Eine Überbauung mit Augenmass für Bewohner und UmweltAn der Trichtenhausenstrassesind drei Mehrfamilienhäuser geplant.Gebaut wird sozial undnachhaltig, für das Wohnen inspäteren Lebensphasen und fürdie 2000-Watt-Gesellschaft.Die Genossenschaftssiedlung im HinterenSteinacher bei der Buswendeschlaufemit ihrem preisgekrönten alterdurchmischtenWohnen unter dem gleichenDach hat es vorgemacht. Jetzt folgt aufdem Areal Vorderer Steinacher, wo dieBerghalden- in die Trichtenhausenstrassemündet, eine weitere Überbauung mitModellcharakter.einheitlichen Siedlung in Mieter und Eigentümerrührt laut Burkhard daher,dass Bauherrschaften sich in der Regelfür eine Vermietung entschliessen, wennsie eigenes Geld anlegen wollen. SeparateStockwerkeigentümerschaften wolleman bilden, weil Gemeinschaftsangelegenheitenin der Regel in kleinerenGruppen einfacher zu regeln und zuhandhaben seien.Zwei Drittel bleiben freiÜberbaut wird eine Fläche von rund3500 Quadratmetern in der BauzoneW2, in welcher zweigeschossige Gebäudemit einem Attikageschoss erlaubtprojektiert hätte. Dass keine derartigenplanerischen Leerläufe entstehen, dafürhat übrigens auch die Stadt vorgesorgt:Sie erlaubt die Unterteilung eines Baugrundstücksauf die verschiedenen Eigentümererst dann, wenn sie zuvor eineBaubewilligung erteilt hat.Das Vorprojekt im Vorderen Steinacherwurde schon mehrere Male mit verschiedenenBehörden und Amtsstellenvorbesprochen, ist aber noch nicht bewilligt.Deshalb möchte Burkhard nichtzu stark ins Detail gehen. Je nach Fortgangder Planungsarbeiten könnten dieBauarbeiten frühestens im Herbst 2009beginnen, wobei mit einer Bauzeit vongut anderthalb Jahren gerechnet wird.So präsentiert sich das Baugelände heute.Die Projektidee wird von der Bauherrschaftmit «Wohnen in späteren Lebensphasen»umschrieben. Das Baukonsortiumbesteht aus drei Parteien mit fünfPrivatpersonen, die alle einen engen Bezugzu Witikon haben. Mit ihren Namenan die Öffentlichkeit treten wollen vorerstaber nur Hans-Peter und VreniBurkhard – er bekannt als langjährigerund erfolgreicher <strong>Quartier</strong>vereinspräsidentund heute Präsident des StiftungsratsOekumenisches AlterswohnheimOekas, sie durch ihr ebenfalls langjährigesEngagement im evangelischen FrauenvereinWitikon.Mieter und EigentümerVorgesehen sind drei Mehrfamilienhäuser,welche im Vorprojekt der ArchitektenKeller Landolt Partner als gestaffelteBaukörper entlang der Trichtenhausenstrassevorgesehen sind (vergleiche ModellfotoSeite rechts). Geplant sind einGebäude mit elf Mietwohnungen undzwei Gebäude mit je zehn Eigentumswohnungen,wobei sich die Käufer inzwei separaten Stockwerkeigentümerschaftenzusammenschliessen sollen.Diese eher unübliche Unterteilung einer6(Foto Elisabeth Brühlmann)sind. Das Projekt kann also baurechtlichnicht von den Vorteilen einer Arealüberbauungund der damit verbundenenhöheren Ausnutzung profitieren, da dieserst ab 6000 Quadratmetern möglich ist.Das Bauland umfasst allerdings nur 35Prozent des gesamten Grundstücks. Dierestlichen 65 Prozent liegen entlang desTrichtenhausenfusswegs in der Freihaltezone,die nicht überbaut werden darf.Zusammen mit dem ebenfalls geschütztenLandstreifen unterhalb des beliebtenSpazierwegs bleibt damit die freie Sichtauf das Oberdorf, den historischenDorfkern von Witikon, gewahrt.Ortsbild nicht strapazierenDass sich die drei Parteien zu einer gemeinsamenBauträgerschaft zusammengefundenund miteinander