MITTEILUNGEN - Deutsche Exlibris-Gesellschaft
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Seit dem 17. Jahrhundert war die Darstellung der Jahreszeiten populär und<br />
VALENCIENNE schrieb1800, dass im Laufe des Herbstes „das Vergnügen, das<br />
man empfindet, von dem Gedanken an die unaufhaltsam näher rückende<br />
Zerstörung überschattet wird“. Auch bei dem <strong>Exlibris</strong> von KALYNOVYCH können<br />
wir — wie die Romantiker — die dargestellte Landschaft mit dem Gefühl<br />
der Melancholie verbinden. Die Landschaft als Seele, so ist dieses Kapitel<br />
überschrieben.<br />
<strong>Exlibris</strong>sammlern begegnet der Einsiedler der Melancholiker, der Heilige<br />
Antonius, in vielen modernen Abbildungen. Besonders aber weisen Bilder des<br />
Heiligen, die nach dem Mittelalter entstanden sind, fast alle Elemente auf, die<br />
ihn zu einer melancholischen Figur werden lassen.<br />
„Dunkel ist das Leben, ist der Tod“, so klingt es in Gustav MAHLERs „Lied von<br />
der Erde". Dieses auf dem Kulminationspunkt der Spätromantik geschriebene<br />
Lied zeigt wohl am deutlichsten die Thematisierung des Melancholie in der<br />
Musik der Romantik.<br />
Engel der Geschichte ist das letzte Kapitel überschrieben. Man kann auch<br />
sagen: Das Prinzip Hoffnung, das stärker ist als die Melancholie.<br />
Der Katalog bringt in acht Kapiteln viele Beispiele, die in chronologischer<br />
Abfolge die künstlerische Darstellung dieser Gemütsverfassung von der<br />
Antike bis zur Moderne in Wort und Bild dokumentieren. Überhaupt erweist<br />
sich dieses lehrreiche Buch an vielen Stellen als Fundgrube für Sammler zum<br />
Verständnis mancher <strong>Exlibris</strong>.<br />
Der die Ausstellung begleitende Katalog bringt es — von Ausnahmen abgesehen<br />
— fertig, die unendliche Komplexität des Themas und „so unterschiedliche<br />
Gefühle ... wie die Raserei des Achilles, die Acedia der Mönche, die romantische<br />
Traurigkeit, den BAUDELAIRE’schen Spleen und dazu noch die eine oder<br />
andere Form von Depression...“ zu veranschaulichen. Der Katalog ist schon<br />
jetzt ein Standardwerk zum Thema Melancholie. Klaus THOMS<br />
Melancholie. Genie und Wahnsinn in der Kunst. Hrsg. Jean CLAIR. Verlag HATJE CANTZ, 2005.<br />
512 S., 407 Abb., davon 310 farbig. ISBN 3-7757-1647-5. 49,80 Euro<br />
✥<br />
Das <strong>Exlibris</strong>-Antiquariat Claus WITTAL hat den Katalog 7 (April 2006) mit über<br />
580(!) z.T. farbigen Abbildungen und 1639 Positionen herausgebracht.<br />
WITTALs Kataloge können inzwischen gut als Nachschlagewerke genutzt werden,<br />
die auch zur preislichen Einordnung eigener Blätter nützlich sind.<br />
Hilfreich: Ein Eignerverzeichnis am Ende des 116seitigen Katalogs.<br />
Klaus THOMS<br />
Bestellung: Claus WITTAL, Fliednerstr. 27, 65191 Wiesbaden www.exlibrisart.com<br />
✥<br />
Milan HUMPLIK: Die Persönlichkeiten des tschechischen <strong>Exlibris</strong>. SSPE, Prag<br />
2005 (In tschech. Sprache).<br />
Milan HUMPLIK: Almanach für <strong>Exlibris</strong> und kleine Graphik. SSPE, Prag 2005<br />
(In tschech. Sprache)<br />
✥<br />
Erotische <strong>Exlibris</strong><br />
Der Katalog Gallant and Erotic Creation in the <strong>Exlibris</strong> and Graphic ist die<br />
Zusammenfassung des Wettbewerbs zur IV. Triennale Havírov 2005<br />
(Tschechische Republik).<br />
Aufgeführt werden alle Preisträger und Teilnehmer mit Adressen. Gezeigt<br />
werden sehr viele Bilder/<strong>Exlibris</strong> (bis zu 11 Abb. pro Doppelseite), die einmal<br />
mehr dokumentieren, wie breit das Spektrum erotischer (und „erotischer“)<br />
<strong>Exlibris</strong> ist: Angefangen vom Blatt, das noch Phantasien zulässt bis hin zur<br />
43<br />
K. KALYNOVYCH, Ukraine, 2004, C3/C4, Op. 265,<br />
November<br />
Harry JÜRGENS, Deutschland, C3,<br />
Der heilige Antonius<br />
Mitteilungen 2/2006