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Verlagspostamt 6020 Innsbruck - P.b.b., Bureau de poste A-6020 Innsbruck, Autriche Taxe percue, Imprimè a taxe réduite<br />
Zulassungsnummer: GZ 02Z032516 M<br />
dezember 2002/ nr. 39 -04/02<br />
sowi monitor<br />
m a g a z i n d e r s o z i a l - u n d w i r t s c h a f t s w i s s e n s c h a f t l i c h e n f a k u l t ä t d e r l e o p o l d f r a n z e n s u n i v e r s i t ä t i n n s b r u c k<br />
Pakt für Arbeit<br />
trans IT<br />
Kooperation mit Praxis<br />
Zauberlehrlinge<br />
WIMAS auf der SoWi<br />
Student of the Year<br />
Daniel Sieberer<br />
Uni-Slalom<br />
Albrecht erringt Titel<br />
JW wird 35<br />
Geburtstagsfeier auf der SoWi<br />
Studentenrevolte<br />
im SoWi-Medienservice
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In diesem Semester haben ca. 17% mehr Studierende gegenüber<br />
dem WS 2001/02 an der SoWi Fakultät inskribiert.<br />
Darüber freuen wir uns, weil es einerseits die Beliebtheit<br />
der SoWi Fakultät zeigt. Andererseits betrachten wir diese<br />
Entwicklung als eine ernste Herausforderung an die hohen<br />
Leistungen der Fakultät. Die SoWi Fakultät nimmt die ihr<br />
anvertrauten Aufgaben, der wissenschaftlichen Forschung<br />
und Lehre zu dienen und hiedurch auch verantwortlich zur<br />
Lösung der Probleme der Menschen sowie zur gedeihlichen<br />
Entwicklung der Gesellschaft und der natürlichen Umwelt<br />
beizutragen, sehr ernst.<br />
In diesem Semester haben bereits mehrere internationale<br />
wissenschaftliche Konferenzen über wichtige aktuelle Probleme<br />
an der SoWi Fakultät Innsbruck stattgefunden, die von<br />
Mitgliedern der Fakultät organisiert wurden und an denen sie<br />
aktiv beteiligt waren. Mit den vorgesehenen Publikationen<br />
dieser Konferenzpapiere bietet die SoWi der Gesellschaft<br />
neue Vorschläge zur Lösung dieser Probleme an. An den<br />
Konferenzen nahmen auch SoWi-Studierende teil. Damit<br />
sollen die jungen AkademikerInnen mit dem Entstehungsprozess<br />
des neuen Wissens vertraut gemacht werden.<br />
Exemplarisch möchte ich auf die folgenden Beispiele eingehen:<br />
Die modernen, insbesondere die multinationalen Unternehmungen<br />
sind im allgemeinen durch die Trennung von<br />
Besitz und Management gekennzeichnet. Wie das Interesse<br />
der Kapitalgeber, der Betroffenen und der Gesellschaft geschützt<br />
wird, stellt sich daher als eine zentrale Frage für die<br />
Entwicklung der modernen Wirtschaft dar. Die Universität ist<br />
ein wichtiger Faktor der regionalen Entwicklung. Wie sich die<br />
Universität optimal für die regionale Entwicklung einbringen<br />
kann, wird eines der Themen im kommenden Jahr sein.<br />
Österreich ist ein Mitglied der Europäischen Union, die zur<br />
größten Einheit der globalen Wirtschaft zählt. Wir haben<br />
daher auch eine Verantwortung für die Weltgemeinschaft<br />
zu tragen. Mit der Bereitstellung und Verbreitung des neuen<br />
Wissens (eines globalen öffentlichen Gutes) will die SoWi<br />
Fakultät ihren Beitrag dazu leisten.<br />
sowi monitor - impressum<br />
Editorial<br />
Dekan John-ren Chen<br />
SoWi Fakultät<br />
SoWi-Monitor: Informationsmagazin der Sozial- und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Innsbruck,<br />
ihrer Lehrgänge und des SoWi-Club Innsbrucks<br />
Medieninhaber und Herausgeber: Sozial- und Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät der Leopold-Franzens-Universität<br />
Innsbruck, Universitätsstraße 15, A-6020 Innsbruck, Tel.: +43.512.507-7045 (sowi-medienservice), Fax: +43.512.507-<br />
2840, Isdn: +43.512.507-2653, e-Mail: sowi-medienservice@uibk.ac.at<br />
Chefredakteur: Jürgen Steinberger stellvertr. Chefredakteurin: Miriam Sulaiman freie Mitarbeiter: Martin Messner,<br />
Sonja Kainz Druck: Wagner´sche Universitäts-Druckerei Layout: Stephanie Eibl Fotos: SoWi-Medienservice, Wirtschaftskammer<br />
Tirol, Außeninstitut, Wiener Städtische, Econova, Wirtschaft im Alpenraum Auflage: 20.000 Stück<br />
04<br />
06<br />
07<br />
08<br />
10<br />
11<br />
Inhalt<br />
Arbeitslose Akademiker<br />
SoWi-Club verdoppelt Belegschaft<br />
Junge Wirtschaft wird 35<br />
AbsolventInneninterview<br />
SoWi Wissenschaft<br />
12<br />
13<br />
14<br />
15<br />
Universität Innsbruck<br />
16<br />
17<br />
SoWi Rundschau<br />
18<br />
19<br />
20<br />
21<br />
22<br />
23<br />
Thema der Ausgabe<br />
24<br />
25<br />
26<br />
SoWi Seitenblicke<br />
27<br />
28<br />
30<br />
Editorial, Inhalt, Impressum<br />
Die etwas andere Studentenrevolte<br />
Die neuen Zauberlehrlinge<br />
Wirtschaftspreis 2002<br />
Kundenzufriedenheit & Börsenwert<br />
Abstracts<br />
CSI auf dem Vormarsch, Nestlé-Preis neu<br />
Abfertigung Neu<br />
trans IT<br />
Wiener Städtische, Welcome Party<br />
Akademiker im Schnee<br />
Prominenz auf der Politik<br />
Audits statt Fußball<br />
Phönix aus der Asche<br />
Interview mit Prof. Rudolf Kerschbamer<br />
Learning by Surfing<br />
Ich arbeite also bin ich<br />
Sozialabbau als Unternehmenserfolg?<br />
Wirtschaft mit Recht<br />
Tiroler Zukunftsstiftung<br />
Interview mit dem Pakt für Arbeit<br />
Student of the Year 2002<br />
03
SoWi Fakultät Text: Jürgen Steinberger<br />
Heinz Rohrmoser ist seit 1962 in der Arbeitsmarktpolitik tätig.<br />
Er war an der Reform zur Ausgliederung der Arbeitsmarktverwaltung<br />
aus der Bundesverwaltung Anfang der 90er Jahre,<br />
damals als Personalvertreter, mit eingebunden. Im Juli 1994<br />
wurde als Ergebnis das Arbeitsmarktservice ins Leben gerufen.<br />
Seit Bestehen dieser Einrichtung leitet Rohrmoser die Geschicke<br />
des AMS Tirol. Im Jahr 2001 haben unter seiner Führung<br />
331 MitarbeiterInnen des AMS Tirol in neun Geschäftsstellen<br />
u.a. 20.224 freie Stellen akquiriert, wovon nachweislich 9.413<br />
direkt durch das AMS besetzt wurden.<br />
> Problemfall Akademiker<br />
„Früher wurden A-Posten im öffentlichen Dienst überwiegend<br />
mit Juristen besetzt“, erzählt AMS-Chef Rohrmoser. Mit der<br />
Zeit haben sich die Anforderungen gewandelt und man berücksichtigt<br />
vermehrt auch Betriebswirte bei der Personalauswahl.<br />
„Aber durch die Personaleinsparungen in der öffentlichen Verwaltung<br />
ging die Nachfrage an Akademikern generell stark<br />
zurück“, bestätigt Rohrmoser.<br />
So ist es nicht überraschend, dass die Juristen mit 51 brotlosen<br />
Absolventen die Liste der arbeitlosen Akademiker in Tirol vor<br />
den Betriebswirten, den Medizinern und den Pädagogen anführen.<br />
„Die mangelnde Nachfrage an SoWi-Absolventen war aber<br />
nicht vorhersehbar“, gesteht AMS-Chef Rohrmoser. Im wirtschaftlichen<br />
Bereich gäbe es zum Teil einen Verdrängungseffekt.<br />
Manche Stellen, die früher mit Akademikern besetzt wurden,<br />
werden aus Kostengründen nun mit Handelsakademikern<br />
besetzt. Andererseits schlagen sich Rationalisierungseffekte in<br />
der Arbeitslosenstatistik nieder. „Früher waren in meiner Bank-<br />
04<br />
Arbeitsplatzgarantien gibt es für Absolventen der Uni-<br />
versität schon lange nicht mehr. Aber der fehlende<br />
Bedarf an Abgängern der Wirtschaftsuniversitäten<br />
überrascht. Die Zahl der arbeitslosen Akademiker stieg im<br />
Vergleich zum Vorjahr in Tirol um 23 Prozent. AMS-Chef<br />
Rohrmoser nennt mehrere Gründe für die Akademikerarbeits-<br />
losigkeit.<br />
„Es wird zäher in Tirol“<br />
AMS-Chef Rohrmoser zur Akademikerarbeitslosigkeit<br />
filiale fünf MitarbeiterInnen am Schalter tätig. Heute ist die<br />
Bank ein Selbstbedienungsladen mit zwei MitarbeiterInnen“,<br />
bemerkt der AMS-Chef.<br />
> Prognosen nicht möglich<br />
Zudem seien lang- oder mittelfristige Prognosen nicht mehr<br />
möglich. „Die Halbwertszeiten des Wissens werden immer<br />
kürzer.“ Gemeinsame IT-Offensiven mit der Wirtschaft aufgrund<br />
von Umfrageergebnissen, dass Österreich tausende<br />
IT-Fachkräfte fehlen würden, blieben ohne den gewünschten<br />
Erfolg. Wegen fehlenden Angeboten in der Wirtschaft sind<br />
viele nach einer vom AMS geförderten, in der Regel teuren<br />
Ausbildung in anderen Bereichen tätig geworden.<br />
Der Markt könne seinen Bedarf nicht zeitgerecht definieren.<br />
„Man kann der Universität keinen Vorwurf machen“, nimmt<br />
Rohrmoser die Fakultät in Schutz. Aber man müsse den Absolventen<br />
eine Grundausbildung ermöglichen. „Ein gewisses<br />
Qualifizierungsniveau muss einfach vorhanden sein. Den ECDL<br />
braucht heute jeder wie früher Lesen und Schreiben“, mahnt<br />
Rohrmoser. Der Umgang mit den neuen Medien gehöre jedenfalls<br />
zum Rüstzeug. „Ein Jurist benötigt heute genauso<br />
ausreichende Kenntnisse, um mit einem Computer arbeiten<br />
zu können. Ein abgeschlossenes Studium alleine reicht nicht<br />
mehr“, warnt Rohrmoser. „Wenn man lernt zu lernen, ist man<br />
eher in der Lage auf veränderte Rahmenbedingungen rasch zu<br />
reagieren.“<br />
> 6.246 Akademiker ohne Arbeit<br />
Österreichweit sind derzeit 6.246 Akademiker als arbeitslos<br />
gemeldet. AkademikerInnen ohne Anspruch auf Arbeitslosengeld<br />
melden sich seltener beim AMS. Daher ist die Dunkelziffer<br />
schwer einzuschätzen. In Tirol sind beim AMS 395 Akademiker<br />
arbeitslos gemeldet, 48 sind als Arbeitssuchende vorgemerkt<br />
und 47 Akademiker befinden sich zur Zeit in Schulungsmaßnahmen<br />
des AMS. Der Anteil der Akademiker am Arbeitslosenpotenzial<br />
beträgt 3,2 Prozent.<br />
Der Großteil kann bereits nach drei Monaten – natürlich nicht<br />
immer auf ausbildungsadäquate Stellen - vermittelt werden.
Viele Akademiker haben einen Anspruch auf Arbeitslosengeld<br />
und sind somit im sozialen Netz integriert.<br />
„Akademiker sollen ihre Hemmschwellen überwinden und sich<br />
beim AMS melden“, rät Rohrmoser. Die Versendung zahlreicher<br />
Bewerbungsschreiben führe nur selten zum gewünschten<br />
Erfolg. Die Akademikerberatung in Tirol bestehend aus drei<br />
Mitarbeitern, die rund 500 arbeitlose Akademiker zu betreuen<br />
haben, ist in vielen Fällen überaus erfolgreich. „Im Unterschied<br />
zur Arbeitsverwaltung in Deutschland hat das AMS bei vergleichbaren<br />
Tätigkeiten die Hälfte des Personals beschäftigt“,<br />
klagt Rohrmoser. Aber an Effizienz und Effektivität könne man<br />
sich mit den Deutschen messen. Die Skandinavier investieren<br />
in diesem Bereich am meisten.<br />
Der Weg in die Selbständigkeit kann auch über das AMS führen.<br />
„Wir unterstützen arbeitslose Menschen in der Vorbereitung auf<br />
die Selbständigkeit“, erklärt Rohrmoser. Das AMS verfügt seit<br />
Jahren über eine eigene Gründerberatung.<br />
> EU-Osterweiterung<br />
Rohrmoser erwartet sich von der EU-Osterweiterung eine<br />
Belebung der Wirtschaft. In Westungarn gäbe es in manchen<br />
Bereichen bereits einen Arbeitskräftemangel. In Slowenien<br />
arbeiten heute mehr Österreicher als umgekehrt. Das Lohnniveau<br />
würde relativ schnell angehoben, somit wäre ein Umzug<br />
nach Österreich für Arbeitskräfte aus dem Osten bald uninteressant.<br />
Außerdem wäre die demographische Entwicklung in<br />
den Beitrittsländern zum Teil noch extremer als bei uns.<br />
Aber die EU-Osterweiterung werde ein Ansteigen der Arbeitslosigkeit<br />
in Österreich nicht verhindern. „In Tirol sind die Auswirkungen<br />
des Konjunkturrückganges auf den Arbeitsmarkt im<br />
Vergleich zu anderen Bundesländern, wie beispielsweise Vorarlberg,<br />
mit Zuwächsen an Arbeitslosen zwischen 15 und 20<br />
Prozent, wesentlich schwächer.“ Aber die Aussichten wären<br />
nicht gut. Viele Betriebe hätten bereits Einsparungen angekündigt.<br />
Im Oktober betrug die Arbeitslosenquote bei 265.391 unselbständig<br />
Beschäftigten 6,4 Prozent. Dies entspricht 4.660<br />
Personen. Österreichweit hatte Tirol wieder die niedrigsten<br />
Zuwächse an Arbeitslosen.<br />
> Der Wirtschaftsmotor Tourismus<br />
Durch den Fremdenverkehr hätte Tirol immer eine bessere Beschäftigungslage.<br />
Auch andere Branchen wie der Handel aber<br />
auch verschiedene Bereiche des Gewerbes – beispielsweise<br />
das Bau- und Baunebengewerbe - profitieren davon.<br />
Das AMS startete heuer mit Kurzseminaren auf freiwilliger<br />
Basis zum Thema Mitarbeiterführung für leitende Angestellte<br />
im Tourismus. Diese Initiative wurde notwendig, weil viele<br />
Fachkräfte aus dieser Branche erfahrungsgemäß abwandern<br />
„So hatte der Personalleiter der Planseewerke Reutte einmal<br />
behauptet, er führe den größten Gastronomiebetrieb im Bezirk,<br />
weil er an die 100 gelernte Köche in seinem Werk beschäftige“,<br />
schmunzelt Rohrmoser. Prof. Laske hat mit seinen Studierenden<br />
eine Studie zum Thema „Fluktuation im Tourismus“ durchgeführt.<br />
Die Reaktionen waren heftig und bei der Präsentation<br />
kam es zu vereinzelten Unmutsäußerungen<br />
von den Hoteliers und Gastwirten. Aber die<br />
Probleme in der Mitarbeiterführung sind<br />
dem AMS bekannt und mit dieser Aktion reagiert<br />
man auf diese Defizite. „Zudem reichen<br />
Saisoniers aus Nicht-EU-Ländern nicht mehr<br />
für eine qualitativ hochwertige Gastronomie<br />
aus.“ Eine permanente Personalentwicklung<br />
im Tourismus sei notwenig.<br />
> Die Konsequenzen<br />
Trotz steigender Arbeitslosigkeit seien die<br />
Mittel für die aktive Arbeitsmarktpolitik<br />
gekürzt worden. Rohrmoser gibt sich kämpferisch<br />
und vertritt die Auffassung, dass<br />
gerade jetzt die Unterstützung von Qualifizierungsmaßnahmen<br />
notwendiger denn jemals<br />
zuvor sei: „Verstärkte Mittel für die aktive<br />
Arbeitsmarktpolitik in Österreich, ob für<br />
Schwächere oder im Weiterbildungsbereich,<br />
sind Investitionen in die Zukunft.“<br />
SoWi Fakultät<br />
> Success Stories<br />
Der Großteil der SoWi-AbsolventInnen ist am Arbeitsmarkt<br />
erfolgreich. Es gibt aber mehrere Wege, um einen geeigneten<br />
Job zu finden.<br />
Mag. Matthias Wetscher (Bild oben) hat heuer am Praxisseminar<br />
Nescafé im Rahmen des Nestlé-Preises teilgenommen und<br />
wurde mit Mag. Jürgen Hoellger und Mag. Karin Post für das<br />
gemeinsame Marketingkonzept ausgezeichnet. „Wir wollten an<br />
diesem Seminar teilnehmen, um Praxiserfahrung zu sammeln“,<br />
erzählt Matthias. Jede Zusatzqualifikation kann im Wettbewerb<br />
mit Absolventen anderer Universitäten entscheiden, daher war<br />
das Interesse an dieser Veranstaltung sehr groß.<br />
„Es war für mich überraschend, als ich kontaktiert und zu einem<br />
Vorstellungsgespräch eingeladen wurde“, berichtet Matthias.<br />
Er dürfte einen sehr guten Eindruck bei der Personalauswahl<br />
gemacht haben, denn seit Juli 2002 ist er als Marketing Trainee<br />
im Bereich Maggi tätig. „Ich habe nicht lange gezögert und<br />
habe die Chance ergriffen“, resümiert Matthias.<br />
Mag. Martina Heidegger (Bild unten) kam zu ihrer Arbeit über<br />
die Vermittlung des SoWi-Clubs. „Ich habe am Tag meiner<br />
Sponsion Jürgen Steinberger vom SoWi-Club getroffen“, erinnert<br />
sich Martina. „Er hat gemeint, dass ich mich bei ihm vor<br />
der Jobsuche melden solle“ Sie hat daraufhin ihre Unterlagen<br />
bei ihm vorbeigebracht. Wenig später wurde sie vom bfi Tirol<br />
kontaktiert und kurz darauf eingestellt. „Das Netzwerk des<br />
SoWi-Clubs war mir auf der Suche nach einem Job behilflich“,<br />
freut sich Martina. Mittlerweile arbeitet sie an der Entwicklung<br />
des Curriculums an der Medizin.<br />
Dies sind nur zwei Beispiele von erfolgreichen Bewerbungen<br />
im Zuge von Projekten oder Veranstaltungen auf der SoWi. Der<br />
SoWi-Monitor wird über den beruflichen Werdegang von beiden<br />
weiterberichten.<br />
05
SoWi Fakultät<br />
Es war ein ereignisreiches Jahr<br />
für den SoWi-Club. Der Club<br />
wurde konsolidiert und über<br />
zahlreiche Aktivitäten konnte man<br />
viele neue Mitglieder gewinnen. Nun<br />
hat der Club am Arbeitsmarkt zugeschlagen.<br />
Seit 4. November unterstützt<br />
Sabina Schallhart die vielfältigen<br />
Tätigkeiten des SoWi-Clubs.<br />
In den Vorperioden wurden die beiden<br />
Bereiche SoWi-Medienservice und<br />
SoWi-Club von zwei Akademikern betreut,<br />
unterstützt und gefördert durch<br />
die Organisation der SoWi-Holding. „Seit<br />
März 2002 bin ich alleine für die Betreuung<br />
dieser beiden Bereiche verantwortlich“,<br />
erzählt Steinberger. Im September<br />
2002 hat daher die Mitarbeitersuche<br />
begonnen.<br />
> Suche<br />
„Aus eigener Kraft wäre es uns nicht<br />
möglich gewesen, eine Anstellung vorzunehmen“,<br />
erinnert sich der Geschäftsführer<br />
Jürgen Steinberger. So habe man<br />
mit mehreren Beschäftigungsinitiativen<br />
Kontakt aufgenommen. Über die Initiative<br />
40 ist man schließlich erfolgreich<br />
gewesen. Der Geschäftsführer dieser<br />
Einrichtung, Peter Frank, erklärt: „Mit<br />
40 Jahren ist es sehr schwierig einen<br />
Arbeitsplatz zu finden, obwohl viele<br />
unserer Kunden fachlich sehr gut ausgebildet<br />
sind.“<br />
Jürgen Steinberger bestätigt, dass die<br />
Auswahl sehr schwer gefallen ist. „Die<br />
BewerberInnen waren bestqualifiziert.<br />
Sie haben zum Teil sehr viel Erfahrung<br />
bei renommierten Unternehmen und<br />
gute Fremdsprachenkenntnisse vorzuweisen.“<br />
06<br />
„Viele hätten sich eine<br />
Chance verdient“<br />
Der SoWi-Club als Musterbeispiel für eine<br />
aktive Beschäftigungspolitik<br />
> Vorstellungsgespräch<br />
Die Bewerbungsgespräche wurden gemeinsam<br />
mit Andreas Eder vom Pakt<br />
für Arbeit durchgeführt. „Vielen BewerberInnen<br />
hat man angemerkt, dass<br />
sie sehr angespannt waren“, erzählt<br />
Steinberger. Eder weiß um die Schwierigkeiten<br />
für die BewerberInnen: „Wenn<br />
man längere Zeit aus dem Arbeitsalltag<br />
ausgeschieden ist, erfordert es sehr<br />
viel Mut, wieder einen Neubeginn zu<br />
<strong>starten</strong>.“<br />
Sabina Schallhart hat sich in den Gesprächen<br />
empfohlen und wurde vom SoWi-<br />
Club in ein Angestelltenverhältnis übernommen.<br />
„Wenn wir die finanziellen<br />
Mittel hätten, würden wir ohne Zögern<br />
weitere Personen beschäftigen. Viele<br />
BewerberInnen hätten sich eine Chance<br />
verdient“, berichtet Steinberger.<br />
> Sabina Schallhart<br />
„Ich hätte mir nie gedacht, einmal auf<br />
der Universität zu arbeiten“, meint<br />
Sabina Schallhart. Sie ist 40 Jahre alt<br />
und alleinerziehende Mutter von drei<br />
Kindern. Vor Ihrem Engagement beim<br />
Absolventenverein war sie bei espora-<br />
Personalservice tätig. Ein geregelter<br />
Arbeitstag sei zwar nach der Pause sehr<br />
gewöhnungsbedürftig, „aber es ist ein<br />
schönes Gefühl wieder gebraucht zu<br />
werden“.<br />
„Sie ist eine große Hilfe und die notwendige<br />
Verstärkung für die Projekte der<br />
Fakultät“, ergänzt Steinberger. Schallhart<br />
hat eine Kernöffnungszeit des SoWi-<br />
Clubs von 9.00 – 12.00 Uhr eingerichtet<br />
und das Tagesgeschäft übernommen.<br />
Gemeinsam sollen sie den Aufwärtstrend<br />
des SoWi-Clubs sicherstellen.<br />
Im Überblick<br />
> Neujahrsgespräch<br />
Die Tradition der Neujahrsgespräche des<br />
SoWi-Clubs, bei denen bisher schon so<br />
prominente Redner wie der frühere tschechische<br />
Ministerpräsident Dr. Vaclav Klaus,<br />
die langjährige Nationalbankpräsidentin Dr.<br />
Maria Schaumayer, der TV-Guru Dr. Helmut<br />
Thoma oder Dr. Theo Sommer von der<br />
ZEIT in Hamburg am Pult standen, findet<br />
2003 eine würdige Fortsetzung. Der neue<br />
Landeshauptmann von Tirol DDr. Herwig<br />
van Staa hat sich bereit erklärt, erstmals<br />
auf dem Boden der SoWi-Fakultät einen<br />
Vortrag zu halten. Dieses Ereignis findet<br />
am 14. Januar 2003 um 19.00 Uhr in der<br />
Aula des SoWi-Neubaus statt und soll zu<br />
einem Höhepunkt der Veranstaltungsreihe<br />
des SoWi-Clubs werden. Dank der<br />
Unterstützung durch die beiden nunmehr<br />
wirtschaftlich verbundenen Tiroler Energieversorger<br />
TIWAG und IKB AG ist es möglich,<br />
der Veranstaltung auch ein adäquates<br />
Umfeld zu bieten.<br />
> Ethik und Wirtschaft<br />
Der SoWi-Club hat sich für die Monate<br />
Dezember und Jänner den Schwerpunkt<br />
Ethik und Wirtschaft gesetzt. Nach der Unterstützung<br />
der Veranstaltung des Vereins<br />
der Absolventen und Freunde der Theologischen<br />
Fakultät (Bericht S. 25) lädt man in<br />
Kooperation mit dem Haus der Begegnung<br />
am 13./14. Januar zu einem Seminar „Der<br />
Rubel rollt – wo bleibt die Moral?“ von<br />
Prof. DDr. Clemens Sedmak und am<br />
28. Januar zu einem Vortrag und einem<br />
Seminar von Prälat Prof. DDr. Joachim Angerer<br />
zum Thema „Ethik in Wirtschaft und<br />
Gesellschaft“. Bei Interesse wenden Sie<br />
sich bitte an sowi-club@uibk.ac.at.<br />
> SoWi-Club-Mitglied kehrt zurück<br />
Univ.-Doz. Dr. Joachim Fraenkel-Haeberle<br />
wurde im vergangenen Semester als Gastprofessor<br />
an die Universität St. Petersburg<br />
berufen. Er hat dort Vorlesungen über die<br />
Industrie- und Wettbewerbspolitik der EU<br />
abgehalten. An unserer Fakultät liest Dozent<br />
Dr. Fraenkel seit vielen Jahren, vor<br />
allem seit seiner Pensionierung als Direktor<br />
des Industriellenverbandes Südtirols.<br />
Dr. Fraenkel ist einer der Mitwirkenden im<br />
neuen Kurs „Wirtschafts- und Währungspolitik<br />
in Internationalen Institutionen und<br />
der EU“.
