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Altlasten- symposium 2010 - ITVA

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Impressum<br />

<strong>Altlasten</strong><strong>symposium</strong> <strong>2010</strong><br />

11. – 12. März <strong>2010</strong>, Welterbe Zeche Zollverein, Essen<br />

Herausgeber<br />

Ingenieurtechnischer Verband für <strong>Altlasten</strong>management<br />

und Flächenrecycling e.V. (<strong>ITVA</strong>)<br />

Invalidenstraße 34<br />

10115 Berlin<br />

Tel.: 030 / 48 63 82 80<br />

Fax: 030 / 48 63 82 82<br />

E-Mail: info@itv-altlasten.de<br />

www.itv-altlasten.de<br />

Redaktion und Layout:<br />

Sabine Gier<br />

<strong>ITVA</strong> e.V.<br />

Für den Inhalt der Einzelbeiträge sind die Autoren verantwortlich.<br />

Bezug:<br />

<strong>ITVA</strong> e.V.<br />

Invalidenstraße 34<br />

10115 Berlin<br />

Tel.: 030 / 48 63 82 80<br />

Fax: 030 / 48 63 82 82<br />

E-Mail: info@itv-altlasten.de<br />

www.itv-altlasten.de<br />

© <strong>2010</strong> Ingenieurtechnischer Verband für <strong>Altlasten</strong>management und Flächenrecycling e.V. (<strong>ITVA</strong>)


<strong>Altlasten</strong><strong>symposium</strong> <strong>2010</strong><br />

11. – 12.03.<strong>2010</strong>, Welterbe Zeche Zollverein, Essen<br />

Die Zeiten von Kohle und Stahl sind Vergangenheit –<br />

das zeigt sich heute überall im Ruhrgebiet; auch die<br />

Wirtschaftsstruktur hat sich grundlegend verändert. Die<br />

Zeche Zollverein in Essen war einst die größte und<br />

schönste Steinkohleförderanlage der Welt. Dann Stilllegung und Neuanfang: Erhalt durch<br />

Umnutzung und Strukturwandel. Der vom Bauhausstil beeinflusste Industriekomplex ist<br />

heute ein lebendiges kulturelles Zentrum für Geschichte, Kunst, Architektur und Design.<br />

Zusammen mit dem angrenzenden Areal der Kokerei zählt die Zeche Zollverein seit 2001<br />

zum Weltkulturerbe und ist <strong>2010</strong> das Eingangstor zur Kulturhauptstadt Europas.<br />

Mit dem Strukturwandel von einer Industrie- zu einer Dienstleistungsgesellschaft wandelte<br />

sich auch die <strong>Altlasten</strong>bearbeitung. So standen im ersten Jahrzehnt der <strong>Altlasten</strong>behandlung<br />

zumeist die Probleme der Gefahrenbeurteilung, rechtliche Probleme der Verantwortlichkeit<br />

und fachliche Probleme der Sanierungssicherheit und Sanierungslösungen einhergehend mit<br />

spektakulären und in der Öffentlichkeit bekannten Altlastfällen im Fokus. Im zweiten und<br />

dritten Jahrzehnt der <strong>Altlasten</strong>bearbeitung stehen nun die freiwerdenden großflächigen ehemaligen<br />

Industrieflächen und deren Reaktivierung im Vordergrund.<br />

Flächenverbrauch reduzieren, <strong>Altlasten</strong> sanieren, Boden und Grundwasser schützen,<br />

Wirtschaft stärken: Gerade die Umnutzung und Entwicklung der alten Montanflächen ist dabei<br />

ein wichtiger Baustein mit erheblichem Potential für die Wirtschaftsförderung und – durch<br />

Vermeidung einer weiteren Flächeninanspruchnahme – für den Bodenschutz. Die Kokerei<br />

Zollverein ist hier ein Musterbeispiel.<br />

Schwerpunkte des Programms sind Praxisberichte über Lösungsansätze und Erfahrungen<br />

bei der Umnutzung und Flächenentwicklung ehemaliger Bergbauflächen sowie Best-<br />

Practice-Beispiele zur Sanierung von Kokereien und Gaswerken. Die rechtlichen Rahmenbedingungen<br />

für die Wiedernutzbarmachung von Montanflächen und hoch aktuelle Fragen der<br />

Auswirkungen des neuen Wasserrechts auf die <strong>Altlasten</strong>sanierung und das Flächenrecycling<br />

sind ebenso wie Instrumente der Grundstückswertermittlung interessante Themen des Symposiums.<br />

Im Kontext von Werthaltigkeit und Nachhaltigkeit werden sowohl die Zukunftschancen als<br />

auch das Risikopotential von Altbergbauflächen beleuchtet. Die hochkarätig besetzte Podiumsdiskussion<br />

„Strukturwandel in Montanregionen“ wagt den Blick über den Tellerrand. Der<br />

Themenschwerpunkt „Hochschule trifft Praxis“ eröffnet NachwuchswissenschaftlerInnen erneut<br />

die Möglichkeit, sich zu präsentieren.<br />

Das Potential der Bergbauflächen von gestern gilt es auch mit Blick auf die Bewältigung<br />

der Folgen des Klimawandels zu nutzen. Die Zukunftsherausforderungen liegen hierbei –<br />

angesichts der immer knapper werdender Kassen bei allen privaten und kommunalen Ordnungspflichtigen<br />

– in der Suche nach bezahlbaren intelligenten Sanierungslösungen, aber<br />

insbesondere auch in der Schaffung eines fundierten Bodenbewusstseins und Akzeptanz für<br />

das Flächenrecycling in der Öffentlichkeit. Das Programm der Veranstaltung bündelt entscheidende<br />

umwelt- und wirtschaftspolitische Fragestellungen und kulturelle Aspekte zu einem<br />

attraktiven Themenangebot und liefert Impulse für die Bewältigung aktueller Herausforderungen.<br />

Das <strong>Altlasten</strong><strong>symposium</strong> <strong>2010</strong> ist die wichtigste Kommunikationsplattform des Jahres für<br />

alle Entscheidungsträger, Fachleute, Sachbearbeiter und Interessierten aus den Bereichen<br />

Flächenrecycling und <strong>Altlasten</strong>management. Es führt Eigentümer, Investoren und Projektentwickler,<br />

Vertreter aus der wirtschaftlichen, kommunalen und regionalen Praxis, Sanierungspflichtige<br />

sowie Akteure aus Politik, Verwaltung, Wissenschaft und Forschung zusammen.<br />

Die gemeinsame Tagung des <strong>ITVA</strong> und der RAG Montan Immobilien GmbH bietet ein<br />

bewährtes Forum für den interdisziplinären Informations- und Erfahrungsaustausch. Unternehmen<br />

und Organisationen eröffnen sich vielfältige Möglichkeiten, ihre Produkte und Leistungen<br />

einem breiten Teilnehmerspektrum zu präsentieren.


<strong>Altlasten</strong><strong>symposium</strong> <strong>2010</strong><br />

11. – 12. März <strong>2010</strong>, Welterbe Zeche Zollverein, Essen<br />

"Flagge zeigen – Nachwuchs fördern"<br />

Wir danken allen Sponsoren, die mit ihrer Werbung Studierenden die kostenfreie<br />

Teilnahme am <strong>Altlasten</strong><strong>symposium</strong> <strong>2010</strong> ermöglicht und sich aktiv an der Förderung<br />

der Fachleute von morgen beteiligt haben.<br />

► AAV <strong>Altlasten</strong>sanierungs- und <strong>Altlasten</strong>aufbereitungsverband NRW<br />

► Altenbockum & Partner Geologen<br />

► Avocado Rechtsanwälte<br />

► Bauer Umwelt GmbH<br />

► CDM Consult GmbH<br />

► et - environment and technology Dr. Thomas Ertel<br />

► GAA-Gesellschaft für Abfallwirtschaft und <strong>Altlasten</strong> M-V mbH<br />

► GEOFACTUM GmbH<br />

► geo-id GmbH<br />

► GeoKlipsch Sachverständigen- und Ingenieurbüro VBI<br />

► Hoffmann Liebs Fritsch und Partner Rechtsanwälte<br />

► HPC HARRESS PICKEL CONSULT AG<br />

► Ibg-Ingenieurgesellschaft für Bodenmanagement und Geotechnik mbH<br />

► Mull und Partner Ingenieurgesellschaft mbH<br />

► Remex Mineralstoff GmbH<br />

► ZÜBLIN Umwelttechnik GmbH<br />

Veranstalter<br />

Ingenieurtechnischer Verband für <strong>Altlasten</strong>management<br />

und Flächenrecycling e.V. (<strong>ITVA</strong>)<br />

Invalidenstraße 34<br />

10115 Berlin<br />

Tel.: 030 / 48 63 82 80<br />

Fax: 030 / 48 63 82 82<br />

E-Mail: info@itv-altlasten.de<br />

www.itv-altlasten.de<br />

RAG Montan Immobilien GmbH<br />

Am Technologiepark 28<br />

45307 Essen<br />

Tel.: 0201 / 378-0<br />

Fax: 0201 / 378-18 08<br />

E-Mail: info@rag-montan-immobilien.de<br />

www.rag-montan-immobilien.de


PROGRAMM<br />

Donnerstag, 11. März <strong>2010</strong><br />

<strong>Altlasten</strong><strong>symposium</strong> <strong>2010</strong><br />

11. – 12. März <strong>2010</strong>, Welterbe Zeche Zollverein, Essen<br />

7.30 Uhr Registrierung, Begrüßungskaffee<br />

8.30 Uhr Eröffnung / Begrüßung<br />

Prof. Dipl.-Ing. H. Burmeier, Erster Vorsitzender des <strong>ITVA</strong>, Ostfalia, Hochschule<br />

für angewandte Wissenschaften, Campus Suderburg<br />

Prof. Dr. H.-P. Noll, Vorsitzender der Geschäftsführung RAG Montan Immobilien<br />

GmbH, Essen<br />

8.40 Uhr Eröffnungsrede<br />

Staatssekretär Dr. A. Schink, Ministerium für Umwelt und Naturschutz,<br />

Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen,<br />

Düsseldorf<br />

9.10 Uhr Aktuelle Aktivitäten der Bund/Länder-Arbeitsgemeinschaft Bodenschutz<br />

(LABO)<br />

MD H.-J. Düwel, Vorsitzender der Bund/Länder-Arbeitsgemeinschaft Bodenschutz,<br />

Ministerium für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz<br />

Landes Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf<br />

Rechtliche und wirtschaftliche Aspekte<br />

Moderation: K. Arndt, Thüringer Ministerium für Landwirtschaft, Naturschutz<br />

und Umwelt, Erfurt<br />

9.30 Uhr Auswirkungen des neuen Wasserrechts auf die <strong>Altlasten</strong>sanierung und<br />

das Flächenrecycling<br />

N. Steiner, Anwaltskanzlei Steiner, Essen<br />

9.50 Uhr Rechtliche Rahmenbedingungen für die Wiedernutzbarmachung ehemals<br />

bergbaulich genutzter Flächen<br />

G. Franßen, EMLE (Madrid), B. Hejma, Heinemann & Partner Rechtsanwälte,<br />

Essen<br />

10.10 Uhr Deduktive Wertermittlung<br />

E. Dransfeld, Institut für Bodenmanagement, Dortmund<br />

10.30 Uhr Diskussion<br />

10.45 Uhr Kaffeepause, Fachausstellung Halle 12<br />

Umnutzungen und Flächenentwicklungen in Montangebieten<br />

Moderation: M. Laßl, RAG Montan Immobilien GmbH, Essen<br />

11.15 Uhr Entwicklung der Kokerei Zollverein – Flächenrecycling und Weltkulturerbe<br />

Th. Schürkamp, A. Edelmann, RAG Montan Immobilien GmbH, Essen


<strong>Altlasten</strong><strong>symposium</strong> <strong>2010</strong><br />

11. – 12. März <strong>2010</strong>, Welterbe Zeche Zollverein, Essen<br />

11.35 Uhr Altbergbau in Deutschland – Montanhistorische Relikte mit Katastrophenpotential!?<br />

C. Radusch, URS Deutschland GmbH, Essen<br />

11.55 Uhr Werthaltigkeit und Nachhaltigkeit bei der Umnutzung von Flächen des<br />

ehemaligen Bergbaus<br />

M. Morgenstern, J. Nagel, Rödl & Partner ImmoWert GmbH, Nürnberg;<br />

A. Köster, M. Laßl, RAG Montan Immobilien GmbH, Essen<br />

12.15 Uhr Diskussion<br />

12.30 Uhr Lunchbuffet (Halle 5)<br />

Fachausstellung (Halle 12)<br />

Hochschule trifft Praxis<br />

Moderation: M. Altenbockum, Altenbockum & Partner, Geologen, Aachen<br />

14.30 Uhr LCKW-Kontamination von Boden als poröses ungesättigtes Medium: ein<br />

bodenphysikalisches Sanierungskonzept<br />

W. Markgraf, St. Peth, H. Fleige, R. Horn, Institut für Pflanzenernährung und<br />

Bodenkunde, Christian-Albrechts-Universität Kiel<br />

14.50 Uhr Untersuchungen zum Nachweis von Natural Attenuation unter sulfatreduzierenden<br />

Bedingungen am Beispiel eines Kokereistandortes – Entscheidungshilfe<br />

zum Sanierungskonzept<br />

A. Nagel, H. Strauss, C. Achten, Institut für Geologie und Paläontologie,<br />

Universität Münster, M. Stephan, T. C. Schmidt, Universität Duisburg-Essen<br />

15.10 Uhr Datenanalyse, Risiko- und Potentialabschätzung zur Vermeidung von<br />

Verblockungen und Verockerungen bei Grundwassersanierungsanlagen<br />

zur Aufbereitung altlastenrelevanter Grundwasserschäden<br />

N. Kirfel, Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen (RWTH), M.<br />

Altenbockum, Altenbockum & Partner, Geologen, Aachen; P. Doetsch, Lehrund<br />

Forschungsgebiet Abfallwirtschaft RWTH Aachen, Aachen<br />

15.30 Uhr Diskussion<br />

15.45 Uhr Kaffeepause, Fachausstellung (Halle 12)<br />

PODIUMSDISKUSSION: Strukturwandel in Montanregionen<br />

Moderation: St. Neu, WDR, Köln<br />

16.15 Uhr Blick über den Tellerrand – Statements und Diskussion<br />

17.30 Uhr Ende des 1. Veranstaltungstages<br />

18.00 Uhr Führungen Weltkulturerbe Zeche Zollverein<br />

20.00 Uhr Abendveranstaltung (Halle 5)


Freitag, 12. März <strong>2010</strong><br />

<strong>Altlasten</strong><strong>symposium</strong> <strong>2010</strong><br />

11. – 12. März <strong>2010</strong>, Welterbe Zeche Zollverein, Essen<br />

Best-Practice-Beispiele: Sanierung Gaswerke/Kokereien<br />

Moderation: S. Konzelmann-Krause, RAG Montan Immobilien GmbH<br />

9.00 Uhr Best-Practice-Beispiele: Sanierung von Gaswerkstandorten im Vergleich<br />

K.-J. Hölting, Th. Schmidt-Modrow, Bauer Umwelt GmbH, NL West, Hürth<br />

9.20 Uhr Sanierung von Boden und Grundwasser der ehemaligen BHT Kokerei<br />

Lauchhammer<br />

H.-D. Beerbalk, Büro Dr. Beerbalk, Berlin; St. Reußner, Bund-Länder-Geschäftsstelle<br />

für die Braunkohlesanierung (GS STuBA), Berlin; V. Zarach,<br />

LMBV, Senftenberg<br />

9.40 Uhr Kombinierte Sanierung des PAK-Schadens "ehemaliges Bitumenwerk<br />

Dr. Riehm in Edermünde"<br />

B. Schmitt-Biegel, M. Woisnitza, HIM GmbH, Bereich <strong>Altlasten</strong>sanierung, HIM-<br />

ASG, Biebesheim; D. Schade, Das Baugrundinstitut Dipl.-Ing. Knierim GmbH,<br />

Hann. Münden; F. Benström, Züblin Umwelttechnik GmbH, Dortmund<br />

10.00 Uhr Diskussion<br />

10.15 Uhr Kaffeepause, Fachausstellung (Halle 12)<br />

Montanflächen von gestern – Chancen für morgen<br />

Moderation: V. Franzius, Zweiter Vorsitzender des <strong>ITVA</strong>, Berlin<br />

10.45 Uhr Lausitzer Braunkohle – Geotechnische Problemstellung, Wasserwirtschaft<br />

zur Flutung der Restseen – Flächenmanagement<br />

H. Klapperich, CIF e.V. & TU BAF, Freiberg; C.-F. Benthaus, LMBV mbH,<br />

Spremberg; C. Drebenstedt, BAF, Freiberg<br />

11.05 Uhr Rückzug der Montanindustrie in Duisburg – Chancen für den Kommunalhaushalt<br />

M. Linne, Stadt Duisburg – Amt für Stadtentwicklung & Projektmanagement,<br />

Duisburg, K. Steffens, BDO Technik und Umweltconsulting GmbH<br />

11.25 Uhr <strong>Altlasten</strong>- und Bergbausanierung in Nordzypern – Arbeiten wo andere<br />

Urlaub machen<br />

P. Bayer, Dr. Peter Bayer Umweltconsulting & Projektmanagement, Magdeburg<br />

11.45 Uhr Diskussion, Schlusswort<br />

12.00 Uhr Lunchbuffet (Halle 5)


Inhalt<br />

<strong>Altlasten</strong><strong>symposium</strong> <strong>2010</strong><br />

11. – 12. März <strong>2010</strong>, Welterbe Zeche Zollverein, Essen<br />

I<br />

Seite<br />

Referenten und Moderatoren III<br />

Aussteller, Sponsoren, Inserenten V<br />

Flächenrecycling im Ruhrgebiet<br />

H.-P. Noll, Vorsitzender der Geschäftsführung, RAG Montan Immobilien<br />

GmbH, Essen 1<br />

Aktuelle Aktivitäten der Bund/Länder-Arbeitsgemeinschaft Bodenschutz<br />

(LABO)<br />

MD H.-J. Düwel, Vorsitzender der Bund/Länder-Arbeitsgemeinschaft<br />

Bodenschutz, Ministerium für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und<br />

Verbraucherschutz Landes Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf 19<br />

Auswirkungen des neuen Wasserrechts auf die <strong>Altlasten</strong>sanierung und das<br />

Flächenrecycling<br />

N. Steiner, Anwaltskanzlei Steiner, Essen 24<br />

Rechtliche Rahmenbedingungen für die Wiedernutzbarmachung ehemals<br />

bergbaulich genutzter Flächen<br />

G. Franßen, EMLE (Madrid), B. Hejma, Heinemann & Partner Rechtsanwälte,<br />

Essen 35<br />

Deduktive Wertermittlung<br />

E. Dransfeld, Institut für Bodenmanagement, Dortmund 53<br />

Entwicklung der Kokerei Zollverein – Flächenrecycling und Weltkulturerbe<br />

Th. Schürkamp, A. Edelmann, RAG Montan Immobilien GmbH, Essen 63<br />

Altbergbau in Deutschland – Montanhistorische Relikte mit Katastrophenpotential!?<br />

C. Radusch, URS Deutschland GmbH, Essen 67<br />

Werthaltigkeit und Nachhaltigkeit bei der Umnutzung von Flächen des<br />

ehemaligen Bergbaus<br />

M. Morgenstern, J. Nagel, Rödl & Partner ImmoWert GmbH, Nürnberg;<br />

A. Köster, M. Laßl, RAG Montan Immobilien GmbH, Essen 69<br />

LCKW-Kontamination von Boden als poröses ungesättigtes Medium: ein<br />

bodenphysikalisches Sanierungskonzept<br />

W. Markgraf, St. Peth, H. Fleige, R. Horn, Institut für Pflanzenernährung<br />

und Bodenkunde, Christian-Albrechts-Universität Kiel 82<br />

Untersuchungen zum Nachweis von Natural Attenuation unter sulfatreduzierenden<br />

Bedingungen am Beispiel eines Kokereistandortes – Entscheidungshilfe<br />

zum Sanierungskonzept<br />

A. Nagel, H. Strauss, C. Achten, Institut für Geologie und Paläontologie,<br />

Universität Münster, M. Stephan, T. C. Schmidt, Universität Duisburg-Essen<br />

90


<strong>Altlasten</strong><strong>symposium</strong> <strong>2010</strong><br />

11. – 12. März <strong>2010</strong>, Welterbe Zeche Zollverein, Essen<br />

II<br />

Seite<br />

Datenanalyse, Risiko- und Potentialabschätzung zur Vermeidung von<br />

Verblockungen und Verockerungen bei Grundwassersanierungsanlagen<br />

zur Aufbereitung altlastenrelevanter Grundwasserschäden<br />

N. Kirfel, Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen (RWTH),<br />

M. Altenbockum, Altenbockum & Partner, Geologen, Aachen; P. Doetsch,<br />

Lehr- und Forschungsgebiet Abfallwirtschaft RWTH Aachen, Aachen 95<br />

Best-Practice-Beispiele: Sanierung von Gaswerkstandorten im Vergleich<br />

K.-J. Hölting, Th. Schmidt-Modrow, Bauer Umwelt GmbH, NL West, Hürth 104<br />

Sanierung von Boden und Grundwasser der ehemaligen BHT Kokerei<br />

Lauchhammer<br />

H.-D. Beerbalk, Büro Dr. Beerbalk, Berlin; St. Reußner, Bund-Länder-Geschäftsstelle<br />

für die Braunkohlesanierung (GS STuBA), Berlin; V. Zarach,<br />

LMBV, Senftenberg 117<br />

Kombinierte Sanierung des PAK-Schadens "ehemaliges Bitumenwerk Dr.<br />

Riehm in Edermünde"<br />

B. Schmitt-Biegel, M. Woisnitza, HIM GmbH, Bereich <strong>Altlasten</strong>sanierung,<br />

HIM-ASG, Biebesheim; D. Schade, Das Baugrundinstitut Dipl.-Ing. Knierim<br />

GmbH, Hann. Münden; F. Benström, Züblin Umwelttechnik GmbH, Dortmund<br />

126<br />

Lausitzer Braunkohle – Geotechnische Problemstellung, Wasserwirtschaft<br />

zur Flutung der Restseen – Flächenmanagement<br />

H. Klapperich, CIF e.V. & TU BAF, Freiberg; C.-F. Benthaus, LMBV mbH,<br />

Spremberg; C. Drebenstedt, BAF, Freiberg 138<br />

Rückzug der Montanindustrie in Duisburg – Chancen für den Kommunalhaushalt<br />

M. Linne, Stadt Duisburg – Amt für Stadtentwicklung & Projektmanagement,<br />

Duisburg, K. Steffens, BDO Technik und Umweltconsulting GmbH 148<br />

<strong>Altlasten</strong>- und Bergbausanierung in Nordzypern – Arbeiten wo andere Urlaub<br />

machen<br />

P. Bayer, Dr. Peter Bayer Umweltconsulting & Projektmanagement, Magdeburg<br />

155<br />

Annoncen


Referenten<br />

Dr. Peter Bayer<br />

Dr. Peter Bayer Umweltconsulting & Projektmanagement<br />

Bachstr. 2<br />

39106 Magdeburg<br />

Tel.: 0391 / 5975689<br />

E-Mail: cpbayer@t-online.de<br />

Dr. Hans-Dieter Beerbalk<br />

Büro Dr. Beerbalk<br />

Gustav-Meyer-Allee 25<br />

13355 Berlin<br />

Tel.: 030 / 46 307 580<br />

Fax: 030 / 46 307 582<br />

E-Mail: dr@beerbalk.biz<br />

Dr.-Ing. Egbert Dransfeld<br />

Institut für Bodenmanagement<br />

Hohe Straße 28<br />

44139 Dortmund<br />

Tel.: 0231 / 952975-0<br />

Fax: 0231 / 952975-29<br />

E-Mail: info@iboma.de<br />

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Vorsitzender der Bund/Länder-Arbeitsgemeinschaft<br />

Bodenschutz<br />

Ministerium für Umwelt und Naturschutz,<br />

Landwirtschaft und Verbraucherschutz<br />

NRW<br />

Schwannstr. 3<br />

40476 Düsseldorf<br />

Tel.: .0211 / 4566-337<br />

E-Mail: hans-josef.duewel@munlv.nrw.de<br />

RA Gregor Franßen<br />

Heinemann & Partner Rechtsanwälte<br />

III. Hagen 30<br />

45127 Essen<br />

Tel.: 0201 / 1095-6<br />

Fax: 0201 / 1095-820<br />

E-Mail: essen@raehp.de<br />

Dipl.-Geol. Karl-Joachim Hölting<br />

Bauer Umwelt GmbH<br />

NL West<br />

Max-Planck-Str. 8<br />

50354 Hürth<br />

Tel.: 02233 / 7944-201<br />

Fax: 02233 / 7944-214<br />

E-Mail: karl-joachim.hoelting@bauerum<br />

weltgruppe.com<br />

<strong>Altlasten</strong><strong>symposium</strong> <strong>2010</strong><br />

11. – 12. März <strong>2010</strong>, Welterbe Zeche Zollverein, Essen<br />

III<br />

Dipl.-Ing. Natascha Kirfel<br />

Frankenstraße 17<br />

52070 Aachen<br />

Tel.: 0241 / 47 58 81 10<br />

E-Mail: natascha.kirfel@rwth-aachen.de<br />

Prof. Dr.-Ing. Herbert Klapperich<br />

CiF e.V.<br />

Petersstr. 13<br />

09599 Freiberg/Sachs.<br />

Tel.: 03731 / 206862<br />

Fax: 03731 / 206863<br />

E-Mail: klapperich@cif-ev.de<br />

Martin Linne<br />

Stadt Duisburg<br />

Amt für Stadtentwicklung & Projektmanagement<br />

Friedrich-Albert-Lange-Platz 7<br />

47049 Duisburg<br />

Tel.: 0203 283 / 3366<br />

Fax: 0203 283 / 3666<br />

E-Mail: m.linne@stadt-duisburg.de<br />

Dr. Wiebke Markgraf<br />

Institut für Pflanzenernährung und Bodenkunde<br />

Christian-Albrechts-Universität Kiel<br />

Herrmann-Rodewald-Str. 2<br />

24118 Kiel<br />

Tel.: 0431 / 880-2668<br />

E-Mail: w.markgraf@soils.uni-kiel.de<br />

Dipl.-Geoökol. Matthias Morgenstern<br />

Rödl & Partner ImmoWert GmbH<br />

Äußere Sulzbacher Str. 100<br />

90491 Nürnberg<br />

Tel.: 0911 / 9193-2608<br />

Fax: 0911 / 9193-2699<br />

E-Mail: matthias.morgenstern@roedl.de<br />

Aglaia Nagel, B.Sc. Geowissenschaften<br />

Westfälische Wilhelms-Universität Münster<br />

Institut für Geologie und Paläontologie<br />

Corrensstr. 24<br />

48149 Münster<br />

Tel.: 0251 / 83 36171<br />

E-Mail: aglaia.nagel@uni-muenster.de


<strong>Altlasten</strong><strong>symposium</strong> <strong>2010</strong><br />

11. – 12. März <strong>2010</strong>, Welterbe Zeche Zollverein, Essen<br />

Dipl.-Geol. Christof Radusch<br />

URS Deutschland GmbH<br />

Am Handelshof 1<br />

45127 Essen<br />

Tel.: 0201 / 68501-0<br />

Fax: 0201 / 68501-55<br />

E-Mail: radusch.christof@vdi.de<br />

Dipl.-Ing. Birgit Schmitt-Biegel<br />

HIM GmbH<br />

Bereich <strong>Altlasten</strong>sanierung<br />

- HIM-ASG –<br />

Waldstraße 11<br />

64584 Biebesheim<br />

Tel.: 06258 / 895-3714<br />

Fax: 06258 / 895-3322<br />

E-Mail: birgit.schmitt-biegel@him.de<br />

Dipl.-Ing. Architekt Thomas Schürkamp<br />

RAG Montan Immobilien GmbH<br />

Nordsternstr. 65<br />

45329 Essen<br />

Tel.: 0201 / 378 1818<br />

Fax: 0201 / 378 1779<br />

E-Mail: thomas.schuerkamp@rag-montanimmobilien.de<br />

Dipl.-Geol. Kai Steffens<br />

PROBIOTEC GmbH<br />

Schillingsstraße 333<br />

52355 Düren<br />

Tel.: 02421 / 69 09 46<br />

Fax: 02421 / 69 09 61<br />

E-Mail: steffens@probiotec.de<br />

RA Nikolaus Steiner<br />

Anwaltskanzlei Steiner<br />

Huyssenallee 87<br />

45128 Essen<br />

Tel.: 0201 / 8 21 63-0<br />

Fax: 0201 / 8 21 63-63<br />

E-Mail: steiner@verwaltungsrecht.de<br />

IV<br />

Moderatoren<br />

Dipl.-Geol. Michael Altenbockum<br />

Altenbockum & Partner Geologen<br />

Lothringerstr. 61<br />

52070 Aachen<br />

Tel.: 0241 / 91265 – 0<br />

Fax: 0241 - 91265 – 19<br />

E-Mail: info@altenbockum.de<br />

Karin Arndt<br />

Thüringer Ministerium für Landwirtschaft,<br />

Forsten, Umwelt- und Naturschutz<br />

Beethovenstr. 3<br />

99096 Erfurt<br />

Tel.: 0361 / 37 99 590<br />

Fax: 0361 / 37 995 99<br />

E-Mail: karin.arndt@tmlfun.thueringen.de<br />

Dr.-Ing. Volker Franzius<br />

Emser Str. 46<br />

10719 Berlin<br />

Tel.: 030 / 88 385 78<br />

E-Mail: volker_franzius@web.de<br />

Dipl.-Ing. Simone Konzelmann-Krause<br />

RAG Montan Immobilien GmbH<br />

Hauptbereich Umweltengineering<br />

Bereichsleiterin Grundwassermanagement<br />

Großwesterkamp<br />

45141 Essen<br />

Tel.: 0201 / 378-2537<br />

Fax: 0201 / 278 / 2030<br />

E-Mail: simone.konzelmann-krause@ragmontan-immobilien.de<br />

Dipl.-Geol. Michael Laßl<br />

RAG Montan Immobilien GmbH<br />

Hauptbereichsleiter Umweltengineering<br />

Großwesterkamp<br />

45141 Essen<br />

Tel.: 0201 / 3 78 26 32<br />

Fax: 0201 / 3 78 22 10<br />

E-Mail: Michael.Lassl@rag-montanimmobilien.de


Aussteller, Sponsoren, Inserenten<br />

Alenco Environmental Consult<br />

Ulmer Str. 239<br />

70327 Stuttgart<br />

Tel.: 0711 / 75 88 40 -0<br />

Fax: 0711 / 75 88 40 -99<br />

E-Mail: stuttgart@alenco-consult.com<br />

web: www. alenco-consult.com<br />

Altenbockum & Partner Geologen<br />

Lothringerstr. 61<br />

52070 Aachen<br />

Tel.: 0241 / 9 12 65 - 0<br />

Fax: 0241 / 9 12 65 - 19<br />

E-Mail: info@altenbockum.de<br />

web: www.altenbockum.de<br />

<strong>Altlasten</strong>sanierungs- und <strong>Altlasten</strong>aufbereitungsverband<br />

