franziskus-bote - Stiftung St. Franziskus Heiligenbronn
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öffentlichen Förderung zugrunde liegen,<br />
berücksichtigten weder die Inflation der<br />
vergangenen Jahre noch neuere gesetzliche<br />
Vorgaben. „Der <strong>St</strong>ahlpreis beispielsweise<br />
ist in der Zwischenzeit exorbitant gestiegen“,<br />
berichtet Michael Wühr. Und im neuen<br />
Bürgerheim sind 350 Tonnen <strong>St</strong>ahl verbaut!<br />
Nach Unglücken neue Vorschriften<br />
Dazu kamen aber auch schärfere gesetzliche<br />
Vorgaben, die den Planern Kopfzerbrechen<br />
bereiteten: Nach dem Unglück von Bad<br />
Reichenhall wurde die (Schnee-) Last, die<br />
die Dächer aushalten müssen, erhöht, was<br />
einen höheren statischen Aufwand bedeutete.<br />
Auch die Erdbebensicherheit wurde<br />
nach dem Erdbeben in der Türkei verschärft,<br />
so dass das neue Bürgerheim eines der<br />
erdbebensichersten Gebäude in ganz Tuttlingen<br />
ist! Unter den Aufzügen reichen die<br />
Fundamente sieben Meter in die Tiefe. Doch<br />
das alles war in den der Förderung zugrunde<br />
liegenden Kostenberechnungen noch<br />
nicht berücksichtigt und musste dann von<br />
den Planern anderswo eingespart werden.<br />
Ein gewichtiger Kostenfaktor für ein Gebäude<br />
sind die notwendigen Installationen,<br />
betont Projektleiter Wühr. Die Entscheidung,<br />
dass jedes Bewohnerzimmer ein eigenes<br />
Bad erhält, bedeutete eben auch einen<br />
höheren Installationsaufwand. Auch für die<br />
Großküche im Bürgerheim war im Unterschied<br />
zu anderen Altenzentrums-Bauten<br />
ein hoher Installationsaufwand nötig.<br />
Allein die Kücheneinrichtung kostete eine<br />
sechsstellige Summe.<br />
„Geld dort einsetzen, wo die Bewohner<br />
sich aufhalten“<br />
Die Anordnung des dreiflügeligen Bürgerheim-Gebäudes<br />
bezeichnet Martin Volz-<br />
Neidlinger als „sehr, sehr wirtschaftliche<br />
Form, die individuelles Wohnen ermöglicht“.<br />
Die Repräsentationsflächen seien relativ<br />
klein gehalten, dafür erhielten die Wohnbe-<br />
Die Gefahr der Vereinzelung<br />
ist im Neubau behoben durch<br />
kommunikativere Wohnbereiche<br />
und eine bedarfsgerechtere<br />
Betreuung in homogeneren<br />
Gruppen. „Es herrscht eine<br />
spürbar andere Lebens- und<br />
Wohnatmosphäre.“<br />
Überschaubare Wohngruppen ermöglichen den Bewohnern des neuen Bürgerheims einen regen Kontakt<br />
untereinander und mit den Mitarbeitern. Das Altenzentrum zog Ende Juli in den Neubau ein.<br />
reiche, insbesondere die Wohnaufenthaltsbereiche<br />
einen größeren Anteil. Das Geld,<br />
betont Jochen Ziegler, sollte vor allem<br />
dort eingesetzt werden, wo die Bewohner<br />
ihren Alltag verbringen.<br />
Die Bewohnerzimmer dagegen sind sogar<br />
etwas kleiner wie im Altbau. Wie Regionalleiter<br />
Ziegler einräumt, gab es daher schon<br />
Bedenken von Bewohnern und Angehörigen,<br />
ob die neuen Zimmer ausreichten.<br />
Die Leitung bot auch an, dass zu große<br />
Möbel gegen passendere aus dem Bestand<br />
des Hauses getauscht werden könnten.<br />
Aber ab dem Zeitpunkt, als die neuen Zimmer<br />
möbliert waren und doch mehr als<br />
gedacht untergebracht werden konnte,<br />
„war das kein Thema mehr“. Im Gegenteil:<br />
die Bewohner wüssten jetzt nach dem<br />
Umzug erst zu schätzen, „was es für ein<br />
Vorteil ist, ein eigenes Badezimmer und<br />
eine kleine Wohngruppe zu haben“.<br />
Bedarfsgerechtere Betreuung<br />
Noch wichtiger sei aber, dass der Altbau<br />
durch seine Anordnung die Vereinzelung<br />
gefördert habe. Diese Gefahr sei jetzt<br />
behoben durch die kommunikativen Wohnbereiche<br />
und eine bedarfsgerechtere<br />
Betreuung in homogeneren Gruppen. „Es<br />
herrscht eine spürbar andere Lebens- und<br />
Wohnatmosphäre im Neubau“, bestätigt<br />
Martin Volz-Neidlinger.<br />
Ursprüngliche Lebenswelt klingt an<br />
In der Gestaltung der Räumlichkeiten sollte<br />
die ursprüngliche Lebenswelt der älteren<br />
Bewohner anklingen. Dies wurde durch<br />
26<br />
das Farbkonzept und die milieugerechte<br />
Gestaltung auch der Flure und gemütlichen<br />
Sitzecken erreicht. Bilder aus Alt-Tuttlingen<br />
entsprechend den Flurnamen, nach denen<br />
die einzelnen Wohngruppen benannt sind,<br />
zieren die Wände. Auch hierbei wurde<br />
sehr sparsam gewirtschaftet. Viele alte<br />
Möbel aus dem Bestand, erzählt Jochen<br />
Ziegler, wurden neu bezogen und wirken<br />
jetzt wie neu.<br />
„Mit kleinen Maßnahmen kann schon viel<br />
erreicht werden“, weiß Projektleiter Michael<br />
Wühr und verweist darauf, dass von den<br />
Kosten her eine weiße oder eine rötliche<br />
Wand keinen Unterschied macht. Anstelle<br />
des sonst üblichen PVC wurde ein hochwertiger<br />
und hygienischer, aber nicht teurerer<br />
Gewebeboden in den Wohnbereichen<br />
eingesetzt, der wie ein Teppich anmutet,<br />
oder ein Kunststoffboden, der wie Parkett<br />
wirkt. Oberflächen spielen für das Wohlbefinden<br />
eine nicht zu unterschätzende Rolle.<br />
Bei jeder Vergabe, so der Architekt, würden<br />
auch die eingesetzten Materialien hinterfragt.<br />
Die meisten Gewerke wurden öffentlich<br />
ausgeschrieben, wobei der jeweils<br />
günstigste Bieter den Auftrag erhält.<br />
Wohlbefinden und Wirtschaftlichkeit<br />
„Wohlbefinden und Wirtschaftlichkeit<br />
sind unser letztes Ziel“, sagt Martin Volz-<br />
Neidlinger, und das spiegle sich auch in<br />
vielen Details wider. „Aber da zeigt sich,<br />
dass wir viel Erfahrung mit solchen Bauprojekten<br />
und eine kompetente Baubebetreuung<br />
haben“, meint der Altenhilfe-Leiter.<br />
Ewald Graf<br />
<strong>franziskus</strong>-<strong>bote</strong> 3/09