hondurasreise.pdf (2.5 MB) - LIS - Bremen

Eine Begegnungsreise
von Schülern des
Bildungsganges
Wirtschaftsassistent/in
Fremdsprachen und
Mitgliedern der
Kooperative RAOS
das
Gold Marcalas
verbindet

Vorwort
Das Schulzentrum Sek. II Utbremen war wochenlang im Ausnahmezustand. Der Grund:
Schüler des Bildungsganges Wirtschaftsassistenten Fremdsprachen reisen im Rahmen des
Unterrichtsprojektes FAIROS Kaffee nach Honduras, um die Menschen kennen zu lernen,
deren Existenzgrundlage der Kaffeeanbau ist.
Sind Sie neugierig geworden? Dann lesen Sie schnell weiter, denn im Folgenden informieren
wir Sie über unser Projekt und wie es zu dieser Begegnungsreise kam. Wir berichten auch von
unseren eigenen Ängsten und Sorgen vor der Fahrt. Wir möchten Ihnen unsere Erlebnisse
während der Reise sowie unsere Gedanken nach der Rückkehr schildern. Eine lückenlose
Dokumentation der gesamten Reise ist uns jedoch nicht möglich. Zu viele kleine
Begebenheiten machen diese Reise für uns einfach unvergesslich. Wir hoffen jedoch, dass
dieser Reisebericht allen Interessierten Mut macht – manche Träume lassen sich
verwirklichen, wenn man nur fest daran glaubt.
Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Lesen!

Inhalt
Das FAIROS-Kaffee-Projekt am Schulzentrum SII Utbremen......................................... 3
Honduras in Utbremen + Utbremen in Honduras............................................................. 4
Vorbereitung der Begegnungsreise.................................................................................. 7
Unterstützung bei der Reisevorbereitung......................................................................... 8
Unsere Gedanken vor der Reise ...................................................................................... 10
Wir nähern uns Marcala .................................................................................................. 15
Bienvenidos a Marcala.................................................................................................... 16
Miteinander auf den Fincas ............................................................................................. 18
Marcala y su Café ........................................................................................................... 21
Unsere Transportmittel während der Reise...................................................................... 23
Honduras als Tourist erleben........................................................................................... 26
Unsere Gedanken nach der Reise .................................................................................... 27
Wie geht es weiter?......................................................................................................... 34
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Das FAIROS-Kaffee-Projekt am Schulzentrum SII Utbremen
Vor drei Jahren suchten wir ein realitätsnahes Projekt für den Bildungsgang
Wirtschaftsassistenten Fremdsprachen am Schulzentrum Utbremen und der FAIROS Kaffee
hielt Einzug in unser Schulleben.
Seit einigen Jahren engagiert sich ein Netzwerk in
Bremen und Marcala/Honduras für die
Vermarktung des FAIROS Kaffees sowie für einen
Dialog zwischen den Partnern. Wir wurden ein Teil
dieses Netzwerkes, welches in vielfältiger Weise
durch das Bremer Informationszentrum für
Menschenrechte und Entwicklung (biz) unterstützt
wird.
Der FAIROS Kaffee wird von den Mitgliedern der Kooperative RAOS in der Region
Marcala/Honduras biologisch angebaut und traditionell von Hand geerntet. Über die Bremer
Erzeuger-Verbraucher-Genossenschaft (EVG) wird der
Rohkaffee zu fairen Preisen eingekauft und anschließend
in der Bremer Rösterei Münchhausen im traditionellen
Verfahren geröstet. Der Bildungsgang „Gestaltungs-
technische/r Assistent/-in vom Schulzentrum Alwin-
Lonke-Str. gestaltete das Erscheinungsbild des Kaffees
wie Produktdesign, Informations-CD-Rom, Webseite und
Präsentationsstand.
Unsere Schüler des Bildungsgangs Wirtschaftsassistent/-in Fremdsprachen übernehmen einen
Teil der Vermarktung durch die Einrichtung des FAIROS-Kaffee-Shops in der Schule sowie
durch Informations-, Probier- und Verkaufsstände in- und außerhalb der Schule. Auch ein
Email-Kontakt zur Kooperative RAOS und der RAOS Jugendgruppe wurde aufgebaut. Alle
Aktivitäten sind in den Unterricht mehrerer
Fächer wie Betriebs- und Volkswirtschaftslehre,
Spanisch, Übungsfirma und Politik
eingebunden. Fairer Handel, ökologische
Landwirtschaft, gesellschaftliche und soziale
Bedingungen in der Region, der Welthandel am
Beispiel von Rohkaffee sind einige der Themen
des Unterrichts.
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Über die Jahre wurde der Wunsch nach persönlichen Kontakten bei uns jedoch immer größer.
Wir hatten zahlreiche unbeantwortete Fragen, die uns nur die Menschen in Honduras selbst
beantworten konnten: Wie wohnen die Menschen? Wie sieht ihre Arbeit aus? Welche
Zukunftsperspektiven haben die Jugendlichen? Natürlich können viele Antworten auch durch
einen Email-Kontakt beantwortet werden, aber versteht man die Antworten wirklich? Somit
wurde es für alle Beteiligten ein Traum, einmal nach Honduras zu reisen!
Das FAIROS-TEAM des SZ UT
Honduras in Utbremen + Utbremen in Honduras
Schon seit langem ist Honduras ein fester Bestandteil des SZ Utbremen - in Form von kleinen
braunen, gerösteten Kaffeebohnen, die als fair gehandelte und biologisch angebaute Ware im
Rahmen einer Partnerschaft mit der Kaffeekooperative RAOS aus Marcala/Honduras an
unserer Schule verkauft werden.
Fair gehandelter Kaffee als Projekt des Bildungsgangs Wirtschaftsassistenten Fremdsprachen
(WiAF) in der bedeutendsten Kaffeestadt Deutschlands. Noch immer werden 70 % der in
Deutschland verzehrten Kaffeebohnen in Bremen verarbeitet. So ist diese Branche in unserer
Stadt ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. Kaffee ist also ein Produkt mit einem starken
regionalwirtschaftlichen Bezug. Grund genug, sich in einem Projekt mit diesem Thema
auseinander zu setzen. Der fair gehandelte Kaffee bildet hierbei zwar nur einen kleinen Teil,
aber er eröffnet in einer arbeitsteilig arbeitenden Handelswelt erhebliche Einblicke in die
Abläufe globaler Handelsströme. Der Blick auf die beteiligten Menschen in Honduras öffnet
darüber hinaus die Möglichkeit, die ökonomischen und sozialen Auswirkungen dieser
Handelsströme zu studieren. Somit war es sinnvoll, dass im Bildungsgang WiAF versucht
wurde, dieses Kaffeeprojekt zu starten und anzustreben, dass es zu einem
Bildungsgangprojekt wird. Ökonomische und fremdsprachliche Bezüge erschließen sich
darüber und der praktische Handel mit diesem Produkt lässt das kaufmännische Handeln
konkret werden.
Grund genug, dieses Projekt, das von dem Bildungsgangsleiter Herrn Bernd Siegel initiiert
und gemeinsam mit der Lehrerin Frau Christiane Hermsmeier zugleich aufgebaut wurde, auch
von der Schulleitung von Beginn an zu unterstützen. Doch würde es gelingen, dieses Projekt
im Bildungsgang zu etablieren, d.h. von der beginnenden Klasse auf die nachfolgenden
Klassen zu übertragen? Doch der innerschulische Transfer gelang den engagierten
Lehrer/innen und Schüler/innen. Schon dies ist ein bemerkenswerter und anerkennenswerter
Erfolg und verlangt ein großes Lob für alle Beteiligten!
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Doch als uns „plötzlich“ der Vorschlag unterbreitet wurde „Wir besuchen die
Kaffeekooperative in Honduras“ waren nicht wenige der Meinung, dass dieses Projekt wohl
doch eine Nummer zu groß sei, dass die Kosten und das Risiko zu hoch … und es sowieso
nicht zu realisieren sei!
Die Idee wurde dann auch an die Schulleitung herangetragen. Welcher Zeitpunkt war der
richtige für ein derartiges Projekt? Wie viele Schüler/innen und Lehrer/innen sollten sich auf
die Reise begeben? Wie konnte man die Finanzierung sicherstellen, da doch schnell klar
wurde, dass innerschulische Mittel oder Mittel des Schulvereins hierfür kaum in Anspruch
genommen werden konnten. Wie war dies Unternehmen versicherungsrechtlich zu
betrachten? Die notwendigen Überlegungen konnten aber zu einem positiven Ergebnis
geführt und das Projekt mit der Schulaufsicht abgestimmt werden.
Wie war nun der innerschulische Effekt, nachdem klar war, dass sich fünf Schüler/innen und
zwei Lehrer/innen, Frau Hermsmeier als Wirtschaftslehrerin und Herr Herkströter als
Fremdsprachenlehrer für Spanisch, auf den Weg machen würden. Ein sehr großes Lob
verdienen dabei die Schüler/innen der Klasse WIAF 05, der Klasse, aus denen die fünf
Hondurasfahrer stammen! Durch ihre Unterstützung war es erst möglich, die 5
Mitschüler/innen in die große Welt hinaus zu schicken … sei es beim Kuchenbacken und –
verkauf, um die Reisekasse aufzufüllen, sei es bei den vielen anderen Arbeiten, die mit dieser
Reise zusammenhingen. Eine praktisch gelebte Solidarität – ein wichtiges Erziehungsziel - …
und nicht einfach zu erreichen.
Zwar gab es auch Augenblicke, in denen die beteiligten Lehrer/innen und Schüler/innen von
der Aufgabe überwältigt wurden und es so aussah, als könnten die finanziellen Mittel nicht
aufgebracht werden. Da war es um so wichtiger, dass die Schulleitung mit ihren Schreiben bei
den Sponsoren für die Seriosität dieses Projektes sorgte und begründete, dass dieses Projekt
im Zeitalter der Globalisierung die einmalige Chance bot, die weit voneinander entfernt
agierenden Beteiligten zueinander zu führen. Den Schüler/innen bot sich somit die
unglaubliche Chance, den theoretisch aufgearbeiteten Weg der Kaffeebohne vom
„Kaffeestrauch bis in die eigene Tasse“ zu verfolgen, um ansatzweise zu verstehen, welche
komplizierten ökonomischen und sozialen Mechanismen in diesem Bereich wirken.
Insbesondere war diese Reise aber auch als Begegnungsreise konzipiert, die durch den
persönlichen Kontakt und die intensive Kommunikation der Schüler/innen und Jugendlichen
in Honduras miteinander einen intensiven Austausch über ihre Lebenswelten, ihre
Lebensweisen und Arbeitswelten im Sinne des Gedankens des gemeinsamen Dialogs und der
Völkerverständigung ermöglichen sollte. Darüber hinaus wollten alle Beteiligten diesen
kulturellen Austausch ermöglichen und fördern.
