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Situationsstudie <strong>zur</strong> <strong>demographischen</strong> <strong>Entwicklung</strong> <strong>in</strong> <strong>West</strong> Papua unter E<strong>in</strong>beziehung desFaktors: „christliche Religion“ Von: Steffen Keulig – Freunde der Naturvölker e. V.<strong>Studie</strong> <strong>zur</strong> <strong>demographischen</strong> <strong>Entwicklung</strong> <strong>in</strong> <strong>West</strong> Papua unterE<strong>in</strong>beziehung des Faktors: „christliche Religion“Von: Steffen Keulig1. VorsitzenderFreunde der Naturvölker e. V.Kontakt: fdn@fpcn-global.<strong>org</strong>Zeitraum der Erhebung:Januar – Mai 20031


Situationsstudie <strong>zur</strong> <strong>demographischen</strong> <strong>Entwicklung</strong> <strong>in</strong> <strong>West</strong> Papua unter E<strong>in</strong>beziehung desFaktors: „christliche Religion“ Von: Steffen Keulig – Freunde der Naturvölker e. V.Inhaltsverzeichnis:1. Exposé <strong>zur</strong> <strong>Studie</strong>................................................................................................................. 32. Zur Konkretisierung des <strong>Studie</strong>nziels und dessen Umfeld............................................... 42.1. Begriff, Geographie, Klima, Flora und Fauna Neugu<strong>in</strong>eas....................................... 82.2. E<strong>in</strong> geschichtlicher Abriss <strong>West</strong> Papuas ................................................................... 162.3. Die gesellschaftliche und demografische <strong>Entwicklung</strong> <strong>in</strong> <strong>West</strong> Papua .................. 223. Die Feldforschung <strong>zur</strong> demografischen <strong>Entwicklung</strong> der Papua .................................. 293.1. E<strong>in</strong> soziologisches Vorwort <strong>zur</strong> Traditionsgeme<strong>in</strong>schaft ........................................ 293.2. Die traditionelle Ökonomie im Hochland von <strong>West</strong> Papua..................................... 343.3. Die traditionelle Ökonomie im Tiefland von <strong>West</strong> Papua....................................... 363.4. Befragungsbogen <strong>zur</strong> Populationsentwicklung ........................................................ 373.5. Die Zusammenfassung der Fragebögen .................................................................... 403.6. Die Resultate der Fragebögen .................................................................................... 453.7. Bevölkerungsstatistiken.............................................................................................. 454. Die Interpretation der bevölkerungsrelevanten Ergebnisse .......................................... 485. Quellenverzeichnis ............................................................................................................. 512


Situationsstudie <strong>zur</strong> <strong>demographischen</strong> <strong>Entwicklung</strong> <strong>in</strong> <strong>West</strong> Papua unter E<strong>in</strong>beziehung desFaktors: „christliche Religion“ Von: Steffen Keulig – Freunde der Naturvölker e. V.1. Exposé <strong>zur</strong> <strong>Studie</strong>„Wie gestaltet sich der E<strong>in</strong>fluss der monotheistischen Religionen Christentum undIslam auf die demographische <strong>Entwicklung</strong> der Urbevölkerung <strong>in</strong> <strong>West</strong> Papua undwie ist e<strong>in</strong> tendenziell zu erwartendes Bevölkerungswachstum unter umweltrelevantenGesichtspunkten zu <strong>in</strong>terpretieren?“Bei der Beantwortung dieser Frage verwende ich die wissenschaftlich anerkannten AnalyseundInterpretationsmethoden, wie sie u. a. von der „Deutschen Gesellschaft für Bevölkerungswissenschaft“1 v<strong>org</strong>egeben und auch <strong>in</strong>nerhalb der Wirtschafts- und Sozialwissenschaft 2determ<strong>in</strong>iert s<strong>in</strong>d. Die moderne Bevölkerungswissenschaft verarbeitet dazu statistische, demographische,biologische, ökonomische oder soziologische Materialien.Anhand me<strong>in</strong>er Fragestellung bezieht sich die Untersuchung vorrangig auf:1. Dokumentenanalyse (Statistiken)2. Expertengespräch (Missionare, Lehrer, Dorfvorsteher etc.)3. Interview (Befragte ohne Position)H<strong>in</strong>sichtlich des Umfangs der mittels Interviews durchgeführten Analyse werdenverschiedene Ethnien im montanen Hochland sowie <strong>in</strong> den Tieflandklimaten im Asmat- undTimikagebiet befragt. In diesen Regionen f<strong>in</strong>den auch die Expertengespräche statt.Zur Auswertung stehen die Veränderung von Mortalität (Sterberate/ Alter/ mediz<strong>in</strong>ischeVers<strong>org</strong>ung) und Fertilität (Geburtenrate/ K<strong>in</strong>dstod/ Verhütung) im Mittelpunkt. Der1 vgl. Mackensen, R., Thill-Thout, L., Stark, U. (Hg) 1989: Bevölkerungsentwicklung und Bevölkerungstheorie<strong>in</strong> Geschichte und Gegenwart. Deutsche Gesellschaft für Bevölkerungswissenschaft, 21. Arbeitstagung,Frankfurt (M), New York2 vgl. D<strong>in</strong>kel, R. H. 1989: Demographie. Band 1: Bevölkerungsdynamik, München3


Situationsstudie <strong>zur</strong> <strong>demographischen</strong> <strong>Entwicklung</strong> <strong>in</strong> <strong>West</strong> Papua unter E<strong>in</strong>beziehung desFaktors: „christliche Religion“ Von: Steffen Keulig – Freunde der Naturvölker e. V.<strong>in</strong>nerhalb der empirischen Sozialforschung beachtete Aspekt der Migration (Abwanderung/Zuzug) soll an dieser Stelle quantitativ vernachlässigt, jedoch <strong>zur</strong> Interpretation herangezogenwerden. Sämtliche entwicklungspolitischen Tendenzen werden anschließend mit den dafüraus der empirischen Sozialforschung vorhandenen Vergleichsdaten <strong>in</strong>terpretiert. Vorrangigwird sich diese Auslegung auf die ökologisch relevante Flächenausweitung <strong>in</strong>folge ökonomischerZwänge konzentrieren.2. Zur Konkretisierung des <strong>Studie</strong>nziels und dessen UmfeldWenngleich sich die ursprüngliche Fragestellung auf die „monotheistischen ReligionenChristentum und Islam“ bezog, so deshalb, weil sie sich dem neureligiösen E<strong>in</strong>fluss auf dieUrbevölkerung 3 objektiv annähern wollte. Zur Beantwortung der von mir aufgestelltenRelationsbeziehung zwischen Religion und Bevölkerungsentwicklung beschränke ich michim Zuge der folgenden Ausführungen jedoch ausschließlich auf das Christentum. Die Gründedafür liegen <strong>in</strong> dem verschw<strong>in</strong>dend ger<strong>in</strong>gen und deshalb zu vernachlässigenden E<strong>in</strong>fluss desIslam auf die Urbevölkerung <strong>in</strong> <strong>West</strong> Papua, welches derzeit offiziell zum <strong>in</strong>donesischenStaatsterritorium gehört. 4 Auf den ersten Blick ersche<strong>in</strong>t dies als e<strong>in</strong> ungewöhnlichesPhänomen, wenn man bedenkt, dass Indonesien zu e<strong>in</strong>em der größten islamischen Länder derWelt zählt. Zu den 202 Mio. E<strong>in</strong>wohnern 5 des Inselstaates zählen sich 80 Prozent dem Islamzugehörig. 6 Um diesen offensichtlichen Widerspruch h<strong>in</strong>reichend erklären zu können, ist diehistorische Vergangenheit und auch Gegenwart <strong>in</strong> <strong>West</strong> Papua zu berücksichtigen. Die erstenKolonisatoren im westlichen Teil der Insel Neugu<strong>in</strong>ea waren die Holländer (vgl. Abschnitt:E<strong>in</strong> geschichtlicher Abriss <strong>West</strong> Papuas), die die christliche Prägung der Papua durch die3 Als Urbevölkerung def<strong>in</strong>iere ich an dieser Stelle die ehemals schriftlosen Ethnien Papuas mit Platzrecht, die <strong>in</strong>vorstaatlichen Sozialstrukturen ohne e<strong>in</strong>e Zentral<strong>in</strong>stanz <strong>org</strong>anisiert gewesen s<strong>in</strong>d.4 Die Behauptung genauer zu klassifizieren ist kaum möglich, da vorhandene Statistiken nur die Gesamtbevölkerung,also <strong>in</strong>klusive den <strong>in</strong>donesischen Transmigranten, berücksichtigen.5 Lonely Planet Publications Pty Ltd 2000: Indonesia. Footscray, S. 546 Nohlen, D., Nuscheler, F. 1994: Handbuch der Dritten Welt, Südasien und Südostasien. Bonn, S. 3844


Situationsstudie <strong>zur</strong> <strong>demographischen</strong> <strong>Entwicklung</strong> <strong>in</strong> <strong>West</strong> Papua unter E<strong>in</strong>beziehung desFaktors: „christliche Religion“ Von: Steffen Keulig – Freunde der Naturvölker e. V.abendländische Kultur bereits vorzeichneten. Im dialektischen S<strong>in</strong>ne wirft dies natürlich dieFrage auf, wieso der restliche Teil Indonesiens islamisch wurde, obwohl auch er ehemaligesholländisches Kolonialgebiet war? Es erschließt sich aus der vorkolonialen Epoche dieserRegion. Diese pflegte bereits Jahrhunderte vorher <strong>in</strong>tensive Handelsbeziehungen mit demarabischen Raum, was bereits im 13. Jahrhundert zu ersten Staatsbildungen, wie Perlak aufAceh oder Melaka auf Malaysia führte. 7 E<strong>in</strong>e breite Islamisierung erfolgte dann im 14. – 16.Jahrhundert. 8 E<strong>in</strong>e endgültige Erklärung für die Christianisierung <strong>West</strong> Papuas ergibt sichschließlich aus der Neukolonialisation des westlichen Inselteils Neugu<strong>in</strong>eas durch Indonesienselbst, was bei der e<strong>in</strong>heimischen Bevölkerung zusätzlich e<strong>in</strong>e Gegenreaktion zum Islamauslöste. H<strong>in</strong>zu kommen der extrem expansive Charakter des Christentums und dessenf<strong>in</strong>anzielle Ausstattung, die es den christlichen Missionaren bis heute ermöglicht, weitausaktiver zu agieren als es der Islam jemals tat.Was als entscheidendes kulturelles Element für den Siegeszug des Christentums gelten kann,ist der sogenannte „Schwe<strong>in</strong>ekult“, der <strong>in</strong> <strong>West</strong> Papua bis <strong>in</strong> die Neuzeit e<strong>in</strong>e starkeBedeutung besitzt. 9 Für e<strong>in</strong>e Islamisierung der Papua, die den Verzehr von Schwe<strong>in</strong>efleischverbietet, hätte zusätzlich e<strong>in</strong>es ihres wichtigsten Kulturelemente elim<strong>in</strong>iert werden müssen.Diese historischen und kulturellen Aspekte bilden den Kern für die breite Christianisierungder Urbevölkerung <strong>West</strong> Papuas und me<strong>in</strong>es Fokus.Für e<strong>in</strong>en Vergleich der <strong>demographischen</strong> <strong>Entwicklung</strong> zwischen den Hoch- und Tieflandethnienhatte ich ursprünglich das Hochgebirge östlich des Baliemtals und die südlich davongelegene Asmat Tieflandregion gewählt. Aufgrund der f<strong>in</strong>anziellen Belastungen, die imAsmatgebiet angefallen wären, habe ich die Feldforschung für das Tieflandgebiet <strong>in</strong> dienördlich des Hochlandes liegende Mamberamo Region verlegt. Dort liegen dem Asmatgebiet7 Lonely Planet Publications Pty Ltd 2000: Indonesia. Footscray, S. 628 Nohlen, D., Nuscheler, F. 1994: Handbuch der Dritten Welt, Südasien und Südostasien. Bonn, S. 3859 Keulig, S. 2002: Alptraum Zivilisation - Zurück <strong>in</strong> die Ste<strong>in</strong>zeit. E<strong>in</strong>e Reise zu den WaldmenschenNeugu<strong>in</strong>eas. Rostock, S. 495


Situationsstudie <strong>zur</strong> <strong>demographischen</strong> <strong>Entwicklung</strong> <strong>in</strong> <strong>West</strong> Papua unter E<strong>in</strong>beziehung desFaktors: „christliche Religion“ Von: Steffen Keulig – Freunde der Naturvölker e. V.Abb 2: Mamberamogebiet 11Quelle: EigenanfertigungAbb 3: südlichesHochland 12Quelle: http://www.cs.utexas.edu/users/cl<strong>in</strong>e/papua/map.jpg/ [16.06.2003] verändert11 Eigenanfertigung12 http://www.cs.utexas.edu/users/cl<strong>in</strong>e/papua/map.jpg/ [16.06.2003] verändert7


Situationsstudie <strong>zur</strong> <strong>demographischen</strong> <strong>Entwicklung</strong> <strong>in</strong> <strong>West</strong> Papua unter E<strong>in</strong>beziehung desFaktors: „christliche Religion“ Von: Steffen Keulig – Freunde der Naturvölker e. V.2.1.Begriff, Geographie, Klima, Flora und Fauna Neugu<strong>in</strong>easE<strong>in</strong>leitend sollte nicht unerwähnt bleiben, dass es für Neugu<strong>in</strong>ea heute verschiedene Inselbzw.Inselteilbezeichnungen gibt, die aus der alten wie auch jungen Geschichte dieserErdregion resultieren. Während die gesamte Insel im allgeme<strong>in</strong>en unter dem NamenNeugu<strong>in</strong>ea bzw. New Gu<strong>in</strong>ea bekannt ist, stellt der Ostteil seit 1975 13 den unabhängigenStaat Papua New Gu<strong>in</strong>ea dar. Papua ist das portugiesische Wort für kraushaarige Menschen;Gu<strong>in</strong>ea h<strong>in</strong>gegen korrespondiert mit der Ähnlichkeit der E<strong>in</strong>heimischen <strong>zur</strong> afrikanischenBevölkerung. E<strong>in</strong>en Teil dieser Benennung durch die europäischen Entdecker übernahmendie Ure<strong>in</strong>wohner der Insel. Insbesondere die Bewohner des <strong>West</strong>teils der Insel bezeichnensich selbst als Papua und ihre angestammte Heimat, die Inselhälfte westlich des 141.Breitengrades, als <strong>West</strong>-Papua. Hauptsächlich ist dies sowohl <strong>in</strong> ihrer Unabhängigkeitsbewegungals auch <strong>in</strong> ihrem Wunsch nach Aufrechterhaltung ihrer Identität alseigenständiges Volk begründet. Die politische Deklaration des westlichen Inselteils wurdeim Verlauf der Geschichte mit den E<strong>in</strong>flüssen der jeweiligen Fremdbestimmung häufigmodifiziert. In der Epoche der Niederländischen Besatzung wurde der <strong>West</strong>teil Neugu<strong>in</strong>easals <strong>West</strong> New Gu<strong>in</strong>ea oder Dutch New Gu<strong>in</strong>ea bezeichnet. 14 Unter dem nach wie voranhaltenden <strong>in</strong>donesischen E<strong>in</strong>fluss spricht man erst offiziell von der Prov<strong>in</strong>z Irian Jaya, dass<strong>in</strong>ngemäß soviel wie „heißes bzw. aufsteigendes Land“ bedeutet. Irian, eigentlich e<strong>in</strong>Begriff von den Papua auf der Insel Biak, wurde jedoch während der holländischenBesatzung von <strong>in</strong>donesischer Seite her politisch umgedeutet als: „Ikut Republik IndonesiaAnti Nederland“, was übersetzt heißt: „Geme<strong>in</strong>sam mit der Republik Indonesien gegen dieNiederlande“. 15 Als Folge dieser <strong>Entwicklung</strong> wurden die Papua nicht nur von Seiten13 Naumann, G.o. J.: Neues Lexikon. Köln, S. 50014 Bundiardjo C., Liong L. S. 1988: <strong>West</strong> Papua: The Obliteration of a People. Tapol (Indonesia Human RightsCampaign), Thornton Heath, UK, S. v15 Lorenz, W.: http://home.snafu.de/watch<strong>in</strong>/II_April_2001/lexikon.htm [01.07.2003]8


