Afrikanische Kunst - Koller Auktionen
Afrikanische Kunst - Koller Auktionen
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<strong>Afrikanische</strong> <strong>Kunst</strong><br />
Lot 1601 - 1729<br />
Auktion: Montag, 28. Juni 2010, 14.00 Uhr<br />
Vorbesichtigung: 12. bis 20. Juni 2010<br />
Bearbeitung: Jean David, Galerie Walu, Zürich. Tel. +41 44 280 20 00, info@walu.ch<br />
English translation is available upon request.<br />
Zusätzliche Abbildungen finden Sie auf unserer Website: www.kollerauktionen.ch
<strong>Afrikanische</strong> <strong>Kunst</strong><br />
1602<br />
1601 Keine Abb.<br />
TUAREG ZELTSTANGE<br />
Niger/ Mali. H 75 cm.<br />
Provenienz: Nachlass Guido Würth, Zürich.<br />
Die Tuareg teilen die Innenräume von Zelten mittels langer Matten ab,<br />
die zwischen Zeltstangen wie dieser gespannt wurden.<br />
Weiterführende Literatur:<br />
Ginzberg, Marc, (2001). <strong>Afrikanische</strong> Formen. Milano: Skira Verlag.<br />
CHF 100.- / 200.-<br />
(€ 70.- / 140.-)<br />
1602<br />
DJENNÉ FIGUR<br />
Mali. H 16 cm. Terrakotta.<br />
Provenienz:<br />
Galerie Walu, Zürich.<br />
Nachlass Leopold Haefliger (1929-1989), Luzern.<br />
Schweizer Privatsammlung.<br />
Thermolumineszenz-Altersbestimmung: ca. 550-850 Jahre.<br />
Die alte Stadt Djenné wurde um 800 n. Ch. gegründet und gehöte zum<br />
Reich Ghana. Sie war die wesentlichste Handelsstation für Karawanen,<br />
die die Sahara durchquerten, und damit auch Bindeglied zwischen<br />
Schwarzafrika und dem Mittelmeer.<br />
In der Region dieser Stadt wurden seit 1943 durch Flusslaufänderungen<br />
Terrakotten und Objekte aus Metall gefunden. Obwohl diese Region<br />
schon damals islamisiert war, entwickelte sich dort offensichtlich parallel<br />
eine figürlicha <strong>Kunst</strong>.<br />
Naturwissenschaftliche Analysen datieren die Funde zwischen Anfang<br />
des 11. Jh. und Ende des 17. Jh.<br />
Weiterführende Literatur: Devisse, J. / Vernet, R. et al. (1993).<br />
Vallées du Niger. Paris: Éditions de la Réunion des Musées Nationaux.<br />
CHF 2 000.- / 4 000.-<br />
(€ 1 390.- / 2 780.-)<br />
| 2<br />
Anmerkung zu den im Katalog erwähnten Provenienzen:<br />
Nachlass L. Hoesch, Schönenberg.<br />
Dr. Lienhard Hoesch(1939-2009) war Chemiker und Biologe an der<br />
Universität Zürich. Nebst seinem Interesse für <strong>Kunst</strong> galt sein privates<br />
Engagement vor allem ökologischen Fragen u.a. bei der Europäischen<br />
Kooperative Longo Maï. 1995 bezog er mit seiner Sammlung ein<br />
selbst konzipiertes Haus in dem wegweisende Umwelttechnik wie ein<br />
Solarkraftwerk, eine biologische Kläranlage, eine Holzschnitzel-Heizung<br />
und vieles mehr verwirklicht wurde.<br />
Nachlass Hermann Brügger, Solothurn.<br />
Dr. med. Hermann Brügger (1928-2009) war mit Leib und Seele Arzt.<br />
Privat galt seine Leidenschaft der <strong>Afrikanische</strong>n <strong>Kunst</strong> und Kultur. Er hat<br />
in über 40 Jahren Sammeltätigkeit wohl jedes namhafte Museum mit aussereuropäischer<br />
<strong>Kunst</strong> besucht.<br />
Nachlass Gmür, Genolier.<br />
Der Verkaufserlös geht zu Gunsten der Krebs- und kardiovaskulären<br />
Forschung.<br />
MASKEN DER DOGON (Lot 1603 und 1604)<br />
Die Dogon sind im westlichen Kulturkreis vor allem für ihre <strong>Kunst</strong> bekannt.<br />
Die unverkennbar geometrische, reduzierte bis karge Formensprache macht<br />
aus ihren <strong>Kunst</strong>werken faszinierende Beispiele traditioneller <strong>Afrikanische</strong>r<br />
<strong>Kunst</strong>. Die Werke stammen aus der genau so interessanten Mythologie<br />
dieser im Gebiet der Hombori-Berge in verstreuten Dörfern angesiedelten<br />
Volksgruppe.<br />
Die Dogon tanzen vielfältige Maskentypen, die den awa-Gesellschaften<br />
gehören und hauptsächlich anlässlich der Dama-Beerdigungsfeierlichkeiten<br />
zu Ehren der Ahnen erscheinen. Sie stellen Tiere, Dinge oder<br />
Menschen dar und sind aus Pflanzenfasern, Stoff oder Holz gefertigt.<br />
Symbolisch werden sie von der etwa 10 Meter langen, schlangenförmigen<br />
Muttermaske hergeleitet, die bei besonderen Trauerfeiern für 6 Tage ausgestellt<br />
wird und bei dem grossen sigi-Fest besonders geehrt wird, welches<br />
nur alle 60 Jahre zu Ehren der Vorfahren stattfindet.<br />
Mit Ausnahme der Maske des hogon, des Priesters, sind es bei Menschendarstellungen<br />
meist die Fremden die porträtiert werden: Die Nachbarn<br />
wie die Peulh, die Dioula oder die Tuareg. Eine der häufigsten dieser<br />
„Fremden“-Masken ist die samana-Maske, die den Vertreter der Samo,<br />
einer kleinen, kriegerischen Ethnie, die einst die Dogon besiegte und<br />
versklavte, darstellt.<br />
Weiterführende Literatur: Bilot, Alain / NDiaye, Francine et al. (2001).<br />
Masques du pays Dogon. Paris: Adam Biro.
1603 1604<br />
1603<br />
DOGON MASKE<br />
Mali. H 88 cm.<br />
Provenienz: Nachlass Schweizer Privatsammlung (vor 1970)<br />
Die bis 5 Meter lange sirige-Maske, wird auch Etagen-Maske genannt<br />
und besteht aus auf einem schmalen Brett übereinander angeordneten<br />
Abschnitten, theoretisch aus 80, die für die 80 Urahnen der Menschheit<br />
stehen.<br />
Bei der vorliegenden Maske fehlt ein Teil des Aufbaus, erhalten ist wie oft<br />
nur der untere Teil mit dem typischen Gesichtsteil.<br />
CHF 1 000.- / 2 000.-<br />
(€ 690.- / 1 390.-)<br />
1604<br />
DOGON MASKE<br />
Mali. H 84 cm.<br />
Provenienz: Schweizer Privatsammlung (1960er-Jahre erworben)<br />
Eine der Dogon-Tiermasken ist die hier angebotene dyodyomini-Maske<br />
(auch picoreur genannt), die einen mythischen Vogel darstellt.<br />
Die weibliche Figur, die die Maske krönt, stellt Yasigine dar, die einzige<br />
Frau im Männerbund. Der Legende nach hat sie den Vogel einst gefüttert,<br />
um seine Gunst zu erlangen.<br />
CHF 2 500.- / 3 500.-<br />
(€ 1 740.- / 2 430.-)<br />
| 3
<strong>Afrikanische</strong> <strong>Kunst</strong><br />
1607<br />
1605<br />
DOGON PFOSTEN<br />
Mali. H 110 cm.<br />
Provenienz: Nachlass Hermann Brügger, Solothurn.<br />
In fast jedem Dogon-Dorf gibt es mindestens einen überdachten Versammlungsplatz,<br />
toguna genannt. Dort halten sich die Männer in der<br />
Freizeit auf und fällen die wichtigen Entscheidungen der Gesellschaft.<br />
Dieser gegabelte Pfeiler stützte das Dach einer solchen „Palaverhütte“.<br />
Aufgrund der absichtlich niedrigen Bauweise müssen die Treffen der<br />
Oberhäupter sitzend abgehalten werden, womit sich keiner über einen<br />
anderen erheben konnte. Ebenfalls garantiert ist damit auch ein Verhandeln<br />
ohne Handgreiflichkeit, denn sollte sich einer der Anwesenden über<br />
Mass enervieren und aufspringen, wird ihn der Stoss an die Decke daran<br />
erinnern, Ruhe zu bewahren!<br />
Weiterführende Literatur:<br />
Leloup, Helene (1994). Statuaire Dogon. Paris: Editions Amez.<br />
CHF 2 000.- / 4 000.-<br />
(€ 1 390.- / 2 780.-)<br />
| 4<br />
1606 Abb. S. 57<br />
BAMANA TÜRSCHLOSS<br />
Mali. H 29 cm.<br />
Provenienz: Nachlass Schweizer Privatsammlung.<br />
Anthropomorphes Schloss einer Getreidekorn-Speichertüre, welches auch<br />
den sozialen Status des Eigentümers widerspiegelte. Riegel und Schloss<br />
werden als Symbol für den Zeugungsakt verstanden und mit dem Schöpfungsgeschehen<br />
in der Urzeit assoziiert.<br />
Weiterführende Literatur:<br />
Colleyn, Jean-Paul (2001). Bamana. Zürich: Museum Rietberg.<br />
CHF 500.- / 1 000.-<br />
(€ 350.- / 690.-)<br />
1607<br />
BAMANA MASKE<br />
Mali. H 56 cm.<br />
Provenienz: Nachlass L. Hoesch, Schönenberg.<br />
Ferkelmaske aus dem Sogo-bò-Theater. Das Marionettenspiel bei dem<br />
auch Masken erschienen, dient der Vermittlung von moralischen Werten<br />
und von Wissen, weshalb die Spieler eine wichtige soziale Verantwortung<br />
innehaben. Da die Aufführungen aber in erster Linie auch als Unterhaltung<br />
angesehen wurden, geniessen die Darsteller trotzdem grosse Meinungsäusserungsfreiheit.<br />
Diese lebendige und engagierte Theaterform<br />
geniesst noch heute grosse Popularität.<br />
Die von Fischern und Ackerbauern gleichermassen vor versammelter, teilweise<br />
aktiv teilnehmender Dorfgemeinschaft aufgeführten Marionettentheater<br />
folgten einer präzisen Dramaturgie. Es gab bis zu zwanzig „Akte“,<br />
in denen jeweils eine Charaktere eine in sich geschlossene Parabel aufführte.<br />
Zwischen den einzelnen Sequenzen gab es Gesangs- und Tanzeinlagen.<br />
sogo-bò heisst übersetzt „Die Tiere kommen hervor“.<br />
Zu den wichtigsten Charakteren gehören denn auch die Wildtiere. Es<br />
wurden aber auch Themen aus dem Alltag aufgegriffen, so wurden neben<br />
Szenen aus der Jägerwelt beispielsweise auch solche über das Verhältnis<br />
zwischen Mann und Frau dargestellt.<br />
Weiterführende Literatur:<br />
Colleyn, Jean-Paul (2001). Bamana. Zürich: Museum Rietberg.<br />
CHF 3 000.- / 5 000.-<br />
(€ 2 080.- / 3 470.-)<br />
1608 Abb. S. 57<br />
NUNA FLÖTE<br />
Burkina Faso. H 32 cm.<br />
Provenienz: Nachlass Guido Würth, Zürich.<br />
Flöten wurden quer durch Schwarzafrika so unterschiedlich verwendet<br />
wie ihre Formen vielfältig waren: einzeln oder in der Gruppe, z.B. als<br />
Signalinstrument, als Kommunikationsmittel, zur Unterhaltung oder rituell<br />
bei Initiationen, Hochzeiten, Geburten und Begräbnissen. Darüber hinaus<br />
waren sie Statussymbol, wurden als Schmuck getragen und waren äusseres<br />
Zeichen der Zugehörigkeit des Besitzers.<br />
Die Skulptur ist gesamthaft als Figur mit einem gehörntem Kopf zu<br />
betrachten - Initiierte erkennen darin zudem die symbolische Vereinigung<br />
von Vagina und Phallus.<br />
Weiterführende Literatur: Brown, E. (1999). Turn up the Volume.<br />
Los Angeles: UCLA Fowler Museum of Cultural History.<br />
CHF 200.- / 300.-<br />
(€ 140.- / 210.-)
1605<br />
| 5
<strong>Afrikanische</strong> <strong>Kunst</strong><br />
1609<br />
BAMANA ALTAR<br />
Mali. H 31 cm.<br />
Provenienz: Schweizer Privatsammlung.<br />
Kraftbeladenes Kultobjekt, makongoba genannt, das im kono-Kult als<br />
tragbarer Altar von den religiösen Machtverbänden beopfert wurde. Der<br />
Büffel war als Kraftspeicher Vermittler zwischen der dies- und jenseitigen<br />
Welt sowie apotropäisches Mittel gegen Hexerei.<br />
Die Aufgaben der kono-Gesellschaft, der mächtigsten aller Geheimbünde<br />
der Bamana, umfassten die Lösung von Konflikten sowie die Besänftigung<br />
oder Bestrafung von Unruhestiftern. Die Mitglieder beherrschten Hexenkünste<br />
sowie andere okkulte Praktiken und besassen eigene Sanktuarien,<br />
in denen alle Ritualgegenstände, zu denen auch dieser Büffel gehört, aufbewahrt<br />
wurden. Die Kraftobjekte in mannigfachen Formen, alle formal<br />
schlicht gehalten und gesamthaft als boli (plural boliw) bezeichnet, wurden<br />
von der Geheimgesellschaft gefertigt.<br />
Der Kern dieses Büffels besteht aus einem Gestell, auf dem Reliquien<br />
angebracht wurden. Die Bestandteile dieser Umhüllung sollten grösstmögliche<br />
Kraft und Wirkung entfalten und wurden daher symbolträchtig<br />
ausgesucht. In Frage kamen z.B. ein Stück der ältesten Tür, des ältesten<br />
Brunnens, des ältesten Baumes, Erde des Friedhofes und der umliegenden<br />
Felder, Tierteile und auch Körperteile von Verstorbenen. Darüber wurde<br />
in Schichten ein Kompositum von allen möglichen Ingredienzen aufgetragen.<br />
Die musterhafte Kruste entstand durch regelmässige Waschung und<br />
Blutopfer anlässlich der rituellen Verehrung des Reliquiars.<br />
Weiterführende Literatur: Colleyn, Jean-Paul & Levy, Johann (2009).<br />
Boli. Montreuil: Gourcuff Gradenigo.<br />
CHF 4 000.- / 8 000.-<br />
(€ 2 780.- / 5 560.-)<br />
| 6<br />
1610 Keine Abb.<br />
BAMANA GAZELLE<br />
Mali. H 83 cm.<br />
Provenienz: Französische Privatsammlung.<br />
Publiziert:<br />
Elisofon, Eliot, Fagg, William (1958).<br />
La Sculpture Africaine. New York: Frederick A. Praegr. Seite 48, Abb.<br />
42.<br />
Die bekanntesten Bamana-Schnitzwerke sind die abstrakten Antilopen<br />
der ci-wara-Initiationsgemeinschaft, die auf dem Kopf der Tänzer getragen<br />
wurden. Sie spielten auf die mythische Urzeit an, in welcher die Antilope<br />
als Kulturbringer den Menschen das Getreide schenkte und ihnen<br />
den Feldbau lehrte. Sie standen somit für Fruchtbarkeit und Fortpflanzung<br />
sowohl des Feldes als auch der Menschen.<br />
Die Aufsatzmasken traten anlässlich dreier Feierlichkeiten stets paarweise<br />
auf: beim gelegentlichen Wettjäten, bei Freudentänzen nach der Feldarbeit<br />
mit vorausgehender ritueller Schlangenjagd und beim zweitägigen<br />
Jahrfest der Initiationsgemeinschaft, bei dem unter anderem das Dorf<br />
gesegnet wurde.<br />
Literatur: Colleyn, Jean-Paul (2001). Bamana. Zürich: Museum Rietberg.<br />
CHF 70 000.- / 80 000.-<br />
(€ 48 600.- / 55 600.-)
| 7
<strong>Afrikanische</strong> <strong>Kunst</strong><br />
1612 1613<br />
1611<br />
BOBO MASKE<br />
Burkina Faso. H 155 cm.<br />
Provenienz: Nachlass Hermann Brügger, Solothurn.<br />
Die Bobo (auch Bobo-Fing genannt) sind eine Ethnie in Burkina Faso<br />
und Mali. Die Bobo verfügen über eine variantenreiche Maskentradition,<br />
wobei die Funktionen der Masken so zahlreich sind wie ihre formale Vielfalt.<br />
Diese dynamische, lang gezogene Maske wird von Christopher Roy als<br />
syékele bezeichnet und in den Besitz der Bauern zugeordnet.<br />
Vergl.: Chaffin. Roy, Christopher (2007).<br />
Land of the Flying Masks. München: Prestel. Abb. 174.<br />
CHF 2 000.- / 4 000.-<br />
(€ 1 390.- / 2 780.-)<br />
1612*<br />
GURUNSI MASKE<br />
Burkina Faso. H 68 cm.<br />
Provenienz: österreichische Privatsammlung.<br />
Beschrieb siehe Lot 1613<br />
CHF 1 500.- / 3 000.-<br />
(€ 1 040.- / 2 080.-)<br />
| 8<br />
1613*<br />
GURUNSI MASKE<br />
Burkina Faso. H 38 cm.<br />
Provenienz: österreichische Privatsammlung.<br />
Der Begriff gurunsi bezeichnet keine einzelne Volksgruppe, sondern<br />
wurde zum Sammelbegriff für eine Reihe von Ethnien, welche im südlichen<br />
Burkina Faso und an der Grenze von Ghana sesshaft sind und von<br />
der Agrarwirtschaft, dem Fischfang und der Jagd leben.<br />
Die Gurunsi - also die Nuna, Nunuma, Léla, Winiama, Sisala und Kaséna<br />
schmückten ihre abstrakten, polychromen Masken mit reichem, geometrischem<br />
Ritzdekor. Dargestellt wurden in Form von realen oder imaginären<br />
Tieren vor allem Buschgeister, die über eine Familie, einen Klan oder die<br />
ganze Gemeinschaft wachten und Fruchtbarkeit, Gesundheit sowie Wohlstand<br />
gewährleisteten.<br />
Diese Maske aus dem do-Kult, die mit der Gottheit do und den Ursprungsmythen<br />