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…und dann war der Glücksmoment da! Dank der Sponsoren konnte die Buchung der Reise
erfolgen, die fünf Schüler/innen ausgewählt und die Reiseformalitäten abgewickelt werden.
… und dann ging es frühmorgens los!
Die Eindrücke, die uns per Internet aus Honduras erreichten, schienen sich zu überschlagen,
waren wohl umwerfend, ließen uns „Daheimgebliebene“ mitfiebern – auch wenn wir in der
Schule uns bereits formal in den Ferien befanden.
Überwältigend war die Reise wohl für alle Beteiligten. Die Schüler/innen mussten sich in
einer ihnen vollkommen fremden Umgebungen bewegen, konnten sich im Team völlig neu
erleben, ihre Kooperationsbeziehungen unter anderen Bedingungen und Belastungen ganz neu
erproben und ihre Lehrer Frau Hermsmeier und Herrn Herkströter in ganz anderen
Zusammenhängen wahrnehmen! Die Eindrücke mussten aufgenommen, verarbeitet und in die
eigenen, fest gefügten Wertesysteme eingearbeitet werden. Wie war es möglich, dass diese
Menschen der Kooperative in Honduras so unglaublich freundlich waren, soviel Einsatz
zeigten, um die Besucher aus Utbremen zufrieden zu stellen, ihnen möglichst viel Eindrücke
und positive Erlebnisse zu vermitteln? Die Herzlichkeit der Menschen schien die „Utbremer“
zu überwältigen und man musste sich die Frage stellen, wie wir unser Miteinander
organisieren. Sie waren nach ihrer Rückkehr zunächst ein wenig sprachlos, aber langsam
werden sich die Folgen und möglichen Einstellungsveränderungen zeigen. Aber hat sich nicht
gerade dafür diese Reise gelohnt, hat nicht dann die Schule ein besonderes Lernziel erreicht?
Ein Lernziel, das unter normalen schulischen Bedingungen oftmals nur schwer erreicht
werden kann?
So hoffen wir nun, dass durch diese Fahrt die laufenden Kaffeekooperationsbeziehungen
weiter vertieft werden, die Vernetzung der Welt so deutlich geworden ist, dass das
Engagement für die Weiterentwicklung eines „fairen Welthandels“ weiter ausgebaut wird!
Schon deuten sich Pläne an, dass einige Mitglieder der Kaffeekooperative nach Bremen
kommen könnten! Ich glaube, wir können froh sein, dass ein derartiges Projekt so erfolgreich
an unserer Schule durchgeführt werden konnte.
Nochmals ein ausdrücklicher Dank an die Sponsoren, ohne die diese Lern- und
Begegnungsreise nicht möglich geworden wäre. Ein sehr großer Dank auch an unseren Lehrer
und Kollegen, Herrn Bernd Siegel, der – obwohl er selber nicht mitfahren konnte – sich
außergewöhnlich für dieses Projekt engagiert hat. Ein ebenso großer Dank geht an Frau
Hermsmeier und Herrn Herkströter, die sich nicht nur intensiv engagiert und unzählige
Stunden zusätzliche Arbeit in dieses einmalige Projekt gesteckt haben, sondern auch die
Strapazen der Fahrt auf sich genommen und die Schüler/innen wieder wohlbehalten nach
Bremen zurückgebracht haben!
Tammo Hinrichs, Direktor, SZ S II Utbremen
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Vorbereitung der Begegnungsreise
Im September 2005 wurde die Arbeit des Netzwerkes rund um den FAIROS Kaffee im
Rahmen von Globo:log (globaler Dialog in regionalen Netzwerken) ausgezeichnet. Aber was
bedeutet das eigentlich? Im Februar 2006 reiste ich zu einer Veranstaltung, bei der alle zehn
Globo:log Projekte vorgestellt wurden. Motiviert durch die Erzählungen über die anderen
Projekte kam der Gedanke bei mir auf, dass unser Traum von einer
Honduras Reise vielleicht möglich werden könnte. Wenn andere
nach Brasilien oder Südafrika reisen, warum wir nicht nach
Honduras? Der Gedanke setzte sich fest und schnell waren alle
Netzwerkpartner auf den Zug aufgesprungen. Kai als
Spanischkollege hat keine Minute gezögert und ein „Ich bin
dabei!“ war die Antwort. Unser Kollege Bernd Siegel versprach
uns sofort seine volle Unterstützung.
Schnell wurden nun die ersten Überlegungen über Zeitpunkt, Dauer und maximale
Teilnehmerzahl der Reise festgelegt. Beim Einholen der Flugpreise gab es jedoch den
berühmten Schlag ins Genick. Trotz finanzieller Mittel von Globo:log und unter
Berücksichtigung eines Eigenanteils der Schüler blieb ein Finanzloch von ca. 5.000 Euro.
Eines war klar: Wenn die gesamte Klasse nicht mitzieht, haben wir keine Chance. Also ging
ich mit klopfendem Herzen in den Unterricht und schilderte die Situation: 5 von 25 können
eventuell mitfahren, aber nur, wenn die Klasse gemeinsam 1.000 Euro beisteuert.
Anschließend verbrachte ich 20 lange Minuten auf dem Flur, in denen die Schüler ihre
Entscheidung finden konnten. Als ich dann wieder in die Klasse gebeten wurde, erfuhr ich:
„Wir ziehen das als Klasse gemeinsam durch und wir schaffen das auch!“
Jetzt ging es erst so richtig los. Die Fahrt musste von der
Schulaufsichtsbehörde genehmigt werden, denn vorher
konnten wir keine Sponsoren suchen. Ein Antrag wurde über
Nacht geschrieben und unserer Schulleiter erhielt innerhalb
von 48 Stunden die Genehmigung. Nun wurden die gelben
Seiten durchtelefoniert auf der Suche nach Sponsoren,
„Bewerbungsmappen“ wurden fertig gestellt und
Stiftungsverzeichnisse gewälzt. Schüler unserer Schule konnten sich über die
Nahrungsmittelversorgung an unserer Schule künftig nicht beschweren: Nahezu jede Woche
bot die Klasse F05 Kuchen, internationale Snacks oder Brötchen an und versuchte somit
unermüdlich Geld für „ihre“ Fahrer zu bekommen. In nur 6 Wochen hatten wir die
Finanzierung dank unserer Sponsoren, dem Einsatz der Klasse F05 und der Unterstützung
durch die Lehrkräfte und Schüler unserer Schule weitestgehend sicher gestellt.
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Nun konnten die Flüge gebucht werden, aber für wen? Bei der Schülerauswahl kamen uns
neben dem notwendigen Mut der Schüler auch viele äußere Umstände zur Hilfe. Kriterien
wie, bereits gebuchte Reisen in den Sommerferien, eventuell fliegen wir vor dem Endspiel der
WM 2006, die Nationalitäten der Schüler (Zwischenlandung in Miami und Visum für die
USA) führten zu einer schnellen Entscheidung.
Neben den Fragen nach der Ausstattung des Reisegepäcks und den notwendigen Impfungen
kam auch die Überlegung auf: „Was sollen wir mitbringen?“ Daraufhin filmten die Schüler
der Klasse F05 ihre Lebenswelt, ein Fotoalbum wurde angelegt und zahlreiche Gastgeschenke
wurden besorgt – übrigens als der Renner in Honduras stellten sich die T-Shirts der WM
heraus. In vielen Gesprächen mit Ulrike Eckhardt (langjährig als Entwicklungshelferin des
DED in Honduras tätig) wurden all unsere Fragen beantwortet. Wir erfuhren in welche
„Fettnäpfchen“ wir unbewusst treten können und wurden auch mental auf die Fahrt
vorbereitet.
Am 10. Juli 2006 ging es dann früh morgens endlich los und die Delegation der Bremer
Jugendlichen mit zwei Lehrkräften brach zu einer Reise nach Honduras auf: Ludmilla und
Jana aus Kasachstan, Alex aus Bulgarien, Samir aus Syrien und Patricia aus Polen, begleitet
von Christiane aus Nordrhein-Westfalen und Kai – unserem Quotenbremer!
Unterstützung bei der Reisevorbereitung
Christiane
Wir, die Klasse F05 des Bildungsganges Wirtschaftsassistenten Fremdsprachen, unterstützten
unsere Klassenkameraden und -kameradinnen bei der Vorbereitung ihrer Hondurasreise. Wir
sammelten Gelder zur finanziellen Unterstützung unserer Fahrer, indem wir 10
Verkaufsstände in der Schule organisierten. Zudem fertigten wir Materialien an, damit die
Reisegruppe unsere Lebenswelt den Menschen in Honduras veranschaulichen konnte.
Im Unterricht der Betriebs- und Volkswirtschaftslehre haben wir Ideen für unsere
Kuchenstände entwickelt. Bevor wir mit dem Kuchenverkauf anfangen konnten, entwarfen
wir Plakate, Schilder und Flyer, um in der Schule auf unser Projekt aufmerksam machen zu
können. Für die Vorbereitungen haben wir einige Unterrichtsstunden gebraucht, dann konnten
wir mit dem Kuchenverkauf beginnen. Die Kuchen, die wir verkauft haben, wurden von uns
selbst gebacken und teilweise auch, zu unserer Unterstützung, von unseren Lehrern. Zum
Kuchen verkauften wir auch den FAIROS-Kaffee. Der Verkauf fand in den Pausen statt, aber
auch während der Unterrichtszeit war der Stand besetzt und der eine oder andere Euro
wanderte in unsere Kasse. Zwei Schüler der Klasse waren jeweils im Wechsel für die
Standbesetzung zuständig, denn der „normale“ Unterricht lief wie gewohnt weiter.
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Nachdem wir den Kuchenverkauf schon einige Male
durchgeführt hatten, wollten wir zur Abwechselung
mal etwas anderes machen. Weil wir in unserer Klasse
Schüler vieler verschiedener Nationalitäten haben,
sind wir auf die Idee gekommen, einen Stand mit
internationalen Snacks zu organisieren. Als Snacks
wurden vietnamesische Frühlingsrollen (unser
Kassenschlager war innerhalb kürzester Zeit
ausverkauft!), türkische Köstlichkeiten, bulgarische Baclava, russische Torte und vieles mehr
angeboten. Dieser Stand war sehr beliebt bei den Schülern.
Dank der Firma „Nussbaum – Rohmilchkäse
aus ökologischer Landwirtschaft“, die einen
Laib Käse spendete, konnten wir einen Tag
einen Käsestand aufbauen. An diesem Stand
wurden belegte Käsebrötchen, Käsespieße mit
Weintrauben oder Tomaten zum Verkauf
angeboten. Auch diese Idee fand viel Anklang
bei den Schülern, und unsere Lehrer kauften
den Käse lieber gleich stückweise.
