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Überregionale Evaluation von Notebook – Klassen

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Bericht Juli 2009<br />

-<br />

„<strong>Überregionale</strong> <strong>Evaluation</strong><br />

<strong>von</strong> <strong>Notebook</strong> <strong>–</strong> <strong>Klassen</strong>“<br />

Brigitte Rohrer<br />

brigitte.rohrer@uni-graz.at<br />

Mag. a Susanna Haberschek<br />

susanna.haberschek@uni-graz.at


Inhaltsverzeichnis<br />

1 Ausgangslage ...................................................................................................................... 3<br />

1.1 <strong>Notebook</strong>-Unterricht an der HS3, Spittal/Drau ........................................................... 4<br />

1.2 <strong>Notebook</strong>-Unterricht an der Vergleichsschule ............................................................ 5<br />

2 Begriffserklärung „<strong>Evaluation</strong>“ ........................................................................................... 5<br />

2.1 Ziele der <strong>Evaluation</strong> ..................................................................................................... 5<br />

3 Fragestellungen .................................................................................................................. 6<br />

4 An der Untersuchung teilnehmende Kinder ...................................................................... 7<br />

5 Statistische Auswertung ..................................................................................................... 7<br />

Teil 1: <strong>Notebook</strong>-Unterricht ....................................................................................................... 8<br />

6 Ergebnisse zum <strong>Notebook</strong>-Unterricht ................................................................................ 8<br />

6.1 Fachliche Leistungen im mathematischen und sprachlichen Bereich hinsichtlich<br />

Stressbelastung und Anforderungsgefühl .............................................................................. 8<br />

6.1.1 Erhebungsmethode .............................................................................................. 8<br />

6.1.2 Ergebnisse ............................................................................................................ 9<br />

6.2 Fachliche Leistungen im mathematischen und sprachlichen Bereich hinsichtlich<br />

Computernutzung ................................................................................................................ 10<br />

6.2.1 Erhebungsmethode ............................................................................................ 10<br />

6.2.2 Ergebnisse .......................................................................................................... 11<br />

6.3 Stressbelastung und Anforderungsgefühl ................................................................. 12<br />

6.3.1 Erhebungsmethode ............................................................................................ 12<br />

6.3.2 Ergebnisse .......................................................................................................... 13<br />

6.4 <strong>Klassen</strong>klima .............................................................................................................. 14<br />

6.4.1 Erhebungsmethode ............................................................................................ 14<br />

6.4.2 Ergebnisse .......................................................................................................... 14<br />

6.5 <strong>Notebook</strong>-Unterricht ................................................................................................. 15<br />

6.5.1 Erhebungsmethode ............................................................................................ 15<br />

6.5.2 Ergebnisse .......................................................................................................... 15<br />

6.6 <strong>Notebook</strong>-Unterricht: Zusammenfassung und Empfehlungen ................................. 16<br />

Teil 2: Genderspezifische Aspekte ........................................................................................... 19<br />

7 Ergebnisse: Genderspezifische Aspekte ........................................................................... 19<br />

7.1 Fachliche Leistungen im mathematischen und sprachlichen Bereich ...................... 19<br />

7.1.1 Erhebungsmethode ............................................................................................ 19<br />

7.1.2 Ergebnisse .......................................................................................................... 19<br />

7.2 Selbstkonzept im mathematischen und sprachlichen Bereich ................................. 21<br />

7.2.1 Erhebungsmethode ............................................................................................ 21<br />

7.2.2 Ergebnisse .......................................................................................................... 21<br />

7.3 Selbstkonzept im Bereich Informatik ........................................................................ 22<br />

7.3.1 Erhebungsmethode ............................................................................................ 22<br />

7.3.2 Ergebnisse .......................................................................................................... 22<br />

7.4 Gendergerechter Unterricht ...................................................................................... 23<br />

7.4.1 Erhebungsmethode ............................................................................................ 23<br />

7.4.2 Ergebnisse .......................................................................................................... 23<br />

8 Diskussion und Zusammenfassung <strong>–</strong> Gendergerechter Unterricht ................................. 24<br />

2


Weltweit lässt sich seit Beginn der 90ger Jahre des 20sten Jahrhunderts ein Trend hin zum<br />

Einsatz bzw. der Integration mobiler Computer in den Schulalltag feststellen (Schaumburg, 2001). So<br />

auch in Österreich (vgl. z.B. Bruck, Stocker, Geser & Pointner, 1998; Spiel & Popper, 2003). Als eine<br />

der treibenden Kräfte hin zu einer solchen Entwicklung ist, ausgehend <strong>von</strong> einer dynamischen, sich<br />

immer stärker und schneller entwickelnden Informationsgesellschaft, nicht zuletzt ein zunehmender<br />

Bedarf an anpassungsfähigen und mit den neuen Technologien vertrauten Arbeitnehmern und<br />

Arbeitnehmerinnen. Sowohl die Bereitschaft und Fähigkeit zu lebenslangem Lernen wie auch die<br />

Fähigkeit zur Umsetzung <strong>von</strong> Wissen in Handeln wird gefordert und vorausgesetzt.<br />

In einer weiteren Konsequenz führt dies im Schulbetrieb zu einer gänzlich neuen Situation in<br />

Bezug auf die Unterrichtsgestaltung und die Lernkultur. Bildungsstätten werden zuständig für die<br />

Schaffung der, <strong>von</strong> der Wissens- und Informationsgesellschaft der Jetztzeit geforderten<br />

Voraussetzungen <strong>von</strong> Flexibilität und Anpassungsfähigkeit, und werden darüber hinaus beauftragt,<br />

die dafür erforderlichen Kompetenzen zu vermitteln (Mandl & Reinmann-Rothmeier, 1998).<br />

Für den Einsatz neuer Medien im Unterricht gibt es im österreichischen Lehrplan für<br />

Hauptschulen keine generellen Richtlinien bzw. keine einheitlichen Ziel- oder Erfolgsdefinitionen. Bei<br />

vielen Implementationen <strong>von</strong> <strong>Notebook</strong>-<strong>Klassen</strong> handelt es sich um einzelne und eigenständige<br />

Projekte, bei denen je nach Schule oder Schultyp unterschiedliche Ziele im Vordergrund stehen und<br />

verschiedene Methoden und Zugänge gewählt werden, um diese umzusetzen. Als Konsequenz<br />

daraus haben Schulen mit <strong>Notebook</strong>-<strong>Klassen</strong> unterschiedliche Herangehensweisen an das Lehren<br />

und Lernen mit neuen Medien entwickelt, was eine deutliche Heterogenität zur Folge hat (Spiel &<br />

Popper, 2003).<br />

1 Ausgangslage<br />

Im Mittelpunkt unseres Forschungsprojekts stehen zwei Hauptschulen, die Hauptschule 3,<br />

Spittal an der Drau und eine weitere Hauptschule aus der Steiermark. Beide Schulen haben die<br />

Schwerpunkte Informatik, Telekommunikation und Medientechnologie und bieten Unterricht in<br />

<strong>Notebook</strong>-<strong>Klassen</strong> an. Die Vergleichsschule ermöglicht den Lernenden diese Unterrichtsform seit<br />

mehreren Jahren. Für die HS 3, Spittal an der Drau, handelt es sich um ein Pilotprojekt.<br />

Die primäre Zielvorstellung des medienbasierten Lehrens und Lernens liegt darin, den<br />

Schülerinnen und Schülern durch diese Unterrichtsform einen optimalen Übertritt in weiterführende<br />