des Klans zusammenhängt, trat für Fruchtbarkeit, gute Ernte und<br />
vor allem bei Begräbnissen auf.<br />
Weiterführende Literatur: Roy, Christopher (1987).<br />
Art of the Upper Volta Rivers. Meudon: Alain and Françoise Chaffin.<br />
CHF 2 000.- / 4 000.-<br />
(€ 1 390.- / 2 780.-)
1611<br />
| 9
<strong>Afrikanische</strong> <strong>Kunst</strong><br />
1615<br />
| 10<br />
1614<br />
1614<br />
LOBI DECKELGEFÄSS<br />
Burkina Faso. H 50 cm. Terrakotta<br />
Provenienz: Nachlass L. Hoesch, Schönenberg.<br />
Allgemein werden diese mit markanten Noppen versehenen Gefässe den<br />
Lobi zugeschrieben, aber auch Ethnien weiter nördlich verwenden solche<br />
„Medizin-Töpfe“, wie z.B die Lyela.<br />
Im Unterschied zu Keramiken des täglichen Gebrauchs dienten diese<br />
Altargefässe ausschliesslich kultischen Zwecken. Vielfach wurden darin<br />
Flüssigkeiten, Erde und heilende Substanzen aufbewahrt. Die Noppen<br />
sollen Unglück abwehren und gelten zugleich als Symbol der Fruchtbarkeit<br />
der Frauen.<br />
Weiterführende Literatur: Thiel, Josef F. (1986).<br />
Was sind Fetische? Frankfurt am Main: Museum für Völkerkunde.<br />
CHF 1 000.- / 2 000.-<br />
(€ 690.- / 1 390.-)<br />
1615<br />
LOBI FIGUR<br />
Burkina Faso. H 73,5 cm.<br />
Provenienz: Schweizer Privatsammlung.<br />
bateba-Schreinfiguren der Lobi vereinten menschenähnliches Aussehen<br />
mit übermenschlichen Qualitäten. Sie schützten ihre Besitzer vor unzugänglichen<br />
Bereichen wie bösen Gedanken und Hexerei.<br />
Weiterführende Literatur: Scanzi, Giovanni Franco (1993).<br />
L’art traditionnel Lobi. Milano: Ed. Milanos.<br />
CHF 3 000.- / 6 000.-<br />
(€ 2 080.- / 4 170.-)
1616 1617 1618<br />
1616*<br />
LOBI FIGUR<br />
Burkina Faso. H 55,5 cm.<br />
Provenienz: österreichische Privatsammlung.<br />
Beschrieb siehe Lot 1615<br />
Skulptur aus dem Umfeld von Sikire Kambire, dem vermutlich<br />
bekanntesten Lobi-Bildhauer.<br />
CHF 2 000.- / 4 000.-<br />
(€ 1 390.- / 2 780.-)<br />
1617*<br />
LOBI KOPF<br />
Burkina Faso. H 36,5 cm.<br />
Provenienz: österreichische Privatsammlung.<br />
thilbou yo genannter Schrein-Kopf der wie die bateba-Schreinfiguren<br />
menschenähnliches Aussehen mit übermenschlichen Qualitäten verbindet.<br />
Er soll den Besitzer vor unzugänglichen Bereichen wie bösen Gedanken<br />
oder Hexerei schützen.<br />
Weiterführende Literatur: Scanzi, Giovanni Franco (1993).<br />
L’art traditionnel Lobi. Milano: Ed. Milanos.<br />
CHF 2 000.- / 4 000.-<br />
(€ 1 390.- / 2 780.-)<br />
1618*<br />
LOBI STAB<br />
Burkina Faso. H 47 cm.<br />
Provenienz: österreichische Privatsammlung.<br />
Dieser Stab eines Notabeln ist die Verkörperung eines Geistwesens, dessen<br />
Kraft durch Zeremonien aktiviert wurde, um bestimmte Aufträge zu<br />
erfüllen und um vor bösen Geistern zu schützen.<br />
Weiterführende Literatur: Scanzi, Giovanni Franco (1993).<br />
L’art traditionnel Lobi. Milano: Ed. Milanos.<br />
CHF 1 500.- / 3 000.-<br />
(€ 1 040.- / 2 080.-)<br />
| 11
<strong>Afrikanische</strong> <strong>Kunst</strong><br />
| 12<br />
1619<br />
1619<br />
BAGA SCHREINFIGUR<br />
Guinea. H 45,5 cm.<br />
Provenienz: Nachlass Schweizer Privatsammlung.<br />
Anthropomorphe, schützende, a-tshol genannte Kopfskulptur, die als<br />
symbolische Inkarnation der Familienlinie galt und unter Aufsicht des<br />
ältesten Vertreters der Familie stand.<br />
Solche Figuren dienten der Heilung, der Wahrsagerei und der Rechtsfindung.<br />
Sie überwachten die Knabeninitiation im heiligen Hain und<br />
wurden anlässlich ritueller Tänze auf dem Kopf balancierend getragen.<br />
Weiterführende Literatur: Lamp, Frederick (1996).<br />
Art of the Baga. München, New York: Prestel-Verlag.<br />
CHF 2 000.- / 4 000.-<br />
(€ 1 390.- / 2 780.-)<br />
1620<br />
TOMA MASKE<br />
Guinea. H 80 cm<br />
Provenienz: Nachlass L. Hoesch, Schönenberg.<br />
Monumentale angbai-Maske aus dem poro-Bund, der die soziale Kontrolle<br />
und das harmonische Weiterbestehen der Gesellschaft zum Ziel<br />
hatte. Die Geheimgesellschaft poro besteht aus hierarchischen Graden,<br />
deren Zugehörigkeit nicht nur vom Alter abhängig ist, sondern auch<br />
vom esoterischen Wissen, dass über die Initiation erlangt wird. Wie<br />
bei den Senufo und anderen umliegenden Ethnien besitzt jede Gruppe<br />
eines Ranges ein eigenes Maskenwesen.<br />
Dargestellt ist hier ein Wesen der Wildnis, ein mächtiger Buschgeist<br />
aus dem obersten Grad, der die pubertierenden Knaben bei der Initiation<br />
im heiligen Wald begleitete. Besonders interessant ist bei der<br />
formsicher gestalteten Kreation der Übergang zwischen der gewölbten<br />
Stirnpartie zur flächigen Gesichtspartie, die in einem überlangen Kinn<br />
endet. Genau dort, beidseitig der prägnanten Nase, sind kaum sichtbar<br />
die im Vergleich sehr kleinen Augen angebracht. Trotzdem oder<br />
genau deswegen wandert der Blick eines jeden Betrachters konsequent<br />
und fasziniert immer wieder genau an diese Stelle. Der ohne Zweifel<br />
absichtlich herbeigeführte, ungewohnte physiognomische Ausdruck<br />
unterstreicht das übernatürliche Wesen dieser formal auf das Minimum<br />
reduzierten Charaktermaske.<br />
Die Darstellung ist ein schönes Beispiel dafür, wie ein traditioneller<br />
Kultgegenstand sowohl inhaltlich geladen und kunstvoll gestaltet sein<br />
kann und so Ethnologen und <strong>Kunst</strong>sammler gleichermassen in den<br />
Bann zieht.<br />
Weiterführende Literatur: Carey, Neil (2007).<br />
Masks of the Koranko Poro. Amherst: Ethnos Publications.<br />
CHF 5 000.- / 7 000.-<br />
(€ 3 470.- / 4 860.-)
1620<br />
| 13
<strong>Afrikanische</strong> <strong>Kunst</strong><br />
1621<br />
1622<br />
| 14<br />
1621<br />
TOMA MASKE<br />
Guinea. H 80 cm (mit Federn).<br />
Provenienz: Nachlass Hermann Brügger, Solothurn.<br />
landai genannte Maske der poro-Initiationsgesellschaft. Die Gestalt vereint<br />
die Gegensätzlichen Kräfte von Natur und Zivilisation. Die Wildnis<br />
manifestiert sich in der gefährlich anmutenden Schnauze mit beweglichem<br />
Unterkiefer, dem Affenfell und den Raubvogel-Federn. Als Gegenpol<br />
dazu stehen die anthropomorphen Gesichtszüge der beeindruckenden<br />
Maske.<br />
Die Maske begleitete die jungen Männer während der spirituellen Ausbildung<br />
in das Erwachsenenleben. Sie begleitete die Kandidaten in das ausserhalb<br />
vom Dorf gelegene Lager und kündigte jeweils deren Rückkehr<br />
an. Ihr wurde nachgesagt, dass sie die die Jungen auffresse um sie dann<br />
wieder als vollwertige Mitglieder der Gesellschaft zu gebären.<br />
Vergl.: Herreman, Frank (2005). Resonance from the past.<br />
African sculpture from the New Orleans Museum of Art.<br />
New York: Museum for African. Art. Abb 17.<br />
CHF 2 000.- / 4 000.-<br />
(€ 1 390.- / 2 780.-)<br />
1622<br />
BASSA MASKE<br />
Liberia. H 23,5 cm.<br />
Provenienz: Schweizer Privatsammlung.<br />
geh-naw genannte Unterhaltungs-Maske aus dem Männerbund, die bei<br />
gewissen Anlässen, wie der Rückkehr der Knaben aus der Buschschule,<br />
vor versammelter Gemeinschaft einen anmutigen Tanz aufführte.<br />
Weiterführende Literatur: Hahner-Herzog, Iris / Kecskési, Maria et (1997).<br />
Das zweite Gesicht. <strong>Afrikanische</strong> Masken aus der Sammlung Barbier-<br />
Mueller, Genf. München: Prestel.<br />
CHF 2 000.- / 4 000.-<br />
(€ 1 390.- / 2 780.-)<br />
1623<br />
SENUFO MASKE<br />
Elfenbeinküste. H 34,5 cm.<br />
Provenienz:<br />
Yves Crehalet, Paris.<br />
Alain Lecomte, Paris.<br />
Schweizer Privatsammlung.<br />
Das Maskenwesen der Senufo ist geprägt durch eine Vielfalt an Formen<br />
und Typen, wobei die Masken lediglich den Männerbünden zustehen.<br />
Da die verschiedenen Masken nicht immer eindeutig mit Funktionen<br />
verbunden sind, ist ihre genaue Zuordnung schwierig - insbesondere ausserhalb<br />
des gesellschaftlichen Kontexts und ohne Kostüm. Einiges spricht<br />
jedoch dafür, dass es sich bei dem vorliegenden Stück um eine Maske aus<br />
dem Poro-Bund handelt.<br />
Weiterführende Literatur:<br />
Förster, Till (1988). Die <strong>Kunst</strong> der Senufo. Zürich: Museum Rietberg.<br />
CHF 16 000.- / 20 000.-<br />
(€ 11 110.- / 13 890.-)
1623<br />
| 15
<strong>Afrikanische</strong> <strong>Kunst</strong><br />
1624<br />
| 16<br />
1624<br />
SENUFO VOGEL<br />
Elfenbeinküste. H 70,5 cm.<br />
Provenienz: Schweizer Privatsammlung.<br />
Vogel-Darstellung, welche im zentralen Senufo-Gebiet die Autorität und<br />
die Macht des auf Altersklassen basierenden poro-Bundes verkörperte.<br />
Diese Gemeinschaft von Initiierten bestimmte das kultische Dasein der<br />
Senufo und übte damit die soziale und politische Kontrolle der Gemeinschaft<br />
aus.<br />
Der sejen (= Vogel) greift auf den ursprünglichen auf Entstehungsmythos<br />
der Senufo zurück, laut dem fünf Totem-Tiere am Anfang der Schöpfung<br />
standen (Vogel, Schildkröte, Chamäleon, Krokodil und Schlange).<br />
Dargestellt ist nicht immer wie allgemein verbreitet nur der Calao-<br />
Nashornvogel sondern, aufgrund der lokalen Namen, auch diverse andere<br />
Vogelarten. Gemeinsam sind ihnen jedoch immer der Schwangerschaft<br />
suggerierende gewölbte Bauch, der lange Schnabel und die erstaunliche<br />
aufrechte Haltung.<br />
Die für ihre hervorragende Abstraktion geschätzten sejen wurden meistens im<br />
heiligen Hain aufbewahrt und regional bei rituellen Zeremonien, anlässlich<br />
derer Novizen die letzte Phase ihrer Ausbildung aufnahmen, auf dem<br />
Kopf balancierend vorgeführt. Nebst seiner Wachfunktion verband der<br />
Vogel (wie in unzähligen anderen Kulturen) Dies- und Jenseits.<br />
Weiterführende Literatur: Barbier, Jean Paul (1993).<br />
Arts de la Côte d’Ivoire. Genf: Museé Barbier-Mueller.<br />
CHF 7 000.- / 9 000.-<br />
(€ 4 860.- / 6 250.-)<br />
1625<br />
SENUFO BETT<br />
Elfenbeinküste. L 259 cm, B 97 cm, H 74 cm.<br />
Provenienz:<br />
Galerie Walu, Zürich.<br />
Nachlass Guido Würth, Zürich.<br />
Eines der grössten bekannten, aus einem Stück geschnitzten, monumentalen<br />
gbag genannten Kult-Betten.<br />
Jedes Dorf der Senufo war im Besitz eines solchen, der Gemeinschaft<br />
gehörenden Ritualgegenstandes, der bei Bestattungen eine zentrale Rolle<br />
einnahm. Kein Begräbnis konnte ohne ihn durchgeführt werden.<br />
Der Leichnam wurde in Tücher eingewickelt, auf dem Bett aufbewahrt,<br />
bis ihn die Erdbestattung erfolgen konnte, denn dieser grosse Anlass<br />
benötigte einige Zeit in der Vorbereitung. Am Tag der Beerdigung wurde<br />
die Seele des Verstorbenen von den Mitgliedern des poro-Bundes rituell<br />
„gefangen“ damit diese Kraft nicht ziellos und Chaos bringend im Dorf<br />
umhergeistere. Das Bett wurde dann zur Totenbahre und zum Grab ausserhalb<br />
des Dorfes getragen.<br />
Zwischen Begräbnissen wurde die Liege als Meditationsstätte eingesetzt.<br />
Die eingearbeitete Kopfstütze symbolisiert den Seelenvogel, der, wie in<br />
unzähligen anderen Kulturen, als Bote und Seelenträger Dies- und Jenseits<br />
verbindet.<br />
Weiterführende Literatur: Barbier, Jean Paul et al. (1993).<br />
Arts de la Côte d’Ivoire. Genf: Museé Barbier-Mueller.<br />
CHF 7 000.- / 9 000.-<br />
(€ 4 860.- / 6 250.-)
1625<br />
| 17
<strong>Afrikanische</strong> <strong>Kunst</strong><br />
1626 1627<br />
1629<br />
| 18<br />
BAULE FIGUREN (Lot 1626 - 1630)<br />
Die Zuordnung der Baule-Figuren ist ausserhalb des gesellschaftlichen Kontexts und im Nachhinein<br />
schwierig. Allgemein wird der Verwendung nach zwischen symbolischen Partnern aus der „anderen<br />
Welt“ und Wahrsage-Figuren unterschieden, wobei die Grenze zwischen diesen Gruppen häufig<br />
fliessend war.<br />
Die liebevollen blolo bla- und blolo bian-Figuren gründen auf der Vor-stellung, dass jeder Baule im<br />
Jenseits (blolo = andere Welt) einen spirituellen Partner, d.h. eine Ehefrau (bla) oder einen Ehemann<br />
(bian), hat und bestrebt sein muss, mit diesem in bester Beziehung zu leben. Gelingt ihm dies nicht,<br />
macht ihm sein Jenseits-Partner das Leben schwer.<br />
Die eher beopferten „Wahrsage-Figuren“ werden asye-usu genannt und stehen in Verbindung zu<br />
sämtlichen ungezähmten Dingen der Natur. Sie wurden bei rituellen Handlungen zur Erlangung der<br />
Aufmerksamkeit der Buschgeister eingesetzt. Diese omnipräsenten Wesen galt es stets zu besänftigen,<br />
auch weil sie als äusserst launisch galten und gelegentlich Besitz von Unvorsichtigen ergreifen<br />
konnten.<br />
1628<br />
Weiterführende Literatur:<br />
Vogel, Susan M. (1997). BAULE. Yale: University Press.
1626<br />
BAULE FIGUR<br />
Elfenbeinküste. H 27 cm.<br />
Provenienz: Nachlass Hermann Brügger, Solothurn.<br />
CHF 1 000.- / 2 000.-<br />
(€ 690.- / 1 390.-)<br />
1627*<br />
BAULE FIGUR<br />
Elfenbeinküste. H 32 cm.<br />
Provenienz: österreichische Privatsammlung.<br />
CHF 6 000.- / 8 000.-<br />
(€ 4 170.- / 5 560.-)<br />
1628<br />
AKAN FIGUR<br />
Elfenbeinküste. H 35 cm.<br />
Provenienz: Schweizer Privatsammlung.<br />
Als Akan werden die sprachlich und kulturell verwandten Völker in Ghana<br />
und an der Elfenbeinküste gruppiert. Dazu gehören z.B. auch die Baule,<br />
deren Einfluss die vorliegende Figur klar erkennen lässt, wobei ihr<br />
Ursprung weiter östlich anzusiedeln ist.<br />
CHF 2 000.- / 4 000.-<br />
(€ 1 390.- / 2 780.-)<br />
1629*<br />
BAULE FIGUR<br />
Elfenbeinküste. H 31,5 cm.<br />
Provenienz: österreichische Privatsammlung.<br />
CHF 3 500.- / 5 500.-<br />
(€ 2 430.- / 3 820.-)<br />
1630<br />
BAULE FIGUR<br />
Elfenbeinküste. H 32 cm.<br />
Provenienz:<br />
Marcel De Schryver (1926-1992), Genf.<br />
Schweizer Privatsammlung.<br />
CHF 5 000.- / 10 000.-<br />
(€ 3 470.- / 6 940.-)<br />
1630<br />
| 19
<strong>Afrikanische</strong> <strong>Kunst</strong><br />
1631<br />
1631*<br />
BAULE MASKE<br />
Elfenbeinküste. H 89 cm.<br />
Provenienz: kanadische Privatsammlung.<br />
CHF 4 000.- / 8 000.-<br />
(€ 2 780.- / 5 560.-)<br />
| 20<br />
Die kple kple bla genannten Masken gehörten zu einer Gruppe von drei bis<br />
vier Maskenpaaren, die goli genannt und auch als Familie angesehen wurden:<br />
Die zoomorphe goli gli-Büffelmaske galt als Vater, die anthropomorphe<br />
kpan als Mutter und die scheibenförmigen kple kple galten als Tochter und<br />
Sohn. Die goli erschienen in Zeiten der Gefahr, etwa bei Epidemien und<br />
bei Bestattungszeremonien. Mit ihrer Hilfe sollte, um kommendes Unheil<br />
abzuwehren, eine Verbindung zu den übernatürlichen Mächten hergestellt<br />
werden, die direkten Einfluss auf das Leben der Menschen nahmen.
