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Verlagspostamt 6020 Innsbruck - P.b.b., Bureau de poste A-6020 Innsbruck, Autriche Taxe percue, Imprimè a taxe réduite<br />

Zulassungsnummer: GZ 02Z032516 M<br />

dezember 2002/ nr. 39 -04/02<br />

sowi monitor<br />

m a g a z i n d e r s o z i a l - u n d w i r t s c h a f t s w i s s e n s c h a f t l i c h e n f a k u l t ä t d e r l e o p o l d f r a n z e n s u n i v e r s i t ä t i n n s b r u c k<br />

Pakt für Arbeit<br />

trans IT<br />

Kooperation mit Praxis<br />

Zauberlehrlinge<br />

WIMAS auf der SoWi<br />

Student of the Year<br />

Daniel Sieberer<br />

Uni-Slalom<br />

Albrecht erringt Titel<br />

JW wird 35<br />

Geburtstagsfeier auf der SoWi<br />

Studentenrevolte<br />

im SoWi-Medienservice


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In diesem Semester haben ca. 17% mehr Studierende gegenüber<br />

dem WS 2001/02 an der SoWi Fakultät inskribiert.<br />

Darüber freuen wir uns, weil es einerseits die Beliebtheit<br />

der SoWi Fakultät zeigt. Andererseits betrachten wir diese<br />

Entwicklung als eine ernste Herausforderung an die hohen<br />

Leistungen der Fakultät. Die SoWi Fakultät nimmt die ihr<br />

anvertrauten Aufgaben, der wissenschaftlichen Forschung<br />

und Lehre zu dienen und hiedurch auch verantwortlich zur<br />

Lösung der Probleme der Menschen sowie zur gedeihlichen<br />

Entwicklung der Gesellschaft und der natürlichen Umwelt<br />

beizutragen, sehr ernst.<br />

In diesem Semester haben bereits mehrere internationale<br />

wissenschaftliche Konferenzen über wichtige aktuelle Probleme<br />

an der SoWi Fakultät Innsbruck stattgefunden, die von<br />

Mitgliedern der Fakultät organisiert wurden und an denen sie<br />

aktiv beteiligt waren. Mit den vorgesehenen Publikationen<br />

dieser Konferenzpapiere bietet die SoWi der Gesellschaft<br />

neue Vorschläge zur Lösung dieser Probleme an. An den<br />

Konferenzen nahmen auch SoWi-Studierende teil. Damit<br />

sollen die jungen AkademikerInnen mit dem Entstehungsprozess<br />

des neuen Wissens vertraut gemacht werden.<br />

Exemplarisch möchte ich auf die folgenden Beispiele eingehen:<br />

Die modernen, insbesondere die multinationalen Unternehmungen<br />

sind im allgemeinen durch die Trennung von<br />

Besitz und Management gekennzeichnet. Wie das Interesse<br />

der Kapitalgeber, der Betroffenen und der Gesellschaft geschützt<br />

wird, stellt sich daher als eine zentrale Frage für die<br />

Entwicklung der modernen Wirtschaft dar. Die Universität ist<br />

ein wichtiger Faktor der regionalen Entwicklung. Wie sich die<br />

Universität optimal für die regionale Entwicklung einbringen<br />

kann, wird eines der Themen im kommenden Jahr sein.<br />

Österreich ist ein Mitglied der Europäischen Union, die zur<br />

größten Einheit der globalen Wirtschaft zählt. Wir haben<br />

daher auch eine Verantwortung für die Weltgemeinschaft<br />

zu tragen. Mit der Bereitstellung und Verbreitung des neuen<br />

Wissens (eines globalen öffentlichen Gutes) will die SoWi<br />

Fakultät ihren Beitrag dazu leisten.<br />

sowi monitor - impressum<br />

Editorial<br />

Dekan John-ren Chen<br />

SoWi Fakultät<br />

SoWi-Monitor: Informationsmagazin der Sozial- und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Innsbruck,<br />

ihrer Lehrgänge und des SoWi-Club Innsbrucks<br />

Medieninhaber und Herausgeber: Sozial- und Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät der Leopold-Franzens-Universität<br />

Innsbruck, Universitätsstraße 15, A-6020 Innsbruck, Tel.: +43.512.507-7045 (sowi-medienservice), Fax: +43.512.507-<br />

2840, Isdn: +43.512.507-2653, e-Mail: sowi-medienservice@uibk.ac.at<br />

Chefredakteur: Jürgen Steinberger stellvertr. Chefredakteurin: Miriam Sulaiman freie Mitarbeiter: Martin Messner,<br />

Sonja Kainz Druck: Wagner´sche Universitäts-Druckerei Layout: Stephanie Eibl Fotos: SoWi-Medienservice, Wirtschaftskammer<br />

Tirol, Außeninstitut, Wiener Städtische, Econova, Wirtschaft im Alpenraum Auflage: 20.000 Stück<br />

04<br />

06<br />

07<br />

08<br />

10<br />

11<br />

Inhalt<br />

Arbeitslose Akademiker<br />

SoWi-Club verdoppelt Belegschaft<br />

Junge Wirtschaft wird 35<br />

AbsolventInneninterview<br />

SoWi Wissenschaft<br />

12<br />

13<br />

14<br />

15<br />

Universität Innsbruck<br />

16<br />

17<br />

SoWi Rundschau<br />

18<br />

19<br />

20<br />

21<br />

22<br />

23<br />

Thema der Ausgabe<br />

24<br />

25<br />

26<br />

SoWi Seitenblicke<br />

27<br />

28<br />

30<br />

Editorial, Inhalt, Impressum<br />

Die etwas andere Studentenrevolte<br />

Die neuen Zauberlehrlinge<br />

Wirtschaftspreis 2002<br />

Kundenzufriedenheit & Börsenwert<br />

Abstracts<br />

CSI auf dem Vormarsch, Nestlé-Preis neu<br />

Abfertigung Neu<br />

trans IT<br />

Wiener Städtische, Welcome Party<br />

Akademiker im Schnee<br />

Prominenz auf der Politik<br />

Audits statt Fußball<br />

Phönix aus der Asche<br />

Interview mit Prof. Rudolf Kerschbamer<br />

Learning by Surfing<br />

Ich arbeite also bin ich<br />

Sozialabbau als Unternehmenserfolg?<br />

Wirtschaft mit Recht<br />

Tiroler Zukunftsstiftung<br />

Interview mit dem Pakt für Arbeit<br />

Student of the Year 2002<br />

03


SoWi Fakultät Text: Jürgen Steinberger<br />

Heinz Rohrmoser ist seit 1962 in der Arbeitsmarktpolitik tätig.<br />

Er war an der Reform zur Ausgliederung der Arbeitsmarktverwaltung<br />

aus der Bundesverwaltung Anfang der 90er Jahre,<br />

damals als Personalvertreter, mit eingebunden. Im Juli 1994<br />

wurde als Ergebnis das Arbeitsmarktservice ins Leben gerufen.<br />

Seit Bestehen dieser Einrichtung leitet Rohrmoser die Geschicke<br />

des AMS Tirol. Im Jahr 2001 haben unter seiner Führung<br />

331 MitarbeiterInnen des AMS Tirol in neun Geschäftsstellen<br />

u.a. 20.224 freie Stellen akquiriert, wovon nachweislich 9.413<br />

direkt durch das AMS besetzt wurden.<br />

> Problemfall Akademiker<br />

„Früher wurden A-Posten im öffentlichen Dienst überwiegend<br />

mit Juristen besetzt“, erzählt AMS-Chef Rohrmoser. Mit der<br />

Zeit haben sich die Anforderungen gewandelt und man berücksichtigt<br />

vermehrt auch Betriebswirte bei der Personalauswahl.<br />

„Aber durch die Personaleinsparungen in der öffentlichen Verwaltung<br />

ging die Nachfrage an Akademikern generell stark<br />

zurück“, bestätigt Rohrmoser.<br />

So ist es nicht überraschend, dass die Juristen mit 51 brotlosen<br />

Absolventen die Liste der arbeitlosen Akademiker in Tirol vor<br />

den Betriebswirten, den Medizinern und den Pädagogen anführen.<br />

„Die mangelnde Nachfrage an SoWi-Absolventen war aber<br />

nicht vorhersehbar“, gesteht AMS-Chef Rohrmoser. Im wirtschaftlichen<br />

Bereich gäbe es zum Teil einen Verdrängungseffekt.<br />

Manche Stellen, die früher mit Akademikern besetzt wurden,<br />

werden aus Kostengründen nun mit Handelsakademikern<br />

besetzt. Andererseits schlagen sich Rationalisierungseffekte in<br />

der Arbeitslosenstatistik nieder. „Früher waren in meiner Bank-<br />

04<br />

Arbeitsplatzgarantien gibt es für Absolventen der Uni-<br />

versität schon lange nicht mehr. Aber der fehlende<br />

Bedarf an Abgängern der Wirtschaftsuniversitäten<br />

überrascht. Die Zahl der arbeitslosen Akademiker stieg im<br />

Vergleich zum Vorjahr in Tirol um 23 Prozent. AMS-Chef<br />

Rohrmoser nennt mehrere Gründe für die Akademikerarbeits-<br />

losigkeit.<br />

„Es wird zäher in Tirol“<br />

AMS-Chef Rohrmoser zur Akademikerarbeitslosigkeit<br />

filiale fünf MitarbeiterInnen am Schalter tätig. Heute ist die<br />

Bank ein Selbstbedienungsladen mit zwei MitarbeiterInnen“,<br />

bemerkt der AMS-Chef.<br />

> Prognosen nicht möglich<br />

Zudem seien lang- oder mittelfristige Prognosen nicht mehr<br />

möglich. „Die Halbwertszeiten des Wissens werden immer<br />

kürzer.“ Gemeinsame IT-Offensiven mit der Wirtschaft aufgrund<br />

von Umfrageergebnissen, dass Österreich tausende<br />

IT-Fachkräfte fehlen würden, blieben ohne den gewünschten<br />

Erfolg. Wegen fehlenden Angeboten in der Wirtschaft sind<br />

viele nach einer vom AMS geförderten, in der Regel teuren<br />

Ausbildung in anderen Bereichen tätig geworden.<br />

Der Markt könne seinen Bedarf nicht zeitgerecht definieren.<br />

„Man kann der Universität keinen Vorwurf machen“, nimmt<br />

Rohrmoser die Fakultät in Schutz. Aber man müsse den Absolventen<br />

eine Grundausbildung ermöglichen. „Ein gewisses<br />

Qualifizierungsniveau muss einfach vorhanden sein. Den ECDL<br />

braucht heute jeder wie früher Lesen und Schreiben“, mahnt<br />

Rohrmoser. Der Umgang mit den neuen Medien gehöre jedenfalls<br />

zum Rüstzeug. „Ein Jurist benötigt heute genauso<br />

ausreichende Kenntnisse, um mit einem Computer arbeiten<br />

zu können. Ein abgeschlossenes Studium alleine reicht nicht<br />

mehr“, warnt Rohrmoser. „Wenn man lernt zu lernen, ist man<br />

eher in der Lage auf veränderte Rahmenbedingungen rasch zu<br />

reagieren.“<br />

> 6.246 Akademiker ohne Arbeit<br />

Österreichweit sind derzeit 6.246 Akademiker als arbeitslos<br />

gemeldet. AkademikerInnen ohne Anspruch auf Arbeitslosengeld<br />

melden sich seltener beim AMS. Daher ist die Dunkelziffer<br />

schwer einzuschätzen. In Tirol sind beim AMS 395 Akademiker<br />

arbeitslos gemeldet, 48 sind als Arbeitssuchende vorgemerkt<br />

und 47 Akademiker befinden sich zur Zeit in Schulungsmaßnahmen<br />

des AMS. Der Anteil der Akademiker am Arbeitslosenpotenzial<br />

beträgt 3,2 Prozent.<br />

Der Großteil kann bereits nach drei Monaten – natürlich nicht<br />

immer auf ausbildungsadäquate Stellen - vermittelt werden.


Viele Akademiker haben einen Anspruch auf Arbeitslosengeld<br />

und sind somit im sozialen Netz integriert.<br />

„Akademiker sollen ihre Hemmschwellen überwinden und sich<br />

beim AMS melden“, rät Rohrmoser. Die Versendung zahlreicher<br />

Bewerbungsschreiben führe nur selten zum gewünschten<br />

Erfolg. Die Akademikerberatung in Tirol bestehend aus drei<br />

Mitarbeitern, die rund 500 arbeitlose Akademiker zu betreuen<br />

haben, ist in vielen Fällen überaus erfolgreich. „Im Unterschied<br />

zur Arbeitsverwaltung in Deutschland hat das AMS bei vergleichbaren<br />

Tätigkeiten die Hälfte des Personals beschäftigt“,<br />

klagt Rohrmoser. Aber an Effizienz und Effektivität könne man<br />

sich mit den Deutschen messen. Die Skandinavier investieren<br />

in diesem Bereich am meisten.<br />

Der Weg in die Selbständigkeit kann auch über das AMS führen.<br />

„Wir unterstützen arbeitslose Menschen in der Vorbereitung auf<br />

die Selbständigkeit“, erklärt Rohrmoser. Das AMS verfügt seit<br />

Jahren über eine eigene Gründerberatung.<br />

> EU-Osterweiterung<br />

Rohrmoser erwartet sich von der EU-Osterweiterung eine<br />

Belebung der Wirtschaft. In Westungarn gäbe es in manchen<br />

Bereichen bereits einen Arbeitskräftemangel. In Slowenien<br />

arbeiten heute mehr Österreicher als umgekehrt. Das Lohnniveau<br />

würde relativ schnell angehoben, somit wäre ein Umzug<br />

nach Österreich für Arbeitskräfte aus dem Osten bald uninteressant.<br />

Außerdem wäre die demographische Entwicklung in<br />

den Beitrittsländern zum Teil noch extremer als bei uns.<br />

Aber die EU-Osterweiterung werde ein Ansteigen der Arbeitslosigkeit<br />

in Österreich nicht verhindern. „In Tirol sind die Auswirkungen<br />

des Konjunkturrückganges auf den Arbeitsmarkt im<br />

Vergleich zu anderen Bundesländern, wie beispielsweise Vorarlberg,<br />

mit Zuwächsen an Arbeitslosen zwischen 15 und 20<br />

Prozent, wesentlich schwächer.“ Aber die Aussichten wären<br />

nicht gut. Viele Betriebe hätten bereits Einsparungen angekündigt.<br />

Im Oktober betrug die Arbeitslosenquote bei 265.391 unselbständig<br />

Beschäftigten 6,4 Prozent. Dies entspricht 4.660<br />

Personen. Österreichweit hatte Tirol wieder die niedrigsten<br />

Zuwächse an Arbeitslosen.<br />

> Der Wirtschaftsmotor Tourismus<br />

Durch den Fremdenverkehr hätte Tirol immer eine bessere Beschäftigungslage.<br />