Schulen und das spätere Berufsleben zu ermöglichen.<br />

In den <strong>Notebook</strong>-<strong>Klassen</strong> werden die Kinder grundlegend, umfassend und systematisch im<br />

Umgang mit den modernen Informationstechnologien geschult. Die Grundidee dieser innovativen<br />

Ausbildung besteht nicht nur darin, den Schülern und Schülerinnen fundiertes Basiswissen und einen<br />

3


kritischen Umgang mit neuen Kommunikations- und Informationstechnologien zu vermitteln,<br />

sondern sie auch verstärkt zu selbstgesteuertem Lernen und eigenständigen Wissenskonstruktionen<br />

anzuregen.<br />

Sowohl die HS 3 Spittal/Drau als auch die Vergleichsschule verfolgen mit dem <strong>Notebook</strong>-<br />

Unterricht diese Zielvorstellungen. Jedoch zeigen sich hinsichtlich der Umsetzung und Methodenwahl<br />

deutliche Unterschiede zwischen den Hauptschulen. Vor allem für die Einführung der <strong>Notebook</strong>s in<br />

den regulären Unterricht, wählen beide Schulen zwei vollkommen verschiedene Zugänge.<br />

1.1 <strong>Notebook</strong>-Unterricht an der HS3, Spittal/Drau<br />

Die Schüler und Schülerinnen der 1a haben in den ersten drei Unterrichtswochen einen<br />

verstärkten Einführungsblock <strong>von</strong> ca. 25 Unterrichtseinheiten in Informatik. In diesem Grundkurs<br />

sollen den Kindern die Basiskompetenzen für den generellen Umgang mit dem Computer vermittelt<br />

werden. Hierzu zählt unter anderem das Erlernen des Zehnfingersystems, das Arbeiten mit Word<br />

und anderen für den Unterricht relevanten Software Programmen, der Einstieg mit Passwort in die<br />

Lernplattform „moodle“ sowie die Navigation innerhalb dieser.<br />

Nach dieser Einführungsphase werden die Schüler in einem ausgewogenen Verhältnis, über<br />

den Jahresverlauf zunehmend, mit dem computerunterstützten Unterricht vertraut gemacht.<br />

Präsenzunterricht und Unterricht mit neuen Medien finden aufeinander abgestimmt statt, wobei<br />

darauf geachtet wird, dass der Einsatz des <strong>Notebook</strong>s kontinuierlich auf alle Gegenstände<br />

ausgeweitet wird und sukzessiv ansteigt.<br />

Sowohl die Einführungsphase als auch der anschließende Unterricht mit den neuen Medien<br />

findet bis Anfang Mai 2009 mit PCs in einem der drei Informatikräume der Hauptschule statt. Erst ab<br />

diesem Zeitpunkt beginnt für die SchülerInnen der Unterricht mit den eigenen <strong>Notebook</strong>s. Die<br />

<strong>Notebook</strong>s werden nicht an bestimmten Tagen, sondern je nach Bedarf in den Unterricht integriert.<br />

Die <strong>Notebook</strong>-Verteilung entspricht einem 1:1-Modell, d.h. jeder Schüler arbeitet mit seinem<br />

eigenen <strong>Notebook</strong>. In der HS 3, Spittal/Drau sind alle <strong>Notebook</strong>s identischen Typs der Firma ASUT.<br />

Für weitere Informationen zur HS 3, Spittal an der Drau siehe http://www.hs-spittal3.ksn.at/<br />

4


1.2 <strong>Notebook</strong>-Unterricht an der Vergleichsschule<br />

In der 5. Schulstufe fahren die Kinder der <strong>Notebook</strong>-Klasse zu Beginn des Schuljahres in ein<br />

Computercamp. Während dieser Woche erhalten die Schüler einen Einführungskurs zum generellen<br />

Umgang mit dem Laptop.<br />

In der 5. Schulstufe stehen, im Rahmen des regulären Informatikunterrichts sowie einer<br />

verpflichtenden Stunde Maschinschreiben, das Erlernen wichtiger Grundkenntnisse wie<br />

beispielsweise die Einführung in das Zehnfingersystems am <strong>Notebook</strong>, das Arbeiten mit Word und<br />

anderen für den Unterricht relevanten Software Programmen im Vordergrund. Der Unterricht mit<br />

den <strong>Notebook</strong>s findet erst ab dem Beginn der 6. Schulstufe an drei festgelegten Schultagen in der<br />

Woche statt.<br />

Jeder Schüler arbeitet dann mit seinem eigenen <strong>Notebook</strong>, d.h. die Verteilung entspricht<br />

einem 1:1 Modell.<br />

2 Begriffserklärung „<strong>Evaluation</strong>“<br />

Im Folgenden soll kurz erläutert werden, was unter dem Begriff <strong>Evaluation</strong> generell zu<br />

verstehen ist. Und zwar ist mit <strong>Evaluation</strong> die systematische Analyse und empirische Untersuchung<br />

<strong>von</strong> Konzepten, Bedingungen, Prozessen und Wirkungen zielgerichteter Aktivitäten zum Zwecke ihrer<br />

Bewertung und Modifikation (Rossi, Freeman & Lipsey, 1999; zitiert nach Rindermann, 2002)<br />

gemeint, d.h. es wird auf Basis objektiver und wissenschaftlich fundierter Kriterien untersucht und<br />

überprüft, ob bzw. welche Veränderung, Vor- und Nachteile ein bestimmtes Programm, wie bspw.<br />

eine neue Unterrichtform, mit sich bringt. Auf Basis dieser Ergebnisse werden Empfehlungen<br />

abgegeben, ob das Programm in dieser Form beibehalten oder Änderungen vorgenommen werden<br />

sollten.<br />

2.1 Ziele der <strong>Evaluation</strong><br />

Dass <strong>Notebook</strong>-Unterricht für die Kinder generell gewinnbringend ist, konnte in<br />

verschiedenen Studien gezeigt werden (vgl. Schaumburg, 2001; Spiel & Popper, 2003; Häuptle, 2006)<br />

Wie die neuen Medien jedoch am Besten in den regulären Unterricht integriert werden, stand<br />

bislang noch nicht im Mittelpunkt <strong>von</strong> Untersuchungen. Das primäre Ziel unserer Evaluierung ist es<br />

nun, der Frage nachzugehen, ob die <strong>von</strong> der HS 3, Spittal an der Drau, gewählte Methode der<br />

Einführung <strong>von</strong> <strong>Notebook</strong>s in den Unterricht mehr Vor- oder Nachteile für die Kinder mit sich bringt<br />

und in dieser Form beibehalten oder für die Zukunft Änderungen vorgenommen werden sollten.<br />

5


3 Fragestellungen<br />

In Teil 1 dieses Berichts soll nun im Speziellen auf nachfolgend angeführte, <strong>von</strong> der<br />

Hauptschule 3, Spittal/Drau, gestellten Fragestellungen Augenmerk gelegt werden, um daraus<br />

Empfehlungen für die weitere Entwicklung des medienbasierten Unterrichts abgeben zu können:<br />

Teil 1: <strong>Notebook</strong>-Unterricht<br />

Vergleiche zwischen den Kindern einer <strong>Notebook</strong>- und Nicht-<strong>Notebook</strong> unterrichtete Klasse<br />

1.) Lassen sich Unterschiede in den fachlichen Leistungen zwischen Kindern einer<br />

<strong>Notebook</strong>- und Nicht-<strong>Notebook</strong>-Klasse feststellen, d.h. schneiden Kinder einer<br />

<strong>Notebook</strong>-Klasse im Vergleich zu Kindern einer Nicht-<strong>Notebook</strong>-Klasse im<br />

mathematischen und sprachlichen Bereich besser, schlechter oder gleich gut ab?<br />

