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Kirchenzeitung Dezember 2012 der katholischen ...

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Spätromantik ein erneutesExperimentieren mit dem jovialenHerrn. So werden nunvor allem in <strong>der</strong> Kunst verschiedeneFiguren wie etwadie Personifikation des Winters,die Gestalt des Hl. Nikolaussowie des KnechtRupprecht zusammen gemischt,und unter Weglassung<strong>der</strong> liturgischenKleidung des Heiligen entstehteine Frühform jenesWeihnachtsmannes, wie wirihn heute kennen. Seine Kleidungbesteht nun aus einemWintergewand in den Farbenrot, blau, grün, braun o<strong>der</strong>weiß, und er trägt einen weißenBart.Bald trat er auch zusammen Weihnachtsmann, um 1920mit dem Christkind auf, dasMartin Luther in seiner Ablehnung <strong>der</strong> Heiligenverehrungals meist weiblichen, oft aber geschlechtslosenGegenpart zum <strong>katholischen</strong> Nikolaus eingeführthatte. Hier war ihm aber eine untergeordnete, dienendeRolle zugeteilt. Wie dem Krampus war ihm dieGrobheit und das Strafen aufgetragen worden. Womitsich die ursprüngliche Intention eines guten„Weihnachtsmannes" wie<strong>der</strong> ins Gegenteil verkehrthatte.Das „Christkind", bzw. <strong>der</strong> „Heilige Christ" in seinerursprünglichen Intention trat als erwachsene Gestaltauf und erlebte erst im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t seine bisheute anhaltende Verniedlichung. Die reformatorischeNamenswahl sollte einen näheren Bezug zurbiblischen Überlieferung herstellen, als dies beim<strong>katholischen</strong> Nikolaus möglich war. Heute hat dasChristkindl, vor allem durch seine Verniedlichung nurmehr recht wenig mit dem göttlichen Knaben in <strong>der</strong>Krippe zu Bethlehem zu tun.THEMAAuch wenn Luther das Christkind als Gabenbringeran Weihnachten eingeführt hatte, so hielt bis weit ins20. Jahrhun<strong>der</strong>t hinein die Landbevölkerung Bayernsjedoch am Nikolaus als Gabenbringer am Weihnachtstagfest. Erst allmählich verschoben sich auchhier die Akzente und <strong>der</strong> 24. <strong>Dezember</strong> als Bescherungstagdes Heiligen wurdedurch den 5. <strong>Dezember</strong> abgelöst.Das Christkind beschert nun amHeiligen Abend Bayerns Kin<strong>der</strong>,während <strong>der</strong> Bischof Nikolaus am5. o<strong>der</strong> 6. <strong>Dezember</strong> bei ihneneinkehrt. Doch sowohl <strong>der</strong> Nikolausals auch das Christkind habeninzwischen einen schwerenStand, weil ihnen <strong>der</strong> Weihnachtsmannihren althergebrachtenRang als Gabenbringer streitigmacht.Die „alte“ karitative Gestalt desBischofs wurde immer mehr inden Hintergrund gedrängt undverwässert, so dass heute zumeist<strong>der</strong> Weihnachtsmann als sein säkularisierter„Nachfolger“ in allerMunde ist. Der Weihnachtsmannlöst nun sogar in Bayern mit seinemreichen Nikolausbrauchtumdas ehemals „protestantische“ Christkind, welchesdas katholische Brauchtum in verän<strong>der</strong>ter Form aufgenommenhatte, ab und verdrängt die christlichenGabenbringer mehr und mehr. So mancher, <strong>der</strong> heuteden Bischof Nikolaus „vertritt“, bringt ihn durchseine allzu profane Kleidung und sein wi<strong>der</strong>sprüchlichesVerhalten eher in Misskredit, als dass er dieauch heute noch gültige Botschaft des Heiligen ausdem 4. Jahrhun<strong>der</strong>t zu den Menschen bringen würde.Vielfach geht damit auch eine mitunter falschverstandene Pädagogik einher, die den Nikolaus eherals den strafenden Erzieher und „Kin<strong>der</strong>verbesserer“sieht als den Kin<strong>der</strong>freund, welcher die Kin<strong>der</strong> ermutigensollte, ihr Verhalten zu überdenken, anstattihnen zu drohen und das Fürchten zu lehren.Aber lassen sie uns nun gespannt den Bischof Nikolauserwarten, <strong>der</strong> dem reinen Kommerz <strong>der</strong> Vorweihnachtszeit,<strong>der</strong> „staaden Zeit“ mit seinerBotschaft entgegen steht, und seinen Lehren lauschen,ob wir ihm mit einem guten Gewissen antwortenkönnen, wenn er sagt: „Drum liebe Menschenhaltet inne, ein je<strong>der</strong> von uns sich selbst besinne, ober gut, geduldig und hilfsbereit war, mit sich unddem Nächsten im letzten Jahr.“Dr. Joachim Heberlein, M.A.<strong>Kirchenzeitung</strong> <strong>der</strong> <strong>katholischen</strong> Pfarreiengemeinschaft Weilheim Seite 5

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