Vincenz Aktuell - St. Vincentius-Kliniken gAG
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Bild 2: Mutationsanalyse bei zwei Patienten mit Dickdarmkarzinom: Der Nachweis einer Punktmutation im Exon 2 des k-ras<br />
Gens im unteren Fall zeigt an, dass im Gegensatz zum oberen Fall eine Therapie mit Cetuximab keinen positiven Effekt hat.<br />
die Polymerase-Kettenreaktion oder<br />
PCR, können auch winzige Mengen<br />
der Erbsubstanz untersucht werden. In<br />
der PCR werden entlang eines DNA-<br />
<strong>St</strong>ranges üblicherweise in mehreren<br />
sich wiederholenden Zyklen Kopien<br />
der vorliegenden Sequenz aus den<br />
Bausteinen der DNA hergestellt. In<br />
den Folgezyklen können nun auch<br />
diese neu entstandenen DNA-Fragmente<br />
als Vorlage für weitere Kopien<br />
dienen, wodurch es zu einer exponentiellen<br />
Vermehrung der Ausgangssequenz<br />
kommt. Diese DNA wird<br />
dann gereinigt und mit speziellen<br />
Farbstoffen analysiert. Sie kann auch<br />
für weiterführende anschlie ßende<br />
Analysen wie die DNA-Sequenzierung<br />
(s.u.) eingesetzt werden. Angewandt<br />
werden PCR-Verfahren bei der<br />
Diagnostik bestimmter maligner Lymphome,<br />
um sie sicher von gutartigen<br />
Lymphozyten-Infiltraten, wie sie beispielsweise<br />
bei chronischen Entzündungen<br />
auftreten, zu unterscheiden.<br />
Eine PCR kann den Nachweis eines<br />
einzigen Zellklons, also einer auf<br />
Ebene der Erbsubstanz weitgehend<br />
identischen Ansammlung von Zellen,<br />
erbringen und so die morphologische<br />
Diagnose unterstützen und sichern.<br />
Eine PCR kann aber auch die Erbsubstanz<br />
von Krankheitserregern (z.B.<br />
des Tuberkuloseerregers) spezifisch<br />
vervielfältigen und dadurch eine<br />
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bestimmte Infektion nachweisen. So<br />
kann bei morphologischen Hinweisen<br />
auf eine Erreger-bedingte Form der<br />
Entzündung, diese molekularpathologische<br />
Untersuchung einen wichtigen<br />
Hinweis auf die Art des Erregers liefern.<br />
DNA-Sequenzierung<br />
In der Molekularpathologie werden<br />
zudem Verfahren eingesetzt, die eine<br />
genaue Analyse der DNA-Sequenz<br />
ermöglichen. In neuen und sehr sensitiven<br />
Verfahren kann der Einbau der<br />
Bausteine bei einem Abschreibevorgang<br />
entlang der DNA direkt beobachtet<br />
und so die genaue DNA-<br />
Sequenz erfasst werden (sog. Pyrosequenzierung).<br />
Diese Sequenzanalysen<br />
werden üblicherweise an der<br />
Tumor-DNA durchgeführt, die aus<br />
Gewebeschnitten isoliert wird. Damit<br />
lassen sich der Verlust (sog. Deletion)<br />
und Zugewinn (sog. Insertion) längerer<br />
DNA-Ab schnitte sowie auch die<br />
Veränderung eines einzigen DNA-<br />
Bausteins (sog. Punktmutation, Bild 2)<br />
nachweisen.<br />
Bei bestimmten Krebserkrankungen,<br />
wie einigen Formen des Dickdarmoder<br />
Lungenkarzinoms, spielt die dauerhafte<br />
Aktivierung von Signalwegen<br />
in der Tumorzelle eine zentrale Rolle<br />
in der Krebsentstehung. In jüngs ter<br />
Zeit wurden Medikamente entwickelt,<br />
die diese Signalwege spezifisch<br />
blockieren können und solche Tumoren<br />
in ihrem Wachstum hemmen können.<br />
Die Wirksamkeit solcher Medikamente<br />
hängt allerdings von Mutationen<br />
des genetischen Materials in<br />
der Tumorzelle ab. Wir als Pathologen<br />
können durch eine Mutationsanalyse<br />
mit einem Sequenzierverfahren<br />
das Tumorgewebe untersuchen und<br />
überprüfen, ob die Voraussetzung für<br />
eine Wirksamkeit einer bestimmten<br />
Therapie bei diesen Krebserkrankungen<br />
vorliegt und dem behandelnden<br />
Arzt eine wichtige Entscheidungshilfe<br />
an die Hand geben.<br />
Ausblick<br />
Die Weiterentwicklung unseres<br />
Faches erfordert von uns als Pathologen<br />
gerade in der molekularen Diagnostik<br />
einen stetigen Ausbau und<br />
Etablierung neuer Verfahren. Daneben<br />
muss eine Qualitätssicherung<br />
durch regelmäßige Teilnahme an<br />
Ringversuchen gewährleistet werden.<br />
So ist das Institut für Pathologie an<br />
den <strong>St</strong>. <strong>Vincentius</strong>-<strong>Kliniken</strong> in der<br />
k-ras- und EGFR-Mutationsdiagnostik<br />
als eines der ersten Institute in<br />
Deutschland durch die Qualitätssicherungs-Initiative<br />
Pathologie (QuIP) zertifiziert<br />
worden. Die beschriebenen<br />
Verfahren der molekularen Diagnostik<br />
sind aufwändig, liefern jedoch unersetzliche<br />
Informationen für eine zielgenaue<br />
und moderne, individuell<br />
angepasste Behandlung unserer<br />
Patientinnen und Patienten und sind<br />
damit ein fester Bestandteil unseres<br />
diagnostischen Handwerkszeugs<br />
geworden.<br />
PD Dr. med. Arno Dimmler<br />
Leitender Oberarzt<br />
Institut für Pathologie<br />
<strong>Vincenz</strong> <strong>Aktuell</strong> 59/10