Interesses“ einen Ansatzpunkt für die<br />
Standortgemeinde, denn ihre durch Art. 28 Abs. 2 GG als Teil ihrer kommunalen<br />
Selbstverwaltungsgarantie geschützte Planungshoheit ist Teil der zu beachtenden<br />
öffentlichen Interessen. Gleiches gilt auch für die „öffentlichen Interessen“ i.S.d. § 48<br />
Abs. 2 Satz 1 BBergG. Beide Vorschriften gebieten, dass es bei der zur Zulassung<br />
gestellten Wiedernutzbarmachung zu keiner unverhältnismäßigen Beeinträchtigung<br />
der Planungshoheit der betroffenen Gemeinde kommen darf. Voraussetzung ist aber<br />
jedenfalls eine konkretisierte planerische Vorstellung, die dem Abschlussbetriebsplan<br />
des Unternehmers entgegensteht bzw. dessen Inhalt zu beeinflussen geeignet ist.<br />
Denn allein das gemeindliche Interesse, sich abstrakt Planungsmöglichkeiten offenzuhalten,<br />
ist kein schützenswertes öffentliches Interesse. 20<br />
Einfluss nehmen kann die Gemeinde also vor allem über ihre Bauleitplanung i.S.d.<br />
§ 1 Abs. 2 BauGB. 21 Durch entsprechende Darstellungen und Festsetzungen in Flächennutzungs-<br />
und Bebauungsplänen könnte die Gemeinde versuchen, die öffentlichen<br />
Interesses i.S.d. §§ 4 Abs. 4 und 48 Abs. 2 Satz 1 BBergG zu Gunsten eines<br />
hochwertigen Nachnutzungsziels zu prägen, um so die Anforderungen an die Wiedernutzbarmachung<br />
streng zu fassen. Solche Versuche, eine „Luxussanierung“<br />
durch eigene Planungen gegenüber der Abschlussbetriebsplanung durchzusetzen,<br />
werden aber relativ schnell an die Grenzen stoßen, die der gemeindlichen Planung<br />
durch das Gebot der Erforderlichkeit gemäß § 1 Abs. 3 Satz 1 BauGB, durch das<br />
Gebot zur Berücksichtigung der allgemeinen Anforderungen an gesunde Wohn- und<br />
18 Vgl. Kühne, DVBl. 2006, 1219; Knöchel, Markscheidewesen 2008, 26 ff.; Boldt/Weller, BBergG,<br />
1984, § 69 Rn. 21.<br />
19 OVG Lüneburg, Beschl. v. 21.10.2008 – 7 ME 170/07 – „Steinsalzbergwerk Niedersachsen-Riedel“,<br />
NuR 2009, 58, 59 (li. Sp.).<br />
20 OVG Lüneburg, Beschl. v. 21.10.2008 – 7 ME 170/07 – „Steinsalzbergwerk Niedersachsen-Riedel“,<br />
NuR 2009, 58, 59 (re. Sp.).<br />
21 Zum Verhältnis einer bergrechtlichen Betriebsplanzulassung zu raumordnerischen Vorgaben vgl.<br />
VG Köln, Urt. v. 15.03.2007 – 1 K 1469/05 –, zitiert nach juris.<br />
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Arbeitsverhältnisse und die Sicherheit der Wohn- und Arbeitsbevölkerung gemäß § 1<br />
Abs. 6 Nr. 1 BauGB 22 und durch das Abwägungsgebot gemäß § 1 Abs. 7 BauGB<br />
gezogen sind. Die bergrechtliche Zulassungsentscheidung, die sich insoweit maßgeblich<br />
an den §§ 4 Abs. 4 und 48 Abs. 2 Satz 1 BBergG ausrichtet, wird jedenfalls<br />
die Verhältnismäßigkeit solcher planerischen Vorstellungen der Standortgemeinde<br />
berücksichtigen müssen.<br />
III. Einsatz von Abfällen zur Wiedernutzbarmachung<br />
Häufig werden in bergbaulichen Betrieben auch Abfälle eingesetzt, um die Wiedernutzbarmachungspflicht<br />
zu Erfüllen.<br />
Bei untertägigen Betrieben dient der Einsatz von Abfällen häufig dazu, die durch die<br />
Aufsuchung und Gewinnung geschaffenen Hohlräume aus bergsicherheitlichen<br />
Gründen zu verfüllen (Versatz), um u.a. die Standsicherheit der Oberfläche zu gewährleisten.<br />
Insoweit sind die rechtlichen Rahmenbedingungen im Wesentlichen in<br />
der VersatzV 23 geregelt.<br />
Bei Tagebaubetrieben, die zum Teil erhebliche Restlöcher hinterlassen, dient der<br />
Einsatz von Abfällen dazu, ein geeignetes Oberflächenniveau und -profil herzustellen.<br />
Wirtschaftlich ist der Einsatz von Abfällen attraktiv, weil so auch bei der Verfüllung<br />
Einnahmen erzielt werden können. Dies gilt v.a. für Tongruben. Entweder werden<br />
die Abfälle ohne besondere Sicherungsmaßnahmen in das Restloch eingebracht<br />
(„offener Einbau“), und auf die Verfüllung werden eine Dichtungsschicht (i.d.R. aus<br />
dem zuvor gewonnenen Ton) sowie eine Rekultivierungsschicht mit Bepflanzung<br />
aufgetragen. Oder es werden (bei höherer Schadstoffbelastung des Verfüllmaterials)<br />
zusätzlich technische Sicherungsmaßnahmen v.a. zum Untergrund und zu den Seiten<br />
hin ausgeführt („technische Verfüllbauwerke“). 24 Die rechtlichen<br />
Rahmenbedingungen für den Einsatz von Abfällen zwecks Wiedernutzbarmachung<br />
von Tagebau-Restlöchern durch Verfüllung sind seit Jahren ebenso unklar wie umstritten,<br />
nur langsam lichtet sich der Nebel durch obergerichtliche Entscheidungen.<br />
Tagebau-Restlöcher wie Tongruben sind daher ein gutes Beispiel, um die Komplexität<br />
des Zusammenwirkens verschiedener Rechtsnormen bei der Wiedernutzbarmachung<br />
bergbaulich genutzter Flächen zu veranschaulichen.<br />
Geklärt ist der rechtliche Ausgangspunkt, dass Bergrecht die Anforderungen an den<br />
Einsatz von Abfällen zum Zwecke der Wiedernutzbarmachung nicht regelt, so dass<br />
gemäß § 3 Abs. 1 Nr. 10 BBodSchG Bodenschutzrecht gilt, das über § 48 Abs. 2<br />
Satz 1 BBergG bei der Entscheidung über Betriebsplanzulassungen Anwendung findet.<br />
25 Die wesentlichen weitgehend noch ungeklärten Rechtsfragen lauten: Wie viel<br />
Organik darf im Verfüllmaterial sein? Darf Abfall, der kein Bodenmaterial ist, verfüllt<br />
22 Nach ständiger Rechtsprechung des BGH ist es eine Amtspflicht der Gemeinde, bei der Aufstellung<br />
von Bebauungsplänen Gesundheitsgefahren zu verhindern, die den zukünftigen Bewohnern des<br />
Plangebiets aus dessen Bodenbeschaffenheit drohen: BGH, Urt. v. 14.10.1993 – III ZR 157/92 –,<br />
zitiert nach juris, m.w.N.; BGH, Beschl. v. 25.09.1997 – III ZR 273/96 –, NVwZ 1998, 318 f.<br />
23 Verordnung über den Versatz von Abfällen unter Tage (Versatzverordnung – VersatzV) v. 24. Juli<br />
2002, BGBl. I, Nr. 52 v. 29.07.2002, S. 2833 ff., zuletzt geändert durch Art. 11 des Gesetzes vom 15.<br />
Juli 2006, BGBl. I, Nr. 34 v. 20.07.2006, S. 1619, 1624.<br />
24 Vgl. den Sachverhalt bei OVG Koblenz, Urt. v. 19.11.2007 – 1 A 10706/05.OVG –, ZfB 2008, 147 ff.<br />
25<br />
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<strong>Altlasten</strong><strong>symposium</strong> <strong>2010</strong><br />
11. – 12. März <strong>2010</strong>, Welterbe Zeche Zollverein, Essen<br />
werden? Gelten die Vorsorgewerte des Anhangs 2 Nr. 4 BBodSchV im<br />
Verfüllmaterial?<br />
1. Maximal zulässiger Organikgehalt im Verfüllmaterial<br />
Die erste Frage (maximal zulässiger Organikgehalt) ist abfallrechtlich zu beantworten:<br />
Eine Verfüllung ist nach Bergrecht nur zulassungsfähig, wenn sie sich abfallrechtlich<br />
als Verwertungsmaßnahme darstellt. Wäre sie eine Beseitigungsmaßnahme,<br />
müsste gemäß § 31 Abs. 2 KrW-/AbfG ein Planfeststellungsverfahren für<br />
eine Deponie durchgeführt werden. Eine Verfüllung kann nur eine stoffliche Verwertung<br />
i.S.d. § 4 Abs. 3 Satz 1 KrW-/AbfG sein. Eine solche liegt u.a. vor, wenn Rohstoffe<br />
durch die Nutzung stofflicher Eigenschaften der Abfälle für andere als den ursprünglichen<br />
Zweck ersetzt werden und der Hauptzweck der Maßnahme in der Nutzung<br />
des Abfalls und nicht in der Beseitigung des Schadstoffpotentials liegt. Auch die<br />
Nutzung des Volumens von Abfällen ist eine stoffliche Eigenschaft, die im Falle der<br />
Verfüllung für die Erfüllung der bergrechtlichen Wiedernutzbarmachungspflicht genutzt<br />
wird. 26<br />
Der Verwertungserfolg muss sich freilich bei der Verfüllung einstellen (können). Ist<br />
der Organikanteil im Verfüllmaterial aber hoch und reaktionsfähig, so finden im<br />
Verfüllmaterial nach Einbringung in das Restloch noch Rotteprozesse u.ä. statt, die<br />
v.a. zu (Methan-)Gasbildung und Setzungen führen. Dann sind entweder die Setzungen<br />
abzuwarten und das Gas zu fassen und abzuleiten, weil andernfalls Schäden<br />
der Dichtungs- oder Rekultivierungsschicht drohen. Oder die Dichtungs- und die Rekultivierungsschicht<br />
werden aufgebracht, jedoch müssen technische Vorkehrungen<br />
getroffen werden, dass das Gas nicht austritt und die Setzungen die darüber liegenden<br />
Schichten nicht beeinträchtigen. Das zeigt: Im Zeitpunkt der Einbringung weist<br />
Material mit einem hohen organischen reaktionsfähigen Anteil nicht die Eigenschaften<br />
auf, um eine dauerhaft volumenstabile Verfüllung gewährleisten zu können. Der<br />
Verwertungserfolg kann also nicht erzielt werden. Wo die „Organik-Grenze“ liegt,<br />
hängt v.a. vom Reaktionspotential der organischen Fracht ab. Eine Orientierung<br />
dürfte der nach Deponierecht grundsätzlich maximal zulässige Feststoff-TOC-Wert<br />
von 6 Masse% für Klasse III-Deponien bieten (vgl. Anhang 3 Nr. 2 Tabelle 2 Nr. 1.02<br />
Spalte 8 DepV 27 ) und für Versatzarbeiten in untertägigen Grubenbauen (vgl. § 4<br />
Abs. 1 Satz 1 i.V.m. Anlage 2 Tabelle 1a VersatzV). 28<br />
26 Zuletzt BVerwG, Urt. v. 14.04.2005 – 7 C 26.03 – „Tongrube II“, DVBl. 2005, 923, 925.<br />
27 Verordnung über Deponien und Langzeitlager (Deponieverordnung – DepV), verkündet als Art. 1<br />
der Verordnung zur Vereinfachung des Deponierechts v. 27. April 2009, BGBl. I. Nr. 22 v. 29.04.2009,<br />
S. 90 ff.<br />
28 Vgl. auch die Begründung der Bundesregierung zu den §§ 10 und 11 ihres DepV-Entwurfs: BT-Drs.<br />
16/10330 v. 24.09.2008, S. 61 (re. Sp.). Danach können die auf Deponien seit dem 01.06.2005<br />
abgelagerten Abfälle (außer den mechanisch-biologisch behandelten Abfälle) aufgrund der seit<br />
diesem Zeitpunkt geltenden strengen Begrenzung des organischen Anteils (u.a. maximal 6 Masse-%<br />
TOC gemäß Anhang 3 DepV a.F. für DK III-Deponien) als mineralisch gelten.<br />
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<strong>Altlasten</strong><strong>symposium</strong> <strong>2010</strong><br />
11. – 12. März <strong>2010</strong>, Welterbe Zeche Zollverein, Essen<br />
2. h.M.: Kein Nicht-Bodenmaterial und Geltung der Vorsorgewerte<br />
Die zweite und die dritte Frage (Nicht-Bodenmaterial, Vorsorgewerte) beantwortet die<br />
h.M. im Ausgangspunkt naturschutzrechtlich unter Zuhilfenahme des Bodenschutzrechts.<br />
Der Tagebaubetrieb einschließlich des Abbaus der Tonlagerstätte sei ein Eingriff<br />
i.S.d. § 14 Abs. 1 BNatSchG n.F. 29 Da natürlich anstehender Boden (inkl. Tonschichten)<br />
abgetragen werde, gebiete es die naturschutzrechtliche Eingriffsausgleichspflicht,<br />
Boden wiederherzustellen. Dabei seien die natürlichen Bodenfunktionen<br />