2.) Lässt sich bei Kindern der <strong>Notebook</strong>- und Nicht-<strong>Notebook</strong>-Klasse ein Unterschied in<br />

der Nutzung des Computers feststellen?<br />

3a.) Zeigen sich Unterschiede zwischen Kindern einer <strong>Notebook</strong>- und Nicht-<strong>Notebook</strong>-<br />

Klasse hinsichtlich der Stressbelastung und dem Anforderungsgefühl?<br />

3b.) Zeigen sich bei den Kindern der <strong>Notebook</strong>-Klasse Unterschiede in der<br />

Stressbelastung und im Anforderungsgefühl vor und nach der Einführung der<br />

<strong>Notebook</strong>s in den regulären Unterricht?<br />

Klasse 1a;, HS 3, Spittal an der Drau<br />

4.) Lässt sich in der <strong>Notebook</strong>-Klasse ein positives <strong>Klassen</strong>klima feststellen?<br />

5.) Wie schätzen die Kinder den Unterricht mit den <strong>Notebook</strong>s ein?<br />

In diesem Bericht soll des Weiteren, neben den zuvor genannten Fragestellungen, in einem<br />

zweiten Teil auf Aspekte zu geschlechtergerechtem Unterricht in der 1a, HS 3 Spittal/Drau näher<br />

eingegangen werden:<br />

Teil 2: Genderspezifische Aspekte<br />

Vergleiche zwischen Mädchen und Jungen der <strong>Notebook</strong>-Klasse 1a, HS 3 Spittal/Drau<br />

6.) Lassen sich bei den Mädchen und Jungen in der <strong>Notebook</strong>-Klasse Unterschiede in den<br />

fachlichen Leistungen (im mathematischen und sprachlichen Bereich) feststellen?<br />

6


7.) Schätzen Mädchen und Jungen der <strong>Notebook</strong>-Klasse ihre eigenen Fähigkeiten in<br />

Mathematik und Deutsch entsprechend ihrer Leistungen ein oder lassen sich<br />

geschlechtsstereotype Verzerrungen feststellen?<br />

8.) Schätzen Jungen und Mädchen ihre eigenen Fähigkeiten im Umgang mit dem<br />

Computer unterschiedlich ein?<br />

9.) Haben die Kinder der <strong>Notebook</strong>-Klasse die Ansicht, dass im Unterricht eine<br />

Geschlechtergruppe benachteiligt wird?<br />

4 An der Untersuchung teilnehmende Kinder<br />

Tabelle 1<br />

Hauptschule / Klasse<br />

Anmerkung: an der Untersuchung teilnehmende Kinder getrennt nach Schule, Geschlecht und Gesamt<br />

5 Statistische Auswertung<br />

Mädchen<br />

Jungen<br />

Für die statistische Auswertung wurden multivariate Varianzanalysen, univariate<br />

Varianzanalysen mit und ohne Messwiederholung, t-Tests für abhängige und unabhängige<br />

Messungen, Man-Whitney-U - Tests, Chi 2 -Tests, herangezogen. Für die Verfahren wurden die<br />

jeweiligen Voraussetzungen geprüft und können als erfüllt angesehen werden.<br />

Gesamtanzahl<br />

HS 3, Spittal/Drau; 1a 6 12 18<br />

Vergleichsschule 12 14 26<br />

44<br />

7


Teil 1: <strong>Notebook</strong>-Unterricht<br />

6 Ergebnisse zum <strong>Notebook</strong>-Unterricht<br />

Vergleiche zwischen den Kindern einer <strong>Notebook</strong>- und Nicht-<strong>Notebook</strong> unterrichteten<br />

<strong>Klassen</strong><br />

6.1 Fachliche Leistungen im mathematischen und sprachlichen Bereich<br />

hinsichtlich Stressbelastung und Anforderungsgefühl<br />

Zeigen sich Unterschiede zwischen Kindern einer <strong>Notebook</strong>- und Nicht-<strong>Notebook</strong>-Klasse<br />

hinsichtlich der Stressbelastung und dem Anforderungsgefühl?<br />

6.1.1 Erhebungsmethode<br />

Um dieser Frage nachzugehen, wurde den SchülerInnen zu Beginn und am Ende des<br />

Schuljahres der Kognitive Fähigkeitstest <strong>von</strong> Heller, Graedicke und Weinländer (1975) zur<br />

Bearbeitung vorgelegt. Dieses standardisierte Verfahren wurde speziell für Kinder im Pflichtschulalter<br />

konstruiert und dient der Erfassung sprachlicher und mathematischer Fähigkeiten, wie z.B. das<br />

Sprachverständnis und rechnerisches Denken, welche für das schulische Lernen sehr wichtig sind<br />

(siehe Tab. 2 und Tab. 3).<br />

Tabelle 2<br />

Beispielitems Sprachverständnis <strong>–</strong> Wortanalogien<br />

1. außen : innen → oben :<br />

A hoch B steigen C neben D unten E über<br />

2. alles : nichts → viel :<br />

A meistens B mehr C selten D wenig E alles<br />

Anmerkung: KFT, Subtest V4<br />

Tabelle 3<br />

Beispielitems rechnerisches Denken <strong>–</strong> Zahlenreihen<br />

1.) 10 12 14 16 → A 16 B 17 C 18 D 19 E 20<br />

2.) 91 82 73 64 → A 54 B 55 C 56 D 57 E 58<br />

Anmerkung: KFT, Subtest Q3<br />

8


6.1.2 Ergebnisse<br />

6.1.2.1 Rechnerische Fähigkeiten<br />

Die SchülerInnen der <strong>Notebook</strong>-Klasse erreichen im Vergleich zu den SchülerInnen der<br />

traditionell unterrichteten Klasse sowohl zu Beginn als auch am Ende des Schuljahres eine höhere<br />

Punktezahl bei den Rechentests. Da es hier <strong>von</strong> vornherein schon Unterschiede zwischen der<br />

<strong>Notebook</strong>- und Nicht-<strong>Notebook</strong>-Klasse gibt, werden für die statistischen Vergleiche zwischen den<br />

<strong>Klassen</strong> nur die Differenzwerte (Leistung Beginn <strong>–</strong> Leistung Ende) herangezogen. Dadurch können<br />

Aussagen darüber gemacht werden, ob sich die mathematischen Leistungen der Kinder im Verlauf<br />

des Schuljahres verbessern, abnehmen oder gleich bleiben.<br />

(Erreicht ein Kind beispielsweise zu Beginn des Schuljahres 47 Punkte und am Ende des<br />

Schuljahres 58 Punkte, ergibt sich ein Differenzwert <strong>von</strong> 11 Punkten. Ob es sich hierbei jedoch<br />

um eine tatsächliche Verbesserung oder nur ein zufällig erzieltes Ergebnis handelt, muss<br />

statistisch geprüft werden).<br />

Abbildung 1. Mathematische Leistungen der Kinder in den <strong>Notebook</strong>- und Nicht-<strong>Notebook</strong>-<br />

<strong>Klassen</strong> zu Beginn und am Ende des Schuljahres<br />

Im mathematischen Bereich zeigt sich, dass die Leistungen der <strong>Notebook</strong>- und Nicht-<br />

<strong>Notebook</strong>-SchülerInnen im Laufe des Schuljahres gleich gut bleiben (siehe Abb. 1).<br />