Auch andere Branchen wie der Handel aber<br />

auch verschiedene Bereiche des Gewerbes – beispielsweise<br />

das Bau- und Baunebengewerbe - profitieren davon.<br />

Das AMS startete heuer mit Kurzseminaren auf freiwilliger<br />

Basis zum Thema Mitarbeiterführung für leitende Angestellte<br />

im Tourismus. Diese Initiative wurde notwendig, weil viele<br />

Fachkräfte aus dieser Branche erfahrungsgemäß abwandern<br />

„So hatte der Personalleiter der Planseewerke Reutte einmal<br />

behauptet, er führe den größten Gastronomiebetrieb im Bezirk,<br />

weil er an die 100 gelernte Köche in seinem Werk beschäftige“,<br />

schmunzelt Rohrmoser. Prof. Laske hat mit seinen Studierenden<br />

eine Studie zum Thema „Fluktuation im Tourismus“ durchgeführt.<br />

Die Reaktionen waren heftig und bei der Präsentation<br />

kam es zu vereinzelten Unmutsäußerungen<br />

von den Hoteliers und Gastwirten. Aber die<br />

Probleme in der Mitarbeiterführung sind<br />

dem AMS bekannt und mit dieser Aktion reagiert<br />

man auf diese Defizite. „Zudem reichen<br />

Saisoniers aus Nicht-EU-Ländern nicht mehr<br />

für eine qualitativ hochwertige Gastronomie<br />

aus.“ Eine permanente Personalentwicklung<br />

im Tourismus sei notwenig.<br />

> Die Konsequenzen<br />

Trotz steigender Arbeitslosigkeit seien die<br />

Mittel für die aktive Arbeitsmarktpolitik<br />

gekürzt worden. Rohrmoser gibt sich kämpferisch<br />

und vertritt die Auffassung, dass<br />

gerade jetzt die Unterstützung von Qualifizierungsmaßnahmen<br />

notwendiger denn jemals<br />

zuvor sei: „Verstärkte Mittel für die aktive<br />

Arbeitsmarktpolitik in Österreich, ob für<br />

Schwächere oder im Weiterbildungsbereich,<br />

sind Investitionen in die Zukunft.“<br />

SoWi Fakultät<br />

> Success Stories<br />

Der Großteil der SoWi-AbsolventInnen ist am Arbeitsmarkt<br />

erfolgreich. Es gibt aber mehrere Wege, um einen geeigneten<br />

Job zu finden.<br />

Mag. Matthias Wetscher (Bild oben) hat heuer am Praxisseminar<br />

Nescafé im Rahmen des Nestlé-Preises teilgenommen und<br />

wurde mit Mag. Jürgen Hoellger und Mag. Karin Post für das<br />

gemeinsame Marketingkonzept ausgezeichnet. „Wir wollten an<br />

diesem Seminar teilnehmen, um Praxiserfahrung zu sammeln“,<br />

erzählt Matthias. Jede Zusatzqualifikation kann im Wettbewerb<br />

mit Absolventen anderer Universitäten entscheiden, daher war<br />

das Interesse an dieser Veranstaltung sehr groß.<br />

„Es war für mich überraschend, als ich kontaktiert und zu einem<br />

Vorstellungsgespräch eingeladen wurde“, berichtet Matthias.<br />

Er dürfte einen sehr guten Eindruck bei der Personalauswahl<br />

gemacht haben, denn seit Juli 2002 ist er als Marketing Trainee<br />

im Bereich Maggi tätig. „Ich habe nicht lange gezögert und<br />

habe die Chance ergriffen“, resümiert Matthias.<br />

Mag. Martina Heidegger (Bild unten) kam zu ihrer Arbeit über<br />

die Vermittlung des SoWi-Clubs. „Ich habe am Tag meiner<br />

Sponsion Jürgen Steinberger vom SoWi-Club getroffen“, erinnert<br />

sich Martina. „Er hat gemeint, dass ich mich bei ihm vor<br />

der Jobsuche melden solle“ Sie hat daraufhin ihre Unterlagen<br />

bei ihm vorbeigebracht. Wenig später wurde sie vom bfi Tirol<br />

kontaktiert und kurz darauf eingestellt. „Das Netzwerk des<br />

SoWi-Clubs war mir auf der Suche nach einem Job behilflich“,<br />

freut sich Martina. Mittlerweile arbeitet sie an der Entwicklung<br />

des Curriculums an der Medizin.<br />

Dies sind nur zwei Beispiele von erfolgreichen Bewerbungen<br />

im Zuge von Projekten oder Veranstaltungen auf der SoWi. Der<br />

SoWi-Monitor wird über den beruflichen Werdegang von beiden<br />

weiterberichten.<br />

05


SoWi Fakultät<br />

Es war ein ereignisreiches Jahr<br />

für den SoWi-Club. Der Club<br />

wurde konsolidiert und über<br />

zahlreiche Aktivitäten konnte man<br />

viele neue Mitglieder gewinnen. Nun<br />

hat der Club am Arbeitsmarkt zugeschlagen.<br />

Seit 4. November unterstützt<br />

Sabina Schallhart die vielfältigen<br />

Tätigkeiten des SoWi-Clubs.<br />

In den Vorperioden wurden die beiden<br />

Bereiche SoWi-Medienservice und<br />

SoWi-Club von zwei Akademikern betreut,<br />

unterstützt und gefördert durch<br />

die Organisation der SoWi-Holding. „Seit<br />

März 2002 bin ich alleine für die Betreuung<br />

dieser beiden Bereiche verantwortlich“,<br />

erzählt Steinberger. Im September<br />

2002 hat daher die Mitarbeitersuche<br />

begonnen.<br />

> Suche<br />

„Aus eigener Kraft wäre es uns nicht<br />

möglich gewesen, eine Anstellung vorzunehmen“,<br />

erinnert sich der Geschäftsführer<br />

Jürgen Steinberger. So habe man<br />

mit mehreren Beschäftigungsinitiativen<br />

Kontakt aufgenommen. Über die Initiative<br />

40 ist man schließlich erfolgreich<br />

gewesen. Der Geschäftsführer dieser<br />

Einrichtung, Peter Frank, erklärt: „Mit<br />

40 Jahren ist es sehr schwierig einen<br />

Arbeitsplatz zu finden, obwohl viele<br />

unserer Kunden fachlich sehr gut ausgebildet<br />

sind.“<br />

Jürgen Steinberger bestätigt, dass die<br />

Auswahl sehr schwer gefallen ist. „Die<br />

BewerberInnen waren bestqualifiziert.<br />

Sie haben zum Teil sehr viel Erfahrung<br />

bei renommierten Unternehmen und<br />

gute Fremdsprachenkenntnisse vorzuweisen.“<br />

06<br />

„Viele hätten sich eine<br />

Chance verdient“<br />

Der SoWi-Club als Musterbeispiel für eine<br />

aktive Beschäftigungspolitik<br />

> Vorstellungsgespräch<br />

Die Bewerbungsgespräche wurden gemeinsam<br />

mit Andreas Eder vom Pakt<br />

für Arbeit durchgeführt. „Vielen BewerberInnen<br />

hat man angemerkt, dass<br />

sie sehr angespannt waren“, erzählt<br />

Steinberger. Eder weiß um die Schwierigkeiten<br />

für die BewerberInnen: „Wenn<br />

man längere Zeit aus dem Arbeitsalltag<br />

ausgeschieden ist, erfordert es sehr<br />

viel Mut, wieder einen Neubeginn zu<br />

<strong>starten</strong>.“<br />

Sabina Schallhart hat sich in den Gesprächen<br />

empfohlen und wurde vom SoWi-<br />

Club in ein Angestelltenverhältnis übernommen.<br />

„Wenn wir die finanziellen<br />

Mittel hätten, würden wir ohne Zögern<br />

weitere Personen beschäftigen. Viele<br />

BewerberInnen hätten sich eine Chance<br />

verdient“, berichtet Steinberger.<br />

> Sabina Schallhart<br />

„Ich hätte mir nie gedacht, einmal auf<br />

der Universität zu arbeiten“, meint<br />

Sabina Schallhart. Sie ist 40 Jahre alt<br />

und alleinerziehende Mutter von drei<br />

Kindern. Vor Ihrem Engagement beim<br />

Absolventenverein war sie bei espora-<br />

Personalservice tätig. Ein geregelter<br />

Arbeitstag sei zwar nach der Pause sehr<br />

gewöhnungsbedürftig, „aber es ist ein<br />

schönes Gefühl wieder gebraucht zu<br />

werden“.<br />

„Sie ist eine große Hilfe und die notwendige<br />

Verstärkung für die Projekte der<br />

Fakultät“, ergänzt Steinberger. Schallhart<br />

hat eine Kernöffnungszeit des SoWi-<br />

Clubs von 9.00 – 12.00 Uhr eingerichtet<br />

und das Tagesgeschäft übernommen.<br />

Gemeinsam sollen sie den Aufwärtstrend<br />

des SoWi-Clubs sicherstellen.<br />

Im Überblick<br />

> Neujahrsgespräch<br />

Die Tradition der Neujahrsgespräche des<br />

SoWi-Clubs, bei denen bisher schon so<br />

prominente Redner wie der frühere tschechische<br />

Ministerpräsident Dr. Vaclav Klaus,<br />

die langjährige Nationalbankpräsidentin Dr.<br />

Maria Schaumayer, der TV-Guru Dr. Helmut<br />

Thoma oder Dr. Theo Sommer von der<br />

ZEIT in Hamburg am Pult standen, findet<br />

2003 eine würdige Fortsetzung. Der neue<br />

Landeshauptmann von Tirol DDr. Herwig<br />

van Staa hat sich bereit erklärt, erstmals<br />

auf dem Boden der SoWi-Fakultät einen<br />

Vortrag zu halten. Dieses Ereignis findet<br />

am 14. Januar 2003 um 19.00 Uhr in der<br />

Aula des SoWi-Neubaus statt und soll zu<br />

einem Höhepunkt der Veranstaltungsreihe<br />

des SoWi-Clubs werden. Dank der<br />

Unterstützung durch die beiden nunmehr<br />

wirtschaftlich verbundenen Tiroler Energieversorger<br />

TIWAG und IKB AG ist es möglich,<br />

der Veranstaltung auch ein adäquates<br />

Umfeld zu bieten.<br />

> Ethik und Wirtschaft<br />

Der SoWi-Club hat sich für die Monate<br />

Dezember und Jänner den Schwerpunkt<br />

Ethik und Wirtschaft gesetzt. Nach der Unterstützung<br />

der Veranstaltung des Vereins<br />

der Absolventen und Freunde der Theologischen<br />

Fakultät (Bericht S. 25) lädt man in<br />

Kooperation mit dem Haus der Begegnung<br />

am 13./14. Januar zu einem Seminar „Der<br />

Rubel rollt – wo bleibt die Moral?“ von<br />

Prof. DDr. Clemens Sedmak und am<br />

28. Januar zu einem Vortrag und einem<br />

Seminar von Prälat Prof. DDr. Joachim Angerer<br />

zum Thema „Ethik in Wirtschaft und<br />

Gesellschaft“. Bei Interesse wenden Sie<br />

sich bitte an sowi-club@uibk.ac.at.<br />

> SoWi-Club-Mitglied kehrt zurück<br />

Univ.-Doz. Dr. Joachim Fraenkel-Haeberle<br />

wurde im vergangenen Semester als Gastprofessor<br />

an die Universität St. Petersburg<br />

berufen. Er hat dort Vorlesungen über die<br />

Industrie- und Wettbewerbspolitik der EU<br />

abgehalten. An unserer Fakultät liest Dozent<br />

Dr. Fraenkel seit vielen Jahren, vor<br />

allem seit seiner Pensionierung als Direktor<br />

des Industriellenverbandes Südtirols.<br />

Dr. Fraenkel ist einer der Mitwirkenden im<br />

neuen Kurs „Wirtschafts- und Währungspolitik<br />

in Internationalen Institutionen und<br />

der EU“.