Situationsstudie <strong>zur</strong> <strong>demographischen</strong> <strong>Entwicklung</strong> <strong>in</strong> <strong>West</strong> Papua unter E<strong>in</strong>beziehung desFaktors: „christliche Religion“ Von: Steffen Keulig – Freunde der Naturvölker e. V.Indonesiens, sondern im wesentlichen auch von der Weltöffentlichkeit demografischungerechtfertigt als Irianesen bezeichnet. Im Zuge der sogenannten speziellen Autonomie für<strong>West</strong> Papua im Jahre 2001 verabschiedete sich schließlich auch Indonesien von derBezeichnung Irian Jaya und führte offiziell den Begriff Papua für ihre Prov<strong>in</strong>z aufNeugu<strong>in</strong>ea e<strong>in</strong>. In Anlehnung an die übernommene Eigenbezeichnung der Ure<strong>in</strong>wohnerwerden hier künftig die Namen Papua für die Menschen und <strong>West</strong>-Papua für die InselhälfteVerwendung f<strong>in</strong>den. Die nachstehenden Ausführungen <strong>in</strong> diesem Kapitel betrachten die Inseljedoch nicht aus der politisch geteilten Perspektive, sondern als Ganzes.Neugu<strong>in</strong>ea ist mit 771.900 Quadratkilometern nach Grönland die zweitgrößte Insel der Welt.Ihre Form er<strong>in</strong>nert an e<strong>in</strong>en Vogel, dessen Kopf nach <strong>West</strong>en weist. Geographisch betrachtet,bildet Neugu<strong>in</strong>ea mit se<strong>in</strong>en etwa 600 dazugehörigen Inseln den größten Teil Melanesiensund damit das Tor zum Pazifikraum. Vor Zehntausenden Jahren verbanden LandbrückenNeugu<strong>in</strong>ea noch mit Australien und Teilen der Sunda-Inseln. Sowohl die Kont<strong>in</strong>entaldrift dermächtigen Erdplatten als auch der Anstieg des Meeresspiegels <strong>in</strong>folge der endenden Eiszeitsetzte dieser geographischen Zugehörigkeit schließlich e<strong>in</strong> Ende.Die Meeresgebiete um Neugu<strong>in</strong>ea wie die Basmarck-See im Norden, die Korallen-See imSüdosten und die Banda-See im Südwesten s<strong>in</strong>d tiefe Senken. Die Torres-Straße(Sahulschelf) und die Arafura-See (Sundaschelf) im Süden zählen jedoch zu flachen Schelfmeeren(etwa 60 Meter tief), die oft von zahlreichen Korallenriffen gesäumt s<strong>in</strong>d.Das zentrale Hochgebirge Neugu<strong>in</strong>eas, mit den Erhebungen der Carstensz-Spitze bzw.Puncak-Jaya (<strong>West</strong>-Papua) von 4884 Metern oder dem Mt. Wilhelm (Papua New Gu<strong>in</strong>ea) mit4474 Metern, durchzieht die Insel auf 1200 Kilometern 16 Länge wie e<strong>in</strong> Rückgrat. Es zähltdamit, neben dem Himalaja <strong>in</strong> Asien, zu den höchsten Gebirgen der östlichen Hemisphäre.Die schneebedeckten Gipfel s<strong>in</strong>d hierbei ausschließlich im <strong>West</strong>teil der Insel anzutreffen.Jene Gebirgsmassive, mit ihren unzähligen zerfurchten Seitentälern, falteten sich vor circa 3016 Kremnitz, W. A. 1988: Neugu<strong>in</strong>ea, Floristische und ethnobotanische Betrachtungen. Andechs-Fried<strong>in</strong>g, S. 299


Situationsstudie <strong>zur</strong> <strong>demographischen</strong> <strong>Entwicklung</strong> <strong>in</strong> <strong>West</strong> Papua unter E<strong>in</strong>beziehung desFaktors: „christliche Religion“ Von: Steffen Keulig – Freunde der Naturvölker e. V.Millionen Jahren und s<strong>in</strong>d damit so jung wie die europäischen Alpen. Das zerklüfteteGebirgsmassiv Neugu<strong>in</strong>eas fällt zu beiden Seiten stark ab und geht dort <strong>in</strong> ausgedehnteFlussebenen und Sumpflandschaften über. Die größten Flüsse auf der Insel s<strong>in</strong>d derMamberamo und der Sepik im nördlichen Gebiet sowie der Gigul und der Fly <strong>in</strong> dersüdlichen Region.Neugu<strong>in</strong>ea liegt <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en äußersten Grenzen zwischen dem Äquator und 10° südlicher Breiteund zählt somit klimatisch zu den Tropen. Zu den ökologisch wichtigsten Vegatationsformen<strong>in</strong> dieser Region gehören die um den Äquator konzentrierten immergrünen Feucht- undTrockenwälder. Beide Vegetationsformen werfen periodisch Laub ab und werden imallgeme<strong>in</strong>en als Regenwald def<strong>in</strong>iert.Grundlegend ist die Vegetation der Insel auf das Klima <strong>zur</strong>ückzuführen, dass <strong>in</strong> dieser Regionweniger von der Temperatur (durchschnittlich 25 Grad im Flachland), als vielmehr von denRegenfällen bestimmt wird. Dadurch unterscheidet man ke<strong>in</strong>e wie <strong>in</strong> Europa typischenJahreszeiten, sondern zwischen Trocken- und Regenperioden, die regional überausverschieden s<strong>in</strong>d. Im allgeme<strong>in</strong>en fallen aber die Niederschläge das ganze Jahr über. Vonetwa Mitte Dezember bis Mitte Mai herrscht Nordost-Monsun vor, während <strong>in</strong> der restlichenZeit der auflandige Südost-Passat den Regen br<strong>in</strong>gt.Die Flora Neugu<strong>in</strong>eas, wovon etwa nur 60 Prozent bekannt s<strong>in</strong>d, ist eng verwandt mit derSüdostasiens und zählt mit zu den artenreichsten der Welt. Alle<strong>in</strong> die Artenzahl derSamenpflanzen gehört zu den höchsten aller Florengebiete der Erde. Die bekannte Artenzahlumfasst <strong>in</strong>sgesamt über 12.000 katalogisierte Blütenpflanzen, davon 2500 Orchideenarten.E<strong>in</strong> Großteil ist endemisch, d.h. ihr Vorkommen ist ausschließlich auf die Insel beschränkt.Schätzungen über die Gesamtartenzahl liegen bei etwa 20.000. 17 Zum Vergleich: <strong>in</strong>Deutschland existieren nur circa 2700 Pflanzenarten. 1817 Kremnitz, W. A. 1988: Neugu<strong>in</strong>ea, Floristische und ethnobotanische Betrachtungen. Andechs-Fried<strong>in</strong>g, S. 1118 Bayrhuber, H., Kull, U. (Hrsg.) 1998: L<strong>in</strong>der Biologie. Hannover, S. 11310


Situationsstudie <strong>zur</strong> <strong>demographischen</strong> <strong>Entwicklung</strong> <strong>in</strong> <strong>West</strong> Papua unter E<strong>in</strong>beziehung desFaktors: „christliche Religion“ Von: Steffen Keulig – Freunde der Naturvölker e. V.Lebermoosen (Triandrophyllum heterophyllum) bewachsen und Bartflechten (Usnea sp.)behangen s<strong>in</strong>d. 23 Ab 3900 Metern wird die Vegetation niedriger und weicht zunehmendMyrten- und Rhododendrongewächsen (Vicc<strong>in</strong>ium, Dimorphanthera). E<strong>in</strong>e Graslandschaftmit Enzian und Edelweis, durchsetzt mit bodendeckenden Moosen und Flechten auf kargenBöden, schiebt sich schließlich bis an die Eisgrenze.Im Gegensatz <strong>zur</strong> Pflanzenwelt ist die Tierwelt Neugu<strong>in</strong>eas eng verwandt mit der Australiensund ist durch die ehemals vorhandenen Landbrücken erklärbar. Auch die Fauna zeichnetsich, wie die Pflanzenwelt, durch e<strong>in</strong>en außerordentlichen und größtenteils endemischenArtenreichtum aus. So gibt es neben etwa 70 Arten von Beuteltieren (Marsupialia) auch 130Säugetierarten, davon alle<strong>in</strong> 70 Fledermausarten. Das skurrilste unter den Säugetieren istsicherlich der Langschnabeligel, e<strong>in</strong> sogenanntes Kloakentier und eierlegender Säuger. Zuden häufigsten Beutlern zählen das Kuskus (Phalanger cuscus), das Opossum, das Wallabie(Macropus L<strong>in</strong>cah), das Baumkänguru (7 Arten) sowie die Beutelmäuse, die überwiegend zuden nachtaktiven Insektenfressern gehören. Darüber h<strong>in</strong>aus gibt es e<strong>in</strong>e Vielzahl vonNagetieren (56 Arten). Die Warane (Gattung Varanus) kommen mit etwa 50 Arten aufNeugu<strong>in</strong>ea vor. Sie s<strong>in</strong>d gute Schwimmer und ausgesprochene Räuber, die alles jagen, wassie entsprechend ihrer Größe erlegen können.Der größte Vertreter von den über 700 auf der Insel vorkommenden Vogelarten, ist derKasuar (Casuarius casuarius), e<strong>in</strong> straußenähnlicher Laufvogel, der e<strong>in</strong>e Größe von 1,80Meter erreichen und bis zu 80 Kilogramm schwer werden kann. Die Krontaube (Gouravictoria), als größter Vertreter aller Taubenarten auf der Welt, ist ebenfalls endemisch.Unbestritten der Spektakulärste unter den Vogelarten ist jedoch der Paradisvogel (z.B.:Paradisea m<strong>in</strong>or). Von den bislang 43 bekannten Arten leben alle<strong>in</strong> 36 auf Neugu<strong>in</strong>ea.Schlangen s<strong>in</strong>d bis zu Höhen von etwa 2000 Metern überall anzutreffen. Viele von ihnen,wie die bis zu drei Meter lange Taipan (Oxyuranus scuttelatus) oder die Todesotter23 Kremnitz, W. A. 1988: Neugu<strong>in</strong>ea, Floristische und ethnobotanische Betrachtungen. Andechs-Fried<strong>in</strong>g, S. 3913


Situationsstudie <strong>zur</strong> <strong>demographischen</strong> <strong>Entwicklung</strong> <strong>in</strong> <strong>West</strong> Papua unter E<strong>in</strong>beziehung desFaktors: „christliche Religion“ Von: Steffen Keulig – Freunde der Naturvölker e. V.(Achanthopsis antarcticus), s<strong>in</strong>d hochgiftig. Krokodilarten gibt es zwei, das Leisten- und dasNeugu<strong>in</strong>eakrokodil. Während das Leistenkrokodil bis zu zehn Meter lang werden kann unddadurch auch nicht vor Menschen <strong>zur</strong>ückschreckt, erreicht das sich hauptsächlich vonFischen ernährende Neugu<strong>in</strong>eakrokodil selten mehr als vier Meter. Man f<strong>in</strong>det dasNeugu<strong>in</strong>eakrokodil überwiegend <strong>in</strong> Flüssen und <strong>in</strong> den ausgedehnten Sumpflandschaften, dasLeistenkrokodil auch im Salzwasser des Meeres.Wohl die fasz<strong>in</strong>ierendste Artenfülle stellt die Insektenwelt, von der schätzungsweise nurcirca e<strong>in</strong> Drittel aller hier vorkommenden Arten bekannt s<strong>in</strong>d. Ihren Formen und Farben s<strong>in</strong>dke<strong>in</strong>e Grenzen gesetzt. Oft überrascht e<strong>in</strong> Insekt mit e<strong>in</strong>er Größe bis 25 Zentimetern, wieStabheuschrecken oder Gottesanbeter<strong>in</strong>nen. Bei den Schmetterl<strong>in</strong>gen seien hier <strong>in</strong>sbesonderedie Vogelflügler (Ornithoptera priamus, O. poseidon) genannt, die mit zu den größten Tagfalternder Welt zählen und e<strong>in</strong>e geschlechtsspezifische Körpergröße von bis zu 20 bis 30Zentimetern erreichen können. Bei den Sp<strong>in</strong>nen liegt die heute bekannte Artenzahl bei circa3000, wobei Schätzungen von der doppelten Anzahl ausgehen. 24 Ihre Klassifizierung wird <strong>in</strong>zwei Gruppen unterteilt und richtet sich jeweils nach der Jagdmethode; entweder mit oderohne Netz. Während beispielsweise die Spr<strong>in</strong>gsp<strong>in</strong>nen (Salticidea) ihre Opfer tagsüberanspr<strong>in</strong>gen und mittels Gift töten, vermag die Radsp<strong>in</strong>ne (Nephila maculata) Netze von biszu e<strong>in</strong>em Meter Durchmesser zu bauen. 25In den Gewässern <strong>in</strong> und um Neugu<strong>in</strong>ea gibt es derzeit etwa 1000 bekannte Fischarten. Auchdies ist nach Schätzungen von Experten noch nicht e<strong>in</strong>mal die Hälfte aller vorkommendenArten. In den für viele Papua <strong>zur</strong> Ernährung wichtigen Süßwasserflüssen kommen unteranderen Regenbogenfische vor, die <strong>in</strong> 160 Arten unterteilt werden.Heute ist die ursprüngliche Vegetation Neugu<strong>in</strong>eas bereits „<strong>in</strong>ternationalisiert“, d. h. e<strong>in</strong>maldurch von Außen e<strong>in</strong>geführte Arten (Neophyten) durchsetzt oder <strong>in</strong>folge anthropogener24 Kremnitz, W. A. 1988: Neugu<strong>in</strong>ea, Floristische und ethnobotanische Betrachtungen. Andechs-Fried<strong>in</strong>g, S. 3625 Melcher H.: http://www.harald-melcher.de/haupt/fauna.htm [01.07.2003]14


Situationsstudie <strong>zur</strong> <strong>demographischen</strong> <strong>Entwicklung</strong> <strong>in</strong> <strong>West</strong> Papua unter E<strong>in</strong>beziehung desFaktors: „christliche Religion“ Von: Steffen Keulig – Freunde der Naturvölker e. V.E<strong>in</strong>griffe degradiert. E<strong>in</strong>ige gestalterische Naturraumveränderungen, wie beispielsweisedurch die Feldbauern im Hochland, trugen dazu bei, e<strong>in</strong>e entfernte Art von Kulturlandschaftzu schaffen und die ursprüngliche Vegetation örtlich begrenzt zu verdrängen. Das geschahbeispielsweise bei der Jahrhunderte oder sogar Jahrtausende 26 <strong>zur</strong>ückliegenden E<strong>in</strong>fuhr derBatate (Süßkartoffel). Diese bewirkte bei den Papua e<strong>in</strong>e besonders nachhaltigeAkkulturation, da die Ausnutzung selbst hochwertiger Wildfrüchte zunehmend vernachlässigtwurde. Insbesondere <strong>in</strong> den letzten Jahrzehnten kommt es durch den gezielten E<strong>in</strong>griffvon Menschen <strong>in</strong> das natürliche Ökosystem neben e<strong>in</strong>em Rückgang der Waldflächen zu e<strong>in</strong>erextremen Abnahme des vegetationsgebundenen Nährelementevorrats, des Wurzelfilzes, zuschnellerem Humusabbau und zum Verlust des gesamten Oberbodens durch Erosion, so dassneue Flächenausweitungen <strong>zur</strong> Nahrungsmittelproduktion die Konsequenz s<strong>in</strong>d. Vorrangigverantwortlich für diese <strong>Entwicklung</strong> s<strong>in</strong>d weniger die <strong>in</strong> der traditionellenSubsistenzwirtschaft angelegten Mischkulturen der Papua, sondern es s<strong>in</strong>d vielmehr dieausgedehnten Viehweiden und Monokulturen. Offensichtlich ist dies erst e<strong>in</strong>mal auf diesteigende menschliche Population durch zuziehende <strong>in</strong>donesischer Siedler (Transmigranten)<strong>zur</strong>ückzuführen. Diese betrieben die Ausweitung des argrar<strong>in</strong>dustriellen Sektors mitDüngung und Schadstoffmittele<strong>in</strong>satz gegen Ungeziefer und Wildpflanzen. Jene neue Formder Bewirtschaftung wurde teilweise von den E<strong>in</strong>heimischen übernommen.Bei der Fauna sche<strong>in</strong>t diese <strong>Entwicklung</strong> offensichtlich noch nicht der Fall zu se<strong>in</strong>, obwohlauch dort schon e<strong>in</strong> Artenrückgang zu verzeichnen ist. Diese Annahmen genauer zuklassifizieren stößt auf die enorme Schwierigkeit, dass von den vorhandenen Arten bisher nure<strong>in</strong> gewisser Teil biologisch erfasst ist und viele Arten möglicherweise vom Antlitz der Inselverschw<strong>in</strong>den werden ohne jemals bekannt geworden zu se<strong>in</strong>.26Letzteres ersche<strong>in</strong>t aufgrund alter Handelsbeziehungen zum melanesischen bzw. südostasiatischen Raumdurchaus zutreffender. Vgl.: Kremnitz, Walter A. 1988: Neugu<strong>in</strong>ea, Floristische und ethnobotanischeBetrachtungen. Andechs-Fried<strong>in</strong>g, S. 1015