1632<br />
goli-Masken veranschaulichen in eindrücklicher Weise jene ästhetischen<br />
Konzeptionen, welche den Künstlern der Avantgarde zu Beginn des<br />
20. Jahrhunderts massgeblich zur Findung von neuen Wegen in der<br />
Formensprache verholfen haben, insbesondere zur Simultandarstellung<br />
des Kubismus.<br />
Weiterführende Literatur:<br />
Vogel, Susan M. (1997). Baule. Yale: University Press.<br />
1632<br />
BAULE MASKE<br />
Elfenbeinküste. H 103 cm.<br />
Provenienz: Nachlass L. Hoesch, Schönenberg.<br />
CHF 8 000.- / 12 000.-<br />
(€ 5 560.- / 8 330.-)<br />
| 21
<strong>Afrikanische</strong> <strong>Kunst</strong><br />
1633 1634<br />
1633<br />
BAULE MASKE<br />
Elfenbeinküste. H 32 cm.<br />
Provenienz: Nachlass Hermann Brügger, Solothurn.<br />
CHF 2 000.- / 4 000.-<br />
(€ 1 390.- / 2 780.-)<br />
BAULE MASKEN (Lot 1633 und 1634)<br />
Würdevolle Tanzmasken des unterhaltsamen gbagba-Tanztheaters, das<br />
ähnlich der Commedia dell’arte immer wieder neu definiert wurde. Die<br />
Typen und Masken sowie das Handlungsgerüst boten den geübten<br />
Darstellern Raum und Gelegenheit zur Improvisation. Das idealisierte,<br />
introvertierte Gesicht war normalerweise das Porträt einer namentlich<br />
bekannten Person.<br />
Dargestellt wurden z.B. lokale Schönheiten, besonders begabte Mitbürger<br />
oder als für wichtig befundene Individuen. Eine elaborierte Frisur,<br />
Ausdruck persönlicher Schönheit und des Begehrens, anderen Freude zu<br />
bereiten, zeugt vom handwerklichen Geschick des Schnitzers und von<br />
dessen Vergnügen daran, seinem Können freien Lauf zu lassen. Der verinnerlichte<br />
Blick, die elegante schmale Nase und der kleine Mund sollen an<br />
wichtige Baule-Qualitäten wie Feinfühligkeit und Respekt erinnern.<br />
Weiterführende Literatur:<br />
Vogel, Susan M. (1997). Baule. Yale: University Press.<br />
| 22<br />
1634<br />
BAULE MASKE<br />
Elfenbeinküste. H 27,5 cm.<br />
Provenienz: Nachlass Hermann Brügger, Solothurn.<br />
CHF 2 000.- / 4 000.-<br />
(€ 1 390.- / 2 780.-)<br />
1635<br />
MAOU MASKE<br />
Elfenbeinküste. H 130 cm.<br />
Provenienz: Nachlass L. Hoesch, Schönenberg.<br />
koma ba genannte Tanzmaske aus dem koma-Geheimbund dem alle<br />
beschnittenen Männer der Dorfgemeinschaft angehören.<br />
Wenn die Gefahr einer Hexerei das Dorf bedroht verwendet der Geheimbund<br />
zwei Masken um den Schaden abzuwenden. koma ba, eine weibliche<br />
Gestalt - die Mutter aller Masken - singt und tanzt um die Aufmerksamkeit<br />
der bösen Geister auf sich zu lenken. Gleichzeitig durchstreift<br />
der grausame koma sou das Dorf und den umgebenden Busch um die so<br />
abgelenkten bösen Mächte zu erlegen.<br />
Weiterführende Literatur: Barbier, Jean Paul (1993).<br />
Arts de la Côte d’Ivoire. Genf: Museum Barbier-Mueller.<br />
CHF 3 000.- / 5 000.-<br />
(€ 2 080.- / 3 470.-)
1636<br />
1636<br />
GURO MASKE<br />
Elfenbeinküste. H 28 cm.<br />
Provenienz: Nachlass Hermann Brügger, Solothurn.<br />
Die vorliegende Maske stammt aus einem Ensemble, welches auch als<br />
„Familie“ bezeichnet wird und aus insgesamt drei Maskengestalten<br />
besteht: aus den gehörnten Tiergestalten zamble und zauli sowie der<br />
weiblichen, menschlichen gu. Das Bruderpaar zamble und zauli war<br />
für die Schlichtung von Streitigkeiten in der Gemeinschaft zuständig.<br />
Ihrem Erscheinen folgte gewöhnlich der Auftritt von gu, welche meist<br />
als Ehefrau von zamble galt.<br />
Die vorliegende, zamble genannte Maske stellt ein schönes aber auch<br />
gefährliches Wesen dar, das der Legende nach einst von den Vorfahren<br />
der Guro in der Wildnis entdeckt, gefangen und gezähmt wurde.<br />
Formal stellt sie denn auch ein Mischwesen aus Antilope, Leopard<br />
und Mensch dar.<br />
Bei ihrem wilden Tanz wurde die Maske mit einem Kostüm aus Netzen<br />
und Palmblättern getragen, den Rücken von einem Tierfell - mit<br />
Vorliebe dem eines Leoparden - bedeckt. Zambles wichtigstes Requisit<br />
aber war die Peitsche plin, mit deren lauten Knallen er seinen Auftritt<br />
begleitete und die Zuschauer um den Tanzplatz zurechtwies.<br />
Weiterführende Literatur:<br />
Fischer, Eberhard (2008). Guro. München: Prestel Verlag.<br />
CHF 1 000.- / 2 000.-<br />
(€ 690.- / 1 390.-)<br />
1635<br />
| 23
<strong>Afrikanische</strong> <strong>Kunst</strong><br />
1637<br />
1637<br />
DAN MASKE<br />
Elfenbeinküste. H 24,5 cm.<br />
Provenienz: Schweizer Privatsammlung.<br />
Weil sich die Verwendung und Bedeutung der Masken, nebst den geografisch<br />
schon immer vorhandenen Unterschieden, im Laufe der Zeit<br />
verändert hat, sind nachträgliche Aussagen über den damaligen Gebrauch<br />
mitunter schwierig.<br />
Viel spricht dafür, dass es sich hier um eine tankagle („pantomimisch<br />
tanzende Maskengestalt“) handelt, welche bei Festen ihr Publikum durch<br />
abwechslungsreiches Tanzen, Singen oder das Aufführen kleiner Szenen<br />
unterhielt. Sie konnte sowohl mit Orchester und Sängern als auch einzeln<br />
mit einem Begleiter auftreten. Anderseits könnte es auch eine deangle<br />
genannte Maske sein, die zum Beschneidungslager gehörte und Mittler<br />
zwischen Initiierten und dem Dorf war.<br />
Diese Maskengestalten bewegten sich anmutig, scherzten mit den Frauen<br />
und baten sie, reichliches Essen ins Lager zu schicken. Typisch sind die<br />
sanften, weiblichen Züge sowie die spitz-ovale Gesichtsform, die zierliche<br />
Nase, der leicht geöffnete Schmollmund und die schmalen Augen.<br />
Weiterführende Literatur: Fischer, Eberhard / Himmelheber, Hans (1976).<br />
Die <strong>Kunst</strong> der Dan. Zürich: Museum Rietberg.<br />
CHF 2 000.- / 4 000.-<br />
(€ 1 390.- / 2 780.-)<br />
| 24<br />
1638<br />
DAN MASKE<br />
Elfenbeinküste. H 24 cm.<br />
Provenienz:<br />
Hans Himmelheber, Heidelberg (1935 in Situ erworben).<br />
Georg und Lore Kegel, Hamburg.<br />
Boris Kegel-Konietzko, Hamburg.<br />
Schweizer Privatsammlung.<br />
Zakpäi genannte Feuermeldermaske, die im Unterschied zu den meisten<br />
anderen Maskentypen weder tanzte noch sang. Während der Trockenzeit<br />
kontrollierten solche Maskengestalten, ob die Frauen das Herdfeuer nachmittags<br />
ausgelöscht hatten, da wegen der Windrosen erhöhte Brandgefahr<br />
herrschte. Bei Verstössen schritt sie strafend ein und konnte mitunter ein<br />
Pfand mitnehmen, das später eingelöst werden musste.<br />
Weiterführende Literatur: Fischer, Eberhard / Himmelheber, Hans (1976).<br />
Die <strong>Kunst</strong> der Dan. Zürich: Museum Rietberg.<br />
CHF 20 000.- / 30 000.-<br />
(€ 13 890.- / 20 830.-)
1638<br />
| 25
<strong>Afrikanische</strong> <strong>Kunst</strong><br />
1639<br />
1639<br />
BETE MASKE<br />
Elfenbeinküste. H 28 cm.<br />
Provenienz: Schweizer Privatsammlung.<br />
Anthropomorphe Krieger-Maske, deren Gesicht einer Spinne nachempfunden<br />
ist. Sie tanzte vor allem an Gedenkfeiern zu Ehren bedeutender<br />
Persönlichkeiten und erschien auch an Gerichtsverhandlungen.<br />
Weiterführende Literatur: Verger-Fèvre, Marie-Noël: „Côte d`Ivoire:<br />
Masques du pays Wé“, in: Tribal. Le magazine de l‘art tribal. Nr. 9/2005.<br />
Bruxelles: Primedia s.p.r.l.<br />
CHF 3 000.- / 6 000.-<br />
(€ 2 080.- / 4 170.-)<br />
| 26<br />
1640<br />
NAFANA MASKE<br />
Burkina Faso/Elfenbeinküste/Ghana. H 200 cm.<br />
Provenienz: Schweizer Privatsammlung.<br />
Beschrieb siehe Lot 1651<br />
CHF 5 000.- / 10 000.-<br />
(€ 3 470.- / 6 940.-)<br />
1638
1640<br />
| 27
<strong>Afrikanische</strong> <strong>Kunst</strong><br />
AKAN GOLDSCHMUCK (Lot 1641 - 1648)<br />
Dem wertvollen Edelmetall der ehemaligen „Goldküste“ Afrikas galt<br />
Jahrhunderte lang das Interesse und Verlangen der afrikanischen und<br />
europäischen Kaufleute. Durch den Handel stiegen mächtige Staaten<br />
auf, deren Reichtum und Fertigkeit in der Goldverarbeitung zur Legende<br />
wurden.<br />
So entstanden an den Königshöfen der Akan meisterhafte Schmuckstücke in<br />
hoch entwickelten Herstellungsverfahren, v.a. aber im Wachsausschmelzverfahren.<br />
1641<br />
AKAN SCHMUCKSCHEIBE<br />
Elfenbeinküste. Ø 6,5 cm, 32 g, 5,5 ct Gold.<br />
Provenienz: Nachlass L. Hoesch, Schönenberg.<br />
CHF 2 000.- / 4 000.-<br />
(€ 1 390.- / 2 780.-)<br />
1642<br />
AKAN SCHMUCKSCHEIBE<br />
Elfenbeinküste. Ø 5,5 cm, 22,6 g, 9 ct Gold.<br />
Provenienz: Nachlass L. Hoesch, Schönenberg.<br />
CHF 2 000.- / 4 000.-<br />
(€ 1 390.- / 2 780.-)<br />
1643<br />
AKAN SCHMUCKSCHEIBE<br />
Elfenbeinküste. Ø 5,5 cm, 22,4 g, 20,5 ct Gold.<br />
Provenienz: Nachlass L. Hoesch, Schönenberg.<br />
CHF 6 000.- / 10 000.-<br />
(€ 4 170.- / 6 940.-)<br />
1644<br />
AKAN SCHMUCKSCHEIBE<br />
Elfenbeinküste. Ø 8 cm, 40 g, 3,5 ct Gold.<br />
Provenienz: Nachlass L. Hoesch, Schönenberg.<br />
CHF 4 000.- / 6 000.-<br />
(€ 2 780.- / 4 170.-)<br />
1645<br />
AKAN SCHMUCKSCHEIBE<br />
Elfenbeinküste. Ø 6 cm, 230 g, 5,5 ct Gold.<br />
Provenienz: Nachlass L. Hoesch, Schönenberg.<br />
CHF 4 000.- / 6 000.-<br />
(€ 2 780.- / 4 170.-)<br />
| 28<br />
Noch heute dient der Goldschmuck als Zeichen von Rang und Zugehörigkeit<br />
bei Festlichkeiten der königlichen Familien. Die starke Aussagekraft dieser<br />
Unikate spiegelt die reiche Metaphorik der Akan wider und gründet auf der<br />
Tradition der hoch geschätzten Redekunst. Die dargestellten Motive weisen<br />
stets auf Personen oder Tiere und deren Eigenschaften hin.<br />
Weiterführende Literatur:<br />
Ross, Doran H. et al. (2008). Das Gold der Akan.<br />
Museum Liaunig. Neuhaus: Museumsverwaltung GmbH.<br />
1646*<br />
AKAN SCHMUCKSTÜCK<br />
Elfenbeinküste. B 11 cm.<br />
Provenienz:<br />
Sir Jacob Epstein, London.<br />
Carlo Monzino, Castagnola.<br />
Israelische Privatsammlung.<br />
Publiziert:<br />
William Fagg (1960). The Epstein Collection of tribal and exotic sculpture.<br />
London: Arts Council of Great Britain. Abb. 104.<br />
Bassani, Ezio / McLeod, Malcolm D. (1989). Jacob Epstein, Collector.<br />
Mailand: Associazione Poro. Abb. 59.<br />
Ausgestellt:<br />
1960: London, Arts Council of Great Britain.<br />
Sir Jacob Epstein (1880-1959) war ein amerikanisch-britischer Bildhauer<br />
und Zeichner. Sein Interesse für die <strong>Afrikanische</strong> <strong>Kunst</strong> begann in 1902<br />
als er in Paris das Musée du Trocadero besuchte und kurz darauf erste<br />
Objekte erwarb.<br />
In seinem Inventar führte er dieses delikate Schmuckstück, mit einem Fragezeichen<br />
versehen, als „Two-headed tortoise pendant, Baule, Ivory Coast“.<br />
CHF 4 000.- / 5 000.-<br />
(€ 2 780.- / 3 470.-)<br />
1647<br />
AKAN FINGERRING<br />
Ghana. Grösse ca. 61, Ring: 15 ct Gold, Motiv: 4,6 ct Gold.<br />
Provenienz: Nachlass L. Hoesch, Schönenberg.<br />
CHF 500.- / 1 000.-<br />
(€ 350.- / 690.-)<br />
1648<br />
AKAN FINGERRING<br />
Ghana. Grösse ca. 65, 15,1 g, Ring: 16,5 ct Gold, Motiv: 14 ct Gold.<br />
Provenienz: Nachlass L. Hoesch, Schönenberg.<br />
CHF 1 500.- / 2 500.-<br />
(€ 1 040.- / 1 740.-)
1648 1647<br />
1646<br />
1645 1642<br />
1643<br />
1641 1644<br />
| 29
<strong>Afrikanische</strong> <strong>Kunst</strong><br />
1649<br />
1650<br />
| 30<br />
1649<br />
ASANTE WICKELGEWAND<br />
Ghana. L 320 cm B 220 cm. Baumwoll- und Seidengarn.<br />
Provenienz: Schweizer Privatsammlung.<br />
Die farbenfrohen Kente genannten Umschlagtücher bestehen aus bis zu<br />
über 20 separat gewobenen und zusammengenähten Streifen. Gewoben<br />
wurden diese ausschliesslich von Männern, getragen aber auch von Frauen.<br />
Sie sind als Bekleidung persönlicher Besitz und damit äusseres Zeichen<br />
von Prestige, Rang und Zugehörigkeit. Wegen ihrem Wert, der sich aus<br />
Materialkosten, Arbeitsaufwand und der subjektiven Schönheit errechnet,<br />
wurden sie auch als Tauschmittel, Geschenk und Wertanlage verwendet.<br />
Gewisse Farben, Anzahl Banden und Motive sind für bestimmte Ränge<br />
und Zeremonien reserviert. Die in die Schmalbandwebstreifen eingearbeiteten<br />
scheinbar gleichmässigen geometrischen Motive besitzen Namen,<br />
die für Eingeweihte ähnlich Piktogrammen lesbar sind.<br />
Weiterführende Literatur: Ross, Doran (1998).<br />
Wrapped in Pride. Los Angeles: Fowler Museum of Cultural History.<br />
CHF 500.- / 1 000.-<br />
(€ 350.- / 690.-)<br />
1650<br />
ASANTE WICKELGEWAND<br />
Ghana. L 320 cm B 210 cm. Baumwoll- und Seidengarn.<br />
Beschrieb siehe Lot 1649<br />
CHF 500.- / 1 000.-<br />
(€ 350.- / 690.-)<br />
1651<br />
NAFANA MASKE<br />
Burkina Faso/Elfenbeinküste/Ghana. H 204 cm.<br />
Provenienz: Nachlass L. Hoesch, Schönenberg.<br />
Die aus einem Wurzelblatt gefertigten, zoomorphen Brettmasken aus dem<br />
bedu-Kult (bedu = Mond) tanzten paarweise bei Vollmond, um bevorstehende<br />
Gefahren abzuwenden und das Dorf vor unheilvollen Kräften zu<br />
beschützen.<br />
Die monumentalen Masken wachten auch gleichzeitig über den Zusammenhalt<br />
innerhalb der Gemeinschaft, und vermittelten während einer<br />
eigenen Zeremonie, die mehrere Tage dauern konnte versöhnend bei<br />
Streitigkeiten. Form- und Farbgebung beinhalten auch deshalb alle erdenkbaren<br />
Gegensätze wie männlich/weiblich, oben/unten, hell/dunkel, rund/<br />
eckig, voll/leer, Wasser/Land, Himmel/Erde usw., die bei den Zeremonien<br />
bewusst zum Tragen kamen.<br />
Die Maske stellte vordergründig einen abstrahierten Büffel dar. Durch<br />
Initiation lernten die Mitglieder der Gesellschaft die tiefere Symbolik der<br />
Maske zu lesen.<br />
Die Gestaltung dieser männlichen Maske ist sicherlich ein Musterbeispiel<br />
für die in der <strong>Afrikanische</strong>n <strong>Kunst</strong> geschätzte Abstraktion und Reduktion<br />
auf das Wesentliche. Es geht hier nicht darum, die Natur nachzubilden,<br />
sondern um die Erfindung einer neuen Form und um den Ausdruck von<br />
Inhalten.<br />
Weiterführende Literatur: Arnaut, Karel / Dell, Elizabeth (1996).<br />
Bedu is my Lover. Brighton: The Green Centre for Non-Western Art at<br />
the Royal Pavilion, Art Gallery and Museums.<br />
CHF 10 000.- / 20 000.-<br />
(€ 6 940.- / 13 890.-)
1651<br />
| 31
<strong>Afrikanische</strong> <strong>Kunst</strong><br />
1653 1654 1655<br />
1652 Keine Abb.<br />
AKAN FIGUR<br />
Ghana (?). H 26,5 cm.<br />
Provenienz: Nachlass Hermann Brügger, Solothurn.<br />
Puppenartige- Figur, deren Zuordnung und Verwendung im Nachhinein<br />
ausserhalb des ursprünglichen Kontextes schwierig ist.<br />
CHF 500.- / 1 000.-<br />