ein Bauprojekterarbeitet haben, hat in erster Liniemit ihrer Verwurzelung im <strong>Quartier</strong> zutun. «Wir wollten eine gute städtebaulicheLösung», sagt Burkhard, «welchedie Beziehung zum Ortsbild sowie zurbaulichen und landschaftlichen Umgebungnicht strapaziert.» Das wäre abernicht zu realisieren gewesen, wenn mandie Parzelle dreigeteilt und dann separatKaum variable ZimmerzahlenDie Wohnungen sind unterschiedlichgross konzipiert. Die meisten werdenüber viereinhalb Zimmer verfügen. Allerdingssind die Wohnungen nicht sogeräumig, dass sie bei Bedarf weiter unterteiltwerden könnten, um beispielsweisemehreren Personen das Zusammenlebenzu ermöglichen.Noch geprüft wird hingegen die Realisierungvon sogenannten «Schaltzimmern»,die je nach Bedarf der einenoder anderen Wohnung zugeordnet werdenkönnen. Für Burkhard wäre das allerdingsein Kompromiss, wie er sagt:«Ursprünglich hätten wir gerne unterteilbareWohnungen vorgesehen, musstenaber erkennen, dass diese Unterteilbarkeiteine theoretische ist, die nurdann funktioniert, wenn in nebeneinanderliegenden Wohnungen im gleichenZeitpunkt eine Partei verkleinern undeine andere Partei vergrössern will. DieseWahrscheinlichkeit ist eher klein.»Mobility statt zweiter ParkplatzÜber die Preise lässt sich zum jetzigenPlanungszeitpunkt noch überhauptnichts sagen. Angestrebt werde ein guter,aber nicht luxuriöser Ausbaustandard.Dazu gehört übrigens auch, dass inder gemeinsamen Tiefgarage mit Ausfahrtauf die Trichtenhausenstrasse proWohnung nur ein Parkplatz erstellt wird– eine planerische Kargheit und Bescheidenheit,die man sich bei Bauprojektendieses Zuschnitts schon fast abgewöhnthat. Im Gegenzug wird dafürdie Realisierung eines Mobility-Standortserwogen.Die Unterschiede zu anderen gleichwertigenWohnungen liegen, wie schnelleinmal klar wird, erstens im Gemeinschaftsteilund zweitens in der Lage.Um gleich mit dieser zu beginnen: Auchan Nebel- und Wolkenverhangenen Tagenlässt sich sofort feststellen, dass essich um eines der wohl letzten, grossenBaugrundstücke in Witikon mit einereinmaligen und unverbaubaren Aussichthandelt. Da nimmt man den Verkehrs-
lärm der Pendler morgens und abendsim Rücken gern in Kauf.Die Gemeinschaftsräume in den beidenStockwerkeigentum-Bauten stehen erstteilweise fest. Für Burkhard ist klar,dass für ein freundnachbarschaftlichesZusammenleben zwar die Voraussetzungengeschaffen werden können, dassaber letztlich der Alltag entscheidet.Vorgesehen ist weniger ein gemeinsamer«Partyraum», sondern mehr eineArt «Stube», im Gartengeschoss verbundenmit einem Aussensitzplatz, derauch höher gelegenen Wohnungen denZugang zum Garten ermöglicht. Vorstellbarwären auch Räume für gemeinsame«Arbeits- oder Gesundheitsbereiche».Ziel 2000-Watt-GesellschaftDieBautenwerdensogeplant,dasssieden Anforderungen einer 2000-Watt-Gesellschaft genügen – ein Ziel, dassich auch der Zürcher Stadtrat in seinenLegislaturzielen gesetzt hat und an demauch die <strong>Quartier</strong>entwicklungskommissiondes <strong>Quartier</strong>vereins arbeitet. Konkretheisst das, dass der Energiebedarfmöglichst tief bleiben soll. Vorgesehenist, mindestens das MINERGIE-Labelzu erreichen, also den Heizenergiebedarfgegenüber den durchschnittlichenAnforderungen bei Neubautennochmals zu halbieren. Mithelfen solldabei auch die freie Sicht nach Südenund Westen, indem in der kälteren Jahreszeitdie Sonnenergie auch bei tieferemSonnenstand nutzbar