Während dieser ganzen Aktionen waren zunehmend Beschwichtigungsversuche unsererseits
bei der schuleigenen Cafeteria notwendig, denn wir waren schon eine ernstzunehmende
Konkurrenz. Unsere Kasse füllte sich schnell und wir waren sehr stolz auf uns, als wir
unseren Fahrern einen Betrag von 1.100 Euro überreichen konnten.
Um den Menschen in Honduras einen Eindruck von unserem Leben in Bremen vermitteln zu
können, haben wir in Kleingruppen verschiedene Dokumentationsfilme erstellt. In dem Film
„Unser Alltag“ geben wir Einblicke in unser eigenes Familienleben und unsere
Freizeitgestaltung. Für den Film „Unsere Schule“ wurden verschiedene Klassen beim
Unterricht, das Gebäude und die Pausenhalle während der Pausenzeiten gefilmt. Auch der
Schulleiter wurde interviewt. Einige von uns zogen mit der Filmkamera durch „Bremen“ und
filmten die Innenstadt sowie diverse Sehenswürdigkeiten (Bremer Stadtmusikanten, Rathaus,
Roland). Ein Film über den Weg des „FAIROS Kaffee“ in Bremen durfte natürlich auch nicht
fehlen. Dafür wurde der Bauernladen der EVG im Viertel und die Rösterei Münchhausen
besucht.
Nach dem Filmen mussten wir das Material noch schneiden und vertonen. Das hat uns sehr
viel Arbeit bereitet, da teilweise Filmmaterial von 3-4 Stunden auf ca. 20 Minuten gekürzt
werden musste. Die Filme wurden von uns in Spanisch vertont und mit Hintergrundmusik
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unterlegt. Neben dem Filmen mussten wir noch alles, was wir gefilmt hatten, fotografieren,
weil wir bis zum Schluss nicht wussten, ob in Honduras die technische Ausstattung zum
Abspielen der Filme vorhanden ist. Aus den Fotos wurde dann ein Fotoalbum erstellt.
Unsere Gedanken vor der Reise
Wir hatten bei dem
Projekt viel Arbeit,
aber auch viel Spaß
und haben so Einiges
gelernt.
Die Klasse F05
Als mir mitgeteilt wurde, dass ich einer der fünf Honduras Reisenden
wäre, war ich einerseits überglücklich und andererseits hatte ich ein
mulmiges Gefühl im Magen.
Glücklich war ich, weil ich wissen wollte, wie der Kaffee überhaupt
in seine Verpackung kommt und ob es sich lohnt, Fair-Trade-Kaffee
und das Fair-Trade-Siegel und deren gesamtes Konzept zu
unterstützen. Hinzu kommt, dass ich sehr interessiert an fremden Kulturen bin und gerne
wissen wollte, wie die Menschen in Mittel- oder Lateinamerika leben.
Auf der anderen Seite gab mir dieses fremde, unbekannte Land auch ein unsicheres Gefühl.
Auf Grund der Gespräche mit Ulrike Eckhardt, wussten wir sehr viel über die gefährlichen
und unbekannten Seiten des Landes und deren Kultur. Dass zum Beispiel die gefährlichste
Jugendbande der Welt oder eine der gefährlichsten, in Honduras ansässig sein soll. Hinzu
kam, dass es dort auch eine hohe Ansteckungsgefahr mit Hepatitis A gab und dann noch die
kleinen, nicht einzuschätzenden Insekten und Tiere.
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Das Leben in Honduras stellte ich mir ganz einfach vor. Jeder wohnt in einem kleinen und
bescheidenen Häuschen mit einer Menge Haustieren. Der Mann geht morgens zur Arbeit und
kommt abends wieder zurück. Die Kinder gehen vormittags geschlossen zur Schule und
kommen am frühen Nachmittag dann wieder nach Hause, um ihre Hausaufgaben zu erledigen
und sich danach mit Freunden zu treffen und zu spielen. Die Familien stellte ich mir, im
Gegensatz zu Deutschland, relativ groß vor, da ich davon ausgegangen bin, dass alle bei der
Ernte oder allgemein im Haushalt helfen. Dass der Zusammenhalt der Familien in Honduras
sehr wichtig ist, war für mich von vornherein klar, da sich die Familien bei Missernten
gezwungenermaßen gegenseitig aushelfen müssen.
Samir
Noch nie zuvor in meine Leben habe ich eine Reise wie diese
gemacht. Ich bin noch nie geflogen und habe die Welt außerhalb von
Europa noch nicht gesehen. Ängste oder viel eher Bedenken habe ich
somit schon. In ein Land zu fahren, dass am anderen Ende der Welt
liegt, dessen Sprache ich nicht fließend beherrsche und von dem ich
weiß, dass die Menschen ganz anders aussehen, denken und leben,
macht mir ein wenig Angst. Es ist eine völlig andere Welt als die, in
der ich lebe und es verlangt sehr viel Geduld, Einfühlungsvermögen und vor allem Mut, sich
solch einer Herausforderung zu stellen.
Aber genau das ist das, was mich so reizt - die Herausforderung! Ein fremdes Land, eine
andere Kultur. Die Möglichkeit zu bekommen, ein komplett anderes Leben kennen zu lernen
ist eine einmalige Chance, die ich mir nicht entgehen lassen werde. Was für Erwartungen ich
habe? Sehr große. Ich will alles sehen und kennen lernen. Von der Landschaft, über die
Menschen, das Leben, ohne Dinge, die ich für selbstverständlich halte, bis zu den großen
Städten, die wir besuchen werden. Zu sehen, wie die Menschen in solch einem armen Land
leben und glücklich sind und für eine kurze Zeit ein Teil dieses Lebens zu sein, ist eine
Erfahrung, die man nicht alle Tage macht. Weit weg von zuhause, von Dingen, auf die ich
sonst so angewiesen bin, wie Freunde, mein Umfeld und materielle Sachen, darauf werde ich
verzichten und mich anpassen müssen. Solche Reisen prägen den Charakter, ändern
Lebenseinstellungen und wirken sich auf das weitere Leben aus. Natürlich hoffe ich auch,
dass wir als Gruppe gut mit einander auskommen, viel Spaß haben werden und ich die Scheu
davor, Spanisch zu sprechen verliere und als „fortgeschrittene Spanischsprecherin“ nach
Bremen heimkehre.
Patrycja
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Als die Reise immer näher kam, machte ich mir langsam meine Gedanken
darüber, was mich dort wohl erwarten mag, ob meine Sprachkenntnisse
ausreichen würden, um mich dort verständigen zu können. Aber was mich
noch viel mehr beschäftigte war, ob sie ganz „normale Toiletten und
Duschen mit sauberem und warmem Wasser haben, also die Frage der
Hygiene. Und etwas Angst machte mir der Gedanke, dass ich dort
eventuell krank werden könnte, mit möglicherweise einer Krankheit, die
ich zuvor nicht hatte und wie dort die medizinische Versorgung sei.
Ludmilla
Immer näher rückt der 10. Juli 2006, der lang ersehnte Tag, an dem
unsere dreiwöchige Reise nach Honduras beginnen wird. Mit jedem Tag
zeigen sich bei mir immer mehr und mehr Nervosität und Aufregung.
Mein Kopf wird überschwemmt von vielen Gedanken, die von nun an
mein Alltagsleben teilweise bestimmen. Meine ersten Gedanken
kommen sofort auf, als die Lehrer uns endlich mitteilen, dass die Reise
nach Honduras nun stattfinden wird und wir uns langsam vorbereiten
sollen. „Was soll ich mitnehmen?“ und „Welche Impfungen sind für die Reise in die
geplanten Gebiete erforderlich?“, sind die ersten Fragen, mit denen ich, meine Familie und
meine Freunde sich beschäftigen. Von allen Seiten kommen Ratschläge, jeder weiß alles am
Besten, obwohl keiner weiß, wo Honduras überhaupt liegt. Jetzt fange ich an, mir Gedanken
über das Land und die dort lebenden Menschen zu machen. Ganz besonders freue ich mich
auf die Landschaft, die mit Sicherheit wunderschön, faszinierend und ganz anders als bei uns
in Deutschland sein wird und auf die Menschen, ihre Traditionen und Kultur. Vor allem
würde mich ihr Alltagsleben interessieren. Wo arbeiten sie? Wie sieht ihre Malzeit aus? Was
tragen sie für eine Kleidung?
Ich, als Jugendliche, bin natürlich auch auf das Leben der dortigen Jugend gespannt. Deshalb
erwarte ich von der Reise, dass sie mir ermöglicht, den Lebensstil der Jugendlichen kennen zu
lernen. Ich möchte erfahren, was für eine Schule sie besuchen, welche Musik sie hören, was
ihre Freizeitaktivitäten sind. Ich möchte wissen, was bei ihnen „in“ und „out“ ist.
Selbstverständlich kommen mit den angenehmen Gedanken auch einige Ängste. Da uns
mitgeteilt wird, dass wir einige Tage bei Gastfamilien auf den Fincas untergebracht werden,
wo die Menschen sehr arm sind, kommt bei mir, eine gewisse Unsicherheit auf. Ich bekomme
plötzlich Angst, dass ich in der Familie mit fremden Menschen allein gelassen werde und ich
nicht im Stande sein werde mit ihnen zu kommunizieren, da ich befürchte, dass mein
Spanisch vermutlich nicht ausreichen wird. Meine weitere Sorge sind verschiedene Insekten,
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wie Kakerlaken, Spinnen und Skorpione, von denen es in Honduras eine ganze Menge geben
soll. Ich habe Angst, dass all dies bei mir Heimweh auslöst und die drei Wochen unserer
Reise mir wie eine Ewigkeit vorkommen werden.
Doch ich versuche die Ängste zu unterdrücken, obwohl ich ganz genau weiß, dass die Reise
für mich eine Herausforderung sein wird. Trotzdem freue ich mich wirklich auf die Fahrt, die
bestimmt unvergesslich sein wird. Honduras, ich komme!!!
Jana
Vor meiner Anreise nach Honduras war ich sehr gespannt, was mich dort
erwartet. Als erstes habe ich gehofft, das unser Flug von Bremen nach San
Pedro Sula mit den zwei Zwischenlandungen glimpflich verläuft. Des
Weiteren war ich sehr gespannt, wie unsere Unterkünfte aussehen und die
Hotels ausgestattet sind. Auch über das Essen machte ich mir Sorgen, denn
ich dachte vor der Reise, dass wir dort Insekten essen müssen. Außerdem
habe ich gehört, dass es in Honduras viele gefährliche Tiere gibt, wie
Schlangen, Spinnen und Skorpione. Ebenfalls machte ich mir viele Gedanken über die Gewalt
in diesem Land. Ich habe vorher gehört, dass es in Honduras die schlimmste Jugendgang der
Welt gibt. Deshalb hoffte ich darauf, „keinen Stress“ mit den Menschen dort zu bekommen
und auf eine Begleitung durch Einheimische, die uns alles zeigen und sicher durch das Land
führen.
