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Fossile und nachwachsende Rohstoffe

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Handreichung „<strong>Fossile</strong> <strong>und</strong> <strong>nachwachsende</strong> <strong>Rohstoffe</strong>“M 3Nachwachsende <strong>Rohstoffe</strong> - zum Verbrennen zu schade?Diskussion um Anbau von EnergiepflanzenEuropas Bauern produzieren ganz einfach zu viel. Allein inDeutschland sind nach Expertenmeinung zwischen 1,5 <strong>und</strong>4 Mio. Hektar (ha) landwirtschaftlich genutzter Fläche langfristigfür die Nahrungsmittelproduktion überflüssig <strong>und</strong>müssten stillgelegt werden. Angesichts solcher düstererAussichten verheißt die Produktion energetisch nutzbarerNicht nur wirtschaftliche Fragen sondernauch ökologische Gesichtspunkte,die allerdings noch nicht abschließendgeklärt sind, zeigen die Grenzenvon Energiepflanzen auf.Anbau von EnergieVersuche, durch den Anbau schnellwachsenderPflanzen „Brennstoff“ fürdie Strom- <strong>und</strong> Wärmeversorgung zuproduzieren <strong>und</strong> somit z.B. Kohle, Öloder Erdgas zu ersetzen, brachten zunächstdurchaus erfolgversprechendeResultate. Inzwischen liegen die Zwischenergebnisseeiner ganzen Reihevon Feldversuchen vor. Experimentewurden unternommen mit schnellwachsendenBäumen - Weiden oderPappeln - <strong>und</strong> speziellen Schilfpflanzen,z.B. dem Riesen-Chinaschilf (Miscanthus),das als sog. C4-Pflanze in derLage ist, bis zu 6,5% der Strahlungsenergievon der Sonne in Form vonKohlenstoff zu binden.Die jährlichen Erträge, so ergab eineStudie der Energieversorgung Schwabenauf Basis von Feldversuchen inForchheim bei Karlsruhe, liegen inunseren Breiten bei maximal 20 bis 40t Trockenmasse je Hektar. Dies entsprichteinem Heizwert von 10 bis 20 tSteinkohleeinheiten (SKE) pro Hektar.Hohe KostenJedoch sind nach heutigem Wissenauch bei sehr optimistischen Schätzungenmindestens 3500 DM/ha aufzuwenden,was zu Heizwärmekostenvon 6 <strong>und</strong> Stromerzeugungskostenvon 17 Pf/kWh führen würde - jetzigeAnlagentechnik vorausgesetzt. Eineweniger optimistische, als realitätsnäherangesehene Berechnung des Unternehmensspricht von 19 bzw. 50Pf/kWh für die Erzeugung von Wärmebzw. Strom, also r<strong>und</strong> dem Vierfachendes Preises bei konventioneller Erzeugung.Aber nicht nur Kostenaspekte, sondernauch Umweltgesichtspunkte sindes, die zweifelhaft erscheinen lassen,ob Energieplantagen zukünftig einenBeitrag zu unserer Energieversorgungwerden leisten können.Günstige CO 2-BilanzZwar ist die Verbrennung von BiomasseCO 2-neutral. D.h. es wird nurdiejenige Menge des klimawirksamenKohlendioxids freigesetzt, die währenddes Wachstums von den Pflanzen verbrauchtwird. Allerdings darf mandabei nicht verkennen, dass in einesolche Bilanz eigentlich auch der Energieverbrauchfür den Anbau, die Ernte,den Transport zum „Kraftwerk“, dieLagerung <strong>und</strong> ggf. die notwendigeTrocknung eingerechnet werdenmüsste, was die Bilanz erheblich verschlechternwürde.Offene ökologische FragenBedenken <strong>und</strong> Vorbehalte, derzeitinsbesondere von Seiten der Umweltschutzverbändegeäußert, betreffenaber in erster Linie die nicht auszuschließendeBelastung der Böden <strong>und</strong>des Gr<strong>und</strong>wassers durch Düngung,Herbizide <strong>und</strong> Pestizide sowie denerheblichen Wasserverbrauch dieserschnellwachsenden Pflanzen. Hinzukommen mögliche Beeinträchtigungender natürlichen Flora <strong>und</strong> Fauna durchriesige Monokulturen.Diesel aus RapsRapsöl oder Rapsmethylester (RME)bietet sich als Ersatz oder Zusatz zumherkömmlichen Diesel-Treibstoff angesichtsder Überproduktion bzw.freier Anbauflächen geradezu an, sodachte man.Sicher, der Preis von 1,90 bis 2,30 DMpro Liter spricht zunächst einmal nichtgerade für große Marktchancen. Abersollte man angesichts der vermutetenUmweltvorteile gegenüber herkömmlichenKraftstoffen auf Erdölbasis nichttrotzdem „Biodiesel“ einsetzen?UBA-StudieEine kürzlich vom Umweltb<strong>und</strong>esamtvorgelegte Ökobilanz kommt da zueinem ernüchternden Ergebnis: Derguten CO 2-Bilanz von Biodiesel verglichenmit Erdöldiesel - Reduzierung um65% - steht eine erhebliche zusätzlicheFreisetzung von Lachgas (N 2O) – eben-Biomasse auf solchen Flächen eine helle Zukunft in doppelterHinsicht: Lohn <strong>und</strong> Brot für die Landwirte sowie eineumweltverträgliche Form der Energieerzeugung. Doch zunächsteinmal ist eine zurückhaltende <strong>und</strong> vorsichtige Bewertungangesagt.falls ein Klimagas - infolge derSticktoffdüngung gegenüber. In derSumme aller Treibhausgase ergibt sichlediglich eine 35%ige Reduzierung. DieEmissionen von Kohlenmonoxid, Kohlenwasserstoffen<strong>und</strong> Stickoxidenwerden durch den Einsatz von Biodieselzwar geringfügig bis deutlich gemindert,drastisch erhöht sich jedochder Ausstoß von Aldehyden, die - zumindestteilweise - als krebserregendgelten.Das Umweltb<strong>und</strong>esamt kommt angesichtsdes hohen Preises <strong>und</strong> derdennoch auftretenden ökologischenBelastungen, zu denen auch nicht auszuschließendeBodenbelastungendurch Düngung <strong>und</strong> Herbizid- sowiePestizideinsatz zu rechnen seien, zueiner gegenwärtig eher negativenBewertung.Fachagentur „Nachwachsende <strong>Rohstoffe</strong>“Noch sind viele Fragen der Biomassenutzungoffen. Die B<strong>und</strong>esregierungwill deshalb die Forschungs- <strong>und</strong> Entwicklungsarbeitenintensivieren <strong>und</strong>stärker als bisher koordinieren. ... EineFachagentur „Nachwachsende <strong>Rohstoffe</strong>“wird die Arbeiten koordinieren.Sie soll neben der energetischen Nutzungvon landwirtschaftlichen Produktenauch deren industrielle Einsatzchancenals Rohstoff verbessern helfen.Bei ihrer Arbeit soll sie aber auchdie Ausweitung der Nutzungsmöglichkeitenvon organischen Rest- <strong>und</strong> Abfallstoffenwie z.B. Waldrestholz,Stroh, tierischen Exkrementen, Klärschlämmenusw. berücksichtigen.Skeptisch stimmt allerdings die Tatsache,dass diese Fachagentur nicht -wie ursprünglich geplant - beim B<strong>und</strong>esumweltministeriumangesidelt ist,sondern beim Landwirtschaftsminister.Es bleibt nur zu hoffen, dasssie ökologischen Gesichtspunkten zumindestden gleichen Stellenwerteinräumt wie dem sicher nicht unwichtigenAspekt neuer Einnahmequellenfür Landwirte.Gekürzt aus: Informationszentrale der Elektrizitätswirtschaft e.V. (IZE) (Hrsg.): Stromthemen.Dokumente <strong>und</strong> Kommentare zur energiewirtschaftlichen <strong>und</strong> energiepolitischen Diskussion. Heft 3/1993, S. 1 f35

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