Text: Miriam Sulaiman<br />

Der Reiz der Unabhängigkeit<br />

35-Jahr-Feier der Jungen Wirtschaft<br />

Die Junge Wirtschaft feierte<br />

auf der Wirtschaftsuniversität<br />

in Innsbruck ihren 35. Geburtstag.<br />

Zahlreiche Studenten und<br />

Absolventen beteiligten sich eifrig<br />

am nachmittäglichen Business Talk<br />

mit WK-Präsident Christoph Leitl. Am<br />

Abend wagte man mit den Ehrengästen<br />

einen nostalgischen Rückblick auf<br />

die Anfänge der Jungen Wirtschaft,<br />

dachte Zukunftsperspektiven an und<br />

feierte bis spät in die Nacht hinein.<br />

Rund 200 Gratulanten folgten der Einladung<br />

der Jungen Wirtschaft zur 35-Jahr-<br />

Feier am 7. November in die SoWi-Aula.<br />

Trotz dicht gedrängtem Terminkalender<br />

ließ sich der Wirtschaftskammerpräsident<br />

Christoph Leitl (Bild links) diese<br />

Gelegenheit nicht entgehen, der Jungen<br />

Wirtschaft seine Glückwünsche persönlich<br />

zu überbringen. Die Studenten und<br />

Absolventen nutzten am Nachmittag bei<br />

der Auftaktveranstaltung die Möglichkeit,<br />

ihm und dem hochkarätigen Podium Fragen<br />

über die Wege in die Selbständigkeit<br />

zu stellen.<br />

> Rahmen muss stimmen<br />

Prof. Christian Smekal unterstrich die<br />

Bedeutung von Unternehmern für unsere<br />

Gesellschaft. Für ihn stellt sich die<br />

Frage, ob für erfolgreiches Unternehmertum<br />

ein hochqualifiziertes Studium<br />

Voraussetzung sei oder ob die Motivation<br />

und der Ehrgeiz des vielzitierten<br />

Tellerwäschers reiche: „Ich vermute,<br />

dass die Lösung in der Mitte liegt. Die<br />

Rahmenbedingungen müssen aber<br />

stimmen.“ Für Prof. Tappeiner besteht<br />

bereits in der Ausbildung Handlungsbedarf:<br />

„In Amerika lehrt man „if you fail,<br />

try again“, bei uns heißt es „try not to<br />

fail“. Dr. Harald Gohm von der Zukunftsstiftung<br />

bemerkte, dass die Wirtschafter<br />

weniger gründungsfreudig seien als<br />

Absolventen anderer Studienrichtungen<br />

oder Facharbeiter.<br />

> „Modernes Raubrittertum“<br />

Wirtschaftskammerpräsident Leitl will<br />

mehrere Hürden für die Jungunternehmer<br />

beseitigen: „25% Betriebssteuer<br />

sind untragbar. Man findet ein modernes<br />

Raubrittertum vor. Ein Drittel der Unternehmen<br />

könnte nicht existieren, wenn<br />

es nicht da und dort ein Augenzwinkern<br />

gäbe.“ Weiters müsse man in die Bildung<br />

investieren. Er wünscht sich eine<br />

Bildung à la carte und kein Menü.<br />

> Erleichterungen erreicht<br />

Viele Erfolge konnte der Tiroler Landesvorsitzende<br />

der Jungen Wirtschaft,<br />

Harald Gatterer, am Abend den geladenen<br />

Gästen vorstellen. Von rechtlichen<br />

Erleichterungen über Initiativen für<br />

Selbstständige, von der Förderung von<br />

Betriebsnachfolgen über neue Wege im<br />

Bereich der Kapitalbeschaffung. Damit<br />

gibt er sich aber nicht zufrieden: „Wir<br />

forcieren eine finanzielle Entlastung für<br />

Jungunternehmer und wir wollen die<br />

Selbstständigkeit im öffentlichen Bewusstsein<br />

verankern.“<br />

Das neue Jungunternehmerpartnerschaftsmodell<br />

stellte KTW Chef Reinhold<br />

Karner vor: „Wir wollen damit erreichen,<br />

dass die Firmen in Tirol bleiben. Ziel ist<br />

die Hilfe zur Selbsthilfe.“ Jungunternehmer<br />

würden Dynamik, Innovation,<br />

Wachstum und neue Arbeitsplätze mit<br />

sich bringen. Im Gegenzug brächten<br />

die etablierten Unternehmer Erfahrung,<br />

Kontakte, Infrastruktur und das nötige<br />

Geld ein.<br />

SoWi Fakultät<br />

> Engagement gefragt<br />

Doch nicht nur das Service der JW ist<br />

gefragt. Wirtschaftskammerpräsident<br />

Dr. Hansjörg Jäger meinte: „Die Jugend<br />

eckt immer an. Wenn sie es nicht tut,<br />

läuft etwas falsch.“ Er bat daher die Anwesenden<br />

sich vermehrt einzubringen.<br />

NR Karin Hakl betonte: „Jeder Politiker<br />

ist nur so stark wie die Ideen, die an ihn<br />

herangetragen werden.“<br />

Bei der Runde der Gründungsmitglieder<br />

wie auch ehemaliger Mitglieder dachte<br />

Innsbrucks BM Hilde Zach (Bildmitte)<br />

mit einem Lächeln an ihre JW-Zeit zurück:<br />

„Ich wurde als Frau wie ein Maskottchen<br />

behandelt. Jeder hat auf mich<br />

aufgepasst. Es war eine sehr schöne<br />

Zeit.“ Nach dem Rückblick auf 35 erfolgreiche<br />

Jahre wagten Gatterer und der<br />

international executive officer Christian<br />

Mey einen Blick in die Zukunft. Gatterer<br />

ist überzeugt: „Wir müssen uns öffnen.<br />

Der Markt vor der Tür wird zu klein werden.“<br />

Deswegen werde die Delegation<br />

der Tiroler JW zum Internationalen Treffen<br />

in Las Vegas in Lederhosen erscheinen.<br />

„Das hat Charme.“<br />

Ihren Anzug ließen sie aber an, als Gäste<br />

und Funktionäre den Abend bei Speis,<br />

Trank und musikalischer Untermalung<br />

von „The Pure“ ausklingen ließen.<br />

Die Veranstaltung war ein schöner Erfolg<br />

für die Junge Wirtschaft. Mag. Thomas<br />

Karner war seitens der JW maßgeblich<br />

für die Organisation der Feierlichkeiten<br />

verantwortlich. Die Veranstaltung wurde<br />

von Mag. Dagmar Abfalter, Jürgen Steinberger<br />

und der Haustechnik professionell<br />

durchgeführt. „Es ist gut zu wissen,<br />

dass wir auf der SoWi auf verlässliche<br />

Partner zurückgreifen können“, stellt<br />

Karner der SoWi ein gutes Zeugnis aus.<br />

07


SoWi Fakultät Text: Jürgen Steinberger<br />

Eigentlich wusste sie nach der Matura noch nicht,<br />

dass sie studieren würde. Erst nach einigen Jahren<br />

Berufserfahrung hat sie den Weg aus Vorarlberg<br />

nach Innsbruck eingeschlagen und auf der SoWi Wirtschaftspädagogik<br />

studiert. Mag. Christine Mikesch ist<br />

seit 1998 bei einer Unternehmens- und Personalberatung<br />

beschäftigt.<br />

CATRO ist seit Jahren fixer Bestandteil am Österreichischen<br />

Markt und für Unternehmen der verschiedensten Branchen<br />

tätig – von der Personalberatung bis hin zur Personal- und<br />

Organisationsentwicklung. Wir haben Frau Mag. Mikesch zu<br />

ihrem Werdegang und zu ihrem Aufgabenbereich als Personalberaterin<br />

bei CATRO befragt.<br />

> Wie sieht der Ablauf einer Personalberatung am Beispiel der<br />

Personalsuche aus?<br />

Es gibt mehrere Gründe, warum Personalbedarf entsteht.<br />

Deshalb suchen wir im ersten Schritt das Gespräch mit dem<br />

Unternehmen, um alle Punkte, welche die zu besetzende<br />

Stelle betreffen, abzuklären: Warum kommt die Stelle zur Besetzung?<br />

Welche Anforderungen werden gestellt? Wie sind die<br />

Rahmenbedingungen? So können wir in unserer Suche diese<br />

Informationen berücksichtigen und umgekehrt die an der Position<br />

Interessierten besser informieren und auswählen. Es gibt<br />

verschiedene Wege der Personalsuche, wie die Evidenz- und<br />

Inseratensuche oder die Direktansprache.<br />

Der Kundenkontakt endet nicht nach Projektabwicklung und erfolgter<br />

Besetzung. Wir legen großen Wert auf die Nachbetreuung.<br />

Wenn man es genau nimmt, so ist jede Personaleinstellung<br />

ein kleiner Baustein in der Personalentwicklung. Dadurch<br />

können sich auch neue Fragestellungen entwickeln.<br />

> In welchen Bereichen besteht zur Zeit Bedarf?<br />

In den vergangenen Jahren sind im Controlling-Bereich viele<br />

Stellen besetzt worden. Aber die Nachfrage scheint sich hier<br />

etwas zu legen. Genauso ist dies im EDV-Sektor zu beobach-<br />

08<br />

SoWi-Absolvent im Interview<br />

„Wirtschaft sucht AbsolventInnen<br />

mit Hausverstand“<br />

Mag. Christine Mikesch, Personalberaterin bei CATRO<br />

ten. Wir als CATRO suchen in den verschiedensten Bereichen<br />

– von der Geschäftsführung über Einkaufsleitung, technische<br />

Leitung, Projektleitung bis hin zur Leitung Finanz- und Rechnungswesen,<br />

Kundenberatung oder auch Assistenz der Geschäftsführung,<br />

um nur einige Beispiele anzuführen.<br />

> Warum werden kaufmännische Stellen für SoWi-AbsolventInnen<br />

weniger ausgeschrieben?<br />

Auf der SoWi schließen jedes Jahr zahlreiche AbsolventInnen<br />

ihr Studium ab. Die WirtschaftsabsolventInnen sind in der Regel<br />

mit Initiativbewerbungen am Arbeitsmarkt aktiv und kontaktieren<br />

direkt Unternehmen. Zudem ist der verdeckte Arbeitsmarkt<br />

nicht zu unterschätzen – also die Suche und Einstellung<br />

neuer MitarbeiterInnen über persönliche Kontakte.<br />

Aber es gibt viele SoWi-AbsolventInnen, die ihre Initiativbewerbungen<br />

auch an uns richten. Wenn wir nun von Unternehmen<br />

beauftragt sind, MitarbeiterInnen mit diesem Profil zu suchen,<br />

greifen wir natürlich auf den Bewerberpool zurück und klären<br />

ab, inwieweit die konkret angebotene Stelle für den/die<br />

Einzelne/n in Frage kommt und schließen daraus gegebenenfalls<br />

Kontakte. So arbeiten wir aktiv mit unseren Evidenzen und<br />

aktualisieren kontinuierlich die Daten der ehemaligen BewerberInnen.<br />

> Ist die Quote von 500 arbeitslosen AkademikerInnen in<br />

Tirol in Anbetracht von ca. 23.000 Studierenden in Innsbruck<br />

unerwartet hoch?<br />

Es sind nicht wenige. Man darf aber nicht vergessen, dass<br />

viele AbsolventInnen der SoWi Innsbruck aus anderen Bundesländern<br />

kommen und nach dem Studium in Innsbruck bleiben.<br />

Das Angebot an JungakademikerInnen am Tiroler und insbesondere<br />

am Innsbrucker Markt ist dadurch sehr hoch und es ist<br />

durchaus möglich, dass AbsolventInnen sich mit einem relativ<br />

geringen Einstiegsgehalt zufrieden geben müssen.<br />

> Welche Qualifikationen werden nachgefragt?<br />

Die Wirtschaft sucht vor allem aufgeweckte MitarbeiterInnen


mit Hausverstand. Die Unternehmen schätzen bei BerufseinsteigerInnen<br />

einerseits ein allgemeines, breites Wissen und<br />

andererseits erwarten sie sich doch, dass sie die Werkzeuge<br />

der Praxis kennen bzw. sie sich rasch aneignen können.<br />

Wenn wir nach einer Inseratenschaltung unter den eingelangten<br />

Bewerbungen eine Vorauswahl treffen, prüfen wir als ersten<br />

Schritt die Unterlagen nach Vollständigkeit, Verständlichkeit,<br />

logischem Aufbau, Ausbildung und Erfahrungsinhalten.<br />

Bei UniversitätsabsolventInnen ist es auch interessant, was<br />

sie zusätzlich zur Ausbildung gemacht haben. Unter anderem<br />

kann es mitentscheidend sein, welche Vertiefung im zweiten<br />

Studienabschnitt gewählt wurde. Nicht zuletzt fließen bei<br />

BerufseinsteigerInnen auch Zeugnisbeurteilungen in die Entscheidung<br />

ein.<br />

> Wie erklären Sie sich die hohe Jungakademikerarbeitslosigkeit?<br />

Die Wirtschaftslage allgemein und insbesondere in Deutschland<br />

ist aktuell etwas schwierig – und viele Bereiche des Tiroler<br />

Marktes reagieren darauf. So ist derzeit eine eher verhaltene<br />

und abwartende Haltung spürbar. Damit gibt es zur Zeit relativ<br />

wenig Bewegung am Arbeitsmarkt. Eine Trendumkehr sollte<br />

sich aber einstellen – den Wirtschaftsprognosen zu Folge spätestens<br />

im Jahr 2004.<br />

> Kann die Universität auf die Situation reagieren?<br />

Die SoWi hat sich sehr gut entwickelt. Vor ca. 15 Jahren gab es<br />

noch Inserate, bei denen BWL-AbsolventInnen der Universität<br />

Innsbruck ausdrücklich von einer Bewerbung ausgeschlossen<br />

wurden. Mittlerweile hat sich der Ruf aufgrund von Innovationen<br />

im Lehrangebot wesentlich gebessert. So war die Einführung<br />

der Studienrichtung IWW sicher der richtige Schritt. Die<br />

zahlreichen Praxisprojekte fördern zusätzlich die Vernetzung<br />

mit der Wirtschaft und schaffen für die Studierenden die Möglichkeit,<br />

sich interessante Zusatzqualifikationen anzueignen.<br />

> Warum haben Sie WiPäd studiert?<br />

Nach der HBLA-Matura habe ich als Sachbearbeiterin in<br />

der Reisebürobranche gearbeitet. Nach vier Jahren war der<br />

Wunsch der Veränderung da. Ich folgte dem Beispiel meiner<br />

drei Geschwister, die allesamt erst nach einigen Berufsjahren<br />

zu studieren begonnen haben. Ursprünglich wollte ich VWL<br />

studieren, aber ein Bekannter und damaliger WiPäd-Student<br />

und aktiver ÖH-ler stimmte mich mit seiner Begeisterung für<br />

das WiPäd-Studium um.<br />

> Mit welchen Argumenten hat er Sie umgestimmt?<br />

Im Rahmen des WiPäd-Studiums erwirbt man sich pädagogische<br />

Zusatzqualifikationen. So werden Präsentationstechniken<br />

geübt, auch Kommunikationstrainings angeboten. Und vor<br />

allem schadet es nicht, sich intensiv mit dem Thema Buchhaltung<br />

auseinanderzusetzen. Im WiPäd-Studium sind Grundkenntnisse<br />

in der Betriebswirtschaftslehre und im Rechnungswesen<br />

unumgänglich.<br />

> Welche Lehrenden haben Sie nachhaltig beeinflusst?<br />

Prof. Herbert Altrichter, ehemaliger Professor für Wirt-<br />

SoWi Fakultät<br />

schaftspädagogik, hat mir deshalb imponiert, weil er selber das<br />

lebte, was er uns lehrte. Das Thema „Lerntagebuch“ zum Beispiel<br />

– er schaffte es, uns die Bedeutung dieses Werkzeuges<br />

für die Reflexion nahezubringen. Diese Fähigkeit ist vor allem<br />

für mich als Personalberaterin wichtig.<br />

Ebenfalls ist mir die unkomplizierte Art von Prof. Hans-Werner<br />

Holub positiv in Erinnerung geblieben. Er hat fachlich und didaktisch<br />

überzeugt, hatte nichts „Lehrmeisterhaftes“ an sich<br />

und war stets für Studierende erreichbar. Er ist auch jemand,<br />

den man durchaus mal im Büro beim Würstelkochen überraschen<br />

konnte.<br />

> Wie haben Sie die eigene Jobsuche gestaltet?<br />

Im Juli 1998 schloss ich mein Studium mit Schwerpunkt Personal<br />

ab und meine Jobsuche fiel genau in die Sommerzeit.<br />

Unter anderem meldete ich mich auch beim AMS. Hier erhielt<br />

ich eine Broschüre über die Karrieremöglichkeiten der Frau im<br />

Bundesheer. Dieses Angebot hat mich nicht überzeugt (zumal<br />

ich ziemlich unsportlich bin). Die Suche nach einer für mich geeigneten<br />

Stelle dauerte ganze drei Monate und mir kamen sie<br />

wie eine Ewigkeit vor. Im November 1998 startete ich dann als<br />

Juniorberaterin bei CATRO. Und die vielfältigen Aufgaben sind<br />

nach wie vor interessanter denn je.<br />

> Welchen Rat hätten Sie für junge AkademikerInnen?<br />

Wähle jene Ausbildung, die deinen persönlichen Fähigkeiten<br />

und Interessen am nächsten kommt. Bei der Arbeitssuche soll<br />

man sich wenn möglich nicht unter großen Druck setzen und<br />

andererseits aktiv sein und verschiedene Wege der Stellensuche<br />

einschlagen. Jeder findet seinen Platz – so sagt man und<br />

ein Körnchen Wahrheit ist dabei.<br />

Ich rate auch allen JungakademikerInnen, die Angebotsvielfalt<br />

an Veranstaltungen und Seminaren der Universität zu nützen.<br />

In der Privatwirtschaft sind Weiterbildungsangebote zum Teil<br />

sehr kostspielig und meistens ist auch die Freizeit etwas knapper<br />

bemessen als während der Studienzeit.<br />

Vielen Dank für das Gespräch!<br />

Curruculum Vitae<br />

Ausbildung:<br />

> Volks-, Hauptschule und HBLA in Vorarlberg - Matura 1987<br />

> Studium der Wirtschaftspädagogik in Innsbruck - Sponsion 1998<br />

> Mitarbeit in der ÖH<br />

Beruflicher Werdegang:<br />

Geboren:<br />

20. Februar 1968<br />

Familienstand: verheiratet<br />

> 1987 – 1993: Reisebüro Breuss, Rankweil in Vorarlberg<br />

Sekretärin, Organisation von Bus- und Gruppenreisen<br />

> 1995 bei der Firma MPREIS beschäftigt<br />

> 1998 – dato: Catro Betriebsberatung Innsbruck GmbH: Beraterin<br />

09


SoWi Fakultät<br />

Man kann auf der SoWi nicht<br />

nur studieren, es besteht<br />

auch die Möglichkeit der<br />

Mitbestimmung und der Mitarbeit.<br />

Die Übertragung der Agenden des<br />

SoWi-Monitors an einen Studierenden<br />

der Fakultät war der Auslöser.<br />

Mit Jürgen Steinberger engagierten<br />

sich weitere Studierende in den Projekten<br />

der Fakultät.<br />

Nie zuvor war ein Student für die Geschicke<br />

des Medienservice und des SoWi-<br />

Clubs verantwortlich. Mit Steinberger<br />

scheint man ein Bindeglied zwischen<br />

der Fakultät und der Hochschülerschaft<br />

gefunden zu haben.<br />

> Redaktionelle Mitarbeit<br />

Nach der Übernahme des Monitors<br />

wurde ein Redaktionsbeirat der Fakultät<br />

ins Leben gerufen. „Der Monitor ist eine<br />

Fakultätszeitschrift und es soll die Arbeit<br />

der Fakultät vermarktet werden“, erzählt<br />

Steinberger. Im Beirat werden die Informationen<br />

aufbereitet. Aber wer soll<br />

letztendlich die Beiträge schreiben und<br />

hat die Zeit dazu?<br />

Mit Miriam Sulaiman (Bild links) hat man<br />

eine Absolventin des Medienmacherkurses<br />

engagiert, die die dortige Ausbildung<br />

mit sehr gutem Erfolg abgeschlossen<br />

hat. Nach Praktika beim ORF ist sie bei<br />

der TT als freie Mitarbeiterin tätig. „Der<br />

SoWi-Monitor bietet mir die Möglichkeit,<br />

zusätzliche Praxiserfahrung im Magazinjournalismus<br />

zu gewinnen“, erklärt<br />

Sulaiman, die auf der SoWi Politikwissenschaft<br />

studiert.<br />

> Neue Verpackung<br />

Das neue Layout des Monitors ist vor<br />

allem Stephanie Eibl, einer IWW-Studentin,<br />

zu verdanken (Bild rechts). Sie war<br />

schon früher für das Layout des Moni-<br />

10<br />

Die etwas andere<br />

Studentenrevolte<br />

Nicht nur studieren, sondern mitarbeiten<br />

tors verantwortlich. Nun hat sie die Möglichkeit<br />

der Neugestaltung des Monitors<br />

genutzt. Diese Innovation stieß bei der<br />

Leserschaft auf breite Zustimmung.<br />

In ihrer Freizeit erledigt sie mehrere grafische<br />

Arbeiten für die Fakultät und viele<br />

der gelungenen Fotos des Monitors gehen<br />

auf ihr Konto. „Mir sind die Zusatzqualifikationen<br />

wichtig“, bekräftigt Eibl,<br />

die ihre berufliche Zukunft im Marketing<br />

bzw. in der Werbung sieht.<br />

Dies sind nur zwei Beispiele von vielen<br />

Studierenden, die sich bisher für die Fakultät<br />

verdient gemacht haben.<br />

Stellungnahme der Redaktion<br />

Der SoWi-Monitor soll die Arbeit der<br />

Fakultät in der Forschung und Lehre<br />

sowie die zahlreichen Projekte und Ko-<br />

operationen mit unseren Partnern dem<br />

Umfeld der Universität präsentieren.<br />

Zu Beginn des Jahres 2002 hat man für<br />

diese Zielerreichung einen Redaktionsbei-<br />

rat mit VertreterInnen der Institute gegrün-<br />

det. In diesem Beirat werden die Informa-<br />

tionen gebündelt und die verschiedenen<br />

Themen abgestimmt. Bis auf das Institut<br />

für Wertprozeßmanagement nehmen alle<br />

dieses Mitgestaltungspotenzial wahr.<br />

Bis 2001 hat die SoWi-Holding den Mo-<br />

nitor in Eigenregie gestaltet. Aufgrund<br />

von Umstrukturierungsmaßnahmen<br />

der Fakultät wurde die Organisation<br />

und Finanzierung des Monitors wieder<br />

vom Dekanat übernommen. Seit die-<br />

ser fakultätspolitischen Entscheidung<br />

wurde der Monitor im laufenden Jahr<br />

> Eine Win-Win-Situation<br />

Die Kooperation zwischen der Fakultät<br />

und den Studierenden ist für beide Seiten<br />

von Vorteil.<br />

Einerseits profitieren die Studierenden<br />

von den Erfahrungen, die sie in Projekten<br />

wie dem Monitor sammeln können.<br />

Und andererseits ist die Fakultät auf<br />

das Engagement solcher Studierenden<br />

bedacht, um ihr Serviceangebot kostengerecht<br />

aufrecht zu erhalten. „Learning<br />

by doing ist bei uns Trumpf”, meint<br />

Steinberger, der allen Studierenden<br />

dankt, die ihn in den letzten Monaten<br />

unterstützt haben.<br />

von der Holding nicht unterstützt. Die<br />