gleichwertig wiederherzustellen, die der natürlich anstehende, vom Gewinnungsbetrieb<br />
abgetragene Boden wahrgenommen habe – u.a. die natürlichen Bodenfunktionen<br />
i.S.d. § 2 Abs. 2 Nr. 1 Buchst. c) BBodSchG 30 (Filter-, Puffer- und Stoffumwandlungsfunktionen).<br />
Da nur Bodenmaterial natürliche Bodenfunktionen wahrnehmen<br />
könne, dürfe nur Bodenmaterial verfüllt werden. 31 Daher entstehe im Zuge der Verfüllung<br />
Boden i.S.d. § 2 Abs. 1 BBodSchG, der natürliche Bodenfunktionen i.S.d. § 2<br />
Abs. 2 Nr. 1 BBodSchG wahrnehme – was gemäß § 7 BBodSchG und § 9<br />
BBodSchV 32 zur Anwendung der Vorsorgewerte des Anhangs 2 Nr. 4 BBodSchV im<br />
Verfüllmaterial selbst führe. 33 Im Rahmen der Ausnahmetatbestände des § 9 Abs. 2<br />
und Abs. 3 BBodSchV (erhöhte geogene/anthropogene Hintergrundbelastung) seien<br />
unter Berücksichtigung der (hydro-)geologischen Verhältnisse vor Ort Abweichungen<br />
bis zur Höhe der Z0*-Werte der TR Boden 34 der LAGA-M20 35 n.F. denkbar.<br />
3. Tagebaubetriebe (z.B. Tongruben) und naturschutzrechtlicher Eingriff<br />
Dass ein Tagebau i.d.R. einen naturschutzrechtlichen Eingriff vornimmt, ist richtig. 36<br />
Dieser beschränkt sich aber auf das oberflächennahe Geschehen. Schon die Defini-<br />
29<br />
Gesetz über Naturschutz und Landschaftspflege (Bundesnaturschutzgesetz – BNatSchG),<br />
verkündet als Art. 1 des Gesetzes zur Neuregelung des Rechts des Naturschutzes und der<br />
Landschaftspflege vom 27. Juli 2009, BGBl. I, Nr. 51 v. 06.08.2009, S. 2542 ff.<br />
30<br />
Gesetz zum Schutz vor schädlichen Bodenveränderungen und zur Sanierung von <strong>Altlasten</strong><br />
(Bundes-Bodenschutzgesetz – BBodSchG), verkündet als Art. 1 des Gesetzes zum Schutz des<br />
Bodens v. 17. März 1998, BGBl. I, Nr. 16 v. 24.03.1998, S. 502 ff., zuletzt geändert durch Art. 3 des<br />
Gesetzes v. 09. Dezember 2004, BGBl. I, Nr. 66 v. 14.12.2004, S. 3214.<br />
31<br />
Attendorn, AbfallR 2006, 167, 169; Bertram, AbfallR 2007, 37, 40; Bertram, AbfallR 2009, 297, 299.<br />
32<br />
Bundes-Bodenschutz- und <strong>Altlasten</strong>verordnung (BBodSchV) v. 12. Juli 1999, BGBl. I, Nr. 36 v.<br />
16.07.1999, S. 1554 ff., zuletzt geändert durch Art. 16 des Gesetzes v. 31. Juli 2009, BGBl. I, Nr. 51 v.<br />
06.08.2009, S. 2585, 2619.<br />
33<br />
Dazert, AbfallR 2005, 223, 225 f.; Seché, ZfW 2006, 1, 3; Attendorn, AbfallR 2006, 167, 168;<br />
Bertram, AbfallR 2009, 297, 303.<br />
34<br />
Mitteilung der Länderarbeitsgemeinschaft Abfall (LAGA) 20: Anforderungen an die stoffliche<br />
Verwertung von mineralischen Abfällen – Teil II: Technische Regeln für die Verwertung – 1.2<br />
Bodenmaterial (TR Boden) v. 05.11.2004.<br />
35<br />
Mitteilung der Länderarbeitsgemeinschaft Abfall (LAGA) 20: Anforderungen an die stoffliche<br />
Verwertung von mineralischen Abfällen – Technische Regeln – Allgemeiner Teil (LAGA M 20) v.<br />
06.11.2003.<br />
36<br />
Einige Naturschutzgesetze der Länder regeln Tagebaue, zum Teil in Abhängigkeit v.a. von<br />
Größenkriterien als typisiertes Regelbeispiel für naturschutzrechtliche Eingriffe, vgl. § 4 Abs. 2 Nr. 1<br />
LG NRW und § 8 Abs. 2 Nr. 1 SächsNatSchG einerseits (beide ohne Größenbeschränkung) und § 18<br />
Abs. 1 Satz 2 Nr. 10 NatSchG LSA (ab 30 m 2 ).<br />
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<strong>Altlasten</strong><strong>symposium</strong> <strong>2010</strong><br />
11. – 12. März <strong>2010</strong>, Welterbe Zeche Zollverein, Essen<br />
tion des § 18 Abs. 1 BNatSchG a.F. 37 (identisch § 14 Abs. 1 BNatSchG n.F.) nannte<br />
zwei sog. Anknüpfungstatbestände 38 für einen Eingriff: Es muss entweder eine<br />
Veränderung der Gestalt oder Nutzung von Grundflächen vorgenommen werden<br />
(Alt. 1) oder eine Veränderung des mit der belebten Bodenschicht in Verbindung stehenden<br />
Grundwasserspiegels (Alt. 2). Wenn auch der Begriff „Grundfläche“ nicht<br />
einfach gleichzusetzen ist mit der zweidimensionalen Erdoberfläche, so macht doch<br />
allein schon der Wortlaut der Alt. 1 deutlich, dass es nur um oberflächennahes Geschehen<br />
geht. 39 Nach der Alt. 1 kann also bei einem Tagebau nur das Abtragen der<br />
oberflächennahen, über der Rohstofflagerstätte gelegenen Bodenschichten ein Eingriff<br />
sein.<br />
In der Alt. 2 muss der mit der belebten Bodenschicht in Verbindung stehende<br />
Grundwasserspiegel verändert werden. Der Eingriff ist also wieder oberflächennah<br />
zu verstehen. Das gilt insbesondere bei Tongruben: Ton (in entsprechender Qualität)<br />
ist ein klassischer Grundwasserhemmer, staut also i.d.R. das Grundwasser in den<br />
darüber gelegenen Bodenschichten auf. Daher kann ein Tontagebau i.d.R. zu genau<br />
zwei Veränderungen des mit der belebten Bodenschicht in Verbindung stehenden<br />
Grundwasserspiegels führen: Zum einen wird zugleich mit dem Abtragen der oberen<br />
Bodenschichten bis zur Freilegung der Tonlagerstätte das Grundwasser „entfernt“.<br />
Zum anderen wird nach der Verfüllung ein bestimmter Grundwasserspiegel wieder<br />
über der Dichtungsschicht entstehen, der höher oder tiefer liegen mag. Der Abbau<br />
der Tonlagerstätte selbst führt hingegen schon im Wortsinne zu keiner Veränderung<br />
des Grundwasserspiegels. Deswegen erfüllt die unmittelbare Tongewinnung keinen<br />
Anknüpfungstatbestand; ein naturschutzrechtlicher Eingriff ist „nur“ die Freilegung<br />
der Lagerstätte.<br />
Weitere Voraussetzung für einen Eingriffs i.S.d. § 18 Abs. 1 BNatSchG ist, dass<br />
durch die Veränderung (Grundfläche oder Grundwasserspiegel) die Leistungs- und<br />
Funktionsfähigkeit des Naturhaushalts oder des Landschaftsbildes erheblich beeinträchtigt<br />
werden kann (sog. Folgetatbestände 40 ). Das Landschaftsbild ist eindeutig<br />
oberflächenbezogen, scheidet also mit Blick auf tiefer gelegene Bodenschichten wie<br />
die Rohstofflagerstätten aus. Der Naturhaushalt setzt sich gemäß § 7 Abs. 1 Nr. 2<br />
BNatSchG n.F. zusammen aus Boden, Wasser, Luft, Klima, Tieren und Pflanzen sowie<br />
ihrem Wirkungsgefüge. Eine Rohstofflagerstätte wie eine Tonschicht ist wohl Boden<br />
i.S.d. §§ 10 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG und 2 Abs. 1 BBodSchG. Ob sie aber jenseits<br />
ihrer Grundwasser hemmenden Eigenschaft mit dem übrigen Naturhaushalt in<br />
Wechselwirkung steht, ist zweifelhaft. Hier plötzlich auf natürliche Bodenfunktionen<br />
der Tonschicht i.S.d. § 2 Abs. 2 Nr. 1 Buchst. c) BBodSchG abzustellen, überzeugt<br />
nicht: Schon § 2 Abs. 2 Nr. 1 BBodSchG differenziert zwischen der natürlichen Funk-<br />
37<br />
Gesetz über Naturschutz und Landschaftspflege (Bundesnaturschutzgesetz – BNatSchG),<br />
verkündet als Art. 1 des Gesetzes zur Neuregelung des Rechts des Naturschutzes und der<br />
Landschaftspflege und zur Anpassung anderer Rechtsvorschriften (BNatSchGNeuregG), BGBl. I,<br />
Nr. 22 v. 03.04.2002, S. 1193 ff., zuletzt geändert durch Art. 3 des Gesetzes vom 22.12.2008, BGBl. I,<br />
Nr. 65 v. 30.12.2008, S. 2986, 2998.<br />
38<br />
Vgl. Begründung der Bundesregierung zum Entwurf des BNatSchNeuregG: BR-Drs. 411/01 v.<br />
01.06.2001 – Anlage, S. 86 (re. Sp.).<br />
39<br />
Vgl. OVG Münster, Beschl. v. 18.07.1997 – 21 B 1717/94 –, ZfB 1997, 141 ff. (noch zu § 8 Abs. 1<br />
BNatSchG von 1987), wonach „Grundfläche“ einen „Teil der Erdoberfläche“ meint, wozu aber 860 bis<br />
1.000 m unterhalb der Erdoberfläche gelegene bergbauliche Versatzbereiche nicht mehr zählen.<br />
40<br />
Vgl. Fn. 37.<br />
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<strong>Altlasten</strong><strong>symposium</strong> <strong>2010</strong><br />
11. – 12. März <strong>2010</strong>, Welterbe Zeche Zollverein, Essen<br />
tion des Bodens als Bestandteil des Naturhaushalts (Buchst. b)) und – getrennt davon!<br />
– den Filter-, Puffer- und Stoffumwandlungseigenschaften des Bodens (Buchst.<br />
c)).<br />
4. Nicht-Bodenmaterial zulässig<br />
Der Abbau z.B. einer Tonlagerstätte ist also kein naturschutzrechtlicher Eingriff. Weil<br />
Naturschutzrecht folglich nicht gebietet, im Bereich der abgebauten Tonschichten<br />
natürliche Bodenfunktionen wiederherzustellen, muss nicht zwingend Bodenmaterial<br />
verfüllt werden. 41<br />
Wird daher Nicht-Bodenmaterial zu Verfüllzwecken eingesetzt, wird bei „offenem<br />
Einbau“ wohl Boden i.S.d. § 2 Abs. 1 BBodSchG 42 hergestellt. Dieser erfüllt aber in<br />
aller Regel keine natürlichen Bodenfunktionen i.S.d. § 2 Abs. 2 Nr. 1 BBodSchG (weil<br />
Nicht-Bodenmaterial die dafür erforderlichen Eigenschaften nicht aufweist), sondern<br />
nur Nutzungsfunktionen i.S.d. § 2 Abs. 2 Nr. 3 BBodSchG (Fläche für Siedlung/Erholung,<br />
Standort für land-/forstwirtschaftliche Nutzung, für wirtschaftliche/öffentliche<br />
Nutzungen, Verkehr, Ver-/Entsorgung). Die Erfüllung von Nutzungsfunktionen<br />
ist zwingend, weil dies die bergrechtliche Pflicht zur Wiedernutzbarmachung<br />
der Oberfläche vorgibt (s.o.).<br />
5. (Beschränkte) Geltung der Vorsorgewerte<br />
Diese Nutzungsfunktionen sind Schutzgut des Bodenschutzrechts und rechtfertigen<br />
gemäß den §§ 7 BBodSchG, 9 BBodSchV eine Anwendung der Vorsorgewerte des<br />
Anhangs 2 Nr. 4 BBodSchV. So ist im Grundsatz auch das Tongruben-Urteil II des<br />
BVerwG vom 14.04.2005 zu verstehen: Die Vorsorgewerte gelten auch im<br />
Verfüllkörper. 43<br />
Hier ist aber entscheidend, Folgendes zu berücksichtigen: Die Vorsorgewerte des<br />
Anhangs 2 Nr. 4 BBodSchV sind darauf ausgerichtet, dass sie den Vorsorgestandard<br />
für Böden festlegen, die alle, auch schadstoffsensible natürliche Bodenfunktionen<br />
erfüllen. 44 Verfüllmaterial, das Nicht-Bodenmaterial ist, nimmt hingegen keine schadstoffsensiblen<br />
natürlichen Bodenfunktionen wahr – und muss dies ja auch nicht (s.o.)<br />
–, sondern nur Standortfunktionen. Es ist die Rekultivierungsschicht, die natürliche<br />
Bodenfunktionen (Begrünung, Nutzpflanzen) wahrnimmt. Und es ist die Rekultivierungsschicht,<br />
die eine ggf. schadstoffsensible Folgenutzung (Bsp.: Landwirtschaft,<br />
Wohnbebauung) aufnimmt.<br />
41<br />
Vgl. dazu auch OVG Magdeburg, Beschl. v. 12.03.2009 – 12 L 104/08 –, AbfallR 2009, 197 f. (Ls.):<br />
„Es erschließt sich dem Senat allerdings nicht, weshalb Ziegel- und Betonbruch unabhängig von der<br />
genauen Zusammensetzung nicht verfüllt werden darf.“<br />