gemacht werdenkönnte.Regenwasser im WCNachhaltigkeitsfragen stellen sich aberauch auf anderen Gebieten. So ist eseine Selbstverständlichkeit, dass sämtlicheRäume so geplant werden, dass sieden Anforderungen eines hindernisfreienBauens genügen. Selbst das nasseWetter wird in die Rentabilitätsberechnungenmit einbezogen. Geprüft werdendie entstehenden Mehrkosten beieiner Nutzung des gesammelten Regenwassersfür die Toilettenspülung sowiefür den Garten. Damit könnten in einemeinzigen Gebäude jährlich stolze285 000 Liter Trinkwasser eingespartwerden.Neue Wohnformen gesuchtHinter dem Siedlungsprojekt steht einejahrelange Diskussion über die Frage«Wie wohnen wir in späteren Lebensphasen?Wenn der Anteil der älterenMenschen zunimmt und Unterstützungsleistungenvielleicht nicht mehrim gleichen Ausmass von einer jüngerenGeneration geleistet oder bei steigendenGesundheitskosten nicht mehrohne weiteres bezahlt werden können?»Hans-Peter und Vreni Burkhards Antwort:«Wahrscheinlich werden wirmehr Solidarität in der eigenen Generationleben müssen, in sozialen Netzwerken,die schon bestehen und weiterzuentwickelnoder die zu entwickelnsind.»So wie auf dem Architekturmodell soll es in einigen Jahren aussehen.Energie von unten und obenDer verbleibende Energiebedarf sollCO2-neutral gedeckt werden. Vorgesehenist, mittels Erdwärmesonden undelektrischer Wärmepumpe Erdwärmezu nutzen. Der für die Wärmepumpe erforderlicheStrom soll entweder mitPhotovoltaik selber erzeugt oder in einerCO2-freien Qualität vom EWZ gekauftwerden. Auch für die Warmwasseraufbereitungsind teilweise Sonnenkollektorengeplant, die bis zu 75 Prozentdes Jahresbedarfs mit Sonnenenergieabdecken können.Vision einer BalanceSo entstand eine Vision: Leben in einerguten Balance zwischen Individualitätund Gemeinschaft, Freiheit und Verbindlichkeit,Aktivität und Musse, undeine Wohnsituation, die Sinn bringt undunterstützt, wenn im Älterwerden irgendeinmalKräfte nachlassen, die Energiefür grössere Veränderungen abnimmt,der Bewegungsradius enger istund Beziehungen noch wichtiger werden.Die Vision umfasst auch einenBau, der den Anforderungen einernachhaltigen Entwicklung genügt.In diese Richtung zielt das Bauprojektim Vorderen Steinacher. Wie am hinterenEnde der Wiese geht es auch hierum das Leben unter einem gemeinsamenDach. Auch wenn Burkhards wissen:«Man kann zwar nicht alles planen,aber versuchen, Voraussetzungendafür zu schaffen, dass das Zusammenlebengute Chancen hat, sich zu entwickeln.»(ee)Liebe Leserinnen und LeserDer <strong>Quartier</strong>-<strong>Anzeiger</strong> Witikon informiert und unterhältSie auch im nächsten Jahr mit der zur Traditiongewordenen und vielfach geschätzten Qualitätin acht <strong>Ausgabe</strong>n. Damit Sie Ihr <strong>Quartier</strong>magazinweiterhin regelmässig im Briefkasten finden,braucht es neben den treuen Inserentinnen undInserenten aber auch die Unterstützung durch freiwilligeAbonnentinnen und Abonnenten. Mit nur25 Franken pro Jahr helfen Sie mit, dass Witikonseinen <strong>Quartier</strong>-<strong>Anzeiger</strong> behält. Vielen Dank fürIhren Beitrag.Verlag und Redaktion<strong>Quartier</strong>-<strong>Anzeiger</strong> Daten 2009Nr. Redaktionsschluss <strong>Ausgabe</strong>1 2. Januar 23. Januar2 6. Februar 27. Februar3 13. März 3. April4 1. Mai 22. Mai5 12. Juni 3. Juli6 21. August 11. September7 9. Oktober 30. Oktober8 13. November 4. <strong>Dezember</strong>7