6 Strategien und Risikofaktoren der Vereinheitlichung in der ...
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e<strong>in</strong>zige europäische Instanz gibt es nicht.521 Vielfach s<strong>in</strong>d die Zulassungsstellen im Zuge<br />
<strong>der</strong> Umstrukturierung <strong>und</strong> Privatisierung neu enstanden <strong>und</strong> müssen auf die Fachkenntnisse<br />
<strong>der</strong> nationalen Eisenbahnverkehrsunternehmen zurückgreifen.522<br />
E<strong>in</strong>e Vielzahl von nationalen Vorschriften erschwert dabei auch heute noch den<br />
grenzüberschreitenden Verkehr <strong>und</strong> macht e<strong>in</strong>en Austausch des technischen Materials<br />
o<strong>der</strong> aber des verantwortlichen Personals notwendig.523 Homologisierungsverfahren<br />
s<strong>in</strong>d kostenaufwendig, zeit<strong>in</strong>tensiv <strong>und</strong> allgeme<strong>in</strong> ungenügend harmonisiert.524 Tabelle<br />
23 skizziert auszugsweise e<strong>in</strong>ige exemplarische Fälle nationaler Unterschiede.<br />
Tabelle 23:<br />
Beispiele für sich wi<strong>der</strong>sprechende Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> EU<br />
Warengruppe Anfor<strong>der</strong>ung Gebiet 1 Anfor<strong>der</strong>ung Gebiet 2<br />
Druckluftmessgerät Italien: Rote Nadel Rest Europas: Schwarze Nadel<br />
Rücksicht-Ausstattung Österreich/Schweiz: Spiegel/Video Rest Europas: Nicht notwendig<br />
Feuerlöscher Österreich: Schaum/Pulver, Ke<strong>in</strong> CO 2 Italien: Ke<strong>in</strong> Schaum, Pulver/CO2<br />
Farbe <strong>der</strong> Frontfläche Italien: Rote Streifen Nie<strong>der</strong>lande: Weiße Streifen<br />
Identifikationsnummer Jedes Land benötigt eigenes Nummernsystem<br />
Handlampen Jedes Land erfor<strong>der</strong>t e<strong>in</strong>en speziellen Lampentyp<br />
Bremsschuhe Jedes Land benötigt se<strong>in</strong>e eigenen Bremsschuhe; dabei variiert theoretisch die<br />
Ausführung von Holz bis Stahl; <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Multisystem-Lokomotive müssten bis<br />
zu 50 Bremsschuhe an Bord mitgeführt werden, um <strong>in</strong> Gesamteuropa verkehren<br />
zu können.<br />
Quelle: Vgl. Otteborn (2005), S. 14 f.<br />
Dabei können die Prozesse für Fahrzeugzulassungen <strong>und</strong> <strong>der</strong> Erhalt e<strong>in</strong>es Sicherheitszertifikats<br />
Jahre andauern. Für neue Betreiber stellt dieser Prozess die höchste Hürde<br />
für den Markte<strong>in</strong>tritt dar.525 Anzumerken ist jedoch, dass die Problematik durchaus<br />
erkannt wurde <strong>und</strong> <strong>der</strong>zeit im Rahmen bilateraler Abkommen (sog. cross-acceptance<br />
521 Zertifizierungen werden anhand von Checklisten durchgeführt, die sich auf das Gesamtobjekt<br />
Schienenfahrzeug konzentrieren <strong>und</strong> sich auf die anerkannten Regeln <strong>der</strong> Technik sowie Sicherheit<br />
<strong>und</strong> Ordnung fokussieren (von <strong>der</strong> anerkannten Regel <strong>der</strong> Technik kann abgewichen werden). Basis<br />
s<strong>in</strong>d standardisierte Funktionsstrukturen <strong>der</strong> Fahrzeuge. Die Checklisten be<strong>in</strong>halten außerdem<br />
Def<strong>in</strong>itionen, was <strong>der</strong> Zertifizierungsstelle <strong>und</strong> auf Basis welcher Normen (hauptsächlich EN, UIC,<br />
tlw. jedoch auch nationale Normen o<strong>der</strong> Gesetze/Verordnungen - z.B. elektromagn. Verträglichkeit/Umweltschutz)<br />
vorzulegen ist. Für Details zum deutschen Zulassungsverfahren siehe<br />
www.eba.b<strong>und</strong>.de.<br />
522 Vgl. Otteborn (2005), S. 18.<br />
523 Für unterschiedliche Beispiele im grenzüberschreitenden Verkehr siehe Schöne (2006).<br />
524 Vgl. Zijedemanns <strong>und</strong> Frunt (2000), S. 467.<br />
525 Beispielhaft sei hier <strong>der</strong> Fall des Güterverkehrsanbieters Rail4chem <strong>in</strong> Frankreich genannt, <strong>der</strong> <strong>in</strong><br />
Frankreich für jede Strecke geson<strong>der</strong>t e<strong>in</strong>e Sicherheitsbesche<strong>in</strong>igung erwerben musste. Hierzu<br />
wurde nur e<strong>in</strong> Lokomotivtyp zugelassen, dessen Zugkraft jedoch für schwere Züge nicht ausreicht.<br />
Alle an<strong>der</strong>en Lokomotivbaureihen müssen e<strong>in</strong>zeln zugelassen werden. Vgl. hierzu DVZ (2006a).<br />
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