42<br />
Die Vorschrift lautet: „Boden […] ist die obere Schicht der Erdkruste, soweit sie Träger der in Absatz<br />
2 genannten Bodenfunktionen ist […].“<br />
43<br />
So inzwischen auch OVG Magdeburg, Beschl. v. 12.03.2009 – 12 L 104/08 – „Grundabtretung“,<br />
AbfallR 2009, 197 f. (Ls.), das unter Hinweis auf das „Tongrube II“-Urteil des BVerwG (vgl. Fn. 4)<br />
meint, dass bei der Verfüllung die Vorsorgewerte nicht überschritten werden dürfen; und jüngst OVG<br />
Koblenz, Urt. v. 12.11.2009 – 1 A 11222/09 – „Lavagruben“, noch n.v., S. 21 f. UA.<br />
44<br />
Vgl. Anhang 2 Nr. 4.3 Buchst. a) Satz 1 BBodSchV: „Die Vorsorgewerte […] berücksichtigen den<br />
vorsorgenden Schutz der Bodenfunktionen bei empfindlichen [sic!] Nutzungen.“<br />
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Aber auch eine schadstoffsensible Folgenutzung wird nur zwei schadstoffbezogene<br />
Anforderungen an das zu verfüllende Restloch stellen: Erstens muss der Schadstoffgehalt<br />
der ausreichend mächtig dimensionierten Rekultivierungsschicht, die die Folgenutzung<br />
aufnimmt, angemessen niedrig sein. Zweitens muss sichergestellt sein,<br />
dass das Schadstoffinventar des darunterliegenden eigentlichen Verfüllkörpers nicht<br />
in die Rekultivierungsschicht aufsteigen kann. Weitergehende Anforderungen stellen<br />
auch schadstoffsensible Folgenutzungen nicht. Denn unmittelbar „im“ Verfüllmaterial<br />
erfolgen keine Folgenutzungen. Der aus dem Verfüllmaterial gebildete Verfüllkörper<br />
dient vielmehr nur dazu, im Restloch ein Oberflächenniveau herzustellen, das für das<br />
Aufbringen der Rekultivierungsschicht geeignet ist, und dieses Niveau dauerhaft<br />
standsicher zu halten. Daher können die in Anhang 2 Nr. 4 BBodSchV für schadstoffsensible<br />
natürliche Bodenfunktionen bezifferten Vorsorgewerte nicht unverändert<br />
auf das Verfüllmaterial zur Anwendung gelangen. Aus der bodenschutzrechtlichen<br />
Vorsorgepflicht lässt sich allenfalls ableiten, dass das schadstoffbezogene Vorsorgeniveau<br />
im Verfüllkörper selbst unter Würdigung der örtlichen Verhältnisse im Einzelfall<br />
(deutlich) oberhalb der Vorsorgewerte festgelegt werden muss.<br />
IV. Bodenschutzrechtliche Anforderungen an die Wiedernutzbarmachung kontaminierter<br />
Flächen<br />
Aber auch jenseits des Einsatzes von Abfällen zur Wiedernutzbarmachung (v.a. von<br />
Tagebau-Restlöchern) ist das Verhältnis zwischen Berg- und Bodenschutzrecht klärungsbedürftig.<br />
V.a. stellt sich die Frage, ob und inwiefern Bodenschutzrecht das Niveau<br />
der Wiedernutzbarmachung mit Blick auf kontaminierte Flächen des Bergbaubetriebes<br />
beeinflusst und konkretisiert.<br />
1. Relevante Grundzüge des Bodenschutzrechts<br />
Das BBodSchG verfolgt das Ziel, nachhaltig die natürlichen und nutzungsbezogenen<br />
Funktionen des Bodens zu sichern und/oder wiederherzustellen. 45 Es ist im Rahmen<br />
des nachsorgenden Bodenschutzes gefahrorientiert und bezweckt den Schutz vor<br />
schädlichen Bodenveränderungen. Schädliche Bodenveränderungen sind gemäß § 2<br />
Abs. 3 BBodSchG Beeinträchtigungen der Bodenfunktionen, die geeignet sind, Gefahren,<br />
erhebliche Nachteile oder erhebliche Belästigungen für den einzelnen oder<br />
die Allgemeinheit herbeizuführen.<br />
§ 4 Abs. 3 Satz 1 BBodSchG bestimmt, dass die Verpflichteten den von schädlichen<br />
Veränderungen betroffenen Boden und <strong>Altlasten</strong> sowie dadurch verursachte Verunreinigungen<br />
von Gewässern so zu sanieren haben, dass dauerhaft keine Gefahren,<br />
erheblichen Nachteile oder erheblichen Belästigungen für den Einzelnen oder die<br />
Allgemeinheit entstehen. Sanierungspflichtige sind nach § 4 Abs. 3 Satz 1 und Satz 4<br />
sowie Abs. 6 BBodSchG: 46 der Verursacher und dessen Gesamtrechtsnachfolger;<br />
der Grundstückseigentümer; der Inhaber der tatsächlichen Gewalt über ein Grundstück;<br />
der frühere Grundstückseigentümer, der nach dem 01.03.1999 das Eigentum<br />
an einem Grundstück übertragen hat und die schädliche Bodenveränderung oder<br />
Altlast kannte oder kennen musste; der handels- oder gesellschaftsrechtlich Ein-<br />
45 Sondermann/Hejma, in: Versteyl/Sondermann BBodSchG, 2. Auflage 2005, § 1 Rn. 3 f.<br />
46 Vgl. auch: Erbguth/Stollmann, Verantwortlichkeit im Bodenschutzrecht, DVBl. 2001, 600.<br />
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<strong>Altlasten</strong><strong>symposium</strong> <strong>2010</strong><br />
11. – 12. März <strong>2010</strong>, Welterbe Zeche Zollverein, Essen<br />
standspflichtige für eine juristische Person, der ein Grundstück gehört; derjenige, der<br />
das Eigentum an einem Grundstück aufgibt.<br />
In Verdachtsfällen werden Gefährdungsabschätzungen und Untersuchungsanordnungen<br />
auf der Grundlage des § 9 Abs. 2 BBodSchG angeordnet oder vereinbart.<br />
Hiernach kann die zuständige Behörde anordnen, dass die notwendigen Untersuchungen<br />
zur Gefährdungsabschätzung durchzuführen sind, wenn aufgrund konkreter<br />
Anhaltspunkte der hinreichende Verdacht einer schädlichen Bodenveränderung oder<br />
Altlast besteht. 47 Bei schädlichen Bodenveränderungen können die notwendigen<br />
Maßnahmen gemäß § 10 Abs. 1 BBodSchG getroffen werden. Bei <strong>Altlasten</strong> kann die<br />
Behörde darüber hinaus nach § 13 Abs. 1 BBodSchG Sanierungsuntersuchungen<br />
sowie im Einzelfall einen Sanierungsplan 48 fordern, wenn aufgrund der Art, Ausbreitung<br />
oder Menge der Schadstoffe insbesondere Gefahren für den Einzelnen oder die<br />
Allgemeinheit bestehen. Die Sanierungsuntersuchung und -planung von <strong>Altlasten</strong><br />
gemäß § 13 BBodSchG erfasst Art, Umfang und zeitlichen Ablauf der Sanierung. Die<br />
inhaltlichen Anforderungen an Sanierungsuntersuchung und Sanierungsplan sind in<br />
den §§ 5 und 6 BBodSchV geregelt. Die Anforderungen sind von der zuständigen<br />
Behörde einzelfallbezogen unter Berücksichtigung des Schadstoffpotentials, der<br />
Schadstoffpfade, der Schutzgutexposition und der technischen und wirtschaftlichen<br />
Durchführbarkeit festzulegen.<br />
2. Abgrenzung zwischen Bodenschutz und Bergrecht<br />
Hinsichtlich ehemals bergbaulich genutzter Flächen bestimmt § 3 Abs. 1 Nr. 10<br />
BBodSchG, dass das BBodSchG auf schädliche Bodenveränderungen und <strong>Altlasten</strong><br />
Anwendung findet, soweit Vorschriften des BBergG und der aufgrund dieses Gesetzes<br />
erlassenen Rechtsverordnungen über die Errichtung, Führung oder Einstellung<br />
eines Betriebes Einwirkungen auf den Boden nicht regeln. Diese Regelung dient der<br />
Abgrenzung der Anforderungen des BBodSchG von denen des BBergG. 49 Dies bedeutet<br />
im Umkehrschluss, dass das Bodenschutzrecht – ggf. ergänzend – immer<br />
dann gilt, wenn das Bergrecht Einwirkungen auf den Boden nicht regelt oder das<br />
Bergrecht wegen Aufhebung der Bergaufsicht nicht mehr anwendbar ist.<br />
Einwirkungen auf den Boden werden im Rahmen der bergrechtlichen (Abschluss-<br />
)Betriebsplanzulassung insoweit geregelt, als gemäß § 55 Abs. 1 Nr. 3 BBergG die<br />
erforderliche Vorsorge gegen Gefahren für Leben, Gesundheit und zum Schutz von<br />
Sachgütern, Beschäftigter und Dritter im Betrieb zu treffen ist. Diese Vorsorgeverpflichtung<br />
gilt auch für Gefahren außerhalb des Betriebs. 50 Soweit mit dem Betrieb<br />
Einwirkungen auf den Boden verbunden sind, ist gemäß § 55 Abs. 1 Nr. 3 BBergG<br />
sicherzustellen, dass hierdurch keine Gefahren für die dort genannten Schutzgüter<br />
verursacht werden. Darüber dürfen nach § 55 Abs. 1 Nr. 9 BBergG gemeinschädli-<br />
47<br />
Sondermann/Hejma, in: Versteyl/Sondermann BBodSchG, 2. Auflage 2005, § 9 Rn. 12.<br />
48<br />
Vgl. Henke, Neue Möglichkeiten und Rechtsfolgen von Sanierungsplänen, TerraTech 2000, S. 23 f.<br />
49<br />
Vgl. BT-Drucks. 13/7891, S. 38.<br />
50<br />
Vgl. BVerwG, Urt. v. 13.12.1991 – 7 C 25.90 – „Gasspeicher“, BVerwGE 89, 246, 248 f.; Gaentzsch,<br />
Oberflächeneigentum und Bergbau aus der Sicht der höchstrichterlichen Rechtsprechung, DVBl.<br />
1993, 527, 531 f.; zuletzt: OVG Lüneburg, Beschl. v. 21.10.2008 – 7 ME 170/07 – „Steinsalzbergwerk<br />
Niedersachsen-Riedel“, NuR 2009, 58, 59 (li. Sp.). Den Drittschutz ordnet § 55 Abs. 2 Satz 1 Nr. 1<br />
BBergG für den Abschlussbetriebsplan sogar ausdrücklich an, allerdings beschränkt auf die<br />
Rechtsgüter Leben und Gesundheit (nicht erwähnt: Sachgüter).<br />
- 47 -
<strong>Altlasten</strong><strong>symposium</strong> <strong>2010</strong><br />
11. – 12. März <strong>2010</strong>, Welterbe Zeche Zollverein, Essen<br />
che Einwirkungen der Aufsuchung oder Gewinnung nicht zu erwarten sein. Wann<br />
gemeinschädliche Einwirkungen vorliegen, wird gesetzlich nicht definiert, sondern<br />
obliegt der Bewertung und Abwägung im Einzelfall. Im Rahmen dieser Abwägung<br />
sind u.a. die materiellen Inhalte und Wertungen des BBodSchG über den angestrebten<br />
Schutz des Bodens und seiner Funktionen zu berücksichtigen. 51<br />
§ 55 Abs. 1 Nr. 3 und Nr. 9 BBergG betrifft aber nur den Bereich der Vorsorge. Über<br />
die Sanierung von bereits eingetretenen schädlichen Bodenveränderungen besagt<br />
§ 55 Abs. 1 Nr. 3 und Nr. 9 BBergG wenig 52 bis nichts. Insoweit ist der bergrechtliche<br />
Maßstab wiederum die ordnungsgemäße Gestaltung der vom Bergbau in Anspruch<br />
genommenen Oberfläche unter Beachtung des öffentlichen Interesses gemäß § 4<br />
Abs. 4 i.V.m. § 48 Abs. 2 Satz 1 BBergG. Insoweit ist das Verhältnis zwischen Berg-<br />
und Bodenschutzrecht noch nicht endgültig geklärt. 53<br />
Mit Blick auf den Begriff „Oberfläche“ (vgl. § 4 Abs. 4 BBergG) stellt sich zum einen<br />
die Frage, wie weit die Wiedernutzbarmachungspflicht räumlich reicht.<br />
In der Praxis wird in Bezug auf den Wortlaut („Oberfläche“) vertreten, dass es bergrechtlich<br />
ausschließlich um die Beschaffenheit der Oberfläche und nicht um tiefere<br />
Bodenschichten gehe. Dieser Versuch, die bergrechtliche Wiedernutzbarmachungspflicht<br />
mit Blick auf den Boden räumlich deutlich zu begrenzen, kann nicht erfolgreich<br />
sein: Selbst wenn die „Oberfläche“ i.S.d. § 4 Abs. 4 BBergG in relevantem Umfang<br />
weniger Boden erfassen würde als der „Boden“ i.S.d. § 2 Abs. 1 BBodSchG, dann<br />
würde das Bergrecht in eben diesem Umfang Einwirkungen auf den (darüber hinausreichenden)<br />