9


6.1.2.2 Sprachliche Fähigkeiten<br />

Im sprachlichen Bereich gibt es zu Beginn des Schuljahres keine Unterschiede zwischen den<br />

untersuchten <strong>Klassen</strong>, sowohl die <strong>Notebook</strong>- als auch die Nicht-<strong>Notebook</strong>-Klasse erzielen gleich gute<br />

Leistungen. Im Laufe des Schuljahres lässt sich jedoch nur bei den Kindern der <strong>Notebook</strong>-Klasse eine<br />

statistisch bedeutsame Verbesserung der sprachlichen Fähigkeiten feststellen (siehe Abb. 2).<br />

Abbildung 2. Sprachliche Leistungen der Kinder in den <strong>Notebook</strong>- und<br />

Nicht-<strong>Notebook</strong>-<strong>Klassen</strong> zu Beginn und am Ende des Schuljahres<br />

6.2 Fachliche Leistungen im mathematischen und sprachlichen Bereich<br />

hinsichtlich Computernutzung<br />

6.2.1 Erhebungsmethode<br />

Lässt sich zwischen den Kindern der <strong>Notebook</strong>- und Nicht-<strong>Notebook</strong>-Klasse ein<br />

Unterschied in der Nutzung des Computers feststellen?<br />

Um festzustellen, wofür und wie oft Kinder der <strong>Notebook</strong>- und Nicht-<strong>Notebook</strong>-Klasse den<br />

Computer nutzen, wurden Items u.a. aus Fragebögen <strong>von</strong> Baumert, Klieme, Neubrand, Prenzel,<br />

Schiefele, Schneider, Stanat, Tillmann & Weiss, 2001 <strong>–</strong> PISA 2000; Heller (2002) und Häuptle (2006)<br />

übernommen (Beispielitems siehe Tab. 4 ).<br />

10


Tabelle 4<br />

Beispielitems - Computernutzung<br />

Ich nutze den Computer zum....<br />

Hausaufgaben machen<br />

schreiben<br />

spielen<br />

6.2.2 Ergebnisse<br />

Es zeigt sich, dass die Kinder der <strong>Notebook</strong>-Klasse den Computer am häufigsten nutzen für<br />

die Kommunikation mit anderen, um Hausübungen zu machen und am Computer zu schreiben. Am<br />

wenigsten wird der Computer verwendet um Bilder zu bearbeiten, um etwas zu rechnen oder<br />

Programme zu installieren.<br />

Die Kinder der Nicht-<strong>Notebook</strong>-Klasse verwenden den Computer vorwiegend zum Schreiben,<br />

zum Bilder bearbeiten und zum Musik hören, am Wenigsten zum Rechnen, zum Hausübungen<br />

machen und um Programme zu installieren.<br />

jeden Tag<br />

Die Ergebnisse zeigen, dass Kinder der <strong>Notebook</strong>-Klasse den Computer vorwiegend zur<br />

Kommunikation und für schulische Arbeiten nutzen. Die Kinder der Vergleichsklasse verwenden den<br />

Computer am Öftesten für Freizeitaktivitäten. Zur Veranschaulichung sind die Ergebnisse in der<br />

nachfolgenden Tabelle 5 nochmals aufgeführt:<br />

Tabelle 5<br />

Auszug aus den Ergebnissen <strong>–</strong> Computernutzung<br />

Kinder der <strong>Notebook</strong>-Klasse nutzen den Computer...<br />

...jeden Tag<br />

□<br />

□<br />

□<br />

4-5 mal in der<br />

Woche<br />

□<br />

□<br />

□<br />

um mit anderen zu chatten<br />

...4-5 mal in der Woche um Hausübung zu machen<br />

zum Schreiben<br />

Kinder der Nicht-<strong>Notebook</strong>-Klasse nutzen den Computer...<br />

...4-5 mal in der Woche<br />

zum Bilder bearbeiten<br />

zum Schreiben<br />

zum Musik hören<br />

einmal die<br />

Woche<br />

□<br />

□<br />

□<br />

einmal im<br />

Monat<br />

□<br />

□<br />

□<br />

gar nicht<br />

□<br />

□<br />

□<br />

11


6.3 Stressbelastung und Anforderungsgefühl<br />

a.) Zeigen sich Unterschiede zwischen Kindern einer <strong>Notebook</strong>- und Nicht-<strong>Notebook</strong>-<br />

Klasse hinsichtlich der Stressbelastung und dem Anforderungsgefühl?<br />

b.) Zeigen sich bei den Kindern der <strong>Notebook</strong>-Klasse Unterschiede in der<br />

6.3.1 Erhebungsmethode<br />

Stressbelastung und im Anforderungsgefühl vor und nach der Einführung der<br />

<strong>Notebook</strong>s in den regulären Unterricht?<br />

Zur Erfassung der Stressbelastung und des Anforderungsgefühls wurde auf standardisierte<br />

Verfahren wie den SSKJ (Fragebogen zur Erhebung <strong>von</strong> Stress und Stressbewältigung im Kindes- und<br />

Jugendalter <strong>von</strong> Lohaus, Eschenbeck, Kohlmann & Klein-Heßling, 2006) und den FES (Fragebogen<br />

Einstellung zur Schule <strong>von</strong> Wagner, 1977) rückgegriffen und an die konkreten Fragestellungen<br />

angepasst. Im Erhebungsinstrument wurden die SchülerInnen gebeten, Fragen zu beantworten wie<br />

beispielsweise in Tabelle 6 angeführt sind:<br />

Tabelle 6<br />

Beispielitems <strong>–</strong> Stressbelastung und Anforderungsgefühl<br />

Wie ging es dir in den letzten Wochen?<br />

Wie oft warst du unruhig<br />

Wie oft konntest du nicht gut schlafen<br />

Wie oft warst du nervös<br />

Kreuze bitte zutreffendes an…<br />

Wir müssen oft zuviel auf einmal lernen<br />

Unsere Lehrer verlangen zuviel <strong>von</strong> uns<br />

stimmt<br />

genau<br />

□<br />

□<br />

nie<br />

□<br />

□<br />

□<br />

stimmt fast<br />

□<br />

□<br />

selten<br />

□<br />

□<br />

□<br />

stimmt ein<br />

wenig<br />

□<br />

□<br />

manchmal<br />

□<br />

□<br />

□<br />

stimmt<br />

weniger<br />

□<br />

□<br />

stimmt<br />

kaum<br />

□<br />

□<br />

stimmt nicht<br />

12<br />

□<br />


6.3.2 Ergebnisse<br />

6.3.2.1 Anforderungsgefühl<br />

Betrachtet man die Ergebnisse zu den schulischen Anforderungen, so zeigt sich, dass sich die<br />

Kinder der <strong>Notebook</strong>-Klasse nicht überfordert fühlen. Sowohl vor als auch nach der Einführung der<br />

neuen Unterrichtsform fühlen sich die Kinder schulisch gleich stark gefordert wie die Kinder der<br />

traditionell unterrichteten Klasse (siehe Abb. 3).<br />

Abbildung 3. Schulisches Anforderungsgefühl bei den Kindern der <strong>Notebook</strong>- und<br />

6.3.2.2 Stressbelastung<br />

Nicht-<strong>Notebook</strong>-<strong>Klassen</strong> zu Beginn und am Ende des Schuljahres<br />

Ebenso lässt sich feststellen, dass die Kinder der <strong>Notebook</strong>-Klasse vor und nach der<br />

Einführung des <strong>Notebook</strong>-Unterrichts eine gleich hohe Stressbelastung aufweisen wie die Kinder der<br />

