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Haus mit Garten wird zum unleistbaren Luxus - AK - Vorarlberg

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4 Jugend November 2011<br />

Vielseitige Aufgaben als Stuckateur- und Trockenausbauer: Jede Baustelle ist anders, sagt Simon Troisler, Lehrling im 3. Lehrjahr – ein Job an der Maschine wäre nichts für ihn.<br />

Entgegen allen Vorurteilen:<br />

Auch am Bau braucht es Gefühl<br />

Das Rheintal liegt wieder einmal<br />

unter einer geschlossenen Wolkendecke.<br />

Das Thermometer kommt über<br />

6 Grad nicht hinaus. Nicht wirklich<br />

einladende Bedingungen, in einem<br />

zugigen offenen Stiegenhaus Dämmplatten<br />

an die Wand zu kleben. Lehrling<br />

Simon Troisler nimmt’s gelassen.<br />

Der heute 18 Jahre alte Stuckateur-<br />

und Trockenausbauer-Lehrling aus<br />

Hard hat in vielen Firmen geschnuppert.<br />

„Es hat mir nirgendwo getaugt.“<br />

Bis er bei einem Installateur schnupperte<br />

und erkannt habe: Der Bau, das<br />

ist seine Sache. Den ganzen Tag an einer<br />

Maschine zu stehen, das kam für<br />

ihn nicht in Frage: „Am Bau, da bist<br />

du immer an der frischen Luft, es ist<br />

immer anders, du kommst <strong>mit</strong> vielen<br />

Leuten zusammen.“<br />

Dem Wetter ausgesetzt zu sein –<br />

„man gewöhnt sich dran.“ Aber eigentlich,<br />

sagt er, freut er sich auf den Winter:<br />

„Da machen wir drinnen wieder<br />

Berufe abseits vom Mainstream<br />

Die <strong>AK</strong>tion stellt in dieser Serie<br />

Berufsfelder vor, die im Schatten<br />

der am meisten gewählten<br />

Ausbildungsberufe stehen. Wir<br />

freuen uns über Anregungen zu<br />

ungewöhnlichen und zukunftsträchtigen<br />

Lehrberufen !<br />

Senden Sie Ihren Vorschlag an<br />

presse@ak-vorarlberg.at<br />

Grundputz.“ Ausbildner Joachim Funder<br />

zeigt Verständnis, dass diese Bedingungen<br />

nicht jedermanns Sache sind.<br />

Doch „das Schöne an unserem Beruf<br />

ist, dass du am Ende das anschauen<br />

kannst, was du gemacht hast“, sagt der<br />

38-jährige Höchster. Das befriedigt<br />

un<strong>mit</strong>telbar und macht stolz. So sieht’s<br />

auch Simon: „Tropfkanten und Winkel<br />

setzen, <strong>mit</strong> der Wasserwaage arbeiten,<br />

das macht schon Spaß!“, wenn von<br />

Lehrjahr zu Lehrjahr ihm selbstständige<br />

Aufgaben überantwortet werden.<br />

Eltern anfangs skeptisch<br />

Einen Plan lesen und handwerkliche<br />

Fähigkeiten, das lernt man, sagt Funder,<br />

ein „guter“ Trockenbauer und<br />

Stuckateur müsse aber auch Gefühl<br />

<strong>mit</strong>bringen: „Wenn du den Putz aufbringst,<br />

sollte das g’rad und im Wasser<br />

sein“, schmunzelt Funder. Entlohnt<br />

werde die Arbeit übrigens besser als<br />

in den meisten anderen Baubranchen:<br />

„Unsere Leute verdienen sogar mehr<br />

als die Metaller, wenn man bei denen<br />

die ganzen Überstunden und Zulagen<br />

abzieht.“ Vielleicht haben das Simons<br />

Eltern nicht gewusst, als er ihnen seinen<br />

Berufswunsch <strong>mit</strong>teilte. „Am<br />

Bau? Die waren nicht begeistert. Die<br />

hätten lieber gesehen, wenn ich <strong>zum</strong><br />

Blum ginge“, erzählt er und verdreht<br />

unmerklich die Augen, „wie halt jede<br />

Mama in <strong>Vorarlberg</strong> …“<br />

Baustellen sind vielseitig. Auf dieser<br />

<strong>zum</strong> Beispiel – hier entstehen in<br />

Hohenems mehrere Wohnblocks – hat<br />

Aus London Goldmedaille <strong>mit</strong>gebracht<br />

Renate Lässer (r.) aus Riefensberg siegte bei den Berufsweltmeisterschaften<br />