Nordrhein-<br />

Westfalen<br />

Werksstraße 15<br />

45527 Hattingen<br />

Tel.: 02324 / 50 94-21<br />

Fax: 02324 / 50 94-10<br />

E-Mail: info@aav-nrw.de<br />

web: www.aav-nrw.de<br />

ARCADIS Consult GmbH<br />

Johannisstr. 60-64<br />

50668 Köln<br />

Tel.: 0221 / 8 90 06-00<br />

Fax: 0221 / 8 90 06-60<br />

E-Mail: koeln@arcadis.de<br />

web: www.arcadis.de<br />

Avocado Rechtsanwälte<br />

Spichernstr. 75 – 77<br />

50672 Köln<br />

Tel.: 0221 / 39 071 - 143<br />

Fax: 0221 / 39 071 - 149<br />

E-Mail: j.deus@avocado-law.com<br />

web: www.avocado-law.de<br />

Bauer Umwelt GmbH<br />

In der Scherau 1<br />

86529 Schrobenhausen<br />

Tel.: 08252 884-0<br />

Fax: 08252 884-111<br />

E-Mail: bug@bauerumweltgruppe.com<br />

web: www.bauerumweltgruppe.com<br />

<strong>Altlasten</strong><strong>symposium</strong> <strong>2010</strong><br />

11. – 12. März <strong>2010</strong>, Welterbe Zeche Zollverein, Essen<br />

V<br />

bfm Umwelt GmbH<br />

Emmy-Noether-Str. 2 E<br />

80992 München<br />

Tel.: 089 / 548034 – 0<br />

Fax: 089-548034-29<br />

E-Mail: info@bfm-umwelt.de<br />

web: www.bfm-umwelt.de<br />

Bilfinger Berger Umweltsanierung<br />

GmbH<br />

Schnabelstr. 11<br />

45134 Essen<br />

Tel.: 0201 / 8929-0<br />

Fax: 0201 / 8929-199<br />

E-Mail: umweltsanierung@bbu.bilfinger.de<br />

web: www.bbu.bilfinger.de<br />

Bund der Ingenieure für<br />

Wasserwirtschaft, Abfallwirtschaft und<br />

Kulturbau (BWK)<br />

Landesverband Sachsen e.V.<br />

c./o. Dipl.-Phys. Hans-Ulrich Besser<br />

FUGRO-HGN Hydrogeologie GmbH NL<br />

Dresden<br />

Bertold-Brecht-Allee 9, 01309 Dresden<br />

Tel.: 0351 / 31880-0<br />

Fax: 0351 / 31880-28<br />

E-Mail: h.besser@fugro-hgn.de<br />

web: www.fugro-hgn.de<br />

CDM Consult GmbH<br />

Am Umweltpark 3-5<br />

44793 Bochum<br />

Tel: 0234 / 68775-0<br />

Fax: 0234 / 68775-10<br />

E-Mail: bochum@cdm-ag.de<br />

web: www.cdm-ag.de<br />

CityChlor<br />

c/o OVAM<br />

Stationstraat 110<br />

B- 2800 MECHELEN<br />

BELGIEN<br />

Tel.: +32 015 284 541<br />

Fax: +32 015 284 279<br />

E-Mail: info@citychlor.eu<br />

web: citychlor.eu<br />

Cornelsen Umwelttechnologie GmbH<br />

Graf-Beust-Allee 33<br />

45141 Essen<br />

Tel.: 0201/ 52 037 – 10<br />

Fax: 0201/ 52 037 - 19<br />

E-Mail: info@cornelsen-umwelt.de<br />

web: www.cornelsen-umwelt.de


DMT GmbH & Co.KG<br />

Am Technologiepark 1<br />

45307 Essen<br />

Tel.: 0201 / 172-1814<br />

Fax: 0201 / 172-1777<br />

E-Mail: bs@dmt.de<br />

web: www.dmt.de<br />

Dr. Ulrich Wöstmann<br />

ö.b.u.v. Sachverständiger<br />

Zum Birkenbaum 3 B<br />

59379 Selm<br />

Tel.: 030 / 2451 3692<br />

Fax: 030 / 2451 3652<br />

E-Mail: u.woestmann@acos-info.de<br />

Eurofins Umwelt West GmbH<br />

Vorgebirgsstr. 20<br />

50389 Wesseling<br />

Tel.: 02236 / 897-0<br />

Fax: 0 2236 / 897 555<br />

E-Mail: info.wesseling@eurofins-umwelt.de<br />

web: www.eurofins.de<br />

et - environment and technology<br />

Dr. Thomas Ertel<br />

Boschstr. 10<br />

73734 Esslingen<br />

Tel.: 0711 / 93 150-481<br />

Fax: 0711 / 93 150-485<br />

E-Mail: thomas@et-ertel.de<br />

web: www.et-ertel.de<br />

GAA-Gesellschaft für Abfallwirtschaft<br />

und <strong>Altlasten</strong> M-V mbH<br />

Bleicherufer 13<br />

19053 Schwerin<br />

Tel.: 0385/39575-14<br />

Fax: 0385/39575-29<br />

E-Mail: s.dose@gaa-mv.de<br />

web: www.gaa-mv.de<br />

GEOfactum GmbH<br />

Nordsternstr. 65<br />

45329 Essen<br />

Tel.: 0201 / 18527730<br />

Fax: 0201 / 18527750<br />

E-Mail: nfo@geo-factum.de<br />

web: www.geo-factum.de<br />

<strong>Altlasten</strong><strong>symposium</strong> <strong>2010</strong><br />

11. – 12. März <strong>2010</strong>, Welterbe Zeche Zollverein, Essen<br />

VI<br />

geo-id<br />

Ingenieurdienstleistungen Umwelt-, Bauund<br />

Geotechnik GmbH<br />

Werksstr. 15<br />

45527 Hattingen<br />

Tel.: 02324 / 90 29 27 - 0<br />

Fax: 02324 / 90 29 27 - 7<br />

E-Mail: info@geo-id.de<br />

web: www.geo-id.de<br />

GeoKlipsch Sachverständigen- und<br />

Ingenieurbüro VBI<br />

Brüderstr. 20<br />

42105 Wuppertal<br />

Tel.: 0202 / 69 80 09-09<br />

Fax: 0202 / 69 80 09-11<br />

E-Mail: mail@geoklipsch.com<br />

web: www.geoklipsch.de<br />

Gesamtverband Schadstoffsanierung<br />

GbR<br />

Nassauische Str. 15<br />

10717 Berlin<br />

Tel.: 030 / 86 00 04 – 890<br />

E-Mail: info@gesamtverband-schadstoff.de<br />

web: www.gesamtverband-schadstoff.de ;<br />

www.sanierungsfachbetrieb.de<br />

Hafemeister Erd- und Tiefbau GmbH<br />

Bayreuther Str. 36<br />

10789 Berlin<br />

Tel: 030 / 33206–0<br />

Fax: 030 / 33206–195<br />

E-Mail: info@hafemeister.de<br />

web: www.hafemeister.de<br />

Hoffmann Liebs Fritsch und Partner<br />

Rechtsanwälte<br />

Kaiserswerther Str. 119<br />

40474 Düsseldorf<br />

Tel.: 0211 / 5 18 82-0<br />

Fax: 0211 / 5 18 82-270<br />

E-Mail: duesseldorf@hlfp.de<br />

web: www.hlfp.de<br />

Honold GmbH & Co. KG<br />

Umweltmesstechnik<br />

Grafenwerthstraße 11<br />

50937 Köln<br />

Tel.: 0221 / 94398-85<br />

Fax: 0221 / 94398-86<br />

E-Mail: info@honold-umwelt.de<br />

web: www.honold-umwelt.de


HPC HARRESS PICKEL CONSULT AG<br />

Dammstr. 26<br />

47119 Duisburg<br />

Tel.: 0203 / 8099-50<br />

Fax: 0203 / 8894-9<br />

E-Mail: uhintzen@hpc-ag.de<br />

web: www.hpc-ag.de<br />

ibg-ingenieurgesellschaft für<br />

Bodenmanagement und Geotechnik<br />

mbH<br />

Konrad-Zuse-Str. 4<br />

44801 Bochum<br />

Tel.: 0234 - 930 212 - 0<br />

Fax: 0234 - 930 212 - 38<br />

E-Mail: info@i-b-g.de<br />

web: www.i-b-g.de<br />

Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz<br />

NRW<br />

Leibnizstr. 10<br />

45659 Recklinghausen<br />

Tel.: 02361 305 -0<br />

Fax: 02361 305 -3215<br />

E-Mail: poststelle@lanuv.nrw.de<br />

web: www.lanuv.nrw.de<br />

Lobbe Entsorgung West GmbH & Co<br />

KG<br />

Stenglingser Weg 4 – 12<br />

58642 Iserlohn<br />

Tel.: 02374 / 504 – 0<br />

Fax: 02374 / 504 – 288<br />

E-Mail: entsorgungwest@lobbe.de<br />

web: www.lobbe.de<br />

Max Bögl Bauunternehmung GmbH &<br />

Co. KG<br />

Postfach 11 20<br />

92301 Neumarkt<br />

Tel.: 09181 / 909-107 14<br />

Fax: 09181 / 87 107 14<br />

E-Mail: info@max-boegl.de<br />

web: www.max-boegl.de<br />

Mull und Partner Ingenieurgesellschaft<br />

mbH<br />

Joachimstr. 1<br />

30159 Hannover<br />

Tel.: 0511 / 12 35 59-0<br />

Fax: 0511 / 12 35 59-55<br />

E-Mail: hannover@mullundpartner.de<br />

web: www.mullundpartner.de<br />

<strong>Altlasten</strong><strong>symposium</strong> <strong>2010</strong><br />

11. – 12. März <strong>2010</strong>, Welterbe Zeche Zollverein, Essen<br />

VII<br />

RAG Montan Immobilien GmbH<br />

Am Technologiepark 28<br />

45307 Essen<br />

Tel.: 0201 / 378-0<br />

Fax: 0201 / 378-1808<br />

E-Mail: info@rag-montan-immobilien.de<br />

web: www.rag-montan-immobilien.de<br />

Remex Mineralstoff GmbH<br />

Hamburger Str. 6<br />

D-40221 Düsseldorf<br />

Tel.: 0211 / 93 88 85-86<br />

Fax: 0211 / 93 88 85-89<br />

E-Mail: wolfgang.marbach@remex.de<br />

web: www.remex.de<br />

Sensatec GmbH<br />

Friedrichsorter Str. 32 – 34<br />

24159 Kiel<br />

Tel.: 0431 / 389 00 90<br />

Fax: 0431 / 389009-19<br />

E-Mail: info@sensatec.de<br />

web: www.sensatec.de<br />

TD Umwelttechnik GmbH & Co. KG<br />

Stemwarder Landstraße 13<br />

22885 Barsbüttel<br />

Tel.: 040 / 714 86 95 -0<br />

Fax: 040 / 714 86 95 -20<br />

E-Mail: info@trisoplast.de<br />

www.trisoplast.de<br />

UCL Umwelt Control Labor GmbH<br />

Josef-Rethmann-Str. 5<br />

44536 Lünen<br />

Tel.: 02306 2409-0<br />

Fax: 02306 2409-10<br />

E-Mail: info@ucl-labor.de<br />

web: www.ucl-labor.de<br />

WEBS<br />

18, rue Jules César<br />

F-78420 Carrières sur Seine<br />

FRANKREICH<br />

Tel.: +33 (0) 1 39 68 26 08<br />

Fax: +33 (0) 1 61 04 96 13<br />

E-Mail: webs_limousin@yahoo.fr<br />

web: www.intersol.fr


WESSLING Beratende Ingenieure<br />

GmbH<br />

Oststraße 7<br />

48341 Altenberge<br />

Tel.: 02505 / 89-0<br />

Fax: 02505 / 89-279<br />

E-Mail: wbi@wessling.de<br />

web: www.wessling.de<br />

<strong>Altlasten</strong><strong>symposium</strong> <strong>2010</strong><br />

11. – 12. März <strong>2010</strong>, Welterbe Zeche Zollverein, Essen<br />

VIII<br />

Züblin Umwelttechnik GmbH<br />

Albstadtweg 1<br />

70567 Stuttgart<br />

Tel.: 0711 / 7883-249<br />

Fax: 0711 / 7883-154<br />

Email: hans-georg.edel@zueblin.de<br />

web: www.zueblin-umwelttechnik.de


<strong>Altlasten</strong><strong>symposium</strong> <strong>2010</strong><br />

11. – 12. März <strong>2010</strong>, Welterbe Zeche Zollverein, Essen<br />

Flächenrecycling im Ruhrgebiet<br />

Hans-Peter Noll, RAG Montan Immobilien GmbH, Essen<br />

Das Ruhrgebiet ist der größte Verdichtungsraum Deutschlands und - nach Paris und<br />

London - der drittgrößte innerhalb der Europäischen Union. Die Region erstreckt sich<br />

über eine Fläche von ca. 4.400 km². Die größte Ausdehnung beträgt von Osten nach<br />

Westen 116 km und von Norden nach Süden rd. 67 km. Insgesamt liegen im Ruhrgebiet<br />

53 selbstständige Gemeinden mit 5,2 Mio. Einwohnern (REGIONALVERBAND<br />

RUHR 2008).<br />

Das Ruhrgebiet war bis zu Beginn der Industrialisierung 1840 ländlich geprägt. Die<br />

rund 230.000 Bewohner dieser Region lebten zumeist von der Land- und Forstwirtschaft<br />

und vom Handel. Lediglich am Südrand der Region, im Flusstal der Ruhr, wo<br />

das Karbon an der Tagesoberfläche ansteht, gab es seit dem Mittelalter in kleinerem<br />

Umfang Steinkohlenbergbau (vgl. BRONNY et al. 2002). Mit der Industrialisierung und<br />

der Entwicklung des Bergbaus wuchs die Bevölkerung des Ruhrgebietes auf bis zu<br />

5,7 Millionen Einwohnern (1966) an. Die schnell wachsenden Städte wuchsen zusammen<br />

und aus der bis dahin ländlichen Region wurde das größte Industriegebiet<br />

Deutschlands.<br />

Das „Schwarze Gold“, die Steinkohle, war Basis für Wohlstand und Wachstum dieser<br />

Region. So gab es im Jahre 1960 im Ruhrgebiet 146 Bergwerke mit 600.000 Beschäftigten<br />

(vgl. BRONNY et al. 2002).<br />

Heute, 50 Jahre später, gibt es noch 5 Verbundbergwerke und rd. 25.000 Beschäftigte<br />

im Bergbau. Durch die schwierigen Lagerstättenverhältnisse (heute wird Bergbau<br />

in Teufen von 800 - 1.500 m betrieben) und durch die zunehmende Substituierung<br />

der Steinkohle durch Gas und Erdöl in den 70er-Jahren, entstand ein ausgesprochen<br />

großer Anpassungs- und Konzentrationsdruck auf den Steinkohlenbergbau<br />

und deutsche Steinkohle war am Weltmarkt nicht mehr konkurrenzfähig. Diese Entwicklung<br />

hatte natürlich für das Ruhrgebiet vielfältige Auswirkungen.<br />

„Krisenbewältigung durch Attraktivitätssteigerung“ wurde zum Schlagwort. Die Infrastruktur<br />

wurde ausgebaut. Der Bau neuer Autobahnen, die Anlage eines neuen<br />

Stadtbahnnetzes, der Wohnungsbau, die Universitätsneugründungen, die Initiierung<br />

von Gründer- und Technologiezentren sowie die Einrichtung von Freizeitparks und<br />

Sportanlagen führte zur Verbesserung der sog. harten und weichen Standortfaktoren<br />

(vgl. BRONNY et al. 2002). In den letzten Jahren wurde erkannt, dass Kultur Identität<br />

schafft und eine attraktive Kulturlandschaft ein ganz wesentlicher Standortfaktor mit<br />

einer resultierenden Imagestärkung einer Region ist. Gezielte Förderung der Industriekultur,<br />

des Denkmalschutzes und des Städtetourismus waren die Folge. Folgerichtig<br />

hat sich Essen stellvertretend für das ganze Ruhrgebiet für den Titel „Kulturhauptstadt<br />

Europas <strong>2010</strong>“ beworben, 2006 den Zuschlag dafür erhalten und ist vor<br />

wenigen Tagen mit einer furiosen Auftaktveranstaltung in das Kulturhauptstadtjahr<br />

gestartet. Man darf gespannt sein.<br />

Der wirtschaftliche Strukturwandel im Ruhrgebiet lässt sich beispielhaft auch an einer<br />

geänderten Flächennutzung aufzeigen.<br />

- 1 -


<strong>Altlasten</strong><strong>symposium</strong> <strong>2010</strong><br />

11. – 12. März <strong>2010</strong>, Welterbe Zeche Zollverein, Essen<br />

Die lange als unerschöpflich geltende Ressource Boden ist ein nicht vermehrbares<br />

Gut, welches wichtige Funktionen im Ökosystem erfüllt und damit auch für den Menschen<br />

von existentieller Bedeutung ist. Zukünftiger Flächenverbrauch auf Kosten von<br />

Natur und Landschaft muss vermieden werden. Damit ist sowohl aus ökologischen<br />

Gründen als auch auf Grund des vorhandenen Flächenbedarfs die Reaktivierung von<br />

Industriebrachen zwingend erforderlich. Die Bewältigung des wirtschaftlichen Strukturwandels<br />

ist eng mit der Revitalisierung ehemaliger Industrieareale verbunden. Das<br />

Flächenrecycling muss sich dabei auf der einen Seite mit den Kontaminationen als<br />

„Erbe der industriellen Vergangenheit“ auseinandersetzen und darf auf der anderen<br />

Seite die sich bietende Chance für einen Neuanfang auf „alten Flächen“ nicht verstreichen<br />

lassen (vgl. NOLL 1995).<br />

Die Reaktivierung ehemaliger Industrieflächen ist also kein Selbstzweck: Sollen unsere<br />

Städte als urbane und attraktive Wirtschaftsräume eine gestalt- und gehaltvolle<br />

und damit nachhaltige Zukunft haben, gilt es die Entwicklungspotentiale zu nutzen,<br />

anstatt sie als ständiges Entwicklungshemmnis hinzunehmen (vgl. BUTZIN et al.<br />

2006). Konzepte zur Nachnutzung müssen nicht nur dem Markt entsprechen, sondern<br />

auch den Bedürfnissen der Menschen. Das ist kein Gegensatz: Wenn die<br />

standortspezifischen Gegebenheiten wirtschaftlich optimal genutzt werden, profitieren<br />

die Menschen von einem stabilen Umfeld, von neuen Nachbarschaften und<br />

neuen Arbeitsplätzen. Die im Ruhrgebiet reichlich vorhandenen ehemaligen Bergbauflächen<br />

bieten dazu gute Voraussetzungen: In den vergangenen Jahrzehnten<br />

wurden auf diesen Flächen mehrere Tausend Arbeitsplätze initiiert und so ein nachhaltiger<br />

Beitrag zum Strukturwandel der Region geleistet. Die Menschen identifizieren<br />

sich mit den Projekten – inzwischen finden ehemalige Bergleute dort wieder Arbeit,<br />

wo sie vorher unter Tage gearbeitet haben, natürlich in einer anderen Branche.<br />

Die Vielfalt der Folgenutzungsbeispiele im Ruhrgebiet ist groß, denn früher als in anderen<br />

Regionen Deutschlands hat man hier Verfahren und Strategien zur Revitalisierung<br />

ehem. Industrieflächen entwickelt (vgl. BUTZIN et al 2005).<br />

UNESCO Weltkulturerbe Zollverein – Wirtschaft im Welterbe<br />

Die einst größte und modernste, und vielen als schönste der Welt in Erinnerung gebliebene<br />

Zeche und Kokerei Zollverein, gilt heute als Denkmal und Leuchtturm für die<br />

erfolgreiche Bewältigung des Strukturwandels. Die Mitte des 19. Jahrhunderts nach<br />

dem Deutschen Zollverein benannte Zeche im Essener Norden erreichte eine Maximalleistung<br />

von ca. 4 Millionen Tonnen p.a. verwertbarer Förderung noch vor dem 2.<br />

Weltkrieg – und mit 7000 Beschäftigten eine bis dato unbekannte Größe und Einflusskraft<br />

auf das soziale, wirtschaftliche und städtebauliche Umfeld.<br />

Mit Hilfe der noch jungen Architekten Fritz Schupp und Martin Kremmer wurde mit<br />

dem Doppelbock-Förderturm des Schachtes XII ein Denkmal geschaffen, das bis<br />

heute an Ruhm und Glanz vergangener Zeiten erinnert (s. Abb. 1). Umgeben von einem<br />

schlichten und daher umso schöneren Gebäudeensemble vollbrachten die beiden<br />

Architekten bereits früh ihr Meisterwerk und legten damit bereits den Grundstein<br />

zur späteren Würdigung als Denkmal nationaler und internationaler Industriegeschichte.<br />

Nicht ohne eine enorme Kraftanstrengung von Politik, Wirtschaft und beheimateter<br />

Gesellschaft: Viele haben den nicht zuletzt finanziellen Kraftakt zur Erhaltung<br />

des Gebäudebestands gescheut, nur wenige Visionäre bewahrten Zollverein<br />

- 2 -


<strong>Altlasten</strong><strong>symposium</strong> <strong>2010</strong><br />

11. – 12. März <strong>2010</strong>, Welterbe Zeche Zollverein, Essen<br />

vor dem Abriss. Denn Strukturwandel fängt in den Köpfen an - die einst verbotene<br />

Stadt sollte für Kunst und Kultur, Unternehmen und Besucher geöffnet werden. Bereits<br />

zwei Jahre nach der letzten Schicht führen ehemalige Bergleute die ersten Interessierten<br />

durch die verwaisten Betriebsanlagen. Das Ziel: der Eintrag in die Liste<br />

der Welterbestätten der UNESCO.<br />

2001 ist es soweit - Zollverein wird erstes und bislang einziges Welterbe im Ruhrgebiet.<br />

Es beheimatet eine Hochschule, ein Design-Gewerbepark, ein Design-Museum<br />

und seit Anfang des Jahres <strong>2010</strong> auch das neue Ruhrmuseum. Zollverein reüssiert<br />

als Keimzelle für den Neubeginn. Das gewaltige Industriemonument übersteht zwei<br />

Weltkriege, eine Weltwirtschaftskrise, viele politische Umbrüche und die eigene Stilllegung<br />

– und bleibt doch zugleich Wahrzeichen der Vergangenheit, Gegenwart und<br />

Zukunft des Ruhrgebiets.<br />

Abbildung 1: Das Wahrzeichen der Industriekultur - das Doppelbockgerüst von Schacht XII<br />

- 3 -


<strong>Altlasten</strong><strong>symposium</strong> <strong>2010</strong><br />

11. – 12. März <strong>2010</strong>, Welterbe Zeche Zollverein, Essen<br />

Rund 800.000 Besucher aus aller Welt strömen jährlich über das Gelände von Zollverein<br />

– nicht ohne Grund wurde damit das Weltkulturerbe als Veranstaltungsort und<br />

zentrale Drehscheibe des Eröffnungsevents zur Kulturhauptstadt Ruhr.<strong>2010</strong> ausgewählt.<br />

In wenigen Jahren ist hier eine Adresse für Gestaltung, Design und Events<br />

entstanden. Den Grundstein legte der Umbau des Kesselhauses durch Stararchitekt<br />

Lord Norman Foster. Das renommierte Design Zentrum NRW zog mit seinem „red<br />

dot design museum“ ein und viele weitere folgten. Mittlerweile haben über 170 Unternehmen<br />

auf dem ehemaligen Zechen-Areal des Welterbes Zollverein ihren Sitz<br />

gefunden.<br />

Auf der Kokerei Zollverein konzentrieren sich gleich mehrere Höhepunkte der deutschen<br />

Industriekultur. Sie verleihen dem Gelände eine beeindruckende Ausstrahlung<br />

und Charakter. Für künftig ansässige Unternehmen sind die gigantischen Gebäude<br />

eine einzigartige Kulisse – und verbinden damit das Museale mit dem modernen<br />

Zeitgeist. In der alten Sieberei etwa wird demnächst neben der Nutzung als Empfang<br />

und Visitor Center auch ein Rahmen für Produktpräsentationen, Tagungen und Ausstellungen<br />

geschaffen. Davor führt die Blaue Allee – ein beliebtes touristisches Fotomotiv<br />

– zum zweiten zentralen Zugangsgebäude, der ehemaligen Mischanlage (s.<br />

Abb. 2).<br />

Abbildung 2: Die "blaue Allee" entlang der Koksofenbatterie<br />

Das wuchtige Industriemonument ist schon überregional als besonders atemberaubende<br />

Eventlocation bekannt. Seine Ebenen wurden in aufwändiger Modernisierung<br />

durch den Einbau neuer Stahlbühnen zugänglich gemacht. Nur ein Beispiel dafür,<br />

wie die archaischen und gleichzeitig modern wirkenden Gebäude der Kokerei auf<br />

- 4 -


<strong>Altlasten</strong><strong>symposium</strong> <strong>2010</strong><br />

11. – 12. März <strong>2010</strong>, Welterbe Zeche Zollverein, Essen<br />

eine hochwertige Nutzung vorbereitet werden. Unternehmen genießen hier nicht nur<br />

Aussicht auf Ikonen der Industriekultur, sondern auch die Lebendigkeit eines Ortes<br />

von internationaler Attraktivität.<br />

Jetzt wird in Kooperation mit der Stiftung Zollverein und der Stiftung Industriedenkmalpflege<br />

und Geschichtskultur auch das Gelände der Kokerei für Unternehmen aus<br />

Industrie, Gewerbe und Kultur erschlossen. Damit gewinnt das Projekt Zollverein<br />

eine ganz neue Dynamik: Hier wächst heute ein Standort, der sich morgen zum<br />

Dreh- und Angelpunkt internationaler Geschäfte entwickeln wird. Dazu stehen Bauflächen<br />

auf dem südwestlichen Filetstück der Kokerei im Nimbus der Koksofenbatterie<br />

– eine nicht alltägliche Chance. Über 600 Meter erstreckt sich die Koksofenbatterie<br />

mit ihrem Konglomerat aus Rohren entlang der „Blauen Allee“. Einst wurde hier<br />

bei über 1000 Grad die Kohle zu dem begehrten Koks gebacken. Jetzt wird das Monument<br />

zum Orientierungspunkt für die neuen Nutzflächen an seiner westlichen<br />

Flanke. Unternehmen aus den Bereichen Gewerbe und Produktion, Dienstleistung<br />

und Kreation finden hier einzigartigen Raum. Zusammen mit einer breit gefächerten<br />

Nutzung kreieren die Neubauten Vielfalt und Lebendigkeit, gerade durch den Kontrast<br />

zur geschlossenen Aura der Ofenbatterie. Vorne liegt der repräsentative „Weiße<br />

Platz“ mit seinem regen treiben, hinten ein ruhiges Wäldchen.<br />

Der Städtebau folgt dem hohen Anspruch, den die Gestaltung eines Welterbes allen<br />

Beteiligten auferlegt. Erlaubt sind Höhen bis zu 12 Meter und maximal vier Geschosse.<br />

Als Pionier entsteht hier übrigens auch die neue Zentrale der RAG Montan<br />

Immobilien GmbH – auch sie möchte schließlich an den Synergien eines derart attraktiven<br />

Standorts teilhaben.<br />

Ein enges Nebeneinander von großartiger Industriearchitektur und Natur zwischen<br />

Türmen, Hallen und Schienensträngen macht die Kokerei einzigartig. In respektvollem<br />

Umgang der Landschaft sorgt ein fußgänger- und radfahrerfreundliches System<br />

für kurze Wege durchs Areal- und in die umliegenden Parks. Erweitert wird das bereits<br />

bestehende Wegenetz durch die Einrichtung weiterer Verbindungselemente. Die<br />

Hauptbereiche von Schacht XII, Schacht 1/2/8 und Kokerei rücken damit näher zusammen.<br />

Weitere verbindende infrastrukturelle Bausteine – Bahngleise und Bandbrücken –<br />

werden als Rad- und Fußgängerwege wieder aktiviert und landschaftlich gestaltet.<br />

Über Grünachsen öffnet sich die Kokerei zum Emscher Landschaftspark und zum<br />

Nordsternpark, zwei beliebten Naherholungsgebieten der Region.<br />

Keine andere Region in Deutschland ist so dicht besiedelt wie das Ruhrgebiet. Keiner<br />

anderen Region haftet das Vorurteil von Schmutz und Lärm so hartnäckig an, wie<br />

dem Gebiet zwischen Ruhr und Lippe.<br />

Fremde verbinden das Ruhrgebiet mit alten Bildern von rauchenden Schloten und<br />

schwarzgesichtigen Bergleuten. Ein eindrucksvollen Überblick über das waldreiche<br />

Bergland im Süden und über das chaotisch zugebaute Emschertal im Norden verschaffen<br />

die Höhen über der Ruhr oder auch der Blick vom Gipfel einer „inszenierten“<br />

Bergehalde. Natürlich fallen gerade von einem erhöhten Ausguck zunächst einmal<br />

150 Jahre Industriegeschichte ins Auge. Bei genauerem Hinsehen wird jedoch<br />

schnell die wechselvolle Dynamik dieses Raumes sichtbar. Das Land an Ruhr und<br />

Lippe ist trotz der dichten Besiedlung eine grüne Region.<br />

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<strong>Altlasten</strong><strong>symposium</strong> <strong>2010</strong><br />

11. – 12. März <strong>2010</strong>, Welterbe Zeche Zollverein, Essen<br />

Pioniere eines Best-Practice-Flächenrecyclings: Der Standort Mont Cenis in<br />

Herne<br />

Im Herzen des Stadtteils Herne-Sodingen ist auf dem ehemaligen Zechenstandort<br />

Mont-Cenis ein komplett neuer Stadtteil mit hoher urbaner Qualität entstanden (s.<br />

Abb. 3). Nukleus dieser Stadtteilentwicklung ist die Fortbildungsakademie des Innenministeriums<br />

NRW. Mit Mont-Cenis ist ein Stadtteilentwicklungsprojekt gelungen,<br />

welches im Sinne der Nachhaltigkeit aus städtebaulicher, sozialer, wirtschaftlicher<br />

und ökologischer Perspektive Modellcharakter besitzt.<br />

Abbildung 3: Schrägluftbild des Standortes nach der Fertigstellung<br />

Bergwerke wie die Zeche Mont-Cenis I/III waren im Revier Keimzellen vieler Stadtteile.<br />

Wenn dieser Mittelpunkt durch Stilllegung wegfällt, kann durch ein gezieltes<br />

Flächenrecycling ein neuer Stadtteil mit Wohn-, Freizeit-, Arbeitsfunktionen und öffentlichen<br />

Kommunikationsräumen entstehen. Ziel der Flächenentwicklung auf dem<br />

Gelände der ehemaligen Zeche Mont-Cenis I/III war es, diese wichtigen Funktionen<br />

zur erfüllen, damit der Herner Stadtteil Sodingen wieder neu belebt wird. Denn über<br />

100 Jahre war Mont-Cenis der Motor des Stadtteils Sodingen – über hundert Jahre<br />

wurde hier Kohle gefördert (s. Abb.4)<br />

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Abbildung 4: Das aktive Bergwerk Mont Cenis im Jahre 1954<br />

Die Zechengründung im Juli 1870 und der Beginn der Kohleförderung 1875 gaben<br />

den Anstoß für die industrielle Entwicklung und den Aufschwung in Herne-Sodingen.<br />

Die Zeche entstand 1871 als Zusammenschluss von fünf Herner Grubenfeldern.<br />

Hauptinvestoren waren die Bauingenieure Josef Monin aus Marseille und Franz August<br />

Viviers aus Lyon. Dieser Tatsache verdankt die Zeche ihren eher ungewöhnlichen<br />

aber klangvollen Namen. Er sollte an den damals technisch meisterhaften Tunnel<br />

durch den gleichnamigen Berg in den Alpen erinnern. Die neue Zeche wurde zum<br />

Kristallisationspunkt für den Herner Stadtteil Sodingen. Allein bis zur Jahrhundertwende<br />

1900 stieg die Bevölkerungszahl des Stadtteils um das Zehnfache. In ihrer<br />

knapp 100 jährigen Geschichte stand Mont-Cenis immer für Pioniergeist und technische<br />

Glanzleistungen. So wurde 1904 die erste Akku-Batterielok im Ruhrbergbau<br />

hier eingesetzt. 1969 erzielte sie einen Ruhrgebietsrekord von 1300 Metern Abbautiefe.<br />

Zwischen 1906 und 1961 war auch eine Kokerei auf dem Gelände in Betrieb.<br />

Die Stahlkrise der späten 70er Jahre führte zur Stilllegung des von 1871 – 1976 betriebenen<br />

Bergwerkes. Die Anlagen und Gebäude wurden vollständig abgerissen.<br />

Damit hörte das Herz von Herne-Sodingen auf zu schlagen. Nach rund 100 Jahren<br />

Zechenbetrieb ging für den Stadtteil der bedeutendste Wirtschafts- und Beschäftigungsfaktor<br />

mit zeitweise 3500 Mitarbeitern verloren. Dies wirkte sich zwangsläufig<br />

auf die städtebauliche Entwicklung und Umstrukturierung des Ortskerns aus. Verschiedene<br />

Versuche das 30 ha große Gelände etwa durch großflächige Gewerbeansiedlungen<br />

oder Verbrauchermärkte einer neuen Nutzung zuzuführen, scheiterten.<br />

Für 10 Jahre lag die Fläche daher brach (vgl. HERBERG et al. 2006).<br />

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Um eine Kompensation der entstandenen Mängel und Missstände im Ortsteil zu erreichen,<br />

wurde ein städtebauliches Konzept für eine „Neue Mitte Sodingen“ mit einer<br />

Erweiterung des Stadtteilzentrum sowie der Schaffung von Wohnraum und Grünflächen<br />

entwickelt. Aufgrund abfließender Kaufkraft aus Sodingen war das Stadtteilzentrum<br />

zu stärken und zusätzliche Einzelhandelsflächen vorzusehen. Wegen des<br />

schlechten Wohnungsbestandes sollte vor allem für junge Familien zusätzlicher<br />

Wohnraum geschaffen werden, um die Bevölkerungsentwicklung positiv zu gestalten.<br />

Mit dem Beschluss des nordrhein-westfälischen Innenministeriums vom April 1990<br />

seine Fortbildungsakademie auf die ehemalige Zechefläche in Herne zu verlegen,<br />

eröffnete sich die Chance für eine zukunftsfähige Entwicklung mit neuesten Technologien.<br />

Zusammen mit der Bildungsstätte mit Seminar- und Gruppenräumen, Unterkünften<br />

mit 180 Betten, Casino und Freizeitbereich, entstanden unter dem bemerkenswerten<br />

Solardach der Akademie ein Bürgerzentrum mit Bibliothek, ein Bürgersaal<br />

und Stadtteilbüros. All dies waren neue Orte der Begegnung, des Arbeitens und<br />

der Naherholung für die Sodinger Bürger.<br />

1991 schrieben das Land NRW und die IBA Emscher-Park einen internationalen<br />

Wettbewerb zum Bau der Fortbildungsakademie aus. Baubeginn der Anlage war<br />

1997, welche 1999 fertig gestellt wurde und vom damaligen Ministerpräsident Wolfgang<br />

Clement im August 1999 eröffnet werden konnte. Zur Realisierung des Projektes<br />

gründeten die Stadt Herne und die RAG Immobilien-Tochter Montan-Grundstücksgesellschaft<br />

mbH (MGG), heute RAG Montan Immobilien GmbH, im Mai 1994<br />

die Entwicklungsgesellschaft Mont-Cenis (EMC), die dienstleistend als Projektentwickler<br />

und Projektsteurer tätig war. Die EMC führte alle Arbeiten der Planungen und<br />

Grundstücksaufbereitung durch und trat als Investor der Akademie auf. In der Realisierungsphase<br />

wurde für die Akademie eine Bauherrengemeinschaft aus der EMC,<br />

dem Land Nordrhein-Westfalen und der Stadt Herne gegründet. Dabei blieb die EMC<br />

für die Errichtung der Glashülle mit Solartechnik und der äußeren Anlage (Wohnbebauung,<br />

Landschaftsbauten etc.) sowie die Finanzierung verantwortlich. Das Investitionsvolumen<br />

aller Baumaßnahmen zur Umnutzung des ehemaligen Schachtstandortes<br />

lag bei rund 110 Millionen Euro (vgl. BRUHN et al. 1999).<br />

Das Nutzungskonzept<br />

Das Nutzungskonzept für die Zechenbrache Mont-Cenis sah als Keimzelle der gesamten<br />

Flächenentwicklung die Fortbildungsakademie des Landes NRW vor. Diese<br />

sollte als Motor der neuen Entwicklung und als Signal für den Aufbruch des Ortsteils<br />

und der Stadt dienen. Tatsächlich steht sie heute als Signal für den Aufbruch einer<br />

ganzen Region, kommen doch Besucher aus der ganzen Welt, um die herausragende<br />

Architektur und Technologie dieses Bauwerks zu bewundern. Eng wurde die<br />

landeseigene Bildungseinrichtung mit kommunalen Einrichtungen wie Bürgersaal,<br />

Stadtteilbüro und Bibliothek verzahnt. Weiterhin sieht das Konzept vor, neue Läden,<br />

Dienstleistungseinrichtungen, Büros und Praxen mit dem bestehenden Einkaufszentrum<br />

zu verbinden. Ein Wohngebiet mit vielfältigen Wohnformen von städtischen Geschosswohnungen<br />

bis hin zur Reihenhaussiedlung ist in unmittelbarer Nähe der umliegenden<br />

Grünanlagen angesiedelt.<br />

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Das gesamte Areal wird als Park begriffen, der im Süden an das bestehende Stadtteilzentrum<br />

anschließt und im Norden in das Landschafts- und Naturschutzgebiet<br />

Vossnacken übergeht. Die Akademie ist weithin als markantes Gebäude sichtbar und<br />

vom bestehenden Stadtteilzentrum über eine breite Treppe und einen städtischen<br />

Platz erreichbar. Durch die öffentliche Nutzung des gesamten Geländes und die<br />

platz- und parkartigen Freiräume sowie die beeindruckende Architektur der Akademie<br />

wurden neue urbane Qualitäten geschaffen.<br />

Das Gesamtprojekt erstreckt sich über eine Fläche von rund 26 Hektar, wovon 16,5<br />

Hektar auf den Akademiegarten und Landschaftspark, 1,5 Hektar auf die Akademie<br />

einschließlich Bürgerzentrum, 6 Hektar auf die Wohnbebauung und 2 Hektar auf den<br />

Einzelhandels- und Dienstleistungsbereich entfallen.<br />

Das Energiekonzept mit autarker Klimahülle<br />

Mont-Cenis zeichnet sich durch eine richtungweisende Architektur und ein innovatives<br />

ökologisches und städtebauliches Gesamtkonzept nach dem „Haus im Haus-<br />

Prinzip“ aus. Aufgeteilt in mehrere Gebäude wird das architektonische Ensemble von<br />

einer 15 Meter hohen, 180 Meter langen und 75 Meter breiten Glaskonstruktion<br />

überspannt, die unter anderem die Funktion einer „Klimahülle“ erfüllt. Inspiriert vom<br />

berühmten Crystal Palace, der Attraktion der Londoner Weltausstellung von 1851,<br />

wagte das Team um die französischen Architekten Jourda und Perraudin (Lyon) etwas<br />

völlig Neues. Mont-Cenis stellt einen Versuch dar, die alte, dunkle und oft künstlich<br />

beleuchtete Bauweise zu durchbrechen. An ihre Stelle tritt eine von natürlichem<br />

Licht durchflutete Glasarchitektur. Es entstand ein Gebäude, das dem Besucher eine<br />

neue Art des Wohnen und Arbeitens ermöglichen soll (vgl. HERBERG et al. 2006).<br />

Unter der gläsernen Hülle entwickelt sich eine völlig neue räumliche Qualität. Sie<br />

schafft einen halböffentlichen Raum, der ein „Zwischenklima“ aufweist, das eher dem<br />

Klima von Nizza, als dem unserer Breiten entspricht. Nicht ohne Grund findet man<br />

hier eine Boule-Bahn, wo sich auch im Winter Spieler amüsieren.<br />

Innen und außen verlieren ihre ursprüngliche Bedeutung und bekommen eine neue<br />