Boden i.S.d. § 2 Abs. 1 BBodSchG nicht regeln – mit der Folge, dass<br />
Bodenschutzrecht gemäß § 3 Nr. 10 BBodSchG unmittelbar anwendbar und über<br />
§ 48 Abs. 2 Satz 1 BBergG bei der Entscheidung über die Abschlussbetriebsplanzulassung<br />
ohnehin zu beachten wäre. Dabei müsste auch die Wiederherstellung von<br />
Bodenfunktionen i.S.d. § 2 Abs. 2 BBodSchG berücksichtigt werden, wenn und soweit<br />
der Betrieb zuvor Einwirkungen auf den Boden auslöst hat und die Bodenfunktionen<br />
dadurch beeinträchtigt worden sind. 54<br />
Im Rahmen der Wiedernutzbarmachung stellt sich überdies die Frage, ob und welche<br />
bodenschutzrechtlichen (Grenz-) Werte für bereits eingetretene schädliche Bodenveränderungen<br />
oder <strong>Altlasten</strong> gelten. Die Beantwortung dieser Frage ist deswegen<br />
wichtig, weil konkrete Werte ein maßgeblicher Faktor für die Festlegung bodenbezogener<br />
Maßnahmen im Abschlussbetriebsplan sind.<br />
Grundsätzlich muss die Wiedernutzbarmachung so erfolgen, dass die geplante Folgenutzung<br />
realisierbar ist (s.o.). Daher sind die bodenschutzrechtlichen Anforderungen<br />
an den Abschlussbetriebsplan in Abhängigkeit von der geplanten Nachnutzung<br />
und den für die Nachnutzung geltenden bodenschutzrechtlichen Regelungen zu be-<br />
51 Vgl. Müggenborg, Die Abgrenzung von Berg- und Bodenschutzrecht, NVwZ 2006, 278, 280.<br />
52 Allenfalls, wenn aufgrund schädlicher Bodenveränderungen der Tatbestand des § 55 Abs. 1 Nr. 3<br />
oder Nr. 9 BBergG erfüllt ist, könnte unmittelbar das Bergrecht Vorgaben machen.<br />
53 Müggenborg, Die Abgrenzung von Berg- und Bodenschutzrecht, NVwZ 2006, 278, 280 und 281,<br />
spricht lediglich davon, dass Bodenschutzrecht auf die Wiedernutzbarmachung „ausstrahlen“ könne<br />
(S. 280), und dass Bodenschutzrecht Anwendung finde, wenn es im Laufe des<br />
betriebsplanzugelassenen Bergbaubetriebs zu schädlichen Bodenveränderungen gekommen sei oder<br />
<strong>Altlasten</strong> entdeckt würden (S. 281).<br />
54 Vgl. auch Sondermann/Hejma, in: Versteyl/Sondermann, BBodSchG, 2. Auflage, § 3 Rdnr. 68.<br />
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<strong>Altlasten</strong><strong>symposium</strong> <strong>2010</strong><br />
11. – 12. März <strong>2010</strong>, Welterbe Zeche Zollverein, Essen<br />
stimmen. Das wirft die Frage auf, ob für vorzufindende Kontaminationen auf bergbaulich<br />
genutzten Flächen, die von einem Abschlussbetriebsplan erfasst werden, die<br />
Vorsorge-, die Prüf- und/oder die Maßnahmewerte gelten. Die Vorsorgewerte des § 8<br />
Abs. 2 Nr. 1 BBodSchG i.V.m. § 9 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 und Anhang 2 Nr. 4 BBodSchV<br />
scheiden aus, da sie definitionsgemäß der Konkretisierung der Vorsorgepflicht des<br />
§ 7 BBodSchG dienen, also Verrichtungen im Blick haben, die erst noch zu Veränderungen<br />
der Bodenbeschaffenheit führen können – und damit gerade nicht bereits<br />
entstandene Bodenverunreinigungen. Anders hingegen die Prüfwerte: Werden auf<br />
den vom Abschlussbetriebsplan erfassten Flächen die Prüfwerte des § 8 Abs. 1<br />
Satz 2 Nr. 1 BBodSchG überschritten, hat die Bergbehörde unter Berücksichtigung<br />
der beabsichtigten (Nach-)Nutzung der betroffenen Böden und in Abhängigkeit der<br />
relevanten Wirkungspfade eine einzelfallbezogene Prüfung zum Zwecke der Feststellung<br />
durchzuführen, ob eine schädliche Bodenveränderung vorliegt. Dazu steht<br />
ihr das beschriebene bodenschutzrechtliche Eingriffsinstrumentarium des § 4 Abs. 3<br />
i.V.m. den §§ 9 und 10 BBodSchG sowie i.V.m. § 5 BBodSchV zur Verfügung (s.o.).<br />
Bei Feststellung einer schädlichen Bodenveränderung kann die Bergbehörde die<br />
notwendigen Maßnahmen treffen und bei der Zulassung des Abschlussbetriebsplans<br />
ggf. im Wege von Bedingungen und Auflagen durchsetzen. Dass die Prüfwerte Anwendung<br />
finden, lässt sich bergrechtlich dadurch rechtfertigen, dass es die öffentlichen<br />
Interessen nicht angemessen beachten würde (vgl. § 4 Abs. 4 BBergG) bzw.<br />
überwiegende öffentliche Interessen der konkret geplanten Wiedernutzbarmachung<br />
entgegenstünden (vgl. § 48 Abs. 2 Satz 1 BBergG), wenn nach Durchführung des<br />
Abschlussbetriebsplans und der so erfolgten Wiedernutzbarmachung Flächen zurückblieben,<br />
bei denen aufgrund der Überschreitung der Prüfwerte unmittelbar<br />
Untersuchungs- und Bewertungsbedarf bestünde. Entsprechendes gilt für die bodenschutzrechtlichen<br />
Maßnahmewerte, die in der Praxis freilich weniger relevant sind.<br />
V. Öffentlich-rechtliche Verantwortlichkeit für (alt-)bergbaubedingte Nachnutzungsrisiken<br />
Ein besonderes Problemfeld der Wiedernutzbarmachung bergbaulich genutzter Flächen<br />
im weiteren Sinne bilden die Hinterlassenschaften des (Alt-)Bergbaus und die<br />
von ihnen ausgehenden Risiken für Folgenutzungen.<br />
In den traditionellen Bergbaugebieten Deutschlands wurden teils seit dem Mittelalter<br />
unter Tage Bodenschätze gewonnen. Dabei wurden zahllose Schächte und sonstige<br />
Grubenbaue zurückgelassen. Diese Grubenbaue, obwohl seit Jahrzehnten oder<br />
Jahrhunderten stillgelegt, können noch heute Bodensenkungen, Tagesbrüche oder<br />
sonstige Einwirkungen auf die Tagesoberfläche verursachen. Befinden sich im betroffenen<br />
Bereich Gebäude, Verkehrswege oder sonstige bauliche Anlagen, sind erhebliche<br />
Sachschäden sowie Gefahren für Bewohner oder Nutzer möglich. Die zur<br />
Abwehr derartiger Gefahren erforderlichen finanziellen Aufwendungen können in Abhängigkeit<br />
von der Art der zu ergreifenden Sicherungsmaßnahmen (z.B. Absperrung<br />
oder dauerhaft standsichere Nachverfüllung eines alten Schachtes) gering oder immens<br />
sein. Neben der Auswahl der richtigen Sicherungsmaßnahme kommt daher<br />
der Frage, wer für die Abwehr von Gefahren aus verlassenen Grubenbauen verantwortlich<br />
ist, große wirtschaftliche Bedeutung zu.<br />
- 49 -
<strong>Altlasten</strong><strong>symposium</strong> <strong>2010</strong><br />
11. – 12. März <strong>2010</strong>, Welterbe Zeche Zollverein, Essen<br />
Hinsichtlich der maßgeblichen Rechtsvorschriften ist zu unterscheiden: Sind die betroffenen<br />
Grubenbaue Teil eines Bergwerkes, das noch der Bergaufsicht unterliegt,<br />
gilt das BBergG. Ist die Bergaufsicht gemäß § 69 Abs. 2 BBergG oder bereits vor Inkrafttreten<br />
des BBergG erloschen, ist allgemeines Polizei- und Ordnungsrecht anzuwenden.<br />
55 Die letztgenannten Fälle sollen näher betrachtet werden.<br />
1. Haftung des Unternehmers und des Bergwerkseigentümers<br />
Für die Abwehr von Gefahren, die von verlassenen Grubenbauen ausgehen, ist<br />
grundsätzlich der (ehemalige) Unternehmer des Bergwerks als Handlungsstörer verantwortlich.<br />
Daneben kommt eine Verantwortlichkeit des Inhabers der Bergbauberechtigung<br />
(insbesondere des Bergwerkseigentums) als Zustandsstörer in Betracht,<br />
der mit dem Betreiber des Bergwerkes nicht identisch sein muss. Die<br />
Zustandsstörerhaftung des Bergwerkseigentümers wird aus der Annahme abgeleitet,<br />
dass Grubenbaue, die in Ausnutzung des Bergwerkseigentums aufgefahren werden,<br />
wesentliche Bestandteile des Bergwerkseigentums sind, für deren gefahrlosen Zustand<br />
der Inhaber des Bergwerkseigentums Sorge zu tragen hat. 56<br />
Nach der Rechtsprechung der Verwaltungsgerichte insbesondere in Nordrhein-<br />
Westfalen werden die Grubenbaue bei Erlöschen des Bergwerkseigentums herrenlos.<br />
57 Sie gehen also nicht in das Eigentum des Grundstückseigentümers über. 58 Daraus<br />
folgt, dass die Eigentümer von Grundstücken, in/unter denen sich gefahrträchtige<br />
verlassene Grubenbaue befinden, grundsätzlich nicht als Zustandsstörer für deren<br />
Zustand haften. Die Zustandsstörerhaftung des ehemaligen Bergwerkseigentümers<br />
soll aber fortbestehen, soweit die landesrechtlichen Bestimmungen des Polizei-<br />
und Ordnungsrechts 59 eine Haftung des ehemaligen Eigentümers für herrenlose Sachen<br />
vorsieht. 60<br />
In der Praxis wird daher i.d.R. der Inhaber des Bergwerkseigentums oder – wenn<br />
dieses bereits erloschen ist – dessen letzter Inhaber zur Beseitigung von Gefahren in<br />
Anspruch genommen, die von verlassenen Grubenbauen ausgehen. Die Verantwortlichkeit<br />
weiterer Personen wird zumeist nicht in Betracht gezogen. Dies kann im Einzelfall<br />
zu einer rechtswidrigen Inanspruchnahme des (ehemaligen) Bergwerkseigentümers<br />
führen, da die Behörde verpflichtet ist, vor Erlass von Ordnungsverfügungen<br />
den Kreis der verantwortlichen Personen zu ermitteln und – sollten Mehrere verantwortlich<br />
sein – nach pflichtgemäßem Ermessen die Auswahlentscheidung zu treffen.<br />
Tatsächlich kann es weitere Verantwortliche geben.<br />
2. Haftung des Grundstückseigentümers<br />
Eine Verantwortlichkeit des Grundstückseigentümers kommt in Betracht, wenn sich<br />
dieser den herrenlosen Grubenbau angeeignet hat. Eine solche Aneignung, die ei-<br />
55 Boldt/Weller, BBergG, 1984, § 69 Rn. 22.<br />
56 Vgl. OVG Münster, Urt. v. 06.11.1989 – 12 A 2685/87 – „Maschinenschacht“, ZfB 1990, 232, 233 f.;<br />
siehe auch OVG Münster, Beschl. v. 08.12.2005 – 11 A 2436/02 – „Constanze“, ZfB 2006, 61, 63 ff.;<br />
zuletzt: VG Braunschweig, Beschl. v. 08.10.2008 – 2 B 174/08 –, ZfB 2009, 207, 209.<br />
57 Vgl. die in Fn. 56 zitierte Rspr.<br />
58 Vgl. OVG Münster, Urt. v. 13.09.1995 – 21 A 2273/91 – „Caroline“, ZfB 1995, 322, 333.<br />
59 Vgl. z.B. § 18 Abs. 3 OBG NRW.<br />
60 Vgl. die in Fn. 56 zitierte Rspr.<br />
- 50 -
<strong>Altlasten</strong><strong>symposium</strong> <strong>2010</strong><br />
11. – 12. März <strong>2010</strong>, Welterbe Zeche Zollverein, Essen<br />
nen nach außen getretenen Aneignungswillen voraussetzt, dürfte aber nur in Ausnahmefällen<br />
vorliegen, z. B. wenn der Grundstückseigentümer bauliche Änderungen<br />
an dem verlassenen Grubenbau vornimmt oder diesen für eigene Zwecke nutzt. Eine<br />
Verantwortlichkeit des Grundstückseigentümers als Handlungsstörer wird begründet,<br />
wenn dieser Maßnahmen ausführt, die zur Folge haben, dass an sich gefahrlose<br />
Grubenbaue gefahrenträchtig werden. So kann beispielsweise eine bislang ordnungsgemäße<br />
Sicherung eines ehemaligen Schachtes durch Baumaßnahmen auf<br />
dem Grundstück ihre Standsicherheit verlieren. Für die Beseitigung einer so begründeten<br />
