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Entlang des „Eisernen Vorhangs“ - Archivgemeinschaft Schwarzenbek

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Der Kreis als Wirtschaftsregion zwischen 1945 und 1989Das Jahr 1945 bedeutete für den Kreis Herzogtum Lauenburg neben der Befreiungvon der nationalsozialistischen Diktatur und dem Ende <strong>des</strong> Krieges in Europa einenBevölkerungszuwachs in einem bis dahin nie gekannten Umfang. Im Oktober 1945lebten im Kreisgebiet 131.830 Menschen, davon waren 72.510 „Lauenburger“ und59.320 Ausgebombte, Flüchtlinge und Vertriebene. 8 Ständig trafen neueFlüchtlingstrecks aus dem Osten ein. Zur Lenkung <strong>des</strong> Flüchtlingsstroms hatte diebritische Militärregierung im September 1945 beschlossen, in Lütau, Gudow,Schmilau und Krummesse vier Auffanglager einzurichten. Von dort aus sollten dieFlüchtlinge später auf die einzelnen Gemeinden und Städte verteilt werden. Mitjedem weiteren Flüchtling verschlechterte sich die Lage im Kreisgebiet. Wohnraumwurde zur Mangelware, die Nahrungssuche zum Alltagsproblem, Brennstoffe zumLuxus. Ende 1945 stand rund 12.000 Menschen im Kreis kein beheizbarer Raum zurVerfügung. 9Der Flüchtlingsanteil an der Bevölkerung <strong>des</strong> Kreises lag 1950 mit rund 55% sowohl über dem Durchschnitt der übrigen Kreise Schleswig-Holsteins (43 %) alsauch deutlich über dem bun<strong>des</strong>deutschen Durchschnitt (16 %). 10 Der Kreis – wie dasgesamte Land Schleswig-Holstein – diente als Auffangbecken für dieFlüchtlingsströme aus dem Osten. Als erste Region westlich <strong>des</strong> EisernenVorhanges, die zudem durch Agrarwirtschaft geprägt und weitgehend vonKriegseinwirkungen verschont geblieben war, strahlte Schleswig-Holstein eineAnziehungskraft aus. Dies galt besonders für den Kreis Herzogtum Lauenburg mitseiner unmittelbaren Lage an der Zonengrenze. Neben der großen Zahl anFlüchtlingen und Vertriebenen befanden sich im Kreis auch noch die „DisplacedPersons” (DPs). Unmittelbar nach Kriegsende lebten rund 8.000 nichtdeutscheStaatsbürger allein in Geesthacht, in ganz Schleswig-Holstein gab es Ende 1945165.000 DPs. 11 Insgesamt stellte sich die Situation der vom Krieg Entwurzelten inNorddeutschland als schwierig, im Kreis Herzogtum Lauenburg sogar alskatastrophal dar. Während die Zahl der DPs schrittweise abgebaut werden konnte,kam eine neue Bevölkerungsgruppe aus dem Osten nach: Flüchtlinge in denfünfziger Jahren aus der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ), der so genannten„Ostzone“, bzw. aus der DDR. Trotz aller Umsiedlungsmaßnahmen – insgesamtwurden zwischen 1949 und 1967 rund 26.935 Personen in andere Bun<strong>des</strong>länder undinnerhalb Schleswig-Holsteins umgesiedelt, weitere wanderten nach Übersee aus –lebten im Oktober 1950 im Kreisgebiet neben den 68.731 Einheimischen noch8 Heinz Bohlmann, Fäuste – Führer – Flüchtlingstrecks. Ein Beitrag zur Geschichte der StädteGeesthacht und Lauenburg/Elbe 1930-1950. <strong>Schwarzenbek</strong> 1990. S. 155.9 Ebd., S. 157.10 Kreis Herzogtum Lauenburg, Anm. 11, S. 39.11 Bohlmann, Anm. 12, S. 151.5

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