Bedeutung. Im „Außenraum“ der Glashülle bleiben Wind und Wetter ausgesperrt. Die<br />

Temperaturen sind milder, es regnet nicht. Die Temperaturschwankungen sind weniger<br />

extrem als in unseren Breiten üblich. So wird dem Bewohner und Besucher<br />

ganzjährig eine einmalige Aufenthaltsqualität geboten. Im Sommer wird das Gebäude<br />

durch ein raffiniertes Lüftungssystem be- und entlüftet. Pflanzen und Wasserspiele<br />

unter der Glashülle sorgen zusätzlich für eine angenehme Kühle. Über sieben<br />

Erdkanäle mit jeweils einem Meter Durchmesser wird zusätzlich Frischluft aus kühlen<br />

Außenbereichen direkt in die Innenhäuser geleitet. Im Winter hält die Hülle die kalte<br />

Luft ab und erwärmt die Luft in ihrem Inneren wie ein Treibhaus. Zur Beheizung der<br />

Innenhäuser wird eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung eingesetzt. Der<br />

Jahresheizwärmebedarf liegt unter 50 kWh pro Quadratmeter. Damit benötigen die<br />

Gebäude rund 23 % weniger Energie als Gebäude mit gleichem Dämmstandard.<br />

Über die Erdkanäle wird die direkte Zuluft in die Innenhäuser im Winter auf ca. 8° C<br />

erwärmt.<br />

Die Glashülle ermöglicht eine hervorragende Energiebilanz. Der Gesamtenergiebedarf<br />

der Anlage liegt bei optimaler Steuerung bei weniger als 32 kWh/m 2 /Jahr. Regenwasser<br />

sammelt sich in einer großen Zisterne. Es dient zu Reinigungszwecken<br />

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und zur Bewässerung der Vegetation. Überschüssiges Wasser wird in den umliegenden<br />

Park geleitet, verdunstet dort oder fließt weiter in den Sodinger Bach.<br />

Neben der Klimaregulierung hat die Glaskuppel noch eine weitere Funktion. Auf ihrem<br />

Dach wurde ein 1 MW peak Solarkraftwerk errichtet, eine der größten dachintegrierten<br />

Photovoltaikanlagen der Welt. Insgesamt sind in dieser Anlage mehr als<br />

10.000 qm Photovoltaik-Module integriert.<br />

Zusätzlich zu ihrer primären Aufgabe als Energieerzeuger haben die Photovoltaik-<br />

Module noch die Aufgabe in der Halle für eine künstliche Verschattung zu sorgen.<br />

Hierzu sind die Solarelemente in unterschiedlicher Dichte an der Decke der Halle<br />

angebracht, wo sie die gleiche Aufgabe erfüllen wie Wolken in der Natur. Dadurch<br />

wird ein, von vielen Menschen als unangenehm empfundener, scharfer hell-dunkel<br />

Kontrast vermieden. Stattdessen herrscht im Inneren der Anlage ein angenehm weiches<br />

Licht. Die optimale, an den unterschiedlichen Nutzungen ausgerichtete Lichtmenge<br />

wurde mit Hilfe einer Computersimulation berechnet. Diese Anordnung der<br />

Photovoltaikmodule bringt aber auch Probleme mit sich. In einer Reihe von unterschiedlich<br />

starken Solarmodulen bestimmt das schwächste die Leistung der gesamten<br />

Kette. In Mont-Cenis wird dieses Problem durch den Einsatz von Wechselrichtern<br />

gelöst (vgl. HERBERG et al. 2006).<br />

Dank der fortschrittlichen Anwendung von Solarenergie war Mont-Cenis einer der<br />

drei Eckpunkte im „Solardreieck Emscher Park“, einem der weltweiten dezentralen<br />

Projekte der Expo 2000 in Hannover. Zuvor war das Projekt bereits 1996 auf der Architektur-Biennale<br />

in Venedig und 1987 auf der Weltklimakonferenz in Kyoto vertreten.<br />

Ein anderer Baustein des innovativen ökologischen Energiekonzepts von Mont-Cenis<br />

ist die Errichtung eines Blockheizkraftwerks, welches von den Stadtwerken Herne<br />

betrieben wird. Dieses wandelt das aus den ehemaligen Kohlenschächten aufsteigende<br />

Grubengas in Wärme und Energie um. Insgesamt drei Gasmotoren – zwei je<br />

254 kWel und einem mit 1.005 kWel Elektrischer Leistung sind im Einsatz und erzeugen<br />

eine Wärmeleistung von insgesamt 1960 kWth. Der erzeugte Strom von ca.<br />

9.000.000 kWh/a entspricht einer Versorgung von rund 2.363 Vierpersonen-Haushalten.<br />

Die Nutzung dieser Energiequelle spart Kosten, und sorgt gleichzeitig dafür,<br />

dass 60.000 t CO2 Gas pro Jahr weniger in die Umwelt gelangen. Auf Mont-Cenis<br />

werden jährlich 1 Million Kubikmeter Grubengas genutzt. Die im Blockheizkraftwerk<br />

erzeugte Wärme wird zum Heizen der Anlage benutzt, der zusätzlich produzierte<br />

Strom gespeichert. Hierzu steht eine Hochleistungsbatteriespeicheranlage mit 1,5<br />

MW Leistung zu Verfügung. Hier wird auch der überschüssige Strom der Solaranlage<br />

gespeichert, um bei erhöhtem Bedarf abgegeben zu werden (vgl. BRUHN et al 1999).<br />

Die weitgehende Verwendung von Tageslicht zur Beleuchtung der Innenbebauung<br />

wo und wann immer dies möglich ist, trägt ebenfalls zum Energiesparen bei. Beispielsweise<br />

wird in der Bibliothek das Licht über Holographien gebrochen und weitergeleitet,<br />

die wie ein Heliostat wirken. Im Empfangsbereich der Halle wird das Licht<br />

in seine Spektralfarben aufgelöst.<br />

Unter der Hülle<br />

Unter der Glashülle von Mont-Cenis verbirgt sich eine Vielzahl verschiedener Funktionen.<br />

Innerhalb der witterungsgeschützten Hülle ist eine kleine Stadt entstanden.<br />

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Vielfältig gestaltete Häuser und Außenräume beinhalten die Fortbildungsakademie,<br />

einen Bürgersaal, ein Casino, Wohnungen/Hotels und eine Bibliothek. Die Gebäude<br />

sind 2-3-geschossig.<br />

Die Fortbildungsakademie ist der Kern der Anlage. Ihr repräsentativer Eingangsbereich<br />

hat die Form eines dreigeschossigen Kegelstumpfs. Hierin befinden sich Eingangsbereich,<br />

Treppen, ein Aufzug und Nischen in denen man sich Treffen und diskutieren<br />

kann. Hinter dem Kegelstumpf liegen die Seminarräume und die Verwaltung<br />

der Akademie. Insgesamt stehen über 2.000 m 2 Nutzraum zu Verfügung.<br />

Der Wohnbereich und das Hotel bilden eine eigenständige Baugruppe. Dreigeteilt<br />

bieten die zwei äußeren Baugruppen eine zur Halle hin offene Bauweise mit Eingang<br />

bzw. Balkonen, die vom milden Klima der Halle begünstigt wird. Hier ist eine neue,<br />

offenere Art des Wohnens möglich. Der Mittelteil des Wohnblocks ist klassisch über<br />

einen Mittelgang erschlossen.<br />

Die Bürgerbüros sind klar von der Akademie getrennt. Die beiden Nutzer der Anlage<br />

stören sich somit nicht gegenseitig. Auf Mont-Cenis sind Zweigstellen aller wichtigen<br />

städtischen Verwaltungseinrichtungen, von den Stadtwerken bis zum Einwohnermeldeamt,<br />

untergebracht. Ein ganztägiger Besucherverkehr integriert die Halle weiter in<br />

den Stadtteil.<br />

Der Bürgersaal ist ein großer, neutraler Mehrzweckraum, der den Bürgern der Stadt<br />

für viele Zwecke offen steht. Durch eine gläserne Fassade zur Stadt hin geöffnet,<br />

entsteht ein Sichtkontakt zur Stadt und zur Glashülle. Der Saal bietet eine Nutzfläche<br />

von 430 m 2 .<br />

Das Casino und der Freizeitbereich offeriert Freizeiträume und Küche für die Akademie,<br />

aber auch für den Bürgersaal. Ebenerdig befinden sich ein Restaurantbereich,<br />

eine Cafeteria und eine große Terrasse, die zum Aufenthalt im „Freien“ einlädt.<br />

Im oberen Stockwerk sind neben der Küche Sport und Freizeiteinrichtungen angesiedelt.<br />

Der gesamte Bau nutzt über Terrassen und Außentreppen optimal den vorhandenen<br />

Außenraum.<br />

Die neue Bibliothek, ein reiner Holzbau, fällt durch ihre außergewöhnliche Bauform<br />

auf. Die Form eines Kegelstumpfes, macht sie selbst durch die Glasfassade zu einem<br />

weithin sichtbaren Zeichen für diesen wiederbelebten Ort. Die ungewöhnliche<br />

Bauform der Bibliothek veranschaulicht den Konzentrationsprozess im Umgang mit<br />

Informationsmedien; das Gebäudeinnere fördert diesen fast meditativen Prozess. Die<br />

Innenanlage von Mont-Cenis ist vorbildlich behindertengerecht ausgestattet. Das gesamte<br />

Gebäude ist durch Rampen, Aufzüge und elektrischen Türen schwellenfrei<br />

zugänglich. Für Blinde und Sehbehinderte sind Gehleitstreifen, Tastmodelle und<br />

Blindenschrift-Beschilderung eingebaut.<br />

Neben den Gebäuden umschließt die Glashülle von Mont-Cenis auch „Landschaft“.<br />

Der Raum zwischen den beiden Gebäudeblöcken ist als klassische Fußgängerzone<br />

gestaltet. Hier wurde aufgrund des mediterranen Klimas auf einen hohen Aufenthaltswert<br />

für die Benutzer geachtet. Balkons und Terrassen vor dem Kasino laden<br />

zum Verweilen ein (s. Abb. 5)<br />

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Abbildung 5: So schön kann Strukturwandel sein (Innenansicht abends)<br />

Von Visionen geleitet, von Licht durchflutet: Mit dem Bau der Fortbildungsakademie<br />

des Landes Nordrhein-Westfalen auf dem ehemaligen Bergbaustandort Mont-Cenis<br />

in Herne wurde eine zukunftsweisende Architekturidee verwirklicht.<br />

Rund um die Akademie<br />

Das Gelände der ehemaligen Zeche Mont-Cenis wurde zu einem Park umgestaltet.<br />

Um die Fortbildungsakademie herum entstand ein elliptischer Baumkreis aus Pappeln.<br />

Innerhalb der durch diesen natürliche Grenze gekennzeichnete Fläche befindet<br />

sich der Garten der Akademie, der Vorplatz der Anlage und im Norden eine Aufschüttung,<br />

die die Fundamente der alte Zeche enthält.<br />

Außerhalb der Pappelreihe wird die Natur sich selbst überlassen. Als Übergang in<br />

das Landschafts- und Naturschutzgebiet entsteht hier aus der schon vorhandenen<br />

Spontanvegetation ein wilder Wald. Im Nordosten wird ein gerasterter Wald entwickelt,<br />

der den Parkplätzen der Anlage Raum bietet.<br />

Der südliche Teil des Parks weist stadträumliche Qualitäten auf. Über aufgeschüttete<br />

Rampen und Treppenanlagen wird das neu entstandene Herz des Stadtteils mit der<br />

Stadt verbunden.<br />

In unmittelbarer Nachbarschaft der Akademie wurde eine Gewerbeimmobilie mit Kindergarten<br />

(110 Plätze), 16 Wohnungen und einer Arztpraxis errichtet. Dieses Projekt<br />

ist im Rahmen einer Public-Private-Partnership mit der Stadt Herne entstanden, für<br />

die die damalige MGG die Investition des Kindergartens übernommen hat. Die Integ-<br />

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ration eines Kindergartens in ein Wohnhaus hat Modellcharakter (vgl. HERBERG et al.<br />

2006).<br />

Auf Mont-Cenis werden Familie und Kindergarten verbunden, um Alltagsabläufe mit<br />

Kindern für die Eltern zu vereinfachen. Zusätzlich zu diesem Projekt entstanden Gebäude<br />

mit Eigentumswohnungen und Einfamilienhäuser, die an bestehende gewachsene<br />

Strukturen des Ortsteils anschließen (s. Abb. 6). Auf diese Art wird die Fläche<br />

der ehemaligen Zeche, die vor der Reaktivierung wie ein Fremdkörper inmitten von<br />

Sodingen lag, in den Ort integriert und ein neuer Ort der Begegnung und des Lebens<br />

für seine Bewohner.<br />

Abbildung 6: Die benachbarte Wohnbebauung und Protegohaube des alten Schachtes 3<br />

Ehemaliges Bergwerk Consolidation im Wandel: Stadtteilzentrum Consol in<br />

Gelsenkichen<br />

Ab 1848 wurden in der Schalker Mark mehrere Mutungsbohrungen durchgeführt, die<br />

in dem Gebiet um Schalke herum reichhaltige Steinkohlevorkommen vermuten ließen.<br />

1854 wurde ein Kohlenflöz in 170 m Tiefe erreicht.<br />

Einer der Pioniere des Ruhrbergbaus, der Essener Kaufmann Friedrich Grillo (1825 -<br />

1888) veranlasste 1861 den Zusammenschluss verschiedener Gewerken zur „Gewerkschaft<br />

des Steinkohlenbergwerks Consolidation" (Consolidation = Zusammenschluss<br />

von Grubenfeldern und deren Anteilen).<br />

Nach dem Abteufen der Schächte 1 (Schalker Markt) und 2 wurde in Gelsenkirchen-<br />

Bismarck 1871 mit dem Teufen des Schachtes 3 begonnen. Zwei weitere Schächte,<br />

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Schacht 4 und Schacht 9, folgten. Bereits 1873 wurde die Förderung auf dem Bergwerk<br />

Consol aufgenommen, und 1903 erfolgte der Bau einer ersten einfachen Kokerei,<br />

die 1938 durch eine modernere ersetzt wurde. Diese Kokerei wurde einschließlich<br />

der Benzol- und Ammoniakfabrik bis 1984 betrieben.<br />

Mit über 8.000 Beschäftigten hatte die Schachtanlage Ende der 1950er Jahre ihre<br />

größte Bedeutung. Nach über 120 Jahren erfolgte 1997 mit dem Verfüllen der drei<br />

Schächte allerdings der endgültige Rückzug des Bergbaus von der 26,5 ha großen<br />

Fläche.<br />

Ziel der Revitalisierung des ehem. Zechengeländes Consolidation 3/4/9 war die Integration<br />

der Fläche in den Stadtteil Gelsenkirchen-Bismarck als deren wirtschaftlicher,<br />

funktionaler und städtebaulicher Mittelpunkt (vgl. NOLL et al. 2007).<br />

Der ehemalige Zechen-Standort wurde ein Leitprojekt im Rahmen des Stadtteilprogramms<br />

Gelsenkirchen-Bismarck/Schalke-Nord, welches 1995 aufgelegt wurde.<br />

Die damalige MGG als Eigentümer entwickelte zusammen mit der Stadt Gelsenkirchen<br />

ein Nutzungskonzept für ein neues Stadtteilzentrum. Schwerpunktnutzungen<br />

sind Gewerbe, Einzelhandel, Kultur, Wohnen und ein Stadtpark. Der darauf aufbauende<br />

Bebauungsplan erlangte im Januar 2003 Rechtskraft. Die Erschließung erfolgte<br />

2003 zwischen Bismarckstraße im Westen und Ahlmannshof/Kanalstraße im Osten.<br />

Die Fertigstellung dieser neuen „Consolstraße“ war eine wichtige Voraussetzung für<br />

die Realisierung eines neuen stadtteilbezogenen Einzelhandelszentrums. Rund 100<br />

Arbeitsplätze sind hier entstanden. Darüber hinaus stehen rund 30.000 m² Flächen<br />

für gewerbliche Nutzungen zur Verfügung. Auf einem rund 7.500 m² großen Grundstück<br />

wurden 16 Einfamilienhäuser realisiert.<br />

Für die Bestandsgebäude wurde eine kulturelle Folgenutzung vorgesehen. Im ehemaligen<br />

Lüftergebäude von Schacht 4 wurde 2001 das „Consol Theater“ eröffnet.<br />

Eine Privatinitiative betreibt das über die Stadtgrenzen hinaus bekannte Kinder- und<br />

Jugendtheater „Consol Theater“. Darüber hinaus entstand im angrenzenden Förderturm<br />

und Maschinenhaus ein städtisches Musik- und Probenzentrum für lokale Musikbands.<br />

Ein überregionaler Fuß- und Radweg quert den Standort und erschließt die<br />

großzügige Grünnutzung des Standortes.<br />

Im südlichen Fördermaschinenhaus am Schacht 9 aus den Jahren 1922 und 1937 ist<br />

inzwischen rund um die erhaltene Dampfmaschine ein kleines Bergbaumuseum mit<br />

einer Bilderausstellung des „Initiativkreis Bergwerk Consolidation e.V.“ entstanden.<br />

2003 wurde nach der <strong>Altlasten</strong>sanierung und der Baureifmachung des Standortes im<br />

Bereich der ehem. Kokerei ein Landschaftsbauwerk, der Consol Park, errichtet<br />

Wichtige Elemente des Parks sind beispielsweise eine neue Trendsportanlage u. a.<br />

für Streethockey, Inline Skating und Beach Volleyball, die durch die Stadt betrieben<br />

wird (s. Abb. 7).<br />

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Abbildung 7: ehem. Bergwerk Consolidation im Wandel (1992, 1996, 2002)<br />

Der Wandlungsprozess am Beispiel des ehemaligen Bergwerks Lohberg 1/2 in<br />

Dinslaken<br />

Das ehemalige Bergwerksgelände sowie der Stadtteil Lohberg liegen in einem städtebaulich<br />

und landschaftlich markanten Grenzraum an der Stadtgrenze zu Hünxe.<br />

Die naturräumliche Situation des gesamten Areals war durch einen Übergang von<br />

einer höher gelegenen Hauptterrassenplatte („Niederrheinische Sandplatten“) zur<br />

Niederrheinebene („Dinslakener Rheinebene“)geprägt. Aus dem daraus resultierenden<br />

Höhensprung von etwa 30 Meter stammt der Name „Lohberg“. Diesem Flurnamen<br />

folgend findet sich auf der Hauptterrasse der Ortsteil „Ober-Lohberg“, in der<br />

Rheinaue die Bergarbeitersiedlung „Lohberg“. Der Stadtteil Lohberg wird nach Westen<br />

durch einen Grünzug mit Sport-, Freizeit-, Park- und Kleingartenanlagen begrenzt,<br />

an den sich der Siedlungsbereich des Stadtteils Bruch anschließt. Nördlich<br />

und nordwestlich (auf Hünxer Gemeindegebiet) befinden sich landwirtschaftliche<br />

Nutzflächen, Auskiesungsflächen sowie Freizeitnutzung (Tenderingseen, Golfplatz)<br />

und östlich das Naherholungsgebiet Kirchheller Heide mit weitläufigen Waldflächen.<br />

Besonders der nördlich angrenzende Landschaftsraum auf Voerder und Hünxer Gemeindegebiet<br />

wird als Erholungsraum genutzt, wobei dem Badesee am<br />

Tenderingsweg in den Sommermonaten eine besondere regionale Bedeutung zukommt.<br />

Südöstlich des Zechenareals befinden sich im Bereich der Gärtnerhalde<br />

weitere Sport- und Erholungsanlagen. Am östlichen Rand des Bergwerksgeländes<br />

liegen die Ausläufer des Staatsforstes Wesel, im Süden befinden sich Grundstücke<br />

der RWE Transportnetz Strom GmbH und weiterer privater Eigentümer. Im Norden<br />

ist das Gelände durch den Lohberger Graben und die Stadtgrenze Dinslakens begrenzt.<br />

Die Kohlenlagerfläche mit einer Größe von rd. 12 ha liegt nördlich des Lohberger<br />

Grabens auf dem Gebiet der Gemeinde Hünxe. Die Gemeindegrenze zwischen<br />

Hünxe und Dinslaken verläuft über die Halde Nord - Erweiterung. Die beiden<br />

Halden des Bergwerks befinden sich im nordöstlichen Bereich, die nördliche Bergehalde<br />

liegt auf Hünxer Gemeindegebiet.<br />

Das Bergwerk Lohberg hat am 31.12.2005 nach rund 100 Jahren die Produktion eingestellt.<br />

Die Fläche mit einer Gesamtgröße von ca. 310 ha soll einer neuen Nutzung<br />

zugeführt werden. Rund 85 Prozent der Projektfläche sind bereits Grün- oder Hal-<br />

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<strong>Altlasten</strong><strong>symposium</strong> <strong>2010</strong><br />

11. – 12. März <strong>2010</strong>, Welterbe Zeche Zollverein, Essen<br />

denflächen. In einer detaillierten Untersuchung durch MSP wurden die Folgen der<br />

Zechenschließung analysiert, in einem anschließenden öffentlichen Werkstattprozess<br />

erste Leitlinien und Szenarien für die Standortentwicklung Lohberg formuliert.<br />

Eine Vielzahl von historischen Gebäuden und Denkmälern ist bei der Nutzungskonzeption<br />

zu berücksichtigen. Eine <strong>Altlasten</strong>untersuchungen (Gefährdungsabschätzung)<br />

wurde durchgeführt.<br />

Nachdem bereits erste Untersuchungen zur den Auswirkungen der Zechenschließung<br />

auf die Stadt Dinslaken und die Region in den letzten Jahren erarbeitet wurden,<br />

sowie erste Entwicklungsleitziele formuliert wurden, wurde im Jahr 2007 nunmehr<br />

auch ein städtebauliches und landschaftsplanerisches Strukturkonzept für die Fläche<br />

erarbeitet. In einem kooperativen Verfahren, in das die Öffentlichkeit einbezogen<br />

wurde, haben über vier interdisziplinär besetzte Planungsteams Entwürfe für die zukünftige<br />

Nutzung und Gestaltung des Areals entwickelt. Eine Jury hat die Arbeit des<br />

Teams stegepartner mit dem Landschaftsplanungsbüro Lohrer.hochrein und dem<br />

Verkehrsplanern Ambrosius, Blanke zur Weiterbearbeitung empfohlen. Der Entwurf<br />

des Teams um Stege wurde einstimmig gewählt und wird auch von den Projektpartnern<br />

Stadt Dinslaken, RAG Deutsche Steinkohle und RAG Montan Immobilien favorisiert<br />

– integriert darin das Thema Kreativwirtschaft.<br />

Dieser Bereich gilt weltweit als Schlüsselbranche für zukunftsorientierte Innovationen<br />

und als eine der zentralen Wachstumsbranchen der nächsten Jahre. Dabei ist dieser<br />

Zweig sehr weit gefasst und beinhaltet die Musikwirtschaft, den Literatur-, Buch- und<br />

Pressemarkt, den Markt für Kunst und Kunsthandwerk, die Designwirtschaft und Architektur,<br />

die Film- und TV-Wirtschaft, die Modewirtschaft sowie den Theatermarkt.<br />

Parallel dazu wächst die Bedeutung von Know-how und Fachwissen als weltweit<br />

grundlegende Produktionsfaktoren. In der sich entwickelnden „Wissensökonomie“<br />

wird Kreativität zu einer wesentlichen Erfolgsvoraussetzung. Beide Aspekte „Kreativität“<br />

und „Wissen“ weisen also wechselseitige Beziehungen auf, die für die Zukunftsfähigkeit<br />

von Unternehmen wie auch Städten und Regionen steigende Bedeutung<br />

erlangen.<br />

Dieses Potenzial wollen Stadt Dinslaken, der Wirtschaftsförderung und die RAG<br />

Montan Immobilien in und für Lohberg nutzen. Das aufblühende Potential der Kreativwirtschaft<br />

nicht nur in Dinslaken ist mittlerweile in der Region eine feste Größe und<br />

ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. Allein in Dinslaken, Wesel, Voerde, Hünxe sowie<br />

den angrenzenden Stadteilen von Duisburg und Oberhausen sind rund 900 Betriebe<br />

aus der Kreativbranche zu Hause. Die Orte der Kultur und Kreativität in Dinslaken<br />

sind allerdings heute im Stadtbild nicht konzentriert sichtbar. Das Kreativ.Quartier.Lohberg<br />

wird hier einen neuen Weg einschlagen. Es schafft auf engem<br />

Raum einen Ankerpunkt für die Kreativwirtschaft und macht Kreativität so auch<br />

räumlich erlebbar. Da Kreativität nicht planbar ist, verläuft die Markenbildung des<br />

Kreativ.Quartier.Lohbergs als Prozess, der Kreativwirtschaft, kulturelles Leben, Gastronomie,<br />

Bildung, Verwaltung und bürgerschaftliches Engagement am Standort<br />

Lohberg zusammenbringt und ihnen neue Möglichkeiten eröffnet. Dies soll in den<br />

kommenden Jahren positioniert und etabliert werden. Dazu trägt die exponierte Lage<br />

Dinslakens im Übergang von der Metropole Ruhr zum Niederrhein zur spannenden<br />

Atmosphäre des Ortes bei. Die Stadt fühlt sich kulturell zu beiden Räumen hingezogen.<br />

Das Zechengelände als letzte größere zusammenhängende bauliche Struktur<br />

bietet dabei den erforderlichen Gestaltungs- und Entwicklungsspielraum. Im Dezem-<br />

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<strong>Altlasten</strong><strong>symposium</strong> <strong>2010</strong><br />

11. – 12. März <strong>2010</strong>, Welterbe Zeche Zollverein, Essen<br />

ber 2008 gründete die RAG Montan Immobilien zusammen mit der Stadt Dinslaken<br />

die Projektgemeinschaft Lohberg. Nach Vorstellung der Partner soll ein lebendiges,<br />

urbanes Stadtquartier mit hoher Aufenthalts- und Lebensqualität entwickelt werden.<br />

Ein neues Wohnquartier soll unterschiedliche Milieus ansprechen. Der gewerbliche<br />

Bereich soll sich sowohl zur Ansiedlung von kleineren mittleren Unternehmen, als<br />

auch zur Ansiedlung größerer Betriebe eignen.<br />

Durch die Revitalisierung der brachgefallenen Bergwerksfläche soll die Gesamtstadt<br />

sowie der Stadtteil Lohberg gestützt und gestärkt werden. Die Partner betreiben gemeinsam<br />

mit der städtischen Wirtschaftsförderung DINAMIT GmbH die Akquisition<br />

von Interessenten und Investoren zur Erreichung des gemeinsamen Projektziels.<br />

Abbildung 8: Ruhr.<strong>2010</strong> - Kreativ.Quartier Lohberg (Dinslaken)<br />

Das Ruhrgebiet – ein Ort der Überraschungen! Die jahrzehntelang von Zechen und<br />

Schloten geprägte Landschaft präsentiert sich heute als vitaler Wirtschaftsraum mit<br />

einer Lebensqualität die national, wie international keinen Vergleich zu scheuen<br />

braucht.<br />

Und es gibt sie tatsächlich, die unzähligen Oasen und Kleinode, die Leuchttürme des<br />

Strukturwandels im Ruhrgebiet – gleich um die Ecke, man muss sich nur auf den<br />

Weg machen.<br />

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Schriften<br />

<strong>Altlasten</strong><strong>symposium</strong> <strong>2010</strong><br />

11. – 12. März <strong>2010</strong>, Welterbe Zeche Zollverein, Essen<br />

BRONNY, H., JANSEN, N., WETTERAU, B. (2002): Das Ruhrgebiet. Landeskundliche<br />

Betrachtung des Strukturwandels einer europäischen Region. 88 S., Essen.<br />

BRUHN,B.,RISSE, U. (1999): Stadteilzentrum mit Fortbildungsakademie Mont-Cenis in<br />

Herne - Brachflächenrecycling – Recycling Derelict Land, Heft 3, 51-57, VGE<br />

Verlag, Essen.<br />

BUTZIN, B., NOLL, H.-P. (Hrsg.) (2005): Sustainable Brownfield Regeneration in Europe.<br />

- Materialien zur Raumordnung 66, 85 S., Bochum.<br />

BUTZIN, B., FRANZ, M., NOLL, H.-P. (2006): Strukturwandel im Ruhrgebiet unter<br />

Schrumpfungsbedingungen. – Zeitschrift für Wirtschaftsgeographie, Jg. 50,<br />

Heft 3-4, 258-276; Bad Soden.<br />

HERBERG, A,NOLL, H.-P. (2006): Mont-Cenis – Ein Modellprojekt für die nachhaltige<br />

Entwicklung ehemaliger Bergbaustandorte – Fläche Zukunft Raum, Schriftenreihe<br />

der Dt. Ges. für Geowissenschaften, Heft 37, 78-85, Mecke Druck Verlag,<br />

Duderstadt.<br />

NOLL, H.-P. (1995): Strategien, neue Ansätze und Entwicklungen im Brachflächenrecycling.<br />

– Brachflächenrecycling – Recycling Derelict Land, Neuland in Sicht,<br />

37-39, VGE Verlag, Essen.<br />

NOLL, H.-P., RÖMER, S. (2007): Beispielhafte Stadtquartiersentwicklung –<br />

Consolidation 3/4/9 in Gelsenkirchen-Bismarck. – Glückauf 143, Heft 10, 454-<br />

458, VGE Verlag, Essen.<br />

REGIONALVERBAND RUHR (Hrsg.) (2008): Das Ruhrgebiet. Zahlen - Daten - Fakten. 80<br />

S., Essen.<br />

Anschrift des Verfassers:<br />

Prof. Dr. Hans-Peter Noll<br />

Vorsitzender der Geschäftsführung<br />

RAG Montan Immobilien GmbH<br />

Am Technologiepark 28<br />

45307 Essen<br />

E-Mail: hans-peter.noll@rag-montan-immobilien.de<br />

Lehrbeauftragter an der Ruhr-Universität Bochum<br />

E-Mail: hans-peter.noll@rub.de<br />

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<strong>Altlasten</strong><strong>symposium</strong> <strong>2010</strong><br />

11. – 12. März <strong>2010</strong>, Welterbe Zeche Zollverein, Essen<br />

Aktuelle Aktivitäten<br />

der Bund-/Länder-Arbeitsgemeinschaft Bodenschutz (LABO)<br />

H.-J. Düwel<br />

Ministerium für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz des<br />

Landes Nordrhein-Westfalen<br />

- Es gilt das gesprochene Wort. -<br />

Nordrhein-Westfalen hat Anfang 2009 für zwei Jahre den Vorsitz der Bund/Länder-<br />

Arbeitsgemeinschaft Bodenschutz (LABO) übernommen. Als Gremium der Umweltministerkonferenz<br />

begleitet die LABO die Entwicklung des Bodenschutzes und des<br />

Bodenschutzrechts und unterstützt den Erfahrungsaustausch zwischen dem Bund<br />

und den Ländern. Die LABO hat drei ständige Ausschüsse, in denen rechtliche Themen,<br />

Themen des vorsorgenden Bodenschutzes und <strong>Altlasten</strong>themen behandelt<br />

werden. Im Jahr 2009 haben zwei Sitzungen des LABO-Leitungsgremiums stattgefunden.<br />

Die 37. LABO-Sitzung findet zeitgleich mit dem <strong>Altlasten</strong><strong>symposium</strong> des<br />

<strong>ITVA</strong> am 11. und 12. März <strong>2010</strong> in Gelsenkirchen statt. Ein Blick in Ihr Programm<br />

zeigt, dass wir viele gemeinsame Fragestellungen auf der Agenda haben.<br />

Aktuelle Themen der LABO sind insbesondere „Reduzierung der Flächeninanspruchnahme“,<br />

„Klimawandel/-schutz und Bodenschutz“, „Bewertungsanforderungen<br />

zum Wirkungspfad Boden-Grundwasser“, Arbeiten zum Thema „Schadstoffbewertung<br />

für den Pfad Boden-Mensch“, „Natürliche Schadstoffminderung“ sowie „Bodenbelastungen<br />

im Bereich von Hochspannungsmasten und Stahlbrücken“. Nachfolgend<br />

wird der aktuelle Stand dieser Themen dargestellt:<br />

Reduzierung der Flächeninanspruchnahme<br />

Die tägliche Flächenneuinanspruchnahme beträgt bundesweit ca. 113 ha pro Tag.<br />

Ziel der Nationalen Nachhaltigkeitsstrategie ist es, bis zum Jahr 2020 den Zuwachs<br />

der Siedlungs- und Verkehrsfläche auf 30 ha pro Tag zu reduzieren.<br />

Die Reduzierung der Flächeninanspruchnahme ist ein Schwerpunktthema der LABO,<br />

die dazu derzeit einen Auftrag der Umweltministerkonferenz abwickelt. Die LABO ist<br />

von der Umweltministerkonferenz im Juni 2009 beauftragt worden, eine Bewertung<br />

von Instrumenten zur Reduzierung des Flächenverbrauchs vorzunehmen, um einen<br />

wirksamen Beitrag zur Erreichung des „30-Hektar-Zieles“ der Bundesregierung leisten<br />

zu können. Dazu werden die vorliegenden Erfahrungen ausgewertet und Erkenntnisse<br />

des BMBF-Forschungsverbundes „REFINA“ genutzt. Ziel ist die Herausarbeitung<br />

von Handlungsfeldern und Entwicklung von Maßnahmenvorschlägen. Das<br />

LABO-Vorsitzland hat die Arbeiten so strukturiert, dass folgende fünf übergeordnete<br />

Handlungsfelder in interdisziplinär besetzten Unterarbeitsgruppen bearbeitet werden<br />

konnten:<br />

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<strong>Altlasten</strong><strong>symposium</strong> <strong>2010</strong><br />

11. – 12. März <strong>2010</strong>, Welterbe Zeche Zollverein, Essen<br />

– Flächeninformationen / Analyse der Siedlungsentwicklung<br />

– Steuerung der Siedlungsentwicklung<br />

– Ökonomische und fiskalische Rahmenbedingungen<br />

– Stärkung des Flächenrecyclings<br />

– Zielgruppenspezifische Kommunikation und Bewusstseinsbildung<br />

Der Bericht der LABO wird zurzeit abgestimmt und der 74. Umweltministerkonferenz<br />

im Juni <strong>2010</strong> vorgelegt.<br />

Klimawandel/-schutz und Bodenschutz<br />

Böden leisten einerseits als Kohlenstoffspeicher einen bedeutenden Beitrag für den<br />

Klimaschutz und sind andererseits aber auch durch den Klimawandel (z. B. Erosion,<br />

Verdichtung) nachteilig betroffen. Um Natur und Umwelt zu bewahren, die Lebensqualität<br />

der Menschen zu erhalten und die hohen volkswirtschaftlichen Schäden des<br />

Klimawandels zu vermeiden, sind enorme Anstrengungen zum Klimaschutz erforderlich.<br />

Neben Maßnahmen im Energiebereich gehören dazu die Reduzierung von<br />

Emissionen klimaschädlicher Gase sowie die Erhaltung und Nutzung des Bodens als<br />

Kohlenstoffspeicher.<br />

Wir wissen, dass der Boden in mehrfacher Hinsicht vom Klimawandel betroffen ist.<br />

Dabei sind noch eine Reihe von Fragen nicht ausreichend geklärt, die aber klärungsbedürftig<br />

sind.<br />

– Ergeben sich für die Funktion des Bodens als Speicher für Kohlenstoff und<br />