Situationsstudie <strong>zur</strong> <strong>demographischen</strong> <strong>Entwicklung</strong> <strong>in</strong> <strong>West</strong> Papua unter E<strong>in</strong>beziehung desFaktors: „christliche Religion“ Von: Steffen Keulig – Freunde der Naturvölker e. V.Die vielfältigen Wirkungen der Umwelt<strong>in</strong>dikatoren, <strong>in</strong>sbesondere die des Wasserhaushalts derLandschaften, besitzen jedoch nicht nur unterschiedliche E<strong>in</strong>flüsse auf die Vegetation und daslandwirtschaftliche Arbeitsjahr der E<strong>in</strong>heimischen, sondern auch auf das Vorkommen vonTieren, das wiederum auf die Menschen selbst prägend wirkt. Dadurch s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e Vielzahl vonunterschiedlichen Kulturen entstanden, die sich ihrer Mitwelt auf e<strong>in</strong>zigartige Weiseangepasst haben.2.2. E<strong>in</strong> geschichtlicher Abriss <strong>West</strong> PapuasNegroide Menschen, aus dem melanesischen und austronesischen Raum kommend,besiedelten als erste paläolithische Jäger- und Sammlergruppen Schätzungen zufolge vorungefähr 50.000 Jahren 27 im Zuge der Würmeiszeit die Insel. Es spricht e<strong>in</strong>iges dafür, dasswährend dieser Eiszeit der Meeresspiegel <strong>in</strong> dieser Erdregion etwa 130 Meter tiefer lag unddie flachen Meeressenken um Neugu<strong>in</strong>ea trocken lagen. Über diese Landbrücken zwischenNeugu<strong>in</strong>ea, den Sunda<strong>in</strong>seln bzw. Molukken erreichten die ersten Menschengruppen dieInsel. Andere schienen durchaus bereits die nautischen Fähigkeiten besessen zu haben, auchaufgrund der kurzen Distanzen zwischen den Inseln, über die See mit Booten nachNeugu<strong>in</strong>ea gelangt zu se<strong>in</strong>. E<strong>in</strong>e weitere E<strong>in</strong>wanderungswelle aus der südostasiatischenRegion vor etwa 8000 Jahren brachte größere, jedoch ebenfalls dunkle Menschen <strong>in</strong>s Land. 28Die Verwandtschaft der heutigen Ure<strong>in</strong>wohner zu ihren negroiden Vorfahren ist nochdeutlich zu erkennen. Die Papua s<strong>in</strong>d im allgeme<strong>in</strong>en dunkelhäutig, kraushaarig undvergleichend betrachtet weitgehend dem Afrikaner ähnlich. Obwohl sich die Anthropologennicht ganz e<strong>in</strong>ig s<strong>in</strong>d, ist die südwärts gerichtete Siedlungsbewegung der negroiden Altvölker27 Obwohl sich die Fachleute nicht e<strong>in</strong>ig s<strong>in</strong>d, e<strong>in</strong>ige Quellen sprechen von 25.000 Jahren, ersche<strong>in</strong>t diese Zahlwohl eher als wahrsche<strong>in</strong>lich, weil sie mit den frühesten menschlichen Funden auf Australien zeitlich <strong>in</strong> etwaübere<strong>in</strong>stimmt. Vgl. auch: Debout, M. 1990: K<strong>in</strong>der der Ste<strong>in</strong>zeit? Edition aragon, Moers, S. 2928 Nohlen D., Nuscheler F. (Hrsg.) 1978: Handbuch der Dritten Welt. Band 4, Hamburg, S. 53116


Situationsstudie <strong>zur</strong> <strong>demographischen</strong> <strong>Entwicklung</strong> <strong>in</strong> <strong>West</strong> Papua unter E<strong>in</strong>beziehung desFaktors: „christliche Religion“ Von: Steffen Keulig – Freunde der Naturvölker e. V.wahrsche<strong>in</strong>lich auf ihre Verdrängung durch mongolide Wanderbewegungen aus demzentralasiatischen Raum <strong>zur</strong>ückzuführen.Neben e<strong>in</strong>em breitgesichtigen gedrungenen Typus (Hochlandpapua), der dem Melanesiernahesteht, gibt es auch schmale, hakennasige Menschen, die relativ groß gewachsen s<strong>in</strong>d undzwischen den Flüssen Gigul und Fly leben. Zu ihnen gehören beispielsweise die Ethnien derJabga, Jenan, Keraki und Wiram. 29 Während im <strong>West</strong>en der Insel eher e<strong>in</strong> negroidasiatischerE<strong>in</strong>fluss erkennbar ist, herrscht im äußersten Süden, nahe der Torresstraße, deraustralische Typus vor und ist durch das „nahe“ (200 Kilometer) australische Festlandschlüssig nachzuvollziehen. Zu ihnen zählen unter anderen die Volksgruppen der Kiwai undGogodara. Auch gibt es im Hochland pygmäenhafte Menschen, die oft nicht mehr als 150Zentimeter Körperhöhe erreichen, wie die Eipo (Mek) östlich des Baliemtals, dieGoliathbergpygmäen, die Tapirobergpygmäen oder die Pesechem im Dikà-Panarà-Gebiet. 30In Neugu<strong>in</strong>ea kennt man 1097 Sprachen(!) 31 , die sich wiederum <strong>in</strong> viele Dialekte unterteilen.Die Sprachen der e<strong>in</strong>zelnen Völker können hierbei so unterschiedlich se<strong>in</strong> wie Deutsch undJapanisch! Auf der gesamten Insel gibt es 806 32 verschiedene ethnische Gruppen, wovon 188für <strong>West</strong>-Papua ausgewiesen s<strong>in</strong>d und unter welchen 265 Sprachen 33 verwendet werden.Diese Ethnien unterteilen sich wiederum <strong>in</strong> Klane, die sich noch weiter <strong>in</strong>verwandtschaftliche Kle<strong>in</strong>gruppen differenzieren lassen. Während mehr als die Hälfte (58%)der verwendeten Sprachen von weniger als jeweils 1000 Menschen gesprochen werden, wirdnur 1 Prozent der Sprachen von mehr als 20.000 Menschen benutzt. Bei etwa fünf Prozent29 Bernatzik H. A. (Hrsg.) 1954: Die neue große Völkerkunde. Völker und Kulturen der Erde. Band 2, Frankfurta. M., S. 35830 Bernatzik H. A. (Hrsg.) 1954: Die neue große Völkerkunde. Völker und Kulturen der Erde. Band 2, Frankfurta. M., S. 35231 Summer Institute of L<strong>in</strong>guistics: http://www.ethnolgue.com_country.asp?name=Papua+New+Gu<strong>in</strong>ea[10.06.2003]32 APFT Pilot Report 1999:A POPULATION STRUCTURE AND DIVERSITY.http://www.lucy.ukc.uk/Sonja/RF/Ukpr/NG04.htm [01.07.2003]33 Summer Institute of L<strong>in</strong>guistics: http://www.ethnolgue.com_country.asp?name=Indonesia+%Irian+Jaya%29[10.06.2003]17


Situationsstudie <strong>zur</strong> <strong>demographischen</strong> <strong>Entwicklung</strong> <strong>in</strong> <strong>West</strong> Papua unter E<strong>in</strong>beziehung desFaktors: „christliche Religion“ Von: Steffen Keulig – Freunde der Naturvölker e. V.der Sprachen kennt man aufgrund fehlender Kontakte bzw. mangelnder Daten bis heute nichte<strong>in</strong>mal die dazugehörige Population. 34 Dass diese Angaben nicht als statisch zu <strong>in</strong>terpretierens<strong>in</strong>d, bed<strong>in</strong>gt sich durch die Form und den Zeitpunkt jeglicher Datenerhebung, die immer mitdynamischen Prozessen, natürlichen wie unnatürlichen Ursprungs, wechselseitig konkurrieren.Hier der vorläufige Sprachanteil <strong>zur</strong> Population (Dez. 2001):Abb 4: Sprachanteil 35Sprachanteil auf die Gesamtbevlkerung227%36%44%55%158%100-5001000-50005000-1000010000-20000unbekannt12345Anzahl an Menschen,die e<strong>in</strong>e Sprachesprechen.Quelle: EigenanfertigungDie Sprachen werden <strong>in</strong> verschiedene Hauptgruppen unterteilt, die dem Urherkunftsgebietder E<strong>in</strong>wanderer bzw. der Siedlungsnähe zu anderen Erdregionen zugrunde liegen. Nebenden weitverbreiteten Melanesischen Sprachen im Osten Neugu<strong>in</strong>eas, gibt es die Ost<strong>in</strong>dischenSprachen (Süd-Halmahera) im äußersten <strong>West</strong>teil der Insel, während im Süden die34 APFT Pilot Report 1999: A POPULATION STRUCTURE AND DIVERSITY.http://www.lucy.ukc.uk/Sonja/RF/Ukpr/NG04.htm [01.07.2003]35 Eigenanfertigung18


Situationsstudie <strong>zur</strong> <strong>demographischen</strong> <strong>Entwicklung</strong> <strong>in</strong> <strong>West</strong> Papua unter E<strong>in</strong>beziehung desFaktors: „christliche Religion“ Von: Steffen Keulig – Freunde der Naturvölker e. V.Australischen Sprachen vorherrschen. Alle übrigen Idiome werden zu den Papua-Sprachengerechnet. 36Man nimmt an, dass die weitere Besiedlung der Insel <strong>in</strong> mehreren Wellen erfolgte. Mitdiesen Zuwanderern, so vermutet man, kamen auch die ersten Hausschwe<strong>in</strong>e auf die Insel.Vor etwa 12.000 Jahren 37 erfolgte aufgrund massiver Überschwemmungen der Tieflandregionendie Bildung der heutigen Inselform und die Besiedlung der Gebirgszonen. Mitdiesem erneuten Anstieg des Meeresspiegels wurde Neugu<strong>in</strong>ea wie auch Australien von derAußenwelt abgeschnitten. Archäologen fanden <strong>in</strong>des Belege dafür, dass der Anbau vonKulturpflanzen und Be- bzw. Entwässerungssysteme im Hochland bereits vor mehr als 6000Jahren bekannt war. 38 Jene Hochlandethnien waren jedoch nicht immer Feld- bzw.Bodenbauern. E<strong>in</strong>st waren sie überwiegend Jäger und Sammler und zogen als Nomaden bzw.Vaganten umher. Das Fehlen größerer Tiere zwang sie offenbar dazu, sesshaft zu werdenund Feld- bzw. Bodenbau zu betreiben, der ihre ursprüngliche Sammel- und Jagdorientierungaufgrund der veränderten Lebensbed<strong>in</strong>gungen <strong>zur</strong>ückdrängte. Sie übernahmen allmählichden melanesischen Brandrodungsfeldbau und begannen, feste Dorfgeme<strong>in</strong>schaften zugründen. Heute leben fast 40 Prozent aller Papua <strong>in</strong> Höhenlagen zwischen 1400 und 2700Meter. 39Am 20. Juni 1546 entdeckte der Spanier Inigo Ortiz de Reyes die Insel Neugu<strong>in</strong>ea und nahmdas Land für se<strong>in</strong>en König <strong>in</strong> Besitz. Die neuentdeckte Küste bezeichnete nach dem VorbildGu<strong>in</strong>ea <strong>in</strong> <strong>West</strong>afrika: Nueva Gu<strong>in</strong>ea. 40 Doch wie so oft <strong>in</strong> damaliger Zeit, <strong>in</strong> der vor allemSpanier und Portugiesen die Weltmeere <strong>zur</strong> Erkundung ferner Gestade durchsegelten, ist bis36 Bernatzik, H,. A. (Hrsg.) 1954: Die neue große Völkerkunde. Völker und Kulturen der Erde. Band 2, Frankfurta. M., S. 35737 Debout, M. 1990: K<strong>in</strong>der der Ste<strong>in</strong>zeit? Edition aragon, Moers, S. 2938 Powell, J., M. 1976: Ethnobotany. In: Paijmans K.: New Gu<strong>in</strong>ea Vegetation. Amsterdam, Oxford, New York,S. 106 ff39 Debout, M. 1990: K<strong>in</strong>der der Ste<strong>in</strong>zeit? Edition aragon, Moers, S. 2940 Budiardjp, C., Liong, L., S. 1988: <strong>West</strong> Papua: The Obliteration of a People. Thornton Heath, S. 219


Situationsstudie <strong>zur</strong> <strong>demographischen</strong> <strong>Entwicklung</strong> <strong>in</strong> <strong>West</strong> Papua unter E<strong>in</strong>beziehung desFaktors: „christliche Religion“ Von: Steffen Keulig – Freunde der Naturvölker e. V.heute nicht geklärt, wer als erster wo was entdeckt hatte, weil die Fahrten und ihreErgebnisse meist geheim gehalten wurden und damalige Seekarten recht ungenau waren. Soist sich die Geschichtsschreibung nicht e<strong>in</strong>ig darüber, ob es nun Reyes oder bereits derPortugiese J<strong>org</strong>e de Meneses war, der Neugu<strong>in</strong>ea als erster entdeckte. Im allgeme<strong>in</strong>en jedochwird der Ruhm letzterem, dem portugiesischem Gouverneur der Molukken, zugesprochen. Ersoll bereits 1526 mit e<strong>in</strong>em Schiff an der Küste gelandet se<strong>in</strong>. Dort traf er erstmals auf dieBewohner der Insel, die mit Speeren, Pfeilen und Bogen bewaffnet waren. Ihre Körper seienmit grellen Farben furchterregend bemalt gewesen. Da auch er die verblüffende Ähnlichkeitmit den Bewohnern der westafrikanischen Küste wahrnahm, taufte er das Land „Ihlos dosPapuas“, die Insel der Kraushaarigen.Im 19. Jahrhundert begann auch die <strong>in</strong>tensive Landnahme. Die Niederlande okkupierten am28. August 1828 offiziell die <strong>West</strong>hälfte der Insel bis zum 141. Längengrad und verleibtensie ihrem Kolonialreich „Niederländisch Indien“ e<strong>in</strong>. 41 1949 erlangte Indonesien se<strong>in</strong>eUnabhängigkeit unter Führung Sukarnos von der niederländischen Kolonialregierung. 42 Dasdamalige <strong>in</strong>donesische Staatsgebiet erstreckte sich östlich bis vor die Küste <strong>West</strong> Papuas zuden Molukken, südlich bis nach <strong>West</strong> Timor, westlich bis Sumatra und nördlich bis Borneo.Im sogenannten Canberra Agreement von 1959 hatten die Holländer und Australienbeschlossen, der gesamten Insel die Unabhängigkeit zu geben. 43 1961 jedoch hatteIndonesien unter Führung des Präsidenten Sukarno e<strong>in</strong>e Kampagne gegen Kolonialismus undImperialismus gestartet und forderte die E<strong>in</strong>verleibung <strong>West</strong> Papuas, dass zu damaliger Zeitnoch holländisches Kolonialgebiet war, <strong>in</strong> die Republik Indonesien. Das Bestreben wurdevon Staaten aus Afrika, Asien, Late<strong>in</strong>amerika und der ehemaligen UdSSR unterstützt. Aufdiesen Druck h<strong>in</strong> unterzeichneten die Niederlande und Indonesien 1962 e<strong>in</strong>e neuerliche41 Budiardjp, C., Liong, L., S. 1988: <strong>West</strong> Papua: The Obliteration of a People. Thornton Heath, S. 242 Nohlen, D., Nuscheler, F. 1994: Handbuch der Dritten Welt, Südasien und Südostasien. Bonn, S. 38743 Djopari, J., RG. 1993: Pemberontakan Organisasi Papua Merdeka. Jakarta, S. 3620