(€ 350.- / 690.-)<br />
1653<br />
AKAN FIGUR<br />
Ghana. H 28,5 cm.<br />
Provenienz: Nachlass Hermann Brügger, Solothurn.<br />
Asymmetrische, Hocker tragende Figur, deren Verwendung im Nachhinein<br />
ausserhalb des ursprünglichen Kontextes schwierig ist.<br />
CHF 1 000.- / 2 000.-<br />
(€ 690.- / 1 390.-)<br />
1654<br />
AKAN STÖSSEL<br />
Elfenbeinküste. H 34,5 cm.<br />
Provenienz: Nachlass Hermann Brügger, Solothurn.<br />
CHF 500.- / 800.-<br />
(€ 350.- / 560.-)<br />
| 32<br />
1655*<br />
AKAN FIGUR<br />
Ghana. H 29,5 cm.<br />
Provenienz: Nachlass Gmür, Genolier.<br />
Realitätsnahe Szene aus dem grossen Fundus figurativer Illustrationen der<br />
Akan, die sich vielfach auf Sprichwörter beziehen.<br />
Bei Kapitalstrafe wurde den Verurteilten sofort nach der Urteilsverkündung<br />
die Zunge durchstochen, damit der zum Tod Verurteilte keinen<br />
Fluch mehr über den Häuptling aussprechen konnte.<br />
Weiterführende Literatur: Ross, Doran H. (2008). Das Gold der Akan.<br />
Museum Liaunig. Neuhaus: Museumsverwaltung GmbH.<br />
CHF 1 000.- / 2 000.-<br />
(€ 690.- / 1 390.-)
1657<br />
1656 Abb. S. 76<br />
ASANTE GEFÄSS<br />
Ghana. H 25,5 cm. Terrakotta.<br />
Provenienz: Nachlass Gmür, Genolier.<br />
Die äussert elegant gestalteten abusua kuruwa (Topf der Familie) genannten<br />
Gefässe dienten als Aufbewahrungsgefäss der Seelen der Ahnen.<br />
Sie wurden so lange auf Familienschreine verehrt, wie man sich an den<br />
Verstorbenen erinnerte. Das Reliefdekor verweist auf verschiedene Asante<br />
Allegorien - so stellt die Leiter z.B. das Sprichwort „Die Leiter des Todes<br />
hat viele Gäste“ dar.<br />
Weiterführende Literatur: Cole, Herbert M. / Ross, Doran H. (1977).<br />
The Arts of Ghana. Los Angeles: University of California.<br />
CHF 500.- / 1 000.-<br />
(€ 350.- / 690.-)<br />
1657*<br />
ASANTE KOPF<br />
Ghana. H 25 cm. Terrakotta.<br />
Provenienz: Nachlass Gmür, Genolier.<br />
Aufgrund der Grösse und des Erhaltungszustandes besonders wertvoller<br />
Porträtkopf mit edlem Gesicht und schmuckvoller Frisur. Die idealisierten<br />
Porträts der Verstorbenen aus gebranntem Ton wurden von Frauen gefertigt,<br />
denen das Handwerk mit Keramik vorbehalten war.<br />
Sie wurden zur Erinnerung an Vorfahren und als materialisierte Verbindung<br />
zwischen Dies- und Jenseits in gesonderten Hainen aufgestellt und<br />
dort so lange zeremoniell verehrt, bis niemand sich an die Dargestellten<br />
mehr erinnern konnte.<br />
Weiterführende Literatur: Cole, Herbert M. / Ross, Doran H. (1977).<br />
The Arts of Ghana. Los Angeles: University of California.<br />
CHF 3 000.- / 5 000.-<br />
(€ 2 080.- / 3 470.-)<br />
| 33
<strong>Afrikanische</strong> <strong>Kunst</strong><br />
| 34<br />
1658<br />
NAFANA MASKE<br />
Burkina Faso/Elfenbeinküste/Ghana. H 167 cm.<br />
Provenienz: Nachlass L. Hoesch, Schönenberg.<br />
Beschrieb siehe Lot 1651<br />
CHF 10 000.- / 15 000.-<br />
(€ 6 940.- / 10 420.-)
1659<br />
NAFANA MASKE<br />
Burkina Faso/Elfenbeinküste/Ghana. H 191 cm.<br />
Provenienz: Nachlass L. Hoesch, Schönenberg.<br />
Beschrieb siehe Lot 1651<br />
CHF 10 000.- / 15 000.-<br />
(€ 6 940.- / 10 420.-)<br />
| 35
<strong>Afrikanische</strong> <strong>Kunst</strong><br />
ASANTE FIGUREN (Lot 1660 - 1666)<br />
akua-ba-Figuren wurden von Frauen verehrt, damit ihr Kinderwunsch in<br />
Erfüllung ging. Sie wurden in Schreinen gepflegt und im Wickelkleid auf<br />
dem Rücken getragen.<br />
Dieser Brauch geht auf eine Akan-Sage zurück, in der ein Priester der<br />
unfruchtbaren jungen Frau namens Akua verordnete, sich ein hölzernes<br />
Kind (ba) schnitzen zu lassen, damit ihr Kinderwunsch in Erfüllung gehe.<br />
Sie solle diese Puppe pflegen, als wäre es ihr wahrhaftiges Kind, empfahl<br />
er weiter, was Akua auch befolgte. Das nicht vermeidbare Gespött der<br />
1660<br />
ASANTE FIGUR<br />
Ghana. H 25 cm.<br />
Provenienz: Brigitte Menzel, Berlin.<br />
CHF 1 000.- / 1 800.-<br />
(€ 690.- / 1 250.-)<br />
1661<br />
ASANTE FIGUR<br />
Ghana. H 23,5 cm.<br />
Provenienz:<br />
E. Speidel, Männedorf.<br />
Schweizer Privatsammlung.<br />
CHF 800.- / 1 200.-<br />
(€ 560.- / 830.-)<br />
1662<br />
ASANTE FIGUR<br />
Ghana. H 35 cm.<br />
Provenienz: Nachlass Hermann Brügger, Solothurn.<br />
CHF 1 000.- / 2 000.-<br />
(€ 690.- / 1 390.-)<br />
1663<br />
ASANTE FIGUR<br />
Ghana. H 24 cm.<br />
Provenienz: Nachlass Hermann Brügger, Solothurn.<br />
CHF 400.- / 800.-<br />
(€ 280.- / 560.-)<br />
1664 Abb. S. 76<br />
ASANTE FIGURENGRUPPE<br />
Ghana. H 11,5 cm. Gelbguss.<br />
Provenienz: Nachlass Hermann Brügger, Solothurn.<br />
Neuzeitliche Gussarbeit aus den 1960er-Jahren die gusstechnisch an die<br />
Tradition der bekannten Goldgewichte anschliesst und rein illustrativen<br />
Wert hat. Gezeigt ist in perfektem Guss eine höfische Szene, wie sie noch<br />
heute während Festlichkeiten der Asante anzutreffen ist. Im Zentrum sitzt<br />
ein König in einem Tragsessel unter einem Schirm - um ihn herum sind<br />
Musikanten, Träger und andere höfische Beamte detailgetreu dargestellt.<br />
CHF 500.- / 1 000.-<br />
(€ 350.- / 690.-)<br />
| 36<br />
Dorfbewohner war von kurzer Dauer, denn sie gebar kurz darauf eine<br />
wunderschöne Tochter.<br />
Nach einer Geburt wird die Figur von der Besitzerin weiter gepflegt und<br />
schliesslich vererbt. Die Figur ist folglich Sinnbild für den Fortbestand der<br />
Familie und für Fruchtbarkeit.<br />
Weiterführende Literatur: Cole, Herbert M. / Ross, Doran H. (1977).<br />
The Arts of Ghana. Los Angeles: University of California.<br />
1665*<br />
EWE FIGUR<br />
Ghana. H 82 cm.<br />
Provenienz: Nachlass Gmür, Genolier.<br />
Mutter-Kind-Darstellung zur Ehrung einer Urahnin evtl. der königlichen<br />
Linie. Mit dem zentralen Thema der Mutterschaft eng verbunden sind<br />
die Ernährung, die Familie sowie das Fortbestehen des Klans oder des<br />
Staates. Die Skulptur wurde in diesem Zusammenhang in einem Schrein<br />
rituell verehrt und beopfert.<br />
Weiterführende Literatur: Cole, Herbert M. / Ross, Doran H. (1977).<br />
The Arts of Ghana. Los Angeles, University of California.<br />
CHF 1 000.- / 2 000.-<br />
(€ 690.- / 1 390.-)<br />
1666<br />
FANTE FIGUR<br />
Ghana. H 27 cm.<br />
Provenienz: Nachlass Hermann Brügger, Solothurn.<br />
CHF 500.- / 800.-<br />
(€ 350.- / 560.-)<br />
1667 Abb. S. 77<br />
ABRON FIGUR<br />
Ghana. H 26,5 cm.<br />
Provenienz: österreichische Privatsammlung.<br />
Vermutlich eine Ahnendarstellung und damit ein Symbol der Gemeinschafts-<br />
Kontinuität über die weibliche Linie. Frauen sollen idealerweise stark und mit<br />
der Erde verwurzelt aufrecht im Leben stehen. Solche Darstellungen dienten<br />
als Anschauungsmittel während der Initiation von Jugendlichen und danach<br />
vor allem als Gunst spendende Begleiter im täglichen Leben. Die exquisite<br />
Figur dürfte einst teilweise mit Plattgold überzogen gewesen sein.<br />
Weiterführende Literatur: Cole, Herbert M. / Ross, Doran H. (1977).<br />
The Arts of Ghana. Los Angeles: University of California.<br />
CHF 3 000.- / 5 000.-<br />
(€ 2 080.- / 3 470.-)
1660<br />
1661 1662<br />
1663 1665<br />
1666<br />
| 37
<strong>Afrikanische</strong> <strong>Kunst</strong><br />
YORUBA FIGUREN (Lot 1670 bis 1674)<br />
Über Zwillinge wurde schon immer gerätselt: Vergöttert oder verteufelt,<br />
in Legenden und Mythen, ja sogar in der Astrologie finden wir die Paare<br />
als Ausdruck der Faszination, die von Ihnen ausgeht, so auch bei den<br />
Yoruba im Südwesten Nigerias, welche nachweislich die weltweit höchste<br />
Zwillingsgeburtenrate für sich beanspruchen können.<br />
Bei den Yoruba werden Zwillingen besondere übernatürliche Kräfte zugeschrieben.<br />
Sie bringen der Familie einerseits Glück, Gesundheit sowie<br />
Wohlstand und können andererseits Unheil, Krankheit und Tod abwehren.<br />
Aus diesem Grund geniessen sie ein Leben lang besonderes Interesse. Für<br />
die Yoruba verfügen Zwillinge über eine gemeinsame unteilbare Seele.<br />
Stirbt einer der Zwillinge, ist das Gleichgewicht dieser Einheit gestört und<br />
der überlebende Zwilling folglich gefährdet.<br />
1668<br />
AKAN FIGUR<br />
Ghana. H 33,5 cm.<br />
Provenienz:<br />
Marcel De Schryver (1926-1992), Genf.<br />
Schweizer Privatsammlung.<br />
Diese sensible Figur mit mustergültiger Patina diente als Anschauungsmittel<br />
für die Initiation der Jugendlichen. Angefertigt wurde sie auf Anweisung<br />
eines Priesters, der die Fruchtbarkeitsfigur einer Gottheit weihte.<br />
Die Figur wurde eine Zeit lang wie ein wirkliches Kind umsorgt und nach<br />
einer erfolgreichen Schwangerschaft auf einem Schrein aufbewahrt.<br />
Weiterführende Literatur: Cole, Herbert M. / Ross, Doran H. (1977).<br />
The Arts of Ghana. Los Angeles: University of California.<br />
CHF 5 000.- / 8 000.-<br />
(€ 3 470.- / 5 560.-)<br />
1669 Abb. S. 76<br />
FON FIGURENGRUPPE<br />
Benin. H 36 cm.<br />
Provenienz: Nachlass L. Hoesch, Schönenberg.<br />
Schutzfiguren wie diese wurden rituell von Priestern besprochen und<br />
beopfert, wodurch sie die Macht erhalten sollten, bestimmte, an sie<br />
gerichtete Aufträge zu erfüllen. Diese kuriose Darstellung vereint drei<br />
Charaktere in einer Figur und greift mit Sicherheit die Themen Wissen,<br />
Macht, Alter, Respekt und Reichtum auf. In der Schulterpartie ist eine<br />
verschliessbare Vertiefung für kraftspendende Substanzen ausgespart.<br />
Weiterführende Literatur: Chesi, Gert (1997). Die Medizin der schwarzen<br />
Götter. Innsbruck: Haymon Verlag.<br />
CHF 1 000.- / 2 000.-<br />
(€ 690.- / 1 390.-)<br />
1670 Abb. S. 57<br />
YORUBA FIGUR<br />
Nigeria. H 28,5 cm.<br />
Provenienz: Nachlass Hermann Brügger, Solothurn.<br />
CHF 400.- / 800.-<br />
(€ 280.- / 560.-)<br />
| 38<br />
Um dies zu vermeiden, wird in einem zeremoniellen Ritual eine Holzfigur,<br />
ibeji genannt, zur symbolischen Ersatz-Wohnstätte für die Seele des<br />
Verstorbenen geweiht. Von der Pflege und Verehrung dieses ibeji hängt<br />
dann das Wohl des zweiten Zwillings ab. Zugleich wird auch eine weitere<br />
Figur gefertigt, die die Seele des zweiten Zwillings beherbergen wird.<br />
Sind beide Zwillinge gestorben, werden die Figuren weiterhin sorgfältig<br />
behütet und als Erinnerung aufbewahrt, bis sich niemand mehr an die<br />
Verstorbenen erinnern kann.<br />
Weiterführende Literatur:<br />
Polo Fausto (2008). Enzyklopädie der Ibeji. Turin: Ibeji Art.<br />
1671 Keine Abb.<br />
2 YORUBA FIGUREN<br />
Nigeria. H 28 cm, 29,5 cm.<br />
Provenienz: Nachlass Hermann Brügger, Solothurn.<br />
CHF 300.- / 500.-<br />
(€ 210.- / 350.-)<br />
1672 Keine Abb.<br />
YORUBA FIGUR<br />
Nigeria. H 27 cm.<br />
Provenienz: Nachlass Hermann Brügger, Solothurn..<br />
CHF 400.- / 800.-<br />
(€ 280.- / 560.-)<br />
1673 Keine Abb.<br />
3 YORUBA FIGUREN<br />
Nigeria. H 20 cm, 24 cm, 25 cm.<br />
Provenienz: Nachlass Hermann Brügger, Solothurn.<br />
CHF 300.- / 500.-<br />
(€ 210.- / 350.-)<br />
1674 Abb. S. 57<br />
YORUBA FIGUR<br />
Nigeria. H 26,5 cm.<br />
Provenienz:<br />
Pater Luitfried Marfurt, Mont Febe, Kamerun (1965).<br />
Schweizer Privatsammlung.<br />
CHF 800.- / 1 000.-<br />
(€ 560.- / 690.-)
1668<br />
| 39
<strong>Afrikanische</strong> <strong>Kunst</strong><br />
| 40<br />
1675<br />
OWO WIDDERKOPF<br />
Nigeria. 41,5 cm.<br />
Provenienz: Schweizer Privatsammlung.<br />
Das owo-Königreich, mit der gleichnamigen Hauptstadt Owo, befindet<br />
sich im heutigen Yoruba-Gebiet, zwischen den Reichen Benin<br />
und Ife. Zwischen 1400 und 1600 war Owo das Zentrum des Yoruba-<br />
Staates und archäologische Funde belegen die Kultur bis in das frühe<br />
15. Jahrhundert.<br />
Durch geschicktes Agieren und auch durch Zahlung von Tribut konnte<br />
Owo bis heute seine Unabhängigkeit gegenüber den mächtigen Nachbarn<br />
bewahren. Trotz dieser Eigenständigkeit fand eine stetige gegenseitige<br />
Beeinflussung der Kulturen statt, die auch in der Formensprache<br />
klar zu erkennen ist. Die für ihre meisterhaft gefertigten Elfenbein- und<br />
Holzskulpturen weitherum bekannten Schnitzer von Owo verkauften<br />
z.B. viele ihrer <strong>Kunst</strong>werke in das Benin-Reich.<br />
Dieser aus einem Stück geschnitzte Kopf eines Widders stand einst<br />
auf einem Altar in einem Hausschrein eines Amtsträgers. Regelmässige<br />
Huldigung, vor allem bei der Yams Ernte, und rituelle Handlungen<br />
sichern die Stellung und das Wohlergehen der Familie, die auch durch<br />
das Kraftobjekt mit den Vorfahren kommuniziert. Es weist auch deshalb<br />
rückseitig einen schmalen Hohlraum für kraftspendende Attribute auf.<br />
Wegen der Eigenschaften des Widders (Wachsamkeit, Ausdauer,<br />
Potenz, Kraft, Kampffähigkeit, Beharrlichkeit usw.) ist die massive<br />
Skulptur ein dynastisches Symbol und steht damit sinnbildlich für die<br />
Autorität und Macht der Herrscher. Der dynamische Schwung der<br />
Hörner, die alerten Ohren der kräftige Hals auf der kunstvoll verzierten<br />
Standfläche sind musterhaft für die ausdrucksstarke <strong>Kunst</strong> der Owo.<br />
Weiterführende Literatur: Eyo, Ekpo (1977). Two Thousand Years<br />
Nigerian Art. Lagos: Federal Department of Antiquities.<br />
CHF 10 000.- / 20 000.-<br />
(€ 6 940.- / 13 890.-)
| 41
<strong>Afrikanische</strong> <strong>Kunst</strong><br />
1676 1677<br />
1676*<br />
YORUBA ORAKELBRETT<br />
Nigeria. H 35, B 35 cm.<br />
Provenienz: Nachlass Gmür, Genolier.<br />
Im ganzen Yoruba-Gebiet sind Orakel-Befragungen bei und durch ifa-<br />
Priester eine wichtige Institution.<br />
Hilfesuchende wenden sich an den Geistlichen mit der Bitte um Rat in<br />
persönlichen oder übergeordneten Angelegenheiten. Dieser schlägt während<br />
der Befragung mit einem Klopfer gegen das Brett, um die Aufmerksamkeit<br />
von orunmila, der Gottheit, an welche die Bitte um Weissagung<br />
gerichtet ist, zu erregen. Danach wirft er nach genau vorgegebenem<br />
Schema Palmnüsse.<br />
Das Orakelbrett opon ifa ist dabei eine Art Notizfläche für später zu<br />
interpretierende Wurfkombinationen. Charakteristisch für die ifa-Bretter<br />
sind ihre flache Form sowie der mit Figuren und geometrischen Mustern<br />
beschnitzte Rand. Das Gesicht am Rand des Brettes repräsentiert eshu,<br />
der auch als Götterbote amtiert.<br />
Weiterführende Literatur:<br />
Homberger, Lorenz (1991). Yoruba. Zürich: Museum Rietberg.<br />
