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1968: Prager Frühling - SLP

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konnte, einen Artikel des tschechischen Schriftstellers Jan Prochazka, der dieWeltöffentlichkeit dazu aufforderte, die Sowjetunion und die vier Warschauer-Pakt-Staatenzu boykottieren. Auf der anderen Seite schwand das Vertrauenin die „Reformer“ nach der Unterzeichnung des Moskauer Protokoll immermehr und es bildete sich eine Opposition: Viele Menschen waren empört überdie Unterzeichnung des „Moskauer Protokolls“ und es kam zu Protestaktionen,die sich nicht nur gegen Moskau, sondern auch gegen die Politik der „Reformer“richteten.Repression gegen Gewerkschafter und LinkeIn bürgerlichen Büchern und Medien ist meist viel die Rede von prominenten„Reformern“ wie Dubček, die verhaftet und aus der KPČ ausgeschlossen wurden.Dabei wird jedoch ausgeblendet, dass sich der größte Teil der Repression gegenArbeiterInnen richtete, was sich in verschärfter Arbeitsgesetzgebung und polizeilicherBespitzelung der ArbeiterInnen in den Betrieben ausdrückte.Die Gewerkschaften spielten in der Organisierung des Widerstands einewichtige Rolle. In verschiedenen Initiativen versuchten ArbeiterInnen undStudierende zusammenzuarbeiten. So hatten etwa die Metallarbeitergewerkschaftund der Studierendenverband in Böhmen und Mähren am 19. Dezember<strong>1968</strong> ein Kooperationsabkommen geschlossen. Darin verpflichteten siesich zu gemeinsamen Aktionen gegen die zurückweichende Politik der „Reformer“und für einen Truppenabzug, sowie für die Fortsetzung der Reformen.Am 7. Gesamtgewerkschaftskongress, der von 4.-7. März 1969 stattfand,wurde eine „Charta der Gewerkschaftsbewegung“ verabschiedet, in der betontwurde, dass die Gewerkschaft auf Basis eines eigenen Programms eine,gegenüber der Regierung und dem Staat selbstständige Politik verfolgen werden.Mit der Machtübernahme des moskautreuen Husáks und der AbwahlDubčeks begann jedoch Repression gegen die Gewerkschaften: Es wurdenSäuberungen durchgeführt und 50 – 80% der Mitglieder, meist aus der unterenund mittleren Ebene, ausgeschlossen.Auch gegen antistalinistische AktivistInnen wurde vorgegangen und KritikerInnenwurden verhaftet. Unter den ersten Opfern der Säuberungswellenach dem Einmarsch waren 1969 die AktivistInnen der „Bewegung der RevolutionärenJugend“, einer antistalinistischen Gruppe um Petr Uhl, die politischvom Vereinigten Sekretariat der 4. Internationale unter Mandel beeinflusstwar. Die AktivistInnen wurden verhaftet und in einem Schauprozess zumehreren Jahren Gefängnis verurteilt. Uhl selbst verschwand für vier Jahrehinter Gittern.Liquidierung der ArbeiterInnenräteDie sowjetische Bürokratie verlangte die Auflösung der ArbeiterInnenräteund behauptete, dass diese die Arbeit der Unternehmen behindern würden.<strong>1968</strong>: Der <strong>Prager</strong> <strong>Frühling</strong> | 41

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