Situationsstudie <strong>zur</strong> <strong>demographischen</strong> <strong>Entwicklung</strong> <strong>in</strong> <strong>West</strong> Papua unter E<strong>in</strong>beziehung desFaktors: „christliche Religion“ Von: Steffen Keulig – Freunde der Naturvölker e. V.Vere<strong>in</strong>barung, das „New York Agreement“. 44 Die Übere<strong>in</strong>kunft sicherte dem Volk <strong>West</strong>Papuas bis Ende 1969 (Artikel 20) e<strong>in</strong>e unabhängige Volksabstimmung zu. DieVere<strong>in</strong>barung regelte auch, dass als Übergang die Verwaltung ab dem 01. 10. 1962 fürsieben Monate an die United Nations Temporary Executive Authority (UNTEA) g<strong>in</strong>g.Anschließend übernahm Indonesien mit massivem Militäre<strong>in</strong>satz die Verwaltung und damitMachthoheit über <strong>West</strong> Papua. Danach folgte das, was als „The Act of Free (NO) Choice“ <strong>in</strong>die jüngste Geschichte des Landes e<strong>in</strong>g<strong>in</strong>g. 1.025 „Papua-Vertreter“ aus Kreisen derpolitischen (<strong>in</strong>donesischen) Parteien und ausgewählte Prov<strong>in</strong>zräte bildeten achtKommissionen. 45 Jede Kommission musste zu e<strong>in</strong>em „e<strong>in</strong>heitlichen“ Beschluss kommen,wenn das Territorium nicht mehr e<strong>in</strong> Teil Indonesiens bleiben solle. Die „Volksvertreter“beschlossen am 02. 08. 1969 e<strong>in</strong>stimmig die Zugehörigkeit zu Indonesien. WeltweiteProteste gegen die Art und Weise der Wahl wurde von Seiten Indonesiens ignoriert. E<strong>in</strong>eschlüssige Konsequenz für das erneut se<strong>in</strong>er Eigenständigkeit beraubte Volk <strong>in</strong> <strong>West</strong> Papuawar die Bildung der Befreiungs<strong>org</strong>anisation OPM (Organisasi Papua Merdeka - OrganisationFreies Papua) im August 1965. 46Mitte 1998 erhob sich der Volkszorn <strong>in</strong> Teilen des <strong>in</strong>donesischen Inselstaates gegen denStaatschef Suharto, dessen Diktatur mit e<strong>in</strong>em Putsch gegen Sukarno 1965 begonnen hatte. 47Nach Habibie und Wahid ist nun Frau Megawati Sukarnoputri Präsident<strong>in</strong> Indonesiens. ImJahre 2001 bewilligte Indonesien der Unruheprov<strong>in</strong>z <strong>West</strong> Papua e<strong>in</strong>e spezielle Autonomie,die den politischen Vertretern zum<strong>in</strong>dest theoretisch e<strong>in</strong>e Art Selbstverwaltung auf dempolitischen wie ökonomischen Sektor zugestand. Diese spezielle Autonomie wird jedoch bisheute von breiten Teilen der Papua Bevölkerung und ihren politischen Vertretern abgelehnt.Der nach wie vor wichtigste Grund dafür ist, dass die Schlüsselpositionen <strong>in</strong> Politik und44 Budiardjp, C., Liong, L., S. 1988: <strong>West</strong> Papua: The Obliteration of a People. Thornton Heath, S. 1145 Budiardjp, C., Liong, L., S. 1988: <strong>West</strong> Papua: The Obliteration of a People. Thornton Heath, S. 2546 Budiardjp, C., Liong, L., S. 1988: <strong>West</strong> Papua: The Obliteration of a People. Thornton Heath, S. 6347 Nohlen, D., Nuscheler, F. 1994: Handbuch der Dritten Welt, Südasien und Südostasien. Bonn, S. 38921


Situationsstudie <strong>zur</strong> <strong>demographischen</strong> <strong>Entwicklung</strong> <strong>in</strong> <strong>West</strong> Papua unter E<strong>in</strong>beziehung desFaktors: „christliche Religion“ Von: Steffen Keulig – Freunde der Naturvölker e. V.Wirtschaft immer noch mit Indonesiern bzw. Indonesien-Treuen besetzt s<strong>in</strong>d. DieseApartheid zwischen Indonesiern und Papuas bestimmt das gesellschaftliche Spektrum <strong>in</strong><strong>West</strong> Papua. Politisch betrachtet kann die junge Geschichte Indonesiens <strong>in</strong> vier Phasenbeschrieben werden:1950 – 1957 die parlamentarische Demokratie (Sukarno)1957 – 1965 die gelenkte Demokratie (Sukarno)ab 1965 die neue Ordnung (Suharto) 48ab 1998 die Öffnungsphase (Habibie, Wahid, Megawati)2.3. Die gesellschaftliche und demografische <strong>Entwicklung</strong> <strong>in</strong> <strong>West</strong> PapuaSeit die Niederlande 1928 das Territorium <strong>West</strong> Papuas <strong>in</strong> ihr Kolonialreich „NiederländischIndien“ e<strong>in</strong>gliederten, hatten sie bis auf wenige Ausnahmen nur die Küstenregionen unterihre Kontrolle gebracht. Im Schutze der Kolonialmacht folgten auch die Missionare,gründeten Außenposten und Schulen. Wie schleppend jedoch zu dieser Zeit dieMissionierungsversuche voranschritten, belegen folgende Zahlen:„Pada tanggal 5 Februari tahun 1935, tercacat lebih dari 50.000 orang menganutagama Kristen Protestan. ... Pada tahun 1933 tercacat sebanyak 7.100 orangpemuluk agama Katolik.“ 49Dies bedeutet, dass es den Missionaren <strong>in</strong>nerhalb von fast 80 Jahren bis 1935 nur gelungenwar, 50.000 Papua zu Protestanten und bis zum Jahre 1933 nur 7.100 Papua zu Katholiken zubekehren. Ähnlich sah es im Bildungssektor aus:48 Nohlen, D., Nuscheler, F. 1994: Handbuch der Dritten Welt, Südasien und Südostasien. Bonn, S. 38749 Djopari, J., RG. 1993: Pemberontakan Organisasi Papua Merdeka. Jakarta, S. 4722


Situationsstudie <strong>zur</strong> <strong>demographischen</strong> <strong>Entwicklung</strong> <strong>in</strong> <strong>West</strong> Papua unter E<strong>in</strong>beziehung desFaktors: „christliche Religion“ Von: Steffen Keulig – Freunde der Naturvölker e. V.„Tercatat bahwa pada tahun 1961 terdapat 496 sekolah misi tanpa subsididengan+ - 20.000 ribu murid. Sekolah dasar yang bersubsidi sebanyak 776dengan jumlah murid pada tah<strong>in</strong> 1961 sebanyak + - 45.000 ribu murid, ... . Padatahun 1961 tercatat 1000 murid belajardi sekolah menengah pertama, 95 orangIrian belajar di luar negeri yaitu di Belanda, Port Moresby dan Australia... .“ 50Bis zum Jahre 1961 existierten 496 Religionsschulen mit etwa 20.000 Schülern und 776Grundschulen mit etwa 45.000 Schülern. Von 1000 Schülern studierten 95 im Ausland, wieHolland, Port Moresby und Australien.Diese Zahlen belegen, dass erst ungefähr Mitte letzten Jahrhunderts die Papua quantitativwirklich messbar <strong>in</strong> unsere Zivilisationsgesellschaft e<strong>in</strong>gegliedert worden s<strong>in</strong>d. Dass dabeidie Missionstätigkeit e<strong>in</strong>e entscheidende Rolle spielte, verdeutlicht die Christianisierung imHochland westlich des Baliemtals durch deutsche Evangelisten. Die Entscheidung, dieHochland Papuas durch deutsche Missionare zu christianisieren, fiel am 16. 11. 1959 <strong>in</strong> derMissionshauptversammlung der „Rhe<strong>in</strong>ischen Missionsgesellschaft“, heute die Vere<strong>in</strong>igteEvangelische Mission (VEM), mit der Begründung: „Eile ist <strong>in</strong>sofern geboten, da sonst zubefürchten ist, daß die Katholiken, die seit 1905 <strong>in</strong> <strong>West</strong>-Neugu<strong>in</strong>ea arbeiten, dort mit derArbeit e<strong>in</strong>setzen könnten... .“ 51Interview vom 05. 03. 2003 mit Klaus Reuter, deutscher Missionar <strong>in</strong> Anggruk:Er er<strong>in</strong>nere sich noch wie Gestern, als er mit e<strong>in</strong> paar e<strong>in</strong>heimischen Helferne<strong>in</strong>e Landepiste <strong>zur</strong> Vorbereitung e<strong>in</strong>er Missionsstation anzulegen begann. Dieheutige Ortschaft Kosarek im angrenzenden Mek Land gab es noch nicht, nurRegenwald und vere<strong>in</strong>zelte Dörfer der Mek, die durch ihre Kle<strong>in</strong>wüchsigkeit50 Djopari, J., RG. 1993: Pemberontakan Organisasi Papua Merdeka. Jakarta, S. 4851 VEM-Chronik: 1989: Mission im Baliem-Jalimo.23


Situationsstudie <strong>zur</strong> <strong>demographischen</strong> <strong>Entwicklung</strong> <strong>in</strong> <strong>West</strong> Papua unter E<strong>in</strong>beziehung desFaktors: „christliche Religion“ Von: Steffen Keulig – Freunde der Naturvölker e. V.zu den Bergpygmäen gezählt werden. Von „Befriedung“ der damals rechtkriegerischen Bergstämme konnte noch ke<strong>in</strong>e Rede se<strong>in</strong>. Ab und zu gab eszwischen den Klans vere<strong>in</strong>zelte Scharmützel, die oftmals auch mit rituellemKannibalismus e<strong>in</strong>herg<strong>in</strong>gen. Mit vielen Geschenken habe sich Reuter von denMek die Erlaubnis geholt, nahe der Siedlung Yoromas e<strong>in</strong>e Landepiste <strong>in</strong> denWald zu schlagen, wo später die Ortschaft Kosarek entstehen sollte. Es war diee<strong>in</strong>zige Stelle <strong>in</strong> dem zerklüfteten Bergareal, die dafür wegen ihrer Ebenheitüberhaupt <strong>in</strong> Frage kam. Daraufh<strong>in</strong> hatte Reuter wochenlang mit se<strong>in</strong>enHelfern Baum für Baum mit der Axt geschlagen, bis plötzlich e<strong>in</strong> weiteresVordr<strong>in</strong>gen durch die Mek untersagt wurde. Das angrenzende Waldstück warheilig, denn dort wohnten die Geister ihrer Vorfahren. Für Reuter war das e<strong>in</strong>Schlag! Ohne e<strong>in</strong>e ausreichend lange Landebahn würde ke<strong>in</strong> Flugzeug hierlanden, und ohne Nachschub aus der Luft blieb e<strong>in</strong>e Missionsstation <strong>zur</strong>Christianisierung der Mek e<strong>in</strong>e Illusion. Mit weiteren Geschenken und vielÜberzeugungsarbeit gelang es ihm schließlich die Mek erneut umzustimmen.Ke<strong>in</strong> Wunder, war doch der materielle Überfluss der Fremden e<strong>in</strong> Zeichenihrer Überlegenheit für die damals noch <strong>in</strong> der Ste<strong>in</strong>zeit lebenden Bergvölker.Die Mek warnten jedoch die Fremden; sie wüßten nicht, wie ihre Geisterreagieren würden und verzogen sich aus Angst vor deren fürchterlicheReaktion auf die gegenüber liegende Seite des Tales. Von dort ausbeobachteten sie gespannt das weitere Geschehen, als Reuter begann dieheiligen Bäume für se<strong>in</strong>e Landebahn zu fällen. Aber nichts passierte. Zögerlichkamen die Mek wieder näher und als immer noch ke<strong>in</strong>er ihrer Geister dieFremden zerschmetterte, begriffen sie und sagten: „Eure Götter müssen stärkerse<strong>in</strong>!“24


Situationsstudie <strong>zur</strong> <strong>demographischen</strong> <strong>Entwicklung</strong> <strong>in</strong> <strong>West</strong> Papua unter E<strong>in</strong>beziehung desFaktors: „christliche Religion“ Von: Steffen Keulig – Freunde der Naturvölker e. V.„Das war der Moment, an dem wir sie endgültig knackten“, sagte mir Reutervoller stolz auf se<strong>in</strong> Unternehmen.Aber es lief nicht immer so. Im Jahre 1973, so Reuter, schlug sich e<strong>in</strong>Missionsangestellter aus Koropun bis zu ihm durch. Was er berichtete, wolltezunächst ke<strong>in</strong>er zu glauben, erst recht nicht verstehen: die Missionsstation <strong>in</strong>Koropun sei niedergebrannt und alle Missionare von den Mek verspeistworden. Koropun war die südöstlich von Anggruk gelegen Missionsstation imMek–Land und nur mit dem Flugzeug oder zu Fuss <strong>in</strong> tagelangen Märschen zuerreichen. E<strong>in</strong> eilig <strong>org</strong>anisierter Aufklärungsflug bestätigte den Boten: Überder zerstörten Mission stand noch Rauch und die Landepiste war durch Gräben,die die Mek gegraben hatte, unbrauchbar geworden. E<strong>in</strong> Hilfeschrei der VEMnach Wamena, der Distrikthauptstadt im Hochland <strong>West</strong> Papuas, rief das<strong>in</strong>donesische Militär auf den Plan. Was folgte war e<strong>in</strong> grausames Gemetzelunter den Mek, so Reuter: „Man schoss quasi auf alles, was sich bewegte.“Damit brachte man die Mek wieder <strong>zur</strong> Räson. Erst Wochen später kam dieWahrheit ans Tageslicht. Die Missionare <strong>in</strong> Koropun, e<strong>in</strong> Holländer und e<strong>in</strong>Indonesier, hatten die Mek im Namen des Herren manipuliert, sie mitNahrungsmitteln und jungen Mädchen kostenlos vers<strong>org</strong>en zu lassen. Dieholländischen Clubsessel, die sie sich hatten e<strong>in</strong>fliegen lassen, waren daskle<strong>in</strong>ere Problem. Irgendwann war den Mek die Tyrannei der beidenHeilsbr<strong>in</strong>ger zu viel gewesen und sie reagierten traditionell. Sie brannten dasHaus Gottes bis auf die Grundmauern nieder und verspeisten die Missionare,die den Mek so viel Leid beschert hatten.Auch die demografischen Veränderungen zwischen dem Verhältnis von Papua und Nicht-Papua setzten erst spürbar mit der E<strong>in</strong>gliederung <strong>West</strong> Papuas <strong>in</strong>s <strong>in</strong>donesische Staatsgebilde25


Situationsstudie <strong>zur</strong> <strong>demographischen</strong> <strong>Entwicklung</strong> <strong>in</strong> <strong>West</strong> Papua unter E<strong>in</strong>beziehung desFaktors: „christliche Religion“ Von: Steffen Keulig – Freunde der Naturvölker e. V.1963 e<strong>in</strong>. Das Transmigrationsprogramm (Transmigrasi), u. a. auch von Weltbankgeldernf<strong>in</strong>anziert, hatte mehrere Ziele:a) die Überbevölkerung auf anderen <strong>in</strong>donesischen Inseln, wie Java, abbauen undb) e<strong>in</strong> ethnisches Gleichgewicht zwischen Papua und Nicht-Papua <strong>in</strong> <strong>West</strong> Papuaschaffen.Das Transmigrationsprogramm ist e<strong>in</strong> wesentlicher Faktor anti-<strong>in</strong>donesischer E<strong>in</strong>stellungen<strong>in</strong>nerhalb der Papua-Bevölkerung, die sich von den Zuwanderern qualitativ wie quantitativan den Rand gedrängt fühlen. 1.460.846 E<strong>in</strong>heimische und 772.684 Zuwanderer lebten imJahr 2000 <strong>in</strong> <strong>West</strong> Papua. 52 Mehr als e<strong>in</strong> Drittel der Gesamtbevölkerung besteht demnach ausMigranten und deren Nachkommen; <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Gebieten s<strong>in</strong>d die Papua bereits <strong>zur</strong>M<strong>in</strong>derheit geworden. Transmigration wird von etlichen Papua als neue Form desKolonialismus wahrgenommen, da Regierungs-, Verwaltungs- und Militärposten unterSuharto fast ausschließlich mit Nicht-Papuas besetzt wurden und der ökonomische Sektor bisheute von Migranten dom<strong>in</strong>iert wird. Restaurants, Banken, Hotels, Essens- und Marktständesowie öffentliche Transportmittel s<strong>in</strong>d zu fast hundert Prozent <strong>in</strong> den Händen vonZuwanderern. Aufgrund der Überfremdung, den sicherheitspolitischen Aspekten und derökonomischen wie kulturellen Diskrim<strong>in</strong>ierung e<strong>in</strong>heimischer Gruppen, die <strong>in</strong> Papua durchdie extrem unterschiedliche Kultur nachhaltiger als <strong>in</strong> anderen Zielgebieten greift, ist dieTransmigration nach Papua besonders umstritten.Bereits 1902, drei Jahre vor dem offiziellen Beg<strong>in</strong>n des niederländischenKolonisierungsprogrammes, siedelten die Niederländer die ersten Javaner nach Merauke ander Südspitze Papuas. Ab 1908 wurden weitere Siedler aus Java und Ost-Timor <strong>in</strong> das Gebietum Merauke angesiedelt. Die landwirtschaftliche Produktion der Zuwanderer dientese<strong>in</strong>erzeit hauptsächlich der Vers<strong>org</strong>ung der niederländischen Regierungsbeamten sowohl <strong>in</strong>52 Barr, J. 2002: Gedanken über Papua - Völkermord könnte die Zukunft se<strong>in</strong>. In: <strong>West</strong> Papua Netzwerk (Hg.):<strong>West</strong> Papua Rundbrief Nr. 23, S. 926