Text: Miriam Sulaiman<br />
Der Reiz der Unabhängigkeit<br />
35-Jahr-Feier der Jungen Wirtschaft<br />
Die Junge Wirtschaft feierte<br />
auf der Wirtschaftsuniversität<br />
in Innsbruck ihren 35. Geburtstag.<br />
Zahlreiche Studenten und<br />
Absolventen beteiligten sich eifrig<br />
am nachmittäglichen Business Talk<br />
mit WK-Präsident Christoph Leitl. Am<br />
Abend wagte man mit den Ehrengästen<br />
einen nostalgischen Rückblick auf<br />
die Anfänge der Jungen Wirtschaft,<br />
dachte Zukunftsperspektiven an und<br />
feierte bis spät in die Nacht hinein.<br />
Rund 200 Gratulanten folgten der Einladung<br />
der Jungen Wirtschaft zur 35-Jahr-<br />
Feier am 7. November in die SoWi-Aula.<br />
Trotz dicht gedrängtem Terminkalender<br />
ließ sich der Wirtschaftskammerpräsident<br />
Christoph Leitl (Bild links) diese<br />
Gelegenheit nicht entgehen, der Jungen<br />
Wirtschaft seine Glückwünsche persönlich<br />
zu überbringen. Die Studenten und<br />
Absolventen nutzten am Nachmittag bei<br />
der Auftaktveranstaltung die Möglichkeit,<br />
ihm und dem hochkarätigen Podium Fragen<br />
über die Wege in die Selbständigkeit<br />
zu stellen.<br />
> Rahmen muss stimmen<br />
Prof. Christian Smekal unterstrich die<br />
Bedeutung von Unternehmern für unsere<br />
Gesellschaft. Für ihn stellt sich die<br />
Frage, ob für erfolgreiches Unternehmertum<br />
ein hochqualifiziertes Studium<br />
Voraussetzung sei oder ob die Motivation<br />
und der Ehrgeiz des vielzitierten<br />
Tellerwäschers reiche: „Ich vermute,<br />
dass die Lösung in der Mitte liegt. Die<br />
Rahmenbedingungen müssen aber<br />
stimmen.“ Für Prof. Tappeiner besteht<br />
bereits in der Ausbildung Handlungsbedarf:<br />
„In Amerika lehrt man „if you fail,<br />
try again“, bei uns heißt es „try not to<br />
fail“. Dr. Harald Gohm von der Zukunftsstiftung<br />
bemerkte, dass die Wirtschafter<br />
weniger gründungsfreudig seien als<br />
Absolventen anderer Studienrichtungen<br />
oder Facharbeiter.<br />
> „Modernes Raubrittertum“<br />
Wirtschaftskammerpräsident Leitl will<br />
mehrere Hürden für die Jungunternehmer<br />
beseitigen: „25% Betriebssteuer<br />
sind untragbar. Man findet ein modernes<br />
Raubrittertum vor. Ein Drittel der Unternehmen<br />
könnte nicht existieren, wenn<br />
es nicht da und dort ein Augenzwinkern<br />
gäbe.“ Weiters müsse man in die Bildung<br />
investieren. Er wünscht sich eine<br />
Bildung à la carte und kein Menü.<br />
> Erleichterungen erreicht<br />
Viele Erfolge konnte der Tiroler Landesvorsitzende<br />
der Jungen Wirtschaft,<br />
Harald Gatterer, am Abend den geladenen<br />
Gästen vorstellen. Von rechtlichen<br />
Erleichterungen über Initiativen für<br />
Selbstständige, von der Förderung von<br />
Betriebsnachfolgen über neue Wege im<br />
Bereich der Kapitalbeschaffung. Damit<br />
gibt er sich aber nicht zufrieden: „Wir<br />
forcieren eine finanzielle Entlastung für<br />
Jungunternehmer und wir wollen die<br />
Selbstständigkeit im öffentlichen Bewusstsein<br />
verankern.“<br />
Das neue Jungunternehmerpartnerschaftsmodell<br />
stellte KTW Chef Reinhold<br />
Karner vor: „Wir wollen damit erreichen,<br />
dass die Firmen in Tirol bleiben. Ziel ist<br />
die Hilfe zur Selbsthilfe.“ Jungunternehmer<br />
würden Dynamik, Innovation,<br />
Wachstum und neue Arbeitsplätze mit<br />
sich bringen. Im Gegenzug brächten<br />
die etablierten Unternehmer Erfahrung,<br />
Kontakte, Infrastruktur und das nötige<br />
Geld ein.<br />
SoWi Fakultät<br />
> Engagement gefragt<br />
Doch nicht nur das Service der JW ist<br />
gefragt. Wirtschaftskammerpräsident<br />
Dr. Hansjörg Jäger meinte: „Die Jugend<br />
eckt immer an. Wenn sie es nicht tut,<br />
läuft etwas falsch.“ Er bat daher die Anwesenden<br />
sich vermehrt einzubringen.<br />
NR Karin Hakl betonte: „Jeder Politiker<br />
ist nur so stark wie die Ideen, die an ihn<br />
herangetragen werden.“<br />
Bei der Runde der Gründungsmitglieder<br />
wie auch ehemaliger Mitglieder dachte<br />
Innsbrucks BM Hilde Zach (Bildmitte)<br />
mit einem Lächeln an ihre JW-Zeit zurück:<br />
„Ich wurde als Frau wie ein Maskottchen<br />
behandelt. Jeder hat auf mich<br />
aufgepasst. Es war eine sehr schöne<br />
Zeit.“ Nach dem Rückblick auf 35 erfolgreiche<br />
Jahre wagten Gatterer und der<br />
international executive officer Christian<br />
Mey einen Blick in die Zukunft. Gatterer<br />
ist überzeugt: „Wir müssen uns öffnen.<br />
Der Markt vor der Tür wird zu klein werden.“<br />
Deswegen werde die Delegation<br />
der Tiroler JW zum Internationalen Treffen<br />
in Las Vegas in Lederhosen erscheinen.<br />
„Das hat Charme.“<br />
Ihren Anzug ließen sie aber an, als Gäste<br />
und Funktionäre den Abend bei Speis,<br />
Trank und musikalischer Untermalung<br />
von „The Pure“ ausklingen ließen.<br />
Die Veranstaltung war ein schöner Erfolg<br />
für die Junge Wirtschaft. Mag. Thomas<br />
Karner war seitens der JW maßgeblich<br />
für die Organisation der Feierlichkeiten<br />
verantwortlich. Die Veranstaltung wurde<br />
von Mag. Dagmar Abfalter, Jürgen Steinberger<br />
und der Haustechnik professionell<br />
durchgeführt. „Es ist gut zu wissen,<br />
dass wir auf der SoWi auf verlässliche<br />
Partner zurückgreifen können“, stellt<br />
Karner der SoWi ein gutes Zeugnis aus.<br />
07
SoWi Fakultät Text: Jürgen Steinberger<br />
Eigentlich wusste sie nach der Matura noch nicht,<br />
dass sie studieren würde. Erst nach einigen Jahren<br />
Berufserfahrung hat sie den Weg aus Vorarlberg<br />
nach Innsbruck eingeschlagen und auf der SoWi Wirtschaftspädagogik<br />
studiert. Mag. Christine Mikesch ist<br />
seit 1998 bei einer Unternehmens- und Personalberatung<br />
beschäftigt.<br />
CATRO ist seit Jahren fixer Bestandteil am Österreichischen<br />
Markt und für Unternehmen der verschiedensten Branchen<br />
tätig – von der Personalberatung bis hin zur Personal- und<br />
Organisationsentwicklung. Wir haben Frau Mag. Mikesch zu<br />
ihrem Werdegang und zu ihrem Aufgabenbereich als Personalberaterin<br />
bei CATRO befragt.<br />
> Wie sieht der Ablauf einer Personalberatung am Beispiel der<br />
Personalsuche aus?<br />
Es gibt mehrere Gründe, warum Personalbedarf entsteht.<br />
Deshalb suchen wir im ersten Schritt das Gespräch mit dem<br />
Unternehmen, um alle Punkte, welche die zu besetzende<br />
Stelle betreffen, abzuklären: Warum kommt die Stelle zur Besetzung?<br />
Welche Anforderungen werden gestellt? Wie sind die<br />
Rahmenbedingungen? So können wir in unserer Suche diese<br />
Informationen berücksichtigen und umgekehrt die an der Position<br />
Interessierten besser informieren und auswählen. Es gibt<br />
verschiedene Wege der Personalsuche, wie die Evidenz- und<br />
Inseratensuche oder die Direktansprache.<br />
Der Kundenkontakt endet nicht nach Projektabwicklung und erfolgter<br />
Besetzung. Wir legen großen Wert auf die Nachbetreuung.<br />
Wenn man es genau nimmt, so ist jede Personaleinstellung<br />
ein kleiner Baustein in der Personalentwicklung. Dadurch<br />
können sich auch neue Fragestellungen entwickeln.<br />
> In welchen Bereichen besteht zur Zeit Bedarf?<br />
In den vergangenen Jahren sind im Controlling-Bereich viele<br />
Stellen besetzt worden. Aber die Nachfrage scheint sich hier<br />
etwas zu legen. Genauso ist dies im EDV-Sektor zu beobach-<br />
08<br />
SoWi-Absolvent im Interview<br />
„Wirtschaft sucht AbsolventInnen<br />
mit Hausverstand“<br />
Mag. Christine Mikesch, Personalberaterin bei CATRO<br />
ten. Wir als CATRO suchen in den verschiedensten Bereichen<br />
– von der Geschäftsführung über Einkaufsleitung, technische<br />
Leitung, Projektleitung bis hin zur Leitung Finanz- und Rechnungswesen,<br />
Kundenberatung oder auch Assistenz der Geschäftsführung,<br />
um nur einige Beispiele anzuführen.<br />
> Warum werden kaufmännische Stellen für SoWi-AbsolventInnen<br />
weniger ausgeschrieben?<br />
Auf der SoWi schließen jedes Jahr zahlreiche AbsolventInnen<br />
ihr Studium ab. Die WirtschaftsabsolventInnen sind in der Regel<br />
mit Initiativbewerbungen am Arbeitsmarkt aktiv und kontaktieren<br />
direkt Unternehmen. Zudem ist der verdeckte Arbeitsmarkt<br />
nicht zu unterschätzen – also die Suche und Einstellung<br />
neuer MitarbeiterInnen über persönliche Kontakte.<br />
Aber es gibt viele SoWi-AbsolventInnen, die ihre Initiativbewerbungen<br />
auch an uns richten. Wenn wir nun von Unternehmen<br />
beauftragt sind, MitarbeiterInnen mit diesem Profil zu suchen,<br />
greifen wir natürlich auf den Bewerberpool zurück und klären<br />
ab, inwieweit die konkret angebotene Stelle für den/die<br />
Einzelne/n in Frage kommt und schließen daraus gegebenenfalls<br />
Kontakte. So arbeiten wir aktiv mit unseren Evidenzen und<br />
aktualisieren kontinuierlich die Daten der ehemaligen BewerberInnen.<br />
> Ist die Quote von 500 arbeitslosen AkademikerInnen in<br />
Tirol in Anbetracht von ca. 23.000 Studierenden in Innsbruck<br />
unerwartet hoch?<br />
Es sind nicht wenige. Man darf aber nicht vergessen, dass<br />
viele AbsolventInnen der SoWi Innsbruck aus anderen Bundesländern<br />
kommen und nach dem Studium in Innsbruck bleiben.<br />
Das Angebot an JungakademikerInnen am Tiroler und insbesondere<br />
am Innsbrucker Markt ist dadurch sehr hoch und es ist<br />
durchaus möglich, dass AbsolventInnen sich mit einem relativ<br />
geringen Einstiegsgehalt zufrieden geben müssen.<br />
> Welche Qualifikationen werden nachgefragt?<br />
Die Wirtschaft sucht vor allem aufgeweckte MitarbeiterInnen
mit Hausverstand. Die Unternehmen schätzen bei BerufseinsteigerInnen<br />
einerseits ein allgemeines, breites Wissen und<br />
andererseits erwarten sie sich doch, dass sie die Werkzeuge<br />
der Praxis kennen bzw. sie sich rasch aneignen können.<br />
Wenn wir nach einer Inseratenschaltung unter den eingelangten<br />
Bewerbungen eine Vorauswahl treffen, prüfen wir als ersten<br />
Schritt die Unterlagen nach Vollständigkeit, Verständlichkeit,<br />
logischem Aufbau, Ausbildung und Erfahrungsinhalten.<br />
Bei UniversitätsabsolventInnen ist es auch interessant, was<br />
sie zusätzlich zur Ausbildung gemacht haben. Unter anderem<br />
kann es mitentscheidend sein, welche Vertiefung im zweiten<br />
Studienabschnitt gewählt wurde. Nicht zuletzt fließen bei<br />
BerufseinsteigerInnen auch Zeugnisbeurteilungen in die Entscheidung<br />
ein.<br />
> Wie erklären Sie sich die hohe Jungakademikerarbeitslosigkeit?<br />
Die Wirtschaftslage allgemein und insbesondere in Deutschland<br />
ist aktuell etwas schwierig – und viele Bereiche des Tiroler<br />
Marktes reagieren darauf. So ist derzeit eine eher verhaltene<br />
und abwartende Haltung spürbar. Damit gibt es zur Zeit relativ<br />
wenig Bewegung am Arbeitsmarkt. Eine Trendumkehr sollte<br />
sich aber einstellen – den Wirtschaftsprognosen zu Folge spätestens<br />
im Jahr 2004.<br />
> Kann die Universität auf die Situation reagieren?<br />
Die SoWi hat sich sehr gut entwickelt. Vor ca. 15 Jahren gab es<br />
noch Inserate, bei denen BWL-AbsolventInnen der Universität<br />
Innsbruck ausdrücklich von einer Bewerbung ausgeschlossen<br />
wurden. Mittlerweile hat sich der Ruf aufgrund von Innovationen<br />
im Lehrangebot wesentlich gebessert. So war die Einführung<br />
der Studienrichtung IWW sicher der richtige Schritt. Die<br />
zahlreichen Praxisprojekte fördern zusätzlich die Vernetzung<br />
mit der Wirtschaft und schaffen für die Studierenden die Möglichkeit,<br />
sich interessante Zusatzqualifikationen anzueignen.<br />
> Warum haben Sie WiPäd studiert?<br />
Nach der HBLA-Matura habe ich als Sachbearbeiterin in<br />
der Reisebürobranche gearbeitet. Nach vier Jahren war der<br />
Wunsch der Veränderung da. Ich folgte dem Beispiel meiner<br />
drei Geschwister, die allesamt erst nach einigen Berufsjahren<br />
zu studieren begonnen haben. Ursprünglich wollte ich VWL<br />
studieren, aber ein Bekannter und damaliger WiPäd-Student<br />
und aktiver ÖH-ler stimmte mich mit seiner Begeisterung für<br />
das WiPäd-Studium um.<br />
> Mit welchen Argumenten hat er Sie umgestimmt?<br />
Im Rahmen des WiPäd-Studiums erwirbt man sich pädagogische<br />
Zusatzqualifikationen. So werden Präsentationstechniken<br />
geübt, auch Kommunikationstrainings angeboten. Und vor<br />
allem schadet es nicht, sich intensiv mit dem Thema Buchhaltung<br />
auseinanderzusetzen. Im WiPäd-Studium sind Grundkenntnisse<br />
in der Betriebswirtschaftslehre und im Rechnungswesen<br />
unumgänglich.<br />
> Welche Lehrenden haben Sie nachhaltig beeinflusst?<br />
Prof. Herbert Altrichter, ehemaliger Professor für Wirt-<br />
SoWi Fakultät<br />
schaftspädagogik, hat mir deshalb imponiert, weil er selber das<br />
lebte, was er uns lehrte. Das Thema „Lerntagebuch“ zum Beispiel<br />
– er schaffte es, uns die Bedeutung dieses Werkzeuges<br />
für die Reflexion nahezubringen. Diese Fähigkeit ist vor allem<br />
für mich als Personalberaterin wichtig.<br />
Ebenfalls ist mir die unkomplizierte Art von Prof. Hans-Werner<br />
Holub positiv in Erinnerung geblieben. Er hat fachlich und didaktisch<br />
überzeugt, hatte nichts „Lehrmeisterhaftes“ an sich<br />
und war stets für Studierende erreichbar. Er ist auch jemand,<br />
den man durchaus mal im Büro beim Würstelkochen überraschen<br />
konnte.<br />
> Wie haben Sie die eigene Jobsuche gestaltet?<br />
Im Juli 1998 schloss ich mein Studium mit Schwerpunkt Personal<br />
ab und meine Jobsuche fiel genau in die Sommerzeit.<br />
Unter anderem meldete ich mich auch beim AMS. Hier erhielt<br />
ich eine Broschüre über die Karrieremöglichkeiten der Frau im<br />
Bundesheer. Dieses Angebot hat mich nicht überzeugt (zumal<br />
ich ziemlich unsportlich bin). Die Suche nach einer für mich geeigneten<br />
Stelle dauerte ganze drei Monate und mir kamen sie<br />
wie eine Ewigkeit vor. Im November 1998 startete ich dann als<br />
Juniorberaterin bei CATRO. Und die vielfältigen Aufgaben sind<br />
nach wie vor interessanter denn je.<br />
> Welchen Rat hätten Sie für junge AkademikerInnen?<br />
Wähle jene Ausbildung, die deinen persönlichen Fähigkeiten<br />
und Interessen am nächsten kommt. Bei der Arbeitssuche soll<br />
man sich wenn möglich nicht unter großen Druck setzen und<br />
andererseits aktiv sein und verschiedene Wege der Stellensuche<br />
einschlagen. Jeder findet seinen Platz – so sagt man und<br />
ein Körnchen Wahrheit ist dabei.<br />
Ich rate auch allen JungakademikerInnen, die Angebotsvielfalt<br />
an Veranstaltungen und Seminaren der Universität zu nützen.<br />
In der Privatwirtschaft sind Weiterbildungsangebote zum Teil<br />
sehr kostspielig und meistens ist auch die Freizeit etwas knapper<br />
bemessen als während der Studienzeit.<br />
Vielen Dank für das Gespräch!<br />
Curruculum Vitae<br />
Ausbildung:<br />
> Volks-, Hauptschule und HBLA in Vorarlberg - Matura 1987<br />
> Studium der Wirtschaftspädagogik in Innsbruck - Sponsion 1998<br />
> Mitarbeit in der ÖH<br />
Beruflicher Werdegang:<br />
Geboren:<br />
20. Februar 1968<br />
Familienstand: verheiratet<br />
> 1987 – 1993: Reisebüro Breuss, Rankweil in Vorarlberg<br />
Sekretärin, Organisation von Bus- und Gruppenreisen<br />
> 1995 bei der Firma MPREIS beschäftigt<br />
> 1998 – dato: Catro Betriebsberatung Innsbruck GmbH: Beraterin<br />
09
SoWi Fakultät<br />
Man kann auf der SoWi nicht<br />
nur studieren, es besteht<br />
auch die Möglichkeit der<br />
Mitbestimmung und der Mitarbeit.<br />
Die Übertragung der Agenden des<br />
SoWi-Monitors an einen Studierenden<br />
der Fakultät war der Auslöser.<br />
Mit Jürgen Steinberger engagierten<br />
sich weitere Studierende in den Projekten<br />
der Fakultät.<br />
Nie zuvor war ein Student für die Geschicke<br />
des Medienservice und des SoWi-<br />
Clubs verantwortlich. Mit Steinberger<br />
scheint man ein Bindeglied zwischen<br />
der Fakultät und der Hochschülerschaft<br />
gefunden zu haben.<br />
> Redaktionelle Mitarbeit<br />
Nach der Übernahme des Monitors<br />
wurde ein Redaktionsbeirat der Fakultät<br />
ins Leben gerufen. „Der Monitor ist eine<br />
Fakultätszeitschrift und es soll die Arbeit<br />
der Fakultät vermarktet werden“, erzählt<br />
Steinberger. Im Beirat werden die Informationen<br />
aufbereitet. Aber wer soll<br />
letztendlich die Beiträge schreiben und<br />
hat die Zeit dazu?<br />
Mit Miriam Sulaiman (Bild links) hat man<br />
eine Absolventin des Medienmacherkurses<br />
