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seitenbühne Nr. 23 - Staatsoper Hannover

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06. 07 BALLETTChiara Olocco, Monica Caturegli, Jörg Mannes, Michèle SeydouxEnsembleDie geschmeidige Oberfläche hat jedochauch eine andere Seite, die sich in tiefemMisstrauen gegenüber allem Fremden undAndersartigen ausdrückt und die in wirklicherBösartigkeit zum Ausbruch kommen kann.Überwiegend werden Extreme – zumindestöffentlich und wenn man sich nicht in derMehrheit weiß – eher gemieden. Man ist immerunzufrieden und bringt das in ständigem»Granteln« zum Ausdruck – um es dabei aberdann auch meist bewenden zu lassen, ohneInitiative zu ergreifen. Für das Handeln sollendoch bitte andere zuständig sein.Diese Kehrseite dessen, was – positiv besetzt– als »Urwienerisch« in der kollektivenVorstellung existiert und gepflegt wird, istallerdings gleichermaßen Bestandteil desgemeinsamen Gedächtnisses und Gegenstandder wissenschaftlichen Betrachtungund künstlerischen Verarbeitung. Auchwenn es sich sehr wohl unter dem Slogan»Wien ist anders« subsumieren lässt, hat sichdie Österreich-Werbung dieses Themas bishernicht angenommen ...Die schöne LeichViele Wienerlieder besingen den Wein undden Tod und versichern, dass mit dem Ablebennichts schlechter, sondern alles vielbesser wird. Schließlich trifft man im Himmelja die wieder, mit denen man auf derErde gesungen und getrunken hat.In Wien gehören die Toten immer noch zuden Lebenden, die man gerne aufsucht – diezwölf Habsburger Kaiser und neunzehn Kaiserinnenund Königinnen in der Kapuzinergruftund auch die vielen anderen auf demZentralfriedhof. Das zweieinhalb MillionenQuadratmeter große Gelände am Rand derStadt beherbergt drei Millionen »Bewohner«– so der offizielle Sprachgebrauch –, daruntersind knapp tausend Prominente, die instädtischen Ehrengräbern beigesetzt sind.Das eigene Begräbnis ist die letzte Chancezum großen Auftritt, denn »die schöne Leich«mit musikalischer Begleitung durch die Vereinigungder Friedhofssänger und anschließendemLeichenschmaus ist ein wienerischesLebensziel.Stirb du, wennst kannstVor diesem Hintergrund wird klar, dass derTitel von Jörg Mannes’ Ballett keinesfallsprovokant gemeint ist. Er zitiert damit seineGroßmutter, die im Alter Klagen über ihreKrankheiten immer mit dem Satz »Aber stirbdu, wennst kannst« abschloss. Sie starbschließlich über hundertjährig.Als Wiener in Norddeutschland schaut derChoreograph auf seine Heimatstadt undschöpft nicht nur aus der Erinnerung. Ermisstraut dem schönen Schein, sein distanzierterBlick trifft auch das Heute unddas Morbide. Aus Brüchen und Widersprüchenentstehen eigenwillige Bilder und Typen,die an Franz Xaver Messerschmidts groteskeCharakterköpfe erinnern. Jörg Mannesspannt den musikalischen Bogen weit – vonWolfgang Amadeus Mozart über Franz Schubertund Gustav Mahler bis zu Anton Karrasund Hans Moser – zu einem ganz eigenenWiener Totentanz.STIRB DU, WENNST KANNST (UA)Ein Wiener Totentanz. Ballett von Jörg MannesMusik von Franz Schubert, Gustav Mahler, MauriceRavel, Wolfgang Amadeus Mozart und anderenMUSIKALISCHE LEITUNG Stefan Klingele/ToshiakiMurakami CHOREOGRAPHIE Jörg Mannes BÜHNE HermannFeuchter KOSTÜME Silke Fischer LICHT ClausAckenhausen DRAMATURGIE Brigitte KnößBallett der <strong>Staatsoper</strong> <strong>Hannover</strong>Niedersächsisches Staatsorchester <strong>Hannover</strong>MEZZOSOPRAN Julia Faylenbogen/Julie-Marie SundalPREMIERE 19. März 2011, 19.30 UhrDIE NÄCHSTEN VORSTELLUNGEN 22. März, 10. und 28.April 2011

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