Kurt Zube - Bibliothek der Freien
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schen zu stellen. Dieser Wille drückt sich auch<br />
in seinen Offenen Briefen an Rudolf Augstein<br />
und den früheren Bundespräsidenten Karl Carstens<br />
aus.<br />
Die »sozialistische Doktrin« <strong>der</strong> NS-Ideologie<br />
versuchte <strong>Kurt</strong> <strong>Zube</strong> mit den eigenen<br />
Waffen zu schlagen, wobei er sich <strong>der</strong> Argumentation<br />
bediente: Falls es diese Sozialisten<br />
ernst meinten (mit <strong>der</strong> Volksgemeinschaft),<br />
müssten sie eigentlich akzeptieren, dass sich<br />
eine wirkliche »Volksgemeinschaft« nur in <strong>der</strong><br />
Form <strong>der</strong> Herrschaftslosigkeit, <strong>der</strong> Anarchie<br />
vollendet und dieses nur eine Ordnung sein<br />
könne, die aggressive Gewalt und Unterdrükkung<br />
ablehnt. Dies wurde von unbedarften<br />
»Genossen« gar als eine Befürwortung des<br />
»Dritten Reiches« gedeutet, und <strong>Kurt</strong> <strong>Zube</strong><br />
musste sich gegen ebenso unverantwortliche<br />
wie unbegründete Verleumdungen wehren. Mir<br />
selbst sagte er einmal, niemals hätte er es für<br />
möglich gehalten, dass Menschen, die es eigentlich<br />
besser wissen sollten, wi<strong>der</strong> besseres<br />
Wissen die Lüge verbreiten, er wäre nie verfolgt<br />
gewesen, ja noch schlimmer, hätte Sympathien<br />
für die Nazis besessen. Der Urheber<br />
dieser schmutzigen Kampagne, Otto Reimers,<br />
wurde von <strong>Kurt</strong> <strong>Zube</strong> 1981 zur Rede gestellt.<br />
Freilich wählte Reimers, wie in solchen Fällen<br />
üblich, das Schweigen. Verständlich war<br />
Reimers’ Verhalten nicht: <strong>Kurt</strong> <strong>Zube</strong> hatte zu<br />
seinem Freundeskreis gehört, hatte ihn bei <strong>der</strong><br />
<strong>Kurt</strong> <strong>Zube</strong> konnte sich in <strong>der</strong> Nachkriegszeit<br />
eine neue Existenz aufbauen, war als<br />
Versandbuchhändler, Verleger und als Autor<br />
aktiv. Aber erst 1974 erfüllte er sich seinen Jugendtraum:<br />
die Werke von Mackay und die damals<br />
in Deutschland schon fast vergessenen<br />
Autoren des individualistischen Anarchismus<br />
wie<strong>der</strong> publik zu machen.<br />
RADIKALER GEIST: KURT ZUBE 11<br />
Mackay-Gesellschaft<br />
Herausgabe seiner Zeitschriften (1969: ›Neues<br />
Beginnen‹; 1971: ›Zeitgeist‹) unterstützt. Aber<br />
wahrscheinlich hatte Reimers sich darüber geärgert,<br />
dass <strong>Zube</strong> mit seiner Mackay-Gesellschaft<br />
1974 mehr Glück und Erfolg verbuchen<br />
konnte als Reimers mit seinen Aktivitäten.<br />
Reimers’ Verhalten war in zweifacher Hinsicht<br />
perfide: Zum einen war Reimers und seinen<br />
Genossen bekannt, dass <strong>Kurt</strong> <strong>Zube</strong> als Verfolgter<br />
des Naziregimes anerkannt war, eine Entschädigung<br />
und eine Wie<strong>der</strong>gutmachungsrente<br />
erhielt. Und Reimers musste wissen, dass es<br />
in den fünfziger Jahren relativ leicht war, einen<br />
»Persilschein« zu bekommen und bei einem<br />
Entnazifierungsverfahren als »min<strong>der</strong>belastet«<br />
eingestuft zu werden, während man es<br />
den Menschen, die unter dem NS-Regime leiden<br />
mussten, in ihrer Existenz Schaden erlitten<br />
o<strong>der</strong> gar in einem Konzentrationslager vegetierten,<br />
schwer machte, eine Anerkennung<br />
und Entschädigung als Verfolgte und Opfer <strong>der</strong><br />
nationalsozialistischen Herrschaft zu erhalten.<br />
So hatte auch <strong>Kurt</strong> <strong>Zube</strong> seine Ansprüche gerichtlich<br />
belegen und durchsetzen müssen, dies<br />
aber eben auch gegen alle Widrigkeiten geschafft<br />
— und das wusste Reimers. Aber es gibt<br />
eben Menschen, die sich nicht von ihrem Verstand,<br />
nicht von Tatsachen, son<strong>der</strong>n allein von<br />
ihren negativen Gefühlen, insbeson<strong>der</strong>e ihrer<br />
Missgunst, leiten und beherrschen lassen.<br />
Die erste Mackay-Gesellschaft begründete<br />
<strong>Kurt</strong> <strong>Zube</strong> 1931 mit dem Ziel, Mackays Werke<br />
zu verbreiten und den in Not geratenen Dichter<br />
zu unterstützen. Jedoch wünschte John Henry<br />
Mackay ganz und gar nicht, dass seine persönliche<br />
Situation an die Öffentlichkeit gezogen<br />
würde, weshalb er auch den Kontakt<br />
mit <strong>Zube</strong> abbrach und seine testamentarische