engagiert, die die dortige Ausbildung<br />
mit sehr gutem Erfolg abgeschlossen<br />
hat. Nach Praktika beim ORF ist sie bei<br />
der TT als freie Mitarbeiterin tätig. „Der<br />
SoWi-Monitor bietet mir die Möglichkeit,<br />
zusätzliche Praxiserfahrung im Magazinjournalismus<br />
zu gewinnen“, erklärt<br />
Sulaiman, die auf der SoWi Politikwissenschaft<br />
studiert.<br />
> Neue Verpackung<br />
Das neue Layout des Monitors ist vor<br />
allem Stephanie Eibl, einer IWW-Studentin,<br />
zu verdanken (Bild rechts). Sie war<br />
schon früher für das Layout des Moni-<br />
10<br />
Die etwas andere<br />
Studentenrevolte<br />
Nicht nur studieren, sondern mitarbeiten<br />
tors verantwortlich. Nun hat sie die Möglichkeit<br />
der Neugestaltung des Monitors<br />
genutzt. Diese Innovation stieß bei der<br />
Leserschaft auf breite Zustimmung.<br />
In ihrer Freizeit erledigt sie mehrere grafische<br />
Arbeiten für die Fakultät und viele<br />
der gelungenen Fotos des Monitors gehen<br />
auf ihr Konto. „Mir sind die Zusatzqualifikationen<br />
wichtig“, bekräftigt Eibl,<br />
die ihre berufliche Zukunft im Marketing<br />
bzw. in der Werbung sieht.<br />
Dies sind nur zwei Beispiele von vielen<br />
Studierenden, die sich bisher für die Fakultät<br />
verdient gemacht haben.<br />
Stellungnahme der Redaktion<br />
Der SoWi-Monitor soll die Arbeit der<br />
Fakultät in der Forschung und Lehre<br />
sowie die zahlreichen Projekte und Ko-<br />
operationen mit unseren Partnern dem<br />
Umfeld der Universität präsentieren.<br />
Zu Beginn des Jahres 2002 hat man für<br />
diese Zielerreichung einen Redaktionsbei-<br />
rat mit VertreterInnen der Institute gegrün-<br />
det. In diesem Beirat werden die Informa-<br />
tionen gebündelt und die verschiedenen<br />
Themen abgestimmt. Bis auf das Institut<br />
für Wertprozeßmanagement nehmen alle<br />
dieses Mitgestaltungspotenzial wahr.<br />
Bis 2001 hat die SoWi-Holding den Mo-<br />
nitor in Eigenregie gestaltet. Aufgrund<br />
von Umstrukturierungsmaßnahmen<br />
der Fakultät wurde die Organisation<br />
und Finanzierung des Monitors wieder<br />
vom Dekanat übernommen. Seit die-<br />
ser fakultätspolitischen Entscheidung<br />
wurde der Monitor im laufenden Jahr<br />
> Eine Win-Win-Situation<br />
Die Kooperation zwischen der Fakultät<br />
und den Studierenden ist für beide Seiten<br />
von Vorteil.<br />
Einerseits profitieren die Studierenden<br />
von den Erfahrungen, die sie in Projekten<br />
wie dem Monitor sammeln können.<br />
Und andererseits ist die Fakultät auf<br />
das Engagement solcher Studierenden<br />
bedacht, um ihr Serviceangebot kostengerecht<br />
aufrecht zu erhalten. „Learning<br />
by doing ist bei uns Trumpf”, meint<br />
Steinberger, der allen Studierenden<br />
dankt, die ihn in den letzten Monaten<br />
unterstützt haben.<br />
von der Holding nicht unterstützt. Die<br />
neuen Verantwortlichen wurden weder<br />
informiert noch zu Veranstaltungen der<br />
Holding eingeladen, sogar jedwede Be-<br />
richterstattung über ihre Projekte haben<br />
die Projektleiter der Holding abgelehnt.<br />
Diese Entscheidung ist bedauerlich<br />
für jene Studierenden und Unimitar-<br />
beiter, die viel Zeit und Mühe in die<br />
Projekte der Holding investieren, aber<br />
auch für die Sponsoren, die diese Ko-<br />
operationen überhaupt ermöglichen.<br />
Wenn daher Beschwerden oder Zweifel<br />
an der Objektivität der Berichterstattung<br />
des Monitors an Sie herangetragen<br />
werden, bitten wir Sie, liebe LeserInnen,<br />
diese Zeilen zu berücksichtigen und uns<br />
dabei zu helfen, etwaige Missverständ-<br />
nisse auszuräumen.<br />
Jürgen Steinberger
Text: Jürgen Steinberger<br />
Die neuen Zauberlehrlinge<br />
im Elfenbeinturm<br />
Realistische Perspektiven und ein wenig<br />
Idealismus<br />
Die Erprobung für eine allfällige<br />
Verwendung als Universitätslehrer<br />
sowie die Vertiefung<br />
der fachlichen Bildung stehen für den<br />
wissenschaftlichen Mitarbeiter in Ausbildung<br />
im Mittelpunkt - so lautet die<br />
Definition des Gesetzgebers. Aber wie<br />
sieht die Realität auf der SoWi aus?<br />
Die Aufgaben des wissenschaftlichen<br />
Mitarbeiters umfassen die Unterstützung<br />
der Universitätslehrer bei der Erfüllung<br />
von Forschungsaufgaben sowie die<br />
selbständige Arbeit an der Dissertation.<br />
„Die Entschädigung für wissenschaftliche<br />
Mitarbeiter kann als Stipendium<br />
für die Promotion verstanden werden“,<br />
erklärt Dekan John-ren Chen. Der Verdienst<br />
beträgt Euro 1.512,-- brutto pro<br />
Monat. Mit dem Ausbildungsbeitrag<br />
sind alle Mehrleistungen abgegolten.<br />
> Neues Dienstrecht<br />
Obwohl das Entgelt dem einer Halbtagskraft<br />
entspricht, wurde die Arbeitszeit<br />
für wissenschaftliche Mitarbeiter mit 40<br />
Stunden festgelegt. „Die Bezahlung ist<br />
schlechter als früher“, bestätigt Dekan<br />
Chen. Durch das neue Dienstrecht sei<br />
zusätzlich der Anreiz eines sicheren Arbeitsplatzes<br />
verloren gegangen. Der Vertrag<br />
des wissenschaftlichen Mitarbeiters<br />
läuft nach vier Jahren aus. Dekan Chen<br />
kontert: „Er hat aber die Möglichkeit,<br />
sich für eine weitere Universitätskarriere<br />
zu empfehlen.“ Trotzdem sind alle Stellen<br />
auf der SoWi besetzt. Aber warum?<br />
> Persönliche Freiheit<br />
MMag. Silvia Jordan (Bild links), wissenschaftliche<br />
Mitarbeiterin am Institut für<br />
Betriebliche Finanzwirtschaft, hat heuer<br />
ihre Studien der Psychologie sowie<br />
IWW erfolgreich abgeschlossen. Einer<br />
der Hauptgründe für ihre Entscheidung<br />
auf der Fakultät tätig zu werden, war<br />
die persönliche Freiheit und die freie<br />
Zeiteinteilung: „Geld spielte keine große<br />
Rolle. Mir ist es wichtig, dass ich meinen<br />
eigenen Interessen nachgehen kann und<br />
dass ich an meiner Arbeit Spaß habe.“<br />
Ähnlich sieht es Mag. Wolfgang Höchtl<br />
(Bildmitte). Der 29-Jährige ist seit 1. Oktober<br />
als wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />
im Team rund um Prof. Rudolf Kerschbamer<br />
engagiert. „Die Bezahlung entspricht<br />
der Leistung“, glaubt er. Er betrachtet die<br />
Arbeit als Halbtagsjob und als Investition<br />
in die Zukunft. Die Leistung als wissenschaftlicher<br />
Mitarbeiter hänge von der<br />
jeweiligen intrinsischen Motivation ab.<br />
> Universität vor Privatwirtschaft<br />
Jordan und Höchtl wurden von ihren<br />
jetzigen Arbeitgebern während ihrer<br />
Studienzeit angesprochen. Jordan war<br />
vor allem das gute Arbeitsklima wichtig.<br />
Für Höchtl war sogar der Weg von Wien<br />
nach Innsbruck nicht zu weit, um mit<br />
Kerschbamer zusammenzuarbeiten.<br />
Mag. Florian Erhart (Bild rechts), Wi-<br />
Päd-Absolvent und wissenschaftlicher<br />
Mitarbeiter am Institut für RTR, hatte<br />
vor seinem Engagement auf der Uni ein<br />
Angebot einer Prüfungsgesellschaft. Er<br />
hat sich aber dennoch für die Arbeit und<br />
die Zusatzausbildung auf der Universität<br />
entschieden „Wir befinden uns als wissenschaftliche<br />
Mitarbeiter in einer Art<br />
Ausbildungsverhältnis“, erklärt Erhart:<br />
„Wir sollen unsere Kenntnisse vertiefen.“<br />
Diesem Auftrag will er mit seiner Dissertation<br />
im Bereich Steuern nachkommen.<br />
> Ziele<br />
Erharts Ziel ist die Steuerberaterprüfung.<br />
Eine Karriere auf der Universität will er<br />
aber nicht ausschließen. Jordan plant<br />
ihre Dissertation zum Thema Accounting.<br />
Die Verbindung zwischen Psychologie<br />
und Wirtschaft soll dabei nicht zu<br />
SoWi Fakultät<br />
kurz kommen. „Im angloamerikanischen<br />
Raum ist der sozialwissenschaftliche Bezug<br />
im Accounting viel ausgeprägter als<br />
in Österreich.“ Beide bestätigen, dass<br />
diese Stelle genügend Freiraum lässt,<br />
um sich der Dissertation zu widmen.<br />
Dies hänge jedoch vom Chef ab.<br />
> Wiener Modell<br />
Die Posten von Wissenschaftlichen<br />
Mitarbeitern haben aufgrund des neuen<br />
Dienstrechts wesentlich an Attraktivität<br />
verloren. Um diesen Wettbewerbsnachteil<br />
auszugleichen, hat man sich an<br />
einzelnen Instituten der WU Wien zu Kooperationen<br />
mit führenden Wirtschaftsprüfungs-<br />
und Beratungsgesellschaften<br />
entschieden, wobei meist eine Teilung<br />
der Arbeitszeit zu jeweils 50 Prozent<br />
zwischen Universität und Wirtschaftsprüfungsgesellschaft<br />
vorgesehen ist.<br />
Erhart hält diese Kooperation für sinnvoll.<br />
„Man könnte auf diese Weise Fragen<br />
aus der Praxis in die wissenschaftliche<br />
Arbeit einfließen lassen“, glaubt er. Die<br />
wissenschaftliche Arbeit dürfe aber<br />
nicht zu kurz kommen.<br />
Prof. Steckel ist skeptischer. „Dieses<br />
Modell könnte eine unlösbare Zeitmanagementaufgabe<br />
für den Betroffenen<br />
werden“, befürchtet er. Für Prüfungsgesellschaften<br />
sieht er den Vorteil im<br />
Recruiting von neuen Mitarbeitern.<br />
> Perspektiven<br />
Es bleibt festzuhalten, dass die Stelle<br />
des wissenschaftlichen Mitarbeiters als<br />
Chance verstanden wird, sich fachlich<br />
und persönlich weiterzubilden. Da die<br />
Universität naturgemäß ein Interesse an<br />
der Förderung ihres wissenschaftlichen<br />
Nachwuchses hat, sollte auch die Möglichkeit<br />
eines verstärkten Praxiskontaktes<br />
während der Ausbildungszeit nicht<br />
ausgeschlossen werden.<br />
11
SoWi Wissenschaft<br />
Seit 1997 verleiht die Wirtschaftskammer<br />
Tirol gemeinsam<br />
mit der SoWi-Fakultät<br />
Innsbruck alljährlich den Wirtschaftspreis.<br />
Ausgezeichnet werden Arbeiten,<br />
die innovative Wege für die<br />
Tiroler Wirtschaft aufzeigen und sich<br />
hauptsächlich mit dem Standort Tirol<br />
beschäftigen.<br />
Eine aktuelle Studie des Instituts<br />
für Unternehmensführung der<br />
Universität Innsbruck weist<br />
einen eindeutigen Zusammenhang<br />
zwischen Kundenzufriedenheit und<br />
Shareholder Value nach. Bei dieser<br />
Studie wurden 99 amerikanischen<br />
Unternehmen über einen Zeitraum<br />
von 8 Jahren untersucht.<br />
Ausgehend von der amerikanischen<br />
Unternehmenspraxis in den 80er Jahren<br />
hat das Shareholder Value-Konzept auch<br />
im deutschsprachigen Raum rapide an<br />
Bedeutung gewonnen. Es verlangt,<br />
dass der Erfolg von Unternehmungen<br />
am Shareholder Value gemessen wird.<br />
Die Devise lautet: Handle so, dass der<br />
Kurswert des Aktienvermögens der Gesellschafter<br />
maximiert wird. Die Summe<br />
aus Kurswertsteigerungen und Dividenden<br />
rückt als primäre Zielgröße in den<br />
Vordergrund.<br />
> Rentabilität unzureichend<br />
Auf der anderen Seite sehen viele Unternehmen<br />
in der Kundenzufriedenheit die<br />
Grundlage des Erfolges. Kundenzufriedenheit<br />
führe zu Loyalität, zu geringerer<br />
12<br />
Wirtschaftspreis 2002<br />
Junge Forscher werden für ihre Arbeit ausgezeichnet<br />
Heuer wurden fünf Arbeiten prämiert<br />
und die Preisträger erhielten jeweils<br />
1.000 Euro von der WK Tirol. Dekan Johnren<br />
Chen als Hausherr und WK-Präsident<br />
Hans-Jörg Jäger als Sponsor gratulierten<br />
den Preisträgern (v.l.): Reinhard Krappinger,<br />
Mario Larch, Gudrun Eder, Nebahat<br />
Yilmaz-Huber, Birgit Kluibenschädl und<br />
Veronika-Anna Reiter.<br />
Preissensibilität des Kunden, zu positiver<br />
Mundwerbung und zu „Cross-Selling“.<br />
Dies schlägt sich wiederum in einer<br />
höheren Rentabilität nieder. Sie spiegelt<br />
jedoch nur unzureichend das wieder,<br />
was für die Eigentümer am wichtigsten<br />
sein sollte: der Unternehmenswert. Nun<br />
stellt sich die Frage, ob eine höhere Kundenzufriedenheit<br />
auch zu einer Steigerung<br />
des Shareholder Value führt.<br />
Dieser Zusammenhang wurde für 99<br />
amerikanische Unternehmen zwischen<br />
1994 und 2002 untersucht. Die Kundenzufriedenheitsdaten<br />
stammten vom<br />
American Customer Satisfaction Index.<br />
Der Shareholder Value wurde über den<br />
Tobin’s q ermittelt. Dieser misst das Verhältnis<br />
zwischen dem Börsenwert eines<br />
Unternehmens und dessen Buchwert<br />
zu Wiederbeschaffungswerten. Ist das<br />
Verhältnis größer als 1, wird Shareholder<br />
Value geschaffen.<br />
> Turbulente Märkte<br />
Der Zusammenhang zwischen Kundenzufriedenheit<br />
und Tobin’s q wurde anhand<br />
einer Regressionsanalyse gemessen.<br />
Die Ergebnisse zeigen eindeutig,<br />
dass die Zufriedenheit einen höchst si-<br />
Dekan Chen, Präsident Jäger und der<br />
Gemeinderat Anton Hafele von der<br />
Stadt Innsbruck hoben die Bedeutung<br />
der Kooperation zwischen Theorie und<br />
Praxis hervor. Die Einreichfrist für den<br />
Wirtschaftspreis im kommenden Jahr<br />
endet mit 31. Juli 2003. Bei Interesse<br />
wenden Sie sich bitte an sowi-medien<br />
service@uibk.ac.at. (jst)<br />
Kundenzufriedenheit beeinflusst<br />
Börsenwert<br />
Foto: Prof. Kurt Matzler, Christian Daxer, Maximilian<br />
Huber und Prof. Hans H. Hinterhuber<br />
gnifikanten Einfluss auf den Shareholder<br />
Value hat (p
Text: Preisträger des Wirtschaftspreises 2002<br />
Heinz Leymann wandte den<br />
Begriff Mobbing Ende der<br />
70er erstmals in der Arbeitspsychologie<br />
an. Der Ausdruck „Mob“<br />
kommt aus dem amerikanischen und<br />
ist eine Abkürzung für ‚Men Of Blood’<br />
– „Männer des Blutes“, was zu Anfang<br />
des Jahrhunderts eine geläufige<br />
Bezeichnung für die Mafia in Amerika<br />
war. Bei näherer Betrachtung scheint<br />
er durchaus angebracht, denn ähnlich<br />
wie die Mafia kann auch Mobbing das<br />
Leben von Menschen zerstören.<br />
> Vorgesetzter muss Handeln<br />
In dieser Arbeit steht Mobbing gegen<br />
Ausländer auf Kollegenebene im Mittelpunkt.<br />
Es soll erarbeitet werden wie<br />
Kostenmodelle bei der Gestaltung von<br />
Distributionslogistiksystemen<br />
Meine Diplomarbeit zeigt,<br />
dass gerade in der Frage der<br />
Standort- und Transportplanung<br />
- durch die zunehmende Integration<br />
der einzelnen Wirtschaftsräume<br />
und die daraus mögliche Zentralisierung<br />
der Lagerhaltung - ein mitunter<br />
beträchtliches Einsparungspotenzial<br />
liegen kann.<br />
Der Einsatz von flexiblen, benutzerangepassten<br />
„Standardsoftware-Paketen“<br />
dehnt das Einsparungspotenzial bei der<br />
Standort- und Transportplanung noch<br />
weiter aus.<br />
Der Schwerpunkt meiner Arbeit liegt<br />
nun auf einer Gegenüberstellung der<br />
Problemstellung in einem Tiroler Unternehmen<br />
mit den Modellen der Literatur<br />
und Lösungsmöglichkeiten in der innova-<br />
„Mobbing gegen Ausländer:<br />
Was können Vorgesetzte und<br />
Arbeitgeber tun?“<br />
wohlwollende Vorgesetzte Mobbing<br />
unter ihren Angestellten bekämpfen<br />
können.<br />
Das Argument „davon habe ich nichts<br />
mitbekommen“ ist für Vorgesetzte als<br />
Entschuldigung für ein Nicht-Eingreifen<br />
bei Mobbing nicht zulässig, denn es<br />
gehört zur Fürsorgepflicht eines Vorgesetzten<br />
mit offenen Augen und Ohren<br />
durch seinen Verantwortungsbereich zu<br />
gehen und dabei Konflikte rechtzeitig<br />
wahrzunehmen.<br />
Darüber hinaus sollte er bei Konflikten<br />
zwischen Mitarbeitern als Problemlöser,<br />
Schlichter und Vermittler zur Verfügung<br />
stehen und sich in eindeutigen Fällen auf<br />
die Seite des Angegriffenen stellen und<br />
diesen in Schutz nehmen.<br />
tivsten Standardsoftware der Firma SAP,<br />
dem Advanced Planner and Optimizer<br />
(APO).<br />
> Umsetzung der Literatur<br />
Dabei geht es vor allem um die Anwendungsmöglichkeiten<br />
der Fachliteratur<br />
und der Softwarelösungen im Unternehmen<br />
sowie um die Umsetzungsmöglichkeiten<br />
der Literatur im Softwareprodukt.<br />
Zu diesem Zweck wird das Distributionslogistiksystem<br />
der Firma Plansee<br />
bezüglich der Lagerdistribution aufgearbeitet.<br />
Weiters werden die realen<br />
Entscheidungsprozesse der Unternehmensverantwortlichen<br />
bezüglich der<br />
Lagerdistribution dargestellt.<br />
> Standortplanung<br />
Ein weiterer wichtiger Bestandteil meiner<br />
Diplomarbeit ist die formale Aufar-<br />
SoWi Wissenschaft<br />
> Randgruppen betroffen<br />
Das typische Mobbingopfer gehört zu irgendeiner<br />
„Randgruppe“. Gerade diese<br />
Gruppen sind es aber auch, die oft nicht<br />
in der Lage sind, sich selbst zu helfen,<br />
was sie zu um so „attraktiveren“ Opfern<br />
für weiteres Mobbing macht.<br />
Nicht nur aus einer altruistisch motivierten<br />
