FÄCKL A. & CO. Ohg - Montaner Dorfblatt
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Eine Erzählung von Lea Selm<br />
Die Hexen von Montan<br />
In Montan waren vor langer Zeit zwei Hexen, aber das weiß<br />
kein Mensch mehr, weil die Leute, die es wussten, nicht mehr<br />
leben und es, ehe sie starben, niemandem erzählt haben. Ich aber<br />
weiß es, weil es mir der alte Koretschuster erzählte, und das war<br />
ein ehrenhafter und glaubwürdiger alter Handwerksmann, und<br />
hat die beiden Hexen noch gekannt als kleiner Bub. Beide waren<br />
verheiratet. Die erstere besaß einen Bauernhof und war die Frau<br />
des Schullehrers Siller. Sie ging selten unter die Leute und in die<br />
Kirche schon beileibe nicht und hatte ein verstecktes Getue und<br />
wenn sie doch mit jemandem sprach, wurde es dem andern unheimlich<br />
zu Mute.<br />
Der Lehrer Siller bekam eine neue Lehrkraft, und zwar einen<br />
Junker, so wurden die Junglehrer um dieselbe Zeit genannt, und<br />
dieser Junker wurde in der Familie Siller in Kost und Logis genommen.<br />
Schon gleich gruselte dem Junker vor der Frau Siller,<br />
die ihn voll Ärger und Misstrauen musterte und ihm, wie es halt<br />
so Brauch für Lehrer war, eine Knechtkammer anwies, hinten<br />
nach dem Hof hinaus, wo allerhand „stumpfete“ Besen an der<br />
Hofmauer lehnten, als ob sie auf einen Hexenritt warteten. Dem<br />
Lehrer ging der Anblick dieser Besen durch Mark und Bein. Die<br />
alte Sillerin kochte oft in einer kleinen verrußten Pfanne und<br />
mischte und rührte und sott allerhand Tränklein und tat sie in<br />
Tiegel und wenn der Junker durch die dunkle Küche mußte, um<br />
von seiner Kammer in die Schule zu gehen, saß sie am offenen<br />
Feuer gekauert und rührte und rührte und schaute nicht um, bis<br />
er weg war.<br />
Er hatte die Gewohnheit, abends einen Spaziergang zu machen,<br />
und nun traf es sich, daß er bei einem solchen Spaziergang der Sillerin<br />
begegnete. Es war an einem Novemberabend. Er ging langsam<br />
den steilen Dorfweg hinauf nach Kalditsch zu. Als er ober<br />
dem Dorfe sich umdrehte, um zurückzuschauen und ein wenig<br />
zu rasten, ging geräuschlos wie ein Schatten die Sillerin an ihm<br />
vorbei, wie immer in gebückter Haltung. Sie hatte ein schwarzes<br />
Tuch um und trug etwas wie einen Stock; er erkannte sie ganz<br />
genau und wollte nun sehen, wohin sie ging. In weniger als einer<br />
Minute war sie verschwunden, es war ja auch schon dunkel und<br />
den Weg umsäumten Hecken und Bäume.<br />
Der Lehrer ging den alten Römerweg ober der kleinen Schenke<br />
Tenz weiter und kam zur Totenrast der Kalditscher und betete<br />
dort ein paar Vaterunser. Es war weder ein anderer Fußgänger<br />
noch ein Fuhrwerk auf dem Weg, der grob, mit großen Steinplatten<br />
gepflastert weiterführte. Er ging langsam aufwärts, als ihm<br />
ein Aug entrann und er weiter oben, tief im Wald, ein Lichtlein<br />
flimmern sah. Gleich kam ihm in den Sinn: da, da ist sie hingegangen,<br />
die Hexe, und er ging der Richtung nach. Ringsum<br />
standen Eichen, Föhren und Buschwerk und weil der Mond zum<br />
Vorschein kam, fand er nicht schwer hin bis zum Licht. Dort<br />
stand mitten im Wald eine alte Hütte und es war Lärm zu hören<br />
von Musik und Gejohle. Er schlich an das kleine Fenster heran<br />
und schaute in die Stube. Drinnen waren viele Hexen und Teufel<br />
