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Foyer-Kulturjournal

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foyer 58 kunst Weserburg Museum für moderne KunstZack! Crash!Peng!Im Comic knallt und explodiert es:Peng! Puff! Fetz! Zabadong! Kaboom!Klar, dass so viel Dynamik auch vor derbildenden Kunst nicht Halt macht. MitPop-Art-Größen wie Roy Lichtenstein hatdie Sprechblasen-Welt Einzug in Galerienund Museen gehalten. Die Ausstellung„Kaboom! Comic in der Kunst“ inder Weserburg führt ab 15. Juni vor, wieMaler, Bildhauer, Performer und MedienkünstlerComics und Cartoons in Kunstübersetzen.„Uns geht es nicht um den Comic alsBuch oder Heft, dieses Medium, das unsseit Ende des 19. Jahrhunderts in buntenSonntagsbeilagen der Zeitungen begegnet,als komischer Streifen, als comic strip“,sagt Kurator Ingo Clauß. Im Fokus stehtzeitgenössische Kunst von den 50er Jahrenbis heute. Ausgewählt wurden mehr als30 internationale Künstler, die das ThemaComic gegen den Strich bürsten. Mit Witz,Humor und bissiger Ironie entsteht so einpointiertes Psychogramm der Gesellschaft.Beispiel Siemon Allen (*1971): Wandfüllendist die Arbeit des südafrikanischen Installationskünstlersund gleichzeitig extremkleinteilig mit all ihren Einzelbildern. Essind Ausschnitte aus „Tim und Struppi“,dem Kult-Comic des Belgiers Hergé (1907-1983). Panel für Panel, also Bildfeld fürBildfeld, hat Allen die Abenteuergeschichte„Im Reiche des schwarzen Goldes“ reproduziert.Mit dem Unterschied, dass beiihm die Sprechblasen leer sind. So befreitder Künstler diese Story rund um denReporter und seinen Terrier von Rassismusund falsch verstandener Exotik.Den weißen Superhelden vom Sockelstoßen – diesen Spaß erlaubt sich auch derafroamerikanische PerformancekünstlerWilliam Pope.L. (*1955). Als Supermanverkleidet, ist er in New York auf demBroadway unterwegs, nicht als Wesen mitmagischen Kräften, sondern – im Gegenteil– auf dem Boden kriechend. Es ist der perfekteWeg, um das US-Selbstverständnisvon Freiheit und Allmacht auszuhebeln.In Bremen ist seine bizarre Aktion „TheGreat White Way“ im Video zu erleben.Dabei steht der Monitor auf dem Boden, ineiner Pfütze, in der sich die Szenen spiegeln.Wie damals auf dem Broadway sehendie Besucher auch hier auf die Performancehinunter. In einer Tischvitrine ist der verschlisseneFaschingsanzug dieses gefallenenEngels wie eine Reliquie inszeniert.Im abgedunkelten Dachgeschoss der Weserburgkönnen Besucher sich von der Projektiondes österreichischen FilmemachersMartin Arnold (*1959) irritieren lassen. Imabsoluten Schwarz tauchen plötzlich Händeauf, Zungen, Tatzen, Schreie – Zitate ausdem Trickfilm „Tom and Jerry“. Ein eigenwilligesComic-Spektakel, das zugleich irritiertund Kindheitserinnerungen weckt.„In‚Kaboom!‘ geht es nicht nur um die vermeintlichbunte Oberfläche, sondern auch um diedunkle Seite des Comics“, sagt Ingo Clauß.Der spanische Künstler Juan Muñoz (1953-2001) treibt das Spiel noch weiter. SeineArbeit „Waiting for Jerry“ ist eine Box. Bisauf eine mauselochgroße Öffnung ist auchhier alles dunkel. Nur die Originalmusikder Zeichentrickserie „Tom and Jerry“ istzu hören. Und dieser akustische Reiz reichtbereits aus, um ein Gedankenkino in Gangzu setzen. Schon spielt sich vor dem innerenAuge die Verfolgungsjagd von KaterTom und Maus Jerry ab. Betrachter mögensich an ihre Kindheit erinnert fühlen, alssie heimlich unter der Bettdecke ComicsHerzlichen Glückwunsch zur 100.Ausgabe! Ich habe großen Respekt vorso viel Engagement und Enthusiasmus,denn die gehören nicht nur bei den Kulturschaffenden,sondern auch bei denKulturmedien unabdingbar dazu, heutemehr denn je. In foyer finde ich konzentriertgenau die Themen, die michpersönlich interessieren. Dass auch dieKunsthalle Emden immer wieder vorkommt,freut mich natürlich auch. Hieroben im Norden gibt es mehr kulturelleHighlights, als mancher glaubt – derBlick ins foyer beweist es.Eske NannenKunsthalle Emden

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