CHF 500.- / 1 000.-<br />
(€ 350.- / 690.-)<br />
1677<br />
YORUBA ORAKELBRETT<br />
Nigeria. Ø 35,5 cm.<br />
Provenienz: Nachlass Hermann Brügger, Solothurn.<br />
Beschrieb siehe Lot 1676<br />
CHF 500.- / 1 000.-<br />
(€ 350.- / 690.-)<br />
| 42<br />
1678 Abb. S. 76<br />
YORUBA MASKE<br />
Nigeria. H 20 cm.<br />
Provenienz: Schweizer Privatsammlung.<br />
Maske des egungun-Bundes, der die Beziehungen zwischen den Ahnen<br />
und den Lebenden regelte.<br />
Die Ahnen zählen zu den wichtigsten Kräften, die die menschliche Welt<br />
der Yoruba beeinflussen. Das Ziel der menschlichen Existenz liegt nicht<br />
in einem glücklichen Leben nach dem Tode, sondern in einem Leben auf<br />
der Erde in einer vitalen Gemeinschaft, die mit jeder Generation grösser<br />
und stärker wird.<br />
Die Ahnen möchten, dass ihre Lebenskraft durch neugeborene Kinder in<br />
die Gemeinschaft zurückkehrt. Sie verkörpern die einzigen kosmischen<br />
Kräfte, die ein starkes Interesse am Gedeihen und Wohlbefinden der<br />
Gemeinschaft haben. Sie warnen deren lebende Mitglieder durch Träume<br />
oder das Orakel, wenn die Gemeinschaft in Gefahr ist. In der Gestalt von<br />
egungun-Masken kommen sie alljährlich in die Stadt, um die Gemeinschaft<br />
von Kriminellen und Hexen zu säubern.<br />
Das auf diesen egungun-Masken überdimensional dargestellte Haarbüschel<br />
gilt als Zeichen der Jäger. Bei dieser Maske fehlt der untere Teil.<br />
Dieser war jedoch nur eine kurze Weiterführung des Halses oder ein vielleicht<br />
flaches Brett, an dem das Kostüm an der Maske befestigt wurde.<br />
Weiterführende Literatur: Abiodun, Rowland / Drewal, Henry /<br />
Pemberton, John (1991). Yoruba. Zürich: Museum Rietberg.<br />
CHF 600.- / 1 000.-<br />
(€ 420.- / 690.-)
1679<br />
1679*<br />
YORUBA MASKE<br />
Nigeria. H 28 cm.<br />
Provenienz: österreichische Privatsammlung.<br />
Tanzmaske des gelede-Bundes aus dem Südwesten des Yoruba-Landes.<br />
Jeder von Krankheit, Unfruchtbarkeit oder einem anderen Unglück<br />
Betroffene versucht, wenn das Orakel Hexen als Ursache bestimmt hat,<br />
die „Mütter“ durch Opfer zu beschwichtigen und zugleich die Krankheit<br />
mit Kräutern zu bekämpfen sowie weiteren Schutz in Form von Amuletten<br />
zu suchen. Doch kann auch die Gesellschaft als Ganzes die „Mütter“<br />
beleidigen, indem sie Fehlverhalten toleriert - und die Gemeinschaft kann<br />
sich nicht mit Amuletten schützen.<br />
Der gelede-Bund bietet Schutz gegen die Hexen, und zwar nicht, indem<br />
er sie bekämpft, sondern indem er die „Mütter“ einmal im Jahr (oder so<br />
oft wie nötig) zu einem Fest zu ihren Ehren einlädt, bei dem sämtliches<br />
Fehlverhalten in der Gemeinschaft aufgedeckt, verurteilt und verspottet<br />
wird. Der gelede-Bund wird von Frauen geführt, die Männer agieren als<br />
Tänzer, Sänger und Helfer.<br />
Obwohl zahlreiche verschiedene lokale Varianten des gelede-Festes existieren,<br />
so ist doch die Grundstruktur überall gleich. Es beginnt abends<br />
mit der Darbietung eines Efe genannten Sängers und geht am folgenden<br />
Nachmittag mit dem eigentlichen gelede-Fest weiter, bei dem unter anderen<br />
zahlreiche Maskentänzer auftreten.<br />
Er ist hauptsächlich dem Vergnügen und der Unterhaltung gewidmet.<br />
Dutzende maskierte Tänzer führen bei dieser Gelegenheit bisweilen<br />
auch paarweise abwechselnd kurze temperamentvolle Tänze neben den<br />
Trommlern auf.<br />
Die stets wie ein menschlicher Kopf gestalteten gelede-Masken werden<br />
so getragen, dass der Tänzer unter dem Rand hervorblicken kann. Auf<br />
dieser Grundmaske sitzt in der Regel ein Aufbau mit verschiedensten<br />
Darstellungen, in deren Gestaltung und Ausführung sich die Holzschnitzer<br />
an Virtuosität gegenseitig überbieten. Zu den traditionellen Kostümen<br />
der Tänzer gehören zahlreiche Kopftücher und Frauenschals, ausserdem<br />
tragen sie Beinrasseln um die Fussknöchel.<br />
Hier dargestellt ist vermutlich ein Einheimischer der freiwillig oder<br />
gezwungenermassen in den uniformierten Dienst der Kolonialherrschaft<br />
gestellt wurde.<br />
Weiterführende Literatur: Lawal, Babatunde (1996).<br />
The Gelede Spectacle. Washigton: University of Washington Press.<br />
CHF 2 000.- / 4 000.-<br />
(€ 1 390.- / 2 780.-)<br />
| 43
<strong>Afrikanische</strong> <strong>Kunst</strong><br />
1680<br />
| 44<br />
1680<br />
YORUBA HAUSPFOSTEN<br />
Nigeria. H 195 cm.<br />
Provenienz: Nachlass Hermann Brügger, Solothurn.<br />
Der untere Teil des Pfostens zeigt eine kniende Frau in klassischer<br />
Begrüssungs-Haltung, bei der sie ihre Brüste anhebt, der obere Teil einen<br />
thronenden Machthaber.<br />
CHF 5 000.- / 10 000.-<br />
(€ 3 470.- / 6 940.-)<br />
YORUBA HAUSPFOSTEN<br />
Figurativ gestaltete, geschnitzte Hauspfosten finden sich im Yoruba-<br />
Land von Ketu bis Ekiti. Vorliegender wurde von Hermann Brügger<br />
1968 erworben und stammt aus der Liquidation einer afrikanischen<br />
Missionsstation.<br />
Die vielleicht bekanntesten sind die Fassadenpfosten des Agbeni-Shango-<br />
Schreins in Ibadan. Hölzerne Hauspfosten stützen die überhängenden<br />
Dächer über Fassaden und Höfen von Palästen, Schreinen und Gräbern<br />
und, mit geschnitzten Darstellungen versehen, verleihen sie Gebäuden<br />
Status und Glanz.<br />
Bisweilen verschönern sie die Fassade eines Hauses oder eines Schreines,<br />
manchmal stützen sie das Dach von Innenhöfen. Sie sind eher dekorativ<br />
als funktional. Obwohl sie meist für eine ganz bestimmte Stelle geschnitzt<br />
wurden, werden sie häufig an neuer Stelle wieder genutzt, wenn ein Haus<br />
renoviert wird.<br />
Beeindruckende Pfosten eines erfahrenen Schnitzers aus dem Ekiti-<br />
Gebiet, der sein Handwerk vermutlich in der Werkstatt von Obembe<br />
Alaye (ca. 1869-1939), dem Ologunde von Efon-Alaye, erlernt hat.<br />
Weiterführende Literatur:<br />
Abiodun, Rowland / Drewal, Henry / Pemberton, John (1991).<br />
Yoruba. Zürich: Museum Rietberg.
1681*<br />
YORUBA HAUSPFOSTEN<br />
Nigeria. H 214 cm.<br />
Provenienz: Sammlung Hermann Brügger, Solothurn.<br />
Dargestellt ist hier ein Jäger-Held auf einem Pferd mit zwei Dienern.<br />
CHF 5 000.- / 10 000.-<br />
(€ 3 470.- / 6 940.-)<br />
1681<br />
| 45
<strong>Afrikanische</strong> <strong>Kunst</strong><br />
1682 1683<br />
1682*<br />
YORUBA MASKE<br />
Nigeria. H 62 cm.<br />
Provenienz: österreichische Privatsammlung.<br />
Allgemein als otonporo bezeichnete und als Darstellung eines Büffels<br />
interpretierte Maske aus der Gegend von Ekiti.<br />
Laut der vorsichtigen Analyse von Hans Witte sind von diesem Maskentyp<br />
nur drei weitere Beispiele bekannt: eines im Musée du Quai Branly<br />
in Paris, eines im Afrika-Museum Berg en Dal und eines Im National<br />
Museum von Lagos. Weitere Masken können laut ihm trotz Ähnlichkeiten<br />
nicht mit diesem Modell verglichen werden. Seiner Meinung nach<br />
könnte es sich bei der Darstellung genau so gut um ein Nilpferd handeln.<br />
Laut Hélène Joubert tritt die Gestalt am vierten Tag des ogun-Festes auf<br />
und beschützt alle, die mit Metall arbeiten, wie Schnitzer, Giesser und<br />
Schmiede.<br />
Die Maske ist in den klassischen Yoruba Farben (Rot, Blau, Weiss) gefasst<br />
und weist Originalreparaturen mit Metallklammern auf. Ursprünglich war<br />
auf den Wangen beiderseits ein über die Nase verlaufender Bügel befestigt.<br />
Vergl.:<br />
Hans, Witte (2004). A Closer Look. Berg en Dal: Afrika Museum. Abb. 204.<br />
Martin, Jean-Hubert (1997). Arts du Nigeria. Paris: Réunion des Musées<br />
Nationaux. Abb. 114.<br />
CHF 3 500.- / 5 500.-<br />
(€ 2 430.- / 3 820.-)<br />
| 46<br />
1683<br />
YORUBA MASKE<br />
Nigeria. H cm.<br />
Provenienz: Nachlass L. Hoesch, Schönenberg.<br />
In der flachen Küstenregion von Ijebu schwellen die zahlreichen Flüsse<br />
mit ihren Hunderten von Flachwasser-Nebenflüssen in der Regenzeit zu<br />
einem wahren Labyrinth aus Bächen und Wasserwegen an, die mit der<br />
Lagunenküste verbunden sind. Diese fischreichen Gewässer ermöglichten<br />
als Transportwege Handelskontakte zwischen benachbarten Ethnien<br />
sowie mit Europäern. In einer solchen Umgebung wurden Wassergeister<br />
als spirituelle Kräfte für das Gedeihen und das Wohlergehen der lokalen<br />
Bevölkerung von Bedeutung.<br />
Diese für den Wohlstand und Kindersegen zuständigen Wesen wurden<br />
im agbo-ekine-Kult verehrt. Die ansässigen Ijebu-Yoruba hatten diesen<br />
ekine-Kult mit den Ijo und anderen Gruppen an der Küste im Nigerdelta<br />
gemeinsam und der Einfluss dieser Nachbarn zeigte sich deutlich in der<br />
Gestaltung bestimmter Wassergeist-Masken. Die Wassergeister erschienen<br />
in Gestalt verschiedener Masken, die igodo, der Vogel, agira, die Antilope,<br />
und oni, das Krokodil, heissen.<br />
Weiterführende Literatur: Wittmer, Marcilene K. / Arnett, William<br />
(1978). Three Rivers of Nigeria. Atlanta: The High Museum of Art.<br />
CHF 2 000.- / 4 000.-<br />
(€ 1 390.- / 2 780.-)
1684 1685<br />
1684*<br />
YORUBA ARMSCHMUCK<br />
Nigeria. H 14 cm. Gelbguss.<br />
Provenienz:<br />
Ann Patricia Withofs, London.<br />
Israelische Privatsammlung.<br />
CHF 2 500.- / 3 500.-<br />
(€ 1 740.- / 2 430.-)<br />
1685*<br />
YORUBA ARMSCHMUCK<br />
Nigeria. H 14 cm. Gelbguss.<br />
Provenienz:<br />
Ann Patricia Withofs, London.<br />
Israelische Privatsammlung.<br />
CHF 2 500.- / 3 500.-<br />
(€ 1 740.- / 2 430.-)<br />
YORUBA BRONZEN (Lot 1684 und 1685)<br />
Fuss- und reichlich verzierte Armreifen in Kupferlegierung gehörten zur<br />
Zeremonialausstattung von Herrschern, Priestern und oshugbo-Mitgliedern<br />
in Ijebu.<br />
Häufig wurden die Armringe durchbrochen gegossen und an ihren<br />
oberen und unteren Rändern hingen, wie hier noch vorhanden,<br />
Schellen. Ausgrabungsergebnisse eines Grabes in Ijebu-Ode und<br />
Thermolumineszenz-Altersbestimmungen bestätigten, dass einige diese<br />
Armreifen vor dem 18. Jahrhundert hergestellt wurden.<br />
Es scheint wahrscheinlich, dass Häuptlinge mit diesen Ringen am<br />
Arm begraben wurden. Informanten und Fotografien zeigen, dass die<br />
Armreifen heute bisweilen auf Altären zu finden sind und damit privaten<br />
Schreinen Prestige verleihen und eine gewisse Familientradition einführen.<br />
Die Ikonografie der ausgefeilten Dekors mit Menschen- und Tierköpfen<br />
sowie mit Menschenfiguren, die oft Welsbeine haben, ist bei weitem<br />
nicht klar, bezieht sich aber wahrscheinlich auf die Lineage-<br />
Ahnen als Bewohner der Erde und Bewacher der Lebenden. Diese<br />
Zeremonialarmreifen wurden in der Regel paarweise hergestellt.<br />
Weiterführende Literatur:<br />
Dobbelmann Dr., Th. A. H. M. (1976).<br />
Der Ogboni Geheimbund. Berg en Dal: Afrika Museum.<br />
| 47
<strong>Afrikanische</strong> <strong>Kunst</strong><br />
1686<br />
| 48
1686*<br />
YORUBA TÜRFLÜGEL<br />
Nigeria. H 162 cm, B 73 cm.<br />
Provenienz: Deutsche Privatsammlung.<br />
Zierelemente an Palästen, Schreinen und Grabstätten unterstreichen den<br />
sozialen Status von Besitzern und Kulten. Sie finden sich in jedem Winkel<br />
des Yoruba-Landes.<br />
Auf Türen geschnitzte Reliefdarstellungen von Menschen, Tieren und<br />
Kultsymbolen sind meistens in mehreren horizontalen Flächen angeordnet.<br />
Manchmal sind die Bilder in einer freieren Komposition angeordnet und<br />
durch abstrakte Dekors unterteilt, wie wir sie zum Beispiel bei einigen<br />
Türen aus Erin und Ikare sehen.<br />
Verschiedene Bilder auf einem einzigen Yoruba-Objekt wie einer Tür<br />
oder einem Orakelbrett erzählen nie eine Geschichte. Sie müssen als eine<br />
Reihe unabhängiger Symbole interpretiert werden. Diese Serienkomposition<br />
lässt sich exzellent anhand einer Studie von Palasttüren aus der<br />
Opin-Region (einschliesslich der Dörfer Osi Ilorin, Ikerin und Isare) im<br />
nördlichen Ekiti demonstrieren.<br />
In diesem Gebiet lebten berühmte Meister wie Oshamuko, Areogun und<br />
andere, die häufig hervorragend ausgebildete Schüler hatten. Sie schnitzten<br />
Türen für Könige, Häuptlinge, ogboni-Häuser und -Schreine und verwendeten<br />
dabei alle ein bestimmtes Repertoire aus unabhängigen Szenen,<br />
die auf horizontalen, übereinander angeordneten Flächen dargestellt und<br />
mit abstrakten Dekors umrahmt sind.<br />
Weiterführende Literatur: Abiodun, Rowland / Drewal, Henry /<br />
Pemberton, John (1991). Yoruba. Zürich: Museum Rietberg.<br />
CHF 4 000.- / 6 000.-<br />
(€ 2 780.- / 4 170.-)<br />
1687 Abb. S. 76<br />
YORUBA FIGUR<br />
Nigeria. H 49 cm.<br />
Provenienz: Schweizer Privatsammlung.<br />
Schreinfigur, welche das Schicksal zu Gunsten der Opfer bringenden<br />
Anhänger beeinflusste und die vorbildhafte Verehrung für den orisha zum<br />
Ausdruck bringt. Orisha sind Gottheiten, die als Söhne oder Helfer des<br />
olodumare oder olorun genannten Himmelsgottes agieren und mit Fehlern<br />
und Schwächen durchaus menschliche Züge haben.<br />
Dargestellt ist hier ein Priester oder Jäger bei einer rituellen Opferung.<br />
Der kronenartige Kopfschmuck zeigt schützende Medizinalbehälter.<br />
Weiterführende Literatur: Abiodun, Rowland / Drewal, Henry / Pemberton,<br />
John (1991). Yoruba. Zürich: Museum Rietberg.<br />
CHF 2 000.- / 4 000.-<br />
(€ 1 390.- / 2 780.-)<br />
1688<br />
YORUBA MASKE<br />
Nigeria. H 122 cm.<br />
Provenienz: Schweizer Privatsammlung.<br />
Beschrieb siehe Lot 1689<br />
CHF 2 000.- / 4 000.-<br />
(€ 1 390.- / 2 780.-)<br />
1688<br />
1689 Abb. S. 50/51<br />
YORUBA MASKEN PAAR<br />
Nigeria. H 149 cm, 152 cm.<br />
epa-Masken wurden im Jahres- oder Zwei-Jahres-Rhythmus an mehrtägigen<br />
Maskenfesten getanzt, an welchen die in Yoruba-Dörfern wichtigen sozialen<br />
Rollen gefeiert wurden. Dabei wird die Verbindung zu den Ahnen bekräftigt<br />
und deren wohlwollende Unterstützung für die Gemeinde gesichert.<br />
Die Masken tragenden jungen Männer stellten dabei zudem ihren Mut und<br />
ihre Kraft unter Beweis, indem sie mit den schweren Masken akrobatisch<br />
tanzten und sogar Sprünge vorführten.<br />
Bei der Gestaltung der Maskenbasis sind die Schnitzer an die Vorgabe des<br />
meist doppelgesichtigen Helmteils mit stereotypen Zügen und geometrischen<br />
Formen gebunden. Bei den szenischen Darstellungen der teilweise monumentalen<br />
Aufbauten dagegen sind der Kreativität der Künstler keine anderen<br />