Wasser Veränderungen durch den Klimawandel?<br />

– Welche Folgen ergeben sich daraus folgend für das Grundwasser?<br />

– Wie können diese Bodenfunktionen gestärkt werden?<br />

– Wird sich das Risiko der Bodenerosion durch milde Winter und<br />

–<br />

Starkregenereignisse erhöhen?<br />

Müssen wir mit einer Zunahme von Bodenschadverdichtungen rechnen, wenn<br />

der Frost nicht mehr so tief in den Boden eindringt?<br />

– Wie beeinflusst die Bodenversiegelung das Stadtklima?<br />

Diese Fragen sind Gegenstand von Untersuchungsvorhaben des Landes und stellen<br />

ein eigenes Handlungsfeld innerhalb der „Deutschen Anpassungsstrategie“ (DAS)<br />

dar.<br />

Die LABO hat sich auf mehreren Sitzungen mit dem Thema Boden und Klimawandel<br />

beschäftigt. Ausgehend von der DAS erarbeitet der Ausschuss “Vorsorgender Bodenschutz<br />

(BOVA)“ im Auftrag der LABO ein Positionspapier, in dem Betroffenheit<br />

und Handlungsfelder des Bodenschutzes dargelegt werden.<br />

Die LABO wird ihre Vorschläge zu bodenbezogenen Maßnahmen in die Erarbeitung<br />

des Aktionsplans Anpassung der DAS an den Klimawandel einbringen.<br />

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<strong>Altlasten</strong><strong>symposium</strong> <strong>2010</strong><br />

11. – 12. März <strong>2010</strong>, Welterbe Zeche Zollverein, Essen<br />

Im Hinblick auf die Umsetzung notwendiger Maßnahmen stellt sich auch die Frage<br />

nach dem Bedarf an Finanzmitteln: Wie können die in den nächsten Jahren zu erwartenden<br />

Einnahmen aus dem Handel mit CO2-Zertifikaten für den Bodenschutz<br />

und die <strong>Altlasten</strong>sanierung bzw. das Flächenrecycling genutzt werden? Hierzu sind<br />

verschiedene Vorschläge in der Diskussion.<br />

Bewertungsanforderungen zum Wirkungspfad Boden-Grundwasser<br />

Zur Durchführung von Sickerwasserprognosen hat die LABO verschiedene Arbeitshilfen<br />

bereit gestellt. Ergänzend zur 2003 vorgelegten Arbeitshilfe „Sickerwasserprognose<br />

bei orientierenden Untersuchungen“ wurde die Arbeitshilfe „Sickerwasserprognose<br />

bei Detailuntersuchungen“ erarbeitet. Bestandteil dieser Arbeitshilfe ist ein<br />

Berechnungsinstrument, mit dem Sickerwasserkonzentrationen und -frachten am Ort<br />

der Beurteilung quantitativ abgeschätzt werden können. Die Umweltministerkonferenz<br />

hat die Anwendung der Arbeitshilfe in den Ländern empfohlen. Die Arbeitshilfen<br />

und das Programm stehen auf der Internetseite der LABO bereit.<br />

Ein aktuelles Thema in der LABO ist die Harmonisierung der Beurteilungsmaßstäbe<br />

im Bodenschutz- und Wasserrecht. Nachdem der ganz große Wurf eines Umweltgesetzbuches<br />

nicht gelungen ist, ist auf der Basis der konkurrierenden Gesetzgebungskompetenz<br />

ein neues Wasserhaushaltsgesetz verabschiedet worden. Besonders<br />

umstritten war darin die in § 48 vorgesehene Verordnungsermächtigung zur<br />

Verankerung der Geringfügigkeitsschwellenwerte für das Grundwasser. Diese Diskussion<br />

hat sich nun auf die in Vorbereitung befindliche Grundwasserverordnung<br />

verlagert. In diesem Zusammenhang befasst sich die LABO mit den damit verbundenen<br />

Fragen zu Auswirkungen auf die Regelungen der Nachsorge nach BBodSchG<br />

sowie grundsätzliche Fragen zur Problematik der Schnittstelle Boden-Grundwasser.<br />

Wenn die Geringfügigkeitsschwellenwerte in der Grundwasserverordnung verankert<br />

werden, stellt sich die Frage der Harmonisierung mit den Sickerwasser-Prüfwerten<br />

der BBodSchV. Harmonisierung bedeutet jedoch nicht Gleichsetzung. Eine zusätzliche<br />

Berücksichtigung von Sickerwasser-Hintergrundwerten ist unerlässlich. Die<br />

LABO sieht die Notwendigkeit, die Prüfwerte für den Pfad Boden-Grundwasser so zu<br />

gestalten, dass <strong>Altlasten</strong>verdachtsfälle, die keine Detailuntersuchungen und Maßnahmen<br />

erfordern, möglichst schnell und ohne großen Aufwand ausgefiltert werden<br />

können. So können die noch vorhandenen Mittel für die relevanten Fälle eingesetzt<br />

werden. Daher entwickelt die LABO in Abstimmung mit dem Ausschuss Grundwasser<br />

der LAWA eine geeignete und fachlich begründete Anwendungsregel, die Prozesse<br />

im Übergang zum Grundwasser berücksichtigt. Diese Anwendungsregel ist<br />

auch Gegenstand der Beratungen auf der 37. LABO-Sitzung in Gelsenkirchen. Ziel<br />

soll es sein, die fachlichen Grundlagen zur Harmonisierung der Bewertungsmaßstäbe<br />

bei der Novellierung der BBodSchV zu berücksichtigen.<br />

Schadstoffbewertung für den Pfad Boden-Mensch<br />

Die BBodSchV enthält materielle Maßstäbe der Gefahrenbeurteilung in Form von<br />

Prüf- und Maßnahmenwerten für bestimmte Wirkungspfade und Schadstoffe. Für die<br />

Bewertung von Schadstoffen, für die die Verordnung keine Prüf- oder Maßnahmenwerte<br />

enthält, sind die zur Ableitung der entsprechenden Werte herangezogenen<br />

Methoden und Maßstäbe zu beachten. Diese Methoden und Maßstäbe sind im Bun-<br />

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<strong>Altlasten</strong><strong>symposium</strong> <strong>2010</strong><br />

11. – 12. März <strong>2010</strong>, Welterbe Zeche Zollverein, Essen<br />

desanzeiger veröffentlicht. Die Länder haben einen dringenden Bedarf an Prüfwerten<br />

für weitere Schadstoffe benannt. Um Prüfwerte allgemein verbindlich zu machen,<br />

bedarf es einer Ergänzung der BBodSchV. Um bereits im Vorfeld dem Bedarf gerecht<br />

zu werden, hat die LABO zum Wirkungspfad Boden-Mensch ein Informationsblatt<br />

mit Prüfwertvorschlägen und stoffbezogene Berechnungen für 64 altlastrelevante<br />

Stoffe und Stoffgruppen vorgelegt. Der <strong>Altlasten</strong>ausschuss (ALA) der LABO<br />

arbeitet kontinuierlich an einer Weiterentwicklung der Bewertungsmaßstäbe für den<br />

Pfad Boden-Mensch.<br />

Natürliche Schadstoffminderung<br />

Der <strong>Altlasten</strong>ausschuss (ALA) der LABO hat bereits im Jahr 2005 das Positionspapier<br />

„Berücksichtigung der natürlichen Schadstoffminderung bei der <strong>Altlasten</strong>bearbeitung“<br />

erarbeitet. Nach Abschluss des Forschungsverbundes KORA wurde im Februar<br />

2009 eine überarbeitete und aktualisierte Fassung des Positionspapiers verabschiedet.<br />

Derzeit laufen die Arbeiten und Abstimmungen zur Erweiterung des Positionspapiers<br />

um einen Anhang „Methodische Hinweise zur Prüfung der Voraussetzungen<br />

für die Durchführung des Monitorings von natürlichen Abbauprozessen (MNA)“.<br />

Ziel der Erarbeitung des Positionspapiers ist es, methodische Hinweise und Empfehlungen<br />

zur Prüfung der Voraussetzungen für die Durchführung von natürlichen<br />

Selbstreinigungsprozessen zu geben.<br />

Bodenbelastungen im Bereich von Hochspannungsmasten und Stahlbrücken<br />

Im Frühjahr 2008 wurden im Umkreis von Hochspannungsstrommasten Bodenbelastungen<br />

vorrangig mit dem Schwermetall Blei festgestellt. Daraufhin wurden Erfassungsaktivitäten<br />

sowie Sofortmaßnahmen bei besonders sensiblen Nutzungen eingeleitet.<br />

Um bei der Untersuchung und den Anforderungen bundesweit möglichst<br />

einheitlich und sachgerecht vorgehen zu können, hat die LABO verschiedene Abstimmungsgespräche<br />

durchgeführt und Erfahrungen ausgetauscht. Gemeinsame<br />

„Empfehlungen für Bodenuntersuchungen im Umfeld von Strommasten“ wurden verabschiedet.<br />

Zur Klärung von Bleibelastungen im Umfeld von Stahlbrücken läuft in<br />

mehreren Bundesländern derzeit eine erste Bestandsaufnahme. Die Aktivitäten konzentrieren<br />

sich insbesondere darauf, Untersuchungen und Maßnahmen auf besonders<br />

relevante Standorte mit hohen Bleianreicherungen und sensiblen Nutzungen zu<br />

fokussieren. Auf Vorschlag der LABO wird das DIN einen Ausschuss für die Erarbeitung<br />

einer Norm zur Vorsorge vor zukünftigen Schadstoffeinträgen in den Boden<br />

einrichten.<br />

Ausschuss Recht (BORA)<br />

Besonders sei auf die Befassung der LABO mit rechtlichen Themen des Bodenschutzes<br />

durch den „Ständigen Ausschuss Recht“ (BORA) hingewiesen. Der<br />

BORA hat beispielsweise die „Auslegungshilfe zum Umweltschadensgesetz<br />

(USchadG) im Bereich des Bodenschutzes“ erarbeitet, in der Hinweise zur Anwendbarkeit<br />

des Umweltschadensgesetzes im Verhältnis zum Bundes-Bodenschutzgesetz<br />

gegeben werden. Diese Auslegungshilfe steht wie alle anderen Veröffentlichungen<br />

der LABO auf der Internetseite zur Verfügung. Aktuell befasst sich der BORA insbesondere<br />

mit der Umsetzung der Dienstleistungsrichtlinie im Bodenschutz und mit der<br />

Neuordnung des Akkreditierungswesens.<br />

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<strong>Altlasten</strong><strong>symposium</strong> <strong>2010</strong><br />

11. – 12. März <strong>2010</strong>, Welterbe Zeche Zollverein, Essen<br />

Länderfinanzierungsprogramm<br />

Abschließend sei erwähnt, dass die LABO im Rahmen des „Länderfinanzierungsprogramms<br />

Wasser, Boden und Abfall“, das der Vereinheitlichung des wasser-,<br />

boden- und abfallrechtlichen Vollzuges in den Bundesländern dient, allein im Programmjahr<br />

2009 sieben Vorhaben angemeldet hat. Dabei ist es ein besonderes Anliegen<br />

der LABO, im Rahmen des Länderfinanzierungsprogramms Projekte durchzuführen,<br />

die zu vollzugsnahen Arbeitshilfen sowohl für den vorsorgenden als auch<br />

für den nachsorgenden Bodenschutz führen. Beispielsweise wurden die „Handlungsempfehlungen<br />

Nachsorge und Überwachung von sanierten <strong>Altlasten</strong>“ und die „Auswertung<br />

von Fachliteratur zu In-situ-Anwendungen“ im Rahmen des Länderfinanzierungsprogramms<br />

erarbeitet.<br />

Die LABO wird die dargestellten Schwerpunktthemen auf ihrer 37. Sitzung am 11.<br />

und 12. März in Gelsenkirchen erörtern und so dazu beitragen, Lösungen auszuarbeiten<br />

und Empfehlungen auszusprechen.<br />

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<strong>Altlasten</strong><strong>symposium</strong> <strong>2010</strong><br />

11. – 12. März <strong>2010</strong>, Welterbe Zeche Zollverein, Essen<br />

Auswirkungen des neuen Wasserrechts<br />

auf die <strong>Altlasten</strong>sanierung und das Flächenrecycling<br />

Rechtsanwalt Nikolaus Steiner<br />

Fachanwalt für Verwaltungsrecht, Essen<br />

1. Einleitung<br />

Das deutsche Wasserrecht befindet sich zurzeit in einem grundlegenden Umbruch.<br />

Vor wenigen Tagen, genauer gesagt am 01.03.<strong>2010</strong>, sind die materiell-rechtlichen<br />

Vorschriften des neuen Wasserhaushaltsgesetzes (WHG) neu, das das WHG alt aus<br />

dem Jahre 2002 abgelöst hat, in Kraft getreten. Bereits im August letzten Jahres sind<br />

die Ermächtigungen des WHG neu zum Erlass von konkretisierenden Rechtsverordnungen,<br />

d.h. zum Erlass des sog. Untergesetzlichen Regelwerks wirksam geworden.<br />

Inzwischen hat das Bundesumweltministerium mehrere Verordnungsentwürfe bekannt<br />

gemacht, die erheblichen Zündstoff bieten. Auch wenn im Einzelnen noch nicht<br />

klar ist, welche Detailregelungen letztlich verabschiedet werden, zeichnen sich doch<br />

die Leitlinien und Konturen des neuen Wasserrechts ab. Die neuen Regelungen bedürfen<br />

einer genaueren Betrachtung dahingehend, ob und welche Auswirkungen sie<br />

auf die <strong>Altlasten</strong>sanierung und das Flächenrecycling haben.<br />

Hintergrund der regen Gesetzgebungstätigkeit des Bundes ist die Föderalismusreform<br />

im Jahre 2006 und eine entsprechende Änderung des Grundgesetzes (GG),<br />

wonach der Bund anstelle der bisherigen Rahmengesetzgebungskompetenz für den<br />

Wasserhaushalt erstmalig die Ermächtigung zum Erlass von Vollregelungen erhalten<br />

hat. Hiervon hat der Bund im Sommer 2009 durch Verabschiedung eines neuen<br />

WHG Gebrauch gemacht, wodurch den bisherigen 16 z.T. sehr verschiedenen Landeswassergesetzes<br />

die kompetenzrechtliche Grundlage entzogen wird. Alle Bundesländer<br />

müssen nun ihre Landeswassergesetze novellieren, da sie gemäß Art. 72<br />

Abs. 3 Nr. 5 GG nur noch dann vom Bundesrecht abweichende Regelungen erlassen<br />

dürfen, wenn es sich nicht um stoff- oder anlagenbezogene Regelungen handelt.<br />

2. Das neue WHG<br />

Laut Gesetzesbegründung soll ein Ziel der Neuregelung u.a. sein, zu einer besseren<br />

Verständlichkeit und Praktikabilität des Wasserrechts beizutragen. Ob dies gelungen<br />

ist, wird sich erst bei der praktischen Umsetzung des neuen Wasserrechts zeigen.<br />

Angesichts der Tagsache, dass das Gesetz anstatt aus zuvor 84 Paragrafen nunmehr<br />

aus 106 Paragrafen besteht, sind Zweifel angebracht, ob das neue Wasserrecht<br />

einfacher umzusetzen ist.<br />

Mit dem neuen WHG werden jedenfalls auf Bundesebene erstmals einheitliche Vorgaben<br />

zur Bewirtschaftung der oberirdischen Gewässer und des Grundwassers geschaffen.<br />

Außerdem schafft das WHG die Voraussetzungen für eine bundesweit einheitliche<br />

Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie (EU-WRRL) und der EU-<br />

Grundwasserrichtlinie (EU-GWRL).<br />

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<strong>Altlasten</strong><strong>symposium</strong> <strong>2010</strong><br />

11. – 12. März <strong>2010</strong>, Welterbe Zeche Zollverein, Essen<br />

Folgende Regelungen im neuen WHG können Auswirkungen auf die <strong>Altlasten</strong>sanierung<br />

und das Flächenrecycling haben:<br />

� Das Gesetz normiert zentrale Grundsätze zum Eigentum an Gewässern.<br />

Erstmalig wird in § 4 Abs. 2 WHG ausdrücklich klargestellt, was seit der<br />

Nassauskiesungsentscheidung des Bundesverfassungsgerichts aus dem Jahre<br />

1981 zumindest von der Rechtsprechung grundsätzlich gesehen wurde, nämlich,<br />

dass das Wasser eines fließenden oberirdischen Gewässers und das<br />

Grundwasser nicht eigentumsfähig sind. Allerdings gestattet § 4 Abs. 5 WHG<br />

den Ländern abweichende landesrechtliche Regelungen, so dass es auch in<br />

Zukunft wie z.B. in NRW möglich ist, ein Gewässer 2. Ordnung als Bestandteil<br />

des Ufergrundstücks zu bestimmen, so dass es dessen Eigentümer gehört.<br />

� Als bemerkenswerte neue Regelung ist § 9 Abs. 1 Nr. 4 WHG zu nennen, wonach<br />

das Einbringen fester Stoffe in das Grundwasser nunmehr als genehmigungspflichtige<br />

Gewässerbenutzung definiert wird. Dies wurde bislang nur in<br />

einigen Landeswassergesetzen geregelt und wurde in der Literatur z.T. erörtert.<br />

Betroffen von der Neuregelung sind vor allem der Tiefbau, der Einbau von<br />

Bauwerken in das Grundwasser bzw. in den Grundwasserschwankungsbereich<br />

und z.B. die (Ab)Lagerung von Gegenständen in vorübergehend freigelegtem<br />

oder zutage getretenem bzw. tretendem Grundwasser. Um eine Überbürokratisierung<br />

zur vermeiden, sieht § 49 Abs. 1 Satz 2 WHG anstelle eines wasserrechtlichen<br />

Zulassungsverfahrens eine Anzeige bei der zuständigen Behörde<br />

vor, wenn sich das Einbringen der Stoffe nicht nachteilig auf die Grundwasserbeschaffenheit<br />

auswirken kann. Hiervon wird üblicherweise ausgegangen werden<br />

dürfen, wenn zertifizierte Baustoffe oder Recyclingmaterialien verwendet<br />

werden.<br />

� Die Erteilung einer wasserrechtlichen Erlaubnis oder Bewilligung steht nach §<br />

12 Abs. 2 WHG nunmehr ausdrücklich im pflichtgemäßen Ermessen der zuständigen<br />

Wasserbehörde. Das Bewirtschaftungsermessen war bislang lediglich<br />

ein unbeschriebenes Rechtsfolgenmerkmal.<br />

� § 23 WHG enthält eine umfassende Ermächtigung für die Bundesregierung,<br />

zum Schutz und zur Bewirtschaftung der Gewässer konkretisierende Regelungen<br />

in Form von Rechtsverordnungen mit Zustimmung des Bundesrates und<br />

nach Anhörung der beteiligten Kreise zu erlassen. Das Bundesumweltministerium<br />

hat bereits mehrere Rechtsverordnungen angekündigt und vereinzelt Diskussions-<br />

oder Arbeitsentwürfe veröffentlicht. Geplant sind u.a. eine Grundwasserverordnung<br />

(GrwV), eine Verordnung zum Umgang mit wassergefährdenden<br />

Stoffen (VUmwS), eine Verordnung über prioritäre Stoffe, eine Novellierung der<br />

Abwasserverordnung, eine Indirekteinleiterverordnung. Auf der Grundlage des<br />

Abfall- und des Bodenschutzrechts sind Neuregelungen zur Verwendung mineralischer<br />

Stoffe (ErsatzbaustoffV; § 12 a BBodSchV) vorgesehen, deren Einbauwerte<br />

allerdings wasserrechtlich abgeleitet werden sollen. Einige der geplanten<br />

Rechtsverordnungen werden nachfolgend eingehender vorgestellt.<br />

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11. – 12. März <strong>2010</strong>, Welterbe Zeche Zollverein, Essen<br />

3. Grundwasserverordnung<br />

Ende 2009 hat das Bundesumweltministerium den Entwurf einer Grundwasserverordnung<br />

(GrwV) nach dem Stand vom 09.12.2009 veröffentlicht und den beteiligten<br />

Kreisen zur Diskussion gestellt. Durch diese bundeseinheitliche Verordnung sollen<br />

u.a. die EU-rechtlichen Vorgaben der EU-GRWL in nationales Recht umgesetzt und<br />

der sog. Besorgnisgrundsatz des § 48 WHG (neu) durch Festlegung von Geringfügigkeitsschwellenwerten<br />

(GFS) konkretisiert werden. In diesem Zusammenhang ist<br />

zunächst positiv hervorzuheben, dass ausweislich der Gesetzesbegründung zu § 15<br />

GrwV das umstrittene Schwellenwertkonzept der LAWA auf die <strong>Altlasten</strong>bewertung<br />

keine Anwendung finden soll, weil <strong>Altlasten</strong> nicht unter den wasserrechtlichen Erlaubnistatbestand<br />

fallen, sondern den Sanierungsvorschriften unterliegen. In diesem<br />

Bereich gilt vor allem das Bodenschutzrecht mit dem Grundsatz der Gefahrenabwehr.<br />

Mit dieser Klarstellung wird Meinungen entgegen gewirkt, wonach die umstrittenen<br />

GFS-Werte Maßstäbe zur Bewertung von <strong>Altlasten</strong> oder für die Ableitung von<br />

Sanierungszielen für das Grundwasser sein sollen.<br />

Zu begrüßen ist auch die Klarstellung im Begleitschreiben des Bundesumweltministeriums,<br />

dass die Schwellenwerte reine Immissionswerte für das Grundwasser darstellen<br />

und daher nicht unmittelbar und automatisch beispielsweise für Baustoffe<br />

oder Ersatzbaustoffe gelten sollen. Vielmehr sollen bei der Ableitung von Einbauwerten<br />

die Abbau- und Rückhalteprozesse in der Sickerzone oberhalb des Grundwassers<br />

berücksichtigt werden. Damit wird ein enger Zusammenhang zwischen der<br />

Grundwasserverordnung und der als Arbeitsentwurf vorliegenden Ersatzbaustoffverordnung<br />

deutlich.<br />

Auswirkungen auf die <strong>Altlasten</strong>bearbeitung bei sog. Mega-Sites wird § 13 GrwV haben.<br />

Nach dieser Vorschrift muss die zuständige Wasserbehörde eine zusätzliche<br />

Trendermittlung durchführen, wenn ein Grundwasserkörper aufgrund von schädlichen<br />

Bodenveränderungen oder <strong>Altlasten</strong> als gefährdet eingestuft worden ist. Ergibt<br />

die Trendermittlung, dass sich der Grundwasserschaden ausdehnt und führt dies zu<br />

einer Verschlechterung des chemischen Grundwasserzustandes oder stellt dies eine<br />

Gefahr für die menschliche Gesundheit, die öffentliche Wasserversorgung oder für<br />

die Umwelt dar, so hat die Behörde die erforderlichen Maßnahmen zu ergreifen, um<br />

eine weitere Ausdehnung des Grundwasserschadens zu verhindern. An dieser Stelle<br />

weicht der Entwurf der GrwV von dem entsprechenden Art. 5 der EU-GWRL ab, da<br />

das EU-Recht lediglich zusätzliche Untersuchungen vorsieht. Die Veranlassung der<br />

erforderlichen Maßnahmen zur Eindämmung des durch eine Altlast oder schädliche<br />

Bodenveränderung hervorgerufenen Grundwasserschadens sollte aber nicht auf<br />

Wasserrecht, sondern auf bodenschutzrechtliche Vorschriften gestützt werden.<br />

Bemerkenswert und einmalig ist die Absicht des Bundesumweltministeriums, das<br />

umstrittene Geringfügigkeitsschwellenwertkonzept der LAWA aus dem Jahre 2004 in<br />

den Rang eines materiellen Gesetzes, d.h. einer Rechtsverordnung zu heben. § 7<br />

GrwV sieht vor, dass für die Beurteilung des chemischen Grundwasserzustandes die<br />

in der Anlage 2 der Verordnung aufgeführten Schwellenwerte, dies sind die LAWA-<br />

GFS-Werte von 2004, zugrunde zu legen sind. Falls für einen festzulegenden<br />

Schadstoff oder eine Schadstoffgruppe kein Schwellenwert in der Anlage 2 aufgeführt<br />

ist, soll der Schwellenwert nach der Methodik der LAWA bestimmt werden. In §<br />

15 GrwV soll geregelt werden, dass die Besorgnis einer nachteiligen Veränderung<br />

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der Grundwasserbeschaffenheit dann nicht besteht, wenn die Schadstoffkonzentrationen<br />

im Grundwasser beim Übergang in die gesättigte Zone die GFS-Werte unterschritten<br />

wird und nur geringe Schadstoffmengen in das Grundwasser eingetragen<br />

werden. Mit dem „Übergang in die gesättigte Zone“ ist offenbar der Übergangsbereich<br />

von der ungesättigten in die gesättigte Zone gemeint, also der Bereich, in dem<br />

das Sickerwasser mit dem Grundwasser in Berührung kommt. In der Praxis dürfte es<br />

schwierig sein, diesen Bereich bei schwankenden Grundwasserständen räumlich<br />

genau festzulegen. Außerdem steht diese Bestimmung des Ortes der rechtlichen<br />

Beurteilung im Widerspruch zum Charakter des Schwellenwertes als Immissionswert.<br />

Immissionswerte müssen nämlich regelmäßig im Medium selbst und nicht vor dem<br />

Übergang in das Medium eingehalten werden.<br />

Sehr problematisch ist auch die Absicht des Bundesumweltministeriums, in § 7 Abs.<br />

2 i.V.m. § 2 Nr. 2 GrwV nur dann Abweichungen von den GFS-Werten zuzulassen,<br />

wenn der Hintergrundgehalt im Grundwasser nicht aufgrund menschlicher Tätigkeiten<br />

deutlich erhöht ist. Anthropogene Konzentrationserhöhungen dürfen also nicht<br />

berücksichtigt werden. In industriell geprägten Gebieten wie z.B. dem Ruhrgebiet<br />

betrifft dies vor allem die Parameter Sulfat (aus den Gipsbestandteilen im Bauschutt),<br />

PAK (in teerhaltigen Schlacken in Auffüllungsmaterialien) und Schwermetalle. Nach<br />

dem vorliegenden Entwurf der GrwV wären somit Umlagerungen von Böden und<br />

Auffüllungsmaterialien in Gebieten mit großflächigen Bodenkontaminationen voraussichtlich<br />

nicht mehr zulässig.<br />

Unabhängig hiervon stößt das GFS-Konzept nach wie vor aus rechtlichen und fachlichen<br />

Gründen auf erhebliche Kritik, auf die nachfolgend näher eingegangen wird.<br />

4. Kritische Bewertung des Geringfügigkeitsschwellenwert-Konzepts<br />

In der <strong>Altlasten</strong>praxis entsteht bisweilen der Eindruck, dass es sich bei den GFS-<br />

Werten der LAWA um existierende gesetzliche Grenzwerte handelt, die im Grundwasser<br />

nicht überschritten werden dürfen bzw. die grundsätzlich als Sanierungszielwerte<br />

vorgegeben werden müssten. Nicht selten ist die Ansicht zu vernehmen, dass<br />

der Behörde bei der Beurteilung eines Grundwasserschadens und bei der Festlegung<br />

von Sanierungszielwerten kein Beurteilungsspielraum bzw. Entscheidungsermessen<br />

zustehe, sondern dass die GFS-Werte zwingend einzuhalten seien. Tatsächlich<br />

haben die GFS-Werte bislang weder den Charakter einer Rechtsnorm noch<br />

den einer normenkonkretisierenden Verwaltungsvorschrift. In Anlehnung an das<br />

Tongrubenurteil des Bundesverwaltungsgerichts kann das LAWA-GFS-Papier vom<br />

Dezember 2004 allenfalls als Vorschlag eines sachkundigen Gremiums verstanden<br />

werden. Selbstredend kann ein Diskussionspapier eines Gremiums mangels rechtlicher<br />

Bindungswirkung weder für die Behörde noch für den Pflichtigen noch für einen<br />

Gutachter oder gar für ein Gericht verbindliche Geltung wie zum Beispiel ein Gesetz<br />

oder eine Rechtsverordnung beanspruchen. Das LAWA-GFS-Papier ist – solange es<br />

nicht gesetzlich verankert wird - nicht mehr und nicht weniger als ein Diskussionsvorschlag<br />

eines sachkundigen Behördengremiums zu betrachten.<br />

Die LAWA definiert in ihrem GFS-Papier vom Dezember 2004 die Geringfügigkeitsschwelle<br />

als Konzentration, bei der trotz Erhöhung der Stoffgehalte gegenüber den<br />

geogenen Hintergrundwerten keine relevanten ökotoxischen Wirkungen auftreten<br />

können und bei der die Anforderungen der Trinkwasserverordnung oder anderer<br />

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empfohlener Werte eingehalten werden. Dementsprechend haben die Autoren des<br />

GFS-Papiers verfügbare human- und ökotoxikologische Daten zusammengetragen<br />

und anschließend bewertet. Bei der humantoxikologischen Bewertung wurden zunächst<br />

die gesetzlichen Grenzwerte der Trinkwasserverordnung herangezogen und<br />

als GFS-Werte angegeben, falls für den jeweiligen Parameter keine ökotoxikologischen<br />

Wirkungen bekannt sind. Dass die LAWA diesen Grundsatz nicht in allen Fällen<br />

konsequent durchgehalten hat, zeigt z. B. ein Vergleich der Werte für Fluorid.<br />

Während nach der Trinkwasserverordnung der Besorgnisgrundsatz bei einem Fluoridgehalt<br />

von 1.500 µg/l als eingehalten gilt und Wasser mit diesen Konzentrationen<br />

lebenslang ohne Einschränkungen getrunken werden kann, meinen die LAWA-Autoren<br />

hiervon aus Gründen des Gesundheitsschutzes abweichen zu müssen und geben<br />

einen Wert von 750 µg/l als GFS-Wert an. Begründet wird dies im Wesentlichen<br />

mit den Ergebnissen einer Studie aus dem Jahre 1998, in der die Auswirkungen des<br />

Verbrennens fluoridhaltiger Kohle zu Heiz- und Kochzwecken in einer chinesischen<br />

Provinz untersucht wurden. Gleichwohl hat diese chinesische Studie den deutschen<br />

Verordnungsgeber bisher nicht dazu veranlasst, die Trinkwasservorordnung zu ändern.<br />

Wieso angesichts dessen die LAWA an dem halben Trinkwasserwert als GFS-<br />

Wert festhält, ist nicht nachvollziehbar.<br />

Sofern keine gesetzlichen Werte wie z. B. die der Trinkwasserverordnung zur Verfügung<br />

standen, haben die Autoren in der Regel auf Datenzusammenstellungen zurückgegriffen,<br />

die in der Fachöffentlichkeit diskutiert und bewertet worden sind. Zum<br />

Teil wurden aber auch – wie das Beispiel Fluorid zeigt – einzelne Testergebnisse zur<br />

Bewertung herangezogen. Wurden unterschiedliche human- und ökotoxikologisch<br />

abgeleitete Werte recherchiert oder von den Autoren eigene Werte abgeleitet, so haben<br />

die Autoren dem Ableitungskonzept den jeweils niedrigsten Wert zugrunde gelegt.<br />

Dies hat in vielen Fällen dazu geführt, dass bei zahlreichen Parametern die<br />

GFS-Werte deutlich niedriger sind als die jeweiligen Trinkwasserwerte oder die gesetzlichen<br />

Sickerwasserprüfwerte der BBodSchV.<br />

Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, dass die LAWA-Autoren einräumen,<br />

bei der Ableitung ökotoxikologisch begründeter Werte seien GFS-Gehalte, z. B. für<br />

Blei und einige andere Schwermetalle ermittelt worden, die z. T. deutlich unter den<br />

natürlichen Hintergrundwerten liegen. Um zu verhindern, dass natürliche Grundwasservorkommen<br />

als Grundwasserschäden eingestuft werden müssen, hat die LAWA<br />

in diesen Fällen den Hintergrundwert mit dem Faktor zwei versehen und als GFS-<br />

Wert ausgegeben.<br />

Bemerkenswert ist auch, dass die LAWA noch im September 2003 in den Entwürfen<br />

der Datenblätter Gehalte für einzelne Parameter ermittelt hatte, die ein Jahr später<br />

erheblich niedriger angegeben wurden. Besonders krass ist dies bei Zink. Im Entwurf<br />

des Datenblatts wird angegeben, dass der natürliche Hintergrundgehalt von Zink 200<br />

µg/l betrage, weshalb der doppelte Hintergrundwert in Höhe von 400 µg/kl zunächst<br />

als GFS-Wert vorgeschlagen wurde. Weshalb die LAWA dann ein Jahr später einen<br />

GFS-Wert von 58 µg/l als wissenschaftlich abgeleitet veröffentlicht, ist nicht ganz<br />

nachvollziehbar.<br />

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Tab. 1: Vergleich ausgewählter GFS-Werte mit anderen Werten<br />

in µg/l<br />

Vergleich ausgewählter GFS-Werte<br />

mit anderen Werten<br />

LAWA-<br />

Maßnahmenw.<br />

1994<br />

BBodSchV-<br />

SW-Prüfwert TrinkwV<br />

Hintergrundkonzentration<br />

- 29 -<br />

GFS-Wert<br />

(Entwurf<br />

09/2003)<br />

GFS-Wert<br />

12/2004<br />

Blei 80 – 200 25 25 (10) 5 10 (öt) 7<br />

Cadmium 10 – 20 5 5 0,5 1 (öt) 0,5<br />

Fluorid 2.000 – 3.000 750 1.500 380 750 (ht) 750<br />

Kupfer 100 – 250 50 2.000 10 20 (öt) 14<br />

Nonylphenol - - 50 * - 0,3 (öt) 0,3<br />

Quecksilber 2 – 5 1 1 0,1 0,2 (öt) 0,2<br />

Zink 500 – 2.000 500 5.000 * 200 400 (öt) 58<br />

* Vorschlag analog TrinkwV<br />

Da es (noch) keine normierten Verfahren für Grundwasserorganismen gibt, haben<br />

die Autoren bei der ökotoxikologischen Beurteilung ausschließlich auf Tests mit<br />

Oberflächenwasserorganismen, z. B. mit Wasserflöhen zurückgegriffen. Dies ist<br />

schon deshalb bedenklich, weil – wie die LAWA-AG einräumt – die Lebensgemeinschaften<br />

in Grundwässern nur in einer „ersten Näherung“ durch die Organismen in<br />

Oberflächengewässern repräsentiert werden. Dennoch basiert die GFS-Konzeption<br />

auf dem Grundsatz, dass ein niedrigerer ökotoxikologisch abgeleiteter Wert stärker<br />

zu gewichten ist, als ein humantoxikologisch begründeter Wert. Dies kann, wie das<br />

nachfolgende Beispiel zeigt, zu Wertungswidersprüchen führen.<br />

Man stelle sich vor, ein mit Tafelwasser beladener Tanklastwagen verunglückt,<br />

30.000 l Trinkwasser laufen aus und versickern in den Untergrund. Dort gelangt das<br />

Tafelwasser in das Grundwasser und breitet sich in Abstromrichtung aus. Nun wird<br />

die „Tafelwasserfahne“ beprobt. Der Analysenbericht sagt aus, dass zwar die gesetzlichen<br />

Grenzwerte der Trinkwasserverordnung sicher eingehalten werden. Die<br />

GFS-Werte der LAWA werden aber beispielsweise für die Parameter Fluorid, Kupfer<br />

und Zink um ein mehrfaches überschritten. Nach dem Selbstverständnis der LAWA<br />

würde ein sanierungspflichtiger Grundwasserschaden vorliegen, der solange dekontaminiert<br />

werden müsste, bis die GFS-Werte dauerhaft unterschritten werden.