Fürsorgepflicht, die übrigens<br />
gesetzlich verankert ist, sondern auch<br />
im Interesse des Firmenerfolges sollte<br />
der Arbeitgeber/Vorgesetzte versuchen,<br />
vorhandene Konflikte zu entschärfen,<br />
weil ansonsten das Betriebsklima und<br />
die Arbeitsleistung einzelner Mitarbeiter<br />
leiden.<br />
Mag. Nebahat Yilmaz-Huber<br />
beitung der Literatur zu Modellen der<br />
Standort- und Transportplanung sowie<br />
die genauere Betrachtung der einzelnen<br />
Kostenarten/-modelle im Rahmen der<br />
Gestaltung von Distributionslogistiksystemen.<br />
Als abschließendes großes Kapitel wird<br />
das Softwaretool APO der Firma SAP<br />
genauer analysiert und auf Einsatzmöglichkeiten<br />
zum Fällen von taktischen<br />
und strategischen Entscheidungen bei<br />
Plansee getestet.<br />
Mag. Reinhard Krappinger<br />
13
SoWi Wissenschaft<br />
Dekan John-ren Chen gelang es<br />
auch heuer wieder, den Gouverneur<br />
der Oesterreichischen<br />
Nationalbank Dr. Klaus Liebscher<br />
für einen Vortrag im Rahmen der 2.<br />
Internationalen Jahreskonferenz des<br />
CSI - Centre for the Study of International<br />
Institutions - zu gewinnen. Er<br />
sprach über das Thema „International<br />
Institutions and Financial Market Stability“.<br />
Die Jahreskonferenz des CSI stand unter<br />
dem Motto: „International Institutions<br />
and Multinational Enterprises: Global<br />
Players – Global Markets“. Neben zahlreichen<br />
renommierten Wissenschaftlern<br />
referierte der herausragende Experte<br />
auf dem Gebiet „Multinationale Unternehmen“<br />
Prof. John H. Dunning aus<br />
Großbritannien. Er hielt einen Vortrag<br />
im Rahmen der 19. Eugen von Böhm-<br />
Bawerk Vorlesung zum Thema „Inter-<br />
Im Rahmen der feierlichen Übergabe<br />
des Nestlé-Preises von Generaldirektor<br />
Rupert Gasser an Dr. Wolfgang<br />
Reichenberger wurde von Dekan<br />
Chen, das erste Treffen der Dekane<br />
aller Wirtschaftswissenschaftlichen<br />
Fakultäten in Österreich einberufen.<br />
Generaldirektor Gasser hat sich im Sommer<br />
in seinen verdienten Ruhestand<br />
zurückgezogen und sein Kind, den Nestlé-Preis,<br />
an Dr. Wolfgang Reichenberger<br />
übertragen. Mit Reichenberger bleibt die<br />
Auszeichnung des Schweizer Konzerns<br />
in österreichischer Hand.<br />
> Abschied fällt schwer<br />
„Der Nestlé-Preis wurde 1995 das erste<br />
14<br />
Gouverneur Dr. Klaus Liebscher<br />
„Makroökonomische Stabilität<br />
und flexible Märkte“<br />
national Institutions and Multinational<br />
Enterprises“. Gouverneur Dr. Liebscher<br />
referierte über die Rolle internationaler<br />
Institutionen bei der Sicherung von Finanzmarktstabilität.<br />
> Stabilität und flexible Märkte<br />
Liebscher stellte fest, dass internationale<br />
Institutionen zunehmend an Bedeutung<br />
gewonnen hätten. Sie wirkten vertrauensstiftend,<br />
förderten den Informationsaustausch<br />
zwischen Regierungen sowie<br />
Marktteilnehmern und förderten international<br />
akzeptierte Standards.<br />
Eine direkte Auswirkung dieses Meinungsaustausches<br />
könne unter der Leitidee<br />
„Makroökonomische Stabilität und<br />
flexible Märkte“ subsumiert werden.<br />
„Das wirtschaftspolitische Denken und<br />
Handeln der EU und insbesondere auch<br />
die Geldpolitik des Eurosystems sind<br />
stabilitätsorientiert“, erklärt Liebscher.<br />
Feste feiern, wie sie fallen<br />
Mal an Dr. Ulrike Hugl vergeben“, erzählt<br />
Gasser. Unter Dekan Friedrich Roithmayr<br />
wurde der Preis auf der SoWi institutionalisiert.<br />
> Gasser bürgt für Qualität<br />
„Alles, was ich von ihm übernommen<br />
habe, bürgt für Qualität“, erklärt Reichenberger.<br />
Er erwartet sich durch den<br />
Preis viele Impulse für den Nestlé-Konzern.<br />
> Neukonzeption<br />
Der Anlass wurde genutzt, um ein neues<br />
Konzept erarbeitet von Mag. Angelika<br />
Svoboda und Jürgen Steinberger zu<br />
präsentieren. Auf den jeweiligen Universitätsstandorten<br />
soll zukünftig die wis-<br />
> Best-Practice-Modelle<br />
Europa sei auf regionaler Ebene ein<br />
Vorreiter und Spiegelbild dieser Konvergenz.<br />
Auf internationaler Ebene seien<br />
drei Aspekte von Bedeutung: Erstens<br />
diene die Formulierung und Umsetzung<br />
von international akzeptierten Standards<br />
und Kodizes der Verbreitung der besten<br />
wirtschaftlichen Praktiken. Zweitens<br />
sei Transparenz notwendig für ein gutes<br />
Funktionieren von Finanzmärkten.<br />
Schlussendlich sei die nationale Implementierung<br />
international gängiger Standards<br />
von hoher Dringlichkeit.<br />
Als positiven Effekt strich er hervor: „Die<br />
Währungsunion und der Euro bewirken<br />
ein verstärkt einheitliches Auftreten in<br />
internationalen Institutionen und geben<br />
der EU mehr Gewicht im internationalen<br />
Finanzsystem.“ Er versprach des weiteren,<br />
bei den kommenden Jahreskonferenzen<br />
des CSI teilzunehmen. (mir)<br />
senschaftliche Vorauswahl stattfinden.<br />
In Innsbruck findet in weiterer Folge die<br />
Endausscheidung mit den besten Dissertanten<br />
der einzelnen Fakultäten statt.<br />
> Treffen der Dekane<br />
Diese Zusammenkunft aller SoWi Dekane<br />
in Österreich wurde genutzt, um das<br />
erste Treffen dieser Fachrichtung durchzuführen.<br />
„Die Initiative von Dekan Chen<br />
war erfolgreich“, bestätigte Prof. Lutz<br />
Beinsen von der SoWi in Graz. Nestlé<br />
hat dankenswerterweise die Kosten für<br />
die Unterbringung der Dekane übernommen.<br />
Es war ein gelungener Abend und<br />
weckte das Interesse auf die kommende<br />
Nestlé-Preisverleihung am 12. Mai 2003<br />
in Innsbruck. (jst)
Text: Dr. Ralph Felbinger<br />
Abfertigung Neu<br />
Was tun mit bestehenden Abfertigungsansprüchen?<br />
Nach jahrelangen Diskussionen<br />
wurde das Modell der<br />
Abfertigung Neu am 12. Juni<br />
2002 im Nationalrat beschlossen.<br />
Die neuen Regelungen finden automatisch<br />
für alle Arbeitsverhältnisse<br />
Anwendung, die auf einem privatrechtlichen<br />
Vertrag beruhen und nach<br />
dem 31.12.2002 neu abgeschlossen<br />
werden. Für bestehende Arbeitsverhältnisse<br />
kann einvernehmlich ein<br />
Übertritt ins neue System vereinbart<br />
werden.<br />
Der Arbeitgeber zahlt in Zukunft für<br />
jeden Arbeitnehmer 1,53% des monatlichen<br />
Entgelts an eine Mitarbeitervorsorgekasse,<br />
wobei das Inkasso der<br />
Beiträge von der jeweils zuständigen<br />
Krankenkasse übernommen wird. Die<br />
Beiträge sind ab Beginn des Arbeitsverhältnisses<br />
zu entrichten. Der erste<br />
Monat ist beitragsfrei.<br />
> Anspruch bleibt erhalten<br />
Wechselt der Arbeitnehmer das Unternehmen,<br />
so bleibt sein Anspruch auf<br />
das Kapital, das sich auf seinem Konto<br />
angesammelt hat, auf jeden Fall erhalten.<br />
Ein Anspruch auf Auszahlung der<br />
Abfertigung besteht jedoch nur, wenn<br />
auch nach dem Altsystem die Abfertigung<br />
fällig geworden wäre und drei volle<br />
Einzahlungsjahre vorlägen.<br />
In jenen Fällen, in denen der Arbeitnehmer<br />
bisher seinen Anspruch auf Abfertigung<br />
verwirkt hätte wie bei Selbstkündigung,<br />
darf er seinem „Konto“ zwar kein<br />
Kapital entnehmen oder eine andere Verfügung<br />
darüber treffen, seine Ansprüche<br />
bleiben aber aufrecht.<br />
Grundsätzlich besteht somit bei Beendigung<br />
eines Arbeitsverhältnisses (vor<br />
der Pensionierung) die Möglichkeit<br />
der Auszahlung der Abfertigung, der<br />
Weiterveranlagung in der bisherigen<br />
MV-Kasse, der Übertragung in die MV-<br />
Kasse des neuen Arbeitgebers oder der<br />
Überweisung an eine Versicherung, ein<br />
Kreditinstitut oder eine Pensionskasse<br />
zum Zwecke einer lebenslangen Rentenvorsorge.<br />
Die Höhe der Abfertigung richtet sich<br />
nach der Summe der einbezahlten Beiträge,<br />
der Veranlagungsperformance<br />
der jeweiligen MV-Kasse und den einbehaltenen<br />
Verwaltungskosten. Die MV-<br />
Kassen müssen auf jeden Fall für das<br />
einbezahlte Kapital garantieren.<br />
> Rentenauszahlung möglich<br />
Bei Pensionierung kann sich der Arbeitnehmer<br />
zwischen einer einmaligen<br />
Kapitalauszahlung und lebenslanger<br />
Rentenzahlung entscheiden, wobei die<br />
Kapitalabfindung mit einem begünstigten<br />
Satz von 6% zu versteuern ist, die<br />
Rente jedoch ein Leben lang steuerfrei<br />
bleibt.<br />
Jedes Unternehmen muss also wichtige<br />
Entscheidungen treffen:<br />
Erstens muss eine MV-Kasse ausgewählt<br />
werden. Sie muss benannt<br />
werden, sobald der erste Arbeitnehmer<br />
im Jahr 2003 neu eingestellt oder Mitarbeitern<br />
der Wechsel ins neue System<br />
ermöglicht wird. Zweitens muss entschieden<br />
werden, wie man jene Abfertigungsansprüche<br />
behandelt, die im alten<br />
Abfertigungssystem erworben wurden.<br />
> Übertritt in neues System<br />
Der momentane fiktive Abfertigungsanspruch<br />
wird an eine MV-Kasse überwiesen<br />
und unterliegt ab diesem Zeitpunkt<br />
dem neuen Recht. Die Beitragshöhe ist<br />
jedoch verhandelbar. Die Überweisung<br />
kann auf fünf Jahre verteilt erfolgen.<br />
> Einfrieren bestehender Ansprüche<br />
Der bis zu einem Stichtag erworbene<br />
fiktive Abfertigungsanspruch wird „eingefroren“<br />
und verbleibt im alten Recht.<br />
Ab dem Stichtag beginnt man mit der<br />
Einzahlung der 1,53% vom Entgelt an<br />
die MV-Kasse.<br />
Kündigt der Mitarbeiter beispielswei-<br />
SoWi Wissenschaft<br />
se nach fünf Jahren selbst, verliert er<br />
den eingefrorenen Anspruch, behält<br />
jedoch den in der MV-Kasse. Wird das<br />
Arbeitsverhältnis anspruchsbegründend<br />
beendet, so steht dem Arbeitnehmer<br />
die „eingefrorene“ Abfertigung vom<br />
Unternehmen zu, zuzüglich dem in der<br />
MV-Kasse angesammelten Guthaben<br />
> Verbleib im Altsystem<br />
Ein gänzlicher Umstieg oder die Variante<br />
des „Einfrierens“ kommen nur zustande,<br />
wenn Arbeitgeber und Arbeitnehmer<br />
einverstanden sind. Grundsätzlich muss<br />
dann im Unternehmen von steuerlicher<br />
Seite her gesehen das System der<br />
Rückstellungsbildung und der verpflichtenden<br />
Wertpapierdeckung beibehalten<br />
werden.<br />
Der Arbeitgeber kann in Zukunft<br />
zwischen drei Varianten wählen: Die<br />
Abfertigungsrückstellungen werden<br />
weitergeführt, jedoch wird das steuerlich<br />
zulässige Ausmaß im Jahr 2002 auf<br />
47,5% und im folgenden auf 45% reduziert.<br />
Die Wertpapierdeckung kann auf 5<br />
Jahre verteilt auf 0 abgebaut werden.<br />
Im Wirtschaftsjahr 2002 oder 2003 gibt<br />
es die Möglichkeit, die Abfertigungsrückstellungen<br />
steuerfrei ins Eigenkapital<br />
zu übertragen, wodurch man sich<br />
die gewinnerhöhende Auflösung der<br />
Rückstellung im Falle des Ausscheidens<br />
des Arbeitnehmers spart. Weitere Rückstellungsdotationen<br />
können aber nicht<br />
mehr vorgenommen werden. Die Auszahlung<br />
der Abfertigung ist nur mehr auf<br />
fünf Jahre verteilt als Betriebsausgabe<br />
anzusetzen.<br />
Die Abfertigungsansprüche können<br />
aber an eine Versicherung ausgelagert<br />
werden. Der Vorteil liegt in einer Befreiung<br />
von der Versicherungssteuer,<br />
der Befreiung der Versteuerung der<br />
Wertzuwächse, einer transparenten und<br />
kalkulierbaren Ansparung und in einer Bilanzbereinigung,<br />
die sowohl die Handels-<br />
als auch die „Steuerbilanz“ betrifft.<br />
15
Universität Innsbruck Text: Univ.-Prof. Dr. Manfried Gantner<br />
Foto: Ganztagesklausur in Maria Waldrast am<br />
18.7.02, Erarbeitung des Konzeptfeinschliffs<br />
Seit kurzem ist Innsbruck um<br />
eine Unternehmensgründung<br />
reicher. In das Firmenbuch<br />
wurde die Gesellschaft „trans IT<br />
Entwicklungs- und Transfercenter<br />
Universität Innsbruck GmbH“ eingetragen.<br />
Mehrheitseigentümerin ist<br />
die Universität Innsbruck, weitere<br />
Geschäftsanteile halten das MCI (Management<br />
Center Innsbruck) und die<br />
Tiroler Zukunftsstiftung.<br />
Mit der Gründung einer Gesellschaft<br />
nach Privatrecht gehen die Universität<br />
Innsbruck, das MCI und das Land Tirol<br />
einen völlig neuen Weg der Wissenschafts-Praxis-Kooperation<br />
und damit<br />
auch der Wissenschafts- und Wirtschaftsförderung.<br />
> Anwenderzentrum<br />
Der Name der Gesellschaft enthält auch<br />
zugleich das Programm. Im Mittelpunkt<br />
steht der „transfer“ von angewandter<br />
Forschung. „IT“ nimmt Bezug auf Informationstechnologien<br />
oder – weiter<br />
gefasst – auf Innovative Technologien.<br />
Die „transIT“ ist ein Marktplatz von<br />
Forschungsideen, –fragestellungen und<br />
-lösungen. Das besondere Augenmerk<br />
der Gesellschaft gilt der Umsetzung informatikbezogener<br />
Forschung und Lehre<br />
der Universität Innsbruck und des MCI<br />
durch Kooperationsprojekte mit der Praxis.<br />
Darüber hinaus sollen Projekte mit<br />
innovativen Technologien in breiterem<br />
Kontext bearbeitet werden.<br />
Diese innovativen Technologien, also<br />
meist informatikgestützte Lösungsvorschläge<br />
und Entwicklungen, können von<br />
ForscherInnen und Forschern sämtlicher<br />
Fakultäten der Universität Innsbruck<br />
16<br />
oder des MCI kommen und gemeinsam<br />
mit der Wirtschaft entwickelt werden.<br />
Das „trans IT“ soll das Anwenderzentrum<br />
der Universität Innsbruck werden.<br />
Standort der Gesellschaft wird künftig<br />
das am Areal der Baufakultät entstehende<br />
ICT-Gebäude sein. ICT steht für Informations-<br />
und Communications-Technologien.<br />
Dieser Standort ist besonders<br />
geeignet, weil dort neben dem neuen<br />
Informatikinstitut und dem universitären<br />
Rechenzentrum die Baufakultät mit Architektur<br />
und Ingenieurwissenschaften<br />
sowie wesentliche Teile der Naturwissenschaftlichen<br />
Fakultät untergebracht<br />
sind. Der Baubeginn für das von privaten<br />
Investoren errichtete Gebäude wird im<br />
Frühjahr 2003 stattfinden. Das „trans IT“<br />
wird in diesem Gebäude Mieter sein.<br />
> Drei Schalen<br />
Das „trans IT“ ist Teil der größeren ICT-<br />
Offensive im Land Tirol. Dieses soll im<br />
Endausbau aus drei „Zwiebelschalen“<br />
bestehen:<br />
> Die innere Schale stellt die universitäre<br />
bzw. Hochschulforschung und<br />
-lehre dar. Dazu wurde an der Universität<br />
zu Beginn des WS 2001/2002 das<br />
Institut für Informatik neu gegründet<br />
und wurde das Informatikstudium an<br />
der Universität Innsbruck sowie ein<br />
FH-Studiengang für Informatik am MCI<br />
eingerichtet. Das Studium wird an der<br />
Universität mit über 200 Erstinskribenten<br />
im 2. Studienjahr und am MCI mit<br />
60 Studienplätzen überaus erfolgreich<br />
angenommen. An der Universität<br />
Innsbruck wurden im vergangenen<br />
Studienjahr 5 Top-ProfessorInnen an<br />
das Informatikinstitut berufen und<br />
„trans IT“ statt Transit<br />
Rechner-, Seminar- und Übungsräume<br />
neu ausgebaut.<br />
> Die mittlere Schale besteht aus<br />
dem neu gegründeten „trans IT“.<br />
Die Wissenschaft bietet dabei Forschungs-Know<br />
How, den Zugang zu<br />
Netzwerken (Forschergruppen, Datenbanken,<br />
Einrichtungen der öffentlichen<br />
Forschungsförderung, Gastprofessoren<br />
und Gastvorträge) an. Gerade<br />
auch für die Studierenden bietet das<br />
„trans IT“ eine wichtige Plattform für<br />
angewandte Diplomarbeiten und Dissertationen<br />
bzw. für die Mitwirkung<br />
in Forschungsteams, die angewandte<br />
Fragestellungen im IT-Bereich bearbeiten.<br />
Die Praxis liefert wichtige<br />
Fragestellungen für die Forschung.<br />
Gerade im IT-Bereich kommen wichtige<br />
Impulse aus der Wirtschaft und der<br />
Verwaltung. Gemeinsam sind jeweils<br />
Lösungs- und Umsetzungswege zu<br />
suchen. Das „trans IT“ bietet den Unternehmen<br />
auch Ressourcenflexibilität<br />
bei Personal, Raum und Forschungsmitteln.<br />
> Die äußere Schale wird ein ICT-Park<br />
entlang der Kranebitter-Allee sein, der<br />
sich in den nächsten Jahren entwickeln<br />
sollte. Für ihn ist das ICT-Gebäude die<br />
1. Baustufe.<br />
Der „Rat für Forschungs- und Technologieentwicklung“<br />
stellt für das „trans<br />
IT“ eine sehr wesentliche Anschubfinanzierung<br />
in Höhe von über 8 Mio. � zur<br />
Verfügung. Damit wird die Universität in<br />
Abstimmung mit dem Land Tirol zu einer<br />
sehr sichtbaren Institution der regionalen<br />
Wirtschaftsförderung in einem zukunftsorientierten<br />
Bereich der Wirtschaft.