„World Skills 2011“ in London in der Gruppe der Maler. Sie hat ihre Lehre<br />

von 2005 bis 2008 absolviert. Ihre Selbsteinschätzung: „Ich bin eine lebensfrohe<br />

junge Frau, und was ich mache, mache ich zu 100 Prozent!“<br />

Ausbilder Joachim Funder: „Das Schöne<br />

ist, man sieht was man gemacht hat!“<br />

Simons Ausbildungsbetrieb (Brunner<br />

Verputz und Gerüstbau, Höchst) den<br />

Auftrag für Wärmedämmung, Innen-<br />

und Außenputz erhalten. Zwar gehört<br />

auch das Aufstellen von Gipskartonwänden<br />

<strong>zum</strong> Berufsbild, doch seine<br />

Firma macht diese Arbeit gar nicht.<br />

Simon ist froh darüber: „Das Rigipsen<br />

taugt mir weniger.“ Bei der Gesellenprüfung<br />

muss er es trotzdem können.<br />

Er lernt es in der Berufsschule und im<br />

Ausbildungsverbund (siehe Kasten).<br />

Mann für „höhere“ Arbeiten<br />

Wo andere eine Leiter brauchen, langt<br />

Simon <strong>mit</strong> seinen 1,98 noch locker<br />

hin. Seine Körpergröße habe aber auch<br />

Nachteile: „Die Arbeitsschuhe dazugerechnet<br />

… die Gerüstböden sind<br />

auf zwei Meter, da habe ich mir früher<br />

dauernd den Kopf angehaut!“<br />

<strong>AK</strong> unterstützt Berufsschulen<br />

Der <strong>AK</strong> <strong>Vorarlberg</strong> sind das hohe<br />

Niveau für die Lehre und da<strong>mit</strong><br />

auch die Berufsschulen wichtig. Im<br />

Rahmen einer Exkursion hatten<br />

sieben Berufsschuldirektoren<br />

die Möglichkeit die Europäische<br />

Agentur für Sicherheit und<br />

Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz<br />

in Bilbao kennenzulernen.<br />

Deren Aufgabe ist es, Betroffenen<br />

alle sachdienlichen technischen,<br />

wissenschaftlichen und wirtschaftlichen<br />

Informationen auf ihrem<br />

Gebiet zur Verfügung zu stellen.<br />

Die Agentur initiiert dazu auch<br />

Vernetzungen, von denen die <strong>Vorarlberg</strong>er<br />

Berufsschulen in Zukunft<br />

profitieren.<br />

Stuckateur und Trockenausbauer<br />

Aktuell stehen in <strong>Vorarlberg</strong> 58<br />

Burschen in diesem Beruf in Ausbildung.<br />

Die Lehrzeit beträgt drei<br />

Jahre, an der Berufsschule Dornbirn<br />

umfasst der Blockunterricht<br />

zwei Monate pro Lehrjahr.<br />

Es gibt rund 100 einschlägige<br />

Betriebe, etwa ein Drittel bildet<br />

Lehrlinge aus. Die Berufsgruppe<br />

hat sich zu einem überbetrieblichen<br />

Ausbildungsverbund<br />

entschlossen, da nicht alle Teile des<br />

Berufsbildes in allen Firmen praktiziert<br />

werden, erklärt Berufsgruppenobmann<br />

Manfred Brunner:<br />

Ab diesem Winter werden die<br />

Lehrlinge aller drei Lehrjahre in<br />

Schwerpunktkursen am Wifi Hohenems<br />

ihr Können vertiefen.<br />

Mit neuen Techniken und Materialien<br />

„ist es nicht mehr ganz so streng<br />

wie früher“, berichtet Joachim Funder.<br />

Musste zu seiner Lehrzeit der Putz<br />

noch an der Baustelle angerührt (und<br />

geschleppt) werden, kommen Putz<br />

und Kleber heute fixfertig im Silo angeliefert<br />

und von dort über Schläuche<br />

direkt <strong>zum</strong> Einsatzort. Den Kleber, der<br />

die Styroporplatten an der Wand hält,<br />

