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1968: Prager Frühling - SLP

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Erklärungen und Aufrufe des 14. ParteitagesDer Parteitag verurteilte in seiner Erklärung die Intervention, mahnte dieBevölkerung zur „Besonnenheit“ und erließ diverse Aufrufe, zum Beispiel einenHilferuf an alle kommunistischen Parteien der Welt. Außerdem legte ervor dem Weltsicherheitsrat der UNO Protest ein. Die UNO, ein Instrumentdes Imperialismus, das kurz zuvor den Korea-Krieg legitimiert hatte und keinInteresse an der Errichtung einer echten sozialistischen Demokratie hatte, tatjedoch erwartungsgemäß nichts gegen die Intervention.Anstatt sich auf die internationale Studierenden- und ArbeiterInnenbewegungzu orientieren, appellierte man an die stalinistischen Parteien. Obwohlviele KP-Führungen sich gegen den Einmarsch aussprachen, handelte es sichhier dennoch um bürokratische Führungen, die sich nicht an den Interessender ArbeiterInnen orientierten.Auch an die Bevölkerung der fünf Besatzerstaaten wurde appelliert, solch einabstrakter Appell ohne konkrete Aufforderungen blieb jedoch wirkungslos.Dabei gab es Solidarität mit dem „<strong>Prager</strong> <strong>Frühling</strong>“ in der ArbeiterInnenklasseeiner ganzen Reihe von stalinistischen Staaten. In der DDR protestiertenArbeiterInnen gegen die Petitionen zur Unterstützung des Einmarsches in derTschechoslowakei, die sie von der Bürokratie zum Unterschreiben vorgelegtbekamen. Hunderte Menschen durchbrachen die Polizeiabsperrungen vorder tschechoslowakischen Botschaft um Protestnoten gegen den Einmarschzu unterzeichnen. In Eisenhüttenstadt demonstrierten 4.000 ArbeiterInnengegen den Einmarsch. In Jugoslawien gingen 200.000 ArbeiterInnen und Jugendlichegegen den Einmarsch auf die Straße. Auch in Russland gab es Proteste.Aber die Gruppe um Dubček wollte und konnte mit ihnen kein Bündniseingehen, da dies die eigene Position in Frage gestellt hätte.Der Parteitag rief die Bevölkerung auch zu einem einstündigen Proteststreikam 23. August auf, nahm jedoch peinlichst davon Abstand, diesen als Generalstreikzu bezeichnen. Bezeichnend ist in diesem Zusammenhang folgendeWortmeldung von Hejzlar: „Ich habe nur eine kurze Feststellung für die anwesendenJournalisten, Radioreporter und für alle, die bereits den Entwurf derErklärung bekommen haben. Da ist wieder einmal, wie verhext, ein Schreibfehlerpassiert: Im Text auf Seite 2, statt ‚Freitag, den 23. August, um zwölf Uhrmittags einen einstündigen Proteststreik’ steht geschrieben ‚Protest-Generalstreik’.Wer also eine Kopie davon hat, möge das sofort korrigieren, und jene,die die Nachrichtenmittel bedienen, sollen diese wesentliche Änderung nichtvergessen. (...)“. Der Vorsitzende bestätigte, dass dieser „sehr peinliche Fehler“in den Radiosendungen richtiggestellt werde.Der Widerstand der BevölkerungDie Bevölkerung war weit weniger zögerlich als die „Reformer“, sie erkannteinstinktiv, das kein Raum für Kompromisse war und, dass die bisherigen Errungenschaftenverteidigt werden mussten. Als Reaktion auf den Einmarsch36 | <strong>1968</strong>: Der <strong>Prager</strong> <strong>Frühling</strong>

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