Was ich mir am meisten erhoffte, war mehr über das Land, die Menschen und deren Kultur zu
erfahren und außerdem meine Sprachkenntnisse in Spanisch zu verbessern. Ich hoffte, dass
wir uns gut mit den Einheimischen verständigen können. Außerdem wollte ich viel Neues und
Wissenswertes über den Kaffeeanbau, dessen Verarbeitung und Vermarktung lernen.
Alex
Ich fahre nach Honduras? Während der gesamten Vorbereitungszeit
wurde mir dies nicht bewusst. Neben dem „normalen“ Unterricht in
den anderen Klassen war so viel zu organisieren, dass ich kaum zum
Nachdenken kam. Leider blieben auch die schnell gekauften Bücher
für Spanisch Anfänger ungelesen zu Hause liegen und ich tröstete
mich immer mit dem Gedanken „ich habe ja genügend Dolmetscher
dabei!“. Immer öfter, wenn ich morgens den Klassenraum betrat und
das sorgfältige „Styling“ der Schüler vor Augen hatte, kam der Gedanke, wie die Schüler
wohl auf die dortigen Lebensumstände reagieren würden.
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Je näher dann der Reisetermin kam, desto mehr rückten praktische Gesichtspunkte wie „was
packe ich bloß ein?“ in den Vordergrund – auf jeden Fall kleines Gepäck, da die
Gastgeschenke ja auch noch mit mussten. Und eine Sorge beschäftigte mich die ganze Zeit:
Hoffentlich kommen wir alle gesund wieder nach Hause! Dementsprechend groß war
natürlich die „Reiseapotheke“ im Gepäck.
... und dann ging es los! Kaum saß ich im Flugzeug, waren alle Ängste und Bedenken
verflogen. Ich war überglücklich diese Reise machen zu dürfen und war gespannt auf die vor
uns liegende gemeinsame Zeit in Honduras.
Christiane
Honduras ist nicht Wanne-Eikel. Das war seit Bekanntwerden, dass wir
mit einigen Schülern eine Reise nach Zentralamerika machen können,
unser Motto. Und obwohl viele unserer Kollegen und die
Entwicklungshelferin Ulrike Eckhardt uns mit Rat und Tat zur Seite
standen, war nicht wirklich abzusehen, was uns in Honduras erwarten
wird.
Die ersten Gedanken beziehen sich für gewöhnlich auf die klassischen Themen: Malaria,
Ernährung, sanitäre Einrichtungen und die Rache Montezumas. Insofern wurden Tabletten,
Seifen, Kekse, Salzstangen, Feuchttücher etc. in Massen eingekauft. Den größten Teil habe
ich jedoch wieder mit nach Hause gebracht oder in Honduras verschenkt.
Große Freude bereitete mir die Aussicht, drei Wochen (lateinamerikanisches) Spanisch zu
hören und mein castellano anzuwenden. Ich war gespannt wie weit sich mein Vokabular von
dem der hondureños unterscheidet, welche neuen Begriffe man mit nach Bremen nehmen
kann und mit welcher Geschwindigkeit die hondureños sprechen werden.
Über den Zeitpunkt der Fahrt haben wir im Vorfeld auch viel diskutiert. So wussten wir
natürlich, dass wir außerhalb der Erntezeit (Oktober – Mai) nach Marcala reisen werden und
sich aus dieser Tatsache die Frage ergab, ob wir überhaupt die Möglichkeit bekämen, einen
Eindruck der dortigen Kaffeeproduktion zu erhalten.
Nichtsdestotrotz war meine Vorfreude auf die Fahrt riesig, große Ängste oder Bedenken hatte
ich kaum ... nur die bevorstehende dreiwöchige Trennung von meiner Familie war eine
immense Last.
Kai
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Wir nähern uns Marcala
Nach einem 23-stündigen Flug und stets voll klimatisierter Umgebung traten wir am 11. Juli
2006 um 17 Uhr aus dem Flughafen und es traf uns wie ein Hammer: tropische Hitze mit 30°
C und extrem hoher Luftfeuchtigkeit. Als wir noch nach Luft rangen, kam Alberto Alemán
(Der hieß wirklich so!) auf uns zu und brachte uns ins Hotel, wo wir nach einem kurzen
Abstecher zu einem Fast Food Restaurant völlig übermüdet ins Bett fielen, da es ja am
nächsten Tag gleich weiter nach Marcala gehen sollte.
Der nächste Morgen begann dann für Jana mit einem Arztbesuch. Ironie des Schicksals: Auf
dem Flug von Paris nach Miami hatte sie ein tropischer Moskito gestochen. Mit abgezählten
Medikamenten aus einer Drive-Inn-Apotheke versorgt,
ging es dann los und wir erlebten den Trubel einer
lateinamerikanischen Großstadt. Völlig versteckt in einer
kleinen Straße stand der Bus nach Marcala und eine 8-
stündige Fahrt erwartete uns.
Ein voller Bus mit Einheimischen ... und mitten drin sieben
Bremer, die sich während der gesamten Fahrt die Nase am
Fenster platt drückten. So viel gab es zu sehen: eine quirlige
Großstadt, kleine Dörfer, eine traumhafte Landschaft, noch
nie gesehene Vegetationen. Immer wieder gab es
Zwischenstopps, bei denen Getränke und Lebensmittel
gekauft werden konnten. Aber die Angst vor dem Neuen saß noch zu
tief: Statt Milch oder Wasser in Plastiktüten oder selbstgebackene
Kuchen oder Hähnchenschenkel zu kaufen, blieben wir doch lieber bei
den Getränken in Flaschen und den eingepackten Keksen aus dem
Supermarkt.
Je näher wir Marcala kamen, desto unruhiger wurden wir, da wir nicht wussten, was uns dort
erwartet. Und dann war plötzlich alles ganz einfach: am Bus wurden wir herzlich von einem
großen Empfangskomitee begrüßt. Es folgte ein geselliger Abend mit dem typischen
honduranischen Essen und beim Billardspielen wurden die ersten Sprachbarrieren
überwunden. Spätestens jetzt realisierten wir, dass wir
in Honduras waren und die nächste Zeit für uns
unvergesslich werden würde.
Christiane
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Bienvenidos a Marcala
„Marcala liegt etwa 35 km südwestlich von La
Esperanza auf 1300 m über NN. Es bietet sich auf
dem Weg nach Tegucigalpa als Zwischenstation
geradezu an. Marcala wurde schon 1635 gegründet
und ist heute mit seinen 11.000 Einwohnern das
gepflegte Zentrum des Kaffeeanbaus der Provinz
La Paz. Die Stadt liegt szenisch sehr hübsch im
Bergland und verfügt über eine recht traditionelle,
koloniale Architektur.“
Dies waren nahezu alle Informationen, die in unserem
Reiseführer zu finden waren und somit hatten wir kaum
eine Vorstellung von Marcala. Nach einem sehr frühen
Aufstehen, begann nach dem ersten gelungenen Abend
das für uns vorgesehene Programm in Marcala. Erst an
diesem Tag nahm ich Marcala richtig wahr. Die nicht
allzu große Stadt sah im Vergleich zu Bremen sehr arm
aus. Viele Häuser und Straßen waren zum Teil heruntergekommen und beschädigt. Tradition
und Moderne lagen dicht beieinander, z.B. kam von links ein Bus und von rechts ein
Ochsenkarren oder Maultier. In der „Haupteinkaufsstraße“ wurden Waren auf Holztischen
angeboten, ebenso gab es kleine Läden. Während in
dem Kaufhaus Marcalas eine Klimaanlage, lange, gut
sortierte Regalreihen zu finden waren, zeigte sich in der
Markthalle nebenan ein völlig anderes Bild. Dort
befanden sich zahlreiche Menschen auf kleinstem
Raum. Verkauft wurde über Kleidung, Nahrung, bis hin
zu Macheten und CDs fast alles, was man sich so
vorstellen konnte.
Uns zu Ehren wurde gleich an unserem ersten Morgen in Marcala ein 3-stündiger Empfang in
der alcaldía des Bürgermeisters abgehalten. Unzählige Menschen, vom Kaffeebauer bis hin
zum Bürgermeister selbst, waren gekommen, um uns
willkommen zu heißen. Zahlreiche Reden wurden
gehalten, Tipps für den Aufenthalt auf den Fincas wurden
gegeben (warme Kleidung und auf keinen Fall ohne
Mückenschutz!), es gab Musik und traditionelle Tänze
wurden vorgeführt. Mit einem solch herzlichen Empfang
hatten wir nicht gerechnet.
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Nach kürzester Zeit hatten wir uns in
Marcala eingelebt. Ich fühlte mich sehr
wohl, denn die Menschen hier waren sehr
herzlich, wir wurden überall und von allen
gegrüßt. Dies hatten wir insbesondere Betty
(Geschäftsführerin von RAOS) und Sabine
(Entwicklungshelferin des DED) zu
verdanken, die uns „viele Türen geöffnet“ haben. Die ganze Zeit über,
die wir in Marcala waren, wurden wir von Ricardo (Touristik-Guide)
begleitet, er ist ein Einheimischer in unserem Alter, er zeigte und erzählte uns alles über
Marcala. Ich würde sagen, er war unser persönlicher City-Guide,
denn er war von morgens bis abends bei uns. Zu ihm pflegen wir
bis heute guten Kontakt.
Wir besuchten auch eine Schule in Marcala und es war sehr
interessant zu sehen, wie das Schulleben dort ist. Das erste was mir
ins Auge fiel, waren die Schuluniformen der Schülerinnen und
Schüler. Auch der allgemeine Stundenablauf sowie die einzelnen
Fächer unterscheiden sich im Vergleich zu Bremen. Dort lernen die Mädchen und Jungen in
der Schule eher Sachen, die sie auf ihr späteres Leben im Haushalt oder bei der Arbeit
vorbereiten. Die Ausstattung der Schule, wie zum Beispiel die Möbel und die elektronischen
Medien, unterscheidet sich erheblich im Vergleich zu den Schulen in Bremen. Die Schule
hatte aber etwas ganz besonderes, eine eigene kleine „Kaffeeplantage“, für die die Schüler
auch eigens verantwortlich waren.
Eines Tages brachte uns Betty zu einem älteren Mann, der in den Bergen lebte. Die
Landschaft hier war noch atemberaubender, als die, die wir bisher schon gesehen hatten. Von
seinem bescheidenen Haus aus gingen
wir zu Fuß weiter. Es war angenehm
warm und wir liefen mitten durchs
Grüne und als wir dann den schönen
Fluss und auch noch den riesigen
Wasserfall sahen, kamen wir aus dem
Staunen gar nicht mehr heraus. So
etwas Wunderschönes habe ich noch
nie gesehen.
