foyer 66 KUNST Franz Radziwill-Haus in DangastNeue Ausstellung: Der Dangaster MalerFranz Radziwill in der Nähe des ParadiesesText: Katrin Zempel-BleyKonstanze Radziwill, Tochter des Dangaster Malers, präsentiert das Bild „In der Nähe desParadieses“. Foto: zbSehnSuchtnach friedenAuch er hat vom Paradies auf Erdengeträumt. Franz Radziwill offenbartediese Sehnsucht in einem Bild, aufdem Katze, Vogel, Hund und Hahn dichtbeieinander sitzen. Es heißt „In der Nähedes Paradieses“ und lieferte den Titel fürdie aktuelle Ausstellung des Malers, dienoch bis zum 12. Januar 2014 im FranzRadziwill-Haus in Dangast zu sehen ist.Wenn alle diese Geschöpfe Frieden halten,dann schaffe es der Mensch auch. So habeihr Vater einmal auf die Frage geantwortet,was sein Bild ausdrücken soll, erinnert sichKonstanze Radziwill. „Daraus sprach seintiefer Wunsch nach Frieden, aber nicht nurunter den Menschen, sondern auch in derBeziehung zwischen Mensch und Natur.“Betrachtet man Radziwills Bild genauer,dann scheint die Katze sich doch zuüberlegen, ob die Meise auf dem Zweig –nur einen Katzensprung entfernt – nichtschmackhaft wäre. Klar wird, wie schnellder Frieden dahin sein kann.Für die langfristig angelegte Ausstellungsind 30 Leihgaben aus der Zeit zwischen1920 und 1958 zusammengetragen worden.Sie stammen aus Museen sowie aus Privatbesitzund zeigen, dass der ZivilisationskritikerRadziwill, der mit seinen Bilderndes „Magischen Realismus“ bekannt wurde,auch das harmonische Zusammenle-ben von Mensch,Tier und Naturthematisiert hat.Bis in sein spätes Werk hinein spielte dieLandschaft als elementarer Daseinsraumdie zentrale Rolle in Radziwills Gesamtwerk.1923 ließ er sich in Dangast niederund fand hier seine Motive. In den gezeigtenBildern strebt er eine stärkere Naturnähean. So findet die Inspiration durchdie Malerei der Romantiker ihren sichtbarenNiederschlagzumBeispiel imGemälde„Blick auf Dangast“ aus dem Jahr 1927.Der Naturraum wird hier allerdings nichtals reine Idylle idealisiert, sondern zeigtvielmehr den Daseinsraum des Menschenals Lebensgrundlage.Neben den großformatigen Panoramenmalte Radziwill bereits in den 1920er Jahrenkleine Naturstudien wie Gräser mit Schneeglöckchen,einen dicken Steinpilz, einenSpatz oder eine Maus. Unter den Bildernbefinden sich auch welche, die seit vielenJahrzehnten nicht öffentlich ausgestelltwurden wie „Das kleine Bienenhaus“ (1948)und „Das Stillleben mit Bastkorb“ (1958).Um dem Thema insgesamt gerecht zuwerden, ist die Ausstellung als zweijährigesProjekt konzipiert. Bis Januar 2014wird Landschaft in vielen Formen undals friedlicher Raum gezeigt, wo dickePilze wachsen und Spatzen pfeifen. Derzweite Teil wird die späten 1950er Jahrebeinhalten, als sich Radziwills Paradieszu wandeln begann. Kaum hatte sich dieNatur von den Einschlägen des Kriegeserholt, folgte für ihn eine neue Bedrohungvon Flora und Fauna.Vorbei war es mit idyllischen Bildwelten.Der zweite Teil der Ausstellung, die am30. März 2014 eröffnet wird, ist den spätenWerken aus der Nachkriegszeit bis 1971gewidmet und zeigt den ZivilisationskritikerRadziwill.Paralleldazu wirdim SchlossmuseumJever ab 6. April eine Dokumentationzum persönlichen Engagement desMalers für seine Wahlheimat stattfinden.Über sein künstlerisches Schaffen hinaushat sich Radziwill seit den späten 1950erJahren auch aktiv als Umweltschützer fürdie Region am Jadebusen eingesetzt, umdie ursprüngliche Landschaft und gleichsamDangast als pittoresken Künstlerort zuerhalten.Wenn alle diese Geschöpfe Frieden halten,dann schaffe es der Mensch auch.Das Radiziwill-Haus (Sielstraße 3 in Dangast)ist mittwochs bis freitags von 15 bis18 Uhr sowie sonnabends, sonntags undfeiertags von 11 bis 18 Uhr geöffnet. Zur Eröffnungdes zweiten Teils der Ausstellungerscheint ein umfangreicher und reichillustrierter Katalog, in dem die friedvollenFrühwerke den zivilisationskritischenSpätwerken gegenüber gestellt werden.