Nicht-<strong>Notebook</strong>-Klasse.<br />

Generell weisen alle befragten Kinder am Ende des Schuljahres eine geringere Belastung auf,<br />

was darauf zurückzuführen sein dürfte, dass die 2. Messung in der letzten Schulwoche durchgeführt<br />

wurde und die Kinder keine schulischen Anforderungen mehr zu erfüllen hatten (siehe Abb. 4).<br />

13


6.4 <strong>Klassen</strong>klima<br />

Abbildung 4. Stressbelastung bei den Kindern der <strong>Notebook</strong>- und<br />

Nicht-<strong>Notebook</strong>-<strong>Klassen</strong> zu Beginn und am Ende des Schuljahres<br />

Klasse 1a;, HS 3, Spittal an der Drau<br />

Lässt sich in der <strong>Notebook</strong>-Klasse ein positives <strong>Klassen</strong>klima feststellen?<br />

6.4.1 Erhebungsmethode<br />

Um Aussagen über das <strong>Klassen</strong>klima in der 1a, HS 3, Spittal an der Drau, machen zu können,<br />

wurden Items u.a. aus Fragebögen <strong>von</strong> Baumert et al., 2001 <strong>–</strong> PISA 2000; Heller (2002) und Häuptle<br />

(2006) herangezogen und modifiziert.<br />

6.4.2 Ergebnisse<br />

Die zu diesem Bereich gestellten Fragen wurden <strong>von</strong> allen SchülerInnen der 1a häufiger in<br />

Richtung „positives <strong>Klassen</strong>klima“ beantwortet. Die Ergebnisse zeigen, dass für die Kinder der 1a die<br />

Klasse ein Ort ist, an dem sie sich wohl fühlen und es einen freundlichen Umgang miteinander gibt.<br />

Ein Auszug der genauen Antworten zu den Fragen zum <strong>Klassen</strong>klima sind in der nachfolgenden<br />

Tabelle 7 angeführt.<br />

14


Tabelle 7<br />

Auszug aus den Ergebnissen <strong>–</strong> <strong>Klassen</strong>klima<br />

In meiner Klasse fühle ich mich wohl<br />

Meine Klasse ist ein Ort, an dem ich mich dazugehörig<br />

fühle<br />

Ich bin sehr gerne in meiner Klasse<br />

In meiner Klasse fühle ich mich als Außenseiter<br />

Die Schule ist ein Ort, an dem ich leicht Freunde finde<br />

Die Schule ist ein Ort, an dem ich mich oft unwohl und<br />

fehl am Platz fühle<br />

LehrerInnen und SchülerInnen gehen fair und<br />

freundlich miteinander um<br />

In unserer Klasse gibt es eine gute <strong>Klassen</strong>gemeinschaft<br />

6.5 <strong>Notebook</strong>-Unterricht<br />

Klasse 1a;, HS 3, Spittal an der Drau<br />

trifft gar<br />

zu<br />

Wie schätzen die Kinder den Unterricht mit den <strong>Notebook</strong>s ein?<br />

6.5.1 Erhebungsmethode<br />

Um festzustellen, wie die Kinder der 1a, HS 3, Spittal an der Drau, die neue Unterrichtsform<br />

mit den Laptops einschätzen, wurden Items u.a. aus Fragebögen <strong>von</strong> Baumert et al., 2001 <strong>–</strong> PISA<br />

2000; Heller (2002) und Häuptle (2006) übernommen und teilweise abgeändert.<br />

6.5.2 Ergebnisse<br />

trifft völlig<br />

zu<br />

Die Ergebnisse zeigen, dass ein Großteil der Kinder der 1a, HS 3, Spittal/Drau, die Meinung<br />

haben, dass der Unterricht durch die Laptops interessanter und besser wird, ihnen mehr Spaß macht<br />

75%<br />

69%<br />

75%<br />

0%<br />

69%<br />

0%<br />

75%<br />

0%<br />

2<br />

0%<br />

trifft eher<br />

zu<br />

19%<br />

31%<br />

12,5%<br />

6%<br />

31%<br />

6%<br />

25%<br />

3<br />

0%<br />

trifft eher<br />

nicht zu<br />

4<br />

5%<br />

6%<br />

0%<br />

12,5%<br />

6%<br />

0%<br />

6%<br />

0%<br />

5<br />

17%<br />

trifft gar<br />

nicht zu<br />

0%<br />

0%<br />

0%<br />

88%<br />

0%<br />

88%<br />

0%<br />

trifft<br />

völlig zu<br />

15<br />

78%


und sie durch die neue Unterrichtsform mit größerer Motivation an das Lernen herangehen (Auszug<br />

der Fragen und Beantwortung siehe Tab. 8).<br />

Tabelle 8<br />

Auszug aus den Ergebnissen <strong>–</strong> SchülerInneneinschätzungen zum <strong>Notebook</strong>-Unterricht<br />

Meinst du, durch den <strong>Notebook</strong>-Unterricht...<br />

... wird der Unterricht interessanter<br />

... wirst du selbständiger<br />

... lernst du lieber<br />

... lernst du leichter<br />

... macht der Unterricht mehr Spaß<br />

... wird der Unterricht besser<br />

... bekommst du später leichter eine Arbeitsstelle<br />

6.6 <strong>Notebook</strong>-Unterricht: Zusammenfassung und Empfehlungen<br />

Schulen, welche <strong>Notebook</strong>-Unterricht anbieten, verfolgen mit dieser Unterrichtsform meist<br />

Ziele wie z.B. Verbesserungen in der Computerkompetenz, Teamfähigkeit und den Erwerb bzw. die<br />

Erweiterung <strong>von</strong> Kommunikations- und Präsentationsfähigkeiten. Um diese Ziele zu erreichen,<br />

werden je nach Schule oder Schultyp häufig verschiedene Methoden und Zugänge gewählt. Als<br />

Konsequenz daraus haben Schulen mit <strong>Notebook</strong>-<strong>Klassen</strong> unterschiedliche Herangehensweisen an<br />

das Lehren und Lernen mit neuen Medien entwickelt, was eine deutliche Heterogenität zur Folge hat<br />

(Spiel & Popper, 2003).<br />

Der Einsatz <strong>von</strong> <strong>Notebook</strong>-Unterricht bringt generell eine Vielzahl <strong>von</strong> Vorteilen für Kinder<br />

mit sich. Dies konnte in verschiedenen Studien nachgewiesen werden (vgl. Schaumburg, 2001; Spiel<br />

& Popper, 2003; Häuptle, 2006). Im Folgenden soll nun jedoch primär der Frage nachgegangen<br />

werden, ob es günstig ist, <strong>Notebook</strong>-Unterricht schon im Laufe der 5. Schulstufe anzubieten bzw. ob<br />

sich für die Kinder eine andere Herangehensweise bei der Einführung <strong>von</strong> Laptops in den Unterricht<br />

besser eignen würde.<br />

trifft völlig<br />

zu<br />

80%<br />

60%<br />

67%<br />

54%<br />

94%<br />

80%<br />

67%<br />

trifft eher<br />

zu<br />

20%<br />

20%<br />

14%<br />

34%<br />

6%<br />

14%<br />

27%<br />

trifft eher<br />

nicht zu<br />

0%<br />

0%<br />

6%<br />

12%<br />

0%<br />

6%<br />

6%<br />

trifft gar<br />

nicht zu<br />

0%<br />

20%<br />

13%<br />

0%<br />

0%<br />

0%<br />

0%<br />

16


In Befragungen (Rockmann ET AL, 1998) konnte feststellt werden, dass Lehrkräfte das<br />

Potential <strong>von</strong> mobilen Computern für das schulische Lernen grundsätzlich positiv einschätzen und die<br />