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Unser eigentliches Ziel bei diesem Ausflug war
aber eine „gigantische“ Höhle (La cueva del
Gigante), denn nachdem wir an einem Seil
hoch geklettert waren, sahen wir winzig aus im
Vergleich zu der Größe der Höhle. Alles was
wir an diesem Ort zu Gesicht bekamen, war
unbeschreiblich schön. Dieser Ausflug war
auch eines meiner persönlichen „Highlights“,
welches ich nicht vergessen werde.
Miteinander auf den Fincas
Einen Einblick in das Leben der Kaffeebauern bekamen
wir in San José, El Cerrón und Florida. Hier hatten wir
die Möglichkeit, nicht nur tagsüber unter hondureños zu
sein, sondern wirklich in
einer honduranischen Familie
zu essen und zu übernachten.
Die Fincas, wie die
Grundstücke/Höfe der
Ludmilla
hondureños genannt wurden, lagen alle in der näheren Umgebung
von Marcala. Bepackt mit den notwendigen Sachen für eine Nacht
und einem Koffer voller Gastgeschenke, erreichten wir die Dörfer
mit dem Pick up. Die Fahrt dorthin war bereits aufregend, denn
eine Fahrt auf dem Pick Up ist immer eine Herausforderung. Nicht
runterzufallen ist bereits eine Kunst für sich.
Der Empfang in den Dörfern war sehr herzlich – kaum waren wir angekommen, waren wir
umringt von unzähligen Frauen, Männern und Kindern. Zahlreiche Hände wurden geschüttelt,
so manches Mal wurden wir liebevoll umarmt. Während manche Kinder sofort auf uns
zustürzten, hielten sich andere anfangs scheu zurück und „betrachteten“ uns erst aus sicherem
Abstand. Innerhalb kürzester Zeit fühlten wir uns total wohl und waren freudig gespannt
darauf, wie es weitergeht.
In San José wurden wir in der alcaldía offiziell vom Bürgermeister empfangen und dann
besuchten wir noch den Kindergarten, indem die Kinder bereits spielerisch Lesen und
Schreiben lernen. Dann ging es hinten auf einem Lkw in die Berge. Als der Lkw nicht mehr
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weiterfahren konnte, begann für uns ein 1,5-stündiger Aufstieg in die Berge. Unser Ziel war
die Finca eines cafetaleros und seine Kaffeeplantagen. Landschaftlich war es wunderschön –
aber wenn man sich vorstellt, jeder einzelne Sack Kaffeekirschen muss von Hand oder von
einem Muli getragen, den gleichen Weg gehen, kommt man doch ins Nachdenken.
In El Cerrón wurden unsere Füße geschont, denn unser
Transportmittel waren Pferd und Esel. Dies war für
beide Seiten ein großer Spaß – Stadtkinder teilweise
erstmalig auf einem Pferd, für hondureños
unvorstellbar! Ziel unseres 2-stündigen Rittes war die
Wasserquelle des
Dorfes. Voller Stolz
In Florida wurden wir auf liebevolle Weise
von honduranischen Schulkindern
empfangen, die uns allen eine
selbstgemachte Brosche ansteckten.
Mehrere Redner erzählten uns begeistert
von der Schule und ihrem Dorf Florida. Wir
wurden aufgefordert, die deutsche
Nationalhymne zu singen und uns zu Ehren
sangen die Schulkinder gemeinsam das
wurde uns erzählt, dass bereits 60% der Fincas an diese Quelle
angeschlossen seien. Und die anderen? – Dafür fehle das nötige
Geld! Der Ausflug zu der Quelle wurde für uns alle zu etwas
Besonderem, denn wir durften jeder an diesem so wichtigen Ort
für das Dorf einen Baum pflanzen – diese sollen zukünftig den
Kaffeebäumen, die unsere inzwischen geschulten Augen immer
wieder sahen, Schatten spenden. Nach einem Mittagessen lud
uns Don Carlos in seine Finca ein und zeigte uns seine
Anbauflächen. Wir sahen viele verschiedene Pflanzen, von
deren Früchten wir noch nie gehört hatten.
honduranische Volkslied „Conozco Honduras“ von Rafael Manzanares. Nach einer
Schulbesichtigung stellten sich einige von uns der Heraufforderung, mit den Schülern Fußball
zu spielen. Man muss zugeben, wir haben Deutschland würdig vertreten. Natürlich gab es
auch in Florida wieder eine ausführliche Einführung in den Kaffeeanbau und zahlreiche
unserer Fragen wurden beantwortet. In der Kirche des Ortes trafen wir auf die Jugendlichen
Floridas. Gemeinsam wurde musiziert, gesungen und getanzt. Viele Fragen wurden
beantwortet und jeder versuchte, die Lebenswelt des anderen besser zu verstehen.
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Die Tage auf den Fincas vergingen wie im Fluge, aber
auch die gemeinsamen Abende waren wunderschön.
Jeden Abend wurde uns zu Ehren eine Noche Cultural
veranstaltet. Es gab Musik und Tanz,
Theateraufführungen und vieles mehr. Wir feierten
immer bis tief in die Nacht und fielen dann erschöpft in
die Betten unserer Gastfamilien.
Die Noche Cultural in Florida war gleichzeitig der Abschluss unserer gemeinsamen Zeit in
Marcala und wir waren sehr traurig, diese liebevollen Menschen verlassen zu müssen. Mit
solch einer Gastfreundlichkeit und Liebenswürdigkeit hatte keiner von uns gerechnet. Alle
eventuellen Bedenken, dass wir nicht freundlich aufgenommen werden könnten, waren
verflogen. Es ist beeindruckend, dass Menschen unter so einfachen Bedingungen leben und
dennoch glücklich sind und der Spruch „nur das Beste für die Gäste“ bekommt eine echte
Bedeutung. Denn die Bewohner haben uns wirklich mehr gegeben als sie hatten, sei es beim
Essen, Schlafen oder beim Unterhaltungsprogramm. Ich persönlich kann sagen, dass mich
dieser Zusammenhalt in der Familie und unter Nachbarn sehr beeindruckt hat. Fazit des
Aufenthaltes, wie Kai jetzt sagen würde: Es un placer estar aquí!– Es ist eine Ehre hier zu
sein!
Patrycja
20

Marcala y su Café
Der thematische Schwerpunkt unserer wundervollen Reise nach Marcala/Honduras war der
Kaffee. Da ich mich sehr auf diese Reise gefreut habe und glücklich war, dass durch
Sponsoren und die schulische Unterstützung, diese Studienfahrt erst möglich wurde, blieb
somit nur noch ein kleines Problem ... ich trinke keinen Kaffee. Und ich kann es vorweg
nehmen, Honduras hat bleibende Eindrücke und Freundschaften hinterlassen, aber zum
Kaffeetrinker hat es mich nicht gemacht.
Gleich unser erster Tag war zum Teil schon geprägt durch dieses wichtige Anbauprodukt der
Marcalinos. Auf einer Willkommensfeier beim Bürgermeister in der alcaldía lernten wir
bereits einige cafetaleros und finqueros kennen, die uns in ihre Dörfer einluden und noch
Tipps gaben, wie wir uns am erfolgreichsten gegen mosquitos schützen. Nach ca. elf Rednern,
124 geschüttelten Händen, freundlichen hondureños
und música von einer Marimbagruppe, luden uns
Betty und Ricardo zu einem Stadtrundgang ein. Die
ersten Kaffeebohnen sahen wir bereits nach einigen
Metern. Dort trennten nämlich ausschließlich Frauen,
Mädchen und kleine Kinder à la Aschenputtel die
schlechten Bohnen von den guten. Die fertigen Säcke
waren dann für den Weiterverkauf bereit.
In den nächsten Tagen entwickelten wir uns zu
Spezialisten im Bereich Kaffeeanbau, Ernte und
Weiterverarbeitung. Unsere Gruppe lernte ca. fünf
verschiedene beneficios kennen, also Verarbeitungsstätten,
zu denen der Kaffee von den Bauern nach der Ernte und
noch am selben Tag geliefert werden musste. Jeder
Mitarbeiter der einzelnen beneficios nahm sich die Zeit,
die benötigt wurde, um uns den Ablauf und die Wichtigkeit der Kaffeeverarbeitung genau zu
erklären. Sicherlich war hierbei auch der schon erwähnte Zeitpunkt unserer Reise von
Bedeutung, denn außerhalb der Erntezeit haben die cafetaleros viel mehr Zeit, sich um uns zu
kümmern. Und das taten sie mit Freude und Engagement. Und nach fünf Verarbeitungsstätten
wussten Lehrer und Schüler in welcher Höhe die verschiedenen Kaffeesorten angebaut
werden, wie lange die Kaffeebohnen auf den patios in der Sonne trocknen müssen, welche
Feuchtigkeit sie letztendlich nur noch haben dürfen und dass der Kaffeeanbau harte Arbeit ist.
Um die einzelnen fincas und beneficios zu erreichen, bekamen wir motorisierte Unterstützung
von Betty und Joaquín (LKW-Fahrer von RAOS), die uns mit Pick-Up und Viehtransporter in
die entlegensten Regionen um Marcala chofierten. Die anfängliche Begeisterung unserer
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Schüler für das Fahren im offenen Pick-Up hielt sich nur 2-3 Tage. Letztendlich quetschte
sich die gesamte Gesellschaft in die Fahrerkabine, so dass zu guter Letzt nur noch Christiane,
Alex und ich im offenen Teil des Fahrzeuges saßen und die eindrucksvolle Landschaft
genossen.
Einzelne fincas waren hingegen nur zu
Fuß zu erreichen. Was für den marcalino
zum Alltag gehört, waren für uns zum
Teil anstrengende Aufstiege. Zum Glück
spielten Wetter und das Hochland von La
Paz für uns, so dass sich die Hitze in
Grenzen hielt. Die Dörfer, wo wir uns
die einzelnen Höfe, die man nicht mit
einem deutschen Bauernhof vergleichen
kann, ansahen, hießen Florida, El Cerrón
und San José. Und alle drei Dörfer finden sich in einer gesamthonduranischen Liste über den
Wohlstand der einzelnen Landesteile ganz am Ende der Tabelle wieder. Die finqueros führten
uns über ihre Felder und erklärten uns ihre Anbauprodukte. Nach einigen Tagen sahen unsere
geschulten Augen bereits die einzelnen Kaffeepflanzen, die mit Strauchwerk abgedeckten
Interessant war weiterhin zu sehen, dass
die Kaffeepflanzen ganz natürlich
wuchsen, also nicht in Reihe und Glied
mit links und rechts einem Gang, wie wir
es vor der Fahrt noch dachten. Dies
führte dazu, dass man bei einem
Rundgang durch die Felder nie den
finquero aus den Augen verlieren durfte,
denn das Anbausystem gleicht mehr
einem tropischen Urwald.