und tanzten und tollten und rauften und – die Sillerin war mitten<br />
drin. Schrecklich …! nun hatte er die Gewissheit. Aber wie er so<br />
stand und voll Entsetzen dachte, kam mit einemmal einer wie ein<br />
Jäger mit einer langen spitzen Feder auf dem Hut und zog ihn<br />
mit Gewalt hinein in die Stube. Die Hexen fielen über ihn her<br />
montaner dorfblatt<br />
und johlten und schrien und tanzten mit ihm herum, bis er das<br />
Bewußtsein verlor.<br />
Als es im <strong>Montaner</strong> Kirchturm betläutete, wachte er auf. Er lag<br />
in einer großen Dornhecke in der Nähe der Totenrast und hatte<br />
große Mühe, sich davon zu befreien.<br />
Seit jener Nacht ließ sich die Frau Sillerin vom Junker fast nicht<br />
mehr sehen. Als sie nach Jahren todkrank wurde, verweigerte sie<br />
dem Priester den Eintritt in ihr Sterbezimmer. –<br />
Die zweite Hexe war eine ganz arme Frau. Ihr Mann war früh<br />
gestorben. (Sie hatte einen Sohn, der das Schneiderhandwerk<br />
lernte und ein ordentlicher Mensch wurde und von dem noch<br />
Nachfahren bei Leben sind.)<br />
Sie hieß die Windischhexe. Der Windisch ist ein Waldbesitz<br />
eines <strong>Montaner</strong> Bauern und besteht aus einer schönen, großen<br />
Wiese unter dem Zislonberg. Am obersten Ende der Wiese, in<br />
dem Buchenwalde, stand das Hexenhaus, d. h. die Ruine. Wenn<br />
wir Kinder dazukamen, fühlten wir immer ein Gruseln und Grauen<br />
und bald rief eines: „Laufen wir, sonst kommt die Hex!“ Und<br />
wir liefen alle davon und waren froh, aus dem Bereich, in dem es<br />
so gruselig war, fort zu sein.<br />
Es ist etwas Wahres ums Grauen an manchem Ort. Freilich<br />
wird nicht daran geglaubt, weil die Menschen nichts fühlen, wo<br />
nichts zu sehen ist, aber einmal wird der Fortschritt ein Augenglas<br />
erfinden fürs Übersinnliche.<br />
Diese arme Hexe hatte ein verhärtetes Herz. Sie wies den Glauben<br />
von sich und ging den Menschen aus dem Weg. Sie fluchte<br />
und verfluchte alle und die Gemeinde verwies sie in diese alte<br />
Waldhütte, wo sie auch starb, alt und verkommen, nachdem sie<br />
den Priester mit den Sterbesakramenten zurückgewiesen hatte.<br />
Hexenverbrennungen sind in Montan nicht vorgekommen,<br />
aber einen Hexenkofel und einen Galgenbühel, die aus der Vergangenheit<br />
etwas erzählen könnten, gibt es noch.<br />
Theater in Neumarkt<br />
Riverside Drive im<br />
Dachbodentheater<br />
Noch bis zum 8. Februar ist in Neumarkt „Riverside Drive“<br />
von Woody Allen zu sehen. Das autobiografische Stück in bester<br />
Woody Allen Manier spielt in New York wo ein erfolgsverwöhnter<br />
Autor im Stadtpark seine Geliebte trifft und dabei die<br />
Bekanntschaft des obdachlosen Fred macht, der all die Ängste zur<br />
Sprache bringt, die den Autor plagen.<br />
Auf der Bühne stehen Ursula Barbi, Horst Herrmann und Roland<br />
Selva selbst. Der künstlerische Leiter der Freilichtspiele Südtiroler<br />
Unterland führt auch Regie.<br />
Die neue Produktion wird im Mesnerhaus in der Andreas Hoferstraße<br />
(Eingang neben der Bibliothek/Pfarrkirche) gezeigt. Unterm<br />
Dach hat Nora Veneri eine New Yorker Stadtparkatmosphäre<br />
entstehen lassen.<br />
Termine mit Beginn um 20 Uhr: 4. 5. 6. 7. Februar.<br />
Termine mit Beginn um 18 Uhr: Sonntag, 1. und 8. Februar<br />
Eintritt: 15 € - Schüler u. Studenten (mit Ausweis): 10 €<br />
Reservierung: Tel: 0471 812 128 oder info@fsu-neumarkt.com