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Zur Soldatenfamilie - AGGI-INFO.DE

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schon wieder versetzt war, hörte spätestens an dieser Stelle das „volle" Verständnis auf.Ihr blieb nichts anderes übrig, als sich einzurichten und darauf zu warten, daß an dem Ort,an dem ihr Partner jetzt diente, eine Wohnung zur Verfügung stand. Denn Wohnungenwaren während der gesamten DDR-Zeit „Mangelware", es gab keinen freien Wohnungsmarktund somit auch keine Chance über ihn rasch eine Bleibe am neuen Standort zubekommen. Wohnraum war bewirtschaftet und wurde in der NVA unter Mithilfe derWohnungskommissionen durch die Standortältesten verteilt. Im Durchschnitt wartetenOffiziere im Truppendienst etwa zweieinhalb Jahre auf ihre erste Wohnung. (18) Das istaber eben ein Durchschnittswert, der nur wenig darüber aussagt, wieviel Zeit tatsächlichverging, bis eine Wohnung für die Familie zur Verfügung stand. Insbesondere in denJahren des Aufbaus der NVA, als völlig neue Standorte erschlossen wurden, warteten dieBerufssoldaten bedeutend länger. Im Extremfall war die damals gültige zehnjährigeVerpflichtungszeit um, ohne daß der Berufssoldat mit angemessenem Wohnraumversorgt werden konnte, so die Aussage einer langjährigen Vorsitzenden der Wohnungskommissionin einer Flottille. Erst als speziell für die Armee Wohnungen gebaut wurden,entspannte sich die Situation etwas. Dennoch waren aufgrund von Versetzungen dieWartezeiten auf gemeinsamen Wohnraum erheblich. Offiziere waren im Durchschnittmehr als viereinhalb Jahre von ihren Familien getrennt. 58 Prozent von ihnen sind bis zuviermal umgezogen, weitere 24 Prozent noch öfter. Das Extrem bilden die 12 Prozent, dieihre Zelte acht bis zehnmal, einige noch häufiger, neu bauen mußten. (19) Für die meistenBetroffenen war spätestens nach dem fünften Umzug militärische Notwendigkeit undpersönliche Karriere nur noch ein schwaches Argument.Die Familiengröße war ausschlaggebend für die Größe der Wohnung. Da junge Familienjedoch gemeinhin die Tendenz haben zu wachsen, wurde das Quartier spätestens nachder Geburt des zweiten Kindes sehr eng. Über Wohnungstausch versuchte man das zumildern, aber es gelang nicht immer. Im Gespräch mit Offiziersfrauen war dann zuerfahren, daß beispielsweise der Ofen aus dem Schlafzimmer entfernt wurde, um Platz fürdas Kinderbett zu schaffen oder das Wohnzimmer abends zum Schlafraum wurde. FürBerufssoldaten im Schichtdienst war das jedoch auch keine Lösung. So wurdeunzureichender Wohnraum, vor allem in jungen Ehen, immer wieder zu einem Grund fürUnzufriedenheit.Bei Wohnungsneubau für die Armee wurde Kasernennähe angestrebt. Wohnkomplexeentstanden deshalb oft weitab von Siedlungen. Abgesehen von einer gewissen Ghettoisierungbeklagten Familienangehörige lange Wege zur Arbeit, zur Schule, zum Einkauf,auch wenn der Personennahverkehr dichter ausgebaut war als nach der Wende.Auch in den achtziger Jahren war trotz vieler Neubauten (20) die Zahl der Wohnungssuchendennach wie vor hoch. Dafür gab es mehrere Gründe. Viele Berufssoldatenbelegten nach Beendigung ihres Dienstes weiter die Armeewohnungen, ebenso Zivilbeschäftigteund Bürger, die aufgrund von Wohnungstausch eingezogen waren.Veränderte Dislozierung führte außerdem dazu, daß die armeeeigenen Häuser nichtimmer dort standen, wo sie eigentlich gebraucht wurden.Ausstattung und Wohnkomfort entsprachen nicht immer den Erwartungen der Familien.Ofenheizung - in einem beachtlichen Teil der vor allem in den 70er Jahren gebautenWohnungen - brachte für berufstätige Frauen bzw. ältere Kinder zusätzliche Pflichten,warmes Wasser kam nicht aus der Wand, das Sauberhalten der Außenbereicheeinschließlich Schneeräumen war von den Familien zu erledigen.Dennoch freuten sich die Familien, wenn sie eine gemeinsame Heimstatt gefundenhatten, richteten sich ein und erfuhren meist auch die Unterstützung durch Nachbarn. Esgehörte zu den guten Traditionen an vielen Standorten, daß nicht nur die Kommandeuredie neu Hingezogenen begrüßten, sondern auch die Hausgemeinschaften Hilfe anboten.Freundschaftliche Kontakte, Feste der Hausgemeinschaften, gemeinsame Wanderungen

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