Abb. 1<br />

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Durch Trinkwasser oder Tafelwasser<br />

verursachter Grundwasserschaden ?<br />

Tafelwasser<br />

ungesättigte<br />

Zone<br />

gesättigte<br />

Zone<br />

- 30 -<br />

� Tanklastwagen mit Tafelwasser<br />

verunglückt<br />

und läuft aus<br />

� 30.000 l Tafelwasser<br />

gelangen ins GW<br />

� Stoffgehalte im Tafelwasser<br />

halten TVO-<br />

Grenzwerte sicher ein<br />

� aber: im GW Überschreitungen<br />

der LAWA-<br />

WA-GFS-Werte z.B.<br />

für Fluorid, Kupfer und<br />

Zink festgestellt<br />

� GW-Schaden?<br />

sanierungspflichtig?<br />

Die oben angeführten Widersprüchlichkeiten bei der Ableitungssystematik und das<br />

soeben dargestellte Beispiel zeigen, dass es dringend erforderlich ist, die Ableitung<br />

einzelner GFS-Werte einer kritischen Betrachtung zu unterziehen und auf dieser<br />

Grundlage eine Konvention über tolerable Konzentrationswerte zu treffen.<br />

Im Hinblick auf die Frage, ob die GFS-Werte eher vorsorge- oder nachsorgeorientiert<br />

sind, lässt sich der Ableitungsmethodik und den darauf basierenden Datenblättern<br />

entnehmen, dass die GFS-Werte der Vorsorge zuzurechnen sind. Sowohl die<br />

Grenzwerte der Trinkwasserverordnung als auch die von der LAWA ermittelten oder<br />

abgeleiteten ökotoxikologischen Werte konkretisieren den wasserrechtlichen Besorgnisgrundsatz.<br />

Der Besorgnisgrundsatz ist aber zweifelsohne Bestandteil der<br />

Vorsorge und nicht der Gefahrenabwehr bzw. der Nachsorge. Hieraus lässt sich die<br />

Schlussfolgerung ziehen, dass die GFS-Werte der LAWA grundsätzlich als Vorsorgewerte<br />

in Betracht kommen, nicht hingegen als Maßstab für die Beurteilung vorhandener<br />

Grundwasserschäden aus schädlichen Bodenveränderungen oder <strong>Altlasten</strong>.<br />

Aus denselben Gründen ist auch eine Anwendung der GFS-Werte als Sanierungszielwerte<br />

für altlastenbedingte Grundwasserschäden abzulehnen. Aktuelle<br />

Überlegungen im Bundesumweltministerium scheinen ebenfalls in diese Richtung zu<br />

gehen. In der Begründung des Entwurfs für eine Grundwasserverordnung nach dem<br />

Stand vom 09.12.2009 heißt es zu § 15 GrwV, der den Besorgnisgrundsatz des § 48<br />

Abs. 1 Satz 1 WHG (neu) umsetzten und konkretisieren soll, wörtlich:<br />

„Eine Ausdehnung des Schwellenwertkonzepts auf die <strong>Altlasten</strong>bewertung ist mit<br />

der Regelung des § 15 nicht verbunden, weil <strong>Altlasten</strong> nicht unter den Erlaubnistatbestand<br />

fallen. Für diesen Bereich greift bundesrechtlich vor allem das Bodenschutzrecht<br />

(gemeint ist offenbar der nachsorgende Bodenschutz, der Verf.) ein.<br />

Bestehende Deponien, die im Rahmen des geltenden Abfall- und Wasserrechts<br />

zugelassen worden sind, sind von den Vorschriften des § 15 ebenfalls nicht betroffen.“


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Vereinzelt wird die Meinung vertreten, das GFS-Konzept der LAWA mit seiner ökotoxikologischen<br />

Ableitung sei nicht mit europäischem Recht, insbesondere nicht mit der<br />

EU-Grundwasserrichtlinie vereinbar, weil im europäischen Recht der Schutz des<br />

Grundwassers als Trinkwasserressource im Vordergrund stehe. Dieser Ansicht kann<br />

nicht gefolgt werden, weil den Regelungen der EU-GWRL zu entnehmen ist, dass bei<br />

der Festlegung von nationalen Schwellenwerten nicht nur der Gesundheitsschutz<br />

beachtet werden muss, sondern auch etwaige toxikologische Wirkungen auf die<br />

Umwelt, und damit ist auch die aquatische Umwelt mit ihren Lebensgemeinschaften<br />

gemeint. Artikel 2 Ziff. 2 EU-GWRL definiert die von den Mitgliedstatten in ihren Hoheitsgebieten<br />

festzulegenden Schwellenwerte als Grundwasserqualitätsnormen, die<br />

nach Art. 2 Ziff. 1 EU-GWRL sowohl aus Gründen des Gesundheits- als auch des<br />

Umweltschutzes nicht überschritten werden dürfen. Im Anhang II Teil A der EU-<br />

GWRL werden abstrakte Leitlinien für die Festlegung von Schwellenwerten durch die<br />

Mitgliedsstaaten bestimmt. Eine der Leitlinien besagt, dass das Ausmaß der Wechselwirkungen<br />

zwischen dem Grundwasser und den verbundenen aquatischen sowie<br />

den abhängigen terrestrischen Ökosystemen zu berücksichtigen ist.<br />

Eine andere Frage ist, ob – worauf das LAWA-Konzept letztlich beruht – den ökotoxikologischen<br />

Kriterien ein Vorrang eingeräumt werden soll. Dem Berücksichtigungsgebot<br />

im Anhang II Teil A der EU-GWRL lässt sich eine solche Vorrangregelung jedenfalls<br />

nicht entnehmen.<br />

Nach einer anderen Ansicht soll die gesetzliche Verankerung des GFS-Konzeptes<br />

gegen den verfassungsrechtlich begründeten Verhältnismäßigkeitsgrundsatz und<br />

gegen die von Art. 12 GG gewährleistete Berufsfreiheit verstoßen. Der LAWA-Ableitungssystematik<br />

lägen utopisch anmutende Leitbilder einer überzogenen Grundwasservorsorge<br />

zugrunde, während die nachteiligen Folgen für die Verwertung mineralischer<br />

Stoffe unterbelichtet würden. Sein verfassungsrechtliches Credo „Aber das<br />

Verfassungsrecht mahnt: Schaut auf zu den Sternen, hab Acht auf die Gassen!“<br />

schränkt der Autor aber sogleich wieder ein, wenn er zutreffend ausführt, dass dem<br />

Gesetzgeber ein hohes Maß an Gestaltungsfreiheit bei der Formulierung umweltrechtlicher<br />

Standards zukommt. Dies ist letztlich darauf zurückzuführen, dass der<br />

Umweltschutz in Art. 20 a GG als Staatszielbestimmung ausformuliert ist und die<br />

Ausfüllung dieses Handlungsauftrages im Einzelnen der weitgesteckten politischen<br />

Gestaltungsfreiheit des Gesetzgebers unterliegt. Dem Gesetzgeber ist es deshalb<br />

auch grundsätzlich freigestellt, ob er die Grundwasservorsorge an Vorstellungen eines<br />

anthropogen unbeeinflussten Wassers, an flächendeckender Trinkwasserqualität<br />

oder an ökologisch optimalen Gewässerzuständen orientiert. Angesichts dieses weit<br />

gesteckten Gestaltungsspielraumes erscheint es zweifelhaft, die gesetzliche Verankerung<br />

des GFS-Konzeptes an dem Verhältnismäßigkeitsgrundsatz scheitern zu lassen.<br />

Eine Betrachtung der Ableitungsmethodik zeigt, dass die GFS-Werte rein vorsorgeorientiert<br />

sind und für den Nachsorgebereich als Kriterien für die Beurteilung altlastenbedingter<br />

Grundwasserschäden ausscheiden müssen. Mangels anderweitig zur<br />

Verfügung stehender Werte im Nachsorgebereich können zur Bewertung bestehender<br />

Grundwasserschäden nach wie vor die LAWA-Prüf- und Maßnahmenwerte von<br />

1994 als Orientierungshilfen herangezogen werden.<br />

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Wegen der weiten Gestaltungsfreiheit des Gesetzgebers, Umweltstandards durch<br />

Normierung auszugestalten, ist es mit nationalem Recht vereinbar, wenn die GFS-<br />

Werte zur Konkretisierung des wasserrechtlichen Besorgnisgrundsatzes gesetzlich<br />

verankert werden. Die Ableitungsmethodik der GFS-Konzeption steht grundsätzlich<br />

auch mit europarechtlichen Vorgaben in Übereinstimmung. Die Ableitung einiger<br />

GFS-Werte bedarf aber im Hinblick auf eine mögliche Übergewichtung ökotoxikologischer<br />

Gesichtspunkte der Überprüfung. Es sollte eine Konvention über tolerable<br />

Konzentrationswerte im Grundwasser unter Berücksichtigung von Nutzungsinteressen<br />

gefunden werden.<br />

Eine 1 : 1-Anwendung der GFS-Werte als Einbauwerte für mineralische Stoffe ist abzulehnen,<br />

weil die GFS-Werte Immissionswerte darstellen, während die Beurteilung<br />

der Verwertung mineralischer Stoffe an der Unterkante des Einbaukörpers anhand<br />

von Emissionswerten erfolgen sollte. In § 2 Abs. 2 Nr. 1 c) BBodSchG hat der Gesetzgeber<br />

ausdrücklich anerkannt, dass dem Boden eine Filter- und Pufferfunktion<br />

zukommt und dass ein natürlicher Rückhalt und Abbau von Schadstoffen im Boden<br />

stattfindet. Dies sollte bei der Ableitung von Einbauwerten und bei der Bestimmung<br />

von Einbauweisen im Zusammenhang mit der Verabschiedung der Ersatzbaustoffverordnung<br />

und des geplanten § 12 a BBodSchG berücksichtigt werden.<br />

5. Verordnung zum Umgang mit wassergefährdenden Stoffen (VUmwS)<br />

Im August 2009 hat das Bundesumweltministerium einen ersten noch unvollständigen<br />

Diskussionsentwurf einer Rechtsverordnung des Bundes zum Umgang mit wassergefährdenden<br />

Stoffen (VUmwS) und einer entsprechenden Verwaltungsvorschrift<br />

zur Einstufung von wassergefährdenden Stoffen (VwVWGK) veröffentlicht.<br />

Bisher war das Recht der wassergefährdenden Stoffe landesrechtlich geregelt. Jedes<br />

der 16 Bundesländer hatte seine eigene VAwS, die auf der Muster-VAwS der<br />

LAWA basierte. Die VUmwS des Bundes verdrängt die landesrechtlichen VAwS und<br />

schafft erstmalig ein bundeseinheitliches Recht der wassergefährdenden Stoffe.<br />

Bemerkenswert ist, dass nicht nur wie bisher Stoffe, wie z.B. Säuren, Laugen, Mineral-<br />

und Teeröle sowie deren Produkte den neuen Regelungen unterfallen sollen,<br />

sondern nach § 3 Abs. 1 Nr. 2 bis 4 VUmwS auch Zubereitungen, Gemische sowie<br />

ausdrücklich auch Abfälle und Ersatzbaustoffe. Ebenfalls bemerkenswert ist, dass<br />

alle Stoffe, für die noch keine Entscheidung über eine Gefährlichkeitseinstufung im<br />

Bundesanzeiger veröffentlicht worden ist, und alle Abfälle und Ersatzbaustoffe, zu<br />

denen die Anlagenbetreiber noch keine Einstufung beim Umweltbundesamt dokumentiert<br />

haben, einem Generalverdacht unterworfen sind: sie gelten bis zu einer veröffentlichten<br />

Entscheidung des UBA oder bis zu einer Dokumentation gemäß § 3<br />

Abs. 2 VUmwS grundsätzlich als stark wassergefährdend nach der Wassergefährdungsklasse<br />

3.<br />

In Kap. 7 des Entwurfs der dazugehörigen Verwaltungsvorschrift VwVWGK sind Kriterien<br />

für die Einstufung von Abfällen und Ersatzbaustoffen aufgeführt. Hiernach sollen<br />

nur solche Ersatzbaustoffe als nicht wassergefährdend eingestuft werden können,<br />

die die Materialwerte für Bodenmaterial 0, Gießereirestsand 0, Gleisschotter 0<br />

und für Schmelzkammergranulat erfüllen. Alle anderen Ersatzbaustoffe und Abfälle<br />

würden generell als wassergefährdend gelten und müssten in eine der Wassergefährdungsklassen<br />

1 bis 3 eingestuft werden.<br />

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Da der Anlagenbegriff in § 2 Nr. 1 VUmwS sehr weit gefasst ist und ausdrücklich<br />

auch Flächen einbezieht, stellt sich die Frage, ob künftig z.B. Deponien, Umlagerungsflächen<br />

und Grundstücke im Flächenrecycling, auf denen Ersatzbaustoffe behandelt<br />

oder gelagert bzw. abgelagert werden, generell als Anlagen zum Umgang<br />

mit wassergefährdenden Stoffen gelten. Die Konsequenzen wären gravierend: die<br />

Betreiber, also auch die Sanierungspflichtigen und die Bauherren, müssten Selbsteinstufungen<br />

nach § 4 VUmwS und Dokumentationen nach § 5 VUmwS beim UBA<br />

vornehmen. Des Weiteren müssten die Betreiberpflichten nach den §§ 11 ff. VUmwS<br />

einschließlich Eignungsfeststellung nach § 63 WHG (neu) erfüllt werden.<br />

Die Selbsteinschätzungs- und Dokumentationspflichten werden die Sanierung von<br />

<strong>Altlasten</strong> und das Flächenrecycling ganz erheblich erschweren, da diese wasserrechtlichen<br />

Pflichten zusätzlich neben die ohnehin bestehenden bodenschutz- und<br />

abfallrechtlichen Untersuchungs-, Sanierungs- und Dokumentationspflichten treten<br />

sollen. Bei der Verwendung mineralischer Stoffe müsste also einerseits eine Einstufung<br />

nach Einbauweisen und Materialwerten gemäß ErsatzbaustoffV oder § 12 a<br />

BBodSchV vorgenommen werden und andererseits bzw. zusätzlich eine Einstufung<br />

in Wassergefährdungsklassen. Dies ist durch nichts gerechtfertigt und damit überflüssig.<br />

6. Ersatzbaustoffverordnung<br />

Bereits im Herbst 2007 hat das Bundesumweltministerium einen Arbeitsentwurf für<br />

eine Ersatzbaustoffverordnung und für einen neuen § 12 a Bundes-Bodenschutzund<br />

<strong>Altlasten</strong>verordnung (BBodSchV) vorgestellt. Mit diesen beiden Rechtsverordnungen<br />

soll die Verwertung mineralischer Stoffe erstmalig auf eine gesetzliche, d.h.<br />

abfall- und bodenschutzrechtliche Grundlage gestellt werden. Bisherige praktische<br />

Grundlage der Verwertung von ca. 240 Mio. t. mineralischer Stoffe in Deutschland<br />

war bzw. ist z.T. immer noch die LAGA-Mitteilung Nr. 20, ein Empfehlungspapier eines<br />

behördlichen Expertengremiums. Nach der Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts<br />

(Tongrubenurteil vom 14.04.2005) ist die LAGA M 20 keine normenkonkretisierende<br />

Verwaltungsvorschrift und bindet weder Behörden, Pflichtige noch<br />

die Gerichte.<br />

Während die ErsatzbaustoffV die Verwendung mineralischer Stoffe in sog. technischen<br />

Bauwerken, d.h. im Straßenbau, bei der Befestigung von Flächen etc. im Blick<br />

hat, soll § 12 a BBodSchV die Verwendung mineralischer Stoffe unterhalb und außerhalb<br />

der durchwurzelbaren Bodenschicht, d.h. im Landschaftsbau, bei der Grubenverfüllung<br />

und bei ähnlichen Maßnahmen regeln. Beide Gesetzesvorhaben werden<br />

erhebliche Auswirkungen auf die Sanierung von <strong>Altlasten</strong> und auf das Flächenrecycling<br />

haben.<br />

Die Arbeitsentwürfe des Bundesumweltministeriums vom November 2007 sind bei<br />

der betroffenen Wirtschaft, in den Fachverbänden, in der Wissenschaft, in einigen<br />

Bundesländern und bei Behörden z.T. auf erhebliche Kritik gestoßen, die folgende<br />

Punkte betreffen:<br />

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<strong>Altlasten</strong><strong>symposium</strong> <strong>2010</strong><br />

11. – 12. März <strong>2010</strong>, Welterbe Zeche Zollverein, Essen<br />

� Neue Grenzwerte werden mit neuen Untersuchungsverfahren (DIN 19528 und<br />

19529) verknüpft, die noch nicht ausreichend validiert sind. Für den Einsatz auf<br />

Baustellen ist das neue Säulenverfahren aufgrund der erheblichen Zeiterfordernisse<br />

nicht geeignet.<br />

� Die Ableitung der neuen Materialwerte auf der Grundlage des umstrittenen<br />

LAWA-GFS-Konzepts ist sehr umstritten. Es wird ein 7-faches Sicherheitskonzept<br />

mit doppeltem Boden und Überbewertung der Vorsorge anstelle der Ressourcenschonung<br />

befürchtet.<br />

� Als Einbauwerte sind ausschließlich Eluat-Werte vorgesehen. Insoweit fehlen<br />

Feststoffwerte zum Schutz vor Staubbelastungen durch Schadstoffe z.B. im<br />

Wegebau, in dem die Möglichkeit des Direktkontakts besteht.<br />

� Eine Verwendung der verschiedenen Ersatzbaustoffe ist nur nach Maßgabe vor<br />

sehr komplizierten Einbautabellen ohne wasserrechtliche Erlaubnis möglich.<br />

Für 17 unterschiedliche Ersatzbaustoffe werden 168 verschiedene Einbauweisen<br />

aufgeführt, die allerdings für neue Verwertungsverfahren nicht offen sind.<br />

� Mangels ausreichender Datenbasis ist eine umfassende Technikfolgenabschätzung<br />

bislang kaum möglich. Deshalb wird in der Verwertungspraxis eine Verschiebung<br />

von Millionen Tonnen von mineralischen Stoffen von der Verwertung<br />

zur Deponierung befürchtet.<br />

Trotz mehrfacher Ankündigungen hat das Bundesumweltministerium die zweiten Arbeitsentwürfe<br />

der geplanten Rechtsverordnungen bislang nicht veröffentlicht. Es<br />

bleibt abzuwarten, ob und in welcher Weise der massiven Kritik gefolgt wird und die<br />

Verordnungsentwürfe an maßgeblichen Stellen überarbeitet werden.<br />

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<strong>Altlasten</strong><strong>symposium</strong> <strong>2010</strong><br />

11. – 12. März <strong>2010</strong>, Welterbe Zeche Zollverein, Essen<br />

Rechtliche Rahmenbedingungen für die Wiedernutzbarmachung<br />

ehemals bergbaulich genutzter Flächen<br />

Rechtsanwalt Gregor Franßen, EMLE (Madrid), Heinemann & Partner, Essen<br />

Rechtsanwältin Birgit Hejma, LL.M., Heinemann & Partner, Essen<br />

I. Einführung<br />

Die Gewinnung von Rohstoffen durch den Bergbau ist regelmäßig mit intensiven<br />

Eingriffen in Natur und Landschaft verbunden. Zuvor bergbaulich genutzte Flächen<br />

haben mitunter aufgrund ihrer Lage und/oder ihrer Größe erhebliche Bedeutung und<br />

großes Potential für die städtebauliche Entwicklung und verschiedenste Nutzungen<br />

(Gewerbe, Wohnungsbau, Freizeit, Natur). Daher stellt die Rekultivierung und Nachnutzung<br />

solcher Flächen zwar häufig tatsächlich wie rechtlich eine Herausforderung<br />

dar, enthält jedoch auch vielfältige Möglichkeiten für den Strukturwandel.<br />

Die rechtlichen Aspekte, die das Geschehen von der beabsichtigten Einstellung des<br />

bergbaulichen Betriebs über die Entscheidung über die beabsichtigte Nachnutzung<br />

und über die Vorbereitung der jeweiligen Fläche für die Nachnutzung bis hin zum<br />

Beginn der Nachnutzung begleiten und beeinflussen, sind angesichts der Vielzahl<br />

möglicher Fallkonstellationen, der Vielzahl der möglicherweise maßgeblichen Akteure<br />

(bergbaulicher Unternehmer, Bergbehörde, Standortgemeinde, potentielle<br />

Nachnutzer, für die Nachnutzung zuständige Behörde, Konkurrenten potentieller<br />

Nachnutzer, Nachbarn, Nachbargemeinden, Umweltverbände, sonstige an der Realisierung<br />

oder der Verhinderung einer bestimmten Nachnutzung Interessierte) und<br />

angesichts der Vielzahl relevanter Rechtsgebiete nahezu unendlich. Eine Auswahl<br />

bestimmter Fragestellungen und Fokussierung darauf ist daher geboten.<br />

Im vorliegenden Beitrag sollen daher aus der Themenvielfalt die folgenden rechtlichen<br />

Aspekte herausgegriffen und näher dargestellt werden:<br />

− Inhalt der bergrechtlichen Pflicht zur Wiedernutzbarmachung<br />

− Verhältnis zur Bauleitplanung von Gemeinden<br />

− Einsatz von Abfällen zur bergrechtlichen Wiedernutzbarmachung<br />

− Konkretisierung der Wiedernutzbarmachungspflicht durch bodenschutzrechtliche<br />

Standards<br />

− öffentlich-rechtliche Verantwortlichkeit für bergbaubedingte Risiken für die<br />

Nachnutzung.<br />

II. Die bergrechtliche Pflicht zur Wiedernutzbarmachung<br />

Die Betrachtung der rechtlichen Rahmenbedingungen für die Wiedernutzbarmachung<br />

ehemals bergbaulich genutzter Flächen beginnt unweigerlich mit dem bergrechtlichen<br />

Regelwerk, soweit es sich mit der Frage beschäftigt, wie ein bergbaulicher<br />

Unternehmer die von ihm für sein bergbauliches Vorhaben in Anspruch genommenen<br />

Flächen nach der Betriebseinstellung zu hinterlassen hat.<br />

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<strong>Altlasten</strong><strong>symposium</strong> <strong>2010</strong><br />

11. – 12. März <strong>2010</strong>, Welterbe Zeche Zollverein, Essen<br />

1. Das Allgemeine Berggesetz von 1865<br />

Bereits das Allgemeine Berggesetz 1 (ABG) vom 24. Juni 1865 hatte den<br />

Regelungsbedarf für die Wiedernutzbarmachung bergbaulich genutzter Flächen erkannt.<br />

Gemäß § 71 AGB musste der Bergwerksbesitzer eine Einstellung des Bergwerksbetriebs<br />

mindestens 3 Monate vorher anzeigen (Abs. 1) und unverzüglich einen Betriebsplan<br />

für die erforderlichen Abschlussarbeiten vorlegen (Abs. 3 Satz 1). Als Betriebsplan<br />

unterlag dieser Abschlussbetriebsplan gemäß § 71 Abs. 3 Satz 2 i.V.m.<br />

§ 67 Abs. 3 AGB der Prüfung durch die Bergbehörde. Widersprach die Bergbehörde<br />

dem Abschlussbetriebsplan nicht innerhalb von 14 Tagen, war der Bergwerksbesitzer<br />

gemäß § 68 Abs. 1 AGB zur Ausführung befugt. Erhob die Bergbehörde hingegen<br />

fristgerecht Einspruch, hatte sie dem Bergwerksbesitzer Gelegenheit zur Erörterung<br />

zu geben (§ 68 Abs. 2 AGB) und ggf. das Einvernehmen mit der zuständigen<br />

Fachaufsichtsbehörde herbeizuführen oder – falls ein Einvernehmen nicht erzielt<br />

werden konnte – nach eigenem Ermessen zu entscheiden (§ 68 Abs. 3 AGB). War<br />

auch mit dem Bergwerksbesitzer keine Verständigung über die bergbehördlichen<br />

Beanstandungen zu erreichen, setzte die Bergbehörde entweder die notwendigen<br />

Änderungen, Bedingungen und Auflagen fest (§ 68 Abs. 4 AGB) oder untersagte die<br />

Ausführung des Abschlussbetriebsplans (§ 68 Abs. 6 AGB).<br />

Maßstab für die Entscheidung der Bergbehörde über den Abschlussbetriebsplan war<br />

gemäß § 71 Abs. 3 Satz 2 i.V.m. § 67 Abs. 4 i.V.m. § 196 Abs. 2 Var. 5 AGB die Sicherung<br />

und Ordnung der Oberflächennutzung und Gestaltung der Landschaft nach<br />

dem Abbau.<br />

2. Das Bundesberggesetz von 1980<br />

Diese Vorschriften des AGB schreibt das Bundesberggesetz 2 (BBergG) vom 13. August<br />

1980 seit seinem Inkrafttreten am 01.01.1982 fort.<br />

a) Die Vorgaben der §§ 50, 53 und 55 BBergG<br />

Gemäß § 50 Abs. 2 Satz 1 i.V.m. Abs. 1 Satz 1BBergG hat der Unternehmer eines<br />

Aufsuchungs-, Gewinnungs- oder Aufbereitungsbetriebs der zuständigen Behörde<br />

die Einstellung des Betriebs rechtzeitig, spätestens zwei Wochen vor Beginn der beabsichtigten<br />

Einstellung anzuzeigen. Die Anzeigepflicht entfällt, wenn ein Betriebsplan<br />

eingereicht wird, § 50 Abs. 1 Satz 3 BBergG.<br />

Gemäß § 53 Abs. 1 Satz 1 BBergG ist für die Einstellung eines Betriebs ein Abschlussbetriebsplan<br />

aufzustellen, der u.a. (1.) eine genaue Darstellung der technischen<br />

Durchführung der beabsichtigten Betriebseinstellung, (2.) den Nachweis der<br />

Erfüllung der in § 55 Abs. 1 Satz 1 Nrn. 2 bis 13 und Abs. 2 BBergG bezeichneten<br />

Voraussetzungen und (3.) Angaben über eine Beseitigung der betrieblichen Anlagen<br />

und Einrichtungen oder über deren anderweitige Verwendung enthalten muss.<br />

1 PrGS. NW., S. 164.<br />

2 BGBl. I, Nr. 48 v. 20.08.1980, S. 1310 ff., zuletzt geändert durch Art. 15a des Gesetzes vom<br />

31.07.2009, BGBl. I, Nr. 51 v. 06.08.2009, S. 2585, 2619.<br />

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<strong>Altlasten</strong><strong>symposium</strong> <strong>2010</strong><br />

11. – 12. März <strong>2010</strong>, Welterbe Zeche Zollverein, Essen<br />

Für die Entscheidung über die Zulassung eines Abschlussbetriebsplans ordnet § 55<br />

Abs. 2 Satz 1 Nr. 2 BBergG die entsprechende Anwendung des § 55 Abs. 1 Satz 1<br />

Nrn. 2 bis 13 BBergG mit der Maßgabe an, dass (u.a.) die Wiedernutzbarmachung<br />

der Oberfläche in der vom einzustellenden Betrieb in Anspruch genommenen Fläche<br />

sichergestellt sein muss. 3 Neben den entsprechend anzuwendenden Zulassungsvoraussetzungen<br />

des § 55 Abs. 1 Satz 1 BBergG Nrn. 2 bis 13 BBergG ist bei der Entscheidung<br />

der Bergbehörde über die Zulassung eines Abschlussbetriebsplans auch<br />

§ 48 Abs. 2 Satz 1 BBergG anzuwenden, wonach die zuständige Behörde eine Aufsuchung<br />

oder Gewinnung beschränken oder untersagen kann, soweit ihr überwiegende<br />

öffentliche Interessen entgegenstehen. 4<br />

b) Inhalt der Pflicht zur Wiedernutzbarmachung<br />

Unter Widernutzbarmachung i.S.d. § 55 Abs. 2 Satz 1 Nr. 2 BBergG ist gemäß der<br />

Legaldefinition des § 4 Abs. 4 BBergG die ordnungsgemäße Gestaltung der vom<br />

Bergbau in Anspruch genommenen Oberfläche unter Beachtung des öffentlichen Interesses<br />

zu verstehen. In seinem „Tongrube II“-Urteil bestimmte das BVerwG den<br />

Inhalt der bergrechtlichen Wiedernutzbarmachungspflicht unter Verweis auf § 4<br />

Abs. 4 BBergG dahin, dass im öffentlichen Interesse ein Zustand wiederherzustellen<br />

sei, der dem früheren Zustand gleichkomme oder eine andere Nutzung der Oberfläche<br />

ermögliche. 5<br />

Die Wiedernutzbarmachung besteht jedoch nicht notwendig in der Wiederherstellung<br />

des/der vor Beginn des Abbaus bestehenden Zustands oder Oberfläche. 6 Die stellte<br />

auch die Bundesregierung in ihrer Begründung zu § 2 Abs. 1 Nr. 2 BBergG klar:<br />

„Unter Wiedernutzbarmachung der Oberfläche ist nicht unbedingt die Wiederherstellung<br />

des vor Beginn des Abbaus bestehenden Zustandes der Oberfläche […] zu verstehen.“<br />

7<br />

Die Gestaltung in dem nach den Umständen des Einzelfalls gebotenen Ausmaß<br />

umfasst vielmehr diejenigen Vorkehrungen und Maßnahmen, die erforderlich sind,<br />

um eine künftige geplante Nutzung zu gewährleisten, d.h. vorzubereiten und zu ermöglichen.<br />

Nicht erforderlich sind Vorkehrungen und Maßnahmen, die die künftige<br />

Nutzung bereits aufnehmen. Auch ein Zurverfügungstellen der Fläche zur unmittelbaren<br />

Aufnahme der Folgenutzung ist nicht gefordert. Es ist vielmehr ausreichend, dass<br />

sich die durch die Wiedernutzbarmachung gestaltete Fläche für eine sinnvolle andere<br />

Nutzung eignet. 8 In den Worten der Begründung der Bundesregierung zu § 2 Abs. 1<br />

Nr. 2 ihres BBergG-Entwurfs: „Unter Wiedernutzbarmachung der Oberfläche […] sind<br />

3<br />

OVG Lüneburg, Beschl. v. 21.10.2008 – 7 ME 170/07 – „Steinsalzbergwerk Niedersachsen-Riedel“,<br />

NuR 2009, 58, 59 (li. Sp.).<br />

4<br />

Vgl. BVerwG, Urt. v. 14.04.2005 – 7 C 26.03 – „Tongrube II“, DVBl. 2005, 923, 925, mit dem<br />

Argument, dass es bei der abschlussbetriebsplanpflichtigen Betriebseinstellung nicht mehr um die<br />

Rohstoffgewinnung gehe, weshalb die Rohstoffsicherungsklausel des § 48 Abs. 1 Satz 2 BBergG<br />

nicht einschlägig sei und entgegenstehende öffentliche Interessen i.S.d. § 48 Abs. 2 Satz 1 BBergG<br />

eher verstärkt berücksichtigt werden könnten; vgl. ferner Kühne, DVBl. 2006, 1219, 1220, unter<br />

Verweis auf Entstehungsgeschichte und Normzweck.<br />

5<br />

BVerwG, Urt. v. 14.04.2005 – 7 C 26.03 – „Tongruben-Urteil II“, NVwZ 2005, 954.<br />

6<br />

OVG NRW, Urt. v. 15.05.1998 – 21 A 6726/95 –, ZfB 1998, 160, 168; Knöchel, ZfB 1996, 44, 54.<br />

7<br />

BT-Drs. 8/1315, S. 76.<br />

8<br />

OVG NRW, Urt. v. 15.05.1998 – 21 A 7553/95 –, ZfB 1998, 146, 158; Urt. v. 15.05.1998 – 21 A<br />

6726/95 –, ZfB 1998, 160, 167 f.; Knöchel, ZfB 1996, 44, 54.<br />

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<strong>Altlasten</strong><strong>symposium</strong> <strong>2010</strong><br />

11. – 12. März <strong>2010</strong>, Welterbe Zeche Zollverein, Essen<br />

die Vorkehrungen und Maßnahmen zu verstehen, die erforderlich sind, um die für die<br />

Zeit nach dem Abbau oder nach Einstellung eines Aufbereitungsbetriebes geplante<br />

Nutzung etwa zu landwirtschaftlichen, forstwirtschaftlichen oder Erholungszwecken<br />

zu gewährleisten; Wiedernutzbarmachung ist also mit der in diesem Zusammenhang<br />

oft unrichtigerweise genannten Rekultivierung nicht zu verwechseln.“ 9<br />

Es besteht auch keine Pflicht zum Vorsehen von Alternativen für den Fall des Ausbleibens<br />

der bei der Oberflächengestaltung zugrunde gelegten künftigen (Folge-<br />

)Nutzung. 10<br />

Welche Vorkehrungen und Maßnahmen im Einzelfall von der Wiedernutzbarmachungspflicht<br />

umfasst werden, ist also nicht im Einzelnen durch die bergrechtlichen<br />

Vorschriften vorgegeben, sondern ist vom Unternehmer im Zusammenwirken mit der<br />

Bergbehörde unter Berücksichtigung aller eine etwaige Folgenutzung der Fläche betreffenden<br />

Rechtsnormen, insbesondere solchen des Raumordnungs- und Planungsrechts<br />

(„ordnungsgemäß“ i.S.d. § 4 Abs. 4 BBergG), sowie unter Berücksichtigung<br />

aller sonstigen ein öffentliches Interesse i.S.d. § 4 Abs. 4 BBergG abbildenden Umstände<br />

zu ermitteln. 11<br />

Ist eine bestimmte anderweitige Folgenutzung weder konkret geplant noch sonst absehbar,<br />

muss der Unternehmer die Oberfläche zumindest als betretbare Grünfläche<br />

wiederherrichten. 12 Wie die Herrichtung als Grünfläche im Einzelnen auszusehen<br />

hat, bestimmt sich auch nach dem Zusammenspiel von Bergrecht mit Naturschutzrecht,<br />

insbesondere mit der naturschutzrechtlichen Eingriffsausgleichspflicht. 13<br />

Regelmäßig werden daher erhebliche Spielräume bei der Ausgestaltung der konkreten<br />

Wiedernutzbarmachung bestehen, die vor allem der Unternehmer nutzen<br />

kann. 14<br />

c) Reichweite und Geltungsdauer der Wiedernutzbarmachungspflicht<br />

Die Anforderungen des § 55 Abs. 2 Satz 1 i.V.m. Abs. 1 Satz 1 Nrn. 2 bis 13 und des<br />

§ 48 Abs. 2 Satz 1 BBergG sind im Rahmen der Entscheidung über die Zulassung<br />

eines Abschlussbetriebsplans unabhängig davon einzuhalten, ob es um betriebsbedingte,<br />

also durch die Aufsuchung oder die Gewinnung verursachte, Auswirkungen<br />

geht oder um einstellungsbedingte Auswirkungen, also solche, die gerade durch die<br />

im Abschlussbetriebsplan vorgesehenen Tätigkeiten verursacht werden. Ebenso wenig<br />

kommt es darauf an, ob der die Zulassung des Abschlussbetriebsplans beantragende<br />

Betreiber die die Auswirkungen verursachende Tätigkeit ausgeübt hat oder<br />

ein anderer, der früher der Unternehmer des Betriebs war. Die durch die gesamte<br />

Bergbautätigkeit hervorgerufenen Probleme sind also bis zu dem mit der Durchführung<br />

des Abschlussbetriebsplans markierten Endpunkt zu lösen, was bereits im<br />

Verfahren über die Zulassung des Abschlussbetriebsplans sicherzustellen ist. 15<br />

9<br />

BT-Drs. 8/1315, S. 76.<br />

10<br />

OVG NRW, Urt. v. 15.05.1998 – 21 A 6726/95 –, ZfB 1998, 160, 168.<br />

11<br />

Vgl. Viertel, ZfW 2002, 69, 78; Attendorn, AbfallR 2005, 215, 219.<br />

12<br />

Knöchel, ZfB 1996, 44, 54.<br />

13<br />

Wilde, DVBl. 1998, 1321, 1323.<br />

14<br />

Vgl. Knöchel, ZfB 1996, 44, 54 ff.<br />

15<br />

Vgl. BVerwG, Urt. v. 09.11.1995 – 4 C 25.94 – „Rammelsberg“, BVerwGE 100, 31, 39 f.<br />