Grenzen gesetzt als die der Einhaltung der üblichen bekannten Charaktere.<br />
An den Festen erscheinen die unterschiedlichen Masken der Tanzgruppe<br />
jeweils in einer genau festgelegten Reihenfolge. Oloko, der „Herr des<br />
Gehöfts“, die Maske mit dem Leoparden, eröffnet das Fest. Ihm folgen<br />
der „Krieger“ Jagunjagun, auch als berittener Jäger oder König dargestellt,<br />
und die Heilkundige Olosanyin. Abgeschlossen werden die Feierlichkeiten<br />
jeweils mit einer eine Frauenfigur darstellenden Maske, meistens eine<br />
Mutter mit Kindern oder eine Priesterin mit Entourage.<br />
Weiterführende Literatur: Eisenhofer, Stefan (1997). Kulte, Künstler,<br />
Könige in Afrika. Linz: Oberösterreichisches Landesmuseum.<br />
CHF 10 000.- / 15 000.-<br />
(€ 6 940.- / 10 420.-)<br />
| 49
<strong>Afrikanische</strong> <strong>Kunst</strong><br />
1689<br />
| 50
1689<br />
| 51
<strong>Afrikanische</strong> <strong>Kunst</strong><br />
1693<br />
| 52<br />
1690 Abb. S. 57<br />
BENUE RIVER FIGUR<br />
Nigeria. H 40 cm.<br />
Provenienz: Nachlass Hermann Brügger, Solothurn.<br />
Figur aus dem östlichen Nigeria. In diesem Gebiet sind die Formensprachen<br />
der vielen verwandten Ethnien wie z.B. die der Chamba, Montol,<br />
Jukun, Tiv und Mambila nicht klar abzugrenzen. Diese Skulptur (ein Arm<br />
ist ergänzt) zeigt am ehesten Züge des montol-Stils.<br />
Manche Skulpturen aus dieser Gegend werden als Schutzfigur in den<br />
Gehöften der Familien aufgestellt. Andere gehören als Prestigeobjekte<br />
gesellschaftlich bedeutenden Personen wie Wahrsagern, Heilern oder<br />
Schmieden, bei denen die Figuren in zeremoniellen Handlungen, z.B. als<br />
Wächter oder als Medium, verwendet werden.<br />
Montol Figuren werden bei Wahrsageritualen zur Ursachenfindung einer<br />
Krankheit und bei Heilungsritualen eingesetzt. Der Patient muss ihnen<br />
dann als Gegenleistung für die in Anspruch genommenen Dienste Opfer<br />
darbringen.<br />
Weiterführende Literatur: Wittmer, Marcilene / Arnett, William (1978).<br />
Three Rivers of Nigeria. Atlanta: The High Museum of Art.<br />
CHF 300.- / 500.-<br />
(€ 210.- / 350.-)<br />
1691 Abb. S. 57<br />
BENUE RIVER FIGUR<br />
Nigeria. H 49 cm.<br />
Provenienz: Nachlass Hermann Brügger, Solothurn.<br />
Beschrieb siehe Lot 1690.<br />
CHF 500.- / 800.-<br />
(€ 350.- / 560.-)<br />
1692 Abb. S.57<br />
MUMUYE FIGUR<br />
Nigeria. H 40 cm.<br />
Provenienz: Nachlass Hermann Brügger, Solothurn.<br />
Die für ihre erstaunliche Abstraktion geschätzten Figuren der Mumuye<br />
hatten unterschiedliche Funktionen. Manche Skulpturen wurden als<br />
Schutzfigur in den Gehöften der Familien aufgestellt. Andere gehörten<br />
als Prestigeobjekte gesellschaftlich bedeutenden Personen, wie dem<br />
Wahrsager, dem Heiler, dem Regenmacher oder dem Schmied, welche<br />
die Figuren bei zeremoniellen Handlungen z.B. als Wächter oder als<br />
Medium verwendeten.<br />
Weiterführende Literatur: Martin, Jean-Hubert et al. (1997).<br />
Arts du Nigeria. Paris: Réunion des Musées Nationaux.<br />
CHF 500.- / 800.-<br />
(€ 350.- / 560.-)
1693*<br />
MUMUYE FIGUR<br />
Nigeria. H 122 cm.<br />
Provenienz: Sammlung Hermann Brügger, Solothurn.<br />
Beschrieb siehe Lot 1692<br />
CHF 2 500.- / 3 500.-<br />
(€ 1 740.- / 2 430.-)<br />
1694 Abb. S. 77<br />
IGBO MASKE<br />
Nigeria. H 38 cm.<br />
Provenienz: Schweizer Privatsammlung.<br />
Die agbogho mmuo-Mädchengeistmaske ist die Verkörperung der idealen<br />
weiblich-jugendlichen Schönheit, die das Gleichgewicht von inneren und<br />
äusseren Werten voraussetzt.<br />
Sie wurde von Männern vor und nach der Anbauzeit für Fruchtbarkeit<br />
und gute Ernte getanzt. Die Akteure versuchten dabei, die vorbildlichen<br />
Eigenschaften unverheirateter Mädchen möglichst grazil auszudrücken,<br />
was mitunter zur köstlichen Unterhaltung des Publikums beitrug.<br />
Weiterführende Literatur: Cole, Herbert M. (1984). Igbo Arts.<br />
Los Angeles: Museum of Cultural History, UCLA.<br />
CHF 2 000.- / 4 000.-<br />
(€ 1 390.- / 2 780.-)<br />
1695<br />
KORO FIGUR<br />
Nigeria. H 51 cm<br />
Provenienz: Nachlass L. Hoesch, Schönenberg.<br />
Die figuralen Gefässe kamen anlässlich von Gedenkfeiern und insbesondere<br />
bei Begräbnissen zum Einsatz.<br />
Die erdnussförmige Schale im Bauch der Figur diente ganz natürlich zur<br />
Aufnahme von Flüssigkeiten (Palmwein oder Hirsebier usw.) oder rituellen<br />
Speisen. Die meisten dieser gbine genannten Zeremonialgeräte wurden als<br />
Auftragsarbeiten von den benachbarten Jaba für die Koro hergestellt.<br />
Die gekonnte Verschmelzung von Ästhetik, Inhalt und Verwendungszweck<br />
erheben dieses Werk zu einem beeindruckenden Beispiel für das<br />
Talent der Bildhauer Schwarzafrikas.<br />
Vergl.: Falgayrettes- Leveau, Christiane et al. (1997). Réceptacles.<br />
Paris: Musée Dapper. Seite 279.<br />
CHF 4 000.- / 6 000.-<br />
(€ 2 780.- / 4 170.-)<br />
1695<br />
| 53
<strong>Afrikanische</strong> <strong>Kunst</strong><br />
1696<br />
| 54<br />
1696<br />
IDOMA PFOSTEN<br />
Nigeria. H 154 cm.<br />
Provenienz: Schweizer Privatsammlung.<br />
CHF 2 000.- / 4 000.-<br />
(€ 1 390.- / 2 780.-)<br />
1697 Abb. S. 57<br />
MAMBILA FIGUR<br />
Nigeria. H 35 cm.<br />
Provenienz: Schweizer Privatsammlung.<br />
tadep genannte Figur aus einem Dorfschrein oder einem Klan-Altar,<br />
die wie so oft in ihrem Gebrauch nicht eindeutig zuzuordnen ist, weil die<br />
Verwendung eines Kraftobjektes situationsbedingt vielfältig variiert.<br />
Sicher war sie für die Absicherung des Wohlergehens der Familie und<br />
der ganzen Gemeinschaft vorgesehen. Sie wurde unter Umständen rituell<br />
beopfert, gereinigt und gesalbt, um die Geister gütig zu stimmen. Diese<br />
Figur wurde dem heutigen Besitzer 1969 zur Geburt geschenkt.<br />
Weiterführende Literatur:<br />
Heymer, Kai / Schmalenbach, Werner et al. (1990).<br />
<strong>Afrikanische</strong> Skulptur. Köln: Museum Ludwig.<br />
CHF 1 500.- / 3 000.-<br />
(€ 1 040.- / 2 080.-)<br />
1698 Abb. S.57<br />
OGONI MASKE<br />
Nigeria. H 36,5 cm.<br />
Provenienz: Schweizer Privatsammlung.<br />
Publiziert: David, Jean (2002). Ogoni. Zürich: Galerie Walu, S. 34.<br />
elu genannte Tanzmaske. Die kleinen Karikaturen dieses Maskentypus<br />
stehen mit ihren „Himmelfahrtsnasen“, vollen Lippen, schmalen Augen<br />
und fantasievollen Kopfaufbauten für die verschiedensten Charaktere.<br />
Lustig-humorvoll und tragisch-komisch sind sie Illustrationen von mündlichen<br />
Überlieferungen in Geschichten und Gesängen.<br />
Weiterführende Literatur:<br />
Anderson, Martha G. / Peek, Philip M. et al. (2002).<br />
Ways of Rivers. Los Angeles: Fowler Museum of Cultural History.<br />
CHF 2 000.- / 4 000.-<br />
(€ 1 390.- / 2 780.-)
1699<br />
IJO MASKE<br />
Nigeria. H 70 cm.<br />
Provenienz: Nachlass L. Hoesch, Schönenberg.<br />
In der flachen Küstenregion des Nigerdeltas schwellen die zahlreichen<br />
Flüsse mit ihren Hunderten von Flachwasser-Nebenflüssen in der Regenzeit<br />
zu einem wahren Labyrinth aus Bächen und Wasserwegen an, die<br />
mit der Lagunenküste verbunden sind. Diese fischreichen Gewässer<br />
ermöglichten als Transportwege Handelskontakte zwischen benachbarten<br />
Ethnien sowie mit Europäern. In einer solchen Umgebung wurden Wassergeister<br />
als spirituelle Kräfte für das Gedeihen und das Wohlergehen der<br />
lokalen Bevölkerung bedeutend.<br />
Diese für den Wohlstand und Kindersegen zuständigen Wesen wurden im<br />
agbo-ekine-Kult verehrt. Im Verlauf der Festlichkeit erschien die Maske<br />
horizontal auf dem Kopf eines im Wasser laufenden Tänzers so knapp<br />
über der Wasseroberfläche getragen, als würde sie darübergleiten.<br />
Weiterführende Literatur:<br />
Anderson, Martha G. / Peek, Philip M. et al. (2002).<br />
Ways of Rivers. Los Angeles: Fowler Museum of Cultural History.<br />
CHF 4 000.- / 6 000.-<br />
(€ 2 780.- / 4 170.-)<br />
1700<br />
IGBO MASKE<br />
Kongo, H 43 cm.<br />
Provenienz: Nachlass L. Hoesch, Schönenberg.<br />
ogbodo enyi (= Geist des Elefanten) genannte Aufsatzmaske, welche im<br />
nordöstlichen Igbo-Gebiet bei den Izzi, Ezzi und Ikwo verbreitet ist.<br />
Ursprünglich überwachten die Maskengestalten, die aggressiv und gewalttätig<br />
auftraten, die soziale Ordnung, doch ist die Funktion heute weitgehend<br />
auf unterhaltsame Tänze beschränkt.<br />
Diese kühn konzipierte Maske ist ein exemplarisches Muster für die<br />
Fähigkeit afrikanischer Bildhauer naturalistische Vorbilder, hier einen<br />
„Elefanten“, mittels Abstraktion auf das Wesentlichste zu reduzieren.<br />
Weiterführende Literatur:<br />
Wittmer, Marcilene K. / Arnett, William (1978.)<br />
Three Rivers of Nigeria. Atlanta: The High Museum of Art.<br />
CHF 2 000.- / 4 000.-<br />
(€ 1 390.- / 2 780.-)<br />
1699<br />
1700<br />
| 55
<strong>Afrikanische</strong> <strong>Kunst</strong><br />
1701 1702<br />
1701<br />
CROSS RIVER (IBIBIO?) MASKE<br />
Nigeria. H 45 cm.<br />
Provenienz: Nachlass L. Hoesch, Schönenberg.<br />
Seltene und aussergewöhnlich grosse Maske aus dem süd-westlichen<br />
Nigeria.<br />
Eine eindeutige Zuordnung des einstigen Gebrauchs ist ausserhalb des<br />
gesellschaftlichen Kontexts und ohne Kostüm nicht mit Sicherheit möglich.<br />
Einiges spricht jedoch dafür, dass es sich dabei um eine idiok genannte<br />
Maske aus der ekpo-Vereinigung handelt, welche bei politischen und<br />
rechtlichen Anlässen sowie bei religiösen Zeremonien auftrat.<br />
Die Vereinigung tanzte schöne und hässliche, gutmütige (mfon) und<br />
gefährliche (idiok) Masken. Eine Dualität, wie sie quer durch Afrika auffindbar<br />
ist.<br />
Weiterführende Literatur: Wittmer, Marcilene / Arnett, William (1978).<br />
Three Rivers of Nigeria. Atlanta: The High Museum of Art.<br />
Vergl.: Schaedler, Karl-Ferdinand (1992). Götter Geister Ahnen,<br />
<strong>Afrikanische</strong> Skulpturen in deutschen Privatsammlungen.<br />
München: Klinkhardt & Biermann. Seite 145.<br />
CHF 6 000.- / 8 000.-<br />
(€ 4 170.- / 5 560.-)<br />
| 56<br />
1702<br />
EKET MASKE<br />
Nigeria. H 18 cm.<br />
Provenienz: Schweizer Privatsammlung.<br />
Die Eket sind eine Untergruppe der Ibibio im süd-östlichen Nigeria. idiok-<br />
Maske aus der ekpo-Vereinigung, welche bei politischen und rechtlichen<br />
Anlässen sowie bei religiösen Zeremonien in einem grösseren Ensemble<br />
auftrat.<br />
Die Vereinigung tanzte schöne und hässliche, gutmütige (mfon) und<br />
gefährliche (idiok) Masken. Eine Dualität, wie sie quer durch Afrika<br />
anzutreffen ist.<br />
Vergl.: Hahner-Herzog, Iris et al. (1999).<br />
Afrika, Kult und Visionen. Bielefeld: Kerber Verlag. Abb. 48.<br />
CHF 2 000.- / 4 000.-<br />
(€ 1 390.- / 2 780.-)
1606 1690<br />
1670<br />
1719<br />
1674<br />
1720<br />
1692<br />
1698<br />
1691<br />
1697<br />
1608<br />
| 57
<strong>Afrikanische</strong> <strong>Kunst</strong><br />
1703<br />
| 58<br />
1703<br />
EKOI FIGUR<br />
Nigeria. Stein. H 84 cm. Stein.<br />
Provenienz: Nachlass L. Hoesch, Schönenberg.<br />
Phallisch konzipierte anthropomorphe Figur, akwanshi (toter Mensch<br />
in der Erde) genannt, aus dem Siedlungsgebiet der Ekoi. An mehreren<br />
Orten wurden dort Gruppen von Figuren gefunden, die meisten aus<br />
Basalt, männlich, zwischen einem halben bis zu mehreren Metern hoch,<br />
meistens im Kreis angeordnet.<br />
Alle Theorien über Verwendung und Ursprung der meist aus Basalt gefertigten<br />
Monolithen bleiben Vermutungen, auch die Ekoi selbst sagen aus,<br />
die Steine wären schon vor ihnen da gewesen und folglich übernatürlicher<br />
Herkunft.<br />
Weiterführende Literatur: Allison, Philip (1968).<br />
Cross River Monoliths. Lagos: Department of Antiquities.<br />
CHF 5 000.- / 8 000.-<br />
(€ 3 470.- / 5 560.-)<br />
1704<br />
BAMILEKE FIGUR<br />
Kamerun. H 146 cm. Gelbguss<br />
Provenienz: Nachlass Hermann Brügger, Solothurn.<br />
Dieses Glanzstück eines anonym gebliebenen Meisters zeugt vom grossen<br />
Talent der Kameruner Bronzegiesser, die schon damals weit über<br />
ihr Territorium hinaus für ihre Fertigkeit bekannt waren. Die annähernd<br />
lebensgrosse und ca. 40 kg schwere Porträtfigur ist aus mehreren separat<br />
im Wachsausschmelzverfahren gegossenen Einzelteilen zusammengeschweisst.<br />
Leider ist der Name des Dargestellten nicht überliefert, aber es muss sich<br />
ohne Zweifel um einen lebensfrohen Genossen gehandelt haben, dessen<br />
Fröhlichkeit bis heute ansteckend ist. So lachend, wie er auf den Betrachter<br />
zuschreitet, die Hand wie lebendig zum Gruss erhoben, wäre wohl<br />
keiner einem vergnüglichen Schwatz mit diesem Unikum abgeneigt.<br />
Weiterführende Literatur: Knöpfli, Hans (1997-2002).<br />
Crafts and Technologies: Some Traditional Craftsmen of the Western<br />
Grasslands of Cameroon. Bände I - IV. Basel: Basler Mission.<br />
CHF 5 000.- / 8 000.-<br />
(€ 3 470.- / 5 560.-)<br />
1705 Abb. S. 77<br />
GRASLAND MASKE<br />
Kamerun. H 23 cm.<br />
Provenienz: Schweizer Privatsammlung.<br />
Expressive Maske der kun’gan-Gesellschaft der Bamileke. In der gängigen<br />
Literatur ist über diese Geheimgesellschaft wenig zu lesen, auch weil ihre<br />
Mitglieder das vertrauliche Wissen nach wie vor streng für sich bewahren.<br />
Laut Vorbesitzer stammt die Maske aus der Chefferie von Batoufam<br />
(Bamileke-Gebiet) und dort aus der Familie Sotchie-Wanko-Konnatze.<br />
Sie soll im Besitz der ältesten Berater des Königs gewesen sein, die wohl<br />
auch richterliche Funktionen ausübten.<br />
Weiterführende Literatur:<br />
Homberger, Lorenz / Geary, Christraud / Koloss, Hans-Joachim (2008).<br />
Kamerun. <strong>Kunst</strong> der Könige. Zürich: Museum Rietberg.<br />
CHF 1 400.- / 1 600.-<br />
(€ 970.- / 1 110.-)
1704<br />
| 59
<strong>Afrikanische</strong> <strong>Kunst</strong><br />
1706<br />
1706<br />
GRASLAND MASKE<br />
Kamerun. H 39 cm.<br />
Provenienz:<br />
Sammlung F. Herrmann München.<br />
Schweizer Privatsammlung.<br />
Die zahlreichen Königreiche und Fürstentümer des Kameruner Graslands<br />
besassen eine Vielzahl von Maskengestalten. Sie tanzten vor allem bei<br />
wichtigen Anlässen, wie der Krönung eines neuen Königs, oder bei<br />
Gedenkfeiern für bedeutende Ahnen und vertraten die Autorität des<br />
Herrschers sowie die Interessen des Staates.<br />
Ein Maskenensemble, das grundsätzlich nur aus männlichen Tänzern<br />
bestand, konnte aus über zwanzig Masken bestehen. Diese stellten die<br />