Foto: Wiener Städtische<br />
Außeninstitut<br />
Frau Landesdirektorin Ida Wander<br />
sieht großes Potenzial<br />
für Akademiker bei Versicherungsunternehmen.<br />
Auch seitens<br />
des Vorstandes des größten Versicherungskonzerns<br />
Österreichs sind<br />
Absolventen von Universitäten und<br />
Fachhochschulen als Berater eines<br />
modernen Dienstleistungsunternehmen<br />
gerne gesehen!<br />
> Ein Beruf mit Verantwortung:<br />
Ein Versicherungsberater kennt die<br />
Bedürfnisse seiner Kunden und nimmt<br />
ihnen ihre Sorgen ab, wenn es um die<br />
Stadt, Land und Uni feierten auch heuer<br />
wieder ihre jungen Akademiker!<br />
Rund 1000 Erstsemestrige fanden<br />
sich bei der zweiten Welcome<br />
Party in den Innsbrucker<br />
Stadtsälen ein. Die Studierenden sind<br />
sich einig: „Es war ein tolles Fest.“<br />
Mit Pauken und Trompeten wurden<br />
die Erstsemestrigen am Freitag, den<br />
22. November, in der Universitätsstadt<br />
Innsbruck willkommen geheißen. Von<br />
Speis und Trank über DJ-Sound bis<br />
zu einem Snowboard-Contest wurde<br />
den rund 1000 jungen Studiosi in den<br />
Stadtsälen alles geboten, was das Herz<br />
begehrte. Geladen hatte das Land Tirol,<br />
die Stadt Innsbruck und die Universität.<br />
Im vergangenen Jahr begrüßte Herwig<br />
van Staa noch als Bürgermeister die<br />
Studierenden. Heuer ließ er sich es auch<br />
in seiner Funktion als Landeshauptmann<br />
nicht nehmen, mit den Studierenden<br />
deren Einstand in Tirol zu feiern. Er betonte,<br />
wie wichtig es sei, den für sich<br />
Akademikerquote bei Wiener<br />
Städtischen Versicherung steigt<br />
kräftig nach oben!<br />
Themen: Sicherheit, Gesundheit, Vermögen,<br />
Mobilität und Zukunft geht.<br />
In vielen Fällen gestaltet der Versicherungsberater<br />
zusammen mit dem<br />
Kunden die Zukunft. Wenn etwa ein<br />
Vermögensplan nach 25 Jahren reichlich<br />
Früchte trägt, freut sich nicht nur der<br />
Kunde - es ist auch für jeden Mitarbeiter<br />
ein echtes Erfolgserlebnis.<br />
> Leistung macht sich bezahlt:<br />
Die Einkommenskurve eines Versicherungsberaters<br />
steigt überdurchschnittlich.<br />
Das ermöglicht auch eine solide Zukunftsplanung.<br />
Das Einkommen besteht<br />
besten Studienort zu wählen und über<br />
die eigenen Grenzen hinweg zu blicken.<br />
Auch Innsbrucks Bürgermeisterin Hilde<br />
Zach mischte sich gemeinsam mit<br />
Dekan John-ren Chen und Rektor Hans<br />
Moser unter das junge Volk.<br />
> Lorbeeren<br />
Dass der Erfolg der Welcome Party<br />
auch auf das Konto seines Vorgängers<br />
Manfred Rieglhofer geht, ist Stadtmarketingleiter<br />
Flatscher überzeugt:<br />
„Großer Dank gebührt den Stadtvätern,<br />
dem Land Tirol, der Uni Innsbruck, insbesondere<br />
dem Leiter des Bürgerservice,<br />
Wolfgang Steinbauer. Vergessen darf<br />
man aber auch nicht den Organisator<br />
Tom Vondrak mit seinem Team und den<br />
Unipressereferenten Uwe Steger.“<br />
> Silvesterlauf<br />
Eine Veranstaltung, zu der er sich auch<br />
einen regen Zulauf der Studenten erwar-<br />
Public Relations<br />
aus mehreren Teilen, unter anderem aus:<br />
Provisionen, Fixum, Zulagen, Prämien<br />
aus Wettbewerben und km-Geld<br />
Die Berufswahl ist eine Entscheidung,<br />
die gut überlegt sein sollte. Interessenten<br />
können sich bei uns eingehend<br />
informieren - es lohnt sich sicherlich für<br />
jeden!<br />
Wenn wir Ihr Interesse geweckt haben,<br />
dann genügt es ein E-Mail an ldtirol@staedtische.co.at<br />
zu senden. Oder<br />
Sie schreiben uns an Wiener Städtische,<br />
Landesdirektion Tirol, Südtiroler Platz 4,<br />
6020 Innsbruck.<br />
tet, wird am 31. Dezember steigen: der<br />
Silvesterlauf. Alle Laufhungrigen sind ab<br />
17 Uhr eingeladen, vor der Annasäule zu<br />
erscheinen, um sich auf einer Strecke<br />
von 5,7 Kilometer mit Gleichgesinnten<br />
zu messen. Der Stadtmarketingleiter<br />
erklärt: „Grundsätzlich zählt der olympische<br />
Gedanke, dabei zu sein. Trotzdem<br />
haben wir zahlreiche attraktive Überraschungspreise<br />
wie Gutscheinmünzen<br />
für die Innsbrucker Innenstadt.“ Im<br />
vergangenen Jahr nahmen 300 Sportler<br />
teil. Auch ein Angebot für die Kleinen ist<br />
eingeplant: „Um halb fünf können sich<br />
die Kinder auf einer Laufstrecke von 1,6<br />
Kilometer `austoben`“, kündigt Flatscher<br />
an. (mir)<br />
17
SoWi Rundschau<br />
Der bekannte Slalomfahrer Kilian Albrecht aus Vorarlberg<br />
hat sein Studium der Betriebswirtschaft abgeschlossen.<br />
Wir haben ihn über seine Erfahrungen<br />
mit dem Sport wie auch dem Studium befragt.<br />
Du bist der einzige Magister im ÖSV. Warum hast du zu<br />
studieren begonnen und dich gerade für BWL entschieden?<br />
Weil ich eigentlich Sportmanagement machen wollte, studierte<br />
ich zuerst Sport. Das Studium konnte meine Wünsche nicht<br />
ganz erfüllen. Es war mir zu wenig spezialisiert und ging stark<br />
in Richtung Lehramt. Sportmanagement hat mir aber gefallen.<br />
Freunde haben mir somit geraten, gleich BWL zu studieren.<br />
Wie schwer war es, Studium und Sport zu vereinbaren?<br />
Im Sommersemester war es schon teilweise sehr hart. Ich bin<br />
nach den letzten Rennen immer sofort direkt auf die Uni gewechselt.<br />
Im Wintersemester konnte ich verständlicherweise<br />
kaum Veranstaltungen besuchen. Zum Training habe ich zeitweilig<br />
auch Bücher mitgenommen.<br />
Haben die Professoren Rücksicht genommen?<br />
Wenn es sich einmal um eine Fehlstunde gehandelt hat, fand<br />
sich immer eine Alternative wie eine Zusatzarbeit. Mit dem<br />
neuen Studienplan hätte ich allerdings mein Studium aufgrund<br />
der vermehrten Anwesenheitspflicht bei Vorlesungen unmöglich<br />
abschließen können.<br />
> Aufstieg zur Elite<br />
Wie ist deine Karriere verlaufen?<br />
Ich habe schon mit zweieinhalb Jahren Skifahren gelernt. Nach<br />
den normalen Kaderwechseln bin ich recht schnell bis zum<br />
Weltcup aufgestiegen. Ein paar Jahre ist die Sache nicht so optimal<br />
gelaufen. 1999 bin ich aus dem Kader geflogen. Ich habe<br />
mir dann alles selber organisiert und bezahlt. In diesem Jahr<br />
habe ich sehr viel gelernt. Die Zeit möchte ich nicht missen.<br />
Warum hast du dich für den Slalom entschieden?<br />
Früher war ich ein Allrounder, nur die Abfahrt lag mir nie wirklich.<br />
Vom Super G, Riesentorlauf und Slalom ist mir dann plötzlich<br />
nur noch der Slalom geblieben, was am Anfang natürlich<br />
recht schwierig war, weil nur noch eine Disziplin blieb und in<br />
der stand man dann unter Erfolgsdruck. Beim Slalom werde ich<br />
jetzt aber bleiben, obwohl es die Möglichkeit noch gibt, dass<br />
ich wieder den Riesentorlauf dazu nehme.<br />
18<br />
Die Bretter, die<br />
die Welt bedeuten<br />
Text: Miriam Sulaiman<br />
> Risikofreudig?<br />
Du bist ja ein recht risikofreudiger Fahrer. Gehst du immer<br />
aufs Ganze?<br />
Wenn du in der Wertung vorne bist, musst du Vollgas geben,<br />
sonst bist du auch schnell wieder am hinteren Ende. Ich habe<br />
einen sehr schnellen Schwung und mache dabei manchmal<br />
noch zu viele Fehler, was es vielleicht noch risikoreicher erscheinen<br />
lässt, aber wie heißt es so schön: „No risk, no fun.“<br />
Welches Ziel hast du dir für deine Laufbahn gesetzt?<br />
Ich möchte im Idealfall die Olympiade gewinnen, oder zumindest<br />
eine Medaille holen. Beim letzten Mal haben mir nur vier<br />
Hundertstel gefehlt, und eine Möglichkeit gibt es für mich noch<br />
2006 in Torino. Um diesen Erfolg zu erzielen, müssen jedoch<br />
sämtliche Rahmenbedingungen stimmen. Außerdem gibt es<br />
heuer eine WM, bei der auch nur die Medaillen zählen. Dafür<br />
muss man, aber im Weltcup Topplätze herausfahren, um überhaupt<br />
dabei sein zu können, daher ist dies das erste Ziel.<br />
Wie schaut es steuerrechtlich im Skisport aus?<br />
Wir bekommen vom ÖSV direkt keinen Schilling und sind auch<br />
nicht als Angestellte bei ihm angemeldet. Verträge laufen direkt<br />
über die Firmen. Auch wenn ich mir selber einen Sponsor ausverhandle,<br />
muss ich Kostenersätze an den ÖSV abführen. Das<br />
Training und die Reisen werden mir im Gegenzug ausgelegt.<br />
Die vielzitierten Steuerprivilegien sind mir bisher entgangen, es<br />
ist eine Pauschalierung die das ganze Prozedere vereinfachen<br />
soll, denn wenn ich z.B. ein Preisgeld in der Schweiz gewinne,<br />
gebe ich gleich dort 33% ab und bei uns auch noch beinahe<br />
20%. Darüber hinaus sind noch SV-Beiträge zu bezahlen.<br />
Wie stehst du zu den Dopingskandalen?<br />
Die Verurteilung von Baxter war ein Witz. Er ist über einen<br />
Nasenspray gestolpert, der in Europa andere Substanzen als<br />
in den USA beinhaltet. Sein Ruf wurde zwar wiederhergestellt,<br />
die Medaille wurde ihm trotzdem weggenommen. Man wollte<br />
vermutlich auch zeigen, dass man eine harte Linie fährt. Ein<br />
funktionierendes Kontrollsystem gibt es nicht und wird es vermutlich<br />
nie geben. Doping ist und war nie ein Thema für mich.<br />
Wie schaut deine berufliche Zukunft aus?<br />
Eine Karriere als Trainer kann ich mir weniger vorstellen. Bis<br />
zur nächsten Olympiade werde ich sicher noch fahren. Im Sommer<br />
will ich mir einmal Praxis im Wirtschaftsbereich aneignen.
Text: Sonja Kainz<br />
Elite lehrt in Innsbruck<br />
Das Institut für Politikwissenschaft glänzt dieses<br />
Semester mit einem exzellenten Lehrangebot.<br />
Herausragende österreichische Journalisten wie<br />
Dr. Gisela Hopfmüller, Chefin des ORF Ressorts Bildung<br />
und Zeitgeschehen, und Dr. Christoph Kotanko, stellvertretender<br />
Chefredakteur des Kurier, sowie der ehemalige<br />
Wirtschaftsminister und AUA Aufsichtsratsvorsitzende Dr.<br />
Johannes Ditz nehmen den Weg nach Innsbruck auf sich.<br />
Bei den Seminaren handelt es sich konkret um „Politischer<br />
Fernsehjournalismus“ gehalten von Dr. Gisela Hopfmüller<br />
(Bildmitte), „Politischer Tageszeitungsjournalismus“ unter der<br />
Leitung von Dr. Christoph Kotanko (Bild rechts) und „Öffentliche<br />
Unternehmen im Spannungsfeld zwischen Politik und<br />
Markt“ von Dr. Johannes Ditz (Bild links).<br />
Der ehemaligen Report-Macherin ist es besonders wichtig,<br />
den Teilnehmern „die Eigenheiten des Mediums Fernsehen in<br />
Relation zu setzen mit dem Anspruch, den Berichterstattung<br />
über politische Abläufe erfüllen soll“. Zu ihrem persönlichen<br />
Credo gehört es außerdem „sich selbst nicht zu wichtig zu<br />
nehmen“: „Man soll sich davor hüten, als Journalist selbst<br />
Politik machen zu wollen.“<br />
Das Hauptanliegen von Dr. Christoph Kotanko ist es, eine<br />
Verbindung zwischen Theorie und Praxis herzustellen: „Jeder<br />
Versuch den StudentInnen die Praxis näher zu bringen ist zu<br />
unterstützen!“ Als unerlässliches Rüstzeug für angehende<br />
Journalisten bezeichnet er ein „breites Spektrum von Interessen,<br />
vielseitige Ausbildung, vor allem auch Fremdsprachen und<br />
sich die Fähigkeit zur Selbstkritik zu bewahren“.<br />
Das Seminar „Öffentliche Unternehmen im Spannungsfeld<br />
zwischen Politik und Markt“ soll vor allem die Fragen der<br />
volkswirtschaftlichen bzw. parteipolitischen Beurteilung der<br />
Verstaatlichungen im Wandel der Zeit erörtern.<br />
> Eigennutz spielt auch eine Rolle<br />
Die einzelnen Beweggründe der drei Lehrbeauftragten sind<br />
sehr unterschiedlich. Ihre langjährige Praxis bei Zeitung, Radio<br />
und Fernsehen hat beispielsweise die ORF-Journalistin ins<br />
Feld zu führen. Sie möchte ihre Erfahrung und ihr Wissen an<br />
die praktisch noch unbedarfte Studentenschaft weitergeben.<br />
Dr. Hopfmüller ist nicht unerfahren, wenn es darum geht, jungen<br />
Leuten Lehrinhalte zu vermitteln. Sie hielt bereits mehrere<br />
Vorträge über ihre Arbeit an verschiedenen Bildungseinrichtungen.<br />
Der ehemalige Wirtschaftsminister stellt sich in den Dienst der<br />
Aufklärung und zwar was die Entwicklung der verstaatlichten<br />
Industrie in Österreich betrifft. Er hält die mediale Beurteilung<br />
SoWi Rundschau<br />
dieses Prozesses für „oft nicht objektiv“. Dr. Ditz ist ebenfalls<br />
kein unbeschriebenes Blatt bei der Unterweisung wissbegieriger<br />
Studenten. Seine Premiere als Lehrveranstaltungsleiter<br />
fand auf der Wirtschaftsuniversität Wien statt, wo er Seminare<br />
zu Budget und Steuerfragen abhielt.<br />
Im Gegensatz zu diesen beiden gibt Dr. Christoph Kotanko<br />
offen zu: „Eigennutz spielt auch eine Rolle.“ Sein Seminar<br />
„Politischer Tageszeitungsjournalismus“ sei nicht als klassischer<br />
Frontalunterricht geplant. Kotanko hofft auf regen Meinungsaustausch,<br />
von dem beide Seiten profitieren können. Er<br />
vergisst auch nicht zu betonen, dass die Universität Innsbruck<br />
einen ausgezeichneten Ruf genießt.