Gefahr hat allein der Grundstückseigentümer bzw. der für die Baumaßnahmen<br />
Verantwortliche als Handlungsstörer einzustehen.<br />
Problematischer ist die rechtliche Beurteilung der – in der Praxis häufigen – Fälle, in<br />
denen ein Tagesbruch oder eine sonstige Einwirkung auf die Tagesoberfläche zwar<br />
allein durch den Zustand eines verlassenen Grubenbaus bedingt ist, eine Gefahr für<br />
Leib und Leben oder erhebliche Sachwerte aber erst aufgrund einer später hinzugetretenen<br />
baulichen oder sonstigen Nutzung der Tagesoberfläche durch den Grundstückseigentümer<br />
begründet wird. So wurden und werden Flächen, auf denen sich<br />
ehemalige Schächte oder sonstige oberflächennahe Grubenbaue befinden, vielfach<br />
in Kenntnis dieser Hinterlassenschaften mit Wohn- und Geschäftshäusern, Verkehrswegen<br />
oder sonstigen Einrichtungen bebaut. Während bergbaubedingte Einwirkungen<br />
auf Flächen, die einen ausreichenden Abstand von baulichen Nutzungen<br />
aufweisen und für den öffentlichen Verkehr nicht zugänglich sind, in der Regel keine<br />
Gefahr im Sinne des Polizei- und Ordnungsrechts begründen und allenfalls die Absperrung<br />
des Einwirkungsbereich erforderlich machen, können gleichartige Einwirkungen<br />
auf baulich genutzte Grundstücke zum Schutz der Gebäude und sonstiger<br />
Einrichtungen sowie ihrer Bewohner und Nutzer umfangreiche Sicherungsmaßnahmen<br />
erforderlich machen. Dies kann zur Folge haben, dass die Nutzung von Grundstücken<br />
im Einwirkungsbereich verlassener Grubenbaue Aufwendungen für Sicherungsmaßnahmen<br />
auslöst, die über den Wert der Grundstücke weit hinausgehen.<br />
Diese Aufwendungen dem (ehemaligen) Unternehmer oder Bergwerkseigentümer<br />
durch seine Inanspruchnahme als Zustandsstörer aufzuerlegen, stößt auf erhebliche<br />
Bedenken, weil sie der Abwehr von Gefahren dienen, die nicht dem Unternehmer/Bergwerkseigentümer<br />
zuzurechnen sind und weil sie die Grenzen der Verhältnismäßigkeit<br />
erreichen/überschreiten können.<br />
Die Inanspruchnahme als Störer setzt voraus, dass durch das Verhalten der betroffenen<br />
Person oder den Zustand der Sache, für die die Person verantwortlich ist, unmittelbar<br />
(!) die Schwelle zu einer Gefahr i.S.d. Polizei- und Ordnungsrechts überschritten<br />
wird. Die Gefahr wird in den hier betrachteten Fällen nicht schon durch die<br />
bergbaubedingten Einwirkungen auf die Tagesoberflächen geschaffen, sondern erst<br />
durch die später hinzutretende Nutzung der Flächen. Die Gefahrenschwelle wird<br />
demnach erst dadurch überschritten, dass der Einwirkungsbereich verlassener Grubenbaue<br />
baulich genutzt und zum Aufenthaltsbereich von Bewohnern und Nutzern<br />
gemacht wird. Dem kann nicht überzeugend entgegengehalten werden, dass durch<br />
verlassene Grubenbaue, die auf die Tagesoberfläche einwirken können, „unmittelbar“<br />
eine „latente Gefahr“ verursacht werde und es ohne Bedeutung sei, dass diese<br />
latente Gefahr erst durch eine Veränderung der Umwelt der latent gefährlichen Sache<br />
zu einer konkreten Gefahr werde. Der Rückgriff auf die Rechtsfigur der latenten<br />
Gefahr lässt außer Acht, dass die konkrete Gefahr erst durch ein objektiv ordnungs-<br />
- 51 -
<strong>Altlasten</strong><strong>symposium</strong> <strong>2010</strong><br />
11. – 12. März <strong>2010</strong>, Welterbe Zeche Zollverein, Essen<br />
rechtswidriges Verhalten des Grundstückeigentümers, nämlich die bauliche oder<br />
sonstige Nutzung hierfür wegen mangelnder Standsicherheit nicht geeigneter Flächen,<br />
herbeigeführt wird.<br />
Im Einzelfall müssen die Behörden also prüfen, ob die Gefahren für Einrichtungen,<br />
die im Einwirkungsbereich verlassener Grubenbaue errichtet werden, dem (ehemaligen)<br />
Unternehmer/Bergwerkseigentümer zuzurechnen sind, oder ob nicht der<br />
Grundstückseigentümer und sonstige Beteiligte zumindest auch als Zustands- oder<br />
Handlungsstörer verantwortlich sind. 61 Im Rahmen einer pflichtgemäßen<br />
Störerauswahl wird dabei in den nicht seltenen Fällen, in denen trotz Kenntnis von<br />
den Bergbau bedingten Einwirkungen im Gefahrenbereich Gebäude oder sonstige<br />
Anlagen errichtet und betrieben werden, statt des (ehemaligen) Unternehmers/Bergwerkseigentümers<br />
der Grundstückeigentümer heranzuziehen sein.<br />
61<br />
So ausdrücklich anerkannt von VG Braunschweig, Beschl. v. 08.10.2008 – 2 B 174/08 –, ZfB 2009,<br />
207, 210.<br />
- 52 -
Einführung<br />
<strong>Altlasten</strong><strong>symposium</strong> <strong>2010</strong><br />
11. – 12. März <strong>2010</strong>, Welterbe Zeche Zollverein, Essen<br />
Deduktive Wertermittlung<br />
Dr.-Ing. Egbert Dransfeld<br />
Institut für Bodenmanagement, Dortmund<br />
Wenn die Nutzung einer Gewerbe- oder Industriefläche aufgegeben wird, sollte diese<br />
idealerweise zeitnah einer neuen Nutzung zugeführt werden. Brachen verursachen<br />
laufende Kosten. Zudem bieten innerstädtische Brachen Nutzungspotentiale, die –<br />
wenn sie klug genutzt werden – die Flächenneuinanspruchnahme auf der „grünen<br />
Wiese“ reduzieren können.<br />
Es stellt sich daher für den Grundstückseigentümer immer die Frage, was mit der<br />
Fläche zukünftig passieren soll:<br />
Rückentwicklung zu Grünflächen?<br />
Ausgleichsflächen fürs Ökopunkte-Konto?<br />
Liegenlassen?<br />
Bauliche Nachnutzung?<br />
Welche bauliche Nachnutzung?<br />
Hierbei besteht ein unmittelbarer Zusammenhang zwischen Marktwert gemäß § 194<br />
BauGB und der möglichen Nachnutzung: Die werthaltigste Nutzung innerstädtischer<br />
Brachen besteht demnach in einer baulichen Nachnutzung. Trotz einer Vornutzung<br />
durch Gewerbe oder Industrie handelt es sich hierbei aber trotzdem nur in den seltensten<br />
Fällen um Bauland. Die Flächengröße, das geltende Planungsrecht, keine<br />
ausreichende Erschließung für die neue Nutzung, bestehende Bebauung, aber auch<br />
Restriktionen wie etwa unzureichender Baugrund und <strong>Altlasten</strong> im Untergrund implizieren<br />
i.d.R. ein Planungserfordernis gemäß § 1 BauGB. Bei größeren Gewerbe-<br />
oder Industriebrachen handelt es sich deshalb oftmals erst um werdendes Bauland<br />
(Bauerwartungs- und/oder Rohbauland). Eine bauliche Nachnutzung erscheint bereits<br />
vor dem Hintergrund der bestehenden Restriktionen sinnvoll.<br />
- 53 -
<strong>Altlasten</strong><strong>symposium</strong> <strong>2010</strong><br />
11. – 12. März <strong>2010</strong>, Welterbe Zeche Zollverein, Essen<br />
Abb.: 1 Wertsteigerung bei der Brachflächenaktivierung<br />
€/m²<br />
200<br />
180<br />
160<br />
140<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
Ankauf<br />
Ankaufspreis<br />
z.B. Bauerwartungsland<br />
50,00 €/m²<br />
- vorher -<br />
Quelle: IBoMa<br />
Planung,<br />
Erschließung<br />
Zeit<br />
Verkauf<br />
Verkaufspreis<br />
Baureifes Land<br />
200 €/m²<br />
- nachher -<br />
- 54 -<br />
Bodenwertzuwachs<br />
= 150,00 €/m²<br />
Zur Ermittlung der Aufbereitungskosten sind daher zunächst die folgenden Fragen zu<br />
stellen:<br />
Sind Flächen zu entsiegeln/ Gebäude abzureißen?<br />
Sind <strong>Altlasten</strong> auf der Fläche vorhanden?<br />
Welche Maßnahmen/ Kosten sind mit der Beseitigung verbunden (im Hinblick<br />
auf verschiedene Nachnutzungsoptionen)?<br />
Sind Maßnahmen der Bodenmelioration erforderlich (bspw. Verdichtung des<br />
Untergrundes)?<br />
Ist mit Kampfmitteln zu rechnen?<br />
Hat sich bereits eine (ökologisch wertvolle) Sukzessionsvegetation bzw.<br />
Fauna angesiedelt?<br />
Weiterhin gibt es eine gegenseitige Abhängigkeit zwischen Verkehrswert, der generellen<br />
Nachnutzung sowie der städtebaulichen Konzeption und den Restriktionen der<br />
Fläche (bspw. <strong>Altlasten</strong>, nicht tragfähiger Baugrund, Fundamente etc.). Unterschiedliche<br />
Nutzungen sind verschieden sensibel im Hinblick auf Bodenverunreinigungen.<br />
Während bspw. Wohnbauflächen hohe Sanierungsstandards erfordern, können neue<br />
Gewerbe- und Industrieansiedlungen auch auf leicht belasteten Flächen vorgenommen<br />
werden. Diese erzielen jedoch auch gleichzeitig geringere Erlöse.<br />
Auch die städtebauliche Planung kann Verdachtsflächen berücksichtigen und somit<br />
Kosten reduzieren, indem sie bspw. weniger sensible Planungselemente (Straßen
<strong>Altlasten</strong><strong>symposium</strong> <strong>2010</strong><br />
11. – 12. März <strong>2010</strong>, Welterbe Zeche Zollverein, Essen<br />
etc.) an die Lage lokaler Verunreinigungen anpasst. Es besteht auch die Möglichkeit<br />
der Errichtung von Landschaftsbauwerken zur Verbringung leicht belasteter Böden.<br />
Letztendlich haben sowohl die spätere Nutzung und deren städtebauliche Planung<br />
sowie auch die Kosten der Beseitigung von Restriktionen Einfluss auf die Verkehrswertermittlung.<br />
Zusammenarbeit der beteiligten Sachverständigen<br />
Wie können die Wechselwirkungen zwischen Restriktionen, den Kosten ihrer Beseitigung,<br />
der Neuplanung sowie des Verkehrswertes frühzeitig im Revitalisierungsprozess<br />
berücksichtigt werden?<br />
Abb. 2: Wechselwirkungen bei der Brachflächenreaktivierung<br />
Quelle: IBoMa<br />
Restriktionen der Fläche<br />
Verkehrswert<br />
- 55 -<br />
Art der Nachnutzung/<br />
Planungsvarianten<br />
Wichtig ist eine frühzeitige Abstimmung der beteiligten Sachverständigen mit dem<br />
Eigentümer und/oder dem Entwickler.<br />
Als Grundlage der Entscheidungsfindung sollte zunächst eine historisch-deskriptive<br />
Analyse durchgeführt werden, die erste Aufschlüsse darüber geben kann, ob ggf.<br />
Verdachtsflächen vorliegen. Auch bei der Unteren Bodenschutzbehörde sollte zeitnah<br />
angefragt werden, ob im Bewertungsbereich Verdachtsflächen bekannt sind.<br />
Sind <strong>Altlasten</strong>verdachtsflächen wahrscheinlich, ist ein Abstimmungsgespräch zwischen<br />
Eigentümer, Umweltsachverständigem, Grundstückssachverständigem und<br />
(ggf.) Planern sinnvoll. Hierbei sollten das Ausmaß des Risikos, der Größe der Verdachtsflächen,<br />
mögliche Berücksichtigungen durch die Planung und die Implikationen<br />
auf den Wert erörtert werden. In der Folge sollte dann entscheiden werden, ob<br />
eine gründlichere Erkundung erforderlich ist (vgl. hierzu auch die Empfehlungen der<br />
<strong>ITVA</strong> in nachfolgender Abbildung Nr. 9).