unterschiedlichsten Charaktere dar: Zu jeder Gruppe gehörten aber<br />
unabdingbar Kam, die Führermaske, sowie Ngoin, dessen Gattin, die eine<br />
Frau der königlichen Linie verkörperte. Vorliegende Maske ist eine dieser<br />
weiblichen Exemplare. Weitere Masken des Ensembles waren z.B. Nkem,<br />
der mit seinem Korbaufbau für den Transport von Früchten und Jagdbeute<br />
verantwortlich war, Foche, der „grosse Mann“, Mukong der Speer-<br />
Krieger, Tatah, der alte Mann, Nkieh, der rennende juju-Geist, Fenun,<br />
der Vogel, Keyak, der Widder, Nyal, der Büffel, Fukvuk, die Fledermaus,<br />
und Ketam, der Elefant.<br />
| 60<br />
Die meisten Masken sind gross und wuchtig, die Gesichter oft stilisiert. Der<br />
Maskenträger tritt immer im vorgeschriebenen Maskengewand auf. Sein<br />
Gesicht bleibt hinter einem Netz verborgen, das ihm aber die Sicht ermöglicht.<br />
Gewöhnlich wurde die Maske als Aufsatz getragen und ragte somit um<br />
einiges über die Köpfe der Zuschauer. Besondere Merkmale sind die grossen,<br />
umrandeten Augen, die kräftige Nase mit breiten Nasenflügeln, der offene<br />
Mund mit zugespitzten, manchmal gefletschten Zähnen und die abstehenden,<br />
reduzierten Ohren. Die Oberfläche ist dunkelbraun bis schwarz gefärbt.<br />
Die Kopfbedeckung kennt viele Variationen: von der einfachen, flachen Frisur<br />
mit Menschenhaaren bis zu hoch getürmten Aufbauten.<br />
Weiterführende Literatur: Koloss, Hans-Joachim (2000).<br />
World-View and Society in Oku (Cameroon). Baessler-Archiv. Beiträge<br />
zur Ethnologie. Neue Folge. Beiheft 10. Berlin: Verlag Dietrich Reimer.<br />
CHF 1 800.- / 2 200.-<br />
(€ 1 250.- / 1 530.-)
1707<br />
1707*<br />
BANGWA FIGUR<br />
Kamerun. H 64 cm.<br />
Provenienz: österreichische Privatsammlung.<br />
An den Königshöfen des bangwa-Gebietes entstanden kraftvolle und vitale<br />
Formen, die in der <strong>Afrikanische</strong>n <strong>Kunst</strong> als einzigartig gelten.<br />
Hier dargestellt ist eine Schwangere aus dem Königreich Bangwa der<br />
bamileke-Region - eine der drei Gebiete des Kameruner Graslandes, das<br />
schon im 19. Jh. für seine grossformatigen Darstellungen bekannt war.<br />
Ungewöhnlich an diesen Figuren ist ihre raumgreifende Bewegtheit, die<br />
die für die afrikanische <strong>Kunst</strong> übliche statische Strenge durchbricht. Solche<br />
äusserst expressiven Skulpturen erregten die Bewunderung der europäischen<br />
Avantgarde, so z.B. die der Künstler-Gruppe „Brücke“, die 1905<br />
in Dresden gegründet wurde. Besonders zu erwähnen ist dabei das Werk<br />
von Ernst Ludwig Kirchner (1880-1938), in dem viele Arbeiten zu finden<br />
sind, die durch Masken und Figuren aus dem Grasland direkt beeinflusst<br />
wurden, wie es 2008 die Ausstellung des Museums Rietberg deutlich vor<br />
Augen geführt hat.<br />
Weiterführende Literatur:<br />
Homberger, Lorenz / Geary, Christraud / Koloss, Hans-Joachim (2008).<br />
Kamerun. <strong>Kunst</strong> der Könige. Zürich: Museum Rietberg. Seite 174.<br />
CHF 2 000.- / 4 000.-<br />
(€ 1 390.- / 2 780.-)<br />
1708<br />
1708<br />
FANG MASKE<br />
Gabun. H 30,5 cm.<br />
Provenienz:<br />
Kwame Nkrumah (1909-1972)<br />
Nachlass Heinrich Buchbinder (1919-1999)<br />
Heinrich Buchbinder war politischer Berater von Kwame Nkrumah, der<br />
die britische Kronkolonie Goldküste unter dem Namen Ghana am 6.<br />
März 1957 als erstes schwarzafrikanisches Land in die Unabhängigkeit<br />
führte. Nkrumah gilt als Begründer des Panafrikanismus und war von<br />
1960 bis 1966 Präsident Ghanas. Buchbinder reiste in seinem Auftrag<br />
monatlich nach Ghana und erhielt diese Maske 1966 als Geschenk für die<br />
langjährige Freundschaft.<br />
Vermutlich eine Maske des bikeghe-Typs, in der Gegend der Seen des<br />
unteren Ogooué, wo sich die Kulturen der Fang, Galoa, Eshira, Enenga<br />
und anderen Ethnien vermischen.<br />
Vergl:<br />
David, Jane und Jean (2005). Gabon. Zürich: Galerie Walu. Seite 40.<br />
Weiterführende Literatur:<br />
Perrois, Louis (2006). Fang. Visions of Africa. Milan: 5 Continents.<br />
CHF 2 000.- / 4 000.-<br />
(€ 1 390.- / 2 780.-)<br />
| 61
<strong>Afrikanische</strong> <strong>Kunst</strong><br />
1709 Keine Abb.<br />
KONGO FIGUR<br />
Kongo. H 42 cm.<br />
Provenienz:<br />
- Ulrich Klever.<br />
- Französische Privatsammlung.<br />
Publiziert:<br />
Klever, Ulrich (1975). Bruckmann‘s Handbuch der <strong>Afrikanische</strong> <strong>Kunst</strong>.<br />
München: Bruckmann Verlag. Abb. 103.<br />
Das Kongo-Reich der heutigen Republik Kongo wird schon in den ersten<br />
portugiesischen Reiseberichten des 15. Jh. als eine Gruppierung von Völkern<br />
beschrieben, die der zentralen, spirituellen Autorität eines Monarchen<br />
(ntotila) unterstand. Heute unterscheiden wir in diesem Gebiet über<br />
15 Ethnien, darunter die Vili, Bembe und Woyo. Letzteren wird auch<br />
diese Figur zugeordnet.<br />
Magische Fikguren der Kongo werden allgemein als nkisi bezeichnet (plural:<br />
minkisi). Eine nkisi nkondi Figur (nkisi ist der kongolesische Ausdruck<br />
für einen Gegenstand in dem Macht konzentriert ist / nkondi bedeutet<br />
„Jäger“) ist eine personifizierte Macht aus dem unsichtbaren Land der<br />
Toten, die sich innerhalb einer rituellen Praxis menschlicher Kontrolle<br />
unterwirft. Wenn diese in menschlicher Gestalt dargestellt ist, handelt es<br />
sich um mächtige Vorfahren, die schon zu Lebzeiten für ihre soziale Autorität<br />
respektiert wurden, und deren Einfluss sich auch nach ihrem Ableben<br />
noch direkt auf die Gesellschaft auswirkte.<br />
Die nachträglich beigefügten kraftspendenden Attribute wie Nägel,<br />
Spiegel oder magische Substanzen verstärken sich in ihrer Summierung.<br />
Je nach Grösse waren sie für den privaten Gebrauch oder für die Gemeinschaft<br />
bestimmt und wurden dementsprechend zu hause oder in der<br />
Allgemeinheit gehörenden Schreinen aufbewahrt. Verwaltet und aktiviert<br />
wurden sie von einem nganga, einem rituellen Heiler, Kräuterkenner und<br />
Wahrsager.<br />
So gewährte unter anderem das Einschlagen von Metallstücken dem Beistandsuchenden<br />
Hilfe - z.B. bei ungeklärten Verbrechen oder Todesfällen.<br />
Die Figur sollte vor Unheil und Krankheit schützen, aber auch anderen<br />
Schaden zufügen können. Der auf dem Bauch angebrachte Spiegel verschliesst<br />
eine mit magischen Substanzen gefüllte Aushöhlung. Dank ihm<br />
sollte kommende Gefahr voraus gesehen werden und Unheil abgewehrt<br />
werden können. Die typischen Glaseinlagen in den Augen verleihen dem<br />
Blick eine besondere Intensität.<br />
Die hier festgehaltene Position mit de heisst métanana und wird als<br />
„Bereitschaft zum Kampf“ interpretiert. Die Haltung der Arme verweisen<br />
auf oberste Autorität der ranghohen Persönlichkeiten wie den Königen<br />
oder Wahrsagern. Die linke Hand ruht auf der Hüfte als Zeichen der<br />
Ruhe und Besonnenheit. Die rechte, die vermutlich zum Halten eines<br />
Speeres vorgesehen war, zeigt die Bereitschaft auf Kommendes zu reagieren.<br />
Diese Haltung wird von den Kongo auch real eingenommen, wenn es<br />
darum geht, einem ernsten Problem zu begegnen.<br />
Weiterführende Literatur: Lehuard, Raoul (1989). Art Bakongo.<br />
Arnouville: Art d’Afrique Noire.<br />
CHF 50 000.- / 70 000.-<br />
(€ 34 700.- / 48 600.-)<br />
| 62<br />
1710 Keine Abb.<br />
BEMBE MASKE<br />
Kongo. H 36 cm.<br />
Provenienz: Nachlass L. Hoesch, Schönenberg.<br />
Zoomorphe eluba oder emangungu genannte Maske, die bei den butende<br />
Beschneidungsfeiern von jungen Männern beim Verlassen des Buschlagers<br />
getragen wurde.<br />
Die initiierten Tänzer waren unter einem aufwendigen voluminösen<br />
Gewand aus Bananenblätter nicht zu erkennen. Diese abstrakte Gesichtsmaske<br />
in Brettform besticht durch ihre grossen Augen und den angedeuteten<br />
Schnabel, die an eine Eule erinnern sollen.<br />
Weiterführende Literatur: Biebuyck, Daniel (1985).<br />
The Arts of Zaire. Berkley: University of California.<br />
CHF 8 000.- / 12 000.-<br />
(€ 5 560.- / 8 330.-)<br />
1711<br />
KUYU TANZKEULE<br />
Nigeria. H 57 cm.<br />
Provenienz:<br />
- Englische Privatsammlung (vor 1960)<br />
- René Italo Magnaguagno, Bern.<br />
- Schweizer Privatsammlung.<br />
Die Kuyu leben auf einer Hochebene am Ufer des Kuyu-Flusses und waren<br />
sowohl von Ihren Nachbarn als auch von den Kolonialherrschern gefürchtet.<br />
Weitgehend unerforscht, sind sie vor allem für Ihre Tanzkeulen berühmt.<br />
Laut Bénézech haben aber alle als Mbochi zusammengefassten Ethnien - die<br />
Kuyu, Makwa, Likwala, Mboko, Ngare und die eigentlichen Mbochi - solche<br />
Skulpturen verwendet. Auch die Benennung als kébé-kébé oder ebongo wird<br />
von ihr relativiert - die wenigen Berichte, z.B. von Poupon (1918-1919) lassen<br />
keinen klaren Schluss zu. Sicher scheint nur deren<br />
Verwendung im Umfeld der Initiation.<br />
Die Köpfe wurden von gänzlich unter Tüchern verborgenen Tänzern an einem<br />
Haltegriff (hier fehlend) über Kopfhöhe getragen. Die meisten Köpfe enden<br />
dabei in einer kunstvollen Frisur, die beim Tanz mit Federn geschmückt ist.<br />
Viel seltener sind die von einem Tier - hier eine Echse - gekrönten Exemplare.<br />
Vergl.:<br />
Kerchache, Jacques (1989). Die <strong>Kunst</strong> des schwarzen Afrika.<br />
Verlag Herder: Freiburg in Breisgau. Seite 579.<br />
Bénézech, Anne-Marie (1988). „So-called Kuyu Carvings“,<br />
in: African Arts, Vol. XXII, No.1. Los Angeles: UCLA.<br />
CHF 5 000.- / 10 000.-<br />
(€ 3 470.- / 6 940.-)
1711<br />
| 63
<strong>Afrikanische</strong> <strong>Kunst</strong><br />
1712<br />
1712*<br />
BUSHOONG-KUBA MASKE<br />
Kongo. H 26 cm.<br />
Provenienz: Nachlass Gmür, Genolier.<br />
Die Kuba, eine von der Herrscherschicht Bushong dominierte Gemeinschaft,<br />
kennen eine Vielzahl von Masken. Die bedeutendsten befanden<br />
sich im Besitz der königlichen Familie.<br />
Bei diesem reich geschmückten und daher besonders wertvollen Exemplar<br />
handelt es sich um eine pwoom itok genannte Maske, welche zu den<br />
ältesten Maskengestalten der Kuba zählt. Sie stellte den aufständischen<br />
einfachen Mann dar, der die königliche Macht und Ordnung in Frage<br />
stellt. Dieser rebellische Aspekt wurde durch einen stolzen und aggressiven<br />
Tanzstil unterstrichen.<br />
Diese kühn konzipierte Maske ist ein äusserst elegantes Beispiel einer<br />
gekonnten Abstraktion naturalistischer Vorbilder, von der sich die westlichen<br />
Künstler Anfang 20. Jh. auf dem Weg zum Kubismus wesentlich<br />
inspirieren liessen.<br />
Weiterführende Literatur: Cornet, Joseph-Aurelien (1982).<br />
Art Royal Kuba. Milano: Edizioni Sipiel.<br />
CHF 2 000.- / 4 000.-<br />
(€ 1 390.- / 2 780.-)<br />
| 64<br />
1713*<br />
PENDE MASKE<br />
Kongo. H 27 cm (nur Maske).<br />
Provenienz: kanadische Privatsammlung.<br />
Eine Variation der mannigfaltigen, kleinen Gesichtsmasken aus dem<br />
reichen Repertoire der pende-Tradition, die vermutlich früher als Erscheinungsform<br />
der Ahnengeister während der Initiation der Knaben galt<br />
und heute eher bei Feierlichkeiten die Anwesenden mit kleinen Szenen<br />
unterhält.<br />
Das Gesicht dieser Maske weist typische pende-Züge auf. Erstaunlich ist<br />
der unerwartete, markante Aufbau aus Baumrinde, der wie die Ohren (?)<br />
auf einem Geflecht angebracht ist. Dies lässt sich am ehesten mit einer<br />
Lokalisierung in das südliche Gebiet der Pende erklären. Dort befindet<br />
sich eine Zone des nahtlosen Übergangs von der pende-Kultur zu derjenigen<br />
der benachbarten Chokwe, die diese Ikonografie bestens kennen.<br />
Weiterführende Literatur: Biebuyck, Daniel (1985). The Arts of Zaire.<br />
Vol. I. Southwestern Zaire. Berkley: University of California.<br />
CHF 4 000.- / 6 000.-<br />
(€ 2 780.- / 4 170.-)
1713<br />
| 65
<strong>Afrikanische</strong> <strong>Kunst</strong><br />
| 66<br />
1715 1716
1714 Abb. S. 76<br />
BUSHOONG-KUBA DECKELSCHALE<br />
Kongo. H 7 cm, B 21 cm.<br />
Provenienz: Nachlass Hermann Brügger, Solothurn.<br />
Ein schönes Beispiel für die ornamentale Fertigkeit der Kuba ist diese fein<br />
verzierte Deckelschale. Das Prestigeobjekt diente zum Aufbewahren von<br />
tukula, einer wohlriechenden, roten Holzmehl-Paste, die zum Färben von<br />
Textilien und zur Körperbemalung verwendet wurde.<br />
CHF 400.- / 800.-<br />
(€ 280.- / 560.-)<br />
1715<br />
KUBA WICKELGEWAND<br />
Kongo. L 400 cm, B 85 cm.<br />
Eine Ausnahmeerscheinung in der <strong>Afrikanische</strong>n <strong>Kunst</strong> sind die Textilien<br />
der Kuba, die sich in dieser Form an keinem anderen Ort der Welt finden<br />
lassen. Gewobene Raphia-Tücher aus dem Kongo stellen ein absolutes<br />
Phänomen dar.<br />
Seit Generationen pflegt das Königreich Bakuba die Tradition der meisterhaften<br />
Gestaltung von Webarbeiten und hat dabei eine einzigartige<br />
Formensprache entwickelt. Das Material dieser Kleider ist Raphia, der<br />
Blattfasern-Bast der Vinifera-Palme. Die langen Tücher entstehen durch<br />
zusammenfügen einzelner gewobener Matten, deren Grösse durch die<br />
natürliche Länge der Raphia-Faser gegeben ist (ca. 50 bis 80 cm). Die<br />
roten Farbtöne werden aus mit Wasser vermengten, pulverisiertem Holz<br />
des Tukula-Baumes erzeugt.<br />
Die bis zu über zehn Meter langen Zeremonialkleider der Bushong werden<br />
rockartig gleichermassen von Frauen und Männern um die Hüfte<br />
getragen. Die Machart und das Design sind Amtsträger und Zeremonien<br />
genau zugeordnet. Jeder König erhält bei Amtsantritt sein eigenes Emblem,<br />
welches bestimmte geometrische Motive enthält, die man auf all<br />
seinen Prestigeobjekten wieder findet. Je aufwendiger das Tuch, desto<br />
wichtiger der Träger - „Kleider machen Leute“ gilt natürlich auch in<br />
Afrika. Des weiteren wurden die Tücher auch als wertvolles Tauschmittel<br />
oder Geschenk verwendet.<br />
CHF 500.- / 1 000.-<br />
(€ 350.- / 690.-)<br />
1716<br />
KUBA WICKELGEWAND<br />
Kongo. L 650 cm, B 90 cm. Raphia.<br />
Beschrieb siehe Lot 1715<br />
CHF 1 000.- / 2 000.-<br />
(€ 690.- / 1 390.-)<br />
1717*<br />
LELE TROMMEL<br />
Kongo. H 111 cm.<br />
Die Lele legen eine spezielle Vorliebe für geometrische Formen an den<br />
Tag und verzieren gerne alle Gegenstände, sowohl die aus dem täglichen<br />
