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Zur Soldatenfamilie - AGGI-INFO.DE

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Es sei jedoch auch vermerkt, daß auf Grund des einheitlichen Schulsystems der Einstiegin den Unterricht am anderen Wohnort mit weniger Problemen verbunden war alsbeispielsweise für Kinder von Angehörigen der Bundeswehr. SozialwissenschaftlicheUntersuchungen in der BRD analysierten des „öfteren die Situation von Kindern, die nachder Versetzung des Vaters in ein anderes Bundesland Klassen wiederholen müssen, weilsie aufgrund der Länderhoheit für die Bildung mit erheblich anderen Lehrinhaltenkonfrontiert sind.(17) Der verbindliche einheitliche Lehrplan für die DDR war unter Umständenin den verschiedenen Schulen unterschiedlich weit behandelt, wies jedoch nichtvöllig verschiedene Inhalte aus, so daß nach kürzerer Frist der Anschluß bei der Vermittlungdes Lehrstoffs gesichert war. Das Problem der Einordnung in das bereits strukturiertesoziale Gefüge der Klasse und Schule jedoch blieb.In Konflikte und Widersprüche gerieten Soldatenkinder noch aus ganz anderen Gründen.Westfernsehen war in vielen „Normalfamilien" quasi zum dritten Programm avanciert. Manorientierte sich eben einfach hüben und drüben, sah sich den spannenderen Film an,hörte das Neueste aus der Musikszene. Für die Familie der Berufssoldaten herrschtejedoch ein strenges Tabu, Westfernsehen war verboten. Die Kinder kamen sich wieAußenseiter vor, wenn die halbe Klasse am anderen Morgen über das Vorabendprogrammsprach. Da bedurfte es schon mancher Aussprache mit den Halbwüchsigen,um ihnen zu erläutern, weshalb sie diese Sender nicht schauen konnten. Nicht einfacherwar es, ihnen klar zu machen, warum die Tochter vom Kaufmann und der Sohn desGenossenschaftsbauern an die gewünschten Levis kamen, der Sohn vom Berufssoldatenaber nicht. Westgeld hatte sich in den letzten Jahren der DDR gewissermaßen zurZweitwährung entwickelt, mit der man sich im Intershop so manchen Wunsch erfüllenkonnte. Da die <strong>Soldatenfamilie</strong>n jedoch weder aktive noch passive Verbindungen zuBürgern der BRD hatten noch haben durften, kam weder über ein Paket noch aus demIntershop das erstrebte Kultobjekt, die Jeans. So entzündete sich an ganz lapidarenFragen des Alltags manche Auseinandersetzung. Die Notwendigkeit, Befehle und Vorschriftenüberzeugend zu erläutern, begann nicht selten in der Familie.Die Art und Weise, in der sich ein Mensch während seiner beruflichen Tätigkeit gebenmuß, färbt oft mehr oder weniger auch auf seine private Sphäre ab. Der militärische Ton,fordernde Umgangsformen wie sie in der Kaserne Gang und Gäbe sind, schlichen sich -meist ungewollt - auch in die Wohnungen, insbesondere in Kinderzimmer ein. Vor allembei schlechten Leistungen oder Versagen auf anderen Gebieten kam es hin und wiederstatt zur hilfreichen Aussprache über Ursachen und mögliche Unterstützung zubefehlsähnlichen Forderungen. Dabei spielte die wenige Zeit sicher auch eine nichtgeringe Rolle. Vor allem ältere Kinder fühlten sich dadurch teilweise ungerecht behandeltund reagierten nicht selten ablehnend. Dabei traf die Ablehnung weniger den Vater alsvielmehr seinen Beruf. So wiesen beispielsweise Vertreter des WehrbezirkskommandosErfurt 1988 in einem Gespräch im Rahmen soziologischer Erhebungen darauf hin, daß beider Gewinnung von Offiziersbewerbern mangelnde Freizeit und Beeinträchtigung desFamilienlebens durch den militärischen Beruf als wesentliche Ablehnungsgründe genanntwurden. Auch Offiziersfrauen betonten in Gesprächen wiederholt, daß ihre eigenen Kinderaufgrund der Erfahrungen und Erlebnisse in der eigenen Familie nicht den Offiziers- oderUnteroffiziersberuf anstrebten. Sie hatten vielmehr den Wunsch, eine harmonische Ehezu führen und an der Erziehung ihrer Kinder teilzuhaben.Immer unterwegs, <strong>Soldatenfamilie</strong>n auf WohnungssucheBerufssoldaten und gezwungenermaßen auch ihre Familien sitzen häufiger als derDurchschnittsbürger auf gepackten Koffern. Umzug gehört dazu und wird auch akzeptiert,wenn keine Alternative gegeben ist. Aber für die Offiziersfrau, die mir erzählte, wie sie mitihren Kindern und dem Umzugsgut am neuen Dienstort ihres Mannes ankam, er aber

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