<strong>Altlasten</strong><strong>symposium</strong> <strong>2010</strong><br />
11. – 12. März <strong>2010</strong>, Welterbe Zeche Zollverein, Essen<br />
Abb. 3 Zusammenarbeit von Sachverständigen nach <strong>ITVA</strong><br />
Quelle: <strong>ITVA</strong> (Hrsg.): Monetäre Bewertung ökologischer Lasten auf Grundstücken und deren<br />
Einbeziehung in die Verkehrswertermittlung, Berlin, Juli 2008.<br />
- 56 -
<strong>Altlasten</strong><strong>symposium</strong> <strong>2010</strong><br />
11. – 12. März <strong>2010</strong>, Welterbe Zeche Zollverein, Essen<br />
Methodisches Vorgehen bei der Wertermittlung - das deduktive Verfahren nach<br />
gif zur Ermittlung des Markt-/ Verkehrswertes<br />
Grundsätzlich stehen sämtliche Verfahren für die Wertermittlung zur Verfügung:<br />
1. Vergleichswertverfahren<br />
2. Ertragswertverfahren<br />
3. Sachwertverfahren<br />
4. Deduktive Verfahren<br />
Erträge und Immobiliensachwerte liegen aber in den meisten Fällen bei einer Brachflächenreaktivierung<br />
nicht vor. Auch sind Brachen aufgrund ihrer Lage, Vornutzung,<br />
möglicher Nachnutzung und Restriktionen derart unterschiedlich, dass eine Vergleichswertermittlung<br />
aufgrund fehlender Vergleichspreise meistens nicht möglich ist.<br />
Nur der deduktive Vergleich kann in aller Regel die Restriktionen von Brachen angemessen<br />
individuell berücksichtigen.<br />
Grundsätzlich wird (zunächst) der Bodenwert – wie unbelastet – ermittelt; der Verkehrswert<br />
ergibt sich sodann unter Abzug der (notwendigen) Aufbereitungskosten.<br />
Abb. 4: Systematik der deduktiven Wertermittlung<br />
Bodenwert<br />
(wie „unbelastet“)<br />
–<br />
(notwendige)<br />
Aufbereitungskosten<br />
=<br />
Verkehrswert<br />
Quelle: IBoMa<br />
- 57 -
Abb. 5: Beispielrechnung<br />
Quelle: IBoMa<br />
<strong>Altlasten</strong><strong>symposium</strong> <strong>2010</strong><br />
11. – 12. März <strong>2010</strong>, Welterbe Zeche Zollverein, Essen<br />
Bodenwerte nach Kostenkalkulation €/m²<br />
Ausgangswert, erschließungsbeitragsfrei 300,00<br />
- Erschließung Straßenbau 50,00<br />
- Erschließung Kanal 20,00<br />
= Zwischensumme 230,00<br />
- Flächenabzug für Straßen, ök. Ausgleich (50 %) 115,00<br />
= Zwischensumme 115,00<br />
* Vervielfältiger (15 Jahre Wartezeit, Zins 6 %) 0,4172<br />
= Zwischensumme 47,90<br />
- Verfahrenskosten (10 %) 4,80<br />
Bodenwert 43,10<br />
Hinweis: Wird mit absoluten Kosten und Erlösen gerechnet (ohne Bezug auf Kosten<br />
und Erlöse je m² NBL), entfällt der „f-Abzug“ (vgl. hierzu das nachfolgend dargestellte<br />
Fallbeispiel)!<br />
- 58 -
Fallbeispiel<br />
<strong>Altlasten</strong><strong>symposium</strong> <strong>2010</strong><br />
11. – 12. März <strong>2010</strong>, Welterbe Zeche Zollverein, Essen<br />
Abb.6: Brachfläche in Musterstadt, städtebauliches Konzept<br />
Teilbereich 1<br />
Wohnen<br />
Quelle: IBoMa<br />
- 59 -<br />
Landschaftsbauwerk<br />
Teilbereich 2<br />
Mischgebiet<br />
Die für die Wertermittlung erforderlichen Daten werden hierbei folgendermaßen eruiert:<br />
Die Ausgangsbodenwerte für MI und Wohnen werden auf Grundlage einer<br />
Kaufpreisanalyse sowie einer Bodenrichtwertanalyse abgeleitet.<br />
„f“ wird im Fallbeispiel planimetrisch aus dem Nutzungskonzept bestimmt (ca.<br />
23,4 %).<br />
Berücksichtigung eines „merkantilen Minderwertes“ (10 %).<br />
Die Erschließungskosten für den Teilbereich 1 werden mit 20,50 €/m² NBL auf<br />
Grundlage von Erfahrungswerten bestimmt. Für den Teilbereich 2 fallen keine<br />
Erschließungskosten an.<br />
Es sind zudem Aufbereitungskosten für die <strong>Altlasten</strong>sanierung und Baugrundaufbereitung<br />
anzuhalten. Diese werden auf Grundlage einer Gefährdungsabschätzung<br />
(siehe nachfolgende Tabelle) bestimmt.
<strong>Altlasten</strong><strong>symposium</strong> <strong>2010</strong><br />
11. – 12. März <strong>2010</strong>, Welterbe Zeche Zollverein, Essen<br />
Tab. 1: Kosten der Sanierung und Baureifmachung<br />
Kostenpositionen<br />
Teilbereich 1 (Kosten in €) Teilbereich 2 (Kosten in €)<br />
Sanierung und Baureifmachung<br />
Externe Verwertung der<br />
1.032.910 333.339<br />
Überschussmaterialien 476.250 222.500<br />
Summe 1.509.160 555.839<br />
zzgl. Ingenieurskosten 10 % 1.660.076 611.423<br />
Quelle: IBoMa<br />
Unter Berücksichtigung der bekannten Kosten der Brachflächenreaktivierung kann<br />
der Bodenwert des werdenden Baulandes kalkuliert werden. In der nachfolgenden<br />
Berechnung wurden hierzu die später erzielbaren Erlöse auf Basis des Nettobaulandes<br />
der einzelnen Teilbereiche und unter Berücksichtigung des merkantilen Minderwertes<br />
berechnet.<br />
Die Kosten der Baulandentwicklung werden in der Folge abgezogen. Das Residuum<br />
ist über die Entwicklungsdauer zu diskontieren, da der volle Bodenwert erst nach der<br />
vollständigen Baureifmachung erreicht wird. Von dem Zwischenergebnis sind noch<br />
die Verfahrenskosten (u.a. Grunderwerbsnebenkosten, hier: pauschal 10 %) in Abzug<br />
zu bringen. Das Ergebnis stellt dann den Wert der Fläche zum Wertermittlungsstichtag<br />
dar.<br />
Tab. 2: Berechnung des Bodenwertes<br />
Bodenwerte der einzelnen Teilbereiche<br />
Flächenbilanz<br />
Erlöse<br />
Kosten<br />
Differenz<br />
Verkehrswert<br />
- 60 -<br />
Summe<br />
Gesamtgröße der zu bewertenden Fläche 56.000 m² 56.000 m²<br />
Größe des Teilbereichs (Nettobauland) 35.103 m² 7.819 m² 42.922<br />
relative Größe des Teilbereichs in % 81,78 % 18,22 %<br />
Ausgangswert (ebf.) 100,00 €/m² 140,00 €/m²<br />
minus merkantiler Minderwert (10% ) 10,00 €/m² 14,00 €/m²<br />
Zwischensumme<br />
Teilsummen Bereich 2<br />
90,00 €/m² 126,00 €/m²<br />
Erlös = Zwischensumme * NBL des Teilbereiches 3.159.270,00 € 985.194,00 € 4.144.464,00<br />
Kostenpositionen in € (Anteil entsprechend Größe<br />
des Teilbereichs):<br />
Teilbereich 1 Teilbereich 2<br />
Erschließungskostenpauschale (20,50 €/m² NBL) 719.611,50 € 0,00 € 719.611,50<br />
Sanierungskosten 1.660.076,00 € 611.423,00 € 2.271.499,00<br />
insgesamt: 2.379.687,50 € 611.423,00 € 2.991.110,50<br />
erzielbarer Erlös abzüglich Kosten 779.582,50 € 373.771,00 € 1.153.353,50<br />
vorläufiger Wert 779.582,50 € 373.771,00 € 1.153.353,50<br />
mal Diskontierungsfaktor (Wartezeit: 4 Jahre,<br />
Risiko: 2 Jahre, Zinssatz: 4,75 %) 0,756965019 0,756965019 0,756965019<br />
Zwischenergebnis 590.116,68 € 282.931,57 € 873.048,25<br />
abzüglich Verfahrenskosten 59.011,67 € 28.293,16 87.304,83<br />
Bodenwert des Teilbereiches 531.105,01 € 254.638,41 € 785.743,43<br />
Bodenwert/m² (Bruttobauland) 11,60 € 24,96 € 14,03<br />
Den Berechnungen liegen nicht die gerundeten Werte zu Grunde. Hier ist mit ungerundeten Werten gerechnet worden!<br />
Quelle: IBoMa
Exkurs: negativer Verkehrswert<br />
<strong>Altlasten</strong><strong>symposium</strong> <strong>2010</strong><br />
11. – 12. März <strong>2010</strong>, Welterbe Zeche Zollverein, Essen<br />
In manchen Fällen übersteigen die Aufbereitungskosten den später erzielbaren Erlös.<br />
Das Rechenergebnis wird dann negativ.<br />
Ein Grundstück, bei dem die Aufbereitungskosten über dem künftigen Bodenwert liegen,<br />
fällt nicht unter die Verkehrswertdefinition, die durch den „Preis, der auf dem<br />
Markt zu erzielen wäre“, bestimmt wird. Für ein Grundstück mit negativem Bodenwert<br />
ist auf dem Markt kein Preis erzielbar.<br />
Das Kalkulationsverfahren zur Verkehrswertermittlung kann nicht fortgeführt werden,<br />
sobald sich ein negativer Bodenwert ergibt. Der Verkehrswert, der nicht negativ sein<br />
kann, liegt in diesen Fällen bei 0,-- €; die Fläche hat somit keinen Verkehrswert.<br />
Abb. 6: unrentierliche Entwicklung<br />
DM Variante I Variante II<br />
120,--<br />
100,-- 1<br />
90,--<br />
80,--<br />
70,--<br />
50,--<br />
40,--<br />
30,--<br />
Gewinn/Risiko<br />
Wartezeit<br />
Flächenabzug "f"<br />
<strong>Altlasten</strong>beseitigung<br />
Fundamentbeseitigung<br />
Erschließung<br />
0,-- Zeit<br />
1 Marktpreis (Verkehrswert) für vergleichbares baureifes Gewerbeland<br />
max.<br />
Kosten 1 Ankaufs- Kosten 2 2<br />
preis 1<br />
2<br />
"Kostenbestandteile" Erschließung, Fundamente und <strong>Altlasten</strong> liegen höher wie bei der Verkaufsvariante 1. Flächenabzug "f",<br />
Wartezeit, Gewinn/Risiko sind gleich hoch.<br />
Quelle: IBoMa - Institut für Bodenmanagement<br />
- 61 -<br />
unrentierliche<br />
Kosten<br />
(Verlust oder<br />
Subvention)
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11. – 12. März <strong>2010</strong>, Welterbe Zeche Zollverein, Essen<br />
Fazit und Empfehlungen zum Vorgehen<br />
Die wichtigste Einflussgröße sind die Aufbereitungskosten! Hierzu zählt neben den<br />
<strong>Altlasten</strong> aber auch die Herstellung eines tragfähigen Baugrundes (bspw. Entfernen<br />
von Fundamenten, Verdichten des Untergrundes, Pfahlgründungen).<br />
Die Höhe der Kosten einer <strong>Altlasten</strong>beseitigung beeinflusst maßgeblich die Höhe des<br />
Marktwertes!<br />
Ohne vorherige Bodenunteruntersuchungen ist weder eine Kaufpreisfindung noch<br />
eine Entscheidung möglich, wie die Fläche künftig genutzt werden soll!<br />
Eigentümer, Umweltsachverständige, Wertermittler und Planer sollten frühzeitig den<br />
Dialog suchen, um die Wechselwirkungen zwischen Belastungen, Planungen und<br />
Wert frühzeitig zu erörtern.<br />
Empfehlungen<br />
1. Prüfen der Entwicklungsoptionen unter Berücksichtigung der unterschiedlichen<br />
Sanierungserfordernisse. Einbindung der Akteure in die Wertermittlung:<br />
Historische Analyse: liegt eine <strong>Altlasten</strong>verdachtsfläche vor, ist in jedem Fall<br />
ein Umweltsachverständiger mindestens beratend hinzuzuziehen.<br />
Es ist ein Abstimmungsgespräch zwischen Eigentümer, Umweltsachverständigem,<br />
Wertsachverständigem und (ggf.) Planern durchzuführen. Hierbei sollten<br />
das Ausmaß des Risikos, der Größe der Verdachtsflächen, mögliche Berücksichtigungen<br />
durch die Planung und die Implikationen auf den Wert erörtert<br />
werden. In der Folge sollte dann entscheiden werden, ob eine gründlichere<br />
Erkundung erforderlich ist.<br />
2. Abschätzung der Risiken. Ggf. Erstellen einer vorbereitenden Baugrunduntersuchung<br />
und Gefährdungsabschätzung.<br />
3. Entwicklung von Alternativen zum Umgang mit den vermuteten/erkannten<br />
Restriktionen.<br />
4. Erstellen/ Überarbeiten der Planungskonzeption entsprechend der vermuteten<br />