neuen Verantwortlichen wurden weder<br />

informiert noch zu Veranstaltungen der<br />

Holding eingeladen, sogar jedwede Be-<br />

richterstattung über ihre Projekte haben<br />

die Projektleiter der Holding abgelehnt.<br />

Diese Entscheidung ist bedauerlich<br />

für jene Studierenden und Unimitar-<br />

beiter, die viel Zeit und Mühe in die<br />

Projekte der Holding investieren, aber<br />

auch für die Sponsoren, die diese Ko-<br />

operationen überhaupt ermöglichen.<br />

Wenn daher Beschwerden oder Zweifel<br />

an der Objektivität der Berichterstattung<br />

des Monitors an Sie herangetragen<br />

werden, bitten wir Sie, liebe LeserInnen,<br />

diese Zeilen zu berücksichtigen und uns<br />

dabei zu helfen, etwaige Missverständ-<br />

nisse auszuräumen.<br />

Jürgen Steinberger


Text: Jürgen Steinberger<br />

Die neuen Zauberlehrlinge<br />

im Elfenbeinturm<br />

Realistische Perspektiven und ein wenig<br />

Idealismus<br />

Die Erprobung für eine allfällige<br />

Verwendung als Universitätslehrer<br />

sowie die Vertiefung<br />

der fachlichen Bildung stehen für den<br />

wissenschaftlichen Mitarbeiter in Ausbildung<br />

im Mittelpunkt - so lautet die<br />

Definition des Gesetzgebers. Aber wie<br />

sieht die Realität auf der SoWi aus?<br />

Die Aufgaben des wissenschaftlichen<br />

Mitarbeiters umfassen die Unterstützung<br />

der Universitätslehrer bei der Erfüllung<br />

von Forschungsaufgaben sowie die<br />

selbständige Arbeit an der Dissertation.<br />

„Die Entschädigung für wissenschaftliche<br />

Mitarbeiter kann als Stipendium<br />

für die Promotion verstanden werden“,<br />

erklärt Dekan John-ren Chen. Der Verdienst<br />

beträgt Euro 1.512,-- brutto pro<br />

Monat. Mit dem Ausbildungsbeitrag<br />

sind alle Mehrleistungen abgegolten.<br />

> Neues Dienstrecht<br />

Obwohl das Entgelt dem einer Halbtagskraft<br />

entspricht, wurde die Arbeitszeit<br />

für wissenschaftliche Mitarbeiter mit 40<br />

Stunden festgelegt. „Die Bezahlung ist<br />

schlechter als früher“, bestätigt Dekan<br />

Chen. Durch das neue Dienstrecht sei<br />

zusätzlich der Anreiz eines sicheren Arbeitsplatzes<br />

verloren gegangen. Der Vertrag<br />

des wissenschaftlichen Mitarbeiters<br />

läuft nach vier Jahren aus. Dekan Chen<br />

kontert: „Er hat aber die Möglichkeit,<br />

sich für eine weitere Universitätskarriere<br />

zu empfehlen.“ Trotzdem sind alle Stellen<br />

auf der SoWi besetzt. Aber warum?<br />

> Persönliche Freiheit<br />

MMag. Silvia Jordan (Bild links), wissenschaftliche<br />

Mitarbeiterin am Institut für<br />

Betriebliche Finanzwirtschaft, hat heuer<br />

ihre Studien der Psychologie sowie<br />

IWW erfolgreich abgeschlossen. Einer<br />

der Hauptgründe für ihre Entscheidung<br />

auf der Fakultät tätig zu werden, war<br />

die persönliche Freiheit und die freie<br />

Zeiteinteilung: „Geld spielte keine große<br />

Rolle. Mir ist es wichtig, dass ich meinen<br />

eigenen Interessen nachgehen kann und<br />

dass ich an meiner Arbeit Spaß habe.“<br />

Ähnlich sieht es Mag. Wolfgang Höchtl<br />

(Bildmitte). Der 29-Jährige ist seit 1. Oktober<br />

als wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />

im Team rund um Prof. Rudolf Kerschbamer<br />

engagiert. „Die Bezahlung entspricht<br />

der Leistung“, glaubt er. Er betrachtet die<br />

Arbeit als Halbtagsjob und als Investition<br />

in die Zukunft. Die Leistung als wissenschaftlicher<br />

Mitarbeiter hänge von der<br />

jeweiligen intrinsischen Motivation ab.<br />

> Universität vor Privatwirtschaft<br />

Jordan und Höchtl wurden von ihren<br />

jetzigen Arbeitgebern während ihrer<br />

Studienzeit angesprochen. Jordan war<br />

vor allem das gute Arbeitsklima wichtig.<br />

Für Höchtl war sogar der Weg von Wien<br />

nach Innsbruck nicht zu weit, um mit<br />

Kerschbamer zusammenzuarbeiten.<br />

Mag. Florian Erhart (Bild rechts), Wi-<br />

Päd-Absolvent und wissenschaftlicher<br />

Mitarbeiter am Institut für RTR, hatte<br />

vor seinem Engagement auf der Uni ein<br />

Angebot einer Prüfungsgesellschaft. Er<br />

hat sich aber dennoch für die Arbeit und<br />

die Zusatzausbildung auf der Universität<br />

entschieden „Wir befinden uns als wissenschaftliche<br />

Mitarbeiter in einer Art<br />

Ausbildungsverhältnis“, erklärt Erhart:<br />

„Wir sollen unsere Kenntnisse vertiefen.“<br />

Diesem Auftrag will er mit seiner Dissertation<br />

im Bereich Steuern nachkommen.<br />

> Ziele<br />

Erharts Ziel ist die Steuerberaterprüfung.<br />

Eine Karriere auf der Universität will er<br />

aber nicht ausschließen. Jordan plant<br />

ihre Dissertation zum Thema Accounting.<br />

Die Verbindung zwischen Psychologie<br />

und Wirtschaft soll dabei nicht zu<br />

SoWi Fakultät<br />

kurz kommen. „Im angloamerikanischen<br />

Raum ist der sozialwissenschaftliche Bezug<br />

im Accounting viel ausgeprägter als<br />

in Österreich.“ Beide bestätigen, dass<br />

diese Stelle genügend Freiraum lässt,<br />

um sich der Dissertation zu widmen.<br />

Dies hänge jedoch vom Chef ab.<br />

> Wiener Modell<br />

Die Posten von Wissenschaftlichen<br />

Mitarbeitern haben aufgrund des neuen<br />

Dienstrechts wesentlich an Attraktivität<br />

verloren. Um diesen Wettbewerbsnachteil<br />

auszugleichen, hat man sich an<br />

einzelnen Instituten der WU Wien zu Kooperationen<br />

mit führenden Wirtschaftsprüfungs-<br />

und Beratungsgesellschaften<br />

entschieden, wobei meist eine Teilung<br />

der Arbeitszeit zu jeweils 50 Prozent<br />

zwischen Universität und Wirtschaftsprüfungsgesellschaft<br />

vorgesehen ist.<br />

Erhart hält diese Kooperation für sinnvoll.<br />

„Man könnte auf diese Weise Fragen<br />

aus der Praxis in die wissenschaftliche<br />

Arbeit einfließen lassen“, glaubt er. Die<br />

wissenschaftliche Arbeit dürfe aber<br />

nicht zu kurz kommen.<br />

Prof. Steckel ist skeptischer. „Dieses<br />

Modell könnte eine unlösbare Zeitmanagementaufgabe<br />

für den Betroffenen<br />

werden“, befürchtet er. Für Prüfungsgesellschaften<br />

sieht er den Vorteil im<br />

Recruiting von neuen Mitarbeitern.<br />

> Perspektiven<br />

Es bleibt festzuhalten, dass die Stelle<br />

des wissenschaftlichen Mitarbeiters als<br />

Chance verstanden wird, sich fachlich<br />

und persönlich weiterzubilden. Da die<br />

Universität naturgemäß ein Interesse an<br />

der Förderung ihres wissenschaftlichen<br />

Nachwuchses hat, sollte auch die Möglichkeit<br />

eines verstärkten Praxiskontaktes<br />

während der Ausbildungszeit nicht<br />

ausgeschlossen werden.<br />

11


SoWi Wissenschaft<br />

Seit 1997 verleiht die Wirtschaftskammer<br />

Tirol gemeinsam<br />

mit der SoWi-Fakultät<br />

Innsbruck alljährlich den Wirtschaftspreis.<br />

Ausgezeichnet werden Arbeiten,<br />

die innovative Wege für die<br />

Tiroler Wirtschaft aufzeigen und sich<br />

hauptsächlich mit dem Standort Tirol<br />

beschäftigen.<br />

Eine aktuelle Studie des Instituts<br />

für Unternehmensführung der<br />

Universität Innsbruck weist<br />

einen eindeutigen Zusammenhang<br />

zwischen Kundenzufriedenheit und<br />

Shareholder Value nach. Bei dieser<br />

Studie wurden 99 amerikanischen<br />

Unternehmen über einen Zeitraum<br />

von 8 Jahren untersucht.<br />

Ausgehend von der amerikanischen<br />

Unternehmenspraxis in den 80er Jahren<br />

hat das Shareholder Value-Konzept auch<br />

im deutschsprachigen Raum rapide an<br />

Bedeutung gewonnen. Es verlangt,<br />

dass der Erfolg von Unternehmungen<br />

am Shareholder Value gemessen wird.<br />

Die Devise lautet: Handle so, dass der<br />

Kurswert des Aktienvermögens der Gesellschafter<br />

maximiert wird. Die Summe<br />

aus Kurswertsteigerungen und Dividenden<br />

rückt als primäre Zielgröße in den<br />

Vordergrund.<br />

> Rentabilität unzureichend<br />

Auf der anderen Seite sehen viele Unternehmen<br />

in der Kundenzufriedenheit die<br />

Grundlage des Erfolges. Kundenzufriedenheit<br />

führe zu Loyalität, zu geringerer<br />

12<br />

Wirtschaftspreis 2002<br />

Junge Forscher werden für ihre Arbeit ausgezeichnet<br />

Heuer wurden fünf Arbeiten prämiert<br />

und die Preisträger erhielten jeweils<br />

1.000 Euro von der WK Tirol. Dekan Johnren<br />

Chen als Hausherr und WK-Präsident<br />

Hans-Jörg Jäger als Sponsor gratulierten<br />

den Preisträgern (v.l.): Reinhard Krappinger,<br />

Mario Larch, Gudrun Eder, Nebahat<br />

Yilmaz-Huber, Birgit Kluibenschädl und<br />

Veronika-Anna Reiter.<br />

Preissensibilität des Kunden, zu positiver<br />

Mundwerbung und zu „Cross-Selling“.<br />

Dies schlägt sich wiederum in einer<br />

höheren Rentabilität nieder. Sie spiegelt<br />

jedoch nur unzureichend das wieder,<br />

was für die Eigentümer am wichtigsten<br />

sein sollte: der Unternehmenswert. Nun<br />

stellt sich die Frage, ob eine höhere Kundenzufriedenheit<br />

auch zu einer Steigerung<br />

des Shareholder Value führt.<br />

Dieser Zusammenhang wurde für 99<br />

amerikanische Unternehmen zwischen<br />

1994 und 2002 untersucht. Die Kundenzufriedenheitsdaten<br />

stammten vom<br />

American Customer Satisfaction Index.<br />

Der Shareholder Value wurde über den<br />

Tobin’s q ermittelt. Dieser misst das Verhältnis<br />

zwischen dem Börsenwert eines<br />

Unternehmens und dessen Buchwert<br />

zu Wiederbeschaffungswerten. Ist das<br />

Verhältnis größer als 1, wird Shareholder<br />

Value geschaffen.<br />

> Turbulente Märkte<br />

Der Zusammenhang zwischen Kundenzufriedenheit<br />

und Tobin’s q wurde anhand<br />

einer Regressionsanalyse gemessen.<br />

Die Ergebnisse zeigen eindeutig,<br />

dass die Zufriedenheit einen höchst si-<br />

Dekan Chen, Präsident Jäger und der<br />

Gemeinderat Anton Hafele von der<br />

Stadt Innsbruck hoben die Bedeutung<br />

der Kooperation zwischen Theorie und<br />

Praxis hervor. Die Einreichfrist für den<br />

Wirtschaftspreis im kommenden Jahr<br />

endet mit 31. Juli 2003. Bei Interesse<br />

wenden Sie sich bitte an sowi-medien<br />

service@uibk.ac.at. (jst)<br />

Kundenzufriedenheit beeinflusst<br />

Börsenwert<br />

Foto: Prof. Kurt Matzler, Christian Daxer, Maximilian<br />

Huber und Prof. Hans H. Hinterhuber<br />

gnifikanten Einfluss auf den Shareholder<br />

Value hat (p


Text: Preisträger des Wirtschaftspreises 2002<br />

Heinz Leymann wandte den<br />

Begriff Mobbing Ende der<br />

70er erstmals in der Arbeitspsychologie<br />

an. Der Ausdruck „Mob“<br />

kommt aus dem amerikanischen und<br />

ist eine Abkürzung für ‚Men Of Blood’<br />

– „Männer des Blutes“, was zu Anfang<br />

des Jahrhunderts eine geläufige<br />

Bezeichnung für die Mafia in Amerika<br />

war. Bei näherer Betrachtung scheint<br />

er durchaus angebracht, denn ähnlich<br />

wie die Mafia kann auch Mobbing das<br />

Leben von Menschen zerstören.<br />

> Vorgesetzter muss Handeln<br />

In dieser Arbeit steht Mobbing gegen<br />

Ausländer auf Kollegenebene im Mittelpunkt.<br />

Es soll erarbeitet werden wie<br />

Kostenmodelle bei der Gestaltung von<br />

Distributionslogistiksystemen<br />

Meine Diplomarbeit zeigt,<br />

dass gerade in der Frage der<br />

Standort- und Transportplanung<br />

- durch die zunehmende Integration<br />

der einzelnen Wirtschaftsräume<br />

und die daraus mögliche Zentralisierung<br />

der Lagerhaltung - ein mitunter<br />

beträchtliches Einsparungspotenzial<br />

liegen kann.<br />

Der Einsatz von flexiblen, benutzerangepassten<br />

„Standardsoftware-Paketen“<br />

dehnt das Einsparungspotenzial bei der<br />

Standort- und Transportplanung noch<br />

weiter aus.<br />

Der Schwerpunkt meiner Arbeit liegt<br />

nun auf einer Gegenüberstellung der<br />

Problemstellung in einem Tiroler Unternehmen<br />

mit den Modellen der Literatur<br />

und Lösungsmöglichkeiten in der innova-<br />

„Mobbing gegen Ausländer:<br />

Was können Vorgesetzte und<br />

Arbeitgeber tun?“<br />

wohlwollende Vorgesetzte Mobbing<br />

unter ihren Angestellten bekämpfen<br />

können.<br />

Das Argument „davon habe ich nichts<br />

mitbekommen“ ist für Vorgesetzte als<br />

Entschuldigung für ein Nicht-Eingreifen<br />

bei Mobbing nicht zulässig, denn es<br />

gehört zur Fürsorgepflicht eines Vorgesetzten<br />

mit offenen Augen und Ohren<br />

durch seinen Verantwortungsbereich zu<br />

gehen und dabei Konflikte rechtzeitig<br />

wahrzunehmen.<br />

Darüber hinaus sollte er bei Konflikten<br />

zwischen Mitarbeitern als Problemlöser,<br />

Schlichter und Vermittler zur Verfügung<br />

stehen und sich in eindeutigen Fällen auf<br />

die Seite des Angegriffenen stellen und<br />

diesen in Schutz nehmen.<br />

tivsten Standardsoftware der Firma SAP,<br />

dem Advanced Planner and Optimizer<br />

(APO).<br />

> Umsetzung der Literatur<br />

Dabei geht es vor allem um die Anwendungsmöglichkeiten<br />

der Fachliteratur<br />

und der Softwarelösungen im Unternehmen<br />

sowie um die Umsetzungsmöglichkeiten<br />

der Literatur im Softwareprodukt.<br />

Zu diesem Zweck wird das Distributionslogistiksystem<br />

der Firma Plansee<br />

bezüglich der Lagerdistribution aufgearbeitet.<br />

Weiters werden die realen<br />

Entscheidungsprozesse der Unternehmensverantwortlichen<br />

bezüglich der<br />

Lagerdistribution dargestellt.<br />

> Standortplanung<br />

Ein weiterer wichtiger Bestandteil meiner<br />

Diplomarbeit ist die formale Aufar-<br />

SoWi Wissenschaft<br />

> Randgruppen betroffen<br />

Das typische Mobbingopfer gehört zu irgendeiner<br />

„Randgruppe“. Gerade diese<br />

Gruppen sind es aber auch, die oft nicht<br />

in der Lage sind, sich selbst zu helfen,<br />

was sie zu um so „attraktiveren“ Opfern<br />

für weiteres Mobbing macht.<br />

Nicht nur aus einer altruistisch motivierten<br />

Fürsorgepflicht, die übrigens<br />

gesetzlich verankert ist, sondern auch<br />

im Interesse des Firmenerfolges sollte<br />

der Arbeitgeber/Vorgesetzte versuchen,<br />

vorhandene Konflikte zu entschärfen,<br />

weil ansonsten das Betriebsklima und<br />

die Arbeitsleistung einzelner Mitarbeiter<br />

leiden.<br />

Mag. Nebahat Yilmaz-Huber<br />

beitung der Literatur zu Modellen der<br />

Standort- und Transportplanung sowie<br />

die genauere Betrachtung der einzelnen<br />

Kostenarten/-modelle im Rahmen der<br />

Gestaltung von Distributionslogistiksystemen.<br />

Als abschließendes großes Kapitel wird<br />

das Softwaretool APO der Firma SAP<br />

genauer analysiert und auf Einsatzmöglichkeiten<br />

zum Fällen von taktischen<br />

und strategischen Entscheidungen bei<br />

Plansee getestet.<br />

Mag. Reinhard Krappinger<br />

13


SoWi Wissenschaft<br />

Dekan John-ren Chen gelang es<br />

auch heuer wieder, den Gouverneur<br />

der Oesterreichischen<br />

Nationalbank Dr. Klaus Liebscher<br />

für einen Vortrag im Rahmen der 2.<br />

Internationalen Jahreskonferenz des<br />

CSI - Centre for the Study of International<br />

Institutions - zu gewinnen. Er<br />

sprach über das Thema „International<br />

Institutions and Financial Market Stability“.<br />

Die Jahreskonferenz des CSI stand unter<br />

dem Motto: „International Institutions<br />

and Multinational Enterprises: Global<br />

Players – Global Markets“. Neben zahlreichen<br />

renommierten Wissenschaftlern<br />

referierte der herausragende Experte<br />

auf dem Gebiet „Multinationale Unternehmen“<br />

Prof. John H. Dunning aus<br />

Großbritannien. Er hielt einen Vortrag<br />

im Rahmen der 19. Eugen von Böhm-<br />

Bawerk Vorlesung zum Thema „Inter-<br />

Im Rahmen der feierlichen Übergabe<br />

des Nestlé-Preises von Generaldirektor<br />

Rupert Gasser an Dr. Wolfgang<br />

Reichenberger wurde von Dekan<br />

Chen, das erste Treffen der Dekane<br />

aller Wirtschaftswissenschaftlichen<br />

Fakultäten in Österreich einberufen.<br />

Generaldirektor Gasser hat sich im Sommer<br />

in seinen verdienten Ruhestand<br />

zurückgezogen und sein Kind, den Nestlé-Preis,<br />

an Dr. Wolfgang Reichenberger<br />

übertragen. Mit Reichenberger bleibt die<br />

Auszeichnung des Schweizer Konzerns<br />

in österreichischer Hand.<br />

> Abschied fällt schwer<br />

„Der Nestlé-Preis wurde 1995 das erste<br />

14<br />

Gouverneur Dr. Klaus Liebscher<br />

„Makroökonomische Stabilität<br />

und flexible Märkte“<br />

national Institutions and Multinational<br />

Enterprises“. Gouverneur Dr. Liebscher<br />

referierte über die Rolle internationaler<br />

Institutionen bei der Sicherung von Finanzmarktstabilität.<br />

> Stabilität und flexible Märkte<br />

Liebscher stellte fest, dass internationale<br />

Institutionen zunehmend an Bedeutung<br />

gewonnen hätten. Sie wirkten vertrauensstiftend,<br />

förderten den Informationsaustausch<br />

zwischen Regierungen sowie<br />

Marktteilnehmern und förderten international<br />

akzeptierte Standards.<br />

Eine direkte Auswirkung dieses Meinungsaustausches<br />

könne unter der Leitidee<br />

„Makroökonomische Stabilität und<br />

flexible Märkte“ subsumiert werden.<br />

„Das wirtschaftspolitische Denken und<br />

Handeln der EU und insbesondere auch<br />

die Geldpolitik des Eurosystems sind<br />

stabilitätsorientiert“, erklärt Liebscher.<br />

Feste feiern, wie sie fallen<br />

Mal an Dr. Ulrike Hugl vergeben“, erzählt<br />

Gasser. Unter Dekan Friedrich Roithmayr<br />

wurde der Preis auf der SoWi institutionalisiert.<br />

> Gasser bürgt für Qualität<br />

„Alles, was ich von ihm übernommen<br />

habe, bürgt für Qualität“, erklärt Reichenberger.<br />

Er erwartet sich durch den<br />

Preis viele Impulse für den Nestlé-Konzern.<br />

> Neukonzeption<br />

Der Anlass wurde genutzt, um ein neues<br />

Konzept erarbeitet von Mag. Angelika<br />

Svoboda und Jürgen Steinberger zu<br />

präsentieren. Auf den jeweiligen Universitätsstandorten<br />

soll zukünftig die wis-<br />

> Best-Practice-Modelle<br />

Europa sei auf regionaler Ebene ein<br />

Vorreiter und Spiegelbild dieser Konvergenz.<br />

Auf internationaler Ebene seien<br />

drei Aspekte von Bedeutung: Erstens<br />

diene die Formulierung und Umsetzung<br />

von international akzeptierten Standards<br />

und Kodizes der Verbreitung der besten<br />

wirtschaftlichen Praktiken. Zweitens<br />

sei Transparenz notwendig für ein gutes<br />

Funktionieren von Finanzmärkten.<br />

Schlussendlich sei die nationale Implementierung<br />

international gängiger Standards<br />

von hoher Dringlichkeit.<br />

Als positiven Effekt strich er hervor: „Die<br />

Währungsunion und der Euro bewirken<br />

ein verstärkt einheitliches Auftreten in<br />

internationalen Institutionen und geben<br />

der EU mehr Gewicht im internationalen<br />

Finanzsystem.“ Er versprach des weiteren,<br />

bei den kommenden Jahreskonferenzen<br />

des CSI teilzunehmen. (mir)<br />

senschaftliche Vorauswahl stattfinden.<br />

In Innsbruck findet in weiterer Folge die<br />

Endausscheidung mit den besten Dissertanten<br />

der einzelnen Fakultäten statt.<br />

> Treffen der Dekane<br />

Diese Zusammenkunft aller SoWi Dekane<br />

in Österreich wurde genutzt, um das<br />

erste Treffen dieser Fachrichtung durchzuführen.<br />

„Die Initiative von Dekan Chen<br />

war erfolgreich“, bestätigte Prof. Lutz<br />

Beinsen von der SoWi in Graz. Nestlé<br />

hat dankenswerterweise die Kosten für<br />

die Unterbringung der Dekane übernommen.<br />

Es war ein gelungener Abend und<br />

weckte das Interesse auf die kommende<br />

Nestlé-Preisverleihung am 12. Mai 2003<br />

in Innsbruck. (jst)


