04.12.2012 Aufrufe

FÄCKL A. & CO. Ohg - Montaner Dorfblatt

FÄCKL A. & CO. Ohg - Montaner Dorfblatt

FÄCKL A. & CO. Ohg - Montaner Dorfblatt

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

28<br />

Eine Erzählung von Lea Selm<br />

Die Hexen von Montan<br />

In Montan waren vor langer Zeit zwei Hexen, aber das weiß<br />

kein Mensch mehr, weil die Leute, die es wussten, nicht mehr<br />

leben und es, ehe sie starben, niemandem erzählt haben. Ich aber<br />

weiß es, weil es mir der alte Koretschuster erzählte, und das war<br />

ein ehrenhafter und glaubwürdiger alter Handwerksmann, und<br />

hat die beiden Hexen noch gekannt als kleiner Bub. Beide waren<br />

verheiratet. Die erstere besaß einen Bauernhof und war die Frau<br />

des Schullehrers Siller. Sie ging selten unter die Leute und in die<br />

Kirche schon beileibe nicht und hatte ein verstecktes Getue und<br />

wenn sie doch mit jemandem sprach, wurde es dem andern unheimlich<br />

zu Mute.<br />

Der Lehrer Siller bekam eine neue Lehrkraft, und zwar einen<br />

Junker, so wurden die Junglehrer um dieselbe Zeit genannt, und<br />

dieser Junker wurde in der Familie Siller in Kost und Logis genommen.<br />

Schon gleich gruselte dem Junker vor der Frau Siller,<br />

die ihn voll Ärger und Misstrauen musterte und ihm, wie es halt<br />

so Brauch für Lehrer war, eine Knechtkammer anwies, hinten<br />

nach dem Hof hinaus, wo allerhand „stumpfete“ Besen an der<br />

Hofmauer lehnten, als ob sie auf einen Hexenritt warteten. Dem<br />

Lehrer ging der Anblick dieser Besen durch Mark und Bein. Die<br />

alte Sillerin kochte oft in einer kleinen verrußten Pfanne und<br />

mischte und rührte und sott allerhand Tränklein und tat sie in<br />

Tiegel und wenn der Junker durch die dunkle Küche mußte, um<br />

von seiner Kammer in die Schule zu gehen, saß sie am offenen<br />

Feuer gekauert und rührte und rührte und schaute nicht um, bis<br />

er weg war.<br />

Er hatte die Gewohnheit, abends einen Spaziergang zu machen,<br />

und nun traf es sich, daß er bei einem solchen Spaziergang der Sillerin<br />

begegnete. Es war an einem Novemberabend. Er ging langsam<br />

den steilen Dorfweg hinauf nach Kalditsch zu. Als er ober<br />

dem Dorfe sich umdrehte, um zurückzuschauen und ein wenig<br />

zu rasten, ging geräuschlos wie ein Schatten die Sillerin an ihm<br />

vorbei, wie immer in gebückter Haltung. Sie hatte ein schwarzes<br />

Tuch um und trug etwas wie einen Stock; er erkannte sie ganz<br />

genau und wollte nun sehen, wohin sie ging. In weniger als einer<br />

Minute war sie verschwunden, es war ja auch schon dunkel und<br />

den Weg umsäumten Hecken und Bäume.<br />

Der Lehrer ging den alten Römerweg ober der kleinen Schenke<br />

Tenz weiter und kam zur Totenrast der Kalditscher und betete<br />

dort ein paar Vaterunser. Es war weder ein anderer Fußgänger<br />

noch ein Fuhrwerk auf dem Weg, der grob, mit großen Steinplatten<br />

gepflastert weiterführte. Er ging langsam aufwärts, als ihm<br />

ein Aug entrann und er weiter oben, tief im Wald, ein Lichtlein<br />

flimmern sah. Gleich kam ihm in den Sinn: da, da ist sie hingegangen,<br />

die Hexe, und er ging der Richtung nach. Ringsum<br />

standen Eichen, Föhren und Buschwerk und weil der Mond zum<br />

Vorschein kam, fand er nicht schwer hin bis zum Licht. Dort<br />

stand mitten im Wald eine alte Hütte und es war Lärm zu hören<br />

von Musik und Gejohle. Er schlich an das kleine Fenster heran<br />

und schaute in die Stube. Drinnen waren viele Hexen und Teufel<br />

und tanzten und tollten und rauften und – die Sillerin war mitten<br />

drin. Schrecklich …! nun hatte er die Gewissheit. Aber wie er so<br />

stand und voll Entsetzen dachte, kam mit einemmal einer wie ein<br />

Jäger mit einer langen spitzen Feder auf dem Hut und zog ihn<br />

mit Gewalt hinein in die Stube. Die Hexen fielen über ihn her<br />

montaner dorfblatt<br />

und johlten und schrien und tanzten mit ihm herum, bis er das<br />

Bewußtsein verlor.<br />

Als es im <strong>Montaner</strong> Kirchturm betläutete, wachte er auf. Er lag<br />