Risiken bzw. der festgestellten Restriktionen unter Berücksichtigung der Werthaltigkeit<br />
der angedachten Nutzungen (ggf. Grobkalkulation der sich ergebenden<br />
Werte). In diesem Schritt kommt es darauf an, unter Berücksichtigung der bekannten<br />
Risiken/ Restriktionen und der lagebezogenen Werten unterschiedlicher<br />
Nutzungen eine Planungskonzeption zu entwickeln, die Risiken und Erträge in<br />
optimaler Form berücksichtigt.<br />
5. Ableitung von Bauerwartungslandwerten aus dem vollen Baulandwert (deduktive<br />
Methode).<br />
- 62 -
<strong>Altlasten</strong><strong>symposium</strong> <strong>2010</strong><br />
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Entwicklung der Kokerei Zollverein<br />
Flächenrecycling und Weltkulturerbe<br />
A: Edelmann, Th. Schürkamp, RAG Montan Immobilien GmbH, Essen<br />
Seit einigen Jahren erfahren kulturelle Aspekte in der Flächenentwicklung eine<br />
wachsende Bedeutung. Hierbei können zwei Bedeutungsebenen unterschieden werden:<br />
Die erste bezieht sich auf verschiedene Aspekte des Marketings. So werden kulturelle<br />
Events wie Theaterfestivals, Konzerte, Ausstellungen und Installationen genutzt,<br />
um Standorte ins Gespräch zu bringen und zu branden. Die genannten Veranstaltungen<br />
haben das Ziel, ehemals für die Öffentlichkeit unzugängliche Standorte zu<br />
öffnen, sie in das Bewusstsein zu holen, Interesse zu schaffen, um so zu einer allmählichen<br />
Imagesteigerung beizutragen: Kunst und Kultur an Stelle von Stillstand<br />
und Verfall.<br />
Die zweite Ebene ist vertriebsorientiert. Sie bezieht sich auf die seit kurzem im breiten<br />
Fokus der Diskussion um Wissensökonomie und Wirtschaftsförderung (u.a. Richard<br />
Florida: The Rise of the Creative Class) stehende Kreativwirtschaft als wachsendem<br />
und damit Fläche nachfragendem Wirtschaftszweig. Auf diese Weise werden<br />
die überwiegend kleinen Kreativunternehmen zu einer neuen Zielgruppe für die<br />
Vertriebsabteilungen von Flächenentwicklern.<br />
Abb. 1: Relevanz von kulturellen Aspekten im Bergbau<br />
- 63 -
<strong>Altlasten</strong><strong>symposium</strong> <strong>2010</strong><br />
11. – 12. März <strong>2010</strong>, Welterbe Zeche Zollverein, Essen<br />
Sowohl für die Marketing- als auch die Vertriebsaspekte, die der wachsenden Bedeutung<br />
von Kultur für und in der Flächenentwicklung innewohnen, bieten altindustrielle<br />
Gebäude und Anlagen die Kulissen, die die spezielle Atmosphäre am Standort<br />
erzeugen und so als Grundvoraussetzung für kulturelle Aktivitäten und Ansiedlungsfaktor<br />
für Unternehmen der Kreativwirtschaft dienen.<br />
Als Projekt auf einem Standort des UNESCO Weltkulturerbes ist die Entwicklung der<br />
Kokerei Zollverein ein bedeutendes Beispiel in diesem Kontext.<br />
Abb. 2: Zollvereins Status als UNESCO Welterbe<br />
Die Folgenutzung dieser Anlagen zu einem neuen Zweck, der nicht dem ursprünglichen<br />
Design entspricht, erfordert z.T. massive Umbau- und Anpassungsmaßnehmen.<br />
Diese bedeuten potenzielle Konflikte mit den sich aus dem Denkmalschutz ergebenden<br />
Auflagen.<br />
- 64 -
Abb. 3: Konflikte: Straßen<br />
Abb. 4: Konflikte: Freiräume<br />
<strong>Altlasten</strong><strong>symposium</strong> <strong>2010</strong><br />
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- 65 -
Abb. 5: Konflikte: Gebäude<br />
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Aus dem dargestellten Spannungsfeld zwischen Flächenentwicklung und Weltkulturerbe<br />
werden Handlungsempfehlungen abgeleitet.<br />
Abb. 6: Lösungen<br />
- 66 -
Fragestellung<br />
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Altbergbau in Deutschland – Montanhistorische Relikte<br />
mit Katastrophenpotential<br />
Dipl.-Geol. Christof Radusch<br />
URS Deutschland GmbH, Am Handelshof 1, 45127 Essen<br />
In Deutschland hat es für eine Periode von mehr als 1.000 a bis weit ins 20. Jh. hinein<br />
intensive unterirdische Bergbauaktivitäten auf verschiedene Rohstoffe gegeben.<br />
Mit fortschreitenden technischen Möglichkeiten erschloss der Bergbau ausgehend<br />
vom Tagebau immer größere Teufen bis zu 1.500 m im heutigen Steinkohlentiefbau.<br />
Als Relikte des aufgegebenen Bergbaus verbleiben Gefahrenstellen in großer Zahl<br />
auf vielen 1.000 km² möglicherweise auf mehr als 10.000 km² Fläche. Liegen diese<br />
in Teufenlagen bis max. 100 m, so können sie Jahrhunderte lang einwirkungsrelevant<br />
für die Tagesoberfläche sein. Viele Altbergbaue sind gar nicht mehr bekannt.<br />
Der plötzliche Kollaps untertägiger Hohlräume kann ohne Vorwarnung Menschen<br />
verletzen oder sogar töten und führt an der Tagesoberfläche zu Schäden an Risikoelementen.<br />
Die Entgasung von Methan und Radon sowie die Einwirkungen von<br />
Grund- und Grubenwasser sind mit dem Altbergbau verbunden und können weitere<br />
Schäden hervorrufen.<br />
Zielsetzung<br />
Mit diesem Vortrag sollen die Gefahren und Risiken des Altbergbaus und ihr teilweise<br />
katastrophenrelevanter Einfluss auf Menschen, soziale Gruppen und Infrastruktur<br />
anhand von Fallbeispielen dargestellt sowie mögliche Gegenstrategien aufgezeigt<br />
werden. Die Zahl altbergbaulicher Gefahrenstellen wurde für Teile Deutschlands<br />
überschlägig quantifiziert.<br />
Methodik<br />
Es wurden öffentlich zugängliche Literatur und Dokumente ausgewertet sowie verschiedene<br />
(Berg)Behördenvertreter befragt.<br />
Ergebnisse<br />
Der Bergbau wird seit 200 bis 300 Jahren geordnet bergrechtlich legitimiert. Kontrollorgane<br />
sind meist die Bergbehörden in den Bundesländern, Die heute u.a. für den<br />
Altbergbau und die Gefahrenabwehr zuständig sind. Die Prozessdynamik von Tagesbrüchen<br />
wird durch gebirgsmechanische, hydrologische und geologische Faktoren<br />
gesteuert. Während bis vor einigen Jahren auf altbergbauliche Schadenereignisse<br />
reagiert wurde, hat sich aufgrund einiger Schadenereignisse mit lokal katastrophaler<br />
Dimension die Erkenntnis durchgesetzt, dass präventive Schutzmaßnahmen<br />
- 67 -
<strong>Altlasten</strong><strong>symposium</strong> <strong>2010</strong><br />
11. – 12. März <strong>2010</strong>, Welterbe Zeche Zollverein, Essen<br />
effektiver und kostengünstiger sein können. In diesem Zusammenhang werden in<br />
den Bundesländern Dokumente zum (Alt)Bergbau mit großem Aufwand digitalisiert<br />
und teilweise neu bewertet.<br />
Aus Datenschutzgründen ist der behördeninterne Bearbeitungsstand teilweise<br />
schwer nachzuvollziehen. Öffentlich zugänglich sind nur allgemeine Beispiele dokumentiert.<br />
Vom Altbergbau stark betroffene Länder, wie z.B. NRW und Sachsen, haben<br />
dabei einen fortgeschrittenen Bearbeitungsstand erreicht oder wie in Mecklenburg-<br />
Vorpommern die altbergbaulichen Gefahren weitgehend beseitigt. Andere Länder<br />
stehen mit der Bearbeitung der Altbergbauproblematik am Anfang.<br />
Die Beseitigung altbergbaulicher Gefahren ist eine Querschnittsaufgabe für viele<br />
Fachdisziplinen und Akteure. Die Durchführung aktiver Sicherungs- und Sanierungsmaßnahmen<br />
kann im Einzelfall viele Millionen Euro kosten, die aufgrund unklarer<br />
haftungsrechtlicher Zuständigkeiten meist aus Steuermitteln beglichen werden.<br />
Jährlich entstehen so bundesweit Kosten von hohen zweistelligen Millionenbeträgen.<br />
Nur in Ausnahmefällen kann ein Kostenpflichtiger, meist ein großes privatwirtschaftliches<br />
Unternehmen, ermittelt werden.<br />
Das Schadenpotential des Altbergbaus wird maßgeblich durch die Nutzung der Tagesoberfläche<br />
bestimmt.<br />
Insbesondere in Ballungsräumen wie dem Ruhrgebiet, mit einer hohen Konzentration<br />
von Sach- und Finanzwerten, muss im Zuge eines effektiven und zielgerichteten<br />
Katastrophen- und Risikomanagements die Vulnerabilität gegenüber dem Altbergbau<br />
reduziert werden. Gefahren und Risiken des Altbergbaus sind in Deutschland und<br />
Weltweit ein zu wenig beachtetes Problem.<br />
- 68 -
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Werthaltigkeit und Nachhaltigkeit bei der Umnutzung<br />
von Flächen des ehemaligen Bergbaus<br />
Matthias Morgenstern, Jochen Nagel, Rödl & Partner ImmoWert GmbH,<br />
Michael Laßl, Axel Köster, RAG Montan Immobilien GmbH<br />
Baulandpreise entstehen im Wettbewerb<br />
In funktionierenden Märkten bildet der Wert, der einem Grundstück zugemessen<br />
wird, die Erwartung der Erträge ab, die sich zukünftig auf und mit dem Grundstück<br />
erwirtschaften lassen. Die Flächen der Montanindustrie sind in dieser Hinsicht ein<br />
gutes Beispiel. Im laufenden Betrieb genießt ein Bergbaustandort einen planungsrechtlichen<br />
Sonderstatus und einen, für den laufenden Betrieb definierten Wert. Ein<br />
stillgelegter Bergbaustandort, der einer neuen Nutzung zugeführt werden soll, weist<br />
noch keine bauplanungsrechtlichen Voraussetzungen auf und unterliegt darüberhinaus<br />
dem Wettbewerb mit anderen Flächen.<br />
Die Werthaltigkeit solcher Flächen, etwa in Form des Bodenwertes, bildet sich am<br />
Grundstücksmarkt anhand der Lagemerkmale, der Beschaffenheit, der Marktsituation<br />
und der zulässigen Nutzungen ab. Diese Einflussfaktoren sind hochvariabel, so dass<br />
sich für die Baulandpreise in Deutschland eine ausgeprägte Topographie ergibt:<br />
Abbildung 9: Die Topographie der Baulandpreise (Stand 2001), Quelle: Bundesamt für Bauwesen und<br />
Raumordnung, 2003<br />
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<strong>Altlasten</strong><strong>symposium</strong> <strong>2010</strong><br />
11. – 12. März <strong>2010</strong>, Welterbe Zeche Zollverein, Essen<br />
Feiner aufgelöst als in dieser stark aggregierten Darstellung finden sich die Baulandpreise<br />
in den von den Gutachterausschüssen veröffentlichen Marktberichten, siehe<br />
Abbildung 2.<br />
Abbildung 10: typische Baulandpreise für unbebaute Grundstücke, gewerbliche Nutzung ohne „tertiäres<br />
Gewerbe“; aus: Nordrhein-Westfalen, Grundstücksmarktbericht 2009. Der Obere Gutachterausschuss<br />
für Grundstückswerte im Land Nordrhein-Westfalen.<br />
Für die Werthaltigkeit des einzelnen Standorts können als erste Anhaltspunkte die<br />
ebenfalls von den Gutachterausschüssen aus der Kaufpreissammlung ermittelten<br />
Bodenrichtwerte herangezogen werden (§196 BauGB). Der Bodenrichtwert ist ein<br />