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Zudem bilden die öffentlichen Interessen, die gemäß § 48 Abs. 2 Satz 1 BBergG bei<br />

der Entscheidung über die Zulassung eines Abschlussbetriebsplans gewahrt sein<br />

müssen, einen Auffangtatbestand, aufgrund dessen solche Belange zu prüfen und<br />

abzuarbeiten sind, die nicht bereits durch § 55 BBergG erfasst werden und die nicht<br />

in anderen, mangels Konzentrationswirkung der bergrechtlichen Entscheidung selbständig<br />

durchzuführenden Zulassungsverfahren abgearbeitet werden. Zu ihnen gehören<br />

einerseits öffentlich-rechtliche Vorschriften, die – wie z.B. das Immissionsschutzrecht,<br />

das Abfallrecht und das Bodenschutzrecht – im öffentlichen Interesse<br />

und ggf. auch im privaten Interesse Einzelner Anforderungen an die abschlussbetriebsplanpflichtigen<br />

Maßnahmen stellen. 16 Zum anderen gehören dazu die Interessen<br />

der (Oberflächen-)Eigentümer, deren (Grund-)Eigentum im Falle der Durchführung<br />

der zur Zulassung gestellten betriebsplanpflichtigen Maßnahmen entweder in<br />

einem unverhältnismäßigen Ausmaß von schadenverursachenden Einwirkungen betroffen<br />

wäre. 17<br />

Die auf die Betriebseinstellung und auf die daran anschließende Nachsorgephase<br />

bezogenen Anforderungen des § 55 Abs. 2 Satz 1 i.V.m. Abs. 1 Satz 1 Nrn. 2 bis 13<br />

und des § 48 Abs. 2 Satz 1 BBergG führen daher dazu, dass der Betreiber eines<br />

Gewinnungsbetriebs dazu verpflichtet ist, erhebliche nachteilige Auswirkungen auf<br />

die Oberfläche und dadurch vermittelt auf weitere Rechtsgüter Dritter in dem im Einzelfall<br />

erforderlichen Umfang zu vermeiden, soweit die nachteiligen Auswirkungen<br />

durch den ehemaligen Gewinnungsbetrieb oder durch die Betriebseinstellung verursacht<br />

werden. Soweit sich nachträglich herausstellt, dass die im Abschlussbetriebsplan<br />

beschriebenen Maßnahmen erheblichen nachteiligen Auswirkungen i.S.d. § 55<br />

Abs. 2 Satz 1 i.V.m. Abs. 1 Satz 1 Nrn. 2 bis 13 und i.S.d § 48 Abs. 2 Satz 1 BBergG<br />

nur unzureichend begegnen, sind entweder nachträgliche Auflagen gemäß § 56<br />

Abs. 1 Satz 2 BBergG in die Abschlussbetriebsplanzulassung aufzunehmen oder<br />

Anordnungen gemäß § 71 Abs. 1 BBergG zu erlassen. Das gilt solange, bis nach allgemeiner<br />

Erfahrung nicht mehr damit zu rechnen ist, dass durch den Betrieb Gefahren<br />

für Leib und Gesundheit Dritter oder gemeinschädliche Einwirkungen eintreten<br />

werden. Denn (erst) mit dem dann möglichen Ende der Bergaufsicht gemäß § 69<br />

Abs. 2 BBergG endet auch die Anwendbarkeit des Bergrechts. Damit wird also die<br />

Pflicht des Unternehmers, den Anforderungen des § 55 Abs. 2 Satz 1 i.V.m. Abs. 1<br />

Satz 1 Nrn. 2 bis 13 und des § 48 Abs. 2 Satz 1 BBergG gerecht zu werden und ggf.<br />

die erforderlichen Maßnahmen zu ergreifen, bis zum Ende der Bergaufsicht prolongiert.<br />

d) Typische zu bewältigende Probleme<br />

Zu den erheblichen nachteiligen Auswirkungen i.S.d. § 55 Abs. 2 Satz 1 i.V.m. Abs. 1<br />

Satz 1 Nrn. 2 bis 13 und des § 48 Abs. 2 Satz 1 BBergG, gegen die bei Einstellung<br />

eines Betriebs im erforderlichen Umfang Vorsorge zu treffen ist, gehören abbaubedingte<br />

(weitere) Erschütterungen, Ausgasungen und Senkungen der Tagesoberfläche<br />

und dadurch verursachte Gebäude- und andere Sachschäden und Vorflutstö-<br />

16 Vgl. BVerwG, Urt. v. 04.07.1986 – 4 C 31.84 – „Altenberg“, BVerwGE 74, 315, 322 f. und 326 f.;<br />

BVerwG, Urt. v. 14.04.2005 – 7 C 26.03 – „Tongrube II“, DVBl. 2005, 923, 925.<br />

17 Vgl. BVerwG, Urt. v. 16.03.1989 – 4 C 36.85 – „Moers-Kapellen“, BVerwGE 81, 329, 339 ff.;<br />

BVerwG, Urt. v. 29.06.2006 – 7 C 11.05 – „Garzweiler“, BVerwGE 126, 205, 210 ff. Enteignungen<br />

haben bei Abschlussbetriebsplänen keine Relevanz.<br />

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rungen ebenso wie einstellungsbedingte – Hebungen der Tagesoberfläche (z.B. infolge<br />

der Einstellung/Reduzierung der Wasserhaltungsmaßnahmen), der Aufstieg<br />

schadstoffbelasteten (Grund-) Wassers in unbelastete Grundwasserzonen, in unbelasteten<br />

Boden oder an die Tagesoberfläche, die Mineralisation von Grund-<br />

/Trinkwasser, Ausgasungen und Tagesbrüche infolge unzureichender Schachtverfüllungen<br />

und sonstiger unzureichender Verfüllmaßnahmen. 18<br />

e) Einflussnahmemöglichkeiten der Standortgemeinde<br />

Insbesondere die Standortgemeinde kann mitunter ein erhebliches Interesse daran<br />

haben, die konkreten Einzelheiten der vom Unternehmer durchgeführten Wiedernutzbarmachung<br />

zu beeinflussen.<br />

Da eine Gemeinde nicht gleichsam in Prozessstandschaft für ihre Einwohner auftreten<br />

darf, weil die Einwohner ihre Rechte selber geltend machen müssen, scheidet die<br />

für den Abschlussbetriebsplan geltende Zulassungsvoraussetzung des § 55 Abs. 1<br />

Nr. 3 BBergG (Schutz Dritter vor Gefahren für Leben und Gesundheit) als „Hebel“<br />

aus. 19<br />

Allerdings bietet § 55 Abs. 2 Satz 1 Nr. 2 i.V.m. § 4 Abs. 4 BBergG mit dem Tatbestandsmerkmal<br />

„Beachtung des öffentlichen Interesses“ einen Ansatzpunkt für die<br />

Standortgemeinde, denn ihre durch Art. 28 Abs. 2 GG als Teil ihrer kommunalen<br />

Selbstverwaltungsgarantie geschützte Planungshoheit ist Teil der zu beachtenden<br />

öffentlichen Interessen. Gleiches gilt auch für die „öffentlichen Interessen“ i.S.d. § 48<br />

Abs. 2 Satz 1 BBergG. Beide Vorschriften gebieten, dass es bei der zur Zulassung<br />

gestellten Wiedernutzbarmachung zu keiner unverhältnismäßigen Beeinträchtigung<br />

der Planungshoheit der betroffenen Gemeinde kommen darf. Voraussetzung ist aber<br />

jedenfalls eine konkretisierte planerische Vorstellung, die dem Abschlussbetriebsplan<br />

des Unternehmers entgegensteht bzw. dessen Inhalt zu beeinflussen geeignet ist.<br />

Denn allein das gemeindliche Interesse, sich abstrakt Planungsmöglichkeiten offenzuhalten,<br />

ist kein schützenswertes öffentliches Interesse. 20<br />

Einfluss nehmen kann die Gemeinde also vor allem über ihre Bauleitplanung i.S.d.<br />

§ 1 Abs. 2 BauGB. 21 Durch entsprechende Darstellungen und Festsetzungen in Flächennutzungs-<br />

und Bebauungsplänen könnte die Gemeinde versuchen, die öffentlichen<br />

Interesses i.S.d. §§ 4 Abs. 4 und 48 Abs. 2 Satz 1 BBergG zu Gunsten eines<br />

hochwertigen Nachnutzungsziels zu prägen, um so die Anforderungen an die Wiedernutzbarmachung<br />

streng zu fassen. Solche Versuche, eine „Luxussanierung“<br />

durch eigene Planungen gegenüber der Abschlussbetriebsplanung durchzusetzen,<br />

werden aber relativ schnell an die Grenzen stoßen, die der gemeindlichen Planung<br />

durch das Gebot der Erforderlichkeit gemäß § 1 Abs. 3 Satz 1 BauGB, durch das<br />

Gebot zur Berücksichtigung der allgemeinen Anforderungen an gesunde Wohn- und<br />

18 Vgl. Kühne, DVBl. 2006, 1219; Knöchel, Markscheidewesen 2008, 26 ff.; Boldt/Weller, BBergG,<br />

1984, § 69 Rn. 21.<br />

19 OVG Lüneburg, Beschl. v. 21.10.2008 – 7 ME 170/07 – „Steinsalzbergwerk Niedersachsen-Riedel“,<br />

NuR 2009, 58, 59 (li. Sp.).<br />

20 OVG Lüneburg, Beschl. v. 21.10.2008 – 7 ME 170/07 – „Steinsalzbergwerk Niedersachsen-Riedel“,<br />

NuR 2009, 58, 59 (re. Sp.).<br />

21 Zum Verhältnis einer bergrechtlichen Betriebsplanzulassung zu raumordnerischen Vorgaben vgl.<br />

VG Köln, Urt. v. 15.03.2007 – 1 K 1469/05 –, zitiert nach juris.<br />

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Arbeitsverhältnisse und die Sicherheit der Wohn- und Arbeitsbevölkerung gemäß § 1<br />

Abs. 6 Nr. 1 BauGB 22 und durch das Abwägungsgebot gemäß § 1 Abs. 7 BauGB<br />

gezogen sind. Die bergrechtliche Zulassungsentscheidung, die sich insoweit maßgeblich<br />

an den §§ 4 Abs. 4 und 48 Abs. 2 Satz 1 BBergG ausrichtet, wird jedenfalls<br />

die Verhältnismäßigkeit solcher planerischen Vorstellungen der Standortgemeinde<br />

berücksichtigen müssen.<br />

III. Einsatz von Abfällen zur Wiedernutzbarmachung<br />

Häufig werden in bergbaulichen Betrieben auch Abfälle eingesetzt, um die Wiedernutzbarmachungspflicht<br />

zu Erfüllen.<br />

Bei untertägigen Betrieben dient der Einsatz von Abfällen häufig dazu, die durch die<br />

Aufsuchung und Gewinnung geschaffenen Hohlräume aus bergsicherheitlichen<br />

Gründen zu verfüllen (Versatz), um u.a. die Standsicherheit der Oberfläche zu gewährleisten.<br />

Insoweit sind die rechtlichen Rahmenbedingungen im Wesentlichen in<br />

der VersatzV 23 geregelt.<br />

Bei Tagebaubetrieben, die zum Teil erhebliche Restlöcher hinterlassen, dient der<br />

Einsatz von Abfällen dazu, ein geeignetes Oberflächenniveau und -profil herzustellen.<br />

Wirtschaftlich ist der Einsatz von Abfällen attraktiv, weil so auch bei der Verfüllung<br />

Einnahmen erzielt werden können. Dies gilt v.a. für Tongruben. Entweder werden<br />

die Abfälle ohne besondere Sicherungsmaßnahmen in das Restloch eingebracht<br />

(„offener Einbau“), und auf die Verfüllung werden eine Dichtungsschicht (i.d.R. aus<br />

dem zuvor gewonnenen Ton) sowie eine Rekultivierungsschicht mit Bepflanzung<br />

aufgetragen. Oder es werden (bei höherer Schadstoffbelastung des Verfüllmaterials)<br />

zusätzlich technische Sicherungsmaßnahmen v.a. zum Untergrund und zu den Seiten<br />

hin ausgeführt („technische Verfüllbauwerke“). 24 Die rechtlichen<br />

Rahmenbedingungen für den Einsatz von Abfällen zwecks Wiedernutzbarmachung<br />

von Tagebau-Restlöchern durch Verfüllung sind seit Jahren ebenso unklar wie umstritten,<br />

nur langsam lichtet sich der Nebel durch obergerichtliche Entscheidungen.<br />

Tagebau-Restlöcher wie Tongruben sind daher ein gutes Beispiel, um die Komplexität<br />

des Zusammenwirkens verschiedener Rechtsnormen bei der Wiedernutzbarmachung<br />

bergbaulich genutzter Flächen zu veranschaulichen.<br />

Geklärt ist der rechtliche Ausgangspunkt, dass Bergrecht die Anforderungen an den<br />

Einsatz von Abfällen zum Zwecke der Wiedernutzbarmachung nicht regelt, so dass<br />

gemäß § 3 Abs. 1 Nr. 10 BBodSchG Bodenschutzrecht gilt, das über § 48 Abs. 2<br />

Satz 1 BBergG bei der Entscheidung über Betriebsplanzulassungen Anwendung findet.<br />

25 Die wesentlichen weitgehend noch ungeklärten Rechtsfragen lauten: Wie viel<br />

Organik darf im Verfüllmaterial sein? Darf Abfall, der kein Bodenmaterial ist, verfüllt<br />

22 Nach ständiger Rechtsprechung des BGH ist es eine Amtspflicht der Gemeinde, bei der Aufstellung<br />

von Bebauungsplänen Gesundheitsgefahren zu verhindern, die den zukünftigen Bewohnern des<br />

Plangebiets aus dessen Bodenbeschaffenheit drohen: BGH, Urt. v. 14.10.1993 – III ZR 157/92 –,<br />

zitiert nach juris, m.w.N.; BGH, Beschl. v. 25.09.1997 – III ZR 273/96 –, NVwZ 1998, 318 f.<br />

23 Verordnung über den Versatz von Abfällen unter Tage (Versatzverordnung – VersatzV) v. 24. Juli<br />

2002, BGBl. I, Nr. 52 v. 29.07.2002, S. 2833 ff., zuletzt geändert durch Art. 11 des Gesetzes vom 15.<br />

Juli 2006, BGBl. I, Nr. 34 v. 20.07.2006, S. 1619, 1624.<br />

24 Vgl. den Sachverhalt bei OVG Koblenz, Urt. v. 19.11.2007 – 1 A 10706/05.OVG –, ZfB 2008, 147 ff.<br />

25<br />

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<strong>Altlasten</strong><strong>symposium</strong> <strong>2010</strong><br />

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werden? Gelten die Vorsorgewerte des Anhangs 2 Nr. 4 BBodSchV im<br />

Verfüllmaterial?<br />

1. Maximal zulässiger Organikgehalt im Verfüllmaterial<br />

Die erste Frage (maximal zulässiger Organikgehalt) ist abfallrechtlich zu beantworten:<br />

Eine Verfüllung ist nach Bergrecht nur zulassungsfähig, wenn sie sich abfallrechtlich<br />

als Verwertungsmaßnahme darstellt. Wäre sie eine Beseitigungsmaßnahme,<br />

müsste gemäß § 31 Abs. 2 KrW-/AbfG ein Planfeststellungsverfahren für<br />

eine Deponie durchgeführt werden. Eine Verfüllung kann nur eine stoffliche Verwertung<br />

i.S.d. § 4 Abs. 3 Satz 1 KrW-/AbfG sein. Eine solche liegt u.a. vor, wenn Rohstoffe<br />

durch die Nutzung stofflicher Eigenschaften der Abfälle für andere als den ursprünglichen<br />

Zweck ersetzt werden und der Hauptzweck der Maßnahme in der Nutzung<br />

des Abfalls und nicht in der Beseitigung des Schadstoffpotentials liegt. Auch die<br />

Nutzung des Volumens von Abfällen ist eine stoffliche Eigenschaft, die im Falle der<br />

Verfüllung für die Erfüllung der bergrechtlichen Wiedernutzbarmachungspflicht genutzt<br />

wird. 26<br />

Der Verwertungserfolg muss sich freilich bei der Verfüllung einstellen (können). Ist<br />

der Organikanteil im Verfüllmaterial aber hoch und reaktionsfähig, so finden im<br />

Verfüllmaterial nach Einbringung in das Restloch noch Rotteprozesse u.ä. statt, die<br />

v.a. zu (Methan-)Gasbildung und Setzungen führen. Dann sind entweder die Setzungen<br />

abzuwarten und das Gas zu fassen und abzuleiten, weil andernfalls Schäden<br />

der Dichtungs- oder Rekultivierungsschicht drohen. Oder die Dichtungs- und die Rekultivierungsschicht<br />

werden aufgebracht, jedoch müssen technische Vorkehrungen<br />

getroffen werden, dass das Gas nicht austritt und die Setzungen die darüber liegenden<br />

Schichten nicht beeinträchtigen. Das zeigt: Im Zeitpunkt der Einbringung weist<br />

Material mit einem hohen organischen reaktionsfähigen Anteil nicht die Eigenschaften<br />

auf, um eine dauerhaft volumenstabile Verfüllung gewährleisten zu können. Der<br />

Verwertungserfolg kann also nicht erzielt werden. Wo die „Organik-Grenze“ liegt,<br />

hängt v.a. vom Reaktionspotential der organischen Fracht ab. Eine Orientierung<br />

dürfte der nach Deponierecht grundsätzlich maximal zulässige Feststoff-TOC-Wert<br />

von 6 Masse% für Klasse III-Deponien bieten (vgl. Anhang 3 Nr. 2 Tabelle 2 Nr. 1.02<br />

Spalte 8 DepV 27 ) und für Versatzarbeiten in untertägigen Grubenbauen (vgl. § 4<br />

Abs. 1 Satz 1 i.V.m. Anlage 2 Tabelle 1a VersatzV). 28<br />

26 Zuletzt BVerwG, Urt. v. 14.04.2005 – 7 C 26.03 – „Tongrube II“, DVBl. 2005, 923, 925.<br />

27 Verordnung über Deponien und Langzeitlager (Deponieverordnung – DepV), verkündet als Art. 1<br />

der Verordnung zur Vereinfachung des Deponierechts v. 27. April 2009, BGBl. I. Nr. 22 v. 29.04.2009,<br />

S. 90 ff.<br />

28 Vgl. auch die Begründung der Bundesregierung zu den §§ 10 und 11 ihres DepV-Entwurfs: BT-Drs.<br />

16/10330 v. 24.09.2008, S. 61 (re. Sp.). Danach können die auf Deponien seit dem 01.06.2005<br />

abgelagerten Abfälle (außer den mechanisch-biologisch behandelten Abfälle) aufgrund der seit<br />

diesem Zeitpunkt geltenden strengen Begrenzung des organischen Anteils (u.a. maximal 6 Masse-%<br />

TOC gemäß Anhang 3 DepV a.F. für DK III-Deponien) als mineralisch gelten.<br />

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2. h.M.: Kein Nicht-Bodenmaterial und Geltung der Vorsorgewerte<br />

Die zweite und die dritte Frage (Nicht-Bodenmaterial, Vorsorgewerte) beantwortet die<br />

h.M. im Ausgangspunkt naturschutzrechtlich unter Zuhilfenahme des Bodenschutzrechts.<br />

Der Tagebaubetrieb einschließlich des Abbaus der Tonlagerstätte sei ein Eingriff<br />

i.S.d. § 14 Abs. 1 BNatSchG n.F. 29 Da natürlich anstehender Boden (inkl. Tonschichten)<br />

abgetragen werde, gebiete es die naturschutzrechtliche Eingriffsausgleichspflicht,<br />

Boden wiederherzustellen. Dabei seien die natürlichen Bodenfunktionen<br />

gleichwertig wiederherzustellen, die der natürlich anstehende, vom Gewinnungsbetrieb<br />

abgetragene Boden wahrgenommen habe – u.a. die natürlichen Bodenfunktionen<br />

i.S.d. § 2 Abs. 2 Nr. 1 Buchst. c) BBodSchG 30 (Filter-, Puffer- und Stoffumwandlungsfunktionen).<br />

Da nur Bodenmaterial natürliche Bodenfunktionen wahrnehmen<br />

könne, dürfe nur Bodenmaterial verfüllt werden. 31 Daher entstehe im Zuge der Verfüllung<br />

Boden i.S.d. § 2 Abs. 1 BBodSchG, der natürliche Bodenfunktionen i.S.d. § 2<br />

Abs. 2 Nr. 1 BBodSchG wahrnehme – was gemäß § 7 BBodSchG und § 9<br />

BBodSchV 32 zur Anwendung der Vorsorgewerte des Anhangs 2 Nr. 4 BBodSchV im<br />

Verfüllmaterial selbst führe. 33 Im Rahmen der Ausnahmetatbestände des § 9 Abs. 2<br />

und Abs. 3 BBodSchV (erhöhte geogene/anthropogene Hintergrundbelastung) seien<br />

unter Berücksichtigung der (hydro-)geologischen Verhältnisse vor Ort Abweichungen<br />

bis zur Höhe der Z0*-Werte der TR Boden 34 der LAGA-M20 35 n.F. denkbar.<br />

3. Tagebaubetriebe (z.B. Tongruben) und naturschutzrechtlicher Eingriff<br />

Dass ein Tagebau i.d.R. einen naturschutzrechtlichen Eingriff vornimmt, ist richtig. 36<br />

Dieser beschränkt sich aber auf das oberflächennahe Geschehen. Schon die Defini-<br />

29<br />

Gesetz über Naturschutz und Landschaftspflege (Bundesnaturschutzgesetz – BNatSchG),<br />

verkündet als Art. 1 des Gesetzes zur Neuregelung des Rechts des Naturschutzes und der<br />

Landschaftspflege vom 27. Juli 2009, BGBl. I, Nr. 51 v. 06.08.2009, S. 2542 ff.<br />

30<br />

Gesetz zum Schutz vor schädlichen Bodenveränderungen und zur Sanierung von <strong>Altlasten</strong><br />

(Bundes-Bodenschutzgesetz – BBodSchG), verkündet als Art. 1 des Gesetzes zum Schutz des<br />

Bodens v. 17. März 1998, BGBl. I, Nr. 16 v. 24.03.1998, S. 502 ff., zuletzt geändert durch Art. 3 des<br />

Gesetzes v. 09. Dezember 2004, BGBl. I, Nr. 66 v. 14.12.2004, S. 3214.<br />

31<br />

Attendorn, AbfallR 2006, 167, 169; Bertram, AbfallR 2007, 37, 40; Bertram, AbfallR 2009, 297, 299.<br />

32<br />

Bundes-Bodenschutz- und <strong>Altlasten</strong>verordnung (BBodSchV) v. 12. Juli 1999, BGBl. I, Nr. 36 v.<br />

16.07.1999, S. 1554 ff., zuletzt geändert durch Art. 16 des Gesetzes v. 31. Juli 2009, BGBl. I, Nr. 51 v.<br />

06.08.2009, S. 2585, 2619.<br />

33<br />

Dazert, AbfallR 2005, 223, 225 f.; Seché, ZfW 2006, 1, 3; Attendorn, AbfallR 2006, 167, 168;<br />

Bertram, AbfallR 2009, 297, 303.<br />

34<br />

Mitteilung der Länderarbeitsgemeinschaft Abfall (LAGA) 20: Anforderungen an die stoffliche<br />

Verwertung von mineralischen Abfällen – Teil II: Technische Regeln für die Verwertung – 1.2<br />

Bodenmaterial (TR Boden) v. 05.11.2004.<br />

35<br />

Mitteilung der Länderarbeitsgemeinschaft Abfall (LAGA) 20: Anforderungen an die stoffliche<br />

Verwertung von mineralischen Abfällen – Technische Regeln – Allgemeiner Teil (LAGA M 20) v.<br />

06.11.2003.<br />

36<br />

Einige Naturschutzgesetze der Länder regeln Tagebaue, zum Teil in Abhängigkeit v.a. von<br />

Größenkriterien als typisiertes Regelbeispiel für naturschutzrechtliche Eingriffe, vgl. § 4 Abs. 2 Nr. 1<br />

LG NRW und § 8 Abs. 2 Nr. 1 SächsNatSchG einerseits (beide ohne Größenbeschränkung) und § 18<br />

Abs. 1 Satz 2 Nr. 10 NatSchG LSA (ab 30 m 2 ).<br />

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tion des § 18 Abs. 1 BNatSchG a.F. 37 (identisch § 14 Abs. 1 BNatSchG n.F.) nannte<br />

zwei sog. Anknüpfungstatbestände 38 für einen Eingriff: Es muss entweder eine<br />

Veränderung der Gestalt oder Nutzung von Grundflächen vorgenommen werden<br />

(Alt. 1) oder eine Veränderung des mit der belebten Bodenschicht in Verbindung stehenden<br />

Grundwasserspiegels (Alt. 2). Wenn auch der Begriff „Grundfläche“ nicht<br />

einfach gleichzusetzen ist mit der zweidimensionalen Erdoberfläche, so macht doch<br />

allein schon der Wortlaut der Alt. 1 deutlich, dass es nur um oberflächennahes Geschehen<br />

geht. 39 Nach der Alt. 1 kann also bei einem Tagebau nur das Abtragen der<br />

oberflächennahen, über der Rohstofflagerstätte gelegenen Bodenschichten ein Eingriff<br />

sein.<br />

In der Alt. 2 muss der mit der belebten Bodenschicht in Verbindung stehende<br />

Grundwasserspiegel verändert werden. Der Eingriff ist also wieder oberflächennah<br />

zu verstehen. Das gilt insbesondere bei Tongruben: Ton (in entsprechender Qualität)<br />

ist ein klassischer Grundwasserhemmer, staut also i.d.R. das Grundwasser in den<br />

darüber gelegenen Bodenschichten auf. Daher kann ein Tontagebau i.d.R. zu genau<br />

zwei Veränderungen des mit der belebten Bodenschicht in Verbindung stehenden<br />

Grundwasserspiegels führen: Zum einen wird zugleich mit dem Abtragen der oberen<br />

Bodenschichten bis zur Freilegung der Tonlagerstätte das Grundwasser „entfernt“.<br />

Zum anderen wird nach der Verfüllung ein bestimmter Grundwasserspiegel wieder<br />

über der Dichtungsschicht entstehen, der höher oder tiefer liegen mag. Der Abbau<br />

der Tonlagerstätte selbst führt hingegen schon im Wortsinne zu keiner Veränderung<br />

des Grundwasserspiegels. Deswegen erfüllt die unmittelbare Tongewinnung keinen<br />

Anknüpfungstatbestand; ein naturschutzrechtlicher Eingriff ist „nur“ die Freilegung<br />

der Lagerstätte.<br />

Weitere Voraussetzung für einen Eingriffs i.S.d. § 18 Abs. 1 BNatSchG ist, dass<br />

durch die Veränderung (Grundfläche oder Grundwasserspiegel) die Leistungs- und<br />

Funktionsfähigkeit des Naturhaushalts oder des Landschaftsbildes erheblich beeinträchtigt<br />

werden kann (sog. Folgetatbestände 40 ). Das Landschaftsbild ist eindeutig<br />

oberflächenbezogen, scheidet also mit Blick auf tiefer gelegene Bodenschichten wie<br />

die Rohstofflagerstätten aus. Der Naturhaushalt setzt sich gemäß § 7 Abs. 1 Nr. 2<br />

BNatSchG n.F. zusammen aus Boden, Wasser, Luft, Klima, Tieren und Pflanzen sowie<br />

ihrem Wirkungsgefüge. Eine Rohstofflagerstätte wie eine Tonschicht ist wohl Boden<br />

i.S.d. §§ 10 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG und 2 Abs. 1 BBodSchG. Ob sie aber jenseits<br />

ihrer Grundwasser hemmenden Eigenschaft mit dem übrigen Naturhaushalt in<br />

Wechselwirkung steht, ist zweifelhaft. Hier plötzlich auf natürliche Bodenfunktionen<br />

der Tonschicht i.S.d. § 2 Abs. 2 Nr. 1 Buchst. c) BBodSchG abzustellen, überzeugt<br />

nicht: Schon § 2 Abs. 2 Nr. 1 BBodSchG differenziert zwischen der natürlichen Funk-<br />

37<br />

Gesetz über Naturschutz und Landschaftspflege (Bundesnaturschutzgesetz – BNatSchG),<br />

verkündet als Art. 1 des Gesetzes zur Neuregelung des Rechts des Naturschutzes und der<br />

Landschaftspflege und zur Anpassung anderer Rechtsvorschriften (BNatSchGNeuregG), BGBl. I,<br />

Nr. 22 v. 03.04.2002, S. 1193 ff., zuletzt geändert durch Art. 3 des Gesetzes vom 22.12.2008, BGBl. I,<br />

Nr. 65 v. 30.12.2008, S. 2986, 2998.<br />

38<br />

Vgl. Begründung der Bundesregierung zum Entwurf des BNatSchNeuregG: BR-Drs. 411/01 v.<br />

01.06.2001 – Anlage, S. 86 (re. Sp.).<br />

39<br />

Vgl. OVG Münster, Beschl. v. 18.07.1997 – 21 B 1717/94 –, ZfB 1997, 141 ff. (noch zu § 8 Abs. 1<br />

BNatSchG von 1987), wonach „Grundfläche“ einen „Teil der Erdoberfläche“ meint, wozu aber 860 bis<br />

1.000 m unterhalb der Erdoberfläche gelegene bergbauliche Versatzbereiche nicht mehr zählen.<br />

40<br />

Vgl. Fn. 37.<br />

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tion des Bodens als Bestandteil des Naturhaushalts (Buchst. b)) und – getrennt davon!<br />

– den Filter-, Puffer- und Stoffumwandlungseigenschaften des Bodens (Buchst.<br />

c)).<br />

4. Nicht-Bodenmaterial zulässig<br />

Der Abbau z.B. einer Tonlagerstätte ist also kein naturschutzrechtlicher Eingriff. Weil<br />

Naturschutzrecht folglich nicht gebietet, im Bereich der abgebauten Tonschichten<br />

natürliche Bodenfunktionen wiederherzustellen, muss nicht zwingend Bodenmaterial<br />

verfüllt werden. 41<br />

Wird daher Nicht-Bodenmaterial zu Verfüllzwecken eingesetzt, wird bei „offenem<br />

Einbau“ wohl Boden i.S.d. § 2 Abs. 1 BBodSchG 42 hergestellt. Dieser erfüllt aber in<br />

aller Regel keine natürlichen Bodenfunktionen i.S.d. § 2 Abs. 2 Nr. 1 BBodSchG (weil<br />

Nicht-Bodenmaterial die dafür erforderlichen Eigenschaften nicht aufweist), sondern<br />

nur Nutzungsfunktionen i.S.d. § 2 Abs. 2 Nr. 3 BBodSchG (Fläche für Siedlung/Erholung,<br />

Standort für land-/forstwirtschaftliche Nutzung, für wirtschaftliche/öffentliche<br />

Nutzungen, Verkehr, Ver-/Entsorgung). Die Erfüllung von Nutzungsfunktionen<br />

ist zwingend, weil dies die bergrechtliche Pflicht zur Wiedernutzbarmachung<br />

der Oberfläche vorgibt (s.o.).<br />

5. (Beschränkte) Geltung der Vorsorgewerte<br />

Diese Nutzungsfunktionen sind Schutzgut des Bodenschutzrechts und rechtfertigen<br />

gemäß den §§ 7 BBodSchG, 9 BBodSchV eine Anwendung der Vorsorgewerte des<br />

Anhangs 2 Nr. 4 BBodSchV. So ist im Grundsatz auch das Tongruben-Urteil II des<br />

BVerwG vom 14.04.2005 zu verstehen: Die Vorsorgewerte gelten auch im<br />

Verfüllkörper. 43<br />

Hier ist aber entscheidend, Folgendes zu berücksichtigen: Die Vorsorgewerte des<br />

Anhangs 2 Nr. 4 BBodSchV sind darauf ausgerichtet, dass sie den Vorsorgestandard<br />

für Böden festlegen, die alle, auch schadstoffsensible natürliche Bodenfunktionen<br />

erfüllen. 44 Verfüllmaterial, das Nicht-Bodenmaterial ist, nimmt hingegen keine schadstoffsensiblen<br />

natürlichen Bodenfunktionen wahr – und muss dies ja auch nicht (s.o.)<br />

–, sondern nur Standortfunktionen. Es ist die Rekultivierungsschicht, die natürliche<br />

Bodenfunktionen (Begrünung, Nutzpflanzen) wahrnimmt. Und es ist die Rekultivierungsschicht,<br />

die eine ggf. schadstoffsensible Folgenutzung (Bsp.: Landwirtschaft,<br />

Wohnbebauung) aufnimmt.<br />

41<br />

Vgl. dazu auch OVG Magdeburg, Beschl. v. 12.03.2009 – 12 L 104/08 –, AbfallR 2009, 197 f. (Ls.):<br />

„Es erschließt sich dem Senat allerdings nicht, weshalb Ziegel- und Betonbruch unabhängig von der<br />

genauen Zusammensetzung nicht verfüllt werden darf.“<br />

42<br />

Die Vorschrift lautet: „Boden […] ist die obere Schicht der Erdkruste, soweit sie Träger der in Absatz<br />

2 genannten Bodenfunktionen ist […].“<br />

43<br />

So inzwischen auch OVG Magdeburg, Beschl. v. 12.03.2009 – 12 L 104/08 – „Grundabtretung“,<br />

AbfallR 2009, 197 f. (Ls.), das unter Hinweis auf das „Tongrube II“-Urteil des BVerwG (vgl. Fn. 4)<br />

meint, dass bei der Verfüllung die Vorsorgewerte nicht überschritten werden dürfen; und jüngst OVG<br />

Koblenz, Urt. v. 12.11.2009 – 1 A 11222/09 – „Lavagruben“, noch n.v., S. 21 f. UA.<br />

44<br />

Vgl. Anhang 2 Nr. 4.3 Buchst. a) Satz 1 BBodSchV: „Die Vorsorgewerte […] berücksichtigen den<br />

vorsorgenden Schutz der Bodenfunktionen bei empfindlichen [sic!] Nutzungen.“<br />

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Aber auch eine schadstoffsensible Folgenutzung wird nur zwei schadstoffbezogene<br />

Anforderungen an das zu verfüllende Restloch stellen: Erstens muss der Schadstoffgehalt<br />

der ausreichend mächtig dimensionierten Rekultivierungsschicht, die die Folgenutzung<br />

aufnimmt, angemessen niedrig sein. Zweitens muss sichergestellt sein,<br />

dass das Schadstoffinventar des darunterliegenden eigentlichen Verfüllkörpers nicht<br />

in die Rekultivierungsschicht aufsteigen kann. Weitergehende Anforderungen stellen<br />

auch schadstoffsensible Folgenutzungen nicht. Denn unmittelbar „im“ Verfüllmaterial<br />

erfolgen keine Folgenutzungen. Der aus dem Verfüllmaterial gebildete Verfüllkörper<br />

dient vielmehr nur dazu, im Restloch ein Oberflächenniveau herzustellen, das für das<br />

Aufbringen der Rekultivierungsschicht geeignet ist, und dieses Niveau dauerhaft<br />

standsicher zu halten. Daher können die in Anhang 2 Nr. 4 BBodSchV für schadstoffsensible<br />

natürliche Bodenfunktionen bezifferten Vorsorgewerte nicht unverändert<br />

auf das Verfüllmaterial zur Anwendung gelangen. Aus der bodenschutzrechtlichen<br />

Vorsorgepflicht lässt sich allenfalls ableiten, dass das schadstoffbezogene Vorsorgeniveau<br />

im Verfüllkörper selbst unter Würdigung der örtlichen Verhältnisse im Einzelfall<br />

(deutlich) oberhalb der Vorsorgewerte festgelegt werden muss.<br />

IV. Bodenschutzrechtliche Anforderungen an die Wiedernutzbarmachung kontaminierter<br />

Flächen<br />

Aber auch jenseits des Einsatzes von Abfällen zur Wiedernutzbarmachung (v.a. von<br />