Gebrauch wie auch die rituellen, über und über mit feinsten Mustern. So<br />
ist auch diese Standtrommel, welche bei verschiedenen zeremoniellen Festlichkeiten<br />
Verwendung fand, mit umlaufendem, geometrischem Schnitzdekor<br />
und einem im Relief angeschnitzten Maskengesicht versehen.<br />
Weiterführende Literatur: Meyer, Andres (1997).<br />
<strong>Afrikanische</strong> Trommeln. Berlin: Museum für Völkerkunde.<br />
CHF 2 000.- / 4 000.-<br />
(€ 1 390.- / 2 780.-) 1717<br />
| 67
<strong>Afrikanische</strong> <strong>Kunst</strong><br />
1718* Keine Abb.<br />
SONGYE FIGUR<br />
Kongo, H 64 cm.<br />
Provenienz: französische Privatsammlung.<br />
Ausgesprochen kraftvolle, ausdrucksstarke Figur, die in ihrer Erscheinungsweise<br />
auf eine monumentale Wirkung abzielt. Ihre kühne Konzeption<br />
ist ein elegantes Beispiel für das afrikanische <strong>Kunst</strong>schaffen, wenn es<br />
darum geht, naturalistisches Gestalten mit abstraktem harmonisch zu<br />
verbinden.<br />
Es handelt sich dabei um ein besonders gelungenes Exemplar der minkisi-<br />
Zauberfiguren (Singular nkisi). Diese Figuren gewährten Schutz vor<br />
Krankheiten, Unfruchtbarkeit und anderem Unheil und konnten beispielsweise<br />
auch bei ungeklärten Verbrechen Hilfe leisten. Dies vermochten sie<br />
durch geballte Kräfte, die sie gespeichert in Form von allerlei magischen<br />
Substanzen auf sich tragen. Diese Kräfte konnten bei rituellen Zeremonien<br />
und Besprechungen entladen und für die Besitzer nutzbar gemacht werden.<br />
Die häufiger anzutreffenden, kleineren Ausführungen dieses Figurentyps<br />
hatten privaten Charakter und waren im Besitz von einzelnen Personen<br />
oder einem Haushalt. Im Gegensatz dazu stehen die seltenen, grossen<br />
Darstellungen, zu denen auch das vorliegende Stück gehört, die im Dienst<br />
einer ganzen Gemeinschaft standen und ihre magische Wirkung für zahlreiche<br />
Personen und Familien einsetzten.<br />
Dafür erhielten die Figuren zahlreiche Opfer und Aufmerksamkeiten in<br />
Form von Nahrung, Einölungen und Waschungen und wurden in einer<br />
eigens für sie errichteten Hütte aufbewahrt. Es konnte auch vorkommen,<br />
dass sie bei drohender Gefahr an Stäben oder Riemen, die unter beiden<br />
Armen durchgeschoben wurden, durch das Dorf getragen wurden, um<br />
den von aussen eindringenden, Unheil bringenden Mächten durch ihre<br />
eigenen Kräfte Einhalt zu gebieten. Für den nganga genannten Ritualkundigen,<br />
der diese Zauberfiguren herstellte und sie mit ihren Kräften versah,<br />
war deswegen eine exakte, fein ausgeführte Erscheinungsform weniger<br />
wichtig als vielmehr die Wirkungskraft der Figur, ihre Funktionalität.<br />
Gerade dieses Rohe und urtümlich Anmutende der nicht geglätteten<br />
beziehungsweise polierten Oberflächen dieser expressiven Stücke<br />
inspirierte zahlreiche moderne Künstler bei ihren eigenen Arbeiten (z.B.<br />
Georg Baselitz und Günther Uecker).<br />
François Neyt datiert diese Figur in das letzte Viertel des 19. Jahrhunderts<br />
und siedelt ihre geografische Herkunft in das Gebiet östlich von Kisengwa,<br />
am Ufer des Lomamai-Flusses im Süden des Tshofa-Territoriums. Erschaffen<br />
wurde sie laut seinem schriftlichen Kommentar in einer Ebombo-Werkstatt<br />
im Styl der Kalebwe ya Ngongo.<br />
Weiterführende Literatur:<br />
Neyt, François (2004). La redoutable statuaire Songye d’Afrique Centrale.<br />
Brüssel: Fonds Mercator.<br />
CHF 70 000.- / 80 000.-<br />
(€ 48 610.- / 55 560.-)<br />
| 68<br />
1719 Abb. S. 57<br />
LUBA FIGUR<br />
Kongo. H 13,5 cm.<br />
Provenienz: Nachlass Hermann Brügger, Solothurn.<br />
Schutz- und Wahrsagefigur, die durch Beauftragung und mit Hilfe von<br />
magisch wirkenden Substanzen Geschehnisse im Sinne des Besitzers<br />
beeinflussen konnte.<br />
Weiterführende Literatur: Roberts, Mary / Roberts, Allen F. (1996).<br />
Memory. Luba Art and the Making of History. New York: Prestel-Verlag.<br />
CHF 300.- / 500.-<br />
(€ 210.- / 350.-)<br />
1720 Abb. S. 57<br />
LUBA FIGUR<br />
Kongo. H 13 cm.<br />
Provenienz: Nachlass Hermann Brügger, Solothurn.<br />
Beschrieb siehe Lot 1719<br />
CHF 200.- / 400.-<br />
(€ 140.- / 280.-)<br />
1721* Keine Abb.<br />
MANGBETU GONG<br />
Kongo.<br />
Provenienz: französische Privatsammlung.<br />
nedundu genannte Gongs werden üblicherweise als Schlitztrommeln<br />
bezeichnet. Genau genommen gehört dieses Prestigeinstrument aber<br />
zu der Gruppe der Idiophone, d.h. zu den Selbsttönern, die als Ganzes<br />
schwingend einen Klang erzeugen und über keine gespannte Saite oder<br />
Membran verfügen. Geschlagen wurde es mit Harz versehenen Schlägeln.<br />
Schlitz-Gongs waren im Besitz des Mangbetu Königs und in der Obhut des<br />
höfischen Orchesters. In der Vergangenheit schenkte ein König auch gelegentlich<br />
einem seiner Fürsten einen solchen Gong als Zeichen der Anerkennung.<br />
Der unverwechselbare Klang kündigte unter anderm die Ankunft<br />
oder eine Rede des Königs an und begleitete Tänze oder zeremonielle Rituale.<br />
So trat z.B. der Priester mit seiner Hilfe in Verbindung mit der „anderen“<br />
(spirituellen) Welt, um mit Ahnen und Geistern zu kommunizieren.<br />
<strong>Kunst</strong>voll aus einem Stück harten Holzes herausgearbeitet, besticht das<br />
Objekt durch die elegant geschwungene, harmonische Form. Die Feinheit<br />
der Arbeit und die schöne Patina erhoben diese Skulptur sicherlich schon<br />
in Zeiten des Gebrauchs zu einem überaus begehrenswerten Prestigeobjekt.<br />
Davon zeugt auch die figürliche Oberflächenverzierung aus Polsternägeln<br />
westlichen Ursprungs, die damals einen hohen pekuniären Wert darstellten.<br />
Weiterführende Literatur:<br />
Brincard, Marie-Thérèse (1989). Sounding Forms.<br />
Baltimore: John D. Lucas Printing Company.<br />
Ginzberg, Marc, (2001). <strong>Afrikanische</strong> Formen. Milano: Skira. S. 128.<br />
CHF 20 000.- / 30 000.-<br />
(€ 13 890.- / 20 830.-)
1722<br />
1722<br />
HEMBA FIGUR<br />
Kongo. H 41 cm.<br />
Provenienz: Nachlass Hermann Brügger, Solothurn.<br />
Diese Ruhe ausstrahlende und gleichzeitig Respekt einflössende Figur<br />
ist eine idealisierte Porträtfigur eines spezifischen männlichen Vorfahren.<br />
Durch sie setzen sich die Besitzer mit dem dargestellten Ahnen in Verbindung,<br />
um von ihm Schutz für ihre Familie und ihre Güter zu erbitten.<br />
Die mächtige Skulptur wurde in einem Schrein, der mehrere Figuren<br />
beherbergen konnte, aufbewahrt. Die mehrschichtige, durch Beopferung<br />
und Gebrauch gewachsene Patina zeugt von der rituellen Verwendung.<br />
Die Sicherheit im Umgang mit Form, Proportion und Volumen sowie das<br />
gelungene Wechselspiel zwischen Abstraktion und Naturalismus erheben<br />
dieses ausgewogene Werk zu einem mustergültigen Beispiel für das Talent<br />
der Bildhauer Schwarzafrikas.<br />
Weiterführende Literatur: Neyt, François (1975).<br />
Approche des Arts Hemba. Villiers-le-Bel: Arts d’Afrique Noire.<br />
CHF 5 000.- / 10 000.-<br />
(€ 3 470.- / 6 940.-)<br />
1723<br />
1723<br />
SALAMPASU MASKE<br />
Kongo. H 25 cm.<br />
Die Salampasu, ein kriegerisches und als furchtlos bekanntes Volk, leben<br />
im Süden Kongos. Ihre charakteristische Eigenschaft widerspiegelte sich<br />
oft in der aggressiven Ausdrucksweise ihrer äusserst suggestiven Masken.<br />
Typisch für ihre Formensprache sind die vorgewölbte Stirn, die dreieckige<br />
Nase und der quadratische Mund.<br />
Die mit Kupferlamellen beschlagenen mukinka-Masken, wie die hier vorliegende,<br />
gehörten zu den hoch verehrten Objekten der Salampasu, die als<br />
Meister der Schmiedekunst galten. Kupfer war äusserst wertvoll und sollte die<br />
spezielle Bedeutung der Maske innerhalb des Kultes zusätzlich unterstreichen.<br />
Knaben wurden durch Initiation schrittweise in den Kriegerbund mungongo<br />
eingeführt. Jede abgeschlossenen Stufe dieser Schulung wurde mit der<br />
Übergabe einer persönlichen Maske beendet, die dem Besitzer Zugang<br />
zur nächsten Stufe der Ausbildung ermöglichte.<br />
Weiterführende Literatur: Phillips, Tom (1996).<br />
Afrika. Die <strong>Kunst</strong> eines Kontinents. München: Prestel.<br />
CHF 2 000.- / 4 000.-<br />
(€ 1 390.- / 2 780.-)<br />
| 69
<strong>Afrikanische</strong> <strong>Kunst</strong><br />
1724<br />
1724*<br />
LEGA MASKE<br />
Kongo. H 13 cm.<br />
Provenienz: österreichische Privatsammlung.<br />
Die harmonisch gestalteten und auf das Wesentliche reduzierten Masken<br />
der Lega gehören zu den Initiationsobjekten der bwame-Gesellschaft.<br />
Material, Grösse und Form zeigen den Rang des Trägers innerhalb der<br />
Gesellschaft an. Nicht alle Masken wurden - wie andernorts üblich - vor<br />
dem Gesicht getragen. Meistens wurden sie in der Hand gehalten, an<br />
Hütten befestigt oder auf einer Miniaturpalisade kollektiv zur Schau<br />
gestellt.<br />
Bei dem angeboten Objekt handelt es sich um eine lukwakongo Maske.<br />
Sie sind die wichtigste Insignie für männliche Initiierte des zweithöchsten<br />
Grades und werden zusammen mit anderen Würdesymbolen in der Schultertasche<br />
ihres Besitzers aufbewahrt. Sie porträtiert den idealisierten Lega<br />
Mann.<br />
Weiterführende Literatur: Biebuyck, Daniel P. (2002). Lega. Ethics and<br />
Beauty in the Heart of Africa. Brussels: KBC Banking & Insurance.<br />
CHF 1 500.- / 3 000.-<br />
(€ 1 040.- / 2 080.-)<br />
| 70<br />
1725*<br />
LUGURU SITZ<br />
Tanzania. H 110 cm.<br />
Provenienz: Nachlass Gmür, Genolier.<br />
Thron mit elegant geschwungener Rückenlehne mit angeschnitzten Brüsten<br />
die in einem stilisiertem Kopf mit Haarkamm endet.<br />
Der Sitz steht auf einem Untergestell von drei durch bogenförmige, filigrane<br />
Streben verstärkten Beinen, die nach aussen geschwungen sind.<br />
Hochlehnige Sitze signalisieren im allgemeinen Macht, Prestige und<br />
Anspruch auf Herrschaft. Lehnsessel spielten somit bei Inthronisationen<br />
der Häuptlinge eine wichtige Rolle und galten als politisches Emblem.<br />
Weiterführende Literatur:<br />
Jahn, Fred (1994). Tansania. Berlin: Haus der Kulturen der Welt.<br />
CHF 10 000.- / 15 000.-<br />
(€ 6 940.- / 10 420.-)
1725<br />
| 71
<strong>Afrikanische</strong> <strong>Kunst</strong><br />
1726<br />
| 72<br />
1726<br />
SUKUMA (?) TÜR<br />
Tansania. H 173 cm.<br />
Provenienz: Nachlass L. Hoesch, Schönenberg.<br />
CHF 10 000.- / 15 000.-<br />
(€ 6 940.- / 10 420.-)<br />
FREILANDTÜREN<br />
Die figurative <strong>Kunst</strong> Tansanias ist im Vergleich zu anderen Regionen<br />
Afrikas nur wenig dokumentiert, die wesentlichsten Beiträge lieferten<br />
Kurt Krieger und Jens Jahn erst in den 1990er-Jahren mit den weiter unten<br />
aufgeführten Publikationen. Aber auch in diesen hervorragenden Werken<br />
findet sich leider wenig zu den vorliegenden brettförmigen Figuren und so<br />
müssen für eine genauere Zuordnung und das Verstehen der Verwendung<br />
weitere Forschungsergebnisse abgewartet werden.<br />
Als höchstwahrscheinlich kann die Verwendung als Tür eines Tors zu<br />
einem heiligen Areal angenommen werden. Diese Vermutung gründet<br />
hauptsächlich auf einem Feldfoto aus dem Archiv des Linden-Museums<br />
Stuttgart. Die auf dem Rücken der Figur angebrachte Halterung würde<br />
damit übereinstimmen und auch die Verwitterung des Holzes wäre mit<br />
dieser Erklärung im Einklang.<br />
Wenn dem so ist, war die lebensgrosse Figur sicherlich, wie andern Orts<br />
auch, eine Verbindung zu den Ahnen und eine Schnittstelle zwischen<br />
Dies- und Jenseits. Die überdimensionierten Ohren könnten dann gleichermassen<br />
als Symbol für die Wachsamkeit und Allwissenheit der Figur<br />
und als Ermahnung zur Verschwiegenheit gedeutet werden.<br />
Der markante Kopf scheint auf dem langen Hals wie auf ein Gegenüber<br />
einzureden. Die gesamte Physiognomie des Antlitzes, die kleinen, unter<br />
der vorgewölbte Stirn verborgenen Augen, die in der Stirn fortgeführte<br />
Nase und der offene Mund lassen die überlieferte ethnische Zuordnung<br />
sukuma als möglich erscheinen. Aber auch ohne gesichertes Wissen über<br />
Ursprung und Verwendung dieser Skulptur bleibt der Betrachter, insbesondere<br />
Liebhaber des Expressionismus, dieser fordernden Kreation nicht<br />
unberührt.<br />
Weiterführende Literatur:<br />
Krieger, Kurt (1990). Ostafrikanische Plastik.<br />
Berlin: Staatliche Museen Preussischer Kulturbesitz.<br />
Jahn, Jens (1994). Tanzania.<br />
München: Fred Jahn Verlag. (Feldfoto: S. 216)
1727<br />
SUKUMA (?) TÜR<br />
Tansania. H 160 cm.<br />
Provenienz: Nachlass L. Hoesch, Schönenberg.<br />
CHF 10 000.- / 15 000.-<br />
(€ 6 940.- / 10 420.-)<br />
1727<br />
| 73
<strong>Afrikanische</strong> <strong>Kunst</strong><br />
1728<br />
1728<br />
MAKONDE MASKE<br />
Tansania. H 21,5 cm.<br />
Provenienz: Schweizer Privatsammlung.<br />
Solche vollplastischen mapiko-Helmmasken aus dem likumpi-Ritual stellen<br />
diverse Charaktere (alter Mann, Säufer, Schönling, Nachbar usw.) dar.<br />
Sie waren einerseits Teil der Knabeninitiation, wurden andererseits aber<br />
auch an Festtagen öffentlich zur Unterhaltung des ganzen Dorfes getanzt.<br />
Weiterführende Literatur:<br />
Fenzl, Kristian (1997). Makonde. Linz: Edition Neue Galerie.<br />
CHF 600.- / 1 200.-<br />
(€ 420.- / 830.-)<br />
| 74
1729<br />
1729<br />
ZULU HUT<br />
Südafrika. Ø 56 cm.<br />
Provenienz: Schweizer Privatsammlung.<br />
Junge Zulu-Mädchen wurden nach der Pubertät itshitshi genannt. Sie<br />
liessen sich das Haar lang wachsen und warfen es, wenn es geschnitten<br />
werden musste, nicht weg sondern bewahrten es auf. Aus diesem langen<br />
Kopfhaar wurde der isicholo-Hut gefertigt, welcher als Mitgift unter den<br />
Familien des Brautpaars ausgetauscht wurde.<br />
Er war das Hochzeitsgeschenk des Bräutigams an seine Braut - aus ihrem<br />
eigenen Haar geflochten und mit rotem Ocker und Fett eingerieben.<br />
Vergl.:<br />
Ginzberg, Marc (2000). African Forms. Milano, Skira Editore. S. 232.<br />
CHF 2 000.- / 3 000.-<br />
(€ 1 390.- / 2 080.-)<br />
| 75
<strong>Afrikanische</strong> <strong>Kunst</strong><br />
1664<br />
1714<br />
1669<br />
| 76<br />
1656<br />
1687<br />
1678
1694<br />
1705<br />
1667<br />
| 77
G o l d i n d e R K u n S T W e S T a f R i K a S<br />
Sonderausstellung Juni bis august 2010<br />
Katalog erhältlich unter www.walu.ch<br />
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