Text: Dr. Ralph Felbinger<br />

Abfertigung Neu<br />

Was tun mit bestehenden Abfertigungsansprüchen?<br />

Nach jahrelangen Diskussionen<br />

wurde das Modell der<br />

Abfertigung Neu am 12. Juni<br />

2002 im Nationalrat beschlossen.<br />

Die neuen Regelungen finden automatisch<br />

für alle Arbeitsverhältnisse<br />

Anwendung, die auf einem privatrechtlichen<br />

Vertrag beruhen und nach<br />

dem 31.12.2002 neu abgeschlossen<br />

werden. Für bestehende Arbeitsverhältnisse<br />

kann einvernehmlich ein<br />

Übertritt ins neue System vereinbart<br />

werden.<br />

Der Arbeitgeber zahlt in Zukunft für<br />

jeden Arbeitnehmer 1,53% des monatlichen<br />

Entgelts an eine Mitarbeitervorsorgekasse,<br />

wobei das Inkasso der<br />

Beiträge von der jeweils zuständigen<br />

Krankenkasse übernommen wird. Die<br />

Beiträge sind ab Beginn des Arbeitsverhältnisses<br />

zu entrichten. Der erste<br />

Monat ist beitragsfrei.<br />

> Anspruch bleibt erhalten<br />

Wechselt der Arbeitnehmer das Unternehmen,<br />

so bleibt sein Anspruch auf<br />

das Kapital, das sich auf seinem Konto<br />

angesammelt hat, auf jeden Fall erhalten.<br />

Ein Anspruch auf Auszahlung der<br />

Abfertigung besteht jedoch nur, wenn<br />

auch nach dem Altsystem die Abfertigung<br />

fällig geworden wäre und drei volle<br />

Einzahlungsjahre vorlägen.<br />

In jenen Fällen, in denen der Arbeitnehmer<br />

bisher seinen Anspruch auf Abfertigung<br />

verwirkt hätte wie bei Selbstkündigung,<br />

darf er seinem „Konto“ zwar kein<br />

Kapital entnehmen oder eine andere Verfügung<br />

darüber treffen, seine Ansprüche<br />

bleiben aber aufrecht.<br />

Grundsätzlich besteht somit bei Beendigung<br />

eines Arbeitsverhältnisses (vor<br />

der Pensionierung) die Möglichkeit<br />

der Auszahlung der Abfertigung, der<br />

Weiterveranlagung in der bisherigen<br />

MV-Kasse, der Übertragung in die MV-<br />

Kasse des neuen Arbeitgebers oder der<br />

Überweisung an eine Versicherung, ein<br />

Kreditinstitut oder eine Pensionskasse<br />

zum Zwecke einer lebenslangen Rentenvorsorge.<br />

Die Höhe der Abfertigung richtet sich<br />

nach der Summe der einbezahlten Beiträge,<br />

der Veranlagungsperformance<br />

der jeweiligen MV-Kasse und den einbehaltenen<br />

Verwaltungskosten. Die MV-<br />

Kassen müssen auf jeden Fall für das<br />

einbezahlte Kapital garantieren.<br />

> Rentenauszahlung möglich<br />

Bei Pensionierung kann sich der Arbeitnehmer<br />

zwischen einer einmaligen<br />

Kapitalauszahlung und lebenslanger<br />

Rentenzahlung entscheiden, wobei die<br />

Kapitalabfindung mit einem begünstigten<br />

Satz von 6% zu versteuern ist, die<br />

Rente jedoch ein Leben lang steuerfrei<br />

bleibt.<br />

Jedes Unternehmen muss also wichtige<br />

Entscheidungen treffen:<br />

Erstens muss eine MV-Kasse ausgewählt<br />

werden. Sie muss benannt<br />

werden, sobald der erste Arbeitnehmer<br />

im Jahr 2003 neu eingestellt oder Mitarbeitern<br />

der Wechsel ins neue System<br />

ermöglicht wird. Zweitens muss entschieden<br />

werden, wie man jene Abfertigungsansprüche<br />

behandelt, die im alten<br />

Abfertigungssystem erworben wurden.<br />

> Übertritt in neues System<br />

Der momentane fiktive Abfertigungsanspruch<br />

wird an eine MV-Kasse überwiesen<br />

und unterliegt ab diesem Zeitpunkt<br />

dem neuen Recht. Die Beitragshöhe ist<br />

jedoch verhandelbar. Die Überweisung<br />

kann auf fünf Jahre verteilt erfolgen.<br />

> Einfrieren bestehender Ansprüche<br />

Der bis zu einem Stichtag erworbene<br />

fiktive Abfertigungsanspruch wird „eingefroren“<br />

und verbleibt im alten Recht.<br />

Ab dem Stichtag beginnt man mit der<br />

Einzahlung der 1,53% vom Entgelt an<br />

die MV-Kasse.<br />

Kündigt der Mitarbeiter beispielswei-<br />

SoWi Wissenschaft<br />

se nach fünf Jahren selbst, verliert er<br />

den eingefrorenen Anspruch, behält<br />

jedoch den in der MV-Kasse. Wird das<br />

Arbeitsverhältnis anspruchsbegründend<br />

beendet, so steht dem Arbeitnehmer<br />

die „eingefrorene“ Abfertigung vom<br />

Unternehmen zu, zuzüglich dem in der<br />

MV-Kasse angesammelten Guthaben<br />

> Verbleib im Altsystem<br />

Ein gänzlicher Umstieg oder die Variante<br />

des „Einfrierens“ kommen nur zustande,<br />

wenn Arbeitgeber und Arbeitnehmer<br />

einverstanden sind. Grundsätzlich muss<br />

dann im Unternehmen von steuerlicher<br />

Seite her gesehen das System der<br />

Rückstellungsbildung und der verpflichtenden<br />

Wertpapierdeckung beibehalten<br />

werden.<br />

Der Arbeitgeber kann in Zukunft<br />

zwischen drei Varianten wählen: Die<br />

Abfertigungsrückstellungen werden<br />

weitergeführt, jedoch wird das steuerlich<br />

zulässige Ausmaß im Jahr 2002 auf<br />

47,5% und im folgenden auf 45% reduziert.<br />

Die Wertpapierdeckung kann auf 5<br />

Jahre verteilt auf 0 abgebaut werden.<br />

Im Wirtschaftsjahr 2002 oder 2003 gibt<br />

es die Möglichkeit, die Abfertigungsrückstellungen<br />

steuerfrei ins Eigenkapital<br />

zu übertragen, wodurch man sich<br />

die gewinnerhöhende Auflösung der<br />

Rückstellung im Falle des Ausscheidens<br />

des Arbeitnehmers spart. Weitere Rückstellungsdotationen<br />

können aber nicht<br />

mehr vorgenommen werden. Die Auszahlung<br />

der Abfertigung ist nur mehr auf<br />

fünf Jahre verteilt als Betriebsausgabe<br />

anzusetzen.<br />

Die Abfertigungsansprüche können<br />

aber an eine Versicherung ausgelagert<br />

werden. Der Vorteil liegt in einer Befreiung<br />

von der Versicherungssteuer,<br />

der Befreiung der Versteuerung der<br />

Wertzuwächse, einer transparenten und<br />

kalkulierbaren Ansparung und in einer Bilanzbereinigung,<br />

die sowohl die Handels-<br />

als auch die „Steuerbilanz“ betrifft.<br />

15


Universität Innsbruck Text: Univ.-Prof. Dr. Manfried Gantner<br />

Foto: Ganztagesklausur in Maria Waldrast am<br />

18.7.02, Erarbeitung des Konzeptfeinschliffs<br />

Seit kurzem ist Innsbruck um<br />

eine Unternehmensgründung<br />

reicher. In das Firmenbuch<br />

wurde die Gesellschaft „trans IT<br />

Entwicklungs- und Transfercenter<br />

Universität Innsbruck GmbH“ eingetragen.<br />

Mehrheitseigentümerin ist<br />

die Universität Innsbruck, weitere<br />

Geschäftsanteile halten das MCI (Management<br />

Center Innsbruck) und die<br />

Tiroler Zukunftsstiftung.<br />

Mit der Gründung einer Gesellschaft<br />

nach Privatrecht gehen die Universität<br />

Innsbruck, das MCI und das Land Tirol<br />

einen völlig neuen Weg der Wissenschafts-Praxis-Kooperation<br />

und damit<br />

auch der Wissenschafts- und Wirtschaftsförderung.<br />

> Anwenderzentrum<br />

Der Name der Gesellschaft enthält auch<br />

zugleich das Programm. Im Mittelpunkt<br />

steht der „transfer“ von angewandter<br />

Forschung. „IT“ nimmt Bezug auf Informationstechnologien<br />

oder – weiter<br />

gefasst – auf Innovative Technologien.<br />

Die „transIT“ ist ein Marktplatz von<br />

Forschungsideen, –fragestellungen und<br />

-lösungen. Das besondere Augenmerk<br />

der Gesellschaft gilt der Umsetzung informatikbezogener<br />

Forschung und Lehre<br />

der Universität Innsbruck und des MCI<br />

durch Kooperationsprojekte mit der Praxis.<br />

Darüber hinaus sollen Projekte mit<br />

innovativen Technologien in breiterem<br />

Kontext bearbeitet werden.<br />

Diese innovativen Technologien, also<br />

meist informatikgestützte Lösungsvorschläge<br />

und Entwicklungen, können von<br />

ForscherInnen und Forschern sämtlicher<br />

Fakultäten der Universität Innsbruck<br />

16<br />

oder des MCI kommen und gemeinsam<br />

mit der Wirtschaft entwickelt werden.<br />

Das „trans IT“ soll das Anwenderzentrum<br />

der Universität Innsbruck werden.<br />

Standort der Gesellschaft wird künftig<br />

das am Areal der Baufakultät entstehende<br />

ICT-Gebäude sein. ICT steht für Informations-<br />

und Communications-Technologien.<br />

Dieser Standort ist besonders<br />

geeignet, weil dort neben dem neuen<br />

Informatikinstitut und dem universitären<br />

Rechenzentrum die Baufakultät mit Architektur<br />

und Ingenieurwissenschaften<br />

sowie wesentliche Teile der Naturwissenschaftlichen<br />

Fakultät untergebracht<br />

sind. Der Baubeginn für das von privaten<br />

Investoren errichtete Gebäude wird im<br />

Frühjahr 2003 stattfinden. Das „trans IT“<br />

wird in diesem Gebäude Mieter sein.<br />

> Drei Schalen<br />

Das „trans IT“ ist Teil der größeren ICT-<br />

Offensive im Land Tirol. Dieses soll im<br />

Endausbau aus drei „Zwiebelschalen“<br />

bestehen:<br />

> Die innere Schale stellt die universitäre<br />

bzw. Hochschulforschung und<br />

-lehre dar. Dazu wurde an der Universität<br />

zu Beginn des WS 2001/2002 das<br />

Institut für Informatik neu gegründet<br />

und wurde das Informatikstudium an<br />

der Universität Innsbruck sowie ein<br />

FH-Studiengang für Informatik am MCI<br />

eingerichtet. Das Studium wird an der<br />

Universität mit über 200 Erstinskribenten<br />

im 2. Studienjahr und am MCI mit<br />

60 Studienplätzen überaus erfolgreich<br />

angenommen. An der Universität<br />

Innsbruck wurden im vergangenen<br />

Studienjahr 5 Top-ProfessorInnen an<br />

das Informatikinstitut berufen und<br />

„trans IT“ statt Transit<br />

Rechner-, Seminar- und Übungsräume<br />

neu ausgebaut.<br />

> Die mittlere Schale besteht aus<br />

dem neu gegründeten „trans IT“.<br />

Die Wissenschaft bietet dabei Forschungs-Know<br />

How, den Zugang zu<br />

Netzwerken (Forschergruppen, Datenbanken,<br />

Einrichtungen der öffentlichen<br />

Forschungsförderung, Gastprofessoren<br />

und Gastvorträge) an. Gerade<br />

auch für die Studierenden bietet das<br />

„trans IT“ eine wichtige Plattform für<br />

angewandte Diplomarbeiten und Dissertationen<br />

bzw. für die Mitwirkung<br />

in Forschungsteams, die angewandte<br />

Fragestellungen im IT-Bereich bearbeiten.<br />

Die Praxis liefert wichtige<br />

Fragestellungen für die Forschung.<br />

Gerade im IT-Bereich kommen wichtige<br />

Impulse aus der Wirtschaft und der<br />

Verwaltung. Gemeinsam sind jeweils<br />

Lösungs- und Umsetzungswege zu<br />

suchen. Das „trans IT“ bietet den Unternehmen<br />

auch Ressourcenflexibilität<br />

bei Personal, Raum und Forschungsmitteln.<br />

> Die äußere Schale wird ein ICT-Park<br />

entlang der Kranebitter-Allee sein, der<br />

sich in den nächsten Jahren entwickeln<br />

sollte. Für ihn ist das ICT-Gebäude die<br />

1. Baustufe.<br />

Der „Rat für Forschungs- und Technologieentwicklung“<br />

stellt für das „trans<br />

IT“ eine sehr wesentliche Anschubfinanzierung<br />

in Höhe von über 8 Mio. � zur<br />

Verfügung. Damit wird die Universität in<br />

Abstimmung mit dem Land Tirol zu einer<br />

sehr sichtbaren Institution der regionalen<br />

Wirtschaftsförderung in einem zukunftsorientierten<br />

Bereich der Wirtschaft.


Foto: Wiener Städtische<br />

Außeninstitut<br />

Frau Landesdirektorin Ida Wander<br />

sieht großes Potenzial<br />

für Akademiker bei Versicherungsunternehmen.<br />

Auch seitens<br />

des Vorstandes des größten Versicherungskonzerns<br />

Österreichs sind<br />

Absolventen von Universitäten und<br />

Fachhochschulen als Berater eines<br />

modernen Dienstleistungsunternehmen<br />

gerne gesehen!<br />

> Ein Beruf mit Verantwortung:<br />

Ein Versicherungsberater kennt die<br />

Bedürfnisse seiner Kunden und nimmt<br />

ihnen ihre Sorgen ab, wenn es um die<br />

Stadt, Land und Uni feierten auch heuer<br />

wieder ihre jungen Akademiker!<br />

Rund 1000 Erstsemestrige fanden<br />

sich bei der zweiten Welcome<br />

Party in den Innsbrucker<br />

Stadtsälen ein. Die Studierenden sind<br />

sich einig: „Es war ein tolles Fest.“<br />

Mit Pauken und Trompeten wurden<br />

die Erstsemestrigen am Freitag, den<br />

22. November, in der Universitätsstadt<br />

Innsbruck willkommen geheißen. Von<br />

Speis und Trank über DJ-Sound bis<br />

zu einem Snowboard-Contest wurde<br />

den rund 1000 jungen Studiosi in den<br />

Stadtsälen alles geboten, was das Herz<br />

begehrte. Geladen hatte das Land Tirol,<br />

die Stadt Innsbruck und die Universität.<br />

Im vergangenen Jahr begrüßte Herwig<br />

van Staa noch als Bürgermeister die<br />

Studierenden. Heuer ließ er sich es auch<br />

in seiner Funktion als Landeshauptmann<br />

nicht nehmen, mit den Studierenden<br />

deren Einstand in Tirol zu feiern. Er betonte,<br />

wie wichtig es sei, den für sich<br />

Akademikerquote bei Wiener<br />

Städtischen Versicherung steigt<br />

kräftig nach oben!<br />

Themen: Sicherheit, Gesundheit, Vermögen,<br />

Mobilität und Zukunft geht.<br />

In vielen Fällen gestaltet der Versicherungsberater<br />

zusammen mit dem<br />

Kunden die Zukunft. Wenn etwa ein<br />

Vermögensplan nach 25 Jahren reichlich<br />

Früchte trägt, freut sich nicht nur der<br />

Kunde - es ist auch für jeden Mitarbeiter<br />

ein echtes Erfolgserlebnis.<br />

> Leistung macht sich bezahlt:<br />

Die Einkommenskurve eines Versicherungsberaters<br />

steigt überdurchschnittlich.<br />

Das ermöglicht auch eine solide Zukunftsplanung.<br />

Das Einkommen besteht<br />

besten Studienort zu wählen und über<br />

die eigenen Grenzen hinweg zu blicken.<br />

Auch Innsbrucks Bürgermeisterin Hilde<br />

Zach mischte sich gemeinsam mit<br />

Dekan John-ren Chen und Rektor Hans<br />

Moser unter das junge Volk.<br />

> Lorbeeren<br />

Dass der Erfolg der Welcome Party<br />

auch auf das Konto seines Vorgängers<br />

Manfred Rieglhofer geht, ist Stadtmarketingleiter<br />

Flatscher überzeugt:<br />

„Großer Dank gebührt den Stadtvätern,<br />

dem Land Tirol, der Uni Innsbruck, insbesondere<br />

dem Leiter des Bürgerservice,<br />

Wolfgang Steinbauer. Vergessen darf<br />

man aber auch nicht den Organisator<br />

Tom Vondrak mit seinem Team und den<br />

Unipressereferenten Uwe Steger.“<br />

> Silvesterlauf<br />

Eine Veranstaltung, zu der er sich auch<br />

einen regen Zulauf der Studenten erwar-<br />

Public Relations<br />

aus mehreren Teilen, unter anderem aus:<br />

Provisionen, Fixum, Zulagen, Prämien<br />

aus Wettbewerben und km-Geld<br />

Die Berufswahl ist eine Entscheidung,<br />

die gut überlegt sein sollte. Interessenten<br />

können sich bei uns eingehend<br />

informieren - es lohnt sich sicherlich für<br />

jeden!<br />

Wenn wir Ihr Interesse geweckt haben,<br />

dann genügt es ein E-Mail an ldtirol@staedtische.co.at<br />

zu senden. Oder<br />

Sie schreiben uns an Wiener Städtische,<br />

Landesdirektion Tirol, Südtiroler Platz 4,<br />

6020 Innsbruck.<br />

tet, wird am 31. Dezember steigen: der<br />

Silvesterlauf. Alle Laufhungrigen sind ab<br />

17 Uhr eingeladen, vor der Annasäule zu<br />

erscheinen, um sich auf einer Strecke<br />

von 5,7 Kilometer mit Gleichgesinnten<br />

zu messen. Der Stadtmarketingleiter<br />

erklärt: „Grundsätzlich zählt der olympische<br />

Gedanke, dabei zu sein. Trotzdem<br />

haben wir zahlreiche attraktive Überraschungspreise<br />

wie Gutscheinmünzen<br />

für die Innsbrucker Innenstadt.“ Im<br />

vergangenen Jahr nahmen 300 Sportler<br />

teil. Auch ein Angebot für die Kleinen ist<br />

eingeplant: „Um halb fünf können sich<br />

die Kinder auf einer Laufstrecke von 1,6<br />

Kilometer `austoben`“, kündigt Flatscher<br />

an. (mir)<br />

17


SoWi Rundschau<br />

Der bekannte Slalomfahrer Kilian Albrecht aus Vorarlberg<br />

hat sein Studium der Betriebswirtschaft abgeschlossen.<br />

Wir haben ihn über seine Erfahrungen<br />

mit dem Sport wie auch dem Studium befragt.<br />

Du bist der einzige Magister im ÖSV. Warum hast du zu<br />

studieren begonnen und dich gerade für BWL entschieden?<br />

Weil ich eigentlich Sportmanagement machen wollte, studierte<br />

ich zuerst Sport. Das Studium konnte meine Wünsche nicht<br />

ganz erfüllen. Es war mir zu wenig spezialisiert und ging stark<br />

in Richtung Lehramt. Sportmanagement hat mir aber gefallen.<br />

Freunde haben mir somit geraten, gleich BWL zu studieren.<br />

Wie schwer war es, Studium und Sport zu vereinbaren?<br />

Im Sommersemester war es schon teilweise sehr hart. Ich bin<br />

nach den letzten Rennen immer sofort direkt auf die Uni gewechselt.<br />

Im Wintersemester konnte ich verständlicherweise<br />

kaum Veranstaltungen besuchen. Zum Training habe ich zeitweilig<br />

auch Bücher mitgenommen.<br />

Haben die Professoren Rücksicht genommen?<br />

Wenn es sich einmal um eine Fehlstunde gehandelt hat, fand<br />

sich immer eine Alternative wie eine Zusatzarbeit. Mit dem<br />

neuen Studienplan hätte ich allerdings mein Studium aufgrund<br />

der vermehrten Anwesenheitspflicht bei Vorlesungen unmöglich<br />

abschließen können.<br />

> Aufstieg zur Elite<br />

Wie ist deine Karriere verlaufen?<br />

Ich habe schon mit zweieinhalb Jahren Skifahren gelernt. Nach<br />

den normalen Kaderwechseln bin ich recht schnell bis zum<br />

Weltcup aufgestiegen. Ein paar Jahre ist die Sache nicht so optimal<br />

gelaufen. 1999 bin ich aus dem Kader geflogen. Ich habe<br />

mir dann alles selber organisiert und bezahlt. In diesem Jahr<br />

habe ich sehr viel gelernt. Die Zeit möchte ich nicht missen.<br />

Warum hast du dich für den Slalom entschieden?<br />

Früher war ich ein Allrounder, nur die Abfahrt lag mir nie wirklich.<br />

Vom Super G, Riesentorlauf und Slalom ist mir dann plötzlich<br />

nur noch der Slalom geblieben, was am Anfang natürlich<br />

recht schwierig war, weil nur noch eine Disziplin blieb und in<br />

der stand man dann unter Erfolgsdruck. Beim Slalom werde ich<br />

jetzt aber bleiben, obwohl es die Möglichkeit noch gibt, dass<br />

ich wieder den Riesentorlauf dazu nehme.<br />

18<br />

Die Bretter, die<br />

die Welt bedeuten<br />

Text: Miriam Sulaiman<br />

> Risikofreudig?<br />

Du bist ja ein recht risikofreudiger Fahrer. Gehst du immer<br />

aufs Ganze?<br />

Wenn du in der Wertung vorne bist, musst du Vollgas geben,<br />

sonst bist du auch schnell wieder am hinteren Ende. Ich habe<br />

einen sehr schnellen Schwung und mache dabei manchmal<br />

noch zu viele Fehler, was es vielleicht noch risikoreicher erscheinen<br />

lässt, aber wie heißt es so schön: „No risk, no fun.“<br />

Welches Ziel hast du dir für deine Laufbahn gesetzt?<br />

Ich möchte im Idealfall die Olympiade gewinnen, oder zumindest<br />

eine Medaille holen. Beim letzten Mal haben mir nur vier<br />

Hundertstel gefehlt, und eine Möglichkeit gibt es für mich noch<br />

2006 in Torino. Um diesen Erfolg zu erzielen, müssen jedoch<br />

sämtliche Rahmenbedingungen stimmen. Außerdem gibt es<br />

heuer eine WM, bei der auch nur die Medaillen zählen. Dafür<br />

muss man, aber im Weltcup Topplätze herausfahren, um überhaupt<br />

dabei sein zu können, daher ist dies das erste Ziel.<br />

Wie schaut es steuerrechtlich im Skisport aus?<br />

Wir bekommen vom ÖSV direkt keinen Schilling und sind auch<br />

nicht als Angestellte bei ihm angemeldet. Verträge laufen direkt<br />

über die Firmen. Auch wenn ich mir selber einen Sponsor ausverhandle,<br />

muss ich Kostenersätze an den ÖSV abführen. Das<br />

Training und die Reisen werden mir im Gegenzug ausgelegt.<br />

Die vielzitierten Steuerprivilegien sind mir bisher entgangen, es<br />

ist eine Pauschalierung die das ganze Prozedere vereinfachen<br />

soll, denn wenn ich z.B. ein Preisgeld in der Schweiz gewinne,<br />

gebe ich gleich dort 33% ab und bei uns auch noch beinahe<br />

20%. Darüber hinaus sind noch SV-Beiträge zu bezahlen.<br />

Wie stehst du zu den Dopingskandalen?<br />

Die Verurteilung von Baxter war ein Witz. Er ist über einen<br />

Nasenspray gestolpert, der in Europa andere Substanzen als<br />

in den USA beinhaltet. Sein Ruf wurde zwar wiederhergestellt,<br />

die Medaille wurde ihm trotzdem weggenommen. Man wollte<br />

vermutlich auch zeigen, dass man eine harte Linie fährt. Ein<br />

funktionierendes Kontrollsystem gibt es nicht und wird es vermutlich<br />

nie geben. Doping ist und war nie ein Thema für mich.<br />

Wie schaut deine berufliche Zukunft aus?<br />

Eine Karriere als Trainer kann ich mir weniger vorstellen. Bis<br />

zur nächsten Olympiade werde ich sicher noch fahren. Im Sommer<br />

will ich mir einmal Praxis im Wirtschaftsbereich aneignen.


Text: Sonja Kainz<br />

Elite lehrt in Innsbruck<br />

Das Institut für Politikwissenschaft glänzt dieses<br />

Semester mit einem exzellenten Lehrangebot.<br />

Herausragende österreichische Journalisten wie<br />

Dr. Gisela Hopfmüller, Chefin des ORF Ressorts Bildung<br />

und Zeitgeschehen, und Dr. Christoph Kotanko, stellvertretender<br />

Chefredakteur des Kurier, sowie der ehemalige<br />

Wirtschaftsminister und AUA Aufsichtsratsvorsitzende Dr.<br />

Johannes Ditz nehmen den Weg nach Innsbruck auf sich.<br />

Bei den Seminaren handelt es sich konkret um „Politischer<br />

Fernsehjournalismus“ gehalten von Dr. Gisela Hopfmüller<br />

(Bildmitte), „Politischer Tageszeitungsjournalismus“ unter der<br />

Leitung von Dr. Christoph Kotanko (Bild rechts) und „Öffentliche<br />

Unternehmen im Spannungsfeld zwischen Politik und<br />

Markt“ von Dr. Johannes Ditz (Bild links).<br />

Der ehemaligen Report-Macherin ist es besonders wichtig,<br />

den Teilnehmern „die Eigenheiten des Mediums Fernsehen in<br />

Relation zu setzen mit dem Anspruch, den Berichterstattung<br />

über politische Abläufe erfüllen soll“. Zu ihrem persönlichen<br />

Credo gehört es außerdem „sich selbst nicht zu wichtig zu<br />

nehmen“: „Man soll sich davor hüten, als Journalist selbst<br />

Politik machen zu wollen.“<br />

Das Hauptanliegen von Dr. Christoph Kotanko ist es, eine<br />

Verbindung zwischen Theorie und Praxis herzustellen: „Jeder<br />

Versuch den StudentInnen die Praxis näher zu bringen ist zu<br />

unterstützen!“ Als unerlässliches Rüstzeug für angehende<br />

Journalisten bezeichnet er ein „breites Spektrum von Interessen,<br />

vielseitige Ausbildung, vor allem auch Fremdsprachen und<br />

sich die Fähigkeit zur Selbstkritik zu bewahren“.<br />

Das Seminar „Öffentliche Unternehmen im Spannungsfeld<br />

zwischen Politik und Markt“ soll vor allem die Fragen der<br />

volkswirtschaftlichen bzw. parteipolitischen Beurteilung der<br />

Verstaatlichungen im Wandel der Zeit erörtern.<br />

> Eigennutz spielt auch eine Rolle<br />

Die einzelnen Beweggründe der drei Lehrbeauftragten sind<br />

sehr unterschiedlich. Ihre langjährige Praxis bei Zeitung, Radio<br />

und Fernsehen hat beispielsweise die ORF-Journalistin ins<br />

Feld zu führen. Sie möchte ihre Erfahrung und ihr Wissen an<br />

die praktisch noch unbedarfte Studentenschaft weitergeben.<br />

Dr. Hopfmüller ist nicht unerfahren, wenn es darum geht, jungen<br />

Leuten Lehrinhalte zu vermitteln. Sie hielt bereits mehrere<br />

Vorträge über ihre Arbeit an verschiedenen Bildungseinrichtungen.<br />

Der ehemalige Wirtschaftsminister stellt sich in den Dienst der<br />

Aufklärung und zwar was die Entwicklung der verstaatlichten<br />

Industrie in Österreich betrifft. Er hält die mediale Beurteilung<br />

SoWi Rundschau<br />

dieses Prozesses für „oft nicht objektiv“. Dr. Ditz ist ebenfalls<br />

kein unbeschriebenes Blatt bei der Unterweisung wissbegieriger<br />

Studenten. Seine Premiere als Lehrveranstaltungsleiter<br />

fand auf der Wirtschaftsuniversität Wien statt, wo er Seminare<br />

zu Budget und Steuerfragen abhielt.<br />

Im Gegensatz zu diesen beiden gibt Dr. Christoph Kotanko<br />

offen zu: „Eigennutz spielt auch eine Rolle.“ Sein Seminar<br />

„Politischer Tageszeitungsjournalismus“ sei nicht als klassischer<br />

Frontalunterricht geplant. Kotanko hofft auf regen Meinungsaustausch,<br />

von dem beide Seiten profitieren können. Er<br />

vergisst auch nicht zu betonen, dass die Universität Innsbruck<br />

einen ausgezeichneten Ruf genießt.


