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Zur Soldatenfamilie - AGGI-INFO.DE

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u.ä. gab es an vielen Orten. Insbesondere die Frauen standen sich gegenseitig bei, wennbeispielsweise bei längeren Übungen und Manövern die Männer nicht am Ort waren. Daßdiese freundschaftlichen Kontakte manchmal, weil man sich gegenseitig "zu tief in dieTöpfe geschaut" hatte, ins Gegenteil umschlugen, ist zwar nicht schön, aber menschlichdurchaus verständlich.Das Versprechen eine Wohnung zu bekommen, war zu DDR-Zeiten für viele Arbeiter undIngenieure ein triftiger Grund für einen Arbeitsplatzwechsel. Großbetriebe, wie dasPetrolchemische Kombinat Schwedt, Leuna oder das Eisenhüttenkombinat Ost bautenparallel zu den Werken Wohnungen. Sie konnten bei Arbeitsaufnahme oft schon bezogenwerden. Nicht so für die Berufssoldaten in der NVA. Mancher junge Mann, den die Armeegern in ihren Reihen gesehen hätte, führte die besseren Versorgungschancen in anderenBereichen der Gesellschaft, als entscheidendes Argument für seine Ablehnung an.Arbeitsteilung in der Familie - fast unmöglichBerufstätigkeit der Frauen zog in vielen Familien eine Neuverteilung der Aufgaben, die imInteresse des reibungslosen Zusammenlebens nun einmal erledigt werden müssen, nachsich. Eine Gleichverteilung zwischen Frau und Mann wurde jedoch allenfalls in wenigenjungen Familien erreicht, die ohne alten Zopf und übliche Vorstellungen von typischweiblichen und typisch männlichen Aufgaben an die Gestaltung des Alltags gingen. EineErhebung aus dem Jahre 1985 weist beispielsweise nach, daß in Familien mit vollbeschäftigtenFrauen der Ehemann täglich etwa 1 Stunde und 40 Minuten für dieErledigung häuslicher Pflichten aufwendet, die Ehefrau jedoch 3 Stunden und 50 Minuten.(21) Weitgehend übereinstimmend geben Ehepartner in späteren Erhebungen an, daßbeispielsweise Saubermachen zu 50 bis 60 Prozent von den Frauen erledigt wird, dasWäschewaschen zu 70 bis 80 Prozent. (22)Insbesondere bei der Kinderbetreuung und Erziehung engagierten sich die jungen Väterstark, beispielsweise beim Bringen in die Kindereinrichtungen, beim Spielen, beim Lernen,aber auch im Umgang mit den ganz Kleinen beim Baden und Füttern. Unter diesenUmständen ist es nicht verwunderlich, wenn immerhin zwei Drittel sowohl der Frauen alsauch der Männer die Ansicht vertreten, die häuslichen Aufgaben seien in ihrer Familiegerecht, bzw. ziemlich gleichmäßig verteilt. (23)Die Unregelmäßigkeit militärischen Dienstes schloß eine ähnlich gerechte Teilunghäuslicher Pflichten weitgehend aus. Der Umgang mit ihren Kindern, Reparaturen inWohnung und (Schreber)garten, Instandhaltung des Autos und Lesen, das waren dievorrangigen Freizeitaktivitäten der Berufssoldaten. Der Alltag, mit Einkäufen und Besorgungen,mit Wäsche und Kochen, blieb bei der Frau, schon deshalb, weil Geschäfte undÄmter eben nicht bis in den späten Abend geöffnet hatten.Es ist sicher nicht übertrieben zu sagen, der Dienstplan bestimmte das Familienleben.Dort jedoch, wo im Monat über zwanzig Dienste und Bereitschaften an der Tagesordnungwaren, kam Familienleben fast zum Erliegen. Beim Besuch in einer Schnellbootflottilleerzählten uns junge Offiziere, daß sie nicht einmal jeden zweiten Tag nach Hause kamen,weil sie selbst bei Bereitschaftsdienst nicht schnell genug von der Wohnung auf ihremSchiff gewesen wären. Also mußten sie im Objekt bleiben und schauten mit dem Fernglasauf ihr Zuhause. Ebenso war es in Jagdfliegergeschwadern. An den übrigen Tagen standnormaler Dienst auf dem Plan, der durchaus nicht pünktlich endete. Es passiertebeispielsweise immer wieder, daß sich eine Beratung hinzog, Soldaten sich irgendeineDisziplinwidrigkeit hatten zu schulden kommen lassen oder ein Vorgesetzter erwartetwurde, von dem der Kommandeur meinte, ihn mit "großem Bahnhof" empfangen zumüssen. Immer standen die Berufssoldaten Gewehr bei Fuß. Und noch eine andereUnsitte hatte sich in nicht wenigen Einheiten eingebürgert. Wenn Unteroffiziere ihreAufgaben nicht zur vollen Zufriedenheit erledigten, stellte man ihnen kurzerhand einen

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