durchschnittlicher Lagewert des Grund und Bodens pro Quadratmeter bebauter oder<br />
unbebauter Fläche in einem Gebiet mit im Wesentlichen gleichen Lage- und Nutzungsverhältnissen<br />
(Kleiber et. al., 2007, Seite 538). Allerdings beziehen sich die<br />
Bodenrichtwerte auf baureifes Land (§ 4 Abs. 4 WertV 88), also auf Flächen, die<br />
nach öffentlich-rechtlichen Vorschriften baulich nutzbar sind. Flächen des ehemaligen<br />
Bergbaus sind in der Regel nicht ohne weiteres nach öffentlich-rechtlichen Vorschriften<br />
bebaubar, vielmehr sind eine Reihe von Maßnahmen auszuführen, bevor<br />
ihnen der Wert von Bauland, z.B. in der Größenordnung geeigneter Bodenrichtwerte,<br />
zugeordnet werden kann. Dazu gehören z.B.<br />
Beendigung der Bergaufsicht,<br />
Schaffung von Baurecht,<br />
ggf. Sanierung von <strong>Altlasten</strong>,<br />
ggf. Tiefenenttrümmerung,<br />
äußere und innere Erschließung,<br />
ggf. Baugrundverbesserung<br />
und anderes.<br />
- 70 -
<strong>Altlasten</strong><strong>symposium</strong> <strong>2010</strong><br />
11. – 12. März <strong>2010</strong>, Welterbe Zeche Zollverein, Essen<br />
Auch wenn Teile der Aufwendungen durch die Verursacher getragen werden (Beendigung<br />
Bergaufsicht einschließlich aller Aufwendungen zur Wiedernutzbarmachung<br />
nach BBergG, Sanierung von <strong>Altlasten</strong> i.S. von § 2 Abs. 5 BBodSchG zur Gefahrenabwehr<br />
als materielle Konkretisierung der im BBerg unbestimmten Rechtsbegriffe),<br />
so wird doch deutlich, dass ehemalige Flächen des Bergbaus im Vergleich zu anderen,<br />
evtl. „auf der grünen Wiese“ entwickelten Flächen einen Wettbewerbsnachteil<br />
erleiden, da bei letztgenannten geringere Kosten für die Entwicklung anfallen.<br />
Das Bodenwertniveau, das sich durch die Marktmechanismen entwickelt, bildet so<br />
etwas wie die Obergrenze dessen, was die Marktteilnehmer im gewöhnlichen Geschäftsverkehr<br />
für Bauland zu zahlen bereit sind. Die Vornutzung ist dabei für das<br />
allgemeine Bodenwertniveau zunächst ohne Belang; sie schlägt sich im Einzelfall jedoch<br />
in Form von Wertabschlägen (technisch-wirtschaftlicher und merkantiler Minderwert)<br />
nieder.<br />
Werthaltigkeit bei der Umnutzung von Flächen des ehemaligen Bergbaus<br />
Nach den obigen Ausführungen sind viele Flächen des ehemaligen Bergbaus bewertungstechnisch<br />
als Bauerwartungsland oder Rohbauland einzustufen. Diese beiden<br />
Zustandsstufen werden oft als „werdendes Bauland“ zusammengefasst. Für die<br />
Bewertung werdenden Baulands hat sich in der Literatur und in der Praxis ein Verfahren<br />
durchgesetzt, das teilweise als Kalkulationsverfahren, teilweise als deduktive<br />
Bodenwertableitung bezeichnet wird. Soweit neben dem Bodenwert auch zukünftige<br />
Erlöse aus einer Projektentwicklung (Neubau, Refurbishment) mit einbezogen werden,<br />
spricht man auch vom Residualwertverfahren.<br />
Als Ausgangspunkt der Bewertung ist vom Bodenwert des zukünftig baureifen<br />
Grundstücks auszugehen. Dabei sind Flächenabzüge für Verkehrsflächen und ggf.<br />
Gemeinbedarfsflächen vorzunehmen. Von diesen Werten werden die Kosten abgezogen,<br />
die notwendig sind, um den Zustand und die Flächenqualität, auf den sich die<br />
Bewertung bezieht, herzustellen. Da das baureife Grundstück nicht sofort zur Verfügung<br />
steht, sondern erst in der Zukunft, sind die ermittelten Werte über eine Wartezeit<br />
mit einem angemessenen Zinssatz zu diskontieren. Das Risiko, das sich aus den<br />
verschiedenen Wagnissen ergibt, kann entweder über Abschläge oder über eine<br />
verlängerte Wartezeit berücksichtigt werden. Die Barwerte eventueller Erlöse aus<br />
Zwischennutzungen sind als Positiveinkünfte anzusetzen. Eine genauere Erläuterung<br />
des Verfahrens findet sich z.B. gif (2008) oder Gehri (2009 a, b), siehe Abbildung 3.<br />
Versteht man den zukünftigen Erlös aus den hergerichteten Flächen als eine „feste“<br />
Größe, die durch den Markt und den Wettbewerb mit anderen Flächen vorgegeben<br />
wird, so zeigt sich, dass bei einem niedrigen Bodenwertniveau oder bei hohen Kosten<br />
für die Aufbereitung und Entwicklung die Bereitstellung von Bauland evtl. nicht<br />
mehr wirtschaftlich dargestellt werden kann. Bei Erschließungskosten im Bereich von<br />
ca. 20 bis 25 €/m² beispielsweise kann Bauland, das von den Marktteilnehmern im<br />
gewöhnlichen Geschäftsverkehr ein Wert unter 35 €/m² zugeordnet wird, unter Einbezug<br />
der sonstigen Aufwendungen nicht betriebswirtschaftlich entwickelt werden.<br />
- 71 -
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Bewertung ehemaliger Flächen des Bergbaus Bewertungsobjekt:<br />
Bereich Wertansatz/Eräuterung Teilbereich 1<br />
Flächen Gesamtfläche des Bewertungsobjektes 175.700 m²<br />
Teilfläche (Bruttobaufläche) 50.000 m²<br />
entspr. Anteil der Teilfläche 28%<br />
Anteil Nichtbauflächen 15%<br />
Nettobaufläche 42.500 m²<br />
Erlöse vorläufiger Bodenwert für die (Teil)Fläche 65 €/m²<br />
Anpassungen 0<br />
merkantiler Minderwert wegen Vornutzung 10%<br />
Bodenwert 59 €/m²<br />
Zwischenergebnis: zukünftige Erlöse 2.486.250 €<br />
Kosten Baugrundverbesserungsmaßnahmen 8 €/m²<br />
Entsorgung/Verwertung 20 €/m²<br />
Herstellung Erschließungsanlagen 25 €/m²<br />
Naturschutzrechtliche Ausgleichsabgaben 0,00 €/m²<br />
Planungskosten 0,50 €/m²<br />
Zwischenergebnis Erlöse minus Kosten (pro m²) 5,00 €/m²<br />
Erlöse minus Kosten (absolut, Bezug Nettobauland) 212.500 €<br />
Wartezeit /Risiken Zins 6,0%<br />
Wartezeit 10 Jahre<br />
Risikoansatz 3 Jahre<br />
Diskontierungsfaktor 0,4688<br />
Wert des Rohbaulands 99.628 €<br />
Abbildung 11: Tableau einer deduktiven Bodenwertermittlung (fiktive Beispieldaten)<br />
Dem kann teilweise durch eine antizipierende Planung entgegengesteuert werden.<br />
Denn schon wegen der Größe von rezent in Stilllegung befindlichen Bergbaustandorten,<br />
die im Einzelfall typischerweise nicht unter 100.000 m² liegt, ist nicht davon<br />
auszugehen, dass die Gesamtfläche gleichartig in eine Richtung entwickelt werden<br />
kann. Vielmehr ergeben sich für Teilbereiche nach dem Zuschnitt, der Lage, der Verkehrsanbindung,<br />
der Vornutzung, der Untergrundbeschaffenheit usw. unterschiedliche<br />
Entwicklungsmöglichkeiten.<br />
Es werden daher für die Zwecke der Wertermittlung Teilbereiche gebildet, denen die<br />
wahrscheinlichste Nutzungsart nach den tatsächlichen Eigenschaften, den abzusehenden<br />
bauplanungsrechtlichen Möglichkeiten und den Marktgegebenheiten zugeordnet<br />
wird. Einzelne Teilbereiche einer Liegenschaft können dabei einen negativen<br />
Teilwert aufweisen, wenn z.B. nur eine ertragsarme oder unrentierliche Folgenutzung<br />
vorgesehen bzw. möglich ist. Insofern bildet die Wertermittlung an dieser Stelle den<br />
Prozess der vorgeschalteten Fachplanungen bzw. den der projektsteuernden Stelle<br />
ab. Fehlen solche planerischen Vorgaben, etwa bei der Wertermittlung in einem frühen<br />
Stadium des Flächenrecyclings, müssen sachverständige Annahmen getroffen<br />
und als solche gekennzeichnet werden.<br />
- 72 -
Wohnen<br />
Bestandsgebäude,<br />
Bereich Bildung und<br />
Dienstleistung<br />
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Gewerbe<br />
Abbildung 12: Entwurf einer Folgenutzung für ein ehemaliges Bergwerk. Quelle: RAG Montan Immobilien<br />
GmbH<br />
Um den Nachteil der ehemaligen Bergbauflächen oder anderer vorgenutzten Flächen<br />
gegenüber der grünen Wiese wenigstens auszugleichen, wurden unter anderem bereits<br />
verschiedene Ansätze diskutiert:<br />
eine Flächenverbrauchsabgabe (DOETSCH et. al. 1999),<br />
die Einführung eines Kontingentierungssystem, um handelbare<br />
Flächenausweisrechte einzuführen (KBU 2009),<br />
Lenkung über steuerliche Gestaltung (BBR 2007).<br />
In der Immobilienwirtschaft zeichnen sich in den letzten Jahren Tendenzen ab, die<br />
einen Ansatz bieten, für die vorgenutzten Flächen den Malus zu dämpfen und vielleicht<br />
sogar einen Bonus zu bieten.<br />
- 73 -<br />
Wohnen oder<br />
Grünfläche<br />
Grünfläche und<br />
gebietsprägendes<br />
Gebäude
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Nachhaltigkeit bei der Umnutzung von Flächen des ehemaligen Bergbaus<br />
Ein Ansatzpunkt, über den die Flächen des ehemaligen Bergbaus und sonstige vorgenutzte<br />
Flächen einen Konkurrenzvorteil gegenüber nicht recycelten Flächen erhalten<br />
könnten, ist die Dynamik, mit der zur Zeit Aspekte der Nachhaltigkeit in die<br />
Immobilienwirtschaft implementiert werden. Dabei stehen die Fragen nach dem Einfluss<br />
von Nachhaltigkeitskriterien auf den Wert von Bauland oder Immobilien in<br />
Deutschland noch am Anfang. Gleichwohl sind sich Immobilienexperten in der Prognose<br />
weitgehend darüber einig, dass es zukünftig Unterschiede zwischen konventionell<br />
und nachhaltig entwickelten Gebäuden geben wird, etwa in Hinblick auf die erzielten<br />
Mieten, Mietkonditionen, Vermarktungsdauer, Leerstand, Lebenszykluskosten<br />
und insofern auch auf den Verkehrswert und seine Entwicklung. Diesbezüglich besteht<br />
ein erheblicher Regelungsbedarf zur Bewertung der Nachhaltigkeitsaspekte in<br />
der Flächenaufbereitung und in der Flächenentwicklung bevor es zur eigentlichen Investition<br />
bzw. zum Neubau kommt.<br />
Neben regulatorischen Eingriffen der Politik (etwa zur Energieeinsparung und zu den<br />
erneuerbaren Energien) sind z.Zt. als wesentliche Treiber der oben genannten Dynamik<br />
große multinationale Firmen in ihrer Rolle als Mieter von Gewerbeflächen und<br />
institutionelle Investoren zu nennen. Aufgrund ihrer Selbstverpflichtung zu bestimmten<br />
Umweltzielen und CSR-Prinzipien (Corporate Social Responsibility) einerseits<br />
und in Vorwegnahme der prognostizierten, langfristigen ökonomischen Aspekte andererseits,<br />
mieten oder kaufen diese Akteure bevorzugt Immobilien, die nachhaltig<br />
sind und dies auch nach bestimmten Kriterien nachweisen können (IMMOBILIEN-<br />
ZEITUNG 2009, LORENZ 2008, EICHHOLTZ et. al. 2009).<br />
Anhaltend hohe Flächeninanspruchnahme<br />
Die öffentliche Wahrnehmung der Nachhaltigkeitsdebatte fokussiert sich auf Energieeffizienz<br />
(ENEV 2009, EneG 2009). Seitens der Politik, der Berufs- und Fachverbände<br />
werden aber auch andere Umweltauswirkungen der Immobilien in die Nachhaltigkeit<br />
einbezogen (z.B. RICS 2009).<br />
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