foyer 62 KUNST Im Strom der ZeitLilienthaler Kunstschau Wümme-Wörpe-Hamme zeigt 120 Gemälde von 70 Künstlernaus der RegionText: Berit Böhmeim Stromder ZeitTiefgründige Porträts, Alltagsszenenaus dem Moor, zauberhafte Landschaftenund abstrakte Farbweltenvereint die Ausstellung „Im Strom der Zeit“in der Kunstschau Wümme-Wörpe-Hamme.Das Museum im Lilienthaler OrtsteilTrupe zeigt bis zum 29. September 120 Gemäldevon 70 Künstlern aus der Region. DieBilder stammen allesamt aus dem Bestandder Lilienthaler Kunststiftung.von mehr als 70 Künstlern. „Vom Querschnittgesehen ist es eine der bedeutendenSammlungen. Aber nicht vom Wert“, gestehtder Lilienthaler.Die Ausstellung bietet 125 Jahre regionaleKunstgeschichte. Und ruft manch vergessenenKünstler in Erinnerung. „EineWiederentdeckung ist Christian LudwigBokelmann“, sagt Cordes. Bokelmann(1844-1894) stammte aus dem heute zu Lilienthalzählenden Sankt Jürgensland undunterrichtete an der Düsseldorfer AkademieFritz Mackensen. Er lieferte Mackensenauch Motive für dessen berühmten„Gottesdienst im Moor“.In Trupe sind einige Bremer Malerinnenvertreten, beispielsweise Toni Elster undDoraBromberger.DasBild „Ander Schlachte“ stammt aus dem Pinsel vonEduard Scotland. Der Architekt war amBau der Böttcherstraße beteiligt.„Vom Querschnitt gesehen ist es eine der bedeutendenSammlungen. Aber nicht vom Wert“Monika und Hans Adolf Cordes gründetendie Kunststiftung vor zehn Jahren. „Wirwollten nicht, das unsere Sammlung wiederzerfleddert wird“, erklärt Hans AdolfCordes. „Meine Frau und ich haben vor 30Jahren angefangen, das eine oder andereGemälde aus unserer Region zu kaufen“,erinnert sich der Betriebswirt im Ruhestand.„Damals haben wir nicht systematischgesammelt. Wir haben uns die Bildernach Geschmack zugelegt.“Später wuchs die Sammlung mit Konzept.„Wir wollten die Region abbilden.“ Heuteumfasst die Sammlung über 250 GemäldeZu sehen sind außerdem Beispiele der erstenWorpsweder Malergeneration, darunterHans am Endes „Abendlicht mit Kate“.Spätere Weyerberg-Bewohner wie LiselOppel, der Expressionist Willy Dammaschoder der skurrile Tetjus Tügel sind in demehemaligen Küsterhaus in Trupe ebenfallsvertreten. Die abstrakte Szene der frühenNachkriegszeit spiegeln Werke der „JungenGruppe Worpswede“ wider. Impressionenaus Fischerhude bannten Heinrich Breling,Olga Bontjes van Beek und HermannAngermayer auf die Leinwand.Einen Kontrapunkt zu den melancholischenniederdeutschen Landschaften bilden OttilieReyländers „Mexikaner in weiter Landschaft“oder Albert Schiestl-Ardings „Adamund Eva im Paradies“. Das Paradiesbild warein Zufallsfund, verrät Cordes. „Es verbargsich auf der Rückseite eines Blumenstilllebens.“Heiterkeit versprühen die Arbeitendes Bremers Carl Jörres, darunter sein „LilienthalerBadehaus“. „Immer weniger Leutekennen diese Maler-Generation“, bedauertCordes. Die Ausstellung ist in seinen Augen„eine schöne Heimatgeschichte. Sie könnteauch als Lehrpfad dienen.“Kunstschau Wümme-Wörpe-Hamme,Lilienthal (Trupe 6). Geöffnet Di.-Sa. 14-18 Uhr, So. 10-18 Uhr. Führungen: Telefon04298/907641.