dosiert Simon auf Pistolendruck.<br />

Trotzdem: Man <strong>wird</strong> dreckig, hebt<br />

Lasten – und immer wieder das Wetter.<br />

Simon weiß, dass er von Kollegen<br />

um seine Arbeit nicht immer beneidet<br />

<strong>wird</strong>. „Die machen ihr Ding, ich mach<br />

meines“, sagt er trocken.<br />

Lehrlingstipp<br />

Probezeit hat<br />

Grenzen<br />

Matthias möchte<br />

nach der Polytechnischen<br />

Schule eine<br />

Lehre als Einzelhandelskaufmann<br />

absolvieren. Um die<br />

passende Anstellung zu finden,<br />

nimmt er während der Schule die<br />

Möglichkeit von Schnuppertagen<br />

in Anspruch und findet dadurch<br />

einen Betrieb, in dem er anschließend<br />

die gewünschte Lehrausbildung<br />

beginnen kann.<br />

Während des dritten Monats seiner<br />

Lehre teilt ihm sein Ausbilder <strong>mit</strong>,<br />

dass er die Probezeit gerne nochmals<br />

um drei Monate verlängern<br />

möchte, da er Matthias und seine<br />

Arbeitsleistung noch zu wenig<br />

kennen würde.<br />

Matthias nimmt umgehend<br />

Kontakt <strong>mit</strong> der Lehrlings- und<br />

Jugendabteilung der <strong>AK</strong> <strong>Vorarlberg</strong><br />

auf. Dort erklärt man ihm, dass die<br />

Probezeit drei Monate (ab Beginn<br />

des Lehrverhältnisses) dauert und<br />

der Lehrherr die Probezeit nicht<br />

verlängern kann. Die Dauer der<br />

Probezeit ist nämlich aus gutem<br />

Grund gesetzlich geregelt.<br />

Nur im Zeitraum der Probemonate<br />

können sowohl Lehrling als<br />

auch Arbeitgeber ohne Angabe<br />

von Gründen das Lehrverhältnis<br />

(ausschließlich schriftlich) lösen.<br />

Zudem erfährt Matthias von der<br />

Lehrlingsabteilung, dass er ab dem<br />

Beginn seiner Lehre Anspruch auf<br />

ein Exemplar seines Lehrvertrages<br />

hat, in dem alle wesentlichen<br />

Details zu seinem Lehrverhältnis<br />

geregelt und festgehalten sind.<br />

Schüler besuchen die<br />

<strong>AK</strong> <strong>Vorarlberg</strong><br />

Wieder haben viele Schüler und<br />

deren Lehrer die <strong>AK</strong> <strong>Vorarlberg</strong> in<br />

Feldkirch besucht. Dabei wurden<br />

ihnen von den Referenten der<br />

Lehrlings- und Jugendabteilung die<br />

zahlreichen Serviceleistungen der<br />

Arbeiterkammer erläutert. Zum<br />

Abschluss gab es einen kleinen<br />

Imbiss und ein Geschenk für die<br />

Jugendlichen.<br />

Metallbautechnik:<br />

Bester aus dem Ländle<br />

Der beste Lehrling Österreichs<br />

unter den Metallbautechnikern<br />

kommt aus <strong>Vorarlberg</strong>: Beim diesjährigen<br />

Bundeslehrlingswettbewerb<br />

der Berufsgruppen Metallbearbeitungs-,Maschinenbau,Schmiede-,<br />

Stahl- und<br />

Schweißtechnik<br />

sowie Landmaschinen-<br />

und<br />

Fahrzeugbautechnik<br />

sicherte sich<br />

Michael Moos-<br />

Mag. Marcus<br />

Mayer<br />

Informationen und Beratung:<br />

www.akbasics.at<br />

Klasse IIIc der H<strong>AK</strong> Lustenau<br />

2. Klasse der HAS Feldkirch<br />

Sieger Michael<br />

Moosmann.<br />

mann aus Bizau vom Lehrbetrieb<br />

Harald Simeoni in Andelsbuch den<br />

ersten Platz.

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