SoWi Rundschau Text: Univ.-Prof. Dr. Rudolf Steckel<br />

Studierende der „Betriebswirtschaftlichen Prüfungslehre“<br />

stellten ihre hohe fachliche Qualifikation und<br />

ihre Sozialkompetenz in einem internationalen Intensivseminar<br />

unter Beweis.<br />

Vom 6. bis 12. Oktober fand in der sonst für Fußball und Wein<br />

bekannten Stadt Porto (Portugal) die jährliche Intensivveranstaltung<br />

der A.F.E.C.A. (Association des Formations Européennes<br />

à la Comptabilité et à l’Audit) statt. 120 Studierende und 25<br />

Wissenschaftler aus zehn europäischen Ländern und den USA<br />

nahmen an dieser Veranstaltung teil. Das Institut für Revisions-,<br />

Treuhand- und Rechnungswesen der SoWi-Fakultät der Universität<br />

Innsbruck war mit 15 Studierenden unter der Leitung von<br />

ao. Univ-Prof. Dr. Rudolf Steckel und Univ.-Ass. Mag. Florian<br />

Neumeister vertreten.<br />

> Gedankenaustausch<br />

Die A.F.E.C.A. ist ein Netzwerk europäischer Universitäten mit<br />

dem Schwerpunkt „Betriebswirtschaftliche Prüfungslehre/<br />

Wirtschaftsprüfung“. Sie verfolgt das Ziel, Studierenden mit<br />

der speziellen Ausrichtung auf Rechnungswesen und Wirtschaftsprüfung<br />

eine intensive Auseinandersetzung mit internationalen<br />

Entwicklungen in der Rechnungslegung und Wirtschaftsprüfung<br />

sowie einen Ideen- und Gedankenaustausch<br />

auf diesen Gebieten zu ermöglichen.<br />

Dieser Zielsetzung entsprechend, findet jährlich eine Intensivveranstaltung<br />

statt, an der die beteiligten Universitäten, Repräsentanten<br />

internationaler Vereinigungen (z.B. der Fédération des<br />

Experts-Comptables Européens - F.E.E.), Vertreter von regionalen<br />

und nationalen Berufsvereinigungen, sowie von Unternehmen<br />

teilnehmen bzw. unterstützend mitwirken. Die jeweilige Tagung<br />

steht unter einem Themenschwerpunkt aus den Bereichen der<br />

Rechnungslegung und/oder Wirtschaftsprüfung.<br />

Accounting and Auditing Network<br />

– Sokrates IP – Veranstaltung in Porto<br />

> Vergleich Rechnungslegungsstandards<br />

Schwerpunkt der Tagung in Porto war der Vergleich der<br />

Rechnungslegungssysteme in Europa unter Einbezug der<br />

Internationalen Rechnungslegungsstandards (IFRS) und der<br />

Rechnungslegungsstandards der USA (US-GAAP). Die Unterschiede<br />

zwischen den Rechnungslegungssystemen wurden<br />

im Rahmen einer umfassenden Fallstudie von den Tagungsteilnehmern<br />

herausgearbeitet. Die Ergebnisse wurden von<br />

den Studierenden im Plenum mehrsprachig präsentiert und<br />

zur Diskussion gestellt. Ein besonderer Schwerpunkt war dabei<br />

das Bewusstmachen der kulturellen Hintergründe für die<br />

Unterschiede in den Rechnungslegungssystemen der teilnehmenden<br />

europäischen Länder und der oben angesprochenen<br />

international bedeutenden Normen zur Rechnungslegung.<br />

An einem Tag fanden Vorträge und Workshops statt, in denen<br />

Wissenschaftler und Praktiker zu aktuellen Entwicklungen im<br />

Bereich der Rechnungslegung, der Wirtschaftsprüfung und der<br />

internationalen Standardsetter (IASB – International Accounting<br />

Standard Board, FASB – Financial Accounting Standard<br />

Board) referierten.<br />

> Hervorragend vertreten<br />

Auf dieser Tagung bewiesen die Studierenden aus Innsbruck<br />

ihre hohe fachliche Qualifikation und ihre Fähigkeit, auch<br />

komplexe Sachverhalte in einer Fremdsprache zu präsentieren<br />

und zu diskutieren. Die Tagung brachte nicht nur vielseitige<br />

fachliche Erfahrungen, sondern war auch in kultureller und zwischenmenschlicher<br />

Hinsicht ein wertvolles Ereignis.<br />

Die Feedbacks der Vertreter der beteiligten Universitäten<br />

zeigten, dass die 15 Studierenden der Universität Innsbruck<br />

im internationalen Vergleich als hervorragend qualifiziert eingeschätzt<br />

werden.


Text: Hannes Glantschnigg<br />

Foto: UNI Managment Club Innsbruck<br />

Auf Einladung des UNI Management Clubs mit<br />

Unterstützung des SoWi-Clubs referierte Atomic<br />

Chef Dr. Michael Schineis am 6. November in der<br />

Wirtschaftskammer Tirol über den Weg von Atomic zurück<br />

unter die Top drei der Skibranche.<br />

„Längerfristig wird es nur drei große Anbieter geben, die sich<br />

ein Match um 60 bis 70 Prozent des Skiweltmarkts liefern“,<br />

ist der Atomic Chef Dr. Michael Schineis (2. v. r.) überzeugt. Er<br />

berichtet über den harten Konkurrenzkampf an der Spitze.<br />

> Marktführer<br />

Zu den Top drei zählt er Rossignol mit 1,2 Mio., Adidas-Salomon<br />

mit 850.000 und Atomic mit 900.000 Paar Schi. Weltweit<br />

gesehen rechnet Schineis heuer mit einem Stagnieren des<br />

Weltmarktvolumen bei etwa 4,7 Mio. Paar Schi. Rund 60 Prozent<br />

sind österreichische Produkte. In Österreich ist Atomic mit<br />

38 Prozent Marktanteil und 200.000 verkauften Paar Schi klarer<br />

Marktführer.<br />

Das Unternehmen wurde von Schineis in einer schwierigen<br />

Lage übernommen, trotzdem schaffte er die Wende in nur<br />

zwei Jahren. Entscheidend mitverantwortlich für die Flexibilität<br />

von Atomic macht Schineis die flache Hierarchie mit nur 9 Führungskräften.<br />

Einmal pro Woche findet ein Meeting statt, bei<br />

dem unter anderem die Verkaufszahlen der letzten Woche analysiert<br />

werden. 2 Stunden pro Tag Schi zu fahren sei oft normal,<br />

man müsse auf der Piste sein, um zu sehen, welche Schimarken<br />

vertreten sind und in Kontakt mit den Kunden zu bleiben.<br />

Phönix aus der Asche<br />

SoWi Rundschau<br />

> Weiterentwicklung<br />

Innovationen kommen nicht selten von außen und müssen<br />

im Betrieb rasch zur Serienreife geführt werden. Lange Forschungszeiten,<br />

wie sie in der Pharmaindustrie üblich sind, wären<br />

für ein Unternehmen in der Schibranche unvorstellbar.<br />

Nicht ohne ein bisschen Stolz verwies Dr. Schineis darauf, bei<br />

200 Mio. Euro Umsatz ein EGT von 40 Mio. Euro erreicht zu<br />

haben.<br />

In diesem Winter gibt es von Atomic einen beheizbaren Schischuh,<br />

sowie einen neuen Tourenschischuh, der die Suche<br />

nach Lawinenopfern sehr erleichtere.


SoWi Rundschau Text: Martin Messner<br />

Der Südtiroler Univ.-Prof. Dr. Rudolf Kerschbamer<br />

konnte für die Innsbrucker Volkswirte gewonnen<br />

werden. Wir haben mit ihm über seine Forschungsschwerpunkte<br />

und seine Arbeit mit Alexander van der<br />

Bellen gesprochen.<br />

Was war ausschlaggebend für Sie, dass Sie sich für die<br />

Professur in Innsbruck entschieden haben?<br />

Nach meiner Habilitation in Wien habe ich mich für zwei<br />

Professorenstellen beworben, eine in Innsbruck, die andere<br />

in Regensburg. Nicht zuletzt aufgrund der Lebensqualität habe<br />

ich mich für Innsbruck entschieden. Für meine Frau und meine<br />

zwei Kinder war dies wohl auch die angenehmere Alternative.<br />

> Engagierte Studierende<br />

Was ist Ihr Eindruck von der Universität Innsbruck?<br />

Die Atmosphäre ist angenehm. Die Studierenden sind zum<br />

Großteil recht engagiert, das Niveau der Ausbildung entspricht<br />

allerdings nicht ganz meinen Vorstellungen.<br />

Das Wissen der Studierenden ist zu inhomogen, ihre Ausbildung<br />

im ersten Abschnitt etwas zu wenig formal und zu<br />

wenig modern. Wenn die Studierenden mit unterschiedlichen<br />

Vorkenntnissen in den zweiten Abschnitt kommen, dann erschwert<br />

das die Arbeit enorm. Man kann keine interessanten<br />

Fragen angehen, wenn man nicht davon ausgehen kann, dass<br />

ein Großteil der Studierenden das notwendige Handwerkszeug<br />

beherrscht. Ich werde mich daher in Zukunft dafür einsetzen,<br />

dass die Ausbildung im ersten Studienabschnitt homogener,<br />

etwas formaler und moderner wird.<br />

Sie halten auch einen Kurs über Spieltheorie. Ein bisher an<br />

unserer Universität vernachlässigtes Gebiet?<br />

Unbedingt! Ich bin hier in Innsbruck etwas unfreiwillig zum<br />

Spieltheoretiker geworden, jetzt macht mir der Kurs aber großen<br />

Spaß. Die Spieltheorie gehört inzwischen zum Grundwerkzeug,<br />

nicht nur in der Volkswirtschaftslehre, sondern in allen<br />

Sozialwissenschaften und weit darüber hinaus. Wenn man sich<br />

an einer US-Universität zum Beispiel die Politikwissenschaftler<br />

ansieht, wird man feststellen, dass das zu einem guten Teil<br />

Spieltheoretiker sind. Fragen rund um das Wahlverhalten oder<br />

den Parteienwettbewerb werden genauso spieltheoretisch<br />

analysiert, wie industrieökonomische und außenhandelstheoretische<br />

Fragen.<br />

22<br />

SoWi-Interview<br />

Univ.-Prof. Dr. Rudolf<br />

Kerschbamer im Gespräch<br />

Was sind Ihre eigenen Forschungsschwerpunkte?<br />

Derzeit beschäftige ich mich vor allem mit der Industrieökonomie<br />

auf der theoretischen Ebene. Dabei geht es um Fragen<br />

des Wettbewerbs, um Firmenübernahmen und Fusionen oder<br />

um vertikale Integration. Außerdem behandle ich auf einem<br />

abstrakteren Niveau informationstheoretische Fragestellungen<br />

und Anreize.<br />

> Viele Türen geöffnet<br />

Welche Ihrer Forschungsarbeiten empfinden Sie als die<br />

gelungenste?<br />

Das ist schwer zu sagen. Es gibt Arbeiten, die sind wichtig,<br />

weil sie die Wertschätzung der Umgebung für einen erhöhen.<br />

Meine Papiere in international renommierten Theorie-Journalen<br />

haben mir sicherlich viele Türen geöffnet. Auf der anderen<br />

Seite haben mir etwas angewandtere und leichter zugängliche<br />

Aufsätze um nichts schlechter gefallen.<br />

Sie haben in Wien mit Alexander van der Bellen zusammengearbeitet.<br />

Wie würden Sie ihn beschreiben?<br />

Ich kann einen Freund nicht wirklich in wenigen Sätzen beschreiben.<br />

Er war mir in sehr vielen Sachen der wichtigste Ansprechpartner.<br />

Auch als er sich schon aus der internationalen<br />

Forschung zurückgezogen hatte, habe ich bei ihm für meine<br />

Forschungsprobleme immer ein offenes Ohr gefunden. Er fehlt<br />

mir sehr. Ich glaube, seine Einstellung den Dingen gegenüber<br />

hat etwas auf mich abgefärbt. Er hat zu Problemen immer eine<br />

gewisse Distanz bewahrt. Man könnte sagen, eine leicht zynische<br />

Distanz.<br />

> Abenteuer akademische Karriere<br />

Wie ist es Ihrer Meinung nach um den wissenschaftlichen<br />

Nachwuchs in Österreich bestellt?<br />

Die Rahmenbedingungen sind katastrophal. Für engagierte<br />

Studierende besteht eigentlich kein Anreiz mehr, die wissenschaftliche<br />

Karriere einzuschlagen. Man ist beim Dienstrecht<br />

von einem Extrem ins andere gestürzt. Genauso problematisch<br />

wie eine zu frühe Pragmatisierung ist ein System, das keinerlei<br />

Sicherheit für den Nachwuchs gewährt. Heute gehört – schonend<br />

formuliert – schon eine ziemliche Portion Mut und Idealismus<br />

dazu, sich auf das Abenteuer einer akademischen Karriere<br />

an einer österreichischen Universität einzulassen.<br />

Vielen Dank für das Gespräch.


Text: Martin Messner<br />

„Learning by surfing” ...<br />

... oder “copy and paste”? - Informationsquelle<br />

Internet<br />

Zweifellos ist das Internet für Studierende eine bedeutsame<br />

Informationsquelle geworden. Neben<br />

dem großen Lernpotenzial, das in seiner Verwendung<br />

liegt, müssen aber auch mögliche negative Auswirkungen<br />

auf Urteilskraft und Kompetenz der Studierenden<br />

betrachtet werden.<br />

Die Geschwindigkeit, mit der sich das Internet als Informationsquelle<br />

verbreitet hat, ist berauschend. Heute sind weltweit rund<br />

630 Millionen Menschen „vernetzt“, was ca. 10% der Weltbevölkerung<br />

entspricht. In Österreich sind es rund 56% der Über-<br />

14-jährigen, die einen Zugang zum Informationshighway haben.<br />

2% der ÖsterreicherInnen sind über die Universitäten, 4% über<br />

die Schulen mit dem Internet verbunden.<br />

> Nutzen und Gefahren<br />

Die Vielfalt und Fülle an Informationen macht das Internet zu<br />

einer geeigneten Recherchequelle. Für wissenschaftliche Arbeiten,<br />

als Vorbereitung auf Prüfungen oder einfach nur zum<br />

Nachlesen eignet sich das Datennetz bestens. Es stellt damit ein<br />

enormes Lernpotenzial zur Verfügung, das die jungen Menschen<br />

in positiver Form ausschöpfen können. Unabhängig Informationen<br />

zu recherchieren und sich darauf aufbauend eine eigene<br />

Meinung bilden zu können, bedeutet auch, Eigenständigkeit zu<br />

entwickeln und sich von vorgefertigten Positionen lösen zu können.<br />

Die emanzipatorische Funktion einer solchen Informationsdemokratisierung<br />

kann nicht hoch genug eingeschätzt werden.<br />

Es werden aber immer wieder Stimmen laut, die weniger auf die<br />

positiven Effekte als vielmehr auf die Gefahren, die mit zunehmender<br />

Nutzung des Internet als Informationsquelle einhergehen,<br />

hinweisen. Das Internet führe zu einer „Verdummung“ und<br />

„sozialen Verarmung“ der Jugend, heißt es da oft.<br />

> Plagiarismus<br />

Eine Argumentationslinie stützt sich auf die Zunahme von Fällen<br />

von Plagiarismus bei wissenschaftlichen Arbeiten. Unter<br />

Plagiarismus werden verschiedene Formen unehrlicher Verwendung<br />

von Quellen in eigenen Arbeiten zusammengefasst.<br />

Das schlichte Kopieren ist eine Extremvariante. „Copy and<br />

paste“ dient vielfach als Arbeitserleichterung. Vor allem bei<br />

„zeitlosen“ und allgemeinen Themenstellungen kann leicht und<br />

schnell abgeschrieben werden. „Daher ist es wichtig, dass die<br />

Themenstellung entsprechend aktuell ist und von den Studierenden<br />

eigene Gedanken erfordert“, meint Prof. Peter Baumgartner,<br />

vom Institut für Organisation und Lernen. Er selbst beschäftigt<br />

sich mit Fragen der sinnvollen Verwendung des Internet zu Lehr-<br />

und Lernzwecken.<br />

> Informationsflut<br />

Ein sinnvoller Umgang mit dem neuen Medium muss gelernt<br />

sein, denn die Studierenden werden durch das Internet oft mit<br />

SoWi Rundschau<br />

Informationen überhäuft. Die Informationsflut kann dazu führen,<br />

dass die wichtigen von den unwichtigen Informationen nicht<br />

mehr unterschieden werden können. „Die Reduktion der Quantität<br />

von Informationen ist eine wichtige Kompetenz im Umgang<br />

mit dem Internet“, so Prof. Baumgartner. Neben geeigneten<br />

Suchstrategien für die benötigten Informationen muss auch<br />

gelernt werden, für welche Bereiche sich das Internet überhaupt<br />

sinnvoll nutzen lässt. Der Themenbereich „Internet/IT“ ist<br />

sicherlich besser behandelt als klassische Wissensgebiete wie<br />

die Geschichte, so Baumgartner.<br />

Was die Qualität der Quellen betrifft, so ist eine Einschätzung<br />

dieser nicht immer leicht. Oft erfolgt keine Qualitätskontrolle der<br />

wissenschaftlichen Arbeiten, die ins Netz gestellt werden. Wer<br />

sich daher in einem bestimmten Fachgebiet noch nicht sehr<br />

gut auskennt, ist wohl besser daran, zuerst zu den guten alten<br />

Büchern zu greifen, um einschätzen zu können, welchen Informationen<br />

er welchen Stellenwert zuschreiben kann.<br />

> Langsamkeit des Lernens<br />

„Zurück zu den Quellen“ muss auch die Devise sein, wenn die<br />

Verwendung von im Internet publizierter Sekundärliteratur überhand<br />

nimmt. Das Lesen einer Buchzusammenfassung kann die<br />

Originallektüre nur ergänzen, aber nicht ersetzen. Gewissermaßen<br />

schließt sich ein Plädoyer für die Langsamkeit des Lernens<br />

an. Lernen ist ein Prozess und als solcher eine mitunter zeitintensive<br />

Tätigkeit. Der Lernprozess ist erst dann (vorläufig) abgeschlossen,<br />

wenn das Gelesene auch kritisch reflektiert wurde.