Tagebau-Restlöchern) ist das Verhältnis zwischen Berg- und Bodenschutzrecht klärungsbedürftig.<br />

V.a. stellt sich die Frage, ob und inwiefern Bodenschutzrecht das Niveau<br />

der Wiedernutzbarmachung mit Blick auf kontaminierte Flächen des Bergbaubetriebes<br />

beeinflusst und konkretisiert.<br />

1. Relevante Grundzüge des Bodenschutzrechts<br />

Das BBodSchG verfolgt das Ziel, nachhaltig die natürlichen und nutzungsbezogenen<br />

Funktionen des Bodens zu sichern und/oder wiederherzustellen. 45 Es ist im Rahmen<br />

des nachsorgenden Bodenschutzes gefahrorientiert und bezweckt den Schutz vor<br />

schädlichen Bodenveränderungen. Schädliche Bodenveränderungen sind gemäß § 2<br />

Abs. 3 BBodSchG Beeinträchtigungen der Bodenfunktionen, die geeignet sind, Gefahren,<br />

erhebliche Nachteile oder erhebliche Belästigungen für den einzelnen oder<br />

die Allgemeinheit herbeizuführen.<br />

§ 4 Abs. 3 Satz 1 BBodSchG bestimmt, dass die Verpflichteten den von schädlichen<br />

Veränderungen betroffenen Boden und <strong>Altlasten</strong> sowie dadurch verursachte Verunreinigungen<br />

von Gewässern so zu sanieren haben, dass dauerhaft keine Gefahren,<br />

erheblichen Nachteile oder erheblichen Belästigungen für den Einzelnen oder die<br />

Allgemeinheit entstehen. Sanierungspflichtige sind nach § 4 Abs. 3 Satz 1 und Satz 4<br />

sowie Abs. 6 BBodSchG: 46 der Verursacher und dessen Gesamtrechtsnachfolger;<br />

der Grundstückseigentümer; der Inhaber der tatsächlichen Gewalt über ein Grundstück;<br />

der frühere Grundstückseigentümer, der nach dem 01.03.1999 das Eigentum<br />

an einem Grundstück übertragen hat und die schädliche Bodenveränderung oder<br />

Altlast kannte oder kennen musste; der handels- oder gesellschaftsrechtlich Ein-<br />

45 Sondermann/Hejma, in: Versteyl/Sondermann BBodSchG, 2. Auflage 2005, § 1 Rn. 3 f.<br />

46 Vgl. auch: Erbguth/Stollmann, Verantwortlichkeit im Bodenschutzrecht, DVBl. 2001, 600.<br />

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standspflichtige für eine juristische Person, der ein Grundstück gehört; derjenige, der<br />

das Eigentum an einem Grundstück aufgibt.<br />

In Verdachtsfällen werden Gefährdungsabschätzungen und Untersuchungsanordnungen<br />

auf der Grundlage des § 9 Abs. 2 BBodSchG angeordnet oder vereinbart.<br />

Hiernach kann die zuständige Behörde anordnen, dass die notwendigen Untersuchungen<br />

zur Gefährdungsabschätzung durchzuführen sind, wenn aufgrund konkreter<br />

Anhaltspunkte der hinreichende Verdacht einer schädlichen Bodenveränderung oder<br />

Altlast besteht. 47 Bei schädlichen Bodenveränderungen können die notwendigen<br />

Maßnahmen gemäß § 10 Abs. 1 BBodSchG getroffen werden. Bei <strong>Altlasten</strong> kann die<br />

Behörde darüber hinaus nach § 13 Abs. 1 BBodSchG Sanierungsuntersuchungen<br />

sowie im Einzelfall einen Sanierungsplan 48 fordern, wenn aufgrund der Art, Ausbreitung<br />

oder Menge der Schadstoffe insbesondere Gefahren für den Einzelnen oder die<br />

Allgemeinheit bestehen. Die Sanierungsuntersuchung und -planung von <strong>Altlasten</strong><br />

gemäß § 13 BBodSchG erfasst Art, Umfang und zeitlichen Ablauf der Sanierung. Die<br />

inhaltlichen Anforderungen an Sanierungsuntersuchung und Sanierungsplan sind in<br />

den §§ 5 und 6 BBodSchV geregelt. Die Anforderungen sind von der zuständigen<br />

Behörde einzelfallbezogen unter Berücksichtigung des Schadstoffpotentials, der<br />

Schadstoffpfade, der Schutzgutexposition und der technischen und wirtschaftlichen<br />

Durchführbarkeit festzulegen.<br />

2. Abgrenzung zwischen Bodenschutz und Bergrecht<br />

Hinsichtlich ehemals bergbaulich genutzter Flächen bestimmt § 3 Abs. 1 Nr. 10<br />

BBodSchG, dass das BBodSchG auf schädliche Bodenveränderungen und <strong>Altlasten</strong><br />

Anwendung findet, soweit Vorschriften des BBergG und der aufgrund dieses Gesetzes<br />

erlassenen Rechtsverordnungen über die Errichtung, Führung oder Einstellung<br />

eines Betriebes Einwirkungen auf den Boden nicht regeln. Diese Regelung dient der<br />

Abgrenzung der Anforderungen des BBodSchG von denen des BBergG. 49 Dies bedeutet<br />

im Umkehrschluss, dass das Bodenschutzrecht – ggf. ergänzend – immer<br />

dann gilt, wenn das Bergrecht Einwirkungen auf den Boden nicht regelt oder das<br />

Bergrecht wegen Aufhebung der Bergaufsicht nicht mehr anwendbar ist.<br />

Einwirkungen auf den Boden werden im Rahmen der bergrechtlichen (Abschluss-<br />

)Betriebsplanzulassung insoweit geregelt, als gemäß § 55 Abs. 1 Nr. 3 BBergG die<br />

erforderliche Vorsorge gegen Gefahren für Leben, Gesundheit und zum Schutz von<br />

Sachgütern, Beschäftigter und Dritter im Betrieb zu treffen ist. Diese Vorsorgeverpflichtung<br />

gilt auch für Gefahren außerhalb des Betriebs. 50 Soweit mit dem Betrieb<br />

Einwirkungen auf den Boden verbunden sind, ist gemäß § 55 Abs. 1 Nr. 3 BBergG<br />

sicherzustellen, dass hierdurch keine Gefahren für die dort genannten Schutzgüter<br />

verursacht werden. Darüber dürfen nach § 55 Abs. 1 Nr. 9 BBergG gemeinschädli-<br />

47<br />

Sondermann/Hejma, in: Versteyl/Sondermann BBodSchG, 2. Auflage 2005, § 9 Rn. 12.<br />

48<br />

Vgl. Henke, Neue Möglichkeiten und Rechtsfolgen von Sanierungsplänen, TerraTech 2000, S. 23 f.<br />

49<br />

Vgl. BT-Drucks. 13/7891, S. 38.<br />

50<br />

Vgl. BVerwG, Urt. v. 13.12.1991 – 7 C 25.90 – „Gasspeicher“, BVerwGE 89, 246, 248 f.; Gaentzsch,<br />

Oberflächeneigentum und Bergbau aus der Sicht der höchstrichterlichen Rechtsprechung, DVBl.<br />

1993, 527, 531 f.; zuletzt: OVG Lüneburg, Beschl. v. 21.10.2008 – 7 ME 170/07 – „Steinsalzbergwerk<br />

Niedersachsen-Riedel“, NuR 2009, 58, 59 (li. Sp.). Den Drittschutz ordnet § 55 Abs. 2 Satz 1 Nr. 1<br />

BBergG für den Abschlussbetriebsplan sogar ausdrücklich an, allerdings beschränkt auf die<br />

Rechtsgüter Leben und Gesundheit (nicht erwähnt: Sachgüter).<br />

- 47 -


<strong>Altlasten</strong><strong>symposium</strong> <strong>2010</strong><br />

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che Einwirkungen der Aufsuchung oder Gewinnung nicht zu erwarten sein. Wann<br />

gemeinschädliche Einwirkungen vorliegen, wird gesetzlich nicht definiert, sondern<br />

obliegt der Bewertung und Abwägung im Einzelfall. Im Rahmen dieser Abwägung<br />

sind u.a. die materiellen Inhalte und Wertungen des BBodSchG über den angestrebten<br />

Schutz des Bodens und seiner Funktionen zu berücksichtigen. 51<br />

§ 55 Abs. 1 Nr. 3 und Nr. 9 BBergG betrifft aber nur den Bereich der Vorsorge. Über<br />

die Sanierung von bereits eingetretenen schädlichen Bodenveränderungen besagt<br />

§ 55 Abs. 1 Nr. 3 und Nr. 9 BBergG wenig 52 bis nichts. Insoweit ist der bergrechtliche<br />

Maßstab wiederum die ordnungsgemäße Gestaltung der vom Bergbau in Anspruch<br />

genommenen Oberfläche unter Beachtung des öffentlichen Interesses gemäß § 4<br />

Abs. 4 i.V.m. § 48 Abs. 2 Satz 1 BBergG. Insoweit ist das Verhältnis zwischen Berg-<br />

und Bodenschutzrecht noch nicht endgültig geklärt. 53<br />

Mit Blick auf den Begriff „Oberfläche“ (vgl. § 4 Abs. 4 BBergG) stellt sich zum einen<br />

die Frage, wie weit die Wiedernutzbarmachungspflicht räumlich reicht.<br />

In der Praxis wird in Bezug auf den Wortlaut („Oberfläche“) vertreten, dass es bergrechtlich<br />

ausschließlich um die Beschaffenheit der Oberfläche und nicht um tiefere<br />

Bodenschichten gehe. Dieser Versuch, die bergrechtliche Wiedernutzbarmachungspflicht<br />

mit Blick auf den Boden räumlich deutlich zu begrenzen, kann nicht erfolgreich<br />

sein: Selbst wenn die „Oberfläche“ i.S.d. § 4 Abs. 4 BBergG in relevantem Umfang<br />

weniger Boden erfassen würde als der „Boden“ i.S.d. § 2 Abs. 1 BBodSchG, dann<br />

würde das Bergrecht in eben diesem Umfang Einwirkungen auf den (darüber hinausreichenden)<br />

Boden i.S.d. § 2 Abs. 1 BBodSchG nicht regeln – mit der Folge, dass<br />

Bodenschutzrecht gemäß § 3 Nr. 10 BBodSchG unmittelbar anwendbar und über<br />

§ 48 Abs. 2 Satz 1 BBergG bei der Entscheidung über die Abschlussbetriebsplanzulassung<br />

ohnehin zu beachten wäre. Dabei müsste auch die Wiederherstellung von<br />

Bodenfunktionen i.S.d. § 2 Abs. 2 BBodSchG berücksichtigt werden, wenn und soweit<br />

der Betrieb zuvor Einwirkungen auf den Boden auslöst hat und die Bodenfunktionen<br />

dadurch beeinträchtigt worden sind. 54<br />

Im Rahmen der Wiedernutzbarmachung stellt sich überdies die Frage, ob und welche<br />

bodenschutzrechtlichen (Grenz-) Werte für bereits eingetretene schädliche Bodenveränderungen<br />

oder <strong>Altlasten</strong> gelten. Die Beantwortung dieser Frage ist deswegen<br />

wichtig, weil konkrete Werte ein maßgeblicher Faktor für die Festlegung bodenbezogener<br />

Maßnahmen im Abschlussbetriebsplan sind.<br />

Grundsätzlich muss die Wiedernutzbarmachung so erfolgen, dass die geplante Folgenutzung<br />

realisierbar ist (s.o.). Daher sind die bodenschutzrechtlichen Anforderungen<br />

an den Abschlussbetriebsplan in Abhängigkeit von der geplanten Nachnutzung<br />

und den für die Nachnutzung geltenden bodenschutzrechtlichen Regelungen zu be-<br />

51 Vgl. Müggenborg, Die Abgrenzung von Berg- und Bodenschutzrecht, NVwZ 2006, 278, 280.<br />

52 Allenfalls, wenn aufgrund schädlicher Bodenveränderungen der Tatbestand des § 55 Abs. 1 Nr. 3<br />

oder Nr. 9 BBergG erfüllt ist, könnte unmittelbar das Bergrecht Vorgaben machen.<br />

53 Müggenborg, Die Abgrenzung von Berg- und Bodenschutzrecht, NVwZ 2006, 278, 280 und 281,<br />

spricht lediglich davon, dass Bodenschutzrecht auf die Wiedernutzbarmachung „ausstrahlen“ könne<br />

(S. 280), und dass Bodenschutzrecht Anwendung finde, wenn es im Laufe des<br />

betriebsplanzugelassenen Bergbaubetriebs zu schädlichen Bodenveränderungen gekommen sei oder<br />

<strong>Altlasten</strong> entdeckt würden (S. 281).<br />

54 Vgl. auch Sondermann/Hejma, in: Versteyl/Sondermann, BBodSchG, 2. Auflage, § 3 Rdnr. 68.<br />

- 48 -


<strong>Altlasten</strong><strong>symposium</strong> <strong>2010</strong><br />

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stimmen. Das wirft die Frage auf, ob für vorzufindende Kontaminationen auf bergbaulich<br />

genutzten Flächen, die von einem Abschlussbetriebsplan erfasst werden, die<br />

Vorsorge-, die Prüf- und/oder die Maßnahmewerte gelten. Die Vorsorgewerte des § 8<br />

Abs. 2 Nr. 1 BBodSchG i.V.m. § 9 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 und Anhang 2 Nr. 4 BBodSchV<br />

scheiden aus, da sie definitionsgemäß der Konkretisierung der Vorsorgepflicht des<br />

§ 7 BBodSchG dienen, also Verrichtungen im Blick haben, die erst noch zu Veränderungen<br />

der Bodenbeschaffenheit führen können – und damit gerade nicht bereits<br />

entstandene Bodenverunreinigungen. Anders hingegen die Prüfwerte: Werden auf<br />

den vom Abschlussbetriebsplan erfassten Flächen die Prüfwerte des § 8 Abs. 1<br />

Satz 2 Nr. 1 BBodSchG überschritten, hat die Bergbehörde unter Berücksichtigung<br />

der beabsichtigten (Nach-)Nutzung der betroffenen Böden und in Abhängigkeit der<br />

relevanten Wirkungspfade eine einzelfallbezogene Prüfung zum Zwecke der Feststellung<br />

durchzuführen, ob eine schädliche Bodenveränderung vorliegt. Dazu steht<br />

ihr das beschriebene bodenschutzrechtliche Eingriffsinstrumentarium des § 4 Abs. 3<br />

i.V.m. den §§ 9 und 10 BBodSchG sowie i.V.m. § 5 BBodSchV zur Verfügung (s.o.).<br />

Bei Feststellung einer schädlichen Bodenveränderung kann die Bergbehörde die<br />

notwendigen Maßnahmen treffen und bei der Zulassung des Abschlussbetriebsplans<br />

ggf. im Wege von Bedingungen und Auflagen durchsetzen. Dass die Prüfwerte Anwendung<br />

finden, lässt sich bergrechtlich dadurch rechtfertigen, dass es die öffentlichen<br />

Interessen nicht angemessen beachten würde (vgl. § 4 Abs. 4 BBergG) bzw.<br />

überwiegende öffentliche Interessen der konkret geplanten Wiedernutzbarmachung<br />

entgegenstünden (vgl. § 48 Abs. 2 Satz 1 BBergG), wenn nach Durchführung des<br />

Abschlussbetriebsplans und der so erfolgten Wiedernutzbarmachung Flächen zurückblieben,<br />

bei denen aufgrund der Überschreitung der Prüfwerte unmittelbar<br />

Untersuchungs- und Bewertungsbedarf bestünde. Entsprechendes gilt für die bodenschutzrechtlichen<br />

Maßnahmewerte, die in der Praxis freilich weniger relevant sind.<br />

V. Öffentlich-rechtliche Verantwortlichkeit für (alt-)bergbaubedingte Nachnutzungsrisiken<br />

Ein besonderes Problemfeld der Wiedernutzbarmachung bergbaulich genutzter Flächen<br />

im weiteren Sinne bilden die Hinterlassenschaften des (Alt-)Bergbaus und die<br />

von ihnen ausgehenden Risiken für Folgenutzungen.<br />

In den traditionellen Bergbaugebieten Deutschlands wurden teils seit dem Mittelalter<br />

unter Tage Bodenschätze gewonnen. Dabei wurden zahllose Schächte und sonstige<br />

Grubenbaue zurückgelassen. Diese Grubenbaue, obwohl seit Jahrzehnten oder<br />

Jahrhunderten stillgelegt, können noch heute Bodensenkungen, Tagesbrüche oder<br />

sonstige Einwirkungen auf die Tagesoberfläche verursachen. Befinden sich im betroffenen<br />

Bereich Gebäude, Verkehrswege oder sonstige bauliche Anlagen, sind erhebliche<br />

Sachschäden sowie Gefahren für Bewohner oder Nutzer möglich. Die zur<br />

Abwehr derartiger Gefahren erforderlichen finanziellen Aufwendungen können in Abhängigkeit<br />

von der Art der zu ergreifenden Sicherungsmaßnahmen (z.B. Absperrung<br />

oder dauerhaft standsichere Nachverfüllung eines alten Schachtes) gering oder immens<br />

sein. Neben der Auswahl der richtigen Sicherungsmaßnahme kommt daher<br />

der Frage, wer für die Abwehr von Gefahren aus verlassenen Grubenbauen verantwortlich<br />

ist, große wirtschaftliche Bedeutung zu.<br />

- 49 -


<strong>Altlasten</strong><strong>symposium</strong> <strong>2010</strong><br />

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Hinsichtlich der maßgeblichen Rechtsvorschriften ist zu unterscheiden: Sind die betroffenen<br />

Grubenbaue Teil eines Bergwerkes, das noch der Bergaufsicht unterliegt,<br />

gilt das BBergG. Ist die Bergaufsicht gemäß § 69 Abs. 2 BBergG oder bereits vor Inkrafttreten<br />

des BBergG erloschen, ist allgemeines Polizei- und Ordnungsrecht anzuwenden.<br />

55 Die letztgenannten Fälle sollen näher betrachtet werden.<br />

1. Haftung des Unternehmers und des Bergwerkseigentümers<br />

Für die Abwehr von Gefahren, die von verlassenen Grubenbauen ausgehen, ist<br />

grundsätzlich der (ehemalige) Unternehmer des Bergwerks als Handlungsstörer verantwortlich.<br />

Daneben kommt eine Verantwortlichkeit des Inhabers der Bergbauberechtigung<br />

(insbesondere des Bergwerkseigentums) als Zustandsstörer in Betracht,<br />

der mit dem Betreiber des Bergwerkes nicht identisch sein muss. Die<br />

Zustandsstörerhaftung des Bergwerkseigentümers wird aus der Annahme abgeleitet,<br />

dass Grubenbaue, die in Ausnutzung des Bergwerkseigentums aufgefahren werden,<br />

wesentliche Bestandteile des Bergwerkseigentums sind, für deren gefahrlosen Zustand<br />

der Inhaber des Bergwerkseigentums Sorge zu tragen hat. 56<br />

Nach der Rechtsprechung der Verwaltungsgerichte insbesondere in Nordrhein-<br />

Westfalen werden die Grubenbaue bei Erlöschen des Bergwerkseigentums herrenlos.<br />

57 Sie gehen also nicht in das Eigentum des Grundstückseigentümers über. 58 Daraus<br />

folgt, dass die Eigentümer von Grundstücken, in/unter denen sich gefahrträchtige<br />

verlassene Grubenbaue befinden, grundsätzlich nicht als Zustandsstörer für deren<br />

Zustand haften. Die Zustandsstörerhaftung des ehemaligen Bergwerkseigentümers<br />

soll aber fortbestehen, soweit die landesrechtlichen Bestimmungen des Polizei-<br />

und Ordnungsrechts 59 eine Haftung des ehemaligen Eigentümers für herrenlose Sachen<br />

vorsieht. 60<br />

In der Praxis wird daher i.d.R. der Inhaber des Bergwerkseigentums oder – wenn<br />

dieses bereits erloschen ist – dessen letzter Inhaber zur Beseitigung von Gefahren in<br />

Anspruch genommen, die von verlassenen Grubenbauen ausgehen. Die Verantwortlichkeit<br />

weiterer Personen wird zumeist nicht in Betracht gezogen. Dies kann im Einzelfall<br />

zu einer rechtswidrigen Inanspruchnahme des (ehemaligen) Bergwerkseigentümers<br />

führen, da die Behörde verpflichtet ist, vor Erlass von Ordnungsverfügungen<br />

den Kreis der verantwortlichen Personen zu ermitteln und – sollten Mehrere verantwortlich<br />

sein – nach pflichtgemäßem Ermessen die Auswahlentscheidung zu treffen.<br />

Tatsächlich kann es weitere Verantwortliche geben.<br />

2. Haftung des Grundstückseigentümers<br />

Eine Verantwortlichkeit des Grundstückseigentümers kommt in Betracht, wenn sich<br />

dieser den herrenlosen Grubenbau angeeignet hat. Eine solche Aneignung, die ei-<br />

55 Boldt/Weller, BBergG, 1984, § 69 Rn. 22.<br />

56 Vgl. OVG Münster, Urt. v. 06.11.1989 – 12 A 2685/87 – „Maschinenschacht“, ZfB 1990, 232, 233 f.;<br />

siehe auch OVG Münster, Beschl. v. 08.12.2005 – 11 A 2436/02 – „Constanze“, ZfB 2006, 61, 63 ff.;<br />

zuletzt: VG Braunschweig, Beschl. v. 08.10.2008 – 2 B 174/08 –, ZfB 2009, 207, 209.<br />

57 Vgl. die in Fn. 56 zitierte Rspr.<br />

58 Vgl. OVG Münster, Urt. v. 13.09.1995 – 21 A 2273/91 – „Caroline“, ZfB 1995, 322, 333.<br />

59 Vgl. z.B. § 18 Abs. 3 OBG NRW.<br />

60 Vgl. die in Fn. 56 zitierte Rspr.<br />

- 50 -


<strong>Altlasten</strong><strong>symposium</strong> <strong>2010</strong><br />

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nen nach außen getretenen Aneignungswillen voraussetzt, dürfte aber nur in Ausnahmefällen<br />

vorliegen, z. B. wenn der Grundstückseigentümer bauliche Änderungen<br />

an dem verlassenen Grubenbau vornimmt oder diesen für eigene Zwecke nutzt. Eine<br />

Verantwortlichkeit des Grundstückseigentümers als Handlungsstörer wird begründet,<br />

wenn dieser Maßnahmen ausführt, die zur Folge haben, dass an sich gefahrlose<br />

Grubenbaue gefahrenträchtig werden. So kann beispielsweise eine bislang ordnungsgemäße<br />

Sicherung eines ehemaligen Schachtes durch Baumaßnahmen auf<br />

dem Grundstück ihre Standsicherheit verlieren. Für die Beseitigung einer so begründeten<br />

Gefahr hat allein der Grundstückseigentümer bzw. der für die Baumaßnahmen<br />

Verantwortliche als Handlungsstörer einzustehen.<br />

Problematischer ist die rechtliche Beurteilung der – in der Praxis häufigen – Fälle, in<br />

denen ein Tagesbruch oder eine sonstige Einwirkung auf die Tagesoberfläche zwar<br />

allein durch den Zustand eines verlassenen Grubenbaus bedingt ist, eine Gefahr für<br />

Leib und Leben oder erhebliche Sachwerte aber erst aufgrund einer später hinzugetretenen<br />

baulichen oder sonstigen Nutzung der Tagesoberfläche durch den Grundstückseigentümer<br />

begründet wird. So wurden und werden Flächen, auf denen sich<br />

ehemalige Schächte oder sonstige oberflächennahe Grubenbaue befinden, vielfach<br />

in Kenntnis dieser Hinterlassenschaften mit Wohn- und Geschäftshäusern, Verkehrswegen<br />

oder sonstigen Einrichtungen bebaut. Während bergbaubedingte Einwirkungen<br />

auf Flächen, die einen ausreichenden Abstand von baulichen Nutzungen<br />

aufweisen und für den öffentlichen Verkehr nicht zugänglich sind, in der Regel keine<br />

Gefahr im Sinne des Polizei- und Ordnungsrechts begründen und allenfalls die Absperrung<br />

des Einwirkungsbereich erforderlich machen, können gleichartige Einwirkungen<br />

auf baulich genutzte Grundstücke zum Schutz der Gebäude und sonstiger<br />

Einrichtungen sowie ihrer Bewohner und Nutzer umfangreiche Sicherungsmaßnahmen<br />

erforderlich machen. Dies kann zur Folge haben, dass die Nutzung von Grundstücken<br />

im Einwirkungsbereich verlassener Grubenbaue Aufwendungen für Sicherungsmaßnahmen<br />

auslöst, die über den Wert der Grundstücke weit hinausgehen.<br />

Diese Aufwendungen dem (ehemaligen) Unternehmer oder Bergwerkseigentümer<br />

durch seine Inanspruchnahme als Zustandsstörer aufzuerlegen, stößt auf erhebliche<br />

Bedenken, weil sie der Abwehr von Gefahren dienen, die nicht dem Unternehmer/Bergwerkseigentümer<br />

zuzurechnen sind und weil sie die Grenzen der Verhältnismäßigkeit<br />

erreichen/überschreiten können.<br />

Die Inanspruchnahme als Störer setzt voraus, dass durch das Verhalten der betroffenen<br />

Person oder den Zustand der Sache, für die die Person verantwortlich ist, unmittelbar<br />

(!) die Schwelle zu einer Gefahr i.S.d. Polizei- und Ordnungsrechts überschritten<br />

wird. Die Gefahr wird in den hier betrachteten Fällen nicht schon durch die<br />

bergbaubedingten Einwirkungen auf die Tagesoberflächen geschaffen, sondern erst<br />

durch die später hinzutretende Nutzung der Flächen. Die Gefahrenschwelle wird<br />

demnach erst dadurch überschritten, dass der Einwirkungsbereich verlassener Grubenbaue<br />

baulich genutzt und zum Aufenthaltsbereich von Bewohnern und Nutzern<br />

gemacht wird. Dem kann nicht überzeugend entgegengehalten werden, dass durch<br />

verlassene Grubenbaue, die auf die Tagesoberfläche einwirken können, „unmittelbar“<br />

eine „latente Gefahr“ verursacht werde und es ohne Bedeutung sei, dass diese<br />

latente Gefahr erst durch eine Veränderung der Umwelt der latent gefährlichen Sache<br />

zu einer konkreten Gefahr werde. Der Rückgriff auf die Rechtsfigur der latenten<br />

Gefahr lässt außer Acht, dass die konkrete Gefahr erst durch ein objektiv ordnungs-<br />

- 51 -


<strong>Altlasten</strong><strong>symposium</strong> <strong>2010</strong><br />

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rechtswidriges Verhalten des Grundstückeigentümers, nämlich die bauliche oder<br />

sonstige Nutzung hierfür wegen mangelnder Standsicherheit nicht geeigneter Flächen,<br />

herbeigeführt wird.<br />

Im Einzelfall müssen die Behörden also prüfen, ob die Gefahren für Einrichtungen,<br />

die im Einwirkungsbereich verlassener Grubenbaue errichtet werden, dem (ehemaligen)<br />

Unternehmer/Bergwerkseigentümer zuzurechnen sind, oder ob nicht der<br />

Grundstückseigentümer und sonstige Beteiligte zumindest auch als Zustands- oder<br />

Handlungsstörer verantwortlich sind. 61 Im Rahmen einer pflichtgemäßen<br />

Störerauswahl wird dabei in den nicht seltenen Fällen, in denen trotz Kenntnis von<br />

den Bergbau bedingten Einwirkungen im Gefahrenbereich Gebäude oder sonstige<br />

Anlagen errichtet und betrieben werden, statt des (ehemaligen) Unternehmers/Bergwerkseigentümers<br />

der Grundstückeigentümer heranzuziehen sein.<br />

61<br />

So ausdrücklich anerkannt von VG Braunschweig, Beschl. v. 08.10.2008 – 2 B 174/08 –, ZfB 2009,<br />

207, 210.<br />

- 52 -


Einführung<br />

<strong>Altlasten</strong><strong>symposium</strong> <strong>2010</strong><br />

11. – 12. März <strong>2010</strong>, Welterbe Zeche Zollverein, Essen<br />

Deduktive Wertermittlung<br />

Dr.-Ing. Egbert Dransfeld<br />

Institut für Bodenmanagement, Dortmund<br />

Wenn die Nutzung einer Gewerbe- oder Industriefläche aufgegeben wird, sollte diese<br />

idealerweise zeitnah einer neuen Nutzung zugeführt werden. Brachen verursachen<br />

laufende Kosten. Zudem bieten innerstädtische Brachen Nutzungspotentiale, die –<br />

wenn sie klug genutzt werden – die Flächenneuinanspruchnahme auf der „grünen<br />

Wiese“ reduzieren können.<br />

Es stellt sich daher für den Grundstückseigentümer immer die Frage, was mit der<br />

Fläche zukünftig passieren soll:<br />

Rückentwicklung zu Grünflächen?<br />

Ausgleichsflächen fürs Ökopunkte-Konto?<br />

Liegenlassen?<br />

Bauliche Nachnutzung?<br />

Welche bauliche Nachnutzung?<br />

Hierbei besteht ein unmittelbarer Zusammenhang zwischen Marktwert gemäß § 194<br />

BauGB und der möglichen Nachnutzung: Die werthaltigste Nutzung innerstädtischer<br />

Brachen besteht demnach in einer baulichen Nachnutzung. Trotz einer Vornutzung<br />

durch Gewerbe oder Industrie handelt es sich hierbei aber trotzdem nur in den seltensten<br />

Fällen um Bauland. Die Flächengröße, das geltende Planungsrecht, keine<br />

ausreichende Erschließung für die neue Nutzung, bestehende Bebauung, aber auch<br />

Restriktionen wie etwa unzureichender Baugrund und <strong>Altlasten</strong> im Untergrund implizieren<br />

i.d.R. ein Planungserfordernis gemäß § 1 BauGB. Bei größeren Gewerbe-<br />

oder Industriebrachen handelt es sich deshalb oftmals erst um werdendes Bauland<br />

(Bauerwartungs- und/oder Rohbauland). Eine bauliche Nachnutzung erscheint bereits<br />

vor dem Hintergrund der bestehenden Restriktionen sinnvoll.<br />

- 53 -


<strong>Altlasten</strong><strong>symposium</strong> <strong>2010</strong><br />

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Abb.: 1 Wertsteigerung bei der Brachflächenaktivierung<br />

€/m²<br />

200<br />

180<br />

160<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

Ankauf<br />

Ankaufspreis<br />

z.B. Bauerwartungsland<br />

50,00 €/m²<br />

- vorher -<br />

Quelle: IBoMa<br />

Planung,<br />

Erschließung<br />

Zeit<br />

Verkauf<br />

Verkaufspreis<br />

Baureifes Land<br />

200 €/m²<br />

- nachher -<br />

- 54 -<br />

Bodenwertzuwachs<br />

= 150,00 €/m²<br />

Zur Ermittlung der Aufbereitungskosten sind daher zunächst die folgenden Fragen zu<br />

stellen:<br />

Sind Flächen zu entsiegeln/ Gebäude abzureißen?<br />

Sind <strong>Altlasten</strong> auf der Fläche vorhanden?<br />

Welche Maßnahmen/ Kosten sind mit der Beseitigung verbunden (im Hinblick<br />

auf verschiedene Nachnutzungsoptionen)?<br />

Sind Maßnahmen der Bodenmelioration erforderlich (bspw. Verdichtung des<br />

Untergrundes)?<br />

Ist mit Kampfmitteln zu rechnen?<br />

Hat sich bereits eine (ökologisch wertvolle) Sukzessionsvegetation bzw.<br />

Fauna angesiedelt?<br />

Weiterhin gibt es eine gegenseitige Abhängigkeit zwischen Verkehrswert, der generellen<br />

Nachnutzung sowie der städtebaulichen Konzeption und den Restriktionen der<br />

Fläche (bspw. <strong>Altlasten</strong>, nicht tragfähiger Baugrund, Fundamente etc.). Unterschiedliche<br />

Nutzungen sind verschieden sensibel im Hinblick auf Bodenverunreinigungen.<br />

Während bspw. Wohnbauflächen hohe Sanierungsstandards erfordern, können neue<br />

Gewerbe- und Industrieansiedlungen auch auf leicht belasteten Flächen vorgenommen<br />

werden. Diese erzielen jedoch auch gleichzeitig geringere Erlöse.<br />

Auch die städtebauliche Planung kann Verdachtsflächen berücksichtigen und somit<br />

Kosten reduzieren, indem sie bspw. weniger sensible Planungselemente (Straßen


<strong>Altlasten</strong><strong>symposium</strong> <strong>2010</strong><br />

11. – 12. März <strong>2010</strong>, Welterbe Zeche Zollverein, Essen<br />

etc.) an die Lage lokaler Verunreinigungen anpasst. Es besteht auch die Möglichkeit<br />

der Errichtung von Landschaftsbauwerken zur Verbringung leicht belasteter Böden.<br />

Letztendlich haben sowohl die spätere Nutzung und deren städtebauliche Planung<br />

sowie auch die Kosten der Beseitigung von Restriktionen Einfluss auf die Verkehrswertermittlung.<br />

Zusammenarbeit der beteiligten Sachverständigen<br />

Wie können die Wechselwirkungen zwischen Restriktionen, den Kosten ihrer Beseitigung,<br />

der Neuplanung sowie des Verkehrswertes frühzeitig im Revitalisierungsprozess<br />

berücksichtigt werden?<br />

Abb. 2: Wechselwirkungen bei der Brachflächenreaktivierung<br />

Quelle: IBoMa<br />

Restriktionen der Fläche<br />

Verkehrswert<br />

- 55 -<br />

Art der Nachnutzung/<br />

Planungsvarianten<br />

Wichtig ist eine frühzeitige Abstimmung der beteiligten Sachverständigen mit dem<br />

Eigentümer und/oder dem Entwickler.<br />

Als Grundlage der Entscheidungsfindung sollte zunächst eine historisch-deskriptive<br />

Analyse durchgeführt werden, die erste Aufschlüsse darüber geben kann, ob ggf.<br />

Verdachtsflächen vorliegen. Auch bei der Unteren Bodenschutzbehörde sollte zeitnah<br />

angefragt werden, ob im Bewertungsbereich Verdachtsflächen bekannt sind.<br />

Sind <strong>Altlasten</strong>verdachtsflächen wahrscheinlich, ist ein Abstimmungsgespräch zwischen<br />

Eigentümer, Umweltsachverständigem, Grundstückssachverständigem und<br />

(ggf.) Planern sinnvoll. Hierbei sollten das Ausmaß des Risikos, der Größe der Verdachtsflächen,<br />

mögliche Berücksichtigungen durch die Planung und die Implikationen<br />

auf den Wert erörtert werden. In der Folge sollte dann entscheiden werden, ob<br />

eine gründlichere Erkundung erforderlich ist (vgl. hierzu auch die Empfehlungen der<br />

<strong>ITVA</strong> in nachfolgender Abbildung Nr. 9).


