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Jahresbericht - Evangelische Kirche in Hessen und Nassau

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Das Jugendhaus Heideplatz <strong>in</strong> Frankfurt/Ma<strong>in</strong><br />

Dealer <strong>und</strong> Junkies vor der Tür<br />

E<strong>in</strong> beliebter Treffpunkt von sozial benachteiligten K<strong>in</strong>dern <strong>und</strong> gewaltbereiten<br />

Jugendlichen mitten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Wohn- <strong>und</strong> Geschäftsviertel. Wo Haschisch <strong>und</strong><br />

Alkohol auf offener Straße konsumiert werden, leisten die Frauen <strong>und</strong> Männer<br />

vom Jugendhaus des <strong>Evangelische</strong>n Vere<strong>in</strong>s für Jugendsozialarbeit harte Basisarbeit.<br />

Jugendhaus Heideplatz<br />

Sozialpädagogische<br />

Fachkräfte auf 3 Stellen 4<br />

Zivildienstleistende 2<br />

Re<strong>in</strong>igungskräfte 2<br />

Honorarkräfte nach Bedarf<br />

40<br />

Ich wollte etwas mit me<strong>in</strong>em Leben<br />

anfangen <strong>und</strong> hier bekam ich e<strong>in</strong>e<br />

Chance dazu«, berichtet Mahir<br />

Arslan. Geme<strong>in</strong>sam mit neun<br />

anderen drogengefährdeten Jugendlichen<br />

holte er im Jugendhaus Heideplatz im<br />

Frankfurter Stadtteil Nordend se<strong>in</strong>en Hauptschulabschluss<br />

nach. Das erfolgreiche Projekt ist<br />

nur e<strong>in</strong>es von zahlreichen Angeboten, mit denen<br />

der <strong>Evangelische</strong> Vere<strong>in</strong> für Jugendsozialarbeit<br />

Frankfurt am Ma<strong>in</strong> e.V. K<strong>in</strong>dern <strong>und</strong> Jugendlichen<br />

den Weg <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e bessere Zukunft ebnet.<br />

Wenn es draußen dunkel wird, füllt sich<br />

die kle<strong>in</strong>e Sporthalle erst richtig mit Leben. Dann<br />

kicken oder werfen sich deutsche, türkische,<br />

marokkanische oder koreanische Jungs mehr<br />

oder weniger fre<strong>und</strong>lich die Bälle zu. »Das war<br />

nicht immer so«, erzählt Jugendhaus-Leiter<br />

Ludwig Seel<strong>in</strong>ger, der mit se<strong>in</strong>en Kollegen stets<br />

e<strong>in</strong> achtsames Auge auf die bolzende Menge hat.<br />

Früher, er<strong>in</strong>nert sich der Sozialpädagoge, hätten<br />

die Jugendlichen ke<strong>in</strong>e fünf M<strong>in</strong>uten lang <strong>in</strong> der<br />

Halle se<strong>in</strong> können, ohne dass es zu Handgreiflichkeiten<br />

zwischen verschiedenen ethnischen<br />

Gruppen gekommen sei. »Kurden duldeten Türken<br />

nicht auf demselben Platz <strong>und</strong> die Deutschen<br />

ke<strong>in</strong>e Koreaner«, erklärt er. Das jetzt auch Kurden<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er türkischen Mannschaft mitspielten, liege<br />

daran, dass die Jugendlichen die anderen vermehrt<br />

nach ihrer Leistung beurteilten, <strong>und</strong> die<br />

Frage nach der Herkunft dadurch etwas <strong>in</strong> den<br />

H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> getreten sei.<br />

E<strong>in</strong> Ergebnis von acht Jahren harter Arbeit<br />

an e<strong>in</strong>em friedlichen Mite<strong>in</strong>ander: »Es ist e<strong>in</strong><br />

langer <strong>und</strong> manchmal mühseliger Weg«, weiß<br />

Seel<strong>in</strong>ger <strong>und</strong> verweist auf schier endlose Debatten<br />

<strong>und</strong> so manche Zwangssituation, <strong>in</strong> die<br />

die Jugendlichen ganz bewusst gebracht wurden.<br />

»Sie hatten ke<strong>in</strong>e andere Wahl«<br />

Wenn sie die Halle weiter benutzen wollten,<br />

mussten sie sich e<strong>in</strong>igen.« Dass so mancher<br />

Rückschlag nicht ausbleibt – daraus macht der<br />

Jugendhaus-Leiter ke<strong>in</strong>en Hehl: »Ich habe auch<br />

heute noch große Schwierigkeiten, manche<br />

soziale Regeln der Jugendlichen zu verstehen«,<br />

sagt er <strong>und</strong> erzählt die Geschichte von den zwei<br />

Jungen, die sich im Fitnessraum erbittert um e<strong>in</strong><br />

T-Shirt stritten, bis der e<strong>in</strong>e dem anderen e<strong>in</strong>en<br />

so heftigen Faustschlag <strong>in</strong>s Gesicht verpasste,<br />

dass sich der stark aus der Nase blutende Junge<br />

von e<strong>in</strong>em Arzt behandeln lassen musste. »Danach<br />

g<strong>in</strong>gen die Kontrahenten e<strong>in</strong>trächtig als<br />

Kumpel weg, als sei nichts passiert – die alte<br />

Hierarchie war wiederhergestellt«, er<strong>in</strong>nert sich<br />

Seel<strong>in</strong>ger. Die <strong>in</strong>s Haus <strong>in</strong>tegrierte Sporthalle be-

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