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Kirchenzeitung Dezember 2012 der katholischen ...

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AUS DER PGEIN PILGER AUF SEINEM WEGGepflegt sah er nicht gerade aus. Wohl Ende 50,hager, lange Haare, gezeichnet vom Leben draußen.Aber offene, klare Augen, die schon viel gesehenhaben müssen und doch den Blick freigabenin eine frie<strong>der</strong>füllte Seele. So stand er vor mir. AmSamstagvormittag.auch schon unterwegs. Seitdem sind 16 Jahre vergangen.Wohin ihn seine Pilgerwege denn schon geführthaben, will ich wissen. Er fängt an zu erzählen, undich frage mich: Wo war er noch nicht? In Santiago warer schon dreimal, in Schweden bei <strong>der</strong> Heiligen Birgitta,in Litauen, in Assisi und immer wie<strong>der</strong> auch inAuf den ersten Blick dachte ich, da will einer Geld.Aber er wollte nur einen Stempel in sein Pilgerheft mitungezählten Pilgerstempeln. „Woher kommen Siedenn?“ „Aus Santiago.“ „Und wohin wollen Sie?“ „NachJerusalem!“ „Und das zu Fuß?!“ Also hatte ich dochrichtig gesehen: Auf seinem Hut das Franziskuskreuz,in <strong>der</strong> Hand ein Pilgerstab und drei Jakobsmuschelnan einem Rucksack, <strong>der</strong> wie ich später erfuhr,23 Kilo wiegt!Dass es sowas wirklich gibt. Menschen, die heutenoch zu Fuß nach Jerusalem pilgern. Die Pfarrhoftüröffnet sich weit, den Stempel gibts auch gleich. Sonstbrauche er nichts. Ich war froh, als ich ihm wenigstensnoch ein Haferl Kaffee und ein Stückchen Schokoladeanbieten konnte. Eigentlich stammt er ausSüdfrankreich. Aber das ist schon lange her. Vorsechzehn Jahren kam er gerade zurück von seinemPilgerweg nach Santiago. In <strong>der</strong> ersten Nacht wie<strong>der</strong>daheim, hatte er im Traum eine Eingebung: „Dumusst nach Jerusalem gehen!“ Tags darauf war erJerusalem. Unterwegs hat er Italienisch, Deutsch undauch Schwedisch gelernt. Im Kosowokrieg konnte ergenügend Geld zusammensammeln, damit 250 Kin<strong>der</strong>in Pristina mittags satt werden konnten. Aberjetzt geht es wie<strong>der</strong> nach Jerusalem über Kochel,Salzburg und, und, und... Ich spüre, da ist einerwirklich unterwegs. Ich habe ihn noch mit in dieWeilheimer Stadtpfarrkirche begleitet, wo gerade dieneuen Minis beim Üben waren. Der Pilger aus Frankreichhat sich Zeit genommen, und die Kin<strong>der</strong> habenmit großen Augen Fragen gestellt: „Wo sind Sie dennzu Hause?“ wollte Mirjam wissen. Und er antwortete:„Gott ist mein Zuhause!“Die Begegnung mit dem Pilger aus Frankreich werdeich nie vergessen. Irgendwie passt sie auch gut anden Anfang des Advents: Advent heisst "Ankunft".Wer ankommen will, <strong>der</strong> muss erst einmal aufbrechen.Und wer aufbricht, <strong>der</strong> ist irgendwie schonangekommen. Wohin sind wir eigentlich unterwegs?Pfarrer Dr. Ulrich LindlSeite 14<strong>Kirchenzeitung</strong> <strong>der</strong> <strong>katholischen</strong> Pfarreiengemeinschaft Weilheim

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