Eine kurze Geschichte der Optik - Private HTL des Landes Tirol ...

Die Schläfenbrille/OhrenbrilleAnfang des 18. Jahrhunderts entstanden die Schläfenbrillen. Das waren Brillen mit seitlichangebrachten Stangen. Um den Sitz zu verbessern wurde an die Enden der Stangen einMetallring angebracht. Da es noch immer nötig war den Tragekomfort zu steigern wurdenimmer bessere Bügel konstruiert und die Nasenauflagen verbessert.Abbildung 33 Ohrenbrille (oben) um 1800, Schläfenbrille (unten) um 1730 aus dem Buch DurchblickeDie Entstehung einer Brille die hinter den Ohren befestigt wird dauerte 500 Jahre! Als manbegann Kupferdrähte herzustellen wurde das System stark verbessert. Wie bei heutigenMetallfassungen wurde eine Rille eingearbeitet in der die Gläser fixiert wurden. Um denDruck auf der Nase zu verringern wurde die Auflage mit Seide umwickelt. Diese kupferneKlemmbrille wurde die erste Volksbrille. In Nürnberg, Fürth und Regensburg wurde sie inMillionen Stückzahlen produziert.TBAbbildung 34 Nürnberger Drahtbrillen um 1750aus dem Buch DurchblickeOptiker gingen zur Arbeitsteilung über um Kosten zu sparen. In Zucht- bzw. Arbeitshäusernschliffen bis zu 300 Billiglohn-Arbeitskräfte im 17. und 18. Jahrhundet an Linsen. Mehr als1000 vorgefertigte Gläser konnte ein Glasreiber pro Woche verarbeiten. Krämer undHausierer brachten die teils minderwertige Ware an die Leute. Der Preis einer Brille war mitdem Gegenwert eines Pfundes Rindfleich vergleichbar. Da der Preis so sehr gefallen warlohnte sich Qualitätsarbeit kaum mehr und die Entwicklung der Gläser stagnierte.Christian Gottlieb Hertel warnte schon 1716 vor den Schäden die mangelhaft angepassteBrillen hervorrufen können. Er entwickelte eine genormte Einteilung der Glasstärken. DieserVorschlag wurde jedoch erst hundert Jahre später, um das Jahr 1820, von England ausdurchgesetzt. 1872 wurde dieses englische System von den heute üblichen Dioptrien39