04.12.2012 Aufrufe

Nummer 157 - Nordfriisk Instituut

Nummer 157 - Nordfriisk Instituut

Nummer 157 - Nordfriisk Instituut

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Karin Haug:<br />

Zwischen Event-Management<br />

und Notnagel<br />

MarktTreffs in Nordfriesland<br />

Die Dörfer in Nordfriesland verändern sich. Die ortsansässigen Betriebe machen<br />

dicht. Viele Bäcker, Schlachter, Ladenbesitzer und Wirte haben für immer den<br />

Schlüssel umgedreht. Die Entscheidungen der Konsumenten führen zum Ende dörflichen<br />

Einzelhandels und berauben damit der dörflichen Gemeinschaft einen ihrer<br />

wichtigsten sozialen Orte. Die Politik versucht gegenzusteuern.<br />

Sehr viele Schleswig-Holsteiner zieht es aufs<br />

Land. Über 40 Prozent der schleswig-holsteinischen<br />

Bevölkerung leben in Gemeinden mit bis<br />

zu 10 000, mehr als die Hälfte davon in Orten<br />

mit weniger als 2 000 Einwohnern. Abseits der<br />

hektischen Städte suchen die Menschen frische<br />

Luft und Ruhe. Sie arbeiten aber zumeist nicht<br />

im heimischen Dorf, ihre Kinder gehen vielfach<br />

nicht dort zur Schule, und eingekauft wird in<br />

aller Regel auch woanders.<br />

Beispiel Stadum (1 058 Einwohner): Großeinkäufe<br />

erledigen die Stadumer überwiegend<br />

in Schafflund oder Leck, beides nur ein paar<br />

Auto- oder Busminuten entfernt. Da bleibe der<br />

Laden im Dorf nur als „Notnagel“, bedauert<br />

Horst Grube. Seine<br />

Frau Dörte betreibt in<br />

dem Geestdorf einen<br />

schmucken EDEKA-<br />

Markt mit frischen Brötchen, Fleisch und<br />

Waren des täglichen Bedarfs – einen von 22<br />

MarktTreffs in Schleswig-Holstein. Kundin<br />

Manuela Brogmus-Iversen steht für viele: Sie<br />

hat einen Joghurt und eine Tüte Brötchen in<br />

der Hand. Ihre Großfamilie kaufe „nicht sehr<br />

oft“ beim MarktTreff ein, obwohl dieser direkt<br />

gegenüber liege. Sie könne sich das einfach<br />

nicht leisten. Dabei könne zumindest das halbe<br />

Sortiment preislich mit den großen Märkten<br />

mithalten, versichert Grube. Viele Neuzugezogene,<br />

die vor allem dem Arbeitgeber Bundeswehr<br />

den Umzug nach Stadum zu verdanken<br />

haben, kennen aber nicht einmal den Laden im<br />

Spierling.<br />

Nordfriesland-Reportage<br />

Programm für den ländlichen Raum<br />

Seit 1999 versucht das Land Schleswig-Holstein<br />

mit dem Förderprogramm „MarktTreff“, Nachfolger<br />

des Förderprogramms für „Ländliche<br />

Dienstleistungszentren“, ein Gegengewicht zu<br />

bilden. „MarktTreffs sichern Grundversorgung,<br />

fördern die dörfliche Gemeinschaft und schaffen<br />

Arbeitsplätze – alles unter einem Dach“,<br />

lobt sich die Landesregierung im Internet<br />

(www.marktreff-sh.de). Mit durchschnittlich<br />

je 300 000 Euro in den letzten Jahren wurden<br />

dörfliche Gemeinden bei der Gründung von<br />

MarktTreffs unterstützt. Mittel aus Landeshaushalt<br />

und EU-Töpfen stellen bis zu 50 % der Anschubfinanzierung.<br />

Die andere Hälfte muss die<br />

Gemeinde selbst aufbringen.<br />

Dafür bekommt<br />

sie, so heißt es,<br />

ein maßgeschneidertes<br />

Modell für ihre Gemeinde, das technisch auf<br />

dem höchsten Stand ist. Insgesamt vier Typen<br />

sieht das Projekt vor vom ehrenamtlich betriebenen<br />

Kiosk bis zum MarktTreff „XL“, der den<br />

Betreibern eine Vollexistenz ermöglicht.<br />

Jeden Freitag berichtet der Schleswig-Holsteinische<br />

Zeitungsverlag (shz) als offizieller Medienpartner<br />

des Projekts in einer eigens geschaffenen<br />

Rubrik aktuell über die MarktTreffs.<br />

Anlass, sich um die Förderung eines Treffs zu<br />

bemühen, ist meist das drohende Ende des Dorfladens:<br />

„Der Bürgermeister kommt und klagt<br />

darüber, dass der Kaufmann zumacht“, erzählt<br />

Norbert Limberg, Projektleiter für Dorf- und<br />

ländliche Regionalentwicklung des Amtes für<br />

Nordfriesland <strong>157</strong> � März 2007 11

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!