SoWi Rundschau Text: Univ.-Prof. Dr. Rudolf Steckel<br />
Studierende der „Betriebswirtschaftlichen Prüfungslehre“<br />
stellten ihre hohe fachliche Qualifikation und<br />
ihre Sozialkompetenz in einem internationalen Intensivseminar<br />
unter Beweis.<br />
Vom 6. bis 12. Oktober fand in der sonst für Fußball und Wein<br />
bekannten Stadt Porto (Portugal) die jährliche Intensivveranstaltung<br />
der A.F.E.C.A. (Association des Formations Européennes<br />
à la Comptabilité et à l’Audit) statt. 120 Studierende und 25<br />
Wissenschaftler aus zehn europäischen Ländern und den USA<br />
nahmen an dieser Veranstaltung teil. Das Institut für Revisions-,<br />
Treuhand- und Rechnungswesen der SoWi-Fakultät der Universität<br />
Innsbruck war mit 15 Studierenden unter der Leitung von<br />
ao. Univ-Prof. Dr. Rudolf Steckel und Univ.-Ass. Mag. Florian<br />
Neumeister vertreten.<br />
> Gedankenaustausch<br />
Die A.F.E.C.A. ist ein Netzwerk europäischer Universitäten mit<br />
dem Schwerpunkt „Betriebswirtschaftliche Prüfungslehre/<br />
Wirtschaftsprüfung“. Sie verfolgt das Ziel, Studierenden mit<br />
der speziellen Ausrichtung auf Rechnungswesen und Wirtschaftsprüfung<br />
eine intensive Auseinandersetzung mit internationalen<br />
Entwicklungen in der Rechnungslegung und Wirtschaftsprüfung<br />
sowie einen Ideen- und Gedankenaustausch<br />
auf diesen Gebieten zu ermöglichen.<br />
Dieser Zielsetzung entsprechend, findet jährlich eine Intensivveranstaltung<br />
statt, an der die beteiligten Universitäten, Repräsentanten<br />
internationaler Vereinigungen (z.B. der Fédération des<br />
Experts-Comptables Européens - F.E.E.), Vertreter von regionalen<br />
und nationalen Berufsvereinigungen, sowie von Unternehmen<br />
teilnehmen bzw. unterstützend mitwirken. Die jeweilige Tagung<br />
steht unter einem Themenschwerpunkt aus den Bereichen der<br />
Rechnungslegung und/oder Wirtschaftsprüfung.<br />
Accounting and Auditing Network<br />
– Sokrates IP – Veranstaltung in Porto<br />
> Vergleich Rechnungslegungsstandards<br />
Schwerpunkt der Tagung in Porto war der Vergleich der<br />
Rechnungslegungssysteme in Europa unter Einbezug der<br />
Internationalen Rechnungslegungsstandards (IFRS) und der<br />
Rechnungslegungsstandards der USA (US-GAAP). Die Unterschiede<br />
zwischen den Rechnungslegungssystemen wurden<br />
im Rahmen einer umfassenden Fallstudie von den Tagungsteilnehmern<br />
herausgearbeitet. Die Ergebnisse wurden von<br />
den Studierenden im Plenum mehrsprachig präsentiert und<br />
zur Diskussion gestellt. Ein besonderer Schwerpunkt war dabei<br />
das Bewusstmachen der kulturellen Hintergründe für die<br />
Unterschiede in den Rechnungslegungssystemen der teilnehmenden<br />
europäischen Länder und der oben angesprochenen<br />
international bedeutenden Normen zur Rechnungslegung.<br />
An einem Tag fanden Vorträge und Workshops statt, in denen<br />
Wissenschaftler und Praktiker zu aktuellen Entwicklungen im<br />
Bereich der Rechnungslegung, der Wirtschaftsprüfung und der<br />
internationalen Standardsetter (IASB – International Accounting<br />
Standard Board, FASB – Financial Accounting Standard<br />
Board) referierten.<br />
> Hervorragend vertreten<br />
Auf dieser Tagung bewiesen die Studierenden aus Innsbruck<br />
ihre hohe fachliche Qualifikation und ihre Fähigkeit, auch<br />
komplexe Sachverhalte in einer Fremdsprache zu präsentieren<br />
und zu diskutieren. Die Tagung brachte nicht nur vielseitige<br />
fachliche Erfahrungen, sondern war auch in kultureller und zwischenmenschlicher<br />
Hinsicht ein wertvolles Ereignis.<br />
Die Feedbacks der Vertreter der beteiligten Universitäten<br />
zeigten, dass die 15 Studierenden der Universität Innsbruck<br />
im internationalen Vergleich als hervorragend qualifiziert eingeschätzt<br />
werden.
Text: Hannes Glantschnigg<br />
Foto: UNI Managment Club Innsbruck<br />
Auf Einladung des UNI Management Clubs mit<br />
Unterstützung des SoWi-Clubs referierte Atomic<br />
Chef Dr. Michael Schineis am 6. November in der<br />
Wirtschaftskammer Tirol über den Weg von Atomic zurück<br />
unter die Top drei der Skibranche.<br />
„Längerfristig wird es nur drei große Anbieter geben, die sich<br />
ein Match um 60 bis 70 Prozent des Skiweltmarkts liefern“,<br />
ist der Atomic Chef Dr. Michael Schineis (2. v. r.) überzeugt. Er<br />
berichtet über den harten Konkurrenzkampf an der Spitze.<br />
> Marktführer<br />
Zu den Top drei zählt er Rossignol mit 1,2 Mio., Adidas-Salomon<br />
mit 850.000 und Atomic mit 900.000 Paar Schi. Weltweit<br />
gesehen rechnet Schineis heuer mit einem Stagnieren des<br />
Weltmarktvolumen bei etwa 4,7 Mio. Paar Schi. Rund 60 Prozent<br />
sind österreichische Produkte. In Österreich ist Atomic mit<br />
38 Prozent Marktanteil und 200.000 verkauften Paar Schi klarer<br />
Marktführer.<br />
Das Unternehmen wurde von Schineis in einer schwierigen<br />
Lage übernommen, trotzdem schaffte er die Wende in nur<br />
zwei Jahren. Entscheidend mitverantwortlich für die Flexibilität<br />
von Atomic macht Schineis die flache Hierarchie mit nur 9 Führungskräften.<br />
Einmal pro Woche findet ein Meeting statt, bei<br />
dem unter anderem die Verkaufszahlen der letzten Woche analysiert<br />
werden. 2 Stunden pro Tag Schi zu fahren sei oft normal,<br />
man müsse auf der Piste sein, um zu sehen, welche Schimarken<br />
vertreten sind und in Kontakt mit den Kunden zu bleiben.<br />
Phönix aus der Asche<br />
SoWi Rundschau<br />
> Weiterentwicklung<br />
Innovationen kommen nicht selten von außen und müssen<br />
im Betrieb rasch zur Serienreife geführt werden. Lange Forschungszeiten,<br />
wie sie in der Pharmaindustrie üblich sind, wären<br />
für ein Unternehmen in der Schibranche unvorstellbar.<br />
Nicht ohne ein bisschen Stolz verwies Dr. Schineis darauf, bei<br />
200 Mio. Euro Umsatz ein EGT von 40 Mio. Euro erreicht zu<br />
haben.<br />
In diesem Winter gibt es von Atomic einen beheizbaren Schischuh,<br />
sowie einen neuen Tourenschischuh, der die Suche<br />
nach Lawinenopfern sehr erleichtere.
SoWi Rundschau Text: Martin Messner<br />
Der Südtiroler Univ.-Prof. Dr. Rudolf Kerschbamer<br />
konnte für die Innsbrucker Volkswirte gewonnen<br />
werden. Wir haben mit ihm über seine Forschungsschwerpunkte<br />
und seine Arbeit mit Alexander van der<br />
Bellen gesprochen.<br />
Was war ausschlaggebend für Sie, dass Sie sich für die<br />
Professur in Innsbruck entschieden haben?<br />
Nach meiner Habilitation in Wien habe ich mich für zwei<br />
Professorenstellen beworben, eine in Innsbruck, die andere<br />
in Regensburg. Nicht zuletzt aufgrund der Lebensqualität habe<br />
ich mich für Innsbruck entschieden. Für meine Frau und meine<br />
zwei Kinder war dies wohl auch die angenehmere Alternative.<br />
> Engagierte Studierende<br />
Was ist Ihr Eindruck von der Universität Innsbruck?<br />
Die Atmosphäre ist angenehm. Die Studierenden sind zum<br />
Großteil recht engagiert, das Niveau der Ausbildung entspricht<br />
allerdings nicht ganz meinen Vorstellungen.<br />
Das Wissen der Studierenden ist zu inhomogen, ihre Ausbildung<br />
im ersten Abschnitt etwas zu wenig formal und zu<br />
wenig modern. Wenn die Studierenden mit unterschiedlichen<br />
Vorkenntnissen in den zweiten Abschnitt kommen, dann erschwert<br />
das die Arbeit enorm. Man kann keine interessanten<br />
Fragen angehen, wenn man nicht davon ausgehen kann, dass<br />
ein Großteil der Studierenden das notwendige Handwerkszeug<br />
beherrscht. Ich werde mich daher in Zukunft dafür einsetzen,<br />
dass die Ausbildung im ersten Studienabschnitt homogener,<br />
etwas formaler und moderner wird.<br />
Sie halten auch einen Kurs über Spieltheorie. Ein bisher an<br />
unserer Universität vernachlässigtes Gebiet?<br />
Unbedingt! Ich bin hier in Innsbruck etwas unfreiwillig zum<br />
Spieltheoretiker geworden, jetzt macht mir der Kurs aber großen<br />
Spaß. Die Spieltheorie gehört inzwischen zum Grundwerkzeug,<br />
nicht nur in der Volkswirtschaftslehre, sondern in allen<br />
Sozialwissenschaften und weit darüber hinaus. Wenn man sich<br />
an einer US-Universität zum Beispiel die Politikwissenschaftler<br />
ansieht, wird man feststellen, dass das zu einem guten Teil<br />
Spieltheoretiker sind. Fragen rund um das Wahlverhalten oder<br />
den Parteienwettbewerb werden genauso spieltheoretisch<br />
analysiert, wie industrieökonomische und außenhandelstheoretische<br />
Fragen.<br />
22<br />
SoWi-Interview<br />
Univ.-Prof. Dr. Rudolf<br />
Kerschbamer im Gespräch<br />
Was sind Ihre eigenen Forschungsschwerpunkte?<br />
Derzeit beschäftige ich mich vor allem mit der Industrieökonomie<br />
auf der theoretischen Ebene. Dabei geht es um Fragen<br />
des Wettbewerbs, um Firmenübernahmen und Fusionen oder<br />
um vertikale Integration. Außerdem behandle ich auf einem<br />
abstrakteren Niveau informationstheoretische Fragestellungen<br />
und Anreize.<br />
> Viele Türen geöffnet<br />
Welche Ihrer Forschungsarbeiten empfinden Sie als die<br />
gelungenste?<br />
Das ist schwer zu sagen. Es gibt Arbeiten, die sind wichtig,<br />
weil sie die Wertschätzung der Umgebung für einen erhöhen.<br />
Meine Papiere in international renommierten Theorie-Journalen<br />
haben mir sicherlich viele Türen geöffnet. Auf der anderen<br />
Seite haben mir etwas angewandtere und leichter zugängliche<br />
Aufsätze um nichts schlechter gefallen.<br />
Sie haben in Wien mit Alexander van der Bellen zusammengearbeitet.<br />
Wie würden Sie ihn beschreiben?<br />
Ich kann einen Freund nicht wirklich in wenigen Sätzen beschreiben.<br />
Er war mir in sehr vielen Sachen der wichtigste Ansprechpartner.<br />
Auch als er sich schon aus der internationalen<br />
Forschung zurückgezogen hatte, habe ich bei ihm für meine<br />
Forschungsprobleme immer ein offenes Ohr gefunden. Er fehlt<br />
mir sehr. Ich glaube, seine Einstellung den Dingen gegenüber<br />
hat etwas auf mich abgefärbt. Er hat zu Problemen immer eine<br />
gewisse Distanz bewahrt. Man könnte sagen, eine leicht zynische<br />
Distanz.<br />
> Abenteuer akademische Karriere<br />
Wie ist es Ihrer Meinung nach um den wissenschaftlichen<br />
Nachwuchs in Österreich bestellt?<br />
Die Rahmenbedingungen sind katastrophal. Für engagierte<br />
Studierende besteht eigentlich kein Anreiz mehr, die wissenschaftliche<br />
Karriere einzuschlagen. Man ist beim Dienstrecht<br />
von einem Extrem ins andere gestürzt. Genauso problematisch<br />
wie eine zu frühe Pragmatisierung ist ein System, das keinerlei<br />
Sicherheit für den Nachwuchs gewährt. Heute gehört – schonend<br />
formuliert – schon eine ziemliche Portion Mut und Idealismus<br />
dazu, sich auf das Abenteuer einer akademischen Karriere<br />
an einer österreichischen Universität einzulassen.<br />
Vielen Dank für das Gespräch.
Text: Martin Messner<br />
„Learning by surfing” ...<br />
... oder “copy and paste”? - Informationsquelle<br />
Internet<br />
Zweifellos ist das Internet für Studierende eine bedeutsame<br />
Informationsquelle geworden. Neben<br />
dem großen Lernpotenzial, das in seiner Verwendung<br />
liegt, müssen aber auch mögliche negative Auswirkungen<br />
auf Urteilskraft und Kompetenz der Studierenden<br />
betrachtet werden.<br />
Die Geschwindigkeit, mit der sich das Internet als Informationsquelle<br />
verbreitet hat, ist berauschend. Heute sind weltweit rund<br />
630 Millionen Menschen „vernetzt“, was ca. 10% der Weltbevölkerung<br />
entspricht. In Österreich sind es rund 56% der Über-<br />
14-jährigen, die einen Zugang zum Informationshighway haben.<br />
2% der ÖsterreicherInnen sind über die Universitäten, 4% über<br />
die Schulen mit dem Internet verbunden.<br />
> Nutzen und Gefahren<br />
Die Vielfalt und Fülle an Informationen macht das Internet zu<br />
einer geeigneten Recherchequelle. Für wissenschaftliche Arbeiten,<br />
als Vorbereitung auf Prüfungen oder einfach nur zum<br />
Nachlesen eignet sich das Datennetz bestens. Es stellt damit ein<br />
enormes Lernpotenzial zur Verfügung, das die jungen Menschen<br />
in positiver Form ausschöpfen können. Unabhängig Informationen<br />
zu recherchieren und sich darauf aufbauend eine eigene<br />
Meinung bilden zu können, bedeutet auch, Eigenständigkeit zu<br />
entwickeln und sich von vorgefertigten Positionen lösen zu können.<br />
Die emanzipatorische Funktion einer solchen Informationsdemokratisierung<br />
kann nicht hoch genug eingeschätzt werden.<br />
Es werden aber immer wieder Stimmen laut, die weniger auf die<br />
positiven Effekte als vielmehr auf die Gefahren, die mit zunehmender<br />
Nutzung des Internet als Informationsquelle einhergehen,<br />
hinweisen. Das Internet führe zu einer „Verdummung“ und<br />
„sozialen Verarmung“ der Jugend, heißt es da oft.<br />
> Plagiarismus<br />
Eine Argumentationslinie stützt sich auf die Zunahme von Fällen<br />
von Plagiarismus bei wissenschaftlichen Arbeiten. Unter<br />
Plagiarismus werden verschiedene Formen unehrlicher Verwendung<br />
von Quellen in eigenen Arbeiten zusammengefasst.<br />
Das schlichte Kopieren ist eine Extremvariante. „Copy and<br />
paste“ dient vielfach als Arbeitserleichterung. Vor allem bei<br />
„zeitlosen“ und allgemeinen Themenstellungen kann leicht und<br />
schnell abgeschrieben werden. „Daher ist es wichtig, dass die<br />
Themenstellung entsprechend aktuell ist und von den Studierenden<br />
eigene Gedanken erfordert“, meint Prof. Peter Baumgartner,<br />
vom Institut für Organisation und Lernen. Er selbst beschäftigt<br />
sich mit Fragen der sinnvollen Verwendung des Internet zu Lehr-<br />
und Lernzwecken.<br />
> Informationsflut<br />
Ein sinnvoller Umgang mit dem neuen Medium muss gelernt<br />
sein, denn die Studierenden werden durch das Internet oft mit<br />
SoWi Rundschau<br />
Informationen überhäuft. Die Informationsflut kann dazu führen,<br />
dass die wichtigen von den unwichtigen Informationen nicht<br />
mehr unterschieden werden können. „Die Reduktion der Quantität<br />
von Informationen ist eine wichtige Kompetenz im Umgang<br />
mit dem Internet“, so Prof. Baumgartner. Neben geeigneten<br />
Suchstrategien für die benötigten Informationen muss auch<br />
gelernt werden, für welche Bereiche sich das Internet überhaupt<br />
sinnvoll nutzen lässt. Der Themenbereich „Internet/IT“ ist<br />
sicherlich besser behandelt als klassische Wissensgebiete wie<br />
die Geschichte, so Baumgartner.<br />
Was die Qualität der Quellen betrifft, so ist eine Einschätzung<br />
dieser nicht immer leicht. Oft erfolgt keine Qualitätskontrolle der<br />
wissenschaftlichen Arbeiten, die ins Netz gestellt werden. Wer<br />
sich daher in einem bestimmten Fachgebiet noch nicht sehr<br />
gut auskennt, ist wohl besser daran, zuerst zu den guten alten<br />
Büchern zu greifen, um einschätzen zu können, welchen Informationen<br />
er welchen Stellenwert zuschreiben kann.<br />
> Langsamkeit des Lernens<br />
„Zurück zu den Quellen“ muss auch die Devise sein, wenn die<br />
Verwendung von im Internet publizierter Sekundärliteratur überhand<br />
nimmt. Das Lesen einer Buchzusammenfassung kann die<br />
Originallektüre nur ergänzen, aber nicht ersetzen. Gewissermaßen<br />
schließt sich ein Plädoyer für die Langsamkeit des Lernens<br />
an. Lernen ist ein Prozess und als solcher eine mitunter zeitintensive<br />
Tätigkeit. Der Lernprozess ist erst dann (vorläufig) abgeschlossen,<br />
wenn das Gelesene auch kritisch reflektiert wurde.