Situationsstudie <strong>zur</strong> <strong>demographischen</strong> <strong>Entwicklung</strong> <strong>in</strong> <strong>West</strong> Papua unter E<strong>in</strong>beziehung desFaktors: „christliche Religion“ Von: Steffen Keulig – Freunde der Naturvölker e. V.Merauke als auch auf Java, wo e<strong>in</strong>e Nahrungsmittelknappheit den Import vonAgrarprodukten erforderlich machte. 53 1964 kamen die ersten Zuwanderer unter der<strong>in</strong>donesischen Regierung nach Papua. Damals wurden die Umsiedler aber noch nicht alsTransmigranten, sondern als Pelopor Pembangunan Irian Barat, als <strong>Entwicklung</strong>spionieredes westlichen Irians bezeichnet. Die Ansiedlung konzentrierte sich weiter auf die MeraukeRegion, die sich <strong>in</strong> den Folgejahren zu e<strong>in</strong>em Zentrum der Transmigration auf Papuaentwickelte und deren Fläche 1984 zu zwei Dritteln aus Transmigrantensiedlungen bestand. 54Die Transmigration im Jahre 1964 war <strong>in</strong>des m<strong>in</strong>imal: im Ganzen kamen 48 Familien nachPapua, davon 27 nach Kumbe (Landkreis Merauke), 12 nach Manokwari und neun Familiensiedelten nach Dosai (Landkreis Jayapura). 55 In den darauf folgenden Jahrzehntenentwickelten sich zudem die Regionen um Jayapura, Manokwari, Sorong, Nabire und Fak-Fak zu Ansiedlungszentren.53 Mampioper, D., o. J. : Transmigrasi di Tanah Papua Membangun Siapa?. Jayapura, S. 1-254 Tapol (Hg.) 1984: Tapol Bullet<strong>in</strong> No. 61, S. 255 Mampioper, D., o. J. : Transmigrasi di Tanah Papua Membangun Siapa?. Jayapura, S. 127


Situationsstudie <strong>zur</strong> <strong>demographischen</strong> <strong>Entwicklung</strong> <strong>in</strong> <strong>West</strong> Papua unter E<strong>in</strong>beziehung desFaktors: „christliche Religion“ Von: Steffen Keulig – Freunde der Naturvölker e. V.Abb 5: Transmigrantionsgebiete <strong>in</strong> <strong>West</strong> Papua 56Quelle: Nach e<strong>in</strong>er Vorlage von Forest Watch Indonesia 1999 sowie TAPOL Bullet<strong>in</strong> No. 62, März 1984/verändert und angefertigt von Krist<strong>in</strong>a NeubauerDen ersten deutlichen Höhepunkt der Transmigration erreichte Papua während des drittenFünfjahresplans (1979-1984), als 19.391 Familien oder 80.835 Personen angesiedelt wurden.Die damalige Schwerpunktverlagerung ist auf die zunehmende Landknappheit der ZielgebieteSumatra und Sulawesi <strong>zur</strong>ückzuführen. 57 Aufgrund f<strong>in</strong>anzieller Probleme konnte das Ziel von56 Nach e<strong>in</strong>er Vorlage von Forest Watch Indonesia 1999 sowie TAPOL Bullet<strong>in</strong> No. 62, März 1984/ verändert57 Petocz, G., R. 1989: Conservation and Development <strong>in</strong> Irian Jaya. New York, Leiden, Kopenhagen, S. 83-8428


Situationsstudie <strong>zur</strong> <strong>demographischen</strong> <strong>Entwicklung</strong> <strong>in</strong> <strong>West</strong> Papua unter E<strong>in</strong>beziehung desFaktors: „christliche Religion“ Von: Steffen Keulig – Freunde der Naturvölker e. V.275.000 Umsiedlern für Repelita IV nicht erreicht werden 58 , weshalb die eigenverantwortlicheTransmigration verstärkt propagiert wurde und seit Ende der 80er diestaatlich geförderte Transmigration um e<strong>in</strong> vielfaches übersteigt 59 .3. Die Feldforschung <strong>zur</strong> demografischen <strong>Entwicklung</strong> der Papua3.1. E<strong>in</strong> soziologisches Vorwort <strong>zur</strong> Traditionsgeme<strong>in</strong>schaftDas durch die verschiedenen Klimate begründete unterschiedliche biologische Geschehen aufder Insel hat e<strong>in</strong>e entscheidende Lenkwirkung auf die Lebensweise der Papua entfaltet. Nebender ökonomischen und genetischen Anpassung an ihren Lebensraum, der sogenanntenbiologischen Evolution, wie Körpergröße und Stoffwechsel, entwickelten die spezifischenPapuageme<strong>in</strong>schaften im Zuge der kulturellen Evolution e<strong>in</strong> ebenso ausgeprägtes sozialesVerhalten. Wie im überwiegenden Teil des melanesischen Kulturraumes hat sich auch für diePapua e<strong>in</strong> Leben <strong>in</strong> Familien-, Klan-, und Stammesverbänden ohne den Zwang e<strong>in</strong>erübergeordneten und <strong>in</strong>stitutionalisierten anonymen Hierarchiegesellschaft als die für sie sozialzweckmäßigste und ökologisch s<strong>in</strong>nvollste Lebensform erwiesen. Das gesamte Spektrummenschlichen Zusammenlebens, sozial, religiös und ökonomisch, <strong>in</strong> sich stimmig, begründetee<strong>in</strong>e weitgehend egalitäre Organisationsform, die noch heute <strong>in</strong> den traditionellenPapuageme<strong>in</strong>schaften trotz aller „Moderne“ oftmals verankert ist. Egalität bedeutet die„Gleichheit“ aller Geme<strong>in</strong>schaftsmitglieder. D. h., dass annähernd genauso vieleStatuspositionen <strong>in</strong>nerhalb der Geme<strong>in</strong>schaft existieren, wie Personen, die diese nach ihrenjeweiligen Fähigkeiten und Leistungen ausfüllen können. Diese Form der sozialenOrganisation f<strong>in</strong>det man hauptsächlich bei spezialisierten Wildbeutergruppen <strong>in</strong> denRegenwaldzonen des Tieflandes, wie bei den Korowai oder Asmat. Abweichungen bestätigenaber auch hier die Regel. Solche Ausnahmen entwickelten sich vor allem <strong>in</strong> größeren und58 Dauth, J. 1983: Der geplante Exodus. In: die Weltmission. Wuppertal, S. 1559 Petocz, G., R. 1989: Conservation and Development <strong>in</strong> Irian Jaya. New York, Leiden, Kopenhagen, S. 84-8529


Situationsstudie <strong>zur</strong> <strong>demographischen</strong> <strong>Entwicklung</strong> <strong>in</strong> <strong>West</strong> Papua unter E<strong>in</strong>beziehung desFaktors: „christliche Religion“ Von: Steffen Keulig – Freunde der Naturvölker e. V.komplexeren Stammesverbänden oder zeitweiligen Zusammenschlüssen zu Festen oder auchKriegen, wie bei den Yali im zentralen Hochland Neugu<strong>in</strong>eas. Dort etablierte sich diesogenannte Rang-Gesellschaft, die weniger gesellschaftliche Positionen durch ihre sozialeStruktur v<strong>org</strong>ibt, als die zu ihrer Ausfüllung befähigten Personen. D. h., dass sich e<strong>in</strong> ersterSchritt h<strong>in</strong> zum Konkurrenzverhalten um die begrenzten Positionen existiert. Aber auch <strong>in</strong>dieser sozialen Organisation ist das Pr<strong>in</strong>zip der Egalität durch die Chancengleichheit allerMitglieder gewährt. Individuelle Herrschaft, durch e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>stitutionalisierte Zwangsgewaltabgesichert wie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Staat oder Königreich, gibt es faktisch nicht. Der moderne,dom<strong>in</strong>ierende Gedanke, erst sei das Individuum mit all se<strong>in</strong>en Rechten und danach dieGeme<strong>in</strong>schaft, <strong>in</strong> die es je nach verhandelbaren Voraussetzungen teilweise oder auch nichte<strong>in</strong>tritt, ist die Umkehrung des solidarischen Pr<strong>in</strong>zips der Papua. Damit ist geme<strong>in</strong>t, dass imGegensatz zum modernen Paradigma e<strong>in</strong>er Geme<strong>in</strong>schaftsstruktur Individuen geschichtlichstets erst aus Geme<strong>in</strong>schaften herv<strong>org</strong>egangen s<strong>in</strong>d. Weder historisch noch der Natur desMenschen entsprechend „kann es e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>dividualistischen Naturzustand vor allerGeme<strong>in</strong>schaft gegeben haben.“ 60 Die traditionelle Individualität der Papua gedeihtdementsprechend nur soweit, wie sie im Bezugsrahmen <strong>zur</strong> Allgeme<strong>in</strong>heit vertretbar ist. D. h.<strong>in</strong>nerhalb ihrer Sozialverbände existiert auch ke<strong>in</strong> Zwang, se<strong>in</strong>en Platz <strong>in</strong> der Gesellschaft zusuchen, weil jeder se<strong>in</strong>en Platz hat. Aufgrund dieses Wissens steigt die Selbst-Sicherheit undverm<strong>in</strong>dert den Zwang bzw. das Bedürfnis nach Konkurrenzverhalten und Absicherung se<strong>in</strong>esEigentums durch e<strong>in</strong>e Fremd<strong>in</strong>stanz (Staatenbildung).„Es gibt ke<strong>in</strong>e Hackordnung, die sich auf physische Überlegenheit gründet ...ke<strong>in</strong>e hierarchische Ordnung, die ihren Ursprung <strong>in</strong> anderen Quellen der Machthätte, wie Reichtum, ererbte Klassenprivilegien, e<strong>in</strong> militärisches oder politisches60 Meyer-Abich, K., M. 1997: Politisch philosophischer Epilog. In: Ders., Praktische Naturphilosophie.Er<strong>in</strong>nerungen an e<strong>in</strong>en Traum. München, S. 44930


Situationsstudie <strong>zur</strong> <strong>demographischen</strong> <strong>Entwicklung</strong> <strong>in</strong> <strong>West</strong> Papua unter E<strong>in</strong>beziehung desFaktors: „christliche Religion“ Von: Steffen Keulig – Freunde der Naturvölker e. V.Amt. ... Es hat den Ansche<strong>in</strong>, dass die primitivsten menschlichen Gesellschaftengleichzeitig auch die egalitärsten s<strong>in</strong>d. Das dürfte damit zusammenhängen, dasdiese Art von Gesellschaft durch ihre rudimentäre Technologie mehr und öfter alsjede andere auf Zusammenarbeit angewiesen ist.“ (nach E. R. Service) 61Damit existiert auch ke<strong>in</strong>e politische Steuerung als zielgerichtetes Gestaltungsmittel derGesellschaft im modernen S<strong>in</strong>ne. Vielmehr kennzeichnen Zyklen, wie die Kooperationennach Altersklassen mit altersabhängigen Kompetenzen, die Papuagesellschaften. Vieles wasals gerichteter Prozess ersche<strong>in</strong>t, wie das e<strong>in</strong>zelne Leben, die Heirat oder die Lösung vonKonflikten, stellen für die Papua e<strong>in</strong> ständiges und immer wiederkehrendes auf und ab dar.Wie Sonnenaufgang und –untergang folgen diese Zyklen vertrauten Mustern. So gibt es<strong>in</strong>nerhalb ihrer sozialen Gefüge Mechanismen, z. B. die Zerstückelung des Nachlasses e<strong>in</strong>eserfolgreichen Männes von hohem Rang mit vielen Frauen unter viele Erben, die der Bildunglangfristiger Herrschaftszentren, als direkte Folge von Besitz und Rang, entgegen arbeiten.Sie stellen sozusagen die Gleichheit der Ausgangsbed<strong>in</strong>gung zwischen allenGeme<strong>in</strong>schaftsmitgliedern wieder her. Hierzu gehören auch sogenannte„Segmentationsprozesse“ 62 , um derartige Ausgangsbed<strong>in</strong>gungen erneut zu schaffen. Wird z.B. e<strong>in</strong>e Gruppe zu kle<strong>in</strong>, um überleben zu können, schließt sie sich e<strong>in</strong>er benachbartenGeme<strong>in</strong>schaft an und verschmilzt mit ihr. Ist jedoch e<strong>in</strong>e Gruppe <strong>in</strong> diesem System zu großund zu mächtig geworden, spaltet sie sich auf, weil sie durch mangelnden Druck kle<strong>in</strong>ererGruppen von Außen ihren <strong>in</strong>neren Konflikten (Rangpositionen) nachgibt.Gleichwohl kommt es auch bei den Papua h<strong>in</strong> und wieder zu Territorialkonflikten, wenn seitGenerationen überlieferte Grenzen bewusst oder unbewusst nicht mehr akzeptiert oderverletzt werden. Aber auch dann greifen erst e<strong>in</strong>mal Kompensationsstrategien vor bl<strong>in</strong>der61 Fromm, E. 1994: Anatomie der menschlichen Destruktivität, Re<strong>in</strong>beck, S. 161- 16262 Sigrist, C. 1967: Regulierte Anarchie. Olten, Freiburg, S. 32 ff31


Situationsstudie <strong>zur</strong> <strong>demographischen</strong> <strong>Entwicklung</strong> <strong>in</strong> <strong>West</strong> Papua unter E<strong>in</strong>beziehung desFaktors: „christliche Religion“ Von: Steffen Keulig – Freunde der Naturvölker e. V.Gewalt, die im traditionellen Recht (adat) der Papua als Konsensgebot tief verwurzelt s<strong>in</strong>d.Diese Konsensf<strong>in</strong>dung korrespondiert zweifelsfrei auch ihre egalitäre Organisationsform, die<strong>in</strong>dividuelle bzw. von e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en privilegierten M<strong>in</strong>derheit lancierte Besitzstands- undE<strong>in</strong>flussexpansion zum kollektiven Wahn (Volk ohne Raum) manipuliert ausschließt. Dastraditionelle Recht der Papua ist <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Auslegung und Anwendung äußerst flexibel undkann von Fall zu Fall modifiziert werden. Dadurch ist jeder Konflikt e<strong>in</strong>zigartig und nicht -wie im modernen Rechtsempf<strong>in</strong>den - als Präzedenzfall anzusehen. Da ke<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>heitlicheRechtsprechung existiert, variieren die Normen für Konfliktlösungen zwischen verschiedenensozialen Ebenen und oftmals zwischen den Individuen von Fall zu Fall und von Lage zu Lage.Zudem kann fast jede Tat, ob Frauenraub oder sogar Mord, durch Sühne-Zahlung bzw.Gegenleistung geschlichtet werden. Jeder Verstoß zieht also automatisch Austauschprozessezwischen den Parteien nach sich. Diese Prozesse verkomplizieren sich umso mehr, jeabstrakter die Gleichsetzung des Ungleichen erforderlich wird. Der Äquivalententausch, wiez. B. Schwe<strong>in</strong>e gegen e<strong>in</strong> Menschenleben, muss dabei e<strong>in</strong>en Konsens zwischen denBedürfnissen des Geschädigten (z. B. H<strong>in</strong>terbliebene e<strong>in</strong>es Getöteten) und den Gebrauchswertder Sache (z. B. Schwe<strong>in</strong>e) des Tauschenden (z. B. Täter) herstellen. Noch heute gilt <strong>in</strong> vielenRegionen, <strong>in</strong> denen <strong>in</strong>takte Geme<strong>in</strong>schaften vorhanden s<strong>in</strong>d, e<strong>in</strong> Vergehen erst dann alsgeahndet, wenn der geschädigten Partei e<strong>in</strong> entsprechendes Äquivalent gezahlt wurde.Darüber h<strong>in</strong>aus betrifft e<strong>in</strong> Vergehen im traditionellen Rechtssystem der Papua erst e<strong>in</strong>malnur zwei Parteien. Nur wenn der aus diesem Rechtsverstoß resultierende Schaden durch e<strong>in</strong>enE<strong>in</strong>zelnen mangels Konsensf<strong>in</strong>dung oder mangels e<strong>in</strong>er aufzubr<strong>in</strong>genden Gegenleistung nichtkompensiert werden kann, treten die Geme<strong>in</strong>schaft und danach der Klan <strong>in</strong> Ersche<strong>in</strong>ung. Esist e<strong>in</strong>e komplizierte Handlungsabfolge, da für jeden Schritt entsprechende Autoritäten mitgroßem Verhandlungsgeschick <strong>zur</strong> Schlichtung erforderlich s<strong>in</strong>d. Hat sich zuvor der/ die e<strong>in</strong>esVergehens Beschuldigte der Geme<strong>in</strong>schaft oder dem Klan gegenüber unsolidarisch bzw.<strong>in</strong>dividualistisch verhalten, entfällt auch die geme<strong>in</strong>schaftliche Kompensationshilfe für ihn/32