<strong>Altlasten</strong><strong>symposium</strong> <strong>2010</strong><br />

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Abb. 3 Zusammenarbeit von Sachverständigen nach <strong>ITVA</strong><br />

Quelle: <strong>ITVA</strong> (Hrsg.): Monetäre Bewertung ökologischer Lasten auf Grundstücken und deren<br />

Einbeziehung in die Verkehrswertermittlung, Berlin, Juli 2008.<br />

- 56 -


<strong>Altlasten</strong><strong>symposium</strong> <strong>2010</strong><br />

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Methodisches Vorgehen bei der Wertermittlung - das deduktive Verfahren nach<br />

gif zur Ermittlung des Markt-/ Verkehrswertes<br />

Grundsätzlich stehen sämtliche Verfahren für die Wertermittlung zur Verfügung:<br />

1. Vergleichswertverfahren<br />

2. Ertragswertverfahren<br />

3. Sachwertverfahren<br />

4. Deduktive Verfahren<br />

Erträge und Immobiliensachwerte liegen aber in den meisten Fällen bei einer Brachflächenreaktivierung<br />

nicht vor. Auch sind Brachen aufgrund ihrer Lage, Vornutzung,<br />

möglicher Nachnutzung und Restriktionen derart unterschiedlich, dass eine Vergleichswertermittlung<br />

aufgrund fehlender Vergleichspreise meistens nicht möglich ist.<br />

Nur der deduktive Vergleich kann in aller Regel die Restriktionen von Brachen angemessen<br />

individuell berücksichtigen.<br />

Grundsätzlich wird (zunächst) der Bodenwert – wie unbelastet – ermittelt; der Verkehrswert<br />

ergibt sich sodann unter Abzug der (notwendigen) Aufbereitungskosten.<br />

Abb. 4: Systematik der deduktiven Wertermittlung<br />

Bodenwert<br />

(wie „unbelastet“)<br />

–<br />

(notwendige)<br />

Aufbereitungskosten<br />

=<br />

Verkehrswert<br />

Quelle: IBoMa<br />

- 57 -


Abb. 5: Beispielrechnung<br />

Quelle: IBoMa<br />

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Bodenwerte nach Kostenkalkulation €/m²<br />

Ausgangswert, erschließungsbeitragsfrei 300,00<br />

- Erschließung Straßenbau 50,00<br />

- Erschließung Kanal 20,00<br />

= Zwischensumme 230,00<br />

- Flächenabzug für Straßen, ök. Ausgleich (50 %) 115,00<br />

= Zwischensumme 115,00<br />

* Vervielfältiger (15 Jahre Wartezeit, Zins 6 %) 0,4172<br />

= Zwischensumme 47,90<br />

- Verfahrenskosten (10 %) 4,80<br />

Bodenwert 43,10<br />

Hinweis: Wird mit absoluten Kosten und Erlösen gerechnet (ohne Bezug auf Kosten<br />

und Erlöse je m² NBL), entfällt der „f-Abzug“ (vgl. hierzu das nachfolgend dargestellte<br />

Fallbeispiel)!<br />

- 58 -


Fallbeispiel<br />

<strong>Altlasten</strong><strong>symposium</strong> <strong>2010</strong><br />

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Abb.6: Brachfläche in Musterstadt, städtebauliches Konzept<br />

Teilbereich 1<br />

Wohnen<br />

Quelle: IBoMa<br />

- 59 -<br />

Landschaftsbauwerk<br />

Teilbereich 2<br />

Mischgebiet<br />

Die für die Wertermittlung erforderlichen Daten werden hierbei folgendermaßen eruiert:<br />

Die Ausgangsbodenwerte für MI und Wohnen werden auf Grundlage einer<br />

Kaufpreisanalyse sowie einer Bodenrichtwertanalyse abgeleitet.<br />

„f“ wird im Fallbeispiel planimetrisch aus dem Nutzungskonzept bestimmt (ca.<br />

23,4 %).<br />

Berücksichtigung eines „merkantilen Minderwertes“ (10 %).<br />

Die Erschließungskosten für den Teilbereich 1 werden mit 20,50 €/m² NBL auf<br />

Grundlage von Erfahrungswerten bestimmt. Für den Teilbereich 2 fallen keine<br />

Erschließungskosten an.<br />

Es sind zudem Aufbereitungskosten für die <strong>Altlasten</strong>sanierung und Baugrundaufbereitung<br />

anzuhalten. Diese werden auf Grundlage einer Gefährdungsabschätzung<br />

(siehe nachfolgende Tabelle) bestimmt.


<strong>Altlasten</strong><strong>symposium</strong> <strong>2010</strong><br />

11. – 12. März <strong>2010</strong>, Welterbe Zeche Zollverein, Essen<br />

Tab. 1: Kosten der Sanierung und Baureifmachung<br />

Kostenpositionen<br />

Teilbereich 1 (Kosten in €) Teilbereich 2 (Kosten in €)<br />

Sanierung und Baureifmachung<br />

Externe Verwertung der<br />

1.032.910 333.339<br />

Überschussmaterialien 476.250 222.500<br />

Summe 1.509.160 555.839<br />

zzgl. Ingenieurskosten 10 % 1.660.076 611.423<br />

Quelle: IBoMa<br />

Unter Berücksichtigung der bekannten Kosten der Brachflächenreaktivierung kann<br />

der Bodenwert des werdenden Baulandes kalkuliert werden. In der nachfolgenden<br />

Berechnung wurden hierzu die später erzielbaren Erlöse auf Basis des Nettobaulandes<br />

der einzelnen Teilbereiche und unter Berücksichtigung des merkantilen Minderwertes<br />

berechnet.<br />

Die Kosten der Baulandentwicklung werden in der Folge abgezogen. Das Residuum<br />

ist über die Entwicklungsdauer zu diskontieren, da der volle Bodenwert erst nach der<br />

vollständigen Baureifmachung erreicht wird. Von dem Zwischenergebnis sind noch<br />

die Verfahrenskosten (u.a. Grunderwerbsnebenkosten, hier: pauschal 10 %) in Abzug<br />

zu bringen. Das Ergebnis stellt dann den Wert der Fläche zum Wertermittlungsstichtag<br />

dar.<br />

Tab. 2: Berechnung des Bodenwertes<br />

Bodenwerte der einzelnen Teilbereiche<br />

Flächenbilanz<br />

Erlöse<br />

Kosten<br />

Differenz<br />

Verkehrswert<br />

- 60 -<br />

Summe<br />

Gesamtgröße der zu bewertenden Fläche 56.000 m² 56.000 m²<br />

Größe des Teilbereichs (Nettobauland) 35.103 m² 7.819 m² 42.922<br />

relative Größe des Teilbereichs in % 81,78 % 18,22 %<br />

Ausgangswert (ebf.) 100,00 €/m² 140,00 €/m²<br />

minus merkantiler Minderwert (10% ) 10,00 €/m² 14,00 €/m²<br />

Zwischensumme<br />

Teilsummen Bereich 2<br />

90,00 €/m² 126,00 €/m²<br />

Erlös = Zwischensumme * NBL des Teilbereiches 3.159.270,00 € 985.194,00 € 4.144.464,00<br />

Kostenpositionen in € (Anteil entsprechend Größe<br />

des Teilbereichs):<br />

Teilbereich 1 Teilbereich 2<br />

Erschließungskostenpauschale (20,50 €/m² NBL) 719.611,50 € 0,00 € 719.611,50<br />

Sanierungskosten 1.660.076,00 € 611.423,00 € 2.271.499,00<br />

insgesamt: 2.379.687,50 € 611.423,00 € 2.991.110,50<br />

erzielbarer Erlös abzüglich Kosten 779.582,50 € 373.771,00 € 1.153.353,50<br />

vorläufiger Wert 779.582,50 € 373.771,00 € 1.153.353,50<br />

mal Diskontierungsfaktor (Wartezeit: 4 Jahre,<br />

Risiko: 2 Jahre, Zinssatz: 4,75 %) 0,756965019 0,756965019 0,756965019<br />

Zwischenergebnis 590.116,68 € 282.931,57 € 873.048,25<br />

abzüglich Verfahrenskosten 59.011,67 € 28.293,16 87.304,83<br />

Bodenwert des Teilbereiches 531.105,01 € 254.638,41 € 785.743,43<br />

Bodenwert/m² (Bruttobauland) 11,60 € 24,96 € 14,03<br />

Den Berechnungen liegen nicht die gerundeten Werte zu Grunde. Hier ist mit ungerundeten Werten gerechnet worden!<br />

Quelle: IBoMa


Exkurs: negativer Verkehrswert<br />

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In manchen Fällen übersteigen die Aufbereitungskosten den später erzielbaren Erlös.<br />

Das Rechenergebnis wird dann negativ.<br />

Ein Grundstück, bei dem die Aufbereitungskosten über dem künftigen Bodenwert liegen,<br />

fällt nicht unter die Verkehrswertdefinition, die durch den „Preis, der auf dem<br />

Markt zu erzielen wäre“, bestimmt wird. Für ein Grundstück mit negativem Bodenwert<br />

ist auf dem Markt kein Preis erzielbar.<br />

Das Kalkulationsverfahren zur Verkehrswertermittlung kann nicht fortgeführt werden,<br />

sobald sich ein negativer Bodenwert ergibt. Der Verkehrswert, der nicht negativ sein<br />

kann, liegt in diesen Fällen bei 0,-- €; die Fläche hat somit keinen Verkehrswert.<br />

Abb. 6: unrentierliche Entwicklung<br />

DM Variante I Variante II<br />

120,--<br />

100,-- 1<br />

90,--<br />

80,--<br />

70,--<br />

50,--<br />

40,--<br />

30,--<br />

Gewinn/Risiko<br />

Wartezeit<br />

Flächenabzug "f"<br />

<strong>Altlasten</strong>beseitigung<br />

Fundamentbeseitigung<br />

Erschließung<br />

0,-- Zeit<br />

1 Marktpreis (Verkehrswert) für vergleichbares baureifes Gewerbeland<br />

max.<br />

Kosten 1 Ankaufs- Kosten 2 2<br />

preis 1<br />

2<br />

"Kostenbestandteile" Erschließung, Fundamente und <strong>Altlasten</strong> liegen höher wie bei der Verkaufsvariante 1. Flächenabzug "f",<br />

Wartezeit, Gewinn/Risiko sind gleich hoch.<br />

Quelle: IBoMa - Institut für Bodenmanagement<br />

- 61 -<br />

unrentierliche<br />

Kosten<br />

(Verlust oder<br />

Subvention)


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Fazit und Empfehlungen zum Vorgehen<br />

Die wichtigste Einflussgröße sind die Aufbereitungskosten! Hierzu zählt neben den<br />

<strong>Altlasten</strong> aber auch die Herstellung eines tragfähigen Baugrundes (bspw. Entfernen<br />

von Fundamenten, Verdichten des Untergrundes, Pfahlgründungen).<br />

Die Höhe der Kosten einer <strong>Altlasten</strong>beseitigung beeinflusst maßgeblich die Höhe des<br />

Marktwertes!<br />

Ohne vorherige Bodenunteruntersuchungen ist weder eine Kaufpreisfindung noch<br />

eine Entscheidung möglich, wie die Fläche künftig genutzt werden soll!<br />

Eigentümer, Umweltsachverständige, Wertermittler und Planer sollten frühzeitig den<br />

Dialog suchen, um die Wechselwirkungen zwischen Belastungen, Planungen und<br />

Wert frühzeitig zu erörtern.<br />

Empfehlungen<br />

1. Prüfen der Entwicklungsoptionen unter Berücksichtigung der unterschiedlichen<br />

Sanierungserfordernisse. Einbindung der Akteure in die Wertermittlung:<br />

Historische Analyse: liegt eine <strong>Altlasten</strong>verdachtsfläche vor, ist in jedem Fall<br />

ein Umweltsachverständiger mindestens beratend hinzuzuziehen.<br />

Es ist ein Abstimmungsgespräch zwischen Eigentümer, Umweltsachverständigem,<br />

Wertsachverständigem und (ggf.) Planern durchzuführen. Hierbei sollten<br />

das Ausmaß des Risikos, der Größe der Verdachtsflächen, mögliche Berücksichtigungen<br />

durch die Planung und die Implikationen auf den Wert erörtert<br />

werden. In der Folge sollte dann entscheiden werden, ob eine gründlichere<br />

Erkundung erforderlich ist.<br />

2. Abschätzung der Risiken. Ggf. Erstellen einer vorbereitenden Baugrunduntersuchung<br />

und Gefährdungsabschätzung.<br />

3. Entwicklung von Alternativen zum Umgang mit den vermuteten/erkannten<br />

Restriktionen.<br />

4. Erstellen/ Überarbeiten der Planungskonzeption entsprechend der vermuteten<br />

Risiken bzw. der festgestellten Restriktionen unter Berücksichtigung der Werthaltigkeit<br />

der angedachten Nutzungen (ggf. Grobkalkulation der sich ergebenden<br />

Werte). In diesem Schritt kommt es darauf an, unter Berücksichtigung der bekannten<br />

Risiken/ Restriktionen und der lagebezogenen Werten unterschiedlicher<br />

Nutzungen eine Planungskonzeption zu entwickeln, die Risiken und Erträge in<br />

optimaler Form berücksichtigt.<br />

5. Ableitung von Bauerwartungslandwerten aus dem vollen Baulandwert (deduktive<br />

Methode).<br />

- 62 -


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Entwicklung der Kokerei Zollverein<br />

Flächenrecycling und Weltkulturerbe<br />

A: Edelmann, Th. Schürkamp, RAG Montan Immobilien GmbH, Essen<br />

Seit einigen Jahren erfahren kulturelle Aspekte in der Flächenentwicklung eine<br />

wachsende Bedeutung. Hierbei können zwei Bedeutungsebenen unterschieden werden:<br />

Die erste bezieht sich auf verschiedene Aspekte des Marketings. So werden kulturelle<br />

Events wie Theaterfestivals, Konzerte, Ausstellungen und Installationen genutzt,<br />

um Standorte ins Gespräch zu bringen und zu branden. Die genannten Veranstaltungen<br />

haben das Ziel, ehemals für die Öffentlichkeit unzugängliche Standorte zu<br />

öffnen, sie in das Bewusstsein zu holen, Interesse zu schaffen, um so zu einer allmählichen<br />

Imagesteigerung beizutragen: Kunst und Kultur an Stelle von Stillstand<br />

und Verfall.<br />

Die zweite Ebene ist vertriebsorientiert. Sie bezieht sich auf die seit kurzem im breiten<br />

Fokus der Diskussion um Wissensökonomie und Wirtschaftsförderung (u.a. Richard<br />

Florida: The Rise of the Creative Class) stehende Kreativwirtschaft als wachsendem<br />

und damit Fläche nachfragendem Wirtschaftszweig. Auf diese Weise werden<br />

die überwiegend kleinen Kreativunternehmen zu einer neuen Zielgruppe für die<br />

Vertriebsabteilungen von Flächenentwicklern.<br />

Abb. 1: Relevanz von kulturellen Aspekten im Bergbau<br />

- 63 -


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Sowohl für die Marketing- als auch die Vertriebsaspekte, die der wachsenden Bedeutung<br />

von Kultur für und in der Flächenentwicklung innewohnen, bieten altindustrielle<br />

Gebäude und Anlagen die Kulissen, die die spezielle Atmosphäre am Standort<br />

erzeugen und so als Grundvoraussetzung für kulturelle Aktivitäten und Ansiedlungsfaktor<br />

für Unternehmen der Kreativwirtschaft dienen.<br />

Als Projekt auf einem Standort des UNESCO Weltkulturerbes ist die Entwicklung der<br />

Kokerei Zollverein ein bedeutendes Beispiel in diesem Kontext.<br />

Abb. 2: Zollvereins Status als UNESCO Welterbe<br />

Die Folgenutzung dieser Anlagen zu einem neuen Zweck, der nicht dem ursprünglichen<br />

Design entspricht, erfordert z.T. massive Umbau- und Anpassungsmaßnehmen.<br />

Diese bedeuten potenzielle Konflikte mit den sich aus dem Denkmalschutz ergebenden<br />

Auflagen.<br />

- 64 -


Abb. 3: Konflikte: Straßen<br />

Abb. 4: Konflikte: Freiräume<br />

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- 65 -


Abb. 5: Konflikte: Gebäude<br />

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Aus dem dargestellten Spannungsfeld zwischen Flächenentwicklung und Weltkulturerbe<br />

werden Handlungsempfehlungen abgeleitet.<br />

Abb. 6: Lösungen<br />

- 66 -


Fragestellung<br />

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Altbergbau in Deutschland – Montanhistorische Relikte<br />

mit Katastrophenpotential<br />

Dipl.-Geol. Christof Radusch<br />

URS Deutschland GmbH, Am Handelshof 1, 45127 Essen<br />

In Deutschland hat es für eine Periode von mehr als 1.000 a bis weit ins 20. Jh. hinein<br />

intensive unterirdische Bergbauaktivitäten auf verschiedene Rohstoffe gegeben.<br />

Mit fortschreitenden technischen Möglichkeiten erschloss der Bergbau ausgehend<br />

vom Tagebau immer größere Teufen bis zu 1.500 m im heutigen Steinkohlentiefbau.<br />

Als Relikte des aufgegebenen Bergbaus verbleiben Gefahrenstellen in großer Zahl<br />

auf vielen 1.000 km² möglicherweise auf mehr als 10.000 km² Fläche. Liegen diese<br />

in Teufenlagen bis max. 100 m, so können sie Jahrhunderte lang einwirkungsrelevant<br />

für die Tagesoberfläche sein. Viele Altbergbaue sind gar nicht mehr bekannt.<br />

Der plötzliche Kollaps untertägiger Hohlräume kann ohne Vorwarnung Menschen<br />

verletzen oder sogar töten und führt an der Tagesoberfläche zu Schäden an Risikoelementen.<br />

Die Entgasung von Methan und Radon sowie die Einwirkungen von<br />

Grund- und Grubenwasser sind mit dem Altbergbau verbunden und können weitere<br />

Schäden hervorrufen.<br />

Zielsetzung<br />

Mit diesem Vortrag sollen die Gefahren und Risiken des Altbergbaus und ihr teilweise<br />

katastrophenrelevanter Einfluss auf Menschen, soziale Gruppen und Infrastruktur<br />

anhand von Fallbeispielen dargestellt sowie mögliche Gegenstrategien aufgezeigt<br />

werden. Die Zahl altbergbaulicher Gefahrenstellen wurde für Teile Deutschlands<br />

überschlägig quantifiziert.<br />

Methodik<br />

Es wurden öffentlich zugängliche Literatur und Dokumente ausgewertet sowie verschiedene<br />

(Berg)Behördenvertreter befragt.<br />

Ergebnisse<br />

Der Bergbau wird seit 200 bis 300 Jahren geordnet bergrechtlich legitimiert. Kontrollorgane<br />

sind meist die Bergbehörden in den Bundesländern, Die heute u.a. für den<br />

Altbergbau und die Gefahrenabwehr zuständig sind. Die Prozessdynamik von Tagesbrüchen<br />

wird durch gebirgsmechanische, hydrologische und geologische Faktoren<br />

gesteuert. Während bis vor einigen Jahren auf altbergbauliche Schadenereignisse<br />

reagiert wurde, hat sich aufgrund einiger Schadenereignisse mit lokal katastrophaler<br />

Dimension die Erkenntnis durchgesetzt, dass präventive Schutzmaßnahmen<br />

- 67 -


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effektiver und kostengünstiger sein können. In diesem Zusammenhang werden in<br />

den Bundesländern Dokumente zum (Alt)Bergbau mit großem Aufwand digitalisiert<br />

und teilweise neu bewertet.<br />

Aus Datenschutzgründen ist der behördeninterne Bearbeitungsstand teilweise<br />

schwer nachzuvollziehen. Öffentlich zugänglich sind nur allgemeine Beispiele dokumentiert.<br />

Vom Altbergbau stark betroffene Länder, wie z.B. NRW und Sachsen, haben<br />

dabei einen fortgeschrittenen Bearbeitungsstand erreicht oder wie in Mecklenburg-<br />

Vorpommern die altbergbaulichen Gefahren weitgehend beseitigt. Andere Länder<br />

stehen mit der Bearbeitung der Altbergbauproblematik am Anfang.<br />

Die Beseitigung altbergbaulicher Gefahren ist eine Querschnittsaufgabe für viele<br />

Fachdisziplinen und Akteure. Die Durchführung aktiver Sicherungs- und Sanierungsmaßnahmen<br />

kann im Einzelfall viele Millionen Euro kosten, die aufgrund unklarer<br />

haftungsrechtlicher Zuständigkeiten meist aus Steuermitteln beglichen werden.<br />

Jährlich entstehen so bundesweit Kosten von hohen zweistelligen Millionenbeträgen.<br />

Nur in Ausnahmefällen kann ein Kostenpflichtiger, meist ein großes privatwirtschaftliches<br />

Unternehmen, ermittelt werden.<br />

Das Schadenpotential des Altbergbaus wird maßgeblich durch die Nutzung der Tagesoberfläche<br />

bestimmt.<br />

Insbesondere in Ballungsräumen wie dem Ruhrgebiet, mit einer hohen Konzentration<br />

von Sach- und Finanzwerten, muss im Zuge eines effektiven und zielgerichteten<br />

Katastrophen- und Risikomanagements die Vulnerabilität gegenüber dem Altbergbau<br />

reduziert werden. Gefahren und Risiken des Altbergbaus sind in Deutschland und<br />

Weltweit ein zu wenig beachtetes Problem.<br />

- 68 -


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Werthaltigkeit und Nachhaltigkeit bei der Umnutzung<br />

von Flächen des ehemaligen Bergbaus<br />

Matthias Morgenstern, Jochen Nagel, Rödl & Partner ImmoWert GmbH,<br />

Michael Laßl, Axel Köster, RAG Montan Immobilien GmbH<br />

Baulandpreise entstehen im Wettbewerb<br />

In funktionierenden Märkten bildet der Wert, der einem Grundstück zugemessen<br />

wird, die Erwartung der Erträge ab, die sich zukünftig auf und mit dem Grundstück<br />

erwirtschaften lassen. Die Flächen der Montanindustrie sind in dieser Hinsicht ein<br />

gutes Beispiel. Im laufenden Betrieb genießt ein Bergbaustandort einen planungsrechtlichen<br />

Sonderstatus und einen, für den laufenden Betrieb definierten Wert. Ein<br />

stillgelegter Bergbaustandort, der einer neuen Nutzung zugeführt werden soll, weist<br />

noch keine bauplanungsrechtlichen Voraussetzungen auf und unterliegt darüberhinaus<br />

dem Wettbewerb mit anderen Flächen.<br />

Die Werthaltigkeit solcher Flächen, etwa in Form des Bodenwertes, bildet sich am<br />

Grundstücksmarkt anhand der Lagemerkmale, der Beschaffenheit, der Marktsituation<br />

und der zulässigen Nutzungen ab. Diese Einflussfaktoren sind hochvariabel, so dass<br />

sich für die Baulandpreise in Deutschland eine ausgeprägte Topographie ergibt:<br />

Abbildung 9: Die Topographie der Baulandpreise (Stand 2001), Quelle: Bundesamt für Bauwesen und<br />

Raumordnung, 2003<br />

- 69 -


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Feiner aufgelöst als in dieser stark aggregierten Darstellung finden sich die Baulandpreise<br />

in den von den Gutachterausschüssen veröffentlichen Marktberichten, siehe<br />

Abbildung 2.<br />

Abbildung 10: typische Baulandpreise für unbebaute Grundstücke, gewerbliche Nutzung ohne „tertiäres<br />

Gewerbe“; aus: Nordrhein-Westfalen, Grundstücksmarktbericht 2009. Der Obere Gutachterausschuss<br />

für Grundstückswerte im Land Nordrhein-Westfalen.<br />

Für die Werthaltigkeit des einzelnen Standorts können als erste Anhaltspunkte die<br />

ebenfalls von den Gutachterausschüssen aus der Kaufpreissammlung ermittelten<br />

Bodenrichtwerte herangezogen werden (§196 BauGB). Der Bodenrichtwert ist ein<br />

durchschnittlicher Lagewert des Grund und Bodens pro Quadratmeter bebauter oder<br />

unbebauter Fläche in einem Gebiet mit im Wesentlichen gleichen Lage- und Nutzungsverhältnissen<br />

(Kleiber et. al., 2007, Seite 538). Allerdings beziehen sich die<br />

Bodenrichtwerte auf baureifes Land (§ 4 Abs. 4 WertV 88), also auf Flächen, die<br />

nach öffentlich-rechtlichen Vorschriften baulich nutzbar sind. Flächen des ehemaligen<br />

Bergbaus sind in der Regel nicht ohne weiteres nach öffentlich-rechtlichen Vorschriften<br />

bebaubar, vielmehr sind eine Reihe von Maßnahmen auszuführen, bevor<br />

ihnen der Wert von Bauland, z.B. in der Größenordnung geeigneter Bodenrichtwerte,<br />

zugeordnet werden kann. Dazu gehören z.B.<br />

Beendigung der Bergaufsicht,<br />

Schaffung von Baurecht,<br />

ggf. Sanierung von <strong>Altlasten</strong>,<br />

ggf. Tiefenenttrümmerung,<br />

äußere und innere Erschließung,<br />

ggf. Baugrundverbesserung<br />

und anderes.<br />

- 70 -


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Auch wenn Teile der Aufwendungen durch die Verursacher getragen werden (Beendigung<br />

Bergaufsicht einschließlich aller Aufwendungen zur Wiedernutzbarmachung<br />

nach BBergG, Sanierung von <strong>Altlasten</strong> i.S. von § 2 Abs. 5 BBodSchG zur Gefahrenabwehr<br />

als materielle Konkretisierung der im BBerg unbestimmten Rechtsbegriffe),<br />

so wird doch deutlich, dass ehemalige Flächen des Bergbaus im Vergleich zu anderen,<br />

evtl. „auf der grünen Wiese“ entwickelten Flächen einen Wettbewerbsnachteil<br />

erleiden, da bei letztgenannten geringere Kosten für die Entwicklung anfallen.<br />

Das Bodenwertniveau, das sich durch die Marktmechanismen entwickelt, bildet so<br />

etwas wie die Obergrenze dessen, was die Marktteilnehmer im gewöhnlichen Geschäftsverkehr<br />

für Bauland zu zahlen bereit sind. Die Vornutzung ist dabei für das<br />

allgemeine Bodenwertniveau zunächst ohne Belang; sie schlägt sich im Einzelfall jedoch<br />

in Form von Wertabschlägen (technisch-wirtschaftlicher und merkantiler Minderwert)<br />

nieder.<br />

Werthaltigkeit bei der Umnutzung von Flächen des ehemaligen Bergbaus<br />

Nach den obigen Ausführungen sind viele Flächen des ehemaligen Bergbaus bewertungstechnisch<br />

als Bauerwartungsland oder Rohbauland einzustufen. Diese beiden<br />

Zustandsstufen werden oft als „werdendes Bauland“ zusammengefasst. Für die<br />

Bewertung werdenden Baulands hat sich in der Literatur und in der Praxis ein Verfahren<br />

durchgesetzt, das teilweise als Kalkulationsverfahren, teilweise als deduktive<br />

Bodenwertableitung bezeichnet wird. Soweit neben dem Bodenwert auch zukünftige<br />

Erlöse aus einer Projektentwicklung (Neubau, Refurbishment) mit einbezogen werden,<br />

spricht man auch vom Residualwertverfahren.<br />

Als Ausgangspunkt der Bewertung ist vom Bodenwert des zukünftig baureifen<br />

Grundstücks auszugehen. Dabei sind Flächenabzüge für Verkehrsflächen und ggf.<br />

Gemeinbedarfsflächen vorzunehmen. Von diesen Werten werden die Kosten abgezogen,<br />

die notwendig sind, um den Zustand und die Flächenqualität, auf den sich die<br />

Bewertung bezieht, herzustellen. Da das baureife Grundstück nicht sofort zur Verfügung<br />

steht, sondern erst in der Zukunft, sind die ermittelten Werte über eine Wartezeit<br />

mit einem angemessenen Zinssatz zu diskontieren. Das Risiko, das sich aus den<br />

verschiedenen Wagnissen ergibt, kann entweder über Abschläge oder über eine<br />

verlängerte Wartezeit berücksichtigt werden. Die Barwerte eventueller Erlöse aus<br />

Zwischennutzungen sind als Positiveinkünfte anzusetzen. Eine genauere Erläuterung<br />

des Verfahrens findet sich z.B. gif (2008) oder Gehri (2009 a, b), siehe Abbildung 3.<br />

Versteht man den zukünftigen Erlös aus den hergerichteten Flächen als eine „feste“<br />

Größe, die durch den Markt und den Wettbewerb mit anderen Flächen vorgegeben<br />

wird, so zeigt sich, dass bei einem niedrigen Bodenwertniveau oder bei hohen Kosten<br />

für die Aufbereitung und Entwicklung die Bereitstellung von Bauland evtl. nicht<br />

mehr wirtschaftlich dargestellt werden kann. Bei Erschließungskosten im Bereich von<br />

ca. 20 bis 25 €/m² beispielsweise kann Bauland, das von den Marktteilnehmern im<br />

gewöhnlichen Geschäftsverkehr ein Wert unter 35 €/m² zugeordnet wird, unter Einbezug<br />

der sonstigen Aufwendungen nicht betriebswirtschaftlich entwickelt werden.<br />

- 71 -


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Bewertung ehemaliger Flächen des Bergbaus Bewertungsobjekt:<br />

Bereich Wertansatz/Eräuterung Teilbereich 1<br />

Flächen Gesamtfläche des Bewertungsobjektes 175.700 m²<br />

Teilfläche (Bruttobaufläche) 50.000 m²<br />

entspr. Anteil der Teilfläche 28%<br />

Anteil Nichtbauflächen 15%<br />

Nettobaufläche 42.500 m²<br />

Erlöse vorläufiger Bodenwert für die (Teil)Fläche 65 €/m²<br />

Anpassungen 0<br />

merkantiler Minderwert wegen Vornutzung 10%<br />

Bodenwert 59 €/m²<br />

Zwischenergebnis: zukünftige Erlöse 2.486.250 €<br />

Kosten Baugrundverbesserungsmaßnahmen 8 €/m²<br />

Entsorgung/Verwertung 20 €/m²<br />

Herstellung Erschließungsanlagen 25 €/m²<br />

Naturschutzrechtliche Ausgleichsabgaben 0,00 €/m²<br />

Planungskosten 0,50 €/m²<br />

Zwischenergebnis Erlöse minus Kosten (pro m²) 5,00 €/m²<br />

Erlöse minus Kosten (absolut, Bezug Nettobauland) 212.500 €<br />

Wartezeit /Risiken Zins 6,0%<br />

Wartezeit 10 Jahre<br />

Risikoansatz 3 Jahre<br />

Diskontierungsfaktor 0,4688<br />

Wert des Rohbaulands 99.628 €<br />

Abbildung 11: Tableau einer deduktiven Bodenwertermittlung (fiktive Beispieldaten)<br />

Dem kann teilweise durch eine antizipierende Planung entgegengesteuert werden.<br />

Denn schon wegen der Größe von rezent in Stilllegung befindlichen Bergbaustandorten,<br />

die im Einzelfall typischerweise nicht unter 100.000 m² liegt, ist nicht davon<br />

auszugehen, dass die Gesamtfläche gleichartig in eine Richtung entwickelt werden<br />

kann. Vielmehr ergeben sich für Teilbereiche nach dem Zuschnitt, der Lage, der Verkehrsanbindung,<br />

der Vornutzung, der Untergrundbeschaffenheit usw. unterschiedliche<br />

Entwicklungsmöglichkeiten.<br />

Es werden daher für die Zwecke der Wertermittlung Teilbereiche gebildet, denen die<br />

wahrscheinlichste Nutzungsart nach den tatsächlichen Eigenschaften, den abzusehenden<br />

bauplanungsrechtlichen Möglichkeiten und den Marktgegebenheiten zugeordnet<br />

wird. Einzelne Teilbereiche einer Liegenschaft können dabei einen negativen<br />

Teilwert aufweisen, wenn z.B. nur eine ertragsarme oder unrentierliche Folgenutzung<br />

vorgesehen bzw. möglich ist. Insofern bildet die Wertermittlung an dieser Stelle den<br />

Prozess der vorgeschalteten Fachplanungen bzw. den der projektsteuernden Stelle<br />

ab. Fehlen solche planerischen Vorgaben, etwa bei der Wertermittlung in einem frühen<br />

Stadium des Flächenrecyclings, müssen sachverständige Annahmen getroffen<br />

und als solche gekennzeichnet werden.<br />

- 72 -


Wohnen<br />

Bestandsgebäude,<br />

Bereich Bildung und<br />

Dienstleistung<br />

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Gewerbe<br />

Abbildung 12: Entwurf einer Folgenutzung für ein ehemaliges Bergwerk. Quelle: RAG Montan Immobilien<br />

GmbH<br />

Um den Nachteil der ehemaligen Bergbauflächen oder anderer vorgenutzten Flächen<br />

gegenüber der grünen Wiese wenigstens auszugleichen, wurden unter anderem bereits<br />

verschiedene Ansätze diskutiert:<br />

eine Flächenverbrauchsabgabe (DOETSCH et. al. 1999),<br />

die Einführung eines Kontingentierungssystem, um handelbare<br />

Flächenausweisrechte einzuführen (KBU 2009),<br />

Lenkung über steuerliche Gestaltung (BBR 2007).<br />

In der Immobilienwirtschaft zeichnen sich in den letzten Jahren Tendenzen ab, die<br />

einen Ansatz bieten, für die vorgenutzten Flächen den Malus zu dämpfen und vielleicht<br />

sogar einen Bonus zu bieten.<br />

- 73 -<br />

Wohnen oder<br />

Grünfläche<br />

Grünfläche und<br />

gebietsprägendes<br />

Gebäude


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Nachhaltigkeit bei der Umnutzung von Flächen des ehemaligen Bergbaus<br />

Ein Ansatzpunkt, über den die Flächen des ehemaligen Bergbaus und sonstige vorgenutzte<br />

Flächen einen Konkurrenzvorteil gegenüber nicht recycelten Flächen erhalten<br />

könnten, ist die Dynamik, mit der zur Zeit Aspekte der Nachhaltigkeit in die<br />

Immobilienwirtschaft implementiert werden. Dabei stehen die Fragen nach dem Einfluss<br />

von Nachhaltigkeitskriterien auf den Wert von Bauland oder Immobilien in<br />

Deutschland noch am Anfang. Gleichwohl sind sich Immobilienexperten in der Prognose<br />

weitgehend darüber einig, dass es zukünftig Unterschiede zwischen konventionell<br />

und nachhaltig entwickelten Gebäuden geben wird, etwa in Hinblick auf die erzielten<br />

Mieten, Mietkonditionen, Vermarktungsdauer, Leerstand, Lebenszykluskosten<br />

und insofern auch auf den Verkehrswert und seine Entwicklung. Diesbezüglich besteht<br />

ein erheblicher Regelungsbedarf zur Bewertung der Nachhaltigkeitsaspekte in<br />

der Flächenaufbereitung und in der Flächenentwicklung bevor es zur eigentlichen Investition<br />

bzw. zum Neubau kommt.<br />

Neben regulatorischen Eingriffen der Politik (etwa zur Energieeinsparung und zu den<br />

erneuerbaren Energien) sind z.Zt. als wesentliche Treiber der oben genannten Dynamik<br />

große multinationale Firmen in ihrer Rolle als Mieter von Gewerbeflächen und<br />

institutionelle Investoren zu nennen. Aufgrund ihrer Selbstverpflichtung zu bestimmten<br />

Umweltzielen und CSR-Prinzipien (Corporate Social Responsibility) einerseits<br />

und in Vorwegnahme der prognostizierten, langfristigen ökonomischen Aspekte andererseits,<br />

mieten oder kaufen diese Akteure bevorzugt Immobilien, die nachhaltig<br />

sind und dies auch nach bestimmten Kriterien nachweisen können (IMMOBILIEN-<br />

ZEITUNG 2009, LORENZ 2008, EICHHOLTZ et. al. 2009).<br />

Anhaltend hohe Flächeninanspruchnahme<br />

Die öffentliche Wahrnehmung der Nachhaltigkeitsdebatte fokussiert sich auf Energieeffizienz<br />

(ENEV 2009, EneG 2009). Seitens der Politik, der Berufs- und Fachverbände<br />

werden aber auch andere Umweltauswirkungen der Immobilien in die Nachhaltigkeit<br />

einbezogen (z.B. RICS 2009).<br />

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