Setzlinge oder Komposthaufen für den organischen
Anbau. Wir lernten Mais zu unterscheiden (gelb, weiß
und schwarz) und in welcher Höhe die
unterschiedlichsten Sorten angebaut werden müssen und
ließen uns die zahlreichen Bananenarten erklären. Wenn
man 34 Jahre geglaubt hat, Banane sei gleich Banane,
dann ist das schon ein Schock.
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Und dass der Kaffee, das Gold der
marcalinos ist, stellten wir am Ende unseres
Aufenthaltes in Marcala fest, als uns klar
wurde, dass bei allen Ausflügen auf die
fincas nicht eine Kaffeebohne gepflückt
wurde, um sie uns in die Hand zu geben.
Jede einzelne Frucht ist Gold wert.
Unsere Transportmittel während der Reise
Alex und Kai
Wir wollten natürlich soviel wie möglich sehen in Honduras und somit mussten wir viele
lange, aber auch kurze Strecken auf unterschiedlichste Art und Weise zurücklegen.
Wenn es um weitere Strecken geht, benutzt man Busse. Ein Teil der Busse sind ausgemusterte
amerikanische Schulbusse, der andere Teil sind alte, deutsche Busse, beispielsweise von
Mercedes. Wenn wir nur an unsere erste Fahrt denken von San Pedro Sula bis Marcala: die
Strecke war sehr gebirgig - auf der einen Seite des Busses meterhohe Felswände, auf der
anderen Seite tiefer Abgrund. Die Straßen waren auch nicht durch irgendwelche
Sicherheitsmaßnahmen, wie Leitplanken, geschützt.
Wenn ein Stück von der Straße abrutschte, wurde
ein Steinhaufen vor diesem Loch aufgebaut, damit
man dort nicht reinfällt. Sehr gewöhnungsbedürftig
für an deutsche Straßen gewöhnte Fahrgäste. Es
verunsichert einen dann doch sehr, wenn ein
Prediger einsteigt und 30 Minuten lang für die Fahrt
Gottes Hilfe erbittet.
Die Busse sind in der Regel sehr voll - Touristen sieht man eher seltener in einem Bus. Wenn
alle Sitzplätze belegt sind, machen es sich einige, ohne lange zu zögern, im Gang auf ihrem
Gepäck bequem. Wer kein passendes Gepäck zum Sitzen hat, belegt einfach Stehplätze und
das bei Fahrten, die einige Stunden dauern können. Sobald der Bus für einige Minuten anhält,
werden sofort durch die Fenster oder auf den Gängen Essen und Getränke angeboten.
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In Marcala und Umgebung war ein Pick up unverzichtbar.
Dieser Wagen ist das am besten geeignete Fahrzeug, um die
pacourartigen Straßen und Wege zu befahren. Teilweise
befanden sich circa dreißig Zentimeter tiefe Krater in den
Straßen, überall lagen Steine oder eher Felsen herum. Die
plötzlich erscheinenden, kliffartigen und meterlangen
Abhänge, würden einem Mercedes, trotz bester und
modernster Technik und Ausstattung, das endgültige Aus
bereiten. Häufig dachten wir „okay, jetzt heißt es aussteigen
und zu Fuß weiter!“, aber die einheimischen Autofahrer kennen keine Hürde, die zu hoch
wäre. Mit einer zu respektierenden Selbstsicherheit und Fahrzeugbeherrschung meisterten sie
jede Schlucht. Ein ausländischer Autofahrer wäre in diesem Terrain hilflos aufgeschmissen.
Unverzichtbar für uns war der weiße Pick up
von Betty. Jedes Mal stand er uns zur
Verfügung und brachte uns immer schnell und
sicher zum Zielort. Da der Pick up nur zwei
Sitzplätze hatte, musste es sich der Rest der
Gruppe auf der Ladefläche bequem machen.
Wenn noch etwas Platz war, nutzten
Einheimische sofort die Gelegenheit und fuhren
ein Stück des Weges mit uns. Einmal ging es
nachts bei strömenden Regen Richtung Marcala. Die Scheibenwischer des Pick-Up’s
arbeiteten bereits mit maximaler Geschwindigkeit, doch selbst wenn sie sich im
Millisekundentakt bewegt hätten, hätte man nichts gesehen. Besser man hielt sich die Augen
zu und ging einfach davon aus, dass Betty die Strecke mit verbundenen Augen fahren konnte.
Dies noch mal zu den Fahrkünsten der hondureños.
In den Städten hingegen sah man auch Taxis. Einerseits waren dies typische Autos, deren
technischer Zustand den deutschen TÜV allerdings erblassen ließe. In Honduras ist jedoch nur
eins wichtig – Hauptsache die Hupe funktioniert.
Andererseits gibt es kleine Taxis auf drei Rädern.
Sie haben keine Türen und hinten eine Sitzbank für,
wenn man sich mit Hängen und Würgen
reinquetscht, drei Personen. Auf der vorderen Bank
sitzt der Taxifahrer. Falls das Taxi dann doch mal
unerwartet bei einer Steigung den Dienst verweigert,
steigt die hintere Reihe einfach aus und läuft bis zum
Ende der Steigung.
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Viele Orte sind mit Fahrzeugen nicht
erreichbar und somit helfen einem nur die
eigenen Füße. Sie allerdings sollen in der
Lage sein, etwas Sport zu verkraften. Um sie
ein wenig zu schonen, steckt man sie lieber
gleich in bequeme Schuhe, wo die beiden
sich wohl fühlen werden und es kann
losgehen. Man fühlt sich zwar sehr sicher auf
seinen eigenen Füßen, allerdings war es für
uns Stadtkinder auch sehr anstrengend und schmerzhaft– insbesondere wenn es um die
Aufstiege zu den Kaffeeanbaugebieten ging.
In El Cerrón wurden unsere Füße geschont,
stattdessen durften wir reiten. Wenn ich
ehrlich bin, habe ich noch nie in meinem
ganzen Leben auf einem Pferd gesessen. Also
kann ich auch nicht beurteilen, wie die
honduranischen Pferde im Gegensatz zu den
deutschen Pferden sind. Aber auf jeden Fall
habe ich Respekt vor der Leistung dieser Tiere
bekommen. Sie sind Abhänge mit bis zu achtzig Kilo auf dem Rücken herunter getrabt, wo
jeder normale Mensch sich mit einer Leine abgeseilt hätte. Für die cafetaleros bedeutet der
Besitz eines Pferdes eine enorme Arbeitserleichterung, aber zugleich ist dies auch ein Luxus,
den sich nur wenige leisten können.
Während die anderen von uns ihre Erfahrungen beim Reiten sammelten,
versuchten Alex und ich uns im Fahrradfahren – berghoch, bergrunter,
berghoch,.... Wir haben somit zwar dem Pferd einen großen Gefallen
getan, dafür aber uns selbst auf Hochtrab gebracht. Öfter das Fahrrad mit
uns schleppend, als auf ihm sitzend, mussten wir auf diese Art und Weise
eine mehrstündige Tour über uns ergehen lassen, während die anderen
fröhlich neben uns hertrabten. Doch, obwohl die Tour sehr anstrengend
war, war sie trotz allem ungewöhnlich und bleibt somit unvergesslich.
So kamen wir auf verschiedene Art und Weise in Honduras immer an unserem Ziel an – aber
es war stets ein großes Abenteuer!
Jana und Samir
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Honduras als Tourist erleben
.... unsere schöne Zeit in Marcala war zu Ende, aber die Frage „und jetzt?“ brauchten wir uns
nicht zu stellen, denn wir hatten kein Bargeld mehr! Marcala hat zwar seit zwei Jahren ein
Touristenbüro, aber einen Geldautomaten gab es im ganzen Ort
nicht. Trotz der Beziehungen Ricardos zum Bankdirektor, konnte
uns kein Geld gegen Vorlage der Kreditkarte ausgezahlt werden.
Also gab es nur ein Ziel: die letzten Lempira zusammenkratzen
und mit dem Bus nach Tegucigalpa – die Hauptstadt Honduras!
Was für ein Kontrastprogramm: Tegucigalpa mit 870.000 Einwohnern, einerseits eine riesige
Einkaufsmall im modernen Stil und andererseits Straßenzüge mit schreienden Händlern, wo
das lateinamerikanische Leben tobte. Keiner rief über die Straße „?Hola, qué tal?“ und kein
Ricardo war an unserer Seite – wir fühlten uns
ziemlich alleine! Dank zahlreicher Geldautomaten
konnten wir unsere Reisekasse auffüllen, aßen
Pizza, Hamburger und Donuts bis nichts mehr rein
ging und beschlossen gleich am nächsten Tag nach
Copán weiterzureisen.
Wenn man auf die Landkarte schaut, denkt man
„Ach bis Copán ist es ja nicht so weit“. Aber die Bustour führte über die „Innerstate“ also ein
Umweg über San Pedro Sula. Nach neun Stunden Bustour war klar, dass wir noch eine
Zwischenübernachtung in Santa Rosa de Copán einlegen mussten. Eine kleine Stadt wie
Marcala, aber dennoch ganz anders: Die Häuser gepflegt, die Straßenzüge gepflastert. Nach
dem vollen Programm in Marcala und den Sorgen und Ängsten in Tegucigalpa, beschlossen
wir, einen Tag zu rasten, um uns zu erholen. Wir fanden dort nicht nur eine Zigarrenfabrik,
wo die „Havannas“ noch per Hand gedreht werden, sondern auch eine gemütliche kleine Bar
mit einer Lifeband.
Gut erholt, brachen wir nach Copán Ruinas auf.
Anziehungspunkt aller Lateinamerika-Reisenden auf
Grund der berühmten Ausgrabungsstätte der Maya
Ruinen. In der Blütezeit zwischen 695
und 763 n. Chr. schufen die besten
Bildhauer, Baumeister, Kalligrafen und
Kunsthandwerker der Zeit diese
Gebilde und die längste Hieroglyphentreppe aller Mayaorte. Heutzutage
zählen sie zum Weltkulturerbe. Beim Betreten des Geländes waren zunächst
auf Grund der Eindrücke alle sprachlos. Stundenlang gingen wir zwischen
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den riesigen Pyramiden, Denkmälern, Tempeln und Altären der Maya-
Kultur herum. Ein beeindruckendes Erlebnis. In der touristischen Stadt
konnten wir jede Menge Souvenirs für Familie und Freunde einkaufen, wir
besuchten Thermalquellen, und feierten meinen Geburtstag. Doch auch hier
konnten wir in unserem abseits vom Touristentrubel gelegenem Hotel die
Rufe des „Kojoten“ (private Kaffeeaufkäufer) nach Kaffee hören.