Situationsstudie <strong>zur</strong> <strong>demographischen</strong> <strong>Entwicklung</strong> <strong>in</strong> <strong>West</strong> Papua unter E<strong>in</strong>beziehung desFaktors: „christliche Religion“ Von: Steffen Keulig – Freunde der Naturvölker e. V.sie. Erst dann zerbricht das Konsensgebot und dem/ der Beschuldigten trifft die ganze Härteder geschädigten Partei. Wenn nötig, werden dann verletzte Rechte auch mit Gewaltwiederhergestellt.Das Recht der Papua ist e<strong>in</strong>e Grundfunktion ihrer Lebensbed<strong>in</strong>gungen und ihrer gesamtenKultur, die auf dem Pr<strong>in</strong>zip von Leistung und Gegenleistung fußt. Hierzu gehörenVergeltung, Arbeitshilfe auf Gegenseitigkeit, Erwiderung e<strong>in</strong>es Geschenkes, Austausch vonTöchtern zwischen exogamen Gruppen, Inzestverbot und vieles mehr. Dieses Pr<strong>in</strong>zip desgegenseitigen Austausches ist die Grundlage für ihr menschliches Gerechtigkeitsgefühl unddamit allen Rechts. Da sich <strong>in</strong> allen Lebensbereichen der Papua religiöse oderweltanschauliche Wertvorstellungen im Rechtsempf<strong>in</strong>den und se<strong>in</strong>er Praxis bemerkbarmachen, stellt das traditionelle Recht ke<strong>in</strong>e eigenständige von anderen Lebensbereichenlosgelöste Kulturersche<strong>in</strong>ung dar. In se<strong>in</strong>er Funktion dient es sowohl der Ordnung dessozialen Verhaltens nach allgeme<strong>in</strong> anerkannten Regeln, wie auch der Kontrolle und wennnötig e<strong>in</strong>er Sanktion. Auch für die Papua ist das Spannungsfeld zwischen Ordnung, Kontrolleund Zwang, wenngleich ohne Institutionen moderner Art, die Grundvoraussetzung für dasFunktionieren ihrer Geme<strong>in</strong>schaften und kooperativen Mite<strong>in</strong>anders. Die Bed<strong>in</strong>gungen fürVerhalten als Resultat e<strong>in</strong>es Entscheidungsprozesses der Individuen unterliegen immer zweiAspekten. Es s<strong>in</strong>d die aus den Wünschen und Zielen der Individuen hervor gegangenenPräferenzen für e<strong>in</strong>e Entscheidung, und es s<strong>in</strong>d die Restriktionen, die denHandlungsspielraum aufgrund der Gesellschaftsstruktur begrenzen. Präferenzen undRestriktionen s<strong>in</strong>d demnach der Raum für <strong>in</strong>dividuelles Verhalten <strong>in</strong>nerhalb derPapuageme<strong>in</strong>schaft. Voraussetzung ist aber immer, dass m<strong>in</strong>destens zweiHandlungsalternativen existieren. 6363 De Haan, G., Kuckartz, U. 1996: Umweltbewusstse<strong>in</strong>. Denken und Handeln <strong>in</strong> Umweltkrisen. Opladen, S. 222ff33


Situationsstudie <strong>zur</strong> <strong>demographischen</strong> <strong>Entwicklung</strong> <strong>in</strong> <strong>West</strong> Papua unter E<strong>in</strong>beziehung desFaktors: „christliche Religion“ Von: Steffen Keulig – Freunde der Naturvölker e. V.Diese Form des Zusammenlebens ist die Basis der Papua und e<strong>in</strong> ungeschriebenes Gesetz,dessen Moralität und Funktionalität dem Bezug <strong>zur</strong> Geme<strong>in</strong>schaft Rechnung trägt. Nicht alse<strong>in</strong>zelnes Individuum, sondern als aktiver Teil se<strong>in</strong>er Gruppe genießt e<strong>in</strong> Papua den Schutzund die Geb<strong>org</strong>enheit dieser Ordnung. Damit steht nicht der E<strong>in</strong>zelne im Vordergrund,sondern die Geme<strong>in</strong>schaft, zu deren funktionieren jedes Mitglied se<strong>in</strong>en Beitrag zu leisten hat.Individuelle Ausnahmen und die mit ihr korrelierende Anerkennung von Herrschaft alsgesellschaftliche Regel 64 existiert nicht. Das bedeutet, dass das Individualrecht demGeme<strong>in</strong>schaftsrecht strikt untergeordnet ist. Erfolge und Misserfolge, Freude und S<strong>org</strong>enbetreffen jeden, gehören allen und s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>gebettet <strong>in</strong> e<strong>in</strong> soziales Systems des Mite<strong>in</strong>anders.Die gegen- und allseitige Partizipation der Papua ist die Grundlage ihrer Zugehörigkeit <strong>zur</strong>Geme<strong>in</strong>schaft.3.2. Die traditionelle Ökonomie im Hochland von <strong>West</strong> PapuaAlle Ökonomien der Papua <strong>in</strong> den ländlichen Gebieten zeichnen sich durch e<strong>in</strong>e re<strong>in</strong>eSubsistenzwirtschaft aus; sie betreiben Bodenbau, Tierzucht, Jagen und Sammeln. Durchdiese Selbstvers<strong>org</strong>ung mit Nahrungsmitteln leben sie weitestgehend eigenständig, obwohlsie die „Segnungen“ der Zivilisation, wie Metall oder Kleidung, zu schätzen wissen. Durchdie recht unterschiedliche Landschaftsstruktur kennen <strong>in</strong>sbesondere die Bewohner desHochlands wie die Yali drei verschiedene Arten von Feldern. In steilen Hanglagenentwickelten sie e<strong>in</strong>en sogenannten „Stützpfosten-Feldbau“. Dabei benutzen sie Hölzer, umdie fruchtbare Erde aufzuschütten und festhalten zu können. An seichteren Hängen reicht es,Terrassen anzulegen oder Senken zu nutzen. Auf flachen Talböden kommt unter anderen derHochbeetfeldbau mit e<strong>in</strong>em Dra<strong>in</strong>agesystem vor. Neben diesem Feldbau, wie imbeschriebenen Hochland, existiert diese Art der Kultivierung <strong>in</strong> stark modifizierter Formnatürlich auch entlang der Küsten- und <strong>in</strong>nerhalb der Tieflandgebiete. Darüber h<strong>in</strong>aus gibt es64 Kohlmann, U. 1997: Dialektik der Moral. Untersuchungen <strong>zur</strong> Moralphilosophie Adornos. Lüneburg, S. 6934


Situationsstudie <strong>zur</strong> <strong>demographischen</strong> <strong>Entwicklung</strong> <strong>in</strong> <strong>West</strong> Papua unter E<strong>in</strong>beziehung desFaktors: „christliche Religion“ Von: Steffen Keulig – Freunde der Naturvölker e. V.noch den sogenannten „Waldbau“, der hauptsächlich <strong>in</strong> Regenwaldklimaten angewandt wird.Zweifelsfrei ist dabei die Ernte der Feldbauern gegenüber der der Waldbauern wesentlichergiebiger, da erstens weniger Arbeitsaufwand durch den Wegfall der Rodung anfällt undzweitens die Fruchtbarkeit des Bodens im Regenwald wesentlich ger<strong>in</strong>ger (Mangel anNitraten und Basen) ist als beispielsweise auf flachen Talböden, wo sich vielfach von denerodierenden Berghängen ausgewaschene und nährstoffreiche Sedimente ansammeln.Sowohl Yams (Dioscorea sp.) als auch Taro (Colocasia sp.), beides stärkehaltigeKnollenfrüchte, bildeten über Tausende von Jahren die zwei wichtigsten Grundnahrungsmittelder E<strong>in</strong>heimischen auf der Insel. In Neugu<strong>in</strong>ea unterscheidet man zwischendem Sumpftaro und dem Trockentaro, die vermutlich aus dem <strong>in</strong>dischen Raum bereits vor5000 Jahren auf die Insel kamen. Darüber h<strong>in</strong>aus kennt man als wichtigste Nahrungsmittel:Pandanus (Pandanus sp.), Sago (Metrxylon rumphii), Brotfrucht (Artocarpus altilis),Süßkartoffel (Ipomoea batatas), Kürbiss (Cucurbita sp.), Erdnuss (Arachis hypogaea) sowieverschiedene Fruchtsorten: Rosenapfel (Syzygium malaccense), Karambol (Averrhoacarambola) und Bananen (Musa sp.) 65 , die jedoch nicht unbed<strong>in</strong>gt kultiviert werden, sondernauch wild vorkommen. Herausragende Bedeutung hat <strong>in</strong>sbesondere bei den Tieflandbewohnerndas Sago, dessen Gew<strong>in</strong>nung an späterer Stelle noch genauer beschrieben wird.Über diese Palette der Grundnahrungsmittel h<strong>in</strong>aus existieren noch viele andere Pflanzen, diebei der Urbevölkerung als Genuss- bzw. Heilmittel Verwendung f<strong>in</strong>den. Die wohlbekannteste Pflanze ist die Betelnusspalme (z.B.: Areca catechu) 66 , deren Frucht bei Frauenund Männern <strong>zur</strong> Stimulans genutzt wird. Meist wird der Fruchtkern zerteilt und mit Kalk,Salz oder Zimt und dem jungen, weiblichen Blüten des Betelpfeffers <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Blatt derselbenPflanze gerollt und gekaut. Dabei entfaltet sich die für Betelnüsse typische Rotfärbung.Durch die Alkaloide und Gerbstoffe <strong>in</strong> der Frucht fördert das Betelnusskauen die65Kremnitz, W., A. 1988: Neugu<strong>in</strong>ea, Floristische und ethnobotanische Betrachtungen. Andechs-Fried<strong>in</strong>g, S.51-53/ 58/ 68-6966 Kremnitz, W., A. 1988: Neugu<strong>in</strong>ea, Floristische und ethnobotanische Betrachtungen. Andechs-Fried<strong>in</strong>g, S. 6335


Situationsstudie <strong>zur</strong> <strong>demographischen</strong> <strong>Entwicklung</strong> <strong>in</strong> <strong>West</strong> Papua unter E<strong>in</strong>beziehung desFaktors: „christliche Religion“ Von: Steffen Keulig – Freunde der Naturvölker e. V.Herztätigkeit, die Verdauung und euphorisiert das Allgeme<strong>in</strong>bef<strong>in</strong>den. 88 verschiedeneBetelnussarten s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Neugu<strong>in</strong>ea bekannt. Der Roseneibisch (Hibiscus rosa-s<strong>in</strong>ensis, H.manihot, H. tiliaceus) 67 wird beispielsweise <strong>in</strong> verschiedenen Zusammensetzungen fürvielerlei Beschwerden verwendet, wie Wundre<strong>in</strong>igung, Hautausschläge, Husten, Tuberkuloseund Magenverstimmungen. Aus der Keulenlilie (Cordyl<strong>in</strong>e fruticosa) werden Heilmittelgegen Schwellungen, Durchfall und Fieber hergestellt. Besondere Verwendung f<strong>in</strong>den dieheißen Blätter bei Wundbehandlungen, die sie schnell verschließen. Das Kauen der ch<strong>in</strong><strong>in</strong>haltigenPavetta-Blätter e<strong>in</strong>es Rubiaceen-Gewächses (Pavetta crassipes), <strong>in</strong>sbesondere beiden Dani im westlichen Hochland und bei den Yali und Mek im östlichen Hochland, dientbeispielsweise der Schwangerschaftsverhütung. Bei regelmäßigem Genuss können sie jedochmöglicherweise e<strong>in</strong>e unreparable Unfruchtbarkeit <strong>zur</strong> Folge haben.Oftmals bevorzugen die Hochlandethnien die Vielehe. Während der Schwangerschaft mussdie Ehefrau mehrmals mit ihrem Partner Geschlechtsverkehr haben. Nur so glauben sie, wirddas K<strong>in</strong>d nach den Vorstellungen der Eltern. Nach der Entb<strong>in</strong>dung bestand ursprünglich fürdie Frau e<strong>in</strong> vierjähriges Sexualverbot, was sie oftmals mit der E<strong>in</strong>nahme pflanzlicherVerhütungsmittel, wie den Pavettablättern, umgeht - e<strong>in</strong>e selbstauferlegte Geburtenkontrolle.Die Anzahl der Frauen richtet sich nach dem gesellschaftlichen Ansehen des Mannes,welches wiederum meist von der Anzahl se<strong>in</strong>er Schwe<strong>in</strong>e abhängt. Auch der Brautpreis wirdmit Schwe<strong>in</strong>en beglichen. So stellen die Schwe<strong>in</strong>e <strong>in</strong> der Hochland-Kultur noch heute e<strong>in</strong>enwichtigen sozialen und ökonomischen Faktor dar.3.3. Die traditionelle Ökonomie im Tiefland von <strong>West</strong> PapuaWie alle übrigen Feldbauern mit stark ausgeprägter Jagd- und Sammelorientierung lebenauch Mamberamovölker weitgehend von e<strong>in</strong>er aneignenden Wirtschaftsform. Neben vielen,oft jahreszeitlich bestimmten Pflanzenprodukten, die sie teils auch konservieren, ernähren sie67 Kremnitz, W., A. 1988: Neugu<strong>in</strong>ea, Floristische und ethnobotanische Betrachtungen. Andechs-Fried<strong>in</strong>g, S. 7136