Thema der Ausgabe<br />

Ich arbeite also bin. Aber was passiert,<br />

wenn man seinen Job verliert?<br />

Im November organisierte das Zentrum<br />

für Beschäftigung und Bildung<br />

die Tiroler Tage der Beschäftigung.<br />

Die Veranstaltung wurde genutzt,<br />

um lokale Beschäftigungsinitiativen<br />

vorzustellen und Informationen über<br />

bewährte Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen<br />

in Europa auszutauschen.<br />

Seit 1997 gibt es in Österreich Territoriale<br />

Beschäftigungspakte (TEP). Im Rahmen<br />

des Europäischen Sozialfonds werden<br />

unter der Leitung der einzelnen TEPs,<br />

Projekte zur Sicherung und Schaffung<br />

von Arbeitsplätzen umgesetzt. Der neue<br />

Verein TEP Tirol, Zentrum für Beschäftigung<br />

und Bildung, strebt u.a. die Regionalisierung<br />

der aktiven Arbeitsmarktpolitik<br />

in Tirol an.<br />

> Es kann jeden treffen<br />

Der ehemalige Ministerpräsident von<br />

Baden-Württemberg, Lothar Späth, hat<br />

das soziale Netz mit dem Sicherheitsnetz<br />

im Zirkus verglichen. Wenn der Artist<br />

seinen Halt verliert, so fängt ihn das Netz<br />

auf. Der Zuschauer zahlt dafür, dass er es<br />

nach dem Rückschlag erneut versucht.<br />

Mit diesem Zitat ging LH Stv. Ferdinand<br />

Eberle (2. v. l.) auf die Notwendigkeit, der<br />

sozialen Sicherheit in Tirol ein. „Es soll<br />

niemand glauben, dass die Erwerbstätigkeit<br />

etwas Selbstverständliches ist“,<br />

mahnt Eberle. „Es gibt bestqualifizierte<br />

Menschen, die aufgrund von Insolvenzen<br />

aus dem Erwerbsleben förmlich hinauskatapultiert<br />

werden“. Der Neubeginn mit<br />

einem Lebensalter von 40 oder 50 sei für<br />

jeden sehr schwierig.<br />

> „Volkswirtschaftlicher Wahnsinn“<br />

„Viele können in unserer Gesellschaft dem<br />

hohen Qualifizierungsanspruch nicht ge-<br />

24<br />

Wir wollen arbeiten.<br />

Tiroler Tage der Beschäftigung<br />

recht werden“, bestätigt LR Christa Gangl<br />

(Bild). Die Beschäftigungsmaßnahmen<br />

seien notwendig, um jenen zu helfen, die<br />

aufgrund ihrer Arbeitslosigkeit an den<br />

Rand der Gesellschaft gedrängt werden.<br />

„Wir müssen den Menschen das Gefühl<br />

geben, dass wir sie brauchen“, ist Gangl<br />

überzeugt. Ohne Förderungen hätten viele<br />

Menschen keine Alternative und würden<br />

in die Statistik der Langzeitarbeitslosigkeit<br />

abgeschoben. „Arbeitslosigkeit<br />

ist ein volkswirtschaftlicher Wahnsinn“,<br />

warnt Gangl. Die Koordinatorin aller Pakte<br />

für Arbeit in Österreich, Anette Scopetta,<br />

ergänzt, dass schlussendlich nur die Wirtschaft<br />

in Österreich die Arbeitsmarktsituation<br />

dauerhaft verbessern könne.<br />

> Spitzenreiter Tirol<br />

Der Landesgeschäftsführer des AMS<br />

Heinz Rohrmoser (Bild rechts) stellt fest,<br />

dass die Arbeitslosigkeit in Tirol tendenziell<br />

steigt, aber Tirol die niedrigsten Wachstumsraten<br />

in Österreich verzeichnet. Die<br />

Arbeitslosenquote beträgt 6,4 Prozent.<br />

Dies sind gegenüber dem Vorjahr um 295<br />

Personen mehr. Der Pakt für Arbeit hat in<br />

Tirol in 85 Projekten über 500 Personen<br />

zu einem Dauerbeschäftigungsverhältnis<br />

verholfen.<br />

> Rekordjahr<br />

Karl-Heinz Müller (3. v. r.) war Strickmeister<br />

in einem Textilbetrieb. Im Juni verlor er<br />

seine Arbeit. Mit 53 Jahren wurde er als<br />

schwer vermittelbar eingestuft. Über das<br />

Engagement des Paktes für Arbeit wurde<br />

es möglich, Herrn Müller bei der Umweltwerkstatt<br />

eine Dauerbeschäftigung zu<br />

verschaffen. Das ist eine der Success<br />

Stories der aktiven Arbeitsmarktpolitik in<br />

Tirol. Im Jahr 2002 war Karl-Heinz Müller<br />

bereits der 250ste Dienstnehmer der<br />

erfolgreich vermittelt wurde. Sein neuer<br />

Arbeitgeber, Bernhard Weiskopf (2. v. r.),<br />

Text: Jürgen Steinberger<br />

ist von diesem Projekt begeistert: „Es<br />

stehen viele Menschen im Abseits, obwohl<br />

sie dort nicht hingehören.“<br />

> Lawine als Auslöser<br />

Nach der Lawinenkatastrophe in Galtür<br />

wurden von der Gemeinde für die<br />

Aufräumarbeiten zahlreiche Hilfskräfte<br />

benötigt. Auf Initiative von Andreas Eder<br />

hat sich das AMS Landeck bereit erklärt,<br />

zu Beginn 20 Menschen „mit Rucksack“<br />

für diese Aufgabe zu motivieren und zu<br />

fördern. „Die Gemeinde war sehr skeptisch“,<br />

erinnert sich Rohrmoser. Eder<br />

bestätigt dies: „Viele erwarteten sich<br />

einen lahmen und faulen Haufen der<br />

der Gemeinde nur wenig helfen könne.“<br />

Diese Vorurteile konnten jedoch rasch<br />

überwunden werden. Die Ängste in der<br />

Bevölkerung sind gewichen und das<br />

Engagement der Gruppe hat potentielle<br />

Arbeitgeber beeindruckt. Viele sind nach<br />

Abschluss des Einsatzes in Galtür an<br />

Eder herangetreten und waren an einer<br />

Beschäftigung der Arbeiter interessiert.<br />

Im Rahmen dieses Projektes konnten<br />

insgesamt 19 Personen dauerhaft und 14<br />

für Teilzeitstellen vermittelt werden.<br />

Das Gemeindeprojekt war in der Anfangsphase<br />

auf Landesebene sehr umstritten.<br />

Mittlerweile hat sich das Gemeindeprojekt<br />

aber als die erfolgreichste Beschäftigungsinitiative<br />

des Paktes für Arbeit in<br />

Tirol etabliert. „Leider musste eine Lawine<br />

unser Land in Angst und Schrecken<br />

versetzen, um etwas Neues entstehen<br />

zu lassen“, bedauert Eder. Mit Walter hat<br />

er sein Projekt in Galtür begonnen. Er war<br />

der Mann der ersten Stunde. Er ist nun 57<br />

Jahre alt und hat eine Anstellung als Staplerfahrer<br />

gefunden. „Es ist wichtig, dass<br />

es mehr lachende als weinende Augen in<br />

Tirol gibt“, appelliert Eder an die Verantwortlichen<br />

in Politik und Wirtschaft.


Text: Miriam Sulaiman<br />

„Was ist ein katholischer<br />

Stahlpreis?“<br />

fragte Claus Raidl, Generaldirektor von Böhler-Uddeholm<br />

Am Freitag den 6. Dezember<br />

entwickelte sich eine spannende<br />

Diskussion zum Thema<br />

„Sozialabbau als Unternehmenserfolg?“.<br />

An die hundert Gäste folgten<br />

den Wortmeldungen von Generaldirektor<br />

Claus Raidl und von AK-Chef<br />

Fritz Dinkhauser.<br />

Unsere Gesellschaft ist von einer steigenden<br />

Arbeitslosigkeit gekennzeichnet“,<br />

merkte Mag. Arnulf Perkounigg<br />

vom Verein der Absolventen und Freunde<br />

der Theologischen Fakultät an. Deswegen<br />

entschloss man sich zu dieser kritischen<br />

Fragestellung zwischen sozialer<br />

Verantwortung und Gewinnstreben.<br />

> Verstaatlichte haben versagt<br />

Generaldirektor Raidl ging sofort auf den<br />

cooperate government codex ein, der<br />

unter anderem die Pflichten des Vorstandes<br />

regelt: „Bei uns sind diese Regeln<br />

schon seit 100 Jahren im Aktienrecht<br />

verankert.“ Als provokant betrachtete er<br />

das Thema der Diskussion: „Sozialabbau<br />

ist kein Unternehmenserfolg, das Gegenteil<br />

aber auch nicht.“ Man brauche<br />

sich nur das Beispiel der verstaatlichten<br />

Industrie vor Augen zu führen, das in<br />

einem Desaster geendet habe.<br />

Für ihn stellt sich nicht die Frage, ob es<br />

unethisch sei dem Prinzip der Gewinnmaximierung<br />

zu folgen. „Wenn man die<br />

Appelle der katholischen Soziallehre betrachtet,<br />

sieht man, dass sie nichts bewirkt<br />

haben. Sie klingen sehr schön, sind<br />

aber für Unternehmen nicht praktikabel.“<br />

Es könne keine Unternehmensethik geben,<br />

nur eine individuelle.<br />

> „Entfesselte Gier“<br />

Der AK-Präsident Tirols, Fritz Dinkhauser,<br />

konnte seiner Argumentation nicht<br />

zustimmen: „Wir haben eine entfesselte<br />

Gier. Es steht nicht mehr der Mensch im<br />

Mittelpunkt. Schauen sie sich Swarovski<br />

an, die Gewinnmaximierung ist wichtig,<br />

aber ebenso der kleine Mann.“ Prof. Karl<br />

Socher fügte hinzu: „Swarovski ist nicht<br />

von den Aktionären abhängig. Dies ist<br />

ein großer Vorteil.“<br />

Eine Lanze für die katholische Soziallehre<br />

wollte Prof. Wolfgang Palaver<br />

brechen: „Der Gewinn kann nicht die<br />

fundamentale Zweckbestimmung der<br />

Unternehmenshandlung sein. Die Gewinnmaximierung<br />

muss im Dienste des<br />

ganzen Menschen stehen.“ Peter Reiter<br />

von der Wirtschaftskammer stellte klar:<br />

„Der Arbeitgeber kann nur dann einer sozialen<br />

Verpflichtung nachkommen, wenn<br />

er erfolgreich ist.“ In der Erfahrung zeige<br />

sich, dass kleine Betriebe als letzten<br />

Ausweg Mitarbeiter freisetzen.<br />

> Doppelbödigkeit<br />

Der Moderator Claus Reitan, Chefredakteur<br />

von der Tiroler Tageszeitung stellte<br />

die Doppelbödigkeit zur Diskussion: „Einerseits<br />

hat die Firma Conti Gewinn gemacht<br />

und hat trotzdem den Betrieb in<br />

Traiskirchen geschlossen. Andererseits<br />

sind Fußbälle nur so günstig, weil Kinder<br />

die Arbeit verrichten.“ Bei letzterem<br />

gebe es laut Palaver schon viele aufklärende<br />

Bewegungen, sodass „sich die<br />

Firmen nicht mehr alles leisten können“.<br />

Den Fall Conti brachte Palaver in einen<br />

globalen Zusammenhang: „Es kann<br />

auch ethisch sein. Es kommt darauf an,<br />

wohin die Arbeitsplätze gehen.“ Raidl<br />

erklärt, dass Conti den Standort nicht<br />

mehr halten konnte: „Das Problem war<br />

der Verkauf nicht die Produktion.“ Außerdem<br />

sei Conti mehrere Jahre länger<br />

in Österreich geblieben als sie sich verpflichtet<br />

hätten. Er wies darauf hin, dass<br />

Aktionäre keine zigarrenrauchenden Kapitalisten<br />

seien. Die Aktien seien längst<br />

Thema der Ausgabe<br />

im Besitz von Pensionsfonds. Socher<br />

zitierte daraufhin Kardinal König: „Es ist<br />

die sittliche Pflicht eines Unternehmens<br />

Gewinn zu machen.“<br />

> Katholischer Stahlpreis<br />

Aus dem Publikum meldete sich Ing.<br />

Gerhard Stocker zu Wort: „Der wahre<br />

Arbeitgeber ist doch der Konsument.“<br />

Es käme auf die Verteilung des Gewinnes<br />

an, den die Kunden dem Unternehmen<br />

geben.<br />

Einer der Zuschauer war mit der Diskussion<br />

weniger zufrieden: „Wir haben<br />

189.800 Beschäftigte in Tirol. 97,5 % der<br />

Betriebe haben unter 50 Beschäftigte.<br />

Uns betreffen diese Themen nicht.“<br />

Raidl meinte, dass der Sozialabbau in<br />

Österreich nur eine Redimensionierung<br />

sei, um im internationalen Wettbewerb<br />

bestehen zu können. „Gewinnverteilung<br />

ist keine Frage der Ethik, sondern der<br />

Macht.“ Kirche und Gewerkschaften<br />

bildeten eine unappetitliche Allianz. Er<br />

wirft die Frage auf: „Sagt mir, was ist ein<br />

katholischer Stahlpreis? Er orientiert sich<br />

immer noch an Angebot und Nachfrage.“<br />

Reiter sprach sich für ein Beteiligungsmodell<br />

aus: „Einige meinen aber, dass<br />

es unethisch sei, einen Arbeitnehmer zu<br />

einem Unternehmer zu machen.“<br />

> Moral bleibt auf der Strecke<br />

Derzeit bleibe für Dinkhauser der<br />

Mensch in Österreich eindeutig auf der<br />

Strecke. „Mit der Moral wird nur Schindluder<br />

betrieben. Obwohl es die Moral für<br />

alle braucht“, stellte Palaver fest.<br />

Insgesamt war es eine emotionsreiche<br />

Diskussion. Für die Organisation verantwortlich<br />

war der Verein der Absolventen<br />

und Freunde der Theologischen Fakultät<br />

mit freundlicher Unterstützung der<br />

Raiffeisen Bankengruppe Tirol und des<br />

SoWi-Clubs.<br />

25


SoWi Seitenblicke Text: Univ.-Prof. Dr. Gustav Wachter<br />

> Ausgangssituation<br />

Bis vor kurzem hat es für Juristen in Österreich<br />

nur eine einzige Studienrichtung<br />

gegeben, nämlich „RECHTSWISSEN-<br />

SCHAFTEN“ (Studiendauer: 8 Semester,<br />

Semesterstunden: 100 – 125). Für die Gestaltung<br />

dieses Studiums gilt (gemäß § 3<br />

Z 11 UniStG) der Grundsatz, dass die Berufszugänge<br />

gewährleistet werden müssen.<br />

Die Studienpläne für die Studienrichtung<br />

„Rechtswissenschaften“ müssen in<br />

ganz Österreich so ausgestaltet werden,<br />

dass sie eine wissenschaftliche Berufsvorbereitung<br />

für so unterschiedliche<br />

Berufe wie Richter, Rechtsanwalt usw.<br />

bieten. Daraus resultieren eine universaljuristische<br />

Ausrichtung dieses Studiums<br />

und eine Konzentration auf die Rechtsfächer;<br />

wirtschaftliches Wissen, Sprachen<br />

usw. können nicht ausreichend vermittelt<br />

werden.<br />

Für Juristen ist es in den vergangenen<br />

Jahren schwieriger geworden, einen<br />

Arbeitsplatz zu finden. Positionen in der<br />

Wirtschaft, die früher selbstverständlich<br />

von Juristen bekleidet worden sind,<br />

werden immer häufiger mit Nichtjuristen<br />

besetzt. Für die Unternehmen ist allerdings<br />

auch der Einsatz von Nichtjuristen<br />

oft nicht ideal, weil diese nicht über das<br />

in vielen Bereichen an der Schnittstelle<br />

zwischen Wirtschaft und Recht doch<br />

unerlässliche grundlegende juristische<br />

Wissen verfügen.<br />

Alledem ist nach meiner schon lange<br />

gereiften Überzeugung mit einer eigenen<br />

wirtschaftsjuristischen Studienrichtung<br />

zu begegnen. Dazu konnte unlängst ein<br />

hervorragender Erfolg gefeiert werden:<br />

Über Initiative von Dekan Weber und<br />

mir hat der Gesetzgeber folgende neue<br />

juristische Studienrichtung geschaffen:<br />

„WIRTSCHAFTSRECHT“ (Studiendauer:<br />

9 Semester, Semesterstunden: 130 bis<br />

155). Damit ist es nun erstmals mög-<br />

26<br />

Neue Studienrichtung<br />

„Wirtschaftsrecht“<br />

an der ReWi-Fakultät<br />

lich, neben dem klassischen Studium<br />

„Rechtswissenschaften“ ein innovatives<br />

neues Studium anzubieten, mit dem<br />

Juristen ausgebildet werden, die für die<br />

Wirtschaft maßgeschneidert sind.<br />

> Ziel und Inhalte der Studienrichtung<br />

„Wirtschaftsrecht“<br />

Ziel der neuen Studienrichtung ist die<br />

Berufsvorbereitung für „JURISTEN FÜR<br />

DIE WIRTSCHAFT“ (und wirtschaftsnahe<br />

Berufe). Es werden aber nicht etwa<br />

„Schmalspurjuristen“ ausgebildet werden,<br />

sondern vollwertige Juristen, allerdings<br />

mit einer speziellen Ausrichtung auf die<br />

Wirtschaft. Aus diesem Verwendungsprofil<br />

resultieren folgende Anforderungen<br />

an die künftigen Wirtschaftsjuristen:<br />

> ein solides juristisches Grundwissen<br />

> ein vertieftes Wissen auf den erforderlichen<br />

juristischen Spezialgebieten<br />

> ein grundlegendes Wissen auf den<br />

erforderlichen wirtschaftswissenschaftlichen<br />

Gebieten<br />

> die Fähigkeit, praxisnahe und rechtlich<br />

gangbare Lösungen für wirtschaftliche<br />

Fragestellungen aufzuzeigen („Gestaltungskompetenz“)<br />

> und allgemeine Fertigkeiten (z.B.<br />

Fremdsprachen, „soziale Kompetenzen“<br />

usw.)<br />

Entsprechend diesen Anforderungen<br />

werden rund zwei Drittel des Studiums<br />

auf juristische Fächer und ca ein Drittel<br />

auf wirtschaftswissenschaftliche und<br />

sonstige Fächer entfallen. Die rechtswissenschaftlichen<br />

und die sonstigen<br />

Kenntnisse werden dabei nicht bloß<br />

additiv nebeneinander gestellt, sondern<br />

miteinander verknüpft und wirtschaftsorientiert<br />

zusammengeführt. Mit alledem<br />

ausgestattet, werden die AbsolventInnen<br />

neben der für einen Juristen selbstverständlichen<br />

Fähigkeit, bereits geschehene<br />

Sachverhalte rechtlich kompetent zu<br />

beurteilen, in besonderem Maße auch<br />

die Befähigung haben, mit den Mitteln<br />

des Rechts und unter Berücksichtigung<br />

der rechtlichen Rahmenbedingungen<br />

wirtschaftliche Ziele zu verwirklichen<br />

(„GESTALTUNGSJURIST“).<br />

Eine im Auftrag der ReWi-Fakultät erstellte<br />

sozialw. Untersuchung hat der neuen<br />

Studienrichtung und dem vorgesehenen<br />

Curriculum in jeder Hinsicht ein sehr<br />

gutes Zeugnis ausgestellt und den AbsolventInnen<br />

überdurchschnittliche Arbeitsmarktchancen<br />

prognostiziert.<br />

> Berufsfelder des künftigen Wirtschaftsjuristen<br />

Die neue Studienrichtung wird eine optimale<br />

Berufsvorbildung für ein breites<br />

Spektrum von juristischen Tätigkeitsfeldern<br />

in der Wirtschaft und in wirtschaftsnahen<br />

Bereichen bieten, konkret z.B.:<br />

Führungspositionen, die rechtliche<br />

Kompetenz erfordern, Rechts- und Personalabteilungen,<br />

Assistenten der Geschäftsführung,<br />

Wirtschaftstreuhänder,<br />

Steuerberater, Unternehmensberater,<br />

Versicherungswirtschaft, Bau- und Immobilienwirtschaft,<br />

Interessenvertretungen,<br />

Teile der öffentlichen Verwaltung, Sozialversicherungsträger<br />

uä.<br />

Nicht vorgesehen ist die neue Studienrichtung<br />

für rein ökonomische Tätigkeiten<br />

bzw. als Berufsvorbereitung für Richter,<br />

Staatsanwälte, Rechtsanwälte oder<br />

Notare. Wer sich alle Optionen offen<br />

halten will, muss ein Doppelstudium<br />

absolvieren.<br />

> Wann geht es mit der wirtschaftsjuristischen<br />

Studienrichtung los?<br />

Die Arbeiten zur Einrichtung der neuen<br />

Studienrichtung sind an der ReWi-Fakultät<br />

mittlerweile sehr weit vorangetrieben.<br />

Es ist davon auszugehen, dass mit ihr am<br />

1.10.2003 gestartet werden wird. Damit<br />

kann sich zugleich ein starkes Bindeglied<br />

zwischen der ReWi- und der SoWi-Fakultät<br />

entwickeln.