Die Zeit in Honduras näherte sich dem Ende, und dann
gab es noch ein Bonbon für uns. Wir fuhren nach Tela
und durften die letzten Stunden in der Karibik am Strand
verbringen. Zum Abschluss feierten wir noch ausgelassen
in einer honduranischen Diskothek und tanzten nach
lateinamerikanischer Musik – übrigens, hier wird in der
Disko nur paarweise getanzt!
Unsere Touri-Tour war sehr aufregend und wir haben viel gesehen. Dies bezieht sich
allerdings nicht nur auf die Landschaft, sondern wir erhielten auch einen Einblick in die
verschiedenen Lebenswelten der hondureños – auf dem Dorf, in der touristischen Kleinstadt,
in einer Großstadt. Aber eins ist uns allen bewusst: Als Tourist lernt man Land und Leute
niemals so kennen, wie wir das während in unserer Zeit in Marcala erleben durften.
Unsere Gedanken nach der Reise
Patrycja
Aus Honduras habe ich sehr viele Dinge zurück mit nach Deutschland genommen. Vor allem
habe ich ein komplett anderes Bild über das Leben in diesen Ländern und ich bin teilweise
enttäuscht über die Meinung, die ich vor dieser Reise hatte.
Dass sich die hondureños in ihrer Freizeit den ganzen Tag an ihrem Karibikstrand sonnen und
Beachvolleyball spielen, wurde kein Stück bestätigt. Stattdessen stellen die Einwohner der
Küstenstadt nach ihrer eigentlichen Arbeit, ihren Schmuckstand an der Straße auf und
versuchen sich dort noch ein bisschen Geld nebenbei zu verdienen. Und das tun sie nicht,
damit sie im Sommer eine Woche länger Urlaub machen können. Nein, das tun sie, weil der
Großteil der honduranischen Bevölkerung unter der Armutsgrenze lebt und sie jeden Tag
Angst haben müssen, dass sie am nächsten Tag nichts zu essen haben werden.
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Aufgrund dieser, zum Teil traurigen und, für deutsche Verhältnisse, unvorstellbaren
Schicksale und Verhältnisse, gehe ich in Deutschland anders mit Geld um und sehe es auch
ganz anders als vorher, weil man doch an diese Menschen dort denken muss, wenn man
beispielsweise sich eine Hose für hundert Euro kauft. Auch hat sich mein Verhältnis und
meine Einstellung gegenüber anderen Menschen und vor allem ärmeren Menschen, verändert.
Zum Beispiel passe ich jetzt auf, ob ich erzähle, wie viel Geld ich am letzten Wochenende
ausgegeben habe und ob ich jetzt teure Designerklamotten anziehe, wenn ich einen nicht so
wohlhabenden Freund besuche.
Natürlich weiß ich jetzt auch mehr über den Anbau, bis hin zur
Verschiffung des Kaffees in die ganze Welt. Und da ich jetzt auch
weiß, wie die Kaffeebauern leben, überlege ich mir auch gut, ob ich
fair gehandelten Kaffee kaufe oder irgendeinen Kaffee.
Doch trotz dieser Armut finde ich es bemerkenswert, dass die
Menschen dort so herzlich und offen sind. Wenn wir eine Familie besucht haben, gab es
immer das beste Essen und es wurden immer Feste veranstaltet und die ganzen umliegenden
Dörfer eingeladen, so dass teilweise in einem zwanzig Quadratmeter großen Raum über
hundert Leute versammelt waren.
Natürlich habe ich auch sehr viel von der Sprache gelernt. Da wir Schüler teilweise auf uns
allein gestellt waren, blieb uns nichts anderes übrig als Spanisch zu sprechen, da so gut wie
niemand in Honduras Englisch spricht.
Meinerseits hat sich diese Reise komplett gelohnt und ich würde, wenn ich könnte, jederzeit
wieder dorthin fliegen.
Samir
Die gesamte Reise nach Honduras war
geprägt von einmaligen Erlebnissen, die ich
nicht alle aufzählen kann. Selbstverständlich
war die einmalige Landschaft ein Highlight,
sowie die Menschen und ihre Kultur. Es war
wahnsinnig interessant, ein komplett anderes
Leben kennen zu lernen und vieles davon für
sich selbst entdecken zu können. Zu sehen,
wie die Menschen auf der anderen Seite der
Welt leben und glücklich sind, war eine
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Erfahrung, die ich gerne gemacht habe. Ebenso interessant wie die Menschen, war ihre
Arbeit. Davor hätte ich nie gedacht, dass Kaffeeanbau eine solch komplizierte und mühsame
Arbeit ist. Es war schön, den Menschen dabei zuzuhören, wie begeistert und stolz sie über
ihre Plantagen erzählten, ausführlich und langsam, damit wir auch alles verstehen können. Sie
nahmen sich Zeit für uns und zeigten eine Gastfreundlichkeit, die mir so zuvor noch nie
begegnet ist. Wie bereits erwähnt, war die Landschaft auch ein Highlight. Riesengroße grün
bewachsene Berge, Palmen, tropische Pflanzen und unberührte Natur. So etwas habe ich
bislang noch nie gesehen.
Ich kann jetzt behaupten, dass ich von dieser Reise sehr viel mitgenommen habe, sowohl an
schönen Erinnerungen als auch an neuen Lebensansichten. Bestimmte Dinge sehe ich anders
als zuvor, zu Dingen, die ich als selbstverständlich angesehen habe, habe ich einen ganz
anderen Bezug. Diese Reise war ein voller Erfolg und ich würde sie jeder Zeit wiederholen.
Patrycja
Meine persönlichen Highlights waren zum einen ganz allgemein die faszinierende Landschaft
in Honduras, so viel schöne, atemberaubende Natur habe ich bisher noch nie gesehen. Zum
anderen muss ich für mich die Menschen dort zu einem Highlight zählen, denn die Erfahrung
mit ihnen war mir auch ganz neu und hat mich
sehr berührt. Diese Menschen hatten fast gar
keinen materiellen Reichtum, wussten aber sehr
zu schätzen, was sie hatten und waren glücklich
und zufrieden damit. Sehr aufregend fand ich die
Tage auf den Fincas, dort bin ich nämlich zum
ersten Mal geritten und habe meinen eigenen
Baum gepflanzt. Das waren für mich die
unvergesslichen Ereignisse.
Ich würde nicht eine Minute zögern und diese Reise jedes Mal wieder machen. Die Erlebnisse
dort sind eine große Bereicherung und die Erfahrungen, die ich dort gesammelt habe, sind
sehr kostbar und ich schätze nun viel mehr die Dinge, die ich habe.
Ludmilla
29

Nun ist unsere Honduras-Fahrt vorbei. Ich erinnere mich sehr gerne an sie zurück und immer
wieder lösen die Gedanken an das Land ein Lächeln auf meinem Gesicht aus. Die drei
Wochen vergingen wie im Fluge und dauerten keine Ewigkeit, wovor ich vor meinem
Reiseantritt etwas Angst hatte. Diese Reise war wirklich ein einmaliges Erlebnis, das man
einfach nicht vergessen darf.
In Deutschland angekommen, sehnte ich mich vor allem in den ersten Tagen nach Honduras,
obwohl ich andererseits froh war, zurück bei meiner Familie zu sein. Ich sehnte mich vor
allem nach denjenigen Momenten und Erlebnissen, die für mich zu den absoluten Highlights
der Reise geworden sind. Und genau von diesen Momenten möchte ich hier berichten.
Total überwältigt war ich von einem freundlichen
und warmherzigen Empfang an allen Orten, die wir
besucht haben. Besonders fasziniert war ich von
den Dorfbewohnern in San José, El Cerrón und
Florida. Als wir dort ankamen, lief fast das ganze
Dorf zusammen, um die „sieben Europäer“ zu
sehen und sie zu begrüßen. Um mich herum sah ich
nur große Augen der Dorfbewohner, die mit viel
Interesse und Neugier mich und die anderen angesehen haben. Voller Stolz zeigten uns die
Dorfbewohner ihre Häuser, wo wir später auch übernachteten, verkosteten uns mit ihren
Nationalgerichten, zeigten uns ihre wunderschöne Landschaft, die von vielen Bergen geprägt
wird, sangen ihre Lieder, führten uns ihre Nationaltänze und selbst inszenierten Theaterstücke
vor. Obwohl es arme Menschen waren, hatte ich das Gefühl, dass sie trotz allem ein sehr
reiches Leben führen. Der Reichtum ihres Lebens liegt vor allem in dem Zusammenhalt, der
dort sehr stark ausgeprägt ist und der bei uns, meiner Meinung nach, langsam an Bedeutung
verliert. Obwohl die Dorfbewohner sehr wenig hatten, hatten sie gleichzeitig alles, was einem
das Gefühl gab, dazuzugehören. Auf jedem Gesicht sah man ein warmes Lächeln, das einen
von Kopf bis Fuß umhüllte.
„Total aus dem Häuschen“ war ich beim Anblick der Kinder.
Während einige sofort auf uns zuliefen, ohne jegliche
Hemmungen oder Bedenken zu haben, hielten sich die anderen
zurück und beobachteten uns mit einer gewissen Vorsicht. Ein
etwa 12-jähiges Mädchen lief plötzlich auf mich zu, umarmte
mich, sagte Hola und blieb, ganz fest an mich geklammert,
einige Zeit stehen. Ich war einfach überwältigt von so einem
Gefühlsausbruch. Und genau dieser Moment brachte mich zur
endgültigen Überzeugung, dass wir in Honduras herzlich
willkommen waren.
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Es schien mir, als ob dieser herzliche und
freundliche Empfang kein Ende nehmen wollte.
Er ging weiter während unseres Besuches in
einem Kindergarten. Mit einem freundlichen
und gemeinsamen Hola begrüßten uns die
Kleinen und gewährten uns, ohne zu zögern,
kurze Einblicke in ihre Hefte. Mathematik stand
damals auf dem Stundenplan. Auch hier
begegneten uns viele Augenpaare, die uns gar
nicht loslassen wollten.
Doch leider mussten wir weiter. Als Nächstes stand ein Schulbesuch auf dem Programm. Man
lud uns in einen großen Raum ein, der als Empfangssaal diente. Die ganze Schule
versammelte sich hier. Wer keine Sitzplätze mehr hatte, musste sich mit einem Stehplatz
zufrieden geben. Manche hatten auch dieses Privileg nicht. Sie hatten nur die Möglichkeit
draußen zu bleiben und abzuwarten. Nur einige hatten Glück die Geschehnisse im Saal aus
dem Fenster zu verfolgen. Wie immer freundlich, wurden wir auch hier von der Schulleiterin
im Namen der ganzen Schule begrüßt. Man erzählte uns vieles über die Schule und das
Schulsystem. Was mir sofort auffiel, war die Schuluniform, die wir bei uns nicht mehr
kennen. Die Schüler und Schülerinnen in Honduras tragen weiße Blusen bzw. Hemden,
dunkelblaue Röcke bzw. Hosen, schwarze Schuhe und lange weiße Strümpfe für die
Mädchen. Die Uniform sieht nicht nur gut aus, sondern strahlt auch eine gewisse Disziplin
und Ordnung aus. Während man uns nach der Begrüßung durch die Schule führte, liefen
einige Schüler hinter uns her. Somit standen wir auch hier im Mittelpunkt. Ich persönlich
fühlte mich anfangs in dieser Situation nicht besonders wohl. Doch mit der Zeit gewöhnte ich
mich an sie und fing sogar langsam an, diese große Aufmerksamkeit zu genießen. Im
Allgemeinen genoss ich mit vollen Zügen das Leben in Honduras. Es verschafft einem viel
innere Ruhe und lässt die Alltagsprobleme vergessen. Genau dieses Leben wurde zum
weiteren Highlight meiner Honduras-Fahrt.