Ansicht haben, dass die Arbeit mit Laptops Schülern dabei hilft, besser zu lernen und fachliche<br />

Inhalte leichter zu verstehen. Darüber hinaus konnte in verschiedenen Studien (vgl. Fouts & Stuen,<br />

1997; Schaumburg, 2001) gezeigt werden, dass der <strong>Notebook</strong>-Einsatz auch die Motivation der Kinder<br />

zum Arbeiten und Lernen erhöht und sich generell günstig auf das <strong>Klassen</strong>klima auswirkt. Diese<br />

Ergebnisse können auch für die 1a, HS 3 Spittal/Drau berichtet werden. Die Schülerinnen und Schüler<br />

der <strong>Notebook</strong>-Klasse haben die Meinung, dass durch den Einsatz der Laptops der Unterricht<br />

interessanter wird und ihnen mehr Spaß macht, sie lieber lernen und auch den Unterrichtsstoff<br />

leichter verstehen. Ebenso berichten die Kinder der 1a, dass sie sich in der <strong>Notebook</strong>-Klasse sehr<br />

wohl fühlen und es einen kameradschaftlichen und fairen Umgang miteinander gibt.<br />

Im Vergleich zum Lernen mit traditionellen Unterrichtsmaterialen, bieten die digitalen<br />

Lernmedien die Möglichkeit, das Lernen viel flexibler zu gestalten. Lernende können sich unabhängig<br />

<strong>von</strong> Raum und Zeit Wissen aneignen, sie können selbst Lernstrategien auswählen etc. (Paechter,<br />

2007). Aus verschiedenen Untersuchungen ist bekannt, das die neuen Medien aber nicht nur neue<br />

Freiheiten im Lernen mit sich bringen, sondern auch mit erhöhten Anforderungen für die Kinder<br />

einhergehen, so zeigen Untersuchungen (vgl. Bruck et al., 1998; Schaumburg & Issing, 2002), dass der<br />

Unterricht mit den neuen Medien mehr Anforderungen an die Kinder stellt, da sie neben den<br />

fachlichen Kompetenzen auch den Umgang mit dem Computer und verschiedenen<br />

Anwendungsprogrammen erlernen müssen, und dass insbesondere die Einführungsphase mit einer<br />

stärkeren Arbeitsbelastung einhergeht (vgl. Bruck et al., 1998). Dies kann bei den Kindern der 1a<br />

nicht festgestellt werden. Sowohl vor als auch nach der Integration der Laptops in den regulären<br />

Unterricht fühlen sich die Schülerinnen und Schüler gleich stark gefordert wie die Kinder der<br />

traditionell unterrichteten Klasse. Ebenso zeigt sich bei den Kindern der <strong>Notebook</strong>-Klasse kein<br />

Anstieg in der Stressbelastung.<br />

Bei Leistungstests in Deutsch und Mathematik erzielen Kinder <strong>von</strong> <strong>Notebook</strong>-<strong>Klassen</strong><br />

signifikant bessere Ergebnisse. Dieses Ergebnis wird dadurch erklärt, dass in <strong>Notebook</strong>-<strong>Klassen</strong><br />

häufiger mit authentischen und komplexeren Aufgabenstellungen gelernt wird (Schaumburg, 2007).<br />

In unserer Untersuchung lässt sich feststellen, dass die Kinder der 1a und die Kinder der Nicht-<br />

<strong>Notebook</strong>-Klasse in Mathematik gleich gute Leistungen erbringen. Im sprachlichen Bereich jedoch<br />

zeigt sich ein deutlicher Leistungsvorteil der <strong>Notebook</strong>-Klasse gegenüber der Nicht-<strong>Notebook</strong>-Klasse.<br />

Eine Erklärung für das bessere Abschneiden der <strong>Notebook</strong>-Klasse im Leistungstest zu den<br />

verbalen Fähigkeiten könnte in der Computernutzung selbst liegen. So geben die Kinder der Nicht-<br />

17


<strong>Notebook</strong>-Klasse an, dass sie den Computer am Öftesten für Freizeitaktivitäten nutzen, die Kinder<br />

der 1a hingegen berichten, den Computer vermehrt einzusetzen für schulische Arbeiten und die<br />

Kommunikation mit anderen, also für Tätigkeiten, die mit sprachlichen Fähigkeiten in engem<br />

Zusammenhang stehen.<br />

Vor der Zusammenfassung der Ergebnisse und Abgabe <strong>von</strong> Empfehlungen für die weitere<br />

Entwicklung des medienbasierten Unterrichts an der HS 3, Spittal an der Drau, soll die gewählte<br />

Methode der Integration der <strong>Notebook</strong>s in den regulären Unterricht nochmals kurz dargestellt<br />

werden:<br />

• In den ersten drei Schulwochen erhielten die Kinder der 1a einen Grundkurs<br />

(Einführungsblock <strong>von</strong> ca. 25 Unterrichtseinheiten) in Informatik zur Vermittlung <strong>von</strong><br />

Basiskompetenzen.<br />

• Anschließend wurden die Kinder bis Mai 2009 in einem der drei Informatikräumen an den<br />

PCs in einem ausgewogenen Verhältnis, über den Jahresverlauf zunehmend, mit der neuen<br />

medienbasierten Unterrichtsform vertraut gemacht.<br />

• Ab Mai 2009 begann für die Schüler und Schülerinnen der 1a der Unterricht mit den eigenen<br />

<strong>Notebook</strong>s. Die Laptops wurden nicht an bestimmten Tagen, sondern je nach Bedarf in den<br />

Unterricht integriert.<br />

Im Rahmen der <strong>Evaluation</strong> konnte festgestellt werden, dass die Kinder durch die Einführung<br />

und Arbeit mit den <strong>Notebook</strong>s nicht überfordert werden und es zu keinem Anstieg der<br />

Stressbelastung kommt. Des Weiteren zeigt sich in der 1a ein positives <strong>Klassen</strong>klima und ein<br />

freundliches und faires Miteinander. Die Kinder finden durch die Laptops mehr Freude und Interesse<br />

am Unterricht, lernen lieber und fühlen sich motiviert. Dies sind wichtige Voraussetzungen für einen<br />

zukünftigen Kompetenzerwerb und schulischen Erfolg. Darüber hinaus zeigt sich ein deutlicher<br />

Anstieg in der verbalen Leistung der Kinder, was als sehr positiv anzusehen ist, da sprachliche<br />

Fähigkeiten eine grundlegende Schlüsselqualifikation für alle Formen des Lernens und für die<br />

Teilnahme an gesellschaftlichen Aktivitäten darstellt.<br />

Auf Basis der <strong>Evaluation</strong>sergebnisse kann die Empfehlung abgegeben werden, dass sich diese<br />

Methode der Einführung <strong>von</strong> <strong>Notebook</strong>s in den Unterricht für die Kinder sehr gut eignet und in dieser<br />

Form ohne Änderungen beibehalten werden sollte.<br />

18


Teil 2: Genderspezifische Aspekte<br />

7 Ergebnisse: Genderspezifische Aspekte<br />

Vergleiche zwischen Mädchen und Jungen der <strong>Notebook</strong>-Klasse<br />

7.1 Fachliche Leistungen im mathematischen und sprachlichen Bereich<br />

Lassen sich bei den Mädchen und Jungen in der <strong>Notebook</strong>-Klasse Unterschiede in den<br />

fachlichen Leistungen (im mathematischen und sprachlichen Bereich) feststellen?<br />

7.1.1 Erhebungsmethode<br />

Um dieser Frage nachzugehen, wurde den SchülerInnen zu Beginn und am Ende des<br />