KUNST Malerinnen im Aufbruch 63 foyerFrauen erobern die Kunst um 1900: Sommerausstellungenin vier Worpsweder Museen abMitte JuniText: Berit BöhmeKunsträtselBis zum 11. August 2013 zeigt die KunsthalleBremen noch anlässlich des 100.Geburtstags des Künstlers die Sonderaus-stellung „Wols: Die Retrospektive“. Es istdie umfangreichste Präsentation seinesWerkes seit fast 25 Jahren.im aufbruchMarie Bock, Die Uhr, um 1900, © Kunststiftung Friedrich NetzelDamen mit Skizzenblock, Kohlestiftund Palette ernteten um 1900 spöttischeBlicke und wurden als „Malweiber“abgetan. Trotz mangelnder Anerkennungließen sie sich die Freude an derbildenden Kunst nicht vergällen. Worpswedewidmet sich in diesem Sommer den„Malerinnen im Aufbruch“. Vier Museenbeleuchten ab 15. bzw. 16. Juni das Werkdänischer und deutscher Künstlerinnenund ihr Ringen um einen gleichberechtigtenZugang zum Kunstolymp.Die Große Kunstschau Worpswede inszeniert„Begegnungen – Malerinnen aus denKünstlerkolonien Kerteminde und Worpswede“.Kerteminde liegt auf der süddänischenInsel Fünen, die dortige Künstlerkoloniewurde zeitgleich mit der in Worpswedegegründet. Inhaltlich gab es jedoch großeUnterschiede: Die Kerteminder Frauenmalten Bilder aus dem häuslichen Umfeld,Gartenbilder und Interieurs. Die Worpswederinnenhingegen fanden ihre Motive imDorf und in der Bevölkerung.Dänemark spielt auch eine Rolle in derAusstellung der Worpsweder Kunsthalle.Sie präsentiert unter anderem Werke derFlensburgerin Käte Lassen (1880-1956).Zu Lassens Themen gehören „Figuren amStrand“, die sie vor allem an der dänischenKüste fand. Ihre Werke sind erstmals inWorpswede zu sehen und stehen Arbeitenvon Künstlerinnen wie Marie Bock, PaulaModersohn-Becker und Ottilie Reylaendergegenüber.Der Barkenhoff würdigt die Grafikerinund Malerin Julie Wolfthorn (1864-1944).„Obwohl sie zu den bekanntesten Künstlernim Vorkriegsdeutschland gehörte, istsie später total in Vergessenheit geraten“,bedauert Matthias Jäger, Geschäftsführerdes Museumsverbundes. Heute seien vonWolfthorn nur „sehr wenige Bilder in öffentlichenSammlungen“ zu finden. Dabeigalt sie als exzellente Porträtistin und wareine begehrte Gestalterin von Titelbildern.Das Haus im Schluh stellt „Martha VogelersKunstweberei – Glanzstücke derWorpsweder Textilkunst“ in den Mittelpunkt.Martha Vogeler hatte sich nachihrer Trennung von Heinrich Vogeler eineeigene Existenz aufgebaut. Neben einerPension betrieb sie eine Handweberei undpflegte Kontakte zur Kunstwebeschule imheute dänischen Scherrebek.Die Ausstellungen in der Kunsthalle undim Schluh laufen bis zum 15. September,in Kunstschau und Barkenhoff bis zum13. Oktober. Für alle vier Museen wird einKombiticket angeboten, zudem gibt es einRahmenprogramm.www.worpswede-museen.deWols wurde 1913 als Alfred Otto WolfgangSchulze geboren und lebte ab 1932 vor-wiegend in Frankreich. 1951 starb er anden Folgen einer Lebensmittelvergiftung.Posthum war Wols auf drei documenta-Ausstellungen vertreten, zusätzlich wur-den seine Werke auf der Biennale in Vene-dig 1958 gezeigt. Die Kunsthalle Bremenpräsentiert über 200 Werke des Künstlers.Darunter befinden sich Fotografien,Aquarelle, Zeichnungen, Druckgrafiken,illustrierte Bücher und Gemälde.Während einer Schaffensphase von nur 15Jahren durchlief Wols eine spektakuläreWandlung. Seine frühen Arbeiten sindnoch vom Surrealismus beeinflusst, seinespäteren Werke geben Bezüge zur Realitätauf und er entwickelt eine neue Form dergegenstandslosen Kunst. Anhand der umfassendenWerk-Auswahl und einer chronologischenPräsentation ermöglicht dieBremer Retrospektive diese Entwicklungdes Künstlers im Detail nachzuvollziehen.Für welche Stilrichtung gilt Wols als bedeutendereuropäischer Wegbereiter?Bitte schreiben Sie Ihre Antwort bis zum15.07.2013 2013 an foyer, Roland VerlagGmbH, Schlachte 43, 28195 Bremen. DieTeilnahme ist auch online möglich: www.rolandverlag.de (Publikationen/<strong>Foyer</strong>)Zu gewinnen sind 5 × 2 Eintrittskarten fürdie Ausstellung „Wols: Die Retrospektive“in der Kunsthalle Bremen.Die Antwort des Kunsträtsels aus derAusgabe 99 lautet: ParisGewonnen haben:Anke Harms, RastedeMonika Plantiko, BremenErika Reimers-Kyere, BremenDirk Thieding, HamburgSabine Westerholt, Oldenburg