Thema der Ausgabe<br />
Ich arbeite also bin. Aber was passiert,<br />
wenn man seinen Job verliert?<br />
Im November organisierte das Zentrum<br />
für Beschäftigung und Bildung<br />
die Tiroler Tage der Beschäftigung.<br />
Die Veranstaltung wurde genutzt,<br />
um lokale Beschäftigungsinitiativen<br />
vorzustellen und Informationen über<br />
bewährte Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen<br />
in Europa auszutauschen.<br />
Seit 1997 gibt es in Österreich Territoriale<br />
Beschäftigungspakte (TEP). Im Rahmen<br />
des Europäischen Sozialfonds werden<br />
unter der Leitung der einzelnen TEPs,<br />
Projekte zur Sicherung und Schaffung<br />
von Arbeitsplätzen umgesetzt. Der neue<br />
Verein TEP Tirol, Zentrum für Beschäftigung<br />
und Bildung, strebt u.a. die Regionalisierung<br />
der aktiven Arbeitsmarktpolitik<br />
in Tirol an.<br />
> Es kann jeden treffen<br />
Der ehemalige Ministerpräsident von<br />
Baden-Württemberg, Lothar Späth, hat<br />
das soziale Netz mit dem Sicherheitsnetz<br />
im Zirkus verglichen. Wenn der Artist<br />
seinen Halt verliert, so fängt ihn das Netz<br />
auf. Der Zuschauer zahlt dafür, dass er es<br />
nach dem Rückschlag erneut versucht.<br />
Mit diesem Zitat ging LH Stv. Ferdinand<br />
Eberle (2. v. l.) auf die Notwendigkeit, der<br />
sozialen Sicherheit in Tirol ein. „Es soll<br />
niemand glauben, dass die Erwerbstätigkeit<br />
etwas Selbstverständliches ist“,<br />
mahnt Eberle. „Es gibt bestqualifizierte<br />
Menschen, die aufgrund von Insolvenzen<br />
aus dem Erwerbsleben förmlich hinauskatapultiert<br />
werden“. Der Neubeginn mit<br />
einem Lebensalter von 40 oder 50 sei für<br />
jeden sehr schwierig.<br />
> „Volkswirtschaftlicher Wahnsinn“<br />
„Viele können in unserer Gesellschaft dem<br />
hohen Qualifizierungsanspruch nicht ge-<br />
24<br />
Wir wollen arbeiten.<br />
Tiroler Tage der Beschäftigung<br />
recht werden“, bestätigt LR Christa Gangl<br />
(Bild). Die Beschäftigungsmaßnahmen<br />
seien notwendig, um jenen zu helfen, die<br />
aufgrund ihrer Arbeitslosigkeit an den<br />
Rand der Gesellschaft gedrängt werden.<br />
„Wir müssen den Menschen das Gefühl<br />
geben, dass wir sie brauchen“, ist Gangl<br />
überzeugt. Ohne Förderungen hätten viele<br />
Menschen keine Alternative und würden<br />
in die Statistik der Langzeitarbeitslosigkeit<br />
abgeschoben. „Arbeitslosigkeit<br />
ist ein volkswirtschaftlicher Wahnsinn“,<br />
warnt Gangl. Die Koordinatorin aller Pakte<br />
für Arbeit in Österreich, Anette Scopetta,<br />
ergänzt, dass schlussendlich nur die Wirtschaft<br />
in Österreich die Arbeitsmarktsituation<br />
dauerhaft verbessern könne.<br />
> Spitzenreiter Tirol<br />
Der Landesgeschäftsführer des AMS<br />
Heinz Rohrmoser (Bild rechts) stellt fest,<br />
dass die Arbeitslosigkeit in Tirol tendenziell<br />
steigt, aber Tirol die niedrigsten Wachstumsraten<br />
in Österreich verzeichnet. Die<br />
Arbeitslosenquote beträgt 6,4 Prozent.<br />
Dies sind gegenüber dem Vorjahr um 295<br />
Personen mehr. Der Pakt für Arbeit hat in<br />
Tirol in 85 Projekten über 500 Personen<br />
zu einem Dauerbeschäftigungsverhältnis<br />
verholfen.<br />
> Rekordjahr<br />
Karl-Heinz Müller (3. v. r.) war Strickmeister<br />
in einem Textilbetrieb. Im Juni verlor er<br />
seine Arbeit. Mit 53 Jahren wurde er als<br />
schwer vermittelbar eingestuft. Über das<br />
Engagement des Paktes für Arbeit wurde<br />
es möglich, Herrn Müller bei der Umweltwerkstatt<br />
eine Dauerbeschäftigung zu<br />
verschaffen. Das ist eine der Success<br />
Stories der aktiven Arbeitsmarktpolitik in<br />
Tirol. Im Jahr 2002 war Karl-Heinz Müller<br />
bereits der 250ste Dienstnehmer der<br />
erfolgreich vermittelt wurde. Sein neuer<br />
Arbeitgeber, Bernhard Weiskopf (2. v. r.),<br />
Text: Jürgen Steinberger<br />
ist von diesem Projekt begeistert: „Es<br />
stehen viele Menschen im Abseits, obwohl<br />
sie dort nicht hingehören.“<br />
> Lawine als Auslöser<br />
Nach der Lawinenkatastrophe in Galtür<br />
wurden von der Gemeinde für die<br />
Aufräumarbeiten zahlreiche Hilfskräfte<br />
benötigt. Auf Initiative von Andreas Eder<br />
hat sich das AMS Landeck bereit erklärt,<br />
zu Beginn 20 Menschen „mit Rucksack“<br />
für diese Aufgabe zu motivieren und zu<br />
fördern. „Die Gemeinde war sehr skeptisch“,<br />
erinnert sich Rohrmoser. Eder<br />
bestätigt dies: „Viele erwarteten sich<br />
einen lahmen und faulen Haufen der<br />
der Gemeinde nur wenig helfen könne.“<br />
Diese Vorurteile konnten jedoch rasch<br />
überwunden werden. Die Ängste in der<br />
Bevölkerung sind gewichen und das<br />
Engagement der Gruppe hat potentielle<br />
Arbeitgeber beeindruckt. Viele sind nach<br />
Abschluss des Einsatzes in Galtür an<br />
Eder herangetreten und waren an einer<br />
Beschäftigung der Arbeiter interessiert.<br />
Im Rahmen dieses Projektes konnten<br />
insgesamt 19 Personen dauerhaft und 14<br />
für Teilzeitstellen vermittelt werden.<br />
Das Gemeindeprojekt war in der Anfangsphase<br />
auf Landesebene sehr umstritten.<br />
Mittlerweile hat sich das Gemeindeprojekt<br />
aber als die erfolgreichste Beschäftigungsinitiative<br />
des Paktes für Arbeit in<br />
Tirol etabliert. „Leider musste eine Lawine<br />
unser Land in Angst und Schrecken<br />
versetzen, um etwas Neues entstehen<br />
zu lassen“, bedauert Eder. Mit Walter hat<br />
er sein Projekt in Galtür begonnen. Er war<br />
der Mann der ersten Stunde. Er ist nun 57<br />
Jahre alt und hat eine Anstellung als Staplerfahrer<br />
gefunden. „Es ist wichtig, dass<br />
es mehr lachende als weinende Augen in<br />
Tirol gibt“, appelliert Eder an die Verantwortlichen<br />
in Politik und Wirtschaft.
Text: Miriam Sulaiman<br />
„Was ist ein katholischer<br />
Stahlpreis?“<br />
fragte Claus Raidl, Generaldirektor von Böhler-Uddeholm<br />
Am Freitag den 6. Dezember<br />
entwickelte sich eine spannende<br />
Diskussion zum Thema<br />
„Sozialabbau als Unternehmenserfolg?“.<br />
An die hundert Gäste folgten<br />
den Wortmeldungen von Generaldirektor<br />
Claus Raidl und von AK-Chef<br />
Fritz Dinkhauser.<br />
Unsere Gesellschaft ist von einer steigenden<br />
Arbeitslosigkeit gekennzeichnet“,<br />
merkte Mag. Arnulf Perkounigg<br />
vom Verein der Absolventen und Freunde<br />
der Theologischen Fakultät an. Deswegen<br />
entschloss man sich zu dieser kritischen<br />
Fragestellung zwischen sozialer<br />
Verantwortung und Gewinnstreben.<br />
> Verstaatlichte haben versagt<br />
Generaldirektor Raidl ging sofort auf den<br />
cooperate government codex ein, der<br />
unter anderem die Pflichten des Vorstandes<br />
regelt: „Bei uns sind diese Regeln<br />
schon seit 100 Jahren im Aktienrecht<br />
verankert.“ Als provokant betrachtete er<br />
das Thema der Diskussion: „Sozialabbau<br />
ist kein Unternehmenserfolg, das Gegenteil<br />
aber auch nicht.“ Man brauche<br />
sich nur das Beispiel der verstaatlichten<br />
Industrie vor Augen zu führen, das in<br />
einem Desaster geendet habe.<br />
Für ihn stellt sich nicht die Frage, ob es<br />
unethisch sei dem Prinzip der Gewinnmaximierung<br />
zu folgen. „Wenn man die<br />
Appelle der katholischen Soziallehre betrachtet,<br />
sieht man, dass sie nichts bewirkt<br />
haben. Sie klingen sehr schön, sind<br />
aber für Unternehmen nicht praktikabel.“<br />
Es könne keine Unternehmensethik geben,<br />
nur eine individuelle.<br />
> „Entfesselte Gier“<br />
Der AK-Präsident Tirols, Fritz Dinkhauser,<br />
konnte seiner Argumentation nicht<br />
zustimmen: „Wir haben eine entfesselte<br />
Gier. Es steht nicht mehr der Mensch im<br />
Mittelpunkt. Schauen sie sich Swarovski<br />
an, die Gewinnmaximierung ist wichtig,<br />
aber ebenso der kleine Mann.“ Prof. Karl<br />
Socher fügte hinzu: „Swarovski ist nicht<br />
von den Aktionären abhängig. Dies ist<br />
ein großer Vorteil.“<br />
Eine Lanze für die katholische Soziallehre<br />
wollte Prof. Wolfgang Palaver<br />
brechen: „Der Gewinn kann nicht die<br />
fundamentale Zweckbestimmung der<br />
Unternehmenshandlung sein. Die Gewinnmaximierung<br />
muss im Dienste des<br />
ganzen Menschen stehen.“ Peter Reiter<br />
von der Wirtschaftskammer stellte klar:<br />
„Der Arbeitgeber kann nur dann einer sozialen<br />
Verpflichtung nachkommen, wenn<br />
er erfolgreich ist.“ In der Erfahrung zeige<br />
sich, dass kleine Betriebe als letzten<br />
Ausweg Mitarbeiter freisetzen.<br />
> Doppelbödigkeit<br />
Der Moderator Claus Reitan, Chefredakteur<br />
von der Tiroler Tageszeitung stellte<br />
die Doppelbödigkeit zur Diskussion: „Einerseits<br />
hat die Firma Conti Gewinn gemacht<br />
und hat trotzdem den Betrieb in<br />
Traiskirchen geschlossen. Andererseits<br />
sind Fußbälle nur so günstig, weil Kinder<br />
die Arbeit verrichten.“ Bei letzterem<br />
gebe es laut Palaver schon viele aufklärende<br />
Bewegungen, sodass „sich die<br />
Firmen nicht mehr alles leisten können“.<br />
Den Fall Conti brachte Palaver in einen<br />
globalen Zusammenhang: „Es kann<br />
auch ethisch sein. Es kommt darauf an,<br />
wohin die Arbeitsplätze gehen.“ Raidl<br />
erklärt, dass Conti den Standort nicht<br />
mehr halten konnte: „Das Problem war<br />
der Verkauf nicht die Produktion.“ Außerdem<br />
sei Conti mehrere Jahre länger<br />
in Österreich geblieben als sie sich verpflichtet<br />
hätten. Er wies darauf hin, dass<br />
Aktionäre keine zigarrenrauchenden Kapitalisten<br />
seien. Die Aktien seien längst<br />
Thema der Ausgabe<br />
im Besitz von Pensionsfonds. Socher<br />
zitierte daraufhin Kardinal König: „Es ist<br />
die sittliche Pflicht eines Unternehmens<br />
Gewinn zu machen.“<br />
> Katholischer Stahlpreis<br />
Aus dem Publikum meldete sich Ing.<br />
Gerhard Stocker zu Wort: „Der wahre<br />
Arbeitgeber ist doch der Konsument.“<br />
Es käme auf die Verteilung des Gewinnes<br />
an, den die Kunden dem Unternehmen<br />
geben.<br />
Einer der Zuschauer war mit der Diskussion<br />
weniger zufrieden: „Wir haben<br />
189.800 Beschäftigte in Tirol. 97,5 % der<br />
Betriebe haben unter 50 Beschäftigte.<br />
Uns betreffen diese Themen nicht.“<br />
Raidl meinte, dass der Sozialabbau in<br />
Österreich nur eine Redimensionierung<br />
sei, um im internationalen Wettbewerb<br />
bestehen zu können. „Gewinnverteilung<br />
ist keine Frage der Ethik, sondern der<br />
Macht.“ Kirche und Gewerkschaften<br />
bildeten eine unappetitliche Allianz. Er<br />
wirft die Frage auf: „Sagt mir, was ist ein<br />
katholischer Stahlpreis? Er orientiert sich<br />
immer noch an Angebot und Nachfrage.“<br />
Reiter sprach sich für ein Beteiligungsmodell<br />
aus: „Einige meinen aber, dass<br />
es unethisch sei, einen Arbeitnehmer zu<br />
einem Unternehmer zu machen.“<br />
> Moral bleibt auf der Strecke<br />
Derzeit bleibe für Dinkhauser der<br />
Mensch in Österreich eindeutig auf der<br />
Strecke. „Mit der Moral wird nur Schindluder<br />
betrieben. Obwohl es die Moral für<br />
alle braucht“, stellte Palaver fest.<br />
Insgesamt war es eine emotionsreiche<br />
Diskussion. Für die Organisation verantwortlich<br />
war der Verein der Absolventen<br />
und Freunde der Theologischen Fakultät<br />
mit freundlicher Unterstützung der<br />
Raiffeisen Bankengruppe Tirol und des<br />
SoWi-Clubs.<br />
25
SoWi Seitenblicke Text: Univ.-Prof. Dr. Gustav Wachter<br />
> Ausgangssituation<br />
Bis vor kurzem hat es für Juristen in Österreich<br />
nur eine einzige Studienrichtung<br />
gegeben, nämlich „RECHTSWISSEN-<br />
SCHAFTEN“ (Studiendauer: 8 Semester,<br />
Semesterstunden: 100 – 125). Für die Gestaltung<br />
dieses Studiums gilt (gemäß § 3<br />
Z 11 UniStG) der Grundsatz, dass die Berufszugänge<br />
gewährleistet werden müssen.<br />
Die Studienpläne für die Studienrichtung<br />
„Rechtswissenschaften“ müssen in<br />
ganz Österreich so ausgestaltet werden,<br />
dass sie eine wissenschaftliche Berufsvorbereitung<br />
für so unterschiedliche<br />
Berufe wie Richter, Rechtsanwalt usw.<br />
bieten. Daraus resultieren eine universaljuristische<br />
Ausrichtung dieses Studiums<br />
und eine Konzentration auf die Rechtsfächer;<br />
wirtschaftliches Wissen, Sprachen<br />
usw. können nicht ausreichend vermittelt<br />
werden.<br />
Für Juristen ist es in den vergangenen<br />
Jahren schwieriger geworden, einen<br />
Arbeitsplatz zu finden. Positionen in der<br />
Wirtschaft, die früher selbstverständlich<br />
von Juristen bekleidet worden sind,<br />
werden immer häufiger mit Nichtjuristen<br />
besetzt. Für die Unternehmen ist allerdings<br />
auch der Einsatz von Nichtjuristen<br />
oft nicht ideal, weil diese nicht über das<br />
in vielen Bereichen an der Schnittstelle<br />
zwischen Wirtschaft und Recht doch<br />
unerlässliche grundlegende juristische<br />
Wissen verfügen.<br />
Alledem ist nach meiner schon lange<br />
gereiften Überzeugung mit einer eigenen<br />
wirtschaftsjuristischen Studienrichtung<br />
zu begegnen. Dazu konnte unlängst ein<br />
hervorragender Erfolg gefeiert werden:<br />
Über Initiative von Dekan Weber und<br />
mir hat der Gesetzgeber folgende neue<br />
juristische Studienrichtung geschaffen:<br />
„WIRTSCHAFTSRECHT“ (Studiendauer:<br />
9 Semester, Semesterstunden: 130 bis<br />
155). Damit ist es nun erstmals mög-<br />
26<br />
Neue Studienrichtung<br />
„Wirtschaftsrecht“<br />
an der ReWi-Fakultät<br />
lich, neben dem klassischen Studium<br />
„Rechtswissenschaften“ ein innovatives<br />
neues Studium anzubieten, mit dem<br />
Juristen ausgebildet werden, die für die<br />
Wirtschaft maßgeschneidert sind.<br />
> Ziel und Inhalte der Studienrichtung<br />
„Wirtschaftsrecht“<br />
Ziel der neuen Studienrichtung ist die<br />
Berufsvorbereitung für „JURISTEN FÜR<br />
DIE WIRTSCHAFT“ (und wirtschaftsnahe<br />
Berufe). Es werden aber nicht etwa<br />
„Schmalspurjuristen“ ausgebildet werden,<br />
sondern vollwertige Juristen, allerdings<br />
mit einer speziellen Ausrichtung auf die<br />
Wirtschaft. Aus diesem Verwendungsprofil<br />
resultieren folgende Anforderungen<br />
an die künftigen Wirtschaftsjuristen:<br />
> ein solides juristisches Grundwissen<br />
> ein vertieftes Wissen auf den erforderlichen<br />
juristischen Spezialgebieten<br />
> ein grundlegendes Wissen auf den<br />
erforderlichen wirtschaftswissenschaftlichen<br />
Gebieten<br />
> die Fähigkeit, praxisnahe und rechtlich<br />
gangbare Lösungen für wirtschaftliche<br />
Fragestellungen aufzuzeigen („Gestaltungskompetenz“)<br />
> und allgemeine Fertigkeiten (z.B.<br />
Fremdsprachen, „soziale Kompetenzen“<br />
usw.)<br />
Entsprechend diesen Anforderungen<br />
werden rund zwei Drittel des Studiums<br />
auf juristische Fächer und ca ein Drittel<br />
auf wirtschaftswissenschaftliche und<br />
sonstige Fächer entfallen. Die rechtswissenschaftlichen<br />
und die sonstigen<br />
Kenntnisse werden dabei nicht bloß<br />
additiv nebeneinander gestellt, sondern<br />
miteinander verknüpft und wirtschaftsorientiert<br />
zusammengeführt. Mit alledem<br />
ausgestattet, werden die AbsolventInnen<br />
neben der für einen Juristen selbstverständlichen<br />
Fähigkeit, bereits geschehene<br />
Sachverhalte rechtlich kompetent zu<br />
beurteilen, in besonderem Maße auch<br />
die Befähigung haben, mit den Mitteln<br />
des Rechts und unter Berücksichtigung<br />
der rechtlichen Rahmenbedingungen<br />
wirtschaftliche Ziele zu verwirklichen<br />
(„GESTALTUNGSJURIST“).<br />
Eine im Auftrag der ReWi-Fakultät erstellte<br />
sozialw. Untersuchung hat der neuen<br />
Studienrichtung und dem vorgesehenen<br />
Curriculum in jeder Hinsicht ein sehr<br />
gutes Zeugnis ausgestellt und den AbsolventInnen<br />
überdurchschnittliche Arbeitsmarktchancen<br />
prognostiziert.<br />
> Berufsfelder des künftigen Wirtschaftsjuristen<br />
Die neue Studienrichtung wird eine optimale<br />
Berufsvorbildung für ein breites<br />
Spektrum von juristischen Tätigkeitsfeldern<br />
in der Wirtschaft und in wirtschaftsnahen<br />
Bereichen bieten, konkret z.B.:<br />
Führungspositionen, die rechtliche<br />
Kompetenz erfordern, Rechts- und Personalabteilungen,<br />
Assistenten der Geschäftsführung,<br />
Wirtschaftstreuhänder,<br />
Steuerberater, Unternehmensberater,<br />
Versicherungswirtschaft, Bau- und Immobilienwirtschaft,<br />
Interessenvertretungen,<br />
Teile der öffentlichen Verwaltung, Sozialversicherungsträger<br />
uä.<br />
Nicht vorgesehen ist die neue Studienrichtung<br />
für rein ökonomische Tätigkeiten<br />
bzw. als Berufsvorbereitung für Richter,<br />
Staatsanwälte, Rechtsanwälte oder<br />
Notare. Wer sich alle Optionen offen<br />
halten will, muss ein Doppelstudium<br />
absolvieren.<br />
> Wann geht es mit der wirtschaftsjuristischen<br />
Studienrichtung los?<br />
Die Arbeiten zur Einrichtung der neuen<br />
Studienrichtung sind an der ReWi-Fakultät<br />
mittlerweile sehr weit vorangetrieben.<br />
Es ist davon auszugehen, dass mit ihr am<br />
1.10.2003 gestartet werden wird. Damit<br />
kann sich zugleich ein starkes Bindeglied<br />
zwischen der ReWi- und der SoWi-Fakultät<br />
entwickeln.