Hoch über Innsbruck. Der Planötzenhof gleicht einem<br />

Flughafen. Ein Segelflugzeug in der Wiese als Eyecatcher,<br />

ein beleuchteter „Runway“ der den Weg<br />

zum Eingang des Lokales weist, die sonst so urige Veranda<br />

des Planötzenhofes gleicht dem Inneren eines Flugzeuges,<br />

Stewardessen servieren entsprechend dem Motto des<br />

Abends „Flügerl“ und Chicken wings, ... es heißt „Startbahn<br />

frei für die 3. Auflage des Businessplan-Wettbewerbs<br />

„Adventure X“ der Tiroler Zukunftsstiftung in Kooperation<br />

mit dem BIC Südtirol und dem CAST.<br />

Der Weg zum „Adventure X-Unternehmen“<br />

Bei „Adventure X“ werden Menschen beim Start ihres eigenen<br />

Unternehmens unterstützt. Der Erfolg der ersten beiden Businessplan-Wettbewerbe<br />

mit über 40 „Adventure X-Unternehmen“,<br />

welche bereits auf 150 Arbeitsstellen im Gesamttiroler<br />

Raum verweisen, veranlasst die Organisatoren zum dritten Mal<br />

den Geschäftsplanwettbewerb durchzuführen.<br />

Zukunftsstifter Dr. Harald Gohm agierte in seiner Rolle als<br />

Pilot und heißt die mutigen Gründer des Businessplan-Wettbewerbs<br />

2002/03 auf dem Flug in die Selbständigkeit herzlich willkommen.<br />

„Den innovativen Ideen lassen wir mit „Adventure X“<br />

Flügel wachsen, damit die Neo-Piloten startbereit für den Weg<br />

in die Selbständigkeit werden“. Auf der 9-monatigen Reise des<br />

Wettbewerbs werden die angehenden Piloten mit „to do how“<br />

und „know-how“ in Bezug auf Unternehmensgründung von<br />

Mit freundlicher Unterstützung:<br />

Startbahn frei für deine<br />

Geschäftsidee!<br />

„Ready for take off“<br />

- Tiroler Zukunftsstiftung / Adventure X<br />

Partnern, Institutionen gecoacht. In Folge dessen entstehen<br />

neue innovative Unternehmen und Arbeitsplätze, die den Wirtschaftsstandort<br />

Tirol stärken.<br />

Passagiere an Bord<br />

Unter den Passagieren an Bord von „Adventure X“ befanden<br />

sich u.a. Peter Neurauter / Flugsportzentrum Tirol, Dr. Wolfgang<br />

Teuchner / Alpine Technologies, Ulrich Schönbichler / Dir.<br />

Alpenbank, Dr. Fridolin Zanon / DVT Tirol, der Münchner Patentanwalt<br />

Dr. Wilhelm Heuer, Dr. Christian Mathes / CAST, Rechtsanwalt<br />

Dr. Franz Pegger / Sozietät Greiter, Pegger, Kofler und<br />

Partner, WBO Dr. Jürgen Bodenseer, Mag. Markus Pikkemaat<br />

/ GF Wild, Dr. Peter Mrski / MCI, Mag. Anton Bodner / GF Studia,<br />

Dr. Werner Arndt / Münchener Businessplan-Wettbewerb<br />

GmbH und Dr. Hubert M. Hofer vom BIC Südtirol mit seiner<br />

Startbahn frei<br />

für deine Geschäftsidee<br />

Du hast eine vielversprechende Geschäftsidee?<br />

Dir fehlt dafür das nötige Geld und Know-how?<br />

Dann heißt die Antwort:<br />

Mach deine Geschäftsidee startklar und gewinne,<br />

neben der Chance auf ein eigenes erfolgreiches<br />

Unternehmen, Geldpreise im Gesamtwert<br />

von 57.500,-¤ !<br />

Jetzt anmelden:<br />

www.adventureX.info<br />

Tiroler Zukunftstiftung: +43-512-57 62 62<br />

Autonome Provinz Bozen<br />

Südtirol<br />

Public Relations<br />

BIC Südtirol: +39-0471-56 80 00


SoWi Seitenblicke<br />

DI Günther Blunder von der Wirtschaftspolitischen<br />

Koordinationsstelle des Landes Tirol und Andreas<br />

Eder Projektleiter der Gemeindebetreuung Tirol<br />

sind für den Territorialen Beschäftigungspakt TEP Tirol<br />

neu, Zentrum für Beschäftigung und Bildung, mitverantwortlich.<br />

DI Blunder (Bild oben) ist gebürtiger Innsbrucker. Nach dem<br />

Abschluss seines Studiums der Elektrotechnik in Wien kehrte<br />

er nach Tirol zurück und nach einem kurzen Gastspiel bei einer<br />

Dämmstofffirma übernahm er für zwölf Jahre die Leitung der<br />

Abteilung für Technologie am Wirtschaftsförderungsinstitut.<br />

Im Juni 1999 konnte er für die Wirtschaftspolitische Koordinationsstelle<br />

gewonnen werden und im darauffolgenden August<br />

wurden ihm die Agenden des Paktes für Arbeit übertragen.<br />

(Anm. Beitrag S. 24)<br />

Seit 1984 ist Andreas Eder (Bild rechts) im Personalbereich<br />

tätig. Zwischen 1996 und 1999 war er am Aufbau der ersten<br />

privaten Arbeitsvermittlung in Tirol beteiligt. Es ist sein Ziel,<br />

möglichst vielen Menschen bei der Suche nach einem geeigneten<br />

Arbeitsplatz behilflich zu sein. Im Rahmen des Paktes<br />

für Arbeit hat er sich selbst seit 1999 die Voraussetzungen<br />

geschaffen, dieses Vorhaben zu realisieren.<br />

Wie motivieren Sie arbeitslose Menschen und geben Ihnen<br />

das Selbstvertrauen, sich wieder ins Erwerbsleben zu integrieren?<br />

Eder: Das Selbstwertgefühl der Menschen ist eng mit ihrer<br />

Arbeit verbunden. Mit steigendem Selbstvertrauen wachsen<br />

die MitarbeiterInnen mit ihrer Aufgabe. Gemeinsam mit den<br />

Dienstgebern sowie gegebenenfalls den Betreuern des Landes<br />

begleiten wir die Menschen auf den Weg zurück in den Arbeitsprozess<br />

und geben ihnen Hilfestellungen bis sie mit dem<br />

geregelten Arbeitstag und den Problemen wieder vertraut werden<br />

und damit zurecht kommen. Es ist für viele sehr schwer,<br />

wieder Fuß zu fassen und den Neubeginn zu wagen.<br />

> Auf Partnersuche<br />

Der Steuerzahler übernimmt einen Großteil der Kosten<br />

dieser Projekte. Gibt es Kennzahlen, welchen Nutzen Investitionen<br />

in die Solidarwirtschaft, dem Motor für die Schaffung von<br />

Arbeitsplätzen, bringen?<br />

Blunder: Dieser Aufgabe wollen wir uns stellen. Es gibt in diesem<br />

Bereich in Europa keine Anhaltspunkte. Die Wirtschaftspolitische<br />

Koordinationsstelle sucht daher auf der Universität<br />

28<br />

Der Pakt für Arbeit<br />

DI Günter Blunder & Andreas Eder<br />

im Interview<br />

Text: Jürgen Steinberger<br />

Innsbruck einen geeigneten Partner, um in diesem Bereich<br />

endlich aktiv zu werden, um die Öffentlichkeit von der Sinnhaftigkeit<br />

einer aktiven Beschäftigungspolitik zu überzeugen.<br />

Es gibt in verschiedenen Ländern ähnliche Beschäftigungsinitiativen<br />

wie in Tirol. Welche Modelle in Europa hat man sich<br />

zum Vorbild genommen?<br />

Blunder: Wir bekommen sehr viel kreativen Input von Luxemburg.<br />

Bei unseren Nachbarn wird das Modell der Solidarwirtschaft<br />

gelebt. In Luxemburg wird die Unterstützung der<br />

Arbeitsmarktpolitik nicht als eine Subvention des Landes verstanden,<br />

sondern als eine öffentliche Investition. Investitionen<br />

in die Solidarwirtschaft werden Investitionen in der Privatwirtschaft<br />

gleichgestellt. Sie stärken die Wirtschaft, die langfristig<br />

die Arbeitsplätze sichern kann.<br />

Im Dezember fand eine Veranstaltung zum Thema „Sozialabbau<br />

als Unternehmenserfolg?“ statt. (Anm. Beitrag auf<br />

S. 25) Wie kann man Unternehmer davon überzeugen, nicht<br />

abzuwandern, sondern in das heimische Humankapital zu investieren?<br />

Blunder: Wir brauchen die Unternehmer nicht überreden in<br />

Tirol zu bleiben. Es sind die Tiroler Arbeitskräfte, die es verstehen,<br />

ihre Arbeitgeber zu überzeugen. Die Menschen in Tirol<br />

haben eine sehr gute Einstellung zu ihrer Arbeit und daher<br />

Vorteile gegenüber anderen Mitbewerbern.<br />

> Problem Saisoniers<br />

Welche Auswirkungen könnte die EU-Osterweiterung auf<br />

den Tiroler Arbeitsmarkt haben? Was passiert Ihrer Meinung<br />

nach mit den Unternehmen und in weiterer Folge mit den Arbeitskräften<br />

im primären und sekundären Sektor?<br />

Blunder: Ich bin davon überzeugt, dass der Lohnangleichungsprozess<br />

schnell vonstatten gehen wird. Es wird für Arbeitskräfte<br />

aus den Beitrittsländern zunehmend uninteressant werden,<br />

nach Österreich zu kommen. So kaufen beispielsweise unsere<br />

großen Lebensmittelketten die Betriebe in den Erweiterungsländern<br />

auf. Diese Entwicklung wird sich auf das Lohnniveau<br />

in den Erweiterungsländern positiv auswirken. Es wird jedoch<br />

ein Problem im Bereich der Saisoniers geben. Österreich wird<br />

für Saisoniers aus den Beitrittsländern nicht mehr attraktiv sein<br />

und es wird schwer werden, über die Erweiterung hinaus geeignete<br />

Arbeitskräfte in diesem Sektor zu finden.<br />

Wie viel Geld stellt das Land Tirol für Förderungsmaßnahmen<br />

zur Verfügung?


Blunder: Es gibt zahlreiche Förderungsmaßnahmen von den<br />

verschiedenen Institutionen. Es lässt sich nicht genau eruieren,<br />

wie viel Geld in die Wirtschaft für die Schaffung von<br />

Arbeitsplätzen investiert wird. Das Gemeindeprojekt von Andreas<br />

Eder kostet in den letzten zweieinhalb Jahren insgesamt<br />

4 Millionen Euro.<br />

> Soziale Ebene<br />

Wie bauen Sie Vorurteile gegenüber Arbeitslosen ab?<br />

Eder: Ich kann mich noch an unser erstes Projekt nach der Lawinenkatastrophe<br />

in Galtür erinnern, als die Gemeinden keine<br />

großen Erwartungen in unsere Fähigkeiten setzten. Aber wir<br />

konnten uns über unsere Arbeit profilieren. Es ist vor allem<br />

sehr viel Arbeit auf der sozialen Ebene zu leisten. Es müssen<br />

Arbeitgeber und Arbeitnehmer in zahlreichen persönlichen<br />

Gesprächen auf die Vermittlung vorbereitet werden, um den<br />

Besetzungserfolg zu gewährleisten.<br />

Wie beurteilen Sie die Arbeitsmarktsituation in Tirol. Wo<br />

gibt es Handlungsbedarf?<br />

Eder: Ab einem Alter von 40 Jahren findet eine systematische<br />

Verdrängung vom Arbeitsmarkt statt. Viele hochqualifizierte<br />

Arbeitskräfte werden sehr schnell als schwer vermittelbar<br />

eingestuft und vom Erwerbsleben zu Unrecht ausgesperrt. Ich<br />

bin selbst 45 Jahre alt. Wenn ich meinen Arbeitsplatz verlieren<br />

würde, stünde ich vor dem selben Problem wie viele ArbeitskollegInnen<br />

desselben Jahrgangs. Großen Handlungsbedarf<br />

gibt es darüberhinaus bei der Beschäftigung von Frauen. Die<br />

größten Sorgen bereitet uns aber die Jugendarbeitslosigkeit.<br />

Was wird gegen die Jugendarbeitslosigkeit getan?<br />

Eder: Es ist schwer für ältere Menschen in das Erwerbsleben<br />

wieder zurückzufinden. Aber es ist für die Jugendlichen viel<br />

schwerer, wenn man nie in den Arbeitsprozess integriert wurde.<br />

Wir definieren uns über unsere Arbeit. Wenn man keine<br />

Lehrstelle findet, wird die Verzweiflung bei den jungen Menschen<br />

immer mehr zum Problem für unsere Gesellschaft. Wir<br />

versuchen über zahlreiche Lehrlingsprogramme und Qualifizierungsmaßnahmen<br />

diese Situation zu verbessern. Wir hoffen,<br />

dass wir in Zukunft ähnliche Erfolge wie beim Gemeindeprojekt<br />

erzielen können.<br />

> Landschaftspflege<br />

Nicht jeder kann in der IT-Branche arbeiten. Welche Maßnahmen<br />

setzen Sie, um Arbeitsplätze zu schaffen, die für jeder-<br />

SoWi Seitenblicke<br />

mann zugänglich sind?<br />

Blunder: Es mangelt nicht an Arbeit, sondern an Arbeitsplätzen.<br />

Es liegt an uns, die Geldquellen zu finden, um die Arbeitskräfte<br />

zu beschäftigen. In Frankreich und Luxemburg nutzt man das<br />

vorhandene Humankapital beispielsweise zur Revitalisierung<br />

von Weingärten oder in Österreich für die Landschaftspflege<br />

bei der Instandhaltung von Forstwegen. Diese Projekte ermöglichen<br />

Menschen, die aufgrund ihrer Sozialisation und ihrer<br />

Ausbildung nicht die Voraussetzungen erfüllen, sich weiter zu<br />

qualifizieren und ihren Beitrag für die Volkswirtschaft zu leisten.<br />

In diesem Bereich kann man sehr viele Arbeitsplätze schaffen,<br />

die für unser Land von großem Nutzen sind.<br />

Reicht das Potential in diesem Bereich, um die Arbeitslosigkeit<br />

in Tirol zu senken?<br />

Blunder: Der Steuerzahler alleine kann diese Initiativen nicht<br />

tragen. Es ist daher unser Ziel, in einer Art Private Public Partnership,<br />

Unternehmer bei der Schaffung von Arbeitsplätzen,<br />

die für jedermann zugänglich sind, zu unterstützen. Ein sehr<br />

gutes Beispiel ist die Firma Conrad-Fahrräder. Dieses Unternehmen<br />

hat mit uns gemeinsam eine Beschäftigungsinitiative<br />

erfolgreich umgesetzt und hat sich in weiterer Folge in der<br />

Privatwirtschaft gegenüber der Konkurrenz behaupten können.<br />

Der Betrieb hat mittlerweile ohne öffentliche Mittel die Zahl<br />

seiner Mitarbeiter erhöhen können.<br />

> Strenge Kriterien<br />

Welche Vorkehrungen werden getroffen, um einen eventuellen<br />

Missbrauch von Fördergeldern zu unterbinden?<br />

Eder: Es gibt strenge Kriterien bei der Vergabe von öffentlichen<br />

Mitteln. Unsere Partner müssen hohe Qualitätsstandards erfüllen.<br />

Über laufende Evaluierungen unserer Arbeitgeber sowie<br />

der Arbeitnehmer stellen wir sicher, dass die Sorgfaltspflicht<br />

gegenüber dem Steuerzahler wahrgenommen wird.<br />

Was erwarten Sie sich von den Verantwortlichen in der<br />

Politik – außer mehr Geld?<br />

Blunder: Es geht nicht so sehr um unser Budget. In Tirol gibt<br />

es einen in Österreich einzigartigen Schulterschluss zwischen<br />

dem Arbeitsmarkservice und dem Land. Für uns wäre es sehr<br />

wichtig, dass die Politiker das öffentliche Interesse für unsere<br />

Arbeit wecken. Es ist notwendig, die Bevölkerung auf unsere<br />

Arbeit aufmerksam zu machen und die Unternehmer für die<br />

Unterstützung unserer Arbeit zu gewinnen, denn letztendlich<br />

sind sie es, die die Arbeitsplätze in Tirol schaffen und sichern.<br />

29


SoWi Seitenblicke<br />

Am 29. Oktober nahm die Bank<br />

Austria – Creditanstalt in Kooperation<br />

mit der SoWi die<br />

Verleihung des Student of the Year<br />

vor. Daniel Sieberer wurde für seine<br />

besonderen Leistungen auf der Fakultät<br />

und abseits des Bildungswegs<br />

geehrt. Erstmalig wurden sechs seiner<br />

MitbewerberInnen ebenfalls mit<br />

einer Urkunde und zwei Goldmünzen<br />

prämiert.<br />

Die Qualität der MitbewerberInnen<br />

überzeugte die Verantwortlichen davon,<br />

mit Florian Köchl, Daniel Hupfauf, Simon<br />

Czermak, Martin Rubatscher, Christian<br />

Sigl und Priska Sameli erstmals sechs<br />

weitere KandidatInnen auszuzeichnen,<br />

die aufgrund ihres beeindruckenden<br />

Werdegangs in die engere Wahl der Jury<br />

genommen wurden. Mit Priska Sameli<br />

wurde die erste Frau mit einer Auszeichnung<br />

bedacht.<br />

> Preisgeld geht nach Wattenberg<br />

Dekan John-ren Chen und Direktor Dr.<br />

Erwin Tögl (Bild rechts) von der Bank<br />

Austria – Creditanstalt hoben die gute Zusammenarbeit<br />

beider Institutionen hervor.<br />

Seit 1999 wird die alljährliche Verleihung<br />

des Student of the Year dotiert mit<br />

3.000 Euro Preisgeld durchgeführt. Über<br />

eine Stiftung finanziert die renommierte<br />

Bank weitere Projekte der Fakultät. Das<br />

Impulsreferat im Rahmen der Veranstaltung<br />

gestaltete der Geschäftsführer der<br />

Tyrolean Airways Johann Messner. Die<br />

Preisverleihung war sehr gut besucht,<br />

unter den Gästen befand sich unter anderem<br />

der LH stv. Hannes Gschwendtner<br />

(Bildmitte). Die Organisation von<br />

Alois Huber von der BA-CA in Zusammenarbeit<br />

mit dem SoWi-Medienservice<br />

verlief reibungslos.<br />

30<br />

> Der Bildungsweg<br />

„Als ich vor ungefähr drei Jahren zum ersten<br />

Mal dieses Gebäude betrat und mit<br />

rund 500 anderen IWW-Studierenden in<br />

der Aula saß, kam mir mein Bildungsweg<br />

relativ schwierig vor“, erzählt Sieberer.<br />

Nach zwei Jahren führte er das Ranking<br />

mit einem Notendurchschnitt von 1,1<br />

an und wählte für sein Auslandsjahr die<br />

Tulane University in New Orleans. Neben<br />

Englisch und Italienisch hat er im Laufe<br />

seines Studiums Spanisch als dritte<br />

Fremdsprache erlernt.<br />

> Die Ausscheidung<br />

Mit den erbrachten Prüfungsleistungen<br />

qualifiziert man sich lediglich für die<br />

Endausscheidung des Student of the<br />

Year. In der letzten Phase werden die<br />

KandidatInnen gebeten, in der Form<br />

eines Motivationsschreibens zu belegen,<br />

warum sie für diese Auszeichnung in<br />

Frage kommen, über welche Zusatzqualifikationen<br />

sie verfügen und in welchen<br />

Bereichen sie sich neben dem Studium<br />

zusätzlich engagiert haben.<br />

> Der berufliche Werdegang<br />

Daniel Sieberer konnte auch in dieser<br />

Frage die Jury überzeugen. Im Sommer<br />

1999 absolvierte er ein zweimonatiges<br />

Praktikum in der Finanzabteilung<br />

des Chemiekonzerns<br />

Crompton Cororation in den<br />

USA. Ein Jahr darauf, hat er<br />

in der Tochterfirma des österreichischen<br />

Konzerns Swarco<br />

in Guatemala gearbeitet, bei<br />

der er unter anderem für das<br />

Projekt der Implementierung<br />

des Konzernberichtswesens<br />

verantwortlich war. Vergangenen<br />

Sommer war er am Aufbau<br />

des ersten Skigebietes<br />

And the winner is…<br />

Daniel Sieberer, Student of the Year 2002<br />

Text: Jürgen Steinberger<br />

der Republik Südafrika Afriski Systems<br />

beteiligt. Im kommenden Januar wird<br />

Sieberer erneut für Swarco an einer Projektarbeit<br />

in China beteiligt sein.<br />

> Vorbildfunktion?<br />

„Die Wahl zum Student of the Year ist<br />

mit Verantwortung verbunden“, meint<br />

Sieberer. Die Auszeichnung von Stefan<br />

Kowski habe ihn sehr motiviert, sein<br />

Bestes zu geben. Er hofft, dass seine<br />

Geschichte anderen Studierenden<br />

dazu verhilft, selbst Höchstleistungen<br />

zu vollbringen. Ähnlich wie Kowski hat<br />

auch Sieberer den Wunsch, in einem<br />

der großen Consulting oder Investment<br />

Banking Unternehmen zu arbeiten.<br />

Kowski ist bereits bei Morgan & Stanley<br />

tätig. Sieberer ist auf dem besten Weg<br />

dorthin.<br />

Bis auf die Tatsache, dass es immer<br />

noch 24 Stunden Zeit benötigt, bis sich<br />

die Erde einmal um ihre eigene Achse<br />

gedreht hat, hat sich in den letzten<br />

Jahrzehnten so fast alles verändert.<br />

Diese Veränderung verstehe ich als<br />

Herausforderung und meine Motivation<br />

ist es, die sich öffnenden Möglichkeiten<br />

zu nutzen.<br />

Zitat: Daniel Sieberer


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