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1968: Prager Frühling - SLP

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Intervention war zwar militärisch gut geplant, aber das Ziel der Sowjetunion,dem Einmarsch einen legalen Anstrich zu geben, scheiterte. Dies hing u.a. mitfalschen Information der prosowjetischen Gruppe in der ČSSR über die tatsächlichenKräfteverhältnisse innerhalb der KPČ zusammen, die der KPdSUvor dem Einmarsch versichert hatte, es gebe im Präsidium eine prosowjetischeMehrheit. Doch in der Folge des Einmarsches zogen zwei der Unterstützer derHardliner in der letzten Minute ihre Unterstützung für den Einmarsch zurückund stellten sich auf Dubčeks Seite, wodurch die antireformistische Mehrheitzusammenbrach. Dadurch gelang es den einmarschierenden Staaten nicht,eine Pseudolegalität zu wahren.Der Einmarsch (20. – 21. August <strong>1968</strong>)In der Nacht vom 20. auf den 21. August um 23:30 marschierten Truppenaus Staaten der Fünferkoalition ein und besetzten die ČSSR. Innerhalb von36 Stunden war das Land völlig unter Kontrolle sowjetischer Truppen. DerEinmarsch war nur durch ein enormes Aufgebot an Truppen, Panzern undKampfflugzeugen zu bewerkstelligen.Es handelte sich um die größte militärische Operation in Europa seit demEnde des 2. Weltkriegs. Es wurden etwa 100 tschechoslowakische Bürger getötet,335 schwer verletzt und hunderte leicht verletzt. Die tschechoslowakischeArmee wurde systematisch entwaffnet, führende „Reformer“ wie Dubček undCerník wurden verhaftet.Ein politisches FiaskoDie sowjetische Bürokratie hatte die politische Vitalität der prosowjetischenkonservativen Teile der KPČ überschätzt. Doch selbst wenn sich die prosowjetischGesinnten in der KPČ durchgesetzt hätten, stellte dies real nicht dasprimäre Problem für die einmarschierenden Staaten dar. Der Umsturzversuchscheiterte zunächst nicht an den Fehlinformationen der Verbündeten innerhalbder KPČ, sondern war anfangs ein politisches Fiasko, da er am kompromisslosenWiderstand fast des gesamten Volkes zerbrach.Die prosowjetische Gruppe erreichte bis zum Truppeneinmarsch im Präsidiumkeine Kampfabstimmung über den Verbleib der Regierung. Stattdessenwurde schließlich – als die Truppen einmarschierten – über die Haltungzur Intervention abgestimmt, wobei Piller und Barbírek dem politischenSchock aufgrund des Einmarsches, über den sie nicht informiert wordenwaren sowie dem allgemeinen Druck unterlagen, und gegen den Einmarschstimmten. Somit ging Bil´aks Plan, der mit der Unterstützung der Beidenund somit mit einer prosowjetischen Mehrheit von 6:5 im 11-köpfigen Präsidiumrechnete, nicht auf: Das Präsidium sprach sich mit einer Mehrheit von7:4 gegen die Intervention aus und richtete an die Bevölkerung einen AufrufRuhe zu bewahren und keinen Widerstand zu leisten. Die Menschen wur-34 | <strong>1968</strong>: Der <strong>Prager</strong> <strong>Frühling</strong>

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