Schuljahres der Kognitive Fähigkeitstest <strong>von</strong> Heller et al., 1975, zur Bearbeitung vorgelegt. Dieses<br />

standardisierte Verfahren wurde speziell für Kinder im Pflichtschulalter konstruiert und dient der<br />

Erfassung sprachlicher und mathematischer Fähigkeiten, wie z.B. des Sprachverständnisses und des<br />

rechnerischen Denkens, welche für das schulische Lernen sehr wichtig sind.<br />

7.1.2 Ergebnisse<br />

Bei den Mädchen und Jungen der 1a zeigt sich in gleichem Ausmaß sowohl hinsichtlich der<br />

sprachlichen, als auch der mathematischen Fähigkeiten eine statistisch bedeutsame Verbesserung<br />

(siehe Abb. 5 und Abb. 6)<br />

19


Abbildung 5. Sprachliche Leistungen der Mädchen und Burschen der 1a<br />

zu Beginn und am Ende des Schuljahres<br />

Abbildung 6. Mathematische Leistungen der Mädchen und Burschen<br />

der 1a zu Beginn und am Ende des Schuljahres<br />

20


7.2 Selbstkonzept im mathematischen und sprachlichen Bereich<br />

Schätzen Mädchen und Jungen der <strong>Notebook</strong>-Klasse ihre eigenen Fähigkeiten in<br />

Mathematik und Deutsch entsprechend ihrer Leistungen ein oder lassen sich<br />

geschlechtsstereotype Verzerrungen feststellen?<br />

7.2.1 Erhebungsmethode<br />

Um festzustellen, ob die Schülerinnen und Schüler der 1a ein gleich großes Vertrauen in die<br />

eigenen sprachlichen und mathematischen Fähigkeiten haben, wurden u.a. Items aus Fragebögen<br />

<strong>von</strong> Baumert et al., 2001 <strong>–</strong> PISA 2000; Heller (2002) und Häuptle (2006) herangezogen und für die<br />

Beantwortung der konkreten Fragestellung entsprechend abgeändert.<br />

7.2.2 Ergebnisse<br />

Bei den Mädchen und Jungen der 1a zeigt sich, dass sie sowohl im sprachlichen als auch im<br />

mathematischen Bereich in gleichem Ausmaß <strong>von</strong> ihren eigenen Fähigkeiten überzeugt sind. (siehe<br />

Abb. 7)<br />

Abbildung 7. Fähigkeitsselbsteinschätzungen der Mädchen und Burschen<br />

der 1a in Bezug auf ihre mathematischen und verbalen Fähigkeiten<br />

21


7.3 Selbstkonzept im Bereich Informatik<br />

Schätzen Mädchen und Jungen ihre eigenen Fähigkeiten in Informatik bzw. im Umgang mit dem<br />

Computer unterschiedlich ein?<br />

7.3.1 Erhebungsmethode<br />

Um festzustellen, wie die Kinder der 1a, HS 3, Spittal an der Drau, ihre eigenen Fähigkeiten im<br />

Bereich Informatik einschätzen, wurden Items u.a. aus Fragebögen <strong>von</strong> Baumert et al., 2001 <strong>–</strong> PISA<br />

2000; Heller (2002) und Häuptle (2006) verwendet und für die Beantwortung der konkreten<br />

Fragestellung entsprechend abgeändert.<br />

Tabelle 9<br />

Beispielitems zur Einschätzung der eigenen Fähigkeiten im Bereich Informatik<br />

Informatik liegt mir nicht besonders<br />

Informatik ist eines meiner besten Fächer<br />

7.3.2 Ergebnisse<br />

Bei den Mädchen und Jungen der 1a zeigt sich, dass die Kinder im Fach Informatik im<br />

gleichen Ausmaß <strong>von</strong> ihren eigenen Fähigkeiten überzeugt sind und ihre Leistungen, die sie im Fach<br />

Informatik erbringen, als gleich gut einschätzen (siehe Abb. 8)<br />

trifft völlig<br />

zu<br />

□<br />

□<br />

trifft eher<br />

zu<br />

□<br />

□<br />

trifft eher<br />

nicht zu<br />

□<br />

□<br />

trifft gar<br />

nicht zu<br />

□<br />

□<br />

22


Abbildung 8. Einschätzung der eigenen Fähigkeiten im Bereich Informatik<br />

<strong>von</strong> den Jungen und Mädchen der 1a, HS 3, Spittal/Drau<br />

7.4 Gendergerechter Unterricht<br />

Haben die Kinder der <strong>Notebook</strong>-Klasse die Ansicht, dass im Unterricht eine Geschlechtergruppe<br />

benachteiligt wird?<br />

7.4.1 Erhebungsmethode<br />

Um Aussagen darüber machen zu können, ob die Mädchen und Burschen in der 1a, HS 3,<br />

Spittal an der Drau, das Gefühl haben, <strong>von</strong> den Lehrpersonen im Unterricht gleich behandelt zu<br />

werden, wurde den Kindern ein Fragebogen zu geschlechtergerechtem Unterricht vorgegeben.<br />

7.4.2 Ergebnisse<br />

Die zu diesem Bereich gestellten Fragen wurden <strong>von</strong> allen SchülerInnen der 1a häufiger in<br />

Richtung „Gendergerechter Unterricht“ beantwortet. Es zeigt sich, dass Mädchen und Burschen die<br />

Meinung haben, dass sie <strong>von</strong> den Lehrpersonen im Unterricht fair behandelt werden, die Interessen<br />

<strong>von</strong> Mädchen und Jungen gleichermaßen berücksichtigt werden, die Kinder die gleiche<br />

Aufmerksamkeit und Wertschätzung <strong>von</strong> den Lehrenden erfahren und die Leistungen <strong>von</strong> Jungen<br />

und Mädchen nach den selben Maßstäben beurteilt werden.<br />

23


Ein Auszug der Fragen und genauen Antworten zum Gendergerechtem Unterricht sind in<br />

der nachfolgenden Tabelle 10 angeführt.<br />

Tabelle 10<br />

Auszug aus den Ergebnissen <strong>–</strong> Gendergerechter Unterricht<br />

Unsere LehrerInnen beurteilen die Leistungen<br />

<strong>von</strong> Mädchen und Burschen nach denselben<br />

Maßstäben<br />

Im Unterricht gehen unsere LehrerInnen auf die<br />

Interessen <strong>von</strong> Mädchen und Burschen im<br />

gleichen Maße ein<br />

Unsere LehrerInnen widmen Mädchen und<br />

Burschen die gleiche Aufmerksamkeit<br />

In unserer Klasse gehen Mädchen und Burschen<br />

fair miteinander um<br />

Die LeherInnen verteilen die Aufgaben an<br />

SchülerInnen unabhängig vom Geschlecht<br />

Mädchen und Burschen erfahren die gleiche<br />

Wertschätzung <strong>von</strong> den LehrerInnen<br />

8 Diskussion und Zusammenfassung <strong>–</strong> Gendergerechter Unterricht<br />

Im Englischen wird sprachlich unterschieden zwischen „sex“, dem biologischen Geschlecht<br />

und „gender“, dem sozialen Geschlecht. Der Begriff „gender“ bezeichnet Geschlechterrollen, also<br />

Vorstellungen und Erwartungen darüber, wie sich Frauen und Männer ihrem Geschlecht<br />

entsprechend verhalten sollen. Die Vorstellungen darüber, was Frauen und was Männer ausmacht,<br />

unterschieden sich innerhalb und zwischen Kulturen allerdings beträchtlich. Das soziale Geschlecht<br />

ist <strong>–</strong> anders als das biologische Geschlecht - nicht „naturgegeben“, sondern erlernt und damit auch<br />

veränderbar (vgl.; Frey, 2003; zitiert nach Paseka & Wroblewski, 2009; Dermutz, 2009).<br />