KUNST Oldenburger Landesmuseum 67 foyerMeisterwerke der Anhaltischen GemäldegalerieDessau in Oldenburg zu sehenText: Katrin Zempel-BleyaltmeiSterauf reiSenflämischen und holländischenMalerei.“Die Anhaltische Gemäldegalerie beherbergtmit rund 1800 Werken diegrößte Sammlung alter Malerei inSachsen-Anhalt. Jetzt gehen die Meisterwerkeerstmals auf Reisen: Vom 26. Maibis 18. August sind Landschaften, Porträtsund Genrestücke von Künstlern wie LucasCranach d. Ä., Bartholomäus Bruyn, PieterBrueghel, Salomon van Ruysdael oderJohann Friedrich August Tischbein imOldenburger Landesmuseum für Kunstund Kulturgeschichte zu sehen.„Von Lucas Cranach bis Wilhelm Trübner –Meisterwerke der Anhaltischen GemäldegalerieDessau“ heißt die Ausstellung, dieherausragende Altmeister präsentiert. „ImMittelpunkt steht der Beziehungswandelzwischen„Die idealtypischen, formenstrengenBildnisse der Renaissance treffenauf barocke Darstellungen vollerKörperlichkeit und Dynamik.Menschund Lebensweltwie er sichin der Malereivonder Renaissance bis in das 19. Jahrhundertdarstellt“, sagt Dr. Alice Anna Klaassen,Abteilungsleiterin Galerie Alte Meisterim Landesmuseum. „Die idealtypischen,formenstrengen Bildnisse der Renaissancetreffen auf barocke Darstellungen vollerKörperlichkeit und Dynamik. Die Werkerepräsentieren die Blütezeit der deutschen,1927 richtete der damaligeFreistaat Anhalt das Museum ein. DerSchwerpunkt liegt bei den Alten Meistern,vor allem altdeutscher und niederländischerMalerei, aber es gibt auch beträchtlicheWerkgruppen aus der Romantik und ausdem 20. Jahrhundert. Die Galerie geht aufherzogliche Sammlungen zurück und istim Schloss Georgium, das auf der Welterbe-Liste der Unesco steht, untergebracht.Das Schloss wird gegenwärtig saniert, sodass mit 100 Bildern ein Auszug aus dieserSammlung auf die Reise gehen kann. Gezeigtwird eine wahre Bilderpracht, die denBesucher staunen lässt. Inhaltlich passensie sehr gut zur herzoglichen Sammlungin Oldenburg. So stellt Alice Anna Klaassenetwa ein Porträt des Flamen NicolasNeufchatel aus derOldenburger Sammlungneben das Werkaus der AnhaltischenGalerie. Ein Werk vonChristoph LudwigAgricola, er war derLehrer von Hilfgott Brandt, hängt nebendem seines Schülers, welches das Landesmuseumbeisteuert und somit die Lehrer-Schüler-Beziehung darstellt.Die Ausstellung, zu der ein Katalog erscheint,ist Dienstag bis Sonntag von 10bis 18 Uhr geöffnet.