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1968: Prager Frühling - SLP

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BilanzDer „<strong>Prager</strong> <strong>Frühling</strong>“ zeigt deutlich, dass der Kampf für echten, für demokratischenSozialismus möglich ist, aber nur mit einer entschlossenen Führungund der internationalen Solidarität der ArbeiterInnen und Jugendlichengewonnen werden kann. Der Sowjetunion kam aufgrund ihrer militärischenÜberlegenheit eine zentrale Rolle zu. Eineseits bestand ohne eine erfolgreichepolitische Revolution in der Sowjetunion auch für andere stalinistische Staatendie permanente Gefahr eines Eingreifens der Sowjetunion zur Unterdrückungeiner politischen Revolution. Andererseits konnten die Bewegungen inder Peripherie des Stalinismus sehr wohl auf sein Zentrum übergreifen und zuseinem Sturz führen.Dubčeks Politik hatte jedoch keine revolutionäre internationale Perspektiveum die Bewegung über die Grenzen der Tschechoslowakei hinauszutragen.Die Reformen sollten undemokratisch von oben umgesetzt werden. DieBevölkerung sollte dabei keine aktive Rolle spielen. Dubčeks internationalePolitik zur „Verteidigung“ des „<strong>Prager</strong> <strong>Frühling</strong>s“ bestand vor allem darin,zu versuchen die stalinistischen BürokratInnenen davon zu überzeugen, dassdie Bewegung keine Gefahr darstelle. Eine Gesellschaftsveränderung hin zumechtem Sozialismus kann jedoch nicht durch die Beschwichtigung von BürokratInnenerreicht werden.Als der außerordentliche 14. Parteitag am 22. August <strong>1968</strong> abgehalten wurde,richteten sich die „Reformer“ mit ihrem Hilferuf einmal mehr an die kommunistischenAußenstellen Moskaus und mit dem Protest beim Weltsicherheitsratder UNO sogar an die VertreterInnen des kapitalistischen Systemsdes Westens. An die weltweiten ArbeiterInnen- und Studierendenbewegungenknüpften die „Reformer“ nicht an. Als „Bündnispartner“ kamen nur diesowjetische Bürokratie und die Regierungen des Westens in Frage, nicht abereinfache Menschen, wie ArbeiterInnen und Studierende.Es wäre notwendig gewesen, die Bewegung in der ČSSR über die Grenzenhinauszutragen und sie mit anderen Bewegungen zu verbinden. Dabei geht esnicht darum, die herrschenden Eliten in Ost und West auf seine Seite zu ziehen,sondern auf Bewegungen von unten zu orientieren. Nur eine Ausweitungder Bewegung hätte auch tatsächlich eine Chance gehabt vor der KPdSU-Bürokratieund ihren Verbündeten standzuhalten. Hätte die Führung der Bewegungan die internationalen Kämpfe – die Streiks in Europa, so etwa in Frankreich,wo 10 Millionen ArbeiterInnen mit einem Generalstreik fast die Machtübernommen hatten, die Befreiungsbewegungen in den ehemaligen Kolonien,an die Antikriegsbewegung, etwa in den USA aber auch an die antistalinistischenBewegungen in Osteuropa angeknüpft und politisch-solidarischeBeziehungen aufgebaut, so hätte dies weitgehende Folgen haben können. Nursolch eine internationale Perspektive kann der Isolation von Einzelbewegungengegenüber mächtigeren Gegnern etwas entgegensetzen.Doch die Politik der „Reformer“ versagte nicht nur in internationaler Hinsicht.Auch im eigenen Land orientierte sich ihre Politik nicht auf die Mo-<strong>1968</strong>: Der <strong>Prager</strong> <strong>Frühling</strong> | 45

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