Einfluss auf die Entwicklung der sozialen Geschlechterrolle haben unter anderem sowohl die<br />

Eltern in ihrer Vorbildfunktion, als auch das Bildungswesen. „Jungen können [besser] rechnen,<br />

Mädchen können [besser] reden“ <strong>–</strong> dieses Vorurteil zieht sich häufig wie ein roter Faden durch die<br />

Schullaufbahn <strong>von</strong> Kindern, <strong>von</strong> der ersten bis zur letzten Klasse und darüber hinaus. Diese Meinung<br />

kann nicht nur das Interesse <strong>von</strong> Kindern beeinflussen, sondern kann auch Auswirkungen auf die<br />

Motivation, das Selbstbewusstsein und letztlich den Kompetenzerwerb <strong>von</strong> Schülerinnen und<br />

Schülern haben (Budde, 2009).<br />

trifft gar<br />

zu<br />

0%<br />

0%<br />

0%<br />

0%<br />

0%<br />

0%<br />

2<br />

0%<br />

5%<br />

0%<br />

0%<br />

5%<br />

0%<br />

3<br />

10%<br />

5%<br />

0%<br />

5%<br />

5%<br />

5%<br />

4<br />

6%<br />

28%<br />

10%<br />

17%<br />

11%<br />

5%<br />

5<br />

28%<br />

23%<br />

6%<br />

28%<br />

17%<br />

12%<br />

trifft<br />

völlig zu<br />

24<br />

56%<br />

39%<br />

84%<br />

50%<br />

62%<br />

78%


Während Fähigkeiten, Interesse und Kompetenzeinschätzungen bei Schuleintritt noch dicht<br />

beisammen liegen, lässt sich im Laufe der Schullaufbahn eine Vergrößerung <strong>von</strong><br />

Geschlechtsdifferenzen ausmachen. So zeigen Studien, dass Mädchen und Jungen zu Schuleintritt<br />

sowohl in Mathematik als auch in Deutsch gleich gute Leistungen erzielen und ihre Kompetenzen in<br />

etwa gleich hoch einschätzen bzw. sich moderate Unterschiede zwischen Mädchen und Burschen<br />

zeigen (vgl. SCHOLASTIK - Weinert & Helmke, 1997; Schwenk & Schneider, 2003). Mit zunehmender<br />

Schulstufe jedoch lässt sich feststellen, dass Mädchen im sprachlichen, Burschen im<br />

mathematischen und naturwissenschaftlichen Bereich häufig bessere Leistungen erzielen und im<br />

jeweiligen Bereich ein höheres Selbstvertrauen in die eigenen Fähigkeiten haben (vgl. PISA 2000 -<br />

Artelt, Baumert, Julius-McElvany & Peschar, 2004; PISA 2006 <strong>–</strong> Schreiner, 2007; TIMSS <strong>–</strong> Jungwirth<br />

1998; Stadler & Jungwirth, 2000).<br />

Solche Geschlechtsdifferenzen lassen sich in der 1a, HS 3, Spittal an der Drau weder zu<br />

Beginn noch am Ende der 5. Schulstufe feststellen. Sowohl im sprachlichen als auch im<br />

mathematischen Bereich erzielen Mädchen und Burschen gleich gute Ergebnisse. Ebenso zeigt sich,<br />

dass bei den Kindern der 1a die Einschätzung der eigenen Fähigkeiten in Mathematik und im<br />

sprachlichen Bereich nicht <strong>von</strong> geschlechtsstereotypen Meinungen beeinflusst wird und die Kinder<br />

ihre Fähigkeiten auf Basis ihrer eigenen Leistungen einschätzen.<br />

Untersuchungen zur Einschätzung der eigenen Kompetenzen im computertechnischen<br />

Bereich zeigen, dass Burschen generell weit mehr Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten haben als<br />

Mädchen (PISA-2006, Schreiner, 2007). Diese Geschlechtsdifferenz zeigt sich nicht nur in <strong>Klassen</strong>, in<br />

denen traditionell unterrichtet wird, auch in <strong>Notebook</strong>-<strong>Klassen</strong> schätzen Mädchen im Vergleich zu<br />

Burschen ihre eigenen Fähigkeiten im Bereich Informatik weniger hoch ein (vgl. Schaumburg, 2004).<br />

In der 1a, HS 3 Spittal/Drau lässt sich dieser Unterschied zwischen den Geschlechtern nicht<br />

feststellen. Die Ergebnisse der <strong>Evaluation</strong> zeigen, dass die Mädchen und Burschen der <strong>Notebook</strong>-<br />

Klasse im gleichen Ausmaß <strong>von</strong> ihren computertechnischen Fähigkeiten überzeugt sind und ihre<br />

Leistungen, die sie im Fach Informatik erbringen, als gleich gut einschätzen.<br />

Sowohl das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten als auch die Erwartungshaltung und<br />

Fähigkeitseinschätzung <strong>von</strong> anderen hängt mit dem Kompetenzerwerb und den Leistungen<br />

zusammen. Ergebnisse aus Studien zeigen, dass Jungen <strong>von</strong> Lehrkräften und Eltern im Vergleich zu<br />

Mädchen häufig als weniger kompetent eingeschätzt und bei der gleichen Leistung tendenziell<br />

weniger gut benotet werden (vgl. Bos & Pietsch, 2003). Des Weiteren gibt es Hinweise darauf, dass,<br />

wenn Mädchen nur die Vermutung haben, dass Lehrkräfte sie in Mathematik für weniger kompetent<br />

halten, sich dies schon hemmend auf den Lernerfolg auswirken kann (vgl. Dickhäuser & Stiensmeier-<br />

25


Pelster, 2003). Die Kinder in der 1a haben nicht das Gefühl, dass die Lehrkräfte Mädchen oder<br />

Burschen in bestimmten Fächern für begabter oder weniger begabter halten und sind auch nicht der<br />

Ansicht, dass die Leistungen <strong>von</strong> Jungen und Mädchen nach unterschiedlichen Maßstäben beurteilt<br />

werden.<br />

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass mit den Ergebnissen der <strong>Evaluation</strong> bei den<br />

Kindern der 1a keine geschlechtsspezifischen Differenzen in den Leistungen oder im Vertrauen in die<br />

eigenen Fähigkeiten festgestellt werden können. Ebenso gibt es keinen Hinweis darauf, dass im<br />

Unterricht eine Geschlechtergruppe benachteiligt wird. Die Mehrheit der Kinder in der 1a hat die<br />

Ansicht, dass alle Schülerinnen und Schüler im Unterricht <strong>von</strong> den Lehrkräften fair behandelt werden,<br />

die Interessen <strong>von</strong> Mädchen und Jungen gleichermaßen berücksichtigt werden und die Schülerinnen<br />

und Schüler die gleiche Aufmerksamkeit und Wertschätzung <strong>von</strong> den Lehrenden erfahren.<br />

Die Ergebnisse der <strong>Evaluation</strong> geben Hinweis darauf, dass den Kindern der 1a ein<br />

geschlechtergerechtes Lernen ermöglicht wird, d.h. dass die persönlichen Interessen, Eigenschaften<br />

und Fähigkeiten der Kinder, unabhängig <strong>von</strong> typischen Rollenklischees berücksichtigt und gefördert<br />

werden und der Unterricht Mädchen und Burschen Chancengleichheit bietet.<br />

26


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