Hoch über Innsbruck. Der Planötzenhof gleicht einem<br />
Flughafen. Ein Segelflugzeug in der Wiese als Eyecatcher,<br />
ein beleuchteter „Runway“ der den Weg<br />
zum Eingang des Lokales weist, die sonst so urige Veranda<br />
des Planötzenhofes gleicht dem Inneren eines Flugzeuges,<br />
Stewardessen servieren entsprechend dem Motto des<br />
Abends „Flügerl“ und Chicken wings, ... es heißt „Startbahn<br />
frei für die 3. Auflage des Businessplan-Wettbewerbs<br />
„Adventure X“ der Tiroler Zukunftsstiftung in Kooperation<br />
mit dem BIC Südtirol und dem CAST.<br />
Der Weg zum „Adventure X-Unternehmen“<br />
Bei „Adventure X“ werden Menschen beim Start ihres eigenen<br />
Unternehmens unterstützt. Der Erfolg der ersten beiden Businessplan-Wettbewerbe<br />
mit über 40 „Adventure X-Unternehmen“,<br />
welche bereits auf 150 Arbeitsstellen im Gesamttiroler<br />
Raum verweisen, veranlasst die Organisatoren zum dritten Mal<br />
den Geschäftsplanwettbewerb durchzuführen.<br />
Zukunftsstifter Dr. Harald Gohm agierte in seiner Rolle als<br />
Pilot und heißt die mutigen Gründer des Businessplan-Wettbewerbs<br />
2002/03 auf dem Flug in die Selbständigkeit herzlich willkommen.<br />
„Den innovativen Ideen lassen wir mit „Adventure X“<br />
Flügel wachsen, damit die Neo-Piloten startbereit für den Weg<br />
in die Selbständigkeit werden“. Auf der 9-monatigen Reise des<br />
Wettbewerbs werden die angehenden Piloten mit „to do how“<br />
und „know-how“ in Bezug auf Unternehmensgründung von<br />
Mit freundlicher Unterstützung:<br />
Startbahn frei für deine<br />
Geschäftsidee!<br />
„Ready for take off“<br />
- Tiroler Zukunftsstiftung / Adventure X<br />
Partnern, Institutionen gecoacht. In Folge dessen entstehen<br />
neue innovative Unternehmen und Arbeitsplätze, die den Wirtschaftsstandort<br />
Tirol stärken.<br />
Passagiere an Bord<br />
Unter den Passagieren an Bord von „Adventure X“ befanden<br />
sich u.a. Peter Neurauter / Flugsportzentrum Tirol, Dr. Wolfgang<br />
Teuchner / Alpine Technologies, Ulrich Schönbichler / Dir.<br />
Alpenbank, Dr. Fridolin Zanon / DVT Tirol, der Münchner Patentanwalt<br />
Dr. Wilhelm Heuer, Dr. Christian Mathes / CAST, Rechtsanwalt<br />
Dr. Franz Pegger / Sozietät Greiter, Pegger, Kofler und<br />
Partner, WBO Dr. Jürgen Bodenseer, Mag. Markus Pikkemaat<br />
/ GF Wild, Dr. Peter Mrski / MCI, Mag. Anton Bodner / GF Studia,<br />
Dr. Werner Arndt / Münchener Businessplan-Wettbewerb<br />
GmbH und Dr. Hubert M. Hofer vom BIC Südtirol mit seiner<br />
Startbahn frei<br />
für deine Geschäftsidee<br />
Du hast eine vielversprechende Geschäftsidee?<br />
Dir fehlt dafür das nötige Geld und Know-how?<br />
Dann heißt die Antwort:<br />
Mach deine Geschäftsidee startklar und gewinne,<br />
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Unternehmen, Geldpreise im Gesamtwert<br />
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Tiroler Zukunftstiftung: +43-512-57 62 62<br />
Autonome Provinz Bozen<br />
Südtirol<br />
Public Relations<br />
BIC Südtirol: +39-0471-56 80 00
SoWi Seitenblicke<br />
DI Günther Blunder von der Wirtschaftspolitischen<br />
Koordinationsstelle des Landes Tirol und Andreas<br />
Eder Projektleiter der Gemeindebetreuung Tirol<br />
sind für den Territorialen Beschäftigungspakt TEP Tirol<br />
neu, Zentrum für Beschäftigung und Bildung, mitverantwortlich.<br />
DI Blunder (Bild oben) ist gebürtiger Innsbrucker. Nach dem<br />
Abschluss seines Studiums der Elektrotechnik in Wien kehrte<br />
er nach Tirol zurück und nach einem kurzen Gastspiel bei einer<br />
Dämmstofffirma übernahm er für zwölf Jahre die Leitung der<br />
Abteilung für Technologie am Wirtschaftsförderungsinstitut.<br />
Im Juni 1999 konnte er für die Wirtschaftspolitische Koordinationsstelle<br />
gewonnen werden und im darauffolgenden August<br />
wurden ihm die Agenden des Paktes für Arbeit übertragen.<br />
(Anm. Beitrag S. 24)<br />
Seit 1984 ist Andreas Eder (Bild rechts) im Personalbereich<br />
tätig. Zwischen 1996 und 1999 war er am Aufbau der ersten<br />
privaten Arbeitsvermittlung in Tirol beteiligt. Es ist sein Ziel,<br />
möglichst vielen Menschen bei der Suche nach einem geeigneten<br />
Arbeitsplatz behilflich zu sein. Im Rahmen des Paktes<br />
für Arbeit hat er sich selbst seit 1999 die Voraussetzungen<br />
geschaffen, dieses Vorhaben zu realisieren.<br />
Wie motivieren Sie arbeitslose Menschen und geben Ihnen<br />
das Selbstvertrauen, sich wieder ins Erwerbsleben zu integrieren?<br />
Eder: Das Selbstwertgefühl der Menschen ist eng mit ihrer<br />
Arbeit verbunden. Mit steigendem Selbstvertrauen wachsen<br />
die MitarbeiterInnen mit ihrer Aufgabe. Gemeinsam mit den<br />
Dienstgebern sowie gegebenenfalls den Betreuern des Landes<br />
begleiten wir die Menschen auf den Weg zurück in den Arbeitsprozess<br />
und geben ihnen Hilfestellungen bis sie mit dem<br />
geregelten Arbeitstag und den Problemen wieder vertraut werden<br />
und damit zurecht kommen. Es ist für viele sehr schwer,<br />
wieder Fuß zu fassen und den Neubeginn zu wagen.<br />
> Auf Partnersuche<br />
Der Steuerzahler übernimmt einen Großteil der Kosten<br />
dieser Projekte. Gibt es Kennzahlen, welchen Nutzen Investitionen<br />
in die Solidarwirtschaft, dem Motor für die Schaffung von<br />
Arbeitsplätzen, bringen?<br />
Blunder: Dieser Aufgabe wollen wir uns stellen. Es gibt in diesem<br />
Bereich in Europa keine Anhaltspunkte. Die Wirtschaftspolitische<br />
Koordinationsstelle sucht daher auf der Universität<br />
28<br />
Der Pakt für Arbeit<br />
DI Günter Blunder & Andreas Eder<br />
im Interview<br />
Text: Jürgen Steinberger<br />
Innsbruck einen geeigneten Partner, um in diesem Bereich<br />
endlich aktiv zu werden, um die Öffentlichkeit von der Sinnhaftigkeit<br />
einer aktiven Beschäftigungspolitik zu überzeugen.<br />
Es gibt in verschiedenen Ländern ähnliche Beschäftigungsinitiativen<br />
wie in Tirol. Welche Modelle in Europa hat man sich<br />
zum Vorbild genommen?<br />
Blunder: Wir bekommen sehr viel kreativen Input von Luxemburg.<br />
Bei unseren Nachbarn wird das Modell der Solidarwirtschaft<br />
gelebt. In Luxemburg wird die Unterstützung der<br />
Arbeitsmarktpolitik nicht als eine Subvention des Landes verstanden,<br />
sondern als eine öffentliche Investition. Investitionen<br />
in die Solidarwirtschaft werden Investitionen in der Privatwirtschaft<br />
gleichgestellt. Sie stärken die Wirtschaft, die langfristig<br />
die Arbeitsplätze sichern kann.<br />
Im Dezember fand eine Veranstaltung zum Thema „Sozialabbau<br />
als Unternehmenserfolg?“ statt. (Anm. Beitrag auf<br />
S. 25) Wie kann man Unternehmer davon überzeugen, nicht<br />
abzuwandern, sondern in das heimische Humankapital zu investieren?<br />
Blunder: Wir brauchen die Unternehmer nicht überreden in<br />
Tirol zu bleiben. Es sind die Tiroler Arbeitskräfte, die es verstehen,<br />
ihre Arbeitgeber zu überzeugen. Die Menschen in Tirol<br />
haben eine sehr gute Einstellung zu ihrer Arbeit und daher<br />
Vorteile gegenüber anderen Mitbewerbern.<br />
> Problem Saisoniers<br />
Welche Auswirkungen könnte die EU-Osterweiterung auf<br />
den Tiroler Arbeitsmarkt haben? Was passiert Ihrer Meinung<br />
nach mit den Unternehmen und in weiterer Folge mit den Arbeitskräften<br />
im primären und sekundären Sektor?<br />
Blunder: Ich bin davon überzeugt, dass der Lohnangleichungsprozess<br />
schnell vonstatten gehen wird. Es wird für Arbeitskräfte<br />
aus den Beitrittsländern zunehmend uninteressant werden,<br />
nach Österreich zu kommen. So kaufen beispielsweise unsere<br />
großen Lebensmittelketten die Betriebe in den Erweiterungsländern<br />
auf. Diese Entwicklung wird sich auf das Lohnniveau<br />
in den Erweiterungsländern positiv auswirken. Es wird jedoch<br />
ein Problem im Bereich der Saisoniers geben. Österreich wird<br />
für Saisoniers aus den Beitrittsländern nicht mehr attraktiv sein<br />
und es wird schwer werden, über die Erweiterung hinaus geeignete<br />
Arbeitskräfte in diesem Sektor zu finden.<br />
Wie viel Geld stellt das Land Tirol für Förderungsmaßnahmen<br />
zur Verfügung?
Blunder: Es gibt zahlreiche Förderungsmaßnahmen von den<br />
verschiedenen Institutionen. Es lässt sich nicht genau eruieren,<br />
wie viel Geld in die Wirtschaft für die Schaffung von<br />
Arbeitsplätzen investiert wird. Das Gemeindeprojekt von Andreas<br />
Eder kostet in den letzten zweieinhalb Jahren insgesamt<br />
4 Millionen Euro.<br />
> Soziale Ebene<br />
Wie bauen Sie Vorurteile gegenüber Arbeitslosen ab?<br />
Eder: Ich kann mich noch an unser erstes Projekt nach der Lawinenkatastrophe<br />
in Galtür erinnern, als die Gemeinden keine<br />
großen Erwartungen in unsere Fähigkeiten setzten. Aber wir<br />
konnten uns über unsere Arbeit profilieren. Es ist vor allem<br />
sehr viel Arbeit auf der sozialen Ebene zu leisten. Es müssen<br />
Arbeitgeber und Arbeitnehmer in zahlreichen persönlichen<br />
Gesprächen auf die Vermittlung vorbereitet werden, um den<br />
Besetzungserfolg zu gewährleisten.<br />
Wie beurteilen Sie die Arbeitsmarktsituation in Tirol. Wo<br />
gibt es Handlungsbedarf?<br />
Eder: Ab einem Alter von 40 Jahren findet eine systematische<br />
Verdrängung vom Arbeitsmarkt statt. Viele hochqualifizierte<br />
Arbeitskräfte werden sehr schnell als schwer vermittelbar<br />
eingestuft und vom Erwerbsleben zu Unrecht ausgesperrt. Ich<br />
bin selbst 45 Jahre alt. Wenn ich meinen Arbeitsplatz verlieren<br />
würde, stünde ich vor dem selben Problem wie viele ArbeitskollegInnen<br />
desselben Jahrgangs. Großen Handlungsbedarf<br />
gibt es darüberhinaus bei der Beschäftigung von Frauen. Die<br />
größten Sorgen bereitet uns aber die Jugendarbeitslosigkeit.<br />
Was wird gegen die Jugendarbeitslosigkeit getan?<br />
Eder: Es ist schwer für ältere Menschen in das Erwerbsleben<br />
wieder zurückzufinden. Aber es ist für die Jugendlichen viel<br />
schwerer, wenn man nie in den Arbeitsprozess integriert wurde.<br />
Wir definieren uns über unsere Arbeit. Wenn man keine<br />
Lehrstelle findet, wird die Verzweiflung bei den jungen Menschen<br />
immer mehr zum Problem für unsere Gesellschaft. Wir<br />
versuchen über zahlreiche Lehrlingsprogramme und Qualifizierungsmaßnahmen<br />
diese Situation zu verbessern. Wir hoffen,<br />
dass wir in Zukunft ähnliche Erfolge wie beim Gemeindeprojekt<br />
erzielen können.<br />
> Landschaftspflege<br />
Nicht jeder kann in der IT-Branche arbeiten. Welche Maßnahmen<br />
setzen Sie, um Arbeitsplätze zu schaffen, die für jeder-<br />
SoWi Seitenblicke<br />
mann zugänglich sind?<br />
Blunder: Es mangelt nicht an Arbeit, sondern an Arbeitsplätzen.<br />
Es liegt an uns, die Geldquellen zu finden, um die Arbeitskräfte<br />
zu beschäftigen. In Frankreich und Luxemburg nutzt man das<br />
vorhandene Humankapital beispielsweise zur Revitalisierung<br />
von Weingärten oder in Österreich für die Landschaftspflege<br />
bei der Instandhaltung von Forstwegen. Diese Projekte ermöglichen<br />
Menschen, die aufgrund ihrer Sozialisation und ihrer<br />
Ausbildung nicht die Voraussetzungen erfüllen, sich weiter zu<br />
qualifizieren und ihren Beitrag für die Volkswirtschaft zu leisten.<br />
In diesem Bereich kann man sehr viele Arbeitsplätze schaffen,<br />
die für unser Land von großem Nutzen sind.<br />
Reicht das Potential in diesem Bereich, um die Arbeitslosigkeit<br />
in Tirol zu senken?<br />
Blunder: Der Steuerzahler alleine kann diese Initiativen nicht<br />
tragen. Es ist daher unser Ziel, in einer Art Private Public Partnership,<br />
Unternehmer bei der Schaffung von Arbeitsplätzen,<br />
die für jedermann zugänglich sind, zu unterstützen. Ein sehr<br />
gutes Beispiel ist die Firma Conrad-Fahrräder. Dieses Unternehmen<br />
hat mit uns gemeinsam eine Beschäftigungsinitiative<br />
erfolgreich umgesetzt und hat sich in weiterer Folge in der<br />
Privatwirtschaft gegenüber der Konkurrenz behaupten können.<br />
Der Betrieb hat mittlerweile ohne öffentliche Mittel die Zahl<br />
seiner Mitarbeiter erhöhen können.<br />
> Strenge Kriterien<br />
Welche Vorkehrungen werden getroffen, um einen eventuellen<br />
Missbrauch von Fördergeldern zu unterbinden?<br />
Eder: Es gibt strenge Kriterien bei der Vergabe von öffentlichen<br />
Mitteln. Unsere Partner müssen hohe Qualitätsstandards erfüllen.<br />
Über laufende Evaluierungen unserer Arbeitgeber sowie<br />
der Arbeitnehmer stellen wir sicher, dass die Sorgfaltspflicht<br />
gegenüber dem Steuerzahler wahrgenommen wird.<br />
Was erwarten Sie sich von den Verantwortlichen in der<br />
Politik – außer mehr Geld?<br />
Blunder: Es geht nicht so sehr um unser Budget. In Tirol gibt<br />
es einen in Österreich einzigartigen Schulterschluss zwischen<br />
dem Arbeitsmarkservice und dem Land. Für uns wäre es sehr<br />
wichtig, dass die Politiker das öffentliche Interesse für unsere<br />
Arbeit wecken. Es ist notwendig, die Bevölkerung auf unsere<br />
Arbeit aufmerksam zu machen und die Unternehmer für die<br />
Unterstützung unserer Arbeit zu gewinnen, denn letztendlich<br />
sind sie es, die die Arbeitsplätze in Tirol schaffen und sichern.<br />
29
SoWi Seitenblicke<br />
Am 29. Oktober nahm die Bank<br />
Austria – Creditanstalt in Kooperation<br />
mit der SoWi die<br />
Verleihung des Student of the Year<br />
vor. Daniel Sieberer wurde für seine<br />
besonderen Leistungen auf der Fakultät<br />
und abseits des Bildungswegs<br />
geehrt. Erstmalig wurden sechs seiner<br />
MitbewerberInnen ebenfalls mit<br />
einer Urkunde und zwei Goldmünzen<br />
prämiert.<br />
Die Qualität der MitbewerberInnen<br />
überzeugte die Verantwortlichen davon,<br />
mit Florian Köchl, Daniel Hupfauf, Simon<br />
Czermak, Martin Rubatscher, Christian<br />
Sigl und Priska Sameli erstmals sechs<br />
weitere KandidatInnen auszuzeichnen,<br />
die aufgrund ihres beeindruckenden<br />
Werdegangs in die engere Wahl der Jury<br />
genommen wurden. Mit Priska Sameli<br />
wurde die erste Frau mit einer Auszeichnung<br />
bedacht.<br />
> Preisgeld geht nach Wattenberg<br />
Dekan John-ren Chen und Direktor Dr.<br />
Erwin Tögl (Bild rechts) von der Bank<br />
Austria – Creditanstalt hoben die gute Zusammenarbeit<br />
beider Institutionen hervor.<br />
Seit 1999 wird die alljährliche Verleihung<br />
des Student of the Year dotiert mit<br />
3.000 Euro Preisgeld durchgeführt. Über<br />
eine Stiftung finanziert die renommierte<br />
Bank weitere Projekte der Fakultät. Das<br />
Impulsreferat im Rahmen der Veranstaltung<br />
gestaltete der Geschäftsführer der<br />
Tyrolean Airways Johann Messner. Die<br />
Preisverleihung war sehr gut besucht,<br />
unter den Gästen befand sich unter anderem<br />
der LH stv. Hannes Gschwendtner<br />
(Bildmitte). Die Organisation von<br />
Alois Huber von der BA-CA in Zusammenarbeit<br />
mit dem SoWi-Medienservice<br />
verlief reibungslos.<br />
30<br />
> Der Bildungsweg<br />
„Als ich vor ungefähr drei Jahren zum ersten<br />
Mal dieses Gebäude betrat und mit<br />
rund 500 anderen IWW-Studierenden in<br />
der Aula saß, kam mir mein Bildungsweg<br />
relativ schwierig vor“, erzählt Sieberer.<br />
Nach zwei Jahren führte er das Ranking<br />
mit einem Notendurchschnitt von 1,1<br />
an und wählte für sein Auslandsjahr die<br />
Tulane University in New Orleans. Neben<br />
Englisch und Italienisch hat er im Laufe<br />
seines Studiums Spanisch als dritte<br />
Fremdsprache erlernt.<br />
> Die Ausscheidung<br />
Mit den erbrachten Prüfungsleistungen<br />
qualifiziert man sich lediglich für die<br />
Endausscheidung des Student of the<br />
Year. In der letzten Phase werden die<br />
KandidatInnen gebeten, in der Form<br />
eines Motivationsschreibens zu belegen,<br />
warum sie für diese Auszeichnung in<br />
Frage kommen, über welche Zusatzqualifikationen<br />
sie verfügen und in welchen<br />
Bereichen sie sich neben dem Studium<br />
zusätzlich engagiert haben.<br />
> Der berufliche Werdegang<br />
Daniel Sieberer konnte auch in dieser<br />
Frage die Jury überzeugen. Im Sommer<br />
1999 absolvierte er ein zweimonatiges<br />
Praktikum in der Finanzabteilung<br />
des Chemiekonzerns<br />
Crompton Cororation in den<br />
USA. Ein Jahr darauf, hat er<br />
in der Tochterfirma des österreichischen<br />
Konzerns Swarco<br />
in Guatemala gearbeitet, bei<br />
der er unter anderem für das<br />
Projekt der Implementierung<br />
des Konzernberichtswesens<br />
verantwortlich war. Vergangenen<br />
Sommer war er am Aufbau<br />
des ersten Skigebietes<br />
And the winner is…<br />
Daniel Sieberer, Student of the Year 2002<br />
Text: Jürgen Steinberger<br />
der Republik Südafrika Afriski Systems<br />
beteiligt. Im kommenden Januar wird<br />
Sieberer erneut für Swarco an einer Projektarbeit<br />
in China beteiligt sein.<br />
> Vorbildfunktion?<br />
„Die Wahl zum Student of the Year ist<br />
mit Verantwortung verbunden“, meint<br />
Sieberer. Die Auszeichnung von Stefan<br />
Kowski habe ihn sehr motiviert, sein<br />
Bestes zu geben. Er hofft, dass seine<br />
Geschichte anderen Studierenden<br />
dazu verhilft, selbst Höchstleistungen<br />
zu vollbringen. Ähnlich wie Kowski hat<br />
auch Sieberer den Wunsch, in einem<br />
der großen Consulting oder Investment<br />
Banking Unternehmen zu arbeiten.<br />
Kowski ist bereits bei Morgan & Stanley<br />
tätig. Sieberer ist auf dem besten Weg<br />
dorthin.<br />
Bis auf die Tatsache, dass es immer<br />
noch 24 Stunden Zeit benötigt, bis sich<br />
die Erde einmal um ihre eigene Achse<br />
gedreht hat, hat sich in den letzten<br />
Jahrzehnten so fast alles verändert.<br />
Diese Veränderung verstehe ich als<br />
Herausforderung und meine Motivation<br />
ist es, die sich öffnenden Möglichkeiten<br />
zu nutzen.<br />
Zitat: Daniel Sieberer
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