Zusammenfassend möchte ich nur sagen, dass diese Reise für mich zu einem unvergesslichen
und einmaligen Erlebnis wurde. Ich habe keine einzige Minute nachdenken müssen, ob die
Fahrt eine richtige Entscheidung war. Denn sie war es mit Sicherheit und ich bereue wirklich
nicht, sie erlebt zu haben. Wenn ich sie Revue passieren lasse, stelle ich mir die Fragen, ob
mein Verhalten immer angemessen war oder ob das von mir Gesagte so aufgenommen
werden konnte, wie ich es eigentlich gemeint habe. Denn es war nicht einfach, in einer
Sprache, die man noch nicht sicher beherrscht, dem Zuhörer das Richtige und auf richtige Art
und Weise, mitzuteilen.
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Ohne Bedenken würde ich dieses Land noch mal besuchen. Doch meine Reiseziele wären
vermutlich andere Gebiete, wo ich noch nicht war und sie noch nicht bewundern konnte.
Denn ich möchte von diesem zwar armen, aber doch sehr reichen Land noch mehr sehen. Mit
großem Interesse würde ich auch die Nachbarländer von Honduras, wie Nicaragua, El
Salvador oder Guatemala besuchen. Somit ist für mich Mittelamerika zu einem anziehenden
Reiseziel geworden.
Jana
Alles in allem fand ich unsere Reise nach Honduras sehr beeindruckend, aber auch spannend.
Unser Empfang nach dem langen Flug war sehr herzlich. Wir wurden in eine Bar eingeladen,
wo wir mit der Chefin von RAOS und unseren Reiseführern aßen und von den Einheimischen
Lieder hörten. In den folgenden Tagen passierten viele aufregende und spannende Sachen.
Zum Einen haben wir auf Fincas übernachtet und dort sehr viel Neues über den Kaffeeanbau
gelernt und gesehen, was die Menschen alles auf ihren Plantagen anbauen und ernten, um zu
überleben. Dazu muss man sagen, dass sich die Plantagen meist auf Bergen befinden und die
Einheimischen uns mit ihren Pferden die Plantagen gezeigt haben. Außerdem habe ich
miterlebt, wie schwer die Menschen es dort haben und wie wenig Geld sie wirklich für ihre
harte Arbeit bekommen.
Es war sehr interessant, auf den Fincas zu übernachten, zu sehen, wie die Menschen dort
wohnen und unter welchen Bedingungen sie dort leben, im Vergleich zu uns. Es war zuerst
eine große Umstellung mit allem klar zukommen, zum Beispiel mit dem Wetter und der
Tageszeit. Es herrschte eine sehr hohe Luftfeuchtigkeit und ab ca. 18 Uhr wurde es dunkel.
Alles in einem habe ich sehr viel Positives
mitnehmen können. Ich habe viele
unterschiedliche Menschen kennen gelernt.
Außerdem konnte ich meine
Sprachkenntnisse erweitern. Ich würde
jederzeit wieder an einer solchen Reise
teilnehmen, weil man dadurch sehr viel
Erfahrung fürs spätere Leben sammeln kann.
Alex
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... wieder in Bremen – wieder fließendes Wasser und ein voller Kühlschrank und alle stellen
die Frage „Wie war´s?“. Aber wie soll man darauf antworten? Wie soll man die Erlebnisse
von drei Wochen in nur wenigen Sätzen erzählen? Zu vieles ist passiert, was diese Reise
einmalig macht – und dies liegt häufig an kleinen Details.
Aus der Sicht der „Lehrerin“, war ich natürlich heilfroh, dass wir alle Schüler wieder gesund
nach Hause gebracht hatten. Die Zeit in der Gruppe war sehr angenehm gewesen, ohne große
Streitigkeiten. Seit drei Jahren ist der FAIROS Kaffee der Mittelpunkt meines Unterrichts in
der Betriebs- und Volkswirtschaftslehre und da stellt man sich häufig die Frage: „Ist mein
angelesenes Wissen auch realitätsnah?“. In dieser Hinsicht bin ich nun voll beruhigt und ich
hoffe, dass meine Erlebnisse während der Fahrt den zukünftigen Unterricht lebendiger werden
lassen.
...aber was bedeutete diese Reise für mich
persönlich? Einerseits sah ich eine
atemberaubend schöne Landschaft!
Andererseits durfte ich eine nie zuvor
erfahrene Herzlichkeit erleben. Alle
Menschen in Marcala und auf den Dörfern
nahmen uns mit offenen Armen auf. Wir
lebten in Familien, deren äußere
Lebensbedingungen einen starken
Zusammenhalt fordern – von Gemeinschaft wird nicht geredet, sondern sie wird gelebt.
Materiell nur mit dem Notwendigsten ausgestattet, die Sorge um den Erfolg der nächsten
Kaffeeernte und dennoch strahlen diese Menschen vor lauter Lebensfreude. ... die Zeit in
Honduras wird für mich unvergesslich bleiben!
Honduras hinterließ bleibende Eindrücke:
landschaftlich wie menschlich. Die Freundlichkeit,
mit der wir, speziell in Marcala, empfangen wurden,
war beeindruckend. Überall wurden wir mit offenen
Armen aufgenommen. Wir lernten den Schulalltag
kennen, und aßen, so habe ich es auf jeden Fall
empfunden, sehr leckere Gerichte. Ich sah zum ersten
Mal in meinem Leben einen Wasserfall, fuhr mit
Christiane
ausrangierten, gelben, amerikanischen Schulbussen, die in Honduras die Überlandbusse sind,
in die nächste größere Stadt oder ritt zum ersten Mal in meinem Leben und dann noch auf
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einem störrischen Pferd ohne Kupplung und Bremse in die Berge zu den Kaffeeplantagen und
Wasserquellen.
Jedoch der Teil unserer Begegnungsreise, der mein Weltbild entscheidend veränderte, war
sicherlich das Leben auf den Fincas. In einem Holzhaus, in einem Raum (Wohnbereich,
Schlafzimmer, Küche) mit insgesamt neun Personen zu leben, zu schlafen und zu essen war
unbeschreiblich interessant. Und ich bin beim Schreiben dieser Zeilen immer noch sehr
glücklich und dankbar, diese Chance bekommen und wahrgenommen zu haben.
Marcala/Honduras war beeindruckend und wird hoffentlich nicht der
letzte Besuch gewesen sein. Zumal ich jede Woche mehrere Emails aus
Marcala erhalte und diese mit den neusten Informationen aus Bremen
und umzu beantworte.
P.S. Fußball verbindet!!!
Wie geht es weiter?
... und jetzt ist alles vorbei? Nein bestimmt nicht! Unsere neu gewonnenen Kontakte werden
jetzt regelmäßig per Email gepflegt. Neuigkeiten werden sofort miteinander ausgetauscht und
Fragen beantwortet. Diese Fahrt hat nicht nur in unserem Denken und Handeln ihre Spuren
hinterlassen. Ricardo hat bislang Honduras noch nie verlassen, obwohl El Salvador nur 20 km
entfernt ist. Motiviert durch unsere Reiselust und Erzählungen ist er gleich ein paar Tage nach
unserer Abreise für einen Tag nach El Salvador gereist.
Kai
Hinsichtlich des FAIROS-Kaffee-Projekts hat uns
die Reise voll motiviert. Im Rahmen der Fairen
Woche organisierten wir einen Informations- und
Probierstand in der Innenstadt – geschmückt mit
Fotos der Reise, dem Original RAOS Kaffee und
natürlich einer Hondurasfahne. Dank unserer Reise
waren wir in der Lage, viel genauer auf die Fragen
der Interessenten einzugehen und konnten auf
Grund der eigenen Erfahrungen in Marcala alles viel
lebendiger schildern!
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Nur wenige Tage später verkauften wir auf
dem Findorff Markt unseren FAIROS
Kaffee! Hier hatten wir auch zugleich eine
Spendendose für den Gegenbesuch
aufgestellt und konnten nachher stolz unsere
ersten 50 Euro zählen. Dies ist nun unser
vorrangiges Ziel: Wir möchten, dass uns
unsere Freunde aus Honduras uns in
Bremen besuchen! Geplant ist der Besuch
für Anfang Mai, denn dann ist die Zeit der Kaffeeernte in Honduras vorbei.
Das FAIROS-TEAM des SZ UT
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Wir danken herzlich für die finanzielle, organisatorische
und moralische Unterstützung unserer Begegnungsreise:
Bernd Siegel
BLK-Programm Transfer-21 Bremen
Bremer Erzeuger- und Verbrauchergenossenschaft
Bremer Informationszentrum für Menschenrechte und Entwicklung (biz)
Die Bevollmächtigte der Freien Hansestadt Bremen beim Bund und für Europa
Elektro-Jägeler
Schülerfirma kursivDESIGN der Alwin-Lonke-Schule
Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Bremen
Globo:log globaler Dialog in regionalen Netzwerken
Nussbaum Rohmilchkäse aus ökologischer Landwirtschaft
Otto-Diersch-Stiftung
Rösterei Münchhausen
Rotary Club Bremen Neuenlande
Ulrike Eckhardt
Unterstufe des Bildungsganges Wirtschaftsassistenten Fremdsprachen
Waldemar Koch Stiftung
… y un saludo cordial a todos nuestros amigos en Honduras, muchas gracias
por vuestro apoyo y hasta la próxima...en Bremen o en Marcala.
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Redaktion
Kai Herkströter, Christiane Hermsmeier
Beiträge der Reiseteilnehmer
Samir Al-Massri, Jana Böhm, Alex Dantche, Kai Herkströter, Christiane Hermsmeier, Patrycja Korcz, Ludmilla
Wagner
Fotos
Christiane Hermsmeier
Marcala
Ein Projekt des Bildungsganges Wirtschaftsassistenten Fremdsprachen des Schulzentrums SII Utbremen
Layout
Schülerfirma kursivDESIGN der Alwin-Lonke-Schule
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€ 2,50