100 Nr. 2. .S T A H L UND EISEN." Februar 1887.Gas milgerissene Salzwasser, sowie scliwerere Kohlenwasserstofle zu sammeln, welche sieli aisseifenartige Substanz theils hier absetzen sollen; das Manometer zeigte einen Druck von 8 ,8 kgauf den Quadratccntimetcr, und das Brausen des entweichendcn Gases war auf Kilometer im Umkreishorbar, verhindei'te aber in einer Entfernung von ungefahr 10 m jede Yerstiindigung durch Spreehen.Auf 70 bis 80 Schritt Entfernung war der Gasstrom bis auf vielleicht 1,5 m von der Ausstromungsóffnungmit den Augen wahrnehmbar, obgleich das Gas vollkommen farblos ist, und in noch weitgrofserem Abstand konnie man eine Vibration der Luft wahrnelimen, ahnlich der, welche man anwarmen Śommertagen unmittelbar uber dem Erdboden beobachtet. Ein iiber 2 m langes Brettvon normaler Breite und Dicke rifs der Gasstrom etwa 10 m weit, Steine von 2 bis 3 kg Gewiclitauf anniihernd gleiche Entfernung mit fort, ais dieselben von uns vor die OefTnung gehalten wurden.Ich versucl)te, ein zufalligerweise vorhandenes gebogenes Rohr von 25 mm lichter Weite in der nebenstehendskiz^irten Weise zu halten (Fig. 3), um so einen Theil des Gases abzuleiten; doch gelanges mir nur mit grofster Kraftanstrengung, das kleine Rohr in das grofsere einzufiihren, und selbstgegen den Druck des so abgeleiteteri Stromes konnte man kaum mit der vollen Hand das kleine.Rohr abschliefsen.Ich habe geglaubt, diese einzelnen Beobachtungen in dieser ausftihrlichen Weise wiedergebenzu sollen. da dieselben nach meiner Ansicht den klarsten Begriff von der Gewalt dieser Gasausstromungengeben.Eine zweite, ebenfalls interessante Quelle derselben Gesellschaft, auf der Kartę auf BI. III mit Dbezeichnet, wurde von uns am gleichen Tage in geringer Entfernung von dieser ersten besucht. Manhatte hier gleichfalls in einer Tiefe von 600 m ungefahr Gas in bedeutender Menge erbohrt, schlofsindessen aus verschiedenen Anzeichen, .dafs man, tiefer bobrend, Oel erhalten wurde und setzte, daeine gute Oelquelle weit cintraglicher ist ais eine Gasąuelle, das Bohren weiter fort. Bald wurde derDruck des ausstrómenden Gases zu stark und man mufste sich dadurch helfen, dafs man in dieursprunglichen 142 mm weiten Rohre eine engere Rohrleitung von 100 mm lichter Weite einsetzteund so das Gas in dem von beiden Rohren gebildeten freien Ring abfmg (Fig. 4). Kurz unter derErdoberilache setzte man an das aufsere Rohr eine Leitung an, welche den Hauptgasstrom auf eineEntfernung von etwa 30 bis 40 m wegleitete; dort wurde das Gas entzundet und brannte miteiner mSchtigen Flamme, wahrend man in dem engeren Rohr, aus welchem nunmehr nur wenigGas ausstromte, ruhig weiter bohren konnte. An dem Tag meines Besuches hatten sich bei einei'Tiefe von 641 m indessen diese Ausstromungen sehr vermehrt, und es entwichen gleichzeifig dencbarakteristischen Petroleumgeruch zeigende Dampfe, so dafs man in jedem Moment hoflen konnte,auf Oel zu stofsen; da gerade in der Stunde, bis zu welcher wir aus diesem Grund den Aufenlhaltausdehnten, eine deutlich erkennbare Yerstarkung der Ausstromung stattfand, so bekamen wir durchdie Erregung, welche den Bolirmeister sowohl wie den Besitzer, ja, schliefslich: auch uns selbstergriff, eine kleine Yorstellung von dem Oel- und Gasfieber, welches in solchen Fallen derBetheiligten sich meist bemachtigt. Einer brieflichen Mittheilung verdanke ich die Nachrieht, dafsthatsachlich 8 Tage nach meinem Beśuch ein Oelstrom erbohrt wurde, der in den ersten Tagenbis zur Hohe der Bohrgerustes, d. i. 20 m, emporschols; da aber nach kurzer Zeit die Oelmengeso zuriickging, dafs man nur 5 Fafs den Tag gewann, so gnff man, wie ich demselben Briefentnehme, zu einem drastischen Mittel, um das vermeintlicli verstopfle Bohrloch frei zu machen.
Februar 1887. „ST A H L UND E IS E N / Nr. 2. 101Man liefs eine Blcchbiichse von 901 Inhalt, angefiillt mit Dynamit, in das Rolir hinab imd brachtesie in einer Tiefe von 600 m zur Explosion; die Wirkung war jedoch nicht die, dafs mehr Oel,sondern nur die, dafs ein aufserordentlich miichtiger Gasstrorn emporschofs, und entschlofs mansich daher kurz dahin, dafs man den Oelzuflufs durch Eintreiben von 2,0 m langen und 140 mmstarken Holzern in den Grund des Bohrloches abschlofs und nun nur das Gas aus den oberenBegionen (d. h. etwa 600 m Tiefe) gewinnt.Das Bohren selbst wird meist einem Bohrmeister, wclcher sammtliche Gerathschaften zustellen hat, in Verding gegeben. Die Besitzer der Grundstiicke, auf welchen die Bohrlocher angelcgtwerden, sind an dem Gewinn in bestimmtem Verhaltnifs betheiligt; vielfach werden ihnen indessenauch vorhcr bestimmte Abfindungssummen geboten, so dafs z. B. 2000