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Milton und seine Zeit - booksnow.scholarsportal.info

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126 Inhalt. — Kritik.jauchzt. Sie sprechen weiter, da lässt sich ein neues, furchtbareresGetöse hören, „ein allgemeiner Seufzer, als war' einganzes Volk dahingestorben". Verstört <strong>und</strong> athemlos kommtein Hebräer gelaufen, welcher dem Ruin entronnen ist. Ersagt das Schlimmste zuerst: Simson ist todt, durch eigeneHand gefällt, aber in <strong>seine</strong>m Sturze hat er <strong>seine</strong> Feinde begraben.Erst darauf sammelt er sich zu einer gedrängtenSchilderung des Herganges, die es mit jedem antiken Musterstückder Art aufnehmen kann( 1 ). Die Hörer geben ihrenGefühlen lebhaften Ausdruck, Manoa, gefasst <strong>und</strong> erhoben,fordert zu einer grossartigen Leichenfeier auf, <strong>und</strong> der Chormit <strong>seine</strong>r Hindeutung auf die Weisheit des Höchsten schliesstdas Ganze würdig ab.Auch in dieser Dichtung springen einige Mängel sofortin die Augen. Man hat nicht ohne Gr<strong>und</strong> in den einzelnenaneinandergereihten Scenen jede dramatische Steigerung vermisst.Man hat auch hier die Vordringlichkeit der <strong>Milton</strong>'-schen Gelehrsamkeit bemerkt. Simson spricht von „verzaubertenBechern <strong>und</strong> lockendem Gesang", als wären ihmdie Mythen von Circe <strong>und</strong> den Sirenen bekannt. Der Chorder Hebräer vergleicht die Tugend mit dem „Vogel, der aus<strong>seine</strong>r Asche ersteht", als wäre ihm die Sage vom Phönixgegenwärtig. Wortspiele <strong>und</strong> Bilder, welche an die Künsteleiender Donne'schen Schule erinnern, drängen sich ein.Aber nicht leicht wird jemand* <strong>Milton</strong>'s Tragödie aus derHand legen, ohne von ihrer einfachen Grösse ergriffen wordenzu sein. Die Charaktere werden klar <strong>und</strong> bestimmt durchgeführt.Die Sprache ist von natürlicher Würde <strong>und</strong> Hoheit.In den Chorgesängen zeigt sich zwar ein bedenklicher Mangeldes freien, lyrischen Schwunges, desto besser wird der Tonreflektirender Theilnahme getroffen, die sich zu allgemeinenBetrachtungen erhebt. Die Verflechtung des Chores in denDialog erscheint keineswegs, wie man befürchten sollte, alsein trauriger Nothbehelf. Allerdings hat <strong>Milton</strong> die lyrischeBedeutung des Chores noch auf andere Weise abgeschwächt.Er verzichtete auf die Theilung in Strophe, Antistrophe <strong>und</strong>Epode. weil, wie er im Vorworte zu <strong>seine</strong>r Tragödie sagt, <strong>seine</strong>

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