Situationsstudie <strong>zur</strong> <strong>demographischen</strong> <strong>Entwicklung</strong> <strong>in</strong> <strong>West</strong> Papua unter E<strong>in</strong>beziehung desFaktors: „christliche Religion“ Von: Steffen Keulig – Freunde der Naturvölker e. V.sich von der Jagd und dem Fischfang, betreiben Bodenbau und komb<strong>in</strong>ieren dies mit e<strong>in</strong>erKle<strong>in</strong>tierzucht. Vieles was <strong>in</strong> jenen Territorien vorzuf<strong>in</strong>den ist, Sagopalmen, auch diese oderjene fischreichen Bäche, wird von den e<strong>in</strong>zelnen Völkern <strong>zur</strong> Ernährung genutzt. Bei denTieflandethnien gibt es e<strong>in</strong>e territorial abgegrenzte Landnutzung, die für die Völker genaufestgelegt ist. Jene sogenannten „Bolüp“ entsprechen seit Generationen den bereits von denVorvätern erworbenen Gebietsrechten. Unsche<strong>in</strong>bare Markierungen, wie abgeknickte Äste,umgebrochene Bäume, Flussläufe oder Blätterbüschel stellen unveränderbare Grenzen dar.In der Neuzeit s<strong>in</strong>d die Völker jedoch zu e<strong>in</strong>er gewissen Plantagenwirtschaft übergegangen.In ihnen werden vorwiegend Kakao zum Verkauf angebaut. Auch die Jagd auf Krokodilezum Verkauf ihrer Haut ist mittlerweile zu e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>träglichen Geschäft geworden. H<strong>in</strong>zukommt das Geschäft mit der Vergabe von Holze<strong>in</strong>schlagkonzessionen an ausländischeFirmen, <strong>in</strong>sbesondere am unteren Mamberamo.3.4. Befragungsbogen <strong>zur</strong> PopulationsentwicklungDie Fragebögen <strong>zur</strong> Populationsentwicklung begreifen sich neben der Auswertung vonstatistischem Material als e<strong>in</strong> Bauste<strong>in</strong> <strong>zur</strong> Beantwortung der von mir aufgeworfenenFragestellung. Der S<strong>in</strong>ngehalt der e<strong>in</strong>zelnen Fragen wird von mir im Anschluss erläutert.Früher/ Heute:Der Fragebogen soll helfen, die Situation vor der Christianisierung der Papua (auf dieMehrheit der Papua bezogen, bezieht sich die Aussage auf etwa 1960) und die heutigePopulationsentwicklung <strong>in</strong> den von mir aufgesuchten Dörfern bzw. Regionen zu erhellen. DieAuswertung bzw. Interpretation der ermittelten Daten erfolgt gesondert. Die Reihenfolge derFragen ist so gewählt, dass zwischen den Angaben über die Gesamtbevölkerung, wieFamilien- und Personenanzahl und der K<strong>in</strong>deranzahl pro Familie jeweils andere Fragengestellt wurden, um ke<strong>in</strong>e offensichtliche Korrelation herzustellen.37


Situationsstudie <strong>zur</strong> <strong>demographischen</strong> <strong>Entwicklung</strong> <strong>in</strong> <strong>West</strong> Papua unter E<strong>in</strong>beziehung desFaktors: „christliche Religion“ Von: Steffen Keulig – Freunde der Naturvölker e. V.Interview/ Expertengespräch:Die Befragten werden <strong>in</strong> zwei Kategorien unterteilt:1. Dorfchef, Missionar und Pastor entsprechen dem Expertengespräch (KE), da diesePersonen leitende Positionen <strong>in</strong>nerhalb bzw. im Umfeld der Geme<strong>in</strong>schaften e<strong>in</strong>nehmen.2. Personen ohne Rang stehen für das Interview (KI).Die befragten Personen über die Gesamtsituation und die <strong>in</strong> den Fragebögen als Beispielaufgeführten Personen stimmen nicht immer übere<strong>in</strong>.Region:Der regionale Bezug entspricht entweder dem Hochland (H) oder dem Tiefland (T).Mediz<strong>in</strong>:Die Frage nach der mediz<strong>in</strong>ischen Vers<strong>org</strong>ung des Dorfes bzw. deren Bewohner bezieht sichauf die Verfügbarkeit moderner Mediz<strong>in</strong> oder Nähe zu mediz<strong>in</strong>ischer Vers<strong>org</strong>ung.Sterbealter:Die Angaben zum Sterbealter beziehen sich auf e<strong>in</strong>en natürlichen Tod oder <strong>in</strong>folge vonKrankheit.Altersgrund:Die Antwort zum Sterbealter bezieht sich immer auf e<strong>in</strong>e Veränderung zu früher. Entwederwerden die Papua heute älter oder sterben eher. Die Antwort bezieht sich auf den Grund derVeränderung.Mission:38


Situationsstudie <strong>zur</strong> <strong>demographischen</strong> <strong>Entwicklung</strong> <strong>in</strong> <strong>West</strong> Papua unter E<strong>in</strong>beziehung desFaktors: „christliche Religion“ Von: Steffen Keulig – Freunde der Naturvölker e. V.Der Begriff Mission kennzeichnet, welche christliche Konfession im Dorf bzw. <strong>in</strong> der Regiontätig ist. Es werden unterschieden:VEM – Vere<strong>in</strong>te Evangelische MissionGKI – Gereja Kristen Injili (Kirche der Bibelkristen)GIDI – Gereja Injili di Irian Jaya (Bibliche Kirche Iran Jaya)Ja/ Ne<strong>in</strong>:Die jeweils gültige Antwort ist fett markiert.Sex:Das Geschlecht ist def<strong>in</strong>iert durch (m), männlich und (w), weiblich.Sterbegrund:Bei K<strong>in</strong>dern <strong>in</strong> der Tabelle ist der Tod jeweils durch K<strong>in</strong>dersterblichkeit def<strong>in</strong>iert und dasSterbealter angegeben.Mutter:Tauchen zwei Namen <strong>in</strong> der Tabelle auf, so gibt es auch zwei Ehefrauen deren jeweiligeK<strong>in</strong>der mit dem Anfangsbuchstaben der Mutter gekennzeichnet s<strong>in</strong>d.K<strong>in</strong>deranzahl:Die K<strong>in</strong>deranzahl bezieht sich jeweils pro Famil3.5. Die Zusammenfassung der Fragebögen39


Situationsstudie <strong>zur</strong> <strong>demographischen</strong> <strong>Entwicklung</strong> <strong>in</strong> <strong>West</strong> Papua unter E<strong>in</strong>beziehung desFaktors: „christliche Religion“ Von: Steffen Keulig – Freunde der Naturvölker e. V.In den nachfolgenden Tabellen a (Familienanzahl), b (Personenanzahl), c (Sterbealter), und d(K<strong>in</strong>deranzahl pro Familie) fasse ich die Antworten der e<strong>in</strong>zeln im Anhang aufgeführtenFragebögen zusammen und ermittle die prozentuale Veränderung zu früher, um e<strong>in</strong>e Übersichtzu erhalten. Die e<strong>in</strong>zelnen Angaben der laufenden Nummern beziehen sich immer aufe<strong>in</strong> Dorf; 24 Dörfer im Hoch- (H) und Tiefland (T) wurden befragt. Die Veränderung zufrüher wird später unter E<strong>in</strong>beziehung des statistischen Materials <strong>in</strong>terpretiert.a) FamilienanzahlLaufende NummerFragebogen/ KategorieFrüher Heute Prozentuale Veränderung/Region1./ KE 15 24 160 % / H2./ KE 7 6 85% / H3./ KI 10 50 500% / H4./ KE 20 63 315% / H5./ KI 43 63 146% / H6./ KI 9 65 722% / H7./ KE 85 300 352% / H8./ KI 60 100 166% / H9./ KE 90 105 116% / H10./ KE 8 285 3562% / H11./ KI 12 49 408% / H12./ KI 31 61 169% / H13./ KI 35 116 331% / H14./ KI 70 150 214% / H15./ KE 150 250 166% / H16./ KI 295 180 61% / H17./ KE 50 65 130% / T40


Situationsstudie <strong>zur</strong> <strong>demographischen</strong> <strong>Entwicklung</strong> <strong>in</strong> <strong>West</strong> Papua unter E<strong>in</strong>beziehung desFaktors: „christliche Religion“ Von: Steffen Keulig – Freunde der Naturvölker e. V.18./ KI 40 32 80% / T19./ KE 10 30 300% / T20./ KE 135 185 137% / T21./ KE 100 70 70% / T22./ KE 15 40 266% / T23./ KI 10 13 130% / T24./ KE 12 70 583% / TDurchschnitt XXXXXXXXXXX Steigerung/ Rückgangauf382 %b) PersonenanzahlLaufende NummerFragebogen/ KategorieFrüher Heute Prozentuale Veränderung/Region1./ KE 80 242 301% / H2./ KE 25 68 272% / H3./ KI 50 700 1400% / H4./ KE 100 393 393% / H5./ KI 300 1200 400% / H6./ KI 30 522 1740% / H7./ KE 250 2500 1000% / H8./ KI 200 672 336% / H9./ KE 663 1033 156% / H10./ KE 50 1700 3400% / H11./ KI 60 478 797% / H12./ KI 200 1291 644% / H13./ KI 120 575 479% / H14./ KI 400 1000 250% / H41


Situationsstudie <strong>zur</strong> <strong>demographischen</strong> <strong>Entwicklung</strong> <strong>in</strong> <strong>West</strong> Papua unter E<strong>in</strong>beziehung desFaktors: „christliche Religion“ Von: Steffen Keulig – Freunde der Naturvölker e. V.15./ KE 800 1200 150% / H16./ KI 1250 900 72% / H17./ KE 120 400 333% / T18./ KI 100 200 200% / T19./ KE 76 297 391% / T20./ KE 450 680 151% / T21./ KE 500 700 140% / T22./ KE 80 260 325% / T23./ KI 70 150 214% / T24./ KE 23 165 717% / TDurchschnitt XXXXXXXXXXXXX Steigerung/ Rückgangauf594%c) Sterbealter:Laufende NummerFragebogen/ KategorieFrüher Heute Prozentuale Steigerung/Region1./ KE 60 60 0% / H2./ KE 60 65 108% / H3./ KI 50 60 120% / H4./ KE 65 45 69% / H5./ KI 60 50 83% / H6./ KI 60 50 83% / H7./ KE 60 50 83% / H8./ KI 60 50 83% / H9./ KE 60 50 83% / H10./ KE 50 50 0% / H11./ KI 60 50 83% / H42


Situationsstudie <strong>zur</strong> <strong>demographischen</strong> <strong>Entwicklung</strong> <strong>in</strong> <strong>West</strong> Papua unter E<strong>in</strong>beziehung desFaktors: „christliche Religion“ Von: Steffen Keulig – Freunde der Naturvölker e. V.12./ KI 60 50 83% / H13./ KI 45 60 133% / H14./ KI 55 50 91% / H15./ KE 60 60 0% / H16./ KI 60 50 83% / H17./ KE 70 60 86% / T18./ KI 70 60 86% / T19./ KE 60 50 83% / T20./ KE 70 55 79% / T21./ KE 70 50 71% / T22./ KE 70 50 71% / T23./ KI 70 50 71% / T24./ KE 90 60 67% / TDurchschnitt: XXXXXXXXXXXX Steigerung/ Rückgangauf75%d) K<strong>in</strong>deranzahl pro Familie; die geboren werden:Laufende NummerFragebogen/ KategorieFrüher Heute Prozentuale Steigerung/Region1./ KE 4,5 9 200% / H2./ KE 4 9 225% / H3./ KI 3,5 9 257% / H4./ KE 3,5 6,5 186% / H5./ KI 4 9 225% / H6./ KI 3 6 200% / H7./ KE 2,5 9 360% / H8./ KI 3,5 7,5 214% / H9./ KE 4 10 250% / H10./ KE 2,5 7 280% / H43


Situationsstudie <strong>zur</strong> <strong>demographischen</strong> <strong>Entwicklung</strong> <strong>in</strong> <strong>West</strong> Papua unter E<strong>in</strong>beziehung desFaktors: „christliche Religion“ Von: Steffen Keulig – Freunde der Naturvölker e. V.11./ KI 3,5 10 800% / H12./ KI 3,5 7,5 214% / H13./ KI 5 7 140% / H14./ KI 3,5 7 214% / H15./ KE 6 7 117% / H16./ KI 3,5 7 214% / H17./ KE 3,5 7 214% / T18./ KI 2,5 5,5 220% / T19./ KE 5 8,5 170% / T20./ KE 3,5 5 143% / T21./ KE 3,5 7,5 214% / T22./ KE 3,5 6,5 185% / T23./ KI 4 7,5 179% / T24./ KE 5 3 60% / TDurchschnitt: XXXXXXXXXXXX Steigerung/ Rückgangauf240%Zusammenfassung der Tabellen a, b, c und d.Tabelle a Tabelle b Tabelle c Tabelle dFamilienanzahl Personenanzahl Sterbealter K<strong>in</strong>deranzahl proFamilie382 % 594% 75% 240%AbsoluteSteigerung/Rückgang aufProzent44


Situationsstudie <strong>zur</strong> <strong>demographischen</strong> <strong>Entwicklung</strong> <strong>in</strong> <strong>West</strong> Papua unter E<strong>in</strong>beziehung desFaktors: „christliche Religion“ Von: Steffen Keulig – Freunde der Naturvölker e. V.3.6. Die Resultate der FragebögenWie aus den Tabellen ersichtlich, haben sich die Wachstums<strong>in</strong>dikatoren Familienanzahl,Personenanzahl und K<strong>in</strong>deranzahl pro Familie gegenüber früher (etwa 1960) erhöht. DasSterbealter h<strong>in</strong>gegen hat sich <strong>in</strong>folge von neuartigen Krankheiten wie Tuberkulose im HochundTiefland sowie der Malaria im Hochland gesenkt. Die Befragten gaben bei den Gründendes frühzeitigen Sterbens oftmals auch Umweltprobleme, die die Nahrung betreffen, an. DieSterberate bei K<strong>in</strong>dern heute gegenüber früher konnte ich nicht ermitteln. Wie mir aber derMissionar Reuter von VEM aus se<strong>in</strong>er langjährigen Erfahrung im Hochland heraus bestätigte,liegt die K<strong>in</strong>dersterblichkeit heute nicht wesentlich unter der von früher. Bedenkenswert s<strong>in</strong>dbei derartigen Befragungen natürlich immer der Wahrheitsgehalt und das tatsächliche Wissender befragten Personen. Jedoch hat Reuter mir auch hier me<strong>in</strong>e Umfrageresultate, vonger<strong>in</strong>gen Abweichungen abgesehen, bestätigt. Auch wenn die von mir ermittelteWachstumssteigerung nicht der tatsächlichen Steigerung entsprechen sollte, ist dennoch e<strong>in</strong>ee<strong>in</strong>deutige Tendenz zum Bevölkerungswachstum festzustellen. Da die e<strong>in</strong>zelnen Resultatebeim Hoch- und Tiefland <strong>in</strong> etwa übere<strong>in</strong>stimmen, habe ich ke<strong>in</strong>e Trennung zwischen ihnenv<strong>org</strong>enommen. Im Anschluss werde ich die mir <strong>zur</strong> Verfügung stehenden offiziellenBevölkerungsstatistiken mit me<strong>in</strong>en ermittelten Daten versuchen abzugleichen, um daraus e<strong>in</strong>zufrieden stellendes Resultat zu gew<strong>in</strong>nen.3.7. BevölkerungsstatistikenSämtliche Statistiken s<strong>in</strong>d entweder von KSK (Kantor Statistik Kabupaten) oder BPS (BadanPusat Statistk), dem offiziellen Amt für Statistik, angelegt. Die Schwierigkeit besteht <strong>in</strong> derkurzen Zeitspanne, <strong>in</strong> der überhaupt Statistiken angelegt wurden. Dadurch entsteht ke<strong>in</strong>repräsentatives Bild e<strong>in</strong>es dynamisch, langjährigen Prozesses, sondern vermittelt ledigliche<strong>in</strong>e kurzfristige Tendenz. Um den v<strong>org</strong>egebenen Rahmen der Arbeit nicht zu sprengen,45


Situationsstudie <strong>zur</strong> <strong>demographischen</strong> <strong>Entwicklung</strong> <strong>in</strong> <strong>West</strong> Papua unter E<strong>in</strong>beziehung desFaktors: „christliche Religion“ Von: Steffen Keulig – Freunde der Naturvölker e. V.werde ich nur die Statistiken für das Mamberamogebiet erwähnen, da diese mit den Daten derHochlandentwicklung korrelieren.Die Angaben des KSK/ BPS <strong>zur</strong> demografischen <strong>Entwicklung</strong> im Mamberamogebietzwischen 1980 und 2000:BPS-Statistik 1980 1990 68 2000 69 Rückgang/ZunahmeUntererMamberamo1633 E<strong>in</strong>wohner 1388 E<strong>in</strong>wohner 1567 E<strong>in</strong>wohner 96 %MittlererMamberamoObererMamberamo2267 E<strong>in</strong>wohner 2877 E<strong>in</strong>wohner 3440 E<strong>in</strong>wohner 152 %2556 E<strong>in</strong>wohner 3139 E<strong>in</strong>wohner 4045 E<strong>in</strong>wohner 158 %Innerhalb von 20 Jahren erfolgte e<strong>in</strong>e durchschnittliche Zunahme der Bevölkerung auf 135Prozent.Die nachfolgende Tabelle zeigt die Altersverteilung der Bevölkerung am Mamberamo 1990. 70Die Angaben über die altersabhängige Reproduktivitätsmöglichkeit entsprechen nicht derbiologischen Reproduktivitätsfähigkeit, sondern s<strong>in</strong>d kulturell determ<strong>in</strong>iert. D. h., dass dieHeiratsfähigkeit und damit die Reproduktionsfähigkeit davon abhängig ist, ob der üblicheBrautpreis gezahlt werden kann. Vielmals ist dies erst ab e<strong>in</strong>em Lebensalter von Mitte68 Kantor Statistik Kabupaten 1990: Penduduk Jayapura, Hasil Sensus Penduduk, Jayapura, S. 4369 Badan Pusat Statistik 2000: Penduduk Prov<strong>in</strong>si Papua, Hasil Sensus Penduduk, Jayapura, S. 1970 Kantor Statistik Kabupaten 1990: Penduduk Jayapura, Hasil Sensus Penduduk, Jayapura, S. 16-1846