in einer großen Dornhecke in der Nähe der Totenrast und hatte<br />

große Mühe, sich davon zu befreien.<br />

Seit jener Nacht ließ sich die Frau Sillerin vom Junker fast nicht<br />

mehr sehen. Als sie nach Jahren todkrank wurde, verweigerte sie<br />

dem Priester den Eintritt in ihr Sterbezimmer. –<br />

Die zweite Hexe war eine ganz arme Frau. Ihr Mann war früh<br />

gestorben. (Sie hatte einen Sohn, der das Schneiderhandwerk<br />

lernte und ein ordentlicher Mensch wurde und von dem noch<br />

Nachfahren bei Leben sind.)<br />

Sie hieß die Windischhexe. Der Windisch ist ein Waldbesitz<br />

eines <strong>Montaner</strong> Bauern und besteht aus einer schönen, großen<br />

Wiese unter dem Zislonberg. Am obersten Ende der Wiese, in<br />

dem Buchenwalde, stand das Hexenhaus, d. h. die Ruine. Wenn<br />

wir Kinder dazukamen, fühlten wir immer ein Gruseln und Grauen<br />

und bald rief eines: „Laufen wir, sonst kommt die Hex!“ Und<br />

wir liefen alle davon und waren froh, aus dem Bereich, in dem es<br />

so gruselig war, fort zu sein.<br />

Es ist etwas Wahres ums Grauen an manchem Ort. Freilich<br />

wird nicht daran geglaubt, weil die Menschen nichts fühlen, wo<br />

nichts zu sehen ist, aber einmal wird der Fortschritt ein Augenglas<br />

erfinden fürs Übersinnliche.<br />

Diese arme Hexe hatte ein verhärtetes Herz. Sie wies den Glauben<br />

von sich und ging den Menschen aus dem Weg. Sie fluchte<br />

und verfluchte alle und die Gemeinde verwies sie in diese alte<br />

Waldhütte, wo sie auch starb, alt und verkommen, nachdem sie<br />

den Priester mit den Sterbesakramenten zurückgewiesen hatte.<br />

Hexenverbrennungen sind in Montan nicht vorgekommen,<br />

aber einen Hexenkofel und einen Galgenbühel, die aus der Vergangenheit<br />

etwas erzählen könnten, gibt es noch.<br />

Theater in Neumarkt<br />

Riverside Drive im<br />

Dachbodentheater<br />

Noch bis zum 8. Februar ist in Neumarkt „Riverside Drive“<br />

von Woody Allen zu sehen. Das autobiografische Stück in bester<br />

Woody Allen Manier spielt in New York wo ein erfolgsverwöhnter<br />

Autor im Stadtpark seine Geliebte trifft und dabei die<br />

Bekanntschaft des obdachlosen Fred macht, der all die Ängste zur<br />

Sprache bringt, die den Autor plagen.<br />

Auf der Bühne stehen Ursula Barbi, Horst Herrmann und Roland<br />

Selva selbst. Der künstlerische Leiter der Freilichtspiele Südtiroler<br />

Unterland führt auch Regie.<br />

Die neue Produktion wird im Mesnerhaus in der Andreas Hoferstraße<br />

(Eingang neben der Bibliothek/Pfarrkirche) gezeigt. Unterm<br />

Dach hat Nora Veneri eine New Yorker Stadtparkatmosphäre<br />

entstehen lassen.<br />

Termine mit Beginn um 20 Uhr: 4. 5. 6. 7. Februar.<br />

Termine mit Beginn um 18 Uhr: Sonntag, 1. und 8. Februar<br />

Eintritt: 15 € - Schüler u. Studenten (mit Ausweis): 10 €<br />

Reservierung: Tel: 0471 812 128 oder info@fsu-neumarkt.com

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!