Situationsstudie <strong>zur</strong> <strong>demographischen</strong> <strong>Entwicklung</strong> <strong>in</strong> <strong>West</strong> Papua unter E<strong>in</strong>beziehung desFaktors: „christliche Religion“ Von: Steffen Keulig – Freunde der Naturvölker e. V.zwanzig möglich. Wegen der harten Überlebensbed<strong>in</strong>gungen endet die reproduktive Phasemeist schon mit 45 Jahren.Alter <strong>in</strong> JahrenUntererMamberamoMittlererMamberamoObererMamberamo0 - 4 195 368 553 Ne<strong>in</strong>5 53 84 83 Ne<strong>in</strong>6 39 127 105 Ne<strong>in</strong>7 41 100 94 Ne<strong>in</strong>8 34 96 103 Ne<strong>in</strong>9 23 60 97 Ne<strong>in</strong>10 41 122 137 Ne<strong>in</strong>11 24 63 77 Ne<strong>in</strong>12 34 93 133 Ne<strong>in</strong>13 46 69 85 Ne<strong>in</strong>14 37 50 72 Ne<strong>in</strong>15 31 61 67 Ne<strong>in</strong>16 26 57 64 Ne<strong>in</strong>17 26 60 53 Ne<strong>in</strong>18 34 66 72 Ne<strong>in</strong>19 28 36 47 Ne<strong>in</strong>20 – 24 111 217 264 Ne<strong>in</strong>25 – 29 134 334 337 Ja30 – 34 118 210 227 Ja35 – 39 82 221 196 Ja40 – 44 76 147 113 Ja45 - 49 82 92 79 Ne<strong>in</strong>50 – 54 45 74 46 Ne<strong>in</strong>55 – 59 12 46 15 Ne<strong>in</strong>60 – 64 7 20 12 Ne<strong>in</strong>65 – 70 8 3 17 Ne<strong>in</strong>70 + 1 1 9 Ne<strong>in</strong>ReproduktivitätJa oder Ne<strong>in</strong>Betrachtet man die Altersverteilung, ist festzustellen, dass die Anzahl von E<strong>in</strong>wohnern imMamberamogebiet unterhalb des (kulturellen) Reproduktionsalters im Schnitt am oberenMamberamo bei 2041, am mittleren Mamberamo bei 1729 und unteren Mamberamo bei 823E<strong>in</strong>wohner (gesamt 4593) liegt. Die E<strong>in</strong>wohneranzahl im (kulturellen) reproduktiven Alter47


Situationsstudie <strong>zur</strong> <strong>demographischen</strong> <strong>Entwicklung</strong> <strong>in</strong> <strong>West</strong> Papua unter E<strong>in</strong>beziehung desFaktors: „christliche Religion“ Von: Steffen Keulig – Freunde der Naturvölker e. V.liegt am oberen Mamberamo bei 873, am mittleren Mamberamo bei 912 und am unterenMamberamo liegt bei 410 Personen (gesamt 2195).Das bedeutet, dass die heutige reproduktive Generation die Bevölkerungsanzahl im gesamtenMamberamogebiet mit 209 Prozent gegenüber 1980 mehr als verdoppelte.4. Die Interpretation der bevölkerungsrelevanten ErgebnisseAusgehend davon, dass die Urbevölkerung <strong>West</strong> Papuas bis zum Jahr 1960 mit 700.000E<strong>in</strong>wohnern e<strong>in</strong> Null-Wachstum aufwies, lag der Bevölkerungsanteil der Papua im Jahre 2000bei etwa 800.000 E<strong>in</strong>wohnern. 71 Nicht erfasst s<strong>in</strong>d dabei die etwa 300.000 Opfer 72 (andereQuellen (ai) sprechen von bis zu 150.000 Opfern), die während der <strong>in</strong>donesischen Fremdherrschaftihr Leben ließen. Legt man die Opferanzahl von 300.000 zugrunde, hat sich<strong>in</strong>nerhalb von 40 Jahren die Population absolut um knapp über 50 Prozent erhöht. Da manannehmen kann, dass meist Erwachsene getötet wurden, hätte sich ihr Weiterlebenwahrsche<strong>in</strong>lich noch mehr auf das Bevölkerungswachstum ausgewirkt.Der wesentliche Grund für das Bevölkerungswachstum liegt <strong>in</strong> der Veränderung des sozioökonomischenZusammenlebens der Papua, dass sich wiederum rückkoppelnd auf dieehemals vorhandene aktive Bevölkerungskontrolle auswirkte. Besaß früher e<strong>in</strong>e Familie imSchnitt 3 – 4 K<strong>in</strong>der, so s<strong>in</strong>d es heute nach me<strong>in</strong>en Untersuchungen und nach anderenexternen Angaben 7 – 8 K<strong>in</strong>der. Beachtet werden muss die unveränderte K<strong>in</strong>dersterblichkeitrate,die nach den Angaben von Reuter bei 30 – 50 Prozent liegt. Der ehemaligeökonomische Zwang durch z.B. strikte Klangrenzen und Abschottungsstrategien führte <strong>zur</strong>aktiven Geburtenkontrolle, wie dem Erzeugen von temporärer Unfruchtbarkeit mitpflanzlichen Extrakten (Pavettablätter), Sexualtabus und K<strong>in</strong>dstötung. Heute führt derökonomische Zwang <strong>in</strong>folge e<strong>in</strong>er höheren Bevölkerungsdichte <strong>zur</strong> systematischen71 Rumbiak, M., C. 2000: Dempak Pembangunan Terhadap Depopulasi Penduduk Asli Tanah Papua. Jayapura,S. 172 Friends for peoples close to Nature www.fpcn-global.<strong>org</strong> [20.05.2003]48


Situationsstudie <strong>zur</strong> <strong>demographischen</strong> <strong>Entwicklung</strong> <strong>in</strong> <strong>West</strong> Papua unter E<strong>in</strong>beziehung desFaktors: „christliche Religion“ Von: Steffen Keulig – Freunde der Naturvölker e. V.Zerstörung der natürlichen Lebensgrundlagen. Geht man davon aus, dass die Missionierungenz. B. im Hochland erst Mitte der 70er Jahre allmähliche Veränderungen <strong>in</strong>nerhalb der sozialenGeme<strong>in</strong>schaften auslösten, so muss die Traditionalistenrolle der älteren Papua-Generationbedacht werden. Demnach übernahm erst die nachfolgende Generation Anfang der 80er volldas neu e<strong>in</strong>geführte christliche Sozialsystem. Wie bereits ausgeführt, liegt aufgrund derkulturellen Besonderheiten des Schwe<strong>in</strong>ekults die Regenerationsschwelle bei den Hochland-Papua bei etwa 25 Jahren, bevor sie f<strong>in</strong>anziell (Schwe<strong>in</strong>e) imstande s<strong>in</strong>d, e<strong>in</strong>e Familie zugründen. D. h., dass sich <strong>in</strong>nerhalb von nur zwei Generationen die K<strong>in</strong>deranzahl verdoppelte,wogegen sie <strong>in</strong> der vorchristlichen Zeit e<strong>in</strong> Nullwachstum bei der Bevölkerung h<strong>in</strong>terließ.Die Folgen des Bevölkerungszuwachses für die heutige Grundvers<strong>org</strong>ung der Papua mitLebensmitteln s<strong>in</strong>d überall spürbar. Neue Gemüsegärten s<strong>in</strong>d entweder nur noch schweraufgrund steiler Hanglagen anzulegen, zu weit entfernt wegen Landmangel oder die Bödendegenerieren durch gezwungener Maßen kürzere Brachezeiten zwischen den Fruchtwechseln,wie mir die Papua im Hochland versicherten. Auch die Papua am Mamberamo klagen überweniger Fisch- und Wildbestände. Inzwischen s<strong>in</strong>d Tausende Papua durch mangelndes Landgezwungen worden, <strong>in</strong> die dünner besiedelten Küsten- und Tieflandgebiete abzuwandern, wiemir der Missionar Reuter bestätigte. Reuter erkennt das Bevölkerungsproblem, welches er mitauslöste, doch verteidigt es als e<strong>in</strong> positives ethnisches Gegengewicht zu den <strong>in</strong>donesischenE<strong>in</strong>wanderern. Zudem gebe es noch genügend ungenutzten Lebensraum im Tiefland. DieZukunft wird zeigen, wie die Kirche reagieren wird, wenn auch diese Gebiete vonÜbervölkerung betroffen s<strong>in</strong>d.Das Fazit dieser <strong>Entwicklung</strong> kann und muss Bevölkerungskontrolle heißen. Diese darf wederreligiös noch politisch motiviert, sondern muss ihre Motivation aus e<strong>in</strong>er ökologischen wieökonomischen Sichtweise schöpfen. Wenn nicht alsbald Strategien und Mechanismen dafür<strong>in</strong>itiiert werden, wird langfristig nicht nur der Lebensraum der Papua weiter degradiert, auch49


Situationsstudie <strong>zur</strong> <strong>demographischen</strong> <strong>Entwicklung</strong> <strong>in</strong> <strong>West</strong> Papua unter E<strong>in</strong>beziehung desFaktors: „christliche Religion“ Von: Steffen Keulig – Freunde der Naturvölker e. V.die Bevölkerung wird schrittweise weiter verarmen, wie die <strong>Entwicklung</strong> des afrikanischenKont<strong>in</strong>ents e<strong>in</strong>drucksvoll bestätigt.50


Situationsstudie <strong>zur</strong> <strong>demographischen</strong> <strong>Entwicklung</strong> <strong>in</strong> <strong>West</strong> Papua unter E<strong>in</strong>beziehung desFaktors: „christliche Religion“ Von: Steffen Keulig – Freunde der Naturvölker e. V.5. QuellenverzeichnisAPFT Pilot Report 1999:A POPULATION STRUCTURE AND DIVERSITY.http://www.ethnolgue.com_country.asp?name=Indonesia+%Irian+Jaya%29 [10.06.2003]Badan Pusat Statistik 2000: Penduduk Prov<strong>in</strong>si Papua, Hasil Sensus Penduduk, JayapuraBarr, J. 2002: Gedanken über Papua - Völkermord könnte die Zukunft se<strong>in</strong>. In: <strong>West</strong> PapuaNetzwerk (Hg.): <strong>West</strong> Papua Rundbrief Nr. 23, S. 9Bayrhuber, H., Kull, U. (Hrsg.) 1998: L<strong>in</strong>der Biologie. HannoverBernatzik H., A. (Hrsg.) 1954: Die neue große Völkerkunde. Völker und Kulturen der Erde.Band 2, Frankfurt a. M.Budiardjp, C., Liong, L., S., 1988: <strong>West</strong> Papua: The Obliteration of a People. Thornton HeathChomsky, N., 2001: Wirtschaft und Gewalt. Vom Kolonialismus <strong>zur</strong> neuen Weltordnung.LüneburgDauth, J. 1983: Der geplante Exodus. In: die Weltmission. WuppertalDe Haan, G., Kuckartz, U. 1996: Umweltbewusstse<strong>in</strong>. Denken und Handeln <strong>in</strong> Umweltkrisen.OpladenDebout, M. 1990: K<strong>in</strong>der der Ste<strong>in</strong>zeit? Edition aragon, Moers51


Situationsstudie <strong>zur</strong> <strong>demographischen</strong> <strong>Entwicklung</strong> <strong>in</strong> <strong>West</strong> Papua unter E<strong>in</strong>beziehung desFaktors: „christliche Religion“ Von: Steffen Keulig – Freunde der Naturvölker e. V.D<strong>in</strong>kel, R., H. 1989: Demographie. Band 1: Bevölkerungsdynamik, MünchenDjopari, J., RG. 1993: Pemberontakan Organisasi Papua Merdeka. JakartaForest Watch Indonesia 1999: Abb 5Friends for poeples close to Nature www.fpcn-global.<strong>org</strong> [20.05.2003]Fromm, E. 1994: Anatomie der menschlichen Destruktivität, Re<strong>in</strong>beckhttp://users.powernet.co.uk/mkmar<strong>in</strong>a/<strong>in</strong>donesia/lor.gif [15.06.2003]http://www.lucy.ukc.uk/Sonja/RF/Ukpr/NG04.htm [01.07.2003]Kantor Statistik Kabupaten 1990: Penduduk Jayapura, Hasil Sensus Penduduk, JayapuraKeulig, S. 2002: Alptraum Zivilisation - Zurück <strong>in</strong> die Ste<strong>in</strong>zeit, E<strong>in</strong>e Reise zu denWaldmenschen Neugu<strong>in</strong>eas. RostockKohlmann, U. 1997: Dialektik der Moral. Untersuchungen <strong>zur</strong> Moralphilosophie Adornos.LüneburgKremnitz, W., A. 1988: Neugu<strong>in</strong>ea, Floristische und ethnobotanische Betrachtungen.Andechs-Fried<strong>in</strong>gLorenz, W.: http://home.snafu.de/watch<strong>in</strong>/II_April_2001/lexikon.htm [01.07.2003]52


Situationsstudie <strong>zur</strong> <strong>demographischen</strong> <strong>Entwicklung</strong> <strong>in</strong> <strong>West</strong> Papua unter E<strong>in</strong>beziehung desFaktors: „christliche Religion“ Von: Steffen Keulig – Freunde der Naturvölker e. V.Lonely Planet Publications Pty Ltd 2000: Indonesia. FootscrayMackensen, R., Thill-Thout, L., Stark, U. (Hg) 1989: Bevölkerungsentwicklung undBevölkerungstheorie <strong>in</strong> Geschichte und Gegenwart. Deutsche Gesellschaft fürBevölkerungswissenschaft, 21. Arbeitstagung, Frankfurt (M), New YorkMampioper, D., o. J. : Transmigrasi di Tanah Papua Membangun Siapa?. JayapuraMeyer-Abich, K., M., 1997: Politisch philosophischer Epilog. In: Ders., PraktischeNaturphilosophie. Er<strong>in</strong>nerungen an e<strong>in</strong>en Traum. MünchenMelcher H.: http://www.harald-melcher.de/haupt/fauna.htm [01.07.2003]Naumann, G., o. J.: Neues Lexikon. KölnNohlen, D., Nuscheler, F. 1994: Handbuch der Dritten Welt, Südasien und Südostasien. BonnPetocz, G., R. 1989: Conservation and Development <strong>in</strong> Irian Jaya. New York, Leiden,KopenhagenPowell, J., M. 1976: Ethnobotany. In: Paijmans K.: New Gu<strong>in</strong>ea Vegetation. Amsterdam,Oxford, New YorkRumbiak, M., C. 2000: Dempak Pembangunan Terhadap Depopulasi Penduduk Asli TanahPapua. Jayapura53


Situationsstudie <strong>zur</strong> <strong>demographischen</strong> <strong>Entwicklung</strong> <strong>in</strong> <strong>West</strong> Papua unter E<strong>in</strong>beziehung desFaktors: „christliche Religion“ Von: Steffen Keulig – Freunde der Naturvölker e. V.Sigrist, C. 1967: Regulierte Anarchie. Olten, FreiburgSummer Institute of L<strong>in</strong>guisticshttp://www.ethnolgue.com_country.asp?name=Papua+New+Gu<strong>in</strong>ea [10.06.2003]Tapol (Hg.) 1984: Tapol Bullet<strong>in</strong> No. 61VEM-Chronik: 1989: Mission im Baliem-Jalimo.Abbildung 1: http://www.cs.utexas.edu/users/cl<strong>in</strong>e/papua/map.jpg/ [16.06.2003] verändertAbbildung 2: EigenanfertigungAbbildung 3: http://www.cs.utexas.edu/users/cl<strong>in</strong>e/papua/map.jpg/ [16.06.2003] verändertAbbildung 4:EigenanfertigungAbbildung 5: Nach e<strong>in</strong>er Vorlage von Forest Watch Indonesia 1999 sowie TAPOL Bullet<strong>in</strong>No. 62, März 1984/ verändert54

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